MOMENTE DIE ZÄHLEN - 2020

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DA SCHAU HER

damals „frei“ gemacht hatte. Heute sitzen beide gemeinsam du eine Schwäche, die du verraten willst? Meine Schwäche ist definitiv: Ich bin Perfektionistin. Ansonsin einem Büro und blicken bereits auf viele konstruktive und produktive als auch unterhaltsame Arbeitstage zurück. ten habe ich eigentlich das Gefühl, dass ich meine Talente nicht verberge. Ich sportle, koche, backe und nähe unglaublich gerne und bereite anderen gerne mal eine Freude. Aber das kann man vielleicht nicht als Talent sehen… (Roland wirft prompt von gegenüber ein, dass er es definitiv als Talent ansehen würde). WORDRAP Seit Anfang 2019 hast du eine Stelle als Assistenzprofessorin an der Universität und bist im Team des Olympiazentrums. War es für dich eine Entscheidung für die Wissenschaft oder gegen den Lehramtsberuf? Definitiv für die Wissenschaft! Es gibt für mich nicht wirklich einen Grund gegen den Lehramtsberuf, aber so lange ich die freie Wahl habe, gebe ich der Wissenschaft den Vorrang. Zumal ich durch die Lehre in der Uni auch meine „Schüler“ habe und unterrichten kann (und mir der Ärger mit den Eltern erspart bleibt).

Wie sieht dein Arbeitsalltag im Team des OZ aus? Durch die vielen verschiedenen Bereiche ist mein Arbeitsalltag unglaublich abwechslungsreich und nie langweilig. Die Koordination der Leistungsdiagnostik am OZ und die damit einhergehende Terminverwaltung nimmt viel Zeit in Anspruch, genauso wie die PraktikantInnen-Betreuung. In der Forschung kann ich recht frei arbeiten und überlege mir gemeinsam mit Carolin Hildebrandt und Christian Raschner, was die nächsten Schritte sein können. Hier gilt es, stets auf dem aktuellen Stand der Literatur zu sein, Daten zu erheben und auszuwerten, Publikationen Was fasziniert dich an der wissenschaftlichen Arbeit? zu schreiben und die eigenen Forschungsergebnisse auf Insbesondere reizt es mich, unerforschte Dinge herKongressen oder Fortbildungen weiterzugeben. Neben der auszufinden, sich Themen anzunehmen und Expertise Forschung nimmt auch die Lehre einen großen Teil meiner aufzubauen. Mich freut es, wenn man mit Forschung etwas Arbeit ein. In die Lehre stecke ich recht viel Energie und in der Praxis bewirken kann, wie zum Beispiel zu mehr Fair- versuche mich immer daran zu erinnern, was ich selbst als ness oder zur Verletzungsprophylaxe beitragen zu können. Studentin gerne bekommen hätte in den Lehrveranstaltungen und versuche, das umzusetzen. Ich möchte mit den StudentInnen und nicht gegen sie arbeiten. Einer deiner Forschungsschwerpunkte ist die TalentforGrundsätzlich ist der Alltag schon sehr stressig, aber ich schung. Was begeistert dich an der Talentforschung? schaue immer, dass mein Sport nicht zu kurz kommt und Mir gefällt die Arbeit mit den NachwuchsathletInnen. das Privatleben auch nicht. Aber Wissenschaft macht am Durch Ungerechtigkeit in der Talentsichtung werden zum Wochenende eben keine Pause… Teil Träume zerstört. Es gibt verschiedene Einflussfaktoren und manchmal kommt es zu Selektionsfehlern. Sich mit der Talentforschung weiter zu beschäftigen, ist zumindest An welchen spannenden Projekten arbeitest du zurzeit? der Versuch zu mehr Fairness beizutragen. Zudem ist es Oder ist das noch top-secret? natürlich die Freude darüber, die Entwicklung der AthletIn- Zum einen arbeite ich fortlaufend an einem langfristigen nen mitzuerleben und vielleicht einen kleinen Beitrag dazu Projekt zur Verletzungsprävention mit der Ski-Mittelleisten zu können. In dem Forschungsbereich bin ich noch schule Neustift. Hier haben wir gerade einen Artikel immer glücklich. publiziert über eine Studie, in der wir uns den Einfluss von Trainingsbelastungsmerkmalen auf das Verletzungs- und Krankheitsrisiko angeschaut haben. Des Weiteren habe Nachdem du dich so viel mit der Talentforschung ich vor Kurzem einen Artikel über die Veränderungen in beschäftigt hast, gibt es für dich eine ganz persönliche der sportmotorischen Leistungsfähigkeit sowie der anthDefinition von Talent? ropometrischen Daten über eine Saison als mögliche Für mich ist Talent ein Zusammenspiel aus einer hohen Verletzungsrisikofaktoren publiziert. Dort konnte gezeigt intrinsischen Motivation, der körperlichen Voraussetzung für werden, dass SportlerInnen, welche sich in ihrer Sprungeine Sportart und vor allem einem großen Entwicklungskoordinationsfähigkeit mehr verbessern konnten innerhalb potential. Leistung muss immer im Zusammenhang mit einer Saison, ein geringeres Verletzungsrisiko aufwiedem aktuellen Entwicklungsstand gesehen werden. Zudem sen. Außerdem zeigte sich, dass AthletInnen mit großen gehört eine hohe Anpassungsfähigkeit und eine hohe Wachstumsschüben vorübergehend einem größeren Lernbereitschaft zur sportlichen Weiterentwicklung. Ohne Verletzungsrisiko ausgesetzt sind. Vor Kurzem wurde auch eigene Motivation geht es jedoch nicht. ein Artikel akzeptiert, in welchem wir uns die Entwicklung des sportmotorischen Leistungsniveaus von NachwuchsskirennläuferInnen im Vergleich von vor 15 Jahren und Verrätst du mir ein geheimes Talent von dir? Oder hast heute angeschaut haben. Hier sind klare Tendenzen zu 19


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