HANDELN IM KRISENMODUS Wer gehofft hatte, nach den letzten Krisenjahren 2023 in ruhigere Fahrwasser steuern zu können, wurde schon bald enttäuscht: Kaum waren die Preise für Strom und Gas etwas gesunken, folgte eine tiefgreifende, allgemeine Wirtschaftskrise in Deutschland. Die anhaltende Nachfrageschwäche im produzierenden Gewerbe macht auch vor den Herstellern von Kunststoffverpackungen nicht halt: Um knapp 6 Prozent sanken die Umsätze im ersten Halbjahr 2023. Aktuell hat jeder fünfte Hersteller von Kunststoffverpackungen seine Produktion in erheblichem Umfang heruntergefahren. Weil nicht absehbar ist, dass sich die Rahmenbedingungen für die industrielle Produktion in Deutschland wieder verbessern, denkt jedes zehnte IK-Mitglied konkret über eine Verlagerung ins Ausland nach. Jedes 20. Mitgliedsunternehmen ist bereits dabei, Teile der Produktion oder das gesamte Unternehmen zu verlagern (mehr dazu auf Seite 38 ff.). Die Deindustrialisierung in Deutschland findet vor aller Augen statt und eine Antwort der Bundesregierung steht aus. Die eindrücklichen Bilder vermüllter Strände und toter Meerestiere haben weite Teile der Industrie und ihre Kunden sowie die Politik zum Handeln bewegt. Allerdings fokussieren sich die politischen Aktivitäten leider oftmals auf eine sehr einseitige und wenig klimafreundliche Plastikabfall-Vermeidung. Nach dem Motto „viel hilft viel“ nimmt der regulatorische Druck auf Kunststoffverpackungen weltweit stetig zu – auf allen Ebenen staatlichen Handelns: vom geplanten UN-Abkommen gegen Plastikmüll in den Meeren über die EU-Verpackungsverordnung, eine Vielzahl unterschiedlicher nationaler Verpackungsregeln bis hin zu kommunalen Verpackungssteuern. Dabei geht es nicht nur um Anforderungen an das Design sowie Steuern, Sonderabgaben, Lizenzentgelte etc. (dazu mehr auf Seite 10 ff.). Ob die Vielzahl der Detailregelungen tatsächlich der Umwelt nützen, fragt derzeit niemand.
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VORWORT