STADT VON MORGEN

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1967

HAUS-RUCKER-CO 47. Stadt

1982

SYD MEAD

Blade Runner

2020

O&O BAUKUNST

S TADT VON M ORGEN

Urbane Mitte am Gleisdreieck Berlin

Urbane Mitte am Gleisdreick Berlin


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47. Stadt (1967)

Städte erfassen alle Bereiche, alle Menschen, alles was in ihre Nähe kommt. S t ä d t e s i n d To t a l - F o r m e r . D i e L e u t e i n der Stadt werden wir sein. Die Stadt wird alles erfassen, uns, was wir denken, wie wir uns bewegen. Wir werden geformt; was aus uns wird, bestimmt dieser To t a l - F o r m e r . V o r h e r a b e r k ö n n e n w i r d i e Stadt machen. (Laur ids, 1967)

Sea-City Tel Aviv 9. Biennale Venedig, 2004 Collage von Harry Lutz

HAUS-RUCKER-CO


47. Stadt Haus-Rucker-Co, 1967 Collage, 50 x 65 cm


Sea-City Tel Aviv 9. Biennale Venedig, 2004 Collage von Harry Lutz

Leben in synthetischen Reservaten


In einem Text von Haus-Rucker-Co heißt es 1971 seherisch: „Unter Smogdecken sind Städte begraben. [...] Die Straßen haben sich in Gaskammern, die Flüsse in zähe Giftbrühen verwandelt. [...] wandernde Müllberge fressen Gras und Bäume. Keine Science-fiction-Story. Das ist der Planet Erde.“ Ein Jahrzehnt später schafft Ridley Scott mit Blade Runner ein filmisches Pendant zu dem

von Haus-Rucker-Co beschriebenen Albtraum, in dem er einen verseuchten wie unentrinnbaren megastädtischen Hades heraufbeschwört. Haus-Rucker-Co hatte bereits 1971 mit ihrer legendären Ausstellung Cover - Überleben in verschmutzter Umwelt die Stadt von morgen visioniert und über einen fiktiven Zeitsprung in die Zukunft ein „Leben in synthetischen Reservaten“ vorgeführt. B.H.T.


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Changer Haus-Rucker-Co, 1972 Siebdruck, 60 x 75 cm


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Visionäre Überlegungen in Zeiten der Klimakatastrophe

Oase Nr. 6 Haus-Rucker-Co, 1972 Siebdruck, 60 x 75 cm

Haus-Rucker-Co hinterfragt kritisch unser Verhältnis zu Natur- und Stadt-Räumen, in denen künstliche Kultur- und Naturlandschaften zusammengeführt und ineinander verschränkt werden. In Zeiten der globalen Klimakatastrophe und der Suche nach Überlebensstrategien haben die visionären Überlegungen im Hinblick auf die Stadt von morgen nichts an Aktualität eingebüsst. So ist Haus-Rucker-Co bis heute für eine Vielzahl von aktuellen künstlerischen Positionen weltweit eine entscheidende Inspirationsquelle. B.H.T.


Los Angeles Skyline – Night Syd Mead, 1981 Film: Blade Runner Gouache, 52 x 62 cm

Blade Runner (1982)

SYD MEAD

When you live in a society that has this intense urban mentalit y, y o u h a v e t o t a k e p a r t i n a c i v i l contract of agreement that you’re going to be cooperative with everybody else. If that doesn’t work, then you are in big trouble.


Cityscape – Lightening Syd Mead, 1981 Film: Blade Runner Gouache, 25 x 38 cm


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Downtown Cityscape Syd Mead, 1981 Film: Blade Runner Gouache, 25 x 38 cm

Versunkene Kulturen als zeitlose Glasur


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My idea was to create a compressed, sort of a retro look t o t h e s t re e t s e t . We c a l l e d i t “retro deco”. I got every architectural theme I could think of, Byzantine and Maya and modern and Art Deco and just pushed t h e m a l l t o g e t h e r.

In Blade Runner gibt es einen Hauptdarsteller: die Stadt. Gleichzeitig ist die Stadt so präsent wie unfassbar, unscharf: eine Stadt, die aus beweglichen Lichtern und statischem Dunkelheiten besteht, die etwas von versunkenen Kulturen widerspiegelt, bekannten historischen Architektur, neu collagiert zu einer zeitlosen Glasur. Der permanente Regen verschafft dem Ganzen Unschärfe und Sehnsucht, das Bild einer Stadt, nach der man – ganz gegen die übliche Werbung – süchtig wird. M.P.

Street Scene – Sumo Syd Mead, 1981 Film: Blade Runner Gouache, 35 x 22 cm



Die Stadtvision stammt vielleicht aus einer Zukunft, kann aber auch eine parallele Welt sein, die aus einem verschobenen Verlauf der Geschichte Gegenwart ist. Das Projekt der „Urbanen Mitte am Gleisdreieck“ in Berlin könnte ein Stück Stadt werden, das in kleinem Maßstab etwas von dieser Vision wird. Wesentliche Teile sind im Film vorweggenommen: das scharfe Spiel des Lichts, die permanente Bewegung in mehreren Elementen, der Mix von bekannten Oberflächen und Glasuren. Es täte Berlin gut, dieses neue andere Stück Stadt. M.P.

Urbane Mitte am Gleisdreieck Berlin (2020)

O&O BAUKUNST


Urbane Mitte am Gleisdreieck O&O Baukunst, 2019

Das Gleisdreieck zählt zu den interessantesten innerstädtischen Entwicklungsgebieten, die sich in einer europäischen Metropole finden lassen. In direkter Nachbarschaft zum Zentrum Potsdamer Platz ein Parkareal, das an U-Bahnhochtrassen grenzt, deren Arkadenstrecken mit dem zugehörigen Bahnhof ein markantes Stück frühindustrieller Baukultur verkörpern. Hier wird


Ein A rch ip el mit 7 Stadtinseln

das neue urbane Zentrum am Gleisdreieck entstehen. Ein Archipel von sieben zweigeschossigen Stadtinseln, die sich mit gleicher Höhe an die Bahnhochtrasse anlagern. In einem Netz von Straßen und Plätzen treffen die historischen Bauten der Bahn auf die zukunftbringenden Stadtinseln. Diese beiden sechs Meter hohen Geschosse bilden den breit ausladenden Sockel, aus dem hohe vertikale Bauten

aufragen. Ein Ensemble von sieben Gebäuden, 25 bis 90 Meter hoch. Ihr trapezförmiger Zuschnitt verleiht ihnen eine ungezwungene Beweglichkeit. Im freiem Fluss driften sie entlang der Bahntrasse dahin, vorbei am weitläufigen Parkareal in Richtung Stadtmitte. Eine weithin sichtbare Silhouette scheinbar schwebend über den grünen Plateaus der Stadtinseln. L.O.


POTSDAMER PLATZ

GEDÄCHTNIS KIRCHE

URBANE MITTE AM GLEISDREIECK BERLIN

S t a d t

v o n

M o rg e n

Urbane Mitte am Gleisdreieck Berlin

HAUS-RUCKER-CO

COPRO Projektentwicklung O&O Baukunst Architekten: Markus Penell, Florian Matzker

Stadt von Morgen Ausstellung

10. 1. - 8. 2. 2020

B-Part am Gleisdreieck Luckenwalder Strasse 6b 10963 Berlin

Kuratoren: Boris Hars-Tschachotin, Rüdiger Lange Publikation O&O Baukunst Text: Boris Hars-Tschachotin (B.H.T.), Markus Penell (M.P.), Laurids Ortner (L.O.) Gestaltung: Marie Hareiter

Fotos: Archiv Haus-Rucker-Co (S. 2-7), Syd Mead (S. 8-11),Tim Thikaj (S. 12-13), O&O Baukunst (S. 14-15)

Druck: dierotationsdrucker.de Auflage: 1.000 Exemplare

© 2019 O&O Baukunst

Mit freundlicher Unterstützung von

Leibnizstraße 60 10629 Berlin Tel: +49 (0)30-28 48 860 mail@ortner-ortner.com www.ortner-ortner.com

1967 Gründung von Haus-Rucker-Co durch Laurids Ortner, Günter Zamp Kelp und Klaus Pinter in Wien 1970 Eröffnung von Studios in Düsseldorf und New York 1971 Eintritt von Manfred Ortner 1972 Eigenständige Studios: Haus-Rucker-Co in Düsseldorf (mit Laurids Ortner, Günter Zamp-Kelp, Manfred Ortner) Haus-Rucker-Inc. in New York (mit Klaus Pinter, Caroll Michels u.a.) 1987 Eröffnung eigenständiger Architekturbüros durch Laurids Ortner & Manfred Ortner, und Günter Zamp Kelp 1992 Auflösung von Haus-Rucker-Co SYD MEAD wurde am 18. Juli 1933 in St. Paul Minnesota geboren und schloss 1959 die Art Center School in Los Angeles (heute Art Center College of Design, Pasadena) ab. Seine Karriere begann im Advanced Styling Studio der Ford Motor Company in Detroit. 1970 gründete er die Syd Mead Inc. Seitdem hat er sein Portfolio um Innen- und Außenarchitekturen erweitert und für große Auftraggeber Konzept- und Designarbeiten durchgeführt. 1979 erkannte die Filmindustrie seine bestechende Fähigkeit, die Zukunft zu „visualisieren“. Seine ikonischen Arbeiten sind in Spielfilmen wie Star Trek: Der Film, Blade Runner, Tron, 2010, Aliens, Mission Impossible-3 und zuletzt Blade Runner 2049 zu sehen. O&O BAUKUNST 1987 Laurids und Manfred Ortner gründen das gemeinsame Architekturbüro Ortner Architekten in Düsseldorf. Seit 1990 Ortner & Ortner Baukunst in Wien, seit 1994 in Berlin und seit 2006 in Köln. 2011 O&O Baukunst, mit den Partnern Laurids Ortner, Manfred Ortner, Roland Duda, Christian Heuchel, Florian Matzker, Markus Penell. 2011 O&O Depot Cover: Tim Thikaj


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