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Ein Blick über den Tellerrand

Im Modul Blickwechsel ist der Name Programm: Während einer Woche werfen Studierende einen Blick in ein Berufsfeld, das sich komplett von ihrem Studiengang unterscheidet. Ein Modul, das überrascht und neue Perspektiven eröffnet.

Mit dem Programm Blickwechsel bringt das Team der Career Services OST Arbeitnehmende und Studierende auf eine unkonventionelle Art zusammen: Während einer Woche verlassen die Studierenden ihre gewohnten Gefilde, um fremde Luft in einer ihnen völlig unbekannten Branche zu schnuppern. Studierende des Bachelor-Studiums der Departemente Gesundheit und Soziale Arbeit werfen einen Blick in ein Wirtschafts- oder Industrieunternehmen – Studierende der Departemente Wirtschaft, Bau und Technik schauen hinter die Kulissen einer Non-Profit-Organisation in der Sozialen Arbeit oder im Gesundheitswesen. Eine Erfahrung, die in einer modernen, polyvalenten Gesellschaft immer wichtiger wird, findet Claudia MoserKlaus, Leiterin Career Services OST: «Oft haben wir in einer Branche einen einseitigen Blick auf Sachverhalte und Problemstellungen.

Das Modul Blickwechsel wird zurzeit im interdisziplinären Kontextstudium am Standort St.Gallen durchgeführt. Die Career Services OST beantworten gerne Fragen und bieten weitere Informationen rund um den Blickwechsel. Kontakt: Claudia Moser-Klaus, Leiterin Career Services OST, Tel. 058 257 18 48 Die interdisziplinäre Arbeit eröffnet uns eine andere Sicht und somit auch neue Lösungsansätze.» Des Weiteren sei der Blickwechsel eine gute Gelegenheit, mehr über die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten herauszufinden.

Andere Branche, andere Denkweise

Das Modul zielt darauf ab, die Kompetenzen über den fachspezifischen Fokus hinaus zu erweitern, die Bedeutung von interdisziplinärer Zusammenarbeit zu erkennen und Vorurteilen gegenüber anderen Berufsfeldern entgegenzuwirken. Ein Zweck, der auch Studierende überzeugt. «In der heutigen Zeit sollte man breit gefächert sein, damit man verschiedene Perspektiven einnehmen und andere Ansichten besser nachvollziehen kann», sagt Claudio Loher, Architekturstudent im vierten Semester, der Anfang 2021 bei der Fachstelle Kinder Jugend Familie (KJF) St.Gallen mitarbeiten durfte. Auch Raphaël Lampert, Wirtschaftsinformatikstudent im fünften Semester, hat den Blickwechsel bei KJF absolviert und andere Denkmuster kennengelernt: «Im Studium lernen wir, dass Ziele immer messbar bzw. SMART sein müssen. Bei niederschwelligen Angeboten ist jedoch nicht jeder Ertrag messbar», so Lampert. Daraus schliesse er, dass soziale Engagements im Unternehmenskontext auch einfach mal eine gute Investition sein können.

Eine ganz andere Erfahrung hat die Pflegestudentin Irene Fischbacher in einem Industrieunternehmen gemacht. Sie konnte die Leimholz Haag AG mit einer detaillierten Analysearbeit im Aufbau des neuen Webshops unterstützen. Obwohl sie aufgrund von Corona nicht vor Ort war, hat sie wertvolle Eindrücke gesammelt: «Es war sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen aus der Pflege und die Menschen aus der Holzbaubranche Aufgaben angehen. Und doch gibt es Dinge, die man voneinander abschauen kann», sagt Fischbacher. Sie hat viel gelernt, würde das Modul aber eher Vollzeitstudierenden weiterempfehlen, da für Studierende, die das Studium berufsbegleitend absolvieren, der Aufwand sehr gross sei.

Die Career Services sind bei der Fachabteilung «Interdisziplinäre Querschnittsthemen» (IQT) angesiedelt. Interdisziplinarität geniesst eine hohe Bedeutung an der OST, da nachhaltige Innovation und Entwicklung interdisziplinäre Zusammenarbeit voraussetzen. Das IQT erforscht und entwickelt interdisziplinäre Lösungen für Partner, indem es verschiedene Disziplinen vernetzt. Die Lösungen reichen von der durch künstliche Intelligenz unterstützten Physiotherapie über partizipativ entwickelte Roboter als Hilfe im Alter bis hin zu multiperspektivischen Angeboten für Gemeinden. Nach innen versorgt das IQT alle OST-Angehörigen, Alumni und Dritte mit Fachexpertise und Services.

Winwin für alle

Doch nicht nur die Studierenden der OST ziehen einen Mehrwert aus dem Blickwechsel, auch die teilnehmenden Organisationen profitieren davon: «Die Studierenden bringen eine Aussenperspektive mit, ohne vorgespurte Meinung. Sie haben eine frische Sicht auf Prozesse, die vielleicht schon ein wenig festgefahren sind», sagt Peter Haag, Geschäftsführer der Leimholz Haag AG. Er sei beeindruckt, wie schnell sich die Studierenden in ein Thema eingearbeitet und Ergebnisse präsentiert hätten, die für das Unternehmen von Nutzen seien.

Solch positive Töne kommen auch aus dem sozialen Bereich. «Wir empfinden die Blickwechsel-Woche als wertvollen Einsatz. Studierende aus anderen Fachrichtungen erfahren, welche Kompetenzen für den Bereich Soziale Arbeit benötigt werden und wie vielfältig und wertvoll unsere Arbeit für die Bevölkerung ist», sagt Elfi Blochberger, Sozialarbeiterin bei der Fachstelle KJF St.Gallen. Es sei wichtig, die Professionalität der Sozialen Arbeit aufzuzeigen – für gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung.

Obwohl das Modul dieses Jahr aufgrund von Corona nicht wie gewohnt durchgeführt werden konnte und die Studierenden nur bedingt vor Ort waren, sind sich alle Beteiligten einig: Der Blickwechsel eröffnet neue Perspektiven, hilft Vorurteile abzubauen und bietet den Studierenden sowie den Unternehmen einen Mehrwert – denn es gibt immer etwas, das man voneinander lernen kann. — LasD

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