Brennpunkt

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Plauser Chronik neu aufgelegt

Hermann Wenter, Jürgen Klotz, Heinrich Kainz und Arnold Schuler (v.l.) PLAUS - 300 Seiten stark ist die Neuauflage der Plauser Chronik, die am 3. Dezember im Pixnerhaus in Plaus vorgestellt wurde. Es war Heinrich Kainz, der die „Chronik von Plaus und Birchberg“ seines Schwiegervaters Sebastian Ladurner weitergeschrieben und mit vielen Fotos bestückt hat. Herausgebracht hat die neue „Plauser Chronik von 1164 bis 2022“ der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus. Der Vereinsobmann Hermann Wenter bedankte sich bei Heinrich Kainz - er ist Gründungs- und Vorstandmitglied des Vereins sowie Ortsbeauftragter für Plaus - für seine wertvolle Arbeit. Die Plauser Chronik zeichnet die wechselvolle Geschichte und Entwicklung des Dorfes nach, und zwar von der

Vorgestellt wurde die „Plauser Chronik“ im Pixnerhaus.

Gründung bis heute. Um 1930 sagte man noch „Plaus die Stadt, die 7 Häuser hat“. Auf einschneidende und nicht immer leichte Entwicklungsphasen blickten bei der Chronik-Vorstellung die ehemaligen Bürgermeister Herbert Mantinger (1982-1985) und Arnold Schuler (1985-2008) zurück, während der amtierende Bürgermeister Jürgen Klotz an die Entwicklungen seit 2009 erinnerte. Schon allein die Tatsache, dass die Einwohnerzahl in den vergangenen 40 Jahren von 350 auf ca. 760 gestiegen ist, zeigt, dass sich das Dorf, das einst ein Sumpfgebiet war, stark entwickelt hat. Aber auch über weniger ruhmvolle Ereignisse wird in der Chronik berichtet, so etwa über das einst „zerstrittene Dorf“, über mehr als

sonderbare „Baugeschichten“ und über die schwierige Aufgabe des seinerzeit mit 22 Jahren jüngsten Südtiroler Bürgermeisters Arnold Schuler, „das kleine Plaus beieinander zu halten“, wie es damals die Wochenzeitschrift ff unter dem Titel „Die bekehrten Raufbrüder“ formulierte. „Heute braucht sich niemand mehr zu schämen, Plauser zu sein, im Gegenteil“, sagte Arnold Schuler. Heinrich Kainz bezeichnete die Chronik als eine Art Nachschlagewerk. Das Buch enthält die handschriftlichen Aufzeichnungen des Lehrers Sebastian Ladurner (bis 1990) und die Fortsetzung der Chronik von 1990 bis 2022 in Wort und Bild, wobei die Dorfentwicklung der vergangenen 30 Jahre sowie das Vereinsleben breiten Raum

Herbert Mantinger

einnehmen. Ebenfalls zu finden ist im reich bebilderten Band die interessante und aufschlussreiche Chronik von Pfarrer Friedrich Florineth, der von 1908 bis 1932 als Seelsorger in Plaus wirkte. Die Chronik-Vorstellung erfolgte mit Unterstützung des Bildungsausschusses Plaus. Eine Klarinettengruppe der Musikkapelle Naturns (Madleen Wenter, Gregor Abler und Kurt Ladurner) sorgte für musikalische Umrahmung. Unterstützt wurde die Herausgabe der Plauser Chronik vom Land (Abteilung Deutsche Kultur), der Gemeinde Plaus, der Raffeisenkasse Untervinschgau, dem Bildungsausschuss, dem Heimatpflegeverein Naturns-Plaus, der Pfarrei zum Hl. Ulrich und von Moser Speck. SEPP

LESERBRIEFE

Es ist noch ein langer Weg zu beschreiten! Trotz erhöhter öffentlicher Aufmerksamkeit, trotz Gesetzen wie dem „Codico rosso“, trotz Einführung neuer Straftatbestände und höheren Strafen nimmt die Gewalt gegen Frauen kein Ende. Seit Jahresbeginn hat es in Italien bereits 95 Frauenmorde gegeben. Leider ist das Patriarchat in unserer Gesellschaft so tief verwurzelt, dass es gewissermaßen eines ihrer Grundprinzipien darstellt. Es gilt, dieser Pseudokultur der männlichen Überlegenheit entgegenzuwirken. Denn sie führt zu Ungleichheiten in der Arbeitswelt, zum unzureichenden Zugang zu Führungspositionen, sowie zur fehlenden Aufteilung 10

DER VINSCHGER 22/22

der Aufgaben in Haushalt und Familie. Die formale Gleichberechtigung haben wir zwar inzwischen erreicht, jedoch sind wir aufgerufen, uns für die tatsächliche Gleichstellung zwischen Mann und Frau einzusetzen. Es gilt alle unsichtbaren Mechanismen der Unterordnung des Weiblichen unter das Männliche zu erkennen und zu bekämpfen. Diese finden sich nach wie vor in der medialen Darstellung. Und auch in der italienischen Sprache, welche die weibliche Form nur für rangniedrige Positionen kennt, während sie für Spitzenpositionen ausschließlich das Männliche verwendet. Gleichzeitig gibt es auch Gesetzeslücken, die dringend geschlossen werden müssen: Der „Codice rosso“ hat

wichtige neue Straftatbestände wie etwa den „Revenge porn“ eingeführt. Der Straftatbestand, der die Hassdelikte, darunter auch jene gegen Frauen vorsieht, muss aber noch das Licht der Welt erblicken. Diesbezüglich habe ich, auch in der neuen Legislaturperiode, bereits einen Gesetzentwurf vorgelegt. Dieser betrifft vor allem das Internet, wo der Hass und die Anstiftung zu diesem, vor dem Hintergrund der völligen Straffreiheit, ein absolutes Höchstmaß erreicht. Ein anderer Knackpunkt ist das Fehlen von ausreichenden vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz vor potentiellen Gewalttätern in der Strafprozessordnung. Die Staatsanwaltschaft und die Gerichtspolizei müssen die Befugnis erhalten, Beschul-

digte bei ernsthafter und unmittelbarer Gefahr von Gewalttaten in Haft nehmen zu können. Genauso wie es im Gesetzentwurf der Regierung Draghi vorgesehen war, welcher dem Senat zum Zeitpunkt der vorzeitigen Auflösung des Parlaments vorlag. Was es so schnell wie möglich braucht, ist ein Zusammenspiel von sozialen, kulturellen und strafrechtlichen Ansätzen, um die Gewalt gegen Frauen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Nur so wird es möglich sein, diese gesellschaftliche Fehlentwicklung zeitnah aus der Welt zu schaffen. SENATORIN JULIA UNTERBERGER (VORSITZENDE DER AUTONOMIEGRUPPE) ANLÄSSLICH DES „INTERNATIONALEN TAGES GEGEN GEWALT AN FRAUEN“; 24.11.2022


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