34 Fragebogen
Michelle Willems Aus welcher Welt kommen Sie gerade? Die Welt teile ich, ehrlich gesagt, nicht in Einzelwelten ein. Ich komme aus einer Weltbürgerfamilie, deren Mitglieder bereits in der 5. Generation im Ausland leben. Ich wurde in Belgien geboren, bin dann nach Kasachstan und von dort weiter nach Thailand und Russland gezogen, ehe ich jetzt in der Schweiz gelandet bin. Das hat mir nicht nur die Mehrsprachigkeit, sondern auch eine grosse Offenheit gegenüber den unterschiedlichsten Kulturen gebracht, und dafür bin ich sehr dankbar. Worauf freuen Sie sich im neuen Nussknacker am meisten? Christian Spucks Nussknacker und Mausekönig wird sich, da bin ich mir sicher, sehr von den herkömmlichen Nussknacker-Balletten unterscheiden. Ich werde die Marie tanzen und freue mich vor allem darauf, diesen Charakter mit Leben zu erfüllen und dabei gleichzeitig eine Reise zurück in die Kindheit zu unternehmen. Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt? Ein wichtiger Moment war für mich, als ich an der Bolschoi Academy in Moskau angenommen wurde. Da war mir klar, dass es nun wirklich ernst werden würde mit dem Wunsch, Tänzerin zu werden. Die Ausbildung dort hat mich sehr geprägt. Welches Buch würden Sie niemals weggeben? Ich finde es ziemlich schwer, sich nur für ein Buch zu entscheiden. Gerade war ich sehr beeindruckt von Le goût du bon heur, einer Roman-Trilogie der kanadischen Autorin Marie Laberge. Die Handlung spielt im Québec der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Es ist eine mitreissende Geschichte über den Wandel der Zeiten, über die Liebe und den steinigen Weg zur Durch setzung der Frauenrechte.
Welche CD hören Sie immer wieder? Wenn ich mit meiner Familie durch die Welt gereist bin, haben wir im Auto bei starkem Verkehr immer wieder Pink Martini, eine 1994 gegründete Band aus dem amerikanischen Portland, gehört. Diese sehr kosmopolitische Musik höre ich auch heute gelegentlich noch, das bringt viele schöne Erinnerungen zurück. Welchen überflüssigen Gegenstand in Ihrer Wohnung lieben Sie am meisten? Ich habe drei Jahre in Thailand gelebt und kehre auch jetzt noch immer wieder gern dorthin zurück. Die thailändische Kultur und Lebensart haben mich sehr beeindruckt. Zu Hause habe ich eine Buddha-Hand, die sogenannte «Abhaya mudra». Sie steht für Furchtlosigkeit, schützt das Haus und verheisst Frieden, Sicherheit und Heiterkeit. Mit welchem Künstler würden Sie gerne einmal essen gehen? Ich schätze die Abendessen mit Anastasia Denisova, meiner besten Freundin. Ich habe einige Zeit mit ihr zusammen gewohnt, heute tanzt sie im Ballett des Moskauer Bolschoitheaters. Da wir uns nicht mehr so häufig sehen können, schätze ich die seltenen Gelegenheiten umso mehr. Nennen Sie drei Gründe, warum das Leben schön ist! Das Leben ist schön, weil es die Liebe in all ihren Spielarten und die Menschen gibt, die wir lieben. Es gibt die Kunst, die uns jeden Tag inspiriert. Und es gibt diese Welt, die ein wunderbarer Ort ist und von der wir so viel wie möglich sehen sollten. Michelle Willems ist Französin. Nach zwei Spielzeiten im Junior Ballett ist sie seit voriger Saison Mitglied des Balletts Zürich. In Christian Spucks «Nussknacker und Mausekönig» tanzt sie die Marie.