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mo 03/11
19.30 Uhr
Großer Saal
Festspielhaus St. Pölten
Dauer: ca. 1 Std. 40 Min. (inkl. Pause)
Einführung mit Gustav Danzinger
18.30 Uhr, Kleiner Saal
Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Bettina Masuch






















RICHARD WAGNER (1813 – 1883)
Ouvertüre zur Oper
«Der fliegende Holländer» (1841/42)
11’
EDWARD ELGAR (1857 – 1934)
«Sea Pictures»
Fünf Lieder für Alt und Orchester op. 37 (1899)
I. Sea Slumber-Song
II. In Haven (Capri)
III. Sabbath Morning at Sea
IV. Where Corals lie
V. The Swimmer
23’ PAUSE
ERNEST CHAUSSON (1855 – 1899)
«Poème de l’amour et de la mer» für Gesang und Orchester op. 19 (1882-92)
I. La fleur des eaux (Die Wasserblume). Calme Interlude (Zwischenspiel). Lent et triste
II. La mort de l’amour (Der Tod der Liebe). Vif et joyeux
26’
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809 – 1847)
«Meeresstille und glückliche Fahrt»
Ouvertüre op. 27 (1828)
Meeresstille. Adagio –Glückliche Fahrt. Molto Allegro vivace
14’
Bitte beachten Sie, dass die tatsächliche Spieldauer von diesen Angaben geringfügig abweichen kann.

Dirigent
Richard Wagners unheimlicher Seeheld
Die Ouvertüre zur romantischen Oper «Der fliegende Holländer» ist das vielleicht düsterste von Richard Wagners Opernvorspielen. Nur ein zarter, aber auch nebelverhangener Lichtkegel scheint im langsamen Teil die Musik zu erhellen. Immerhin: Der Titelheld findet am Ende Erlösung. Ob es für Senta, die ihm dazu verhilft, ein echter Segen ist, das bleibt der Fantasie des Publikums überlassen.
Während Richard Wagner, seit 1837 als Kapellmeister in Riga tätig, mit der Arbeit an der Oper «Rienzi, der letzte der Tribunen», befasst war, lernte er die uralte Sage vom Fliegenden Holländer in der Fassung von Heinrich Heine kennen, die dieser 1833 in seinen «Memoiren des Herren von Schnabelewopski» veröffentlicht hatte. Die hier eingeführte – und von Heine ironisch gebrochene – Idee der Erlösung des zu ewigem Umherirren auf den Weltmeeren Verdammten durch die opferbereite Liebe einer Frau, dieser «echt dramatische Einfall», faszinierte Wagner augenblicklich. Folgerichtig konzipierte er zunächst die Ballade der Senta, das Zentrum des gesamten Dramas, in der er seinen Worten zufolge «unbewusst den thematischen Keim zu der ganzen Musik der Oper» niederlegte.
Das kongeniale Pendant der Ballade ist die Ouvertüre: Sämtliche Hauptthemen, also Holländer und Erlösungsmotiv, der Matrosenchor, das Wüten des Meeres oder der Chor der Verdammten des Geisterschiffes, werden hier vorgestellt und – ganz im Geiste Beethovens – symphonisch verarbeitet. Darüber hinaus symbolisiert die klangliche Darstellung der
dämonischen (Natur)Gewalten, die den «Freischütz» des von Wagner hochverehrten Carl Maria von Weber zum Vorbild hat, die seelischen Stürme der beiden Hauptfiguren, die mit dem praktischmaterialistischen Denken von Sentas Vater Daland kontrastieren – eine Analogie zu Vater Rocco in Ludwig van Beethovens «Fidelio».
Nach der Entlassung aus seiner Stellung in Riga entzog sich Wagner den Gläubigern durch eine abenteuerliche Flucht und geriet mit seiner Frau Minna auf der Schifffahrt nach London trotz Notlandung an der norwegischen Küste, an welche er später die Handlung des «Fliegenden Holländers» verlegte, in äußerste Seenot: «Es war eines Mittwochs am 7. [August 1839], wo wir jeden Augenblick unsren Tod voraussehen zu müssen glaubten.»
Noch vor der Beendigung des «Rienzi» hatte Richard Wagner mit der Arbeit am «Fliegenden Holländer» begonnen, der am 2. Jänner 1843 in Dresden uraufgeführt wurde. Nach dem Triumph des in der Tradition der französischen Grand opéra stehenden «Rienzi», der nur zehn Wochen zuvor auf derselben Bühne uraufgeführt worden war, zeigte sich das auf neuerlichen äußerlichen Glanz eingestellte Publikum von der Düsterkeit der neuen Oper enttäuscht. Vor allem aber hatte Wagner bereits weitgehend den Schritt zum durchkomponierten Musikdrama vollzogen, wenngleich er noch an althergebrachten Bezeichnungen wie «Ouvertüre», «Duett und Chor» etc. festhielt. Der Siegeszug des Werkes war dennoch unaufhaltsam, wobei Wagner sich wiederholt mit Plänen zu Änderungen befasste, deren bedeutendste er nach der Vollendung von «Tristan und Isolde» realisierte: «Jetzt, wo ich Isoldes letzte Verklärung geschrieben, konnte ich erst den rechten Schluß zur Fliegenden HolländerOuvertüre finden.»
Reminiszenz an einen hochdramatischen Moment
Das Erlebnis der Naturgewalten auf der Fahrt von Riga ist in der Partitur ebenso grandios sublimiert wie die Schiffsrufe der Mannschaft: «Der kurze Rhythmus dieses Rufes […] gestaltete sich bald zu dem Thema des Matrosenliedes in meinem ‹fliegenden Holländer›». Aber auch die Regieanweisung des Schlusses (Senta «stürzt sich in das Meer; sogleich versinkt das Schiff des Holländers mit aller Mannschaft. Das Meer schwillt hoch auf und sinkt in einem Wirbel wieder zurück. Im Glührot der aufgehenden Sonne sieht man über den Trümmern des Schiffes die verklärten Gestalten Senta's und des Holländers, sich umschlungen haltend, dem Meere entsteigen und aufwärts schweben») ist eine Reminiszenz an den vielleicht dramatischsten Moment seines so bewegten Lebens, schrieb Wagner doch im Juli 1842 an Minna: «Als Sturm und Gefahr am größten waren, als Du zum Lohne für alle mit mir verlebten Leiden einen gräßlichen Tod vor Dir sahst, da batest Du mich nur, Dich recht fest zu umarmen, damit wir nur nicht getrennt in die Tiefe hinabsinken!»
CLEMENS HELLSBERG
Der Autor, aus Linz stammend, war bis 2014 Vorstand der Wiener Philharmoniker. Er studierte Musikwissenschaft, Alte Geschichte und Violine, spielte als Primgeiger im Orchester der Wiener Staatsoper und ab 1980 bei den Philharmonikern. Er schrieb mehrere Bücher und wissenschaftliche Publikationen und hält weltweit Vorträge.
Entstehung • 1841/42
Uraufführung • am 2. Jänner 1843 am Königlichen Hoftheater (heute Semperoper) in Dresden unter der Leitung des Komponisten Vom Tonkünstler-Orchester zuletzt aufgeführt • im März 2018 in Wien und Grafenegg
Poetische Seebilder eines echten Briten
Von der Uraufführung von Edward Elgars «Sea Pictures» im Oktober 1899 beim Norfolk & Norwich Festival unter der Leitung des Komponisten wurde berichtet, dass die 27-jährige Sängerin Clara Butt im Kostüm einer Meerjungfrau auftrat. Dabei wäre dieser uns heute seltsam anmutende Griff in die Kostümkiste gar nicht nötig gewesen, um die Kraft dieser besonderen Wassermusik zu unterstreichen.
Als Edward Elgar vom Norfolk & Norwich Festival den Auftrag erhielt, eine musikalische «Szene» für die Altistin Clara Butt zu komponieren, setzte er Meeresgedichte von fünf verschiedenen Autoren zu einem Liederzyklus zusammen. Er wählte größtenteils sogenannte «Dramatic monologues» als dichterische Vorlagen aus und behielt damit eine Nähe zur musikdramatischen «Szene» bei. Lieder mit Orchesterbegleitung waren gegenüber dem Klavierlied Ende des 19. Jahrhunderts noch eine rare Gattung. Aber das Orchester war Elgars Element. Er brauchte die Farben des großen romantischen Orchesters, um seine Musik zum Leuchten und Funkeln, Glänzen und Schimmern, Rauschen und Tosen zu bringen. Eben erst hatte er seine «Enigma Variations» vollendet, deren Uraufführung den englischen Komponisten im Juni 1899 über Nacht populär machte. Auch die unmittelbar nach den Orchestervariationen komponierten Orchesterlieder sind ausdrucksstarke Tonbilder.
In den «Sea Pictures» entstehen große Tableaus im ersten, dritten und im abschließenden Lied. Eröffnet wird der Zyklus mit dem «Sea Slumber-Song», in dem die See als eine Art
Urmutter der Schöpfung die Welt in den Schlaf wiegt. Mit den für seine Klangsprache so typischen dunklen Orchesterfarben verwandelt Elgar den wiegenden Rhythmus in einen bedrohlichen langsamen Marsch. Die Macht des Schattens fällt auf das lichterfüllte Elfenland. Elgar komponiert hier in zwei Dimensionen: Er orchestriert Bedrohung, während er die Gesangsstimme sanftmütige Melodien und betörende Intervallfolgen verströmen lässt.
Dem eröffnenden Nachtgesang stellte Elgar im Zentrum des Zyklus ein Morgenlied gegenüber. «Sabbath Morning at Sea» von Elizabeth Barrett Browning, der bedeutenden Dichterin des Viktorianischen Zeitalters, ist ein ekstatisches Gebet einer einsamen Seele auf hoher See, das Elgar im Übergang von passionierten Rezitativzeilen auf feierliche Arienpassagen vertonte. Wenig später begann er mit der Komposition seines Oratoriums «The Dream of Gerontius», dessen Tonfall er bereits im «Sabbath Morning» mit kirchenliedhaften Gesangssequenzen, harmonisch berückenden Streicherpassagen, rauschenden Harfenklängen und majestätischen Bläserhymnen anstimmte.
Spiegelbild einer am Liebesunglück leidenden Seele
Im Schlusslied «The Swimmer» gehen mit gesamtorchestralen Arpeggien die Wogen hoch und kommen durch Klänge der gestopften Hörner, des Tamtams und der mit dem Bogenholz gestrichenen Geigen und Bratschen die unwägbaren Tiefen des Gewässers zum Ausdruck. In der Dichtung des australischen Nationaldichters Adam Lindsay Gordon wird das Meer zum Spiegelbild einer am Liebesunglück leidenden Seele, die hin und hergerissen ist zwischen schönen Erinnerungen an glückliche gemeinsame Zeiten mit dem geliebten Menschen und der einsamen, von Gefühlsstürmen erfüllten Gegenwart. Um sich aus dem Leid zu befreien, strebt die
Seele dem Licht des Jenseits entgegen, begleitet von einem triumphalen Hymnus, den Elgar aus dem Dunkel des Seelenmeeres emporsteigen lässt.
Demgegenüber «malte» der Komponist im zweiten und vierten Lied Miniaturen mit feinen Linien und stilvollen Farbmixturen.
Das Lied «In Haven (Capri)» nach einem Gedicht von Elgars Ehefrau Caroline Alice bildet offensichtlich die Wurzel des gesamten Zyklus, denn alle anderen Lieder lassen sich motivisch und thematisch davon ableiten. Der sanft wiegende, barocke italienische SicilianoRhythmus von «In Haven» ist eine Anspielung auf den Liedtitelzusatz «Capri» (kurz bevor sie Edward Elgar kennenlernte, weilte Caroline Alice auf der Felseninsel im Golf von Neapel). Hand in Hand scheint nun das Ehepaar die Küste entlang zu gehen, vereint in treuer Liebe und gewappnet gegen die Stürme des Lebens. Im Lied «Where Corals lie» nach einem Gedicht von Richard Garnett wird unter der aparten klanglichen und harmonischen Oberfläche die leidenschaftliche Sehnsucht nach dem gefährlichen, verführerischen Unbekannten hörbar. Immer stärker locken die exotischen Farben und Figuren im Korallenriff und entfernen die Seele von der irdischen Wirklichkeit in ein trügerisches Reich der Sinnlichkeit.
RAINER LEPUSCHITZ
Der Autor, geboren in Salzburg, lebt in Graz. Dramaturgische und publizistische Arbeit u. a. für das Wiener Konzerthaus, die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, die Salzburger Festspiele, das Festspielhaus St. Pölten und das Grafenegg Festival.
Entstehung • 1899 Uraufführung • am 5. Oktober 1899 mit dem Festival Orchestra des Norfolk & Norwich Festival unter der Leitung des Komponisten, Solistin: Clara Butt Vom Tonkünstler-Orchester zuletzt aufgeführt • im März 2018 in Wien und Grafenegg Liedtexte und Übersetzungen • ab Seite 20 in diesem Heft
Franziska Ziegler
aus Wolfsgraben bei Wien besucht seit 1980 regelmäßig die Konzerte des TonkünstlerOrchesters in Wien und Niederösterreich und reiste ihm bis Hamburg nach
Seit 2015 äußerten sich Orchestermitglieder und Mitarbeitende der Verwaltung an dieser Stelle zu Komponisten, Mitwirkenden und zur Musik. Nun sind Sie an der Reihe: unser Publikum! Wir freuen uns auf Ihre Wortspende an office@tonkuenstler.at.
Von der sanften Wasserblume bis zum Tod der Liebe
Als würden sich Richard Wagners «Tristan» und «Parsifal» an der französischen Küste die Hand reichen: Ernest Chaussons «Gedichte der Liebe und des Meeres» erzählen von einem Liebenden, dessen Leidenschaft sich in der Unendlichkeit des Meeres spiegelt.
Als anständiger Komponist Ernster Musik starb man vor Erfindung leistungsfähiger Fortbewegungsvehikel beispielsweise an Syphilis – laut Harald Schmidt «eine alte KomponistenKrankheit». Als schließlich Fahrräder, Straßenbahnen und Autos auch Teil des Alltags vermeintlich abgeschieden lebender, im stillen Kämmerlein Partituren verfertigender Menschen wurde, traf es dann doch den ein oder anderen auf die ein oder andere Weise. Beziehungsweise die ein oder andere: SophieCarmen EckhardtGramatté, russischdeutschkanadische Komponistin, verstarb 1974 nach einem tragischen Busunfall in Stuttgart. Der im Jahr 1900 geborene Pierre Octave Ferroud kam 36jährig bei einem Autounfall auf einer UngarnReise ums Leben. Und César Franck wurde bei einem Zusammenstoß mit einer von Pferden gezogenen Straßenbahn verletzt, überlebte aber. Gottlob.
Ernest Chausson wiederum starb mit nur 44 Jahren bei einem Fahrradunfall im westlich von Paris gelegenen Ort Limay. Er stammte aus einer gut betuchten Familie und verfasste zunächst seine Doktorarbeit im Fach Rechtswissenschaften, wandte sich aber schließlich ganz der Musik zu und studierte in Paris bei Jules Massenet. Bei besagtem César Franck nahm Chausson zusätzliche Kompositionsstunden und konnte bald von Kompositionsaufträgen und Auftritten als Pianist
seinen Lebensunterhalt bestreiten. Wie so viele seiner französischen Kollegen – mit Claude Debussy oder Paul Dukas stand er in gutem Kontakt – arbeitete sich Chausson an der Musik Richard Wagners ab, pilgerte zu WagnerAufführungen nach Bayreuth und wurde durch dessen «Tristan» zu seiner Oper «Le roi Arthus» inspiriert, die 1903 in Brüssel uraufgeführt wurde.
Chaussons «Poème de l’amour et de la mer» – «Gedichte der Liebe und des Meeres» – wurden zunächst als Werk für Gesang und Klavier geplant und sehr bald nach Verfertigung ins OrchesterGroße gezogen. Die Entstehungsgeschichte erstreckt sich über fast zehn Jahre hinweg. Zwischen 1882 und 1892 entstanden diese Lieder auf Verse von Chaussons Freund Maurice Bouchor (1855 – 1929). Die Gedichte erzählen von einem Liebenden, dessen Leidenschaft sich in der Unendlichkeit des Meeres spiegelt. In «La fleur des eaux», «Die Wasserblume», werden wir sanft von lieblichen Geigen umspült. Eine Klarinette übernimmt kurzzeitig, eine Oboe klagt hinterdrein. Die Atmosphäre der «Morgenstimmung» von Edvard Grieg liegt in der duftenden Luft – da setzt auch schon die Sängerin, ebenso amourös, ein.
Das textlose Zwischenspiel, Interlude, bringt weitere Klagen aus Richtung des SoloFagotts. Nach wenigen Momenten setzt ein SoloCello ein und bringt eine etwas deutlichere Elegie zu Gehör, synkopisch begleitet von HolzbläserAkkorden. In «La mort de l’amour», «Der Tod der Liebe», schließlich lodert der Liebeswahnsinn, glitzern die vergötternden Gedanken an gemeingefährlich Geliebte, flackert die fließende AmourfouFlut. Die Flöten spielen die kleinsten Notenwerte, dazu darf die Harfe in schönsten, fast kinderliedartigen MelodiePartikeln zupfen. Das Flackern übernehmen
in jenem Moment die Violinen, in dem schließlich die Gesangsstimme Aufmerksamkeit erheischend und doch so glücklich todesergeben mit den Worten einsetzt: «Sehr bald wird die glückliche blaue Insel zwischen den Felsen auftauchen», als würden sich Wagners «Tristan» und «Parsifal» gedankenverloren an der französischen Küste die Hand reichen. Kein Wunder, drückt Chausson doch immer wieder sanft aufs «Orchesterpedal», durchmischt also rhythmisch hier beispielsweise in DreierRhythmen fortschreitende mit dort in ViererEinheiten strukturierte Begleitmuster im Orchester. Ein wunderbar durchwobener OrchesterliedReigen. Der englische Musikkritiker Ralph Moore schrieb über Chaussons «Poème de l’amour et de la mer», das Werk sei ein «Lieblingsstück vieler Liebhaber üppiger, träumerischer fin-de-siècleDekadenz und Sinnlichkeit.»
ARNO LÜCKER
Der Autor ist Opern- und Konzert-Dramaturg, Pianist und Komponist und schreibt für diverse Magazine und Fachzeitschriften. 2020 erschien Lückers «op. 111. Ludwig van Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt» im WolkeVerlag, 2023 sein 650-seitiges Buch «250 Komponistinnen. Frauen schreiben Musikgeschichte» in Die Andere Bibliothek.
Entstehung • 1882-92
Uraufführung • am 21. Februar 1893 mit dem Komponisten am Klavier; in der Orchesterfassung am 8. April 1893 mit dem Orchestre de la Société Nationale de Musique in Paris, Gesang: Éléonore Blanc, Dirigent: Gabriel Marie Erstmals im Abonnementprogramm des Tonkünstler-Orchesters Gesangstexte und Übersetzungen • ab Seite 30 in diesem Heft
Aigul Akhmetshina beim Tonkünstler-Orchester
Von einem Dorf südöstlich von Kasan ans Royal Opera House Covent Garden: Seit sie in London mit der Titelpartie in Georges Bizets «Carmen» einsprang, singt die Mezzosopranistin an den wichtigsten Opernhäusern der Welt. Gelegentlich tritt sie auch als Konzertsängerin vors Publikum und debütiert in diesem Programm nicht nur beim Tonkünstler-Orchester, sondern auch an seinen Spielstätten.
Mit Felix Mendelssohn Bartholdy am Wasser
Mit seiner dritten Konzertouvertüre, die den programmatischen Titel «Meeresstille und glückliche Fahrt» trägt, schuf Mendelssohn den Prototyp der «Meeres»Musik im 19. Jahrhundert. Auch Richard Wagner griff für die Konzeption seiner Ouvertüre zur Oper «Der fliegende Holländer» auf Mendelssohns Komposition zurück.
Felix Mendelssohn Bartholdy war einer der ersten Komponisten, die aus dem Bildungsbürgertum des 19. Jahrhunderts hervorgingen. Hoch begabt und frühzeitig mit den ausreichend vorhandenen Mitteln der Familie gefördert, konnte sich der junge Felix voll entfalten. Bei Lehrern wie Carl Friedrich Zelter erlernte er Musiktheorie und geschichte, der ClementiSchüler Ludwig Berger brachte ihm die Kunst des Klavierspiels in allen Facetten bei. Bei den «Sonntagsmusiken», Konzertveranstaltungen im privaten Kreis, probierte der von Anfang an auf die Musik fokussierte Wunderknabe seine neuen Kompositionen aus und erarbeitete sich derart sein Handwerkszeug.
Mendelssohns Musik haftet das Attribut des «Klassizismus» an. Der jugendliche Esprit und die Verspieltheit seiner Musik –als Beispiel sei hier die Eröffnung seiner «italienischen» Symphonie angeführt – legen den Verdacht nahe, einen geistigen Enkel Mozarts und Haydns vor sich zu haben. Wahr ist aber vielmehr, dass Mendelssohn durch und durch Romantiker war und sich nicht annähernd so stark von anderen Komponisten seiner Generation unterscheidet, wie man vermuten möchte. Das klingende Selbstbildnis, das den Blick auf eine
vom Verlangen zerrissene Seele freigibt, war aber nie das Mittel seiner Wahl. Bildlich gesprochen, nahm er in jungen Jahren einen aufgeklärten Anlauf und setzte schon bald zu einem lebensbejahenden, freudig in die Zukunft blickenden Sprung an. In der Momentaufnahme dieses Sprungs zwischen Gestern und Morgen – mitten im Flug quasi – lässt sich im Großen und Ganzen die Kunstauffassung des Komponisten skizzieren.
Die beinahe fotografische Darstellung des unbeweglichen Schiffes und das allmähliche Auffrischen des Windes ist ein eindrucksvolles Beispiel einer musikalischen Naturbeschreibung. Ob und wie viel Programmatisches in den Konzertouvertüren Mendelssohns liegt, mag einigen Diskussionsstoff abgeben. Im Fall von «Meeresstille und glückliche Fahrt» handelt es sich jedoch eindeutig um eine Komposition nach einer literarischen Vorlage. Ausgangspunkt war ein Doppelgedicht von Johann Wolfgang von Goethe, das bereits Franz Schubert und Ludwig van Beethoven zu Kompositionen inspiriert hatte.
Anhand der beiden Gedichte lässt sich mühelos der Weg der Musik verfolgen: Die drückende Stille und die Reglosigkeit auf dem Wasser werden bereits in den ersten Akkorden ausgedrückt. Vor dem Hintergrund des Innehaltens der Natur blitzen Momente der menschlichen Hoffnung auf, der Wind möge doch endlich das Schiff antreiben. Doch die Einleitung verharrt in ihrer statischen Grundstimmung und scheint die Zeit ins Unendliche auszudehnen.
Durch die solistischen Flötentriolen angedeutet, hebt sich nun leise der Wind. Mendelssohn unterstützt die bewegte Luft durch den verstärkten Einsatz der Bläser. Die folgenden
überleitenden Takte spannen eine Feder, die rasch das fröhliche DDurThema freisetzen und eine Gesamtbewegung in Gang setzen, die sowohl das große Schiff als auch die darauf befindlichen Menschen antreibt. Spannung erzeugen auch das punktierte Motiv und Synkopen, die in krassem Gegensatz zum Phlegma der Einleitung stehen. Die Durchführung verarbeitet das punktierte Thema in vielfältiger Weise und greift schließlich wieder auf den statischen Anfang des Werks zurück. Eine festliche Fanfare signalisiert die Ankunft des Schiffes im Hafen – die letzten drei Akkorde aber gehören wieder dem Meer und dem Wind. In der Romantik steht die Natur eben über allem.
ALEXANDER MOORE
Der Autor studierte an der Musikuniversität Wien und am Institut für Kulturkonzepte. Nach Stationen als Radioredakteur, Pressesprecher der Oper Graz, Produktionsleiter am Brucknerhaus Linz, Dramaturg des Tonkünstler-Orchesters und des Grafenegg Festivals und als Generalsekretär der Jeunesse, gründete er 2014 «MusiConsulting» und arbeitet für renommierte Kulturinstitutionen in Österreich und Deutschland.
Entstehung • 1828/1833
Uraufführung • am 1. Dezember 1832 in der Sing-Akademie zu Berlin unter der Leitung des Komponisten Vom Tonkünstler-Orchester zuletzt aufgeführt • im Februar 2009 in Wien, St. Pölten und Baden
Marco Armiliato beim Tonkünstler-Orchester
Der aus Genua stammende Musiker gehört zu den wichtigsten Operndirigenten der Gegenwart. Er ist Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, wo er seit vielen Jahren Werke des italienischen und französischen Repertoires leitet, in der aktuellen Saison steht er dort wieder oft am Pult. Gelegentlich unternimmt Armiliato auch Ausflüge ins Konzertdirigat – und damit erstmals auch zu den Tonkünstlern.
EDWARD ELGAR
«Sea Pictures»
Fünf Lieder für Alt und Orchester op. 37
Seabirds are asleep,
The world forgets to weep, Sea murmurs her soft slumbersong
On the shadowy sand
Of this elfin land.
«I, the Mother mild, Hush thee, O my child, Forget the voices wild!
Isles in elfin light
Dream, the rocks and caves, Lulled by whispering waves, Veil their marbles bright.
Foam glimmers faintly white
Upon the shelly sand
Of this elfin land.
Seasound, like violins,
To slumber woos and wins, I murmur my soft slumbersong, Leave woes, and wails, and sins, Ocean’s shadowy might Breathes goodnight, Goodnight!»
RODEN BERKELEY WRIOTHESLEY NOEL (1834 – 1894)
I. Des Meeres Schlummerlied
Seevogel schlief ein, die Welt ruht ohne Pein, sanft klingt des Meeres Schlummersang, wo mit schattigem Strand liegt dies Elfenland. «Ich, die Mutter lind, wiege Dich, mein Kind, dass Ruh’ Dein Herz gewinnt! Zart umschleiert stehn Marmorklippen hehr, Inseln wunderschön, rings umspielt vom Meer.
Weiße Schaumflocken wehn wohl über den Muschelsand her ins Elfenland.
Wie zarter Geige Klang beschwichtigt Seegesang, er lullet ein, was bös’ und bang in Deine Seele drang.
Meeres dunkle Macht hauchet: Gute Nacht!
Gut’ Nacht!»
Closely let me hold thy hand, Storms are sweeping sea and land; Love alone will stand.
Closely cling, for waves beat fast, Foamflakes cloud the hurrying blast; Love alone will last.
Kiss my lips, and softly say: «Joy, seaswept, may fade today; Love alone will stay.»
ALICE ELGAR (1848 – 1920)
The ship went on with solemn face; To meet the darkness on the deep, The solemn ship went onward. I bowed down weary in the place; For parting tears and present sleep Had weighed mine eyelids downward.
The new sight, the new wondrous sight! The waters around me, turbulent, The skies, impassive over me, Calm in a moonless, sunless light, As glorified by even the intent Of holding the day glory!
Love me, sweet friends, this sabbath day. The sea sings round me while ye roll
II. Im Hafen (Capri)
Lass’ mich halten Deine Hand, Sturm geht über Meer und Land, Liebe nur hält stand.
Schmieg’ Dich an, wenn schaumbesät, tosend her die Welle weht. Liebe nur besteht.
Küssend sollst Du mir gestehn: «Jede Wonne mag verwehn, Liebe muss bestehn.»
III. Sabbathmorgen auf dem Meer
Das Schiff, so feierlich, fuhr ab. Noch lag des Morgens Dunkelheit gebreitet auf dem Meere. Ich saß und schaute matt hinab, denn Scheideweh und Müdigkeit gab meinen Lidern Schwere.
Der Anblick wie herrlich und groß! Die tosenden Wasser rund um mich, der stille Himmel oben, der, ob auch mond und sonnenlos, im Voraus wunderbar verkläret sich, vom Tag, der kommt, umwoben.
Denkt, Freunde mein, am Sabbathtag! Mir rauscht das Meer. Doch euer Mund
Afar the hymn, unaltered, And kneel, where once I knelt to pray, And bless me deeper in your soul, Because your voice has faltered.
And though this sabbath comes to me Without the stoled minister, And chanting congregation, God’s Spirit shall give comfort. He Who brooded soft on waters drear, Creator on creation.
He shall assist me to look higher, Where keep the saints, with harp and song, An endless sabbath morning, And, on that sea commixed with fire, Oft drop their eyelids raised too long To the full Godhead’s burning.
The deeps have music soft and low When winds awake the airy spry, It lures me, lures me on to go And see the land where corals lie.
By mount and mead, by lawn and rill, When night is deep and moon is high, That music seeks and finds me still, And tells me where the corals lie.
singt Hymnen am frommen Orte. Ihr kniet, wo ich voreinst auch lag, mich segnend heißer im Herzensgrund, als mit gestammeltem Worte.
Und wenn um meinen Sabbath her auch keine Priesterstola schwebt und keine Chöre singen, mich tröstet Gottes Geist, ja, Er, der ob den Wassern einst geschwebt im Schaffen und Vollbringen.
Er hilft mir, das empor ich seh’, wo mit Gesang und Harfenklang der Heil’gen ew’ger Sabbath währet, wo sie am Himmelsflammensee senken den Blick, weil er zu lang sich zum Gottesglanz gekehret.
IV. Das Land, wo die Korallen glühn
Des Meeres Lied ist weich und schön, wenn windgeschwellt die Lüfte ziehn, es lockt, es lockt mich hinzugehn ins Land, wo die Korallen glühn.
In Berg und Au, am Wiesenquell, wenn mir sein Licht der Mond geliehn, ich hör’ das Lied an jeder Stell’, es sagt mir, wo Korallen glühn.
Yes, press my eyelids close, ’tis well, But far the rapid fancies fly To rolling worlds of wave and shell, And all the lands where corals lie.
Thy lips are like a sunset glow, Thy smile is like a morning sky, Yet leave me, leave me, let me go And see the land where corals lie.
RICHARD GARNETT (1835 – 1906)
With short, sharp, violent lights made vivid, To southward far as the sight can roam; Only the swirl of the surges livid, The seas that climb and the surfs that comb. Only the crag and the cliff to nor’ward, And the rocks receding, and reefs flung forward, Waifs wrecked seaward and wasted shoreward, On shallows sheeted with flaming foam.
A grim, grey coast and a seaboard ghastly, And shores trod seldom by feet of men –Where the batter’d hull and the broken mast lie, They have lain embedded these long years ten. Love! when we wandered here together, Hand in hand through the sparkling weather, From the heights and hollows of fern and heather, God surely loved us a little then.
The skies were fairer the shores were firmer –The blue sea over the bright sand roll’d;
Schließ’ mir die Augen, so ist’s gut, doch wilde Phantasien fliehn zu Muschelstrand und Wogenflut, zum Land, wo die Korallen glühn.
Es gleicht Dein Mund dem Sonnenbrand, es scheint Dein Lächeln Licht zu sprühn, doch lass’ mich fort ins ferne Land, ins Land, wo die Korallen glühn.
V. Der Schwimmer
So weit die Blicke nach Süden schweifen, rings auf der bläulichen Fluten Wall seh’ ich’s wie zuckende Lichter streifen, seh’ Wellenkämme allüberall.
Nordwärts gewahr’ ich den weißen Schimmer von steilen Klippen und Felsen immer. Seewärts treiben und strandwärts Trümmer von Schiffen, tanzend in Schaum und Schwall.
Wie geisterhaft und wie grau der Strand liegt, den Menschenfüße nur selten gehn! Wo geborsten dort Schiffes Mast und Wand liegt, lagen sie gebettet der Jahre zehn.
Lieb’! Als wir dort gewandelt beide, gab die Welt lichte Augenweide, alle Hügel grünten von Farn und Heide, Gott hat uns liebevoll angesehn.
So schön der Himmel, der Strand so sicher! Die See kam blau auf den Sand gerollt.
Babble and prattle, and ripple and murmur, Sheen of silver and glamour of gold.
So, girt with tempest and winged with thunder, And clad with lightning and shod with sleet, And strong winds treading the swift waves under The flying rollers with frothy feet. One gleam like a bloodshot swordblade swims on The skyline, staining the green gulf crimson, A deathstroke fiercely dealt by a dim sun, That strikes through his stormy winding sheet.
O, brave white horses! you gather and gallop, The storm sprite loosens the gusty reins; Now the stoutest ship were the frailest shallop In your hollow backs, on your higharched manes. I would ride as never man has ridden In your sleepy, swirling surges hidden, To gulfs foreshadowed through strifes forbidden, Where no light wearies and no love wanes.
ADAM LINDSAY GORDON (1833 – 1870)
Schwatzen und Plätschern, Geriesel, Gekicher!
Leuchtend Silber und gleißendes Gold!
Da kommt’s im Sturm mit des Donners Schwingen, mit Blitzgefunkel und Schlossenguss*, die Winde rollen einher und zwingen die Wogen unter den schaum’gen Fuß. Dort am Himmel scheint ein Schwert zu bluten, rot färbt die Sonne die grünen Fluten, ein Todesstreich zuckt aus ihren Gluten, der wehende Schleier durchdringen muss.
Ihr weißen Rosse, ihr windschnellen Truppen! Der Sturmgeist lässet euch freien Zaum! Nun sind stolze Schiffe schwach wie Schaluppen auf der Mähne Kamm und des Rückens Schaum. Reiten möcht’ ich wie kein Mann geritten, rings von euren Wirbeln weich umglitten, bis ich das Land meines Traums erstritten, wo Liebe thronet in sel’gem Raum. Dort, wo Liebe thront in sel’gem Raum.
*Schlossenguss: historisch für «Hagelguss»
ÜBERSETZUNGEN: DR. WILHELM HENZEN (1850 – 1910)
Erschienen in der Erstausgabe der Partitur bei Boosey & Hawkes, 1900
ERNEST CHAUSSON
«Poème de l’amour et de la mer» für Gesang und Orchester op. 19
L’air est plein d’une odeur exquise de lilas, Qui, fleurissant du haut des murs jusques en bas, Embaument les cheveux des femmes.
La mer au grand soleil va toute s’embraser, Et sur le sable fin qu’elles viennent baiser Roulent d’éblouissantes lames.
Ô ciel qui de ses yeux dois porter la couleur, Brise qui vas chanter dans les lilas en fleur
Pour en sortir tout embaumée, Ruisseaux qui mouillerez sa robe, ô verts sentiers, Vous qui tressaillerez sous ses chers petits pieds, Faitesmoi voir ma bienaimée!
Et mon cœur s’est levé par ce matin d’été; Car une belle enfant était sur le rivage, Laissant errer sur moi ses yeux pleins de clarté, Et qui me souriait d’un air tendre et sauvage.
Toi que transfiguraient la jeunesse et l’amour, Tu m’apparus alors comme l’âme des choses; Mon cœur vola vers toi, tu le pris sans retour, Et du ciel entr’ouvert pleuvaient sur nous des roses.
Quel son lamentable et sauvage
Va sonner l’heure de l’adieu!
La mer roule sur le rivage, Moqueuse, et se souciant peu
Que ce soit l’heure de l’adieu.
Ein teurer Fliederduft liegt in der Luft von Blüten, die die Mauern umranken und das Haar der Frauen duften lassen. In helles Sonnenlicht getaucht, wird das Meer leuchten, und auf dem feinen Sand, gerade noch von ihnen geküsst, brechen glitzernde Wellen.
O Himmel, der die Farbe ihrer Augen widerspiegeln wird, Windhauch, der zwischen den Fliederblüten singen und duftgeschwängert weiterziehen wird, Bäche, die ihr Kleid benetzen, o gräserne Pfade, die unter ihren teuren, kleinen Füßen beben, lasst mich meine Liebste sehen!
Mein Herz erwachte an jenem Sommermorgen; denn am Ufer stand ein schönes Mädchen, das seinen klaren Blick über mich schweifen ließ und dabei lächelte, zugleich zart und wild.
Du, von Liebe und Jugend verklärt, schienst mir damals die Seele der Natur selbst zu sein; mein Herz öffnete sich dir, du nahmst es auf ewig, und Rosen regneten auf uns aus dem sich öffnenden Himmel.
Welch wilde Klage wird die Stunde des Abschieds erklingen lassen! Die See wallt über die Ufer, der Stunde des Abschieds spottend und gleichgültig gegenüber.
Des oiseaux passent, l’aile ouverte,
Sur l’abîme presque joyeux;
Au grand soleil la mer est verte,
Et je saigne, silencieux,
En regardant briller les cieux.
Je saigne en regardant ma vie
Qui va s’éloigner sur les flots;
Mon âme unique m’est ravie
Et la sombre clameur des flots
Couvre le bruit de mes sanglots.
Qui sait si cette mer cruelle
La ramènera vers mon cœur?
Mes regards sont tournés vers elle;
La mer chante, et le vent moqueur
Raille l’angoisse de mon cœur.
II. La mort de l’amour
Bientôt l’île bleue et joyeuse
Parmi les rocs m’apparaîtra;
L’île sur l’eau silencieuse
Comme un nénuphar flottera.
À travers la mer d’améthyste
Doucement glisse le bateau,
Et je serai joyeux et triste
De tant me souvenir – bientôt!
Le vent roulait les feuilles mortes; mes pensées
Roulaient comme des feuilles mortes, dans la nuit.
Jamais si doucement au ciel noir n’avaient lui
Les mille roses d’or d’où tombent les rosées!
Vögel gleiten mit ausgebreiteten Flügeln über die sorglose Tiefe; in helles Sonnenlicht getaucht, leuchtet das Meer smaragden, und ich trauere still, während ich in den herrlichen Himmel blicke.
Ich trauere, als ich mein Leben auf den Wogen davongetragen sehe; meine eigene Seele wird mir genommen, und das gleichmäßige Rauschen der Wellen lässt den Klang meiner Schluchzer untergehen.
Wer weiß, ob diese grausame See sie zurück zu meinem Herzen bringen wird? Meine Augen sind nur auf sie gerichtet; das Meer singt, und der spottende Wind verhöhnt die Qualen meines Herzens.
Sehr bald wird die glückliche blaue Insel zwischen den Felsen auftauchen; sie schwimmt auf dem ruhigen Wasser wie eine Seerose.
Über das amethystfarbene Meer gleitet das Boot sanft dahin, und ich werde Freude wie Leid empfinden ob so vieler Erinnerungen – in Bälde.
Der Wind wirbelte die toten Blätter umher; meine Gedanken wirbelten umher wie tote Blätter, in der Nacht. Die zahllosen goldenen Rosen, von denen der Tau tropft, haben noch nie so zart im schwarzen Himmel geleuchtet!
Une danse effrayante, et les feuilles froissées,
Et qui rendaient un son métallique, valsaient,
Semblaient gémir sous les étoiles, et disaient
L’inexprimable horreur des amours trépassées.
Les grands hêtres d’argent que la lune baisait
Étaient des spectres: moi, tout mon sang se glaçait
En voyant mon aimée étrangement sourire.
Comme des fronts de morts nos fronts avaient pâli,
Et, muet, me penchant vers elle, je pus lire
Ce mot fatal écrit dans ses grands yeux: l’oubli.
Le temps des lilas et le temps des roses
Ne reviendra plus à ce printempsci;
Le temps des lilas et le temps des roses
Est passé, le temps des œillets aussi.
Le vent a changé, les cieux sont moroses, Et nous n’irons plus courir, et cueillir
Les lilas en fleur et les belles roses; Le printemps est triste et ne peut fleurir.
Oh! joyeux et doux printemps de l’année, Qui vins, l’an passé, nous ensoleiller,
Notre fleur d’amour est si bien fanée, Las! que ton baiser ne peut l’éveiller!
Et toi, que faistu? pas de fleurs écloses, Pas de grand soleil ni d’ombrages frais; Le temps des lilas et le temps des roses
Avec notre amour est mort à jamais.
MAURICE BOUCHOR (1855 – 1929)
In fantastischem Tanz bewegten sich die trockenen Blätter, im Walzerschritt mit metallischem Klang, sie schienen unter den Sternen zu stöhnen und von der unausdrückbaren Qual toter Lieben zu erzählen.
Mächtige Silberbuchen, vom Monde geküsst, erschienen wie Geister; und mir gefror das Blut, als ich das fremde Lächeln meiner Liebsten sah.
Unsere Gesichter waren totenblass geworden, und als ich mich stumm an sie lehnte, las ich jenes tödliche Wort in ihren großen Augen: Vergessen.
Die Zeit des Flieders und die Zeit der Rosen wird diesen Frühling nicht wiederkommen; die Zeit des Flieders und die Zeit der Rosen ist vorbei – die Zeit der Nelken ebenso.
Es weht ein anderer Wind, der Himmel ist trübe, und wir werden nicht mehr laufen und den blühenden Flieder und die schönen Rosen pflücken; der Frühling ist traurig und kann nicht erblühen.
Oh! Wie süß und froh der Frühling war, der uns vergangenes Jahr in Sonnenschein tränkte! Die Blume unserer Liebe ist nun so verblüht, dass nicht einmal dein Kuss sie wiederbeleben kann!
Und du, was tust du? Keine blühenden Blumen, weder strahlender Sonnenschein noch kühler Schatten; die Zeit des Flieders und die Zeit der Rosen ist mit unserer Liebe für immer von uns gegangen.
ÜBERSETZUNG: SIBYLLE VOSS
Mezzosopran

Die Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina begann die Spielzeit 25–26 mit ihrer Rückkehr in die Arena di Verona mit der Titelpartie in Georges Bizets «Carmen» und Fenena in einer Neuproduktion von Giuseppe Verdis «Nabucco». Später in dieser Saison gibt sie ihr Rollendebüt als Isabella in Gioachino Rossinis «L’Italiana in Algeri» an der Deutschen Oper Berlin und kehrt als Carmen an die New Yorker Metropolitan Opera, das Teatro Real Madrid, an die Bayerische Staatsoper und für eine konzertante Aufführung zu den Tiroler Festspielen Erl zurück. 2026 debütiert sie als Dalila in Camille SaintSaëns’ «Samson et Dalila» am Londoner Royal Opera House und an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. An der Bayerischen Staatsoper ist sie als Adalgisa in Vincenzo Bellinis «Norma» zu erleben. Konzerte und Recitals führten sie zu Beginn der Spielzeit 25–26 an Den Norske Opera & Ballett in Oslo und an das Teatro Colón Buenos Aires. Es folgen Auftritte am Teatro di San Carlo in Neapel, an der Ungarischen Staatsoper, im Festspielhaus BadenBaden und am Théâtre des ChampsÉlysées.
Seit ihrem Durchbruch als Carmen am Londoner Royal Opera House im Alter von 21 Jahren eroberte Aigul Akhmetshina rasch die internationalen Opernbühnen. Sie trat an allen großen Opernhäusern auf, darunter auch an der Wiener Staatsoper und an der Opéra national de Paris. Sie ist bei Decca Classics unter Vertrag und wurde für ihr DebütAlbum «Aigul» mit der CD des Jahres der Oper! Awards 2025 ausgezeichnet. Bereits 2023 wurde sie bei den International Opera Awards als Sängerin des Jahres gefeiert.

Marco Armiliato, in Genua geboren, zählt zu den gefragtesten Operndirigenten der Gegenwart. Seitdem er 1995 mit Gioachino Rossinis «Il barbiere di Siviglia» am Teatro La Fenice in Venedig und mit Umberto Giordanos «Andrea Chénier» an der Wiener Staatsoper debütierte, führte ihn seine Karriere an die renommiertesten Opernhäuser der Welt, darunter die Bayerische Staatsoper, die Deutsche Oper Berlin, das Londoner Royal Opera House, die Pariser Opéra, das Opernhaus Zürich, das Teatro Real in Madrid, das Teatre del Liceu in Barcelona und die Mailänder Scala. Besonders verbunden ist er der Metropolitan Opera in New York, wo er seit seinem Debüt im Jahr 1998 rund 500 Aufführungen dirigiert hat. An der Wiener Staatsoper, zu deren Ehrenmitglied er 2019 ernannt wurde, war er bisher in über 300 Aufführungen zu erleben. 2016 debütierte er bei den Salzburger Festspielen. Zu den Höhepunkten der Saison 25–26 zählen Giacomo Puccinis «Tosca» und Jules Massenets «Werther» am Opernhaus Zürich, Giuseppe Verdis «Rigoletto» am Teatro alla Scala, Vincenzo Bellinis «I Puritani», Puccinis «Madama Butterfly» und Verdis «La Traviata» an der Metropolitan Opera, Verdis «Nabucco» an der Wiener Staatsoper und «Tosca» an der Bayerischen Staatsoper.
Marco Armiliatos umfangreiche Diskografie enthält Aufnahmen mit bedeutenden Sängern und Sängerinnen wie Anna Netrebko, Rolando Villazón und Marina Rebeka. Das von ihm dirigierte Album «Verismo» mit Renée Fleming wurde mit einem Grammy Award und die CD «Romantic Arias» mit Jonas Kaufmann mit einem Diapason d’Or ausgezeichnet.
Chefdirigent Fabien Gabel
Das TonkünstlerOrchester mit seinen fünf Residenzen im Musikverein Wien und in Niederösterreich zählt zu den größten und wichtigsten musikalischen Botschaftern Österreichs. Eine mehr als 75jährige Tradition verbindet das Orchester mit den SonntagnachmittagsKonzerten im Wiener Musikverein. In Grafenegg und im Festspielhaus St. Pölten treten die Tonkünstler als Residenzorchester auf, ebenso im Stadttheater Wiener Neustadt, das sie nach mehrjährigem Umbau im November 2024 wiedereröffneten. Die Konzertsaison 25–26 bringt sie ins traditionsreiche Stadttheater Baden zurück, wo sie Anfang 1946 erstmals als Landessymphonieorchester Niederösterreich konzertierten.
Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit steht das Orchesterrepertoire von der Klassik bis zur Musik des 20. Jahrhunderts.
Alternative Programmwege der Tonkünstler werden von Musizierenden und Publikum geschätzt. Musikerpersönlichkeiten wie Walter Weller, Heinz Wallberg, Miltiades Caridis, Fabio Luisi, Kristjan Järvi und Andrés OrozcoEstrada waren Chefdirigenten des Orchesters. Seit der Saison 25–26 wird es von Fabien Gabel geleitet. Sein Vorgänger Yutaka Sado wurde nach zehnjähriger Tätigkeit als Chefdirigent zum ersten Ehrendirigenten der Tonkünstler ernannt.
Tourneen führten das Orchester zuletzt nach Großbritannien, Deutschland, Japan und Tschechien. Zahlreiche CDAufnahmen spiegeln sein vielseitiges künstlerisches Profil wider: Im orchestereigenen Label erscheinen bis zu vier Einspielungen pro Jahr, zumeist als LiveMitschnitte aus dem Musikverein Wien.
Ausführliche Orchesterbiografie: tonkuenstler.at
Konzertmeister/in
Lieke te Winkel, **Kirill Maximov, Alexander Gheorghiu, Vahid Khadem-Missagh 1. Violine
Alois Wilflinger, Xuan Ni, Susanne Masetti, Gerhard Fechner, Ines Miklin, Teodora Sorokow, Maria Fomina, Sophie Gansch, Sophie Kolarz-Löschberger, Yaromyr Babskyy, Maria Winkler, Aleksandra Martinoska, Elisabeth Hois, Sandra Seržane, Marina Caputo, ASunniva Herland Monstad, AUgnė Katainskaitė 2. Violine
Julia Mann, Natalia Sagmeister, Kora Lemberg, Doğa Altınok Zayranov, Liselotte Murawatz, Dora Huber, Gerald Hinterndorfer, Judith Steiner, Isabelle Reinisch, Yuka Bartosch-Murakami, Noriko Takenaka, Evelina Ivanova-Peham, Stephanie Grandpierre, Veronika Wincor, Angelika Wimmer, ABianca Montobbio, AJule Williams
Viola
*Gertrude Rossbacher, **Nikita Gerkusov, Philip Nolte, Martin Fuchs, Christian Knava, Peter Ritter, Susanne Stockhammer, Stefan Sinko, Victoria Fónyad-Eitzinger, Terez Brandl, Liudmila Kharitonova, AAnton Borusan, AAgnes Oberndorfer Violoncello
*Georgy Goryunov, Eugene Lifschitz, Laura Szabó, Martin Först, Martin Dimov, Thomas Grandpierre, Sebastian Dozler, Iris-Meongwon Cho, Ion Storojenco, AMichael
Sotriffer
Kontrabass
Michael Seifried, Ernő Rácz, Bernhard Binder, Mathias KawkaRona, Simon Pennetzdorfer, Johannes Knauer, Lukas PalfyStröcker, AMartin Wagner
Flöte
Walter Schober, Ana Kaličanin
Radivojević, Heidrun Lanzendörfer, Birgit Fluch-Latini
Oboe
Barbara Ritter, Andreas Gschmeidler, Johannes Strassl, Theresia Melichar, AKerstin
Steinbauer
Klarinette
Helmut Wiener, Christoph Moser, Kurt Franz Schmid, Stefan Vohla Fagott
Gottfried Pokorny, Szabolcs Szőke, Andor Csonka, Barbara Loewe Horn
Christoph Peham, Jonas Rudner, Sebastian Kolarz-Löschberger, Markus Hartner, Michel Gasciarino, Klaus Höpfler
Trompete
Thomas Bachmair, Patrick Hofer, Josef Bammer, Thomas Lachtner, ASimon Oberthanner
Posaune
Andreas Eitzinger, Gabriel Antão, Wolfgang Gastager
Tuba
Michael Pircher
Harfe
Miriam Ruf
Pauke
Gunter Benedikt, Margit
Schoberleitner
Schlagwerk
Bence Kulcsár, Joachim Murnig, AYehor Tereshchenko
A Orchesterakademie des Tonkünstler-Orchesters
Instrumente zur Verfügung gestellt von der *Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung: Viola Giovanni Rota, 1809
Violoncello Joannes Florenus Guidantus, 1720
**Oesterreichischen Nationalbank: Violine Antonio Stradivari, Cremona 1716, ex Baron Oppenheim
Viola Giovanni Paolo Maggini, Brescia, frühes 17. Jahrhundert
Schmunzeln garantiert! Das neue Tonkünstler-Wimmelbuch mit charmanten Zeichnungen von Daniela Grabner bietet eine unterhaltsame Möglichkeit, das Orchester und seine Musikerinnen und Musiker auf spielerische Art kennenzulernen und zugleich mehr über die klassische Musik und ihre Instrumente zu erfahren.
Geeignet für Kinder ab 18 Monaten bis zum Volksschulalter

Erhältlich im TonkünstlerKartenbüro sowie im Buchhandel & in einschlägigen Online-Shops



Zeitgenössisches Ballett/Klassik


Clara ist Cathy Marstons Einladung, gemeinsam mit dem Ballett Zürich in die Welt der Pianistin und Komponistin Clara Schumann einzutauchen. Zusammen mit dem Tonkünstler-Orchester

Niederösterreich entsteht ein Gesamtkunstwerk über den Umgang mit gesellschaftlichen Erwartungen.
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EUR 14-65
-50 % für alle unter 26
ÖSTERREICH-PREMIERE
SHUTTLE-BUS aus Wien
Afro-Pop Legendäre Klänge aus dem Senegal! 50 Jahre nach ihrer Gründung kehrt die Gruppe Orchestra Baobab, eine der erfolgreichsten Bands Afrikas, auf die Bühne zurück. Ihr einzigartiger Sound zwischen afro-kubanischen Rhythmen, Soul, Jazz und westafrikanischer Musik ist bis heute unerreicht und entfaltet live seine volle Wirkung.
fr 28/11
EUR 12-49
-50 % für alle unter 26
fr 07
FASZINATION HAIE
16.00 Uhr Kleiner Saal nach dem gleichnamigen Buch von Michael Stavarič und Michèle Ganser Tanz/Familie
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SHARON EYAL . S-E-D
19.30 Uhr Großer Saal Delay the Sadness Tanz
mo 17
TONKÜNSTLER-ORCHESTER
19.30 Uhr Großer Saal Sibelius/Bruch/Elgar Klassik
do 20
FEDERICO ALBANESE
19.30 Uhr Kleiner Saal Blackbirds and the Sun of October Musik
sa 22
BALLETT ZÜRICH . CATHY MARSTON .
19.30 Uhr Großer Saal TONKÜNSTLER-ORCHESTER Clara Tanz/Klassik
fr 28
FIFTY YEARS OF ORCHESTRA BAOBAB
19.30 Uhr Großer Saal Musik
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WAS IST DAS?
sa 29 Aaben Dans
16.00 Uhr Kleiner Saal Tanz/Familie
mo 01
TONKÜNSTLER-ORCHESTER
19.30 Uhr Großer Saal Prokofjew/Strawinski/Auerbach/Barber Klassik
mi 03
HÄNSEL UND GRETEL
15.00 Uhr Kleiner Saal Eine szenische Kammermusik Klassik/Familie
Weitere Termine im Dezember sowie das gesamte Saisonprogramm 2025/2026 finden Sie auf www.festspielhaus.at.
IMPRESSUM Herausgeber Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH, Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, T: +43(0)2742/90 80 80, www.festspielhaus.at. Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz, Andreas Gremel. Künstlerische Leiterin Bettina Masuch. Musikkuratorin Constanze Eiselt. Koordination Gülcan Simsek. Redaktion Kern Markus Hennerfeind, Ute van der Sanden. Redaktion Umschlag Laura Kisser. Gestaltung Kern parole, München. Fotos Carlos Quezada (Clara), Orchestra Baobab (50 Years of Orchestra Baobab). Druck Walla GmbH. Produziert in Wien. Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet. Preis des Programmheftes: EUR 3,20.

Mit freundlicher Unterstützung

Mit Kunst, Kultur und Wissenschaft. Mit Menschen, die sich dafür interessieren. Mit Ermäßigungen für zwei bei 600 Kulturpartnern, dem monatlichen Ö1 Magazin gehört, Freikarten und exklusiven Veranstaltungen.
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