Arbeitsproben Nicolette Scharpenberg

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Feat.

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03.2010 E 6,90

m auf de

Cover

Sport & the City Die ganze Stadt als Spielplatz Ökomode = Profit? Realismus nach der ersten Euphorie Home sweet Home Wohnzimmer statt sterilem Designtempel Hauptsache ein Konzept Industrie oder Handel – wer kann’s besser?


lass uns reden_Cleptomanicx

Cleptomanicx_lass uns reden

Mach’s mit, mach’s nach, mach’s besser!

Text Nicolette Scharpenberg , David Luther Fotos David Luther

Von der Nischenbrand zum Umsatzbringer und trotzdem glaubwürdig innerhalb der Szene - dem Hamburger Label Cleptomanicx gelang der Spagat. x-ray wollte es genauer wissen: Jungs, was ist euer Geheimnis? Ein Gespräch mit den Heads hinter der Möwe, dem Wappentier von Cleptomanicx.

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Das Cleptomanicx Kernteam an einem Tisch mit x-ray: (v.l.n.r). Henning Tapper, Jörg Bruns, Stefan Marx, Pitt Feil, Cäptn Clepto, Nicolette Scharpenberg, David Luther

icolette Scharpenberg: Bei unserem letzten Gespräch haben Sie uns erzählt, dass 80 nach der Order Anfang 2008 feststand: Es gibt nach oben hin keine Grenzen. Plötzlich hatte es für Cleptomanicx „Popp“ gemacht. Von einem Geheimtipp sind Sie zu einer ernst zu nehmenden Marke aufgestiegen. Was ist das Erfolgsrezept? Pitt Feil (CEO Cleptomanicx): Es gibt für uns keine Einmaleins-Formel. Unser Erfolgsrezept ist, dass wir eigentlich keines haben. Clepto besteht aus einem Synergiepott, in dem wir uns über all die Jahre treu geblieben sind. Wir haben immer gesagt; „Wir glauben an Clepto“ und sind in den letzten 19 Jahren sehr hartnäckig gewesen. Wir haben trotz Höhen und Tiefen durchgehalten und immer das umgesetzt, worauf wir Lust hatten. Das zahlt sich heute aus. Mittlerweile füllt unser Sortiment einen ziemlich großen Showroom. Nicolette: Ein beachtlicher Teil der Hamburger SkaterSzene der späten 1980er und frühen 1990er Jahre ist heute in kreativen Sektor erfolgreich. Bestes Beispiel: die Hip Hop Kombo „Die Beginner“ mit Jan Delay, Samy Deluxe und Deichkind. Welchen Anteil am heutigen Clepto-Fundament hatte der Einfluss dieses Umfelds? Pitt: Es ist ja so, dass jede Stadt und jede Interessengruppe wie ein Dorf funktioniert. Man kennt sich einfach untereinander und das gibt einem natürlich einen Anreiz, sich gegenseitig hochzuschaukeln. Zu der Zeit als ich mit Clepto angefangen habe, gab es in Berlin die Marke Hot House Clothing. Stefan Batsch, ein alter Skater-Kumpel von mir, hat sich davon inspirieren lassen und eigene Sticker gemacht. Ich habe die Idee adaptiert und Clepto ins Leben gerufen. Matte von Shred Connection hatte damals eine Siebdruckmaschine, die jeder be-

Das aktuelle Cover von x-ray entsteht: Stefan Marx verwandelt Henning Tapper in die saure Zitrone, ein Key-Visual von Cleptomanicx.

„Es gibt für uns keine Einmaleins-Erfolgsformel. Wir haben immer an Clepto geglaubt und sind in den letzten 19 Jahren sehr hartnäckig gewesen.“ Pitt Feil, Inhaber Cleptomanicx mal lieber eins mit ’nem Mauersegler.“ Aber Clepto würde niemals irgendein anderes Tier auf sein T-Shirt bringen. Wir bleiben unserem Wappentier treu. Stefan Marx: Ich erinnere mich besonders an Momente, wo sich das gesamte Team zusammenfand und gemeinsam an einem Projekt arbeitete. Bestes Beispiel war die Lageraktion 2005, bei der wir hier im Lager eine Skaterampe aufgebaut haben. Letztendlich ist es so

nutzen durfte. Perfekt für uns. Parallel dazu fing auch Richie Löffler mit TRAP an. Es war wie ein KonkurrenzkamPitt: Wer steckt wie viel Energie rein und wer bedruckt zuerst Kapuzenpullis? Wir haben uns gegenseitig hochgeschaukelt. Nicolette: Gab es prägnante Ereignisse? Schlüsselfiguren, die mitverantwortlich für Ihren heutigen Erfolg waren? Pitt: Für mich war es die Entwicklung Ende der 1980er-Jahre in Amerika, als sich neue Marken mit Street-Skating befasst haben und damit auch ein neues Image und einen neuen Zeitgeist transportiert haben. Endlich gab es frischen Wind in der Skateboardszene und ein Umbruch war spürbar. Die Skater in den Staaten waren gleich alt wie wir damals, so dass man

immer das Gefühl hatte, dass man mit ihnen auf einer Ebene sei. Und natürlich waren das die Vorreiter, auch in Sachen Kleidung. Das hat mir auf jeden Fall eine Menge Input gegeben. Cäptn Clepto: Für mich war das damals das Ding mit den Beginnern. Ich hatte zu der Zeit noch einen eigenen Skateshop in Kiel und habe die Sachen selbst verkauft. Als die Beginner 2002 oder 2003 plötzlich das Möwen T-Shirt im Video getragen haben, ging irgendwie ein Ruck durch die Gemeinde. Ab da konnte man plötzlich jedem Hans-Franz so ein T-Shirt andrehen. Ich hatte auch schon Diskussionen mit Leuten aus dem Süden – bei denen gibt’s halt keine Möwen – die zu mir gesagt haben: „Mach doch

Firmengründer Pitt Feil (links) baute Cleptomanicx vom kleinen Insiderlabel zur erfolgreichen Streetwearmarke auf. Ohne den heiß geliebten Cäptn Clepto als eine Art Galionsfigur wäre der Weg steiniger geworden.

ausgeartet, dass wir innerhalb von drei Tagen hier die ganze Hütte angemalt haben, das ganze Clepto Skate Team eingeflogen wurde, alle Hamburger Locals am Start waren und hier eine derbe Session begann. Im Grunde fängt es immer so an, dass Pitt eine Idee hat und jeder Einzelne trägt etwas dazu bei. Es werden einem keine Steine in den Weg gelegt, sondern man bekommt durch das Team eher Rückenwind und genau das ist es, was unheimlich viel Ener-

gie generiert: Zusammen tolle Dinge machen, die andere inspirieren und weitergetragen werden. David Luther: Angefangen haben Sie 1991 mit Aufklebern und wenig später mit selbstbedruckten T-Shirts. Clepto firmierte aus dem Kinderzimmer, später aus einem Keller heraus. Hat eigentlich jemals einer von Ihnen Marketing oder Textilmanagement studiert? Jörg Bruns: Nein, aber ich sehe das auch eher als Vorteil. Letztendlich grübelt man nicht unnötig über Dinge, sondern macht einfach das, was man denkt. Wir haben immer unbefangen losgelegt. Es lief alles via „learning by doing“, wie beim Skaten: Mal fällt man auf die Fresse, aber dann steht man auch wieder auf und probiert es aufs Neue. Wir haben zum Beispiel 50 Pullis gemacht, wovon letztendlich nur 30 was geworden sind, aber die haben dann auch alle gefeiert. Genau das ist es, was bei Clepto schon immer cool war: Dass wir uns fern von Marketingplänen und Strategien die Freiheit genommen haben, einfach zu spielen. David: Welche Probleme gab es? Pitt: Teilweise hatten wir Probleme mit den Produktionsabläufen. Wir haben zwar alle mal in einem Skateshop gearbeitet, aber niemand vom Kernteam hat jemals Bekleidungstechnik oder ähnliches studiert. Und wir mussten auch finanziell harte Zeiten durchmachen, was aber nie dazu geführt hat, den Entschluss zu treffen, die Sache hinzuschmeißen. Es war für uns einfach viel zu interessant zu sehen, was passiert, wenn wir ein Produkt entwickeln, das eigentlich abseits von dem ist, was sich gerade verkauft. Bestes Beispiel: die Bettwäsche, die wir schon Mitte der 1990er-Jahre gemacht haben, woraus dann später Boxershorts entstan-

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„Es lief alles via learning by doing. Genauso wie beim Skaten: Mal fällt man auf die Fresse, aber dann steht man auch wieder auf und probiert es aufs Neue.“ Jörg Bruns, Chefdesigner Cleptomanicx Crew love is true love. Eines der Erfolgsrezepte von Cleptomanicx ist ein Team, das aus Freunden besteht. Ohne Chefdesigner Jörg Bruns (rechts) und Henning Tapper (Logistik) würde nichts funktionieren.

den sind. Es war ein Zufallsprodukt, was sich bis heute durchgezogen hat. Jörg: Nächster Step ist eine Clepto Home Serie. Wir haben ja bereits mit dem Bademantel und den Puschen angefangen. Cäptn: Oder ein Zitronenwohnwagen! Nicolette: Erfolgreich kommerziell werden, aber dennoch authentisch und glaubwürdig innerhalb der meinungsbildenden Szene bleiben. Wie funktioniert das? 80 Pitt: Man muss es in Relation sehen. Wir sind eine große Marke unter den kleinen, aber eine kleine Marke unter den großen. Nach oben ist immer noch ganz viel Luft. Der Marktanteil, den Clepto gerade inne hat, ist nur ein Prozentsatz von dem, was überhaupt möglich ist. Unseren Erfolg würde ich so betiteln: Wir haben mithilfe unseres guten Teams den aktuellen Zeitgeist zu hundert Prozent getroffen und konnten zusätzlich mit einer Vielzahl von guten Produkten – die sich bereits über ein paar Saisons etabliert haben – auch den kommerziellen Markt überzeugen.

Nicolette: Was ist das Ziel vom Kapitän? Cäptn: Ein Kinderbuch mit Clepto rauszubringen und vielleicht noch Hosenträger. David: Was raten Sie aufstrebenden Marken, die ein ähnliches Ziel vor Augen haben wie Sie? Alle: Durchhalten! Pitt: Durchhalten und an die Sache glauben ohne nach links und rechts zu schauen. Sie sollten einfach ihr Ding durchziehen. Nicolette: Was kommt nach der Championsleague? Pitt: Der Gewinn! (lacht) Ernsthaft, ein Ziel von mir ist es, so weiterzumachen wie bisher, den Spaß an der Sache nicht zu verlieren und den Leuten durch Aktionen, die wir machen, auch etwas zurückzugeben.

Nicolette: Und von den anderen?? Henning Tapper: Das Clepto-Video, welches Ende des Jahres erscheint, zusammen mit Pitt in der ersten Reihe zu gucken und natürlich weiter mit Clepto zu wachsen. Stefan: Weiterhin so freundlich und friedlich miteinander weiterzuarbeiten und tolle Ideen umzusetzen, die das gewisse Clepto-Gefühl transportieren. David: Komm Opi, hau noch einen raus! Cäptn: Mach’s mit, mach’s nach, mach’s besser!

Pitt Feil gründete 1991 sein eigenes Label; anfangs waren es nur Sticker und T-Shirts, gedruckt auf der Siebdruckmaschine eines Kumpels. Heute besteht die Kollektion der Hamburger Streetwearbrand aus knapp 600 Teilen. Im Interview traf x-ray Cleptomanicx- Inhaber Pitt Feil, Creative Director Stefan Marx, Chefdesigner Jörg Bruns, Henning Tapper, Logistik und Clepto Cover Model und „Cäptn Clepto“, Galionsfigur der Marke.

David: Stellen wir uns vor, Clepto käme ins Portfolio der OTTO Marken. Wie würde Ihr Kundenkern reagieren? Cäptn: Der Otto-Normal-Verbraucher? Nicolette: Ernsthaft, denn ihr seid ja bereits bei vielen Onlineversendern vertreten. Pitt: Natürlich differenzieren wir auch bei Onlineshops. Nicht jeder bekommt die Marke. Das handhaben wir ähnlich wie im stationären Einzelhandel. Wir selektieren, wer zu uns passt und OTTO tut dies momentan nicht.

Als Creative Director erstellt Stefan Marx die markanten Visuals der Marke.

„Zusammen im Team tolle Dinge machen, die andere inspirieren und weitergetragen werden. Das ist es, was wir lieben und was uns Energie gibt.“ Stefan Marx, Creative Director Cleptomanicx

Cäptn Clepto ist auf der Bright auch mal im Cleptomanicx-Bademantel anzutreffen.


finden wir

GUT. ArtyFartees Krankheitssymptom: T-Shirt Sucht

80 „Wir machen das, worauf wir Bock haben“ ist das Motto von USBA.

Unitedskateboardartists Mit viel Liebe. . . Dicke Hosen, dickes Gepose oder dicke Lippen gibt es bei den Unitedskateboardartists nicht – und wird es auch nie geben. Darauf stehen Matthias Wiegele, Philippe Pham und Kristijan Mirkovic nicht. Die drei stehen auf Bretter – so genannte Rollbretter, beziehungsweise Skateboards. Und damit Mann oder Frau nicht ganz nackt auf einem solchen Skateboard steht, entwerfen Wiegele, Pham und Mirkovic entsprechende Kleidung dazu: T-Shirts, Hoodies, Zipper, Sweater und Accessories. „Wir machen das, worauf wir Bock haben“, sagt Wiegele, „und das dann mit viel Liebe.“ So wird bei usba jedes Teil noch von Hand gedruckt. In einer ehemaligen Schlosserei in München haben die drei ihr Atelier samt Büro, Werkstatt, Siebdruckmaschine, kleinem Fotostudio, Lager und einer Kaffeemaschine. „Von der Idee über die Ausarbeitung und das Drucken bis hin zum Verschicken der Ware, wir machen noch alles selbst“, erklärt Pham. „Diese Unabhängigkeit und Freiheit ist für uns ganz wichtig.“ Ebenso wie die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Schickewara, Serena Ferrario und JC Torre. In Kroatien, Österreich und Deutschland steigt bereits die Nachfrage nach usba-Klamotten. Weitere Länder sollen folgen. KONTAKT: Unitedskateboardartists, Kristijan Mirkovic, 81373 München/Deutschland, T 0049.89.26949273, kryshi@unitedskateboardartists.com, www.unitedskateboardartists.com

Die schaurig dreinschauenden Gestalten mit Affengesichtern gehören zur ArtyFarty Gallery in Köln und sind sozusagen das galerieeigene Künstlerrudel. Inhaber Coskun Gueven hat sich Anfang 2009 auf die Fahne geschrieben, der Kölner Kunstszene mit einem lauten BUMM entgegenzutreten. In seiner Galerie zeigt er junge zeitgenössische Kunst. Gueven selbst nennt es so: „Chaotische Visionen für ein besseres Morgen, Kunst die einen das Hier und Jetzt mal ganz anders bewerten lässt. Nach einem Besuch in der ArtyFarty Gallery haben viele für ein paar Tage Orientierungsschwierigkeiten.“ Zeitgleich zur Galerie haben Gueven und sein Team ihr T-Shirt-Label ArtyFartees gegründet, mit dem sie zweimal im Jahr mit wechselnden Künstlern neue Motive und frische Styles präsentieren. Die aktuelle Kollektion wurde von Wayne Horse, Herr Schulze und Sozyone Gonzalez designt. Preislich liegen die schwer süchtig machenden Baumwollshirts bei 28 Euro VK mit einer 2,3er-Kalkulation. Erhältlich sind die ArtyFartees bislang bei Vibes in Düsseldorf und Köln, im eigenen Store Blood, der an die Galerie angrenzt sowie im Onlineshop. Der Vertrieb soll weiter ausgebaut werden. KONTAKT: ArtyFarty GmbH, Coskun Gueven, 50672 Köln/Deutschland, 0049.221.16850055, office.tufan@ googlemail.com, contact@artyfarty-gallery.com, http://artyfarty-gallery.com, http://artyfarty-gallery. com/blog

finden wir gut_mode

Superfreak Made in Torino, made with love Das Logo ist einprägsam: zwei sich seitwärts drehende Augen, die auf dem Etikett am Hosenbund prangen und für modische Crazyness stehen. Dabei ist das im letzten Jahr gegründete Label Superfreak gar nicht sooo verrückt, denn im Fokus stehen sehr tragbare Jeansstyles und Nondenims für junge Männer und Frauen, die in vielfältigen Waschungen von Dark bis Superbleached sowie in modischen Farben angeboten werden. Das Hangtag mit dem Loch in der Mitte erklärt den Schnitt der Hose: Je größer es ist, desto weiter die Jeans, die preislich bei einer Kalkulation von 2,4 um die 69 Euro im Verkauf liegt. Eine kleine T-Shirt-Range inklusive Hoodies ergänzt das Angebot. Hinter Superfreak steht die Streetfashion orientierte Flower Distribution SRL, die unter anderem Labels wie supremebeing, pa:nuu, Cheapo Footwear, RockSmith und Ucon im italienischen Markt vertreibt. „Unser Motto für Superfreak ist Design made in Torino, made with love“, betont CEO Fabio J. Raffaeli. „Unsere Botschaft: immer frische und erschwingliche Kollektionen zu bringen, verbunden mit dem Spaß und der Kreativität der Stadt, in der wir leben.“ KONTAKT: Flower Distribution SRL, 10123 Turin/Italien, T 0039.011.5684281, raffaella@flowerdistribution.it, www.flowerdistribution.it

Topdollar Randale 4 Life In der dänischen Clubszene ist dieser Name Programm: Topdollar ist das Codewort für supercool. Artje Schrijvers und Romina Kounelis haben den Begriff zu ihrem Mantra gemacht und 2006 eine gleichnamige Kollektion aus T-Shirts (15 Euro im Einkauf), Sweats (26 Euro) und Hoodies (26 Euro) an den Start gebracht. Halstücher, Caps und limitierte Skateboard-Decks folgten. Die stark durch die 1980er- und frühen 1990er-Jahre beeinflussten Grafiken fesseln mit ihren starken Kontrasten und oft irritierenden Mustern den Blick des Betrachters. Um zu begreifen, was sich dahinter verbirgt, muss man meist zweimal hinschauen. Humor und Ironie stecken in jedem Design, wie auch in den Köpfen der beiden Berliner. Bislang noch auf Basic Cuts reduziert, ist bereits die erste Cut & Sew Kollektion in Kooperation mit jungen kreativen Modedesignern in Planung. „Randale 4 Life“ lautet ihr Claim, was sich nicht nur auf die Mode bezieht, sondern auch auf das Topdollar Side Business: Das eigene Skateteam, die Partyreihe „NEW ERROR“ sowie die diversen DJ-Kooperationen sorgen für ordentlich Randale. Die Kollektion ist unter anderem bei Paul’s Boutique in Chemnitz, Ozone in Bielefeld, Search & Destroy in Berlin oder Tx in Nürnberg erhältlich. KONTAKT: Topdollar, Romina Kounelis und Artje Schrijvers, 10245 Berlin/Deutschland, T 0049.176.62077914, romina@topdollar.de, www.topdollar.de

Dissizit Künstler-Kollabo

Bei Topdollar ist dieser Claim Programm: „Randale 4 Life“!

Keregan Nie mehr ausziehen wollen! Bunte verspielte Styles mit Motiven aus Minimonstern, kleinen Schiffen, Wolken oder wundersamen Fabelwesen – das ist typisch für das Berliner Streetfashionlabel Keregan. Grafikdesignerin Anke Rega und Modedesignerin Alexandra Becker haben sich über Projektarbeiten 2004 in Berlin kennen gelernt. Beide hatten den Traum vom eigenen Modelabel, sodass sie sich 2007 entschlossen, den Weg dahin mit Keregan gemeinsam zu gehen. Alle Styles sind feminin, (außer die T-Shirts für Jungs natürlich), schlicht und bestechen besonders durch ihre farbenfrohen Drucke. Die Jersey-T-Shirts, Kleider, Sweatshirts und Longsleeves (2,5er- bis 3er-Kalkulation) bestehen alle aus 100-prozentiger Baumwolle oder einer Baumwoll-Elasthan-Mischung. Mit Farben wie Forrest Green oder Berry setzt Keregan frische Farbakzente oder taucht die Girls in coole Winterfarben wie Ice Grey. Von täglich tragbar bis zum Hingucker für den Plausch an der Bar oder beim Squaredance in Berlin-Mitte bietet die Kollektion eine breite Palette an Styles. Unter anderem erhältlich bei Heimspiel in Berlin, Kauf Dich glücklich in Hamburg und im Magasin Populaire in Köln. KONTAKT: Keregan, Anke Rega und Alexandra Becker, 10247 Berlin/Deutschland, T 0049.30.29365803, anke@keregan.de, alex@keregan.de, www.keregan.de

Lookylooky Crew Love is true Love Nein, hier will euch kein Inder eine gefälschte Rolex andrehen. Vielmehr tragbaren Lifestyle für die Brustpartie. Der Name Lookylooky ist Humor und der Style soll laut seinen Macherinnen in die Köpfe knallen wie die Mixtur eines Long Island Ice Tea mit ganz viel Mayonnaise. Vor zweieinhalb Jahren begannen die Berlinerinnen Conny Dreher, Julia Hofbauer und Luise Biesalski T-Shirts zu produzieren. Anfangs nur für den Eigenbedarf, doch die Nachfrage stieg schnell. Unter dem Slogan „Crew Love is true Love“ produzieren sie inzwischen vier übersichtliche T-ShirtKollektionen pro Jahr mit jeweils drei Basic-T-Shirts (35 Euro im Verkauf) für ihre Berliner Posse und befreundete Possen anderer deutscher Großstädte. Spontane Drucke werden weder im Webshop noch im Handel verkauft - „Die sind nur für die Crew“, erklärt Luise Biesalski. Obwohl vor kurzem eine spezielle Kollaboration mit dem Hamburger Onlineshop www.style-invaders.com entstanden ist: „Crew Love is true Love“-T-Shirts in Mint-Weiß, streng limitiert. Als Rohware für die Kollektion dienen American Apparel T-Shirts. Erhältlich derzeit bei Van Liebing und Search and Destroy in Berlin. KONTAKT: Biesalski & Dreher UG, 10999 Berlin/Deutschland, T 0049.30.26557011, hello@lookylookyposse.de, www.lookylookyposse.de

...schrie Iz the Wiz damals im berühmten Dokumentarfilm „Style Wars“. Als Slick 2005 nach einem Namen für seine Brand suchte, war es dieser Ausruf (vom Urvater der HipHop Kultur und Graffiti Kunst höchstpersönlich) der ihn inspirierte. DISSIZIT! Ist heute nicht nur ein Streetwearlabel, es ist ein Netzwerk aus kreativen Köpfen rund um die Bereiche Musik, Kunst und Grafikdesign. Spannend sind die Kollaborationen mit Marken wie X-Large, Adidas, Crooks & Castles und Künstlern wie David LaChapelle oder Everlast. Das Produktportfolio beinhaltet heute Caps, T-Shirts, Hoodies und Jacken zu VK-Preisen zwischen 40 und 200 Euro. Sowohl das Dissizit-Logo, die beiden Hände, die ein die Buchstaben L und A für Los Angeles formen, wie auch der Schriftzug deuten auf den Background des Machers Slick als Graffiti-Künstler und Writer. Besonders die Drucke leicht bekleideter Ladys in gewagten Posen auf T-Shirts und Hoodies, wie auch die hohe Qualität, die durch das 81 Label made in USA gekennzeichnet ist, sind typisch für die Marke aus Los Angeles. In Deutschland ist Dissizit derzeit bei 874 in München bei The Roots in Hamburg, Shok in Berlin oder Harlem in Dresden. Online unter www.mzee.com oder www.hhv.de erhältlich. KONTAKT: Broken Home Ltd., Stevo Spahr, Jean Francois Caillet, 13187 Berlin/Deutschland, T 0049.30.43720894, stevo@gmx.com, www.dissizit.com, www.dissizslix. com, www.dissizit.de


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J.Fabian Der brave Playboy

Courier Couture Dir gehört die StraSSe

„The Original Playboy“ hieß der klassische Schuh von J. Fabian, das 1936 in England ins Leben gerufen und von dem dänischen Unternehmen Fabian Trading ApS übernommen wurden. In dieser Saison sind die dänischen Sneakers und Loafers bei rund 30 Händlern in Deutschland gestartet, darunter Hey Hey Shop in Frankfurt, Butterweich in Mainz, Supreme in Aachen und Titus in Dortmund. Besonders erfolgreich: ein Modell aus Veloursleder mit kariertem Innenleben namens Richard und das Modell John, in starken und verwaschenen Farben. Die EK-Preise liegen zwischen 23 und 60 Euro bei einer Kalkulation von 2,75 aufwärts. In den 1970er-Jahren hat man die Schuhrange für Männer ausgebaut, die in Skandinavien als Playboy Footwear bekannt ist und in Österreich und der Schweiz, Frankreich, Belgien und UK unter J.Fabian vertrieben wird. Die zwei Haupt- und zwei Zwischenkollektionen beinhalten viele Qualitäten wie Leder, Canvas und Polyurethan. Die Schuhe haben innen eine Ledersohle, sind textil gefüttert und werden mit extra Schnürsenkeln geliefert. Weiteres Extra: Aufgrund eigener Produktionsstätten sind die Schuhe von J.Fabian bei Nachbestellung schnell lieferbar. KONTAKT EU: J.Fabian Copenhagen, 2730 Herlev/Dänemark, T 0045.39291833, sko@ johnfabian.dk, www.playboy-footwear.com; Kontakt D, A, Ch: Label-Agent Distribution, 10969 Berlin/Deutschland, T 0049.30.322970220, info.@label-agent.de, www.johnfabian.de, www.playboy-footwear.com

Die Hamburgerin Frauke Buchholz ist Modedesignerin und Fahrradkurierin. Seit 2007 betreibt sie ihr eigenes Label Courier Couture. Darin treffen zwei ihrer größten Leidenschaften zusammen: Ästhetik und Sportlichkeit vermischen sich und verkörpern das Lebensgefühl einer Generation, die nicht nur großartige Fahrräder fährt, sondern dabei auch noch gut aussehen will. Unter dem Motto „Fashion for Bikelovers“ ist Courier Couture ein Streetwearlabel das Styles beinhaltet, die mit funktionaler Radbekleidung kombiniert werden. T-Shirts (35 Euro im Verkauf), Tanktops, Pullover und Radmützen sind allesamt aus Baumwolle. Die Schnitte sind sportlich, lässig und an Kurierbekleidung angelehnt. Die Shorts sind gut kombinierbar und verheddern sich garantiert nicht in der Fahrradkette, die Mützen gibt es in verschiedenen Schnitten im Rennrad-Style. Erhältlich ist die Kollektion in ausgesuchten Fahrradläden wie Suicycle Store in Hamburg, Fixie Stube in Frankfurt am Main, bei Geheimrad in München oder La Bicicletteria in Stuttgart. KONTAKT: Courier Couture, Frauke Buchholz, 22769 Hamburg/Deutschland, T 0049.40.23810805, info@ couriercouture.de, www.couriercouture.de

Goosecraft monogame Liebe Aus rein anatomischen Gründen neigen Gänse dazu, arrogant zu wirken. Sie sind dafür bekannt, ein Leben lang zu halten, was monogame Liebe so alles verspricht, und zusätzlich besetzen sie Hauptrollen in diversen Märchen und Sagen. Genügend Auszeichnungen, die sie zum idealen Logo-Tier des niederländischen Lederspezialisten Goosecraft werden ließen. 2006 in Amsterdam gegründet, etablierte sich die Marke mit den hochwertigen, modisch geschnittenen Lederjacken und Accessoires schnell auf dem niederländischen Markt und in angrenzenden Regionen Deutschlands. Darüber hinaus ist Goosecraft in Frankreich, Belgien, England und Japan vertreten. Im Januar nahm die Berliner Agentur Deluxe Distribution die rund 15-teilige Kollektion neu in ihr Portfolio auf. „Die Jacken überzeugen durch ihren schmalen Schnitt und ihr Design, das zwar modisch, aber nicht überdekoriert ist“, so Antonio Sanchez-Camara von Deluxe Distribution. Schmale Fits, reduzierte Designs und eine breite Farbpalette zeichnen die Kollektion aus. Mit einer verkauften Stückzahl von über 25.000 ist das Modell 106 ein Bestseller, den es in 20 verschiedenen Farbvarianten gibt. Die Einkaufspreise liegen zwischen 90 und 130 Euro, bei einer Kalkulation von 2,5 bis 2,6. KONTAKT: Goosecraft, Deluxe Distribution, Antonio Sanchez-Camara, 10179 Berlin/Deutschland, T 0049.30.69597690, info@deluxe-distribution.de, www.goosecraft.nl

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2Sickbastards Zwei kranke Bastarde

2357 Italienische Grundlagen Wer im Matheunterricht aufgepasst hat, weiß, dass die Zahlen zwei, drei, fünf und sieben die ersten vier Primzahlen sind, die nur durch eins und sich selbst teilbar sind. 2357 heißt auch das neue italienische Basicwear Label von Davide Martelli, dem Gründer von Pharmacy Industry (PHCY). „Bei 2357 konzentrieren wir uns auf die Basis aber bezogen auf Kleidung. Basicwear mit höchstem Qualitätsanspruch nach italienischem Standard“, so Davide Martelli. 2357 wurde mit einem Popup-Store-Event im Frühjahr 2008 gelauncht, bei dem Kunden die Möglichkeit hatten, die Basics in eigenen Farbkombinationen frei zu gestalten. Sie bestehen aus TShirts (33 Euro VK), Longsleeves (40 Euro VK), Hoodies (67 Euro VK), Zip Hoodies (72 Euro VK), Sweater (62 Euro VK) und Hosen (69 Euro VK) mit einer 2,3er-Kalkulation. Neben derartigen Live-Action-Events legt 2357 besonderen Wert auf seine italienischen Wurzeln und Traditionen. Produziert wird ausschließlich in Italien. In ihren Werbekampagnen zeigen sie die Werksarbeiter in den Fabriken, die für die lokale Fertigung ihrer Kollektion verantwortlich sind, und symbolisieren somit ihre enge Verbundenheit zur Heimat Italien. Bislang ist 2357 bei Little Italy in Verona, Visiona in Palermo, Purple in Mailand oder bei Cool in Rom erhältlich. Ihr eigener Onlineshop unter www.2357.it steht schon in den Startlöchern, genauso wie Pläne zur internationalen Expansion in der kommenden Saison. KONTAKT Italien und International: 2357, Davide Martelli, 20135 Mailand/Italien, T 0039.02.45499431, info@2357.it, www.2357.it

Drop Dead Fresh till Death Er bringt kein Produkt auf den Markt, das er selbst nicht tragen würde. Oli Sykes ist Frontmann der britischen Metal Band „Bring me the Horizon“ und Kopf des britischen Streetwearlabels Drop Dead. 2004 aus der Misere heraus gegründet, keine Klamotten zu finden, die ihm gefallen, hatte Sykes beschlossen, sie einfach selbst herzustellen. Unter dem Motto „Fresh till Death“ begann er, seine eigenen Illustrationen auf T-Shirts zu drucken. Über die Jahre hinweg ist seine Kollektion stetig gewachsen und besteht heute aus T-Shirts (28 bis 35 Euro im Verkauf), Hoodies, Jacken (60 bis 90 Euro), Skinny Fit Denims (55 Euro) und Accessoires aus Sweat, Fleece und Baumwolle. Die Kalkulation liegt bei 2,2 bis 2,3. Die Kollektionsteile zeichnen sich durch ihre großen, bunten Drucke mit süßen, aber auch blutigen Motiven aus – die Nähe zum Heavy Metal ist unübersehbares Stilmittel. Im Mai 2010 eröffnete Drop Dead seinen ersten Flagshipstore in London. Außerdem ist Drop Dead in ausgewählten Streetwearläden in Europa, Asien, Australien und den USA erhältlich und in ihrem eigenen Onlineshop unter www.iheartdropdead.com. KONTAKT: Imperial Distribution a Division of Imperial Clothing GmbH, Frances Gröbler, 04103 Leipzig/Deutschland, T 0049.341.21829015, contact@ imperial-distribution.eu, www.iheartdropdead.com

Whalehawk Laboratories Die Zukunft ist jetzt Der „Whalehawk“ ist eine neues Tier, das es in der freien Wildbahn bisher noch nicht gab und ein T-Shirt-Label aus New York, dass seit Anfang 2009 sein Unwesen in der internationalen Streetfashionszene treibt. Die beiden Künstler Moritz Hoffmann und Franky Principe und der Finanzexperte Michael D’Antonio entwickelten kein herkömmliches Studio, sondern ein Labor für Ideen und Erfindungen, in dem sie ihrer kreativen Kopfkirmes freien Lauf lassen können. Ihr Ziel ist, den oft lahmen Einheitsbrei bei T-Shirt-Prints mit einer Mixtur aus zahlreichen Illustrations-, Grafik- und Textstilen zu revolutionieren. Der Fokus liegt dabei auf der künstlerischen Seite der Streetwear. Die Begriffe Street, Urban, Surf und Skate schweben über jedem ihrer Designs. Die Meisten sind von Rap- und Pop-Songs wie „Are You A Dutch Master Killah?“ von Wu-Tang/36 Chambers, dem Handschuh von Michael Jackson oder Events wie der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika inspiriert. T-Shirts und V-Necks liegen bei 20 Euros im Verkauf, erhältlich sind sie unter anderem bei KD’s in New Jersey oder im RVC Surfshop in New York. KONTAKT: Whalehawk Laboratories, Moritz Hoffmann, T 0049.172.3107177, hoffmannmoritz@yahoo. de, www.whalehawklabs.com

Sie sind nicht wie du, sie machen es nicht einfach so, sie lieben es nicht und sind nicht das einzig Wahre. Es gibt zwei von ihnen, zwei kranke Bastarde. Genaugenommen sind es 2Sickbastards. Mit Satiren der Popkultur, ihren sadistisch angehauchten, provokativen Designs auf T-Shirts revolutionieren sie den Streetwearmarkt. „Wir machen Kunst, designen T-Shirts und verdienen unser Geld mit dem Elend anderer Leute“, sagt Designer Ben Sick Bastard mit zynischem Grinsen. Es war im Jahr 2002, als er sich mit Sam Sick Bastard zusammengetan hat, um die Wahrheit unter der oft so glänzend polierten Modeoberfläche ans Licht zu bringen. Sie gründeten ihr eigenes Label 2Sickbastards. Berühmt geworden sind sie mit dem Kate-T-Shirt, auf dem Kate Moss mit blutender Nase und einer Cola-Dose tough mit den Passanten seines Trägers flirtet. In Deutschland sind ihre T-Shirts (34 Euro im Verkauf) bislang im 667 Store in Düsseldorf, bei Geschwisterliebe in Stuttgart, 874 in München oder Thomas-I-Punkt in Hamburg vertreten. Online unter www.shotgun.tv oder www.koerperstoff. com. KONTAKT: Burning Business Distribution c/o 667 GbR, Tim Brückmann, 40233 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.69990755, tim@team667.com, www.2sickbastards.com

Turbokolor Textiler Infekt Turbokolor ist eine textile Infektionskrankheit, die am häufigsten Oberkörper befällt. Umgangssprachlich wird sie auch als T-Shirt-Sucht bezeichnet. Der Name der polnischen Streetwearbrand mag auf den ersten Blick vielleicht grenzwertig klingen. Man muss genau hinschauen „Turbo“ und „kolor“, Turbo viel Farbe, turbo viel Kreativität und turbo viele kunstvolle Designs auf T-Shirts. Das war die Intention von Profiskateboarder Paweł Kozłowski aka Swanski als er 2007 das Label ins Leben rief. Mittlerweile ist Turbokolor zu einem Künstlerverbund aus vier festen Mitgliedern herangewachsen. Häufiger Partner für Kooperationen ist auch der Gründer des berühmten Scrawl-Kollektivs Will Barras aus England. Ihre Kollektion „Straight from the wild wild east“ beinhaltet 20 verschiedene Styles. Erstmalig dieses Jahr gibt es von Swanski eine eigene Kollektion namens Infinitas, bestehend aus T-Shirts (24 Euro im Verkauf), Sweatshirtjacken (55 Euro), Hosen (48 Euro), Jacken (65 Euro) und Caps (24 Euro). Erhältlich sind die T-Shirts und auch die neue Kollektion von Swanski in ihrem eigenen Store Veteran in Warschau, bei Urban Stylistics in München, im Greenhill Skateshop in Gießen 81 oder in ihrem eigenen Onlineshop. KONTAKT: Turbokolor sp. z o.o., Jakub Detko, 01-161 Warschau/Polen, T 0048.22.8395310, Mobil 0048.66.8919885, jakub@ turbokolor.com, www.turbokolor.com

Give it Bag Mit Design Gutes tun Give it Bag – der Name verrät bereits, dass soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit bei Give it Bag zentrale Themen sind. 2007 zogen Regina Borth und Philip Rüther nach Kapstadt, wo ihnen die Idee zu den markanten Taschen kam. Dabei handelt es sich um Designertaschen aus Südafrika, die aus gebrauchten und recycelten LebensmittelTransportsäcken hergestellt werden. Das Credo der jungen Marke basiert dabei auf ein paar einfachen Grundsätzen. Erstens, Recycling. Die Taschen bestehen aus gewebtem Polypropylen und kommen aus aller Welt mit den großen Frachtern in Kapstadt an. Die geleerten Säcke werden eingesammelt, das Material gewaschen, vorgeschnitten und in seine finale Form gebracht. Zweitens, Social Responsibility und Fair Trade. Die Taschen werden in Südafrika produziert und ein Teil des Gewinns wird in Charity-Aktivitäten investiert. Zusätzlich hat jeder Besitzer einer Give it Bag die Möglichkeit, von einer eigenen Idee, Initiative oder guten Tat auf der Homepage der Marke zu berichten. Dazu wird jede einzelne Tasche mit einer eigenen Nummer versehen, die den Artikel als nicht austauschbares Einzelstück kennzeichnet und über die der Besitzer sich online registrieren kann, um im Forum mitzureden. Je nach Größe der Taschen startet der Verkaufspreis bei 70 Euro für Small Bags bis hin zu XL-Bags für 190 Euro. Seit Januar 2010 vertreibt die Agentur Kapworks Modevertrieb in Hamburg die Marke Give it Bag auch im deutschsprachigen Raum. KONTAKT: Kapworks Modevertrieb GbR, 22767 Hamburg/Deutschland, T 0049.40.27143699, kapworks@ give-it-bag.com, www.give-it-bag.com

OriginalEskimo Die Sache mit dem Pinguin Im Heimatland Belgien ist das kleine Logo mit Eskimo und Pinguin ein Synonym für qualitativ hochwertige Unterwäsche, und das seit 1906. Bis heute ist die erfolgreiche Marke Eskimo in Besitz der Familie Degroot, weitergeführt vom Urenkel des Gründers. Jüngstes Kind aus dem Hause ist das im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Label OriginalEskimo, eine Kooperation mit dem belgischen Streetwear-Distributor ICC Distribution. OriginalEskimo lässt die alten Traditionen der Marke wieder aufleben, mit schlicht-schönen Modellen vergangener Jahrzehnte, die aus den reichhaltigen Archiven ausgewählt wurden. „Der Style ist Indie“, beschreibt Wies Wydooghe von ICC Distribution, verantwortlich für Design und Art Direction von OriginalEskimo. „Es sind schmal geschnittene Basics, die wir von aller unnützen Dekoration befreit haben, aber immer mit dem eingestickten Eskimologo und mit großem Respekt vor der Geschichte der Marke.“ Seit März liegt die trendige Underwear in Läden wie Cream in Gent, Mister Ego in Brüssel und Daily Rush in Rotterdam, zu Preisen um die 25 Euro VK mit einer 2,5er-Kalkulation. Schönes Extra: Die Wäsche kommt in kleinen stylischen Plastikdosen. KONTAKT: OriginalEskimo, 9000 Gent/Belgien, T 0032.9.3244616, info@originaleskimo.com, www.originaleskimo.com


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Luki World Spread the smile

Swedish Hasbeens Klipp, Klapp, Clog

Eine bunte Welt voller illustrer Figuren! Süß und frech sind die markanten Grafiken aus der fabelhaften Welt von Luki, jeder Character auf seine eigene Art. Genauso faustdick hinter den Ohren haben es ihre Macher: Yves Zeh und Felix Genzmer haben sich vorgenommen, die Welt mit ihren Motiven ein Stückchen bunter und freundlicher zu machen. Felix Genzmers Spezialität waren immer schon bunte Illustrationen von freundlichen Dudes. Was läge also näher, als diese zum Leben zu erwecken? So starteten sie im November 2009 das Streetwearlabel Luki World. Mit dem Leitsatz „Spread the smile“ gestalten sie seitdem ihre eigene Kollektion bestehend aus kleinen Puppen (19 Euro), T-Shirts (29 Euro), Sweatshirts (59 Euro), Kunstbüchern (39 Euro) und Kalendern (kostenlos). Kunst, Musik und Mode sind die drei Säulen der Marke. Neben der Kollektion ist das Verpackungskonzept aus eigens designten Pizzakartons für T-Shirts, Burgerkartons für Sweater und Chinese Foodboxes für Puppen ein echtes Highlight. Zudem zeigt Luki in naher Zukunft mit Ausstellungen, Musik- und Streetart-Aktionen sein Gesicht in Hamburg. Neben dem Onlineshop auf www.lukiworld.com gibt es auch einen Luki Secret Store in der Laeiszstraße im Hamburger Karolinenviertel. Der Ausbau des Vertriebes bei namhaften Händlern wie beispielsweise soBERLIN ist in Planung. KONTAKT: Luki e.K., Yves Zeh, 20357 Hamburg/Deutschland, T 0049.40.20916767, yves@lukiworld.com, www.lukiworld.com, www.lukiworld-shop.com, www.youtube.com/user/lukiworld

Ihr Name war Anita und sie war die heißeste Mom im Süden Schwedens. Während sie Camel rauchte und sich die Lockenwickler aus ihrem Haar zupfte, rief sie nach ihren Kindern – und sah fantastisch aus in ihren weißen, hochhackigen Clogs. 30 Jahre später, an einem Sommertag im Jahr 2006, tauchten ihre 300 Paar Clogs durch einen Zufall wieder auf. Verstaubt, aber so hübsch wie in den 1970-er Jahren. Soweit die Geschichte, die die beiden Schwedinnen Emi und Cilla gerne erzählen. Mit ihrem Label Swedish Hasbeens lassen sie das Feeling von damals wieder aufleben und injizieren den Holzschuhen wieder neuen Style. Minimalistisch chic zeigen sich die Pantoffeln, Sandalen, Boots, Highheels, Lace-ups, Loafer und Stiefel, die in Handarbeit gefertigt werden. Übrigens in der gleichen, kleinen schwedischen Fabrik wie in den Seventies. Verarbeitet werden nur ökologisch produzierte und gefärbte Leder, schwedisches Erlenholz und natürlicher Gummi. Was die Preise betrifft, startet das Label bei 70 Euro im Verkauf für Sandalen und endet bei rund 350 Euro für Stiefel mit einer 2,5er-Kalkulation. Erhältlich ist das klappernde Schuhwerk in 15 Ländern und unter anderem bei Topshop, Urban Outfitters, Galeries Lafayette oder unter www.swedischhasbeens.com. Künftig sollen die Märkte Australien und Russland erschlossen werden. KONTAKT: Swedish Hasbeens, Agentur Hidden Secrets, 20144 Hamburg/Deutschland, T 0049.40.70298788, info@hidden-secrets.de, www.hidden-secrets.de, www.swedishhasbeens.com

Ein T-Shirt aus der Pizzaschachtel, aus der Burger-Box oder dem China-Pappbecher gibt es bei Luki.

Tu Felix Austria Unterwäsche mit Alpin-Appeal

Vilde Svaner Gutes Gewissen Das Wissen über Qualität, Herkunft und Nachhaltigkeit sämtlicher verwendeter Materialien werden bei der Produktion des 2008 gegründeten Labels Vilde Svaner groß geschrieben. Darum stammen die Jerseys, Denims, Satin- und Batiststoffe auch ausschließlich aus kontrolliert ökologischem Baumwollanbau und werden über einen deutschen Stofflieferanten bezogen. Die Kollektionen werden dann in Weimar und Erfurt gefertigt. Vilde Svaner steht für elegante, urbane Damen- und 80 Herrenmode. Bei der aktuellen Kollektion setzten die Designerinnen Anne Gorke und Antje Wolter auf eine schlichte, einfache Linienführung. Zentraler Bestandteil der Männerlinie ist das klassische Herrenhemd, während die Damenlinie Cocktailkleider in unterschiedlichen Ausführungen präsentiert. Die Kollektion ist seit Januar für den Einzelhandel erhältlich und umfasst insgesamt 23 Teile, welche teils auch in unterschiedlichen Farben erhältlich sind. Die VK-Preise bewegen sich zwischen 140 und 390 Euro. KONTAKT: Sieben & Siebzig GbR, Kati Drescher, Nadine Valencic, Jessica Troppa, 10119 Berlin/Deutschland, T 0049.30.688120642, troppa@sieben-siebzig.de, www.vildesvaner.com

Nique Innovation aus Down Under Melbourne gilt als die Mode- und Kunstmetropole in Australien. Sie ist auch die Heimat des Modelabels Nique, das von Nick und Lucy Ennis ins Leben gerufen wurde. In ihrem Designbüro in einer Melbourner Fabrikhalle entstanden zuerst Street Art und Flyer für die lokale Kunstszene. 1998 fingen die beiden an, auch Mode zu entwerfen. Das war wohl die richtige Entscheidung: Mittlerweile wird Nique in über 100 Läden in Australien und Neuseeland verkauft. Auf der letzten Bread & Butter präsentierte sich Nique erstmals dem europäischen Markt und wurde direkt vom schwedischen Distributor MnO unter Vertrag genommen. Nique bietet minimalistische Designs und zurückhaltende Farben, die an skandinavische Mode erinnern. Die Kollektion aus Westen, Jacken, Hoodies, Mänteln, bedruckten T-Shirts, Unterhemden und oversized T-Shirts ist wie für den Lagenlook, der so typisch für Melbourne ist, gemacht. Das Label produziert zwei Kollektionen pro Jahr. Die Kollektionsteile kosten zwischen 20 und 90 Euro im Einkauf mit einer Kalkulation von 2,7. Ab August ist Nique bei Meschugge 54 und Neondorn in München, Mohrenhaus in Bamberg, und P&C in Düsseldorf erhältlich. KONTAKT: Core Trading GmbH, Susann Nuru, 80807 München/Deutschland, T 00.49.89.35895501, susann@select-trading.com, www.nique.com.au

s_ta Origami am FuSS Aufwändige japanische Faltkunst und tragbare Schuhmode schließen sich im ersten Moment für jeden Modebegeisterten, der Schuhe trägt und nicht ausstellt, definitiv aus. In ihrer Debütkollektion „pleating love“ setzt die Berliner Designerin Esther Luckhardt bewusst auf scheinbare Gegensätze – und auf Origami-Kunst als Gestaltungselement in ihren Kreationen. Beispielsweise verwendet sie innovative und spezielle Materialien aus dem Outdoor- und Sportbekleidungsbereich, um dadurch Funktionalität und Ästhetik in Form von ihren avantgardistischen Designs zu vereinen. Die zehn Modelle in jeweils drei Farben umfassende Kollektion lässt sie in Portugal von Hand fertigen. Zu überwiegend pflanzlich gegerbten Kalbs- und Rindsledern kombiniert sie beispielsweise als neuartigen Futterstoff eine C-Change-Membran der Schweizer Firma Schöller. Mit Einkaufspreisen zwischen 64 Euro für Pumps bis hin zu 106 Euro für Stiefel und einer Kalkulation von 2,3 sieht sich s_ta im gehobenen Schuhfacheinzelhandel ebenso gut positioniert wie in trendorientierten Conceptstores. Auf der Berlin Fashion Week und der anschließenden Fachmesse GDS Anfang 2010 präsentierte sich Esther Luckhardt mit ihrem 2009 gegründeten Label erfolgreich dem deutschsprachigen Markt und konnte auch einen Vertriebskontakt für Japan gewinnen. Zunächst liegt der Fokus der Designerin allerdings darauf, sich im europäischen Markt zu etablieren. KONTAKT: s_ta, Esther Luckhardt, 10405 Berlin/Deutschland, T 0049.30.83212494, esther@s-ta.de, www.s-ta.de

Das österreichische Label Tu Felix Austria entwirft Mode für urbane Naturburschen. Eines der Highlights der aktuellen Kollektion ist die Lederhose für darunter. Mit einem gewissen Augenzwinkern verbindet das im Jahr 2008 gegründete Unternehmen österreichische Tradition mit trendigen Schnitten und ausgefallenen Designs. Der Gründer Stefan Lang nennt sich Felix Austria – daher stammt auch der Markenname. Das Label positioniert sich im Trachtenmodemarkt, in Bezug auf den Verkauf liegt der Fokus auf Ski- und Badeorte. Jährlich erscheinen zwei Kollektionen. Die aktuelle Kollektion umfasst neben Unterwäsche für Männer eine Freizeitlederhose, einen Gürtel sowie T-Shirts. Der Verkaufspreis der Unterwäsche, die im Design an eine traditionelle Lederhose angelehnt ist, liegt im VK bei 29 Euro. Die Freizeitlederhose, die sich nur durch das Material Polyester von dem Original unterscheidet, liegt bei einem VK von 69 Euro, die T-Shirts bei 29 Euro. Neben Mode bietet das Unternehmen die so genannten Tu Felix Austria Böcke an, welche für 129 Euro zur Dekoration dienen. Zu kaufen ist das Sortiment von Tu Felix Austria auf der Homepage des Unternehmens. Zudem bieten bis zum jetzigen Zeitpunkt fünf österreichische Händler die Produkte an. Bis Frühling 2010 ist eine Ausweitung der aktuellen Kollektion geplant. KONTAKT: TFA-Fashion e.U., 1070 Wien/Österreich, T 0043.2735.77171, office@tufelixaustria.at, www. tufelixaustria.at

People Tree Mit Sendungsbewusstsein Emma Watson, prominente britische Schauspielerin, ist Cover-Modell für den aktuellen People-Tree-Katalog: Schließlich gehört die Marke zu den Pionieren für Fair Trade und nachhaltige Mode. 1991 gründete die Umweltaktivistin Safia Minney die NGO Global Village, sechs Jahre später ihre Fashionmarke in Japan, wo auch die beiden Shops sind. Auf dem britischen Markt ist People Tree seit 2001 aktiv und arbeitet dort auch unter anderem in der Kollektionsentwicklung für den britischen Filialisten Topshop. People Tree unterstützt weltweit über 15 Fair-Trade-Gruppen, dabei engagiert sich das Unternehmen aktiv im Anbau von Ökobaumwolle in Bangladesch. Jährlich bringt die Marke drei Kollektionen heraus, die einen guten Mix zwischen Sportswear und Casualwear mit femininen Elementen zeigen. Viele bekannte Designer, beispielsweise Eley Kishimoto oder Foundation Addict, haben über die Jahre hinweg mit People Tree zusammengearbeitet. In der aktuellen Sommerkollektion haben Bora Aksu und Jessica Ogden deutliche Akzente im Design gesetzt; die bekannte Textildesignerin Karen Nicol entwickelte Strickteile für die Marke. Shirts von People Tree liegen im VK zwischen 35 und 45 Euro, Hosen gibt es ab 89 Euro und Designertops werden zu Verkaufspreisen zwischen 89 und 119 Euro angeboten. KONTAKT: Claudia EbertHesse, Renate Hunfeld, 40235 Düsseldorf/Deutschland T 0049.211.69510440, peopletree@suburbia-store.de, www.suburbia-store.de

Trap Skateboards Skate Family Business 1992 ließ Skateboarder Richie Löffler auf der Siebdruckmaschine seines Teammanagers bei American Sports ein paar T-Shirts drucken. Gelagert wurden sie auf dem Dachboden seiner Mutter, vertickt wurden sie aus seinem Wohnzimmer heraus an die Skatekollegen. Er nannte seine Marke Trap Skateboards. Heute ist Trap mehr als nur ein T-Shirt-Label. Neben der Hardware aus Skateboarddecks (50 Euro im Verkauf) und Zubehör umfasst die Fashionkollektion Hoodies (55 Euro), Jacken (100 Euro), Zipper (65 Euro), Denims (65,50 Euro) und T-Shirts (29 Euro) für Männer, Frauen und Kinder. Nicht nur Richie Löffler und seine Designerin Sabrina Schäfer, die für die Damenkollektion zuständig ist, stehen hinter Trap. Heute supportet ein ganzes Team aus Pro-Skatern wie Jürgen Horrwarth, Paco Elles, Kilian Heuberger und Pat Lindenberger die Hamburger Skatebrand. Neben der Basic Kollektion gibt es regelmäßig Kooperation mit Künstlern wie beispielsweise der Kingdrips Crew aus Hamburg. Erhältlich ist Trap unter anderem bei Goodstuff in München, Rocs in Berlin, Made In Köln, Street City in Zürich und in Löfflers eigenem Skateshop, dem Mantis Lifestore in Hamburg. KONTAKT: MDCN Distribution, Richie Löffler, 20354 Hamburg/Deutschland,T 0049.40.23532744, stefan@mdcn.de, www.trap-skateboards.de

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Blomor Shaker Club Dekadent und feucht fröhlich geht es bei der italienischen Streetwearbrand Blomor zu. Als Mattia Mor, Gründer von Blomor, 2004 mit seinem Label startete, gab es nur eine kleine Serie bedruckter T-Shirts mit Cocktailmotiven, Tieren oder flashigen Schriftzügen, die besonders durch ihre ironische, comicartige Umsetzung die italienische Streetwearszene begeisterten. Zu Beginn waren es drei Läden in Genua, an die er seine T-Shirts verkaufte, heute sind 450 Shops in Italien und ganz Europa. „Unsere Kollektion war sehr erfolgreich und traf den Zeitgeist. Das motivierte uns, weiterzumachen und unser Sortiment zu erweitern“, sagt Mor. Heute gibt es neben T-Shirts auch Sweatshirts, Trainingsanzüge, Mützen, Sonnenbrillen, Schuhe und sogar eine kleine Kinderlinie namens Blomorino. Ihre aktuelle Linie orientiert sich wieder am bunten Trinkgenuss. Die Motive Mojito, Caipirinha, Chupitos und Cuba Libre zeigen sich in neuem Farbgewand und Schriftdesign. Expansionspläne in Richtung Monobrandstore stehen bereits auf der To Do Liste. Bislang ist Blomor unter anderem bei Magazzini Leone in Palermo, Space Sas in Rimini, Jump in Mailand, Nuvolari in Rom und bei Hermann Stiesing in Bremen erhältlich. KONTAKT: Blomor S.r.l., Mattia Mor, 20129 Mailand/Italien, T 0039.02.40043573, info@blomor.com, www.blomor.com

Baicyclon Kuriertaschen für alle! Die Berliner Taschenmanufaktur Bagjack hat mit ihrem im November 2009 neu gegründeten Label Baicyclon allen Liebhabern von klassischen Kuriertaschen eine neue Bezugsquelle geliefert. Die praktischen, robusten Taschen begeistern längst nicht mehr nur Fahrradkuriere, sondern haben sich auch in der Modeszene als Style-Item durchgesetzt. Auf diesen Zug sprang Baicyclon auf.: Alles begann mit drei Modellen, die der Inhaber von Bagjack, Peter Brunsberg, in seinem Büro in Berlin-Mitte entwarf und in Serie produzieren ließ. Jeden der drei Styles gibt es in zwei unterschiedlichen Größen und in 13 verschiedenen Farben. Zusätzlich zu den Kuriertaschen gibt es noch eine Hipbag, die auch als Schultertasche getragen werden kann. Alle Modelle sind aus dem robusten Material Cordura gefertigt. Die EK-Preise liegen zwischen 49,50 und 89,90 Euro, die Kalkulation liegt bei 2,5. Baicyclon ist bereits in 20 Stores deutschlandweit, sowie in Paris und London vertreten. Mit einem starken Vertriebspartner – der derzeit noch aktiv gesucht wird – soll die Distribution, die sich bislang hauptsächlich auf Fahrradshops konzentriert, auf Modeshops und Conceptstores ausgeweitet werden. KONTAKT: Baicyclon by Bagjack, 10179 Berlin/Deutschland, T 0049.30.61287733, info@bagjack..com, www.baicyclon.com

Le dd Bequem am Strand Eigentlich kennt man das Material eher von sommerlichen Tischdecken, die wetterfest die komplette Saison begleiten. Das italienische Unternehmen Regina Regis aus dem Veneto hat mit Le dd einen weichen Schuh aus einem luftigen PolyurethanSchaum entwickelt. „Feel natural. Feel barefoot“, lautet der Slogan und ähnlich komfortabel wie Barfußlaufen ist auch das Tragegefühl der weichen durchlässigen Schlappen. Es gibt drei Modelle: Pantoffel, Mokkassin und einen Mokkassin mit etwas stabilerer Sohle. Die Schuhe sind flexibel, waschund recycelbar, ideal für die Reise und passen in jeden Koffer. Es gibt sie in acht Farben wie Rot, Gelb, Grün, Weiß und Schwarz, verpackt sind sie in einem Vakuumpaket, das dekorativ im Laden aufgehängt werden kann. Preislich liegen die bequemen Schlappen zwischen 25 und 55 Euro im VK. KONTAKT: Regina Regis s.r.l, 31055 Quinto di Treviso, Tel. 0039.0422470263, info@reginaregis.it, www.reginaregis.it

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Adieu Tussi-Look

Das dänische Label Gestuz setzt auf einen Rock’n’Roll-Chic inspiriert von den Popdiven der 80er-Jahre und mischt diese Einflüsse mit skandinavischem Purismus.

Welch modische Horrorszenarien haben Mädchen nicht schon durchgemacht. Jeans mit Strassbesatz, shiny Trainingsjäckchen oder ugg(ly) Elefantenfüße. Mit einem neuen Modeverständnis scheinen sich die Kollektionen für Mädchen jetzt wieder auf toughe und selbstbewusste Weiblichkeit zu besinnen. Stellt sich nur die Frage: Wer hat die Zeichen der Zeit verstanden? Text Nicolette Scharpenberg Fotos Marken

Die New Yorker Streetwearbrand Obey Clothing richtet sich an die so genannten Vorreiter-Girls: Mädels, die wissen was geht.

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s ist irgendwie Skandal und Charme, den sie versprühen, wenn sie die Straße betreten. Ihre Looks sind so facettenreich wie ihre Weltanschauungen, ihre sozialen Szenen und Berufe. Diese Mädchen haben alle etwas gemeinsam: Sie sind intelligent, selbstbewusst und haben ihren eigenen Kopf. Tussi-Look? – Nicht ihr Business. In Zeiten, in denen Mode „everything goes“ proklamiert, hat sich die Zielgruppe junger Frauen stark emanzipiert. Fernab extremer Looks setzen sich derzeit Kollektionen durch, die den schmalen Grat zwischen femininem Charme, Sporty-Look und überflüssiger Dekoration gehen - und damit punkten.

Copy-and-Paste-Looks Cem Cil, Countrymanager von Obey Clothing, bringt eine aktuelle Misere auf den Punkt: „In Deutschland herrscht größtenteils Einheitslook. 80 Prozent der Mädchen ziehen sich alle gleich an. Nur die wenigsten sind selbstbewusst genug, um aus ihren Kreisen auszubrechen und sich von der Masse abzusetzen. Alle tragen die gleichen Marken, kopieren ihre Outfits aus diversen Celebrity-Magazinen und haben dadurch den gleichen Stil – mal heißt er Romantic, mal Hippie, mal Country.“. Kein Zweifel, die Celebrity-Magazine und Streetstyle-Blogs geben den modischen Ton an. Auch einschlägige

Die Wurzeln der Marke Drykorns liegen im Tailoring, daher auch die Anlehnung an klassische Elemente in der Kollektion.

„Wir spielen immer mit Ideen aus der Menswear, jedoch anders interpretiert.“ Angela Kunst, Drykorn Händler haben längst erkannt, dass die Order nach den Fotos und Trendseiten der Boulevardmagazine inzwischen zum Geschäft gehören, wenn man dabei bleiben will. Willkommen in der Welt der Copy-and-Paste-Looks. Glücklicherweise spricht Cem Cil nur von 80 Prozent, es gibt sie also, die andere Kundin jenseits des Mainstreams, die einen individuellen Look sucht. „Hier gibt es die so genannten Vorreiter-Girls – es sind die Mädels, die wissen, was geht. Diese möchten sich nicht anpassen. Sie haben ihren eigenen Kopf und sind unabhängig“, glaubt Cil. „Durch ihre Berufe, ihre Interessen und ihr soziales Umfeld sind sie informiert. In ihren Szenen funktioniert auch mal das kleine Schwarze in Kombination mit Adidas Sneakers. Sie gehören zur modischen Stilelite. Der Tussi-Look ist bei ihnen nicht angesagt“, erklärt Cil. An eben diese Zielgruppe richtet sich die Frauenlinie der amerikanischen Streetwearbrand Obey Clothing. 1998 von Streetart-Legende Shepard Fairey ins Leben gerufen, setzen sie auf Styles mit Streeteducation. „Obey ist eine Nischenbrand. Wir kapseln uns gezielt vom Mainstream ab. Unsere Styles sind sehr modisch und experimentell und richten sich gezielt nur an diese Zielgruppe“, so Cil. Für Obey Women kann die Frau nie sexy und cool genug sein. Es ist ein tougher Look gemischt mit sportlicher Gemütlichkeit. „Wir propagieren den New-YorkLook, den uns auch die Promis tagtäglich vorleben. Ich meine nicht ihren von Kopf bis Fuß durchgestylten Roten-Teppich-Look, sondern den so genannten Behind-the-Scenes-Look. Die privaten Celebritys haben ihr Karo-Hemd an

und ihre Hose auf halb acht. Genau das ist es, was eine Frau sexy macht, wenn sie eher privat aussieht als so richtig angezogen, und genauso ticken unsere Kundinnen“, sagt Cil. Die typische Obey-Kundin fühlt sich sowohl in einem Oversized-T-Shirt mit Jeans und Flip-Flops wohl, sie weiß aber auch, dass sie bei einer Einladung zum Dinner in einem Abendkleid extrem heiß aussieht. Military Jackets, Oversized-T-Shirts, Kleider in Nude-Tönen oder Röhrenjeans und Highheels sind ihre Key Items. Der Look wirkt wie ein Zufallsprodukt, jedoch weiß Frau ganz genau, welches Detail wo und wie hervorblitzen soll. Sei es das Stirnband, das „aus Versehen“ nach vorne gerutscht ist, das zu große Unterhemd „vom Freund“, das lässig über der kaputten Röhrenjeans hängt oder die goldene Casio, die seltsamerweise immer zum richtigen Zeitpunkt unterm Ärmel hervorblitzt. Es ist ein von Kopf bis Fuß durchgestylter „Hab ich mal eben“-Look.

Ideen aus der Menswear Das Internet macht es möglich, in Sekundenschnelle zu sehen, was die New Yorker Trendsetterin auf der Straße trägt. Modeblogs und Fashion-E-Zines sind für diese Frauen das tägliche Brot und gehören oft sogar jobbedingt zu ihrem Business. Das bestätigt auch Angela Kunst, DOB-Produktmanagerin beim fränkischen Modelabel Drykorn. „Die moderne Frau ist heute über die Medien bestens informiert und kann dadurch die Qualität und den Zeitgeist eines Produktes sehr gut bewerten. Die typische Drykorn-Kundin fährt eine klare und selbstbewusste Linie. Sie erkennt Tendenzen

früh und nimmt sie begeistert an. Sie hat eine Schwäche für schöne Qualitäten, sie hat Liebe zum Detail und legt größten Wert auf eine gute Passform“, so Kunst. Als Drykorn 1999 mit ihrer Damenkollektion startete, lag der Fokus noch ausschließlich auf Konfektion. Eine gut sitzende Hose, ein schmal geschnittener Blazer und ein Uniformmantel sind daher Items, die in jeder Kollektion zu finden sind. 2009 wurde das Damensortiment zwar mit Strick und Jersey ver- 81 vollständigt, jedoch liegen Drykorns Wurzeln im Tailoring. „Wir spielen immer mit Ideen aus der Menswear, jedoch anders interpretiert. Die Schnitte sind nicht maskulin, sondern sexy, wie beispielsweise eine eng anliegende Anzughose mit weitem Schlag, die unglaublich lange Beine macht. Oder ein taillierter Blazer. Die figurbetonte Passform macht den Look selbstbewusst“, so Kunst.

Der letzte Schrei! Im Gegensatz zu Drykorn setzt das 2006 gegründete dänische Label Gestuz auf etwas rockigere Styles, inspiriert von den Popdiven der 1980er-Jahre. Zwar wurde diese Dekade schon etliche Male als das Gruseljahrzehnt der Mode bezeichnet, dennoch umhüllen die Styles von Gestuz nicht nur die skandinavische Modeszene, sondern auch die Celebritys. Das führte dazu, dass der Look langsam, aber sicher auch die europäische Modeszene in seinen Bann gezogen hat. In Bars und Clubs fühlt man sich heute plötzlich wie am Filmset von Miami Vice. Popstars wie Lady Gaga wirken wie Klone von Kim Wilde oder Cindy Lauper. Schulterpolster, bauchfreie Oberteile, abgeschnittene Ärmel und Hosen sind kein No-Go mehr, sondern wieder der letzte Schrei. Mit Kate Moss als Frontfigur setzt Gestuz auf Lederstyles in allen Variationen, Kombiniert mit Obterteilen aus gewaschener Seide und markantem Handstrickteilen in Used-Optik. „Die Inspiration für diesen Stilmix ging mit dem immer weiter steigenden modischen Selbstbewusstsein einher“, so Marion Buhrs, Countrymanagerin von Gestuz Deutschland. „Zwar will Frau auch


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Geschickter Stilmix

Frau sein, sie möchte aber auch ihre sexy und wilde Seite ausleben dürfen. Gestuz bietet für beide Stimmungen die passenden Outfits.“ Die Styles von Gestuz sind supersexy, provokant und stets mit einem Touch Glamour, genauso wie das Bewusstsein ihrer Kundinnen. „Der Stil des Gestuz-Girls ist vielfältig. Egal ob sie auf einem gigantischen Musikfestival in verschlissenen Sneakers rockt, mit Lackstilettos in einer schicken Bar an einem Drink nippt oder mit ungekämmten Haaren im Oversized-T-Shirt soeben aufgestanden ist; sie steht selbstbewusst zu ihrem Look, ist stets feminin und sexy, aber niemals niedlich“, so Buhrs. Hinzu kommt, dass es Gestuz gelingt, mit einer derart vielfältigen Kollektion fast jedem Händler passende Styles zu bieten. So findet sowohl der StreetwearOnlineshop Frontline für sich das passendeals auch die kleine Damenboutique in NordrheinWestfalen.

Zwischen Streetwear und französischem „Je ne sais quoi“

80 Nicht jede mag es gleich auf die rockige Tour und das ist auch gut so, denn der Grundgedanke ist der individuelle Ausdruck der Weiblichkeit. Diese kann mal lauter und mal leiser sein, aber stets mit Stil und Qualität. Das französische Label Sessùn richtet sich mit seiner Kollektion an selbstbewusste Frauen, die großen Wert auf extravaganten Stil, Eleganz und Qualität, aber stets mit einer geballten Ladung Sexappeal legen. Mit klaren modischen Aussagen war es vom Tussi-Look schon immer weit entfernt. 1996 von Emma Francois in Marseille ins Leben gerufen, orientierten sich die Designs anfänglich vor allem an der urbanen Skate- und Hip Hop Kultur. Inzwischen ist Sessùn erwachsener geworden und hat dabei immer dieses französische „Je ne sais quoi“ – übersetzt: „Ich weiß nicht was“ – , wie es Philippe Nowotny, Salesmanager von Sessùn beschreibt. Kundinnen behaupten: Ist man einmal der Marke verfallen, will man nie wieder etwas anderes tragen. „Sessùn produziert ausschließlich Lieblingsteile. Es sind bequeme und unkomplizierte Styles, die niemals dem Zufall überlassen sind“, sagt Nowotny. „Die Designerin hat genaue Vorstellungen, wie die Kollektion auszusehen hat und das zieht sie auch durch.“ Mit Materialien wie Papier und Seide ist die Kollektion weit weg vom Modemainstream. Kleider, Overalls, Blusen und Blazer sind süß, aber niemals zu süß, geschweige denn kitschig. Preislich bewegen sich die Styles eher im mittleren bis gehobenem Preissegment. „Wir würden sagen, dass unsere Produkte einen guten Preis haben. Darin sind die Designerkollektionen unser Maß und unser Vergleichspunkt. Die untere, aggressive Preislage geht uns nichts an. Sessun ist kein Fast-Food-Produkt“, so Nowotny.

Von Fast-Food-Produkten kann auch bei dem Berliner Label Reality Studio von Svenja Specht nicht die Rede sein. „Meine Mode ist auf der einen Seite tough und cool, auf der anderen Seite aber auch weich und weiblich.“ Genauso sind auch die typischen Reality-StudioKundinnen. „Die meisten Frauen sind heute durch ihre Jobs gezwungen, in eine toughe und selbstbewusste Rolle zu schlüpfen. Gerade in einer Männerdomäne finde ich es spannend, wenn eine Frau Mut hat, sich trotzdem weiblich anzuziehen. Ich rede nicht von Klischees, es kommt auf einen geschickten Stilmix an“, so Specht. Die Styles schweben zwischen feminin und maskulin, Avantgarde und Street, Ost und West. Produziert wird in Deutschland, vertrieben in Europa, den USA und Asien. „Ich liebe es, mit Kontrasten zu spielen, da etwas Unerwartetes entstehen kann, wie z. B. ein Workeroverall mit Puffärmeln“, so Specht. Blümchen kommen in der Kollektion der Berlinerin zwar auch mal vor, allerdings nicht in Form einer typischen Rüschenbluse. Mittlerweile verkauft sie Reality Studio auch an Stores die anfangs sehr streetwearlastig angefangen haben, wie beispielsweise das YBDPT Studio in Hamburg oder der Azita Store in Frankfurt. „Ich finde die Verbindung Sneakers, Streetwear und Fashion wirklich sinnvoll und spannend. Leider gibt es in Deutschland viel zu wenig Retailer, die sich trauen, den Frauen auch mal was anderes zu bieten als alle anderen.“ Jedoch tut sich was! Händler, die zu Beginn ihren Fokus ausschließlich auf Streetwear gelegt haben, wagen erste Schritte in Richtung Fashion; umgekehrt setzen High-Fashion-Retailer vermehrt auf urbanere Styles. Das Hamburger YBDPT Studio und der Azita Store in Frankfurt verkaufen Reality Studio bereits in der dritten Saison. Frontlineshop hat vor vier Saisons erstmalig Gestuz geordert, Drykorn gehört schon seit sechs Saisons zum Sortiment. Vibes in Köln und Düsseldorf stehen fest hinter der Damenkollektion von Obey Clothing und die Backyard Stores vertreiben Sessùn von Anbeginn. Der Look funktioniert für die verschiedensten Altersgruppen und die verschiedensten Szenen. Fashion meets Streetwear. x-ray sagt: Das hat Zukunft.

Vom Tussi Look schon immer weit entfernt: Die Sessùn Kundin liebt Eleganz und Qualität gepaart mit einer geballten Ladung Sexappeal.

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Ein tougher und cooler Look aber dennoch weich und weiblich: Svenja Specht von Reality Studio aus Berlin liebt den Stilmix.

„Gerade in einer Männerdomäne finde ich es spannend, wenn eine Frau den Mut hat, sich weiblich anzuziehen.“ Svenja Specht, Reality Studio


trends. Pünktlich zur Präsentation der neuen Frühjahr/Sommerkollektionen für 2011 gab es strahlend blauen Himmel über den Berliner Messen Bread & Butter, Bright und Premium. Zum Auftakt der Orderrunde präsentiert Euch x-ray einige Highlights für die kommende Saison. Fotos Nicolette Scharpenberg, Isabel Baier, Ina Köhler, Marken

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Lang, kurz, bunt, gemustert, gefüttert, gekrempelt, geschoppt und sogar als UltraMini: Chinos in allen Farben und Formen sind das stärkste Thema für SS 2011.

Tommy Hilfiger

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Tribeca

M.O.D.

Helly Hansen

Campus by Marc O‘Polo

Pepe Jeans

Calvin Klein

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Sir Benni Miles


Vor Ort_Ozone, Bielefeld

Bunte Luftballons brauchen wir nicht Im zweiten Bielefelder Ozone-Store geht es zurück zu den Wurzeln. Klassische Streetwear ist Inhaber André Lösekann genauso wichtig wie die emotionale Ansprache seiner Kunden. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Ozone

I

m neuen Ozone in Bielefeld ist jeder Kunde gern gesehener Gast: „Jeder, der diese Schwelle überschreitet, wird mit einer exquisiten Markenauswahl und herzlicher Beratung für seinen Mut belohnt“, sagt Inhaber André Lösekann. „Auch wenn der Laden auf den ersten Blick wie ein Szeneladen wirkt, ist jeder herzlich willkommen. Egal ob Streetkid oder Anzugträger. Wir 124 schließen niemanden aus“, so Lösekann. Dem Inhaber der Brooks Textilhandels GmbH & Co. KG gehören vier Läden in der Bielefelder Innenstadt mit ganz unterschiedlichen Konzepten, die aber eines eint: „Der emotionale Wert und die emotionale Befriedigung ist für diejenigen, die sich in unserer modischen Welt bewegen, wesentlich größer als beim Kauf im Internet oder in irgendeinem Kaufhaus“, sagt André Lösekann. Das neue Ozone in der Neustadt ist neben den eher klassischen Brooks-Stores und der ersten Ozone-Filiale in der Altstadt eines der jüngeren Babys des Textilhändlers. Trotz der 1a-Lage direkt an der Haupteinkaufszone, bewahrt es sich immer noch das Flair von Understatement. Der Zugang zum Store führt durch einen Hinterhof und eine massive Holztür. Einzig und allein ein kleiner Fernseher, der in der Tür eingebaut ist, lässt vermuten, was sich dahinter verbirgt.

Ein Zielkaufkonzept Solche Ansätze kennt man eigentlich aus Berlin-Mitte. „Unsere Stores waren immer schon in 1b- oder 1c-Lage und die Kunden kamen immer gezielt zu uns hin. Mit dem neuen Laden sind wir zwar in einer absolut kommerziellen Lage, wir wollen weiterhin ein Zielkaufkonzept verfolgen“, sagt Lösekann. Bunte Luftballons raushängen oder Handzettel verteilen musste das Ozone nicht, die Eröffnung des Stores sprach sich in der Szene wie ein Lauffeuer herum. Unwissende Passanten mag die massive Holztür vielleicht abschrecken, auf der anderen Seite sorgt sie aber auch für eine gewisse Intimität, der Hinterhof wirkt wie eine Ruheoase im hektischen Getümmel der Bielefelder Innenstadt.

Das Ozone-Team mit Oezcan Sahan (links), André Lösekann (mitte) und Alexander Möhle.


Ozone, Bielefeld_Vor Ort Schon der Vorhof des Ladens ist stilecht gestaltet: ein Treffpunkt für Kunden und Freunde des Stores.

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„Die Welt, die Ozone umgibt, entstand durch einen ständigen Austausch zwischen Subkultur und unserem Store.“ André Lösekann

Wieder Streetwear im eigentlichen Sinne Im Ozone Neustadt finden die Kunden ihr schlichtes Carhartt-Hemd, eine ehrliche Jeans oder ein gutes Sweatshirt. Lösekanns Intention war es, wieder zur ursprünglichen Streetwear zurückzukehren. Das Ozone Nummer eins in der Altstadt hatte 1998 als reiner Skateshop mit Core-Marken angefangen. Über die Jahre wurde das Sortimentskonzept immer informierter und spezieller. „Durch den Mix aus Streetwear und Casual Brands wie auch mal ein Hemd von Ralph Lauren haben wir uns von den Kunden entfernt, die einfach nur mit einem coolen T-Shirt und einer Carhartt-Hose zufrieden sind. Für die Kunden, die eher Streetwear im eigentlichen Sinne bevorzugen, haben wir Ozone zwei gemacht“, erklärt er.

Von der Szene für die Szene Auch die Bielefelder Streetart-Szene kann sich über die neue Ozone Filiale freuen. Hier finden sie eine komplette Wand mit Dosen, Markern und diversem Graffiti-Zubehör, die

in Lösekanns erste Ozone-Filiale nie hineingepasst hätte. Grafitti, Skaten, Deejaying, Partys und Events waren und sind für die Brooks Clothing Company immer schon ein großes Thema, denn Ozone ist in Bielefeld mit seinem Mix aus Streetwear und Urban Fashion für die Szene mittlerweile zu einer Art Institution mit eigener Community herangewachsen. „Die Welt, die Ozone umgibt, entstand durch einen ständigen Austausch zwischen Subkultur und unserem Store. Wir haben immer Wert darauf gelegt, die Szene in jeglicher Art zu supporten. Sei es den Bielefelder Skatepark, Skate-Events, Modedesigner, Ausstellungen, einen DJ bei der Finanzierung seines Albums oder einen Kreativen bei einem großen Wandprojekt mit Dosen. Auf diese Weise können wir unseren Kunden unsere Dankbarkeit für ihre Treue zeigen“, erzählt Lösekann. Seine Businesspläne sind vielversprechend. Im April 2010 hat er eine zweite Brooks-Filiale eröffnet: Brooks N.Y. in der Goldstraße 22. Für Ozone Neustadt stehen Pläne zur Vergrößerung vor der Tür.

Ozone 2 Bielefeld Neustadt Bahnhofstraße 22 33602 Bielefeld/Deutschland www.ozone-sports.com Inhaber & Geschäftsführer: André Lösekann Eröffnung: September 2009 Verkaufsfläche: 180qm Mitarbeiter: 7 Marken Herren: Addict, Adidas, Asics, Bench, Boxfresh, Carhartt, Cheap Monday, Clae, Cleptomanicx, Converse, Dr. Denim, DVS, Edwin, Element, Ezekiel, Fenchurch, Gio Goi, Keds, Lakai, Mazine, New Balance, Nike, Nudie, Obey, Pointer, Reebok, Stüssy, Supra, The North Face, Ucon, Upper Playground, Vans, Zoo York Marken Damen: Adidas, Asic, Bench, Boxfresh, Carhartt, Cheap Monday, Cleptomanix, Converse, Dr. Denim, Ezekiel, Fenchurch, Gio Goi, Keds, Mazine, Nike, Nymph, Obey, Pointer, Reebok, Sessun, Supra, The North Face, Ucon, Vans Accessoires/Sonstiges: Filme und Bücher: Ginko Press, Lomografie: diverse Kameras und Objektive, Marcador-Maker, Montana-Dosen und Marker, Nixon, WeSC Headphones Sonstiges: Support der Bielefelder Jungdesignermesse GLUTAMAT, www.glutamat.net Support der Bielefelder urban contemporary Art Ausstellung KAOZ, www.kaoz-bielefeld.de


Vor Ort_Sutrinum, Münster

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Platz für das Wesentliche lässt der Store Sutrinum in Münster. Die große Glasfront gewährt tiefe Einblicke.

Pures Sneakerhandwerk

Dass, der Initiator, er einer von denen sein muss, „die wissen was geht“, wird klar, nachdem man das helle Entrée passiert und bereits auf der Treppe von drei Werken des legendären Street-artisten Shepard Fairey begrüßt wird. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Sutrinum


Sutrinum, Münster_Vor Ort

„Im Sutrinum gibt es keine klassische Trennung nach Szenen. Jeder, der Sneakers sucht, ist willkommen.“ Bakary Winkler Im Sutrinum gibt es den „heißen Scheiß“. Ulrike Heinrich zählt dazu erlesene Sneakers, Streetwear und Accessoires, aber auch regelmäßige Ausstellungen und Streetart-Contests.

Sutrinum GmbH Domplatz 6/7 48143 Münster/Deutschland Inhaberin: Ulrike Heinrich Geschäftsführung: Bakary Winkler Eröffnung: Januar 2010 Verkaufsfläche: 150qm Mitarbeiter: 2 Aushilfen Marken für Frauen: Iriedaily, Panuu, Sessun, Supreme Being, Vans Marken für Männer: Homecore, Iriedaily, Panuu, Supreme Being, Vans Accessoires: Eastpack, Flex Fit, Ogio, Urban Ears (Kopfhörer und Marker) Schuhe: Adidas, Adidas Ransom, Asics, Boxfresh, Converse, Dekline, Dr. Martens, Keds, Nike, Vans Events: Ausstellungen, Partys, Streetart Contests

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E

r, das ist Bakary Winkler. Die Treppe ist ein Teil seines im Januar 2010 eröffneten Sneaker- und Streetwearstores Sutrinum in Münster. Der Store ist einer von denen, die man auch als Schmuckstück bezeichnen würde. Typisch dafür ist die 1b-Lage, oft in einer versteckten Ecke, wo man nichts mehr erwartet. Der Conceptstore ist in einer kleinen Seitengasse zwischen Domplatz und Haupteinkaufszone angesiedelt. Für genügend Laufkundschaft sorgt das charmante Café Fyal nebenan und die regelmäßigen Store Partys von Bakary Winkler sollen den Rest erledigen.

„Klein ist völlig untertrieben“ Der gebürtige Münsteraner arbeitet bereits über zwölf Jahre in der Branche und hat ein Gefühl für den so genannten „heißen Scheiß“. Seinen ersten Sneakershop in Münster mit dem Namen „Sneak Preview“ betrieb er knapp drei Jahre. Davor und auch danach war Winkler als Handelsvertreter in ganz Deutschland unterwegs für verschiedene Street- und Skatewearbrands wie beispielsweise Iriedaily, Stüssy, Gio Goi, Elvine oder Circa Footwear. Seine Idee, erneut einen eigenen Laden aufzumachen, kam ihm nach einem dreifachen Bandscheibenvor-

fall, denn lange Autofahrten waren logischerweise nicht mehr möglich. Heute steht er stolz in seinem knapp 150 Quadratmeter großen Store vor einer 16 Meter langen Sneaker Wall, die insgesamt knapp 150 verschiedene Modelle von Marken wie Nike, Adidas, Adidas Ransom, Keds, Asics, Vans, Boxfresh, Converse, Dekline oder Dr. Martens präsentiert. „Die Kernaussage des Stores sind die Schuhe. In einer Studentenstadt wie Münster ist meine Zielgruppe der Student. Im Sutrinum gibt es keine klassische Trennung nach Szenen. Jeder, der Sneakers sucht, ist willkommen“, erklärt Winkler. Die Frage, ob er selbst einen kleinen Schuhtick hat, wird von ihm mit einem leidenschaftlich Grinsen und dem Satz „Klein ist völlig untertrieben“ beantwortet. Im Klartext: Winkler ist ein laufendes Sneakers-Lexikon. Er weiß alles über die Brands, die Modelle und ihre Specials.

Zeitgeist für jeden Geldbeutel Neben der imposanten Schuhauswahl findet sich im Sutrinum Streetwear von Vans, Homecore und Iriedaily für Männer, Accessoires wie Taschen und Rucksäcke von Eastpak und Ogio, schlichte Flex Fit Caps, Gürtel und Headphones. Liebhabermarken wie Sessun, Supreme Being, Vans und Panuu flirten hier mit den Ladys. „Die

Textilien sollen die Shopaussage abrunden. Wichtig ist , dass es nicht zu core oder szenig ist. Die Produkte sollen dem Zeitgeist entsprechen und zugleich durch einen guten Preisaufbau überzeugen. Wir sehen uns in erster Linie als Dienstleister und versuchen auf die Wünsche unserer Kunden einzugehen“, sagt Winkler. Neben Mode sind viele Projekte wie regelmäßige Ausstellungen oder Streetart-Contests geplant. „Ich kann mir jede Menge vorstellen wie zum Beispiel eine Livepainting-Aktion, bei der die Münsteraner Kunst- und Streetart-Szene die vier Fenster im Store frei gestalten kann. Kunst mit Mode zu kombinieren, finde ich super spannend“, so Winkler. Zwar steht Winkler gerade erst am Anfang, aber er „habe noch sehr viel vor“, wie er selbst mit einem Schmunzeln sagt. Die Münsteraner Szene darf auch schmunzeln, denn es erwartet sie Großes!


Guter Service ist das A und O im Einzelhandel und momentan wohl auch die größte Baustelle für viele Händler, die den hohen Stellenwert qualifizierter Mitarbeiter im Store kennen. Wir stellen vor: die Wollmilchsau.


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Kann ich Sie helfen?

Illustration Christoph Rathjen/Menschlabor Text Nicolette Scharpenberg, Isabel Baier Fotos Stores

Kein Zweifel, es herrscht ein massives Problem im Handel: Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern verhindert Umsatz. Die Ursache auf eine chronisch unmotivierte Generation oder die schlechte Ausbildung zu schieben, wäre zu einfach. Kreative Lösungsansätze sind gefragt!

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üsseldorfer Innenstadt im Juni, ein angesagter Multilabelstore, die Ware auf 50 Prozent reduziert. Drei Verkäuferinnen unterhalten sich angeregt über aktuelle Ausgehtipps. Begrüßung – Fehlanzeige, Beratung – ebenso. Auf Rückfragen reagiert man schleppend bis unwillig, heute anscheinend keine Lust auf Kunden. Danke, da kommen wir doch gerne wieder... Ganz ehrlich: Wann haben Sie sich zum letzten Mal richtig über mangelnden Service im Handel geärgert? Die Liste der Klagen ist lang und bekannt: Extreme Unterschiede hinsichtlich Kompetenz, Leistungsvermögen, schulischer Qualifikation und Disziplin lassen das Qualitätsniveau des Service im Fachhandel sinken. Immer weniger Betriebe bilden selbst aus. Ist das Berufsbild des Einzelhandelskaufmanns uncool geworden? Liegt es an schlechten Führungsqualitäten der Arbeitgeber oder ist die junge Arbeitnehmergeneration einfach faul, ungezogen und undiszipliniert? Vorurteile auf der einen, mangelnde Motivation durch den Arbeitgeber auf der anderen Seite.

Models statt Verkäufer? Abercrombie & Fitch ist mit seiner Idee vom Shop Model hoffentlich nicht Vorreiter für eine Tendenz im Einzelhandel geworden, die aus Kundensicht ziemlich bedenklich wäre. Statt ausgebildeter Servicekräfte trifft der Kunde im Store auf so genannte Shop Models, die zwar optisch einiges hermachen, aber keinen fachlichen Auftrag erfüllen. Schön anzusehen verkörpern sie ideal das Lebensgefühl und Image der Kollektion, sind integriert in Markeninszenierung und Storedesign. Den Service sollen andere erledigen, beispielsweise die sich selbst erklärenden Regalsysteme. Eine professionelle Einzelhandelsausbildung ist für Shop Models nicht nötig, denn sie sollen nicht beraten. Die Bewerber müssen einzig und allein zum Store

und der Marke passen und dafür sorgen, dass der Kunde sich wohlfühlt. „Abercrombie setzt auf Schönheit vor Kompetenz. Vermutlich haben sie die Hoffnung schon aufgegeben, rhetorisch begabtes und zugleich sympathisches Personal mit Fachkompetenz zu finden“, meint Stefan Sommer, Sales & Marketing Director Lee Jeans. „Man setzt lieber auf gutes Aussehen in der Hoffnung, dass vielleicht das alleine schon die Kunden zum Kauf anregt. Für Bewerber steht jedenfalls fest: Mit Pickeln oder anderen Makeln hat man bei A&F sowieso keine Chance. Was ich sehr bedaure.“

Coolness statt Service Ein ähnlich servicearmes dafür aber anscheinend erfolgreiches Verkaufskonzept kennt man aus szenigen Streetwearstores. Beratung in einer Atmosphäre: „Wir sind cool und du hast sowieso keine Ahnung, also kauf das!“, sind keine Seltenheit. Klassische Textilkunde wird meist als uncool abgetan. „Bestes Beispiel dafür ist der Supreme-Store in New York, wo man als Kunde fast dankbar sein muss, überhaupt wahrgenommen zu werden“, sagt Christian Boszczyk, der mit dem Label Beastin’ selbst einen Store führt. Schlecht ausgebildete Aushilfen, die zur Zeit im Fachhandel herangezüchtet werden, verfügen meist nur über gefährliches Halbwissen. Laura Sterzenbach, Inhaberin von Angels Inn in München klagt über Unselbstständigkeit, Vertrauensbrüche und ungezogene Verhaltensweisen: „Ich kann meinem Personal nicht vertrauen. Ich fahre mittlerweile sogar kaum noch in den Urlaub, weil ich Angst habe, dass es im Laden drunter und drüber geht. Früher habe ich meine Angestellten öfter mal alleine gelassen, aber das endete immer in einer Katastrophe. Es stank nach Rauch, Essensreste lagen rum und das Lager war unordentlich. Darauf habe ich keine Lust mehr und stehe deshalb lieber wieder selbst an der Verkaufsfront“, sagt Sterzenbach.

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Rainer Ksoll (links) ist Verkaufsleiter bei MOD und gleichzeitig Einzelhändler. Die Marke engagiert sich aktiv im Bereich Mitarbeiterschulungen.

Der Kunde ist König Eine nicht unwichtige Rolle dabei spielt eine Kundengeneration, die durch die vertikal organisierten Markenstores in konzentrierte Imagewelten hineingeschubst werden, wo persönliche Ansprache und Beratung durch gezieltes nonverbales Marketing und professionelles Merchandising ersetzt wird. Der Kunde findet sich hier gut allein zurecht. Für unabhängige Multibrandstores eine Entwicklung, mit der sie nicht mithalten können. „In Zeiten wie diesen ist es enorm schwer, die Kundenfrequenz noch zu steigern. Man kann als Fachhändler nur noch gewinnen, wenn man dem Kunden, sobald er das Fachgeschäft betritt, das Gefühl vermittelt, er gehe hier ein Lebensgefühl einkaufen. Der Kunde braucht ein Einkaufserlebnis, egal ob Monolabel- oder Multilabelstore, es gilt Reize zu schaffen, die für den Kunden verständlich sind und diese durch einen gut geschulten Verkäufer, der hinter dem Produkt steht, zu vermitteln. Deshalb sollte dem Fachhändler klar sein, dass der Verkäufer eine enorm wichtige Schlüsselfunktion hat“, sagt Rainer Ksoll, Verkaufsleiter bei M.O.D. Jeans.


So läuft’s_service

verantwortlich sind. Meetings und Schulungen, die wir intern veranstalten, sind Pflichtprogramm. Zudem wird das Personal auch in die Warenwirtschaft und unsere Sideprojekte wie beispielsweise Events involviert, sodass sie nicht ausschließlich am PoS ihre Erfahrungen sammeln, sondern die gesamte Firma auch hinter den Kulissen kennen lernen.“

Verkaufsschulungen sind wichtig

Carhartt Storeleiter Tith Kotsombat-Chaichalermpol setzt auch Teambildung und auf die Eigenverantwortung seiner Mitarbeiter.

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„Um das Berufsbild Einzelhandelskaufmann wieder attraktiv zu machen, müssen sich Betriebe nach außen interessanter darstellen.“ Axel Augustin Leistungsbezogene Löhne Das größte Problem ist, dass Shopbesitzer heute mit zu vielen Dingen belastet sind. Horrende Mieten und Energiekosten blockieren die Sicht auf den wesentlichen Part: Zeit und Kosten, die in gutes Servicepersonal investiert werden müssten. So arbeiten Händler fast ausschließlich mit Aushilfen, die als Kostenfaktor betrachtet werden, der zur Disposition steht. Der ausgebildete Verkäufer wird buchstäblich wegrationalisiert. „Eines der größten Probleme im Einzelhandel ist immer noch die Unterbezahlung des Personals. Welcher erfolgreiche Unternehmer wundert sich ernsthaft, dass seine Mitarbeiter, die für ein minimales Gehalt arbeiten, auf Dauer demotiviert sind?“, meint Christian Boszczyk, Leiter der FDMP Designagentur in München und Gastdozent für Jugendsoziologie an der Universität Augsburg. „Meiner Meinung nach ist das effektivste Modell die prozentuale Umsatzbeteiligung oder Auszahlung von Boni an engagierte Mitarbeiter, also die erfolgbasierte Lohngestaltung als Motivation.“

Die AuSSenwirkung zählt Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung ist die Zahl der Ausbildungsverträge seit 2008 um 12,2 Prozent zurückgegangen. Zum einen liegt es an geburtenschwachen Jahrgängen, zum anderen aber auch daran, dass viele Betriebe aufgrund der rückläufigen Nachfrage

gar nicht mehr ausbilden, außerdem habe die Qualität der Bewerber stark nachgelassen. Hinzu kommt, dass die Attraktivität mancher Berufe schwindet. Die des Einzelhandelskaufmanns gehört leider auch dazu. Axel Augustin vom Bundesverband des deutschen Textileinzelhandels: „Um das Berufsbild Einzelhandelskaufmann wieder attraktiv für Berufsanfänger zu machen, müssen Betriebe sich nach außen interessanter darstellen. In der Textilbranche haben wir mittlerweile einen unterschiedlichen Wettbewerb. Ein Ludwig Beck am Marienplatz in München kann sich vor Bewerbungen kaum retten, nicht so prominente Modehäuser klagen über Bewerbermangel. Mittlerweile verstehen eine Reihe von Unternehmen, dass es ein Wettbewerbsfeld geworden ist. Man muss sich attraktiver darstellen und auch zeigen, was Berufsanfängern angeboten wird“, so Augustin. Die Carhartt-Filiale in München kann sich vor Bewerbungen kaum retten. Derzeit arbeiten dort zwei Festangestellte, drei Teilzeitkräfte und zwei Aushilfen. Ab nächstem Jahr wird auch ausgebildet. Natürlich trägt der Markenname dazu bei, zum anderen aber auch der Führungsstil im Store. Storeleiter Tith Kotsombat-Chaichalermpol ist es enorm wichtig, seine Angestellten ideal zu fördern. „Die Leute wissen, dass sie, wenn sie bei uns neu anfangen, sofort fest ins Team integriert werden und ihren eigenen Bereich bekommen, für den sie

Nur dafür fehlt es so manchem Shop an Motivation, sie in Eigeninitiative durchzuführen. Leider gibt es auch in der Textilausbildung in Deutschland zu wenig Institutionen, die diese anbieten. Laut BTE biete nur die Textilfachschule LDT in Nagold Förderseminare an, jedoch erst nach abgeschlossener Ausbildung. Unternehmen wie Carhartt, Converse, Levi’s und viele andere Brands übernehmen diesen Part selbst und bieten Personalschulungen an. Rainer Ksoll ist überzeugt, dass Initiativen von Seiten der Fach- und Hochschulen nur dann Sinn machen, wenn sie Spezialisten aus der Branche dafür gewinnen. „Szene-People können das Feeling und den rhetorischen Charme, der für Verkaufsgespräche enorm wichtig ist, viel besser umsetzen als PoS-ferne Coaches. Erst mit solchen Leuten machen Verkaufsschulungen wirklich Sinn.“ Für Roberto Aufiero, Leiter der Kickz.com Filialen in Deutschland, ist aber auch die Unterstützung aus der Industrie enorm wichtig. „Ich wünsche mir ein größeres Angebot an Schulungen von Markenseite in unseren Stores. Viele arbeiten nur mit Broschüren und Katalogen. Wenn uns jemand von einer Marke wie Nike im Store besucht, der das Produkt gut kennt und neue Innovationen persönlich vorstellt, hat das eine enorme Wirkung auf unsere Mitarbeiter“, so Aufiero. Nike ist ein Beispiel für Retailsupport von Markenseite, aber auch für GStar ist es ein Thema. Hier werden Waschungen, Denimstärken, Schnitte und Details erklärt, die auch ein wichtiger Punkt zum Verständnis der Preisgestaltung sind.

Service im Netz Auch im Onlinebusiness hat sich in Sachen persönlicher Service einiges getan. Mittlerweile reicht es nicht mehr aus, ein Produkt via Foto zu zeigen und mit einer kurzen Produktbeschreibung zu unterlegen. Emotionalisierung und persönliche Ansprache spielt eine immer wichtigere Rolle, nicht nur über eine kompetente Service-Hotline, wie man es von Vorreitern wie Frontlineshop kennt. Als neues Tool dienen bewegte Bilder und Ton, die das jeweilige Produkt en detail vorstellen und die Rolle des Verkaufsberaters einnehmen – momentan überwiegend eindimensional, denn die direkte Ansprache über Chat oder Telefon ist nur mit der entsprechenden Manpower umsetzbar. Produktvideos schaffen es, nicht nur der sonst oft emotionslosen virtuellen Shoppingwelt wieder ein wenig


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Roberto Aufiero, Leiter der Kickz Filialen in deutschland betont die Effizienz von Schulungen seitens der Industrie.

Leben einzuhauchen, sie steigern nachweislich auch die Verkaufszahlen, denn wie ein qualifizierter Angestellter informieren sie die Kunden und stellen einen persönlichen Kontakt her. Vorreiter auf diesem Gebiet ist der 2010 gelaunchte Onlineshop Style-Invaders. „Natürlich lassen sich Informationen auch textlich in der Produktbeschreibung kommunizieren, aber lange Romane werden nicht gelesen“, so Christoph Thielecke, Inhaber der Style Invaders OHG. „Manchmal reicht es einfach nicht, ein Detail eines Artikels nur mit Bild zu zeigen, um die Funktion oder den Mehrwert herauszustellen. Eine Erklärung wie im stationären Handel kommt einfach besser an.“ Im Vergleich zu Planet Sports oder Frontlineshop, die in ihrem Onlineshop mit professionellen Models aber ohne Moderation arbeiten, setzt Style Invaders auf authentische Typen und auf fachliche und humorvolle Informationen zum Produkt. „Streetwear ist alles andere als Einheitsbrei und Langeweile. Warum sollten wir dann nicht auch die Produkte genau so präsentieren? Unsere User sollen Spaß beim Shoppen haben und sich durch die Videos unterhalten fühlen. Unterhaltung ist ein ganz wesentlicher Punkt, gepaart mit kompetenter Informationsvermittlung ein Verkaufsschlager!“, erklärt Thielecke.

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auf die anderen zu zeigen ist keine Lösung. Wer Mindestlöhne zahlt, durch Aushilfen eine unpersönliche Arbeitsatmosphäre schafft, statt ein motiviertes Team zu formen und selbst kein wandelnder Berufs-Knigge ist, sollte mit Vorwürfen sparsam umgehen. Einige positive Beispiele in dieser Story haben gezeigt, dass echte Führungsqualitäten, faire Arbeitsbedingungen und Gehälter, innovative Ansätze und professionelle Motivation durch einen Chef, der tagtäglich vorlebt, wie man mit Kunden höflich, eloquent und kompetent umgeht, sehr effektiv sind.

Unter dem Strich Ein Argumentationsansatz seitens Industrie und Handel hielt sich während der Recherche und den zahlreichen Gesprächen zu diesem Artikel sehr hartnäckig: Das Problem basiere auf dem mangelnden Engagement und der Qualifikation des Servicepersonals. Aber wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Und

Pioniere auf ihrem Gebiet: der Webshop Style Invaders setzt mit kunstvoll gestalteten Videos zu allen Produkten auf persönliche Ansprache und Service gegenüber den Web-Kunden.


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Wirtschaftskrise in der Modebranche? Ja! Nein? Jein!? Passiert ist viel, Gutes wie auch Schlechtes. Fest steht: Die Geschehnisse der letzten zwei Jahre schreiben textile Geschichte.

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Die Energie der neuen Ära

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Ist Trendsetting inzwischen ein unleistbarer Luxus? Viele Shops, die früher Trends gesetzt haben, sind durch die momentane Situation mehr denn je gezwungen, ihr Markensortiment hinsichtlich Rentabilität zu hinterfragen und ihre Budgets für Image- und Liebhaberbrands zu kürzen. „Back to the Umsatzbringer“ lautete der allgemeine Tenor der Branche. Mittlerweile gibt es jedoch wieder einige Lichtblicke am textilen Krisenhorizont. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Läden, Hersteller Illustration Andreas Klammt

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icht nur bekannte Unternehmen gerieten im vergangenen Jahr ins Wanken, meldeten Konkurs an oder wurden verkauft. Schlechte Eingangskalkulationen, unkooperatives Verhalten oder nicht vorhandene Lagerware machten es dem stationären Handel fast unmöglich, eine Spanne zu erwirtschaften, die allein für die Kostendeckung nötig ist. Die logische Konsequenz war eine Sortimentsreduktion auf die sichere Seite der Volumenartikel.

„Bei einer Marke, bei der ich weiß, dass ich später keine Probleme habe, wenn irgendwas mal nicht läuft, order ich automatisch mehr.“ Stephan Schächtel, Goodstuff München

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Neue Ansprüche Goodstuff gilt in München als einer der führenden Shops in den Segmenten Skate, Snow und Freeski. Ihre Key-Marken sind Burton, Nitro, Volcom im Streetwearsegment, sowie Orage für den Freeskibereich, Amplid bei Hardware und Element im Skatebereich. Inhaber Stephan Schächtel kennt Probleme wie schlechte Margen, kein Lager und auch keine Kulanz, wenn es um Reklamationen geht, sehr gut und hat deshalb hohe Ansprüche an eine Brand, wenn es darum geht, partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. „Uns ist wichtig, zu

wissen, wie sich die Großhändler verhalten, wenn ein Artikel mal nicht läuft, oder ob ich auch mal etwas nachziehen kann. Es bringt mir nichts, wenn ich einen Artikel habe, der gut läuft, ich ihn aber nicht nachordern kann, weil sie keine Lagerware haben. Auch die VK-Preise spielen speziell bei Newcomerbrands eine Rolle. Kostet der Hoodie bei ihnen anstatt 69 Euro 89, ist auch das Szeneimage für mich kein Kaufargument. Letztendlich habe ich die Probleme im Abverkauf. Bei einigen Brands wie 21 z. B. bei Volcom oder bei Reell Jeans funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Sie haben Lager, die

„Durch die kriti„Der Markt sche wirtschaftöffnet sich liche Lage sind wieder, die Händler vorsich- Leute haben tiger geworden den Fashioneinbei der Vororder heitsbrei satt.“ und wollen lieber Frank Götz, Firetrap mehr vom Lager nachziehen.“ Rainer Geilfus, Mogul

„Wir setzen gezielt auf kleinere Newcomerbrands. Erst das macht uns als Streetwearshop zu etwas Besonderem.“ Kirsten Almanstötter, Rocket in München

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Ludwig Beck

Rocket Wer sich als Marke auf seinen saisonalen Lorbeeren ausruht, katapultiert sich schnell raus aus der Fashion-Manege. Weiterentwicklung, Produktinnovation und Engagement dem Handel gegenüber ist das A und O für eine Brand, die auch langfristig am Markt bestehen will.

Good Stuff

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Konditionen passen und wenn mal was nicht läuft, kann man Ware tauschen. Bei einer Marke, bei der ich weiß, dass ich später keine Probleme habe, wenn irgendwas mal nicht läuft, order ich automatisch mehr“, so Schächtel. Steffen Berger, Storemanager von Planet Sports in München ist ähnlicher Meinung. „Firmen müssen den Händlern entgegenkommen. Wenn sie unkooperativ arbeiten und womöglich ihre Überproduktion aufgrund schlechter Vororderrunden einstellen, sind wir bald am Ende. Natürlich liegt es auch bei uns Händlern, zu begreifen, dass es ohne eine angemessene Vororder nicht funktionieren kann. Ziel ist es eine Win-win-Situation zu schaffen“, meint Berger. Planet Sports ist mit mehr als 250 Marken im Boardsportbereich mittlerweile der größte Onlineversandhändler Europas. Zusätzlich haben sie vier Shops in München und Umgebung. Der neueste liegt in Münchens Zentrum am Oberanger und hat seine Türen erstmalig im Juli 2009 geöffnet. Mit Kernmarken wie Burton und Nitro im Snowboard- und Hardwarebereich, Element und Vans im Skatesegment und Carhartt für Streetwear und Fashion versuchen sie speziell in diesem Shop in der Münchner Innenstadt für jedermann etwas anzubieten. „Was bei den Damen sehr gut läuft, ist Bench. Es sind kommerzielle Teile und auch für eine breite Zielgruppe tragbar. Um uns aber von anderen Shops abzusetzen, kombinieren wir unser Sortiment mit kleineren Brands wie One Million Bucks oder Eigenmarken von Teamfahrern wie beispielsweise die Marke White Moment von Nitro und Oakley Snowboardteamfahrer Eero Ettala oder die Brand Arcus aus der Schweizer Snowboardszene“, erklärt Berger. Möglich macht dies ihr Onlineversandhandel, der bei Planet Sports 90 Prozent des Gesamtumsatzes generiert und ihnen auch in Zeiten der Krise als starker Partner den nötigen Umsatz einbrachte. Die Ansprüche an eine Brand haben aus Retail-

sicht stark zugenommen, insbesondere was neue händlerorientierte Technologien und Produktinnovationen angeht. Auch bei der britischen Brand Firetrap erkannte man diesen Wandel und sah in der Krise neue Chancen. Durch eine innovative Sortimentsumgestaltung konnten sie neue Händler wie das Münchner Modehaus Ludwig Beck für sich gewinnen und suchen aktuell auch nach ersten Partnern für Franchiselösungen. Frank Götz, Country Manager von Firetrap: „Der Markt öffnet sich wieder, die Leute haben den Fashioneinheitsbrei satt. Wir setzen bei Firetrap gezielt auf individuelle Styles zu demokratischen Preisen und haben speziell im Denimbereich stark gearbeitet. Im Oberteilbereich laufen besonders die Strickteile für Männer oder Kleider für Mädels sensationell.“ Andreas Kammermeier, Einkäufer von Ludwig Beck: „Firetrap ist jung und innovativ, das hat uns gefallen. Wir wollten nicht, dass unser Kunde gelangweilt ist, weil überall das Gleiche hängt. Wir setzen natürlich auch auf die Zugpferde, ohne sie geht es nicht, aber man muss Reize schaffen und den Kunden etwas anderes bieten als die Konkurrenz. Andernfalls würde es sonst nur noch Einheitssortimente geben.“ Insbesondere das Segment Young Fashion war laut Handel auch in schweren Zeiten kontinuierlich umsatzstark. Mogul ist eine Brand, die sich speziell in den letzten Jahren explizit auf die junge Zielgruppe ab 15 Jahren konzentriert hat und bereits seit fünf Jahren mit neuen B2B-Technologien in Form eines Webshops arbeitet. Sie verkaufen unter anderem an Tayler in Leipzig, G-Fashion in Bayern oder an Streetpoint in Dresden. „Teenies ist es egal, wie es der Wirtschaft gerade geht. Sie kümmern sich in erster Linie um ihr Aussehen. Ich biete den Kunden ein Vollsortiment aus Styles für Jungs und Mädchen und achte besonders darauf, dass die umsatzstarken Teile bei uns in ausreichenden Mengen im Webshop vorhanden sind. Ein guter Service ist in diesen Zeiten das

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A und O“, sagt Rainer Geilfus, Country Manager von Mogul Deutschland. Lagerprogramm sei generell wieder ein großes Thema. Händler wollen sich nicht von vornherein mit Ware überladen, sondern lieber mehr vom Lager nachziehen. „Wir sind mit unserem Telefondienst und unserem Webshop ein zuverlässiger Ansprechpartner und halten unsere Kunden via Newsletter regelmäßig über neue Artikel im Shop auf dem Laufenden. Die Kunden sind nicht gezwungen, gleich einen ganzen Satz zu ordern, wir liefern jedwede Stückzahl. Auch wenn es darum geht, einzelne Teile nachzubestellen, ist das bei uns kein Problem“, so Geilfus. Nicht nur die großen Marken haben ihre Unternehmensstrukturen dem Handel angepasst, auch Newcomerbrands werden immer aktiver und ergreifen selbstständig Initiative, wenn es um Serviceleistungen und persönliches Engagement geht. „Wir haben festgestellt, dass die Leute uns sehen und erleben müssen, um zu verstehen, wer wir sind und was Superhorstjansen wirklich ist. Deshalb gehen wir regelmäßig auf Shoptour, um unseren Kunden die neue Kollektion persönlich zu präsentieren, und sie die Ware sehen und anfassen können“, sagt Janny Schulte, von Superhorstjansen.

Revolte gegen den Einheitsbrei! Der im Frühjahr 2008 eröffnete Streetwearstore Rocket im Münchner Glockenbachviertel setzt neben Brands wie Obey, Stüssy, Adidas Originals und Skandinaviern wie D.CO Copenhagen, UFTD und Cheap Monday gezielt auf Jungdesigner-labels. „Ich bin sehr offen für Jungdesigner, weil es auch das Konzept unseres Ladens ist, diese zu präsentieren und um uns von anderen Stores abzusetzen. 95 Prozent der Brands aus unserem Laden sind im Sortiment, weil ich sie persönlich mag. Wenn mir

jemand allerdings versucht, etwas aufzuschwatzen, geht es meist nach hinten los. Das Label muss mir in erster Linie gefallen, es muss was Neues und Innovatives bringen und darf nicht zu teuer sein“, sagt Inhaberin Kirsten Almanstötter. Newcomerbrands, um sich von anderen Stores abzusetzen – nach dieser Strategie arbeitet auch der im Juli 2009 eröffnete Streetwearstore 874 in der Münchner Innenstadt. Geschäftsführer Sven Mederer legt besonderen Wert auf ein individuelles Sortiment mit Marken wie 2 Sick Bastards, The Hundreds, Beastin, T.I.T.S. und Dissizit von Slick aus Los Angeles. „Wir helfen jungen Marken, indem wir nichts auf Kommission bestellen, sondern die Ware fest von ihnen abkaufen. So haben sie Budget für die nächste Produktion und folglich die Chance, am Markt groß rauszukommen“, sagt Mederer. Um das Ganze tragbar zu machen sind Brands wie Dickies oder Carhartt seine Cashcows, die den nötigen Umsatz einbringen, um junge, innovative Marken zu finanzieren. Mederer legt gerade bei der Präsentation von Jungdesignerlabels seinen Fokus auf guten Service und ein kompetentes Personal. „Gerade bei Newcomern ist es unsere Aufgabe, einen Hype zu kreieren. Erst wenn wir im Verkaufsgespräch den Kunden eine Geschichte zu der Marke bieten, fixen wir sie an und kreieren Begierde. Die Shirts von T.I.T.S. mit den Prints von sexy Girls verkaufe ich z. B. erst ab 18 Jahren, was bei unseren Kunden einen extremen Hype ausgelöst hat. Gerade kleine Labels haben oft eine unfassbare Energie, deshalb muss man manchmal was riskieren, um etwas zu bewegen“, erklärt Mederer.

Etwas riskieren, um was zu bewegen Auch Andre Lösekann, Inhaber der Brooks Clothing Company in Bielefeld, weiß, welche

„Unsere Aufga„Die Händler be ist es, den müssen uns Kunden für persönlich neue Brands zu kennenlernen, begeistern und um zu versteein Gespür für hen, wer oder das Besondere was Superhorstzu vermitteln.“ jansen wirklich Andre Lösekann, Brooks ist.“ Clothing Company Bielefeld

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Janny Schulte, Superhorstjansen

Macht Newcomerbrands haben können. In der Streetwearfiliale Ozone sind Bench, Cleptomanicx und Carhartt heute die Kernmarken. Neben derartigen Volumenartikeln setzen sie gezielt auf die Präsentation von Newcomerlabels. Jedes Jahr veranstalten sie die Glutamat, eine Bielefelder Modemesse für Jungdesigner, und featuren die Designer auch bei sich im Shop. „Junge Labels sind sehr wichtig für unsere Credibility innerhalb der meinungsbildenden Szene. Natürlich brauchen wir auch Volumenartikel wie Cleptomanicx, Carhartt oder Bench. Es sind Brands, die uns den Umsatz einbringen und die wir ohne Reduzierung verkaufen können. Diese Marken finanzieren unsere Hobbyabteilung. Aber wenn wir nur noch auf limitiert und Anti-Mainstream setzen würden, dann wären wir sehr schnell am Ende“, sagt Lösekann. Für ihn hatte die wirtschaftliche Krisensituation eher positive Seiten. „Die Kunden sind jetzt wieder bereit, mehr Geld auszugeben und sich etwas Besonderes zu kaufen. Es sind keine Vernunft- oder Bedarfskäufe, es sind emotionale Käufe. Die Kundin, die früher drei Teile bei H&M gekauft hat, kommt heute zu uns und gönnt sich ein Teil das besonders ist, wie z. B. eine Strickmütze von der Jungdesignerin aus Hamburg“, beschreibt der Textiler. Die Branche spricht in der Vergangenheitsform von der Krise. Die gut angelaufene Saison 2009 bewirkte eine Art Gesundungsprozess aus Marken- sowie aus Händlersicht. Kunden haben wieder Lust, sich etwas Schönes und Besonderes zu kaufen. Händler werden wieder mutiger bei der Sortimentsgestaltung. Die Branche ist bereit, gerade in schwierigen Zeiten etwas zu riskieren und auf progressivere und proaktivere Lösungen 23 zu setzen. Im Kern sind sich alle einig: Eine Krise eröffnet Chancen.

„Natürlich liegt „Gerade kleine es auch bei uns Labels haben oft Händlern, zu eine unfassbare begreifen, dass Energie. Man es ohne eine muss auch mal angemessene was riskieren, Vororder nicht um was zu funktionieren bewegen.“ kann.“ Sven Mederer, 874 München Steffen Berger, Planet Sports

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g! Eine Brand Ohne Polizei wäre hier Krie den in absolute zu kreieren, die ihre Kun Phänomen. Hysterie versetzt ist ein Supreme, James Jebbia, Gründer von ganze zieht mit seiner Marke eine n. Jugend kultur in seinen Ban

Rot-weisse Styleavantgarde Seit knapp 24 Stunden blockiert eine Menschentraube den Bürgersteig an der 274 Lafayette Street, NYC. Offiziell sollten die Türen des Shops um 11.30 Uhr aufgehen, stattdessen faltet das Personal entspannt ein paar T-Shirts. Der Fashion-Mob vor der Tür stört sie nicht, an reguläre Öffnungszeiten halten sie sich schon lange nicht mehr. Es ist der 3.September 2009, heute kommt die neue Supreme-Kollektion in den Store. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Mel Merio 32-33_SOL_Supreme_xray_D.indd 1

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supreme_so läuft’s

um die begehrten Produkte zu erhöhten Preisen anzubieten. Nicht selten steigert sich der Wert dabei um ein vielfaches. Besonders hoch im Kurs stehen die Box Logo Basic Shirts (die bereits seit Jahren nicht mehr produziert werden) oder die Celebrity Shirts mit Kate Moss, Mike Tyson oder Lou Reed als Print.

Mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit

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Selektiver Vertrieb ist Teil ihrer Begehrlichkeitsstrategie. Nur ausgewählte Händler dürfen Supreme-Produkte führen. In Deutschland ist es der Firmament Store in Berlin-Mitte. Kunden müssen klingeln, um Zutritt zu der heißen Ware zu bekommen.

zenarien dieser Art sind für die New Yorker Skate Company keine Besonderheit. Fest steht, dass es sich hier um keine gewöhnliche Streetwearbrand handelt. Das Sortiment beinhaltet Mode und Accessoires und zusätzlich machen sie auch Skateboards. An sich nichts Besonderes, doch die Produkte werden von der Szene wie Kunstobjekte gesammelt. Was Supreme als Label letztendlich ist, spielt keine Rolle. Fakt ist, Supreme hat heute mehr Einfluss denn je und ist nach 15-jährigem Bestehen zu einem globalen Phänomen der Subkultur geworden. 1994 öffnete der kleine Skateshop in Downtown Manhattan. Das Gesicht hinter dem rot-weißen Box-Logo ist seit der ersten Stunde der Engländer James Jebbia, dessen Wurzeln tief in der New Yorker Skateszene verankert sind. Damals arbeitet Jebbia eng mit Skatelegende Shawn Stüssy zusammen. Der damalige Missstand im Segment der Skatewear, XL-Styles für Kids im Alter von zwölf bis 14 Jahren, schlechte Qualitäten und missratene Schnittführungen, bewegten ihn dazu, einen eigenen Shop zu eröffnen und zusätzlich eigene Styles zu produzieren. Supreme war geboren – mit dem Anspruch, der erwachseneren Skatergarde zwischen 18 und 25 Jahren anspruchsvollere und qualitativ hochwertigere Styles zu bieten. Jebbia setzte damit den Grundstein für eine neue Ära im Kapitel der Skate- und Streetfashion. Er zeigte, wie nahe Individualität und Exklusivität zusammenliegen und zog mit seiner Marke eine ganze Jugendkultur in seinen Bann.

Selektives Marketing Ihre Kommunikation mit der Außenwelt verläuft sehr gezielt. Auch die Fotos auf der SupremeWebsite sind nicht für die Presse bestimmt,

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sondern nur für interne Zwecke. E-Mails werden selten beantwortet und Interviews mit den Machern gelten in den Szenemedien als Exklusivevent. Auch der selektive Vertrieb ist Teil ihrer Begehrlichkeitsstrategie. In den USA gibt es nur zwei Supreme Stores (New York und Los Angeles) und fünf in Japan. Nur ausgewählte Shops wie The Hide Out und Dover Street Market in London, Slamjam in Mailand oder Commissary und LeiLow in den USA dürfen Supreme führen. In Deutschland hält der Berliner Store Firmament, geführt von Jörg Haas (Publisher des 2001 gelaunchten Onlinemagazins Beinghunted) bis heute die einzige Supreme Retaillizenz. Zu finden ist der Shop im ersten Stock eines architektonisch imposanten Wohnhauses in Berlin-Mitte. Kunden müssen klingeln, um Einlass zu erlangen. Ganz im Sinne des Erfinders!

Jebbias Fokus lag von Anfang an auf den Multiplikatoren der New Yorker Skateszene wie beispielsweise Skatelegende Harold Hunter, der allein durch den Film „Kids“ einer breiteren Masse bekannt ist. Deren Anerkennung und Respekt war und ist für den Supreme-Gründer der Schlüssel zum Erfolg. Seine selektive Attitude und die Kooperationen mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit verhalfen ihm zu einer geballten Ladung Street-Credibility. Heute geht Supremes Zielgruppenfokus weit über die Grenzen der Skateboardkultur hinaus. Die Diversifikation des Sortiments auf exklusivere Teile, unzählige Kollaborationen mit anerkannten Brands wie Visvim oder Neighborhood sowie diverse Guerilla-Aktionen wie z. B. die Supreme Mauer am Wooster Square in Soho haben der Marke zu globaler Publicity verholfen. James Jebbia genießt inzwischen seinen Freifahrtschein im sonst so düsteren Szenario der Konsum- und Markenwelt. Denn egal, was kommt, die StyleAvantgarde trägt Rot-Weiß. Zum Vormerken: Anfang April 2010 erscheint das erste Supreme Buch „Supreme: Downtown New York Skate Culture“ von Aaron Bondaroff und Glenn O’Brien im Verlag Rizzoli.

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„Supreme ist keine Brand für die breite Masse. Unsere Kunden sind die, die wissen, was geht.“ James Jebbia

Die Magie des rot-weiSSen Logos Supreme-Skateboardeditionen von etablierten Künstlern wie Larry Clark, Jeff Koons, Richard Prince, Christopher Wool, Nate Lowman oder gerade aktuell Damien Hirst, wie auch ihre Sneaker oder Sticker werden fanatisch gesammelt. Genauso die Exklusivkollektionen mit Künstlern und Designern wie Malcolm McLaren, Takashi Murakami oder A.P.C. Sie sind meist schon nach drei Stunden nach Ankunft im Laden ausverkauft. Als besonders heiße Ware gelten dabei die Produkte mit dem rot-weißen Box-Logo, wie Caps, Sticker oder T-Shirts. Wie ein nonverbaler Code ist das Logo für die Szene bereits eine Art Symbol für Stil und Attitude und zieht seine Fans magisch an. Gebrandete Supreme-Produkte haben den höchsten Wiedererkennungswert und sind die Key Items jeder Kollektion. Durch das selektive Vertriebskonzept hat sich zusätzlich ein beachtlicher Sekundärmarkt auf ebay.com entwickelt. Viele Re-Seller nutzen das Web als Kanal,

Kontakt Supreme New York 274 Lafayette Street NY 10012, New York/USA T 001.212.9667799 www.supremenewyork.com Öffnungszeiten: 11.30–19.00 (Mo–Sa)/12.00–18.00 (So) The-Glade/Firmament Joerg Haas & Andre Storvoll GbR Schröderstraße 8 10115 Berlin/Deutschland T 0049.30.49808674 Onlineshop: www.the-glade.com Store: www.am-firmament.com

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Finden wir gut_Mode

Immer schön die Buchse hochkrempeln und darunter einen schicken Cardigan mit flauschigem Flanellhemd. Oder doch lieber eins der T-Shirts mit Kunstobjekt-Charakter? Die Kollektionen von Uniforms for the Dedicated (UFTD) machen es nicht leicht, sich für einen Style zu entscheiden. Das schwedische Künstlerkollektiv, bestehend aus Mike Lindh, Erik Olsson, Fredrik Wilkholm und Lars Hedberg, weiß nämlich ganz genau, wie adäquate Kleidungsästhetik auszusehen hat, was ihnen prompt den Award als Upcoming Brand of the year auf der Stockholmer Fashion Week 2008 einbrachte. Auffallend dabei ist, dass ihre Wurzeln nicht in der Mode, sondern im Musikbusiness, Grafikdesign, Eventmanagement oder Marketing liegen. Den Musikpart behalten sie jedoch weiterhin bei: Zu jeder neuen Kollektion, die aus Antifit-Denims in lauten Farben (100 Euro VK), künstlerisch gestalteten T-Shirts (50 Euro VK) oder Jersey Cardigans mit eingefasstem Flanell (150 Euro VK) besteht, liefern sie die passenden Sounds. Leider gibt es die Kreationen des 2007 in Göteborg gegründeten Labels bis dato nur für Boys, derzeit zum Beispiel bei Flex und Wood Wood in Berlin, Urban Outfitters in Hamburg und bei Rocket in München oder online bei www.freudiankicks.com. KONTAKT: Uniforms for the Dedicated, Head Office, Team Manwhore AB, 41125 Göteborg/Schweden, T 0046.8.6926270, howdy@uniformsforthededicated.com, www.uniformsforthededicated.com

© UFTD

Den Sound zum Look liefert das Künstlerkollektiv hinter der Marke Uniforms for the Dedicated gleich mit.

© Prim I Am

UFTD Hypebiester & Stylewalker

Cleane Styles und individuelle Looks zeichnen den neuesten Stern am skandinavischen Modehimmel aus – Prim I Am leuchtet derzeit sehr hell.

Prim I Am Skandinavische Stil-Schrittmacher High Fashion muss nicht unbedingt sündhaft teuer sein. Das dänische Streetfashionlabel Prim I Am beweist, dass es auch anders geht. Unter der Designherrschaft von Nadia Cerri werden seit Anfang 2008 frische, cleane Styles kreiert, die das Herz eines jeden Liebhabers skandinavischer Ästhetik höher schlagen lassen. Die Designs der Herren- und Damenkollektion hüllen ihre Träger nicht in modetrendige Verkleidungen, sie unterstreichen den individuellen Look und garnieren diesen mit einem sexy Häubchen Coolness. Zum Beispiel in Form von schlichten Viskosekleidern mit coolen Raffungen und Details oder voluminösen Röcken aus cleanem Denim für die Ladys. Die Jungs präsentieren sich mit Vorliebe in dunkelblauen Strickoberteilen, dazu gibts Chinos, Hemden, T-Shirts und Jacken. Die Verkaufspreise liegen zwischen 40 und 214 Euro. Prim I Am ist derzeit erhältlich über den eigenen Webshop www.shop0484.hostedshop.dk sowie im Berliner Supamat, im Münchner Bube & Dame und im Del. Corazon Store in Jena. KONTAKT: RTG Holding, Tommas Olsen, 2500 Valby/ 51 Dänemark, T 0045.70209130, info@RTG-Holding.com, www.rtg-holding.com

© Yallentins

Baden-württembergisches Modeverständnis: stilfetischistische Printpropaganda auf Textil.

Yallentins Take it, wear it, love it Man denkt ja immer, dass die wirklich szenigen Labels aus einer Metropole stammen müssen: falsch! Sebastian Sickinger ist Macher des Streetwearlabels Yallentins und hat trotz des geografischen Landeicharakters wieder eine Kollektion kreiert, die den Style mit Löffeln gefressen hat! Mit Sitz in Nehren in Baden-Württemberg produziert er seit Frühjahr 2008 Kleidung für alle Liebhaber des Brettsportsegments und entspannter Straßenkultur. Am Anfang, 2006 war eine selbstgenähte Snowboardjacke, heute ist die Kollektion um weitere superlative Teile wie Hoodies, T-Shirts, Jacken und Accessoires für Männer und Frauen gewachsen. Alles geziert mit stilfetischistischer Printpropaganda, gedruckt auf feinstem Textil. Shirts liegen bei 28 Euro, Hoodies kosten 50 Euro im VK. Sonderanfertigungen für Snowboardjacken oder limitierte Kleinserien wecken den StyleInstinkt. Bislang virtuell erhältlich im hauseigenen Onlineshop, bei Risiko Fashion in Tübingen oder Ski-Nill in „Downtown“ Nehren. KONTAKT: Yallentins Clothing, Sebastian Sickinger, 72147 Nehren/Deutschland, T 0049.177.2922935, basti@yallentins.de, www.yallentins.de

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Thoe Karpathios (rechts) und Julian Dunkerton (links) bilden gemeinsam mit James Holder die Supergroup, das groĂ&#x;e Ganze hinter der britischen Streetwearbrand Superdry.

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Perfektion als Mantra

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Interview Nicolette Scharpenberg Fotos Nicolette Scharpenberg, Superdry

Natürlich ist es ein Statement, das Prädikat super in seinen Markennamen einzubauen. Und ein Augenzwinkern, das für Superdry ebenso typisch ist wie der Humor für die Briten. Die drei Köpfe hinter dem britischen Streetwearlabel, konsequen- terweise Supergroup genannt, erklären, warum der Name bei ihnen Programm ist.

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„Wenn ein Produkt nicht perfekt ist, bringen wir es nicht auf den Markt. Das ist unser Mantra.“ Theo Karpathios

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it über 2.000 internationalen Stores auf der Referenzliste gehört Superdry zu den Big Playern im Sektor der American Vintage Fashion. Es gibt inzwischen 38 Monolabelstores weltweit, davon 22 in UK (14 eigene Stores und acht Franchises), fünf in Belgien, vier in Frankreich, einer in Dänemark, je zwei in Australien und Venezuela, einer in Panama und einer in New York City. Das Label wurde 2003 von dem Besitzer der englischen Handelskette Cult Clothing ins Leben gerufen. Seit 2005 ist Theo Karpathios, Kopf der High Jinks Stores, mit an Bord, um die internationale Expansion der Marke voranzutreiben.

Superdry ist momentan in aller Munde. Trotz Krisenstimmung scheint es bei Ihnen nicht schnell genug gehen zu können: Unzählige neue Monobrandstores sind in Planung und sie expandieren kräftig weiter. Verraten Sie uns ihr Geheimnis? Julian Dunkerton: Ich denke, zwei Faktoren spielen dabei eine ganz zentrale Rolle.

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Mit zahlreichen eigenen Stores weltweit und Storepartnern ist Superdry bereits international aufgestellt. Doch wer rastet, der rostet – die Supergroup arbeitet eifrig an der weiteren Expansion.

Zum einen ist unser Team ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Alle haben unterschiedliche Qualifikationen und wir ergänzen uns in dieser Kombination einfach perfekt. Zum anderen ist es unser Sortiment, das durch seine Vielzahl an unterschiedlichen Styles eine sehr breite Zielgruppe anspricht. Theo Karpathios: Wenn ein Produkt nicht perfekt ist, bringen wir es nicht auf den Markt. Das ist unser Mantra. Falls wir in einer Stilfrage nicht sicher sind, egal, ob es das Material, die Passform oder die Farbe betrifft, geht es schlichtweg nicht in Produktion. Kann sein, dass wir dadurch manchmal etwas spät in der Auslieferung sind, aber unser Ziel ist es, ein Produkt zu perfektionieren, bevor es in den Handel geht.

Uns ist es wichtig, die persönliche Kontrolle über alles zu haben. Gleiches gilt auch für das Storedesign, das Merchandising in den Stores, Fotografien und das Webdesign. Die Konzepte entstehen bei uns immer im Haus. Wir haben ein fantastisches Team mit talentierten Leuten, die in unserem Unternehmen arbeiten. Wie kam es eigentlich zur Supergroup? J.D.: Wir sind drei Freunde, die sich alle schon sehr lange kennen. Ich führe den Bereich Retail, Theo Karpathios ist für den Einkauf und das internationale Geschäft zuständig und James Holder verantwortet das Design. Er ist ein Perfektionist in seiner Berufung. Seine Silhouetten, Schnitte und Materialien überzeugen

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lass uns reden_superdry

immer durch absolute Spitzenqualität. T.K.: Wir alle kennen uns jetzt schon sehr lange, haben über die Jahre hinweg immer wieder miteinander gearbeitet und haben uns jetzt unter der Flagge Superdry zusammengefunden. Julian ist ein fantastischer Händler, James ist der beste Creative Director auf dem Planeten und ich habe ein gutes Händchen für das internationale Geschäft und wie man ein Unternehmen aufbaut. J.D.: Vor rund sieben Jahren wurde es mir klar, dass es im Markt eine große Lücke gab. Durch die Arbeit mit James konnten wir unsere Vorstellung von einer wirklichen Marke, die diese Lücke füllen würde, verwirklichen. Als Händler empfand ich damals im Segment Streetwear einen großen Missstand. Ich habe vor 20 Jahren schon zu Theo gesagt, irgendwann werden wir mal zusammen ein Business machen, und jetzt ist es tatsächlich passiert. (lacht) In den USA erlebt Superdry gerade einen unglaublichen Hype. Wie kam es dazu? T.K.: Das ist erst der Anfang. Unsere Sachen werden in den USA von den Kunden extrem gut angenommen. Ist auch kein Wunder! Schau dir das Produkt an! Es spricht für sich und ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Leute erkennen, wenn

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sie ein qualitativ hochwertiges Produkt in der Hand haben und schenken uns ihr Vertrauen. Momentan sind wir bei Bloomingdales, Macys oder Nordstorm vertreten. Wir eröffneten am 12. November einen Flagshipstore in New York City, genau gegenüber der New Yorker Universität am Broadway. In Los Angeles suchen wir momentan noch nach einer passenden Location. JD: Das Schöne an Superdry ist, es kann von hundert verschiedenen Leuten getragen werden und jeder einzelne von ihnen sieht darin anders aus. Das Sortiment ist riesig. Wir bieten nicht nur einen Look, wir bieten eine ganze Bandbreite. Jeder Kunde hat die Möglichkeit, sich aus unserem Sortiment seinen ganz persönlichen Style zu kreieren... und es passt. Ich denke, das ist es, was uns eine Art Schüsselposition am Markt verschafft hat. Wie sehen ihre generellen Pläne mit Superdry aus? J.D.: Es wird sehr viele internationale Franchiseprojekte geben. Allein in Deutschland planen wir zehn Stores. Superdry ist inzwischen eine globale Brand – unglaublich, wie schnell das ging... T.K.: Besonders in Deutschland ist die Marke sehr erfolgreich. Unsere Agenten machen einen

im Segment Streetwear sein. Es gibt einfach keine vergleichbare Messe. Wir waren mit beiden Locations sehr zufrieden und planen in der nächsten Saison den Stand noch zu vergrößern. Bis jetzt kann ich nur sagen: Es wird gewaltig! Superdry steht als Marke ein Stück weit auch sinnbildlich für ein ganzes Segment, das sich gerade sehr erfolgreich etabliert, Wie sehen sie die Entwicklung des Segments Young Fashion im Allgemeinen? J.D.: Es ist eines der interessantesten Segmente in der Mode. Junge Leute bringen immer frischen Wind und sind stets auf der Suche nach dem nächsten heißen Trend. Besonders in Zeiten der Krise ist es eines der sichersten Segmente. Junge Leute wollen immer gut aussehen, sie schauen nach dem anderen Geschlecht, man flirtet und geht in Clubs. Als 40-Jähriger hat man andere Prioritäten, aber mit 20 geht es dir in erster Linie darum, gut auszusehen und bei anderen anzukommen.

Die Kollektion von Superdry transportiert in jeder Phase den Spirit der American Vintage Fashion, der sich das Label verschrieben hat.

„Superdry ist inzwischen eine globale Brand – unglaublich, wie schnell das ging.“ Julian Dunkerton fantastischen Job. Jetzt ist es Zeit für Monobrandstores. 2010 wollen wir 15 Superdry-Stores in UK eröffnen, 20 Stores innerhalb Europas und mindestens zehn im Rest der Welt. Ein paar Worte zur letzten Bread & Butter: War die Rückkehr nach Berlin für Ihre Marke eine gute Entwicklung und wie beurteilen sie die neue Location? J.D.: Die Rückkehr nach Berlin war genau richtig und die Location der Wahnsinn! Lass es ein paar weniger Leute gewesen sein, die unseren Stand besucht haben. Unser Geschäft ist auch dieses Mal explodiert. In Barcelona waren weniger Leute auf konkretes Business aus, dafür aber umso mehr in Deutschland. T.K.: Ja, das Schöne an Berlin war, dass wir viele Anfragen aus Osteuropa bekommen haben. Das ist genau der Markt, wo wir gerne weiter expandieren möchten. Berlin ist die perfekte Basis für das Osteuropageschäft. JD: Ob in Barcelona oder Berlin, die Bread & Butter wird immer die führende europäische Messe

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Die begehbare Realität einer ganz persönlichen Leidenschft: Mit Saint Cream verwirklichen sich drei Hamburger einen Traum.

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„Wir filtern das Angebot der Marken und setzen auf Klasse statt Masse.“ Matthias Scholz 80-89_ORT_Shop_xray_D.indd 1

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Saint Cream (by coarse), Hamburg_Vor Ort

Crème de la Crème

„Du kannst keine gute Zeit shoppen, aber beim Shoppen eine gute Zeit haben.“ Genau das spüren auch die Kunden, sobald sie die Erlebniswelt des schmucken Conceptstores Saint Cream betreten, der im August 2009 im Hamburger Rotlichtviertel St. Georg seine Türen öffnete.

Text Nicolette Scharpenberg Fotos Saint Cream

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it Mode hatten die drei Macher Matthias Scholz, Till Krüsmann und Christian Siegmund in der Vergangenheit, abgesehen von kleinen Studentenjobs, wenig am Hut. Ihre Wurzeln liegen im Grafik-, Musik- und Eventbusiness. Die Idee, einen eigenen Shop zu eröffnen, war eine klare Herzensangelegenheit aller Beteiligten. Es war der Wunsch ihre persönlichen Leidenschaften auf eine begehbare Quadratmeterzahl zu transformieren und für gleichgesinnte Passionierte erlebbar zu machen. Der Name Saint Cream ist nicht nur angelehnt an die Geschichten rund um die Toy- und Sammlerszene von Coarsetoy Releases, die allesamt in der fiktiven Welt von St. Cream spielen, für die drei Besitzer hat er auch eine ganz persönliche Bedeutung: „Cream bedeutet für uns die Auslese, die Crème de la Crème der von uns angebotenen Waren. Seien es Toys, Sneaker oder Klamotten, wir filtern das Angebot der Marken und setzen auf Klasse statt auf Masse“, beschreibt Scholz. Ihr Ladenkonzept überzeugt, das Sortiment aus Umsatzbringern wie Adidas Originals, Vans und in Kürze auch Nike Sportswear erlaubt es ihnen, auch kleine Liebhabermarken wie Sixpack France oder The Hundreds führen zu können.

Die Magie der D-Lage Für Hamburger Verhältnisse befindet sich der Shop in einem eher ungewöhnlichen Viertel. Die abseitige Lage sahen die drei Macher jedoch als Herausforderung. „Der Wunsch, den Laden zu eröffnen, ging Hand in Hand mit der Entscheidung, ihn eben nicht in den üblichen Szenevierteln zu machen. Diese Stadtteile sind übersättigt in so gut wie jeder Hinsicht. St. Georg hingegen, unser Kiez, lag völlig brach, wenn es um Läden geht, die unserem Geschmack entsprechen. Stattdessen breitete sich eine Monokultur geklonter Shops und Cafés aus, die es aufzubrechen galt“, erklärt Scholz. Besonde-

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re Anziehungskraft für Liebhaber und Sammler haben die Vinyl-Toys von Coarse, für die sie in Hamburg eine Exklusivlizenz haben. „Mit Coarsetoys-Macher Mark Landwehr verbindet uns privat bereits seit einigen Jahren eine enge Freundschaft. Da lag es nur nahe, gemeinsame Sache zu machen. Auch um die Marke Coarsetoys in ihrem Geburtsort Hamburg wieder präsenter zu machen“, sagt Scholz. Saint Cream sieht sich als eine Schnittstelle aus Kunst und Mode. Ein Conceptstore, der Shop und Galerie miteinander vereint. Zu jedem neuen Toy Release veranstalten sie Shopevents und auch für andere befreundete Kreativakteure dient der Conceptstore als Spielwiese und Bühne für die Präsentation ihrer Arbeiten. Ein weites Netzwerk von Freunden, das im Laufe der Jahre durch diverse Aktivitäten entstanden ist, leistet zusätzlich seinen Beitrag, wenn es um Aktionen und Events geht. „Durch unsere Clubvergangenheit wird es künftig auch im Nachtleben die eine oder andere Kollaboration geben“, verrät Scholz. Für die Hamburger Streetwear-Elite Grund genug ihren Blick auch einmal auf das östliche Viertel der Binnenalster zu richten und verwegen aus ihren vertrauten Bewegungskanälen auszubrechen.

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Saint Cream (by coarse) Gurlittstraße 47 20099 Hamburg/ Deutschland T 0049.40.188811670 www.saintcream.com Eröffnung: August 2009 Inhaber, Geschäftsführer: Matthias Scholz, Till Krüsmann , Christian Siegmund Mitarbeiter: 1 Shop Assistant Verkaufsfläche: 65 qm Art Toys: Adfunture, Coarsetoys (exklusiv), Garageworks, Kidrobot, Muttpop Streetwear Men: Adidas Originals, Nike Sportswear, Sixpack France, The Hundreds, Vans Sneaker: Adidas Originals, Nike, Vans, Vans vault

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In den Räumen des ehemaligen Doubleight in der Münchner Innenstadt eröffnete im Juli 2009 874 seine Pforten.

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Stilcode der Begierde: 874

874 ist die Kennziffer der klassischen Arbeiterhose der Marke Dickies, besser bekannt als O-Dog. Diese Zahl steht seit Mitte 2009 in Schriftgröße 5.000 auf einer mit schwarzer Folie beklebten Fensterfront in der Münchner Eisenmannstraße. Die ehemalige Doubleight-Filiale hat ihr Konzept komplett erneuert und setzt jetzt unter dem Namen 874 auf erwachsene Streetwearstyles mit Exklusivcharakter. Text Nicolette Scharpenberg Fotos 874

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Passanten gewährt die schwarze Fensterfront nur subversiven Einblick in das Rauminnere. Betritt man den Store, erwartet einen auf drei Etagen ein Sortiment aus textilen Sahnestücken für Männer und Frauen. In Europa hat Dickies bislang ihre Ware über die Retailkette Doubleight verkauft. Mitte 2009 entstand mit 874 weltweit ihre erste eigene Filiale in Form eines Multibrandstores. „Die Intention von Dickies war es, ihrer Marke ein neues Image zu geben und sich auf eine neue, innovative Art neben anderen ausgesuchten Brands zu präsentieren“, erklärt Sven Mederer, Storemanager von 874. Im Erdgeschoss bietet

874 der männlichen Stilgruppe neben Styles von Dickies Street- und Skatewearklassiker von Carhartt, Emerica, Ezekiel, Wemoto oder KR3W. Etage zwei steht ganz im Zeichen der Ladys, mit smarten Styles von Dr. Denim, Ichi, Supremebeing, Björkvin oder Superhorstjansen. Im dritten Stockwerk erwartet den Kunden eine Sneaker-Wall, die mit ihrer indirekten Beleuchtung unter glänzend-schwarz lackierten Regalböden bei bekennenden Sole-Lovers ein tiefes Gefühl der Begierde erweckt.

Textile Sahnestücke Mit der Umstellung des Shopkonzeptes hat sich 874 von der ganz jungen Zielgruppe verabschiedet und setzt jetzt auf Kunden zwischen 21 und

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40 Jahren. Folglich legen sie jetzt besonderen Wert auf exquisiten Service. Einzelbestellungen ohne Anzahlung und Abnahmezwang sind für Mederer so selbstverständlich wie Hintergrundwissen zum Produkt. „Ich bringe den Kunden das Produkt nahe, indem ich einfach viel darüber weiß und ihnen eine Geschichte dazu erzählen kann. Denn wenn ein Produkt keine Geschichte hat, kann ich es gleich zu C&A geben“, erklärt Mederer. Auch eine durchdachte Produktpräsentation spielt für ihn eine große Rolle. Deshalb arbeiten sie

am PoS nach Farbverläufen und schaffen so Erlebniswelten, die den Kunden auch ohne verbales Verkaufsgespräch genügend Anreize für stilsichere Kombinationen bieten. Nicht nur der Look des Shops und die Serviceleistungen haben sich verändert, auch eine Diversifikation auf ein neues, individuelles Produktportfolio aus Special T-Shirt Brands, Toys, Bücher und Accessoires brachte der Umbau mit sich. In der Münchner Clubszene werden derzeit ihre T-Shirts von 2Sickbastards, T.I.T.S. und Beastin oder Dissizit besonders heiß besprochen.

„Unser Anspruch ist es, zum Kunden eine Vertrauensbasis aufzubauen wie bei einem Anzugkauf. Gelingt einem das, bleibt der Kunde einem ein Leben lang treu.“ Sven Mederer 874 Eisenmannstraße 2 80331 München/ Deutschland T 0049.89.266099 www.eightsevenfour.com info@eightsevenfour.com Inhaber: Kirk Ehrlich, Williamson Dickies Europe GmbH Storemanager: Sven Mederer Eröffnung: Juli 2009 Verkaufsfläche: 160 qm Angestellte: 3 Vollzeitmitarbeiter, 6 Aushilfen, 1 Azubi Mode für Frauen: Björkvin, Carhartt, DCMA, Dickies, Dr. Denim, Elvine, Ezekiel, Fly53, Ichi, Irie Daily, Matix, Spanky, Supremebeing, Superhorstjansen, T.I.T.S., Vans, Zoo York Mode für Männer: Adidas Originals, Björkvin, Carhartt, DCMA, Dickies, Dr. Denim, Emerica, Ezekiel, Flying Fortress, Iron Fist, KR3W, Nike, Supreme Being, The Hundreds, Urban Classics, Vans, Wemoto Schuhe: Adidas, Asics Onitsuka, Blowfish, Boxfresh, Circa, Emerica, Lakai, Nike 6.0, Puma, Striipe, Supra, Vans Special Tees: 2Sickbastards, Beastin, Dissizit, T.I.T.S. Toys, Bücher, Accessoires: Amos Toys, Die Gestalten, Gingko Press, Jwlz, Sabre, Teddy Trooper

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Hot or not?

Begehrlichkeit ist ein großes Thema im Einzelhandel. Es reicht jedoch nicht mehr, die richtigen Marken anzuhäufen. Die Tendenz, dass Läden selbst zur Marke werden, wirft eine neue Frage auf: Wie schafft man es eigentlich als Händler, Begehrlichkeit aufzubauen und zu erhalten? Text Xxxxx xxxxx, Fotos Xxxxxxx xxxxx

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s gab eine Zeit, in der es reichte, sich als Händler durch auffälliges Store-Design, künstliche Verknappung und Die Masche „Willst Du gelten mach Dich selten“ für seine Kunden interessant zu machen. Arroganz galt als Informiertheit, Unfreundlichkeit als Coolnessindikator. Manche halten bis heute daran fest, auch wenn sich das Konsumentenverhalten inzwischen völlig gedreht hat: Mit der Welle der Onlineblogs kam eine neue Generation informierter Kunden, die nichts mehr auf Raritätskoketterie gibt, sondern die gewünschten Produkte kurzerhand selbst bestellt. Die Early Birds unter den Store-Inhabern sprangen direkt auf das Thema Onlinemarketing auf. Sie gaben ihrem Laden ein virtuelles Leben im Netz mit eigener Community, die sich über die News aus der Szene in Sekundenschnelle austauscht. Hochglanz-Concept-Stores streuen gezielt Informationen in den wichtigsten Trendblogs, um sich in der Szene schnell einen Namen zu machen und dadurch Begehrlichkeit zu kreieren. Inzwischen gehört das zum kleinen Einmaleins. Die Frage ist nur, wie lange dieser Trend noch anhält und ob das ausreicht.

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Authentizität als Sympathiefaktor

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Andreas Hesse, Inhaber vom Civilist Store in Berlin meint: „Natürlich haben Methoden wie limitierte Segmente oder arrogantes Verhalten gegenüber dem Kunden einmal funktioniert. In den Neunzigern. In meinen Augen ist das jedoch nicht mehr zeitgemäß. Heute geht es vielmehr um Menschlichkeit und Sympathie und eine authentische Grundhaltung.“ Hesse betreibt seit Dezember 2009 zusammen mit Alex Flach das Laden- und Galeriekonzept in Berlin-Mitte. Im Vergleich zu ihrer internationalen Konkurrenz, die sich mithilfe von Blogs oder Hypesites auf schnellem Weg einen Namen in der Szene machen, setzt Civilist auf natürliches Wachstum. „Wir haben zwar eine Facebook Page, Twitter und einen Blog, aber das spielt bei uns eine sekundäre Rolle. Wir möchten lieber Schritt für Schritt wachsen und nicht direkt von Anfang an eine virtuelle Überpräsenz liefern“, sagt Alex Flach. Beide arbeiten seit mehreren

„Strategien wie künstliche Verknappung oder arrogantes Verhalten dem Kunden gegenüber sind passé.“ Andreas Hesse, Civilist

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Jahren für das Lodown Magazin und kennen die Szene sehr genau, sodass Vitamin B ein nicht unwesentlicher Faktor ihres heutigen Erfolges darstellt. „Wir kommen beide aus Berlin, sind mit Skateboarding groß geworden und kennen viele Leute. Mit den Jahren haben sich weitere Interessen dazugesellt, wie Kunst, Literatur oder Fotografie, die wir im Civilist zusammenführen und nicht in starren Begrifflichkeiten sortieren wollen. Aus unserer Erfahrung heraus versuchen wir den Store weiterzuentwickeln, nach den Anforderungen, die wir selbst an einen Laden stellen“, sagt Hesse. Civilist ist ein gutes Beispiel dafür, dass es ohne Arroganz und Wichtigkeit geht, wenn die Inhalte stimmen. wieder etwas nachlässt.

Zur Institution werden Begehrlichkeit ist dem Charakter nach ein relativ kurzlebiges Phänomen. Ob sich das schnelllebige Medium Internet wirklich anbietet, sich diese über einen langen Zeitraum hinweg zu sichern? Ein Gegenkonzept dazu: Man schafft Begehrlichkeit durch Tradition, im besten Fall wird man zur Institution. Eines der bekanntesten Beispiele ist Thomas I Punkt aus Hamburg, der als einer der ältesten StreetwearLäden in Deutschland gilt. Es fing vor über 40 Jahren mit drei Filialen in der Innenstadt am Gänsemarkt an. 1989 folgte die Neufilialisierung in das Hulbe-Haus, ein Kunstgewerbehaus von 1911, in der Mönckebergstraße 21. Auf insgesamt fünf Etagen vereinte die Inhaberfamilie Friese

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„Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche – den Verkauf – anstatt auf schnelllebige Marketingmaßnahmen.“ Thomas Friese, Thomas I Punkt

Seine Kunden als Clique sehen

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hier bis vor sechs Jahren die Produktionsstätte ihrer Eigenmarke OMEN, ihre Büros und drei Etagen, die als Verkaufsfläche genutzt wurden. Ungefähr zeitgleich etablierten sich Streetwear und Skateboarding in Deutschland. Familie Friese antwortete auf diese Bewegung mit der Umgestaltung des Ladenkonzepts in Richtung Sport- und Streetwear und dem Bau einer Skateboardhalle. Sportmarken, die man damals nur aus Fachgeschäften wie International oder American Sports kannte, fanden sich plötzlich in den Regalen von Thomas I Punkt wieder. Sie waren damit die ersten ihrer Art. Der Name Thomas I Punkt wurde zur Marke, die bis heute als Inbegriff von Streetwear in Deutschland, als Trendsetter und gleichzeitig als Symbol für Tradition und Beständigkeit steht und das alles ohne gezieltes Marketing „Natürlich ist die Entscheidung, kein Marketing zu betreiben auch eine Art Marketing, aber es war keine von uns bewusst gewählte Strategie“, sagt Thomas Friese Junior. „Wir haben keinen Bedarf gesehen. Die Tatsache, dass es uns über diesen langen Zeitraum mit dieser Beständigkeit gibt und wir es geschafft haben, auch über Deutschland hinaus einen Bekanntheitsgrad aufzubauen, bestätigt uns, dass es auch ohne Marketing geht.“ Die Website des Stores ist mehr ein Platzhalter mit Adressangabe und Telefonnummer, die auf die Offlinewelt verweist. „Wir haben bislang noch

„Der Service in Streetwear-Stores leidet oft unter aufgesetzter Coolness. Wir sind zu jedem Kunden freundlich und werden für unsere Ehrlichkeit besonders geschätzt.“ Sven Mederer, 874

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Über Service punkten

keine virtuelle Form gefunden, die für uns eine adäquate Aussage treffen würde, wofür Thomas I Punkt steht. Es gab zwar mehrere Ansätze, aber sie wurden unseren Erwartungshaltungen nicht gerecht. “

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gegenüber wie eine gute Freundin verhalten statt einer typischen Verkäuferin. Diese Form der Ansprache bricht sehr schnell das Eis und ist wesentlich langlebiger als arrogantes Szenegetue um irgendwelche Hypes und Trends die sowieso täglich wechseln“, sagt Bruss. Mit persönlichen Newslettern, regelmäßigen Gewinnspielaktionen, gemeinsamen SnowboardAusflügen und kleinen Store-Events halten sie ihr Chicas-Universum up to date. Ganz frisch in Planung sind Private-Shopping-Aktionen im Store. „Wir merken immer wieder, dass sich eine Clique Mädels untereinander unglaublich animiert und man gemeinsam extrem viel Spaß haben kann beim Einkaufen. Deshalb möchten wir Shopping-Events mit Drinks und Musik im großen Stil aufziehen, zu denen wir jeweils zehn bis 20 unserer Stammkundinnen einladen, zum Private Shopping mit der Chicas Clique“, sagt Bruss.

Die Zielgruppe junger Mädchen ist besonders dankbar für Cliquen. Ein Phänomen, das die Inhaber des Chicas Store in München, der sich auf Streetwear- und Boardsportmarken konzentriert, früh erkannt haben. Rund um den Laden hat sich seit Jahren eine sympathische Mädchenbande mit Inhaberin Tatjana Bruss, Shopmanagerin Anja Ulmer und einer Handvoll engagierten Verkäuferinnen und dazugehöriger Stammkundschaft gebildet. An erster Stelle steht der persönliche und direkte Kontakt mit den Kundinnen im Laden – und das ganz real, im echten Leben, nicht über interaktive Internetforen. „Die Kunden kommen gerne zu uns, weil wir uns nicht verstellen und uns ihnen

Wer hätte gedacht, dass sich über das Thema Service gerade in einem jungen Store punkten lässt? Fachliche Beratung und Know-how sind wieder cool, arrogante Zurückhaltung gegenüber dem Kunden extrem out. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass Schwellenangst den Umsatz senkt. Das beweist nicht zuletzt das Bild vereinsamter High-Fashion-Stores im puristischen Galeriestil, die gegenüber Concept-Stores mit familiärer Atmosphäre immer mehr an Attraktivität einbüßen. Freundschaftlicher Umgang, Vertrauen schaffen, dem Kunden auf Augenhöhe begegnen und ihn

„Menschlichkeit ist wesentlich langlebiger als arrogantes Szenegetue um Hypes und Trends, die täglich wieder wechseln.“ Tatjana Bruss, Chicas

„Wir wollen nicht den neuesten Webhypes hinterherlaufen, wir überzeugen lieber über ein intelligentes Warenangebot.“ Andreas Feldenkirchen, A. Feldenkirchen

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kompetent beraten, darauf kommt es an. Beim Münchener Streetwear-Store 874 legt man auf Beratung besonders großen Wert. „Der Service in Streetwear-Stores leidet oft unter aufgesetzter Coolness“, sagt Sven Mederer, Geschäftsführer von 874. „Wir sind zu jedem Kunden freundlich und werden für unsere Ehrlichkeit besonders geschätzt. Letzte Woche haben wir sogar einem 78-Jährigen eine Jeans verkauft!“, erzählt er. „Das erfordert natürlich eine andere Kundenansprache. Man kann ihn nicht mit Floskeln abspeisen, sondern man muss wirklich Ahnung über Stoffe und Materialien haben. Wenn ich es schaffe, diesen Kunden zu überzeugen, schaffe ich damit einen Multiplikator, der mir wiederum neue Kunden bringt.“ 874 definiert sich hauptsächlich über Stammkunden und erzielt dadurch höhere Bons. Nachhaltigkeit sei eines der wichtigsten Worte der nächsten zehn Jahre, meint Mederer. „Guter Service muss in erster Linie ehrlich sein, es geht nicht darum, den Kunden etwas aufzuschwatzen, sondern sie müssen sich gut beraten fühlen. “

Das Produkt ist das Argument

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Produkt im Laden nicht gefunden? Ein paar Klicks und morgen ist es in der Post. Kann ein Store heute wirklich noch über sein Produktportfolio Begehrlichkeit schaffen? Bestes Beispiel, dass es klappt, ist der Hamburger Menswear Store A. Feldenkirchen. Statt trendgesteuerter Stangenware gibt es hier ein

innovatives Sortiment mit Marken, die durch Qualität und Tradition überzeugen. Inhaber Andreas Feldenkirchen hat sich auf Premiumdenim spezialisiert und war 1999 einer der ersten, der Marken wie Earl Jeans, 7 For All Mankind und Earnest Sewn aus den USA importierte, lange bevor es einen deutschen Distributeur dafür gab. „Im Denimsegment sind wir sehr gut aufgestellt. Zu unserem Portfolio gehören viele 77 gewachsene Brands wie Gilded Age, Rising Sun, True Religion, Jean Shop, Edwin Japan oder 7 For All Mankind. Um derartige Marken aufzuspüren, recherchieren wir sehr viel in Berlin, Kopenhagen, Paris, London, New York und Los Angeles“, sagt Feldenkirchen. Die Ware setzt er mit Hilfe von ausgefallenen Dekorationselementen wie alten Schreibmaschinen oder Turngeräten gezielt in Szene und kreiert dadurch eine komplette Lifestylewelt Dabei muss die Deko nicht viel Geld kosten, es kommt auf das Konzept und die Idee dahinter an“, so Feldenkirchen. Mit seinen Kunden immer wieder über Social Media in Kontakt zu treten, lehnt er ab. „Meiner Meinung nach nehmen dieser ganze Social-Media-Hype und das Thema Facebook überhand. Wir merken auch, dass unsere Kunden sich gegen Newsletter und Blogs abschotten. Wir wollen nicht den neuesten Webhypes hinterherlaufen, sondern überzeugen lieber durch ein umfassendes, intelligentes Warenangebot, das perfekt auf unsere Zielgruppe zugeschnitten ist.“ In einer Sache sind sich alle einig: Um Begehrlichkeit zu wecken und zu erhalten, gibt es kein Patentrezept. Ähnlich komplex wie die Entstehung von Trends folgt die Begehrlichkeit Gesetzen, die sich kaum entschlüsseln lassen. Phänomene wie der Hype um die New Yorker Marke Supreme bestätigen das. Wichtige Zutaten sind offensichtlich und sie scheinen gar nicht so neu: Beständigkeit, Kompetenz, Sympathie, Ehrlichkeit, freundlicher Service und gute Produkte. Zusammen genommen schaffen sie die Basis für Begehrlichkeit.


Vor Ort / room, ingolstadt

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Viele Ideen, ein Raum

Text Kay Alexander Plonka Fotos Civilist

„Zuvor gab es noch keinen vergleichbaren Streetwearladen in Ingolstadt. Mit Room haben wir eine große Lücke in Sachen urbaner Kultur geschlossen.“ Marcello Leonardi und Sonja Bauer, Room Ingolstadt

Persönliche Ansprache, eine Plattform für Mode und lokale Designer, eine Infoquelle für Events und Stadtgespräche – alles vereint in einem Raum. Herzlich willkommen im Room in Ingolstadt.

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ack to the Roots“, lautete die Devise der Inhaber Marcello Leonardi und Sonja Bauer, die im März 2010 ihren Store Room eröffneten und seitdem das Szenevolk in Ingolstadt anziehen.

Ihre Kernkompetenz liegt in der persönlichen Beratung und dem ausgefeilten Kundenservice. „In Zeiten des stetig wachsenden E-Commerce war es uns ein besonderes Anliegen, den persönlichen Kontakt zum Kunden zu halten. Wir stehen jeden Tag selbst im Laden und verwirren die Kunden nicht durch ständig wechselndes Personal. Wir bieten einen Ort, an dem man gerne verweilt, ohne Kaufzwang“, so Leonardi. Strategisch klug gewählt ist auch die 1b-Lage, direkt am Kreuztor, im Bermudadreieck von Ingolstadt. Hier profitieren sie von einer Laufkundschaft, die genau ihrer Zielgruppe entspricht. Die umliegenden Bars und Kneipen versorgen sie mit dem richtigen Nachtschwärmerpublikum. Die angrenzenden Schulen und Universitäten mit Schülern und Studenten kommen noch hinzu.

Mode Vitamin B für Ingolstadt Ein vergleichbares Ladenkonzept gab es in Ingolstadt noch nicht. In Sachen Markenauswahl und Sortimentstiefe fährt das Paar eine konsequente Linie. Lieber weniger Marken, aber dafür die richtigen, keine vollgestopften Regale, sondern exklusive Stückzahlen. „‚Rauspickorder‘ sind für uns tabu. Pro Marke nur zwei bis drei Styles zu bestellen, ist nicht unser Stil. Wenn wir uns für eine Marke entscheiden, dann supporten wir sie auch in ihrer Gesamtheit“, so Bauer. Mit Brands wie Shisha, KillaThrill, Wemoto und Ucon setzt Room gezielt auf junge Marken aus Deutschland. Internationale Streetwearbrands und die Eigenmarke runden das Sortiment ab. „Wir wollen den Markt in Ingolstadt nicht übersättigen. Der Kunde soll bei uns Teile finden, die einzigartig sind“, so Leonardi. Darüber hinaus engagieren sie sich mit vielen Events wie Ausstellungen oder Drinks im „Dämmershopping-Style“. „Dadurch festigen wir unsere sozialen Kontakte und die emotionale Bindung zum Kunden“, erzählt das Paar.

Zimba Kreuzstraße 20 85049 Ingolstadt/Deutschland T 0049.841.65790313 www.room.de.com Inhaber: Sonja Bauer, Marcello Leonardi Verkaufsfläche: 40 qm Marken Damen: Evawave, Red Collar Project, Room, Rules by Mary, Shantrapa, Shisha, Ucon, Wemoto Marken Herren: Alternative, ArtyFarty, KillaThrill, Makia, Pike Brothers, Red Collar Project, Room, Sixpack France, Stüssy, Surplus, Ucon, Wemoto Accessoires: Hüftgold, Jeepers Peepers Brillen, Kr3w Uhren, Red Collar Project, Room Accessoires


Vor Ort / Mono Concept Gallery, hamburg

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Dieses Konzept ist zwar nicht besonders neu, aber seit vielen Jahren erfolgsversprechend. Daher verbindet der 2007 eröffnete Mono Concept Store im Hamburger Schanzenviertel beide Disziplinen. Text Kay Alexander Plonka , Fotos Civilist

Kunst trifft Mode „Xxxxxx Xxxxxx xxxx xxxxx xxxxx xxxx Xxxxx xxxxx xxxxx Xxxxx Xxxxxx xxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxx xxxxx Xxxxx Xxxxxx.“

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er 60 Quadratmeter kleine Laden liegt etwas versteckt in einer kleinen Straße abseits der szenefrequentierten Susannenstraße. Umgeben von zahlreichen Bars, Restaurants und türkischen Gemüsehändlern besticht der Mono Concept Store tagsüber und auch nachts durch sein Konzept aus Laden und angrenzender Galerie. Der Mono Store präsentiert Streetfashion und die Mono Gallery stets wechselnde Streetart-Ausstellungen. Gemeinsam fusionieren die zwei getrennte Räume zum Mono Concept Store. So kommt es nicht selten vor, dass Besucher sich tagsüber im Store das passende Ouftit für die am Abend folgende Vernissageparty in der Galerie zusammenstellen. „Nicht nur der modische, sondern auch der kulturelle Aspekt spielt bei uns eine wichtige Rolle. Mit Ausstellungen von Künstlern oder Brands verwandelt sich der Mono Concept Store von Zeit zu Zeit in eine Galerie, einen Pop-up-Store oder eine Partylocation und ist ein beliebter Treffpunkt der Hamburger Szene geworden“, erzählt Inhaber Özgür Aylikci. Was die Brands angeht, trumpft der Mono Store mit einer großen Auswahl von Newcomerbrands aus aller Herren Länder auf: Im Programm sind Skandinavien, den Niederlanden und Frankreich mit Suit, RedCollarProject, Gestuz, Rules by Mary, Makia oder Pop CPH und ein bunter Mix aus Accessoires von S’nob oder Happy Socks sowie Lifestyleprodukten beispielsweise von Alkr.

Skandinavischer Purismus Die Idee zum Store entstand ursprünglich über das hauseigene Label Mono Concept, das für klares, reduziertes Design steht. Cleane Jeans, schlichte Jacken, Hoodies und T-Shirts zu fairen Preisen (Jeans ca. 60 Euro im Verkauf, T-Shirts ab 20 Euro) lassen vom Look eine eher skandinavische Herkunft vermuten. Was sich in der Sortimentsauswahl schon andeutet, setzt sich in der Einrichtung fort: Das Interieur ist schlicht, der Raum erstrahlt in puristischem Weiß mit ein paar Graphics an der Decke und an den Wänden. Die Räume sind extrem wandlungsfähig, daher eignen sie sich optimal für Labelkooperationen. Bislang waren das Berliner Label Sopopular, Acne aus Schweden sowie der Onlineshop für FashionFood, Pauls Küche,mit einem Pop-up-Store bei

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Mono Concept zu Gast. Was neben den Ausstellungen, Pop-up-Aktionen und Produkten ganz besonders überzeugt, ist der Service. Aylikci steht meist persönlich hinter seinem kleinen Kassentresen und begrüßt seine Gäste stets mit einem freundlichen Lächeln. „Wichtig ist uns eine individuelle Beratung der Kundinnen und Kunden. Wir möchten den Kunden ein spannendes und individuelles Einkaufserlebnis bieten. Wer einmal hier war, kommt gerne wieder “, sagt Aylikci. Stimmt, sagen wir.

Mono Concept Store Mono Concept Store Rosenhofstraße 5 20357 Hamburg/Deutschland T 0049.40.76993101 www.mono-concept.com Inhaber: Özgür Aylikci Eröffnung: September 2007 Verkaufsfläche: 60 qm Mitarbeiter: 3 Marken: Alkr, Clae, Dr. Denim, Gestuz, Happy Socks, Jim Rickey, Just Female, Makia, MbyM, Minimum, mono concept, Ontour, Pop cph, RedColloarProject, Rules by Mary, Second Female, Sixpack France, S’nob, Stoej, Suit, Superflu.


Vor Ort / dings, zürich

Das Dings(da) Text XXXXXXXX, Fotos XXXXXX

Nein sie befinden sich nicht noch in der Namensfindungsphase. Dings aus Zürich steht seit 1993 für Stilcocktails aus Pariser Laufsteg-Look mit Anarcho-Einflüssen von der Straße.

„Wir folgen unserem Bauchgefühl und stellen Fashion in Frage.“

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Roland Brümmer

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Um die Namensfrage zu klären: „Dings bedeutet alles und nichts. Dadurch haben wir alle Freiheiten der Welt, was für eine Art von Store es sein soll. ‚Welt‘ hätte übrigens auch sehr gut als Name gepasst“, erklärt Hans-Peter Endras, Inhaber 76 der No Way AG, die inzwischen die vier Stores Monsieur Dubois, On y va, No Way und Dings in Zürich führt.

Mehr Fashion, weniger Street Stationiert im Kreis 5, dem ehemaligen Rotlichtviertel und der derzeit kreativsten Gegend in Zürich, liegt der 70 Quadratmeter kleine Eckladen fern von der glitzernden Welt der Bahnhofsstraße. Sehr streetwearlastig angefangen, hat sich das Unternehmen mit seinem Sortiment von sportlichen Looks entfernt und den Fokus auf Urban Fashion und Streetcouture verstärkt. Im Jahr 2008, zeitgleich zur Eröffnung von On y va, der Herrenfiliale am Zähringerplatz, wurde das anfänglich noch gemischte Sortiment im Dings komplett auf Damen umgestellt. Heute ist Dings „ein Stilcocktail aus edlem Pariser Laufsteg-Look mit AnarchoEinflüssen von der Straße“, wie es Mitinhaber Roland Brümmer erklärt. Hochwertige Fashion Styles, Schuhe und Accessoires gehören zur festen Produkt-Range. „Wir handeln nicht nach Lehrbuch. Wir haben ein gutes Gefühl für Trends und den Anspruch, immer etwas anders zu sein als die anderen,“ sagt Brümmer.

„Das Besondere an uns ist, dass wir ganz normal sind.“ Hans-Peter Endras

Das Produkt steht im Mittelpunkt Bei Dings soll es nicht um die Markennamen gehen sondern um gute Produkte. Der typische Dings-Look ist klassisch-apart, einfach-elegant und eigenwillig, immer mit verspielten Elementen und Farbe. „Die Sachen müssen authentisch sein und eine Seele haben, unser Fokus liegt daher oft auf Nischenprodukten“, sagt Endras. Neben bekannten Namen wie Barbour, By Marlene Birger oder H by Hudson findet man

hier Streetwear-Marken wie Sessún, Wesc oder American College und viele Newcomerlabels wie Olga de Polga, Magellan & Mulloy oder Lia-ne und die Eigenmarke. „Wir versuchen mit unserem Sortiment eine breite Zielgruppe anzusprechen. Egal ob Jung oder Alt, ob wohlhabend oder noch Student. Jeder soll bei uns sein Lieblingsteil finden“, so Brümmer.

DINGS Zollstraße 12 8005 Zürich/Schweiz T 0041.44.2712007 www.dings.ch newsletter@dings.ch Inhaber: Hans-Peter Endras, Roland Brümmer Eröffnung: 1993 Verkaufsfläche: 70 qm Mitarbeiter: 2 Vollzeit, 3 Teilzeit Marken Damen: 81 Hours, Alternative, Ambre Babzoe, Armor Lux, Barbour, Bellerose, By Malene Birger, Camilla Norrback, Custommade, Farmers Market, Ganni, Gloverall, Kraftsoft Vestergaard, Lia-ne, Loft, Lise Sandahl, Minimum, Olga de Polga, Rützou, Sessún, Second Female, Sita Murt, Stine Goya, Stella Forrest, Suit, Toujours Toi, Twist & Tango, Velour, Wesc, Woodwood Schuhe: Armani, Ambre Babzoe, Buttero, Dr. Scholl, Frye, Ganni, Gardenia, H by Hudson, Holy Moly, Ilse Jacobsen, Kandahar Celebrity, Kraftsoft Vestergaard, Magellan & Mulloy, Shoebiz, Tretorn, Vagabond Accessoires: Abro, Black Lily, Becksöndergaard, Dixie, Drakes of London, Epice, Fjällräven, Freitag, Grevi, Lise Sandahl, Lisbeth Dahl, Melograno, Super Sunglasses, Toujours Toi, Uslu Airlines


so läuft’s_st. pauli FC St. Pauli Spieler Deniz Naki und Cleptomanicx Maskottchen Captain Clepto präsentieren die WeltmarkenFreundschafts-Verbindungs-Jacke „Straight outta St.Pauli“

F

ußball hat es wieder dorthin geschafft, wo er eigentlich herkam, auf die Straße und zu den Fans – wenigstens auf St. Pauli. Abseits von überbezahlten Stars und abgehobenem Vereinsgetue gibt es sie noch, die Sympathieträger, die es nach Jahren der harten Arbeit endlich nach oben in die erste Liga geschafft haben. Verglichen mit dem Auftreten von Superstars wie David Beckham oder Christiano Ronaldo, die sich gerne als FashionVictims präsentieren und damit den Beruf Fußballer salonfähig gemacht haben, ist der modische Weg des FC St. Pauli entsprechend der Vereinspolitik volksnäher. Hier spielt sich das Thema Merchandising-Kollektion auf einer ganz anderen Ebene ab, nämlich in der Streetwear, mit lokalen Marken und Stars der eigenen Straßen. Kein Wunder, dass dieser Ansatz so viel Potenzial hat und immer mehr Marken von der Idee begeistert sind.

Zum 100-jährigen Vereinsjubiläum erschien ein Merchandise-Katalog, der auch lokale Street Artists proträtiert. Bild.de nannte sie Straftäter. Warum wirbt St. Pauli mit Straftätern? Hendrik Lüttmer, Produktchef Upsolut Merchandising: Wir verfolgen ein derartiges Katalogkonzept bereits seit drei bis vier Jahren. Ziel ist es, keinen reinen MerchandisingHandelskatalog zu produzieren, sondern einen Imagekatalog, in dem wir die Besonderheit des Stadtteils in Verbindung mit Mode fokussieren. Streetart ist ein Teil des Lebensgefühls auf St. Pauli und wir sehen es nicht als Problem an, dass sie im Bild’schen Definitionssinne von Straftätern verübt wird.

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Welches Bild vom FC St. Pauli soll kommuniziert werden? Lüttmer: Ich würde mal das FC streichen. Wir definieren viel mehr ein Bild von St. Pauli als progressiven, urbanen Stadtteil mit vielen Gesichtern und Facetten. Daraus ist auch unser Slogan „Die Straße trägt St. Pauli“ entstanden, denn die Straße ist für uns all das, was dieser Stadtteil repräsentiert: Musik, Kunst, urbanes Leben, Jugendlichkeit, Progressivität und auch Mode und Fußball.

Sie zeigen im Katalog eine sehr modische Kollektion. Warum? Soll der FC St. Pauli jetzt auch so ein Hochglanzverein werden wie der FC Bayern München?

Tschüss Fan-Tee

Der FC St. Pauli ist nicht nur ein Fußballverein, sondern Ausdruck für lokalen Lifestyle. Mit modischen MerchandisingKollektionen, Kooperationen mit Designern und einem Katalog mit Lokalhelden macht der Verein von sich reden. „Style statt Fan-Uniform“ lautet das Motto. Text Nicolette Scharpenberg, Fotos David Luther, Rock ‚n Roll Architecture

Marie Richers, Headdesignerin St. Pauli Merchandise: Hochglanz sind wir ganz sicher nicht. Es ist eine Kollektion für den Stadtteil und setzt nicht zwingend voraus, dass man Fan des Vereins ist. Mein Auftrag ist es, tragbare und auch alltagstaugliche Teile zu entwerfen. Da spielen modische Einflüsse natürlich eine Rolle! Die Kollektion soll sich ja auch von den typischen Fanartikeln abheben. Die größte Herausforderung sehe ich darin, die Balance zwischen der Unverkennbarkeit des Vereins und meiner eigenen Handschrift zu halten. Lüttmer: Wir gehen auch auf Vertriebsebene andere Wege als viele Vereine. Uns ist die Marke heilig. Deshalb gibt es typische Lizenzprodukte, die sich nur farblich von anderen Vereinen unterscheiden, bei uns kaum noch. Natürlich

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„Unser Testimonial ist der Totenkopf.“ Hendrik Lüttmer

bieten wir auch Trikots und Schals an, denn auch der FC St.Pauli ist ein normaler Fußballverein. Der Totenkopf als Logo bot uns die Steilvorlage für eine modischere Kollektion. Er ist traditionell Sinnbild für Piraterie und offizielles Vereinslogo, inzwischen offiziell Bestandteil der Corporate Identity des Vereins.

Eitelkeit ist ein Thema, das den Fußball schon sehr lange begleitet. Auch das Engagement von Modefirmen im Fußballsport ist uralt. Was machen Sie anders und warum? Lüttmer: Wir brauchen keine Topstars. Unser Testimonial ist der Totenkopf und nicht der individuelle Spieler. Bei uns steht die Mode im Vordergrund, sie transportiert das Image.

Sind die Spieler dabei eigentlich auch involviert?

Der FC St.Pauli Fanshop wurde im August 2008 eröffnet. Der Boden aus Kopfsteinpflaster soll die Strasse in den Store bringen. Gemäß dem Marken Claim „Die Strasse trägt St.Pauli“.

Lüttmer: Nein.Wir möchten diesen Starkult, den andere Vereine mit ihren Spielern fabrizieren, nicht verfolgen. Es gibt zwar immer wieder Schnittstellen wie beispielsweise im aktuellen Katalog mit Torhüter Benedikt Pliquett, das kam aber auch nur zustande, weil er selbst eine Streetart-Vergangenheit hat. Die Spieler tragen unsere Sachen vielleicht privat und das reicht uns völlig aus.

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Hamburger Lokalhelden hin oder her, letztendlich ist es Marketing. Nehmen die echten Fans des FC St. Pauli diese kommerzielle Vermarktung ihrer eigenen Kultur überhaupt an? Lüttmer: Der Fakt, dass in Fanforen, Blogs oder Fanzines sehr wenig über uns gemeckert wird, zeigt uns, dass wir anscheinend auch den Nerv der Hardcore-Fans treffen. Ohne Zweifel hat der FC St. Pauli eine bundesweite Ausstrahlung die sonst aufgrund des sportlichen Erfolgs nur der FC Bayern München hat. Es gibt natürlich immer Fundamentalisten, die jegliche Art der Vermarktung ablehnen, aber ich glaube, dass unsere Form der Vermarktung noch relativ harmlos ist, eben weil sie den gesamten Stadtteil widerspiegelt, nicht einzelne Fangruppen.

Haben sie eigentlich nie Bedenken, ob die Philosophie dieses authentischen Klubs so viel Fashion aushält? Richers: Unser Geheimnis ist, dass wir die gleiche Sprache sprechen wie unser Stadtviertel und ich will mit meinem Design keinen Hochverrat am Verein begehen. Uns verbindet, was uns begeistert. Lüttmer: Authentizität ist das Einzige, an dem wir festhalten müssen, um weiterhin erfolgreich zu sein.

Hendrik Lüttmer ist seit 2001 Produktchef des FC St.Pauli Merchandising. Marie Richers ist Mitinhaberin vom Boombox Store in Hamburg und arbeitet als freie Designerin für Upsolut.

Upsolut Merchandising GmbH & Co. KG Die Upsolut Merchandising GmbH & Co. KG hat die Verwertungsrechte im Merchandising für sämtliche Marken des FC St. Pauli inklusive der Marke Totenkopf St. Pauli.Upsoluts Brückenschlag in die Modewelt war die Kooperation mit Dickies. Seit 2001 ist Marie Richers für das Design der St. Pauli Merchandise-Kollektion zuständig. Für ihre Bewerbung nähte sie einen goldenen Trainingsanzug mit dem St. Pauli Schriftzug auf dem Rücken und traf damit genau den Geschmack des Produktmanagements.


so läuft‘s / erwachsen werden? BloSS nicht!

erwachsen werden? BloSS nicht! / so läuft‘s

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Erwachsen werden? Bloß nicht!

kateboardlegende Tony Hawk ist mittlerweile 42, sein Kollege Bob Burnquist immerhin schon 36. Wie reagiert man eigentlich als Händler, wenn die eigene Kundschaft eines Tages älter ist als das eigene Storekonzept? Nur weil man ein paar Jahre mehr Lebenserfahrung hat, bedeutet das doch nicht, dass man auf seine Lieblingsmarken und die Atmosphäre kleiner, individueller Stores verzichten muss, oder? Traurig ist nur, wenn man feststellt, dass man dem Konzept seines Lieblingsstores langsam aber sicher entwachsen ist. Storeinhaber – gerade im Streetwear-, Skate-, und Urban-Fashion-Segment müssen sich inzwischen immer häufiger damit auseinander setzen, dass ihre Stammkundschaft und die damit verbundene Szene heute Mitte 30 sind. Man lässt sich nicht mehr so einfach durch bedruckte T-Shirts vom Hocker reißen. Das stellt Händler vor neue Herausforderungen und eine konzeptionelle Frage: Mitwachsen oder jung bleiben und lieber eine neue Generationen als Kundschaft gewinnen?

Samstagnachmittag, der Laden brummt. Plötzlich steht dieser Kunde in der Tür, man kennt ihn noch von früher. Heute ist er Mitte dreißig und fragt, ob man auch für ihn noch was Passendes hat. Gut, wenn man darauf eine Antwort weiß.

„Für die älter gewordene Zielgruppe spielen Qualität, Schnitt und Details eine wichtigere Rolle als etwa laute Farben und große Prints.“ Nico Goerhardt, Sales Agentur Friendly Products

Schlichter und trendiger = erwachsener

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Die Marken machen es vor Viele Marken haben diese Entwicklung früh erkannt und ihre Kollektions- und Kommunikationsstrategie daraufhin ausgelegt, zumal die Markengründer ja auch mit ihrer Brand in die Jahre gekommen sind. Stimmige Kollektionen, die aktuelle Einflüsse und Elemente aus Sport-, Street- und Casualwear „altersneutral“ umsetzen, sprechen junge und jung gebliebene Kunden gleichermaßen an. Zumal sich Zielgruppen heutzutage ohnehin nicht mehr nach dem Alter richten. Die große Herausforderung ist dabei, die Kollektion ohne Einbußen hinsichtlich der eigenen Markenwurzeln und der Designphilosophie auf die Bedürfnisse der erwachsen gewordenen Kunden umzusetzen – als Line Extension oder innerhalb der bestehenden Kollektion. Erfolgsbeispiele finden sich in vielen Kollektionen internationaler und natio-

Text Nicolette Scharpenberg, Fotos Läden, Illustration 110SPECIAL BLACK

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naler Urban- und Streetwear-Brands wie Stüssy, Lifetime Collective, Wemoto oder Vans mit der Vault-Linie. Klassische Looks wie Cardigans, Sweat Sakkos, Peacoats und Hemden sind zum festen Bestandteil geworden. „Leider schaffen solche Styles noch zu selten den Weg in die Regale der Händler“, meint Nico Goerhardt von der Agentur Friendly Products. „Viele Marken im Streetwear-Segment sind aus Leidenschaft und subkulturellem Background entstanden. Um diesen Gedanken beizubehalten und sich von den Mainstream-Kollektionen abzusetzen, wird der Fokus auf Qualität, Schnitt und Details gelegt, was für die älter gewordene Zielgruppe eine wichtigere Rolle spielt als etwa laute Farben und große Prints“, so Goerhardt.

„Unsere junge Kundschaft wuchs überproportional, deshalb haben wir komplett neu filialisiert. Jetzt holen wir beide Generationen modisch ihrem Alter entsprechend ab.“ Bernhard Burger, 5ive in Kempten

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Es gibt bereits einige Stores, die als Vorreiter gelten und mit ihrem Publikum mitwachsen. Dazu gehören 5ive in Kempten, der Conceptstore Boombox oder der jüngst eröffnete Store Animal Tracks in Hamburg. Bernhard Burger, Inhaber des Skateshops 5ive mit Niederlassungen in Kempten und Füssen hat den aktuellen Generationswechsel in vollen Zügen miterlebt und sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. „Im Jahr 2004 haben wir unser Sortiment um erwachsene Styles erweitert, jedoch hatten wir in den Folgesaisons Probleme mit der Präsentation und dem Abverkauf, sodass wir 2005 unsere langfristige Strategie formuliert haben und diese bis heute verfolgen“, erklärt Burger. Mit dem Bochumer Magwick-Team um Martin Magielka und Volker Brunswick hat Burger inzwischen auch einen Partner ge77 funden, der 5ive ein innovatives Shopdesign liefern konnte. „Wir verkaufen nach wie vor Streetwear, Skate- und Snowboards, jedoch hat sich die Präsentation verändert. Mit einem eher minimalistischen Design, gelingt es uns besser, unsere storespezifische Aussage zu transportieren“, sagt Burger. Mit zwei weiteren Läden – dem Hice Ladiesstore im Jahr 2006 und der Stenz Fashion & Coffebar 2008 – verfolgte Bernhard Burger dann von Anfang an eine ganz


so läuft‘s / erwachsen werden? BloSS nicht!

zimba, gent / Vor Ort

„Ich würde mich freuen, wenn ich heute einen Kunden für uns begeistern kann und er im Alter von 58 Jahren immer noch bei uns einkauft.“ Stephanie Benner, Boombox in Hamburg

andere Idee: Hier werden auf 220 Quadratmeter Marken wie Nudie, Levi’s, Cheap Monday, American Vintage, Sessún, Obey und H by Hudson präsentiert. „Unser Ziel ist es, mit Stenz die etwas ältere Skateshop-Klientel abzuholen. Gleichzeitig haben wir auch bei 5ive die Trend-Looks aufgegriffen, die endlich auch von Boardsportfirmen umgesetzt werden. Für die kommende Saison bieten wir unseren Kunden neben den klassischen Hoodies auch Plimsolls, V-Neck-T- Shirts, Chinos, Cardigans und Hüte an“, betont Burger.

Tendenz zu klassischen Styles Stephanie Benner und Marie Richers vom Ham76 burger Store Boombox beobachten auch einen starken Trend hin zu klassischeren Kollektionen: „Wir begrüßen diese Tendenz! Zwar stellen wir jetzt nicht den Timberland Boot ins Regal, aber wir haben Schuhanbieter wie Supra oder Reebok, die eine richtig klassische Männerlinie herausgebracht haben. Die Kunden nehmen das richtig gut an“, erzählen die Hamburgerinnen. In den vergangenen zwei Jahren hat sich ihr Konzept stark verändert. „Wir sind insgesamt leiser geworden, einfach deswegen, weil dieser

Stil unserem eigenen Alter entspricht. Heute arbeiten wir mit Marken zusammen, bei denen wir wissen, dass sie langfristig die richtigen Produkte für unsere Zielgruppe anbieten, denn nur so ist man glaubwürdig und schafft es, Stammkunden zu generieren“, sagt Benner. In diesem Sinne setzen sie auf klassische Strickpullis mit Schalkragen, Hemden, Cardigans und englische Dufflecoats. Damit tauchen sie in ein anderes Preissegment ein, an das man die Kunden behutsam heranführen muss. „Für uns bedeutete die Umorientierung natürlich auch ein viel spannenderes Geschäft bezogen auf die Umsatzspanne. Wie viele T-Shirts muss man über den Tresen schieben, bis man den Preis einer Jacke vorzuweisen hat?“, betont Richers.

Standort- und Platzprobleme Ob ein erwachsen gewordenes Storekonzept funktioniert oder nicht, ist auch eine Frage des entsprechenden Standortes. Kunden in der Großstadt sind meist viel offener für modische Experimente im Vergleich zur Kleinstadtklientel. Davon kann auch der 2001 eröffnete Skateshop Support in Kiel ein Lied singen. Den direkten Standortvergleich kann Inhaber Helge

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Bachmann besonders gut ziehen, denn vor ein paar Jahren noch führte er eine zweite Filiale im Hamburger Schanzenviertel. „In Kiel merkt man einen deutlichen Unterschied im Vergleich zu Großstädten wie Hamburg. Der Kieler Mitte 30 ist modisch deutlich konservativer als beispielsweise der Hamburger. Deshalb spezialisieren wir uns hier weiterhin auf die junge Zielgruppe und versuchen nicht, mit Stammkunden der ersten Stunde mitzuwachsen. Natürlich haben wir auch Hemden im Store, allerdings nur vereinzelt. Ab Mitte 20 springen die meisten unserer Kunden ab und orientieren sich um“, erzählt Bachmann. Sein Hamburger Kollege Richie Löffler vom Shop Mantis eröffnete im August 2010 eine zweite Dependance. Unter dem Namen Animal Tracks bietet er hochwertige Labels wie HUF SF, Norse Porjects, Ransom XAdidas, um die erwachsenere Generation seiner Kunden adäquat anzusprechen. „Skateboarding ist in den letzten Jahren noch jünger geworden“, so Löffler. „Viele neue Kids lösen die ältere Garde ab. Wir hatten das Gefühl, dass die erste Generation einfach keine Lust mehr hat, in einem vollen Skateshop mit einer Horde kreischender Kids einzukaufen.“ Es gibt im Grunde drei Lösungsansätze: Man entscheidet sich, sein bestehendes Konzept neu zu überdenken und den Fokus in Zukunft auf eine ältere Zielgruppe zu legen. Manche Händler ergänzen ihren Stammladen mit einer neuen und erwachseneren Filiale – sofern es die Zielgruppe hergibt. Oder man bleibt seiner Linie treu und setzt auf junge Kunden, die das Stammpublikum von damals ablösen. Auch der enthusiastischste Skater wird irgendwann erwachsen. Diese neue Herausforderung dürfte eine Menge frischen Wind in ein Segment bringen, das ein Prädikat wie „angestaubt“ doch ohnehin als Hochverrat wertet!

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Finden wir gut_Mode

Hyde S.K Hippie-Indianer

© Hyde S.K

Eine Kombination aus Indianerspirit und Gothic-Elementen, garniert mit den Einflüssen des Hippie-Amerikas der 1970er-Jahre. So beschreibt Designerin Sasha Knight ihre Arbeiten. Die Amerikanerin mit Walliser Wurzeln studierte Mode in London, was sie jedoch als zu kommerziell und auf Massenproduktion ausgerichtet empfand. So begann sie, wie so viele in ihren Gründungsphasen, für Freunde Accessoires herzustellen. Ihre Prototypen wurde dazu im Kultladen „The Duffer of St. George“ verkauft, wo sie nebenbei jobbte. So kam es auch, dass Paul Smith auf ihre Arbeit aufmerksam wurde, ihre Taschen für seine Menswear-Show auswählte, um sie dann später als Limited Edition in seinem japanischen Store zu verkaufen. Heute verkauft Sasha Knight ihre Kollektion in Städten wie New York, Los Angeles, Singapur, Sydney und Kopenhagen und arbeitet für bekannte Labels, zurzeit designt sie Taschen für A.P.C. Sie kümmert sich um das Design, die Muster, entwirft die Prints, den Schmuck und ist für die Qualitätskontrolle verantwortlich. Als Material verwendet sie für ihr Label heute vorwiegend Lorica, die tierfreundliche Lederalternative. Perlenstickereien, Flechtarbeiten und Quasten sowie ungewöhnliche Farbzusammenstellungen sind Markenzeichen von Hyde S.K. KONTAKT: Hyde S.K, T 0044.7890.462796, sacha@hyde-sk.com, www.hyde-sk.com Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

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iheart Mit Liebe gemacht Bevor Alexandra Lösch und Simone Chrystall mit der Selbstständigkeit loslegten, sammelten sie viele Jahre Erfahrung in der Textilbranche. Alexandra leitete als Global Product Manager bei s.Oliver den Bereich Casual Women, Simone war als Key Account Managerin und Vertriebsleiterin für diverse Marken unterwegs. Den Traum vom eigenen Label haben sich die beiden 2008 verwirklicht. Ihr Label iheart umfasst rund 50 Teile: hochwertige Shirts, Strickteile, Jerseykleider sowie Accessoires wie Mützen, Schals, Kappen und Armbänder. Neben der Hauptkollektion wird auch eine kleine Flashkollektion für den Sommer angeboten mit Tees, Tops und Kleidern. Die Materialien sind ausgesucht edel: iheart präsentiert sich in Biobaumwolle, Modal, Cashmere und Wolle. Das Team setzt auf langjährige Erfahrungen im Textilbusiness und garantiert eine nachhaltige und faire Produktion. Das eigene Testlabor haben sie sich auch gleich geschaffen: In ihrem Ladenapartment in Düsseldorf am Fürstenplatz führen sie neben dem eigenen Label andere Marken wie Drykorn, Arena Copenhagen oder Black Lily. KONTAKT: Loesch & Kristall GmbH, Alexandra Loesch, Simone Chrystall, 40215 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.96659323, info@loeschchrystall.com, www.iheart-thelabel.com

Schon beim Tippen fällt auf: seltsamer Name. Fräuleinwunder ist ein Begriff, der in den 50er-Jahren in den USA geprägt wurde und dank des Berliner Mannequins Susanne Erichsen ein Jahrzehnt lang für junge, attraktive, moderne, selbstbewusste und begehrenswerte deutsche Frauen stand. Schön, an dieses Bild anzuknüpfen, dachten sich auch die beiden Designerinnen von The german Fräulein, die ihr Label 2007 in New York gründeten. Mit der Herbst-/WinterKollektion 2009/10 stellten sie ihre Marke erstmals auch dem heimischen deutschen Markt vor. Beide Designerinnen hatten zuvor für namhafte Labels wie Jil Sander, Strenesse, Zac Posen und Celine gearbeitet. In Ihrer Kollektion stellen sie schnörkelloses Design in einem Mix aus relaxtem Evening-Chic und luxuriöse Loungewear vor. Mit Fellbesetzten Mänteln, Cardigans, Strickkleidern, Cashmere-Capes und oversized Merino-Sweater ist die Kollektion vielseitig und hochwertig. Die Preise liegen dabei zwischen 150 und 1.000 Euro EK. Neben einem eigenen Showroom in New York präsentierte sich die Marke seit neuestem auch vertreten durch die deutsche Agentur Udo Toepfers in dieser Saison auf den internationalen Messen. KONTAKT:

Agentur Toepfer, 40476 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.1306360, www.agentur-toepfer.com, www.thegermanfraeuleins.com

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Members Only Immer für eine Überraschung gut Der berühmte Streetsyleblogger Yvan Rodic alias „The Facehunter“, trägt sie heute zu enger Röhre, Hemd und Fliege. Die Classic-Racer-Jacket von der Marke Members Only löste bereits in den 80er Jahren einen Boom auf dem amerikanischen Markt aus. 1975 von dem US-Sportswearunternehmen Europe Craft Imports gegründet, galt der klassische Nylonblouson als Freizeitjacke für jedermann. Mit ihrer progressiven Werbebotschaft „When you put it on something happens“ erreichte Members Only bereits in den frühen 80er Jahren Kultstatus. Speziell für Hip-Hop- und Elektrokids war der leichte Windbraker mit Schulterklappen und dezentem Logopatch Symbol für Credibility und Style. Nach einer leichten Flaute in den 90er Jahren gelang es dem Label Anfang 2004 den Blouson in modernerer Passform für 110 bis 120 Euro VK zu reproduzieren und wird heute über die Agentur Faßbender aus Düsseldorf vertrieben. Members Only gewinnt durch das Prinzip „Less is more“. Insbesondere durch das cleane Design und ihr schlichtes Logo zieht die Traditionsmarke auch heute wieder die Szene in ihren Bann und ist Indikator für Coolness und Understatement. KONTAKT: Agentur Faßbender GmbH, Thomas Fassbender, 40217 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.695 88 01, tom@agenturfassbender.de, www.membersonlystyle.com

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© Julia Diehl

© iheart

The German Fräuleins Das Fräuleinwunder kehrt zurück

Durch ihre Passion zu Musik und Mode haben Daniel Berlin, Stephan Gerber und Björn Gerdes im Jahre 2004 das Hamburger Streetwearlabel Mahagony gegründet. Ihre Intention war es, die Einfachheit und Funktionalität von herkömmlicher Street- und Sportswear mit den Wurzeln der urbanen Kultur zu vereinen. Ohne jeglichen Großkonzern im Nacken produzieren die ehemaligen Macher des Labels Chef Styles alles in Eigenregie. Besonders im Sports- und Streetwearsegment konnten sie mit ihren exklusiven Designs und hochwertigen Materialien punkten. Seit Oktober 2007 haben sie sich unter der Aufnahme zweier neuer Gesellschafter zur Mahagony Apparel GmbH & Co. KG umfirmiert und neu strukturiert. Angefangen mit einer reinen Männerkollektion, produzieren sie nun auch soulige Styles für Ladys. Die aktuelle Kollektion umfasst mittlerweile zirka 120 bis 140 Teile von T-Shirts über Jeans bis hin zu coolen Parker Jacken (30 bis 180 Euro VK). Als Werbeikonen posieren regelmäßig HipHop-Größen wie Jan Delay, Sammy Deluxe oder Djane Miss Leema. Durch den zahlreichen Support der Szene ist der Mahagonybaum, das Firmen Logo, mittlerweile deutschlandweit bekannt für exquisite urbane Streetwear. Kontakt: Mahagony Apparel GmbH & Co.KG, Daniel Chiggy Berlin, 22303 Hamburg/Deutschland, www.mahagony.net, db@mahagony.net

© Members Only

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Als Chefdesignerin für Marken wie Bogner, Fire & Ice oder Billabong hatte sich Julia Diehl einen Namen gemacht. Selbst passionierte Surferin, beschloss sie schließlich 2006 ihre eigene Beach-Couture-Kollektion auf den Markt zu bringen. Bislang waren die in Handarbeit gefertigten Bikinis und Kleider nur in Frankreich, den USA und auf Maui erhältlich. Mit der Sommerkollektion 2009 gibt es Julia Diehls Kollektion auch in Deutschland und Österreich. Was die Themen für ihre Designs betrifft findet man farbenfrohe Hawaiimuster, sexy Las-Vegasund Rockabily-Modelle sowie Animal Prints. Dazu den glamourösen Saint-Tropez-Klassiker zum Beispiel als Hot Pants mit angedeutetem Röckchen aus französischer Spitze. Doch auch ihre Wurzeln hat Julia Diehl nicht vergessen. Die Bavaria-Teile präsentieren sich blau-weiß karierte mit Hirschhorn-Herz-Knöpfen und Schleifchen am Dekolletee. Julia Diehl Beach Couture umfasst rund 40 verschiedene Bikinimodelle für Damen, dazu kommen xxx eine kleine Range an Kleidern und Kinderbikinis. Preislich liegt man bei einem VK von ca. 190 Euro für Bikinis, erhältlich sind die Strandteile unter anderem bei Slips, Flip oder Mohrmann Basics in München, Reflections in Ingolstadt oder im Concept Store der Premium Exhibitions GmbH. KONTAKT: Julia Diehl, Caroline Pezzetta, 80469 München/Deutschland, T 0049.177.3223991, sales@juliadiehl.com, www.juliadiehl.com

Mahagony Alles in Eigenregie

© Mahagony

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© The German Fräuleins

Julia Diehl Beach Couture


Glory Six-day

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Minimalistisch, clean und unglaublich stylish waren sie damals schon. Die Glorie der Sechstagerennen hat uns in vollen Zügen wieder eingeholt. Fixed Gears, Singelspeed oder ganz einfach Bahnräder sind heute jedem ein Begriff. Sie gehören zum Lifestyle der Moderne. Ob New York, Tokio oder Berlin, die Welt ist angefixed vom Velo. Text Xxxxxxxxxxxxxx Fotos Nicolette Scharpenberg, Stijn Deferm, Frauke Buchholz, Christoph Schweitzer

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01 Courier Couture heißt das Label der Hamburger Designerin Frauke Buchholz 02 Die Ausstellung „Maximal Reduction-minimal Boundaries“ von der Agentur Visual Research fand im Februar in Berlin statt. Sie wurde von Campus by Marco Polo gesponsert. 03 Die Asiaten lieben es bunt, Deutschland mag es klassisch. Fahrräder sind zu Lifestyleobjekten geworden. Sie dienen als Fortbewegungsmittel und sind zugleich schmückendes Accessoire im Alltag.

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icherlich waren die gestiegenen Energiepreise und der Hype um das „Everybody is going Green“ mitverantwortlich für den Relaunch des Velos als modernes Fortbewegungsmittel. Besonders für Großstädter sind die berühmten Wege bon A nach B mit dem Fahrrad schnell überwunden. Fixed Gear oder Single Speed Bikes sind mehr als simple Fahrräder. In Gedenken an die Glorie der Sechstagerennen sind die Räder ohne Bremse und Gangschaltung leicht und simpel in ihrer Zusammenstellung. Durch den Verzicht auf alles Unnötige werden sie zu Designobjekten mit Alltagstauglichkeit, die in punkto Stil und Eleganz einer jeden Luxuskarre Konkurrenz machen. Durch die Reduktion auf das Wesentliche bieten die Räder maximalen Spielraum in seiner Gestaltung. Die Fahrer wollen keine High-Tech-Räder mit 21 Gängen, Sattelfederung und automatischer Lichtschal-

tung. Es sind keine Typen, die sich morgens in ihren Rennjersey schmeißen, 30 Kilometer zur Arbeit fahren und sich dort in ihren Businessdress zwängen. Fixies glänzen durch Minimalismus. Die eleganten Räder bescheren den Fahrern bei weitem mehr Glückshormone als eine dicke Karre unterm Hintern. Sie sind urbaner Schmuck des modernen Zeitalters und bieten Fahrspaß pur.

Style und Personality Drehen sich Gespräche auf Partys heute um goldene Ketten, ist nicht der Schmuck um den Hals der Freundin gemeint. Farbige Ketten, ein schicker Rahmen, gemusterte Lenkerbänder passend zur Textur des Sattels. Formen, Farben und Materialien geben dem Rad eine individuelle Note. Sammelte man damals Schuhe, sind es heute neue Teile für sein Rad. Es soll möglichst individuell sein und zum eigenen Stil passen. Die Herstellerfirmen bieten mittlerweile

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High Tec Räder haben ausgedient. Was zählt sind Farben, Formen und Materialien. Sie geben dem Rad eine individuelle Note.

ein breites Sortiment an Accessoires an, die dem modischen Tenor der Zeit entsprechen. Goldene Ketten, Sattel aus Wildleder, Bremskabel oder Lenkerbänder in Neonfarben. In Deutschland sind derzeit gedeckte Farben in Kombination mit Goldaccessoires besonders beliebt, die Asiaten tendieren zu schrillen Neonkombinationen à la New Rave und die Italiener lieben es klassisch wie immer im Stil der Glory Six-Day. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hauptsache es hat Style und Personality.

Die Industrie ist angefixed Nicht nur Topdesigner wie Chanel oder Hermès featuren das Zweirad. Campus by Marc O’Polo sponserte im Februar die Fixed-Gear-Ausstellung Maximal Reduction – Minimal Boundaries von der Agentur Visual Research in Berlin. Auch Streetwearbrands wie Carhartt, RVCA oder Stüssy kooperieren mit traditionellen Herstellerfirmen wie Cinelli oder Bianci. Traditionsmarken wie Gorilla oder Guerciotti aus Italien relaunchen die Retrolinien ihrer Bikes. Sogar Streetwearstores wie der Supreme Shop aus New York oder AZITA aus Frankfurt bringen hauseigene Fixies auf den Markt. Die Industrie nutzt die wachsende Zahl an Fahrern um Mode zu verkaufen: abgeänderte Kuriertaschen oder

Mützenmodelle die Velo Caps ähneln. Auch kleine Designerlabels konzentrieren sich in ihren Designs auf das Velo. Courier Couture heißt das Label von Frauke Buchholz. Sie hat an der HAW in Hamburg Design studiert und jobbt seit 2005 als Kurierfahrerin bei den Hamburger Funkpiloten. Derzeitige Topseller ihrer Kollektion sind T-Shirts mit Fahrradketten-Prints und Hosen in Lagenoptik wie sie von typischen Kurierfahrern getragen werden. Besonders kleine Fahrradmanufakturen profitieren. Der Hamburger Bikestore Suicycle hat mittlerweile eigene Rahmen im Sortiment und fertigt nach Auftragslage. Inhaber Jan Glietz lässt sie in Hamburg fertigen und baut sie je nach Kundenwunsch eigenhändig zusammen. Kooperationen fanden bis jetzt mit Firmen wie FREITAG, Yeahboy Department, Thomas I Punkt und gerade aktuell für Campus by Marc O’Polo statt. Ein Dunkelblaues Singel Speed im Retrolook mit goldener Kette, ganz im Stil der alten (Bahnrad-)Schule.

erlebt der Sport heute im Zuge der Fahrradkultur einen Relaunch. In Deutschland sind zum Beispiel in Berlin und München so genannte Bike Polo Clubs entstanden. Entgegen dem Pferdepolo wird Bikepolo auf den Sattel von Fahrrädern auf innerstädtischen großen Plätzen ausgetragen. Ziel des Spiels ist es einen Ball in das Tor der gegnerischen Mannschaft zu bringen. Der Ball wird nur mit einem speziellen Schläger geschlagen und Bodenkontakt mit den Füssen gilt als Foul. Bikepolo gibt den Fahrern eine gemeinsame Plattform zur Interaktion, das ist es, was fasziniert. Auch Länder, in denen die Fahrradkultur bis dato eher klein war, finden mittlerweile Gefallen am urbanen Fahrrad-Match. Paris und Mailand und sogar Taiwan sind angefixed. Ein simples Rennrad das die Welt bewegt. Glory Fixed Gear – eine Legende ist zurück.

Urban Bike Polo Zur alten Schule gehört auch das so genannte Urban Bike Polo. Abgekupfert vom damaligen Pferdepolo, was Ende des 18. Jahrhunderts noch auf eleganten Pferden ausgetragen wurde, Die Branche ist angefixed. Streetwearbrands wie RVCA kooperieren mit traditionellen Herstellerfirmen.


SO LÄUFT‘S_SKUNKFUNK

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NATÜRLICH FUNKY – SKUNKFUNK

Text Nicolette Scharpenberg Fotos Skunkfunk

Mag sein, dass der Name Skunkfunk an die alten Tage der Big Bands und Jazz Songs erinnert.In diesem Fall jedoch handelt es sich um frische, urbane Streetwearmode. Gemäß dem Motto „Keep it real“, arbeiten sie mit umweltfreundlichen Materialien und bleiben ihrem Stil immer treu. Dennoch ist die Story des 1996 entstandenen Labels nicht weit von der Musik entfernt. Der erste Verkauf fand tatsächlich auf Musikfestivals statt. Damals war es eine kleine T-Shirt-Linie, heute besteht die Kollektion aus über 300 Artikeln, darunter die cleanere Unterlinie SKFK mit dem Thema TAPE, eine Unterwäschelinie und eine Vielzahl an Accessoires. Heute wird die Marke in über 900 Multilablestores auf vier Kontinenten vertrieben. Firmenhauptsitz ist in der baskischen Hauptstadt Bilbao, die Heimatstadt des Gründers Mikel Feijoo Elzo. Dort ist auch 1999 der erste Skunkfunk-Flagshipstore entstanden, auf den bis heute weitere 30 weltweit verteilt folgten. Chefdesignerin Anika Schmitt, die Elzo damals auf einer Reise nach London kennen lernte, ist bis heute stilbildend für das Gesicht der Marke. Durch den Designeinfluss der gebürtigen Münchnerin kam es 1998 schließlich zur Markenbildung. Mittlerweile konnten sie sich fest am Markt positionieren. „Wir verkaufen keine holen Imagekampagnen, die das, was wir uns zu sein wünschen, repräsentieren. Skunkfunk ist echt und wir sind das, was wir sind und nicht das, was wir uns zu sein wünschen. Deshalb unser Motto ‚Keep it real‘“, so Elzo.

salon public relations Olivera Dukic c/o Liganova Rosenthaler Straße 38 10178 Berlin/Deutschland T 0049.30.30874097 olivera.dukic@salon-pr.de www.salon-pr.de www.skunkfunk.com

Wir verkaufen keine holen Imagekampagnen, die das, was wir uns zu sein wünschen , repräsentieren. Skunkfunk ist echt und wir sind das, was wir sind und nicht das, was wir uns zu sein wünschen. Deshalb unser Motto ‚Keep it real‘.“ Vorlage für die bunten Designs und asymmetrischen Schnittformen sind besonders Kulturen aus dem asiatischen Raum. T-Shirts liegen bei 15 Euro EK, Hosen bei 28 Euro. Ihre Unterlinie SKFK erscheint diese Saison erstmalig unter dem grafischen Konzept TAPE mit cleaneren Designs und geradlinigeren Schnittformen.

MULTIFUNKTIONAL + ECO FRIENDLY = FUNKY Ihre Styles vereinen Design und Funktionalität. Farbenfrohe Prints, multifunktionale Schnitte und die Verwendung von umweltfreundlichen Rohstoffen sieht das baskische Modelabel als seine Kernkompetenzen. Manche Styles sind reversibel oder sind zum Teil auch abtrennbar. Gemäß der Philosophie Urban Nature wird besonderer Wert auf die Umweltverträglichkeit der Materialen gelegt. Die Produktion der Ware läuft unter EarthPositive-Leitlinien mit erneuerbarer Energien wie Wind und Solarkraft. Als Rohstoffe dienen dabei Sojabohne und Bambus, die in Form von Viskose durch einen besonderen Tragekomfort, einer schmeichelnden Textur und hoher Strapazierfähigkeit überzeugen. Beim „All Green Eco Project“ wurde auschließlich recycelter Polyester verwendet, das durch das Recycling alter Plastikflaschen gewonnen wurde. „Wir sind eine Konsumgesellschaft, die die Umwelt täglich stark belastet. Um zumindest einen Teil dieser Belastung zu verringern, ist das Mindeste, was wir tun können, umweltfreundliche Materialien als Rohstoffe zu verwenden“, erklärtElzo. Diese Saison dient Cannabis erstmalig als Rohstoff und die Zukunft bleibt weiterhin friendly and funky.

„Wir sind eine Konsumgesellschaft, die die Umwelt täglich stark belastet. Um zumindest einen Teil dieser Belastung zu verringern, ist das Mindeste, was wir tun können, umweltfreundliche Materialien als Rohstoffe zu verwenden.“


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Streetwear wird zu Streetfashion

Mode_Streetwear

Text Xxxxxxxxxxxxxxxx Fotos xxxxxxxx, istockphoto

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Zu lässig für den Anzug, zu erwachsen für die Trainingsjacke. Die neue Streetfashion bietet genügend Alternativen, sie ist erwachsen geworden. Elegant, smart und casual in allen Lebenslagen. Das macht Mutti stolz.

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n Amerika und UK, so heißt es, findet man die Models auf der Straße. Die Jungs dort seien von Natur aus cool und haben einen guten Style. Langsam, aber sicher ziehen die „intuitiv gutaussehenden“ Männer auch hier in Deutschland nach. Die Silhouetten sind schlanker geworden, die Röhre hat sich in gewissen Szenen stark etabliert. Sie tragen vintage Hemden zu Tuchhosen, Sakkos zu Jeans, Weste über T-Shirt und Sneakers zur Chino. Insgesamt sei der Look „sharper“ geworden, so bezeichnet es Ricardo Meyer, Salesverantwortlicher der Marke Ben Shermann Europe. „Ich sehe einen starken Einfluss aus UK. Die Modeaussage kommt uns zugute. Das taillierte Hemd war schon immer typisch für Ben Shermann. Eine allgemein schlanke Silhouette ist momentan genereller Tenor in der Mode. Selbst die damalige Kernzielgruppe Hip-Hop trägt ihre Baggy Pants mittlerweile wieder enger.“

Dress-up

01/07/09 iusto exeril ipisl ut ad duipisi ssequisim veliquat. San eu feugiamcon volum nosto commy nonsendio odolor at. 02/08 iusto exeril ipisl ut ad duipisi ssequisim veliquat. San eu feugiamcon volum nosto commy nonsendio odolor at. 03/05/06 iusto exeril ipisl ut ad duipisi ssequisim veliquat. San eu feugiamcon volum nosto commy nonsendio odolor at. 10 iusto exeril ipisl ut ad duipisi ssequisim veliquat. San eu feugiamcon volum nosto commy nonsendio odolor at.

Es war wohl Abercrombie & Fitch, die als eine der ersten Brands mitverantwortlich für diesen Trend waren. Ihre Styles kamen in VintageAusführung, sie hatten schmalere Passformen und gute Qualität. Im Grunde waren es alles Elemente aus der Klassik, nur modern interpre-

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S t r eet fa s h i on

tiert. Polos kamen mit Applikationen, Hemden im Used Look und Blazer wurden sportiv umgesetzt. Klassik wurde mit Elementen aus der Streetwear aufgepimpt. Hinzu kam das gewisse Lebensgefühl. Es war gespickt von einer gewissen Coolness und Relaxedheit. Plötzlich wollte jeder Mann so sein wie der gut aussehende A&F-Junge auf dem Werbeposter. Ein lässiger Typ, der allein durch bloßes Rumstehen schon absolut sexy wirkt. Speziell A&Fs Vintage-Bekleidung hat viele andere Brands beeinflusst. Marken wie Canterbury of New Zealand, Scotch & Soda oder Marc O’Polo, zogen nach. Neue Brands haben sich am Markt etabliert, allen voran Superdry. Ein Label, das vor sechs Jahren von den Betreibern der Kultläden in England ins Leben gerufen wurde. Aufgrund unmoderner Umsetzungen anderer Brands haben die Inhaber Jamie Holder und Julien Dunkerton das Label anfangs als Eigenmarke produziert. Inspiriert von der Streetwear in Japan kombiniert mit einem Hauch Abercrombie fand Superdry schnell allgemeinen Zuspruch und hat sich immer mehr zur Marke entwickelt. Nach kurzer Zeit gab es für die Brand auch einen internationalen Vertrieb. „Als wir Superdry erstmalig auf dem Pitti in Florenz entdeckt haben, fiel es uns sofort auf. Es hat mich an eine Mischung aus Abercrombie und Franklin & Marshall erinnert und traf genau

den Tenor-Style, den plötzlich alle wollten. Ihre Schnitte waren modern, die Qualität war super und die Preise moderat“, erinnerte sich Henrik Soller, Geschäftsführer der Agentur Komet und Helden in München, der das Label seit drei Jahren auch hier in Deutschland vertreibt. Den Brands wurde schnell bewusst, dass die Zeit für ein allgemeines Dressing-up gekommen war.

Mediale Einflüsse Das Internet hat die Männer in ihrem Stilbewusstsein und ihren Ansprüchen geprägt. Ganz besonders Streetstyleblogs aus internationalen Metropolen oder Internetportale wie stylebob betreiben Stilvermittlung über Celebritys. „Es läuft viel über Promis. David Beckham ist beispielsweise ein typischer Superdry-Kunde. Er trägt in seiner Freizeit meist ein komplettes Outfit. Boots, Jeans und T-Shirt kombiniert mit einer lässigen Lederjacke. Heute ist er Stilikone für fast jeden Mann, egal welchen Alters“, meint Soller. „Bei der Zielgruppe kann man nicht mehr unbedingt in Jung und Alt aufteilen. Die neue Streetwear ist alterslos und vielmehr auf die einzelnen Szenen ausgelegt. Den Protagonisten wird eine Bandbreite an Styles angeboten, die ihnen viel Freiraum für individuellen Stil lassen“, so Soller. Dennoch spielen Qualität und Passform immer noch eine große Rolle. Sven-Olof Koopmann, General Manager der


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Traditionsmarke Canterbury of New Zealand Deutschland und Österreich sagt: „Da im Bereich Streetwear gute und schlechte Qualität auf den ersten Blick oft nicht voneinander zu unterscheiden sind, steht hier vor allem der Markenname für Wertigkeit und Klassifizierung. Ein Mann schätzt qualitativ hochwertige und gut sitzende Kleidung. Die persönliche Identifikation findet meist über das Markenlabel statt.“ Universell Tragbar soll der Dress sein. „Die Männer suchen heute nach Alternativen, die sie in jeder Lebenslage gut aussehen lassen. Sei es im Job oder in der Freizeit. Sie wollen sich für den Beruf nicht verkleiden müssen und bestenfalls direkt mit dem Officedress in den Club gehen können“, betont Ricardo Meyer.

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Individuell, alterslos und businesstauglich Streetwear ist nicht mehr nur ein Thema für ein ganz junges Schüler- oder studentisches Klientel. Seit Januar ist Marcus Mengele neuer Head Designer der jungen Linie Campus von Marc O’Polo. Er wurde eingestellt, um der sehr jungen, studentischen Kollektion eine erwachsene und moderne Note zu verleihen. Marc O’Polo war klar, dass der typische Student als Zielgruppenfokus nicht ausreichen würde. Mengele holt seine Inspirationen auf seinen Reisen nach New York: „Wir wollen die Zielgruppe Student auch nach ihrer Unizeit begleiten und ihnen Styles bieten, die sie auch im späteren Job tragen können.“ Besonders Männer nach der Ausbildung oder ehemals Studierende, die gerade anfangen, sich im Berufsleben zu orientieren, rücken in den Fokus vieler Streetwearbrands. „Unsere Kundschaft beginnt bei den 18-Jährigen, erreicht bei den 25 bis 30-Jährigen ihren Höhepunkt und endet bei der Altersklasse um die 50“, erklärt Ricardo Meyer. Er bezeichnet sie als First Jobber, junge Businesstypen, die einen Look wollen, der auch im Berufsleben

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funktioniert. An dieser Stelle kommt der Internethype wieder ins Spiel. Es kam dazu, dass immer jüngere Menschen zu Millionären und erfolgreichen Unternehmern wurden. Sie sind damit zu Ikonen unserer Gesellschaft bzw. der heranwachsenden Generation geworden. „Sie sind aus den Turnschuhen oftmals nie herausgekommen. Für sie muss Kleidung vor allem bequem sein und gleichzeitig vorzeigbar, dies erfüllt eine erwachsene Streetwear“, beschreibt Sven-Olof Koopmann. Die Dresscodes sind entspannter geworden. Auf einmal wurde die Krawatte im Büro abgeschafft. Auch das gebügelte Hemd ist heute kein Muss mehr. „Man hat festgestellt, dass manche Dresscodes einfach unbequem und unpraktisch sind. Superdry bietet viele Alternativen, die absolut businesstauglich sind ohne sich verkleidet zu fühlen“, sagt Henrik Soller. Von der Grundidee des Anzugs ist jedoch nichts verloren gegangen. „Sakko ist immer noch sehr wichtig. Das schöne ist, dass es mittlerweile viele Sportswearsakkos gibt, die schmal geschnitten sind und dadurch jugendlich wirken. Die Grundidee des Looks kommt vom klassischen Anzug. Was sich dabei verändert hat, sind die Materialien und Muster. Die Hemden dürfen auch mal vintage oder overdyed sein“, erläutert Mengele. Die Kleidung muss lässig aber respektvoll sein, meint auch Koopmann. „Jeans und Chinos kombiniert mit Hemden, Polos oder Rugbyshirts passen in nahezu jede berufliche Situation – außer in die Vorstandssitzung der Deutschen Bank.“ Individueller Stil ist auch im Business sehr wichtig. Mengele ist überzeugt: „First Jobber wollen das, was sie sind und machen, nach außen hin unterstreichen. Tatsache ist, dass wir die meiste Zeit unseres Lebens im Job verbringen. Da ist es doch schön, dass wir nun auch hier die Möglichkeit bekommen, unserem persönlichen Stil treu zu bleiben.“

„Die Kleidung muss lässig aber respektvoll sein. Jeans und Chinos, kombiniert mit Hemden, Polos oder Rugbyshirts passen in nahezu jede berufliche Situation – außer in die Vorstandssitzung der Deutschen Bank.“

„Ein perfektes Outfit ist das, was die Persönlichkeit des Trägers in optimaler Weise unterstreicht.“

Sven Olof Koopmann, Canterbury of New Zealand

Markus Mengele, Campus by Marco Polo

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„Elemente aus der Klassik werden nur neu definiert. Dressing-up ist das neue Modewort.“ Ricardo Meyer, 01

Ben Shermann

Abercrombie war stilprägend für viele. ‚Das sieht aus wie Abercrombie“ ist mittlerweile ein typischer Spruch in der Branche. Fast so wie wenn ein Normalverbraucher von einem Tempotaschentuch spricht. 04

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Henrik Soller, Superdry


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YEEAAHH BOOYYYY!

In jeder verdammten Großstadt findet man sie, Stores die einem den Boden unter den Füßen weg ziehen und die man während seiner City-Trips unbedingt gesehen haben muss. Das Yeahboy Department Studio schafft dem Hamburger Store-Missstand Abhilfe. Text xxxxxxxxxxxxxxx Fotos xxxxxxxxxxxxxxxxx

urch seine langjährige Erfahrung im Modebusiness war Alexandre Briatore überzeugt, dass er zusammen mit seinem Freund Radek Sadowski den modeliebenden Kosmopoliten beweisen kann, dass die Hansestadt mehr zu bieten hat als Fischbrötchen und eine schicke Hafenlandschaft. Heute sind sie die Macher des Labels Yeahboy Department, mit dazugehörigem Departmentstore und gelten lokal mittlerweile als eine Art Modeinstitution mit dazugehöriger Partyreihe namens Hustle 4 Society. Ziel war es, einen Store mit einer Auswahl von Marken zu kreieren, die man in Hamburg bis dato noch nicht kennt. So geschieht Markenakquise viel übers Internet. „30 Blogs zum Frühstück, die restlichen 60 über den Tag verteilt“, wie Sadowski sagt. Ihnen war jedoch klar, um in einem Fashionsegment erfolgreich zu sein was von der Individualität und dem Anders-sein-Wollen seiner Träger lebt, erfordert ein gewisses Maß an Professionalität und gezielter Markenauswahl.

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Der Weg dahin war allerdings steinig. Ohne ihre transparente Selbstdarstellung im Netz via Blogs und E-Zines wäre die Branche nicht auf sie aufmerksam geworden. „Die Brands wollten uns nicht beliefern, weil sie uns nicht kannten und Angst um ihre Ware hatten. Ohne Newsletter und Blogs hätten wir heute keine Ware im Laden“, so Briatore. Zusätzlich pushten die regelmäßigen Partys und Modenschauen ihre Publicity. Frei nach dem Motto: „Man muss feiern, denn dabei XXX wird die Party zum Büro“, so Sadowski. Die Zukunft steht im Zeichen der Yeahgirls, einer „Cut and Sew“ Yeahboy Department Kollektion und der Arbeit an ihrem Portfolio an frischen, kreativen Designern. Für Sommer 2009 hat sich Svenja Specht aus Berlin mit ihrer Marke Reality Studio angekündigt und wird die Kundenherzen zum Schmelzen bringen. Zusätzlich stehen viele weitere Kollaborationen wie z. B. die gerade aktuelle Kollektion Yeahboy Department X Asics in den Startlöchern.

„SEMI-KONSUM“ WAR DIE LÖSUNG

erklärt Radek

YBDPT STUDIO Marktstraße 117 20357 Hamburg www.yeahboy.biz Eröffnung: November 2008 Inhaber: Alexandre Briatore Mitarbeiter: Alexandre Briatore (Storemanager), Radek Sadowski (Hausgrafiker/Visual Artist), Karsten Krutisch (Marketing/PR) Verkaufsfläche: 85 qm , 1 Etage Männermode: Asics, Dunderdon, Lousy Livin‘ Company, New Balance, Norse Projects, Ontour, Penfield, Rockers NYC, Soulland, Stüssy Classic, Suburban Bliss, Suit, Vanguard, Wood Wood Frauenmode: Liebchen Fashion, Maiami, Reality Studio, SHJ, Starstyling, Suit Women, Twist&Tango, Wood Wood Accesoires: Invinsible Union, SHJ, Starstyling, Wood Wood Bücher: Lowdown Magazine, Nieves Books, Dado Moriyama (Record Magazines)

„Markenakquise geschieht viel übers Netz. „30 Blogs zum Frühstück, die restlichen 60 über den Tag verteilt.“

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MARKETING 2.0

Eine Mischung aus kommerziellen Streetwearbrands garniert mit Liebhabermarken aus dem Premiumbereich zeigte sich als erfolgreiches Konzept. „Klar wollen wir gerne massig Cash mit unkonventioneller Mode verdienen und damit den Konsum ankitzeln, aber uns war auch klar, dass wir mit unserer Below-the-Line-Strategie auf Dauer kein erfolgreiches Business aufbauen können“, sagt Briatore. Es funktionierte sogar so gut, dass sie im November letzten Jahres ihren Store vergrößert und den Standort in die Marktstraße verlegt haben, wo sie heute der Szene weitestgehend alle Facetten der Urban Wear für Männer und Frauen präsentieren. Marken wie Rockers NYC, Penfield, Dunderdon, Stüssy und New Balance funktionieren auf der kommerziellen Schiene und Labels wie Wood Wood und Starstyling sind besonders im High-End-Segment sehr erfolgreich. Zusätzlich bieten sie auch lokalen Jungdesignern wie zum Beispiel Superhorstjansen (SHJ) eine Plattform zur Präsentation ihrer Kollektion, was dem Store wiederum ein großes Stück des typischen Hamburger Flavours einhaucht.

„Klar wollen wir gerne massig Cash mit unkonventioneller Mode verdienen und damit den Konsum ankitzeln, aber uns war auch klar, dass wir mit unserem Below-the-Line-Konzept auf Dauer kein erfolgreiches Business aufbauen können.“ Alexandre Briatore


Wenn der Regen mal eine Skatesession sabotiert, wird die Zeit für spontane Shootings genutzt: das Clepto-Skateteam – authentisch und ohne jegliches Styling, aber trotzdem wie aus dem Ei gepellt.

Weltmarke von der Waterkant

Die frühen 90er-Jahre galten als Zeit des Umbruchs. Streetwear – eine Moderichtung, die nie Mode sein wollte – wurde plötzlich zu einer weltweiten Industrie. Der 34-jährige Hamburger Pitt Feil hat den glorreichen Sieg der Straßenmode miterlebt und ist heute mit Cleptomanicx für den Aufstieg in die Champions League bereit. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Cleptomanicx

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erschmitzt grinst die lustige Zitrone mit Flex Cap dem Toast zu. Nein, es war keine Malstunde im Kindergarten. Stefan Marx hat mal wieder mit feinster Feder Designs vom Stapel gelassen. Möwe, Zitrone und Toast sind ihre typischen Logos und stehen für einen ganz eigenen Hamburger Stil und Humor. 1991 gilt als Gründungsjahr der Company, als Pitt Feil sein erstes T-Shirt-Design verwirklichte. Sein kleptomanischer Arbeitskollege, damals in der Skateabteilung bei American Sports, war Inspiration für den heutigen Brandnamen. Die Möwe, das Firmenlogo, tauchte erst zehn Jahre später auf und segelt mittlerweile europaweit über den Heimathafen Hamburg hinaus.

Hanseatische Klabautermänner Unbeirrt von Modephänomenen arbeiten sie gezielt konträr zu aktuellen Trends. „Wir versuchen in erster Linie das zu machen, worauf wir Lust haben, und schauen dabei nicht auf den Markt, sondern der Markt soll auf uns schauen“, sagt Pitt Feil. Wahrscheinlich war es genau das, was die Branche überzeugt hat. Im Frühjahr 2008 explodierte ihr Business und es zeichnete sich ab, dass

Pitt Feil

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„Wir passen uns dem Markt nicht an und laufen keinen Trends hinterher. Cleptomanicx setzt Trends.“

cleptomanicx_so läuft’s

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es nach oben keine Grenzen gibt. Mittlerweile beliefern sie über 120 Kunden aus Deutschland, den Benelux-Ländern, Italien und der Schweiz und haben Jan Delay als treues Testimonial mit an Bord. Der Kreativkern besteht heute aus fünf Leuten, die für den Bereich Design und Fertigung zuständig sind. Insgesamt betreuen sie über 500 Artikel, produziert wird in Portugal, der Türkei und Asien. Das Kerngeschäft machen Oberteile wie der Hooded Stripe On, die Burner Jacke und die Logo-Shirts, die knapp 50 Prozent des Umsatzes bringen. Alle Produkte überzeugen durch ihren individuellen Stil, ihre gute Qualität und ihr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Alles kommt aus einer Hand und ergibt in seiner Gesamtheit ein authentisches, rundes Bild, was Feil auch als Hauptbeweggrund für ihren heutigen Erfolg sieht. „Ein Kunde schätzt eine Marke, wenn sie gut ist und wenn sie eine Geschichte hat. Unsere Kunden identifizieren sich mit Clepto und nutzen sie als Ausdruck ihrer Individualität“, so Feil. So wie das Team mit dem Herzen hinter der Company steht, sind ihnen auch die 23 Kunden stets treu geblieben. „Einer für Aale und Aale für einen.“ Der Claim für 2009. Es ist bei Cleptomaicx das Jahr des Aals.

Kombüsenkameradschaft Als 2002 Stefan Marx, Feils langjähriger Freund, das Design übernahm, ging es mit der Company steil nach oben. Marx gilt in der Szene mittlerweile als renommierter Streetart-Künstler und Illustrator. Zusätzlich betreut er bei Cleptomanicx die Unterlinie The lousy living Company. Zweiter Herzensgenosse ist das Firmenmaskottchen Cäpitän Clepto der stets mit dem passenden Wortwitz für humorvolle Pressearbeit sorgt. Letztes Glied, das den Kreis des Cleptomanicx-Universums schließt, ist das fünfköpfige Skateteam.

19.11.2008 13:51:48 Uhr

2009 ist bei Clepto das Jahr des Aals. Captain Cleptos Parole dazu: „Einer für Aale und Aale für einen“.

CLEPTOMANICX GmbH & Co. KG Budapester Straße 49 20359 Hamburg/Deutschland www.cleptomanicx.de cleptomanicx.wordpress.com/


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