Geschichte des Zweirads

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MV Agusta 175 CSGT, 1956, I, 172 ccm, 8 PS, 100 km/h, Motor: 1 ohc. Typisches italienisches Motorrad der Mittelklasse aus den 50er Jahren. Alfonso Porzio. MV Agusta – Giovanni Augusta gründete in Cascina Costa bei Samarate 1907 Italiens erste Flugzeugfabrik. 1927 wurde mit der Fabrikation von Motorrädern begonnen. Domenico Agusta, der Sohn Giovannis, verselbständigte die Motorradproduktion 1945 in Verghera bei Samarate als Meccanica Verghera Agusta, kurz M.V. Agusta, und entwickelte die Marke sehr erfolgreich als Sportgerät und als beliebtes Motorrad. Zwischen 1952 und 1974 belegten MV Agustas 38 Fahrerweltmeistertitel in verschiedenen Motorradklassen. Die Modellvielfalt der MV Agusta- Motorräder in den 1950er-Jahren ist Zeugnis des wirtschaftlichen Aufschwungs in Italien. Zur gleichen Zeit, 1957, erschütterte der Marktauftritt des Fiat 500 die Motorradbranche heftig – die Menschen konnten sich nun plötzlich das eigene Auto leisten. Kostendruck und Sortimentsbereinigung waren die Folgen für die Motorradmarken. MV Agusta brachte zum Beispiel 1958 mit dem Ottantare ein preisgünstiges Modell mit einem 83 ccm-Viertaktmotor, 3 Gängen und einer Leistung von 3,7 PS auf den Markt. Aufgrund der stetig sinkenden Nachfrage nach Motorrädern geriet MV Agusta in finanzielle Schieflage und musste 1980 die Produktion einstellen. 1992 kauften die Brüder Gianfranco und Claudio Castiglioni die Marke MV Agusta und verhalfen ihr 1999 mit dem Superbike MV Agusta F4 zu einem Comeback. Seit 1999 nennt sich die Castiglioni-Gruppe MV Agusta Motor. Nachdem das MV-Agusta-Museum in Gallarate in den späten 1980er-Jahren geschlossen wurde, öffnete im Jahr 2002 das neue in Cascina Costa seine Türen, dort, wo fast 100 Jahre zuvor Giovanni Augusta Flugzeuge zu bauen begann. 79


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