
17 minute read
Internationalismus als Erziehungsgrundsatz
from MAMPFLA 2023 Juli
Aus der ursprünglich englischen Pfadfinderorganisation entwickelte sich relativ früh eine internationale Jugendbewegung. Im Jahre 1912 unternahm Baden-Powell eine Weltreise, um Kontakte mit Pfadfindergruppen in anderen Ländern aufzunehmen. Die Reise führte ihn u.a. nach den USA, den westindischen Inseln, nach Japan, China, Australien, Südafrika, Neuseeland und Europa. Schon recht bald erkannte Baden-Powell, dass eine weltweite Jugendbewegung, die humanitäre Zielsetzungen verbindet, ein möglicher Weg zu einem dauerhaften Frieden zwischen den Völkern sein könnte. Heute sieht sich die pfadfinderische Erziehungsbewegung als Friedensbewegung im weitesten Sinne.
„Internationalismus“ kann in der Pfadfinderbewegung als Erziehungsgrundsatz gelten, denn bei internationalen Unternehmungen (Begegnungen, Projekten etc.) können sich Möglichkeiten für vielfältige Lernprozesse ergeben. „Internationalismus“ kann als Streben nach überstaatlicher oder übernationaler Vereinigung im Sinne eines mitmenschlichen Verbundenseins verstanden werden.
Advertisement
Internationale Begegnungen und Aktivitäten nehmen innerhalb der weltweiten Pfadfinderbewegung einen festen Platz ein; sie zielen im zwischenmenschlichen Bereich auf eine Förderung von Verständnis, Achtung, Toleranz und Verantwortung füreinander. Damit kann Pfadfinden einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Friedenserziehung leisten. „Internationales Lernen“ schließt auch eine tätige Solidarität (aktive Hilfeleistung) ein.
Internationales Lernen
„Internationalismus“ ist heute ein pfadfinderisches Wesensmerkmal, das eine selbsterzieherische Bedeutung besitzen kann. In der Pfadfinderbewegung werden neben den regelmäßigen internationalen Treffen (Jamboree, Rovermoot…) auch zu allen größeren Lagern Pfadfindergruppen aus anderen Ländern eingeladen. Bei solchen Begegnungen wird der Freundschaftsgedanke gelebt. Internationale Kontakte sind geeignet, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Sie schaffen die Möglichkeit, andere Standpunkte und Überzeugungen kennen- und verstehen zu lernen. Damit tragen sie zum Verständnis für Andere und zum Abbau von Vorurteilen bei. Eine weitere Möglichkeit internationaler Kontakte bieten Auslandsfahrten, bei denen Pfadfindergruppen besucht werden können. Sie ermöglichen den Gemeinschaften vor allem auch, andere Sitten, Bräuche, kulturelle Eigenheiten und religiöse Lebensweisen kennen- und tolerieren zu lernen. Hier wird der pfadfinderische Gedanke einer über alle sozialen, rassischen, religiösen und politisch-ideologischen Grenzen sich hinwegsetzende Freundschaft aller Pfadfinder praktiziert. Das Wecken des Verständnisses für das Existieren von unterschiedlichen nationalen Eigentümlichkeiten trägt zum Abbau von falschen Vorstellungen und vielleicht bestehenden Voreingenommenheiten und Feindbildern bei. aus „Pfadfinden“ von Hans E. Gerr
Wollen Pfadfinderinnen und Pfadfinder konsequent nach der vierten Pfadfinderregel leben, so darf sich „Internationalität“ nicht ausschließlich in einer weltweiten Kontaktpflege erschöpfen. Internationales Lernen schließt auch das aktive Angehen universeller Probleme ein.
Da „Pfadfinden“ „Auf-dem-Weg-sein“ bedeutet, heißt das, auf die gegenwärtige Situation übertragen, dass die Pfadfinderbewegung - dem Aktivitätsprinzip entsprechend - einen aktiven Beitrag zur Lösung der weltweiten Probleme leistet.
Universelle Probleme zeigen sich heute u.a. im Hinblick auf die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, bezüglich des Schutzes von Minderheiten (gesellschaftliche Randgruppen u.a.) und hinsichtlich der desolaten Situation in Ländern der Dritten Welt (Hunger und Elend aufgrund der weltwirtschaftlichen Entwicklung etc.). Für Pfadfinder eröffnen sich in diesen Problembereichen eine Fülle von Betätigungen. Heute sind viele Pfadfindervereinigungen an Entwicklungsprojekten in Ländern der Dritten Welt beteiligt.
Durch solidarisches Handeln könnte „Pfadfinden“ innerhalb der eigenen Bewegung zur Friedenserziehung beitragen.
Pfadfindererziehung ist letztlich Erziehung zum „Menschsein“.
Die Geschichte der Jamborees
Die Herkunft des Wortes „Jamboree“ ist ungewiss – der „Brockhaus“ spricht von einem „internationalen Pfadfindertreffen“, das „Fremdwörterlexikon“ versteht darunter ein „Treffen der Pfadfinder, Zusammenkunft“ und das „Österreichische Wörterbuch“ definiert „Jamboree“ als „Zusammenkunft (Treffen) der Pfadfinder“. Nach pfadfinder-romantischer Auslegung stammt die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes aus dem Dialekt nordamerikanischer Indianer und bedeutet „friedliches Treffen verschiedener Stämme“ und wurde deshalb von Baden-Powell für Pfadfinder-Treffen verwendet. In einem anderen Dialekt bedeutet Jamboree „Jahrmarkt“. Olave Baden-Powell hat den Namen einmal zurückgeführt auf die Vereinigung von „Corrobee“ (womit die australischen Eingeborenen einen Volkstanz bezeichnen) und
Jamboree
„jaming together“ (zusammenscharen). Vor dem ersten Jamboree 1920 war der Begriff „Jamboree“ ein Wort aus dem amerikanischen Slang und stand für „a noisy revel, carousel or spree“ – also ein lautes Feiern, ein Saufgelage oder eine Orgie. Baden-Powell selbst hat das Wort bereits 1919 in einem Gespräch mit der Zeitung „The Scout“ so definiert: „JAM - das ist ein Gemisch, eine Menge eben, so wie eben ein Jamboree, und wenn eine Sache gut ist, kommt ein regelrechtes Gemisch von Leuten zusammen, um es zu sehen und sich daran zu erfreuen. BORE? – wenn es eine gute Sache ist, wird dir dabei nicht langweilig (to be bored). Aber ihr werdet nicht widerstehen, öfter hinzugehen, so werden euch die Kosten ein Loch in die Tasche reißen (to bore). BORE könnte aber auch von „Boreas“ kommen, einem Wirbelwind, und das Jamboree wird ein Sturm der Freude sein.
Unabhängig von der Bedeutung des Wortes ist ein Jamboree ein Pfadfinderlager mit internationaler Beteiligung aus möglichst allen Ländern der Welt, in denen es Pfadfinder gibt, das alle vier Jahre stattfindet und von WOSM veranstaltet wird. Seit 1983 dürfen auch Pfadfinderinnen an Jamborees teilnehmen, allerdings nur aus Ländern mit einem fusionierten Verband.

Einer der Hauptgründe für die Einführung der Jamborees war für Baden-Powell die Freundschaft: „Ich will, dass jeder Bub beim Jamboree täglich eine neue Freundschaft mit einem Buben eines anderen Landes schließt. Diese Freundschaft soll von ihm weitergepflegt werden, und die Freunde sollen sich gegenseitig besuchen.
Ernest Edwin Reynolds, Baden-Powell-Biograph und offizieller Pfadfinder-Berichterstatter, schrieb 1947 über die Gründe für ein Jamboree:
„Erstens, unsere Pfadfinder aus der ganzen Welt zusammenzubringen und so das Gefühl von Einigkeit und Freundschaft zu stärken.; Zweitens, Erfahrungen auszutauschen und so die höchst möglichen Werte aus unserem Programm zu erzielen; Drittens (aber weit nach den ersten beiden), die Öffentlichkeit zu interessieren und zu erziehen.“
Ein Jamboree lebt von seiner Größe. Das ist sicher auch eines der wesentlichen Merkmale, welches es von normalen Pfadfinderlagern unterscheidet. Vielleicht ist die Bezeichnung ,,Pfadfinderlager“ nicht so ganz zutreffend. Pfadfinderfestival wäre wohl der bessere Ausdruck.
Von jedem Lager, auch von jedem Jamboree gibt es eine Vielzahl von Geschichten und zwar genau so viele wie es Teilnehmerinnen und Teilnehmer gibt.
1920: Erstes Weltjamboree
1916 hatte Baden Powell vorgeschlagen, das zehnjährige Bestehen der Organisation 1918 mit einem Festival zu feiern. Wegen des Krieges gab es einige Verschiebungen, doch schließlich organisierte man ein großes Treffen für 1920. 18.000 Pfadfinder aus 34 Ländern nahmen am ersten Jamboree teil, aber auch Tiere, so ein Krokodil aus Jamaica, Affen aus Südafrika und ein junger Löwe aus Rhodesien.
Das erste Jamboree war weit weniger ein Großlager, als eine riesige Ausstellung mit Darbietungen, fast vergleichbar mit einer Messe. Die Darbietungen umfassten Tänze, Geschicklichkeitsspiele aller Art, historische Darstellungen und eine Ausstellung des gerade ein Jahr bestehenden Gilwell-Parks, die vor allem die Führer faszinierte. Die Gegend von Richmond, ein alter Wildpark, der als Lagerplatz diente, wurde von typischem Pfadfinderwetter heimgesucht – die Themse trat über die Ufer, die Pfadfinder wurden in Schulen und Privathäusern untergebracht. Am Ende dieses Meilensteins in der Pfadfindergeschichte am 6.8. wurde Baden Powell zum „Chief Scout of the world“ ausgerufen. Diese Ehrung war nicht geplant gewesen und entsprang einer spontanen Idee. BiPi rief in seiner Schlussrede zu weltweitem Pfadfindergeist auf, Friede und Hoffnung in die Welt hinauszutragen.
1924 war Dänemark Gastgeber mit 4.549 Pfadfindern aus 36 Ländern. Das Jamboree fand in Ermelunden in der Nähe von Kopenhagen vom 10. bis 17.8. 1924 statt. Nach dem Lager bestand die Möglichkeit zu einer Woche Gastfreundschaft bei dänischen Familien. Österreichische Pfadfinder nahmen erstmals an einem Jamboree teil und erreichten in der Gesamtwertung den sechsten Rang und in den Kategorien Singen und Schwimmen die Weltmeisterschaft. Sintflutartige Niederschläge machten eine Evakuierung für eine Nacht notwendig. Auf diesem Jamboree begann auch die Tradition, Abzeichen und ganze Uniformen zu tauschen (Swapping) und sich gegenseitig zum Tee einzuladen, auf den heutigen Jamborees eine Selbstverständlichkeit.
1929: Das „Coming-of-Age-Jamboree“
Nach dem zweiten Jamboree hatte man die Entscheidung getroffen, alle vier Jahre ein Jamboree in einem anderen Land stattfinden zu lassen. Dennoch fand das Jamboree in England statt mit der Begründung, dass die Pfadfinderbewegung „mündig“ geworden ist. Da dies mit 21 Jahren der Fall war, wäre 1928 das entsprechende Jahr gewesen. 1929 markierte jedenfalls 21 Jahre des Buches „Scouting for Boys“.
Am „Mündigwerdungsjamboree“ nahmen 50.000 Pfadfinder aus 69 Nationen teil. Schlechtes Wetter machte auch dieses Jamboree zum „Mudboree“, zum Schlammjamboree. Baden Powell wurde vom König geadelt und er wählte den Namen Baden-Powell of Gilwell. Bei der Abschlussfeier des Jamborees begrub BiPi symbolisch ein Kriegsbeil. In seiner Rede erklärte er den Goldenen Pfeil als das neue Pfadfindersymbol des Friedens, den die Pfadfinder in alle Welt verbreiten sollten.

1933: Das einzige Jamboree im „Osten“
Ungarn war das Gastgeberland und in Gödöllö nahmen 25.792 Pfadfinder aus 48 Ländern teil. Symbol war der weiße Hirsch von Ungarn. Der Lagerchef Paul Teleki bezeichnete das Lager als „Jamboree der Weltkrise“. Adolf Hitler hatte mehrere Beobachter der Hitlerjugend entsandt und statt italienischen Pfadfindern reisten faschistische „Balillas“ an. In Gödöllö waren 15 verschiedene Religionen vertreten und zum ersten Mal nahmen Luftpfadfinder teil. Erstmals wurden Gedenk-Pfadfinder-Briefmarken herausgegeben. Ein eigenes „Taubstummenlager“ war eingerichtet worden. Nach dem Jamboree lagerten Pfadfinder aus mehreren europäischen Ländern in Tirol und 100 Hirschlederhosen wurden von den beeindruckten ausländischen Pfadfindern erstanden, die schon am Jamboree ein beliebtes Tauschobjekt gewesen waren.
In Vogelenzang Bloemendaal/Niederlande fand das fünfte Weltjamboree statt. 28.750 Pfadfinder aus 55 Nationen nahmen daran teil. Symbol des Jamborees war der Jakobsstab. Auch bei diesem Jamboree wurde eine Lagerzeitung herausgegeben und über 225.000 Exemplare gedruckt. Das Jamboree war geprägt von der Mannigfaltigkeit der Nationen. Baden Powell war 80 Jahre alt als er sich in seiner Abschiedsrede von den Pfadfindern verabschiedete. „Für mich ist nun die Zeit gekommen, lebe wohl zu sagen. Ich möchte, dass ihr glückliche Leben führt. Viele von uns werden einander in dieser Welt nicht mehr treffen………. Die meisten von euch stehen am Anfang ihres Lebens und ich wünsche mir, dass eure Leben glücklich und erfolgreich sind. Ihr könnt sie so gestalten, indem ihr euer Bestes tut, das Pfadfindergesetz immer und überall hin zu verbreiten…. Nun lebt wohl, Gott segne euch alle.“ BiPi starb am 8.1.1941. Dieses Jamboree stand bereits stark unter dem Eindruck des drohenden Krieges, was sich auch an den geringen Teilnehmerzahlen zeigte.
1947: Wiederauferstehung der Pfadfinder
In den Jahren des II. Weltkrieges ruhten die internationalen Aktivitäten der Pfadfinder. In vielen Ländern waren sie überhaupt verboten worden. In den Jahren nach 1945 begann ein mühevoller Wiederaufbau. Frankreich war schon während des Krieges darüber informiert worden, nach dem Krieg ein Jamboree zu veranstalten. Es war das Jamboree des Friedens, das in Moisson, 60 km von Paris stattfand. 24.152 Pfadfinder aus 69 Ländern nahmen teil, Freunde und ehemalige Feinde, 213 im Exil lebende Pfadfinder lebten alle zusammen einen neuen Anfang. Das letzte Jamboree lag schon 10 Jahre zurück und es sollte eine brüderliche Lagergemeinschaft werden als Signal der Jugend für den ersehnten Frieden in der Welt. Als selbständige Gruppe nahm auch der ukrainische Pfadfinderbund teil, der im eigenen Land beinahe illegal existierte. Auch Pfadfinder aus Ungarn und der Tschechoslowakei nahmen am Jamboree teil, bald darauf wurde in diesen Ländern die Pfadfinderbewegung verboten. Ein für das Jamboree eigener Bahnhof mit 17 Geleisen wurde gebaut, 5075 Rover und 1295 Ranger halfen während des Lagers tatkräftig mit.
In zwei besonderen Unterlagern lagerten behinderte Pfadfinder, die ihre Behinderung zum größten Teil durch den Krieg erlitten, und „Displaced Persons“, die durch den Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Auch Wasserpfadfinder nahmen am Jamboree teil. 270 Sonderzüge transportierten 143.000 Passagiere…. Österreich war mit einem Kontingent von 217 Pfadfindern vertreten. Ermöglicht hat die Teilnahme österreichischer Pfadfinder eine Spende von 60.000 Schillingen durch den französischen Hochkommissar General Bethouard. Als die Schweizer Pfadfinder erfahren hatten, dass die österreichischen Pfadfinder wegen Devisenschwierigkeiten kaum Taschengeld hatten, veranstalteten sie eine Sammlung, die einige tausend Franken ergab. Die Amerikaner halfen mit Zeltmaterial und Ausrüstung und je einer Tafel Schokolade. Bei diesem Jamboree galt der Altersrahmen für jugendliche Teilnehmer von 14 bis 18 Jahre, Symbol des Jamborees war der Halstuchknoten.
1951: Österreich lädt ein
1951 stand Österreich im Mittelpunkt des Pfadfinderweltgeschehens. Das siebente Jamboree fand mit 12.884 Teilnehmern aus 61 Nationen auf dem ehemaligen Golfplatz von Bad Ischl statt. Das Symbol des „Jamborees der Einfachheit“ war die Maultrommel.


Jamboree

Sieben Türme wurden in weniger als einer Minute errichtet, jeder zur Erinnerung an die bisherigen Jamborees. Zum ersten Mal waren die deutschen Pfadfinder in der Lage an einem Jamboree teilzunehmen und international anerkannt zu werden.
Nachdem das Lagergelände von schwerem Regen total aufgeweicht war, wurden große internationale Schlammrennen zur täglichen Attraktion. Das Jamboree wurde in „Schlammboree“ umbenannt. Für die religiöse Betreuung waren unter anderem 120 katholische Priester täglich anwesend. Lady Baden Powell meinte zum Abschluss: „Die Österreicher haben in ihrer Bescheidenheit das Weltpfadfindertreffen Jamboree der Einfachheit genannt, es war aber ein Jamboree der Freude, eine Stadt des Lächelns.“
Erstmalig musste auf einem Jamboree kein Todesfall beklagt werden. Rankweiler Pfadfinder haben zum ersten Mal an einem Jamboree teilgenommen.
Die Organisation des Jamborees erfolgte in Patrullen zu 8 Mann und einem Führer. Ein vollständiger Trupp bestand aus einem Feldmeister, zwei Hilfsfeldmeistern, einem Kornett und vier Patrullen zu je 8 Pfadfindern. Das achte Jamboree brachte einen Gewinn von 16.000 Dollar.
1955: Jamboree zum ersten Mal außerhalb Europas
In Kanada fand das „Jamboree neuer Ausblicke“ mit 11.139 Teilnehmern aus 71 Nationen statt. Dieses Jamboree brachte etliche Neuerungen. Nur auf Holzkohle konnte gekocht werden, das Fernsehen war erstmalig zu Gast und der Hurrikan „Connie“ suchte das Lager heim.
Vor 100 Jahren wurde Baden Powell geboren, vor 50 Jahren hatte die Pfadfinderbewegung auf der Insel Brownsea ihre Geburtsstunde und daher wurde in England im Sutton Park bei Birmingham das bisher größte Jamboree mit 35.000 Pfadfindern aus 83 Nationen veranstaltet. Gleichzeitig fand das „Welt-Rovermoot“ und ein internationales Führerlager („INDABA“) statt. Das Symbol des Jamborees war die Pfadfinderlilie inmitten der Tudorrose.
Eines nachts erreichte ein fürchterliches Unwetter das Lagergelände, das „Jamborain“ genannt wurde. Das Jubiläumsjamboree ging unter dem Namen JIM („Jamboree-Indaba-Moot) in die Pfadfindergeschichte ein.
Der Tagesablauf verlief nach strengen Regeln, so wurde durch eine Rakete die Flaggenparade angekündigt, die somit bei allen Nationen gleichzeitig stattfand.
Es war ein außergewöhnliches Jubiläum.
1959: Ein Jamboree mit asiatischem Flair
12.203 Pfadfinder aus 44 Nationen lagerten am Fuße des Mount Makiling auf den Philippinen. Das Thema des zehnten Jamborees war: „Heute bauen wir die Zukunft“. Dieses Jamboree ging in die Geschichte als Bambusjamboree“ ein, da die hauptsächliche Behausung aus Bambushütten bestand und von den Lagertoren bis zu den Essstäbchen fast alles aus Bambus war. Die erlebte Freundschaft auf diesem Jamboree vermittelte den Eindruck, dass man tatsächlich an einer guten Zukunft baue.
1963: Ein Jamboree in Hitze und Staub

Auf dem historischen Schlachtfeld von Marathon fand das Jamboree mit 14.000 Teilnehmern aus 88 Nationen statt. Das Lagermotto war „Higher and wider“ („nach höheren und weiteren Zielen streben“). Als Lagerabzeichen wurde der boeotische Schild gewählt, der den Schutz des Pfadfinders gegen die Fährnisse des Lebens symbolisiert. Das Jamboree wurde von einer Katastrophe überschattet. Das komplette Kontingent aus Philippinen (24 Pfadfinder) kamen bei der Anreise durch einen Flugzeugsabsturz ums Leben. Zum Gedenken wehten die Fahnen auf diesem Jamboree auf Halbmast. Aufgrund der großen Hitze mussten die Zelte mit Sonnensegel versehen werden und es wurde von 12 bis 15 Uhr eine tägliche Mittagsruhe angeordnet.
1967: Zum zweiten Mal in Amerika
Im Farragut State Park Idaho (USA) fand das zwölfte Jamboree mit 12.011 Pfadfindern aus 105 Nationen statt. Zum ersten Mal waren mehr als 100 verschiedene Nationen vertreten.

Jamboree
Das Abzeichen des Jamborees zeigt die Lilie über dem Mount Borah, dem höchsten Berg in Idaho über dem grünen Wald, der diese Landschaft kennzeichnet. Das Seil und die Doppelschlinge symbolisierten die weltweite Bruderschaft der Pfadfinder. Das Thema des Jamborees war „Für Freundschaft“ („For Friendship“).
1971: Ein Jamboree im Land des Lächelns
In den Asagiri Heights in Japan, 150 Kilometer westlich von Tokio fand das 13. Weltjamboree mit 23.758 Pfadfindern aus 87 Nationen am Fuße des Mount Fuji statt. Thema war diesmal „For understanding“. Mittlerweile gab es auf der Welt 12 Millionen Pfadfinder und 5 Millionen Pfadfinderinnen.
Erstmals wurde das „Wide game“ durchgeführt. Jeder Pfadfinder erhielt einen Zettel mit einem Buchstaben und musste Pfadfinder aus anderen Nationen suchen und mit diesen das Wort „So-na-e-yo-tsu-neni“ (die japanische Fassung von „Allzeit Bereit“) formen. Am 4. August setzte ein Taifun ein, der drei Tage das Lager unter Wasser setzte. 16.000 Pfadfinder mussten evakuiert werden. Der Wiederaufbau des Lagers erfolgte bei schönem Wetter und die Abschlussfeier endete mit einem Riesenfeuerwerk.
1975: Fünf Länder-ein Jamboree
Das vierzehnte Jamboree wurde von Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Island veranstaltet. Das Motto war passenderweise „Five fingers-one hand“ in Anlehnung an die 5 Länder und an die 5 Religionen des Weltpfadfindertums. Am Mjosasee bei Lillehammer trafen sich 17.259 Pfadfinder aus 91 Nationen. Populär wurde das bestens organisierte Jamboree durch den Namen „Nordjamb 75“. Obwohl diese Jamboree offiziell das letzte ohne Pfadfinderinnen war, nahmen jedoch etliche Mädchen daran teil.
Seit dem Nordjamb 75 gibt es ein sogenanntes „Join-in-Jamboree“, „ein Jamboree zum Mitmachen“. Da nur weniger als 0,1 Prozent der aktiven Pfadfinder der Welt an einem Jamboree teilnehmen können, kam die Idee auf, den Daheimgebliebenen ein Programm anzubieten.
1979: Weltjamboreejahr
In der Stadt Neishaboor in der Nähe von Mashad im Iran sollte das fünfzehnte Jamboree stattfinden. Politische Ereignisse verhinderten deren Durchführung. Anstelle des Jamborees rief das Weltbüro das „Weltjamboreejahr“ aus, um den Geist des Jamborees tausendfach zu multiplizieren. In diesem Jahr fand eine große Zahl von internationalen Großlagern statt.
Geschichte
Das Symbol „Five fingers on hand“ bilden tausende Pfadfinder und Pfadfinderinnen beim Jamboree 1975 in Lillehammer/Norwegen
1983: Erstmals mit Mädchen
Das fünfzehnte Jamboree fand in Kananaskis Country in Alberta/Kananda, in der Nähe von Calgary in den Rocky Mountains statt. 14.752 Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus 97 Nationen nahmen an diesem Jamboree teil. Das Thema des Jamborees „The spirit lives on“ markierte das Ende der Feiern des 75jährigen Bestehens der Pfadfinderbewegung. Erstmals durfte aus Umweltschutzgründen kein offenes Feuer entzündet werden.

1987/88: Ein Jamboree im Winter
Das sechzehnte Jamboree fand im australischen Cataract Scout Park mit 14.434 Pfadfindern und Pfadfinderinnen aus 84 Nationen statt. Das Motto dieses Jamborees war „Bringing the world together“. Es gab auch vier Tote: Zwei amerikanische Pfadfinder starben bei einem Verkehrsunfall, ein Taiwanese wurde Opfer eines Haies und ein deutscher Pfadfinder verirrte sich in der Wüste und konnte nur noch tot gefunden werden.

1991: Im Land der Morgenröte

Im siebzehnten Jamboree feierten über 20.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus 135 Nationen im Soraksan-Nationalpark in Südkorea. Es war das Jamboree, an dem die meisten Nationen teilnahmen, erstmals Pfadfinder aus Russland, den baltischen Staaten und 109 Pfadfinder aus Tschernobyl. 46 Nationen waren nur durch einen Pfadfinder vertreten. Die Organisatoren wollten möglichst viele Nationen dabei haben und zahlten den Vertretern dieser Länder das Jamboree als auch die An- und Abreise. Unglücklicherweise hatte eine Woche vor Lagerbeginn ein Taifun fast die komplette Infrastruktur zerstört und dadurch war die Armee zu pausenlosem Einsatz gezwungen. Die Unterlager waren nach den bisherigen Jamborees benannt und aus Bad Ischl wurde „Batshill“, was der Begeisterung keinen Abbruch tun konnte. Das Motto dieses Jamborees war: „Many Lands, One World“. Nach der anschließenden Rundreise geriet das österreichische Kontingent in einen Taifun, der keine Pfadfinder aber doch 25 Menschenleben forderte.

1995: Das bringt die Zukunft
„Future is now“ war das Motto des achtzehnten Jamborees in Dronten/Niederlande. 30.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen nahmen daran teil. Die Rankweiler Pfadfindergruppe hatte das erste Gruppenlager in Reichenstein/ÖO verbracht und anschließend fuhren mehrere Leiter und Leiterinnen aus Rankweil zu diesem Jamboree, von dem sie begeistert erzählten.
Die bisherigen Beschreibungen der Jamborees wurden der Dissertation: „Die Geschichte der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs im internationalen Kontext“ von Dr. Thomas Ertlthaler übernommen.
1998/99: Manana, ein Zauberwort in Chile
31.534 Pfadfinderinnen und Pfadfinder nahmen am 19. Weltjamboree in Chile teil, darunter 20 (!) aus Rankweil. Arbeitseinsätze bei der Firma Rauch, organisiert von Elternratsobmann Sepp Schwab und Klaus Preg machten dies möglich. 158 Nationen waren bei diesem großen, bunten, beeindruckenden und begeisternden Ereignis vertreten. Im ersten Jamboree in Südamerika steckten 3 Jahre Vorbereitung, 6.000 Helfer und 25 Millionen Dollar waren nötig um das Jamboree zu organisieren. Das 3.000 Hektar große Gelände in Picarquin, 60 km von Santiago entfernt, war in zwei Ringen aufgeteilt, in denen tausende Zelte standen. Höhepunkt des Lagers war die gemeinsame Silvesterfeier. Da die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus aller Herren Länder kamen und in jedem Land zu einem anderen Zeitpunkt der Jahreswechsel stattfand, wurde über viele Stunden Silvester gefeiert.
Es war heiß, sehr heiß. 320.000 Liter Eis wurden verbraucht, zehn Liter pro Kopf, sechsmal so viel wie bei den olympischen Spielen 1992. 1.600 Fahnen wurden gehisst, die von den Trupps mitgebrachten nicht mitgezählt. Das Motto des Jamborees war „Building Peace Together“, das inoffizielle Lagermotto „Manana“ was „morgen“ heißt und damit meint „Vergiss es, heute nicht, aber vielleicht morgen“.
2003: Im Land des Lächelns
Das Jamboreegelände lag drei Autostunden von Bangkok entfernt am Meer. Über 30.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen erfüllten sich den Traum an einem Jamboree teilzunehmen. Das Jamboree-Logo zeigt ein typisches Thaidach mit der Weltlilie im Zentrum. Es symbolisiert Thailand als Gastgeberland des Welttreffens. Der Giebel in A-Form weist auf die Entwicklung von Traditionen und Kulturen sowie die Weitergabe wertvoller Kulturdenkmäler von Generationen zu Generationen hin.
Aus der Botschaft von Vaclav Havel, Schriftsteller und Präsident der tschechischen Republik, an die tschechischen Pfadfinder:
Liebe jungen Freunde, Pfadfinder und Pfadfinderinnen
Ihr fahrt zum 20. Welt-Pfadfinder-Jamboree um euch dort unter dem Motto „Share our world, Share our cultures“ zu begegnen.
Ich bin davon überzeugt, dass Scouting als größte weltweite Bewegung für junge Menschen die Fähigkeit hat, ihren Mitgliedern die globale Dimension des Lebens auf der Erde besser verständlich zu machen.
Ihr habt nicht nur die Gelegenheit, euch durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu bereichern und die praktischen Auswirkungen in der sich heute unvorhersehbar, entwickelnden Welt kennen zu lernen, sondern auch nach Wegen zu suchen, Menschen verschiedener Kulturen, religiösen Traditionen und Regionen zusammenzubringen.
Darum befähigt Scouting Millionen junger Menschen sich für die Welt in der wir leben verantwortlich zu fühlen.
Die Zeit hat die im Pfadfinderversprechen enthaltenen Prinzipien der Pfadfinderbewegung bestätigt. Sie haben wiederholt gezeigt, dass sie sogar der Ungnade mächtiger Männer dieser Welt widerstehen können.
Das Beispiel dafür ist mein Land, wo die Pfadfinderbewegung drei Mal unterdrückt war und ungeachtet dessen es fertig brachte, drei Mal wieder zu wachsen und ihre Aktivitäten neu zu beginnen.
Dies ist gerade ein weiterer Grund dafür, warum ich mich darüber freue, dass ein Kontingent von 70 tschechischen Pfadfindern und Pfadfinderinnen erneut frei zu ihrer Weltfamilie gehören. Ich glaube, dass die Beziehungen, die ihr hier schließt, zu lebenslangen Freundschaften führen können.
Ich wünsche euch allen ein erfolgreiches Welt-Jamboree und ich wünsche der gesamten Pfadfinderbewegung Erfolg bei ihrer Arbeit und ihren Aktivitäten.
Euer Vàclav Havel
2007: One World, One Promise
Dieses Motto stand für das 21. Jamboree in Chelmsford in Essex, England. 40.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen feierten das 100-jährige Bestehen unserer Bewegung. 40 (!) Jugendliche, 3 Leiter, 7 IST (International Service Team) aus Rankweil, also 50 Pfadfinder und Pfadfinderinnen waren an diesem Jubiläumsjamboree dabei. Am 1. August, dem Tag des Halstuches fand auf dem Jamboree die „Sunrise Ceremony“ statt.
Dazu ein Bericht von Susla, Moni, Eva und Sabrina:
„Wow… hört ihr den Jambosong? Seht ihr die vielen violetten WOSM-Flaggen? Seht ihr die Friedenstauben? Hört ihr BiPi`s Abschiedsbrief von seinem Enkel vorgelesen? Fühlt ihr diese Atmosphäre, die Spannung, die in der Luft liegt? Denkt ihr dasselbe, wie alle hier in der Arena? Do you have the spirit?
Nachdem wir uns von den neuen Freunden „good night“ wünschen haben lassen, schlüpfen wir glücklich in unsere Schlafsäcke, lauschen noch ein Weilchen dem Stimmenwirrwarr anderer Nationen und schlafen schließlich ein.“
Um allen in unserer Gruppe ein wenig vom „Jamboreefeeling“ zu vermitteln, haben wir am 25. November einen Jamboreeabend mit hunderten Bildern veranstaltet, der manchem, wenn auch nur ein wenig ahnen hat lassen, was ein Jamboree für Pfadfinder und Pfadfinderinnen bedeutet.
Mehr als 30.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus 152 Nationen trafen sich zum 23. Weltjamboree unter dem Motto: „Wa-a Spirit of Unity“. Vor der imposanten Eröffnungszeremonie flog die japanische Luftwaffe mit ihren Jets eindrucksvolle Figuren und Formationen, 40 Grad im Schatten erforderten oftmals Abkühlung im pazifischen Ozean, der an das Lagergelände angrenzte. Trotz der Hitze wurden die einzelnen Module, wie Natur, Science, Cultural und das Food-Festival etc. vor allem aber die internationale Gemeinschaft zu einem unvergesslichen Erlebnis.
2011: Simply Scouting
Dieses Motto wurde für das 22. Weltjamboree in Rinkaby Schweden gewählt. 40.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen nahmen an diesem begeisternden Lager teil, davon 50 aus Rankweil (36 Jugendliche, 2 Patrullenbetreuer und 12 IST, die Besucher nicht mitgerechnet). 2 Pfadfinderpaare, eines aus Österreich heirateten auf dem Jamboree.


2019: Ein Jamboree der Superlative
Das 24. Weltjamboree fand im Summit Bechel Scout Reserve in West Virginia/USA statt.

Drei Länder, Kanada, USA und Mexiko organisierten das Jamboree. Mit Abenteuer, Natur und Nachhaltigkeit wurde ein gigantisches Programm geboten. Unter dem Motto „Unlock a new world“ trafen sich 45.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus 150 Ländern der Welt. In 6 Basislagern, 22 Subcamps war der 43 km² große Lagerplatz unterteilt. 300 km² Nationalpark konnten zusätzlich für das Programm genutzt werden. Zwei Rankweiler Pfadfinderinnen schreiben:
„Als ich auf dem Lagerplatz in West Virginia ankam, hatte ich schon das Feeling. Das Opening und Closing war mein absolutes Highlight. Unter anderem auch andere Pfadis von der ganzen Welt kennen zu lernen. Leider ging die Zeit so schnell vorbei, trotzdem werde ich dieses Erlebnis niemals vergessen.“
Gut Pfad, Jenny
„Meine persönlichen Highlights waren die Opening und die Closing Ceremony, weil sich da alle 50.000 Pfadfinder auf einer Wiese trafen und es einfach eine unbeschreibliche Stimmung mit coolen Programmpunkten, wie zum Beispiel Pentatnix, einer Drohnen- und Lasershow und vielem mehr war! Auch der Cultural Day war eine coole Erfahrung, weil man bei anderen Ländern traditionelles Essen probieren konnte und auch etwas über die Kulturen in den jeweiligen Ländern erfuhr. Das Feeling auf einem Jamboree zu beschreiben ist eigentlich kaum möglich, weil man den Jamboree-Spirit live erleben muss!“
Gut Pfad, Amelie
2023: Korea
„Draw your dream“ wird das Motto des 25. Weltjamborees in Südkorea sein, an dem 11 Jugendliche und 13 Erwachsene (IST) aus Rankweil teilnehmen werden. Jedes Land hat für jedes Jamboree ein eigenes Kontingentabzeichen. Die Vorfreude auf das Jamboree ist riesig und wir wünschen allen Teilnehmern unvergessliche Tage im Jamboree.





100 Lose verkauft
90 Lose verkauft