OrangeZone.Mag # 2018/19

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BOGGY IM INTERVIEW RA’SHAD DER DENKER PATRICK MILLER THE GRIND

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TITELILLUSTRATION Agentur Halma LETTERING Agentur Halma TITELFOTO easyCredit BBL FOTO Sebastian Dobrietz

IMPRESSUM GANZ BESONDERE SPIELER

HERAUSGEBER OrangeZone GmbH Lessingstraße 10c 89231 Neu-Ulm info@orangezone.eu REDAKTION Martin Fünkele Tel. 07 31 . 1 59 29 99 - 40 fuenkele@bbu01.com Florian Eisebitt eisebitt@bbu01.com

Es gibt Spiele, die machen keinen Spaß. Die Mannschaft spielt schlecht (oder der Gegner einfach sehr gut), Teile des Publikums sind unzufrieden und die Stimmung ist am Boden. Unser Heimspiel gegen Jena war ein solches Beispiel. Nichtsdestotrotz bin ich mit einem Grinsen im Gesicht aus der Arena gegangen. Denn ich war Zeuge der spektakulärsten Aktion der bisherigen acht Jahren ratiopharm arena. Javonte Green hatte mal wieder zum Dunk angesetzt (eigentlich ein Normalfall bei ihm). Dieses Mal drehte er sich um die eigene Achse am verdutzten Gegenspieler vorbei und hämmerte den Ball in den Ring. Ein „360“ nennt man die Aktion, die man sonst eigentlich nur bei Dunking-Wettbewerben zu sehen bekommt. Die Aktion ging sofort „viral“ – bedeutet sie verbreitete sich im Internet sehr schnell – und wurde im Netz einige hunderttausend Mal angeschaut. Ich hatte so einen Dunk noch nie in einem Spiel gesehen. Deswegen bemühte ich zu Hause sofort eine Suchmaschine, die mir die zehn besten 360-Grad-Dunkings der NBA zeigte. Kein einziger kam auch nur annähernd an „Woo“ heran. Zwei Tage später saß ich dann beim Auswärtsspiel in Würzburg auf meinem Platz. Dieses Mal ein überragendes Spiel von uns und

plötzlich haute Javonte schon wieder so einen Dunking raus. Erneut mitten aus dem Spielgeschehen. Nicht nur der Moderator stand Kopf. Unsere Nummer 5, der die letzten beiden Jahre in der zweiten italienischen Liga und davor sogar nur in der dritten spanischen Liga auflief, hat nicht nur wegen seiner spektakulären Spielweise eine All Star Nominierung bekommen. Er gehört zu den größten Überraschungen der Liga.

04 NICE SHOT Die Uuulmer Fans sind unglaublich. Wirklich. Also wirklich, wirklich!

18 INTERVIEW Boggy ist ein Phänomen: Mit 25 hat er schon so viel erlebt, wie manche nicht in ihrer gesamten Karriere.

28 REPORTAGE Das ANGT ist die größte Bühne für Nachwuchsbasketballer. Wir waren drei Tage dabei und schauten hinter die Kulissen der U18-Mannschaft.

24 STORY Mr. Pechvogel: Schon nach fünf Spielen für Ulm ist Ra‘Shad James‘ Saison vorbei. Seine Geschichte ist trotzdem so gut, dass wir sie erzählen müssen.

34 BBU ’01 From rags to riches – oder vom TrikotWäscher zum Investor: Elias Chisari bringt den Ulmer Basketball voran.

06 FASTBREAK Dirks Erbe | Die coolste Bande der Stadt | Per in der BILD | Alles Mittmann, oder was? 10 ORANGE NUMBERS Statistiken, wie ihr sie noch nie gesehen habt. 12 TITEL Patrick Miller in Pitbull-Manier: Der Mann beißt sich durch. Auch dieses Mal.

Mit solchen Überraschungen haben wir in Ulm viel Erfahrung. Jeff Gibbs, der kleinste Center der Welt, verzückte die Fans genauso wie Big John Bryant. Jeder auf seine eigene unwiderstehliche Art. Vielleicht gibt es am Ende aber bei Javonte eine Besonderheit. Zurzeit melden sich NBA Scouts im Wochentakt. Ich traue ihm den Sprung in die NBA zu. Am liebsten natürlich nach einem weiteren Jahr in Ulm. Auf jeden Fall sollte man solche Aktionen genießen. Wer weiß, wie lange noch. Ihr Thomas Stoll

MITARBEITER DIESER AUSGABE: Nils Bernemann André Voigt Joshua Wiedmann ART DIRECTION & LAYOUT HALMA GmbH & Co. KG Agentur für Werbung Pfarrer-Weiß-Weg 16 89077 Ulm Tel. 07 31 . 1 40 36 - 0 www.agentur-halma.de info@agentur-halma.de DRUCK CEWE-PRINT GmbH Meerweg 30-32 26133 Oldenburg www.cewe-print.de service@cewe-print.de

P.S. Per hat verlängert. Auf seinen Wunsch ohne großes Brimborium. Er ist eben ein ganz, ganz, ganz besonderer Spieler.

38 HISTORY Der Schwaben-Sweep. Wie 2015 alle Derbys gewonnen wurden.


NICE SHOT

KRIBBELT LÄNGER ALS DU DENKST FOTO Patrick Hörnle

Wer einmal ein Spiel in der ratiopharm arena live erlebt hat, geht mit erhöhtem Puls nach Hause. Das gilt für Fans wie Spieler gleichermaßen. Als neulich Magenta Sport, der TV-Rechteinhaber der Basketball Bundesliga, von den Profis wissen wollte, wo denn die beste Stimmung herrsche, war die Antwort einhel-


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lig: Ulm. Ulm. Ulm. Welche Energie die Uuulmer erzeugen können, erlebte Mitte Januar eine zum 150. Mal in Folge ausverkaufte ratiopharm arena: Angetrieben von der Jubiläums-Atmosphäre erzielte ratiopharm ulm im ersten Viertel 37 Punkte. „Das war ein Spiel, wo der Korb anfangs groß wie ein Schwimmbad war

– alles ging rein“, versucht sich Bogdan Radosavljevic an einer Erklärung. Seit Eröffnung der ratiopharm arena im Dezember 2011 ist jedes Ligaspiel ausverkauft. Ein ähnliches Phänomen gibt es nur beim THW Kiel. Von 50 Erstligisten im Basketball, Handball und Eishockey

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sind Ulm und Kiel die einzigen Standorte, die immer „sold out“ vermelden können. Überhaupt: Lediglich acht Hallen, inklusive der Mega-Arenen in Hamburg, Köln und Berlin, ziehen im Schnitt mehr als die 6.200 Ulmer Fans an. Verstehen kann das allerdings nur, wer selbst einmal da war.


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FOTO Patrick Hörnle

SIGNATURE MOVE

PIXEL-PLAY BY HALMA Bereits 2012 haben wir mit den „Great Hair Ballers“ bewiesen, wie gern wir Ulms Basketballer illustrativ in Szene setzen. Character-Building und Illustration gehören seit jeher zu unseren Stärken und ratiopharm ulm ist ein dankbarer Partner um unserer kreativen Ader freien Lauf zu lassen. Diese Saison setzen wir noch eins drauf und illustrieren die ganze Bande – in einem völlig neuen, aber doch längst vergangenen Look. Denn in Zeiten von Virtual Reality und High Definition besinnen wir uns auf die guten alten Werte, mit denen wir in unserer Branche aufgewachsen sind. Im „Pixel-Look“ bringen wir mit einfachsten Mitteln das Team zum Leben. Wer nun denkt, das Ganze sieht wahrscheinlich ziemlich statisch aus, der hat sich gewaltig geirrt! Auf unserer LED-Bande zeigen die Pixel-Männchen in der ratiopharm arena auf charmante Art

BEHIND THE SCENES

WENN’S SEIN MUSS! Die BILD ist so berechenbar. Entweder Promis oder nackte Tatsache – was anderes zählt für Deutschlands auflagenstärkste Tageszeitung nicht. Wirklich überrascht war in Ulm also niemand, als sich einen Tag nach dem OrangeDinner, bei dem Per Günther für eine Spende von 1.000 Euro die Hüllen fallen ließ, die BILD aus Stuttgart meldete. Aber okay, Günther kann sich sehen lassen und gegen zusätzliche Aufmerksamkeit wehren wir uns auch nicht. Übrigens: Das letzte Mal, als die BILD über uns berichtet hat, war Lothar Matthäus involviert. Der hatte damals dem Sohn von Da`Sean Butler am Flughafen geholfen.

und Weise, was sie können: Isaac Fotu bändigt seine wilden Haare, Ismet Akpinar führt sein Sieger-Tänzchen vor und Javonte Green befindet sich öfters in der Luft als auf dem Boden. Einfach eine coole Bande: das Team, die Fans, die LED-Bande von HALMA und HALMA selbst. Wer die Pixel-Bande liebt, der darf sich auf weitere, Aktionen freuen: Sticker, Wallpapers (für alle Geräte), Do-It-Yourself-Videos... Haltet die Augen offen – bereits beim nächsten Heimspiel könnt ihr euch „die coolste Bande der Stadt“ als stylische Aufkleber schnappen. Solange der Vorrat reicht... Wollt ihr mehr erfahren oder Feedback los werden? instagram: @agentur_halma facebook: @agenturhalma www.agentur-halma.de

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ist das Go To - Team in Sachen Bandenwerbung. Und nicht nur das ...


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FOTO bildwerk ⁸⁹, Alexander Fischer, Ulli Schlieper, André Voigt ILLUSTRATION Agentur Halma

GOT NEXXT

DIRKS VERMÄCHTNIS Das Ende ist nah. So oder so ähnlich ließe sich diese Kolumne wohl überschreiben. Warum? Weil es um Dirk Nowitzki gehen soll. Der beste deutsche Basketballer aller Zeiten (in diesem Fall darf ruhig auch die Zukunft miteingeschlossen werden …) absolviert seine 21. Saison in der NBA. Es wird wohl seine letzte sein, auch wenn er sich in dieser Hinsicht noch nicht festlegen will. Denn so schmerzhaft es nach seiner Rückkehr in den Kader der Mavericks oft auch war, ihn spielen zu sehen … Nowitzki hat weiterhin Spaß an seinem Job, der für ihn eben immer mehr war als nur eine Arbeit. Diese Leidenschaft für seinen Sport ist vielleicht das am meisten unterschätzte Talent des großen Blonden mit der Nummer 41. Vielleicht ist sie es auch, die ihn unterbewusst für uns alle so nahbar, so sympathisch, so … wie wir macht. Niemand steht allein in einer Halle oder auf einem Freiplatz, zählt die Sekunden herunter, wirft und trifft während nur im eigenen Kopf die imaginäre Arena tobt …

BEHIND THE SCENES

FÄTTER DEAL! Einmal auftreten und schon offizielle Club-Band! So kann‘s gehen, wenn man – wie im Fall von Fättes Blech – einfach gut ist. Die achtköpfige Combo hatte ihren Auftritt beim Heimspiel gegen den MBC und brachte die Arena mit ihrem Brass-HipHop-Party-Sound so in Wallung, dass wenige Wochen später ein Vertrag zwischen Club und Band geschlossen wurde. Mit Stolz präsentieren wir also als wohl einziger Bundesliga-Club die eigene House Band. Die Jungs aus dem Allgäu werden uns dieses Jahr also mindestens noch einmal in der ratiopharm arena besuchen. Fätt. Fätt. Fätt.

ohne Leidenschaft. Niemand pilgert zu jedem Spiel seines Vereins, steht im Block, jubelt, stöhnt, schreit … ohne Leidenschaft. Niemand sitzt in der nach Schweiß riechenden Kabine an einem Donnerstagabend, nachschwitzend, mit schmerzenden Knien, aber glücklich … ohne Leidenschaft.

Dirk Nowitzki ist so wie wir, wir sind so wie Dirk Nowitzki … nur dass er halt ein bisschen besser Basketball spielen kann. Auch deshalb verehren … ja lieben wir ihn. Aber die Leidenschaft, die teilen wir und die wird auch ihn nicht loslassen, wenn er wohl am 9. April sein letztes Heimspiel vor seinen Fans in seinem American Airlines Center bestreitet und dann einen Tag später ein allerletztes Mal als Dallas Mavericks bei den San Antonio Spurs antritt. Bis dahin wird er seine Begeisterung, sein Wissen weitergeben an den Jungen, der so ganz anders ist als er und doch so ähnlich.

Mit Luka Doncic steht sein Nachfolger bereit, dem er bereits in dieser Saison die Schlüssel zur Franchise übergeben hat. Ein Teenager aus Europa mit großem Potenzial. So ähnlich Doncic in dieser Hinsicht Dirk auch sein mag, so ganz anders ist der 19-jährige Slowene. Nowitzki kam schüchtern und verloren in die NBA. Doncic frech und selbstbewusst. Zusammen mit dem im Februar nach Texas transferierten Letten Kristaps Porzingis soll er die Mavericks in eine neue erfolgreiche Ära führen. Nowitzki wird ihnen die Daumen drücken. Er wird sie mit Leidenschaft anfeuern, sich mit Sicherheit gern mit ihnen in die Halle stellen, ihnen beim Dreierwerfen dumme Sprüche drücken, aber auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nein, das Spiel, die Mavericks, die Leidenschaft wird ihn nie loslassen, auch wenn die Arena bald nur noch in seinem Kopf toben wird. Da ist kein Ende in Sicht. Der gebürtige Wolfsburger – und bekennende VFL-Fan – André Voigt ist Chefredakteur der FIVE, Autor & Herausgeber von „Planet Basketball“ und informiert Basketballdeutschland regelmäßig in seinem Audio-Podcast „Got Nexxt“ und auf seiner Homepage ³meter⁵.de über alles Wissenswerte aus der NBA, Euroleague und BBL. Seine Kolumne erscheint exklusiv für das OrangeZone.Magazin.


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BBU ’01

DIE NUMMER ZWEI IN DEUTSCHLAND! Überragend, so lässt sich das Mitgliederwachstum von BBU ‘01 im Jahr 2018 zusammenfassen. Wurde BBU ‘01, also der Verein, der mit seinen über 30 aktiven Jugendteams und noch viel mehr Schulmannschaften in Baden-Württemberg und in Bayern aktiv ist, 2017 noch an Position 14 des deutschlandweiten Mitgliederrankings geführt, so weist die jährlich vom Deutschen Basketball Bund (DBB) erhobene Statistik den größten Einspartenverein der Region nun an Position zwei aus. Mit 277 neuen Teilnehmerausweisen und einer Gesamtzahl von 744 aktiven Basketballern wird BBU ‘01 hinter Alba Berlin (1.250) nun als zweitgrößter Basketballverein Deutschlands geführt und ist gleichzeitig der in 2018 am stärksten gewachsene Verein. Damit hat BBU ‘01 Insgesamt 3.125 aktive und passive Mitglieder. Eineinhalb Jahre vor Einzug in den OrangeCampus ist BBU ‘01 also gerüstet für den nächsten Quantensprung, der mit der Fertigstellung des Nachwuchsleistungszentrums am Neu-Ulmer Donauufer erfolgen soll: Dann soll die Anzahl der aktiven Basketballer auf 1.000 und die der Gesamtmitglieder auf 6.000 anwachsen.

UNTER DEM RADAR

FRAU MIT HUT Sie gehört quasi zum Inventar der ratiopharm arena. Bis auf eine Partie, „da war ich erkältet und wollte die andern nicht anstecken“, hat Eva Faas seit 2011 kein Ulmer Heimspiel verpasst. Die Frau mit dem orangenen Hut ist immer da. Dass es dazu kam, ist ein Zufall. Eva Faas hat am 10. Dezember Geburtstag. Im Jahr 2011 hatte sie ihre Geburtstagsparty verschoben, weil Freunde und Bekannte beim Eröffnungsspiel in der neuen Arena in Neu-Ulm dabei sein wollten. Doch ganz allein wollte sie an ihrem Geburtstag auch nicht sein, also buchte sich Eva Faas ein Basketball-Ticket. Da es keine Tagestickets mehr gab, wählte sie ein Saisonabo. Eine spontane Idee mit Folgen. „Es ist wie Adrenalin, ich glaube es macht süchtig“, beschreibt die Mittelschul-Lehrerin das Gefühl, das die Trommel, das Spiel und die Lichter in ihr auslösen. Den Hut hat sie sich dann 2015 angeschafft. Anlässlich des Allstar Days, der damals in der ratiopharm arena stattfand. „Da mussten wir ja etwas Besonders machen“, erklärt das doppelte Fanclub-Mitglied. Frau Faas ist sowohl bei den Magic Sparrows, als auch bei Fan Attack Ulm dabei – bei BBU ’01 sowieso. Ihr Hut ist ihr Erkennungszeichen – entweder in der Arena oder auf Facebook. Auf ihrer privaten Seite postet „Misses Ascot“ regelmäßig Fotos mit passendem Bezug zum nächsten Ulmer Gegner. Inszeniert werden Alltagsgegenstände: Ein Thermometer, wenn es gegen Bremerhaven geht, ein Glasschüssel, wenn Jenaer Glas abgezogen werden soll.

Alles hübsch eingerahmt durch ihren orangenen Hut. Als Eva Faas Anfang Februar auf der Geschäftsstelle erscheint, um ihre Geschichte zu erzählen, ist sie schwer beladen. Der Hut ist dabei, ein paar Schoko-Herzen, „es ist ja Valentinstag“, und eine übergroße Packung Merci „für die tolle Arbeit, die sie alle hier machen“. An ihrem 49. Geburtstag wollte sie eigentlich nur ein Basketball-Spiel sehen. Sieben Jahre später ist Eva Faas fester Bestandteil der Ulmer Fankultur. Wir sind ziemlich dankbar für diesen Zufall.


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ORANGE NUMBERS

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ILLUSTRATION Agentur Halma

ALLSTARS PER, IZI & JAVONTE.. DREI ULMER BEIM ALLSTAR DAY IN TRIER! BEACHTLICH: IN DEN LETZTEN SIEBEN JAHREN WURDEN VIER SPIELER ALLSTAR MVP, DIE BEREITS DAS TRIKOT VON RATIOPHARM ULM GETRAGEN HABEN!

506 PROZENT WACHSTUMSRATE

16.802 ERZIELTE PUNKTE

SEIT DER ERÖFFNUNG DER RATIOPHARM ARENA HABEN DIE ULMER IN 199 SPIELEN INSGESAMT 130 SIEGE GEFEIERT ( 65,3% SIEGQUOTE ) ! ( STAND 18.02.18 )

DIE BBU ’01 SCHOOLS LEAGUE STARTETE 2016 MIT 80 KINDERN ( 18 TEAMS ) . NACH NUR ZWEI JAHREN IST DAS TEILNEHMERFELD AUF 485 SCHULKINDER ( IN 62 TEAMS ) GEWACHSEN.


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ZUSCHAUER ÜBER TWITCH.TV ÜBER 1.800 ZUSCHAUER VERFOLGTEN DIE HEIMSPIELE VON RATIOPHARM ULM ESPORTS IN DER „THEPRESEASON“ ÜBER TWITCH ( WWW.TWITCH.TV/RATIOPHARMULM_ESPORTS ) .

69,8

KASSIERTE PUNKTE PRO SPIEL KEINES DER 23 PROB-TEAMS KASSIERTE IN DER SPIELZEIT 2018/19 WENIGER PUNKTE ALS DIE ORANGEACADEMY ( 1466 GEGENPUNKTE ) .

124 dB

DIE UUULMER FANS SO LAUT WIE EIN DÜSENJET! BEIM HEIMSIEG GEGEN MÜNCHEN ( 83:75, 27.01.2013 ) ERGAB EINE VOM TÜV SÜD AMTLICH DURCHGEFÜHRTE MESSUNG EINEN MAXIMALWERT VON 124 DB.


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PATRICK MILLER IST EIN KÄMPFER, EINER, DER IN SEINER KARRIERE NOCH NIE ETWAS GESCHENKT BEKOMMEN HAT.

Seine Erscheinung ist imposant: Bei einer Körpergröße von 185 Zentimetern bringt Patrick Miller 95 Kilo auf die Waage. Problemzonen sucht man an dem austrainierten Körper des 26-jährigen Modellathleten vergeblich. Miller ist ein Kraftpaket. Einer, der sich immer und immer wieder beweisen musste. Die bisherige Karriere des Point Guards deutet darauf hin, dass ihm dies auch bei seiner bisher größten Herausforderung gelingen wird.

ALLES BEGINNT MIT EINER L GE

So einen Point Guard wie Patrick Miller gab es in Ulm noch nie. Keiner konnte so hoch springen, keiner hatte so ein breites Kreuz und keiner verband Kraft und Dynamik in dem Maße wie Miller. Und keiner hat es in zehn Jahren geschafft, Per Günther seinen Platz als Starter streitig zu machen. Edgar Sosa gelang das nicht, Cameron Long nicht und auch Jaka Klobucar musste sich hinten anstellen. Bei Miller war das von Anfang an anders. In seinem fünften Profijahr soll der 26-Jährige von Beginn an Verantwortung übernehmen, ratiopharm ulm als Point Guard führen. Und die Gründe, den Staffelstab gerade in Millers Hände zu geben, sind

einleuchtend. Den ersten Profivertrag mit 22 Jahren bei Besiktas Istanbul unterschrieben, dann die Hand verletzt, in die zweite türkische Liga geschickt worden, dort aufgestiegen, zwei Jahre in der G-League geackert, dann zurück in Europa bei Partizan Belgrad und anschließend wieder in der Türkei tolle Zahlen aufgelegt. Der Kurzabriss von vier Profijahren liest sich vielversprechend. Vor allem dann, wenn man etwas genauer hinschaut und zuhört, wie Patrick Miller seine Karriere nachzeichnet. Seit er Ronny Hampton eines Nachmittags anlog, geht es in Patricks Leben immer um Basketball. Aufgewachsen in Chicago als jüngstes von vier Kindern einer alleinerziehenden Mutter ist Geld bei den Millers immer ein Thema. Schon deshalb, weil nie genug da ist. Als Patrick in seinem ersten College-Jahr an der Tennessee State University eine staatliche Unterstützung für einkommensschwache Familie erhält – in seiner Erinnerung sind es monatlich 2.000 Dollar – „dachte ich, ich habe den Jackpot geknackt“. Worüber ein Freshman in Ekstase gerät, ist erst der Anfang und maßgeblich mit Ronny Hampton verknüpft. Hampton ist ein wichtiger Mann in „Windy City“, eine Art Schleusenwärter, der darüber entscheidet, welches Kind in der Basketball-Suppe mitschwimmt und welches nicht. Als Trainer der „Small Fries“ kümmert er sich um eine Jugendmannschaft für Kinder zwischen acht und 12 Jahren und bis zu einer maximalen Körpergröße von 1,51 Meter. Der Einstieg in den US-Sport läuft anders als in Europa.


TITEL

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PATRICK MILLER

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TEXT Martin Fünkele FOTO Alexander Fischer, Marcel Merli

Da es keine Vereinsstruktur gibt, beginnt der organisierte Sport für Jugendliche in der Schule – oder in lokalen Auswahlmannschaften wie es die „Small Fries“ eine sind. Als Coach Hampton sich in Millers Nachbarschaft nach ihm erkundigt, kennt den Achtjährigen dort keiner. „There is no Patrick“, sagen die Jungs. Auch Miller selbst verleugnet sich. „Das haben wir immer so gemacht. Wir hatten ja keine Ahnung, was die Typen von uns wollten.“ Aus heutiger Sicht ist Ronny Hampton der wichtigste Mann in Millers Karriere. „Er hat mich das erste Mal in ein Team gebracht. Von da an ging es einfach immer

EIN BIZEPS MIT DEM UMFANG EINES OBERSCHENKELS

weiter.“ In die AAU-Mannschaft, wo er Dwayne Evans kennenlernt, dann an die High School und später ans College. Einmal auf den Basketball-Zug aufgesprungen, lässt Miller sich nicht mehr aufhalten. „Dabei hat Pat sich nicht wirklich verändert“, sagt Evans und fügt nach einer kurzen Pause grinsend hinzu. „Okay, vielleicht abgesehen von den 50 Pfund Muskelmasse, die er jetzt mehr drauf hat.“ Jeder ist beeindruckt von Millers Muskulatur. Mir geht es bei unserem ersten Treffen auch nicht anders. Sein Bizeps hat schließlich den Umfang meines Oberschenkels. Noch beeindruckender ist allerdings seine Antwort auf die Frage, ob er nicht vor dem

nächsten Fototermin bei einer Fastfood -Kette stoppen wolle. „No, I don‘t do that.“ Viele andere hätten einen Burger zumindest in Erwägung gezogen, Miller lehnt kategorisch ab. „Weil ich einfach weiß, wie wichtig die Ernährung für mich ist. Alle denken, ich würde die ganze Zeit nur im Kraftraum sein. Stimmt aber nicht. Ich bin einfach so – und ich achte auf meine Ernährung.“ Als Miller in Tennessee an der Uni ankommt, bringt er etwas mehr als 80 Kilo auf die Waage. Als der Freshman rasch an Kraft und vor allem Muskeltonus zulegt, untersagen ihm die Trainer das Kraft-


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PATRICK MILLER

training. „Das war die Zeit, als ich mit Yoga angefangen habe“, erinnert sich Miller. In den darauffolgenden sieben Jahren packt Miller dennoch fast fünfzehn Kilo an Muskelmasse drauf. „Pat ist so ein Typ, der muss eine Hantel nur anschauen und sein Bizeps wächst“, erklärt Thorsten Leibenath schmunzelnd. Doch Kraft ist nicht alles. Das erfährt Miller erstmals schmerzhaft bei Besiktas Istanbul. Der türkische Traditionsclub mit Euroleague-Historie ist seine erste Station in Europa. Was sich verlockend anhört, ist 2014 nicht unbedingt die beste Adresse – nicht für einen 22-jährigen Rookie. Neben dem Kulturschock – „mein Telefon hat nicht funktioniert, kaum einer sprach Englisch“ – bekommt er den Druck zu spüren, unter dem Coach Ahmet Kandemir steht. In der Saison 2013/14 hatte Besiktas weder im türkischen Pokal noch in der Meisterschaft eine Rolle gespielt. „Der Coach hat mir immer wieder gesagt, dass meine Collegezeit vorbei sei, und dass ich abzuliefern hätte.“ Doch der einzige Frischling ihm Team lässt sich nicht beeindrucken. Er beißt sich durch, überzeugt seinen Coach und führt in der Preseason als 22-Jähriger Regie. Wenige Tage vor Saisonstart dann ein letzter Test gegen Efes. Miller ist erneut Starter. Dann der Schock: Er bricht sich das Handgelenk und wird am 4. Oktober 2014 operiert. Doch statt den Vertrag mit dem Rookie aufzulösen, erlaubt Besiktas Miller die Reha in Amerika zu machen. Als er zwei Monate später wieder zum Team stößt, sind jedoch alle Ausländerspots belegt. Für Besiktas kommt er lediglich drei Mal im EuroCup zum Einsatz. Schließlich bittet Miller um einen Wechsel. Die Wahl fällt auf Yesilgiresun Belediye. Der damalige Zweitligist aus Giresun am Schwarzen Meer übernimmt Millers gut dotierten Vertrag. In Giresun trifft Miller allerdings erneut auf Ahmet Kandemir und damit auf den Coach, der ihm schon in Besiktas Probleme bereitet hat. Doch wieder setzt sich Miller durch, führt das Team in die erste Liga und soll auch im Folgejahr für dieselben Bezüge – also mit dem Vertrag, den er ursprünglich mit Besiktas ausgehandelt hatte – beim Aufsteiger Regie führen. Doch nun eskalieren die Probleme zwischen Point Guard und Coach: Kandemir will Miller nicht haben, setzt ihn unter Druck und droht an, ihm andere Spieler vor die Nase zu setzen. Kurz vor Saisonstart kommt es zu einer Vertragsauflösung. Miller hat nun zwar einiges an Geld in der Tasche, aber keinen Vertrag. Nicht ganz freiwillig entscheidet er sich, in die

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PATRICK MILLER

G-League zu gehen. Einerseits ist da der Traum von der NBA, den jeder Amerikaner hat, anderseits sind alle guten Jobs in Europa weg. Also schließt er sich den Texas Legends an, dem Farmteam der Dallas Mavericks. Doch der Preis ist hoch. Die G- oder D-League, wie sie 2015 noch heißt, ist eine Knochenmühle. Komfort gibt es nicht: Flüge und Hotels müssen selbst bezahlt werden und der Konkurrenzkampf ist gewaltig. Honoriert wird das Ganze mit 25.000 Dollar pro Jahr. Miller kann es sich leisten, er hat ja noch die Ersparnisse aus der Türkei auf der hohen Kante. Außerdem ist da ja diese Faszination für die NBA und ihre Stars: In Dallas lernt er Dirk kennen, in seinem zweiten G-League-Jahr Rajon Rondo in Chicago. Nach zwei statistisch sehr guten Jahren und einem NBA-Summer-League-Titel mit den Chicago Bulls kehrt Miller trotzdem zurück nach Europa. „Damals hatte ich das Gefühl, dass ich wirklich nah dran war an der NBA. Gleichzeitig brauchte ich Geld.“

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WITH A CHIP ON MY SHOULDER

2017 zahlt sich der „Grind“ endlich aus. Die Plackerei der letzte drei Jahre wird mit einem Zweijahresvertrag bei Partizan Belgrad belohnt. Ähnlich wie zu Beginn seiner Karriere soll Miller wieder Teil eines Rebuilds sein. Das serbische Power House will an die Triumphe der Vergangenheit anschließen – und Miller liefert auf. Sowohl in der Adriatic League (15,3 PpS), als auch im EuroCup (16,4) legt Miller glänzende Werte auf. Doch nach nur drei Monaten geht den Serben das Geld aus. Partizan veräußert sein Tafelsilber und Miller landet erneut in der Türkei. Was einen weniger hartgesottenen Spieler vielleicht verstört hätte, motiviert Miller zusätzlich. „I have a chip on my shoulder“, sagen die Amerikaner, wenn sie meinen, dass sie etwas zu beweisen haben. Und Miller beweist sich, in dem er seinen Punkteschnitt für Gaziantep in der türkischen Liga noch einmal steigert (16,9 PpS) und zusätzlich fast zwei Steals pro Partie einheimst.

unter Druck gesetzt. Ich war mir vielleicht auch ein bisschen zu sicher und bin davon ausgegangen, dass schon alles laufen würde.“ Aber es läuft nicht. Doch Miller gibt nicht klein bei – im Gegenteil. Er beginnt Extraschichten in der Trainingshalle mit Assistant Coach Pete Strobl einzulegen.

„Patrick hat letztes Jahr eine beeindruckende Saison gespielt und sowohl Partizan als auch Gaziantep stark geführt“, sagt Thorsten Leibenath vor der Ankunft seines neuen Point Guards in Ulm. Doch der Saisonstart misslingt. Sowohl für Miller, als auch für sein Team. Erst bremst ihn eine Adduktoren-Zerrung, dann eine Verletzung am Daumen der Wurfhand. Nur zwei der ersten zehn Saisonspiele werden gewonnen und Miller fällt in ein Loch. „Zu Beginn der Saison war ich frustriert und habe mich selbst zu sehr

Vor dem Training, nach dem Training, an freien Tagen – Miller nützt jede Gelegenheit. „Pat ist ein sehr talentierter Spieler, aber er ist erwachsen genug, um zu wissen, dass es Bereiche in seinem Spiel gibt, in denen er besser werden muss“, sagt Strobl. Wie er seinen Arbeitseifer lobt, so stellt Leibenaths Co-Trainer auch Millers Kritikfähigkeit heraus. „Ich bin wirklich stolz darauf, wie offen er in unseren Gesprächen ist und was noch viel wichtiger ist, wie groß seine Bereitschaft ist, an seinen Schwächen zu arbeiten.“ Und der Einsatz wird belohnt.

Anfang November steuert Miller 19 Punkte zum Sieg in Bayreuth bei, Mitte Dezember sind es im italienischen Brescia 23 Punkte, sieben Assists und fünf Steals. Miller wird am zehnten EuroCup-Spieltag zum MVP ernannt. Im Januar dann jedoch der nächste Rückschlag: Beim Heimspiel gegen Krasnodar trifft ihn der Hinterkopf eines Gegners so heftig, dass sein Jochbein in Mittleidenschaft gezogen wird. Erst drei Wochen später kehrt Miller mit einer schwarzen Maske im Gesicht zurück aufs Parkett. „Noch in der Nacht, in der es passiert ist, hat Pat mir eine Nachricht geschickt und gefragt, ob wir am nächsten Tag in die Halle gehen können“, beschreibt Strobl Millers Reaktion auf die Verletzung. Wie schon nach seiner Handverletzung im ersten Profi-Jahr bei Besiktas, oder dem unfreiwilligen Wechsel von Partizan zurück


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in die Türkei, lässt Miller sich auch durch den erneuten Rückschlag in Ulm nicht demoralisieren. Im Gegenteil. Er zieht aus dem „Grind“, dem stetigen Ankämpfen gegen alle Widrigkeiten, seine eigene Motivation. „Ich sehe die Dinge jetzt ganz anders als zu Beginn der Saison. Ich habe wirklich hart gearbeitet, um wieder auf dem Court zu stehen, jetzt will ich es genießen. Mich von Niemandem runter ziehen lassen und einfach frei spielen.“ Wenn ihm das gelingt, „ist er ein Master“ wie es Dwayne Evans formuliert. „Dann kann ihn im Eins-gegen-eins niemand halten“, weiß sein Jungendfreund. „Ich war immer der Pitbull der Mannschaft. Derjenige, der attackiert. Dass will ich auch hier sein und jedes Spiel mit der maximalen Intensität angehen.“ Patrick Miller meint das sehr ernst, denn er hat mit dieser Saison noch längst nicht abgeschlossen. „Pat ist ein Typ, der es liebt ans Limit zu gehen“ sagt Strobl. „Bei seiner Fähigkeit, die anderen mitzuziehen, traue ich uns dieses Jahr noch einiges zu.“

#2 PATRICK MILLER GUARD /////////////////////////// STAND: 11.03.2019

YEAR

2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 2017/18 2018/19

TEAM

Tennessee State Yesilgiresun Belediye Texas Legends Sioux Falls Skyforce Partizan Belgrad Gaziantep Basketbol ratiopharm ulm

LEAGE

NCAA 2. Liga G-League G-League ABA BCL BBL

EINSATZZEIT PT

37:10 Min 30:30 Min 26:10 Min 31:30 Min 28:40 Min 28:50 Min 23:18 Min

23,7 13,8 11,4 16,2 15,3 16,9 10,6

AST

4,1 3,6 4,1 4,9 3,7 3,7 3,8

3PT

32,4% 40,7% 42,4% 32,5% 36,4% 29,7% 15,2%


INTERVIEW

BOGDAN RADOSAVLJEVIC

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INTERVIEW Joshua Wiedmann FOTO Alexander Fischer ILLUSTRATION/LETTERING Agentur Halma

ICH WOLLTE SCHON IMMER IN ULM SPIELEN Big Man Bogdan Radosavljevic über seine achtjährige Karriere. Nur wenige Spieler haben mit 25 Jahren bereits erlebt, was Bogdan Radosavljevic erlebt hat. Im Interview spricht „Boggy“ über seine Jugend zwischen Serbien und Deutschland, Kuchenverbote für Vlade Divac, den Wandel der Center-Position und das Positive an der verletzungsgeplagten ersten Ulmer Saisonhälfte. Boggy, wie viele böse Nachrichten hast du diese Saison innerhalb der Liga an Freunde und ehemalige Mitspieler verschickt? Radosavljevic: (schaut erst verwundert, fängt dann aber bald an zu schmunzeln) Bei MagentaSport lief dieser Clip, in dem andere BBL-Profis deinen Nachnamen buchstabieren sollten – mit überschaubarem Erfolg. Radosavljevic: Da gab es schon böse Nachrichten. Viele von denen kenne ich gut: Mahir Agva, Basti Doreth, Niels Giffey. Das sind Leute, die meinen Namen eigentlich kennen sollten. Bezeichnend war: Der einzige, der es auf Anhieb richtig hatte, war David McCray – den kannte ich da gerade drei Wochen. Du giltst selbst als Spaßvogel. Teilst du auch mal Sprüche aus? Radosavljevic: Auf jeden Fall. Ich fand das mit meinem Namen ja auch selbst lustig. Ich mag es, Spaß zu haben – und ich verarsche andere Leute gern. Für solche Sachen braucht es in jedem Team jemanden, das ist gut für die Stimmung. Aber so muss man von Natur aus sein, sonst wird das nicht funktionieren. Um auf deinen Namen zurückzukommen: Du bist in Serbien geboren und hast deine ersten knapp 15 Lebensjahre dort verbracht. Im Jahr 2000 ist dann zunächst dein Vater hierher gezogen. Gab es davor überhaupt irgendwelche Verbindungen nach Deutschland? Radosavljevic: Nein, null. Ich hatte bis dahin niemanden hier. Meine Eltern sind getrennt, seit ich drei Jahre alt war. Ich habe von da an bei meiner Mutter in Serbien gelebt, aber meinen Papa jeden Sommer

„IN SERBIEN GAB ES FÜR MICH KEINE PERSPEKTIVE“

hier in Deutschland besucht. Irgendwann haben sich meine Eltern darauf geeinigt, dass ich dauerhaft zu ihm nach Deutschland ziehe. In Serbien gab es damals für Jugendliche einfach keine Perspektive. Dein Papa Zoran war selbst Profi-Basketballer, hat viele Jahre in der serbischen Liga gespielt und später in Deutschland als Trainer gearbeitet. Gab es für dich sportlich jemals eine andere Option als Basketball? Radosavljevic: Mit dem Hintergrund? Nicht wirklich. Aber was wenige wissen: Ich habe früher – so mit 11, 12, 13 Jahren – Latein getanzt neben dem Basketball. Bachata und so. Ich war sogar serbischer Meister. Ich habe die Urkunde immer noch irgendwo in Serbien. Ich muss die mal abfotografieren, weil mir das keiner glaubt. (lacht) Nebenher habe ich auch noch geboxt. In diesen zwei Sachen war ich gut, und eben im Basketball. Irgendwann bin ich dann so groß geworden, dass klar war: Das wird nichts mit dem Tanzen. Hast du vom Tanz trotzdem etwas mitnehmen können für deine Basketball-Karriere? Radosavljevic: Fußarbeit – und zwar richtig viel. Beim Bachata oder ChaChaCha ist Fußarbeit das A und O, genauso wie im Basketball. Du musst koordinativ gut unterwegs sein, sonst hast du keine Chance.


#12 BOGDAN RADOSAVLJEVIC CENTER //////////////////////

7.26 2.84 1.11 0.42 0.26 8.53 PTS REB AST BLK STL EFF

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STAND: 11.03.2019

„VIELE JUNGE SPIELER GEHEN VERLOREN, WEIL SIE DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN GELD UND SPIELPRAXIS NICHT ERKENNEN“

Stimmt es, dass dein Papa mit NBA-Legende Vlade Divac zusammen die Schulbank gedrückt hat? Radosavljevic: Die haben später sogar zusammen gespielt. Zu Vlade gibt es eine witzige Geschichte: Bei uns in der Stadt – die war relativ klein – gab es viele Süßwarenläden und Vlade hat dort ständig einen gewissen Kuchen gekauft. Im Laufe der Zeit ist er davon richtig dick geworden. Also hat man sich abgesprochen, ihm keinen Kuchen mehr zu verkaufen. Jeder in der Stadt wusste: ‚Wenn Vlade in den Laden kommt, gebt ihm nichts Süßes!’ Zurück zu dir: Du kommst also mit knapp 15 Jahren nach Deutschland – mitten in der Pubertät, ohne die deutsche Sprache zu sprechen. War es so schwierig, wie es klingt? Radosavljevic: Es war nicht ohne, ja. Ich muss sagen: Da hat meine deutsche Stiefmama eine große Rolle gespielt. Sie war es, die mir mein Visum besorgt hat, denn mein Papa durfte das nicht – er hatte selbst keinen deutschen Pass. Und als ich dann hier war, hat sie mich jeden Tag mit Deutsch gequält nach der Schule. Ich war in einer Übergangsklasse, also einer Klasse mit 50 Kindern, die alle kein Deutsch sprachen. Lustig war: Nach vier, fünf Monaten in dieser Klasse habe ich angefangen, Lehrer zu spielen und unserer Klassenlehrerin geholfen, den anderen Deutsch beizubringen. Ich habe richtig schnell gelernt und bin bereits nach sieben Monaten mit einem Schnitt von 2,2 auf eine Realschule gekommen.

Und all das ohne Deutsch-Vorkenntnisse? Radosavljevic: Komplett ohne. Als ich nach Deutschland gekommen bin, konnte ich genau zwei Dinge sagen: ‚Tschüss’ und ‚zwei für eins’. Mein Papa hatte mich mit elf Jahren mal hier in Deutschland in einen Laden geschickt: Ich sollte zwei Ein-Euro-Stücke in ein Zwei-Euro-Stück wechseln. Zwei für eins eben. Das ist hängen geblieben. (lacht) Auch sportlich hast du schnell Fortschritte gemacht und bist 2010 bereits vom DBB in den U17-Kader berufen worden. Der serbische Verband hat daraufhin eine Sperre gegen dich erwirkt. Wie hast du das erlebt? Radosavljevic: Damals gab es in Hamburg die erste U17-Weltmeisterschaft. Dirk Bauermann hat alles probiert, damit ich so schnell wie möglich einen deutschen Pass erhalte. Allerdings habe ich für die WM auch eine Einladung vom serbischen Verband bekommen. Die wollten mich auch unbedingt. Das Ding war: Ich war hier auf der Schule, habe hier gelebt – wie sollte ich für Serbien spielen? Ich habe dann von der FIBA Post bekommen, in der stand, dass mich der serbische Verband sperrt. Wir haben das noch gedreht bekommen, aber es war total unnötig. Ich war kein 30-jähriger Profi, sondern ein Kind, das bei seinem Papa in der Oberliga-Mannschaft gespielt hat. Wir hatten mit dem DBB dann vor der WM ein Testspiel gegen Serbien, in dem ich 30 Punkte gemacht habe. (schmunzelt)


INTERVIEW

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Du hast gerade schon Dirk Bauermann angesprochen: Er war es auch, der dich 2010 nach München geholt hat, als dort gerade das Projekt Bundesliga-Aufstieg begann. Wie war das, als 17-Jähriger unter dem erfolgreichsten deutschen Coach aller Zeiten? Radosavljevic: Das war schon interessant. Ich erinnere mich noch: Das erste Treffen mit ihm war am Finaltag bei der U17-WM. Ich saß mit meinem Team in der Halle, um das Spiel anzuschauen, und dann kam Dirk auf mich zu. Da haben die Jungs alle große Augen gemacht. Dirk meinte: ‚Wir starten da was in der 2. Liga, willst du da mitmachen?’ Natürlich wollte ich. Wer würde da Nein sagen, wenn du mit Spielern wie Hamann, Garrett, Maras oder Nadjfeji zusammen spielen kannst? War es schwierig, als Teenager seinen Platz zwischen all diesen Stars zu finden? Radosavljevic: Klar war das schwierig. Bei so einem Projekt wie dem FC Bayern damals ist es wichtig, dass du um jeden Preis aufsteigst. Die jungen Spieler sind da die Leidtragenden, weil sie nur die Garbage Time bekommen. So war es bei mir auch. Aber sportlich mit all diesen Spielern – das war ein Traum für mich. 2012 folgte auf Bauermann dann die nächste Trainer-Legende in München: Svetislav Pesic. Radosavljevic: Für mich hat sich damals im Prinzip nicht viel geändert. Ich habe noch in der Regionalliga und der NBBL gespielt, mit denen war ich mehr unterwegs. In der Bundesliga habe ich eigentlich kaum gespielt. Das ist so eine Sache, bei der ich mir jetzt im Nachhinein sage: Vielleicht hätte ich nach dem zweiten Jahr München gehen sollen – einfach, um mehr zu spielen. Der dritte große Trainer in deiner Karriere war die letzten beiden Jahre Coach Aito in Berlin. Über ihn hast du im „Tagesspiegel“ gesagt: „Er lehrt dich Dinge, die du noch nie gemacht hast.“ Welche waren das? Radosavljevic: Das waren viele Details. Diesen Aito-Basketball gab es davor in Deutschland nicht: Dass du keine 40 Systeme hast, sondern zwei, drei Hauptspielzüge, in denen es dann Ausstiege gibt, die du selber finden musst. Das ist ein intelligenter Basketball, den du richtig lesen musst. In den ersten zwei, drei Wochen mit ihm war das für alle ein bisschen komisch. Wir dachten uns nur: ‚Was macht der alte Mann da? Das wird nie funktionieren!’ Nach und nach haben wir angefangen, seinen Stil zu verstehen und sind immer besser geworden. Und ganz klar: Der Basketball von Aito ist für mich der schönste in Deutschland. Eine Station haben wir nun übersprungen: Tübingen. Würdest du mitgehen bei der Aussage, dass das die wichtigste Station deiner Karriere war? Radosavljevic: Auf jeden Fall. Ich hätte 2016 auch schon nach Berlin gehen können. Ich musste dann abwägen: Auf der einen Seite ein großer Name und mehr Geld, auf der anderen Seite, in Tübingen, Spielpraxis. Ich sehe das heute oft: Viele junge Spieler gehen verloren, weil sie diesen Unterschied nicht erkennen. Ich hatte damals das Glück, dass ich Sasa Nadjfeji hatte. Er ist damals auch von München nach Tübingen gewechselt. Sasa hat mich so ein wenig in die Richtung gepusht und mir erklärt, wieso es besser ist nach Tübingen zu gehen. Und es war die richtige Entscheidung, denn in Tübingen musste ich Verantwortung tragen.

„WIR DACHTEN UNS ALLE NUR: ‚WAS MACHT DER ALTE MANN DA?’“


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Du hast auch deine Frau in Tübingen kennengelernt, zusammen habt ihr einen kleinen Sohn. Wie schwierig war – besonders mit einer Familie – das letzte halbe Jahr, das mit dem Wechsel nach Ludwigsburg begann und schon im Oktober den nächsten Umzug parat hielt? Radosavljevic: Ich muss sagen: Für mich war es nicht schwierig, weil ich im Prinzip nichts gemacht habe. Um alles, was zu tun war, hat sich meine Frau mit ihrem Papa gekümmert. Als der Wechsel nach Ulm feststand, hatten wir noch ein Spiel in Berlin. Meine Frau hat also in zwei Tagen ganz allein die Wohnung geputzt und ausgeräumt. Ich weiß: Für eine Spielerfrau ist das unglaublich schwer mit den vielen Umzügen, aber sie ist ein großer Rückhalt. Ich musste dann nur noch mit Ismet nach Ludwigsburg fahren und alles einladen. Du bist jetzt gute vier Monate in Ulm. War der Wechsel die richtige Entscheidung? Radosavljevic: Auf jeden Fall. Ich wollte schon früher nach Ulm kommen, eigentlich wollte ich schon immer hier spielen. Ich hatte die letzten Jahre immer wieder Gespräche mit Thorsten, aber es hat nie geklappt. Jetzt bin ich hier und ich denke auch, dass ich angekommen bin. Ich glaube, es läuft für alle gut. Wir spielen in den letzten zwei, drei Monaten richtig guten Basketball. Ich finde auch: Wir sind durch die vielen Verletzungen, die wir hatten, enger zusammengerückt. Isaac, Katin, Per, Pat, Ra‘Shad – die waren oder sind alle noch verletzt. Und wir hatten trotzdem keinen Einbruch. Wenn du solche Verluste kompensieren kannst, bist du auf einem guten Weg. Wir haben vorher schon über die Coaches in deiner Karriere gesprochen. Was macht Thorsten Leibenath aus? Radosavljevic: Er kann einfach gut mit Spielern umgehen. Es gibt Trainer, die kommen ins Training, und mit denen kannst du zwei Stunden nicht reden. Die ziehen ihr Ding durch. Thorsten ist nicht so. Mit ihm kannst du über alles sprechen. Und er weiß gut zu trennen, wann es Arbeit und wann es Spaß ist.

Du brauchst als Profi einen gewissen Druck, aber du musst auch abschalten können. Diese Balance schafft er sehr gut. Er ist menschlich sehr angenehm, und ich glaube, dass deswegen inzwischen viele große Namen nach Ulm kommen. Auf deiner Position hat sich über die Jahre viel getan. In der BBL sind kleine, agile Center heute en vogue, „Sevenfooter“ wie du dagegen seltener. Spürst du da eine Veränderung, wie Clubs dich wahrnehmen? Radosavljevic: Ja, keine Frage. Auch in Europa: Wo gibt es denn da noch klassische Brettcenter? Mir fallen auf die Schnelle bei den Topteams nur zwei ein: Tavares in Madrid und Tomic in Barcelona. Alles andere sind dünne Überflieger, die den Ball unter der Hallendecke fangen können. Solche Spieler sind heute gefragt, und das merkt man sehr. Was hat sich auf dem Feld verändert? Welche Skills werden von dir heute mehr gefordert als früher? Radosavljevic: Die Pick-and-Roll-Verteidigung ist ein großer Bestandteil im Basketball geworden. Du musst als Center heute extrem schnell auf den Füßen sein. Allgemein ist der Basketball sehr schnell geworden. Es geht ständig rauf und runter: Blocken-abrollen, blocken-abrollen – ohne dass du nur einmal den Ball bekommst. Das ist anders als vor zehn Jahren. Zum Abschluss: Du hast insgesamt sieben A-Länderspiele gemacht, das letzte im Sommer 2017. Hast du die Nationalmannschaft noch im Hinterkopf? Radosavljevic: Definitiv. Das richtig Gute für Deutschland und Schlechte für mich ist, dass wir auf den Positionen vier und fünf sehr gut besetzt sind. Maxi, Tibor, Daniel, Joe Voigtmann: So gut waren wir auf den großen Positionen noch nie. Da ist es verständlich, dass ich nicht jeden Sommer eingeladen werde. Aber wenn der Anruf kommt, bin ich bereit.

„WEGEN THORSTEN KOMMEN SO VIELE GROSSE NAMEN NACH ULM“


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DER DENKER & DUNKER IM ARABISCHEN BEDEUTET SEIN VORNAME „DER DENKER“. SO SPEKTAKULÄR RA’SHAD JAMES AUF DEM FELD IST, SO UNSCHEINBAR UND LEISE TRITT ER ABSEITS DAVON AUF.

Es ist Anfang Februar, und Ra’Shad James sitzt auf gepackten Koffern – wieder mal. Drei Wochen nach seinem Abschied aus Bonn und zwei Wochen, nachdem er für viele überraschend in Ulm unterschrieben hatte, zieht James erneut um. Immerhin: Diesmal ist das Ziel kein neues Land und auch keine neue Stadt. Aus dem Leonardo Royal Hotel, wo der US-Amerikaner mit Ehefrau und Katze vorübergehend wohnte, geht es in eine feste Bleibe im Stadtteil Böfingen. Von Umzugsstress ist nichts zu spüren, als OrangeZone den Shooting Guard tags darauf zum Gespräch trifft. „Das Umziehen ist für mich kein großes Ding mehr. Das einzige, was ich immer und überall brauche, ist meine Frau – und WLAN“, sagt James, und lacht. Es ist ein kurzes, zurückhaltendes Lachen, und Sekundenbruchteile später sind seine strahlend weißen Zähne wieder hinter einer abwartenden Miene verschwunden. Der 29-Jährige ist kein zwischenmenschlicher Schnellstarter. „Er ist sehr ruhig“, beschreibt Ulms Bogdan Radosavljevic den neuen Teamkollegen, der über sich selbst sagt: „Ich brauche Zeit, um mit Leuten warm zu werden.“ Wer den US-Amerikaner aber einmal aus der Reserve gelockt hat, der lernt einen besonderen Gesprächspartner kennen. Einen, der aufmerksam zuhört, der seine Antworten wohl überlegt und an der Meinung seines Gegenübers interessiert ist. So auch beim Thema Vereinswechsel. Was er denkt, wenn ihn Leute – nach acht Clubs in sechs Profijahren und Stationen zwischen Nevada und Südkorea – für einen Globetrotter halten? „Vielleicht mögen manche das so sehen“, sagt James. „Aber als Sportler sollte man immer dorthin gehen, wo am meisten möglich ist, oder nicht? Ist es falsch, immer die beste Situation für dich zu suchen, wenn deine Karriere nur 12, 13 Jahre währt?“ Es entwickelt sich ein Gespräch über Karriere-Planung,

„YOU GOTTA LISTEN BEFORE YOU SPEAK“ Berufsethos und das System Profi-Basketball, in dem langfristige Verträge immer noch eine Seltenheit sind. Man merkt: James macht sich über viele Dinge Gedanken. Eine Haltung, die sich auch auf sein Basketball-Spiel überträgt – wenngleich auf dem Court lange ein Talent alle anderen überstrahlte. Ra’Shad James wächst in White Plains außerhalb von New York City auf. Während die kommenden Stars des „Big Apple“ Downtown – im Rucker Park, am Brooklyn Bridge Pier oder im berüchtigten „Cage“ – das Spotlight der Medienmetropole auf sich ziehen, entsteht 40 Kilometer nördlich fast unbemerkt ein lokaler Basketball-Mythos. „Zum ersten Mal dunkte Ra’Shad in der 8. Klasse“, erzählt sein Schulfreund Jamell Cromartie in einem Artikel, der später James’ Weg nachzeichnet. Zu der Zeit ist der Junge, den seine Freunde liebevoll-frotzelnd „Shorty“ – den Kleinen – nennen, noch nicht einmal 1,70 Meter groß. Josh Thomson, ein Reporter der regionalen „Journal News“, erinnert sich noch gut daran, wie er den Teenager erstmals in Aktion sieht. James ist damals an der High School und 16 Jahre alt. „Ich weiß noch, wie er unter dem gegnerischen Korb einen verloren gegangenen Ball aufnahm, aus dem Stand hoch stieg und

9,2 1.6 2.2 PTS REB AST

43% FG 47% 2PT 37% 3PT STAND: 11.03.2019


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RA’SHAD JAMES

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INTERVIEW Joshua Wiedmann FOTO Marcel Merli,

Alexander Fischer, Ulli Schlieper ILLUSTRATION/LETTERING Agentur Halma

„ICH HABE MEINEN PLATZ GEFUNDEN“ dunkte“, erzählt Thomson. „So etwas sieht man von 2,06Meter-Typen – aber nicht von jemandem seiner Größe, nicht einmal in der NBA. Es war unwirklich.“ In White Plains wird Ra’Shad bald nur noch „Birdman“ genannt – weil er sich fast mühelos durch die Lüfte bewegt. „Damals war ich eine einzige Highlight-Show“, erinnert sich James. Zeitungsmann Thomson ist sich noch Jahre später sicher: „Er ist der beste Dunker, den ich je auf High-School-Niveau gesehen habe.“ James selbst ist überzeugt: „Ein Dunk kann die Richtung eines ganzen Spiels verändern – wenn er bewusst eingesetzt wird.“ Wann das ist? „Jeder hat diese Szenen im Kopf: Dein Team liegt in Rückstand, plötzlich ein Fastbreak, ein Dunk – und die Halle explodiert. So etwas gibt dem ganzen Team Auftrieb“, meint er. So, wie Anfang Oktober 2018, als der US-Amerikaner mit Bonn in der Champions League auf Teneriffa spielt: 2:07 Minuten vor Ende des zweiten Viertels erhält James ein Zuspiel in der rechten Ecke, zieht über links zum Korb und drischt die Kugel so brachial durch den Ring, dass dem Kommentator nur ein fassungsloses „Are you serious?“ entfährt. Es ist der Anfang eines Bonner 9:2-Laufs vor der Pause. James sagt: „Ich versuche, mir solche Dunks für die richtigen Momente aufzubewahren.“ Auch deswegen dunkt er im Training inzwischen nicht mehr. „Und um meine Beine ein wenig zu schonen“, fügt er schmunzelnd an. Trotz zahlloser Top-10-Plays und einem Vermächtnis als Highflyer: Ra’Shad James’ Weg läuft lange alles andere als zielsicher auf eine große Basketball-Karriere hinaus. „Als Kind war ich für alle nur der Dunker“, sagt er. „Es lag an mir, diese Wahrnehmung zu ändern.“ Seine Uni-Zeit verbringt er erst am St. Thomas Aquinas, dann am Iona College – beides zuhause in New York, beides mit überschaubarem Erfolg. Erst ein Wechsel nach Northwood, einen kleinen Küstenort in Florida, gibt der College-Laufbahn des 1,88-Meter-Manns die entscheidende Wendung. Unter TrainerLegende Rollie Massimino steigert er seinen Punkte-Schnitt von 3,1 auf 23,0 und beendet seine Studienzeit mit dem Gewinn der

Sun Conference. „Northwood veränderte alles für mich. Dorthin zu gehen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, sagt James heute. Aus der Sonne Floridas geht es um die halbe Welt: Mehrere Anläufe in der G-League, zwischendurch ein Abstecher nach Südkorea („die Liga dort ist besser, als die Leute denken“), dann Polen. Was von außen wirkt wie ein unstetes Nomadenleben, ist für Ra’Shad James mehr: Nämlich die Chance, Basketball zu spielen und zugleich etwas von der Welt zu sehen. „Ich kam als Kind nie wirklich aus New York heraus“, erzählt er. „Es gibt Menschen, die ihr Land kein einziges Mal im Leben verlassen. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich so eine Person nicht sein möchte.“ Also nimmt er, was ihm das Leben als Profi bietet. Während der Länderspielpause im Herbst besucht er mit Ehefrau Alyson Amsterdam, im Februar geht es nach Mailand. Aus der italienischen Modemetropole schickt James via Instagram ein kurzes Grußvideo. Darin: Er selbst, wie er im Selfie-Modus die Straßen Mailands filmt, eine Kamera um den Hals, ein breites Grinsen im Gesicht. „I’m just happy to be here“, sagt er, und wirkt dabei so unverstellt glücklich wie ein Kind an Weihnachten. Einer ist übrigens bei jeder Reise mit dabei: Kater Engine. Als James 2017 in der Türkei spielt, läuft ihm der Vierpfoter zu – oder besser: er schleicht sich auf die unwahrscheinlichste Weise ein, die sich erdenken lässt. Nach einem Training steigt Ra’Shad in sein Auto und wundert sich über ein leises Jammern in der Nähe. Als er wenig später zuhause seinen Wagen in der Garage parkt, hört er die Klagelaute erneut. „Als ich die Motorhaube öffnete, sah ich in einem Spalt neben dem Motor einen kleinen, schwarzen Kopf“, erzählt er. Ra’Shad und Alyson brauchen fast eine Stunde, um den verängstigten Kater zu befreien. Sie behalten ihn und taufen ihn nach seinem Fundort – Engine. Dass der Ex-Ulmer Will Clyburn seine Katze einst zurückließ, als er aus Ulm wegging, will James nicht glauben: „Das würde ich nie machen“, sagt er energisch. Mittlerweile ist Engine auch in Ulm angekommen.


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RA’SHAD JAMES

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„Er hat mehr Stempel im Reisepass als manche Menschen“, sagt sein Besitzer lächelnd. 2017 ist ein Schlüsseljahr für Ra’Shad James – in mehr als einer Hinsicht. Im Frühjahr feiert er mit Zagreb die kroatische Meisterschaft und beendet obendrein seine erste Eurocup-Saison mit beachtlichen 11,6 Punkten im Schnitt. Ende Juli heiratet er seine College-Liebe Alyson. Im August wird er schließlich – als einer von 16 Euro-Legionären – in den vorläufigen Kader von Team USA berufen, das in Abwesenheit der NBAProfis die Amerikameisterschaft gewinnen soll. Wenngleich James den Cut letztlich verpasst: Es ist ein Jahr des Ankommens. „Ich habe das Gefühl, meinen Platz inzwischen gefunden zu haben“, erzählt er im Gespräch. „Ich weiß, wer ich bin – als Mensch und als Basketballer.“ Diesen Eindruck hat auch Thorsten Leibenath, als er sich um die Dienste des US-Amerikaners bemüht. „Ra’Shad hat sich als Spieler hochgearbeitet“, sagt der Ulmer Head Coach. „Das ist die Art Lebenslauf, die wir uns von einem Spieler in Ulm wünschen.“ Schon im Februar 2018 will Leibenath den Guard in sein Team holen. Damals hat James aber einen gültigen Vertrag, die Verpflichtung scheitert an der Ablöse-summe, die sein Arbeitgeber Yesilgiresun aufruft. Als James ein Jahr später in Bonn frei wird und ratiopharm ulm dringenden Bedarf auf den GuardPositionen hat, wo erst Reinhardt, dann Miller und Günther wegfallen, geht alles ganz schnell. „Wir kannten ihn ja schon und waren von seiner Qualität überzeugt“, so Leibenath. Zunächst ist diese Qualität aber nur tröpfchenweise zu sehen. In seinen ersten drei BBL-Spielen in Orange erzielt James 15 Punkte – in toto. Im Eurocup gegen Frankfurt dauert es bis in die Schlussphase, ehe die Scorer-Qualitäten des Neuen zur Geltung kommen. Der US-Amerikaner hat den Fuß zu Beginn merklich auf der Bremse – dabei ist die Message von außen eindeutig: ‚Mach einfach!’ „Er hat bei mir jederzeit das grüne Licht“, verdeutlicht Thorsten Leibenath. „Er ist unser komplettester Spieler darin, sich seinen eigenen Wurf zu kreieren, und im Eins-gegen-Eins sehr schwer zu stoppen.“ Am 14. Februar legt Ulms Nummer 0 schließlich die Fesseln ab, und der Zeitpunkt dafür könnte günstiger kaum sein: In Würzburg, im bis dato vielleicht wichtigsten Saisonspiel, bringt James die Seinen in Hälfte eins mit 19 Punkten fast im Alleingang auf Kurs. Dass das Kraftpaket obendrein Würzburgs Taktgeber Cameron Wells über weite Strecken kalt stellt, geht in der Erleichterung des 77:99-Sieges fast unter. „Als neuer Spieler versuchst du, vorsichtig ins Team zu finden. Ich weiß, was ich kann, aber ich will auch nicht überpacen“, begründet James seinen langsamen Start. Der 29-Jährige ist zwar Fan von Kobe Bryant und Russell Westbrook, aber nicht deren Spielertypus: Kein Aggressivleader, keine ballverliebte One-ManShow. „Ra’Shad ist ein sehr ruhiger Spieler und keiner, der überdreht“, hat Thorsten Leibenath beobachtet. Als James gegen Würzburg in der ersten Hälfte alle

seiner fünf Dreierversuche versenkt, ist kein großer Feiergestus zu sehen: keine Brusttrommel, keine Beckerfaust, keine Sprüche Richtung Gegner. Es würde auch nicht passen. „Er spielt das sehr cool runter“, sagt Thorsten Leibenath. James erklärt: „Ich versuche, im Moment zu bleiben und mich nicht von den Emotionen des Spiels leiten zu lassen.“ Emotional wird der US-Amerikaner bei anderen Themen. Etwa, wenn es um die Situation in seinem Heimatland geht („es ist schwierig mitanzusehen, was dort gerade passiert“). Oder mit Blick auf die globalen Konflikte der Zeit („wenn die Leute alle ihre Köpfe zusammenstecken würden, würden wir aus dem Chaos kommen, das in der Welt herrscht“). James gibt sich mit Sport allein nicht zufrieden, er schaut gern über den Tellerrand hinaus. Seit einigen Monaten isst er vegan. Er liest Bücher zu Lebensführung und Selbstmotivation. Und er interessiert sich für Kunst, insbesondere für den Streetart-Star Banksy. Das berühmteste Werk des Briten, „Girl with Balloon“, das sich 2018 bei einer Auktion durch einen Schredder-Mechanismus spektakulär selbst zerstörte, hat sich James auf den rechten Arm tätowieren lassen. „Ich mag Banksys Perspektive auf das Leben“, erklärt James sein Faible. „Die Werke richten sich gegen all diejenigen, die sich nicht um die menschliche Rasse scheren. Das unterstütze ich.“ An dieser Stelle nimmt die Geschichte eine drastische Wendung. Nur wenige Tage nach seinem Gala-Auftritt in Würzburg verletzt sich Ra’Shad im Training so schwer, dass eine Operation unumgänglich wird. Die Schulter ist ausgekugelt, für den sympathischen Guard ist die Saison vorbei. Doch wenn es einen gibt, bei dem man sicher sein kann, dass er sich davon nicht unterkriegen lässt, dann ist es Ra’Shad James. Er wird sein Ding machen und auch der Zwangspause etwas Positives abgewinnen. Zum Beispiel an seiner Schwäche zu arbeiten. „Mich an der Wasseroberfläche treiben zu lassen – das beherrsche ich nach wie vor nicht“, gesteht er. Er wird das schaffen. Auch mit der Verletzung.


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BANKSY, BÜCHER UND BESORGTE BLICKE AUF DIE WELT

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NEUN CLUBS IN SECHS JAHREN POSITION: Shooting Guard NATIONALITÄT: USA GEBOREN: 26.1.1990 GRÖSSE: 1,88 m GEWICHT: 88 kg STATIONEN ALS PROFI

Telekom Baskets Bonn (2018/19), Yesilgiresun Belediye, TUR (2017/2018), Cedevita Zagreb, CRO (2016/2017), Westchester Knicks, NBDL (2016), AZS Koszalin, POL (2015/2016), Wonju Dongbu Promy, KOR (2015/16), Reno Bighorns, NBDL (2013 – 2015). Größter Erfolg: Kroatischer Meister (2017).

LEIBENATH SAGT: „MACH EINFACH“ – UND JAMES SCHIESST ULM ZUM SIEG


REPORTAGE

ANGT

TEXT Nils Bernemann FOTO Steffen Eirich, Nils Bernemann LETTERING Agentur Halma

Das „Adidas Next Generation Tournament“ der EuroLeague ist das bedeutendste und bestbesetzte U18-Turnier Europas. Jedes Jahr misst sich hier die kontinentale Elite des Jugendbasketballs. Zum zweiten Mal in Folge war im Januar 2019 der Münchener Audi Dome Austragungsort für eines der Vorrundenturniere. Ebenfalls zum zweiten Mal mit dabei: Die U18 von ratiopharm ulm. Im Rahmen dieser Reportage werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und begleiten die jungen Korbjäger bei ihrem Abenteuer ANGT. Die Reise beginnt am Donnerstagabend, circa 20 Stunden vor dem ersten Tipoff. Das letzte vorbereitende Training mit anschließender Video-Analyse ist gerade vorbei. Die Spieler der U18-Auswahl von ratiopharm ulm kommen der Reihe nach die Treppen des Trainingszentrums in Neu-Ulm herunter, ganz zum Schluss Head Coach Danny Jansson. Draußen stehen drei Kleinbusse bereit. Insgesamt fahren 18 Personen mit zum prestigeträchtigen Jugendturnier: Zwölf Spieler, vier Coaches und zwei Physiotherapeuten. Es warten drei hochintensive Tage auf die Reisegruppe, gespickt mit ganz viel Adrenalin, Leidenschaft und hochklassigem Basketball.

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ABENTEUER ANGT VIER SPIELE IN WENIGER ALS 36 STUNDEN – DAS ANGT IST NICHT NUR FÜR DIE SPIELER ANSTRENGEND.

genheit: Bogdan Bogdanovic (Sacramento Kings), Nikola Mirotic (Milwaukee Bucks) oder der aktuell bei den Dallas Mavericks für Furore sorgende Luka Doncic nutzten das ANGT schon als Sprungbrett für ihre Karrieren. Dass auch der Ulmer Nachwuchs zum zweiten Mal in Folge beim Turnier mitmischen darf, kommt dabei nicht von Ungefähr: In den letzten Jahren hat sich die Talentschmiede der Donaustädter in Deutschland einen Namen gemacht.

Neben dem üppigen Gepäck reist auch eine gehörige Portion Nervosität mit. Schließlich handelt es sich beim ANGT um die größte Bühne im europäischen Jugendbasketball. Vor den Augen von zahlreichen NBA- und EuroLeague-Scouts, bekommen die Spieler die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten gegen die beste Konkurrenz des Kontinents unter Beweis zu stellen. Dass dabei regelmäßig die Stars von morgen zum Vorschein kommen, beweist ein Blick in die Vergan-

Die guten Ergebnisse in der NBBL und JBBL, wo BBU ‘01 der einzige Verein ist, der mit je zwei Teams an den Start geht, oder der ProB Meistertitel im Jahr 2017 sind nur einige Beispiele für den Erfolg der Ulmer Nachwuchsarbeit. „Die Möglichkeit, zum zweiten Mal in Folge am ANGT-Turnier teilnehmen zu dürfen, ist eine große Ehre für unsere Spieler und zeigt, welche Früchte die Arbeit im Nachwuchsbereich unseres Vereins trägt. Gerade in dem jungen Alter ist es für die Jungs enorm wichtig, sich der bestmöglichen Konkurrenz in Europa zu stellen”, ordnet Chris Ensminger die Teilnahme am ANGT im Vorfeld ein. Ensminger, der die Nachwuchsarbeit bei BBU ‘01 koordiniert, betreut das Team gemeinsam mit Head Coach Danny Jansson

WIEDERSEHEN MIT DEN MADRILENEN


Zach Ensminger Timo Lanmüller Aleksa Bulajic Jakob Hanzalek Julius Ferber Konrad Stark

Point Guard Point Guard Point Guard Point Guard Shooting Guard Shooting Guard

30.04.2001 17.03.2001 29.03.2002 24.06.2003 17.04.2001 14.01.2002

Andrija Grbovic Small Forward Adam Krasovec Power Forward Latrell Großkopf Power Forward Theo Brackmann Center Lazar Scekic Center Max Hoeke Center

und den Assistenz-Trainern Felix Gutsche und Max Becker. Als die Mannschaft das Leonardo Hotel City East erreicht, ist es 21.30 Uhr. Das im Münchener Südosten gelegene Hotel ist die Unterkunft für alle Teams des Turniers. Nach dem Einchecken geht es kurz auf die Zimmer und zum ersten gemeinsamen Abendessen. Pasta, Kartoffeln, Reis, Hähnchenfleisch, Fisch und Salat stehen zur Auswahl. Als die Ulmer gerade angefangen haben zu essen, betreten auch die Spieler von Real Madrid den Saal und setzen sich an die Tische direkt nebenan. Erste Blicke werden ausgetauscht. Real ist der erste Gruppengegner von ratiopharm ulm am Freitag. Für Einige im Team wird es ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Zum Beispiel für die erfahrenen Timo Lanmüller und Zach Ensminger. Denn schon im letzten Jahr trafen beide Teams im Rahmen des ANGT aufeinander und ratiopharm ulm gelang es, den Spaniern die einzige Niederlage im Turnier zuzuführen. Davor hatte Madrid 21 Mal in Folge in der ANGT-Qualifikation gewonnen. Es geht also um mehr, als nur um einen Sieg in der Gruppenphase. Nach dem Abendessen geht es zunächst auf den Hotelflur, wo eine

16.09.2003 24.03.2001 20.08.2001 07.11.2001 25.03.2001 03.05.2002

Physio-Einheit auf die Jungs wartet. Mit Blackrolls werden Verspannungen im Körper gelöst, einige Spieler bekommen eine individuelle Behandlung. Anschließend geht es auf die Zimmer. „Get rest and sleep, guys. You will need it, we got a busy weekend ahead of us”. Mit diesen Worten wird Chris Ensminger Recht behalten. Der nächste Morgen beginnt mit einem ausgewogenen Frühstück. Im eigens dafür eingerichteten Meeting-Raum findet danach die erste TeamBesprechung statt. Head Coach Danny Jansson eröffnet die Runde mit einem Vortrag, in dem er auf die Schlüssel-Spieler von Real und ihre Spielweise eingeht. Real Madrid ist weltbekannt für seine Nachwuchsförderung und auch in diesem Jahr der haushohe Favorit auf den Turniersieg. „They are bigger, faster and stronger than we are – the only way we can beat them is by making sure that we are playing as a unit!“, gibt der Finne seinem Team mit auf den Weg. Nach dem Vortrag werden die Spieler aufgefordert, jeweils zwei der in der Vorbereitung einstudierten Offensiv-Systeme auf Papier abzubilden und im Anschluss einem der vier Coaches im Raum zu präsentieren.


REPORTAGE

ANGT

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Die U18-Auswahl von ratiopharm ulm setzt sich aus Spielern drei verschiedener Jahrgänge (2001 bis 2003) zusammen, die im Regelbetrieb in unterschiedlichen Mannschaften des Vereins aktiv sind. Da die Vorbereitungszeit im Vorfeld des Turniers jedoch begrenzt war und einige Spieler erst später hinzustoßen konnten, sollen auf diese Weise alle Unklarheiten beseitigt werden und jeder Einzelne auf den gleichen Wissensstand gebracht werden. Die Spieler gehen die Aufgabe akribisch an. Nach und nach setzen sich die Jungs einzeln zu den Trainern und präsentieren die verschiedenen Taktiken. Die Coaches berichtigen und ergänzen an einzelnen Stellen. Bis zum Sprungball gegen Madrid sind es noch knapp zwei Stunden. Auf der Fahrt vom Hotel zum Audi-Dome sitzen beide Teams im selben Bus. Die Stimmung ist ruhig. Einige Jungs hören Musik, andere schauen einfach nur aus dem Fenster. Alle wirken konzentriert und vertieft, der Game Mode ist aktiviert. Circa 90 Minuten vor dem Tipoff treffen die Mannschaften in der Arena ein. Jetzt muss es schnell gehen. Nachdem die richtige Kabine ausfindig gemacht wird, ziehen sich die Jungs um und betreten anschließend zum ersten Mal den Innenraum der Arena. Es läuft gerade das Spiel zwischen ALBA Berlin und Panathinaikos Athen – die anderen beiden Gruppengegner der Ulmer. In einem packenden Duell setzen sich am Ende die Berliner mit 82:78 durch und holen den ersten Big Point. Nach dem Ertönen der Schlusssirene wird es dann auch für die Ulmer ernst. Doch gegen die Übermacht aus Spanien ist an diesem Tag nichts zu holen. Trotz einer starken Leistung in der zweiten Halbzeit, in der die Ulmer ihr Potential eindrucksvoll unter Beweis stellen, ist die Hypothek aus der ersten Halbzeit zu groß. Und so muss das Jansson-Team am Ende des Tages eine 74:89-Pleite gegen die „Los Blancos” verbuchen. Doch viel Zeit, um über diese Niederlage nachzudenken, bleibt nicht. Denn mit dem Ende der Partie beginnt die Vorbereitung auf den nächsten Tag. Und der hat es in sich: Das erste Spiel der Ulmer am Samstag gegen ALBA Berlin ist nämlich schon um 8.30 Uhr angesetzt, um 16.30 Uhr die nächste Partie gegen Panathinaikos Athen. Der Wecker klingelt bei den meisten am Samstag um 6.00 Uhr morgens. Draußen schneit es heftig. Mit dicken Winterjacken ausgerüstet betreten die Spieler nach einem kurzen Frühstück den Shuttle-Bus.

„Bei so einem Turnier, ist alles eine Frage der Energie”, sagt Head Coach Danny Jansson. „Wem es gelingt, trotz all der Strapazen genug Power aufzubringen, macht in engen Spielen den Unterschied aus.” Durch den Schnee Münchens geht es zurück zum Audi Dome. Bis zum ersten Tipoff des Tages sind es jetzt noch knapp 20 Minuten. Nachdem die Coaches ihre Kabinen-Ansprache beendet haben, steigt epische Musik im Raum auf. Über einen Bluetooth-Lautsprecher lässt Jansson den Titel „Heart of Courage“, Filmmusik aus dem Hollywood-Streifen „Gladiator”, im Locker ertönen. Die Jungs sitzen auf ihren Bänken, die meisten haben die Augen zu, einige falten die Hände – fast schon gebetsartig. Es ist ein Moment der Ruhe,

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ZWEI SPIELE – ZWEI SIEGE

allein mit den eigenen Gedanken kurz vor dem Spiel. Man spürt die Anspannung förmlich. Etwa eineinhalb Minuten später ist das Lied am Höhepunkt angelangt. Plötzlich fängt die Mannschaft gemeinsam an zu klatschen und trifft sich danach mit den Händen voraus in der Mitte der Kabine. Ein einstimmiges „LET’S GO!” erhallt im Raum! Danach brüllt Jansson: „ONE!“ und die Jungs antworten in gleicher Manier: „TEAM!” Erneutes Klatschen. „Let’s get that first W!” Und die Energie aus der Kabine bringt ratiopharm ulm dann auch aufs Parkett: Mit einem 13:1-Lauf eröffnet das Jansson-Team die Partie. Die Ulmer Dominanz ist zwar zunächst nur von kurzer Dauer, da auch die Berliner nach einem schweren Start ins Spiel finden und die Partie bis zum Ende des Viertels ausgeglichen gestalten (20:20). Im zweiten Abschnitt sind dann aber erneut die Donaustädter am Drücker, die sich vor der Halbzeitpause eine zweistellige Führung erspielen (48:36). Und auch danach kontrolliert ratiopharm ulm das Geschehen. Gerade unter den Brettern spielen die Ulmer immer wieder ihre Größenvorteile aus und sammeln insgesamt 45 Rebounds ein, davon 13 in der Offensive. Auch wenn sich die Berliner mit aller Kraft wehren, reicht ihre Energie am Ende nicht aus, um den Rückstand noch einmal aufzuholen. 94:78 – der erste Sieg im Turnier ist unter Dach und Fach. Und auch das zweite Spiel des Tages gegen Panathinaikos Athen gehen die Ulmer mit der gleichen Intensität an. Vor allem defensiv überzeugen die Donaustädter und lassen in der gesamten zweiten Hälfte lediglich 23 Punkte zu. Der 89:61-Erfolg bringt damit den zweiten Sieg im zweiten Spiel an diesem Tag. Dank der zwei Erfolge qualifiziert sich ratiopharm ulm für das Spiel um Platz drei. Nach dem Sieg über die Griechen wird Team Kapitän Zach Ensmniger zum Interview mit der EuroLeague gebeten. Auf die Frage, was der erfolgreiche Tag beim ANGT für seine Mannschaft bedeutet, antwortet der 17-jährige Guard vor laufender Kamera: „Es geht immer darum, einen Schritt nach vorn zu machen. Letztes Jahr haben wir in der Gruppenphase nur ein Spiel gewonnen, dieses Jahr sind es jetzt schon zwei. Diese gute Entwicklung müssen wir unbedingt beibehalten.”

Und auch wenn sich die jungen Ulmer am nächsten Tag im Spiel um Platz drei gegen die Fraport SKYLINERS geschlagen geben müssen (86:61), war die Teilnahme am ANGT insgesamt ein voller Erfolg für die Spieler und den Verein. Mit dem vierten Rang als Resultat hat sich ratiopharm ulm im Vergleich zum letzten Jahr um drei Plätze verbessert.

EINEN SCHRITT NACH VORN Für die meisten Spieler war es der erste Auftritt auf der größten europäischen Bühne, den sie mit Bravour gemeistert haben. Beim ANGT dabei gewesen zu sein, ist laut Chris Ensminger „ein extrem wichtiger Schritt.“ Durch die starke Konkurrenz im Teilnehmerfeld würden die Spieler an ihre Grenzen gebracht und müssten sich auf einem Niveau beweisen, dass sie aus der NBBL oder JBBL nicht gewohnt sind. Ensmingers Ziel ist es deshalb „auch in den kommenden Jahren regelmäßig mit ratiopharm ulm am ANGT teilzunehmen“. Den Titel beim Turnier sicherte sich übrigens Real Madrid. Im Finale fegten die Spanier Maccabi Tel Aviv mit 96:58 aus der Arena. Im Vergleich zu den anderen Teams erzielte ratiopharm ulm beim Turnier das mit Abstand beste Ergebnis (74:89) gegen die übermächtigen Spanier.


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IMMER DRAN BLEIBEN. NICHT DRUBER NACHDENKEN.


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ELIAS CHISARI

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WER BREMST, VERLIERT! TEXT Martin Fünkele FOTO Ulli Schlieper, Harry Langer, privat

Elias Chisari ist ein Selfmademan. Vom Gebäudereiniger zum Firmenchef lautet seine Interpretation des amerikanischen Klassikers „from rags to riches“. Der 45-Jährige will mithelfen, dass der Basketball in Ulm langfristig eine Zukunft hat. 2001, also schon ganz am Anfang, war Elias Chisari mit dabei. Mit ein bisschen Geld, mit Rat und Tat und mit persönlichen Einsatz. „Ich habe auch die Trikots gewaschen, aber das haben damals viele getan“, erinnert er sich an eine Zeit, die ihm heute ein bisschen wie ein „Himmelfahrtskommando“ vorkommt. Damals hatten Andreas Oettel und Dr. Thomas Stoll den Basketball nach der Insolvenz des SSV Ulms neu strukturiert – mit einer kühnen Vision und auch mit eigenem Geld. „Ich musste damals eine Familie ernähren und eine Firma aufbauen“, erklärt Chisari, warum er in der Gründungszeit nur eine kleine Rolle im Hintergrund spielte. Heute ist das anders. Heute ist er das erste Mal in der Kabine der ratiopharm arena. „Die Putzfrau macht hier jede Woche sauber und ich war noch nie hier“, sagt er schmunzelnd. Die Putzfrau ist bei epex angestellt. Chisari hat epex 2001 gegründet und mit der Firma, die als FacilityManagement-Spezialist europaweit eine große Nummer ist, im Jahr 2018 40 Millionen Euro Umsatz gemacht hat. Heute gehört epex zum Großteil dem französischen Konzern Samsic. Auch das Sponsoring bei ratiopharm ulm läuft über die Franzosen, in deren Auftrag Chisari weiterhin als Geschäftsführer aktiv ist. Beides hat indes nichts mit dem heutigen Termin zu tun. Heute geht es nur am Rande um die Ulmer Historie, dafür umso mehr um die Zukunftsfähigkeit des Clubs, für den Chisari auch zu altruistischen Handlungen bereit ist. Chisari sieht mit seinem Goatee-Bart zwar aus wie ein Rockstar, doch die Bühne ist nicht seine Welt. Das merkte man ihm auch bei der TipoffGala Ende September an. Vor Beginn der

Saison 2018/19 präsentierte er vor 400 Partnern und Sponsoren einen Scheck im Wert von 500.000 Euro. Chisari spendete im großen Stil für den OrangeCampus – mittlerweile ist er sogar Teilhaber des Projekts. „Mir geht es darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, sagt er und verweist dabei auf die Herausforderungen der heutigen Zeit. „Wenn sich niemand mehr engagiert und sich alle nur noch dem Handy oder Rechner zuwenden, gehen die Sportvereine vor die Hunde. Diesem Werteverfall Einhalt zu gebieten, macht mir Spaß. Daran verdiene ich kein Geld.“ In der OrangeCampus GmbH, der Betriebsgesellschaft des Nachwuchs-Leistungszentrums am Neu-Ulmer Donauufer, ist Chisari als Teilhaber mit Verantwortung für die Immobilie eingetragen. Wirtschaftliches Kalkül steckt indes nicht dahinter. Er verlässt sich auf sein Bauchgefühl und die Freundschaft zu Dr. Thomas Stoll und Andreas Oettel. „Ich kenne die beiden seit 20 Jahren. Das sind harte Arbeiter, auf die ich mich verlassen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass die etwas anpacken und damit keinen Erfolg haben, ist relativ gering.“ Begünstigend kommt hinzu, dass Chisari nach dem Verkauf von epex wirtschaftlich aus dem Gröbsten raus ist. Die Zeiten, in denen er noch vor dem Frühstück mit der Familie drei Stunden arbeitete, sind vorbei. „Das perverse Frühaufstehen mache ich nicht mehr, aber von sieben bis abends um acht geht mein Tag immer noch“, sagt er und sieht dabei eigentlich ganz entspannt aus. Denn der Erfolgsmensch hat sich vorgenommen, sich nichts mehr vorzunehmen. Sich stattdessen mehr um die Dinge zu kümmern, die ihm Spaß machen. Dazu gehören seine Tochter (14) und Sohn (6), genauso wie der Basketball und Chisaris Leidenschaft für schnelle Motorräder. Sechs Maschinen hat er noch heute in seiner Garage stehen. Wobei Chisari kein Cruiser ist, kein Schönwetterfahrer, der mit seiner Harley-Davidson die Alpen überquert. Chisari liebt die Geschwindigkeit. Aufgewachsen in Heubach auf der Ostalb war Motorrad-

ELIAS CHISARI Geboren am 25.04.1973 Aufgewachsen in Heubach Familienvater, zwei Kinder 1994: AUSBILDUNG ZUM GEBÄUDEREINIGER 1999: STUDIUM ZUM SPORT- UND EVENTMANAGER 2001: GRÜNDUNG VON EPEX 2009: EINSTIEG IM MOTORRADSPORT MIT EPEX-EIGENEM TEAM 2017: EPEX GROUP WIRD MEHRHEITLICH AN SAMSIC VERKAUFT 2018: EPEX MACHT 40 MILLIONEN EURO UMSATZ CHISARI WIRD UNTER DEN WICHTIGSTEN 100 ULMERN GEFÜHRT CHISARI SPENDET 500.000 EURO FÜR DEN ORANGECAMPUS


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ELIAS CHISARI

fahren schon immer „Pflicht und Begeisterung“. Erst mit der Enduro, später mit der Supermoto-Maschine, also einer Mischung aus Straßen- und Querfeldein-Flitzer, nahm er als Amateur an mehreren deutschen und internationalen Meisterschaften teil. „Immer erfolglos, aber immer mit riesen Spaß“, sagt er. „Du stehst vor der Ampel und vergisst alles. In dem Moment ist es völlig egal, ob du deine Miete gezahlt hast oder dir jemand einen Kratzer ins Auto gefahren hat. Es geht nur um dich und die Rennstrecke“, beschreibt Chisari seine Faszination für den Rennsport. Dieses Jahr will er wieder mit dem Training beginnen. Und der Rennsport ist mehr als nur Ablenkung, er ist so etwas wie der Treibstoff für Elias Chisaris Leben. „Geschwindigkeit begleitet meine Karriere. Es kann mir nie schnell genug gehen“, gesteht er. Nach diesem Motto hat er 2001 in seiner Garage erst zwei Tische zusammengeschoben und dann seine Firma gegründet. Im Alleingang. „Ich lass nix liegen, ich mache Dinge lieber gleich.“ Oder: „Nicht nur reden, sondern auch tun.“ So beschreibt Chisari sein Erfolgsrezept. Nach diesem Motto hat er eine

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One-Man-Show innerhalb von knapp 20 Jahren zu einem Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitern entwickelt. Und nach diesem Motto tickt er noch heute. Als ihm auffällt, dass in der Spielerkabine das Namensschild eines Spielers erneuert werden muss, stört ihn das nachhaltig. „Für mich sind das zwei Minuten Arbeit, dem Spieler mache ich damit aber eine große Freude.“ Sein Engagement rund um den OrangeCampus wird da wohl ein bisschen zeitintensiver werden. Der 45-Jährige, der sich ja eigentlich vorgenommen hatte, keine Pläne mehr zu machen, kommt nach einer kurzen Pause doch ins Plaudern. Er wolle helfen, den Nachwuchs noch fester im Ulmer Basketball zu verankern. KonzeptBasketball ist ein Stichwort, das er verwendet. Weg von den kurzfristigen Verpflichtungen, hin zu einer langfristigen Identität, so Chisaris Ansatz. Die hohe Fluktuation in der Bundesliga gefällt ihm gar nicht. „Ich will das Leute fünf, zehn oder fünfzehn Jahre da sind“, sagt er und weiß sehr wohl um die Mechanismen des Basketball-Marktes, in dem die Bundesliga nicht am Ende der Nahrungskette steht. „Wenn ich dazu beitragen kann, dass sich das bei uns einmal ändert, wäre das ein Ziel von mir.“ In Ulm einen Vorzeigeverein ent-

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wickeln, der Spieler zwei, drei Jahre bindet, eine gewisse Art von ehrlichem Basketball spielt, ohne sich zu überschulden und das Ganze auf Eigengewächsen basieren lässt… Dafür könnte er sich begeistern. Doch bevor Chisari zu sehr ins Träumen gerät, steht er auf und fotografiert den Spind mit dem falschen Namensschild. Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die einen großen Einfluss haben. Und Elias Chisari hat in seiner Karriere schon viele Kleinigkeiten richtig gemacht. Man darf also darauf gespannt sein, wie er den OrangeCampus und damit den Ulmer Basketball mit seinen Ansichten prägen wird.

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HISTORY

THROWBACK THURSDAY

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#ThrowbackThursday

MÄR

2015 TEXT Florian Eisebitt FOTO Florian Achberger, Harry Langer

#1IM LANDLE Mit der besten Offensivleistung der Saison holen sich die Ulmer die inoffizielle Schwaben-Meisterschaft. Eines war schon vor der Partie klar: Mit einem Erfolg gegen Tübingen hätte ratiopharm ulm alle Duelle gegen die zwei schwäbischen Konkurrenten für sich entschieden. Ein Schwaben-Sweep sozusagen. Nur hinter dem Wie stand noch ein großes Fragezeichen. Denn der Ulmer Motor Per Günther, der noch eine Woche zuvor Topscorer beim Sieg in Ludwigsburg (79:87) war, fiel grippeerkrankt aus. Sorgenfalten auf der Stirn von Thorsten Leibenath vor der Partie. Denn ratiopharm ulms Lenker und Denker, Kapitän Per Günther, erteilte dem Head Coach vor dessen Jubiläumsspiel – seine 150. BBL-Partie – eine Absage. Grippe. Bettruhe statt Basketball. Also musste Jaka Klobucar von Beginn an ran. Dessen letzter Starting Five-Einsatz lag über einen Monat zurück. Doch von Druck war beim Slowenen an diesem Abend nicht viel zu spüren. Bereits im ersten Angriff bediente er Will Clyburn mustergültig – der Alley-Oop als Beginn eines Offensivspektakels.

103:96 ULM

VS.

TÜBINGEN

Drei Ballverluste in Folge – erst Klobucar, dann Clyburn und Vougioukas – ermöglichten den Tübingern die Führung zum Ende des ersten Viertels (23:25). Eine Führung, die knapp vier Minuten Bestand hatte. Ein Umstand, der besonders die drei vermeintlichen Verursacher aber anzustacheln schien.

DREIFACHE BESTWERTE ZUM SCHWABEN-SWEEP Denn ausgerechnet Klobucar, Clyburn und Vougioukas waren es, die das Spiel mit persönlichen Bestleistungen zu Gunsten der Ulmer entschieden. Als Ersatz-Regisseur brillierte Klobucar im Spielaufbau und verteilte 12 Assists. Drei der Vorlagen fanden in Will Clyburn einen Direktabnehmer, der seinen 14 Zählern noch insgesamt 10 Rebounds beifügte – sieben davon am offensiven Brett. Und dann war da ja noch Ian Vougioukas. Der Center stand in seiner dritten BBL-Partie zwar nur 10:35 Minuten auf dem Parkett – trieb aber die späteren Ulmer Rubit und Radosavljevic schier zur Verzweiflung. 17 Zähler waren es am Ende für den Griechen - so schnell wie „Vougi“ erzielte bis heute kein Ulmer seine Punkte. Am Ende waren die Sorgenfalten des Coaches wie glattgebügelt und die Frage, wie der Schwaben-Sweep gelingen könnte, hatte auch eine eindrucksvolle Dreifach-Antwort erhalten.

HISTORY SATT – JEDEN DONNERSTAG NEU! Jeden Donnerstag kramen wir für euch in der Ulmer Historie und präsentieren euch auf Facebook, Twitter und Instagram eine weitere kleine Geschichte aus den Club-Annalen. Sportlich, persönlich oder kurios – und immer mit dem Hashtag #TBT versehen. Folgt uns:


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