Die landesfürstliche Ruine

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Reinhold Tappeiner in der Villa Prinz

„Keine Angst vor den Bergen“ Das Schnalstal als archäologische Modellregion. Informationsabend im ArcheoParc Schnals SCHNALS - Wieder wurde in Süd-

Reinhold Tappeiner in seinem Laaser Studio. LAAS/AYDOVSCINA/TRIEST - Die Reise in das romanisch-slawische Grenzland begann für den Laaser Künstler Reinhold Tappeiner mit der Teilnahme am „Premio Internazionale LYNX“ im Jahre 2017. Er war einer der 300 Künstler aus 35 Nationen, die Werke zu den „Sektionen Malerei, Fotografie, Digital-Art und Grafik“ einreichen konnten. Tappeiner war es ein Anliegen, seine graphische „Rückgewinnung der eigenen Körperlichkeit“ mit dem Zyklus „Essenz“ zu präsentieren. Die künstlerische Auseinandersetzung mit menschlicher Gebrechlichkeit wurde mit einem Final-Platz unter den ersten 10 Graphikern anerkannt und fand Eingang in eine Ausstellung mit Katalog der Galerie Lokarjevo in Aydovscina, Westslowenien. LYNX findet alle 2 Jahre statt; 2019 wurde der Kunstpreis erweitert. Im „Salone Regionale“ wurden Werke aus 5 regionalen „Kunsträumen“ Italiens zu einer eigenen Ausstellung herangezogen. Je 5 Kunst Schaffende aus „Calabria, Emilia-Romagna, Lombardia, Veneto und Trentino-Alto Adige“ wurden berücksichtigt. Reinhold Tapppeiner wird bis Ende Oktober die Region „Trentino-Südtirol“ in der Villa Prinz, Triest, vertreten. S

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DER VINSCHGER 36/19

tirols Archäologiemuseum mit Freilichtbereich ArcheoParc Schnals Bilanz gezogen und über Forschungen zum Thema „Hochgebirge als Wirtschafts- und Interaktionsraum prähistorischer Dorfgemeinschaften“ berichtet. Als Ehrengast konnte Museumsleiterin Johanna Niederkofler die Präsidentin des Südtiroler Museumsverbandes, Johanna Bampi, begrüßen. In zwei Kurzvorträgen blickten die Archäologen Hubert Steiner vom Amt für Bodendenkmäler und Andreas Putzer vom Archäologiemuseum Bozen auf die letzten Grabungsprojekte und Funddatierungen zurück. Bei den Forschungen im Schnalstal ging es immer um Antworten auf die Fragen, wann der Mensch begonnen hat, hochalpine Weideflächen zu nutzen, und welchen Einfluss er auf die Naturlandschaft ausgeübt hat. So wurden Seitentäler begangen und Fundstellen von der Jungsteinzeit bis in die Römerzeit entdeckt. Dazu wurden Pollenprofile entnommen, um das Einwirken der siedelnden Menschen festzustellen. Besonders in den Fokus geraten seien, laut Putzer, das Tisen- und Finailtal, wo eine durchgehende Besiedelung über mehrere Jahrtausende nachgewiesen werden konnte. „Das Interessante am Bereich um den Finailhof ist dort eine Siedlungskontinuität von 6.000 Jahren festgestellt wer-

Auch das ist Gletscherarchäologie: Ein südlicher Tiroler war mit einem Fahrrad italienischer Machart Richtung Obergurgl in Nordtirol unterwegs.

den“ so Putzer. Jetzt - im Projekt 2018 bis 2020 - gehe es darum, Datensätze zu erweitern und die Nutzung des Hochgebirges durch Dauersiedlungen im Schnalstal und im Vinschgau zu verstehen. Putzer meinte: „Das Schnalstal zeigt, dass das Hochgebirge seit jeher Teil des Wirtschaftsraumes ist, dass die Berge den Menschen keine Angst machen und keine Barrieren sind.“ In der Gletscherarchäologie habe man sich durch die späte Schneeschmelze auf Datierungsarbeiten konzentriert, erklärte Hubert Steiner. So wurden am 3.000 Meter hohen Langgrubjoch zwischen dem Matschertal und Kurzras aus der Kupferzeit

Vortragsabend im ArcheoParc mit Johanna Niederkofler, Andreas Putzer, Hubert Steiner und Johanna Bampi (v.l.)

ein seltener Gürtelhaken aus Holz und aus der Bronzezeit Dachschindeln gefunden. Niemand habe das für möglich gehalten, meinte Steiner, aber es weise auf die erstaunlich hohe Mobilität der damaligen Menschen hin. Ausführlich behandelte er die Funde vom Gurgler Eisjoch auf 3.134 Metern Höhe. Bekannt wurde das Joch durch den Schneeschuh aus der Jungsteinzeit. Bis in die 60er-Jahre gab es den Schafübertrieb nach Obergurgl und damit eine 6.000 Jahre währende Begehung. Bei der letzten Untersuchung habe man bearbeitete Holzstäbe aus Fichtenholz, Pfeilschäfte aus Hasel, eine Art Holzschaufel und Reste eines Holzschlittens aus dem Mittelalter gefunden. „Wir haben keine gute Antwort auf die Frage, was die Menschen bewogen hat, diesen Übergang in dieser bizarren Landschaft zu frequentieren“, stellte Steiner fest. Man könne gespannt sein, wie der von Andreas Putzer angestrebte Fundort im Pfossental mit dem Übergang am Gurgler Eisjoch zusammenhänge. GÜNTHER SCHÖPF


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