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Unter Pappeln, Folge 89 92

fen mit einigem Recht behaupten, dass die 1974 eingeführte 2. Bundesliga zu ihrem Revier zählt. In der ewigen Zweitligatabelle rangieren die 98er auf Platz 9, sowohl bei den absolvierten Spielen wie auch bei der Punktausbeute. Von den aktuellen Kontrahenten liegen lediglich St. Pauli, Hannover und Karlsruhe in beiden Kategorien vor Darmstadt 98.

Unter dem Radar

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Warum aber werden die Lilien hartnäckig unterschlagen, wenn medial die so namhafte 2. Liga abgefeiert wird? Das lässt sich mit ihrem Dornröschenschlaf zwischen 1993 und 2014 erklären. In dieser Phase war der SVD in Fußball-Deutschland außen vor. Just zu einem Zeitpunkt, als der Fußball zu einem familienfreundlichen Werbeprodukt hochgejazzt wurde. In puncto medialer Berichterstattung liegen Welten zwischen den frühen 1990ern und dem zurückliegenden Jahrzehnt. Legte damals das Privatfernsehen den Grundstein für eine neue Art des Entertainments, so krempelte das Internet die bestehende Ordnung endgültig um. Die Dauerbeschallung der Fußballinteressierten ist die Folge. Was am Vormittag berichtet wird, ist am Nachmittag schon kalter Kaffee. Fußball 24/7, dank sozialer Medien und Streaming-Angeboten. Die Lilien waren bei dieser Entwicklung lange kein Faktor. Als die benachbarten 05er aus Mainz mit Kloppo in die 1. Liga einzogen und Sympathien einheimsten, da spielten die Lilien gegen Wald-Michelbach. Und als sich Dortmund und Bayern in London um die Champions-League-Krone duellierten, da waren die 98er gerade sportlich aus der 3. Liga abgestiegen.

Ein weiterer Faktor kommt hinzu, wenn es um das Übersehen der Lilien geht. Klubs wie Hoffenheim, Leipzig und Wolfsburg waren keine normalen Erstligaaufsteiger. Sie waren gekommen, um zu bleiben. Das musste auf Kosten angestammter Klubs gehen. Dass es dabei irgendwann große Namen treffen würde, war nur eine Frage der Zeit. Umso mehr, als die erwähnten Mainzer, Freiburger, Augsburger und auch Union Berlin offenbar besser wirtschaften als Bremen oder Schalke. So wird die 2. Liga vermutlich immer wieder große Namen willkommen heißen, die über eine große Strahlkraft verfügen. Schien die 3. Liga eine Zeit lang zu einem Auffangbecken für Ostklubs zu werden, so könnte die 2. Liga das Gleiche für immer mehr ehemalige Europapokalteilnehmer werden. Insofern würde die Bundesliga Aufmerksamkeit an die 2. Liga abgeben.

Das Salz in der Suppe

Was die Außenwahrnehmung anbetrifft, können die 98er gegen eine solche Prominenz nur wenig ausrichten. Sicher, das Wunder von Bielefeld und der Durchmarsch in die Bundesliga, samt sensationellem Klassenerhalt, boten für eine gewisse Zeit Charme-Potenzial. Doch inzwischen sind die Lilien eben seit fünf Jahren einer von 18 Zweitligisten und deutschlandweit betrachtet nicht der Klub mit dem größten Sexappeal. Das muss er auch gar nicht sein. Denn seine natürliche Fanbasis liegt nun mal in Südhessen und erschöpft sich jenseits davon recht schnell. Dennoch ist das kein Grund, den Klub so mir nichts dir nichts zu übergehen. Schließlich können aktuell nur Sandhausen (das Meppen der Neuzeit), Aue, St. Pauli und Heidenheim auf eine längere ununterbrochene Verweildauer im Unterhaus zurückblicken. Und auch, wenn man eine Zweitligatabelle der letzten zehn Jahre betrachtet, wären die 98er unter den besten 18 Teams und damit absolut zurecht im Unterhaus am Start. Klubs wie die Lilien sind so etwas wie das Salz in der Suppe. Und sie können den großen Namen der besten 2. Liga aller Zeiten mal so gehörig die Suppe versalzen. Das wissen sie beim HSV inzwischen nur zu gut. ❉

Wir feiern den Lilien-Team-Spirit!

— So, 12.09., 13.30 Uhr: FC Hansa Rostock – SV Darmstadt 98

So, 19.09., 13.30 Uhr: SV Darmstadt 98 – Dynamo Dresden

Fr, 24.09., 18.30 Uhr: 1. FC Heidenheim – SV Darmstadt 98

sv98.de

Matthias und der Kickschuh

— Seit Ende 2011 schreibt Kickschuh-Blogger Matthias Kneifl über den Fußball im Allgemeinen und die Lilien im Besonderen. Der Historiker und Redakteur steckt auch hinter dem Taschenbuch „111 Gründe, den SV Darmstadt 98“ zu lieben, das im Frühjahr 2019 in einer erweiterten Neuauflage erschienen ist. Zudem babbelt er noch beim Lilien-Podcast „Hoch & weit“ mit. Genau der richtige Mann also für unsere Rubrik „Unter Pappeln“!

Wrede und Antwort

Die vier Freunde im einsamen Wald

TEXT: GERALD WREDE | FOTO: NOUKI EHLERS, NOUKI,CO

Da es uns interessierte, wie es wohl so nachts im Wald zugeht – ob sich eventuell Fuchs und Hase zum Gute-Nacht-Sagen treffen – und vor allem, ob man da Wildschweine sieht oder keine, haben wir uns Nachtsichtgeräte geliehen! Na ja, Ralf und ich sind weiß Gott keine Prepper und keiner von uns hat ein Faible für Camouflage-Kleidung, aber was einem halt so einfällt, wenn man den Maifeiertag zu zweit mit 1,5 Meter Abstand im Traaser Hüttchen stehend begeht. Es schien uns ein guter Platz zu sein, um von dort, wenn es wärmer wäre und die Frischlinge groß genug, um der Mutter keine Sorgen zu machen, nachts die vielen Wildschweine, die in diesem Wald leben, zu beobachten. Und so machten wir es dann auch.

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