Antonia Dika: Von Soldaten und Touristen. Verlassene Militäranlagen auf den adriatischen Inseln

Antonia Dika

VON SOLDATEN UND TOURISTEN

Verlassene Militäranlagen auf den adriatischen Inseln

Diplomarbeit

VON SOLDATEN UND TOURISTEN

Verlassene Militäranlagen auf den adriatischen Inseln

ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingeneurs unter der Leitung von Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Sabine Pollak E253/2, Institut für Architektur und Entwerfen eingereicht an der Technischen Universität Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung von

Antonia Dika 9925982 Arbeitergasse 10 1050 Wien Wien, am 02.06.2008

INHALTSVERZEICHNIS

7 17 21 27

Einleitung Heute Diese Arbeit Die Anlagen

28

Kanonenanlage

36

Kaserne

49

Bunker

50

Unterirdischer Stützpunkt

54

Schiffsbunker

60

Raketenbunker

64

Bunker für Schiffsmunition

66

Munitionslagerhallen

68

Treibstoffbunker

70

Dom JNA

73

Aussichtsturm

74

Wie findet man eine (verlassene) Militäranlage

79 Inseln in Kroatien 83

Inselprobleme

89

Staatliche Programme zur Förderung der Inseln

109 111 113 151

Die Besonderheit einer Insel Militär vs. Tourismus Militärinseln Gesetze, Verordnungen, Bewilligungen

155 Bisherige Umnutzung von Militäranlagen und das Scheitern auf den Inseln

158 Was auf den Inseln funktioniert (hat)

162 Meinungen und Interessen 170 Konklusion 174 Ein Wunschszenario für die Zukunft

178 180 189 193

Taktik Die Möglichkeiten einer Insel Quellennachweis Informationsbeschaffung

5

6

EINLEITUNG

Die Inseln in Kroatien assoziiert man mit Urlaubsidylle, Sommer, Sonne und Meer. Dies war nicht immer so. Fast das halbe letzte Jahrhundert brachte man einige von ihnen eher mit dem Militär in Zusammenhang. Die jugoslawische Volksarmee (JNA) errichtete dort im Zuge des kalten Krieges ihre Festungen. Immerhin handelte es sich um Grenzgebiet, welches es zu schützen galt. Besonders wichtig waren dabei die Inseln Vis und Lastovo, die zur Gänze dem Militär untergeordnet waren und (für ca. 40 Jahre) für nichtjugoslawische BesucherInnen gesperrt wurden.

Als 1945, nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, die Föderative Volksrepublik Jugoslawien gegründet wurde1, entstand auch offiziell die JA, die Jugoslawische Armee, die 1951 in Jugoslawische Volksarmee (JNA) umbenannt wurde.

1 1963 in Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (SFRJ) umbenannt

Diese Armee wuchs nahtlos aus der antifaschistischen PartisanInnenbewegung des Zweiten Weltkriegs heraus, die sich gegen Ende des Krieges Volksbefreiungsarmee Jugoslawiens nannte (NOVJ). Ebenso entwickelte sich das „zweite Jugoslawien“2 selbst aus dem im Krieg gegründeten Provisorium, dem Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ).

Der Anführer der PartisanInnen, Josip Broz Tito, der den Titel Maršal zugeschrieben bekam, übernahm auch nach dem Krieg die politische Führung des Landes.

Das politische System wurde in Anlehnung an Russland erstellt, dem Vorbildland bis 1948. Dann kam es zum Bruch mit Stalin und Jugoslawien wurde aus der Allianz der Kominform-Staaten ausgeschlossen. Kurz danach erklärte 2 wie es von dem Königreich Jugoslawien (bis 1929 Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) in der Geschichtsschreibung abgegrenzt wird

7

Tito die Blockfreiheit1 und das Land hatte somit mehrere potenzielle Feinde, vor denen es die „sozialistische Selbstverwaltung“ Jugoslawiens zu schützen galt. Einerseits waren dies die NATOStaaten, deren Angriff man von Italien aus - über das Meer - vermutete, und andererseits Russland mit den Staaten des Warschauer Paktes, die wahrscheinlich über Nordserbien angegriffen hätten. Und deshalb war ein gut funktionierendes Heer mit strategisch richtig aufgestellten Anlagen, welche die potenziellen Fronten präventiv sicherten, besonders wichtig.

Die Inseln bildeten die erstmögliche zu sichernde Stelle gegen die vom Meer aus vermuteten NATO-Feinde. Unter dem Projektnamen „Neptun“ wurde unter strenger Geheimhaltung die Verteidigung der Küste organisiert. Die jugoslawische Kriegsmarine (JRM) hatte in diesem Sektor die Oberhand.

Die wichtigste Verteidigungsfunktion 1 Mit anderen Staaten wie Ägypten, Indien, Indonesien, Irak, Iran und vielen anderen wurde die Interessensvereinigung der Blockfreien Staaten gegründet, die sich weder dem Bund um die USA (NATO) noch dem um die UDSSR (Warschauer Pakt) im Kalten Krieg anschließen wollte. Es wurde für den Weltfrieden und die Abrüstung plädiert. In Wirklichkeit hat Jugoslawien aber mit beiden Blöcken kooperiert und ebenfalls im eigenen Land gerüstet.

8

sollte die Küstenartillerie (Kanonenanlagen) übernehmen, um die feindlichen Schiffe vor dem Anrücken an das Festland abzuhalten. Um sie herum wurden Kasernen und sonstige Zusatzeinrichtungen, wie Luftabwehrstellungen, Luftschutzbunker und Ähnliches, errichtet. In strategisch günstig gelegenen und gut geschützten Buchten wurden Kriegshäfen angelegt.

1959 wurden 11 Hauptstützpunkte der JRM gezählt: Pula, Lošinj, Rijeka, Zadar, Šibenik, Split, Vis, Korčula, Lastvo, Dubrovnik und Tivat. Davon befanden sich vier auf Inseln (siehe Karte). Später, 1964, wurden im Rahmen einer Umstrukturierung nur die Inseln Lošinj, Vis und Lastovo als Hauptstützpunkte erklärt2. In den 80er Jahren wurde nochmal umstrukturiert und Stützpunkte kamen dazu, während manche anderen Sektoren untergeordnet wurden. Vis, Lastovo und Lošinj behielten aber bis 1991 ihre wichtige Rolle als Festungen auf hoher See.

Der große militärische Bauboom auf den Inseln begann erst gegen Ende der 2 nach Angaben eines ehemaligen Militärbediensteten in einem Internetforum; http:// arhitekturarata.makeforum.org/mmvip-topsecrat-najvi-a-tajna-neptun-projekt-t26.html; 11.05.2008

Darstellung in dem italienischen Comic „Alan Ford“: Stalin steht vor der Karte des durch den „Eisernen Vorhang“ geteilten Europas; auf der Fahne bei Jugoslawien steht: „Tito Verräter“

50er und zog sich bis Mitte der 80er Jahre. Der Beginn fällt mit dem Eintreffen der Hilfsgelder seitens der USA, die im Rahmen des Marshall-Plans3 zum Aufbau der zivilen Infrastruktur dienen sollten, zusammen. Die Adriamagistrale, die den Süden Dalmatiens endlich per Straße erschloss, wurde auch zu dieser Zeit errichtet.

3 Hilfsprogramm der USA für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Europas; Jugoslawien nahm erst 1950, nach dem Bruch mit der Sowjetunion, an dem Programm teil.

Obwohl die Anlagen selbst, vor allem im Bezug auf ihre Lage, gigantische Ausmaße annahmen und dementsprechend viel Geld verschlangen, hatte deren Ausstattung, nach heutigen Angaben der Eingeweihten, nicht besonders hohen Standard. Es wird u.a. von veralteten russischen Raketen und nicht mehr gebrauchten deutschen Kanonen gesprochen. Hätte Jugoslawien damals nicht untereinander, sondern gegen einen der Feinde, gegen die zu kämpfen es sich vorbereitet hatte, Krieg geführt,

9

dann wären die Anlagen auf den Inseln wahrscheinlich damals schon belanglos gewesen. Abgesehen davon schien das Land dem Kalten Krieg hinten nach zu sein: „Als Amerika und Russland aufgehört hatten zu rüsten, dann begann Jugoslawien mit dem Anlagenbau“, erzählt ein ehemaliger JNA-Offizier.

Die staatliche Propaganda hatte natürlich etwas anderes verbreitet. Es wurde von einem der stärksten Heere Europas1 gesprochen, welches sein Land gegen die immer drohenden Feinde zu schützen vermochte. Ob dies der Wirklichkeit entsprach oder nicht ist fraglich, das Heer mit seinen hochgeheimen Anlagen hatte jedenfalls enormen symbolischen Wert in der Gesellschaft.

Es verkörperte die „Brüderschaft und Einheit“2 aller Völker des Landes und trug den Ruhm und Stolz der PartisanInnen, jener RetterInnen und GründerInnen Jugoslawiens, die es vorgezeigt hatten, dass durch Gemeinschaft und starken Willen jeder Feind besiegt werden kann. Der Stolz auf die glorreichen PartisanInnen wurde sehr früh ins Bewusstsein der BürgerInnen 1 in mehreren Quellen wird es als das viertstärkste Heer Europas bezeichnet 2 „Bratstvo i jedinstvo“ - ein häufig verwendeter Slogan in Ex-Jugoslawien, der den Zusammenhalt der Völker stärken sollte

10

Jugoslawiens aufgenommen. Sechs-/ Siebenjährige wurden im ersten Schuljahr zu „Tito´s Pionieren“ aufgenommen, legten einen Eid ab, in dem sie schworen die Brüderschaft und Einheit weiterzuverfolgen, bekamen blaue Mützen mit rotem Stern auf der Stirn und sangen Lieder mit Strophen wie „Tod dem Faschismus, Freiheit dem Volk“.

JedeR einzelne BürgerIn sollte sich der fortwährenden Bedrohung das Landes bewusst sein und immer bereit sein für dessen Verteidigung alles zu tun (u.a. das Militärgeheimnis bewahren oder jeglichen ausländischen Spionageverdacht melden).

Es ist bekannt, dass gemeinsame Feinde stabilisierend auf eine Gruppe wirken und ihren Zusammenhalt stärken. So wurde die Ideologie der Brüderschaft und Einheit besonders beim Militär gepf legt. Eigentlich sollte die JNA stellvertretend für die PartisanInnen den Vielvölkerstaat zusammenhalten.

Deshalb waren die Anstrengungen und die Gelder, die in den Aufbau militärischer Anlagen flossen, notwendig, um die Wichtigkeit des Militärs aufrechtzuerhalten. Das investieren in das Militär war ein symbolisches Investieren in den Zusammenhalt der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien.

Der Pflichtmilitärdienst betrug für jeden männlichen Staatsbürger je nach Fall 12 bis 24 Monate. Die Möglichkeit der fixen Beschäftigung beim Militär war ein Teil der staatlichen Nachkriegsbeschäftigungspolitik. In der Uniform der JNA war jeder Bürger gleich (zumindest theoretisch bzw. der Propaganda nach) und somit wurde jedem der Aufstieg beim Militär und der damit verbundene soziale Aufstieg ermöglicht. „Jede Frau war froh wenn sie sich einen vom Militär geangelt hatte. Sie waren die angesehensten Ehemänner.“ So schildert Frau Žitko von Vis die damalige Rolle des Militärs auf der Insel.

Tatsächlich waren Militärbedienstete auf der gesellschaftlichen Leiter ganz weit oben.

Der Militärdienst galt als eine Art Männlichkeitsprüfung. Familien, oder teilweise ganze Dörfer, verabschiedeten ihre Söhne, die nach 12-24 Monaten als richtige Männer zurückkehren würden, mit mehrtägigen Feiern und weinenden Müttern3. Der Wehrdienst 3 Beim Heer gewesen zu sein war bei vielen Männern ein besonderer Stolz, der auch auf dem Körper verewigt wurde. Meistens handelte es sich dabei um „selbstgemachte“ Tätowierungen, die aus dem Wort JNA und die Jahreszahl des Wehrdienstleistung bestanden. Da nach der Unabhängigkeitserklärung Kroatiens solche Tätowierungen nicht mehr so populär waren, war die Kreativität der Neo-

war für viele das erste Mal, dass sie von zu Hause weggingen und oft auch der erste Kontakt zu den „Brüdern“ anderer Nationalitäten und Religionen4. Diese regionale Durchmischung beim Heer ist nichts Neues und taktisch sehr wichtig, da man im Kriegsfall gemeinsam für ein Land kämpfen sollte. Im Falle Jugoslawiens stellte sich dies später als falsche Spekulation heraus.

Die Ideologie von Brüderschaft und Einheit wurde noch viel mehr als vom Militär von der Person Titos getragen und auf das Volk verbreitet. Er war die eigentliche Verkörperung der PartisanInnen, des Sieges über die Nazis und des brüderlich vereinten Jugoslawiens.

Ihm glaubte man was gut oder schlecht für das Land war5. Nach seinem Tod 1980 schienen die Nachfolger keine so glaubwürdige Wirkung auf das Volk Kro-Patrioten gefragt. Eine verbreitete Lösung war die Umwandlung des Buchstabens „J“ in ein „O“, was das Wort „ona“ ergab, das so viel wie „Sie“ bedeutet.

4 obwohl die Religion ja offiziell gar keine Rolle mehr spielte, da ihre Position von der Partei eingenommen wurde 5 Wenn das nicht der Fall war, wurde dafür gesorgt, dass keine negative Stimmung verbreitet wird, indem Tito-GegnerInnen, falls sie nicht rechtzeitig das Land verlassen hatten als KominformistInnen (Informbiroovci) in das Gefangenenlager auf den Inseln Goli Otok und Sveti Grgur eingesperrt wurden.

11

gehabt zu haben, welche dann durch die Geschehnisse in der restlichen Welt noch mehr geschwächt wurde. Ende der Achtziger, nach dem symbolischen Fall des eisernen Vorhangs durch den Fall der Berliner Mauer, als schon alle den Respekt vor dem Kalten Krieg verloren hatten, verlor auch die Gesellschaft Jugoslawiens langsam den Respekt vor ihrem Militär. Da der imaginäre Feind nun nicht mehr als übermächtig erschien, egal um welchen es sich handelte, konnte auch jeder für sich weiter; auch ohne Brüderschaft und Einheit.

...

Und so kam es dann zum Bürgerkrieg.

Das Militär zur Aufrechterhaltung Jugoslwiens hat sich somit als kontraproduktiv erwiesen und die strategische Aufstellung der Anlagen als überflüssig. In diesem Krieg waren beide Seiten sehr genau über die Lage der feindlichen Anlagen informiert. Das streng gehütete Militärgeheimnis, das Retuschieren der Anlagen aus den Luftaufnahmen und deren Weglassen auf den Landkarten waren umsonst.

In der ersten Phase des Krieges ging es um den „Kampf um die Kasernen“. Die (schon vorher serbisch dominierte) JNA wurde rein serbisch, da Soldaten anderer Nationen schon seit dem Beginn der Unruhen nach und nach aus den Kasernen geflüchtet sind oder entlassen wurden1.

Von Insel zu Insel war es unterschiedlich, welche Seite die Kaserne(n) für sich ergattern konnte. Meistens war es so, dass auf militärisch schwach besetzten Inseln die Kroaten die Stellungen übernahmen bzw. diese von der JNA verlaTrainer Tomislav Ivić und Spieler Zoran Vujović vom Fußballclub Hajduk Split nach der Verkündung von Titos Tod

12

1 je nach Fall, bzw. Offizier wurde unterschiedlich mit der Dienstverweigerung umgegangen

ssen wurden. Dort wo das Militär stark vertreten war, behielt die JNA die Oberhand. Somit waren Vis und Lastovo die letzten Flecken heutigen Kroatiens, die in der „ersten Kriegswelle“ 2 von der JNA verlassen wurden (am 30.05.1992). Zuvor wurden von dort aus Angriffsaktionen auf Küstenstädte und andere Inseln gestartet. Die von der kroatischen Seite übernommenen Stellungen auf anderen Inseln kamen nur in vereinzelten Fällen zum Einsatz, da die JNA die Anweisung hatte jegliches Kriegsmaterial beim Verlassen zu zerstören.

Die auf den Inseln errichteten Militäranlagen wurden somit niemals ihrer offiziellen Aufgabe gerecht. Die meisten von ihnen dienten seit ihrer Errichtung bis zur Auflassung lediglich jungen Wehrdienern als Übungsplatz.

Auch wenn vereinzelte Kanonenanlagen im Kroatienkrieg verwendet wurden, kam es auf keiner den Inseln selbst zu Kriegshandlungen3.

2 März 1991 bis Mai 1992. Danach verlagerte die JNA den Großteil ihrer Truppen nach Bosnien und Herzegovina, wo der Bosnienkrieg begann. In Kroatien kam es bis 1995 nur vereinzelt zu Kriegshandlungen.

3 mit Ausnahme der Inseln Žirje und Šipan, die bombardiert wurden, nachdem von ihnen

Nach der Unabhä ngigkeitserk lärung und dem darauffolgenden Krieg wurde in Kroatien alles Serbische oder „Gesamtjugoslawische“ gehasst. Da sich Gebäude besonders gut eigneten um den Hass an ihnen zu demonstrieren, war in der entfachten patriotischen Bewegung das Verbrennen serbischer Häuser sehr verbreitet. Auch Militäranlagen wurden als besonders deutliche Zeichen des Feindes dementsprechend behandelt, sofern sie nicht sofort vom kroatischen Militär übernommen und zu Kriegszwecken weitergenutzt wurden. Obwohl die JNA die Anweisung hatte alles Brauchbare beim Verlassen zu zerstören, ist der heutige Devastierungsgrad auch den Einheimischen zu verdanken. „30% haben sie zerstört und 70% dann wir“, meint ein Einwohner Lastovos. Die brauchbare Ausstattung der verlassenen Anlagen wurde von einigen InsulanerInnen mitgenommen und wiederverwendet.

Nach dem Ende des Krieges hat das kroatische Militär einige Kasernen weitergenutzt, die meisten aber mittlerweile wieder verlassen.

aus die Šibenik bzw. Dubrovnik angreifenden Truppen beschossen wurden

13

14

Ehemalige Hauptstützpunkte der Jugoslawischen Kriegsmarine

RIJEKA

Marinehauptstützpunkte der JNA (Stand 1959) später mehrere Umstrukturierungen bis zur Auflösung der gesamtjugoslawischen Volksarmee behielten die Stellungen auf Vis, Lastovo und Lošinj ihre Wichtigkeit als Marinestützpunkte

PULA

Informationsquelle: http://arhitekturarata.makeforum.org/mmvip-top-secrat-najvia-tajna-neptun-projekt-t26.html, 11.05.2008 LOŠINJ

ZADAR

ŠIBENIK

SPLIT

VIS KORČULA

LASTOVO

DUBROVNIK TIVAT

Ehemalige HauptstĂźtzpunkte der Jugoslawischen Kriegsmarine

HEUTE

Mittlerweile ist es ganz klar, dass die Anlagen auf den Inseln keine militärische Bedeutung mehr haben, nicht zuletzt aufgrund der Beitrittsbemühungen des Landes zur NATO, dem früheren potenziellen Feind und ursprünglichen Grund für die Errichtung der Anlagen.

Die ehemaligen Festungen der JNA, die um die 15 Inseln mehr oder weniger in Anspruch nahmen, stehen heute, bis auf wenige Ausnahmen, leer. Nur drei kleine Marinestützpunkte befinden sich noch auf den Inseln Lošinj, Korčula und Mljet. Neuerdings wurde aber das militärische Radarsystem „Peregrine“ installiert, welches die Situation auf der Adria überwachen soll. Auf den Inseln Lastovo, Vis, Dugi Otok und Mljet sind das die heutigen Militärstützpunkte, die zur Zeit in erster Linie zur Überwachung illegalen Fischfangs im kroatischen Gewässer dienen. Im Bedarfsfall kann das System aber auch militärisch genutzt werden.

Das Militär spielt im jetzigen Kroatien nicht mehr so eine große Rolle wie im damaligen Jugoslawien, der Tourismus dafür eine umso größere. Im Januar 2008 wurde sogar der Pflichtmilitärdienst abgeschafft. Wie sich die Zeiten geändert haben, zeigt die Tatsache, dass damals scheinbar die militärische Besetzung ganzer Inseln oder großer Inselteile das Volk weniger aufgebracht hat, als die heutige Aufstellung von Radaranlagen auf den höchsten Hügeln. Diese brachte nämlich heftige Proteste der Bevölkerung mit sich - was das Vorhaben jedoch nicht verhindern konnte.

Die touristische Entwicklung und der Baudruck auf die Meeresküste machen das bisher praktizierte Übersehen dieser vormals militärischen Anlagen zunehmend schwierig. Nach jahrzehntelanger Verdrängung und Tabuisierung bekommen sie langsam wieder Aufmerksam-

17

keit. Die an „wunderschönen“ Standorten gelegenen Areale haben schon das Interesse einiger InvestorInnen geweckt.

Eine touristische Umnutzung an diesen Orten zu realisieren hat sich jedoch als äußerst schwierig und bisher unmöglich erwiesen.

Das kroatische Militär, das die JNAAnlagen „geerbt“ hat, will diese nach Angaben zuständiger Personen im Verteidigungsministerium „so schnell wie möglich loswerden“1. Deren Instandhaltung habe schon zu viele Gelder des Ministeriums verschlungen. So werden sie seit ein paar Jahren vermehrt lokalen Gemeinden oder Städten bzw. teilweise dem kroatischen Privatisierungsfond 2 übergeben.

Diese Übergabe bewirkt aber nur eine Zuständigkeitsverschiebung und löst keine Probleme um die Anlagen. In den meisten Fällen, und besonders häufig 1 nach Slako Horvat, dem Zuständigen für Militärimmobilien im kroatischen Verteidigungsministerium 2 Mit dem kroatischen Privatisierungsfond, einer nach der Wende zur Verwaltung von ehemals staatlichen Eigentum ins Leben gerufenen Institution, steht es zur Zeit nicht gut.

Drei hoch positionierte Mitarbeiter wurden kürzlich wegen Korruption verhaftet und es wird sogar das zukünftige Bestehen des Fonds in Frage gestellt.

18

gerade auf Inseln, sind die Besitzverhältnisse nicht geklärt. Alle Militäranlagen befinden sich, und bleiben auch nach der Übergabe, im Besitz der Republik Kroatien. Es melden sich jedoch ehemalige GrundbesitzerInnen zu Wort auf deren Land die Anlagen der JNA errichtet worden sind. Damals spielte dies keine besonders große Rolle, da das staatliche Interesse immer im Vordergrund stand. So kann die Gemeinde, wenn sie die Anlagen „bekommt“, auch nicht frei darüber verfügen. Soll eine kommerzielle Nutzung auf dem Gebiet stattfinden, oder die Anlage gar verkauft werden, dann müssen die Grundbucheinträge mit denen im Kataster übereinstimmen und die Besitzsituation geklärt sein. Staatliche Projekte haben es da immer noch einfacher, was die so häufig am Festland vorkommende Umnutzung der Kasernen zu Universitätscampusen erklärt.

Die ungeregelte Besitzsituation ist nur einer der Gründe für das bisherige Scheitern der Umnutzung der Anlagen auf den Inseln. In der frühen Phase nach dem Jugoslawienkrieg konnten sich einige kleinere Umnutzungsprojekte legal durchsetzen. Damals - vor dem Eintreffen der enormen Bürokra-

tisierung - sei es noch einfacher gewesen Bewilligungen oder Konzessionen zu erhalten, erzählt der Weinbauer von Vis, der in einem ehemaligen Bunker seit 1998 einen Weinkeller betreibt. In jüngerer Zeit haben sich, wenn überhaupt, eher informelle Nutzungen in den verlassenen Anlagen eingenistet. In den meisten Fällen sind die ehemaligen Kasernen, Bunker, Kanonenanlagen usw. jedoch einfach in Vergessenheit geraten.

Alles, was vielleicht mal vorhanden war, wurde von der JNA vernichtet oder mitgenommen. Informationen dazu kann man heute lediglich von der Einheimischen der jeweiligen Inseln - die zwar beschränkten Zugang zu den Anlagen hatten, aber meist trotzdem viel darüber wissen - oder den ehemaligen Soldaten und Offizieren, die in diesen Anlagen stationiert waren, erhalten.

Obwohl die Anlagen schon seit 16 Jahren nicht mehr militärisch genutzt werden und teilweise schon neue Nutzungen haben, erscheinen sie immer noch in keiner Karte3. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Bewusstsein der Menschen. Das allgemeine „Bescheid wissen“ hält sich in Grenzen. Nur wer unmittelbar etwas damit zu tun hatte, bzw. die BewohnerInnen einzelner Inseln, sind über die Anlagen auf der jeweiligen Insel informiert. Vielerorts stößt man auch heute noch auf Unsicherheiten bezüglich des Militärgeheimnisses. Aufgrund des fast 50jährigen Sprechverbots über JNA-Anlagen, welches durch den Kroatienkrieg beendet wurde, gibt es keinerlei Dokumentation über die Anlagen.

3 Das kroatische Militär, der einzige Besitzer einer halbwegs vollständigen Übersicht der ehemaligen Anlagen, ist sehr vorsichtig mit dem Preisgeben der Informationen, obwohl es nicht mehr die Verwaltung über diese hat.

19

1999 Inselgesetz

1988

Öffnung der Inseln Vis und Lastovo für fremde Besucher

1945

1992

ab 1960 Bauboom militärischer Anlagen auf den Inseln

Gründung der JNA

Letzte JNA-Einheiten verlassen Vis und Lastovo

Errichtung und Nutzung durch die JNA 40

45

50

55

60

65

70

75

80

Leerstand 85

90

95

00

05

08

Wenige Neu- und Zwischennutzungen, Teilweise durch das Kroatische Militär

1987

1964 Errichtung der Adriamagistrale (mit Hilfsgeldern der USA)

Touristische Spitze in Jugoslawien

2005

Touristenzahlen in Kroatien übersteigen erstmals die Vorkriegswerte

1995 Ende des Kroatienkrieges

1945

Gründung Jugoslawiens mit Tito an der Spitze

1943 - 1944

Zweiter Weltkrieg auf dem Territorium Jugoslawiens

20

1980

Titos Tod

1991

Zerfall Jugoslawiens Gründung Kroatiens Kriegsbeginn 1989 Fall der Berliner Mauer

DIESE ARBEIT

soll in erster Linie eine Bemühung zur Bekanntmachung und Enttabuisierung der ehemaligen JNA-Anlagen auf den Inseln darstellen. Es wurde versucht, die verlassenen (und vergessenen) militärischen Orte/Areale/Bauwerke in Karten einzutragen und sie in ihrem Umfang und Zustand zu beschreiben.

Dies soll eine weitere Beschäftigung mit dem Thema ermöglichen und als Grundlage für InteressentInnen und potenzielle neue NutzerInnen dienen.

Da es über die untersuchten Anlagen keinerlei Literaturquellen oder Plandokumentation gibt, wurde sehr auf die Erzählungen der „Eingeweihten“ vertraut. Somit besteht kein Anspruch auf absolute Richtigkeit und Vollständigkeit.

21

22

Inseln mit ehemaligen Militäranlagen der JNA Kanonenanlage Kaserne Bunker unterirdischer Stützpunkt BRIJUNI

unterirdischer Hafen Munitionslagerhalle

UNIJE

Raketenbunker JNA Hauptquartier

LOŠINJ

Kriegsflughafen

ILOVIK

Aussichtsturm

PREMUDA MOLAT

DUGI OTOK

ŽIRJE

ŠOLTA BRAČ HVAR VIS BIŠEVO KORČULA LASTOVO MLJET ŠIPAN

Informationsquelle: unterschiedliche mündliche Quellen; Untersuchung vor Ort

Inseln mit ehemaligen Militäranlagen der JNA

Inseln mit heutiger militärischer Nutzung militärische Radaranlage Kaserne Kanonenanlage

BRIJUNI

LOŠINJ

DUGI OTOK

VIS KORČULA

LASTOVO MLJET

Informationsquelle: http://hr.wikipedia.org/wiki/Hrvatska_ratna_mornarica, 11.05.2008

Inseln mit heutiger militärischer Nutzung

DIE ANLAGEN

Heute kann niemand eine Auskunft über die genauen Maße der einzelnen Anlagen geben. Die Projektdukumentation, die damals streng geheim war, wurde entweder von der JNA beim Verlassen zerstört (verbrannt) oder mitgenommen. Die Planung und Ausführung wurde von einer militäreigenen Baufirma1 unter absoluter Geheimhaltung durchgeführt. Für manche Arbeiten wurden angeblich Gefangene von Goli Otok herbeigezogen.2 Bei der Betrachtung der Anlagen lassen sich gewisse Regelmäßigkeiten und Wiederholungen feststellen, die in der folgenden Auf listung in Form einer Übersicht aller auf den Inseln vorkommenden Typologien von Militäranlagen dargestellt werden.

1 Diese Militärbaufirma wurde später auch im Irak eingesetzt, wo wohl nach den gleichen Standardplänen Bunker für Saddam Hussein gebaut wurden.

2 nach Zanki

27

KANONENLAGE

Die wichtigsten Militärstellungen auf den Inseln waren Kanonenanlagen. Sie sollten die erste Verteidigungslinie gegen den vom offenen Meer aus angreifenden Feind bilden. Die Seezielbatterien wurden

28

so positioniert, dass sie effizient gegen feindliche Kriegsschiffe der NATO eingesetzt werden konnten, um so deren Vordringen bis zur Küste zu verhindern. In diesem Sinne wurden sie niemals ihrer Widmung gerecht. Sie

wurden während der JNA-Zeit nur bei Übungen verwendet, indem auf eine von einem Boot gezogene „Zielscheibe“ geschossen wurde.1 Im Kroatienkrieg kamen dann zwar manche von ihnen zum Einsatz, jedoch auch nicht in der geplanten Art und Weise. Erstens kam der Feind von „Innen“ (von der Insel Vis oder dem „eigenen“ Festland aus) und zweitens wusste er genau wo sich die Stellungen befanden. Außerdem wurden die Kanonenrohre von der JNA beim Abzug mit Sprengstoff gefüllt und 1 Nach Zanki

29

somit unbrauchbar gemacht. So wurden diese fixen Stellungen nur in wenigen Ausnahmen zu Kriegshandlungen eingesetzt.1

Kanonenstellung auf Korčula

Kanonenstellung auf Mljet

So eine befestigte Anlage der Küstenartillerie besteht in der Regel aus vier Kanonenstellungen, die durch unterirdische Tunnels miteinander verbunden sind.

Der Haupttunnelein-/ausgang befindet sich an einer „frontabgewandten“ Stelle.

Das Tunnelsystem dient gleichzeitig als Schutzbunker und beinhaltet mehrere Räume. In unmittelbarer Nähe zur Schießstelle befindet sich fast immer ein kleiner Raum mit einem Bett, in welchem der zur Bedienung der Kanone zuständige Soldat schlafen und gleichzeitig immer bereit sein konnte. Andere Räume dienten als Lager-, Technik- und Aufenthaltsräume.

Die Tunnels führen meist auch zu einem oder zwei höher gelegenen Aussichtsbunkern, die sich an strategisch guten Punkten befanden. Diese waren mit Messvorrichtungen ausgestattet, um die Koordinaten der feindlichen Schiffe ausfindig zu machen und sie an Kanonenstellungen weiterzuleiten.

Dazu kommen noch etliche Lüftungs-

Kanonenstellung auf Vis

30

1 Die Kanonenanlage der Insel Žirje kam zum Einsatz, da der JNA-Befehlshaber „die Seite wechselte“ und auf Korčula konnten einige von der JNA zerstörten Kanonen in der inseleigenen Werft repariert werden.

schächte und Notausgänge, die sich vertikal durch den Hügel ziehen.

Von Ort zu Ort und je nach Art der Artillerie gibt es Unterschiede bei der Ausführung der Schießstellen. Bei manchen wurde die so genannte „TodtFront“2 ausgeführt, die besonders guten Schutz gegen Angriffe zu bieten versprach.

Es handelt sich dabei um einen „kleinen abgestuften, vorspringenden Sockel oberhalb der Schießscharte, durch den es möglich ist, den Trichtereffekt der offenen Fassade des Bunkers zu vermeiden.“3 Bei anderen Kanonenstellungen wurden wiederum nur die Felsen geebnet, etwas eingesenkt und betoniert. Diese Stellungen hatten keinen besonderen Schutz vor Gegenangriffen. In manchen Fällen wurden die Kanonen auf Schienen angebracht, und befanden sich bei Nichtgebrauch im Felsen in Sicherheit; für einen Einsatz wurden sie hinausgefahren.

horizontale Erschließung de Tunnelsystems

Auf den Inseln wurden 80 bis 150 mm - Kanonen aufgestellt, meistens 80, 88, oder 90mm.

2 Benannt nach Fritz Todt, dem deutschen Ingenieur und ab 1940 Reichsminister für Bewaffnung und Munition, der als erster Verantwortlicher für die „Festung Europa“ gilt; nach Virilio in Bunkerarchäologie, 1975, S. 223

3 Nach Paul Virilio in Bunkerarchäologie, Paris 1975, S 211

vertikale Erschließung des Tunnelsystems

31

Aussichtsbunker auf Lastovo Kanonen auf Vis

32

In der Nähe jeder Kanonenanlage, jedoch etwas von der Küste entfernt, findet man meist mehrere kleine Bunker die zur sicheren Lagerung der Munition, oder zur Unterbringung der Luftabwehrartillerie gedient haben. Auf dem Areal gab es immer „geebnete“ Stellen, auf welchen mobile Luftabwehrkanonen aufgestellt werden konnten.

Eingang in ein Kanonentunnelsystem auf Vis

Kanonenstellungen auf den Inseln: Unije Lošinj Ilovik Premuda Žirje Šolta Hvar Vis Biševo Korčula Lastovo Mljet

1 1 1 1 2 1 1 5 1 2 1 2

Luftabwehrstellung auf Vis

33

34

Kanonenstellung auf Lastovo

35

KASERNE

Kasernenanlagen auf Inseln sind in der Regel umzäunte Gebäudeanlagen, bei denen je nach Anzahl der Soldaten die Anzahl der Gebäude variiert. Kleinere Kasernen bestehen manchmal aus nur einem Gebäude, während große Komplexe bis zu 35 Bauwerke beinhalten. Kasernengebäude wurden

mit sehr einfachen Mitteln und häufig unter Verwendung von Standardplänen erbaut. Manchmal wurden auch bereits bestehende Gebäude in Kasernen umgenutzt.

Die Abstufung des Massivitätsgrades der Schlafstätten wurde vermutlich Kasernenzufahrt auf Lastovo

36

nach der Militärhierarchie bestimmt.

So waren die Räumlichkeiten für die rangniedrigsten Soldaten einfache Baracken in denen bis zu 50 Mann in einem Raum schliefen, während Berufsoffiziere häufig eigene Wohnungen innerhalb der Kasernenareale hatten.

Neben den Schlafräumen war die Soldatenmensa ein fixer Bestandteil jeder Kaserne. Diese wurde in großen Anlagen mit der Küche in einem eigenen Gebäude und bei kleineren Kasernen im Erdgeschoß eines Schlafgebäudes untergebracht.

In allen größeren Kasernen nahm der Soldatenclub eine wichtige Stellung ein.

Hier konnten die Soldaten ihre Freizeit verbringen, Karten oder Schach spielen, malen oder musizieren. Es wurde darauf geachtet, dass die Freizeit kollektiv verbracht wird und die Soldaten nicht zu viel Zeit alleine verbringen.

(So durften Bücher aus der Bibliothek, welche in großen Kasernen ebenfalls einen Stammplatz hatte, nicht ausgeliehen werden, sondern mussten vor Ort gelesen werden.)

Der vielleicht wichtigste Bestandteil eines Kasernenkomplexes war der Sport-, Übungs-, und Versammlungsplatz, wo die Soldaten viel Zeit verbrachten.

Einerseits während dem Dienst bei

Kasernengebäude auf Vis

Kasernengebäude auf Lastovo

Kasernengebäude auf Korčula

37

den Übungen und andererseits in der Freizeit beim Fußball spielen oder dem Ausüben anderer Sportarten1.

Kasernengebäude auf Vis

Kasernengebäude auf Vis

Andere Gebäude der Anlage beinhalteten Sanitätsräume, Werkstätten, Lagerräume, Klassenräume usw. - je nach „Zuständigkeit“ der Division. In besonders großen Anlagen waren auch spezielle Einrichtungen untergebracht; wie z.B. eine Bäckerei in der Kaserne Samogor auf Vis. Auf den Inseln gab es besonders viele kleine Kasernen, die nur wenigen Soldaten Unterkunft bieten sollten, in den meisen Fällen den Betreuern der Kanonenanlagen. Diese bestanden aus nur einem oder zwei Gebäuden, welche alle Funktionen erfüllten. Bei besonders niedriger Soldatenanzahl wurde in den eingeschoßigen Bauten auf die Mensa verzichtet, jedoch eine kleine Küche eingebaut.

Die zweigeschoßige Standardausführung verfügte auch über einen Keller, in welchem sich u.a. Lagerräume sowie die Wäscherei befanden. (Die Funkti-

Kasernengebäude auf Vis

38

1 Auf Sport wurde in der JNA besonders viel Wert gelegt, da die Kasernen alljährlich bei den „Militärspielen“ gegeneinander antraten.

Dabei traten die Soldaten in unterschiedlichen Disziplinen wie Fußball, Handball, Basketball, oder auch Weitsprung, Sprint, Schießen, usw. an und konnten Prestige für die eigene Abteilung sowie freie Tage für sich selbst ergattern.

onen die in großen Kasernen in eigenen Bauten untergebracht wurden.)

Solche freistehenden Einzelgebäude wurden auf den Inseln wegen der dortigen topografischen Verhältnisse oft in Hanglage gebaut. Dafür wurden die umliegenden Felsen gesprengt um einen ebenen Bauplatz zu erhalten, jedoch nur mit einer minimal größeren Fläche als der Grundfläche des Gebäudes selbst. Dadurch erreichte man, dass die Bauwerke möglichst wenig aus der Umgebung herausstachen, und ebenso konnte man die standardisierten Pläne für verschiedene Standorte verwenden.

Diese Ausführung bewirkte aber auch, dass die Fenster auf eine ungefähr einen Meter entfernte Felswand gerichtet waren.

Das Erscheinungsbild dieser Gebäude sollte sich möglichst wenig von den zivilen Häusern der Umgebung unterscheiden. Heute sind sie von außen an den roten Nummern zu erkennen, die in Standardschrift über den Eingangstüren angebracht wurden.

Kasernengebäude auf Lastovo

im Inneren einer Kaserne auf Lastovo

Neben den Nummern findet man an den Gebäuden auch andere, großflächigere JNA - Wandbemalungen. Manchmal an den Fassaden, vor allem aber im Inneren der Kasernengebäude, wurde sehr gerne militärische Ausrüstung (darunter besonders häufig Kriegsschiffe) an die

39

Mensagebäude auf Vis

Innenraum einer Mensa auf Lastovo

Wände gemalt. In manchen Anlagen wurde dies durch Motivationssprüche, jugoslawische Wappen und der TitoVerehrung ergänzt. Insbesondere die letzten beiden Motive waren nach der Unabhängigkeitserklärung, als Symbole Jugoslawiens, beliebte Angriffsziele der Neokroaten. Deshalb sind sie heute entweder abgekratzt, mit Farbe besprüht, oder mit Ustascha-Sprüchen übermalt.

Das Areal um die Kasernen herum wurde auf den Inseln mit wenigen Ausnahmen durch zwischen Betonmasten gespannte Maschendrahtzäune abgegrenzt1. Manche innerstädtische Kasernen, wie z.B. Rogači in Komiža oder Mali Samogor in Vis, wurden von einfachen Metallgittern umzäunt, was dort die Wache umso wichtiger machte.

Während des Krieges in Kroatien wurde das Kasernenareal zusätzlich durch Bodenminen geschützt: Sie sollten einerseits die Kaserne vor Eindringlingen schützen bzw. die Flucht der „nicht-serbischen“ Soldaten verhindern2. Deshalb ist in der Gegend um die Kasernen besondere Vorsicht geboten.

„standardisierte Ausführung“ der Gebäude

40

1 Auf den Inseln Vis und Lastovo erfolgte dies erst gegen Ende der achziger Jahre, als TouristInnen der Zugang auf die Insel erlaubt wurde (nach Zanki) 2 Ersteres bekam ich auf Vis, zweiteres auf Lastovo als Grund für die Verminung genannt.

Soldatenschlafraum einer Kaserne auf Lastovo Soldatenschlafraum einer anderen Kaserne auf Lastovo

41

Soldatenclub auf Lastovo

Kasernen auf den Inseln: Brijuni Unije Lošinj Ilovik Premuda Molat Dugi Otok Žirje Šolta Brač Hvar Vis Biševo Korčula Lastovo Mljet Šipan

42

1 1 3 1 1 2 1 2 1 1 1 13 1 3 6 2 1

Sport-, Ăœbungs-, Versammlungsplatz auf Vis

43

„Das wachsame Auge Titos´Armee bewacht die Freiheit und die territoriale Integrität unseres sozialistischen selbstverwaltenden und blockfreien Jugoslawiens“ „mehr Schweiß im Frieden - weniger Blut im Krieg“

44

45

Wappen Jugoslawiens und aller Teilrepubliken „Tito,Volk - Partei, Armee“; darunter: „es lebe Ante Pavelić“

46

47

48

BUNKER

„Bunker sind geschützte Bauwerke, welche die Insassen vor der direkten Waffenwirkung schützen sollen. Militärische Bunker haben den Zweck, die eigenen Stellungen zu festigen und einen Angriff des Gegners zu erschweren. Sie können als Verteidigungsanlage, Unterstand für Kriegsgeräte (U-Boot, Flugzeug) oder als Kommandozentrale dienen. Zivile Bunker hingegen schützen die Bevölkerung. Bunker sind meistens aus Beton und Stahl erbaut, in vielen Fällen zusätzlich mit Erdreich abgedeckt, die Bezeichnung wird aber auch für in natürlichen Fels getriebene Stollen verwendet.“1

Raketenbunker und unterirdischer Stützpunkt . Sie unterscheiden sich bezüglich ihrer Größe, Ausführung und Lage. Alle auf den Inseln vorkommenden Bunker sind unterirdisch.

Die auf den Inseln vorkommenden Bunkeranlagen kann man nach ihrer Funktion in fünf Kategorien unterteilen: Schiffsbunker, Schiffsmunitionsbunker, Treibstoffbunker, 1 aus Wikipedia, http://de.wikipedia.org/ wiki/Bunker_%28Milit%C3%A4r%29; 11.05.2008

49

UNTERIRDISCHER STÜTZPUNKT

Unterirdische Stützpunkte befinden sich immer im Inneren der Insel, topografisch möglichst hoch gelegen. Sie wurden in Hügel hineingebaut von deren Spitze sich eine gute Aussicht bietet. Die Hauptfunktion dieser Atomschutzbunker war die einer Ersatz-Befehlsstation. In

Situationen, in denen es zu gefährlich gewesen wäre, die Marine aus einem oberhalb des Erdreichs liegenden Stützpunkt zu leiten, konnte dies aus dem Kommandoraum weit im Inneren des Berges getan werden. Außer der Kommandofunktion sollten sie im Kriegsfall einer bestimmten Soldatenanzahl eine Bunkereingang auf Lastovo

50

möglichst lange Aufenthaltsdauer ohne Kontakt zur Außenwelt ermöglichen.

Dafür mussten hier alle notwendigen Funktionen, wie Sanitäreinrichtungen, Küche, Mensa, Schlafräume, Aufenthaltsräume, Lagerräume, usw. untergebracht werden. Sie wurden an das Inselstromnetz angeschlossen, waren aber auch mit Notstromaggregaten ausgestattet. Aufwendige Lüftungsanlagen sollten für Frischluftzufuhr sorgen.

Neben den Lüftungstunnels wurde der raumgebende Berg von vielen Notausgängen vertikal durchlöchert. Da es sich um Atombunker handelte, wurden alle Öffnungen mit schweren Stahltüren versehen. Die Eingänge wurden, wie bei allen anderen Bunkeranlagen, so ausgeführt, dass sie durch die natürlichen Gegebenheiten versteckt sind, oder durch mit Styroporstücken gefüllte Netze camoufliert.

Lüftungskuppel auf Vis

Bunkereingang auf Vis

Unterirdische Stützpunkte auf Inseln: Vis Lastovo

in einem Bunker auf Lastovo

51

LĂźftungskuppeln auf Lastovo im einem Bunker auf Vis

52

in einem Bunker auf Vis in einem Bunker auf Vis

53

SCHIFFSBUNKER

Diese Tunnels Ăźber dem Meer, die a ls sicheres Versteck fĂźr Kriegsschiffe vor Luft-

54

angriffen dienen sollten, wurden auf allen Inseln nach dem gleichen Prinzip errichtet. Auch in diesem Fall wurden

standardisierte Pläne benutzt, die dann an die örtlichen Gegebenheiten etwas angepasst wurden. Zur Errichtung wurden die Felsen an einer geeigneten Stelle gesprengt und anschließend betoniert.

Je nach Geländebeschaffenheit wurden die Tunnels im Inneren mit Hilfe von Schalungen ausbetoniert oder nur mit Spritzbeton ausgekleidet.

Der Haupttunnel, in den die Schiffe einfahren konnten, ist ungefähr 300

55

Schiffsbunker auf Vis

Meter lang und 20 Meter hoch (der auf Lastovo ist etwas kürzer). Die Tiefe des Wassers im Inneren beträgt ungefähr fünf Meter. Die Ränder sind mit LKWReifen bestückt um ein Anstoßen der Schiffe zu verhindern. Ein schmaler Steg zwischen der Meeresfläche und der Felsenwand ermöglicht das Begehen des Tunnels. Von dem Haupttunnel führt immer seitlich ein Nottunnel ins Freie.

Je nach Ausführung befinden sich entweder im Rahmen des Nottunnels oder als eigene Abzweigungen vom Haupttunnel ehemalige Notunterkunfts- und Lagerräume.

56

Alle solche auf Inseln vorkommende Schiffsbunker stehen heute leer. Gerne werden sie von eingeweihten NautikerInnen oder von Einheimischen besucht, die von den überfüllten TouristInnenstränden fliehenden. Als Folge solcher Besuche füllen sich die Nottunnels und Lagerräume mit Müll.

Diese Schiffstunnels befinden sich alle noch im Besitz des kroatischen Verteidigungsministeriums. Deshalb wurde bei ihnen in den Flächenwidmungsplänen normalerweise „besondere Nutzung“ eingetragen. Nichtsdestotrotz befindet

Schiffsbunker auf Dugi Otok Schiffsbunker auf Lastovo

57

Schiffsbunker auf Brač Schiffsbunker auf Dugi Otok

58

sich nach neuesten Plänen der Stadt Vis ein solcher Tunnel innerhalb des für einen Nautikhafen vorgesehenen Areals.

Schiffsbunker auf den Inseln: Dugi Otok Brač Vis Lastovo

3 3 1 2

Notausgang auf Vis

Nottunnel auf Vis

59

RAKETENBUNKER

R a ketenbu n ker si nd neben Schiffsverstecken die größten Bunkeranlagen auf den Inseln. Die Höhe der Tunnels beträgt ca. 10 Meter bei einer Breite von ungefähr 7 Metern.

Diese Tunnels wurden, immer mit zwei Ausgängen, halbkreisförmig in den Berg gebohrt.

Dies ermöglichte das Ein- und Ausfahren mit einem Fahrzeug (der Raketenlansiervorrichtung) um die Rakete aufzuladen ohne innerhalb des Bunkers umdrehen zu müssen. Im Inneren befanden sich zwei große, verf ließte Räume, in denen die Raketen gelagert und mit Kerosin gefüllt wurden.

Raketenbunker auf Lastovo

60

Kerosintanks wiederum, wurden in separaten Räumen untergebracht. Alle Öffnungen im Inneren waren auch hier mit schweren Stahltüren verschließbar.

Die Hauptein- und Ausfahrten wurden jedoch nur durch ein Eisengitter abgesperrt. Über diesen Eingängen hängen auch heute noch mit steinförmigen Styroporstücken gefüllte Netze, die als Camouflage gegen Luftangriffe dienen sollten. Aus dem Inneren führen vertikale Lüftungs-, und Notausgänge auf die Spitze des Hügels, wo sie, ebenfalls aus Tarnungsgründen, in Steinhäuschenatrappen enden. Auf dem Hügel befindet sich meist auch eine Aussichtsstelle und ein Wachposten.

Raketenbunkereingang auf Lastovo

Raketenbunker auf den Inseln: Vis Lastovo

im Inneren eines Raketenbunkers auf Vis

Raketenlagerhalle innerhalb des Bunkers

61

62

im Inneren des Raketenbunkers

Lßftungs-/Notausgänge auf Lastovo

63

BUNKER FÜR SCHIFFSMUNITION

In Buchten, welche die Funktion eines Kriegshafens innehatten, findet man häufig Tunnelsysteme, in denen die Schiffsmunition vor Luftangriffen sicher gelagert werden konnte. Aus diesen Bunkern führen Schienen zu einer Mole, an der die Munition auf die Schiffe geladen werden konnte.

Im Inneren des Tunnels ziehen sich die Schienen entlang schmaler, langer Gänge zu (meistens zwei ) großen Hallen in denen die Torpedos, Wasserminen usw. verstaut wurden. Auch hier mussten wie im Falle anderer Bunker aufwendige Lüftungssysteme, sowie Notausgänge errichtet werden.

Bunker für Schiffsmunition auf den Inseln: Lošinj Vis Lastovo

64

Bunkereingang auf Lastovo Munitionslademole auf Vis

65

MUNITIONSLAGERHALLEN

Die Munitionslagerhallen befinden sich immer in unmittelbarer Nähe der Munitionsbunker. Diese sind wegen ihrer Größe, sowie der Lage direkt an der Küste besonders auffällig.

Oft werden sie von hohen freistehenden Blitzableitern umgeben, die mittlerweile aber zum Teil abgetragen wurden.

Diese Hallen findet man in fast gleicher Ausführung an verschiedenen Standorten. Es handelt sich in der Regel um einfache Hallen mit einem Holzdachstuhl und Oberlichtern , die sich über die gesamte Fassade ziehen. Der Eingangsbereich wurde manchmal niedriger als der Rest der Halle ausgeführt.

Munitionslagerhallen auf Lastovo

66

Die Zünder für die Munition durften nicht in den gleichen Hallen gelagert werden.1 Deren Lagerstätte wurde je nach Ort unterschiedlich ausgeführt, sollte aber möglichst unauffällig sein.

Auf der Insel Lastovo wurden diese in kleinen Häuschen, die von hohen Steinmauern und Blitzableitern umgeben waren, gelagert.

Munitionslagerhalle auf Vis

Munitionslagerhallen auf den Inseln: Unije Lošinj Vis Lastovo

Munitionslagerhalle auf Lošinj

1 nach Fulmizi

Munitionslagerhalle auf Lošinj; daneben der Bunkereingang

67

TREIBSTOFFBUNKER

In den Buchten, die als Kriegshäfen dienen sollten, findet man außerdem Treibstofflager, die in Tunnels angelegt wurden, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Diese sind immer topografisch etwas höher gelegen und dadurch meistens etwas von der Küste entfernt.

Durch die erhöhte Stellung konnte beim Füllen des Treibstoffs in die Schiffstanks auf Antriebspumpen verzichten werden.

Dabei handelt es sich immer um mehrere kleinere Tunnels (meistens drei) nebeneinander in denen der Treibstoff je nach Fall und Zeitabschnitt in Wannen bzw. in großen Tanks gelagert wurde.

Treibstoffbunkereingang auf Lastovo

68

Treibstoffbunker auf den Inseln: Lošinj Vis Lastovo

Treibstoffbunkereingang auf Lošinj

in einem Bunker auf Vis

in einem Bunker auf Lastovo

69

DOM JNA

Dom JNA heißt wörtlich übersetzt „Heim der JNA“ und bedeutet so viel wie „JNA-Zentrum“.

Unter den militärischen Bauwerken stellen diese Gebäude eine Besonderheit dar, da sie als Schnittstelle zwischen dem Militär und der zivilen Bevölkerung fungieren sollten. Hier wurden Konzerte, Tanzabende, Ausstellungen und Ähnliches vom Militär veranstal-

tet und von Soldaten betrieben (dieser Posten war bei den Wehrdienern sehr beliebt). Wenn gerade keine Veranstaltung stattfand, war dies eine Anlaufstelle für Militärbedienstete und Zutritt war nur mit Militärausweis gestattet.

Wegen ihrem Repräsentationscharakter wurde bei den Dom JNA Bauten auch ein höherer architektonischer Dom JNA auf Lastovo

70

Anspruch gestellt. Manchmal wurden sie in bereits bestehenden Gebäuden untergebracht, oft beauftragte man aber ArchitektInnen für die Neuplanung. Im Gegensatz zu den Kasernen, Bunkern, Kanonenanlagen usw., die eher abgelegen „eigene Inseln“ bildeten, befanden sich die JNA-Zentren immer innerhalb der Stadtagglomeration.

Nichtsdestotrotz erlitten diese Bauwerke das gleiche Schicksal wie die anderen Militärbauten. Erst jetzt, mehr als 15 Jahre später, nachdem die Geschichte etwas verarbeitet wurde und der Tourismus immer mehr Druck macht, denkt man darüber nach, was man mit diesen Gebäuden machen könnte. In Komiža zum Beispiel, handelt es sich um ein besonders wertvolles Gebäude, da es von Ivan Vitić, einem der wichtigsten kroatischen Architekten der Moderne, geplant wurde. Letztes Jahr wurde von der Architektengesellschaft Kroatiens (UHA) eine Spendeaktion gestartet um dieses Gebäude „zu retten“. Es soll nach den Originalplänen restauriert werden und einem Kulturzentrum Raum bieten. In Lastovo denkt man darüber nach ein Altersheim darin unterzubringen, da sich in diesem Fall ein verlassenes Militärhotel gleich im A nschluss befindet und sich dadurch gut für so eine Neunutzung eignet. (Auch dieses Vorhaben ist eines der „schon lange

geplanten aber noch nicht realisierten“ Projekte.)

Dom JNA - Bauten auf den Inseln: Lošinj 1 Vis 2 Lastovo 1

Dom JNA auf Lošinj

Dom JNA auf Vis

71

AUSSICHTSTURM

Aussichtsposten waren die ersten Militärbauten, die vom Militär verlassen wurden. Die Einführung des Radars hat sie verdrängt.

In den meisten Fällen wurden ältere bereits bestehende Aussichtsstellungen im Rahmen von Fortifikationen früherer

Herrscher verwendet. Häufig wurden diese jedoch erweitert, wodurch interessante Konglomerate entstanden.

Ansonsten wurden kleinere Aussichtshäuschen auf Hügeln in der Nähe fast jeder Militäranlage erbaut. Diese befinden sich mittlerweile in sehr schlechtem Aussichtsturm auf Dugi Otok

72

Aussichtsturm auf Korčula

Zustand (da sie schon sehr lange nicht genutzt werden) und sind kaum mehr als solche erkennbar.

Aussichtstürme auf den Inseln: Molat Dugi Otok Žirje Korčula Lastovo kleinere Türme sind auf fast jeder Insel mit Militäranlagen zu finden

73

WIE FINDET MAN EINE (VERLASSENE) MILITÄRANLAGE ?

Bei der Recherche zu dieser Arbeit erfuhr ich zum Teil erst vor Ort von bestehenden Anlagen. Ich bekam unterschiedlich genaue Hinweise bezüglich des Erreichens einzelner Standorte. Da in den meisten Fällen nicht ein mal die Zufahrtsstraßen in Karten eingezeichnet sind, handelte es sich um eine Art archäologische Suche, bei der man auf besondere Hinweise achten musste.

Das deutlichste Indiz, dass sich eine Militäranlage in unmittelbarer Nähe befindet, ist der Maschendrahtzaun. Zwischen Betonmasten gespannt sicherte er die Anlagen von unerwünschten Besuchern, verhinderte aber auch den unangekündigten Ausgang der Soldaten.

In Unruhezeiten (Kriegszustand) wurde dieser Schutz durch Bodenminen verstärkt. Dies geschah, wie viele auf Lastovo meinen, um die Flucht der nichts-

74

erbischen Soldaten aus den Kasernen zu verhindern. Auf Vis heißt es, die JNA habe sich so vor möglichen Angriffen schützen wollen und die Soldaten, die nicht mehr zur JNA gehören wollten, seien sowieso freigelassen worden. Vielleicht liegt es an der Wahrnehmung einzelner Gesprächspartner, vielleicht aber auch daran, dass die JNA-Befehlshaber auf Vis und Lastovo andere waren. Vermutlich waren jedoch beide Gründe für die Verminung ausschlaggebend.

Diese Minen stellen immer noch ein Problem dar. Das kroatische „Zentrum für Entminungsarbeiten“ hat mittlerweile alle Inseln untersucht und auch entmint. Mit einem Restrisiko muss man aber immer noch rechnen.

Ein anderes, nicht ganz so markantes, aber auch ziemlich sicheres Zeichen von verlassenen Militäranlagen sind in der Gegend umherliegende Metallschränke. Es handelt sich um die Standardausrüstung von Kasernen und Bunkern, die scheinbar nicht besonders gerne von den InselbewohnerInnen nachgenutzt wird. Andere Einrichtungsgegenstände, inklusive Fließen und Parkettböden, wurden nach dem Abzug der JNA gerne mitgenommen.

Die Metallschränke hingegen wurden meistens in der Gegend verstreut.

75

In manchen Fällen wurden der Maschendrahtzaun und seine Betonmasten mittlerweile abgetragen. So kann es schon mal vorkommen, dass ehemalige Militäranlagen auch „frei herumstehen“.

In diesem Fall kann man sie aufgrund ihrer einheitlichen Nummerierung erkennen.

Noch ein Erkennungszeichen liefern die Spuren der Soldaten/Wehrdiener.

Unter diesen war es üblich sich an verschiedenen Orten der Wehrdienstleistung zu verewigen. Bei solchen „Soldatengraffitis “ wurde der eigene Name oder Spitzname, die Herkunftsstadt, die Division und das Jahr angeführt. Manche von ihnen sind großflächig und markant, nach anderen muss man genauer Aussicht halten.

Solche Verewigungen findet man häufig innerhalb der Kasernengebäude sowie an deren Fassaden, an Kanonenstellungen, Raketenbunkern, Wachhäuschen und eingraviert an jeglichen betonierten Stellen der Militärareale.

76

77

78

INSELN IN KROATIEN

Auf heutigem kroatischen Staatsterritorium befinden sich1246 Inseln, Inselchen und Eilande1. Davon haben 79 eine Grundfläche von über einem Quadratkilometer und werden geografisch als Inseln bezeichnet. Von ihnen sind nur 47 bewohnt2. (Inseln, auf denen nur der Leuchtturmwächter haust wurden nicht dazugezählt.)15 werden als temporär bewohnt geführt, und diese Zahl ist dynamisch am wachsen.

dungen in den Gespannschaftszentren3 abhängig sind, welche widerum auf jene aus der Hauptstadt angewiesen sind.

Die erschwerte Verkehrsanbindung an den Rest des Landes verstärkt zusätzlich das Gefühl der Ausgeschlossenheit und Machtlosigkeit bei der Bevölkerung, von der schon fast erwartet wird, dass sie im Laufe des Lebens den Wohnsitz zumindest vorübergehend an einen anderen Ort verlagert.

Obwohl sie im touristischen Kontext als Aushängeschilder des Landes verwendet werden („Land der 1000 Inseln“), handelt es sich um ein nationales Problemgebiet. Inseln befinden sich im Bezug auf Landeszentren in der doppelten Peripherie, indem sie von den Entschei-

Die Inselemigration, die bereits eine sehr lange Tradition hat, wurde durch den Rückgang der Agrarwirtschaft in den letzten Jahrzehnten zusätzlich vorangetrieben, und der Tourismus „kam etwas zu spät um das Depopulatonstrauma des zwanzigsten Jahrhunderts zu verhindern.“4.

1 Einteilung und Definition nach nach Duplančić Leder, Ujević, Čala, 2000, wonach eine Insel als allseitig vom Meer umgebenes Land mit einer Fläche über 1 km2 definiert wird. Ein Eiland hat die Fläche zwischen 10m2 und 1 km2, und ein Riff ist kleiner als 10m2.

2 Nach Angaben des Kroatisches Statistikamtes, Statistikjahrbuch 2005, S. 43, beruhend auf der letzten Volkszählung-2001

3 Kroatien ist regional in Gespannschaften eingeteilt (mit den Bundesländern in Österreich vergleichbar) 4 Lajić, Mišetić in Insellogarythmus, 2006, S. 8, freie Übersetzung aus dem Kroatischen

79

80

Inseln in Kroatien 2

Inseln (>1 km ) Eilande (0,01-1 km2) Riffe (<0,01 km2) gesamt Inseln bewohnt: Saisonal bewohnt: Inselbewohner: (Bewohner Zagreb: Küstenlänge Inseln: (Küstelänge Festland:

Anzahl 79 525 641 1 246

Fläche (km2) 3 195 715 62 414 1 442 3 259 571

Küstenlänge (km) 3 574 718 107 4 398

47 15 116 885 779 145 ) 4 398 km 1 778 km)

Informationsquellen: „Duljine obalne crte i površine otoka na hrvatskom dijelu Jadranskog mora određene sa topografskih karata mjerila 1 : 25 000“ (“Längen der Küstenlinien und Inselflächen auf dem kroatischen Teil des Adriatischen Meeres festgelegt durch topografische Karten im Maßstab 1 : 25 000“); Duplančić Leder, Ujević, Čala; 2004 Kroatisches Statistikamt (www.dzs.hr)

Inseln in Kroatien

INSELPROBLEME

Heute stellt das Fehlen der Bevöl-

kerung im erwerbsfähigen Alter

eindeutig das größte Problem der kroatischen Inseln dar, da dies jegliche Entwicklungsförderung hemmt. Am stärksten davon betroffen sind kleine Inseln die weit von der Küste entfernt sind.

Die Situation verbessert sich je näher die Insel zum Festland liegt und je größer sie ist. Die heutige Migrationsrate auf den Inseln erscheint in den Statistiken als relativ neutral, auf den äußeren Inseln ist das Verhältnis von Geburtenund Sterbeziffer jedoch beunruhigend unausgeglichen (oft 1:3). Viele kleine Inseln sind in den letzten Jahren wegen dem Tod der letzten BewohnerInnen in die Liste der unbewohnten übergegangen. Wenn Zukunftsprognosen aufgestellt werden, dann sind sie eher pessimistisch: „Vermutlich wird die Besiedlung der Inseln in den zukünftigen Jahrzehnten nur sporadisch, bzw. saisonal sein, wenn die Inseln in einigen Wochen der touristischen Hauptsaison von einheimischen und fremden

Touristen bewohnt werden.“1 „In Anbetracht der Intensität der Depopulation und dem Bioreproduktionspotential auf manchen Inseln ist es klar, dass sie aussterben werden und in absehbarer Zukunft nur saisonal bewohnt sein werden.“2 „Wenn bestehende Entwicklungen fortgesetzt werden, wird mit dem Beginn des nächsten Jahrhunderts ein Viertel der Inselortschaften ausgestorben sein“3

Für die schlechte demografische Struktur auf den Inseln, wird in den meisten Texten, die man heute in Kroatien findet, der „undefinierten 1 Magaš, Farčić; Gegenwärtige sozio-geographische Probleme kleiner kroatischer Inseln, 2004, S.133, freie Übersetzung aus dem Kroatischen 2 Graovac in Otoci na rubu izumiranja, Geoadria 9/2, 2004, S. 208, freie Übersetzung aus dem Kroatischen 3 Nationales Inselentwicklungsprogramm, 1997, S.11, freie Übersetzung aus dem Kroatischen

83

völkerung, immer mehr InsulanerInnen in die Städte am Festland um dort ihr Geld zu verdienen.3

demografische Pyramide der Insel Žirje

Adriapolitik“1 der ehemaligen Republik die Schuld gegeben. Im sozialistischen Wirtschaftsprogramm, bei dem das Hauptaugenmerk auf die Industrie gesetzt wurde, sind die Inseln ziemlich vernachlässigt worden. Aus heutiger Sicht ist das einerseits ein Glück, da die Natur erhalten geblieben ist und sie jetzt zumindest nicht mit verlassenen Fabrikanlagen zu kämpfen haben 2. Andererseits zogen aufgrund der geminderten Rolle des Primärsektors der Wirtschaft, mit Landwirtschaft und Fischfang der wichtigsten Erwerbsquelle der Inselbe1 Lajić, Mišetić in Otočni logaritam, 2006, S. 8, freie Übersetzung aus dem Kroatischen 2 Es sind zwar vereinzelt auch auf Inseln Fabriken entstanden und sie stehen heute auch leer, deren Ausmaß ist aber mit dem am Festland nicht vergleichbar.

84

Dieses Phänomen ist stark mit der zur gleichen Zeit auch in anderen Ländern vorkommenden Landflucht vergleichbar und deshalb nicht alleine auf die „verfehlte sozialistische Politik“ zu schieben. Die heutige Situation auf den Inseln ist aber eine andere als die in ruralen Gegenden am Festland. Die touristische Entwicklung Kroatiens hat ihnen eine delikate neue Rolle gegeben.

Die Inseln stellen heute aufgrund ihrer „unberührten Natur“ besonders beliebte Urlaubsziele dar; mittlerweile ist der Tourismus die Haupterwerbsquelle der Inselbevölkerung4. Durch den wich3 Die Abwanderung der Inselbevölkerung hat aber schon längere Tradition. Die größten Emigrationswellen fanden Ende des 19.

Jahrhunderts statt, als vor allem arbeitsfähige Männer die Inseln verließen. Die beliebtesten Ziele waren damals Australien, Amerika, Kanada oder Argentinien. Nach dem zweiten Weltkrieg - mit dem Aufkommen der Industrialisierung - zog es wieder eher Männer weg; diesmal in nahegelegene Städte am Festland oder in die Landeszentren Zagreb und Belgrad.

4 Die Inselpopulation ist heute zu 60,8 % im tertiären Wirtschaftssektor beschäftigt (Hotels, Restaurants sowie Groß- und Kleinhandel). Der Primärsektor beschäftigt nur mehr 9 % (Landwirtschaft, Fischerei) und der Sekundärsektor 19% (vor allem Verarbeitungsindustrie, Baugewerbe) der Inselbevölkerung.

Nach Lajić, Mišetić in Otočni Logaritam, 2006, S. 242, 243

tigen Stellenwert des Tourismus in der gesamtkroatischen Wirtschaftssituation5, bekommen auch die Inseln einen besonders hohen Stellenwert. Immerhin machen sie knapp 70% der kroatischen Meeresküste aus.

Dies hat, zumindest den Statistiken zu Folge, sogar die Zuwanderung allochthoner 6 Bevölkerung ausgelöst.

Während sich teilweise „inselfremde“ Menschen wirklich für das Leben auf der Insel entscheiden, handelt es sich bei dem offiziellen Hauptwohnsitz oft in Wirklichkeit um Ferienhäuser bzw.

Appartements für TouristInnen.7

Die Migrationsrate wird, wie schon erwähnt, heute ungefähr bei Null angegeben. Dies bedeutet aber nicht, dass es keine Emigration von den Inseln mehr gibt. Nach wie vor ist diese die Ursache für das demografische Durcheinander.

5 Tourismus macht fast ein Viertel des Bruttoinlandproduktes aus und ist somit einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes.

6 „zugewanderter“ 7 Nach den Angaben der NGO „Žir“ haben auf der Insel Žirje im Jahr 2004 nur 78 EinwohnerInnen tatsächlich gelebt, im Vergleich zu den 250 in der offiziellen Volkszählung.

Im Laufe des Lebens eines Insulaners oder einer Insulanerin stellt sich die Frage des Verlassens der Insel spätestens mit dem Erreichen der dort höchst angebotenen Schulstufe. Und diese ist von Insel zu Insel unterschiedlich.

Während man auf Vis und Korčula zwischen mehreren Mittelschulen und Gymnasien wählen kann, gibt es auf Lastovo nur eine Grundschule und auf manchen kleineren Inseln nicht ein mal diese. Will man studieren, muss man die Insel verlassen. Viele InsulanerInnen zieht es auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Lebensstandard aufs Festland. Die Hauptursache der Depopulation der Inseln ist aber der Wunsch nach Bildung . Nach der Mittelschule/ dem Studium/ den gesammelten Erfahrungen könnte man wieder zurückkommen, jedoch wirkt auf die wenigsten die Heimatinsel dann anziehend genug. Deren Reize werden für viele erst im Pensionsalter wieder für den dauerhaften Aufenthalt attraktiv.

Das heute stark verbreitete „Zurückkehren in der Pension“ erklärt teilweise die Migrationsnull. Dazu kommen noch die „strategischen“ Hauptwohnsitze auf Inseln. Viele Ausgewanderte sind aus unterschiedlichen Gründen (meistens um die staatlichen Fördermittel für die Inselbevölkerung in Anspruch zu nehmen) auf der jeweiligen Insel gemeldet, leben aber in Städten am Festland und

85

verbringen höchstens die Sommersaison an ihrem Hauptwohnsitz. Ein weiterer Punkt, der die Statistiken verfälscht sind die alten InselbewohnerInnen, die von ihren Familienangehörigen zu Pflegezwecken ans Festland gebracht werden. Dies verursacht wieder eine Abwanderung, die statistisch meistens nicht erfasst wird.

Die Inselbevölkerung ist alt. Oft werden Inseln wegen ihrer demografischen Struktur auch „Altersheime auf dem Meer“ genannt. Diese Altersheime werden aber ohne Personal betrieben. Es gibt auf den Inseln meist keinerlei Pflegeeinrichtungen und auch oft keine adäquate medizinische Versorgung. Auf fast jeder Inseln ist zwar eine Ambulanz vorhanden, jedoch fehlt die Ausrüstung und vor allem Personal. „Ärzte mögen keine Inseln“, ist ein häufiger Titel in den kroatischen Tageszeitungen. Der Staat sieht zwar Fördermaßnahmen wie Gratis-Wohnungen u.Ä. vor, das allein ist aber oft nicht genügend Motivation um auf die Insel zu ziehen. Die Belegschaft in den Inselambulanzen (manchmal ist es die gleiche für mehrere Inseln) ist aufgrund des Personalmangels stark überfordert.

Auch wenn der/die eine oder andere ernsthaft in Betracht zieht ganzjährig auf eine Insel zu ziehen, wird die roman-

86

tische Vorstellung der „schönen Insel“ bald durch die dort oft hohen Lebenserhaltungskosten getrübt. Trotz einiger staatlicher Begünstigungen ist das Leben auf der Insel um Einiges teuerer als am Festland. Man spricht von 10 bis 30% höheren Ausgaben1, abhängig von der Größe der Insel und der Entfernung vom Festland. Dafür ausschlaggebend sind die höheren Transportkosten für jegliche Ware (Lebensmittel, Baumaterialien usw.). Die etwas niedrigere Immobiliensteuer, das geförderte Schiffsticket oder die kostenlose Fischereilizenz gleichen die Mehrkosten für die tatsächlichen BewohnerInnen nicht wirklich aus.

Ein deutlicher Nachteil der geografischen Lage der Inseln ist die problematische Verkehrsanbindung an wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentren des Landes. Die Schiffsverbindungen sind selten und vor allem stark wetterabhängig. So kommt es vor, dass Inseln wegen extremen Witterungsverhältnissen vom Rest des Landes abgeschnitten sind. Dies ist zwar üblich, aber aufgrund der Inselinfrastruktur nicht harmlos. (Öfters berichten dann kroatische Medien über Geburten in Hubschraubern, Operationen auf Schiffen usw.)

1 nach Babić, Lajić, Podgorelc in Inselherausforderungen, 2004, S. 259

Die Anbindung ans Festland wird zwar von Jahr zu Jahr besser bzw. häufiger, aber die Richtwerte aus dem 1999 in Kraft getretenen Inselgesetz sind bei weitem nicht ereicht. Diesem nach sollte jede bewohnte Insel innerhalb von vier Jahren (also 2003) durch mindestens drei Rückfahrverbindungen täglich (wovon mindestens zwei davon Schnellverbindungen sein sollten) an das Festland bzw. das administrative Zentrum auf einer anderen Insel angebunden sein.2

Für potenzielle Inselinvestoren stellen die ungeregelten Besitzverhältnisse von Land und Immobilien das größte Problem dar. Dies ist ein kroatienweit bekanntes Problem, die Situation auf den Inseln ist jedoch besonders drastisch. Aufgrund der hohen Inselemigration im letzten Jahrhundert sind die rechtsmäßigen Besitzer weit in der Welt verstreut. Oft sind die Parzellen so klein, dass dutzende Besitzer auf ein Grundstück Anspruch haben. Die Kataster stimmen meist nicht mit den Grundbüchern überein und die daraus entstehende Konfusion kann man sich vorstellen. Die zur Klärung der Sache 2 Die Insel Žirje zum Beispiel, verfügt von Oktober bis Mai nur Montags und Samstags über zwei Schiffsverbindungen nach Šibenik.

zuständigen Büros haben noch viel Arbeit vor sich.

Drei grundsätzliche Inselprobleme, denen das Hauptaugenmerk der staatlichen Förderprogramme der letzten Jahre galt, sind: Wasser, Müll und

Kanalisation

Nur wenige Inseln haben eigene Süßwasserquellen, die auch die Wasserbedürfnisse decken können. Schon vor langer Zeit wurde mit dem Bau von Leitungen begonnen, welche die Inseln an Wasserquellen am Festland anschließen. Obwohl die Leitungen bereits seit mehreren Jahren die küstennahen Inseln mit Wasser versorgen, sind die äußeren noch immer nicht erschlossen.

Die touristische Entwicklung drängt vor allem in der Sommersaison das Wasserproblem in den Vordergrund.

Nicht zu vernachlässigen ist auch das erforderliche Wasser für die gewünschte Revitalisierung der Landwirtschaft.

Der Müll wurde bisher in der Regel auf „wilden“ inseleigenen Abstellplätzen gesammelt. Es ist ganz klar, dass dies

87

nicht die Lösung sein kann, und das Problem von Jahr zu Jahr größer wird.

EU-Richtlinien nach soll der Müll zur Gänze von den Inseln verschwinden, und diesen will die kroatische Regierung auch folgen. So hat man auf einigen Inseln bereits begonnen die Mülldeponien aufs Festland zu verlagern. Dabei wird der Abfall auf der Insel gesammelt, getrennt und gepresst um dann zur nächsten Mülldeponie am Festland verschifft zu werden. Die zurückbleibenden Standorte auf den Inseln müssen sorgfältig saniert werden.

Die Kanalisationssysteme auf den Inseln sind meist stark veraltet und auf manchen kleineren Inseln gar nicht vorhanden. Viele private Neubauten wurden illegal an bestehende Kanalisationsleitungen angeschlossen, deren Kapazität dafür nicht ausreichend ist. Dies hatte zur Folge, dass die Meeresverschmutzung in einigen Inselbuchten sogar größer war als die bei großen Städten an der Festlandküste. Aber auch an diesem Problem wurde seitens des Staates in den letzten Jahren viel gearbeitet und bereits begonnen mangelhafte Kanalisationssysteme in Ordnung zu bringen.

88

STAATLICHE PROGRAMME ZUR FÖRDERUNG DER INSELN

Der kroatischen Regierung wurde früh klar, dass die Inseln besonderer Sorge bedürfen. Deshalb wurde 1994 im „Ministerium für Seewesen, Verkehr und Verbindungen“ das „Zentrum für Inselentwicklung“1 gegründet. (Dieses Ministerium gibt es nicht mehr und somit auch nicht das Zentrum.) Später, 1997 wurde im „Ministerium für Entwicklung und Erneuerung“2 mit Hilfe von einem multidisziplinären Wissenschaftlerteam ein Nationales Pro-

gramm der Inselentwicklung3

erstellt und in der kroatischen Verfassung aufgenommen. (Dieses Ministerium gibt es auch nicht mehr, aber das Programm ist immer noch in der Verfassung verankert.) Es handelt sich um eine sehr genaue Analyse des Zustands auf den Inseln. Das Programm gilt heute noch als das wichtigste Bezugsdokument bei der Behandlung der Insel1 „Ministarstvo pomorstva, prometa i veza Centar za razvitak otoka“ 2 „Ministarstvo razvitka i obnove“ 3 „Nacionalni program razvitka otoka“

thematik. Es listet die inselspezifischen Probleme auf, versucht deren Ursachen zu finden und schlägt Lösungsansätze vor. Es proklamiert die Gründung des „Inselrats“, welcher die Koordination zwischen den unterschiedlichen Stufen der Entwicklung und Durchführung des Programms übernehmen soll. Die kurzfristig und langfristig angelegten Ziele bei der Inselentwicklung sind hochgesteckt. Die Priorität ist „das Leben zu erhalten, die demografische Wiedergeburt und wirtschaftlichen Aufschwung anzuspornen und dabei den Einklang der unübertreff lichen natürlichen Werte zu bewahren“4.

Auch in diesem Dokument wird u.a. der Tito-Politik die Schuld an der schlechten Situation auf den Inseln gegeben: „Fast das ganze vergangene Jahrhundert, und vor allem während der Zeit beider Jugoslawien wurde in sie wenig 4 Nationales Programm der Inselentwicklung, 1997, S 4, freie Übersetzung aus dem Kroatischen

89

oder nichts investiert, sodass sie von Jahr zu Jahr wirtschaftlich und demografisch zurückgefallen sind.“1 Beruhend auf den Grundsätzen des nationalen Programms wurde 1999 (Novellierungen 2002 und 2006) das Inselgesetz beschlossen. Dieses sollte die rechtliche Grundlage für die Förderung der Inselentwicklung darstellen.

Der erste Punkt ist gleichzeitig der meist zitierte Satz in Abhandlungen über die kroatische Inselthematik: „Inseln, als kroatischer natürlicher Reichtum, sowie Immobilien auf den Inseln von besonderem nationalen, geschichtlichen und wirtschaftlichen Wert, sind von Interesse für die Republik Kroatien und haben ihren besonderen Schutz.“2 Im Gesetz werden die Inseln nach ihrem „Entwicklungsgrad“, der u.a. aus der demografischen Situation und dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand errechnet wurde, in zwei Gruppen eingeteilt (siehe Karte). Die besondere Förderung der weniger Entwickelten wird proklamiert. Die zu erstellenden Programme zur Inselförderung werden hier festgehalten ( Staatliches 1 Nationales Programm der Inselentwicklung, 1997, S 4, freie Übersetzung aus dem Kroatischen 2 Inselgesetz, 1999, 2002, 2006, freie Übersetzung aus dem Kroatischen

90

Inselentwicklungsprogramm, Programm der nachhaltigen Inselentwicklung, Inseljahresprogramm), sowie deren planende und

durchführende Instanzen (siehe Grafik). Es wurde unter anderem gesetzlich festgelegt, dass jede Insel mindestens drei Schiffsverbindungen mit Rückfahrmöglichkeit pro Tag bekommen soll, und dass geförderte Fahrkatren für InselbewohnerInnen gesichert werden müssen. Auch andere Begünstigungen für die Inselbevölkerung (begünstigte Kredite, Fischereilizenz, Förderungen für Betriebe, begünstigte Wohnungen für Staatsangestellte, begünstigte Wasserpreise) wurden gesetzlich verankert.

Seitens der Inselbevölkerung wurde viel Hoffnung in das Inselgesetz gesteckt.

Leider ließ dessen Durchführung bisher zu wünschen übrig. Das teilweise Scheitern, bzw. sehr langsame Durchführen, trug dazu bei, dass das traditionelle Misstrauen der Inselbevölkerung gegenüber dem Staat noch mehr gefestigt wurde. Obwohl das Inselgesetz deutlich die Zusammenarbeit der staatlichen Instanzen mit den lokalen InselvertreterInnen proklamiert, wurde dies in der Praxis wenig bis gar nicht befolgt. Die Zuständigkeit für einzelne Bereiche wurde nicht klar definiert,

bzw. befindet sich im ständigen Wandel.

Mittlerweile hat sich das für die Inseln zuständige Ministerium und dessen Name mehrfach geändert. Aufgrund von ständigen Umstrukturierungen auf der Suche nach dem perfekten System seit der Gründung der Republik Kroatien ist es schwierig die Übersicht zu behalten.

Heute, ein Jahrzehnt später, ist das Ministerium für Meer, Verkehr und Infrastruktur mit der Inselverwaltung3 für die Förderung der Inseln auf nationaler Ebene zuständig. Sie soll alle Inselförderprogramme (Staatliches Inselentwicklungsprogramm, Programm der nachhaltigen Inselentwicklung, Inseljahresprogramm - siehe Grafik) erstellen und die staatlichen Fördergelder verteilen. Alle von der Inselverwaltung erarbeiteten Programme müssen von der Regierung genehmigt werden. Dieser soll bei der Entscheidung der Inselrat 4 (bestehend aus Inselvertretern, Gespannschafsvertretern, Vertretern unterschiedlicher Ministerien usw.), zur Seite stehen. Auf Gespannschaftsebene soll sich die Inselkomission5 mit den 3 „Ministarstvo mora, prometa i infrastrukture - Uprava za otoke“ 4 „Otočno vijeće“ 5 „Povjerenstvo za otoke“

Inseln und deren Förderung beschäftigen und ihre Vorhaben dann mit den VertreterInnen der lokalen Selbstverwaltung, also Städten oder Gemeinden auf den Inseln, koordinieren.

In der Praxis hat diese „verktikale Zusammenarbeit“ nicht wirklich funktioniert, was die Durchführung des im nationalen Programm der Inselentwicklung Vorgesehenen und durch das Inselgesetz Vorgeschriebenen deutlich erschwert hat. Es wäre nicht richtig zu sagen, dass nichts von dem Geplanten erreicht wurde, da in den letzten Jahren einiges an Geldern aus der Staatskasse in die Aufbesserung der Inselinfrastruktur gesteckt wurde. Trotzdem sind fast alle von den angeführten Problemen immer noch vorhanden. Insbesondere auf den im Inselgesetz als weniger entwickelt eingestuften Inseln.

2005 wurde ein Seminar zur Überprüfung der Durchführung des Programms der nachhaltigen Inselentwicklung 6 abgehalten, bei dem Vertreter einzelner Inseln, GespannschaftsvertreterInnen, VertreterInnen unterschiedlicher Ministerien, VertreterInnen aus der Wirtschaft und dem Tourismus, sowie die 6 Seminar o provedbi održivog razvitka otoka, Malinska, 2005

91

VerfasserInnen des Programms für nachhaltige Entwicklung teilgenommen haben. Dabei wurden die Probleme des Programms und die Gründe für die mangelhafte Durchführung des Geplanten behandelt. Als eines der größten Probleme entpuppte sich auch hier die fehlende Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Instanzen.

Diese funktionierte von Insel zu Insel unterschiedlich gut, in der Regel jedoch mangelhaft.1 Die Kommunikation zwischen den staatlichen Ebenen der Inselförderung ist aber nicht die einzige, die nicht funktioniert. Auch die unzähligen NGO-s, die sich auf unterschiedliche Weise und in verschiedenen Bereichen mit den Inseln beschäftigen, pf legen keinen Kontakt zu einander, genau so wenig wie die BewohnerInnen/VertreterInnen einzelner Inseln untereinander. Obwohl alle Inseln ähnliche Probleme haben, werden die Erfahrungen kaum ausgetauscht. So weiß man praktisch nicht, was auf der Nachbarinsel passiert.2 1 Aktivitäten verschiedener Instanzen überschnitten sich und lokale InselvertreterInnen waren teilweise nicht darüber informiert, wer sie im Inselrat vertritt. (Nach dem Protokoll des Seminars zur Überprüfung der Durchführung des Programms der nachhaltigen Inselentwicklung, Malinska, 2005, S. 5) 2 Ein Beispiel dafür ist das gut funktionierende Projekt der Telemedizin auf Cres, welches noch nicht zu den anderen Inseln durchge-

92

Leider hat man das Gefühl, dass auf verschiedenen Seiten viel geredet und analysiert wird und etliche aufwendige Programme erstellt werden, die nach kurzer Zeit in Vergessenheit geraten oder spätestens am Weg zwischen den Instanzen verloren gehen. Die Entwicklung einzelner Inseln ist letztendlich am meisten von der Kompetenz und dem Engagement der lokalen Inselvertretung abhängig. Diese muss es verstehen die formalen Vorgaben der komplizierten staatlichen Förderanträge zu erfüllen und sie so durch die Instanzen zu forcieren, damit sie auch zur Durchführung gebracht werden. Demnach ist zu erwarten, dass wenig entwickelte Inseln mit ungünstiger Alters- und Bildungsstruktur in diesem Fördersystem noch mehr zurückfallen werden.

drungen ist. (Nach dem Protokoll des Seminars zur Überprüfung der Durchführung des Programms der nachhaltigen Inselentwicklung, Malinska, 2005, S. 8)

93

INSTANZEN UND PROGRAMME ZUR INSELFÖRDERUNG NACH DEM INSELGESETZ

(Zakon o otocima, 1999/2002/2006) INSTANZEN ZUSTÄNDIG FÜR INSELFÖRDERUNG

STAATLICHE EBENE

INSELRAT

(Otočno vijeće) Hat eine beratende Funktion in der Regierung bei der Genehmigung der Inselentwicklungsprogramme (Regierung muss alle Programme genehmigen); besteht aus VertreterInnen unterschiedlicher Sparten (u.a. VertreterInnen verschiedener Ministerien, VertreterInnen jeder einzelnen Insel /Inselgruppe, eineR VertreterIn der Wirtschaftskammer)

INSELVERWALTUNG

(Uprava za otoke) ist Teil des Ministeriums für Meer, Verkehr und Entwicklung; soll Entwicklungsprogramme erstellen, die Finanzierung der Entwicklungsprojekte aufstellen, deren Durchführung sichern, die Koordination zwischen den Einheiten der lokalen und regionalen Selbstverwaltung sicherstellen usw.

GESPANNSCHAFTSEBENE

INSELKOMMISSION

(Otočno Povjerenstvo) fungiert als Zwischenstufe zwischen den einzelnen Städten/Gemeinden der Inseln und dem Staat; soll die Inselentwicklungsprogramme an die Gespannschaftsprogramme anpassen, sowie deren Durchführung überwachen und koordinieren.

LOKALE EBENE

EINHEITEN DER LOKALEN SELBSTVERWALTUNG

(Jedinice lokalne Samouprave) VertreterInnen der Städte/Gemeinden der einzelnen Inseln sollten sowohl mit der Inselkomission als auch mit der Inselverwaltung und dem Inselrat kooperieren bzw. in diesen vertreten sein.

PROGRAMME ZUR FÖRDERUNG DER INSELN

STAATLICHE INSELENTWICKLUNGSPROGRAMME (Državni programi razvitka otoka) werden für unterschiedliche Felder in Kooperation mit anderen Ministerien erarbeitet, und sollen für alle Inseln gelten (zur Zeit sind es dreizehn, darunter u.a. „Staatliches Programm der Verkehrsanbindung der Inseln an das Festland und untereinander“, „Staatliches Programm der Wasserversorgung“, „Staatliches Programm der kulturellen Entwicklung“, „Staatliches Programm der Regelung der Grundbesitzverhältnisse“, ...)

PROGRAMM DER NACHHALTIGEN INSELENTWICKLUNG

(Program održivog razvitka otoka) wird für jede Insel oder Inselgruppe einzeln mit den VertreterInnen der lokalen und regionalen Selbstverwaltung erarbeitet. Dieses Programm soll bei der Erstellung von Flächenwidmungsplänen besonders berücksichtigt werden.

INSELJAHRES-PROGRAMM

(Otočni godišnji program) wird ebenfalls mit VertreterInnen der lokalen und regionalen Selbstverwaltung jährlich für jede Insel/Inselgruppe einzeln erarbeitet; listet alle Aufgaben auf, die auf dieser Insel im folgenden Jahr zu erledigen sind und legt deren Finanzierungsmittel fest.

wird erstellt von Beschluss durch in Zusammenarbeit mit

96

Schiffsverbindungen RIJEKA

Küstenlinie und internationale Linien Lokallinien Informationsquellen: Jadrolinija Rijeka, Mediteranska Plovidba d.d. Korčula, G & V Line d.o.o. Dubrovnik, U.T.O. Kapetan Luka Krilo Jasenice, Miatrade d.o.o. Zadar, Ivante d.o.o. Zlarin

PULA

ZADAR

ŠIBENIK

ANCONA

SPLIT

DUBROVNIK

PESCARA

Schiffsverbindungen

Geografische Einteilung der Inselgruppen Informationsquelle: "Otočni Logaritam - aktualno stanje i suvremeni demografski procesi na Jadranskim otocima" ("Insellogarithmus - Aktuelle Situation und gegenwärtige demografische Prozesse auf den adriatischen Inseln"); Lajić, Mišetić; Zagreb 2006

Kvarnerinseln

norddalmatinische Inseln

mitteldalmatinische Inseln

süddalmatinische Inseln

Geografische Einteilung der Inselgruppen

Geografische Einteilung der Inselgruppen Informationsquelle: "Otočni Logaritam - aktualno stanje i suvremeni demografski procesi na Jadranskim otocima" ("Insellogarithmus - Aktuelle Situation und gegenwärtige demografische Prozesse auf den adriatischen Inseln"); Lajić, Mišetić; Zagreb 2006

Kvarnerinseln

norddalmatinische Inseln

mitteldalmatinische Inseln

süddalmatinische Inseln

Geografische Einteilung der Inselgruppen

Inselzuständige Gespannschaften mit Verwaltungssitz

RIJEKA

Istarska (Pula) Primorsko-goranska (Rijeka) Ličko-Senjska (Gospić) Zadarska (Zadar) Šibensko-Kninska (Šibenik) Splitsko-dalmatinska (Split) Dubrovačko-Neretvanska (Dubrovnik)

PULA

Informationsquelle: Straßen- und Tourismuskarte Kroatiens

GOSPIĆ

ZADAR

ŠIBENIK

SPLIT

DUBROVNIK

Inselzuständige Gespannschaften mit Verwaltungssitz

Einteilung nach dem Entwicklingsgrad im Inselgesetz unentwickelte Inseln entwickelte Inseln unbewohnte Inseln (2001) Informationsquelle: "Otočni Logaritam - aktualno stanje i suvremeni demografski procesi na Jadranskim otocima" ("Insellogarithmus - Aktuelle Situation und gegenwärtige demografische Prozesse auf den adriatischen Inseln"); Lajić, Mišetić; Zagreb 2006 Inselgesetz, 1999/2002/2006

Einteilung nach dem Entwicklingsgrad im Inselgesetz

Demografische Struktur günstige Altersstruktur außerordentlich unausgeglichene Altersstruktur aussterbende Altersstruktur Unbewohnte Inseln Informationsquelle: "Otočni Logaritam - aktualno stanje i suvremeni demografski procesi na Jadranskim otocima" ("Insellogarithmus - Aktuelle Situation und gegenwärtige demografische Prozesse auf den adriatischen Inseln"); Lajić, Mišetić; Zagreb 2006

Demografische Struktur

DIE BESONDERHEIT EINER INSEL

Die geschilderten „Inselprobleme“ betreffen alle kroatischen Inseln.

Deren Ausmaß ist jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich. Nicht nur der „Entwicklungsgrad“, nach welchem man die Inseln in Gruppen einzuteilen versucht, ist verschieden, sondern auch viele andere Faktoren, die sich nicht verallgemeinern lassen.

Das scheinbar alles was auf einer Insel passiert letztlich vom Engagement einzelner EnthusiastInnen der jeweiligen Insel abhängt, zeigen gut die beiden benachbarten Inseln Unije und Susak, die nach Erzählungen aus dem Gespannschaftsplanungsamt in Rijeka trotz ähnlicher Größe und Lage einen starken Gegensatz darstellen. Während „die von der Insel Unije ständig etwas fordern, sich über etwas beschweren usw. hört man von der Insel Susak nie etwas. Auch wenn man dort ist, bekommt man die Einwoh-

ner kaum zu sehen“, erzählt Herr Skala vom Gespannschaftsplanungsamt in Rijeka. Die daraus entstehenden Folgen sind sichtbar. In den regionalen, aber auch nationalen Medien, ist die Insel Unije deutlich stärker vertreten.

Deren Flugverbindung mit der Insel Lošinj, welche teilweise die Rolle eines Schulbusses übernimmt1, ist kroatienweit einzigartig.

Oft hat die lokale Bevölkerung ganz andere Vorstellungen darüber „was für sie gut ist“ als die EntscheidungsträgerInnen am Festland oder manchmal sogar die eigenen „VertreterInnen“. Im Falle des auf Lastovo geplanten Steinbruchs, der vom damaligen Mitglied 1 Kinder von Unije nutzen diese Flugverbindung, um zur Schule in Mali Lošinj zu gelangen. Für EinwohnerInnen von Unije beträgt der Ticketpreis 7,50 Kuna (ca. 1 €), für jene von Lošinj 15 Kuna (ca. 2 €) und für Andere 120 (ca.16 €) Kuna. (Quelle: www.unije.de, 25.05.2008)

109

des inseleigenen Gemeinderats initiiert wurde, hat dies etliche Protestaktionen der Bevölkerung mit sich gebracht. Es führte sogar zur Gründung eines „Krisenstabs“ und darausfolgend einer neuen politischen Partei auf der Insel. Auch die NGO „Öko Zone Lastovo - Retten wir Lastovo“ ist aus der Protestaktion heraus entstanden. Die InsulanerInnen fühlten sich außerdem durch die Aussagen des Gespannschaftsvorstehers beleidigt, Lastovo könne ohne dem Steinbruch nicht überleben und richteten ihren offenen Beschwerdebrief an den Premierminister. In diesem Falle konnten die InselbewohnerInnen durch Protestaktionen ihren Willen durchsetzen, gegen das Interesse des Militärs wurde dies jedoch bisher noch nie geschafft.

Auch der Umgang der Bevölkerung mit dem Erbe der JNA unterscheidet sich von Insel zu Insel. Die Kriegsverarbeitung ist in ganz Kroatien regional sehr unterschiedlich, was die Meinung über die Hinterlassenschaft „des Feindes“ weitestgehend bestimmt. Die Bevölkerung von Vis blickt einer Umnutzung der Anlagen viel offener entgegen als zum Beispiel die Bevölkerung von Lastovo, obwohl auf keiner der beiden Inseln Kriegshandlungen stattgefun-

110

den haben. Die Inseln in der Gegend von Zadar haben die wahrscheinlich stärkste Abneigung gegen diese Anlagen, da in dieser Gegend (obwohl auch nicht auf den Inseln selbst) der Krieg besonders intensiv zu spüren war und noch stark in den Köpfen der Bevölkerung verankert ist.

Jede Insel scheint ein eigener Mikrokosmos zu sein, der nach eigenen Regeln und Sitten funktioniert.

MILITÄR VS. TOURISMUS

In vielen Texten über Inseln mit ehemaliger militärischer Nutzung, besonders wenn diese großflächig war - wie im Falle von Vis und Lastovo - wird die Militärvergangenheit als Grund für das Zurückfallen der Insel im Bezug auf die Depopulation, den Untergang der Landwirtschaft usw., angeführt. Diese Angaben sind mit Vorsicht zu genießen, weil diese Phänomene in jener Zeit1, im Zuge der Industrialisierung am Festland, auf allen Inseln bemerkbar waren. Da es sich bei diesen zwei Inseln um die äußersten in der Inselgruppe handelt, waren die Folgen etwas stärker spürbar.

Bezüglich ihrer touristischen Entwicklung war die militärische Nutzung jedoch zweifellos ein ausschlaggebender Faktor. Diese konnte sich in dieser Zeit, da unter Ausschluss fremder TouristInnen, die für den Umsatz aus1 nach dem zweiten Weltkrieg bis in die Mitte der 80er Jahre

schlaggebend waren2, deutlich weniger entfalten als auf den Nachbarinseln. Aus heutiger Sicht kann man dies auch als Vorteil sehen. Hier hat sich kein Massentourismus etabliert, die Natur blieb „unberührt“ und man könnte jetzt, mit einem Abstand von ca. zwanzig Jahren, gezielt die gewünschte Form des Tourismus fördern.

Die militärische Nutzung der Inseln wird in allen touristischen Beschreibungen, wenn sie überhaupt erwähnt wird, verpönt. Die Militärhinterlassenschaft wird bewusst von den TouristInnen ferngehalten 3. Es handelt 2 Die ArbeiterInnenschicht des sozialistischen Jugoslawiens machte Urlaub „über das Syndikat“, d.h. in von der eigenen Firma geförderten Urlaubsstätten, oder bei der Familie bzw. Freunden aus Urlaubsregionen. (Zweiteres ist auch heute stark vertreten, wodurch touristische Statistiken verfälscht werden.)

3 Mit der Ausnahme der Insel Vis, wo in den letzte Jahren vereinzelt versucht wird die Militärvergangenheit touristisch zu vermarkten.

111

sich um Zeichen des Krieges (oder der Kriegsinszenierung bzw. -bedrohung) und Krieg verträgt sich bekanntlich nicht mit Tourismus. In Kroatien ist man sich dessen besonders bewusst.

Das intensive Bemühen, die Vergangenheit und den Krieg für den Tourismus unsichtbar zu machen, ist zum Teil verständlich, bedenkt man, dass das Land seine Wirtschaft nur aufgrund vom Tourismus halbwegs über dem Wasser hält. Und für die großen Tourismuslöcher in der Geschichte war genau der Krieg verantwortlich; auch wenn er nur inszeniert wurde (im Falle der Militärfestungen auf Vis und Lastovo bis 1988), tatsächlich stattfand (Kroatienkrieg der Frühneunziger) oder sich nur theoretisch und nur „in der Nähe“ angedroht hatte (Kosovokrise Ende der 90er Jahre).

Auf den Inseln ist das Ausbleiben der TouristInnen stärker zu spüren als irgendwo sonst, da es hier wenige bis gar keine andere Einnahmequellen für die Bevölkerung gibt. Auf den einstigen militärischen Festungen Vis und Lastovo sah dies einmal anders aus.

Es gab fast keine TouristInnen (keine fremden), aber man war auch nicht auf sie angewiesen. „Heute kauft niemand mehr als ein halbes Kilo Fisch auf dem Markt. Die

112

VerkäuferInnen können gar keinen Umsatz machen.“1 Frau Žitko aus der Stadt Vis erzählt, dass die Zeiten dort auch mal besser waren. Und zwar als das Militär da war. Seit die JNA die Insel verlies, trat auf Vis und Lastovo erst das Schicksal der saisonalen Überund Unterbelegung ein, welche auf anderen Inseln schon längere Tradition hatte. Obwohl alle froh sind, dass das Militär abgezogen ist, dringt vor allem auf Vis eine gewisse Nostalgie durch.

Immerhin wurde der Insel damals eine sehr wichtige Rolle auf nationaler Ebene zugesprochen. Jetzt hat sie mit den üblichen Inselproblemen zu kämpfen und ist auch nur eine aus der Gruppe der „Unterentwickelten“2.

1 Die reichen Offiziere konnten sich diesen immer leisten und andererseits wurde für die Soldatenmensa in großen Mengen eingekauft.

2 Nach der Einteilung im Inselgesetz, 1999/2002/2006

MILITÄRINSELN

Inseln mit ehemaliger militärischer Nutzung gehören fast alle zu der Gruppe der „Unterentwickelten“ aus dem Inselgesetz.1 Dafür ausschlaggebend ist ihre Lage weit draußen auf dem Meer, die vom Militär strategisch bevorzugt wurde.

der Beschreibung spiegeln ziemlich gut den „touristischen Entwicklungsstand“ der einzelnen Inseln wieder. Deshab fehlt bei manchen jegliche Beschreibung.

In der folgenden Liste werden alle Inseln aufgezählt, auf denen sich verlassene Militäranlagen befinden, sowie deren „Entwicklungsfaktoren“ wie Anbindung an das Festland, Wasserversorgung, Schulsituation usw. angeführt.

Vergleichend wird die Präsentation jeder Insel seitens der kroatischen Tourismuszentrale, wie sie in einer allgemeinen Inselauflistung für NautikerInnen auf ihrer Homepage2 zu finden ist, angeführt. Die Genauigkeit und die Länge 1 Die Ausnahmen sind Lošinj, Korčula, Hvar, Brač und Šolta 2 http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796& idDocument=2567, 11.05.2008

113

Fläche (km2) 0 BRIJUNI 1 UNIJE

Küstenlänge (km)

Einwohnerzahl (2001)

Schiffsverbindungen pro Woche Sommer 07 Winter 07/08

7,42

46,8

-

16,88

38,06

90

Fažana

98

Fažana

Rijeka

5 11

Rijeka

Lošinj

2 LOŠINJ

74,36

121,22

7 771

Krk Istrien Rijeka Zadar

3 ILOVIK

5,51

14,10

104

8,67

25,73

58

Krk Istrien Rijeka Zadar

21

-

5 7

ja/nein

70 98 7 2

ja/ja

4 7

ja/nein

4 11

Rijeka

14 7

Zadar Lošinj

14 2

ja/nein

Lošinj

Rijeka Lošinj

4 PREMUDA

84 105 7 7

Lošinj

Grundschule/ Mittelschule

Zadar

Lošinj

22,18

51,60

207

Zadar

14

Zadar

14

ja/nein

113,31

182,11

1 772

Zadar

45-55

Zadar

40

ja/nein

7 ŽIRJE

15,08

41,76

250

9

nein/nein

8 ŠOLTA

58,18

79,45

9 BRAČ

395,44

180,61

5 MOLAT 6 DUGI OTOK

Šibenik

13

Šibenik

1 479

Split

42

Split

28

ja/nein

14 031

Split

105 35

Split

69 21

ja/ja

148 2 2-3 1-2 2

Split

ja/ja

Bari

86 2 1

27 1

Split

15

ja/ja

Ancona Komiža

?

?

nein/nein ja/ja

Makarska

10 HVAR

297,38

270,00

11 103

Split Dubrovnik Ancona Pescara Bari

11 VIS 12 BIŠEVO 13 KORČULA

89,72

84,91

3 617

5,92

18,15

19

271,47

190,74

16 182

Split

48,97

835

15 MLJET

98,02

135,19

1 111

16 ŠIPAN

16,22

29,41

436

114

Komiža

Bari

Bari

105 2 2 1

Split

20

Split

15

ja/nein

Dubrovnik/Prapratno

42

Dubrovnik/Prapratno

36

ja/nein

Dubrovnik

77

Dubrovnik

34

ja/nein

Rijeka

40,82

Dubrovnik

140 5 2 5

Split/Orebić Dubrovnik

14 LASTOVO

Makarska

Split/Orebić Dubrovnik Rijeka

Legende der Anlagencodierung:

verlassene Militäranlage Militäranlage wird vom kroatischen Militär genutzt

LK01

Nummerierung Anfangsbuchstabe(n) des Inselnamens Kennbuchstabe der Typologie

B rijuni U nije

T

Kanonenanlage

K

Kaserne

P

Bunker

Z

unterirdischer Stützpunkt

D ugi Otok

PB

unterirdischer Hafen

Ž irje

S

Munitionslagerhalle

Šo lta

R

Raketenbunker

Br ač

D

JNA Hauptquartier

H var

A

Kriegsflughafen

V

Aussichtsposten

Lo šinj I lovik P remuda Mo lat

V is Bi ševo K orčula L astovo M ljet Š ipan

115

116

0 BRIJUNI Fläche Küstenlänge

7,42 km2 (14 Inseln und Eilande) 46,8 km (14 Inseln und Eilande)

Administrative Situation

Stadt Fažana Gespannschaft Istarska (Sitz in Pazin)

Wassersituation

Wasserleitung vom Festland

Einwohnerzahl (2001)

keine

Schulen

keine

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Fažana: 14x am Tag

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Fažana: 3x am Tag

„Unseren Bericht über die Inseln werden wir mit dem Archipel Brijuni beginnen, dessen vierzehn Inseln sich auf einer Länge von sieben Kilometern zwischen Pula und Rovinj erstrecken.

Mit kleiner Hilfe hat die Natur ein wahres Paradies geschaffen, ein Einklang von Flora und Fauna, historischen Denkmäler und modernen Hotels.

Auf den Brijuni-Inseln finden Sie Schatten unter üppigen immergrünen Gewächsen. Fasane, Hirsche und Rehe bewegen sich ungestört auf der ganzen Insel. Sie bietet die Ruhe und Stille der Steineichen und der hundertjährigen Olivenhaine.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDocument=2567)

UT01 UK01

US01

1 UNIJE Fläche Küstenlänge

16,88 km2 38,06 km

Administrative Situation

Stadt Mali Lošinj, Gespannschaft Primorsko-goranska (Sitz in Rijeka)

Wassersituation

Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

90

Schulen

Grundschule organisierte Flüge für Hauptschüler nach Lošinj

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Rijeka 5x pro Woche Lošinj 11x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Rijeka 5x pro Woche Lošinj 7x pro Woche Ilovik 3x pro Woche

LoS01 LoP01 LoK01

LoD01

2 LOŠINJ Fläche Küstenlänge

74,36 km2 121,22 km

Administrative Situation

Stadt Mali Lošinj, Gespannschaft Primorsko -goranska (Sitz in Rijeka)

Wassersituation

Wasserleitung von der Süßwassersee auf Cres 7 771

Einwohnerzahl (2001) Schulen

mehrere Grundschulen Hauptschule in Veli Lošinj

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

die Insel wird über die Insel Cres erschlossen mit der sie durch eine Brücke verbunden ist.

Cres erreicht man entweder mit einer Fähre von Istrien aus oder über die Insel Krk, die von Rijeka aus mit einer Brücke ans Festland gebunden ist. Fähreverbindungen gibt es 12 bzw. 18 mal am Tag (84 bzw. 126x pro Woche).

Im Winter fahren die Fähren 10 bzw. 14 mal am Tag (70 bzw. 98x pro Woche)

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

„Cres und Lošinj. Sind es eine oder zwei Inseln? Einst waren sie verbunden, bis die Römer einen Kanal gruben und sie so trennten. Der Nordteil von Cres zieht sich weit in die Bucht von Rijeka hinein und ist den starken Stürmen der Bora ausgesetzt, so dass seine Gipfel manchmal weiß werden. Der Südteil ist vor der Bora geschützt, weswegen dort ein ausgeprägt mediterranes Klima herrscht. In den alten Stadtkern der Stadt Cres, die das Zentrum der gleichnamigen Insel ist, gelangt man durch drei Tore. Die Geschichte ist auf Schritt und Tritt sichtbar.

Davon zeugen die Denkmäler. Über die Menschen - ihren Status und ihre Berufe berichten die Familienwappen über den Portalen der Häuser sowie die eingemeißelten Werkzeuge: Schmiede- oder Zimmermannwerkzeuge an den Häusern der Handwerker und Fische an den Türen der Fischershütten.Das Klima auf Lošinj ist sehr angenehm. Weil es mit Wald bedeckt ist, ist es zugleich ein Erholungs- und Kurort.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?i dLanguage=3&idCategory=796&idDocument=2567)

IK01

IT01

3 ILOVIK Fläche Küstenlänge

5,51 km2 14,09 km

Administrative Situation

Stadt Mali Lošinj, Gespannschaft Primorsko-goranska (Sitz in Rijeka)

Wassersituation

Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

104

Schulen

Grundschule

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Rijeka 4x pro Woche; Mali Lošinj 11x pro Woche; Unije 3x pro Woche; Susak 3x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Rijeka 4x pro Woche; Mali Lošinj 7x pro Woche; Unije 3x pro Woche; Susak 3x pro Woche

PT01

PK01

4 PREMUDA Fläche Küstenlänge

8,67 km2 25,73 km

Administrative Situation

Stadt Zadar Gespannschaft Zadarska (Sitz in Zadar)

Wassersituation

Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

58

Schulen

Grundschule (bzw. eine Lehrerin) für einen Schüler (nach Vjesnik, 10./11. 09. 2005)

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Zadar 14x pro Woche; Lošinj 7x pro Woche; Olib 14x pro Woche; Silba 14x pro Woche; Ist 4x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Zadar 14x pro Woche; Lošinj 2x pro Woche; Olib 14x pro Woche; Silba 14x pro Woche; Ist 4x pro Woche

„Wenden wir uns den mitteladriatischen Inseln Olib, Silba, Ist, Premuda, Vir, Dugi Otok und und Pašman zu. Die Zivilisationszwänge und alltäglichen Probleme haben Sie hinter sich gelassen. Vor sich haben Sie nur unberührte Natur. Diese Inseln werden Sie bezaubern, stärken und bereichern. Sie werden sie mit offenen Augen träumen.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDocument=2567)

MoK02

MoK01

5 MOLAT Fläche Küstenlänge

22,18 km2 51,6 km

Administrative Situation

Stadt Zadar Gespannschaft Zadarska (Sitz in Zadar)

Wassersituation

Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

207

Schulen

seit 2005 gibt es eine Schule für 3 Schülerinnen; davor mussten sie nach Ist, bzw. Zadar fahren (es handelt sich um 3 Töchter des Bäckers, deren Mutter mit ihnen unter der Woche auf der Insel Ist gewohnt hat) Vjesnik, 10./11. 09. 2005

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Zadar: 14x pro Woche Ist 7x pro Woche Sestrunj 5x pro Woche Rivanj 5x pro Woche Zverinac 5x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Zadar: 14x pro Woche Ist 7x pro Woche Sestrunj 5x pro Woche Rivanj 5x pro Woche Zverinac 5x pro Woche

DPB01

DPB02

DPB03

DK01

DV01

6 DUGI OTOK Fläche Küstenlänge

113,3 km2 182,11 km

Administrative Situation

Gemeinde Sali, Gespannschaft Zadarska (Sitz in Zadar)

Wassersituation

Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

1772

Schulen

Grundschulen in Sali und Božava

Zadar: 45-55x pro Woche Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007) von verschiedenen Punkten der Insel Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Zadar: 40x pro Woche von verschiedenen Punkten der Insel

„Eine Erholung in bewahrter Natur bietet die Insel Dugi Otok an, die eine Fläche von 114 Quadratkilometern hat. Es gibt dort Fischer und Bauern, wunderschöne einsame Strände und touristische Einrichtungen.

Auf ihr befindet sich die Bucht Telašćica, der größte Naturhafen der Adriainseln, dann ein Naturpark mit einem Lebensraum für Mufflons. Die waldbedeckte nordwestliche Küste hat viele weite Buchten und herrliche Strände, sowie einen 41 Meter hohen Leuchtturm, in dessen Mörtel während des Leuchtturmbaus im Jahre 1949 außer den Kieselsteinen vom nahen Strand 100.000 Eigelbe untergemischt wurden, was dazu beigetragen hat, dass weder Sonne noch Meer seiner Schönheit etwas anhaben konnten.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/ Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDocument=2567)

ŽT02 ŽK02

ŽK01

ŽT01

7 ŽIRJE Fläche Küstenlänge

15,08 km2 41,76 km

Administrative Situation

Stadt Šibenik, Gespannschaft Šibensko-Kninska (Sitz in Šibenik)

Wassersituation

Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

250

Schulen

keine (seit 30 Jahren)

Šibenik 13x pro Woche Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007) Kaprije 13x pro Woche Zlarin 2x pro Woche Obonjan 6x pro Woche Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter Šibenik 9x pro Woche 2007/08) Kaprije 9x pro Woche Zlarin 2x pro Woche

„Žirje ist die entfernteste besiedelte Insel innerhalb des Šibeniker Archipels, die über gute Fischgründe und viele, für Nautiker günstige Buchten verfügt.“ (http://nautika.croatia.hr/ AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDocument=2567)

ŠoK01 ŠoT01

8 ŠOLTA Fläche Küstenlänge

58,18 km2 79,45 km

Administrative Situation

Gemeinde Šolta, Gemeindesitz in Grohote Gespannschaft Splitsko-dalmatinska (Sitz in Split)

Wassersituation

Wasserleitung vom Festland

Einwohnerzahl (2001)

1 479

Schulen

Grundschule in Grohote

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Split: 42x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Split: 28x pro Woche

„Gegenüber Split liegt die kleine Insel Šolta mit ihrem spärlichen Bewuchs und einer steilen und reich gegliederten Küste. Haupthafen und Ankerplatz für kleine Schiffe ist Maslinica.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDoc ument=2567)

BrK01

BrPB01

BrPB02

BrPB03

9 BRAC Fläche Küstenlänge

395,44 km2 180,61 km

Administrative Situation

Stadt Supetar, Gemeinde Milna, Gemeinde Sutivan, Gemeinde Nerežišća, Gemeinde Postira, Gemeinde Bol, Gemeinde Pučišća, Gemeinde Selca Gespannschaft Splitsko-dalmatinska (Sitz in Split)

Wassersituation

Wasserleitung vom Festland

Einwohnerzahl (2001)

14 031

Schulen

Mehrere Grundschulen Hauptschulen in Supetar und Bol

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Split 105x pro Woche Makarska 35x pro Woche Hvar 7x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Split 69x pro Woche Makarska 21x pro Woche Hvar 7x pro Woche

„Gegenüber von Split, einer Stadt von ungewöhnlicher Harmonie und außerordentlichen kulturgeschichtlichen Werten, mit Flug- und Seehafen, liegt die Insel Brač, die höchste, und drittgrößte Insel in der Adria. Sie ist mit dichten Kiefernwäldern, Weingärten und Olivenhainen bedeckt. Der bekannte weiße Stein von Brač wurde weltweit für viele bedeutende Gebäude verwendet (z.B. für das Weiße Haus in Washington). An der reich gegliederten Küste von Brač werden Sie zahlreiche Buchten, Sand- und Kieselstrände genießen können. Die Emotionen erreichen ihren Höhepunkt in Bol, dem größten touristischen Ort im südlichen Teil der Insel mit wunderschönen Stränden, worunter der Strand Zlatni rat der interessanteste ist. Je nach Wind- und Wellenrichtung verändert dieses Kieselsteinkap seine Lage, sich bald zur einen und bald zur anderen Seite hin bewegend. Sie werden zugeben, dass dies der einzige Strand ist, von dem Ihnen bekannt ist, dass er Tag für Tag seine Form ändert. Auf Brač gibt es viele Bade- und Urlaubsorte: Postire, Milna, Supetar.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idL anguage=3&idCategory=796&idDocument=2567)

HT01

HK01

10 HVAR Fläche Küstenlänge

297,38 km2 270 km

Administrative Situation

Stadt Hvar, Stadt Stari Grad, Gemeinde Jelsa, Gemeinde Sućuraj Gespannschaft Splitsko-dalmatinska (Sitz in Split)

Wassersituation

Wasserleitung vom Festland

Einwohnerzahl (2001)

11 103

Schulen

Mehrere Grundschulen Hauptschule in Hvar

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Split 148x pro Woche; Dubrovnik 2x pro Woche; Brač 8x pro Woche; Korčula 9x pro Woche; Lastovo 9x pro Woche; Vis 1x pro Woche; Ancona 1-2x pro Woche; Pescara 1-2x pro Woche; Bari 2x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Split 86x pro Woche; Dubrovnik 2x pro Woche; Brač 7x Pro Woche; Korčula 9x pro Woche; Lastovo 9x pro Woche; Vis 1x pro Woche; Bari 1x pro Woche

„Südlich von Brač befindet sich Hvar, die längste Insel der Adria. Die Insel der Weingärten, Olivenhaine und der Lavendelfelder. Die Insel des klaren kobaltblauen Meeres, zahlreicher Quellen und der größten Sonnestundenzahl. Eine harmonische Einheit bilden die Steinhäuser entlang der beiden Küsten Stari Grads auf der Insel Hvar, die durch etliche kleine Brücken miteinander verbunden sind; in Vrboska gibt es ein an der Adria einzigartiges Fischereimuseum . Zweifellos ist Hvar eine besondere Insel, ein ebenso angenehmer Sommer-und Winterkurort wegen des milden Winterklimas und der üppigen subtropischen Gewächse.“ (http://nautika. croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDocument=2567)

VK04

VT01

VPB01

VP02 VP01

VP03

VS01 VK03

VK05 VS02

VK01 VK06

VK02 VD01 VT05

VT02

VK13

VK12

VK07 VP04 VD02

VZ01

VK11

VA01

VK09

VR01 VK10 VT04

VK08

VT03

11 VIS Fläche Küstenlänge

90,3 km2 77 km

Administrative Situation

Stadt Vis, Stadt Komiža Gespannschaft Splitsko-dalmatinska (Sitz in Split)

Wassersituation

inseleigene Süßwasserquelle, Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

3 637

Schulen

Volksschulen in Vis und Komiža, eine Hauptschule in Vis

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Split 27x pro Woche Hvar 7x pro Woche Ancona 1x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Split 15x pro Woche Hvar 7x pro Woche

„Weit vom Festland und seinen Sorgen entfernt liegt die palmenreiche Insel Vis, bekannt für ihre Fischer und Seeleute, eine schöne Natur und ein vielfältiges touristisches Angebot.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDoc ument=2567)

KV01

KK01

KK02

KT01

13 KORCULA Fläche Küstenlänge

271,47 km2 190,74 km

Administrative Situation

Stadt Korčula, Gemeinde Blato, Gemeinde Vela Luka, Gemeinde Lumarda Gespannschaft Dubrovačko-neretvanska (Sitz in Dubrovnik)

Wassersituation Wasserleitung vom Festland Einwohnerzahl (2001) 16 182 Schulen Mehrere Grundschulen Hauptschulen in Vela Luka, Blato, Korcula Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Split/Orebić 140x pro Woche; Dubrovnik 5x pro Woche; Rijeka 2x pro Woche; Mljet 3x pro Woche; Hvar 2x pro Woche; Lastovo 10x pro Woche; Bari 5x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Split/Orebić 105x pro Woche; Dubrovnik 2x pro Woche; Rijeka 2x pro Woche; Hvar 2x pro Woche; Lastovo 10x pro Woche; Bari 1x pro Woche

„Man sagt, dass Korčula die Insel mit den meisten Legenden und Denkmälern und, neben Lokrum und Mljet, die waldreichste kroatische Insel ist. Ende des 13. Jahrhunderts wurde in der Nähe von Korčula eine Seeschlacht zwischen Venedig und Genua geführt, an der auch Marco Polo, der berühmte Reisende und große Reiseschriftsteller, von dem man annimmt, dass er auf der Insel Korčula geboren wurde, auf venezianischer Seite teilgenommen hat. Es ist die Insel der bekannten Orte wie Korčula, Lumbarda und Vela Luka und des vom Ende des 15. Jahrhunderts datierenden Ritterspiels „Moreška“ sowie berühmter Steinmetze, Seeleute und Schiffsbauer.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCat egory=796&idDocument=2567)

LT02 LK06

LP02 LPB02

LK05 LS01 LP01 LPB01

LK03 LK02

LD01

LV01

LZ01 LZ02

LK01

LK04

LR01

LT01

14 LASTOVO Fläche Küstenlänge

40,82 km2 48,97 km

Administrative Situation

Gemeinde Lastovo Gespannschaft Dubrovačko-neretvanska (Sitz in Dubrovnik)

Wassersituation

Regenwasser, Wasserentsalzungsanlage

Einwohnerzahl (2001)

835

Schulen

Grundschule in Lastovo

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Split 20x pro Woche Korčula 10 x pro Woche Hvar 7x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Split 16x pro Woche Korčula 16 x pro Woche Hvar 2x pro Woche

„Weit draußen auf hoher See befindet sich die Insel Lastovo mit einer Fläche von 50 Quadratkilometern, einer gegliederten Küste mit Kiesel- und Sandstränden und ein paar kleinen, der West- und Ostküste vorgelagerten Inseln. Die Häuser auf Lastovo wurden stufenweise übereinander gebaut, weil jedes ein Recht auf seinen Teil der Sonne, Luft und Aussicht hatte.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&idCategory=796&idDoc ument=2567)

MT01 MK01

15 MLJET Fläche Küstenlänge

98,02 km2 135,19 km

Administrative Situation

Gemeinde Mljet, Gemeindesitz in Babino Polje, Nationalpark Mljet Gespannschaft Dubrovačko-neretvanska (Sitz in Dubrovnik)

Wassersituation

Wasser wird aus den inseleigenen Seen gewonnen (salziges Wasser) - mehrere Entsalzungsanlagen

Einwohnerzahl (2001)

1 111

Schulen

Grundschule in Babino Polje

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Dubrovnik/Prapratno 42x pro Woche Korčula 3x pro Woche Šipan 7x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Dubrovnik/Prapratno 36x pro Woche Šipan 7x pro Woche

„Parallel zur Insel Pelješac liegt die waldbedeckte Insel Mljet mit einer Fläche von 100 Quadratkilometern. Alte dichte Wälder aus Alpenkiefern und Pinien, Karsthöhlen, zwei malerische, mit dem Meer verbundene Seen, zahlreiche Sand- und Kieselstrände und reiche Fischund Hummergründe.“ (http://nautika.croatia.hr/AdriaticSea/Default.aspx?idLanguage=3&id Category=796&idDocument=2567)

Å K01

16 ŠIPAN Fläche Küstenlänge

16,22 km2 29,41 km

Administrative Situation

Stadt Dubrovnik Teil der Inselgruppe Elafiti Gespannschaft Dubrovačko-neretvanska (Sitz in Dubrovnik)

Wassersituation

Regenwasser

Einwohnerzahl (2001)

436

Schulen

Grundschule in Šipanska Luka

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Sommer 2007)

Dubrovnik 77x pro Woche Mljet 7x pro Woche Lopud 22x pro Woche Kolčep 28x pro Woche

Anbindung - Festland/ andere Inseln (Winter 2007/08)

Dubrovnik 34x pro Woche Mljet 7x pro Woche Lopud 20x pro Woche Kolčep 26x pro Woche

GESETZE, VERORDNUNGEN, BEWILLIGUNGEN

Während das schon geschilderte Inselgesetz die Förderung der Inselentwicklung zum Ziel hat, gibt es auch andere Gesetze, die nach mancher Meinung die angestrebte Entwicklung wiederum hemmen.

„Die Küste und die Inseln sind das höchste Gut Kroatiens und daher besonders zu schützen“1, heißt es im Anfangsparagraph der im Rahmen einer Novellierung des Raumordnungsgesetzes 2004 in Kraft getretenen „Verordnung vom geschützten Küstengebiet“2. Diese Verordnung legt besondere Regelungen für den 1000m breiten Küstengürtel und 300m breiten Meeresgürtel - von 1 Uredba o uređenju i zaštiti zaštićenog obalnog područja mora (Verordnung vom geschützten Küstengebiet), Zakon o prostornom uređenju (Raumordnungsgesetz), 2004, freie Übersetzung aus dem Kroatischen 2 „Uredba o uređenju i zaštiti zaštićenog obalnog područja mora“, Zakon o prostornom uređenju (Raumordnungsgesetz), 2004

der Küstenlinie aus gemessen. Um die leider sehr verbreitete “Freunderlwirtschaft“ zu vermeiden, hat man die Bewilligungserteilung für diese Zone von der lokalen auf die staatliche Ebene erhoben. Das Gesetz schreibt bei jeglichem Bau innerhalb der 1 km-Zone die Abstimmung mit dem „detaillierten“ bzw. „urbanistischen Gestaltungsplan“3 der Städte oder Gemeinden, die an die Gespannschaftspläne angepasst, und auf staatlicher Ebene genehmigt werden müssen, vor. Dadurch soll die „Betonisierung der Küste“ und der schon starken Anlauf genommene (und oft bewilligungslose) Verbau der Küste mit Privathäusern verhindert werden.

Die Überwachung des Bauens in der Küstenzone ist grundsätzlich zu begrüßen. Andererseits ist das beschlossene 3 „detaljni plan uređenja“ (DPU) für Gemeinden, bzw. „urbanistički plan uređenja“ (UPU) für Städte

151

Gesetz so steif und unverständlich, dass es viele Konflikte bei der Deutung nach sich gezogen hat.1 Die erforderliche Abstimmung mit den Gestaltungsplänen der Städte / Gemeinden wird dadurch erschwert, dass diese Pläne in vielen Fällen noch nicht erstellt wurden und dieser Vorgang sehr lange dauert.2 Durch die Erhebung der Planungs- und Bewilligungsprozesse auf die staatliche Ebene, wird zwar einerseits den lokalen Machthabern die Möglichkeit korrupter Raumgeschäfte vorenthalten, andererseits wird dadurch der lokalen Bevölkerung das Recht über die Entscheidung was mit ihrer Umgebung passiert entzogen. Dadurch haben die Bewohner des geschützten Küstengebietes (das oft ganze Inseln in Anspruch nimmt) andere Rechte als jene im Rest des Landes.

Die Prozesse verzögern sich bis ins Unendliche und für Individuen ist es besonders schwierig etwas in diesem komplexen System von Gesetzen, Unter1 Man stößt bei der Internetrecherche auf unzählige Forenanfragen, wie denn dieser oder jener Paragraph zu deuten sei. Das Problem dabei ist, dass nicht einmal in den Büros, in denen die Baubewilligungen erteilt werden, Klarheit über die Gesetzesdeutung herrscht.

2 Da diese Pläne mit denen der Gespannschaften in Einklang gebracht werden müssen - was meist Verhandlungen und Verzögerungen nach sich zieht - und dann vom Ministerium für Umweltschutz, Raumplanung und Bau genehmigt werden.

152

gesetzen, Anträgen, Bewilligungen und Genehmigungen zu erreichen. Viel leichter (obwohl man von leicht eigentlich nicht sprechen kann) ist es für große Investmentfirmen, deren Rechtsabteilung sich darum kümmert.

Außerdem werden Speziell im Fall von Inseln beide rechtskräftigen Pläne sowohl der Flächenwidmungsplan der Gespannschaft, als auch jener der Stadt/ Gemeinde (aufgrund der meist nicht vorhandenen lokalen Planungsabteilung in kleinen Städten/Gemeinden) - von Experten gemacht, die nicht wirklich über die Situation vor Ort bescheid wissen.

E i n a nd e re s G e s e t z , je ne s vom „Meeresgut“ 3 verbietet außerhalb geschlossener Ortschaften jeglichen (fixen) Bau innerhalb der 70 Meter von der Uferlinie entfernten Zone.4 Die kroatische Küste gilt, wie auch das Meer, an allen Stellen als öffentlich und frei zugänglich. Somit sind auch jegliche Privatstrände (eigentlich5) nicht erlaubt.

3 „Pomorsko dobro“, engl.: „maritime welfare“; Zakon o pomorskom dobru i morskim lukama (Gesetz über das Meeresgut und Meereshäfen), 2003/2004/2006 4 Auch Molen u.Ä. dürfen ohne entsprechende besondere Bewilligung nicht errichtet werden; für die Erhaltung und Sanierung dieser Zone ist der Staat zuständig.

5 auch hier gibt es Deutungsschwierigkeiten, bzw. Ausnahmen. Falls dieser Bereich der Kü-

Es kann jedoch eine Konzession auf eine bestimmte Fläche für einen bestimmten Zeitraum (je nach Fall 5 bis 99 Jahre) erhoben werden. Bei der „Deutung“ der Zone des Meeresgutes gibt es ebenfalls Schwierigkeiten und zwar wegen der nicht unproblematischen Festlegung der Küstnelinie, von der aus die 70m gemessen werden. (Diese wird im Gesetz als die Linie, die von der höchsten Welle bei Gewitter erreicht werden kann, definiert)6. In vielen Fällen wurde die Zone noch nicht festgelegt, bzw. in den Katasterplänen eingetragen, was jegliche Verhandlungen zu Wartezeiten verpflichtet.

Vielleicht liegt die Schwierigkeit der Sache darin, dass die Raumplanung als Disziplin in Kroatien bisher etwas verste, oder ganze Inseln, vor der Nationalisierung des Grundes (in der Zeit des sozialistischen Jugoslawien) jemandem gehört hat, wird dieser im Rahmen der seit ein paar Jahren starken Anlauf genommenen „Eigentumsrückgabe“ (povrat imovine) dem Eigentümer oder seinen Nachfahren zurückgegeben - falls diese den Rückgabeprozess gerichtlich einleiten.

Dadurch gibt es Fälle, die eigentlich dem Gesetz vom Meeresgut widersprechen. Der Besitzer muss das „rückerstattete“ Land, wenn er es weiterverkaufen will, zuerst dem Staat zum Kauf anbieten. Wenn da kein Interesse besteht, darf der Besitzer „damit machen was er will“.

6 Vgl. Zakon o pomorskom dobru i morskim lukama (Gesetz über das Meeresgut und Meereshäfen), 2003/2004/2006

nachlässigt wurde. Seit der Unabhängigkeit hat man eher versucht für alles das optimale Gesetz zu finden, als sich über Konzepte und Mechanismen der Raumplanung Gedanken zu machen.7 Seit 1991 gab es 9 Änderungen im Baugesetz und 11 Änderungen im Raumordnungsgesetz.8 Bei der letzten Änderung im Oktober 2007 wurden die beiden Gesetze zu einem zusammengefügt - dem „Raumordnungs- und Baugesetz“9, das wieder etliche Novellierungen mit sich brachte.

Zur Zeit sieht es im Falle der Inseln so aus: Das Ministerium für Umweltschutz, Raumplanung und Bau bildet die höchste Planungsinstanz. Es erstellt die „Raumentwicklungsstrategie“10 sowie das „Raumordnungsprogramm der Republik Kroatien“11 und beschließt alle Flächenwidmungspläne für „Gebiete mit besonderen Merkmalen“12, darunter also auch die innerhalb des geschützten 7 Vgl. Vrančić in Građevinar 56, 2004; S.661 8 Vgl. Randić in Katarina, otvaranje pulske obale; Pula, 2006, S. 124, 125 9 Zakon o prostornom uređenju i gradnji, 2007 10 „Strategija prostornog razvoja“ 11 „Program prostornog uređenja Republike Hrvatske“ 12 „područja posebnih obilježja“

153

Küstengebiets. Die Bewilligungserteilung für Bauvorhaben erfolgt über die staatlichen Vertretungen im Rahmen der Gespannschaftsplanungsämter.

Diese erstellen auch den Flächenwidmungsplan der Gespannschaft. Die Flächenwidmungspläne der Städte/ Gemeinden werden in den meisten Fällen bei befugten Büros in Auftrag gegeben. Sie müssen an jene der Gespannschaft angepasst werden. Auf lokaler Ebene müssen auch der „detaillierte Gestaltungsplan“ (von den Gemeinden), bzw. der „urbanistische Gestaltungsplan“ (von den Städten) für neu zu bebauende Bereiche erstellt werden und ebenfalls an alle höhergestellten Pläne angepasst, sowie vom Ministerium genehmigt werden.

STAAT Ministerium für Umweltschutz, Raumplanung und Bau genehmigt alle Pläne von besonderer Bedeutung für die Republik Kroatien Verordnung vom Geschützten Küstengebiet als Teil vom Raumordnungs und Baugesetz Meeresgutgesetz Raumordnungsstrategie Raumordnungsprogramm

GESPANNSCHAFTEN =Einheiten der regionalen Selbstverwaltung Flächenwidmungsplan der Gespannschaft - muss vom Ministerium für Umweltschutz, Raumplanung und Bau genehmigt werden Lokationsgenehmigung Baugenehmigung

STÄDTE / GEMEINDEN =Einheiten der lokalen Selbstverwaltung Flächenwidmungsplan der Stadt / Gemeinde - muss an den Flächenwidmungsplan der Gespannschaft angepasst werden und vom Ministerium für Umweltschutz, Raumplanung und Bau genehmigt werden Detaillierter/Urbanistischer Gestaltungsplan für zu bebauende Bereiche innerhalb des geschützten Küstengebietes - muss vom Ministerium für Umweltschutz, Raumplanung und Bau genehmigt werden

154

BISHERIGE UMNUTZUNG VON MILITÄRANLAGEN UND DAS SCHEITERN AUF DEN INSELN

Das Phänomen des „Freiwerdens“ von Militäranlagen ist weit verbreitet. Die Problematik dabei ist überall die gleiche. Diese ex-Nutzung hat keine andere gerne als Vorgängerin. In Kroatien kommt noch hinzu, dass es sich bei den ex-Nutzern auch um ex-Kriegsfeinde handelt, was die Hemmung besonders in den ersten Nachkriegsjahren zusätzlich verstärkt hat. Trotzdem werden insbesondere im innerstädtischen Bereich diese neuen freien Zonen mit offenen Armen aufgenommen. Bisher am stärksten durchgesetzt hat sich bei innerstädtischen Anlagen die Umnutzung zu Universitätscampusen (häufig jedoch unter Abriss aller bestehenden Gebäude). Auch Schulen oder Kindergärten wurden in einigen kleineren Anlagen untergebracht. Diese staatlichen Immobilien1 wurden also auch durch staatliche Institutionen neubesetzt.

1 Alle ehemaligen JNA-Anlagen in Kroatien sind in den Besitz der Republik Kroatien übergegangen

Da die Umwidmung dieser Areale erst in den letzten fünf Jahren in Fahrt gekommen ist, hat das langjährige Leerstehen zuvor einige Besetzungen „auf eigene Faust“ provoziert. Informelle Strukturen haben sich diesen Platz genommen, den (bis vor kurzem) niemand haben wollte. Mittlerweile hat man diese Besetzungen teilweise legalisiert, wofür die Kaserne Karlo Rojc in Pula mit einem Club, einem Multimediazentrum, Räumen für unterschiedlichste Vereine und NGO´s ein gutes Beispiel ist.

Die verlassenen Militäranlagen auf den Inseln stellen aufgrund ihrer speziellen Lage eine besondere Problematik dar.

Man braucht gar nicht zu erwähnen, dass sich die Umnutzung zu Universitätscampusen hier nicht durchgesetzt hat. In den wenigsten Fällen, bzw. auf wenige Inseln beschränkt, haben sich hier informelle Nutzer eingenistet. Da

155

man die Inseln heute hauptsächlich mit Tourismus in Zusammenhang bringt, denkt man an die Möglichkeit touristischer Umnutzung. Wenn jedoch die neue Nutzung die staatliche Hand verlassen soll, kommen neue Probleme hinzu.

Die größte Hürde stellen die ungeregelten Grundbesitzverhältnisse dar.

Die Inselkataster sind, wie auch die Grundbücher, in starkem Durcheinander. Insbesondere bei ehemaligen Militärarealen, die bei ihrer Errichtung nur in wenigen Fällen rechtsmäßig von den Vorbesitzern erworben wurden.

Die Republik Kroatien gilt zwar als der Besitzer der Immobilien, über den Grundbesitz wird allerdings nicht selten vor Gericht gestritten1. Das Verteidigungsministerium, das ursprünglich über alle Militäranlagen verwaltete, hat viele inzwischen lokalen Selbstverwaltungen, sprich den Städten und Gemeinden, zur Verfügung gestellt.

Diese haben aber jetzt mit der gleichen Problematik zu kämpfen.

Nichtsdestotrotz wurden mehrere Anlagen auf unterschiedlichen Inseln bereits von verschiedenen InvestorInnen ins 1 Ein Beispiel ist die kleine Insel Žirje, deren Einwohner (Angeführt von der NGO „Žir“) schon seit Jahren vor Gericht versuchen ihren Anspruch auf das „militärische Land“ durchzusetzen.

156

Visier genommen. Es wurde schon viel mit BürgermeisterInnen und GemeindevorsteherInnen geredet, verhandelt und abgemacht. Medien berichteten von schon fixen Projekten. Trotzdem ist bis heute keine solche Anlage touristisch umgenutzt worden. Diese „großen Projekte“ sind überall in Kroatien (und besonders in der Küstenregion) sehr problematisch und vor allem langwierig. Die Bürokratie der Bewilligungserteilung ist sehr kompliziert und fast jährlich kommen neue Gesetze oder Gesetzesänderungen hinzu, die nicht gerade zur besseren Übersicht beitragen. Für die bisher interessierten InvestorInnen wurde es, auch wenn die Grundbesitzhürde gemeistert werden konnte, letztendlich zu kompliziert oder riskant.

Falls jemand auf die Idee kommt, eine touristische Anlage zu bauen, muss er reichlich Dokumentation erstellen, um überhaupt eine Anfrage zu starten. Für so eine Anlage muss erstmal die touristische Widmung im Flächenwidmungsplan der Gespannschaft eingezeichnet sein. Außerdem muss ein passender Flächenwidmungsplan der zuständigen Stadt oder Gemeinde vorhanden sein (was vor allem auf Inseln oft nicht der Fall ist, da diese sehr zögerlich erstellt

und beschlossen werden). Falls sich das Grundstück innerhalb des geschützten Küstengebiets befindet, muss ein UPU bzw. DPU - ein „urbanistischer“, bzw. „detaillierter Gestaltungsplan“ - von der Gemeinde/Stadt erstellt und vom Ministerium für Umweltschutz, Raumplanung und Bau genehmigt werden.

Zusätzlich muss man für Zonen, die mehr als 5 ha in Anspruch nehmen, eine Umweltverträglichkeitsstudie anfertigen lassen. Dies alles zieht sich über Jahre. Alleine der Beschluss des UPU dauert in der Regel mindestens ein Jahr2 . Und falls die Widmung in einem der Pläne geändert werden muss (was häufig der Fall ist, da in den älteren Plänen der Gespannschaften kaum touristische Zonen eingetragen wurden) zieht sich der Prozess bis ins Unendliche.

Man kann sich schon vorstellen, dass zusätzliche Verzögerungen, wie die Klärung der Besitzverhältnisse, die eine ehemalige Militäranlage häufig mit sich bringt, nicht unbedingt leichtfertig in Kauf genommen werden. Andererseits handelt es sich bei diesen Zonen um bereits bebaute Gebiete, die teilweise schon über die notwendige Infrastruktur verfügen. Dadurch wird im Falle einer Realisierung einiges an Kosten

gespart. Diese Zonen werden außerdem in Flächenwidmungsplänen „leichter“ umgewidmet, da dadurch die unberührte Natur nicht angegriffen wird.

Zur Zeit aktuell ist das Projekt der Marina für Megayachten in Mali Lošinj auf der Insel Lošinj, welches scheinbar gute Chancen für eine Realisierung hat.

Allerdings wird diese Umnutzung, auch wenn sie letztendlich zustande kommt, aufgrund der vielen Zwischenschritte des Bewilligungsverfahrens noch einige Jahre auf sich warten lassen. Die Stadt Mali Lošinj hat mit 8388 Einwohnern die höchste Einwohnerzahl aller Inselortschaften. Lošinj ist sehr gut an das Festland angebunden und hat bezüglich des „Entwicklungsstandes“ die absolute Vorreiterrolle unter den Inseln. Dies lässt vermuten, dass solche „großen Umplanungsprozesse“ auf anderen Inseln noch Jahrzehnte auf sich warten lassen werden. (Was ja auch nicht unbedingt schlecht ist...)

2 Nach www.urbanizam.hr; 11.05.2008

157

WAS AUF DEN INSELN FUNKTIONIERT (HAT)

Neue Nutzungen verlassener Militäranlagen auf Inseln haben sich bisher nur in wenigen Fällen durchgesetzt und nehmen nur kleinere Anlagen oder nur einzelne Gebäude in Anspruch. In vereinzelten Fällen (fast ausschließlich auf der Insel Vis) werden solche Anlagen informell genutzt. Vis hatte bei jeglicher Umnutzung ehemalig militärischer Anlagen die Vorreiterrolle unter den Inseln (obwohl die Umnutzung hier auch nur stellenweise zustande kam).

Vielleicht deshalb, weil hier die JNA in keiner so schlechten Erinnerung geblieben ist wie in anderen Teilen des Landes, weil die Bevölkerung so verwoben mit dem Militär war, oder auch wegen dem fairen Oberbefehlshaber Radović (siehe auch Reiseführer Vis).

Hier wurden ein paar Objekte schon wenige Jahre nach dem JNA Abzug mit neuen Nutzungen belegt. In den letzten Jahren wurden einige von ihnen wegen den steigenden Touristenzahlen „auf die Schnelle“ umgenutzt. Gute Umplanungsbeispiele neueren Datums gibt

158

es auch auf Korčula: eine ehemalige Kaserne wurde zu einer Hauptschule und ein weiteres Kasernengebäude zu einer Olivenölverarbeitungsanlage.

Auf den kleineren und weiter vom Festland entfernten Inseln stehen die Anlagen alle leer, da es auch an potenziellen Initiatoren mangelt. Auf der Insel Lastovo hat es sich etabliert, die Areale als Weideflächen für Schafe oder Ziegen zu nutzen, während die Gebäude innerhalb des „Weideareals“ weiterhin leer stehen und sich mit Kleinviehexkrementen füllen. Diese Nutzung ist nach Angaben aus dem Gemeindeamt Lastovo nicht bewilligt worden, sie wird aber geduldet. Auch auf anderen Inseln wird eher „einfach gemacht“, als institutionell genehmigt oder gar gefördert.

Auf Vis werden z.B. ohne einer entsprechenden Bewilligung einige Kasernengebäude als Pferdestallungen und andere wiederum zu Wohnzwecken genutzt.

Man weiß in den Stadtplanungsämtern

beider Inselstädte darüber bescheid1, aber die Nutzungen werden geduldet solange sie niemanden stören. Auf den Inseln, insbesondere auf den „unterentwickelten“ nach der Einteilung im Inselgesetz, funktioniert dieses „Halblegale“, bzw. „Illegale, das niemandem schadet“, ziemlich gut. Es kann sich jedoch nicht alles durchsetzen oder gar unbemerkt passieren. Die Insulaner passen ganz besonders auf ihre Insel auf und wissen immer auch über ihre verstecktesten Winkel bescheid. Falls sie die Insel in irgendeiner Hinsicht bedroht glauben, 1 die Information über die Kaserne Ravno mit der Zusatzinformation über die neue Nutzung bekam ich in der Stadtverwaltung von Vis

können sie ungeahnte Energien entwickeln, wie dies im Falle der geplanten Steingewinnungsanlage auf der Insel Lastovo der Fall war (siehe auch Reiseführer Lastovo).

Obwohl informelle Nutzungen auf den meisten Inseln, wie gesagt, relativ gut funktionieren, ist es mit einer regulären Nutzungsbewilligung schwieriger. Aufgrund der Bürokratisierungszunahme und der Erhebung der Entscheidungsprozesse auf die Gespannschafts-, bzw. staatliche Ebene ist es für Individuen sehr schwierig geworden ein Nutzungsrecht für die Anlagen zu erlangen. Nach

Saisonaler Parkplatz am Gelände der Kaserne Rogači in Komiža

159

Wohnen in der Kaserne Samogor auf Vis

Schilderungen des Herren Lipanović aus Vis, der seit 1998 erfolgreich einen Weinkeller in einem ehemaligen Bunker betreibt und damals problemlos die Konzession für 25 Jahre erhalten habe, hat sein Freund heute mit einem ähnlichen Vorhaben deutlich größere Schwierigkeiten. Dieser habe schon vor fünf Jahren den Antrag auf Nutzungsbewilligung für einen ähnlichen Bunker gestellt, würde aber immer noch auf eine Entscheidung warten.

Beispiele bisheriger Umnutzungen / Zwischennutzungen:

Workshopcamp in der Kaserne Samogor auf Vis

Nutzung des Sport-/Übungs/ Versammlungsplatzes der Kaserne Samogor während dem Workshopcamp

160

auf Vis: Segelclub in einer ehemaligen Munitionslagerhalle (VS02) Weinkeller in einer unterirdischen Elektrozentrale (VP02) Bäckerei in einem Kasernengebäude (VK01) Feuerwehrunterkunft in einem Kasernengebäude (VK01) Zwischennutzung einer Kaserne als Flüchtlingslager (VK01) Zwischennutzung einer Kaserne als Workshopcamp (VK01) Zentrale der Müllabfuhr in einer Kaserne (VK02) Lagerräume in Munitionslagerhallen (VS01) Kricket-Übungsplatz im Rahmen so einer Munitionslagerhalle (VS01) Bibliothek im ehemaligen JNA - Zentrum (VD01) Saisonaler Parkplatz auf dem Areal einer innerstädtischen Kaserne (VK11)

und einige informelle Nutzungen: Wohnen in einem Kasernengebäude (VK01) Wohnen in noch einem Kasernengebäude (VK09) Pferdestallungen in einigen Kasernengebäuden (VK06) auf Korčula: Saisonaler Feuerwehraussichtsposten in einem ehemalig militärischen Aussichtsposten (KV01) Olivenölverarbeitungsanlage in einem Kasernengebäude (KK02) Hauptschule in einer innerstädtischen Kaserne (KK01)

Pferdestallung in der Kaserne Stončica auf Vis

auf Šipan: Kindergarten in einem Kasernengebäude (ŠK01) auf Mljet: Saisonale Feuerwehrunterkunft in einem Kasernengebäude (MK01) auf Šolta: Zwischennutzung eines Kasernengebäudes durch die „Grüne Initiative“ (ŠoK01)

Segelclub in einer Munitionslagerhalle auf Vis

auf Dugi Otok: Polizeistation in einem Kasernengebäude (DK01) auf Lošinj: Zwischennutzung einer Kaserne als Polygon der Fahrschule; wurde mittlerweile wieder vom Militär in Anspruch genommen auf Lastovo ist die einzige Neunutzung die des Weidelandes für Schafe oder Ziegen auf Kasernenarealen; auf allen anderen Inseln ist keine Neu- oder Zwischennutzung bekannt.

Weinkeller in einem Elektrobunker auf Vis

161

MEINUNGEN UND INTERESSEN

Was die Zukunft der Inseln sowie der verlassenen Militäranlagen auf ihnen anbelangt, gibt es unterschiedliche Meinungen und Interessen. Die einen wollen möglichst Profit schlagen, die anderen die Natur schützen, und manchen ist es wiederum egal...

Der Staat „Inseln, als kroatischer natürlicher Reichtum, sowie Immobilien auf den Inseln von besonderem nationalen, geschichtlichen und wirtschaftlichen Wert, sind von Interesse für die Republik Kroatien und haben ihren besonderen Schutz“1, heißt es im Anfangsparagraph des Inselgesetzes. „Die Küste und die Inseln sind das höchste Gut Kroatiens und daher besonders zu schützen“2, besagt die Verordnung vom geschützten Küstengebiet. Die kroatische Regierung bemüht sich seit der Unabhängigkeit passende Gesetze und Verordnungen zu finden, um die Küste zu schützen. Einerseits soll die Natur geschont werden, andererseits der Tourismus gefördert und neue 1 Inselgesetz, 1999/2002/2006, freie Übersetzung aus dem Kroatischen 2 Uredba o uređenju i zaštiti zaštićenog obalnog područja mora (Verordnung vom Geschützten Küstengebiet), Zakon o prostornom uređenju (Raumordnungsgesetz), 2004, freie Übersetzung aus dem Kroatischen

162

Kapazitäten geschaffen werden. Man möchte sich auf den „elitären Tourismus“ spezialisieren und entsprechende InvestorInnen anziehen, ist sich aber nicht im klaren darüber, wie genau das funktionieren soll. Man verspricht sich viel von dem angestrebten EU-Beitritt und hofft, dass nach diesem „alles besser wird“. Die Republik Kroatien ist in der Regel der rechtmäßige Besitzer aller Militärimmobilien, über welche das Verteidigungsministerium verwaltet.

Mittlerweile wurden jedoch manche von ihnen durch Schenkungsverträge an Einheiten der lokalen Selbstverwaltung übergeben.

dachte man durch die Umwidmung dieser Objekte Finanzierungsmittel für die Modernisierung der wenigen, sich in Betrieb befindenden Anlagen aufzutreiben, dies stellte sich jedoch als äußerst kompliziert heraus, da sich die JNA damals nicht besonders um Besitzverhältnisse, Grundbucheinträge usw. gekümmert hatte. Somit wird das Ministerium heute einerseits dafür kritisiert, die Probleme um die Anlagen von sich weg schieben zu wollen, und andererseits Milliarden an Kunas verschenkt zu haben3.

BOTTOM UP !!!!!

Einheimische

Das Militär Das kroatische Verteidigungsministerium hat die Verwaltung über die Militäranlagen auf kroatischem Territorium von der JNA übernommen. Da die Anlagen auf den Inseln von keinem strategischen Interesse mehr sind, wurde damit begonnen, sie an lokale Selbstverwaltungen bzw. den kroatischen Fond für Privatisierung zu übergeben.

Nach Aussagen der Zuständigen für Militärimmobilien im Verteidigungsministerium bringe die Erhaltung der verlassenen Anlagen dem Ministerium nur unnötige Kosten. Anfangs

Von Insel zu Insel sind das Interesse und der Einsatz der Einheimischen an der Entwicklung ihrer Insel unterschiedlich. Alle sind jedoch der Meinung, dass sie vom Staat vernachlässigt werden, da man sich am Festland, wo die Planung und Verteilung der öffentlichen Gelder passiert, nicht sonderlich um sie kümmert. Dieses Gefühl steigt proportional zur Entfernung der Insel vom Festland.

Der ehemalige Bürgermeister von Vis schildert dies so: „Es scheint, dass mit der Inselentwicklung Leute beschäftigt 3 Nach Šoštarić in Nacional 493/2005

163

sind, die die Probleme der einzelnen Inseln nicht kennen. Sie drängen den Inseln Instant-Entwicklungssysteme auf wie Konfektionsgrößen. Zu oft löst eine Gruppe von Auserwählten die Probleme einer Insel nur durch das Schraffieren auf Plänen.“1 Was die verlassenen Militäranlagen betrifft, finden fast alle InselbewohnerInnen, dass ihr heutiger Zustand eine Schande sei und wünschen eine baldige Neunutzung. Die Schuld dafür, dass noch nichts passiert ist, geben sie den Entscheidungsträgern der Gespannschaft bzw. der Regierung. Die Meinung darüber, was konkret mit den verlassenen Objekten und Arealen passieren soll, variiert stark von Insel zu Insel oder auch von GesprächspartnerIn zu GesprächspartnerIn. Während manche davon überzeugt sind, dass die Anlagen touristisch genutzt werden sollten, meinen andere, dass sie für das Gemeinwohl der Einheimischen umgewidmet werden sollen.

Durch die schon teilweise vollbrachte Übergabe der verlassenen Militäranlagen in die Obhut der lokalen Selbstverwaltung wurden die Besitzverhältnisse um die Anlagen leider ebenfalls nicht 1 Ante Acalinović in Građevinar 52/2000, S. 197; freie Übersetzung aus dem Kroatischen

164

geklärt, wodurch diese in vielen Fällen nicht frei darüber verfügen können.

TouristInnen TouristInnen fühlen sich durch das saubere Meer und die „Ruhe der Natur“ von den kroatischen Inseln angezogen.

Für den europäischen Markt ist auch die Nähe, bzw. die Erreichbarkeit mit dem Privatfahrzeug ein ausschlaggebender Faktor. Der vom kroatischen Tourismusinstitut durchgeführten zwanzigjährigen Studie nach2, verlangen TouristInnen neben sauberem Meer und schönen Stränden nach immer mehr Zusatzangebot. Sie seien von Jahr zu Jahr aktiver und wollen ihren Hobbys und speziellen Interessen auch im Urlaub nachgehen. Im Vergleich zu den Konkurrenzländern Italien, Spanien oder der Türkei, bemängeln Befragte in Kroatien immer wieder das fehlende Angebot an Unterhaltung, Sport, kulturellen Veranstaltungen und Shopping.

2 TOMAS - Stavovi i potrošnja turista u Hrvatskoj - Ljeto 2007 (TOMAS - Standpunkte und Konsum der Touristen in Kroatien - Sommer 2007), Zagreb 2008

InvestorInnen Viele TourismusbetreiberInnen sind an unterschiedlichen Inselstandorten interessiert. Die Gesetzes- und Bewilligungslage ist in Kroatien vor allem an der Küste sehr kompliziert. Die InvestorInnen müssen somit ein Risiko auf sich nehmen, viel Geld in die Vorbereitungen der Projektdokumentation, Umweltverträglichkeitsstudien usw. stecken, und dann darauf hoffen, dass ihr Projekt nach einigen Jahren, vielleicht, bewilligt wird. Dazu kommt noch, dass Kroatiens „Sicherheitseinstufung“ bei den kreditgebenden Banken nicht besonders stabil ist. Und dann kommen noch die Probleme bei der Grundbesitzfrage ins Spiel. Dies sind die häufigsten Gründe für das Scheitern der Investitionsprojekte auf den Inseln, bei denen es nicht selten auch um ehemalige Militärareale geht.

Architektinnen und PlanerInnen In PlanerInnen- und ArchitektInnenkreisen ist man sich der besonderen Küstenproblematik bewusst. Auf keine andere Zone des Landes ist der Bebau-

ungsdruck so hoch. Der erste kroatische Architekturkongress im Oktober 2004 trug den Titel „Bau an der Küste“. Es fand kurz nach dem Inkrafttreten der Verordnung vom geschützten Küstengebiet statt. Es wurde insbesondere über das Problem des „wilden“ Bauens an der Küste diskutiert und über dessen Unterbindungsmöglichkeiten. Besonders interessant für die Inselthematik ist der fünfte Punkt der Schlussfolgerungen des Kongresses: „Eine nachhaltige Entwicklung ohne Bevölkerung ist keine nachhaltige Entwicklung. Das Erscheinungsbild der Küste zu erhalten, wenn sie zur Gänze ihre Bewohner austauscht, kann nicht das Ziel Kroatiens sein. Der Staat muss Maßnahmen finden, die das Bleiben der lokalen Bevölkerung in diesem Raum erleichtert.“3 Die ArchitektInnen plädieren u.a. auch für das Erheben der entscheidenden Planungsinstanz für diese Zone auf eine höhere als die zuvor lokale Ebene.

Bei dem „neuen Bau an der Küste“ soll es sich keinesfalls um ein „Recycling von Projekten der romantischen touristischen Ressorts, die schon andere mediterrane Küstenregionen ruiniert haben“ handeln, sondern um „einen Ausdruck der zeitgemäßen kroatischen 3 http://www.arhitektura.info/ARHIT/ prilozi/06/01%20Zadar/kongres_arhitekata_zadar.htm, 11.05.2008; freie Übersetzung aus dem Kroatischen

165

Gesellschaft, die sich über alle Schichten der geschichtlichen Werte im klaren ist.“1 Was auch immer das sein mag.

Ansonsten wird auch hier ganz klar gegen jegliche Privatisierung der Küste Stellung genommen.

Auch internationale ArchitektInnen sehen im Zusammenhang mit Kroatien in erster Linie das Küstenproblem.

Stefano Boeri schrieb im Einführungstext zum 38. Salon der Architektur in Zagreb (2003): „Wie schützt man die Küste, die wahrhaftig große Ressource des Landes, und wie soll man die großen vom Fremdkapital angetriebenen Projekte an der Küste steuern, bändigen, und manchmal umdefinieren - aber ohne sie zu verlieren? Wie soll man verhindern, dass sich die Inseln in touristische Themenparks verwandeln und dafür sorgen, dass sie ihre komplexe Vielfalt und Lebensart behalten? Dies sind unausweichliche und schwierige Fragen da es keine Erfahrungswerte gibt - weder ferne noch nahe - die man zum Vorbild nehmen könnte.“2 1 http://www.arhitektura.info/ARHIT/ prilozi/06/01%20Zadar/kongres_arhitekata_zadar.htm, 11.05.2008; freie Übersetzung aus dem Kroatischen 2 Stefano Boeri in Plodno zaostajanje (Fruchrbarer Verzug); http://www.uha.hr/zagrebackisalon/public_html/zs_final/ex/info/ ex_intro_hr.htm; freie Übersetzung aus dem Kroatischen

166

Bezüglich des Umgangs mit Militäranlagen gibt es keine allgemeine Meinung seitens der ArchitektInnen und PlanerInnen. Es wurde bisher auch nicht unbedingt darüber nachgedacht.

Ein möglicher Denkmalschutz für diese Anlagen wurde bisher ebenfalls nicht in Betracht gezogen. Vielmehr ist man froh „wenn die mal weg sind“3. Die Umnutzung verlassener militärischer Zonen auf Inseln zu touristischen Zwecken wird begrüßt, da dadurch andere Zonen, und somit die „unberührte Natur“ verschont bleiben.4

3 Nach Dario Gabrić, einem der Architekten, die den neuen Campus in einer ehemaligen Kaserne in Rijeka geplant haben.

4 Nach Gordana Radman, der Zuständigen für die Erstellung des Flächenwidmungsplans der Stadt Vis.

167

KONKLUSION

Was Kroatien am internationalen Tourismusmarkt auszeichnet, ist das saubere Meer und die „unberührte Natur“. Und die Tatsache, dass einen hier nicht wie in manchen anderen Ländern des Mittelmeers, künstliche TouristInnenoasen erwarten. Dies sollte möglichst auch so bleiben. Insbesondere auf den Inseln, die (wie im Falle der früher militärisch besetzten Inseln Vis und Lastovo) dem Massentourismus und seinen Folgen bisher ausweichen konnten.

Nichtsdestotrotz spielt der Tourismus gerade auf diesen Inseln, aufgrund des Fehlens alternativer Einnahmequellen für die Bevölkerung, eine enorme Rolle.

Durch den hohen Stellenwert, der den Inseln in den letzten Jahren zugesprochen wird, versucht der Staat deren größtes Potenzial, die Natur, zu schützen. Diese Politik des „Schützens“ wirkt sich jedoch einschränkend auf deren BewohnerInnen aus. Durch so man-

168

che neue Bestimmungen und Gesetze wurde der Inselbevölkerung das Mitspracherecht bei Entscheidungsfragen zu ihrer unmittelbaren Umwelt entzogen. Die daraus entstehende Unzufriedenheit und das verstärkte Gefühl von Ausgeschlossenheit bei der Bevölkerung verhilft nicht gerade zur Lösung des großen Problems der Inselemigration.

Wenn diese so intensiv vorangeht wie bisher werden die Inseln keine andere Möglichkeit haben als sich dem Clubtourismus zu opfern.

Obwohl sogar in der kroatischen Verfassung das oberste Ziel neben der „Erhaltung des Einklangs der unübertreff lichen natürlichen Werte“1 auch „das Leben (auf den Inseln) zu erhalten“2 angeführt wird, wurde bisher keine passende oder Erfolg versprechende Methode dafür gefunden.

1 Nationales Programm der Inselentwicklung, 1997, S. 4 2 ebd.

Man sollte zukünftig berücksichtigen, dass die Inselvielfalt, auf die man so stolz ist, nicht nur die Natur, sondern auch die Bevölkerung ausmacht. Und dieser sollte man nicht durch kontraproduktive, steife Regelungen den letzten Mut zum Bleiben auf der Insel nehmen.

Es muss ein System gefunden werden, das die Inselförderprogramme auch in der Praxis für alle Inseln zugänglich macht. Die Förderprogramme wurden bisher gerade von den benachteiligten, kleineren und weiter vom Festland entfernten nicht ausgenutzt. Viele Inseln scheiterten an den komplizierten, bürokratischen Förderanträgen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Inseln sind deutlich spürbar und durch das jetzige System der Inselförderung werden diese noch größer.3 Nach dem ehemaligen Bürgermeister von Vis ist der Unterschied zwischen Vis und Brač größer als jener zwischen Brač und Split.4 Und dies obwohl auf Vis in den letzten Jahren eine gewisse Aufbruchstimmung zu spüren ist.5 Auf Lastovo hingegen 3 Begünstigte Kredite für Inselbetriebe werden am schnellsten und am einfachsten auf der durch eine Brücke an das Festland angebundene Insel Krk (zweitgrößte der kroatischen Inseln) realisiert. (Nach Nadilo in Građevinar 53/2001, S. 45) 4 Ante Acalinović, in einem Interview in Građevinar 52/2000, S. 197 5 Es werden u.a. neue Vereine und Initiativen werden gegründet, die damit beschäftigt

und auf so manchen kleineren Inseln noch mehr - hat man das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist.

Jede Insel braucht eine andere Zugangsweise; dennoch hat jede Insel mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Deshalb erscheint deren administrative Aufteilung in nicht untereinander kommunizierenden Gespannschaften nicht unbedingt als die beste Lösung.

Es bedarf einer besonderen Fürsorge um die Inseln jenseits des Inselrats, der Inselkommission und der Inselverwaltung, deren Vertreter teilweise niemals den Boden der betroffenen Insel betreten haben.

Die Tatsache jedoch, dass solche Institutionen existieren, und dass sie vom Staat finanziert werden, beweist, dass dieser die Möglichkeit und den Willen hat, in die Inselförderung zu investieren. Man könnte beispielsweise die Gelder, die für die unterschiedlichen Inselförderinstanzen zur Verfügung gestellt werden, umverteilen, um eine passendere Inselentwicklungsbasis zu schaffen.

Da niemand besser wissen kann was eine bestimmte Insel braucht als die sind das Leben auf der Insel angenehmer zu gestalten.

169

BewohnerInnen selbst, die ihr Lebensumfeld auch jenseits der dreimonatigen Sommerseite kennen, muss der Staat die Rahmenbedingungen dafür schaffen, der Inselbevölkerung die Möglichkeit einer gewissen Selbstbestimmung zu geben.

Es ist allerdings ganz klar, dass die InsulanerInnen nicht alles alleine schaffen können (vor allem nicht die der kleinen Inseln, mit niedrigen Bevölkerungszahlen und ungünstiger Altersstruktur).

Der Staat muss sie unterstützen, jedoch ohne sie zu überrollen.

Der Umgang mit verlassenen Militäranlagen auf den Inseln könnte ein Schritt in diese Richtung sein. Es handelt sich um Orte, auf die noch kein so hoher Verwertungsdruck herrscht wie auf andere Küstengebiete. Die Lage, weit draußen auf dem Meer, wurde für die Errichtung von Militäranlagen bevorzugt, für potenzielle GroßinvestorInnen ist sie jedoch wegen der erschwerten verkehrstechnischen Erschließung (noch) kein so begehrtes Pflaster. Außerdem lässt die oft sehr spezielle Ausformung der Bauwerke (insbesondere im Falle von Bunkern und Kanonenanlagen) eine standardisierte Neunutzung nicht zu. Verlassene Militärareale eignen sich daher gut als Experimentierfeld für neue Zugangsweisen.

170

Das warten auf InvestorInnen hat schon in anderen, besser erschlossenen Gebieten des Landes, langjährigen Leerstand bewirkt. Und obwohl auf den Inseln alles langsamer voranzugehen scheint, verhält es sich mit dem Bevölkerungsschwund genau umgekehrt. Hier kann man sich keine langen Wartezeiten erlauben.1 Es muss schnell etwas passieren, wenn etwas bewirkt werden soll.

Noch bevor die Bevölkerung ganz die Hoffnung verliert.

Kleine, mit wenigen Mitteln umsetzbare Projekte, deren Auswirkung unmittelbar spürbar wäre, und die eventuell von der lokalen Bevölkerung selbst realisiert und betrieben werden könnten, sollen gefördert werden.

Das Ziel soll nicht sein GroßinvestorInnen zur Gänze fernzuhalten. Es sollte jedoch in Betracht gezogen werden, dass dem unerwünschten Massentourismus 1 Ein Beispiel: Schon im Jahre 2002 wurde die Errichtung eines Fischerhafens in Komiža auf Vis angekündigt. Dadurch versprach man sich auch den Untergang der Fischverarbeitungsfabrik „Neptun“stoppen sowie neue Arbeitsplätze schaffen zu können. Die Regierung hat dem Projekt den Status „von höchstem staatlichen Interesse“ erteilt (nach Rogošić in Nacional, 2002). Trotzdem ist bis heute nichts passiert. Man liest wieder fast identische Zeitungsberichte, über die „sichere Errichtung des Fischhafens in Komiža“, wie vor sechs Jahren. Mittlerweile ist die Fischfabrik „Neptun“ in Konkurs gegangen; nun kann man deren Räumlichkeiten in die Planung des neuen Fischhafens einbeziehen.

auch durch andere Tourismusformen, als dem von der Regierung angestrebten „elitären Tourismus“ (der meist auch nur als Wellness & Spa-, bzw. Kongresshotel definiert wird) entgegengewirkt werden kann.

Auch die bisherigen Anstrengungen zur Inselförderung seitens des Staates sollen hier nicht missbilligt werden.

Die Investitionen zur Verbesserung der Situation auf den Inseln um die wichtigen Entwicklungsfaktoren wie Wasser, Kanalisation, Müll - und vor allem auch - Verkehrsanbindung, sind wesentliche Schritte, die gewürdigt und fortgesetzt werden müssen.

Es wäre zwar übermütig zu behaupten, dass das Mitbestimmungsrecht und „kleine“ Projekte die schon seit etlichen Jahrzehnten stattfindende Inselemigration stoppen würden. Sie können aber dazu beitragen, dass sich die Inselbevölkerung als ernst genommen fühlt und ihr das Verlassen der Insel nicht als die einzige Möglichkeit übrig bleibt, um etwas in ihrem Leben zu ändern.2

2 Vgl. Babić, Lajić, Podgorelc in Inselherausforderungen, S. 255: „Die Veränderungen auf den Inseln sind rar und meistens nicht radikal, so muss jemand, wenn er sein Leben verändern will, die Insel verlassen.“ (freie Übersetzung aus dem Kroatischen)

1945

1992

Gründung der JNA

Letzte JNA-Einheiten verlassen Vis und Lastovo

Errichtung und Nutzung durch JNA 40

45

50

55

60

65

70

75

80

85

Leerstand 90

95

00

Zwischen- / Neunutzung 05

Wenige Neu- und Zwischennutzungen, Teilweise durch das Kroatische Militär

1987

Touristische Spitze in Jugoslawien

10

15

20

25

oder Leerstand, Zerfall

2005

Touristenzahlen in Kroatien übersteigen erstmals die Vorkriegswerte

30

EIN WUNSCHSZENARIO FÜR DIE ZUKUNFT

Für die verlassenen Militäranlagen auf den Inseln werden, da sie sich in Fördergebieten befinden, besondere gesetzliche Regelungen geschaffen.

Diese dürfen für eine bestimmte Zeitdauer unter bestimmten Bedingungen genutzt werden ohne die langwierigen bürokratischen Bewilligungsverfahren durchlaufen zu müssen. (Erteilung von Nutzungsrecht für eine bestimmte Zeitdauer - z.B. Konzession auf 5-99 Jahre.)

Inselrat, Inselverwaltung und Inselkomission werden umstrukturiert. Die Inselkommission wird auf nur eine(n) Inselzuständige(n) innerha lb des Gespannschaftsplanungsamtes reduziert. Dafür wird ein gespannschaftsübergreifendes „Koordinationsbüro“ ins Leben gerufen, das zwischen den Instanzen vermittelt, und (vor allem) vor Ort tätig ist. Das Koordinationsbüro besucht die Inseln in regelmäßigen Abständen und hat seine Vertre-

172

terInnen auch vor Ort - in den Stadt-/ Gemeindeplanungsabteilungen bzw.

-verwaltungen. Es fördert ebenfalls den Austausch verschiedener Inseln untereinander. Das Projekt „Otoče, volim te“ („Insel, ich liebe dich“)1 wird unterstützt und durch inselübergreifende Sport- und Kulturveranstaltungen ausgeweitet. Verlassene Militäranlagen werden dabei gezielt als Veranstaltungsorte gewählt.

Für die Umnutzung ehemaliger Militäranlagen stellt das Koordinationsbüro ein kompetentes ExpertInnenteam zusammen, das alle Zwischenschritte betreut.

1 Das Projekt wurde von der Band „Šo!Mazgoon“ im Jahre 2003 ins Leben gerufen und manifestiert sich durch Konzertveranstaltungen auf Inseln außerhalb der Haupttourismussaison. Es knüpft zum Teil an traditionelle Inselmanifestationen an und hat das Beleben der Inseln während der Winterzeit sowie die Annäherung zwischen BewohnerInnen unterschiedlicher Inseln zum Ziel. Bisher konnte die Aktion zusätzlich verschiedene Inselvereine und Gruppen zum Mitmachen bzw. Vorführen ihres Programms auf anderen Inseln animieren.

Es werden Wettbewerbe für die Erteilung des Nutzungsrechts für einzelne Anlagen ausgeschrieben. Die Wettbewerbsausschreibung wird im Rahmen von Workshops auf der jeweiligen Insel unter Beteiligung der InselbewohnerInnen festgelegt. Je nach Insel und Anlage werden unterschiedliche Taktiken angewendet (je nach tatsächlicher Besitzsituation, Lage, Zustand der Anlage, etc.).

Im Rahmen des Workshops wird für jede Anlage u.a. entschieden, ob auf GroßinvestorInnen gewartet wird oder nicht, ob die neue Nutzung temporär oder dauerhaft (oder für wie viele Jahre das Nutzungsrecht erteilt wird), öffentlich oder privat, gemeinnützig oder kommerziell sein soll.

Je nach Insel und Anlage kann die Ausschreibung genaue Inhalte vorgeben oder nur Rahmenbedingungen festlegen, wodurch jede Insel, abhängig von den Anforderungen und Bedürfnissen, das für sie passende System erstellen kann.

zungskonzepte erarbeitet werden, die eventuell in die geplante neue Nutzung integriert werden können.

Für die Finanzierung der Umnutzungsprojekte sollen möglichst alle für die Inseln vorgesehenen staatlichen, EU- und andere Fördermittel ausgeschöpft werden. Inseleigene KleininvestorInnen werden zusätzlich gefördert.

Bei der Erstellung der Förderanträge und Entwicklung der Konzepte/Taktiken stehen der Inselbevölkerung VertreterInnen des Koordinationsbüros vor Ort zur Verfügung.

Die Miete für die neuen Nutzer soll symbolisch sein, bzw. wird je nach Fall bestimmt. Handelt es sich um eine kommerzielle und nicht gemeinnützige Nutzung, werden andere Bestimmungen geltend.

Auf diese Weise sollen verschiedene Methoden im Umgang mit dem militärischen Erbe ermöglicht und eine rasche Umsetzung von Projekten gefördert werden.

Falls sich Inseln entscheiden auf große InvestorInnen zu warten können für die Zeitspanne zwischen „Warten auf InvestorIn“ und Realisierung, Zwischennut-

173

Beziehungen der Interessensgruppen - vorhandene Situation

InvestorInnen

PlanerInnen / ArchitektInnen

BOTTOM UP !!!!!

Einheimische

Staat

TouristInnen

Militär

174

Beziehungen der Interessensgruppen - Wunschsituation

InvestorInnen

PlanerInnen / ArchitektInnen

BOTTOM UP !!!!!

Einheimische

Staat

TouristInnen

Militär

175

TAKTIK

Ideen Bedürfnisse, Ideen

PROPAGANDA

WORKSHOPS

WETTBEWERBE

Bekanntmachung der Anlagen mit ihrer jeweiligen Problematik und Möglichkeit.

Der „Reiseführer zur Militärhinterlassenschaft“ schafft die Übersicht der zur Verfügung stehenden Anlagen.

In Informationsveranstaltungen, werden Beispiele bereits umgenutzter Militäranlagen erläutert.

Veranstaltung von Workshops auf den jeweiligen Inseln, deren Ziel das Erstellen der Wettbewerbsausschreibungen ist.

Die Inselbevölkerung trifft mit Hilfe des Koordinierungsbüros Entscheidungen, wie mit den Anlagen umgegangen werden soll. Je nach Anlage wird der Zeitraum für die Vergabe eines Nutzungsrechtes festgelegt, sowie über die Vorgaben für die neue Nutzung abgestimmt.

Bei den Wettbewerben können alle an der Nutzung dieser Räume Interessierten teilnehmen. Über die Entscheidung wird wieder auf der entsprechenden Insel von der Bevölkerung und der Fachjury abgestimmt.

Auf eine rasche Abwicklung ist zu achten. Die mit wenigen Mitteln und schnell realisierbaren Projekte sind zu fördern.

Rechtliche Regelung (Verträge etc.)

Einholen der Fördergelder

PLÄNE / INITIATIVEN

NEUNUTZUNG / ZWISCHENNUTZUNG

Je nach Fall wird das Projekt eingeleitet, oder unter Einbindung der beteiligten/betroffenen Gruppen weiterentwickelt.

Eine Insel kann auch entscheiden, manche Anlagen, ohne Wettbewerb, kollektiv umzugestalten. Das Einholen der Fördermittel erfolgt mit Hilfe des „Koordinierungsbüros“.

Die Anlagen werden mit der neuen Nutzung belegt.

Diese ist entweder auf eine bestimmte Zeitdauer ausgelegt, oder auch als dauerhaft zu verstehen. Die Möglichkeit einer „Probezeit“ wird ebenfalls in Betracht gezogen.

DIE MÖGLICHKEITEN EINER INSEL

Eine Insel kann sich zum Beispiel entscheiden, die Militäranlagen zu einem „temporären Freilichtmuseum“ zu ernennen, die Anlagen erstmal mit Grundinfrastruktur auszustatten (Aufstellung von Mülltonnen, Toiletten, „Säubern“ der Anlagen, Aufstellen von Wegweisern), um sie so für BesucherInnen (die aus dem Reiseführer von den Anlagen erfahren) vorzubereiten.

Nach und nach werden die Anlagen dann mit neuen Nutzungen belegt.

Eine Insel kann sich entscheiden die verlassenen Sportplätze der Kasernen herzurichten, um diese für unterschiedliche Sportarten verwenden zu können, an denen sich sowohl Einheimische, als auch TouristInnen erfreuen...

Die Insel Vis kann sich zum Beispiel entscheiden, dass in der Bucht Parja doch der geplante Nautikhafen errichtet werden soll. Für die „Wartezeit“ wird ein Zwischnnutzungswettbewerb für den

178

Schiffsbunker „Jastog“ ( VPB01) ausgeschrieben. Die temporäre Nutzung soll unter Umständen auch dazu dienen InvestorInnen auf den Ort aufmerksam zu machen. Beim Wettbewerb könnte der Beitrag eines Tretbootkinos als Sieger hervorgehen. Mit wenigen Mitteln werden von einer Gruppe InselenthusiastInnen und deren FreundInnen vom Festland, die Bedingungen für die Filmprojektion geschaffen. (Projektor und Lautsprecher werden befestigt; Mülltonnen und mobile Toiletten werden aufgestellt; auf der anderen Seite der Bucht wird ein Tretbootverleih eingerichtet...) Die Finanzierung erfolgt mit Hilfe der Inselförderung sowie der Kulturförderung. Eine reiche Unternehmerin, die zufällig mit ihrer Yacht vorbeifährt und deren viel jüngerer Mann von diesem Kino begeistert ist, beschließt ihren Viertwohnsitz nach Vis zu verlagern und das Projekt des Nautikhafens einzuleiten. Das Tretbootkino wird in das Projekt integriert und mit Dolby-Surround ausgestattet.

Die Insel Lastovo kann sich zum Beispiel entscheiden, dass der geplante Nautikhafen in der Bucht Jurjeva Luka nicht errichtet werden soll. Stattdessen einigen sich die EinwohnerInnen, dass die NGO für die Entwicklung von Kultur, Ökologie, Wissenschaft und Kunst - „Öko Zone Lastovo - Retten wir Lastovo“ die Verwaltung darüber bekommt. Diese errichtet für die schon vorhandene, aber ohne jegliche Infrastruktur stattfindende Nutzung als Ankerstelle, eine „umweltschonende“ und mit wenigen Mitteln funktionierende Art von NautikerInnenversorgung. Die Zone wird kollektiv vom angesammelten Müll befreit und mit Mülltonnen ausgestattet. In einem der ehemaligen Militärgebäude (LK05) wird ein Dusch- und Waschzentrum eingerichtet. Das Verwenden von Spülmittel und Shampoos auf den Booten wird in der Bucht verboten. Ein Fahrradverleih wird eröffnet, sowie ein Verleih von Taschenlampen für die Erkundung der Tunnelanlagen. Die Einnahmen dieses „Öko-Nautikhafens“ fließen nicht wie üblich in die Kassa der Gespannschaft, sondern werden für andere Umplanungsprojekte verwendet. Mit zusätzlichen Spendengeldern des „Vereins ausgereister InsulanerInnen“, sowie der Sportförderung, werden die ehemaligen Munitionslagerhallen (LS01) renoviert, mit notwendigen Utensilien ausgestat-

tet, und dem Aerobicclub „Lastovo“, sowie dem Badmintonverein „Ubli“ zur Verfügung gestellt. Der neu gegründete Karate-Klub „Pasadur“ findet ebenfalls seine Räumlichkeiten hier. Die zugereiste Australierin errichtet ihr Yoga Studio in einem der Gebäude, nachdem die Nachfrage das Raumangebot ihres Hauses gesprengt hat. Das Musikfestival „Lastovo otok glazbe“ wird auf Jurjeva Luka ausgeweitet, wo Musikworkshops in der ehemaligen Kaserne angeboten werden. Treibstoff bunker werden temporär in Tonstudios umgewandelt.....

179

DAS ZWEITE LEBEN VON VPB01

Ich mรถchte ..... ein

VPB01

180

KINO sein

181

DAS ZWEITE LEBEN VON LS01

TURNSAAL

Ich wäre gerne ein .....

LS01

182

183

DAS ZWEITE LEBEN VON LK05

WASCHCENTER

sein

Ich mรถchte ein .....

LK05

184

185

186

Quellen Nacionalni program razvitka otoka, Ministarstvo razvitka i obnove (Nationales Programm der Inselentwicklung, Ministerium für Entwicklung und Erneuerung), Zagreb, 1997 Zakon o otocima (Inselgesetz), NN 34/99, 32/02, 34/06, Zagreb, 1999, 2002, 2006 Zakon o prostornom uređenju i gradnji (Raumordnungs- und Baugesetz), NN 76/07, Zagreb 2007 Uredba o uređenju i zaštiti zaštićenog obalnog područja mora (Verordnung vom Geschützten Küstengebiet), Zakon o prostornom uređenju (Raumordnungsgesetz), NN 100/04, Zagreb 2004 Zakon o pomorskom dobru i morskim lukama (Gesetz über das Meeresgut und Meereshäfen), NN 158/03, 100/04, 141/06, Zagreb 2003, 2004, 2006 Dragutin Babić, Ivan Lajić, Sonja Podgorelc: Otoci dviju generacija(Inseln zweier Generationen), Zagreb, 2004 Ivan Lajić, Roko Mišetić: Otočni Logaritam - aktualno stanje i suvremeni demografski procesi na Jadranskim otocima (Insellogarithmus - Aktuelle Situation und gegenwärtige demografische Prozesse auf den adriatischen Inseln), Zagreb, 2006 Josip Farčić, Damir Magaš: Suvremeni socio-geografski problemi malih hrvatskih otoka - primjer otoka Žirja (Gegenwärtige sozio-geografische Probleme kleiner kroatischer Inseln - Beispiel der Insel Žirje), Geoadria, 9/2, 125-158, Zadar, 2004 Dragutin Babić, Ivan Lajić, Sonja Podgorelc: Otočni izazovi: život na periferiji, odlazak ili revitalizacija otočnog mikrosocijalnog ambijenta (Inselherausforderungen: das Leben an der Periferie, das Gehen oder die Revitalisierung des mikrosozialen Inselumfelds) in Sociologija sela 42/2004 Vera Graovac: Otoci na rubu izumiranja - primjer zadarskih otoka (Inseln am Rande des Aussterbens - Beispiel der Inseln von Zadar), Geoadria 9/2, 183-210, Zadar, 2004

187

Vuk Tvrtko Opačić: Geografski aspekt proučavanja trajektnog prometa: primjer hrvatskog otočja (Geografischer Aspekt der Analyse des Fähreverkehrs: Beispiel kroatische Inseln ), Zadar, 2002 Protokol seminara o provedbi odrzivog razvitka otoka (Protokoll des Seminars zur Überprüfung der Durchführung des Programms der nachhaltigen Inselentwicklung), Malinska, Otok Krk, 2005 Tea Duplančić Leder, Tin Ujević, Mendi Čala: Duljine obalne crte i površine otoka na hrvatskom dijelu Jadranskog mora određene sa topografskih karata mjerila 1 : 25 000, (Längen der Küstenlinien und Inselflächen auf dem kroatischen Teil des adriatischen Meeres festgelegt durch topografische Karten im Maßstab 1 : 25 000) Geoadria 9/1, 5-32, Zadar 2004 Dražen Najman, Ivan Posilović, Marija Dujić; Blokade i osvajanja vojarni i vojnih objekata JNA u Hrvatskoj (Blockaden und Eroberungen von Kasernen und militärischen Objekten der JNA in Kroatien), Zagreb 2004 Paul Virilio; Bunkerarchäologie, Paris 1975 Branko Nadilo; Razvitak hrvatskih otoka (Entwicklung kroatischer Inseln), in Građevinar 53, 2001 Branko Nadilo; Najudaljeniji naseljeni hrvatski otok (Die am weitesten entfernte bewohnte kroatische Insel), in Građevinar 52, 2000 Branko Nadilo; Vis-Otok izuzetnoga strateškoga i povijesnoga značaja (Vis-dei Insel von besonderer strategischer und geschichtlicher Bedeutung), in Građevinar 52, 2000 Tanja Vrančić; Prvi kongres hrvatskih arhitekata o gradnji na obali (Erster Kongress kroatischer Architekten über den Bau an der Küste), in Građevinar 56, 2004 Jadranka Samokovlija Dragičević; Sadašnje stanje divlje gradnje na obali (Jetziger Stand wilden Bauens an der Küste), in Građevinar 57, 2005 Zoran Brajčić; The Revival of Paradise Island in Biseri Jadrana - The Islands of Vis, Zagreb 2004 TOMAS - Stavovi i potrošnja turista u Hrvatskoj - Ljeto 2007 (TOMAS - Standpunkte und Verbrauch der Touristen in Kroatien - Sommer 2007), Zagreb 2008

188

Eduard Šoštarić in Nacional, Nr. 493, 2005 Marko Pečarević in Slobodna Dalmacija, diverse Artikel http://www.croatia.hr http://nautika.croatia.hr http://www.mmpi.hr http://www.dzs.hr http://www.urbanizam.hr http://www.uha.hr http://www.otokvis.net http://www.dalmacija.hr http://www.viscricket.com http://www.lastovo.net http://www.lastovo-tz.net http://www.edubrovnik.org http://www.korcula.ws http://www.unije.de http://nautic-apartments.com/hrv/jugovojska.htm http://arhitekturarata.makeforum.org/mmvip-top-secrat-najvi-a-tajna-neptunprojekt-t26.html

Mündliche Quellen: Slavko Horvat; kroatisches Verteidigungsministerium, Zagreb Zoran Skala; Gespannschaftsplanungsamt, Rijeka Denis Popov; Planungsabteilung der Stadt Mali Lošinj Gordana Radman; URBOS Split (Beauftragt für die Flächenwidmungsplanung der Insel Vis) Tonko-Tonio Zanki; Planungsabteilung der Stadt Komiža Mitar; Museumsleiter und ehemaliger JNA-Offizier, Vis Žarko Žitko; Direktor des Tourismusamtes von Vis und Appartementvermieter Frau Žitko, Appartementvermieterin, Vis Antonio Lipanović; Weinbauer, Vis Ivo Fulmizi, Elektriker und Apartementvermieter, Lastovo

189

Ein jetziger Militärangestellter auf Lastovo (Betreuer der Radaranlage) Ein ehemaliger Wehrdiener auf Lastovo Mitarbeiter aus der Gemeindeverwaltung in Lastovo Angestellte des Tourist Office Lastovo Angestellte des Tourist Office Ubli diverse InsulanerInnen und andere „Eingeweihte“

Bilder: alle Grafiken: Antonia Dika alle Fotos: Daniele Ansidei und Antonia Dika außer: Seite 9: Max Bunker (Luciano Secchi), Magnus (Roberto Raviola): Alan Ford Stalin, I fratelli Lumiere, Marco Polo, Gioccahino Rossini; Mailand, 1998 Seite 12; von http://www.titoville.com/images/nogomet.jpg (11.05.2008) Seite 53 oben und 160 mitte: http://www.jell-paradeiser.at/marko/ (11.05.2008) Seite 84 : Demografischer Baum Žirje: aus Magaš, Farčić: Suvremeni socio-geografski problemi malih hrvatskih otoka - primjer otoka Žirja (Gegenwärtige soziogeografische Probleme kleiner kroatischer Inseln - Beispiel der Insel Žirje), Geoadria, 9/2, 125-158, Zadar, 2004; S.132

190

INFORAMTIONSBESCHAFFUNG

Um eine Übersicht der Anlagen zusammenzustellen, habe ich versucht zu potenziellen InformantInnen Kontakt aufzunehmen. Das kroatische Verteidigungsministerium stellt die einzige Quelle dar, die über eine Gesamtübersicht der Anlagen verfügt. Das Ministerium ist im Besitz von Karten, in denen händisch alle militärischen Zonen aus der Zeit Jugoslawiens eingetragen wurden. Das Verteidigungsministerium ist jedoch äußerst vorsichtig mit der Ausgabe jeglicher Information. Als ich begann, die Zonen aus den Karten abzuzeichnen wurde ich dabei aufgehalten. Dies sei zu riskant, da auch die Anlagen, die gegenwärtig noch genutzt werden, dort eingetragen sind1. Ich konnte lediglich eine tabellarische Liste der nicht mehr genutzten Anlagen bekommen. Genauere Pläne einzelner verlassener Anlagen besitzt auch das kroatische Militär nicht. Das

tatsächliche Ausmaß und die konkrete Nutzung konnte ich nur vor Ort, auf den jeweiligen Inseln, herausfinden.

Ich besuchte die lokalen Verwaltungen der Inselstädte oder -gemeinden, sowie deren Planungsabteilungen, falls welche vorhanden waren. Dort, und eigentlich viel mehr in formlosen Gesprächen mit Einheimischen, konnte ich Genaueres über die ehemalige Nutzung, das Verlassen seitens der JNA und die eventuelle Zwischennutzung der Anlagen erfahren. Die genauesten Informationen bekam ich von ehemaligen Militärbediensteten, die in Städten am Festland leben, teilweise aber auf den Inseln geblieben sind. In manchen Fällen verhalfen mir ausgewanderte InsulanerInnen, oder Leute, die ihren Wehrdienst auf einer der Inseln abgeleistet haben, zu zusätzlichen Informationen, bzw. der Kontaktaufnahme zu den „wirklich eingeweihten“.

1 Was heutzutage etwas absurd erscheint aufgrund der Tatsache, dass man auf Google Earth alle Zonen sehen kann, soweit die Bildauflösung gut genug ist.

Auf diesem Wege bekam ich auch Informationen darüber inwieweit das Militär

191

in das Inselleben integriert wurde, wie die Inselbevölkerung damit umging und heute umgeht, und wie die Chancen für eine neue Nutzung stehen. Es wurde ganz deutlich, dass jede Insel in ihren Ansichten und Bedürfnissen spezifisch ist und nach einer spezifischen Lösung strebt.

192

DANKE AN Andrea Cazzaniga, Andreas Kofler, Bernadette Krejs, Damir Gamulin, Daniele Ansidei, Gerhard Feldbacher, Isabel Glogar, Jens Dangschat, Julie Moes, Jerko Dika, Josef Kovarik, Katarina Lebo, Katarina Martek, Kristina Pliskovac, Maja Dika, Margit Neuberger, Marijanka Zagorac, Michi Huber, Milena Dika, Mladen JadriÄ&#x2021;, Nina Prill, Philomena Kober, Patricia Lebo, Sabine Pollak und Zvjezdana Pliskovac.

193