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Kindern und ÂJugendlichen eine Stimme geben Was sind Anliegen, die Kinder und Jugendliche beschĂ€ftigen? Wie werden Kinderrechte in der Schweiz umgesetzt? Wo hapert es? Wir Âhaben mit Forscherinnen und Forschern darĂŒber ge sprochen, wie Kinder und Jugendliche ihre LebensÂsituation einschĂ€tzen und wo es Handlungsbedarf gibt.
Sie haben eine Studie zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in der Schweiz verfasst. Wie steht es um die Umsetzung der Kinderrechte hierzulande? Mandy Falkenreck: Die Umsetzung der Kinderrechte ist insgesamt auf einem guten Weg. Es zeigen sich aber auch einige Herausforderungen, vor allem was die Themen Gewalt und Partizi pation betrifft. FĂŒr Ihre Studie haben Sie einen speziellen Ansatz gewĂ€hlt. Warum ist es so wichtig, Kinder und Jugendliche direkt zu befragen? Bettina BrĂŒschweiler: Die Perspektive von Kindern und Jugendlichen wird noch viel zu selten als wertvolle und wichtige Stimme unserer Gesellschaft anerkannt. Oftmals lösen wir ihr Recht auf MeinungsĂ€usserung und Mitbestim mung nicht ein. Wir Erwachsenen sprechen ihnen die Kompetenz ab, selbst Auskunft ĂŒber ihr Leben geben zu können, und fragen stattdessen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Ărztinnen und Ărzte oder Psychologinnen und Psychologen. Dabei gilt es, Kinder und Jugendliche als Expertinnen und Experten ihres Lebens ernst zu nehmen und von ihnen selbst zu erfahren, ob und wie sie beiÂs pielsweise Gewalt und Diskriminierung oder auch Beteiligung im Alltag erfahren. 14
Welche elementaren Rechte formuliert die UN-Kinderrechtskonvention? Gianluca Cavelti: Die UN-Kinderrechts konvention beinhaltet Kinderrechte, die in 54âŻArti keln festgehalten sind. Alle Rechte sind elementar, denn Kinderrechte sind nicht teilbar. Als Orien tierungsrahmen werden sie oft in Förder-, Schutzund Partizipationsrechte unterteilt, um die vielfĂ€ltigen und facettenreichen Rechte ĂŒberge ordnet zu f assen. So ist auch die Studie aufgebaut. Zu welchen Themen konnten sich die Kinder und Jugendlichen Ă€ussern? Tobias Kindler: Entlang der zentralen LebensÂb ereiche Familie, Wohnort, Schule und Freizeit wurden die Kinder und Jugendlichen zu ihren Förder-, Schutz- und Partizipationsrechten befragt. Wir haben danach gefragt, inwiefern Erwachsene ihnen zuhören und Zeit fĂŒr sie haben. Aber auch, ob und welche GewaltÂe rfahrungen sie machen. Und wir wollten wissen, in welchem Umfang sie bei Themen, die sie unmittelbar betreffen, mitentscheiden können, oder welche WĂŒnsche sie fĂŒr eine Verbesserung ihrer LebenÂs  situation haben.