03 Thüringer Allgemeine 2012

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Unabhängige Zeitung für Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport

Erfurt

Mittwoch, . August  B F 

Preis , B . Woche B Nr. 

Altstadt Suche nach vermisstem Zehnjährigen endete glücklich

Erfurt Sprechende Bahnen für sehbehinderte Menschen

1. Lokalseite

1. Lokalseite

� Babelsberg − FC Rot-Weiß 3:0 Jena − Burghausen 1:0

Riesenbärenklau wird zur Plage

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Streiks zur falschen Zeit

Das Unkraut wurde aus dem Kaukasus eingeschleppt. Nun breitet es sich auch in Thüringen immer weiter aus. Seine Säfte lösen Verbrennungen aus. Die Behörden werden des Problems nicht Herr. Thüringen

Dietmar Grosser zu möglichen Aktionen der Fluglotsen

D

Design: Norbert Küpper Neugestaltung Thüringer Allgemeine Büro für Zeitungsdesign Gutenbergstr. 4 40670 Meerbusch Deutschland Telefon +49 2159 911615 E-Mail nkuepper@newsdesign.de

er Staat ist schuld. Wer vor Jahren die Deutsche Flugsicherung in eine privatwirtschaftlich agierende Gesellschaft umwandelte, der muss sich nicht wundern, wenn gestreikt wird. Das ist das Recht der tariflich Beschäftigten. Einmal mehr wird der krankhafte Drang der Politik zur Privatisierung hoch sensibler Bereiche zu einem Bumerang. Dieser trifft − wie so oft − Unschuldige: Die Reisenden. Noch ist offen, ob es morgen wirklich zu ganz konkreten Aktionen kommt, die deutsche Flughäfen und damit viele Tausende Urlauber treffen. Immerhin sehen die Spielregeln vor, dass die Arbeitgeber eine Schlichtung einfordern und damit allgemeine Friedenspflicht herrscht. Dann könnten die Aktionen um Wochen verschoben werden. Das wäre die beste Lösung. Bei allem Verständnis für den harten Job und die hohe Verantwortung aber müssen sich die gut bezahlten Lotsen fragen lassen, warum sie nun ausgerechnet im Sommer den Luftverkehr lahmlegen wollen. Fluglotsen, die in den Ferien streiken, Räumdienste, die im Winter zum Arbeitskampf rufen, und Bahner, die den morgendlichen Berufsverkehr treffen − ihr Handeln trifft vor allem Unbeteiligte. Der Status eines öffentlich Bediensteten ist für viele ein rotes Tuch. Trotzdem: Macht Fluglotsen zu Beamten! Die streiken nicht.

� „Es ist höchste Zeit, dass Kanzlerin Merkel die unsinnige Mautdiskussion in Deutschland beendet.“ Peter Meyer, ADAC-Präsident

� � Erfurt morgens

mittags

abends

14

26

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Foto: Jens König

Offene Fragen zum Häftlingstod Der Gefangene der Haftanstalt Gräfentonna litt laut Hinweisen an unsere Zeitung seit Längerem an einer Krankheit. Das Thüringer Justizministerium sieht keinen Anlass für dienstrechtliche Ermittlungen Von Kai Mudra Erfurt. Die Thüringer Allgemeine hatte vor anderthalb Wochen berichtet, dass ein 43-jähriger Häftling aus dem Gefängnis Tonna bei Gotha nach einer Operation gestorben war.

„Hinsichtlich aller Todesfälle seit 2005 ergaben sich bisher keine Hinweise auf Straftaten.“ Aus der Erklärung des Justizministeriums Die Staatsanwaltschaft Erfurt leitete ein Todesermittlungsverfahren ein. Der Tote wurde von der Rechtsmedizin in Jena obduziert. Bei der Staatsanwaltschaft Mühlhausen ging zudem eine anonyme Anzeige ein, die Hinweise zum Ablauf der Er-

krankung und der medizinischen Behandlung enthielt. Unter anderem soll der 43Jährige bereits über Wochen an krampfartigen Unterleibsschmerzen gelitten haben. Diese seien aber nur mit Schmerzmitteln therapiert worden. Erst als das keine Linderung mehr verschaffte, wurde er ins Hufeland-Klinikum nach Bad Langensalza überwiesen und operiert. Die Diagnose lautete Nierensteine. Nur einen Tag nach dem Eingriff kam der Patient wieder auf die Krankenstation des Gefängnisses zurück. Als der Operierte am darauffolgenden Tag erneut über Bauchschmerzen klagte, überwies ihn ein Notarzt wieder in die Klinik. Dort starb er. Die exakte Todesursache konnte bisher noch nicht geklärt werden. Es lägen aber keine Hinweise für einen „nicht natürlichen Tod vor“, erklärten Justizministerium und Staats-

anwaltschaft übereinstimmend. Ergebnisse der feingeweblichen und toxikologischen Untersuchung stehen noch aus. Inzwischen gibt es weitere Hinweise zur Erkrankung des 43-Jährigen. Eine Nachfrage beim Justizministerium zu den Abläufen blieb mit dem Hinweis auf den „Schutz der Persönlichkeitsrechte des Verstor-

benen“ und dem Verweis auf die laufenden Ermittlungen gestern jedoch unbeantwortet. Zugleich erklärte das Ministerium, dass es derzeit − auch nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft − keinen Anlass für dienstrechtliche Ermittlungen oder Konsequenzen gebe. Nach Informationen unserer Zeitung litt der Häftling an ei-

22 Tote seit 2005 in Thüringer Gefängnissen Justizvollzugsanstalt

Gräfentonna: 4 Suizide und 5 Todesfälle.

JVA Suhl-Goldlauter: 2 Suizide.

JVA Hohenleuben: 2 Todesfälle.

JVA Untermaßfeld: 3 Suizide, 1 Todesfall.

JVA Gera: 1 Suizid. Jugendstrafanstalt Ichtershausen: 4 Suizide Drei der Gefangenen sind in Kliniken gestorben. In diesem Jahr starb ein Gefangener in einem Thüringer Gefängnis.

Täglich verschwindet Ackerland

ner Herzerkrankung, die auch bekannt gewesen sei. Allerdings soll das Klinikum darüber nicht umfassend informiert worden sein, als der Gefangene zur Operation eingeliefert wurde. Als Ursache für die krampfartigen Schmerzen wurden Nierensteine diagnostiziert. Warum die Ursache für das Leiden nicht früher erkannt wurde, steht als Frage noch im Raum. Zudem sollen bei einer Urinkontrolle des Häftlings zwei Tage vor der Operation Spuren eines Antidepressivums nachgewiesen worden sein, das aber gar nicht auf seiner Medikamentenliste stand. Das Justizministerium erklärte, die ärztliche Versorgung in der Haftanstalt erfolge „auf vertraglicher Grundlage“. Für die werktägliche Sprechstunden seien Vertragsärzte verpflichtet. Ansonsten würden Bereitschafts- oder Notärzte angefordert werden.

��  ����� Der 12. Teil unserer Sommerserie erinnert daran, dass auch das Dorf Zwinge an der innerdeutschen Grenze durch eine Mauer geteilt war. Seite 7

� Mubarak soll trotz Erkrankung vor Gericht erscheinen Der einst mächtigste Mann Ägyptens steht ab heute in einem Prozess vor Gericht, der mit einem Todesurteil enden könnte. Seite 2 Fluglotsen streiken ab morgen Die Gewerkschaft wies das Angebot der Deutschen Flugsicherung zurück und tritt in den Warnstreik. Leitartikel, Seite 4 Druck für geschiedene Mütter Nach einem Urteil muss eine alleinerziehende Mutter Vollzeit arbeiten, wenn die Kinder betreut werden können . Seite 5 Mehr Teilzeitbeschäftigte Thüringer Erwerbstätige arbeiten zunehmend in Teilzeit . Seite 4

Anzeige

Thüringens Bauern klagen über teure Bodenpreise durch den sogenannten Landfraß Von Christian Grimm Erfurt. Ackerland wird in Thüringen zum kostbaren Gut. Täglich verschwinden in Thüringen fünf Fußballfelder an unbebauter Fläche für Straßen, Häuser und Fabriken. Der Bauernverband nennt diese Entwicklung polemisch „Landfraß“. Die Folge: der Bodenpreis schnellt nach oben. Um 35 Prozent hat sich der Preis in den vergangenen Jahren erhöht. 6350 Euro kostet inzwischen durchschnittlich ein Hektar. 2009 waren es noch 5185 Euro. Der Preisanstieg für Boden und Pachtraten hat mehrere Ursachen. Während für Infrastruktur-Projekte immer mehr Flächen verbraucht werden, bleibt weniger für die landwirt-

Ackerland muss Straßen, wie hier der A , weichen. Archiv-Foto: W. Slodczyk schaftliche Produktion übrig − gleichzeitig steigt der Bedarf an Nahrungsmitteln. Bei der Pacht haben die Preise sogar noch stärker angezo-

gen. Für einen Hektar Ackerland sind 2010 durchschnittlich 224 Euro fällig gewesen. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Preis fast verdoppelt. Der Thüringer Bauernverband sieht die staatseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) als hauptsächlichen Preistreiber. Sie hat die Aufgabe, ehemals volkseigene Flächen in den neuen Bundesländern zu privatisieren. „Wir sind mit dem Vorgehen der BVVG unzufrieden“, sagt die Juristin des Bauernverbandes, Katrin Hucke. In der Tat liegen die Bodenpreise der staatlichen Verwerter um etwa ein Drittel über dem Thüringer Durchschnittswert. „Das hat natürlich Auswirkungen auf die

Preisvorstellungen aller Landverkäufer“, erklärt Hucke. Die Bodenverwertungsgesellschaft wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Wir privatisieren die vorhandenen Flächen in Ausschreibungen und über Direktverkäufe“, sagt Constanze Fiedler von der BVVG. Landwirte oder Agrargenossenschaften können ihr Angebot einreichen, ohne zu wissen, wie viel ein Mitbewerber bietet. Für Fiedler ist das ein transparentes Verfahren zur Preisfindung. Beim Direkterwerb würden die Felder an Pächter mit Vorkaufsrecht zu Marktpreisen abgegeben. Genau über diese Frage, wie der Preis richtig ermittelt wird, ist ein Streit entbrannt, den jetzt die EU-Kommission klären soll. Seite 3

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Design: Norbert Küpper 02

Behutsame Neugestaltung für der Thüringer Allgemeine. Die Thüringer Allgemeine, Erfurt, hatte bereits ein relativ zeitgemäßes Layout. Durch die Neugestaltung wurde die Titelseite, die Typografie und der Umgang mit Fotos optimiert.

Hintergrund: Die Zeitung war viele Jahre gestalterisch nicht mehr überarbeitet worden. Im Zuge einer Neuausrichtung wurde auch das Design überarbeitet. Dabei ging es darum, das Gesamtlayout eleganter und wertiger zu machen, den Umgang mit Bildern zu verbessern und die Titelseite für den Einzelverkauf plakativer zu gestalten. Markanteste inhaltliche Neuerung ist die Einführung der Sektion „Thürin­gen“, in der ausschließlich regionale Themen präsentiert werden. Klassische Themen wie Politik, Wirtschaft oder Panorama werden in einem gemeinsamen Newsroom in Erfurt für mehrere Zeitungen des Verlages produziert.

Fakten: 3 Die Thüringer Allgemeine erscheint im Bundesland Thüringen, in der Landeshauptstadt Erfurt. 3 Sie erschien erstmals am 16. Januar 1990 und ersetzte damit die Parteizeitung der DDR, „Das Volk“. 3 Die Thüringer Allgemeine hat 14 Lokalteile und im Verbund mit anderen Zeitungen der ZGT (Zeitungsgruppe Thüringen) eine Auflage von 296.558 Exemplaren (IVW 4/2011). 3 Die Zeitung erscheint im Rheinischen Format.

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Klassisches Zeitungslayout. Auf den meisten Seiten wird der Umbruch 1 – 5 – 1 angewandt. Das bedeutet, dass außen Meldungen oder spezielle Kolumnen stehen, in den mittleren fünf Spalten jeweils der Aufmacher und andere längere Artikel. Durch dieses Layout in Verbindung mit der eleganten Typografie entsteht ein klassisches Zeitungslayout, das sehr edel und wertig wirkt. Typografie: Als Überschrift und Grundschrift wird die Concorde Roman benutzt, die 1968 von dem Schriftkünstler Günter Gerhard Lange in Berlin entworfen wurde. Für die Überschriften wird der normale Schriftschnitt benutzt. Als Schrift für Bildtexte, Rubrikenköpfe usw. wird die serifenlose Schrift Corpid benutzt, die 1997 von Luc de Groot entworfen wurde.

Titelseite: Bei der Titelseite wird meist die Variante mit einem querformatigen Bild gewählt. Dabei steht die Überschrift im Bild. Zusammen mit den Anrissen unter dem Zeitungskopf entsteht ein Poster, das die Zeitung am Kiosk besser sichtbar macht. Fotografie: Im Zuge der Neugestaltung wurde der Umgang mit Fotos verbessert. Extreme Hochund Querformate und eine gute Verteilung der Bilder auf der Seite unterstützen eine moderne Anmutung. Eine Möglichkeit, die Bilder noch wertiger aussehen zu lassen, wurde angewandt: Sie haben links und rechts etwas Weißraum. Dadurch wirkt das Layout insgesamt offener und leichter.

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Beispiele Titelseiten

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Gotha

Sonnabend, . Juli  B F 

Preis , B . Woche B Nr. 

Georgenthal Edeltraut Junik kümmert sich um Katzen

Gotha Jugendliche pflegen Gräber der Kriegsopfer

1. Lokalseite

3. Lokalseite

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Wenn Glaube entfremdet

Matthias Thüsing zum Umgang mit dem Islam

Ü

ber vier Millionen Muslime leben in Deutschland. Sie sind längst Teil dieses Landes, wie Bundespräsident Christian Wulff unlängst feststellte. Wohl jeder von uns kennt einen Muslim, sei es der Gemüsemann an der Ecke, der Mitschüler in der Abiturklasse oder der Kollege am Arbeitsplatz. Nur den Wenigsten von uns fiele es ein, diesen Bekannten wegen seiner Religionszugehörigkeit zu verdammen. Was also ist das Problem mit dem Islam in Deutschland? Denn dass Nichtmuslime und Muslime in diesem Land ein Problem miteinander haben, zeigt die fast krampfige Art, mit der sich beide Seiten ständig und immer wieder ihrer gegenseitigen Wertschätzung versichern müssen. Islamkonferenzen, interkulturelle Dialoge, Tage der offenen Moschee − man begegnet sich und bleibt sich trotzdem fremd. Das aber liegt nicht so sehr an den Riten, Vorschriften und Wertvorstellungen des Islam.

Wir begrüßen 20000 neue Leser! Jedes Jahr werden in Deutschland die Zeitungsleser gezählt. Die TA und mit ihr die OTZ und die TLZ haben kräftig zugelegt. Danke schön, liebe Leserinnen und Leser! Seite 7

Anne-Kathrin wurde fotografiert von Marco Kneise

Islamisten werben in Thüringen Verfassungsschutz schätzt radikale Szene auf 100 Personen im Land, die unter Beobachtung der Behörde stehen. Dialog mit den Muslimen Thema des heute beginnenden Sommerkurses der Universität Erfurt Von Matthias Thüsing Erfurt. Thüringens radikal-islamistische Szene ist gegenwärtig etwa 100 Personen stark. Nach den Angaben von Verfassungsschutzpräsident Thomas Sippel handele es sich dabei fast ausschließlich um Anhänger der

stabil bei etwa 7000 Gläubigen. Genaue Zahlen werden erst mit der laufenden Volkszählung ermittelt. Die Ergebnisse liegen nicht vor 2012 vor, so ein Sprecher des Landesamtes für Statistik in Erfurt. Der überwiegende Teil der Thüringer Moslems lebe seinen

eingeleitet. Daraufhin verkündete der Vorsitzende vor wenigen Wochen die Auflösung des Paradies-Vereins. Unter Ermittlern gilt es als gesichert, dass sich der Attentäter, der auf dem Frankfurter Flughafen Anfang März zwei USAmerikaner erschossen hat, via

bei auch das Web-Angebot des Vereins „Einladung zum Paradies“ eine Rolle gespielt habe. Dieses rechtfertige die Beobachtung der Szene durch den Verfassungsschutz, erklärt Thomas Sippel, auch wenn die einzelnen Prediger des Salafismus in Thüringen und Deutschland

sche Netzwerke in der Öffentlichkeit strikt ablehnten. „Es besteht trotzdem die begründete Befürchtung, dass über die salafitischen Netzwerke Radikalisierungsprozesse in Gang gesetzt werden und einer wachsenden Gewaltneigung so Vorschub geleistet wird“, sagte

��  ����� In Teil 11 unserer Sommerserie treffen die Grenzwanderer auf Zeitzeugen der spektakulärsten Flucht an der thüringischen Grenze. Wochenend-Beilage

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Präsidentenmaschine zu schnell und zu tief geflogen Die Hauptschuld an dem tödlichen Flugzeugabsturz des frü-


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Apolda

Mittwoch, Juni  B F B Sonnabend,.. Juni  F 

, B . . Woche B Nr.   Preis ,

Apolda Nach Großbrand Apolda Landschaften im konkrete Hinweise auf Täter Kunsthaus Avantgarde

Landkreis Veranstaltungen Ulrichshalben Zuckertüten locken am Männertag zum Kindergarten-Sommerfest

1. LOKALSEITE

2. LOKALSEITE

2. Lokalseite

2. Lokalseite

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Ungerechte Kollektives Gerechtigkeit Ballaballa

Paul-Josef Raue zum Urteil Axel Eger zur morgen beginim Kachelmann-Prozess nenden Frauen-Fußball-WM

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ichter Staatsanwälte ichts und gegen Fußball. Erst geben gerne selbstrechtsich nichts gegen Fraubewusst: en. Und Uns auchinteressiert nichts genicht, was die Journalisten gen Frauenfußball. Aber muss es schreiben! Wir lassen uns nicht gleich wieder dieser emotionale unter Druck setzen!sein? Ausnahmezustand Den dagegen, JederRichtern öffentlich Befragtedie finüber KachelmannsinSchuld det Frauenfußball diesen richTaten mussten, der Prozess an gen natürlich ist obertoll und jeder die Nieren gegangen. der UrZweifler erhält sofort In einen teilsbegründung lassen sie allen Platzverweis. Man darf unbehelGleichmut fahrenbesser und greifen ligt Männertennis finden an, Frauentennis, wen sie angreifen können: als niemand er Verteidiger Schwenn geht greift Partei für unsere Hockeyrespektlos mitFußball den Richdamen − nur beim wird um. stetstern die Gretchenfrage der Zeuginnen schaden durch Emanzipation gestellt. Medien-Interviews Dabei genügt ein Blickdem auf die Ablauf Prozesses. Zahlen. 800des Zuschauer kom Experten urteilen Fernmen im Schnitt zu den per Bundesdiagnose und ligaspielen. Imunsachlich Vorstand des DFB,klischeehaft. dem es nicht zu peinlich Anonyme Kommentatoren war, einen „Tatort“ zum WMim Internet treten Rechte Werbefilm zu missbrauchen, Angeklagtem, Klägerin sitzt von unter 47 Mitgliedern eine Gericht mit Füßen. Frau.und Und: Jeder zweite Deut Journalisten erzeugen sche kennt nicht eine Spielerin Stimmungen und von schaden mit Namen, aber acht zehn deman Ansehen derWas Justiz. glauben den Titel. neDie Richter stimmen Recht benbei ein schönes Bildzu unserer ein Klagelied an. Doch es ist eiParty-Gesellschaft zeichnet:

Jetzt geht’s los

Frei

Der Rasen ist frei und grün ist die Hoffnung. Bei der morgen in Berlin beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft zählen die deutschen Frauen wieder zu den Favoritinnen. Gestaltung: Andreas Wetzel Jörg Kachelmann nach dem Urteil: Sieht so ein Seite 3 und Sport Mann aus, der freigesprochen ist? „Wir entlassen ihn mit dem Verdacht als möglichen Vergewaltiger“, sagt der Richter. „Und die Klägerin mit dem Verdacht als mögliche rachsüchtige Lügnerin.“ Foto: dapd Leitartikel und Seite 3

So viele Menschen Arbeit Thüringen führt in Osten an wie noch nie seit 19 Jahren Traditioneller Wirtschaftsvergleich sieht ostdeutsche Bundesländer schneller wachsen als westdeutsche. Durch die weltweite Krise konnte Thüringen noch nicht wie erhofft an Bremen vorbeiziehen

Erwerbslosenzahl in Deutschland sank unter drei Millionen damit auf den niedrigsten Wert 1992 das seit Schlusslicht Dynamik-Ranking füh- ringen fixieren, dass rot-rote Regierun-undBeim ostdeutsches Land eines aus im demMai Von Wolfgang Suckert Von Dietmar Grosser Berlin. „Jahrelang war Sachsen der Star im Osten. Diesen Platz Erfurt. 2,96 Millionen sank hat nunMit Thüringen eingenomdie Zahl dergestern Erwerbslosen in men“, sagte Karl LichtDeutschland Mai auf den blau. Er leitetimIW-Consulting, niedrigsten Stand seit eine Tochterfirma des1992. Instituts die Bundesagentur für derWie deutschen Wirtschaft, das

Westen − Bremen − überholt. Jobs Daabgebaut aber der werden Freistaatdagegen indusim Bereich der Dienstleistuntriell breiter aufgestellt ist als die gen. Auch spiegelt offiziell Hansestadt, hatte erdie stärker ungemeldete Arbeitslosenzahl die ter der Wirtschaftskrise zu leiGeschehnisse auf dem Arbeitsden − und das Überholmanöver markt verschoben. nicht umfassend wider: wurde Tatsächlich waren knapp lie4,2 Beim Bestands-Ranking

gen überhaupt keine Chance ren Brandenburg und Berlin, meldeten Menschen um 6900 − erst im Dezember zu gefolgt von Mecklenburg-Vorauf daswieder Siegertreppchen hatten, auf 102 400, wie dieanderen für Thürinüberschreiten. Auch in Thürin- pommern und den ostso konnte diese Unterstellung gen zuständige BA-Regionaldigen abgeschüttelt hat sich der werden. Aufschwung deutschen Ländern, wobei Thünun am Arbeitsmarkt fortgesetzt. rektion mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr Gegenüber dem Vormonat sank dieStärke Zahl der Thüringens arbeitslos ge- waren es 16 100 Erwerbslose Die

bildet. Hier wirkt sich das statistische weniger. Dieaus, Quote umhö0,5 Phänomen dasssank es bei PunkteNiveau auf 8,7immer Prozent. „Die herem schwieriEinstellungsbereitschaft den ger ist, positive Zahlen in weiter kleinen und mittleren Unternach oben zu treiben. nehmen Deshalb ist trägtweiterhin in diesem sehr Jahr hoch“, benennt Gerald Grusser, in dieser Bewertung BadenHauptgeschäftsführer InWürttemberg, eines derderwohl-

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Kanzlerin durfte nicht über den Iran Maffay gibt in fliegen Erfurt Auf dem Wegbei nach Indien verStartschuss Burgenfahrt weigerte der Iran einer Regierungsmaschine mit Angela Merkel die Luftraum-Freigabe und zwang sie zu einer zweistündigen Warteschleife über der Türkei. Seite 2 Stromkonzern will klagen Eine milliardenschwere Klage hat der Energieriese gegen Nach seinem Auftritt Eon gestern den beschlossenen AtomausAbend auf dem Erfurter Domstieg angekündigt. Seite 2 platz schickt der Sänger heute Tausende Radler auf die traditio-

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Apolda

Montag, . Oktober  B F 

Reisdorf Spatenstich für neue Radweg-Verbindung

Lokalsport Kranichfeld siegt in Kromsdorf mit :

1. Lokalseite

Sport

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Die Linke hat ein Programm

Der Preis von Erfurt

In Erfurt verabschiedete die Linke ihr erstes Programm. Oskar Lafontaines bejubelter Auftritt gilt als Anfang seiner Rückkehr in die Bundespolitik. Leitartikel, Seite 3

Martin Debes zum beschlossenen Programm der Linke Nun ist es amtlich. Die Linke will Großbetriebe und Banken verstaatlichen, die Nato auflösen und − was selbst die Parteiführung überraschte − harte Drogen eingeschränkt freigeben. So steht es in dem Programm, das die Delegierten gestern in Erfurt beschlossen. Die Mehrheit auf dem Parteitag war überwältigend, genauso wie der Wille, die Agonie hinter sich zu lassen, die seit mehr als einem Jahr herrscht. Mehrere Landtagswahlen wurden verloren, in den Umfragen näherte man sich bedenklich der 5-Prozent-Marke und die angeblichen Parteichefs demontierten sich selbst. Vor diesem Hintergrund war Erfurt zumindest ein innerparteilicher Erfolg. Die Partei, in der sich Reformer und Radikale seit Jahren streiten, besitzt nun formal eine gemeinsame Arbeitsgrundlage. Mit ihr kann sie nun versuchen, sich zu sammeln und personell neu aufzustellen. Doch man darf daran zwei-

Preis , B . Woche B Nr. 

Foto: Sascha Fromm

Zahl alleinerziehender Väter in Thüringen gestiegen Nur in Berlin, Bremen und im Saarland werden noch häufiger Kinder allein von ihren Vätern erzogen Von Ute Rang Erfurt. In Thüringen erziehen immer mehr Männer, die Kinder haben, auch allein. Das Land liegt mit seinen Zahlen inzwischen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2006 waren 12 Pro-

rückläufigem Trend. In nur fünf Jahren wuchs die Gruppe der alleinerziehenden Väter um immerhin ein Drittel. Nur in den Großstädten Berlin und Bremen gibt es noch mehr sogenannte Ein-Erwachsenen-Familien mit Kindern und auch die meisten alleiner-

senschaft denkt um. Für eine Studie zur Situation von Menschen, die in Trennung leben oder geschieden sind, sucht die Universität München Väter. Die kennt man beim Verband der Alleinerziehenden in Thüringen gut. Petra Beck, die Geschäftsführerin, berät im Gera-

nach Rat zu fragen und es ganz selbstverständlich finden, allein zu erziehen. Es spricht zugleich für die gleichberechtigten Rollen von Frauen und Männern in der Familie. Zu uns kommen auch Väter, die mit mehreren Kindern allein sind.“ Abseits des Alltags erhellt die

des Partners alleinerziehend. Sie entscheiden sich aber auch bewusst nur für das Kind oder bekommen es in einer Partnerschaft ohne Trauschein. Geht die Beziehung auseinander, bleibt das Kind bei der Mutter. Daher werden von ihnen vor allem jüngere Kinder betreut.

��� Hannover schlägt Bayern München verlor 1:2 in Hannover. Dortmund liegt als Zweiter nur noch drei Punkte zurück. Nordhäuser Boxer gewinnen Zum Bundesliga-Auftakt bezwangen Nordhausens Boxer Hertha BSC/Cottbus mit 13:11. Simoncelli stirbt bei Sturz Motorradpilot Marco Simoncelli kam nach einem Sturz beim WM-Lauf ums Leben.

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Nordhausen

Sonnabend, . Februar  B F 

Preis , B . Woche B Nr. 

Südharz Jubiläums-Briefmarke mit Harzer Schmalspurbahn

Steinbrücken Feuerwehr mit neuer Technik ausgestattet

1. Lokalseite

3. Lokalseite

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„Auch in einer Diktatur scheint die Sonne“

Wichtig für Thüringen

Der Jenaer Roland Jahn im Gespräch mit unserer Zeitung über den Unrechtsstaat DDR und seine Aufgabe als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Zum Sonntag

D

er Schnitt ist hart. Die Entscheidung sicherlich nicht leicht gefallen. Das Thüringer Finanzminsiterium verweigert der Rennsteig Kur- und Touristik GmbH die finanzielle Unterstützung. Mehr als zehn Millionen Euro wären nötig gewesen, um den defizitären Kur- und Freizeitbetrieb einige Monaten weiter betreiben zu können. Was folgte war die Zahlungsunfähigkeit. Doch anders als für Griechenland bedeutet hierzulande eine Insolvenz nicht gleich den Bankrott. Vielmehr soll nun mit Hilfe eines Verwalters versucht werden, das Unternehmen wieder flott zu bekommen, die Substanz und das Gros der Arbeitsplätze so zu retten, dass der Kurbetrieb hinterher finanziell erfolgreich betrieben werden kann. Ob das gelingt, ist noch nicht sicher. Aber − dass dafür alles unternommen werden muss. Denn der Kur- und Freizeitbetrieb in Masserberg ist von einiger touristischer Bedeu-

Foto: Marco Kneise

Kai Mudra zur Pleite der Kurklinik in Masserberg

Weniger Kuren genehmigt Klinik in Masserberg pleite Gäste werden weiterhin versorgt. Die Beschäftigten des insolventen Kurbetriebs erhalten vorerst bis März ihren Lohn Von Kai Mudra Erfurt. Trotz Insolvenz soll der Kurbetrieb in Masserberg vorerst weitergeführt werden. Nach den in dieser Woche fehlgeschlagenen Finanzierungsverhandlungen mit dem Land musste die Rennsteig Kur- und

Das Thüringer Wirtschaftsministerium sieht als eine der Ursachen für die Insolvenz die jüngste Gesundheitsreform. Seither würden Krankenkassen nicht mehr so viel Kuren wie noch vor Jahren genehmigen und finanzieren. Daher bleibe ein Teil der Pati-

seine Gemeinde nicht sprechen. Er sehe in dem Verfahren viel mehr eine Chance, die Gesellschaft neu aufzustellen. Das erste Gespräch mit dem Insolvenzverwalter habe ihn optimistisch gestimmt. Hablitzel räumt ein, dass die Gemeinde finanziell von der In-

Nach Auskunft des Bürgermeisters sei das Kur- und Rehabilitationsgeschäft wegen ausbleibender Gäste nicht mehr so gut gelaufen. Daher werde versucht, die bisher zwei Kurkliniken künftig unter einem Dach zusammenzulegen. Das Schlimmste, was Masser-

gen auch weiterhin erhalten werde. Der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion, Jörg Kubitzki, forderte, intensiv nach Möglichkeiten zu suchen, die Kapazitäten in Masserberg besser auszulasten, beispielsweise durch Überweisen von

� Euro-Staaten stellen Athen ein Ultimatum Die Euro-Länder haben Athen ein Ultimatum zur Umsetzung seiner Sparzusagen gestellt. Mit weiteren Milliardenhilfen kann das Land nur rechnen, wenn es neue Einsparungen in Höhe von 325 Millionen Euro beschließt. Eine Partei erklärte überraschend, sie trage das Sparpaket nicht mit. Seite 2

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Ullrich gibt Erklärung ab


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Altstadt Suche nach vermisstem Zehnjährigen endete glücklich

Erfurt Sprechende Bahnen für sehbehinderte Menschen

1. Lokalseite

1. Lokalseite

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Riesenbärenklau wird zur Plage

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Streiks zur falschen Zeit

Das Unkraut wurde aus dem Kaukasus eingeschleppt. Nun breitet es sich auch in Thüringen immer weiter aus. Seine Säfte lösen Verbrennungen aus. Die Behörden werden des Problems nicht Herr. Thüringen

Dietmar Grosser zu möglichen Aktionen der Fluglotsen

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er Staat ist schuld. Wer vor Jahren die Deutsche Flugsicherung in eine privatwirtschaftlich agierende Gesellschaft umwandelte, der muss sich nicht wundern, wenn gestreikt wird. Das ist das Recht der tariflich Beschäftigten. Einmal mehr wird der krankhafte Drang der Politik zur Privatisierung hoch sensibler Bereiche zu einem Bumerang. Dieser trifft − wie so oft − Unschuldige: Die Reisenden. Noch ist offen, ob es morgen wirklich zu ganz konkreten Aktionen kommt, die deutsche Flughäfen und damit viele Tausende Urlauber treffen. Immerhin sehen die Spielregeln vor, dass die Arbeitgeber eine Schlichtung einfordern und damit allgemeine Friedenspflicht herrscht. Dann könnten

Foto: Jens König

Offene Fragen zum Häftlingstod Der Gefangene der Haftanstalt Gräfentonna litt laut Hinweisen an unsere Zeitung seit Längerem an einer Krankheit. Das Thüringer Justizministerium sieht keinen Anlass für dienstrechtliche Ermittlungen Von Kai Mudra Erfurt. Die Thüringer Allgemeine hatte vor anderthalb Wochen berichtet, dass ein 43-jähriger Häftling aus dem Gefäng-

krankung und der medizinischen Behandlung enthielt. Unter anderem soll der 43Jährige bereits über Wochen an krampfartigen Unterleibsschmerzen gelitten haben. Die-

anwaltschaft übereinstimmend. Ergebnisse der feingeweblichen und toxikologischen Untersuchung stehen noch aus. Inzwischen gibt es weitere Hinweise zur Erkrankung des

benen“ und dem Verweis auf die laufenden Ermittlungen gestern jedoch unbeantwortet. Zugleich erklärte das Ministerium, dass es derzeit − auch nach den Erkenntnissen der Staatsan-

ner Herzerkrankung, die auch bekannt gewesen sei. Allerdings soll das Klinikum darüber nicht umfassend informiert worden sein, als der Gefangene zur Operation eingeliefert wurde.

��  ����� Der 12. Teil unserer Sommerserie erinnert daran, dass auch das Dorf Zwinge an der innerdeutschen Grenze durch eine Mauer geteilt war. Seite 7

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Apolda Bad Langensalza

Mittwoch,. . Februar Juni  B F  Dienstag, B F 

Preis , B . Preis , B .Woche WocheB BNr. Nr. 

Apolda Nach Großbrand Bad Tennstedt Zum . Mal konkrete Hinweise auf Rosenmontagsumzug Täter

Landkreis Veranstaltungen Mühlhausen Neue Broschüren locken am Männertag über den Landkreis gedruckt

1. LOKALSEITE

2. LOKALSEITE

1. Lokalseite

3. Lokalseite

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Roter Milan auf Roter Liste

Ungerechte Ostdeutsche Gerechtigkeit Spitzenleute

Frei

Paul-Josef Rauebesondere zum Urteil Dirk Löhr über Beim Kachelmann-Prozess fähigungen für höchste Ämter

Jörg Kachelmann nach dem Urteil: Sieht so ein Mann aus, der freigesprochen ist? „Wir entlassen ihn mit dem Verdacht als möglichen Vergewaltiger“, sagt der Richter. „Und die Klägerin mit dem Verdacht als mögliche rachsüchtige Lügnerin.“ Foto: dapd Leitartikel und Seite 3

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ichterMerkel und Staatsanwälte ngela und JoagebenGauck, sich gerne selbstchim die Kanzlebewusst: Uns interessiert rin und der Präsident, nicht, was die beide von hier.Journalisten Nun freue Dich, schreiben! Wir lassen uns nicht Ostdeutschland! unter Druck setzen! Manch einer hält das für Den Richtern die übertrieben. Das dagegen, ist es nicht. überdaran Kachelmanns richWer zweifelt, Schuld soll in seitenErinnerung mussten, istnur der ein Prozess ner paar an die Nieren gegangen. UrJahre zurückgehen. ErIn seider erinteilsbegründung lassendass sie allen nert an das Erstaunen, ein Gleichmut fahrenals und greifen Wolfgang Thierse Bundesan, wen sie angreifen können: tagspräsident immer wieder Verteidiger Schwenn geht hervorrief. An den Rechtfertirespektlos mitdem den der Richgungsdruck, unter tern um. im Amt stand. SPD-Politiker Zeuginnen schaden Weder Joachim Gauck durch noch Medien-Interviews dem Angela Merkel können typische Ablauf des Prozesses. DDR-Biografien vorweisen. Experten per FernAber sie stehenurteilen für Eigenschafdiagnose unsachlich und ten, die wir Ossis gern für uns klischeehaft. reklamieren: Geradlinigkeit, Anonyme Kommentatoren Beharrlichkeit, Pragmatismus. im Internet treten Rechte Man mag von der sonntägliAngeklagtem, Klägerin chenvon Kandidatenkür halten, und möchte. Gericht mit Füßen. was man Einige finden, Journalisten erzeugen die Kanzlerin ist umgefallen. Stimmungen und schaden Andere sagen, sie ist über ihren demgesprungen. Ansehen derLetztere Justiz. Schatten Die − Richter stimmen zu Recht Lesart siehe ihren Schwenk ein Klagelied an. Doch es istes eibeim Atomausstieg − scheint

Rund 7000 Tier- und Pflanzenarten gelten in Thüringen als gefährdet. Auch der Greifvogel gehört dazu. Thüringen

Foto: Andrea Fricke

Bodo Ramelow suchtinnach einem So viele Menschen Arbeit wie Gegenkandidaten für Joachim Gauck noch nie seit 19 Jahren Der Bürgerrechtler sei für die Linke nicht wählbar. Sondersitzung des Landtags zur Nominierung der Wahlleute

Erwerbslosenzahl in Deutschland sank im Mai unter drei Millionen und damit auf den niedrigsten Wert seit 1992 Die Kandidatenkür von on über die Bundesversamm- den vermutlich sechs Wahlleu- verdient gemacht habe, fügte er

Von Kai Mudra

Von Dietmar Grosser Erfurt. Die Linke lehnt wie bereits 2010 Joachim Gauck als Erfurt. Mit 2,96 Millionen sank Bundespräsidenten ab. „Für die ist Zahl der wählbar“, Erwerbslosen in uns er nicht erklärDeutschland im Mai Landesauf den te gestern Thüringens niedrigsten seit 1992.Wer chef Knut Stand Korschewski. die Bundesagentur für dieWie Beobachtung von Linke-Po-

lung zur Wahl des neuen BunJobs abgebaut werden dagegen despräsidenten vor“, sagte gesim Bereich der Dienstleistuntern Landtagssprecher Detlef gen. Auch spiegelt die offiziell Baer. gemeldete Arbeitslosenzahl die Die Einladung für die BunGeschehnisse auferfolgt dem Arbeitsdesversammlung durch markt nicht umfassend wider: den Präsidenten des BundestaTatsächlich waren knapp 4,2 ges. Das Gremium muss bis

ten der Linken sollen drei − erst wieder im Dezember zu Landtagsabgeordnete und drei überschreiten. Auch ThürinPersönlichkeiten desinöffentligen Lebens hat sich derhieß Aufschwung chen sein, es. am Arbeitsmarkt fortgesetzt. „Das Vorschlagsrecht hat die Gegenübererklärte dem auch Vormonat Fraktion“, Grüsank die Zahl der arbeitslos genen-Landessprecher Dieter Lauinger. Er würde es begrü-

hinzu. meldeten Menschen um 6900 Die CDU-Fraktion erklärte, auf 102 400, wie würden die für Thürinmögliche Namen erst in gen Gremien zuständigebesprochen BA-Regionaldiden und rektion mitteilte. danach bekannt gegeben. Die Im strebe Vergleich zum an, Vorjahr CDU allerdings dass waren es 16 100bereits Erwerbslose die Abgesandten diesen Freitag vom Parlament gewählt

Joachim Gauck durch die schwarzweniger. Die Quote sank ummit 0,5 gelbe Koalition gemeinsam Punkte 8,7 Prozent. „Die SPD undauf Grünen trifft in ThüEinstellungsbereitschaft in den ringen auf breite Zustimmung. kleinen und mittleren UnterMinisterpräsidentin Christine nehmen ist (CDU) weiterhin sehr Lieberknecht würdigte hoch“, benennt Gerald Grusser, Gauck als einen Kandidaten Hauptgeschäftsführer der Inder Herzen. CDU-Fraktions-

� Junge� Ideen in der guten Stube Kanzlerin durfteim nicht In Ilversgehofen Erfurter über den Iran das fliegen Norden belebt Projekt „LaAuf dem Weg Indien verdebalken“ leernach stehende Häuweigerte der Iran einer Regieser. Es ist ein Entwurf für das rungsmaschine mit Angelain mögliche Zusammenleben Merkel die Luftraum-Freigabe der Zukunft. Seite 5 und zwang sie zu einer zweistündigen Warteschleife über Pauschale für Arbeitnehmer der Türkei. Das neue Steuervereinfa- Seite 2 chungsgesetz gilt seit JahresbeStromkonzern klagen ginn und wurde will viel diskutiert. EineAufstellung milliardenschwere Klage Eine erhellt, welche hat der Energieriese Eon gegen Bestimmungen wirklich geändenworden beschlossenen Atomausdert sind. Seite 6 stieg angekündigt. Seite 2 Pompeji der Pflanzenwelt

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rtv Das komplette Fernsehprogramm

Apolda Großbaustelle liegt im Zeitplan

Pfiffelbach Spielgeräte für den Nachwuchs

Beilage

1. Lokalseite

2. Lokalseite

Freitag, . Mai  B F 

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Bitte nicht betteln

Martin Debes zur Forderung nach einem Solidarpakt III Das hätte sich kein Seehofer oder Bouffier besser ausdenken können. Kaum sinken die Zuschüsse aus dem Solidarpakt II spürbar, kaum drohen die Fördermillionen aus Brüssel auszubleiben, ruft der Osten nach neuen Subventionen. Die Thüringer SPD will mit dem Demografie-Soli einen zusätzlichen Strukturfonds einrichten, der Gelder in jene Gebiete umverteilt, in denen die Entvölkerung besonders grassiert. Selbst wenn damit auch Geld in einige westfälische oder saarländische Regionen flösse: Das Gros bekämen wie gehabt die neuen Länder. Damit bestärkt der SPD-Landeschef die alten und falschen Vorurteile, die sich in manchen westdeutschen Gehirnen festgesetzt haben. Der Osten, das Milliardengrab. Natürlich ist es richtig, dass Thüringen bis 2020 jenes Drittel seiner Einnahmen verliert, das bisher aus Brüssel und Berlin kommt. Natürlich müssen, um das kompensieren zu können,

Ehec-Keime auf spanischen Gurken An dem gefährlichen Durchfallerreger sind inzwischen fünf Menschen in Thüringen erkrankt. Zwei Frauen aus Erfurt und Eisenach werden im Universitätsklinikum Jena behandelt. Foto: Imago Seite 3

Ärzte streiten um 60 Millionen In Thüringen ist ein heftiger Konflikt um die Auszahlung und Verteilung von nicht abgerufenen Honoraren entbrannt. Die Hausärzte sehen die Gelder als Ausgleich für Fehler im Abrechnungssystem. Krankenkassen widersprechen Von Martin Debes Erfurt. Die Situation wirkt einigermaßen paradox. Während gerade die Beiträge für die Krankenkassen erhöht wurden und steigende Zusatzbeiträge drohen, haben die Ärzte in Thüringen scheinbar Geld übrig. Im Abrechnungsjahr 2009

Hausärzte unterstützt, machen sich die Kassen für die Fachärzte stark, die sich schlechter gestellt fühlen. Von den Ersatzkassen hieß es, „das Glas bei den Hausärzten“ sei „randvoll“. Inzwischen musste das sogenannte Landesschiedsamt bemüht werden, das aber nur eine Teillösung fand. So wurde na-

Die Hausärzte verteidigen dagegen die Verteilungspraxis. „Damit werden ausschließlich Ungerechtigkeiten des neuen Abrechnungssystems ausgeglichen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Ärztevertreter bei der Kassenärztlichen Vereinigung, Michael Sakriß. „Das ist Geld, das uns zusteht.“ Der

Einführung der sogenannten Fallpauschalen entstanden, in dem pro Patient je nach Behandlung ein fester Einheitswert honoriert wird. Laut dem Standesvertreter wird gerade die Versorgung von Pflegeheimbewohnern und älteren Menschen, die eine aufwendige Versorgung benötig-

Ärzte zu einer finanziellen Belastung. Auch befänden sich viele Kollegen in den ländlichen Gebieten an der Grenze der Wirtschaftlichkeit. Dies werde nun durch die Verteilung des Überschusses abgemildert. Sakriß, der in Erfurt selbst eine allgemeinmedizinische Praxis führt, äußert aber auch Ver-

� MDR-Intendant Reiter tritt zurück

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MDR-Intendant Udo Reiter wird den Sender verlassen. Er habe den Vorsitzenden des Verwaltungsrates gebeten, seinen Vertrag im Laufe dieses Jahres


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Apolda Neue Schranke für das Landratsamt

Kapellendorf Kinderkrippe feierte runden Geburtstag

1. LOKALSEITE

2. LOKALSEITE

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Kein Klein-Klein der Parteien

Wolfgang Suckert über den beschlossenen Atomausstieg

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in großer Tag der Genugtuung sei das, jubelte gestern der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Seine Partei sei lange verhöhnt und verspottet worden, seit vor 25 Jahren Hans-Jochen Vogel im Schatten der Tschernobyler Nuklearwolken das Ende aller Atomkraft forderte. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Sozialdemokratie in den Jahren zuvor geradezu mit einem Wunderglauben die Kernkraft forderte und förderte. Die Bündnisgrünen können sich vor Grinsen kaum halten, wie Schwarz-Gelb erst nassforsch aus dem Ausstieg ausstieg und dann nach Fukushima auf glühenden Hacken wieder kehrt machte. Den Überzeugungsgegnern aller Kernspaltungen sei dieser Triumph gegönnt. Aber dann sollte es irgendwann auch wieder gut sein mit dem üblichen Klein-Klein der Parteipolitik. Dem Bürger sitzt noch immer der Schrecken der Bilder aus Fukushima in den Kleidern, wo

Atomausstieg bis 2022 Deutschland schaltet ab: Union und FDP haben sich auf den Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2022 geeinigt. Gestaltung: A. Wetzel Leitartikel u. Seite 3

Opel Eisenach stockt Personal auf Mit dem Anlauf der Kleinwagen Junior und Elektro-Junior werden bis 2013 knapp 200 neue Mitarbeiter gesucht. Thüringer Bauunternehmen Goldbeck erhielt den Zuschlag für die künftige Montagehalle Von Dietmar Grosser Eisenach. Das Eisenacher OpelWerk wird wegen der beiden neuen Modelle Junior und Elektro-Junior sein Personal in den nächsten beiden Jahren kräftig aufstocken. Bald soll fast wieder die eins-

or eine besondere Herausforderung an die Monteure. „Es ist das erste reine Elektroauto, das unter dem Dach von General Motors gebaut wird“, betont Lieske. Der größere Opel Ampera, der bereits Ende des Jahres ausgeliefert werden soll, hat noch einen Benzinmotor zur

lichten Fotos jedenfalls hatten nichts mit dem zu tun, was ich gesehen habe.“ Auf dem Eisenacher Betriebsgelände rollen bereits die Bagger an. Die Vorbereitung zum Bau der künftigen Montagehalle E 100, die so groß wie zwei Fußballfelder sein wird, hat be-

Euro sollen in die beiden neuen Modelle investiert werden. Zur notwendigen Erweiterung der Kapazitäten wird nicht nur die alte Kantine abgerissen, sondern auch eine Fläche genutzt, die einst an den Konkurrenten VW vermietet war. Dort wurden bis Mitte der 90er Jahre

Den Zuschlag für den Bau der Halle E 100 auf dem Eisenacher Opel-Gelände hat das Unternehmen Goldbeck mit Sitz am Erfurter Kreuz erhalten. Goldbeck setzte sich damit in einem Ausschreibungsverfahren gegen nahezu alle „Großen“ der deutschen und internatio-

� Gesetz gegen Willkür bei Benzinpreisen geplant Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erwägt, dass Preiserhöhungen angekündigt werden und 24 Stunden Gültigkeit haben müssen. Seite 2 „Stuttgart 21“ wird fortgesetzt Die Deutsche Bahn will die Bauarbeiten am Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ nächste Woche fortsetzen. Seite 2

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Weitere Ehec-Fälle


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Unabhängige Zeitung für Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport Mittwoch, . Juni  Freitag, B F . Juni  B F 

Apolda Nach Großbrand rtv Das komplette konkrete Hinweise auf Täter TV-Wochenprogramm 1. LOKALSEITE

32-seitiges Magazin

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Landkreis Veranstaltungen Niederroßla Start der locken am Männertag Straßensanierung

Saaleplatte Hammer will Förderverein

2. LOKALSEITE 1. Lokalseite

2. Lokalseite

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Ungerechte Der Albtraum Gerechtigkeit der Opelaner

Paul-Josef Raue Martin Debes zuzum den Urteil Gerüchim tenKachelmann-Prozess um den Autokonzern

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ichter Staatsanwälte as hatund gerade noch gegeben selbstfehlt.sich Allesgerne schien zu bewusst: Uns interessiert laufen, die Konjunktur nicht, was die Journalisten genauso wie die Bänder im Eischreiben! Wir lassen uns nicht senacher Werk von Opel − da unter Druckvon setzen! wird wieder Verkauf gereDen Richtern dagegen, det. General Motors, heißtdie es, über richwolleKachelmanns seine TochterSchuld an die Chiten mussten, ist Oder der Prozess an nesen abgeben. doch an die Nieren gegangen. In der UrVolkswagen? Wer weiß. teilsbegründung lassen sieden allen Natürlich möchte man Gleichmut fahren und greifen Dementis gerne glauben. Die an, wen siehaben angreifen können: Opelaner es einfach Verteidiger Schwenn nicht verdient, dass man sogeht mit respektlos mit den ihnen umgeht. Fast zweiRichJahre tern sie um.um ihre berufliche mussten Zeuginnen schaden durch Existenz fürchten. Die ewigen Medien-Interviews Verhandlungen von GMdem mit Ablauf Magna und des FiatProzesses. und sonstwem, Experten urteilen per Ferndazu die ständigen Krisenrundiagnose und den in Berlin: unsachlich Für die Menklischeehaft. schen, die mit dem Bauen von Anonyme Kommentatoren Corsas ihre Familien ernähren, im Internet treten Rechte war es ein einziger Albtraum. von Angeklagtem, Klägerin Das Ende kam überraschend. Gericht mit Doch Füßen.die GM und verkaufte nicht. Journalisten erzeugen Kämpfe in dem Konzern sind Stimmungen undAsien schaden damit nicht beendet. oder demlautet Ansehen der Justiz. Europa, die große strateDie Richter zuzumal Recht gische Frage instimmen Amerika, ein Klagelied an. Doch es ist eiOpel immer noch im Minus

Frei Jörg Kachelmann nach dem Urteil: Sieht so ein Mann aus, der freigesprochen ist? „Wir entlassen ihn mit dem Verdacht als möglichen Vergewaltiger“, sagt der Richter. „Und die Klägerin mit dem Verdacht als mögliche rachsüchtige Lügnerin.“ Foto: dapd Leitartikel und Seite 3

Opel dementiert Verkaufspläne Düstere Wolken über dem Eisenacher Werk. General Motors erwägt offenbar erneut die Trennung von Opel. Doch Opel-Chef Stracke dementiert. Foto: Marco Kneise Leitartikel und Seite 3

So vieledurch Menschen in Arbeit wie Schäden Unwetter nehmen zu noch nie seit 19 Jahren Versicherer rechnen für Thüringen mit deutlich mehr Wolkenbrüchen, Überschwemmungen und Blitzeinschlägen. Experten sehen jetzt auch Regionen weitab der Bäche und Flüsse als gefährdet an

Erwerbslosenzahl in Deutschland im Mai drei2008 Millionen damit denendgültige niedrigsten Wert seit 1992seien die deckt. Grundsätzlich Lübke nochauf keine dassunter die Jahre und 2009und Die schlimmsten sank Szenarien Von Dietmar Grosser der Versicherer gehen davon aus, eher ruhig gewesen sind. Zuvor Prognose für 2011 abgeben. einzelnen Versicherer aber gesank um 0,5 um 6900 erstder wieder im Kyrill Dezember zu meldeten Jobs abgebaut werden dagegen − zwungen,Die mitQuote Preiserhöhungen Bislang seiMenschen der Frühling auch in weniger. hatte Sturm im Jahr dass „sintflutartige Niederschläauf 8,7 Prozent. „Die 102 400,noch wie die für Thürin- Punkte Auch innoch Thürinim Bereichöfter derzum Dienstleistunauf die Zunahme der Unwetter Thüringen vergleichswei2007 in Deutschland ei- auf ge“ immer Verstopfen überschreiten. in den zuständige BA-Regionaldihat sichvon der2,4 Aufschwung gen. Auch spiegelt die offiziell zu reagieren. se friedlich verlaufen: „Aber die Einstellungsbereitschaft nen Schaden Milliarden gen der Kanalisation führen. „Dann gen mittleren Unterfortgesetzt. rektion gemeldete die am In den und drei betroffenen Sparletzten mitteilte. Gewitter lassen nichts kleinen Euro Arbeitsmarkt verursacht. dringt das Arbeitslosenzahl Wasser von außen istWohngebäude weiterhin sehr Im ahnen.“ Vergleich zum Vorjahr nehmen dem Vormonat Geschehnisse aufindem „Doch schon im vorigen Jahr Gutes und von innen die ArbeitsHäuser Gegenüber ten Hausrat, und benennt Gerald Grusser, 16 100 Erwerbslose diemit Zahl der Hochwassern arbeitslos ge- waren markt nicht umfassend wider: sank In deresFrage höherer Beiträge hoch“, ging es vielen ein“, befürchtet der KlimaexKfz-Versicherung habe es in den der InTatsächlich knapp 4,2 und einem harten Winter wie- für die Haus- und Autobesitzer Hauptgeschäftsführer perte bei denwaren deutschen Versiletzten Jahren kaum spürbare

Von Dietmar Erfurt. Nach Grosser einer lang anhaltenden Trockenperiode in ThüErfurt. 2,96starke Millionen sank ringen Mit sorgen Sommerdie Zahl in derdiesen Erwerbslosen in gewitter Tagen für Deutschland im Mai den überflutete Straßen undauf Keller. niedrigsten seit 1992. KliAls FolgeStand der weltweiten Wie die Bundesagentur für maveränderungen erwarten die

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Kanzlerin durfte nicht über den Iran fliegen Berlin erwägt Auf dem Weg nach Indien verBundeswehreinsatz in Libyen weigerte der Iran einer de RegieVerteidigungsminister Mairungsmaschine zière hat für denmit FallAngela eines SturMerkel die Luftraum-Freigabe zes des libyschen Machthabers und zwang zu einer zweiGaddafi diesie Entsendung von stündigen Warteschleife über Bundeswehrsoldaten nicht ausder Türkei. Seite 2 geschlossen. Stromkonzern will klagen Thüringen als Modellregion Eine milliardenschwere Klage Das Wirtschaftsministerium in hat derverhandelt Energieriese Eon gegen Erfurt offenbar über den beschlossenen Atomausdie Ansiedlung eines Batteriestieg angekündigt. zur Seite 2 herstellers, um Thüringen Vorzeigeregion der Elektromo-

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Apolda Nach Großbrand Nöda Tödlicher Badeunfall konkrete Hinweise auf Täter bei Musikfest am Baggersee

Landkreis Veranstaltungen Erfurt Seniorenbeirat mahnt locken am Männertag Verkehrskonzept für Ältere an

1. LOKALSEITE

2. LOKALSEITE

1. Lokalseite

1. Lokalseite

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Ungerechte Kein Stopp für Gerechtigkeit Neid-Debatte

Paul-Josef Rauezur zumDiskussion Urteil Gerald Müller im Kachelmann-Prozess über die Bundestrainerin

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ichter und Staatsanwälte Bundeskanzlerin Angela Mersichdes gerne selbstkel hatgeben sich trotz frühen bewusst: Uns interessiert WM-Scheiterns der deutschen nicht, was die Journalisten Fußballerinnen bei den Spieleschreiben! Wir lassen uns nicht rinnen und Silvia Neid bedankt. unter Druck setzen! Dankesworte in Richtung der Den Richtern dagegen, die Bundestrainerin werden in den über Kachelmanns Schuld nächsten Tagen sehr seltenrichsein. ten mussten, ist der an Dafür wird Kritik anProzess ihrer Ardie gegangen. In der UrbeitNieren noch deutlich zunehmen. teilsbegründung lassen allen Die Neid-Debatte ist in sie vollem Gleichmut fahren und greifen Gange, auch die Rückendean, wender sieBankchefin angreifen können: ckung durch VerteidigerTheo Schwenn geht DFB-Präsident Zwanzirespektlos mitstoppen. den Richger kann sie nicht tern um. ist deren AusMittlerweile Zeuginnen schaden durch gang offen. Ein selbst gewählter dem oderMedien-Interviews verordneter Rücktritt Ablauf Prozesses. Verscheint trotzdes vorschneller Experten urteilen tragsverlängerung vor per der FernWM unsachlich und nichtdiagnose mehr ausgeschlossen. Er wäreklischeehaft. abseits von Sympathie Anonyme Kommentatoren und Einschaltquoten auch im Internet treten Rechte nachvollziebar. Im Leistungsvonzählen Angeklagtem, fußball am EndeKlägerin nur Erund Gericht Füßen. gebnisse, egal, obmit sie Frauen Journalisten erzeugen oder Männer verantworten. Stimmungen und schaden Der Misserfolg bringt Leute Ansehen dergeschwieJustiz. zumdem Reden, die sonst Die Richter stimmen zu Recht gen hätten. Silvia Neid hat sie ein an. Doch es ist eimit Klagelied manch fragwürdiger Ent-

Prüfung imFrei Schacht

Vier Lehrlinge stellten sich gestern in Jörg Kachelmann nach dem Urteil: Sieht so ein Sondershausen der Abschlussprüfung Mann aus, der freigesprochen ist? „Wir entlassen zum Bergbau-Technologen − 700 Meter ihn mit dem Verdacht als möglichen Vergewaltiunter der Stadt. ger“, sagt der Richter. „Und die Klägerin mit dem Foto: Daniel Volkmann Seite 7 Verdacht als mögliche rachsüchtige Lügnerin.“ Foto: dapd Leitartikel und Seite 3

So vielewill Menschen in Arbeit wie Linke Banken verstaatlichen noch nie seit 19 Jahren

Vier Jahre nach der Fusion von PDS und WASG stellt der Bundesvorstand den Entwurf für ein Parteiprogramm vor. Kritiker von FDP und CDU sehen Unzufriedenheit vieler Ostdeutscher mit dem Text voraus Erwerbslosenzahl in Deutschland im MaiDer unter drei Millionen damit aufhinter den niedrigsten Wert seit 1992 ließen sich RegieParteivorstand das Pa- Programm Fraktionschef der Links-und Ein Kernpunkt sank des ProVon Wolfgang Suckert gramms besteht in der Forde- partei im Thüringer Landtag, pier stellen konnte. Auch bei rungsbeteiligungen mit neolibeweniger. Die Quote sank um 0,5 Menschen um 6900 − erst Ramelow, wieder im würdigte Dezemberden zu meldeten Jobs abgebaut dagegen Partnern begründen. der scharfen Kontroverse um ralen rung nach der werden Enteignung der Bodo 8,7 Prozent. „Die 102habe 400, wie Thürin- Punkte Auch inum Thürinim Bereich PatrickaufKurth, in der FDPIsrael mandie esfür geschafft, Text als gute Vorlage, einen auf Banken, die der dannDienstleistunals Sparkas- überschreiten. den BA-Regionaldisich der Aufschwung gen. Auch spiegelt die offiziell gen Bundestagsfraktion der inSpredas zuständige Problem mit einer klugen Einstellungsbereitschaft gutenhat Schlussspurt bis zum Er- gen sen, als Genossenschaftsbanmittleren fortgesetzt. rektion gemeldete Arbeitslosenzahl die am cher für und den Aufbau Ost,Untersieht Passagemitteilte. in den Entwurf aufzu- kleinen furterArbeitsmarkt Parteitag hinzulegen. ken und staatliche Banken weiist weiterhin sehr Im Vergleich zum Vorjahr nehmen dem Vormonat Geschehnissesollen. auf demKonzerne Arbeits- Gegenüber in dem Entwurf den Beweis, meinte Ramelow. Es sei gelungen, den Text nehmen, terbestehen Gerald es 16 100 die Erwerbslose Zahl der arbeitslos ge- waren markt nicht wider: dass diebenennt Linkspartei dieGrusser, Wende Dagegen sagte Bundes- hoch“, nach die intensiver und kontroverkönnten überumfassend Anteile für die sank der InTatsächlich zumindest waren knapp 4,2 ser Debatte so zusammenzufü- tagsabgeordnete Ulla Jelpke der Hauptgeschäftsführer vor zwanzig Jahren innerlich Mitarbeiter teilweise

Von Dietmar Grosser Berlin. Der Bundesvorstand der Linkspartei hat gestern seinen Erfurt. Mit 2,96 sank Vorschlag für Millionen ein Parteiprodie Zahl der Erwerbslosen in gramm vorgelegt. Bis zum ParDeutschland im Mai auf den teitag im Oktober in Erfurt soll niedrigsten Stand und seit 1992. er nun diskutiert dann von WieGremium die Bundesagentur für dem in der endgülti-

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Kanzlerin durfte nicht über den Iranbei fliegen Bistum hofft Papst-Besuch Auf dem WegKosten nach Indien verauf weniger weigerte einer RegieDie Visiteder desIran Heiligen Vaters rungsmaschine mit Angela in Thüringen kostet 11 MillioMerkel dieund Luftraum-Freigabe nen Euro die Katholische und zwang zuvieles einerzahlen, zweiKirche musssie für stündigen Warteschleife über weil der Aufenthalt kein Staatsder Türkei. Seite 2 besuch ist. Thüringen Stromkonzern will klagen USA vor Zahlungsunfähigkeit Eine milliardenschwere Klage Barack Obama und der Konhat Energieriese Eon10 gegen gressder müssen sich binnen Taden beschlossenen Atomausgen auf ein Anheben der Schulstieg angekündigt. denobergrenze einigen. Seite 2

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Montag, . September  B F 

Niedertrebra Der Großheringer Alexander Scheer gewinnt WM

Apolda Handball-Frauen ohne Chance beim : gegen Ruhla

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Lokalsport

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SPD kann in Berlin weiter regieren

Instabile Regierung

Auch das letzte, verzweifelte, populistische Spiel mit der Angst hat nichts genutzt. Die FDP fliegt trotz − oder wegen − ihrer antieuropäischen Parolen aus dem fünften Landesparlament in diesem Jahr. Nach dem Aus in Magdeburg, Mainz, Bremen und Schwerin erlebt sie nun die Schmach von Berlin. Sie landet weit hinter den Piraten, einem eher obskuren Verein, der aber den Menschen offenkundig immer noch mehr Substanz bietet. Der scheinbar unaufhaltsame Niedergang der Liberalen mit all seinen Folgen für die schwarz-gelbe Koalition ist das zentrale Ergebnis des gestrigen Abends. Und doch war es erwartbar wie fast alle anderen Resultate. Denn die Wahl von Berlin bestätigt den nationalen Trend der letzten Monate. Die SPD kann wieder gewinnen, die CDU stabilisiert sich auf niedrigem Niveau, die Grünen pendeln sich bei unter 20 Prozent ein und die Linke schwächelt deutlich.

Klaus Wowereit (SPD) freut sich über den Wahlsieg, auch wenn seine Partei die 30 Prozentmarke verfehlte. Historisch ist der Einzug der Piratenpartei. Die FDP steht unter Schock. Seite 3

Foto: Getty Images / Grafik: Andreas Wetzel

Martin Debes zum Ausgang der Wahlen in Berlin

Preis , B . Woche B Nr. 

28,4% 23,2%

(-2,4)

(+1,9)

17,6% (+4,5)

11,6%

1,8%

Grüne

Linke

FDP

(-1,8)

CDU

SPD

(-5,8)

9,0% (+9,0)

8,4% (-5,3)

Piraten Sonst.

Hochrechnung 22.42 Uhr, Quelle: ARD

Bombenalarm vor Papstbesuch in der Erfurter Altstadt

��  ����� Der ehemalige Reservist Rolf Blumstengel berichtet von bangen Stunden während der Nachtstreife in Treffurt. Seite 7

Die Rathausbrücke war vier Stunden gesperrt. Sprengstoffexperten zerstörten den Fund mit einem Wasserstrahl Von Kai Mudra Erfurt. Nur wenige Tage vor dem Papstbesuch haben gestern in Erfurt zwei Bombenattrappen für Aufregung gesorgt. Einer der beiden vermeintlichen Sprengkörper schwamm im „Breiten Strom“, der durch die

Zugleich wurde die Rathausbrücke, die parallel zur Krämerbrücke verläuft, für den Polizeieinsatz komplett gesperrt. In der Astgabel lagen auf Augenhöhe drei mit Klebeband zusammengebundene Spraydosen. Sie waren rot eingefärbt, auf einer stand in großen Buch-

Gegen 13 Uhr gab die Erfurter Polizei Entwarnung. Bei den beiden Funden soll es sich um Attrappen gehandelt haben, die aus jeweils drei Spraydosen gefertigt waren. In den am Fuß des Baums zerstörten Dosen befand sich lila Farbe. Es soll keine Gefahr für die Bevölkerung

Beamten so kurz vor dem PapstBesuch in Thüringen sind. Nach Informationen unserer Zeitung übernimmt die Erfurter Kriminalpolizei die weiteren Ermittlungen. Ob es sich bei den Attrappen nur um einen bösen Scherz handelte, war gestern genauso unbekannt, wie

suchs zum Ende der Woche seit Tagen die Sicherheitsvorkehrungen systematisch verschärft. Die Polizei patroulliert intensiv vor allem in der Erfurter Innenstadt. Entlang der Protokollstrecken für die päpstliche Wagenkolonne sind alle Gullys und Abdeckungen versiegelt.

��� Bayern bleibt Tabellenführer Mit einem 2:0 auf Schalke verteidigte der deutsche FußballRekordmeister die BundesligaTabellenführung. Torwart Manuel Neuer wurde als Ex-Schalker minutenlang ausgepfiffen.

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Donnerstag, . Januar  B F 

Preis , B . Woche B Nr. 

Herrenberg Bibliothek wegen Vandalismus geschlossen

Altstadt Fantastische Tierfotos im Naturkundemuseum

1. Lokalseite

2. Lokalseite

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Schnüffeln in der Tabu-Zone

Der Sonnensturm

Der stärkste Sonnensturm seit 2003 hat nicht nur für ein Naturschauspiel gesorgt, auch Flüge mussten vorsorglich umgeleitet werden. Seite 8

M

it großer Anstrengung kann man sich eventuell vorstellen, dass der Verfassungsschutz Leute ins Auge fasst, die konfuse Appelle unterschreiben, die bei schlechtem Willen auch als Solidaritätsadresse mit dem syrischen Diktator verstanden werden können. Wer allerdings das Parlament für eine Tabu-Zone für Schlapphüte hält, kann sich eine solche Observation nicht vorstellen. Die Liste der beobachteten 27 Linken belegt, dass dahinter kein kluger, sondern ein wirrer Kopf stecken muss. Steffen Bockhahn gehört dem parlamentarischen Gremium an, dass die Geheimdienste überwachen soll. Dass so etwas existiert, wissen gerade die Ostdeutschen zu schätzen. Das wird entwertet, wenn die Kontrolleure selbst kontrolliert werden. Es kann auch nicht sein, dass die Thüringerin Kersten Steinke beobachtet wird. Für die Chefin des Petitionsausschus-

Foto: Emil Bratt Borsting/AP

Wolfgang Suckert über die Beobachtung der Linken

Studenten im Osten sind zufriedener

� Razzia bei vier mutmaßlichen Unterstützern der NSU

Besser als im Westen werden laut einer Studie die Bedingungen in den neuen Bundesländern eingeschätzt. Ost-Absolventen müssen aber länger nach Arbeit suchen und verdienen beim Berufseinstieg über 5000 Euro weniger Von Martin Debes Erfurt. Absolventen ostdeutscher Hochschulen sind zufriedener als jene in den alten Ländern. In einer aktuellen Umfrage gaben 87 Prozent von ihnen an, dass sie wieder an ihrer alten Hochschule studieren würden. Im Westen waren es dage-

ßere Rolle als das Prädikat „Exzellenz-Universität“. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hatte mehr als 500 Absolventen befragt, die im letzten Jahrzehnt ihren Abschluss machten. Auch wenn die Studie für die „Hochschulinitiative Neue Bundesländer“ erarbeitet wurde, also auch vom

tems aus dem Jahr 2009. Damals gaben 80 Prozent der OstStudenten an, gern an ihrer Hochschule zu studieren. Im Westen äußerten sich nur 67 Prozent positiv. Zudem legen die aktuellen Befragungsergebnisse nahe, dass Absolventen aus den neuen Bundesländern genauso er-

länger nach einer Stelle suchen und sich häufiger bewerben. Als Ursache dafür vermutet das Institut die bessere Vernetzung westdeutscher Hochschulen mit der dort stärker vertreteten Industrie. Zudem sei die Arbeitsmarktsituation im Osten nach wie vor schlechter. Auch das Einstiegsgehalt ostdeut-

deutschen mit 34 000 Euro. Laut Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) belege die Studie die „enormen Anstrengungen“ des Landes. Dass inzwischen 40 Prozent der Studienanfänger aus den alten Bundesländern kämen, liege unter anderem an dem breiten Spektrum der angebotenen Fachrich-

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Ermittler der Bundesanwaltschaft durchsuchten gestern die Wohnungen von vier mutmaßlichen Unterstützern des Jenaer Neonazi-Trios. Auch im Jagd-


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Mittwoch, . August  B F 

Preis , B . Woche B Nr. 

Apolda Zwiebelmarkt erreicht mit  Händlern seine Grenze

Niedertrebra Zum vierten Mal Kreisschau der Jungzüchter

1. Lokalseite

2. Lokalseite

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Schweres Erbe Gaddafis

Christian Fröhlich zur Situation in Libyen

Robert Hartings goldener Wurf Der Berliner Diskuswerfer hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Daegu den ersten Titel für Deutschland geholt. Sport

A

uch wenn das letzte Aufbäumen der Schergen Muammar Gaddafis noch viel Blut kosten könnte, seine Herrschaft ist Geschichte. Das absehbare Ende offener Kämpfe bedeutet aber noch längst nicht Stabilität. Das System Gaddafi hat Libyen auf allen Ebenen durchdrungen. Mit blanker Gewalt, oft aber auch durch gekaufte Loyalität und Patronage. Dieses Netzwerk gegenseitiger Abhängigkeiten lässt sich in einem Entwicklungsland mit ausgeprägten Stammesstrukturen nicht ohne Weiteres aufbrechen. Schon gar nicht in den Siedlungsgebieten der GaddafiGetreuen, etwa um die Stadt Sirte oder im Landesinneren. Hier dürften sich bewaffneter Widerstand und Terror gegen eine Neuordnung festsetzen. Auch der Sieg der Revolutionäre bedeutet noch längst keine Wendung zum Besseren. Freilich hat der Aufstand eine Diktatur beseitigt. Allerdings war das Aufbäumen gegen Gaddafi

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Thüringer CDU will Zwang zum Kläranschluss abschaffen Landtagsfraktion fasst heute Beschlüsse, um Investitionen zu sparen. Das zuständige Ministerium reagiert skeptisch Von Martin Debes Erfurt. Trotz Bedenken von Experten will sich die CDU für eine Senkung der Standards bei der Abwasserentsorgung stark machen. Die Regierungsfraktion werde heute entsprechende Beschlüsse fassen, sagte ihr Vor-

nicht Gebiete anschließen, in denen in 20 Jahren kaum noch jemand wohnt.“ Notwendig sei eine Mischung aus zentraler und dezentraler Abwasserentsorgung. Aktuell sind 71 Prozent der Thüringer an insgesamt 590 kommunale Kläranlagen ange-

EU-Richtlinie als „empfindliches Gebiet“. Gemäß den geltenden Regelungen müssen alle Gemeindegebiete mit mehr als 2000 Einwohnern an eine zentrale Kläranlage angeschlossen werden. Für Orte mit mehr als 10 000 Einwohnern gelten noch strengere Vorschriften für

viel zu eng ausgelegt. „Wir sollten auf alles verzichten, was europa- und bundesrechtlich nicht zwingend vorgeschrieben ist“, empfiehlt er Im CDU-geführten Umweltministerium erklärte man gestern, dass man dies bereits seit einiger Zeit tue. Die Investiti-

be man das Wassergesetz geändert und ein Jahr später eine neue Verordnung erlassen, um den Bau von Kleinkläranlagen zu erleichtern. Dieses Angebot werde gut angenommen. Mohrings Vorstoß ist eine Reaktion auf die explodierenden Kosten des Entsorgungs-Sys-

� Libysche Rebellen stellen Gaddafi Ultimatum Bis Sonnabend geben die Aufständischen seinen Anhängern Zeit, die Waffen niederzulegen. Der Kampf tritt in die entscheidende Phase. Seite 2 FDP vertraut Westerwelle Führende Liberale stellen sich hinter den Außenminister. Der habe keineswegs vor, die Vertrauensfrage zu stellen. Seite 2

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Letzte Ruhe unter Bäumen Immer mehr Menschen möchten sich in sogenannten Friedwäldern beerdigen lassen. Doch


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Südharz Feuerwehr hatte die meisten Einsätze seit  Jahren

Ellrich Horst Fischer ist Legende des Südharzer Motorrennsports

1. Lokalseite

3. Lokalseite

� 3. Bundesliga Osnabrück − RW Erfurt

Die Faszination des Alters

2:3

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Die Kosten der Energiewende

Bernd Jentsch zum Streit um erneuerbare Energien

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ie Windenergiebranche hält Einzug in Thüringen. − Hat sie doch schon längst, könnte man einwänden − angesichts von rund 600 Anlagen, die sich derzeit im Freistaaat drehen. Doch die sicherten bestenfalls Arbeitsplätze bei einigen Thüringer Firmen, die mit dem Aufbau oder der Wartung betraut wurden. Jetzt, das ist die neue Qualität, siedelt sich ein Unternehmen der Branche im Freistaat an und schafft dabei neue Dauerarbeitsplätze. Auch wenn in den Werkhallen in Gotha zunächst keine Fertigung vorgesehen ist, der erste Schritt ist vollzogen. Zumal am neuen Standort durchaus auch Reparatur von Anlagenteilen erfolgen soll. Die Ankündigung, die Leistung der Windanlagen in Thü-

Foto: Alexander Volkmann

Mit der 101-jährigen Amalia Waizel startet heute unsere neue Serie „Ein Jahrhundertleben“. Seite 5

Noch eine Woche Eiseskälte Auto-Batterien werden Mangelware

� Konservative in der CDU sammeln sich

Pannendienste sind derzeit in ganz Thüringen im Dauereinsatz − und die Temperaturen bleiben weiterhin so frostig Von Peter Rathay Erfurt. Die Rekordkälte in Thüringen macht den Autofahrern immer stärker zu schaffen. Bei Temperaturen um die minus 17 Grad versagen Batterien und Motoren ihren Dienst. Autowerkstätten und Pannenhilfe

Und dann können auch die Pannenhelfer nichts mehr machen. Die Helfer kommen − die Frage ist nur wann. Wartezeiten bis zu vier Stunden sind derzeit normal. Gestern musste beispielsweise auch ein Einsatzfahrzeug des ADAC im Be-

schleppwagen zu Notfällen ausrücken. „Die meisten Sorgen machen uns derzeit die Dieselfahrzeuge“, bestätigte auch Uwe Kleiber. Vor allen Dingen neuere Fahrzeugtypen kamen mit den widrigen Bedingungen nicht klar. Oftmals seien verunreinigte Dieselfilter der Grund

Diesel mit einem Schluck Benzin zu verdünnen, ist keine Lösung − die Prozedur schadet den modernen Selbstzündern. Neue Batterien werden bereits zur Mangelware, in einigen Werkstätten sind sie ausverkauft. „Wir haben für unsere 22 Filialen in Thüringen schon

kommen wir mit der Lieferung kaum nach.“ Bei den Wartezeiten an der Telefonhotline sind aber auch die A.T.U-Mechaniker mehr als machtlos. Damit der Verkehrsfluss auf den Autobahnen, Bundes- und Landstraßen nicht zum Erliegen kommt, sind die Männer

Ein Zusammenschluss konservativer CDU-Politiker im sogenannten „Berliner Kreis“ stößt unionsintern weiter auf Bedenken. Wolfgang Bosbach, einer der Protagonisten, sagte, die Parteispitze solle den Kreis als

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Apolda Nach Großbrand konkrete Hinweise auf Täter

Landkreis Veranstaltungen locken am Männertag

1. LOKALSEITE

2. LOKALSEITE

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Ungerechte Gerechtigkeit

Frei

Paul-Josef Raue zum Urteil im Kachelmann-Prozess

Jörg Kachelmann nach dem Urteil: Sieht so ein Mann aus, der freigesprochen ist? „Wir entlassen ihn mit dem Verdacht als möglichen Vergewaltiger“, sagt der Richter. „Und die Klägerin mit dem Verdacht als mögliche rachsüchtige Lügnerin.“ Foto: dapd Leitartikel und Seite 3

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ichter und Staatsanwälte geben sich gerne selbstbewusst: Uns interessiert nicht, was die Journalisten schreiben! Wir lassen uns nicht unter Druck setzen! Den Richtern dagegen, die über Kachelmanns Schuld richten mussten, ist der Prozess an die Nieren gegangen. In der Urteilsbegründung lassen sie allen Gleichmut fahren und greifen an, wen sie angreifen können: Verteidiger Schwenn geht respektlos mit den Richtern um. Zeuginnen schaden durch Medien-Interviews dem Ablauf des Prozesses. Experten urteilen per Ferndiagnose unsachlich und klischeehaft. Anonyme Kommentatoren im Internet treten Rechte von Angeklagtem, Klägerin und Gericht mit Füßen. Journalisten erzeugen Stimmungen und schaden dem Ansehen der Justiz. Die Richter stimmen zu Recht ein Klagelied an. Doch es ist ei-

So viele Menschen in Arbeit wie noch nie seit 19 Jahren Erwerbslosenzahl in Deutschland sank im Mai unter drei Millionen und damit auf den niedrigsten Wert seit 1992 Von Dietmar Grosser Erfurt. Mit 2,96 Millionen sank die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland im Mai auf den niedrigsten Stand seit 1992. Wie die Bundesagentur für

Jobs abgebaut werden dagegen im Bereich der Dienstleistungen. Auch spiegelt die offiziell gemeldete Arbeitslosenzahl die Geschehnisse auf dem Arbeitsmarkt nicht umfassend wider: Tatsächlich waren knapp 4,2

− erst wieder im Dezember zu überschreiten. Auch in Thüringen hat sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt fortgesetzt. Gegenüber dem Vormonat sank die Zahl der arbeitslos ge-

meldeten Menschen um 6900 auf 102 400, wie die für Thüringen zuständige BA-Regionaldirektion mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 16 100 Erwerbslose

weniger. Die Quote sank um 0,5 Punkte auf 8,7 Prozent. „Die Einstellungsbereitschaft in den kleinen und mittleren Unternehmen ist weiterhin sehr hoch“, benennt Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der In-

� Kanzlerin durfte nicht über den Iran fliegen Auf dem Weg nach Indien verweigerte der Iran einer Regierungsmaschine mit Angela Merkel die Luftraum-Freigabe und zwang sie zu einer zweistündigen Warteschleife über der Türkei. Seite 2 Stromkonzern will klagen Eine milliardenschwere Klage hat der Energieriese Eon gegen den beschlossenen Atomausstieg angekündigt. Seite 2

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H Ta eut g em de i so tV ffe erö ne ffe n nt De li nk chu m ng al s

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Apolda Nach Großbrand Apolda Außergewöhnlicher konkrete Hinweise auf Täter Kalender dank Körpermalers

Landkreis Veranstaltungen Apolda Weltmeister Roczen locken am Männertag fährt den Tannengrund ein

1. LOKALSEITE

2. LOKALSEITE

1. Lokalseite

Lokalsport

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Ungerechte Gestärkte Gerechtigkeit Demokratie

Paul-Josef Rauegestrigen zum Urteil Axel Eger zum Urteil im desKachelmann-Prozess Bundesverfassungsgerichts

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ichter und Staatsanwälte a, aber. sich gerne Aufgeben diese zwei Worteselbstlässt UnsUrteil interessiert sichbewusst: das gestrige des nicht, was die Journalisten Karlsruher Verfassungsgeschreiben! Wir lassen uns nicht richts im Prinzip reduzieren. unter DieDruck Richtersetzen! erlauben der ReDen Richtern die gierung in Berlin,dagegen, den eingeüber Kachelmanns richschlagenen Weg zurSchuld Rettung ten ist der Prozess des mussten, Euro weiterzugehen. Ihran die Nieren gegangen. In der UrEngagement bei den Sorgenteilsbegründung lassen sie Faallen kindern der europäischen Gleichmut fahren und greifen milie in Form von Krediten und an, wen sie angreifen können: Bürgschaften ist legitim − ein Verteidiger Blankoscheck istSchwenn das aber geht ausrespektlos drücklich nicht.mit den Richtern Das istum. keine Überraschung. Urteil Zeuginnen durch Das steht schaden in der Tradition Medien-Interviews dem der bisherigen RechtsspreAblauf des chung. Denn dieProzesses. Verfassungs Experten urteilen per Fernhüter können nicht erledigen, diagnose unsachlich und was Parlament und Regierung klischeehaft. zu bewältigen haben. Das kom Anonyme Kommentatoren plexe Wesen der Euro-Zone mit im Internet treten Rechte all ihren Untiefen und Fallstrickenvon lässtAngeklagtem, sich nicht mitKlägerin einem und Gericht Füßen. Richterspruch immit Handstreich Journalisten erzeugen entwirren. Stimmungen und schaden Dieser Tragweite seiner Entdem Ansehen scheidung war sichder derJustiz. Senat Die Richter stimmen zudie Recht bewusst: Ein Urteil gegen ein Klageliedwäre an. Doch es ist eiEuro-Hilfen auch ein

Frei Jörg Kachelmann nach dem Urteil: Sieht so ein Mann aus, der freigesprochen ist? „Wir entlassen ihn mit dem Verdacht als möglichen Vergewaltiger“, sagt der Richter. „Und die Klägerin mit dem Verdacht als mögliche rachsüchtige Lügnerin.“ Foto: dapd Leitartikel und Seite 3

Karlsruhe erlaubt Euro-Hilfen Deutschlands Beteiligung an den europäischen Milliardenhilfen ist mit dem Grundgesetz vereinbar, urteilte das Bundesverfassungsgericht. Leitartikel und Seite 2 Foto: dapd

GuterMenschen Wohnraum wird inwie So viele in Arbeit Thüringens großen Städten noch nie seit 19 Jahrenknapp Neuansiedlungen von Firmen, Landflucht und zunehmende Wertanlage in Immobilien treiben die Preise nach oben

Erwerbslosenzahl in Deutschland sank im MaiAls unter Millionen damit auf den niedrigsten Wert seit 1992 Verbraucherpreise insgesamt“, in westdeutschen Innenstädten Folgedrei des Ansturms in dieund wollen eine Wohnung in mögVon Dietmar Grosser lichst bester Gegend. Geld spielt Innenstädte sind vor allem in gar nicht mehr. Da spielten sagt der Chef des Verbandes der Quote sank um 0,5 Menschen um 6900 erst wieder im und Dezember zu meldeten Jobs abgebaut werden Von Dietmar Grosser Summen von einer halben Mil- weniger. Erfurt, Weimar Jena inErfurt. Mit den Neuansiedlun- da zumeist keine Rolle“,dagegen erwar- − ThüringerDie Wohnungswirtschaft, auf 8,7Ruhland. Prozent.Da„Die die für Thürin- Punkte in Thürinim Höfig Bereich derweitere Dienstleistunlion102 für 400, ein wie Mehrfamilienhaus zwischen sogarAuch sogenannte B- auf gen etwa von Bosch oder Daim- tet eine Aufwer- überschreiten. Hans-Joachim die in den zuständige BA-Regionaldihat sich gefragter. der Aufschwung Auch Innenstädte. spiegelt die offiziell gen Erfurt. 2,96 Millionen sank gen. für finanzkräftige Interessenten Einstellungsbereitschaft Lagen immer „Private gen ler am Mit Erfurter Kreuz suchen tung vieler Inflationsrate im Freistaat im kleinen und Jahr mittleren UnterArbeitsmarkt Arbeitslosenzahl die am die Zahl der Erwerbslosen in gemeldete oftmals mitteilte. keine Rolle. Geldanleger etwa ausfortgesetzt. Frankfurt rektion Hunderte gut bezahlter ManaDazu gehöre aus seiner Sicht vergangenen bei rund zwei ist bewegen weiterhin Im Vergleich Vorjahr dem auf dem Arbeits- Gegenüber Deutschland im Maimit aufihren den Geschehnisse Kaum betroffenzum von der Miet- nehmen blicken voraus und Vormonat sehen die ger und Mitarbeiter inzwischen auch Nordhausen, Prozent lag, sichsehr die benennt Gerald waren es sind 16 100 Erwerbslose die Zahl arbeitslos ge- explosion nicht wider: sank niedrigsten Stand seit 1992. allerdings Thü- hoch“, Chancen der der Straßen in der Familien Wohnraum in der Er- markt während der umfassend Markt für ImmoMietsteigerungen nachGrusser, AngaInknapp 4,2 zweiten Reihe in fünf Jahren. ringer Bestandswohnungen in Hauptgeschäftsführer WieInnenstadt. die Bundesagentur für Tatsächlich furter bilien etwa inwaren Suhl stagniere. ben des Verbandes beider durch-

��  ����� � Kanzlerin durfte nicht In Teil 30 unserer Serie erzählt über den Iran fliegen Anna-Elisabeth Gries, wie sie Auf dem Weg nach Indien vermit ihrer Familie von der Goweigerte der Iran einer bert in den Westen flohRegie− den rungsmaschine mit Angela Höhenzug im Eichsfeld aber nie Merkel diekonnte. Luftraum-Freigabe vergessen Seite 7 und zwang sie zu einer zweistündigen Warteschleife über der Türkei. Seite 2 � Stromkonzern will können klagen 200 000 Thüringer Eine kaum milliardenschwere lesen und schreibenKlage hat deristEnergieriese Eon gegen Heute Welt-Alphabetisieden beschlossenen Atomausrungstag. Zwei Menschen erstieg angekündigt. Seite 2 zählen, wie sie den Kampf gegen ihre Leseschwäche auf-

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rtv Das komplette TV-Wochenprogramm

Erfurt Bahn taut Züge vor der Werkstatt auf

Erfurt Klinikum zahlt Patient , Millionen

32-seitiges Magazin

3. Lokalseite

3. Lokalseite

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Nur noch Formsache

Staatsanwälte wollen ermitteln

Jan Hollitzer zur Entwicklung der Wulff-Affäre

Die Staatsanwaltschaft Hannover hat am gestrigen Abend beim Bundestag die Aufhebung der Immunität von Bundespräsident Christian Wulff beantragt. Leitartikel, Seite 2

Foto: dapd

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as hätte nicht sein müssen. Das hätte uns allen erspart bleiben können. Vor allem auch Christian Wulff selbst. Bis zum jetzigen Zeitpunkt vermochte er es nicht, die Öffentlichkeit und Justizbehörden von seiner Unschuld zu überzeugen. Nicht durch die Stellungnahmen seiner Anwälte. Nicht durch seinen Versuch, die ganze Affäre stoisch auszusitzen, um so trotzig zu demonstrieren , dass ihm Unrecht widerfährt. Doch genau mit dieser Taktik war er schlecht beraten. Er selbst hat diese Eskalationsstufe provoziert und ein Szenario heraufbeschworen, welches bislang einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist: Eine Staatsanwaltschaft beantragt die Aufhebung die Immunität des Bundespräsidenten, um gegen diesen ermitteln zu können. Das Warum ist dabei übrigens fast zweitrangig. Und ob der Vorgang berechtigt ist und

Ausschuss will Zschäpe vorladen Thüringer Untersuchungsausschuss hat die Vernehmung der mutmaßlichen Rechtsterroristin beschlossen. Nach der gestrigen ersten Zusammenkunft tagt das Gremium künftig einmal im Monat Von Kai Mudra Erfurt. Mit einer Überraschung endete gestern die Konstituierung des Thüringer Untersuchungsausschusses. Das Gremium will am 12. März Beate Zschäpe zur Vernehmung vorladen. Das erklärte die Ausschussvorsitzende Dorothea Marx (SPD) nach Sitzungsende. Der Beschluss dafür sei ein-

Politikerin. Sie verwies darauf, dass der Verdächtigen kein Forum zum Verbreiten rechtsextremer Parolen geboten werde. Mit dem Vorschlag, Beate Zschäpe zu vernehmen, hatte die SPD die anderen Fraktionen, somit auch den Koalitionspartner CDU, gestern überrascht. Ganz offensichtlich war das Vorgehen nicht abgesprochen. Die stellvertretende Aus-

Der Ausschuss beschloss zudem, umfangreiche Akten zur Auswertung heranzuziehen. „Wir werden Dokumente aus dem Innen-, dem Justizministerium aber auch vom Landeskriminalamt und dem Thüringer Verfassungsschutz anfordern“, erklärte die Vorsitzende. Diese Beschlüsse seien ebenfalls einstimmig gefasst worden. Der Ausschuss, der sich auf

ge Ausnahmen in öffentlicher Sitzung. Die übrigen Beratungen des Gremiums sind nach dem Gesetz vertraulich. Dorothea Marx wollte nicht ausschließen, dass eines der Ergebnisse der Arbeit das Zusammenlegen von Verfassungsschutzämtern sein könnte. Sie gehe davon aus, dass der Ausschuss bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2014

mittlungspannen bei der Fahndung nach den Jenaer Bombenbastlern beschäftigt, aber auch Ursachen für das Herausbilden militanter Neonazistrukturen untersuchen soll, tagte gestern das erste Mal. Alle Fraktionen hatten sich im Januar auf den Untersuchungsausschuss und dessen Auftrag geeinigt. Das Entsetzen über die bekannt gewordenen

� Europäer sollen noch später eine Rente beziehen Die Europäische Kommission will, dass die Menschen länger arbeiten. Deutschland muss zunächst die überaus schwierige Ost-West-Anpassung der Renten bewältigen. Seite 3 Lange Kontonummer Ab 2014 bekommt in der Europäischen Union jeder Bankkunde eine Kontonummer mit 22 Stellen. Alte Lastschriftverträge müssen deshalb nicht umgestellt werden. Seite 7

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Sonnabend, . September  B F 

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Apolda Kunsthaus eröffnet Impressionisten-Ausstellung

Bad Sulza Jenaer Sammler zeigt historische Fahrräder

3. Lokalseite

5. Lokalseite

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Vor der Hacke ist es duster

Was vom 11. September blieb Zehn Jahre nach den Anschlägen auf die Zwillingstürme in New York entsteht dort ein Museum mit Erinnerungsstücken. Auch unsere Leser blickten zurück und schrieben auf, wie sie den Tag erlebt haben. Gestaltung: Andreas Wetzel Seite 8 und Thüringen zum Sonntag

Matthias Thüsing zum gescheiterten Generalvertrag

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or der Hacke ist es duster. An den alten Bergmannsspruch fühlt sich erinnert, wer den finanziellen Blindflug des Umweltministeriums in der freistaatlichen Altlastensanierung verfolgt. Da wird ein Vertrag geschlossen, der die Aufarbeitung von über 1000 alten Industriestandorten auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag festlegt. Nun stellt dasselbe Ministerium erstaunt fest, dass insbesondere im Thüringer Altbergbau noch ungeahnte Risiken schlummern, von denen man damals nichts gewusst haben will. Im gleichen Atemzug wird das versichert, was auch schon der damalige Staatssekretär Stefan Illert versichert hatte − nämlich dass die Schätzung damals sehr wohl Hand und Fuß gehabt habe. Hatte sie aber nicht, wie heute zu beweisen ist. Im Gegenteil: Dieser Vertrag war und ist unverantwortlich. Kein Privatmann, der etwa einen maroden Altbau saniert

Thüringen fehlen Hunderte Millionen für Sanierung von Altlasten Generalvertrag zwischen Bund und Land soll nachverhandelt werden, sonst bleibt der Freistaat auf den Kosten sitzen Von Matthias Thüsing Erfurt. Für die Sanierung der Umweltaltlasten aus DDR-Zeiten fehlen bis zu einer Milliarde Euro. „Die eingeplanten finanziellen Mittel sind nahezu aufgebraucht“, informierte Umweltminister Jürgen Reinholz

für die Aufarbeitung von mehr als 1000 Altlasten zwischen Rennsteig und Rhön. Zahlreiche Experten − wie etwa die damalige Umweltpolitikerin Dagmar Becker − hatten immer wieder vor dem Abschluss des Vertrages gewarnt. Zu groß seien die Risiken, so-

behörden ursprünglich angenommen. So habe die K+S Kali GmbH vor zwei Monaten einen aktualisierten Kosten- und Maßnahmeplan vorgelegt, der die Verfüllungen weiterer, bislang unbekannter Hohlräume vorsieht. Auch die unterirdischen Laugen-

immer nicht in den Griff zu bekommen, heißt es weiter aus dem Umweltministerium. „Die einmal kalkulierten 268 Millionen Euro an Sanierungskosten könnten sich daher verdoppeln, womöglich sogar verdreifachen“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums.

wieder neue technische Probleme zu einer massiven Kostensteigerung geführt. So seien etwa Uferböschungen an dem ehemaligen Teersee unvermutet abgerutscht, zudem drohe das Grundwasser durchzubrechen. Rasche Gespräche zwischen Land und Bund forderte gestern

��  ����� Teil 32 unserer Serie zeigt die Vielfalt der Pflanzen und Tiere, die auf dem Grünen Band an der einstigen Grenze ihren Lebensraum gefunden haben. Thüringen zum Sonntag

� Ratsvorsitzender Schneider im TA-Interview Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, will im Gespräch mit Papst Benedikt in

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Beispiele Sektions-Titelseiten

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Kultur in Thüringen Thüringer Allgemeine

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Ingersleben feiert

Sonnabend, . Juni 

Ein Volksvergnügen

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Von Michael Helbing

Katrin Göring-Eckardt ist Bundestagsvizepräsidentin Das Wochenende gehört auch bei mir der Ruhe und Entspannung. Das klappt nicht immer, aber ein wenig abzuschalten, gibt bekanntlich Kraft und Energie für neue Taten. Wenn es die Zeit erlaubt, nutze ich die Gelegenheit, um neue kulinarische Variationen auszuprobieren oder zu backen, denn selbstgemacht schmeckt es doch am besten und die Zutaten aus ökologischem Anbau oder gar die Kräuter aus dem eigenen Garten befördern den Genuss gleich doppelt. Mein Wochenende steht diesmal aber ganz im Zeichen des Ingerslebener Dorfjubiläums. Am Samstag übernehme ich nach einem ausgiebigen Frühstück die Schirmherrschaft für das 900. Jahr seiner urkundlichen Erwähnung. Damit kann das beschauliche Dörfchen am Rande Erfurts, welches für mich und meine Familie zur Heimat geworden ist, auf eine lebhafte Vergangenheit zurückblicken. Dabei gibt der Festumzug spannende Einblicke in die bewegte Geschichte der Kirchgemeinde von der Christianisierung über die Reformation bis hin zu den sozialistischen Einflüssen. Auch die Tradition des 1. Mai und die bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts bestehende Kinderbetreuung im Ort werden gewürdigt, ebenso wie die vielen dörflichen Vereine. Am Sonntag entspanne ich nach dem Festgottesdienst in der Marienkirche beim Lesen. Und hinterher mache ich dann vielleicht einfach mal. . . nichts.

�� � Samstag Friedrichsrode, 14 und 16 Uhr Die 3K-Theaterwerkstatt Mühlhausen spielt beim Kunstmarkt „Vom Fischer un syner Frau“.

Weimar. Loriot, Grandseigneur der bundesdeutschen Satire, ist oft gefragt worden, warum bei ihm Politiker eine so geringe Rolle spielen. Seine Erklärung war verblüffend einleuchtend: Satire sei eine Waffe, die sich gegen die Macht richtet. In einer funktionierenden Demokratie aber liege die beim Volke. Also „ist die Zielrichtung der Satire der Wähler und nicht diese paar Nasen da oben“. So entpuppte sich der Mann mit der Nudel im Gesicht 1979 als vornehmster Homo Politicus. Mehr als 30 Jahre später prüfte jetzt Weimars Kleinkunstfestival im Spiegelzelt gleichsam, ob dessen Bühne dazu taugt, den stabilen Boden des Grundgesetzes abzugeben, um darauf die Machtfrage zu stellen. Weil, es gab im morgen zu Ende gehenden Programm der achten Saison einen Schwerpunkt für politisches Kabarett. Er habe, hatte Festivalchef Martin Kranz vorab gesagt, „deutlich gemerkt, dass die Leute daran wieder interessiert sind“. Insofern lieferte der Kulturmanager seinem Publikum, was der Badener Florian Schroeder (31) „Dienstleistungskabarett“ nennt. Kern von Schroeders Programm ist die „IMM-Generation“: irgendwas mit Medien. „Wir haben uns entschieden, uns nicht zu entscheiden“, so Schroeder. Man befinde sich zwischen Twitter, Facebook und Iphone „permanent mit Vollgas im Leerlauf“. Hier (be-)trifft Kabarett das Gemeinwesen und wird insofern politisch. Allerdings betet Schroeder dergleichen seit Jahren herunter. Die aktuellen Anteile des Abends wirken eher plump: dass Philipp Rösler die Brückentechnologie in eine FDP-freie Demokratie sei, dass cool und spießig zugleich nur bei Grünen gehen würde. Als Parodist geht Schroeder in einer ebenfalls recht alten Nummer Kollegen an, von denen einige vor und nach ihm im Spiegelzelt gastierten: Den an Parkinson erkrankten Ottfried Fischer, der in Weimar bayerische Völkerkunde betrieb. Jochen Busse, der binnen einer

Gotha, Friedenstein, 14.30 Uhr Deutschlandradio sendet live aus dem Spiegelsaal der Bibliothek. Der Eintritt ist frei. Nordhausen, Theater, 11 Uhr Der Jugendclub präsentiert im Theater unterm Dach „EinBILDung“ als Premiere.

Das DNT Weimar zeigt ab . Uhr die Oper „Rigoletto“ letztmalig mit George Gagnidze in der Titelrolle. Foto: Candy Welz

Sonntag Ettersburg, Schloss, 16 Uhr Das Aperto Piano Quartett spielt Werke von Johannes Brahms und Gabriel Faure. Dornburg, Schloss, 19 Uhr Im Kaisersaal des Alten Schlosses gibt es ein Klavierkonzert von Cora Irsen.

��� Wäre ich, der ich bin − wären dann die anderen noch die, die sie sind? Tobias Grüterich, Geodät Redaktion dieser Seite:

Sigurd Schwager

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Im am Sonntag zu Ende gehenden Spiegelzelt-Festival gab es unter anderem viel politisches Kabarett zu sehen. Versuch einer Bilanz nach mehreren satirischen Abenden in Weimar

Jochen Busse, ein Altmeister des Kabaretts, im Weimarer Spieglzelt. Foto: Candy Welz Dekade zum Gesicht des Privatfernsehens mutierte. Und Choleriker Wilfried Schmickler. Der kam in Schroeders Parodie bissiger daher, als zwei Abend zuvor im Original. „Kabarett ist nur noch ein Pickel am Arsch der Gesellschaft“, ließ Schroeder ihn sagen. Der Rheinländer Wilfried Schmickler (56) selbst hielt eine politisch-literarische Predigt, die virtuos dahinplätscherte. Zwar bot er dem Publikum an,

künftig auf Kirchgänge zu verzichten: „Dafür treffen wir uns einmal im Monat und ich lese ihnen mal so richtig die Leviten.“ Das hätte er auch gleich tun können. Stattdessen Sätze wie dieser: „Ich geh’ in die Politik ist heute gleichbedeutend mit: Ich geh’ auf den Strich.“ Eröffnet hatte den Reigen der Bayer Christian Springer (46). Er tritt auf als Fonsi, Kassenwart auf Schloss Neuschwanstein, und ruft: „Ich bin für den

sofortigen Ausstieg von allen Politikern!“ Doch fügt er bald hinzu, es sei modern, auf Politiker draufzuhauen. Dabei würde das Volk immer schwieriger. Beispiel: Wir wollen keine Atomenergie, keine Kohlekraft, keine Windräder in der Landschaft. „Gar nichts wollmer. Aber Strom wollen wir schon. − Wir sind schwer erziehbar.“ Springer ist ein leiser, nachdenklicher Satiriker, dem es um mehr geht als die nächste Poin-

te. Indes war sein Weimarer Abend nicht ausverkauft. Wo das Bühnenbrett zum Fundament einer moralischen Anstalt zu werden droht, lässt das Interesse offenbar deutlich nach. Volles Haus indes bei Jochen Busse (70) und Henning Venske (72). Der säuerliche Westfale und der knorrige Hamburger streiten im Wartezimmer einer Arztpraxis probeweise, „für die Fernsehaufzeichnung“. Weil Fernsehen ja nicht blöde macht, so Venske. Nein: „Blöde machen Fernsehen.“ Der Rest ist solide Unterhaltung, auch auf der Bühne, die nicht nur an diesem Abend zum Ort der Zweitverwertung nach erlangter TVProminenz geworden ist. Kabarett ist inzwischen Fleisch vom Fleische der medialen Dauerberieselung. Das führt zu Relevanzverlust, dem sich zu entziehen wenigen gelingt. Dem Niedersachsen Andreas Rebers (53) schon. Er tritt auf als der Religionsstifter einer Glaubensgemeinschaft, der „Bitocken“: eine Mischung aus „Teilzeitjuden, Gelegenheitsmoslems, Ein-Euro-Christen“. Und er wahrt im satirischen Gottesdienst stellvertretend für uns kritische Distanz zur Macht, etwa so: „Ich bin froh, wenn ich mir nicht begegne.“ Durch Rebers aber konnte man sich selbst begegnen, so wie durch Fonsi auch. Ansonsten lässt uns das Kabarett auf die vergnügliche Art weitgehend in Ruhe. Und das ist kein Vergnügen. Man könnte fast zum Nostalgiker werden. Jedenfalls bleibt eine unerfüllte Sehnsucht nach dem Moment, in dem die Fetzen fliegen. Aber nicht zufällig wohl war der Höhepunkt der diesjährigen Spiegelzeltsaison ein Abend der Erinnerung: Der große Wiener Satiriker Georg Kreisler (88) ließ Texte seines Lebens Revue passieren. Kann sein, dass es heißt, vom Kabarett alsbald Abschied zu nehmen und die Machtfrage an einem Ort zu stellen, der erst noch gefunden werden muss.

Das Finale im Spiegelzelt bestreiten, jeweils . Uhr, heute der Franzose Alfons und morgen der Soulsänger Stefan Gwildis.

Auktionshaus Wendl feiert Jubiläum Die Versteigerungen in Rudolstadt begannen1991 mit 600 Objekten, jetzt stehen 4000 Objekte auf der Angebotsliste Von Karsten Jauch Rudolstadt. Mit einer Jubiläumsauktion erinnert das KunstAuktionshaus Wendl an seine Gründung vor 20 Jahren. Gleich in zwei Bänden haben Anke und Martin Wendl die Angebote für die 70. Auktion aufgelistet und schrieben dazu: „Solch ein Jubiläum soll nicht nur ein Erinnern provozieren,

sondern auch Motivationsschub für die Zukunft sein.“ Tatsächlich gelang dem Ehepaar eine gute Premiere. Genau zwei Jahre nach dem Mauerfall fand die erste Auktion des Rudolstädter Ehepaares statt. Obwohl nur rund 600 Objekte auf der Angebotsliste standen, wurden fast alle verkauft. Der sensationelle Auftakt hat mit zum Renommee des Aukti-

onshauses beigetragen, das zu den besten seiner Art in Thüringen gehört. Schlagzeilen machte das Haus 2005 mit der Versteigerung eines Sekretärs, der bis 1945 im Besitz von Albert Speer gewesen sein soll. Per Telefon wurde damals das höchste Gebot in der Geschichte des Hauses erreicht − 80 000 Euro. Allerdings meldeten Nachfahren Speers Ansprü-

che an, sodass das Möbel nach einer einstweiligen Verfügung nicht veräußert werden durfte. Zu den Höhepunkten der Jubiläumsauktion dürfte heute die Versteigerung von Möbeln, Gemälden und Zeichnungen werden, darunter Blätter von Otto Dix, Jean Cocteau, Miro und Dali, aber auch Arno Breker. Auch ein Gemälde von Otto Knöpfer wird angeboten.

Anke und Martin Wendl. Foto: Peter Scholz

Kluge Lebensbetrachtungen Bestseller in Thüringen: Horst Evers erzählt in dem Buch „Für Eile fehlt mir die Zeit“ hinreißende Alltagsgeschichten Von Frauke Adrians Erfurt. „Für Eile fehlt mir die Zeit“: Der Titel klingt nach einem dieser besserwisserischen Entschleunigungs-Ratgeber, die ihre Leser mit entweder binsenweisen oder völlig unrealistischen Tipps „für Ihr persönliches Zeitmanagement“ nerven. Glücklicherweise hat der Kabarettist Horst Evers, Jahrgang 1967, mit Ratgeberliteratur nichts am Hut. Sein Buch, das sich seit Monaten in der Thüringer Bestsellerliste hält, ist eine Sammlung komischer, grässlicher, hintersinniger, auf jeden Fall hinreißender Alltagsgeschichten. Wer die erste gelesen hat − die Titelgeschichte; sie handelt von einer horrenden

Der Schriftsteller Horst Evers begeisterte sein Publikum zur Erfurter Herbstlese. Foto: Andrea Fricke Zugfahrt mit viel zu viel hinterhältiger Technik an Bord −, der wird das Buch nicht mehr beiseite legen wollen. Auch wenn

Horst Evers viel zu intelligent und zu geistreich ist, um ein Ratgeberbändchen zu verfassen: Hintenrum, von der Seite,

stickum und ganz heimlich schleicht sich in seine Storys doch der eine oder andere Warnhinweis ein; vielleicht sogar ein Stückchen Gebrauchsanweisung für das Leben selbst. Wie halte ich einen guten Freund davon ab, ein verdächtig billiges Haus in Brandenburg zu kaufen? Was sollte ich auf dem Weihnachtsmarkt von Nordenham unbedingt vermeiden? (Ähnlichkeiten mit anderen Weihnachtsmärkten wären rein zufällig.) Wie bringe ich meine Lebensgefährtin dazu, eine hässliche, viel zu schwere Obstschale zu mögen? Wer da Antworten sucht, der braucht Intuition, Fingerspitzengefühl, Empathie − Gaben, von denen sich Horst

Evers nicht einmal sicher ist, ob er sie besitzt. Er weiß eigentlich nur, dass er keine Pfannkuchen backen kann und dass Google auch keine Lösung ist; und wer sich solcher Einsicht fähig erweist, der hat es im Leben schon weit gebracht. Nonsens, Satire, fatalistische Weisheit − etwas von allen dreien steckt in jeder Evers-Geschichte. In welche Richtung das Pendel am stärksten ausschlägt, das ist Leseransichtssache. Eines sind Evers’ kluge Lebensbetrachtungen in jedem Fall: ein großes Vergnügen.

Horst Evers: „Für Eile fehlt mir die Zeit“, Rowohlt, 14,95 Euro.

54 Musikpreise für Thüringer Neubrandenburg. Gestern endete in Neubrandenburg der 48. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Rund 2300 Teilnehmende präsentierten sich vor 19 Jurygremien. Von den insgesamt 76 Teilnehmern aus Thüringen, die sich über den Landeswettbewerb qualifiziert hatten, konnten 15 einen 1. Preis, 24 einen 2. Preis und 15 einen 3. Preis nach Thüringen holen.

Briefe von Winifred Wagner Bayreuth. Das Richard-Wagner-Museum in Bayreuth hat eine Reihe historischer Briefe der Schwiegertochter Richard Wagners sowie späteren Festspielleiterin, Winifred Wagner (1897-1980), geschenkt bekommen. Wie das Museum mitteilte, hat eine Stiftung die 54 kürzlich wieder aufgetauchten Schreiben von Wagner an ihre Freundin Helene Roesener von deren Enkelin gekauft und nun zur Verfügung gestellt. dapd

Beyelers Kunst wird versteigert London. Die Bestände der Galerie des 2010 verstorbenen Basler Galeristen und Kunstsammlers Ernst Beyeler werden am kommenden Dienstag und Mittwoch bei Christie's in London versteigert. Der erwartete Millionenerlös soll an die Fondation Beyeler in Riehen BS gehen. Die Galerie hatte ihre Pforten jedoch am vergangenen Wochenende geschlossen. dapd

� Beginnend Altenburg: 18., Lindenau-Museum: Junge Thüringer Kunst, Claudia Neuhaus, Wieland Payer, Robert Seidel, Anke Stiller. Apfelstädt: 18., Pfarrhof: Olaf Hopp, Gesichter Äthiopiens, Fotos (17). Erfurt: seit 16., Petersberg, Defensionskaserne: Kunsthaus Erfurt und Schau Fenster Berlin; seit 17., Kunsthandlung Marktstraße: Michael Hofmann, Holzschnitte; 18., Krönbacken: Face to face, Katja Hochstein, Marie-Theres Gallnbrunner, Almut Koeller (19). Gera: seit 14., Arcaden: Pressefotos Hessen-Thüringen 2010. Jena: seit 17., Optisches Museum: Landgang, Arbeiten Leipziger Studenten; 19., Romantikerhaus: Das literarische Jena, Dichterhäuser aus fünf Jahrhunderten (15). Mühlhausen: seit 16., Kornmarktkirche: Die musikalische Lebensreise des Komponisten Johannes Eccard. Ranis: seit 16., Burg: Andreas Berner, Fotografien. Saalfeld: 19., Johanneskirche: Gert Weber, Ecce Homo (9.30). Sondershausen: 18., Schlossmusuem: Musik und Architektur, Liszt und Schepping (18). Weimar: seit 15., Galerie Eigenheim: Stefan Winkler, Enrico Freitag, Lars Wild, Otto Hernandez, MichaL Schmidt, Marc Jung; 17. Kunsthalle: Carina Linge, Einsamer Eros. Zeulenroda: seit 16., Bio-Seehotel: Edel Vostry, Malerei und Skulptur.

Endend Altenburg: 19., Lindenau-Museum: Die Stadt, Fotografen der Agentur Ostkreuz. Bad Frankenhausen: 19., Panorama: Odd Nerdrum, Malerei. Erfurt: 18., Bibliothek Berliner Platz: Sabine Hellmuth; 19., Galerie Haus Dacheröden: Berühren erwünscht. Roßdorf: 19., Galerie im Gutshof: Peter Weber, Keramiken. Weimar: 19., ACC-Galerie: Jenseits der Sehnsucht. sw

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T C KU

Örtliche Aufheiterungen

Montag, . Februar 

Die Liebe zur Mechanik

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Martin Scorsese verneigt sich mit seinen Film„Hugo Cabret“ tief und eindrucksvoll vor der Geschichte des Kinos. Und hat den Film inszeniert, der Ende dieses Monats die meisten Oscars gewinnen wird − mit Recht Von Henryk goldberg

Paul-Josef Raue schreibt für die Liebhaber der deutschen Sprache Zum zweiten Mal begraben wir die wirklichen Unwörter, also unbrauchbare, missglückte, abgenutzte und aufgeblähte, die wir dennoch immer wieder hören und lesen: Abgesehen davon, dass „Abgesehen davon, dass Griechenland, Irland und Spanien inzwischen bis an die Schmerzgrenze sparen: Die Märkte testen die Widerstandsfähigkeit der Europäer mit brutaler Konsequenz.“ Eine junge Chinesin, des Deutschen kundig, versteht diesen Satz nicht, den sie in einer Zeitung gelesen hat. Dabei ist der Satz leicht zu verstehen, wenn sich der Autor ein wenig Mühe gegeben hätte: Er streicht das „Abgesehen davon, dass“ und formuliert einfach zwei Hauptsätze und setzt zwischen ihnen einen Punkt oder, noch besser, ein Semikolon. „Abgesehen davon, dass“ ist stets entweder eine Anmaßung („Von örtlichen Aufheiterungen abgesehen. . .“, sagt der Wetterbericht. Woher weiß er aber, dass ich gerade vom einzig Erfreulichen am Wetter abzusehen wünsche?) − oder eine Antinachricht: Alles, wovon der Leser absehen soll, sollte man schlüssigerweise weglassen. Bereich „Feuerwehr: Brandherd wohl im Bereich der Kinderzimmer“, lesen wir in der Zeitung nach dem Feuer in einem Aachener Haus, bei dem im Januar drei Kinder starben. Sprechen wir so? Nein, wir rufen zu: Der Brand ist in den Kinderzimmern ausgebrochen! Der „Bereich“ ist überflüssig, wird oft gebraucht, ist aber stets nutzlos. „Der Wagen verunglückte im Kurvenbereich?“ Nein, in einer Kurve. „Im innerschulischen Bereich nimmt die Gewalt zu.“ Nein, in der Schule nimmt die Gewalt zu. „Bereich“ ist ein Blähwort: Acht Silben für den abstrakten „innerschulischen Bereich“, vier für das bildhafte „in der Schule“. Dies sind einige der  Wörter, die im „Lexikon der unbrauchbaren Wörter“ stehen, zu lesen im gerade erschienenen Taschenbuch „Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus“, das der Kolumnist mit Wolf Schneider geschrieben hat.

� � Erfurt, Kinoklub, 19 Uhr Alexander Sokurows preisgekrönter Film „Faust“ läuft. Gotha, Staatsarchiv Ab heute zeigt eine Kabinettausstellung auf Schloss Friedenstein „Kaiserdiplome und Papstbullen des Mittelalters“. Weimar, Eckermann-Buchhandlung, 19 Uhr „Februar 1945 in Weimar“ titelt ein Vortrags- und Diskussionsabend.

��� Er ist ein guter Redner, besonders ein verlogener Einredner für das schlechte Gewissen. Gerhard Hörselmann, Finsterbergen Redaktion dieser Seite:

Casjen Carl

Erfurt. Alles in diesem Film ist künstlich. Die Stadt, die man so noch nie gesehen hat, der Bahnhof, den es so nicht gibt, die Geschichte, die eine Konstruktion ist. Alles ist künstlich und doch hat es eine Seele: So ist schon die Ästhetik eine Hommage. An jene Kunst, die um die vorletzte Jahrhundertwende daranging, lauter banale, triviale Dinge so lange mit einem magischen Zauber zu verbinden, bis sich Pappe, Sperrholz und Zelluloid zu einem bis dahin unbekannten Traum verbanden. Einem Traum, der aus Fabriken kam. Martin Scorsese, selbst einer der Großen dieser Kunst, ist mit dieser Verbeugung vor den Ahnen so sanft, so träumerisch, so romantisch, wie man ihn noch nie gesehen hat. Und er tut es auf eine Weise, dass sie eigentlich gar nicht anders können, als ihn, wie schon 2007 für „Departed − Unter Feinden“, den Oscar zu geben. Eigentlich müsste „Hugo Cabret“ so gut wie sämtliche Oscars erhalten, mit Ausnahme der für die Schauspieler. Die sind auch sehr gut, aber sie sind nicht das Eigentliche. Das Eigentliche ist die Liebe zur Mechanik. Eine Art von Mechanik ist schon die Story, die ein reines Transportmittel ist. Hugo Cabret, ein Waisenjunge, lebt, ungefähr 1930, auf diesem Pariser Bahnhof. Er lebt in ihm, seinen geheimen Gängen, den Kanälen, den verborgenen Treppen. Er zieht die Uhren auf, stellt hier einen Zeiger, schmiert dort ein Zahnrad. Und niemand weiß es, er übernahm das Gewerbe von seinem saufenden und ersoffenem Onkel. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er durch kleine Diebstähle, sein Lebenssinn ist dieser mechanische Mensch. Eine merkwürdige Konstruktion, eine mechanische Puppe mit dem Gesicht eines melancholischen Mannes. Hugo hat sie von seinem toten Vater und wenn er sie reparieren kann, dann erhält er vielleicht eine Botschaft des Vaters. Isabelle, das Pflegekind des alten Spielzeughändlers Georges (Ben Kingsley), besitzt, wir erfahren

In Martin Scorseses wunderbarem Film turnt Hugo Cabret (Asa Butterfield) an der Uhr wie einst Harold Lloyd. Foto: Paramount Pictures, Jaap Buitendijk später den Grund, den herzförmigen Schlüssel zum Aufziehen des mechanischen Menschen. Und der beginnt, einmal berührt mit diesem Herz, zu zeichnen: einen Mond, dem eine Rakete eines seiner Augen tränen macht. . . Dieses Bild ist eine Ikone des Kinos. Es ist aus dem Film „Die Reise zum Mond“, dem Geor-

ges Melies 1902 drehte. Melies (1861/1938) ist ein Pionier des Kinos. Er war der erste, der begann, im Kino zu zaubern, der fiktive Geschichten erzählte mit Feen und Drachen und Raketen. Er erkundete die Möglichkeiten des bewegten Bildes, nachdem dieses 1895 einmal erfunden war. Nach dem ersten Weltkrieg war er vergessen, bis

er in den frühen dreißiger Jahren erneut entdeckt und geehrt wurde. Davon erzählt Martin Scorsese − und dieser Regisseur, der sonst für harte Inszenierungen steht („Taxi Driver“, Gangs of New York“) tut es auf eine bezaubernde Weise. Dieser Bahnhof ist zum Verlieben. Die Liebe zur Mechanik,

also die Liebe zum Analogen, zeigt Scorsese mit den Mitteln des Digitalen, so führt er uns das Innenleben des Bahnhofes dreidimensional vor: die Zahnräder, die Übertragungsriemen, die Federn, den wabernden Dampf, all die Mechanik, bei der viele Rädchen sich verbinden zu einem System. Gleichsam verzückt sieht Marin Scorsese, wie der mechanische Mensch sich zu regen beginnt. Das ist die etwas melancholische Liebe zu den Anfängen, zu den mechanischen Kameras und Projektoren, die wir später sehen werden. Zu dem komischen und rührenden Studio von Georges Melies, wo sie zaubern mit Pappe, Mut und Fantasie. Tausend kleine Geschichten bereitet Scorsese aus auf diesem Bahnhof, die ein wenig den fröhlichen Charme der „Amelie“ haben − und die nie so tun, als wären sie wirklich: der Stationsvorsteher mit der ewig klemmenden Prothese, den Sacha Baron Cohen, also „Borat“, spielt als zugleich komische und grausame Figur, ein wenig auch er ein mechanischer Mensch, der erbarmungslos Waisenkinder fängt und stoternd die Blumenfrau liebt. Die Dame mit den Zähnen und dem Hündchen und ihr dicker Verehrer, dem der Köter an der Hose hängt. Dieser Bahnhof sieht aus wie eine wunderbare, künstliche Kulisse, wie eine digitale Rekonstruktion des alten, herrlichen Kulissenkinos. Scorsese verklärt, was er zeigt und er zeigt, dass er es verklärt − das ist seine große Kunst. Und mit eben dieser Liebe zitiert er die Anfänge des Kinos, Hugo turnt an der Bahnhofsuhr wie einst Harold Lloyd, er träumt die Ur-Szene des Kinos, die Eisenbahn der Gebrüder Lumiere. Und natürlich die Szenen von Georges Melies. Die Story ist reine Konstruktion, ein wenig wie „Sophies Welt“. Wer Freude am Kino an sich zu empfinden vermag, der ist hier richtig. In dem Film, der die Oscar-Konkurrenz dieses Jahres dominieren wird.

Musikalische Reise nach Russland Die Thüringen Philharmonie Gotha beeindruckt ihr Publikum im Sinfoniekonzert und sucht einen neuen Dirigenten Von Ursula Mielke Gotha. Am jüngsten Sinfoniekonzert der Thüringen Philharmonie Gotha erfreuten sich dieser Tage rund 600 Besucher. Dies ist auch der Durchschnitt, den das Orchester in der Saison seines 360. Geburtstages pro Konzert in der A-Reihe verzeichnet. „Das Gothaer Publikum“, sagte Intendant Günter MüllerRogalla im Gespräch mit unserer Zeitung, „ist überaus an Kultur interessiert und es macht Freude, inhaltlich neue Akzente zu setzen beziehungsweise neue Programme und Konzertreihen für spezielle Altersgruppen zu konzipieren.“ Das Arbeitspensum der Thüringen Philharmonie Gotha ist mit insgesamt 150 Auftritten pro Saison inklusive der Aushilfen in der Neuen Oper in Erfurt, mit Kinder-, Jugend- und Familienkonzerten sowie mit vielen Gastspielen von Thüringen bis Frankfurt am Main ausgesprochen hoch. Beruhigend ist, dass die seit dem Jahr 2009 festgeschriebene Stellenzahl (51) bis 2016 gesichert ist. Dies gilt im Übrigen auch für den Vertrag des geschäftsführenden Intendanten Müller-Rogalla. Einer allerdings verlässt das Gothaer Orchester zum Ende des Jahres, also mitten in der

Konzertsaison 2012/2013: der Chefdirigent Stefanos Tsialis. Zu einer Verlängerung seines Vertrages über das Jahr 2012 hinaus konnte sich der Trägerverein der Thüringen Philharmonie nicht durchringen (TA berichtete). Müller-Rogalla: „Wir werden bei der Suche eines neuen Orchesterchefs einen anderen Weg als denjenigen über das übliche Vordirigieren beschreiten.“ An Bewerbern wird es wohl gewiss nicht mangeln und sechs Monate kann ein Orchester auch gut mit Gastdirigenten arbeiten. Selbst zu dieser aktuellen Situation passte das Motto des jüngsten Sinfoniekonzertes „An dem das Herz zerreißt“ mit dem zweiten Cellokonzert von Dmitri Schostakowitsch und der höchst selten in Konzerten anzutreffenden zweiten Sinfonie, der „Kleinrussischen“, von Peter Tschaikowsky. Dem jungen, 1988 in Berlin geborenen Solisten Gabriel Schwabe gelang dabei in gutem Zusammenspiel mit den Soli des Gothaer Orchesters (SoloCello, Flöte, Fagott und Harfe) eine überaus anrührende und von Klangfülle geprägte Interpretation. Es gibt zwar keinen typischen Schostakowitsch, aber durchaus etwas für diesen Komponisten Typisches: das Fühlen einer

Einer schlängelt sich durch � �� Folge 134 Von Ulf Annel Denk ich an Thüringen in der Nacht, denk ich: Und war der Herre noch so fein, auch er wird einst begraben sein. Welch feiner „Herre“? Herr Cranach aus Kronach. Lucas. Und zwar der ältere Lucas, der uns, hinten beginnend, direkt auf den Weimarer Jakobsfriedhof führt. Daselbst kann man, ist man des Lateinischen mächtig, eine mächtig lange Inschrift lesen, am Rand der Grabplatte entlanglaufend: „Im Jahre Christi 1553 am 16. Oktober verschied fromm Lucas Cranach I., ein sehr schneller Maler und Bürgermeister zu Wittenberg, der wegen seiner Tugenden drei Kurfürsten Sachsens sehr lieb war, 81 Jahre alt.“ Nicht die Qualität findet also Erwähnung auf dem Schlussstein der Cranachschen Biografie, sondern der Kunstausstoß im Akkord. Mutmaßlich verließen rund 5000 (in Worten: fünftausend) Gemälde die bildnerische Produktionsstätte von Lucas-Vater und Sohn. In seinen 81 Lebensjahren war Lucas I. aber nicht nur (wenn auch vor allem) Maler, sondern auch Buch- und Papierhändler, Verleger, Betreiber einer Apotheke und eines Weinausschanks, erst Kämmerer, dann Bürgermeister und Altbürgermeister Wittenbergs. Ganz schönes Pensum. Und die letzten Jahre vor seinen allerletzten in Weimar verbrachte er getreu an der Seite seines obersten Dienstherrn, dem Nichtmehr-Kurfürsten Johann Friedrich, als Gesellschafter im Knast von Augsburg und Innsbruck. Immer sich durchs Leben schlängelnd mit einem Rubinring im Maul. So sein Wappen, als Signet auf Lucas Cranachs Bildern zu entdecken.

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Paula-Preis für Henry Hübchen Berlin. Der Schauspieler Henry Hübchen wurde gestern mit dem Paula-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Leander Haußmann, unter dessen Regie Hübchen in „Sonnenallee“ spielte. Hübchen wirkte lange an der Berliner Volksbühne. Er ist zugleich gefragter Kinodarsteller („Jakob der Lügner“, „Alles auf Zucker“). Der PaulaPreis wurde nach dem DEFAFilm „Die Legende von Paul und Paula“ benannt. dapd

100 Jahre Studios in Babelsberg Potsdam. Mit einem Festakt hat das Filmstudio Babelsberg sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. In der Potsdamer Marlene-Dietrich-Halle versammelten sich gestern Prominente aus Politik und Kultur, darunter Künstler wie die Regisseure Volker Schlöndorff und Leander Haußmann sowie der Schauspieler Mario Adorf. Seit 1912 entstanden in Babelsberg etwa 3000 Filme. dpad

Stefanos Tsialis, der Dirigent der Thüringen Philharmonie Gotha, bei einem Kinderund Jugenkonzert in der Spielzeit / . Foto: Dieter Albrecht über allen Niederungen des Lebens schwebenden, sinnlich erfahrbaren Melancholie. Sie durchzieht das herrliche Werk, ihr Verklingen im vielfachen Piano entließ das Publikum in Gotha an diesem Abend wirklich betroffen. Nach dem Schweigen wurde dem Solisten und dem Orchester herzlicher Applaus der Kon-

zertbesucher zuteil. In Tschaikowskys Sinfonie zeigte die Thüringen Philharmonie Gotha eine beachtliche Registergeschlossenheit in den Streichern, in deren Klangrahmen sich die Holzbläser harmonisch einfügten, aus dem die Blechbläser aber gelegentlich mit kleinen Tonschwankungen ausscherten. Mit seiner Konzeption für

die Tschaikowsky-Sinfonie unterstrich der Dirigent sein Gespür für deren reiche Melodik und frischen folkloristischen Duktus. Neben der genauen Herausarbeitung motivischer Details vermochte Tsialis zudem die Proportionen zwischen beflügelndem Feuer und achtsamer Sensibilität zu wahren.

Schlagzeilen von Warhol Frankfurt. Die Ausstellung „Warhol: Headlines“ steht seit Samstag allen für einen Besuch offen. Das Museum für Moderne Kunst (MMK) Frankfurt am Main zeigt rund 100 Werke Andy Warhols zum Thema Massenmedien, darunter viele bekannte Bilder wie „Eddie Fisher Breaks Down“ aus der Sammlung des MMK, Filme und Zeitungsseiten als Vorlagen für spätere Gemälde oder Siebdrucke. dapd

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Braune Vögel

T D KU

Freitag, . Januar 

Das Leuchten der Landschaft Die Kunsthalle „Harry Graf Keßler“ in Weimar widmet Horst Jährling eine Retrospektive zum 90. Geburtstag. Der Maler begeistert sich bis heute für Natur und Architektur in Thüringen Von Frauke Adrians

Henryk Goldberg hat nichts gegen Hitler im Käfig Natürlich, streiten kann man immer. Ob das Kunst ist? Der kleine Hitler im Vogelkäfig, wir stellten ihn gestern vor. Aber im Grunde ist das die falsche Frage, denn was Kunst ist, das kann niemand dekretieren. Die Frage heißt allenfalls, wie überzeugend diese Kunst ist. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, ob man so etwas in einem sensiblen politischen Raum zeigen darf. Die Präsidentin des Thüringer Landtages entschied: nein. Und so darf das Objekt nicht in einem Korridor des Parlamentes gezeigt werden, sondern nur hinter einer verschlosssenen Tür, hinter der die grüne Fraktion einen Raum hat. Wieso? Die grundlegende Haltung hinter diesem Kunstobjekt ist vollkommen unmissverständlich. Und wenn der Betrachter assoziiert, es liege an ihm, an jedem Betrachter, „Your Brown Cage“ geschlossen zu halten, es liege an ihm, wie er das braune Gezwitscher empfindet, dann ist das nicht falsch. Diese Entscheidung steht für die große Unsicherheit der regierenden Politik, gerade im atmosphärischen Umfeld der Nazi-Terror-Szene. Nur nicht provozieren. Indessen, ich mindestens sehe in einem Hitler-Käfig keine Provokation. Was ist daran falsch? Eine Provokation ist jetzt die Beobachtung der Linkspolitiker. Exakt durch jenen Dienst, dem es nicht gelang, die kleinen Hitlers einzusperren.

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Meiningen, Theater, 19.30 Uhr Mit Camilla Ribero-Souza und Rodrigo-Porras Garulo (Foto) hat Kálmáns Oper „Die Csárdásfürstin“ ihre Premiere. Die Inszenierung liegt in den Händen von Rudolf Frey (Regie) und Andris Lucis (Choreografie). Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, 18 Uhr Zur Lesung mit Gespräch wird Eva Pusztai erwartet. Geboren in Ostungarn, gehört die Budapesterin zu den Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Nordhaus, Jazzclub, 20 Uhr Silke Gonska (Gesang) und Frieder W. Bergner (Posaune) gestalten das Neujahrskonzert des Jazzklubs. Im Programm „Jazzin’ the Beatles“ tritt auch der Schauspieler Lutz Leyh auf. Wanderleben, Menantes-Gedenkstätte, 20 Uhr Zur Ausstellungeröffnung mit Werken von Ulli Hamers (Halle) stellt Felix Leibrock das Buch „Dorf- und Stadtleben in der Literatur“ vor.

��� Aus der Expertise des BauSachverständigen: Die meisten Ämter werden von innen beschädigt. Lothar Peppel, Blankenhain Redaktion dieser Seite:

Susanne Seide

Weimar. „Geboren in Erfurt, aufgewachsen in Apolda, studiert in Weimar, Jena über alles geliebt“: Das ist, in Extremkürze, die Autobiografie von Horst Jährling. Und das klingt nach Rückblick, obwohl der Maler und Weimarpreisträger sein Werk noch gar nicht vollendet hat, obwohl er damit ebenso wenig abgeschlossen hat wie mit der Liebe zu Thüringens Städten, Dorfkirchen und Landschaften. Am 25. Februar wird Horst Jährling 90 Jahre alt, „und ich male immer noch wie ein Verrückter“. Die Kunsthalle Weimar widmet dem Künstler zum Geburtstag eine Retrospektive. 73 Arbeiten, überwiegend Gemälde, einige Feder-, Kugelschreiber- und Bleistiftzeichnungen, passen an die Wände und in die Vitrinen der Galerie; Horst Jährling bevorzugt kleine Formate. 73 Arbeiten, das ist ein Bruchteil seines Gesamtwerks, und doch lassen sich seine Schaffensphasen in der Ausstellung gut nachvollziehen. Seit den 50er-Jahren malt Jährling Landschaften und Architektur, aber in den 80ern vollzog sich ein Wandel in seinem Werk. Mischtechnik ersetzte die reine Öl- oder Temperamalerei, zugleich wechselte Jährling vom Malen nach der Natur − „konfrontierend“, wie er es nennt − zum Malen aus der Vorstellung. Nur die Zeichnungen blieben motivgetreu. Was ihn an der Mischtechnik reizt, ist das Mit- und Gegeneinander verschiedener Leuchtstärken. „Eitempera, das ist atmosphärisch hell, Acryl hat einen dunklen Effekt.“ Seine jüngsten Bilder idealtypischer Thüringer Landschaften − das

Trauer um Vadim Glowna

Horst Jährling vor seinen farbintensiven Landschaftsbildern in der Weimarer Kunsthalle. Die Ausstellung des Weimarer Künstlers, der im Februar seinen . Geburtstag feiert, wird heute um  Uhr eröffnet. Foto: Maik Schuck neueste Gemälde in der Schau entstand im Herbst 2011 − strahlen in Grün- und Blautönen, die zunächst grell wirken. Aus einigem Abstand betrachtet, gewinnen die Bilder an Tiefe und Atmosphäre, das Spiel von Licht und Farben ist beinahe impressionistisch. Horst Jährling hat die Bilder gemeinsam mit seiner Tochter Barbara Wuttke-Jährling ausgewählt. Sie liebt auch seine frühen Ölgemälde: die mit Spachtel aufgetragenen Farben wie verschattet, kühl und doch plastisch. Die Silhouette einer Kirche vor grauem Himmel, die Heidecksburg als dunkler Kör-

per über der Stadt. Diese Burg, neben anderen Burgen, Klöstern, Kirchen in Thüringen und Franken, hat es Horst Jährling angetan. Er erzählt vom Wettstreit zwischen den Barockar-

„Ich male immer noch wie ein Verrückter.“ Horst Jährling chitekten Gottfried Heinrich Krohne und Balthasar Neumann, als sei er dabei gewesen; er schwärmt von den gotischen Kathedralen Frankreichs. Rom

sei nichts dagegen, „an Rom kommt man nicht vorbei, aber es hat kein Geheimnis“. Wenn er aus seinem Leben berichtet und von seinen Reisen, dann merkt man Horst Jährling an, dass er jahrelang gelehrt hat − als Dozent für Architekturfarbe und Baugeschichte in Weimar − und dass er andere an seiner Begeisterung für Landschaften und Bauwerke teilhaben lassen will. Zu DDR-Zeiten hat er Dorfkirchen in Thüringen und Sachsen-Anhalt restauriert; jahrzehntelang war er als freier Mitarbeiter bei der Glockengießerei Schilling in Apolda tätig, aus Liebe zum

Musikinstrument Kirchenglocke. 1980 wurde er mit dem Architekturpreis der DDR ausgezeichnet. Ausstellungen, sagt der hochgewachsene Künstler, der sich gern mit „Jährling, einsfünfundneunzig“ vorstellt, Ausstellungen seien für ihn keine Selbstbeweihräucherung, „sondern eine knallharte Prüfung: fremde Wände, fremde Augen“. Aber fremd können Horst Jährlings Bilder in Weimar gar nicht sein. Sie sind hier zu Hause.

Kooperation zwischen zwei Museen weils anderen Haus einen Rabatt beim Eintrittsgeld, wenn sie danach das Haus nochmals oder den anderen Partner aufsuchen, erklärten die beiden Einrichtungen. Beim Keramik-Museum steht neben der Wettbewerbsausstellung zum Walter-Gebauer-Keramikpreis sowie zwei Sonder-

schauen ab Juni die Sommerausstellung „Wolfgang Philler und die Bürgeler Hochschulwerkstatt“ im Zentrum. Sie wird vom 1. April bis 30. September gezeigt, wobei ein Ausstellungsteil bis Anfang Juni im Rokoko-Schloss Dornburg zu sehen ist. Voraussichtlich ab 21. Oktober will der Förderkreis

den Blick dann auf die „WerraKeramik“ richten: das heute im Gegensatz zu Bürgel nicht mehr existierende Zentrum der Keramik-Herstellung im westlichen Thüringen und im angrenzenden Hessen. Schwerpunkt der Arbeit des Museums Zinsspeicher werden die vielfältigen museumspäda-

gogischen Angebote für Schulklassen in den Bereichen historischer Hauswirtschaft und alter Handwerke stehen. Darüber hinaus möchte man das dritte Obergeschoss zumindest für kleine Besuchergruppen erschließen und damit die Angebote zur Darstellung des Lebens auf dem Lande erweitern.

Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit Nino Haratischwilis Tragikomödie „Die zweite Frau“ auf der Studiobühne Foyer III des Weimarer Nationaltheaters Von Michael Helbing Weimar. Es ist noch kein Wort gesprochen, da tritt der MutterTochter-Krieg schon offen zu Tage. Gespreizt und gereizt geht’s zu, wenn Laura, Frau des Hauses und Hausfrau von Beruf, betont vornehm den Tisch deckt. Agnes indes, die ihre Mutter als feine Dame bis zur Boshaftigkeit parodieren kann, gibt sich ansonsten betont vulgär. So stecken sie das Terrain des Abends ab: schickes Boulevardtheater landet in schmutziger Gosse. Das ist die Oberfläche, auf der und mit der „Die zweite Frau“ spielt, eine Tragikomödie der aus Georgien stammenden und in Hamburg lebenden Autorin Nino Haratischwili. Es ist ein Stück für und mit drei Frauen. Wer von ihnen die zweite ist, darüber darf man innerhalb dieser 100-minütigen Aufführung geteilter Meinung sein. Offensichtlich ist es die osteuropäische Haushaltshilfe Lena. Sie wird von Laura engagiert, um, wie sich herausstellt, deren Nachfolge anzutreten. Laura ist unheilbar krebskrank. Lena soll nicht einfach ihren Platz einnehmen, sondern ihre Stellvertreterin auf Erden werden: „Ich hinterlasse dir alle

Rechte, mit denen du saufen, vögeln und das Leben nachholen kannst, was er mir genommen hat.“ Er, das ist Gatte Alexander, die vierte, real ab-, gedanklich stets anwesende Person. Wer den Hallenser Psychiater Hans-Joachim Maaz gelesen hat, wird in diesem Stück einen inszenierten „Lilith-Komplex“ sehen: Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit werden in diesem grell weißen Bühnenraum von Regisseur und Ausstatter

Olivier Coloni sowie seiner Mitarbeiterin Claudia Sennecke gnadenlos ausgeleuchtet. Laura erscheint darin, um mit Maaz zu sprechen, nicht als die liebesfähige Mutter, die Bedürfnisse ihres Kindes wahrnimmt, sondern als die bedürftige Mutter, die das Kind als ein Teil von sich sieht, über den sie verfügen darf. Nino Haratischwili lässt sie den verhängnisvollsten Satz sagen, den eine Mutter an ihr Kinder richten kann: „Ich brau-

che dich.“ Agnes gerät noch mehr unter Druck durch Lena: „Du musst unser Happy End werden.“ Denn auch Lena fühlt sich an die Mutterkette gelegt und sehnt sich nach der anderen, der zweiten Frau in sich. Formal schließlich ist die zweite Frau jeweils jene, die der anderen im Dialog zuhörende, selbst unerhörte Stichwortgeberin ist. Jede aber hat auch ihren großen und großartig gespielten Monolog.

Rahel Weiss (Agnes), Cornelia Heyse (Laura) und Petra Hartung (Lena) in einer Szene der Tragikomödie „Die zweite Frau“ am Nationaltheater. Foto: Thomas Müller

Cornelia Heyse gibt ihrer Laura noble Lässigkeit, die zu berührender Schönheit wird, wenn sich die dominante Nervensäge im Angesicht des Todes in eine zerbrechliche, zugleich würdevolle Frau verwandelt. Rahel Weiss spielt Agnes, die die Rotzgöre spielt und sich aus Protest eines tiefen, dreckigen, ungehobelten Tonfalls befleißigt. Sie mampft Apfelstrudel, als aus ihr grandios die Vision eines Traummannes purzelt, bei dem sie dereinst Frau in allen Lebenslagen sein kann. Ihre ganze aufgesetzte Derbheit verdeckt allerdings zu sehr den Blick auf die liebesbedürftige Mädchennatur. Und Petra Hartung schließlich ist die rustikale Fremde, gleichsam der Gast in diesem Spiel. Ihre Rolle ist die schwierigste, denn sie muss zugleich spielen, ihre Rolle zu finden. Hemdsärmelig streift ihre Lena alle Naivität ab, all ihre Träume auch. Wie sich ihr Blick auf die Welt ernüchtert, erzählt sie mit komödiantischer Beiläufigkeit. Ein starker Abend, für den es noch stärkeren Beifall gab.

Berlin. Der Schauspieler Vadim Glowna ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Er erlag in der Nacht zu Dienstag einer schweren Krankheit, bestätigte seine Agentur. Der 1941 in Eutin geborene Künstler hat in mehr als 160 Kino- und Fernsehfilmen mitgespielt und erhielt zahlreiche Preise. Auch international war er erfolgreich, spielte unter Regisseuren wie Gustav Gründgens oder Peter Zadek. Glowna, der in den 1960er-/1970er-Jahren mit seiner Kollegin Vera Tschechowa verheiratet war, galt als einer der profiliertesten deutschen Charakterdarsteller. Er spielte unter anderem in Sam Pekinpahs Kriegsfilm „Steiner − Das Eiserne Kreuz“ (1976), „Mein Name ist Bach“ (2003) und „Agnes und seine Brüder“ (2004) mit. dapd

Bis . Februar dienstags bis sonntags jeweils von  bis  Uhr geöffnet.

Keramik-Museum Bürgel und Zinsspeicher Thalbürgel stellten gemeinsam ihre diesjährigen Vorhaben vor Bürgel. Das Museum Zinsspeicher Thalbürgel und das Keramik-Museum Bürgel haben gemeinsam ihre in diesem Jahr geplanten Ausstellungen vorgestellt. Denn die beiden Häuser kooperieren fortan beim Marketing. Besucher mit einer gültigen Eintrittskarte erhalten den Angaben zufolge künftig im je-

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Würdigung für Lebenswerk München. Der renommierte österreichische Komponist Friedrich Cerha (85) erhält den mit 200 000 Euro dotierten „Ernst von Siemens Musikpreis“ 2012. Mit der Auszeichnung, die als „Nobelpreis der Musik“ gilt, werde sein Lebenswerk gewürdigt, teilte die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung mit. Zu Cerhas wichtigsten Werken gehören der Orchesterzyklus „Spiegel“, die Oper „Baal“ sowie die Vollendung der Instrumentation des dritten Aktes von Alban Bergs Oper „Lulu“. dapd

Nächste Vorstellung: . .

Die Aufnahme zeigt Vadim Glowna Ende . Foto: Michael Gottschalk/dapd

� Beginnend Altenburg: 29., Lindenau-Museum: Jürgen Böttcher Strawalde, Maler und Regisseur, Retrospektive zum 80. (11). Erfurt: 27., Naturkundemuseum: Christoph Franz Robiller: Wie ein Vogel zu fliegen, Fotos. Wandersleben: 27., Menantesgedenkstätte: Ulli Hamers (20). Weimar: 27., Kunsthalle: Horst Jährling, Retrospektive zum 90. Geburtstag (17); 28., ACC-Galerie: Henrik Schrat, Heike Mutter und Ulrich Genth (20).

Endend

Erfurt: 28., Bilderhaus Krämerbrücke: Hallesche Kunst; 29., Krönbacken: Goldene Kreationen, Masako Hamaguchi, Karola Torkos, Schmuck. Gera: 27., Kulturbund: Otto Dix, Grafik; 29., Stadtmuseum: Gera zu Dix’ Zeiten. Meiningen: 28., Kunsthaus: Ralf Hentrich, Radierungen. Weimar: 28., Profil: Frank Eißner; 29., Gedenkstätte Buchenwald, Fresken aus Ellrich.

Laufend Apolda: Kunsthaus: Reisen mit William Turner. Arnstadt: Kunsthalle: Marianne Conrad und Sybille Suchy. Bad Frankenhausen: Panorama: Walter Herzog. Erfurt: Angermuseum: Hausbesetzung. Gera: Kunstsammlung: Otto Dix, retrospektiv Gotha: Schlossmuseum: Friedrich der Große in Gotha Jena: Kunstsammlung: Von Renoir bis Picasso. Nordhausen: Meyenburg: Rudold Hagelstange. Weimar: Kirms-KrackowHaus: Christian August Vulpius, Der andere Klassiker. sw

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Kultur in Thüringen Thüringer Allgemeine

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Ein Riss im Alltag

T C KU

Dienstag, . Mai 

Neuer Weg des Erinnerns und Mahnens Mit einem erstmals ausgelobten Thüringer Architektenpreis ist gestern der Umbau des „Topf & Söhne“-Gebäudes ausgezeichnet worden. Preise und Anerkennungen gab es zudem für Schloss Ettersburg und sieben weitere Sanierungs- und Bauprojekte Von Frauke Adrians

Henryk Goldberg über Michael John „Gestern bin ich mit dem Zug nach Hause gefahren, so wie jeden Tag und doch nicht wie jeden Tag. Denn anstatt in Vieselbach auszusteigen, bin ich unfreiwillig weitergefahren. Schuld war ein Buch, in das ich mich lesend vollkommen verloren hatte.Da stand ich nun. In Hopfgarten, aber glücklich. Ich wünsche Dir zu Deinem Geburtstag alles erdenklich Gute und fürs neue Lebensjahr ein paar solcher Momente, die Dich unverhofft aus dem Alltag schieben.“ Diese SMS zu meinem letzten Geburtstag erzählt nicht alles, aber doch ziemlich viel über Michael John. Andere schreiben „Herzlichen Glückwunsch“ oder „Alles Gute“, wenn sie nett sein wollen zu einem Menschen, den sie so beiläufig kennen. Michael erzählte eine kleine Geschichte, er gab dem Angesprochenen das Gefühl, jetzt sei er, und nur er gemeint. Und eine solche Geschichte handelte von Büchern. Vielleicht musste man so mit Büchern leben, um einen festen, sicheren Job im Buchhandel aufzugeben für die „Erfurter Herbstlese“. Er war das Herz, der Pulsschlag und das Hirn dieser beliebten Lesereihe. Michael John war einer der ersten Autoren , die für die neue „Thüringer Allgemeine“ schrieben. Bücher natürlich, aber auch Musik. Unaufdringliche Gediegenheit in der Sprache, dezente Sicherheit im Urteil. Sein Tod war ein Moment, der viele unverhofft aus dem Alltag schob. So unerwünscht. Heute wird er beerdigt.

� � Theater Nordhausen, 11 Uhr Der junge Zirkus Zappelini gastiert unter dem Motto „Himmelsstürmer“. Schott-Villa, Jena, 17 Uhr Zur Vernissage der JugendstilAusstellung „Glasfäden − umsponnen, vernetzt und gekämmt“ spielt die Querflötistin Ilga Herzog. Lutherkirche Erfurt, 19 Uhr Die Gruppe „Just Gospel“ singt Gospels und Spirituals.

Erfurt. Drei herausragende architektonische Projekte wurden gestern in der Neuen Oper Erfurt mit einem neuen Architektenpreis prämiert. Die erstmalig ausgelobte Auszeichnung „eins zu eins“ des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Thüringen würdigt Sanierung und Wiederbelebung von Schloss Ettersburg, die Neugestaltung des Bus- und Bahn-Terminals Gotha und die Umwandlung des Verwaltungsgebäudes der Erfurter Ofenbaufirma „Topf & Söhne“ in einen viel beachteten Erinnerungsort. Weiteren sechs Projekten sprach die Jury Anerkennungen aus. 35 Arbeiten waren eingereicht worden. Als „architektonische Wiedergutmachung an den lange Zeit vernachlässigten Schlössern“ bezeichnen die Juroren die Arbeit von „Gildehaus.Reich Architekten“ sowie des Weimarer Architekturbüros Dr. Lutz Krause am Alten und Neuen Schloss Ettersburg. Bei dem seit 2008 mehrfach ausgezeichneten Umbau sei „das Erhaltenswerte erhalten und das Ergänzbare ergänzt worden“. Das Konzept des Bauherrn, des Bildungswerks Bau HessenThüringen, sah eine Nutzung als Bildungs- und Kulturstätte mit Räumen für Beherbergung und Bewirtung vor. Die nötige Umwandlung hätten die Architekten „mit Bravour bewerkstelligt“, loben die vier Juroren. Peter Brückner, Andreas Denk, Prof. Niels-Christian Fritzsche und Mario Lerch, die über die Bauprojekte zu befinden hatten, bringen Fachwissen aus Architektur, Stadtplanung, Architekturtheorie und Politik mit. Für ihre Neugestaltung des Bus- und Bahn-Terminals Gotha werden die Architekten Os-

bau des Fraunhofer-Instituts für digitale Medientechnologie in Ilmenau gewürdigt. Das Büro Osterwold & Schmidt, das bereits für das Terminal in Gotha geehrt wurde, kann sich zudem über zwei „Auszeichnungen zweiten Ranges“ für eine Reihe innenstadtnaher Einfamilienhäuser in Eisenach sowie für das „Radhaus“ am Erfurter Hauptbahnhof freuen. Prämiert wurden darüber hinaus der Neubau des „Hauses zur Rose“ in Erfurt durch die Architekten Deckert & Mester sowie die Neubauten von Bibliothek und Gästehaus auf dem Gelände des Erfurter Augustinerklosters durch Junk & Reich Architekten Weimar. Über alle prämierten Projekte informiert eine Ausstellung im Foyer der Neuen Oper. Nächster Besichtigungstag ist Mittwoch (9 − 12 Uhr), danach ist die Schau an sieben Tagen bis einschließlich 15. Juni jeweils in den Abendstunden zu sehen.

Preisgekrönte Bau-Projekte

Die Ausstellung im Verwaltungsgebäude von „Topf & Söhne“ ist exzellent gestaltet und zutiefst aufwühlend. Für die Umgestaltung des Hauses und des früheren Werksgeländes wurden die Kölner Architekten Jochen Kastner und Konstantin Pichler-Ter Horst jetzt mit dem neuen Thüringer Architektenpreis „eins zu eins“ geehrt. Foto: Marco Kneise terwold & Schmidt „Exp!ander“ Weimar ausgezeichnet. Der Umsteigepunkt habe eine besondere Bedeutung als architektonische Fassung des Bahnhofsvorplatzes bekommen. „Mit ihrem Bauwerk, das die Typologie des Busbahnhofes gedankenreich und originell weiterentwickelt“, sei den Architekten eine Neudefinition des Ortes gelungen, schreiben die Juroren und loben eine

„leicht ironische Überhöhung“ der Aufgabe. Spätere Ergänzungen würden sich „an der präzise entwickelten Architektur“ messen lassen müssen. Hohe Anerkennung erfahren die Kölner Architekten Jochen Kastner und Konstantin Pichler-Ter Horst für ihre Umgestaltung des „Topf & Söhne“-Gebäudes und seines Umfeldes in eine Gedenkstätte. Die Jury hebt ihren sensiblen Umgang

mit der originalen Bausubstanz hervor, aber auch die Schaffung einer „alles umgreifenden befremdlichen Atmosphäre“ − etwa durch Verwendung einer Fensterbeschichtung, die für diffuses Licht sorge. AusstellungsInstallationen und „skulpturale Eingriffe“ der Architekten auf dem ehemaligen Betriebsgelände „beschreiten einen neuen Weg des Erinnerns und Mahnens jenseits der tradierten Ge-

denkstätten-Architektur“, betonen die Preisrichter. Über die Hauptpreise hinaus erhielten sechs weitere Projekte Anerkennungen. Aus der ehemaligen Erfurter Frauenklinik machten die Architekten „Hoffmann.Seifert.Partner“ ein „Wohnument“ − „mit großer Aufmerksamkeit gegenüber ökologischen Belangen“, so die Jury. Der Berliner Architekt Volker Staab wird für den Neu-

Otto Knöpfers Schaudepot Molsdorf. Fast sei er geneigt, 2011 zum Internationalen Otto-Knöpfer-Jahr auszurufen. Erfurts Kulturdirektor Tobias J. Knoblich sagte das gelegentlich der Eröffnung einer Ausstellung und des Schaudepots für Gemälde aus dem Nachlass des

Thüringer Malers in Schloss Molsdorf natürlich mit einem Augenzwinkern. Aber die Zahl bereits stattgehabter sowie für das Jahr des 100. Geburtstages von Knöpfer noch zu erwartender Ausstellungen u. a. nochmals in Molsdorf, in Arnstadt und Weimar, kann solch einen Gedanken

schon mal aufkommen lassen. Vor über zehn Jahren hatte Erna Knöpfer den kompletten künstlerischen Nachlass ihres 1993 verstorbenen Mannes der Stadt Erfurt geschenkt. Dass der Nachlass weitergeleitet wurde in das vor den Toren der Stadt gelegene Schloss Molsdorf, wo Knöpfer 1936

erstmals ausstellte, hätte dem Künstler gewiss gefallen. Die Schenkung umfasste rund 3000 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen. Viele davon sind nun in dem mit Ausstellungsmöglichkeiten nicht gerade großzügig ausgestatteten Schloss zu sehen. Zirka 160 der bereits über 200 restaurierten

Gemälde Knöpfers fanden in dem mit Platzreserven wunderbar umgehenden Schaudepot eine Präsentationsmöglichkeit. Knöpfer-Werke zeigt Erfurt auch in der Haupthalle der vormaligen iga (heute egapark). Es handelt sich um einen Zyklus von 5 Bildern, geschaffen für die damalige Zentralgaststätte.

Pippi Langstrumpf für die ganze Familie Das Naturtheater „Friedrich Schiller“ in Bauerbach bei Meiningen erfreut das Publikum mit Astrid Lindgrens Klassiker Von Lilo Plaschke

„Einige Nachrichten an das All“ werden wieder in Weimar ausgesandt. Foto: Theater DNT Weimar, 20 Uhr Im Foyer III zeigt das Schauspielensemble das Stück „Einige Nachrichten an das All“ von Wolfram Lotz. Kabarett Sinnflut, Weimar, 22 Uhr „Listen to Liszt and Lyric“ ist ein Programm zum Entspannen und Genießen.

��� Mit Eigennutz schadest du den anderen, mit Uneigennutz auch dir selbst. Tobias Grüterich, Geodät

Redaktion dieser Seite:

Sigurd Schwager

Bauerbach. Regen, das war kurz vorher. Eine GutelauneSonne wischte pünktlich zur Sonntagspremiere auf der im Maiengrün leuchtenden Naturbühne alle Aufregung weg. Und mit mitreißender Musik gleich auch das Lampenfieber. Denn wo eine wie Pippi auftaucht, ist Fröhlichkeit angesagt. Dabei, das muss man sich mal vorstellen, schlägt sich dieses Mädchen mutterseelenallein durch die Welt und das Leben. Sorgt dabei noch für seinen Affen, der Herr Nielsson heißt, und ein Pferd, das es kleiner Onkel nennt. Pippi fürchtet sich vor nichts und niemand. Und muss nicht einmal, darum wird sie von den Kindern ganz besonders beneidet, in die Schule. Gerade deshalb sind die Szenen in den Schulbänken wohl ganz besonders gut gelungen. Das wird auch auf der Naturbühne mit dem verpflichtenden Namen „Friedrich Schiller“ am Text der großen schwedischen Kinderbuchautorin genüsslich ausgekostet. Astrid Lindgren hat ihre Kinderheldin mit Eigenschaften ausgestattet, die −

Emilie Lüdicke überzeugt als Pippi und hat es dabei auch mit einem Pony zu tun. Foto: Lilo Plaschke seit Generationen − ihre jungen Leser motivieren. Ich will, wird die Frau mit dem Kinderherzen gern zitiert, dass jedes Kind selbstständig wird. Und Macht ist nichts, was mit Gewalt zu erobern wäre. Die Botschaft wird mit der elternlosen Pippi − na

gut, einen Papa hat sie ja, wenn er mal zufällig mit seinem Seeräuberschiff anlegt − und ihrer Überlebensklugkeit so sensibel wie turbulent auf die Bühne gebracht. Kostbar sind die Momente, wo Pippis Verletzlichkeit durchscheint. Da hat die

Regisseurin Dorothee Hollender, die große Erfahrung zeigt im Umgang mit Kindern, ganze Arbeit geleistet und in der elfjährigen Emilie Lüdicke eine so gelehrige wie talentierte Protagonistin. Das Mädchen meistert seine erstaunliche Bühnenpräsenz mit natürlicher Gelassenheit. Immerhin hat die Titelfigur einen immensen Part, den die unbekümmerte Emilie mit großer Textsicherheit über die grüne Rampe bringt. Die ausgeprägte tänzerische Körperlichkeit dieser Pippi aus dem Thüringer Wald ist, fern von einem Zappelphilipp, eher der einer Schlenkerpuppe, die ihre Glieder werfen muss, um glücklich zu sein. So sind die langen Beine dieses Mädchens meist in der Waagerechten. Mit ihrer Unbekümmertheit steckt sie auch ihre Mitspieler an. Luisa Suske ist Pippis Freundin Annika und Tobias Baumbach Kumpel Tommy. Und alle die fröhlichen Schulkinder an den malerischen Pulten mit den großen Tintenfässern spielen mit Hingabe Die Erwachsenen, als pikierte Eltern, überforderte Polizisten oder einfältige Diebe, bilden

Schloss Ettersburg Bus- und Bahn-Terminal Gotha Erinnerungsort „Topf & Söhne“ in Erfurt

ehemalige Frauenklinik Erfurt Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnologie Ilmenau „Material und Wirkung“ − Häuserreihe in Eisenach „Haus zur Rose“ Erfurt Augustinerkloster Erfurt Radhaus Bahnhof Erfurt

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In Schloss Molsdorf bei Erfurt werden jetzt Gemälde aus dem Nachlass des Thüringer Malers präsentiert Von Heinz Stade

den soliden Rahmen für dieses dramaturgische Fest der Kinder. Denn wie sich da ein Mädchen ganz allein durchs Leben schlägt, passt einfach nicht in die Vorstellung der Großen. Ohne Pippi, bringt es die Polizei am Schluss auf den Punkt, wäre es hier viel ruhiger. Und langweiliger. Auf der Naturbühne jedenfalls. Wem die Villa Kunterbunt bekannt vorkommt, hat recht. Pippi tummelt sich in den farbenfrohen Kulissen von „Pension Schöller“, weil diese für beide Stücke prima passen. Und weil man auch im Verein Naturtheater „Friedrich Schiller“ auf den Cent schauen muss. Schließlich ist nächstes Jahr Ortsjubiläum. Das soll dann mit einer großen Inszenierung gefeiert werden. Deshalb ist für diese Saison „Pippi“ die einzige Premiere. Dafür folgt am 25. Juni die Wiederaufnahme der überaus erfolgreichen Inszenierung „Pension Schöller“.

Nächste „Pippi“-Vorstellungen in Bauerbach: 1. Juni 9 und 11 Uhr sowie am 5. Juni um 15 Uhr.

Thomas Mann in Oberammergau München. Neun Monate nach dem Ende der Passionsspiele hat am 15. Juli „Joseph und seine Brüder“ in Oberammergau Premiere. Rund 300 Laiendarsteller und Musiker aus dem Ort werden die Geschichte aus dem Alten Testament auf die Bühne bringen. Für das Theaterstück auf der Freilichtbühne hat Regisseur Christan Stückl eine eigene Textfassung des Romans von Thomas Mann erarbeitet. Der Schriftsteller veröffentlichte ihn zwischen 1933 und 1943. Inspiriert wurde er durch eine Palästinareise im Jahr 1925.

Auktion mit Mahlers Noten London. Am 8. Juni wird die neu entdeckte, persönliche Partitur der Erstausgabe der Dritten Symphonie des Dirigenten Gustav Mahler (1806 − 1911) in London versteigert. Die aus dem Jahr 1902 stammende Partitur beinhaltet die handschriftlichen Änderungen des Komponisten und wird erstmals auf dem Markt angeboten. Ihr Wert wird auf umgerechnet bis zu 173 000 Euro geschätzt. dapd

Ersatz für Pete Doherty Berlin. Die Berliner HipHopBand K.I.Z. springt bei den Festivals Rock am Ring in der Eifel und Rock im Park in Nürnberg für Pete Doherty ein. Der britische Rock-Star muss wegen Kokainbesitzes 6 Monate hinter Gitter. Zum Auftakt der beiden dreitägigen Festivals erscheint am 3. Juni das K.I.Z.-Album „Urlaub fürs Gehirn“. dapd

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T A AP

Donnerstag, . Juni 

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Turnhalle bis Dienstag zu

Namensschild

Apolda. Die städtische Turnhalle in der Ernst-HomannStraße bleibt vorerst bis zum kommenden Dienstag geschlossen. Das sagte Stadtsprecher Stefan Zimmermann gestern gegenüber unserer Zeitung. Kurzfristig war die Schließung notwendig geworden, weil es an der Elektrik der Halle einen Funkenflug gegeben haben soll. Nach einer ersten Prüfung wurde entschieden, sicher zu gehen und keinen Brand zu riskieren. Am Dienstag rückt nun eine Fachfirma an, die das Problem endgültig lösen soll. lb

Dirk Lorenz-Bauer über den Vorteil von Namen auf T-Shirts Auch für das Zwischenmenschliche im Lokalen ist es durchaus von Vorteil, wenn Namen nach außen hin deutlich sichtbar sind. Von verschiedenen Großveranstaltungen kennt man das. Meist tragen die Teilnehmer Namensschildchen an Hemd oder Bluse, so dass man sich gegenseitig gleichsam ohne Scheu so ansprechen kann, als kenne man sich schon geraume Zeit. So sah ich jüngst auf dem Weg zur Arbeit Elke Parpart vom gleichnamigen Spielzeuggeschäft. Allerdings fiel mein Blick nur auf ihren Rücken, so dass ich nur hätte raten können, ob es nun wirklich die Gattin von Thomas Parpart ist oder nicht. Indes, solch Rätselei blieb mir erspart, stand auf dem roten T-Shirt doch der voller Name − Elke Parpart. So war es mir denn ein Leichtes, sie mit einem herzlichen Guten Morgen zu grüßen, was ihrerseits prompt erwidert wurde. − So konnte der Arbeitstag beginnen.

� „Der gute Kerl weiß nicht mal, was Facebook ist.“ Mike Mohring, im Jugendhilfeausschuss über die Internetfähigkeiten des Landrates

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Mareen Stehmann (25), Fleischfachverkäuferin mit Tochter Aimie Lia-Sophie aus Apolda Ich komme von zu Hause und mache unseren täglichen Spaziergang nach der Mittagsruhe. Ich bin gerade in der spannenden Elternzeit. Viel Freude habe ich daran zu sehen, wie sich die Kleine entwickelt und täglich mehr kann und entdeckt.

Koalition pro Mittel für Schule

Auf die ersten Süßkirschen des Jahres freut sich der -jährige Ökolandwirt Walter Kohlmann immer wieder.

Fotos: Dirk Lorenz-Bauer

Die ersten Kirschen sind reif Wer mit Ökolandwirt Walter Kohlmann über die Streuobstwiesen streift, erfährt viel über natürliche Kreisläufe. Wert von Erzeugnissen aus der unmittelbaren Nähe nach wie vor unterschätzt Von Dirk Lorenz-Bauer Apolda/Kleinromstedt. Die Beifahrertür kracht blechern ins Schloss. Und schon schaukeln wir mit dem Lada Niva, der dank des löchrigen Auspuffs röhrt wie ein Hirsch in der Brunft, über einen regenweichen Feldweg hinterm Krankenhaus. Richtung Apfelbach geht’s, zu den Streuobstwiesen. Am Steuer sitzt Walter Kohlmann aus Kleinromstedt. 57, CDU-Mann mit Sympathien für die Grünen und zuvorderst uriger Ökolandwirt seit zwei Jahrzehnten. Kohlmann gehört zu den Biobauern der ersten Stunden in Thüringen. Das Betriebsjubiläum wollte er schon Ende Mai feiern, allein die Zeit dazu fehlten ihm und seiner Frau Steffi Schmidt (48). Zeitmangel also, denke ich schmunzelnd, während er die Vorderräder des Russen lässig ins nächste Schlagloch taucht. − Und das einem wie ihm, der Sätze sagt wie: „Ökologischer Landbau hat viel damit zu tun, dass man sich Zeit nimmt, Dinge auf sich zukommen lässt, abwarten kann.“ Zeit nehmen zumindest will ich mir heute, um zu erfahren, was der Mann, der wegen des Schnauzers wahlweise Josef Stalin oder Friedrich Nietzsche ähnelt, anders macht als andere Landwirte.

Steffi Schmidt und ihr Mann Walter Kohlmann setzen voll auf naturnahe Landwirtschaft. Damit ich grundsätzlich verstehe, stoppt er an einer Streuobstwiese, auf der seine Schafe unter den Pflaumenbäumen stehen. Die Tiere hält er nicht der Wolle wegen, sondern als Rasenmäher. Als er die StreuobstAnlage vor einigen Jahren von der Stadt Apolda pachtete, fand sich kaum eine Pflaume ohne Wurm. Heute sind es nur noch 20 Prozent. Grund: Wurmstichige Früchte fallen zuerst ab und werden durch die Schafe gefressen, was den Wurmbefall über Jahre sukzessive verringert. − Spritzen muss hier nie-

mand. Zudem düngen die Schafe die Flächen, so dass der Boden nährstoffreich bleibt. Ein Übriges tun die aus Totholz angelegten Benjeshecken, die vielen Insekten − etwa Wildbienen − Heimstatt sind, erklärt Kohlmann. − Die mit Früchten vollen Äste ringsum bestätigen all das. Das gleiche Prinzip gilt, wo seine 15 Mutterkühe unter Apfelbäumen nahe des Kesselborns im Gras lagern. Zu seinem „Paradies auf Erden“ rumpeln wir wenig später. Bereits aus dem geöffneten Seitenfenster heraus greife ich mir

die ersten reifen Süßkirschen, die prall und damit wie gemalt aussehen. − Und obendrein himmlisch gut schmecken. Mit vollen Wangen kauen und wie ein Bub Kerne spuckend, erfahre ich, dass die Krähen, sobald die Kirschen reif sind, die Jagd auf fremde Nester einstellen und sich den Früchten zuwenden. Warum auch sollten sie ihre Energie verschwenden, wenn alles quasi in die Schnäbel fällt, sagt Kohlmann. Alles hat seine natürliche Zeit. Und deswegen schlägt sich Kohlmann den Bauch mit Kirschen voll, wenn Saison ist. „Weihnachten muss ich das nicht essen, denn ökologisch ist immer das Produkt, was von nebenan ist“, sagt er. Und verweist auf den Irrsinn, landwirtschaftliche Erzeugnisse mit Lkw, Flugzeug und per Schiff unter hohem Energieaufwand herbeizuschaffen. Eine polnische Mastgans für 10 Euro − Kohlmann kann da nur den Kopf schütteln. Und: Ehec wundert ihn nicht, weil über Ländergrenzen hinweg alles miteinander verbunden wird. Bei ihm dagegen gibt es quasi alles an der Hoftür: Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen etwa. Und Eier á 20 Cent. Oder auch die Milch von seinen fünf Milchkühen. Für 80 Cent pro Liter gibt es zwar keine der eh selten vermarkteten Vorzugs-

milch, dennoch ein Naturprodukt, das die Stammkundenschätzen. Die Tiere werden − im Gegensatz zu Intensivbetrieben − nur einmal am Tag gemolken, tagsüber gehören die Euter den Kälbern. Ansonsten fressen seine Kühe, die Zuchtsauen, die Legehennen, Schafe,

„Ich bin aber kein fanatischer Grüner.“ Walter Kohlmann, Ökolandwirt seit 20 Jahren Gänse, Enten und Kaninchen nur das, was der Hof bzw. die etwa 40 Hektar Pacht- und Eigenflächen − etwa mit Hafer, Weizen und Gerste − so abwerfen. Der klassische Kreislauf also, der in sich stimmig ist. Reich wird er nicht damit, sehr zufrieden ist er aber schon und für seine Frau und ihn reicht es. Auch mit den Tieren hat er kaum Sorgen. So gibt es bei den Kühen keine Klauenkrankheit, weil sie statt im Stall auf Beton oder Rosten zwischen Schafgarbe und Klee stehen. Da die Wiesen also kurz gehalten werden, tummeln sich dort Fasane, Rebhühner und Zauneidechsen, die sich auf Kohlmanns Grün gern die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Landkreis. Die CDU-SPD-Koalition wird im kommenden Kreistag einen Antrag zur Entsperrung der Planungsmittel für die Erweiterung der Grundschule am Hexenberg Bad Berka stellen. Das teilten die Fraktionsvorsitzenden Mike Mohring (CDU) und Jürgen Krämer (SPD) nach einem Treffen mit. Zur Begründung hieß es, dass man die Optimierung des Raumangebotes ermöglichen wolle, um ein zentrales Lernumfeld für die Grundschüler unter einem Dach zu schaffen.

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Mercedes nahm die Vorfahrt Apolda. Aus Unachtsamkeit übersah ein Mercedes-Fahrer Dienstag im Kreuzungsbereich von Heidenberg und TheodorNeubauer-Straße einen vorfahrtsberechtigten Opel. Die Wagen stießen zusammen. 5000 Schaden entstanden.

Flucht von Unfallstelle Apolda. Schaden in Höhe von 3000 Euro verursachte ein Unbekannter an einen am Krankenhaus geparkten VW Caddy Dienstag zwischen 9.30 Uhr und 16.30 Uhr. Zeugen melden sich unter (03644) 5410.

Fahrrad gestohlen Bad Sulza. Ein Fahrrad stahlen Unbekannte am Dienstag zwischen 15 und 15.15 Uhr vor dem Schlecker-Markt. Das weiß-lila Rad der Marke „Trek Woman 16“ hat einen Wert von etwa 350 Euro.

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T A AR

Montag, . Mai 

Wohngruppe zog auf den Pfarrhof

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Roter Pfeil

Neue Betreuungsform für Jugendliche

Antje Köhler über rücksichtsvolle und rücksichtslose Autofahrer Etwa ein Drittel der Autofahrer blinkt nicht, wenn es abbiegt oder zum Überholen die Spur wechselt, hörte ich kürzlich in den Nachrichten. Ein Drittel! Ich wollte es nicht glauben. Und so habe ich in den vergangenen Tagen mal genauer hingeschaut. Mein Fazit: Auf die Arnstädter trifft das nicht zu. Die blinken fleißig, manche sogar, wenn sie in einen der Kreisel einfahren. Dafür vergessen sie es häufiger, wenn sie ihn verlassen. Was dem Verkehrsfluss nicht unbedingt zuträglich ist. Aber die Mehrheit fährt doch so, wie sie es in der Fahrschule gelernt hat. Wobei mitunter auch Verkehrszeichen übersehen oder aber ignoriert werden. Gut zu beobachten in diesen Tagen in der Arnstädter Bahnhofstraße, die wegen der Tiefbauarbeiten auf eine Spur begrenzt ist. Kraftfahrer aus Richtung Stadtmitte müssten dem Gegenverkehr eigentlich die Vorfahrt lassen. Eigentlich. . .

�� „Das sieht schon fast professionell aus.“ Zuschauerin bei der Übung der Jugendfeuerwehr Arnstadt am Theater

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Jörn Köllmer (35), Ortsbrandmeister aus Elxleben Drei Tage „Speeddays“ in Alkersleben bedeuten für unsere Kameraden der Feuerwehr, jeder Zeit bereit für den Notfall und ständig unter Anspannung zu sein. Das Gute ist, dass auch die Wehren aus Wülfershausen und aus Alkersleben hier vor Ort sind. Das fördert zusätzlich die Zusammenarbeit und Kameradschaft unter den Wehren. Viele Kameraden, die eigentlich gar keinen Dienst hatten, sind trotzdem erschienen. Zum einen wollen sie unbedingt helfen, andererseits die PS-Boliden live miterleben.

Buntes Kinderfest im Arnstädter Schlossgarten Jede Menge Spaß hatte die -jährige Celina am Samstagnachmittag im Arnstädter Schlossgarten. Wie viele andere Kinder auch nutzte sie die

Stadtkinderfest. Ob nun Ponyreiten, Kistenrutschen, Plüschtierbasteln oder Clownstheater, unter Leitung der Stadtjugendpflege wurde den

Kindern wieder ein abwechslungsreiches Programm geboten. Und diese dankten es oft mit einem Lachen. Foto: Christoph Vogel

Im Laufschritt durch Gehlberg 26 Mannschaften aus Thüringen und Hessen starteten am Samstag beim 20. Orientierungslauf der Bergwachten. Bei den Aktiven gewann zum dritten Mal in Folge ein Team aus Steinbach den Schneekopfpokal Von Antje Köhler Gehlberg. „Das war heute ganz schön schwer“, sagte Vanessa (10). Kurz nach eins hatte ihre Gruppe von der Bergwacht Gehlberg den mehr als drei Kilometer langen Parcours bereits absolviert, und so schaute sie im Festzelt ihren Freunden zu, wie sie einen Jungen mit Toilettenpapier einwickelten. „Ein bisschen Spaß muss sein“, gab Hans Lehrke eine Erklärung für diese nicht ganz ernst gemeinte Aufgabe zum Abschluss des Wettkampfes für die Kleinen. In mehr als der Hälfte der 26 Mannschaften gingen am Samstag beim 20. Orientierungslauf um den Schneekopfpokal der Bergwachtbereitschaft Gehlberg Kinder und Jugendliche an den Start. Eine Tatsache, die altgediente Bergwachtler freut. Zeigt sie doch, dass es gelingt, den Nachwuchs zu begeistern. Diesmal machte der Gehlberger Bergfrühling seinem Namen alle Ehre. Die Starter sind schon durch Schnee gelaufen, haben Regen und Nebel getrotzt. Diesmal also schönes Wetter und gute Sicht auf die grünen Berge. Wenn man denn dafür Muße hatte. Im Dauerlauf ging es bei den Aktiven über eine im Idealfall etwa acht Kilometer lange Strecke. Auch sie hatten nach Karte verschiedene Punkte zu finden, die sich diesmal vor allem am Ortsrand oder

Am Brand war eine Behelfstrage zu bauen − hier bergen Ronny Merten aus Steinbach (vorn) und Ronny Lutz aus Gehlberg den Verletzten. Foto: Antje Köhler im Ort befanden. Die Organisatoren wollten so den Wettbewerb publikumswirksamer gestalten. Andererseits liegt noch viel Schneebruch in den Wäldern und es soll verhindert werden, dass bei der Hatz durchs Gelände etwas passiert, erklärte Hans Lehrke. Er hatte wieder die Strecke vorbereitet. Gewertet wurde in den Kategorien Kinder, Jugendliche (ab 14 Jahre), DRK-Ortsvereine, Aktive, Bergwacht Ü 120 und Ü 150. Hier mussten die drei Teilnehmer auf ein Gesamtalter von 150 Jahren kommen, sie

wurden vom Nachwuchs bewertet. Ansonsten walteten Kampfrichter von den Gastgebern sowie aus Ilmenau, Frauenwald, Stützerbach und Goldlauter ihres Amtes. Wobei es nicht nur um Aufgaben ging, die in der Ausbildung behandelt werden. „Wir wollen weg vom reinen Orientierungslauf. Es gibt auch Punkte für Teamgeist“, so erklärte Mike Schmidt, Bereitschaftsleiter in Gehlberg, dem am Samstag selbst ein Team von 35 Helfern zur Seite stand. Der Schneekopfverein half beispielsweise

anderem beim Zelt-Aufbau, der Faschings- und Kirmesverein bei der Versorgung Diesmal hatten die Mannschaften unter anderem das Gewicht von Holzklötzen zu schätzen, die Kinder legten ein Sternbild mit Steinen und konnten sich Bonuspunkte beim Vogelhäuschen-Bau erhämmern. Die Aktiven wiederum mussten technisches Können im Umgang mit Seil und Karabinerhaken beweisen, so ging es am Parkplatz im Museum mit Steig- und Klemmknoten bis in neun Metern Höhe.

„Wir fahren ja nicht eine Stunde bis hierher, nur um Spaß zu haben“, meinte Ronny Merten von der Mannschaft Steinbach I beim Daumendrücken für die Kameraden. Er war mit Johannes Jäckel und Ronny Lutz aus Gehlberg in einer gemischten Mannschaft angetreten, weil bei ihnen der dritte Mann ausfiel. Auch das ist Kameradschaft. Steinbach gewann bereits in den vergangenen zwei Jahren den Schneekopfpokal, sie haben auch diesmal gekämpft − und geflucht. Zum Beispiel, als am Hotel Schneekopf ihr selbst gebauter Notschlitten noch einmal auseinanderfiel, mit dem sie einen „Verletzten“ mit Hilfe eines Schweizer Flaschenzuges ein Stück bergauf ziehen sollten. Also noch mal ran. . . Während sich tagsüber die Zahl der Zaungäste in Grenzen hielt, kamen am Nachmittag die Besucher zum „Bergfrühling“ mit Musik, Modenschau und Auftritt des Kindergartens. Fanden die ersten Orientierungsläufe vor 20 Jahren noch von der Öffentlichkeit recht unbeachtet statt, umrahmt seit 2001 ein buntes Rahmenprogramm die Siegerehrung. Bei den Aktiven gewann Steinbach II, sie dürfen nun den Schneekopfpokal behalten. Bei den Kindern siegte Gehlberg I, bei der Jugend Masserberg und bei den DRK-Ortsvereinen Martinroda.

Stützmauer wird erneuert Gehlberg. In der Ritterstraße in Gehlberg wird momentan eine neue Stützmauer gebaut, weil die alte einzustürzen drohte. Bereits vor Jahren wurde zusammen mit der Landesentwicklungsgesellschaft und dem Straßenbauamt ein Teil erneuert, nun kommt das nächste Stück auf kommunalem Grund und Boden dran. Für die Gemeinde eine beträchtliche Investition − nach Auskunft von Bürgermeister Lehrke in diesem Jahr die größte und beinahe auch die einzige. Diese könne man sich nur leisten, weil 2010 Fördermittel bereitgestellt wurde. In der Gemeinde hofft man, dass die Arbeiten bis zum Gipfeltreffen am 3. Juli beendet sind, damit die Einengung der Hauptstraße aufgehoben werden kann.

Keine Sorgen um den Nachwuchs

Lagerkapazität wird erweitert Bösleben. Die Agrargenossenschaft Bösleben baut in Witzleben einen neuen Gülle-Behälter. Er wird ein Fassungsvermögen von 4000 Kubikmetern haben. „Damit können wir eine Lagerkapazität von sechs Monaten garantieren“, erklärte Bernhard Ernemann, Chef des Unternehmens. Mitunter würden so schlechte Bedingungen auf den Feldern herrschen, dass die Gülle nicht zügig ausgebracht werden könne. Das sei beispielweise bei zu nassem oder auf gefrorenem Boden der Fall, wo sie nicht zügig eingearbeitet werden könne. „Wir wollen schließlich die Gülle so einsetzen, dass sie als ordentlicher Dünger wirkt“, begründet Ernemann die Investition der Genossenschaft. ak

zahlreichen Spiel-, Sport- und Bastelangebote − hier beim Überwinden eines kleinen Parcours, der ganz auf Bewegung ausgelegt war − beim .

Arnstadt. So eine große Einweihungsparty gibt es selten, wenn junge Leute umziehen. Zahlreiche offizielle Gäste bis hin zum Landrat und auch die Bewohner des Kinder- und Jugendwohnhauses des Marienstifts waren dabei, als am Samstag ihre betreute Außenwohngruppe auf dem Pfarrhof 5 feierlich eröffnet wurde. Sebastian (17) und Marcus (18) haben sich in ihrer WG bereits eingerichtet, insgesamt stehen vier Plätze in der renovierten Wohnung über der Altenbegegnungsstätte zur Verfügung. Mitten in der Stadt, nicht weit weg vom Heim an der Hohen Bleiche. Jeder hat sein eigenes Zimmer, dazu gibt es eine Stube, eine Küche und ein kleines Betreuerzimmer. Alles frisch gemalert, die evangelische Kirchgemeinde als Vermieter und Nachbar hat viel investiert. Es gebe auch Ängste und Vorbehalte, so wurde zur Eröffnung eingeräumt. Aber man wolle Verständnis füreinander entwickeln. Diese Wohngruppe soll eine Lücke zwischen der stationären Heimbetreuung und einer eigenen Wohnung schließen. Ein Schritt, der für die meisten nur schwierig zu bewältigen ist, so die Erfahrung von Heimleiter Andreas Schlegel, der sich sehr freut, nach eineinhalb Jahren Vorarbeit diese Teilbetreuung für junge Leute im Alter zwischen 16 und 21 anbieten zu können. Sie sollen so unter anderem lernen, allein mit Geld zurechtzukommen, sich die Freizeit einzuteilen, ihre schulischen und beruflichen Pflichten zu erfüllen. „Sie sollen aber auch lernen, sich etwas zuzutrauen“, so Schlegel. Ein Sozialarbeiter hilft ihnen dabei täglich für zwei bis drei Stunden. ak

Jugendfeuerwehr Arnstadt feierte ihr 20-jähriges Bestehen und zeigte bei verschiedenen Einsätzen ihr Können Von Marco Schmidt Arnstadt. Mit Blaulicht fährt der Einsatzwagen der Arnstädter Feuerwehr auf den Platz vor dem Theater. Schnell springen Feuerwehrleute aus dem Wagen, nach kurzer Einweisung beginnen sie mit dem Löschen. Im Einsatz ist jedoch nicht die Einsatzabteilung, sondern der Nachwuchs der Arnstädter Wehr. Bei ihrer Einsatzübung wurde ein Brand im Theater simuliert. Schnell sind auch die zwei verletzten Personen aus dem Gebäude gerettet und versorgt. Nach knapp einer halben Stunde ist alles vorbei. Es hat reibungslos geklappt. „Da können die Kinder stolz drauf sein. Und ich bin es auch“, sagt Jugendfeuerwehrwart Stef-

fen Hoppe über seine Schützlinge. Der Grund für die Übung: das 20-jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr in Arnstadt. Dabei kümmert man sich hier schon seit 1960 um den Nachwuchs. Aber am 1. Januar 1991 ist man in die Deutsche Jugendfeuerwehr eingetreten. Nach der Einsatzübung ging es zum Feiern ins Gerätehaus. Dort wurde auch übernachtet. Und während sich die Jugendlichen auf den simulierten Brand am Theater gut vorbereitet hatten, folgten noch einige Einsätze, von denen sie vorher nichts wussten. Noch am Abend rückten sie zu einem Verkehrsunfall aus. Am Sonnabend galt es, einen Werkstattbrand und auf der Übungsanlage in Rudisleben einen richtigen Brand zu löschen.

Zu guter Letzt retteten sie noch eine Katze vom Baum. 34 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 sind zur Zeit in der Jugendabteilung. Nach dem Übungsstreik und dem darauf folgenden Austritt vieler Kameraden aus der Wehr verlor auch die Jugendfeuerwehr zwei Drittel ihrer Mitglieder. „Mittlerweile sind wir aber wieder auf einem gutem Niveau“, beschreibt der Jugendfeuerwehrwart. Zusammen mit vier weiteren Kameraden betreut er den Nachwuchs. In den letzten beiden Jahren wurden neun Kameraden in die Einsatzabteilung übernommen. Dass sie gut ausgebildet werden, zeigten die NachwuchsFeuerwehrleute nicht nur am Freitagabend vor dem Theater.

Eric (links) und Jele hatten bei der Übung am Theater die Aufgabe, sich um die Erstversorgung eines Verletzten zu kümmern. Foto: Christoph Vogel

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Montag, . Mai 

Kirche für die Menschen vor Ort

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Verwandelt

Bischöfin lobte zwei Projekte

BRITT MANDLER über Kinder, die ganz plötzlich erwachsen werden Es war doch neulich erst, als ich Bekannte traf, die ihr Kind an der Hand hatten. Kaum bis zur Hüfte reichte mir der Knirps. Und der Schalk blitzte ihm mächtig in den Augen. Oder das Töchterchen von Freunden, das immer im rosa Kleidchen durch die Gegend hüpfte. Was nur ist mit diesen Kindern geschehen? Das fragten sich am Samstag viele Eltern, Verwandte, Freunde. Denn ganz plötzlich waren es keine Kinder mehr, sondern junge Leute auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Ihnen dabei zuzusehen, hat etwas Rührendes, selbst, wenn es nicht die eigenen Kinder sind. Wenn Jungs auf einmal in schicken Anzügen stecken und diese tatsächlich ausfüllen. Und Mädchen erstmals in hochhackigen Schuhen auf eine Bühne steigen. Etwas unbeholfen zwar, dabei aber doch wie junge Damen wirken. Die Kinder von einst − sie sind erwachsen geworden. Jugendweihe, Firmung oder Konfirmation markieren diesen Wendepunkt im Leben. Der den jungen Leuten hoffentlich viel Spannendes beschert.

�� „Der Liebe Gott ist auch eine Tanzmaus.“ Anja Hartungs Erklärung dafür, warum zur Tanzmausgala immer schönes Wetter ist

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Monika Ortmann (55) aus Bad Langensalza: Ich bin seit 1990 Geschäftsführerin des Freundeskreises Jugendarbeit und Jugendweihe Unstrut-Hainich. Seit dieser Zeit hat unser Verein über 10 000 Jugendliche auf dem Weg ins Erwachsenenleben begleitet. Die Feiern vorzubereiten ist natürlich viel Arbeit, das wäre allein nicht zu schaffen. Daher gebührt meinen ehrenamtlichen Mitarbeitern ein riesiges Dankeschön, dass sie sich so für die Jugendlichen engagieren, die Jugendweihe-Veranstaltungen sowie die Feierstunden mit vorbereiten und durchführen. Nach der Jugendweihe ist für uns übrigens vor der Jugendweihe: Wir nehmen ab sofort Anmeldungen für das nächste Jahr an.

�� Kreistag Görmar, 16 Uhr In den beruflichen Schulen wird unter anderem über den Haushalt des Kreises für das laufende Jahr, den Verkauf der Kreisanteile am Hufeland-Klinikum und den Essengeld-Zuschuss beraten.

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Aktuelle Nachrichten: www.thueringer-allgemeine.de/der-tag

Kein Ausflug ohne die Kuschel-Kuh Elsa Maja aus Bad Langensalza liebt es, mit ihrem Opa Ausflüge in die nähere Umgebung der Kurstadt zu machen. An den Böhmenteichen kennt

sie sich bestens aus. Und auch durch Wald und Feld streift sie dabei oft. Auf ein Accessoire mag die künftige Abc-Schützin dabei allerdings nicht

verzichten: ihre Plüsch-Kuh Elsa. Als das Kuscheltier einmal im Kindergarten liegenblieb, musste Opa kurz vor Toresschluss noch einmal los

und Elsa holen. Denn ohne ihre geliebte Kuschel-Kuh hätte Maja nicht einschlafen können. Foto: Josef Ullrich

Bewegte Geschichte Bad Langensalzaer Feuerwehr wurde vor 150 Jahren von Turnvereinsmitgliedern gegründet. Festakt zum Jubiläum als Dank an Kameraden und ihre Partner Von Britt Mandler Bad Langensalza. 150 Jahre und kein bisschen altersmüde − das ist die Freiwillige Feuerwehr Bad Langensalza. Mit einer großen Technikschau wurde der runde Geburtstag vor einigen Wochen bereits öffentlich gefeiert. Am Samstagabend trafen sich nun die Kameraden, um mit ihren Partnern und Sponsoren das Jubiläum gebührend zu feiern. Angst davor, dass der Pieper die Feiernden zu einem Einsatz ruft, brauchten die Kameraden diesmal nicht zu haben. Die Wehren der Nachbargemeinden hatten ihre Bereitschaft mit übernommen. Dafür zeigte sich nicht nur Jürgen Büttner dankbar, sondern auch die Damen der Feuerwehrmänner, die ihre Jungs sonst immer hergeben müssen, wenn andere Menschen in Not sind. Um dieses ständige Dasein für andere drehten sich auch die Festreden. Sowohl Bürgermeister Bernhard Schönau als auch Landrat Harald Zanker betonten, wie wichtig es sei, das Ehrenamt des Feuerwehrmanns beziehungsweise der Feuerwehrfrau zu fördern. Dazu gehöre mehr, als Gebäude und Technik zur Verfügung zu stel-

Jürgen Büttner, Thomas Büttner und Heiko Lack bekamen von Kreisjugendwart René Scharfenberg (von links nach rechts) im Namen des Landesfeuerwehrverbands die Ehrennadel in Silber verliehen. Foto: Britt Mandler len. Beides haben sich Stadt und Kreis viel kosten lassen. Seit 1994 steckten sie in den Standort am Illebener Weg 5,33 Millionen Euro. Dieses Geld sei aber sinnvoll angelegt, so Schönau. Schließlich gehe es um die Sicherheit der Bürger. Allerdings sei es illusorisch zu glauben, dass sich Bad Langensalza je eine Berufsfeuerwehr leisten könne. Es gehöre viel dazu, neue Kameraden zu werben,

diese auszubilden und in der Einsatzgruppe zu halten. Die Kameraden selber engagieren sich extrem, oft seien es die Familien, die zurückstecken müssen. Daher gebühre auch den Partnern der Feuerwehrleute ein großes Dankeschön. In Zukunft müsse es aber gelingen, noch mehr Firmenchefs davon zu überzeugen, dass sie ehrenamtliche Kameraden ausbilden und anstellen und sie

während der Arbeitszeit auch zum Einsatz lassen. Denn nur so lasse sich verhindern, dass die Einsatzabteilungen unter der Woche unterbesetzt sind. Wehrführer Thomas Büttner erinnerte an die bewegte Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Bad Langensalza. 1861 wurde sie von der Turngemeinde gegründet. 57 Aktive traten damals in den Dienst der Wehr. Erste Einsätze folgten schon

kurz nach der Gründung, 1864 war dann das Können der Kameraden bei einem Großbrand gefragt. Damals brannte das vierstöckige Fabrikgebäude der Firma Gräser aus. 1899 wurde der Seitenflügel des Schlosses Dryburg von Feuer vernichtet, 1984 dann die Malzfabrik, die tagelang brannte. 1905 änderte sich die Arbeitsweise der Feuerwehr grundlegend. Damals wurde das Wasserleitungssystem in Bad Langensalza fertiggestellt, gleichzeitig wurden die Hydranten in Betrieb genommen. Um mit der Zeit zu gehen, gehörten seit Gründung der Feuerwehr Schulungen immer mit zum Dienst. „Wenn Kameraden Orden tragen, dann sind das keine Geschenke, sondern sie sind ehrlich verdient“, betonte Bernhard Schönau. Die Festveranstaltung wurde auch genutzt, um Kameraden zu befördern und auszuzeichnen. Unter den Geehrten waren vier Floriansjünger, die ein Drittel der Bad Langensalzaer Feuerwehrgeschichte miterlebt haben: Jürgen Büttner, Manfred Neumann, Egon Rübbert und Hans Zirpel sind seit 50 Jahren in den Reihen der Bad Langensalzaer Feuerwehr aktiv und engagieren sich noch heute.

Einsatzstärke ist besorgniserregend

Mühlhausen. Ist es Verrat am christlichen Auftrag, sich an den Bedürfnissen der Menschen zu orientieren? Ilse Junkermann, die Bischöfin der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, verneinte am Freitagabend ihre Frage selbst. Nach einer Präsentation des Kirchenkreises im evangelischen Schulzentrum. Dort fand die Abendveranstaltung des einmal jährlich auswärts tagenden Landeskirchenrats statt. Zwei Projekte wurden vorgestellt, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Micha und Helen Hofmann, Florian Arndt sowie Anna-Lena Christiansen vertraten den Trägerkreis der Jugendkirche. In Mitteldeutschland sei diese Art der Jugendkirche einmalig, erzählte Ilse Junkermann. Von Württemberg kennt sie ähnliche Projekte und weiß, dass es wegen Beruf und Studium normal ist, dass alle vier bis fünf Jahre die Aktiven im Trägerkreis wechseln. Angetan war Ilse Junkermann auch vom „wandernden Gottesvolk“ aus der Region um Bad Tennstedt und Kirchheilingen. Beate Eisert, Magdalene Wohlfarth, Constanze Hornschuch und Lutz Kaufhold erzählten davon, wie es gelingt, in der ausgeprägt ländlichen Region kirchliche Angebote zu regionalisieren. Angefangen von Gottesdiensten über regionale Frauentreffen, Emmaus-Kurse bis hin zu verschiedenen Projekt-Chören. Dass der ländliche Raum nicht aufgegeben wird, dass im Großen gedacht, aber im Regionalen gehandelt werde, zeichne den Kirchenkreis aus, lobte die Bischöfin. ske

Millionen für Altenheime fehlen Käufer will bis morgen zahlen Mühlhausen. Eigentlich sollte bis morgen der Verkauf der beiden Altenheime des Kreises in der Mühlhäuser Garten- und Mittelstraße komplett abgewickelt sein. Der neue Betreiber, die „H & R-Seniorenheimgesellschaft“, wollte ab Juni voll ins Geschäft einsteigen. Das jedenfalls hatte auf Anfrage unserer Zeitung Wolfgang Hamma von der Geschäftsführung angekündigt. Bis Freitagabend allerdings war der offene Betrag von 6,6 Millionen Euro immer noch nicht auf dem Konto des Kreises eingegangen, erklärte Landrat Harald Zanker (SPD). Er hofft trotzdem, dass das Geld heute oder morgen gezahlt wird. Das hätten am Freitag die Verantwortlichen auf einer kurzfristig einberufenen Konferenz zugesichert. Sollten die Millionen ausbleiben, dann müsse über die „Werthaltigkeit des Angebots neu verhandelt werden“, sagte Zanker. ske

Verwaltungsgemeinschaft Bad Tennstedt richtete in Großvargula Verbandsfeuerwehrtag aus Großvargula. Feuerwehrautos mit Blaulicht düsten am Samstag über Stunden durch Großvargula. Allerdings war kein Notfall der Grund, sondern der 17. Verbandsfeuerwehrtag, den die Verwaltungsgemeinschaft Bad Tennstedt diesmal in der Unstrut-Gemeinde austrug. Schon am Freitagabend wurde das Fest eingeläutet. Mit einem Festakt weihte die Großvargulaer Wehr ihr neues Gerätehaus ein. Die erste Idee für den Neubau reifte 2004, erinnerte Feuerwehrchef Dirk Seifert. Erst 2007 gab es die Baugenehmigung und ein Jahr später die Fördermittel. 268 000 Euro kostete es, die Fahrzeughalle mit Garderoben und Schulungsraum hochzuziehen. Parallel dazu wurde die Fassade

der benachbarten alten Schule saniert und der einstige Schulhof neu gepflastert. Der Freistaat schoss 64 000 Euro an Förderung zu, aus dem Dorferneuerungsprogramm flossen 21 000 Euro. Dass die Kosten, die die Gemeinde tragen mussten, trotz zwischenzeitlichem Baufirmenwechsel nicht explodierten, sei auch den Kameraden zu verdanken, lobte Seifert. Denn sie erledigten viele Arbeiten in Eigenregie. Ende 2010 nahmen sie dann das neue Gerätehaus in Betrieb, nun erfolgte die offizielle Einweihung. Ebenso am Freitagabend lud die Verwaltungsgemeinschaft zur gemeinsamen Dienstversammlung. VG-Chef David Atzrott zog kurz Bilanz. Die Einsatzstärke sei in allen Weh-

ren besorgniserregend. Zwar sank die Zahl der Hilfeleistungen, die Zahl der Brandeinsätze habe sich aber verdoppelt. Es müsse viel mehr getan werden, um es Feuerwehrleuten zu ermöglichen, ihren Dienst an der Gemeinschaft auszuüben, sagte er auch in Richtung Arbeitgeber. Denn ohne schlagkräftige Wehren würden Großbrände wie der des Gutshauses in Kutzleben noch schlimmere Folgen haben. Im Rahmen der Dienstversammlung erfolgten auch Beförderungen und Auszeichnungen. Am Samstag dann stellten sich die Wehren Wettbewerben. Bei der Staffel siegte Tottleben, bei der Gruppe hatte Urleben die Nase vorn. Im Löschangriff errang die Wehr Ballhausen den ersten Platz. bm

Feuerteufel in der Kreisstadt

Die Gastgeber aus Großvargula nahmen auch an der Einsatzübung teil. Im Bauhof musste ein Brand gelöscht werden. Foto: Britt Mandler

Mühlhausen. Innerhalb einer halben Stunde kam es am Samstagmorgen in Mühlhausen zu zwei kleineren Bränden. Die Täter zündeten nach Aussage einer Polizeisprecherin je einen Abfallbehälter an und flüchteten dann vom Tatort. Im Rahmen der Nahbereichsfahndung konnten recht schnell zwei Personen gestellt werden, auf die die Täterbeschreibung passte. Beide Personen wurden identifiziert und kontrolliert. Der Tatverdacht konnte sich dadurch erhärten, heißt es. Gegen die beiden Brandstifter wird nun weiter ermittelt. Sie werden für den dabei entstandenen Schaden aufkommen müssen.

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Klein-Sein als Chance sehen

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Donnerstag, . Februar 

Sanierung für wenige Gläubige Dach der Kutzlebener Kirche St. Petri ist dringend reparaturbedürftig, der Schwammbefall schlimmer als vermutet. Nun hat die Sanierung begonnen und die Gemeinde hofft, dass die Kirche wieder Dorf-Mittelpunkt wird Von Anke Kühn

Anke Kühn über das Zusammenrücken von Gemeinden Das erste mal seit vielen Generationen konnten die Bewohner von Kutzleben Heiligabend nicht in ihrer Kirche feiern. Denn die wird derzeit saniert. Dass die Arbeiten im November, also pünktlich zu Beginn der kalten Jahreszeit begannen, mag bei privaten Häuslebauern für Kopfschütteln sorgen. Doch langwierige Procedere bei Anträgen, Ausschreibungen und Termine für Fördermittel ließen der Gemeinde keine Wahl. So fuhren die Kutzleber Weihnachten in die Kirchen der umliegenden Orte − und tun das weiterhin. Wahrscheinlich auch, wenn die eigene Kirche wieder benutzbar ist. Denn nicht nur angesichts des erkrankten Pfarrers − der guten Mutes und auf dem Wege der Genesung ist − ist ein Zusammenrücken mit den umliegenden Gemeinden nötig, denn meist sind es nicht viele Menschen, die zusammenkommen. Gering zu schätzen ist das dennoch nicht − und das Zusammenrücken auch eine Chance.

�� „Glaubt Ihr wirklich, dass Investoren in eine Region kommen, in der sich die Politiker streiten?“ Matthias Machnig (SPD) Thüringer Wirtschaftsminister

�� Neuer Urlaubsplaner Bad Langensalza, Tourist-Information, 10 Uhr: Die ersten Exemplare des neuen Urlaubsplaners mit Gastgeberverzeichnis sind gedruckt und werden heute vorgestellt.

Kutzleben. Wer Kirchen sucht, steuert üblicherweise den Mittelpunkt eines Ortes an. In Kutzleben gelangt, wer die Kirchturmspitze immer fest im Blick behält, jedoch an den Dorfrand. „Der Turm ist eigentlich ein eigenes Bauwerk, wurde vermutlich als Wehrturm erbaut. Das Langhaus kam erst später hinzu, so dass die Kirche St. Petri entstand“, weiß HansHeinrich Imholze, Vorsitzender des Gemeindekirchenrats im Kirchspiel Bad Tennstedt. Trotz der Randlage wünscht sich nicht nur er, dass die Kirche wieder Mittelpunkt der Gemeinde wird. Dass es nicht an den äußerlichen Bedingungen scheitert, dafür kämpfen er und weitere Kutzlebener seit Jahren. Nun ist das Ziel fast erreicht. Im November begannen die Handwerker ihre Arbeit am Dach des Langhauses. Das hat eine Sanierung dringend nötig. Verschlissen sind die Holzbalken. Schlimmer noch: Der Schwamm hat den Dachstuhl befallen, stärker, als es der Blick von außen vermuten ließ. Zudem sind die Folgen eines Brandes im Sommer 2008 noch sichtbar. Ein Loch im Dach wurde nur provisorisch repariert. Glück im Unglück hatte die Gemeinde, dass die genau unter dem Brandherd stehende Orgel verschont blieb. Nun endlich wird das Dach erneuert. Etliche Sparren und Balken haben die Handwerker schon ausgetauscht. Heute soll der Schiefer geliefert werden, der kommende Woche aufgebracht werden soll. Eine glückliche Fügung war für die Gemeinde, dass die Arbeiten im Dezember und Januar wegen des milden Wetters gut voran gingen, es nun nur angesichts des harten Frostes eine Unterbrechung gab. „Wir mussten aber im November anfangen, weil davon die Fördermittel abhingen. Und früher ging es nicht, weil wir da noch keine Zusage hatten“, sagt Gemeindekirchenrat Imholze.

165 000 Euro kostet das neue Dach. 20 000 Euro muss die Gemeinde als Eigenanteil aufbringen, wofür die Rücklagen aufgebraucht werden. „Es bedrückt uns, dass so viel Geld ausgegeben wird, obwohl nur wenige Menschen die Kirche nutzen. Doch wir tun es, weil wir hoffen, dass sie wieder der Gemeindemittelpunkt wird“, sagt Hans-Heinrich Imholze. Dabei ist die Kirchgemeinde im 650-Einwohner-Dorf Kutzleben intakt. Problem ist derzeit der Mangel an hauptamtlichen Mitarbeitern. Pfarrer Michael von Frommannshausen ist erkrankt. Die Stelle des Gemeindepädagogen vakant. „Die Vertreter und Ehrenamtlichen tun, was sie können, doch können das nicht ausgleichen, denn es geht ja um eine mit Inhalt und Herz erfüllte Arbeit“, sagt Constanze Hornschuch vom Germeindekirchenrat. Langfristig sind aber alle zuversichtlich − zumal mit der Dachsanierung die Außenhülle der Kirche wieder intakt, das Gebäude gesichert ist. Nun sei Zeit, wieder Leben einziehen zu lassen. Wobei es Pläne gibt: Die Kirche soll auch im Winter nutzbar gemacht werden, da das Pfarrhaus nicht zu retten ist. Vorerst ist das nur eine Vision. Ein Ziel ist aber greifbar: Zur Osternacht soll wieder Gottesdienst gefeiert werden in St. Petri. Zwei Taufen stehen dafür schon fest.

Fördermittel und private Hilfe 165 000 kostet die Dachsanierung Fördermittel gibt es vom Kirchenkreis Mühlhausen, der Landeskirche und vom Landesamt für Denkmalpflege. Zudem unterstützt die private Katharina und Gerhard HoffmannStiftung aus Hamburg die Kutzlebener.

Wetterbericht von den Lamas

Nominierung Herbsleben, Begegnungsstätte, 20 Uhr: Die Freien Wähler wählen ihren Kandidaten zur Bürgermeisterwahl.

Zimmermann Enrico Schulz von der Restaurierungsfirma Denkmalplan aus Körner saniert den Dachstuhl der Kirche.

Stadt-FDP wählt Bürgermeisterkandidat Bad Langensalza. Mit 100 Prozent der Stimmen wurde Amtsinhaber Bernhard Schönau von 19 Mitgliedern des Ortsverbands der FDP Bad Langensalza zum Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 22. April gewählt. Damit wurde Schönau zum vierten Mal als Bürgermeisterkandidat aufgestellt. Unter den Gästen der laut dem Ortsverbands-Vorsitzenden, Horst Kruspe, sehr gut besuchten Wahlveranstaltung waren unter anderem der gemeinsame Landratskandidat von FDP und CDU im Kreis, Dr. Jürgen Ziegenfuß (CDU), und der Kreisvorsitzende der FDP, Steffen Dreiling. In seiner Begründungsrede stellte Schönau heraus, wie wichtig es ihm gewesen sei, dass er in den 18 Jahren seiner Amtszeit stets einen genehmigungsfähigen Haushalt in den Stadtrat eingebracht und damit die Grundvoraussetzung für Investitionen in Bad Langensalza in diesen Jahren geschaffen zu haben. Gleichzeitig gab er einen Ausblick auf die aus seiner Sicht schwierige finanzielle Situation, die in den nächsten Jahren auf alle Gemeinden und Städte im Unstrut-HainichKreis zukomme. So gehe es nun darum, Geschaffenes zu erhalten und den keine unrealistischen Versprechen zu machen. Dabei strebe er an, die in der Vergangenheit zum Wohl der Stadt praktizierte gemeinsame Lösungssuche mit allen Parteien im Stadtrat fortzusetzen. Er zolle allen Parteien Respekt und betrachtet es als Vertrauen in seine Person, dass sie keinen Gegenkandidaten für die Bürgermeisterwahl aufstellen.

Nachwuchsarbeit Bad Langensalza, Kindergarten „Spatzennest“, 10 Uhr: Die Kindergartenkinder sind in einer Physiotherapiepraxis zu Gast und lassen sich die Arbeit mit Praxisvorführung erklären.

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Einstimmiges Votum für Schönau

Seit November ist die Kirche in Kutzleben eingerüstet. Heiligabend konnten die Bewohner hier nicht feiern. Ostern sollen die Arbeiten fertig sein. Fotos: Jens König

Herbsleben. Die Wettervorhersage für Thüringen für Freitag wird heute in Herbsleben aufgezeichnet. Dafür besucht das Wetter-Team des „Thüringen Journals“ des MDR-Fernsehens am Nachmittag die Familie Kroll und ihre kleine Herde Lamas auf ihrem Grundstück direkt am Ufer der Unstrut. Familie Kroll hatte die Wettermoderatoren mit einer besonderen Aktion zu sich eingeladen: Sie strickten eine winterlich-warme Mütze aus Lama-Wolle und schickten diese an den MDR. Der wählte sie im Rahmen seiner „Wintermützen-Reihe“, die derzeit immer donnerstags ausgestrahlt wird, aus. Wenn der Wetterbericht heute gefilmt wird, sitzt die Mütze selbstverständlich auf dem Kopf von Moderatorin Claudia Haubold. Der Beitrag wird heute Abend kurz vor 19.30 Uhr im „Thüringen Journal“ gesendet. ak

Mitarbeiter von Borbet fordern Tarifvertrag Nach monatelangem Verhandeln mit der IG Metall und Streikandrohung erklärt sich die Geschäftsführung zu Gesprächen bereit Von Anke Kühn

Anett Doppleb (47), Bankkauffrau aus Schönstedt: Seit 2007 bin ich mit dabei bei der Frauensportgruppe. Wir treffen uns immer mittwochs um acht. Außerdem gibt es seit 2008 eine Line Dance Gruppe. Die „Black Hats“ nennen wir uns. Den Namen habe ich erfunden. Unsere erste Ausstattung waren nämlich schwarze Hüte und so ist die englische Übersetzung für “schwarze Hüte“ unser Name geworden. Der Sport ist ein schöner Ausgleich zur Arbeit und so sehe ich die Mädels regelmäßig − das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Foto: Diana Döll

Bad Langensalza. Die Wirtschaftskrise 2008 und 2009 traf auch Borbet. Der Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Hallenberg-Hesborn in NordrheinWestfalen stellt Leichtmetallräder her und hatte Auftragseinbrüche zu verkraften. Über 500 Mitarbeiter sind am Standort in Bad Langensalza beschäftigt. „Die Belegschaft erklärte sich damals angesichts der schwierigen Lage dazu bereit, zur Sicherung der Arbeitsplätze materielle Einbußen hinzunehmen“, erklärt Alexander Scharff, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Nordthüringen. Inzwischen ist die Krise längst überstanden, seien die Auftragsbücher auch bei Borbet

wieder voll, sagt Scharff. Davon jedoch hätten die Mitarbeiter bisher nicht profitiert. Um für ihre eigenen Interessen eintreten zu können, seien zuletzt immer mehr Mitarbeiter in die IG Metall eingetreten. Die deutliche Mehrheit von 70 Prozent seien es inzwischen. Ihre Forderung: Ein Tarifvertrag für Borbet in Bad Langensalza. Damit die Geschäftsführung heranzutreten, hatte die Mitgliederversammlung bereits im September einstimmig beschlossen. Doch die Geschäftsführung reagierte nicht auf die Forderungen, die Verhandlungen zu beginnen. „Einmal waren wir schon so weit, dass wir einen Termin bekamen. Den sagte die Geschäftsleitung aber kurzfristig ab“, berichtet der

Gewerkschaftssekretär gegenüber dieser Zeitung. Weil dies nach Verzögerungstaktik aussah, setzte die Gewerkschaft nun ein Ultimatum: Sollte bis gestern kein Terminvorschlag genannt werden, würde die Belegschaft unverzüglich in Warnstreiks treten. Kurz bevor es so weit kam, lenkte die Geschäftsleitung ein. Für den 29. Februar sind nun Verhandlungen angesetzt. „Wir wollen den Standort nicht schädigen. Doch wir wollen erreichen, das hier nicht nur in Hallen und Wirtschaftsgüter investiert, sondern auch in die Menschen, die hier arbeiten“, so der Gewerkschafter Scharff. Die Geschäftsleitung von Borbet war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Nach längerem Hin und Her haben sich Belegschaft und Geschäftsführung nun darauf geeinigt, Gespräche über einen Tarifvertrag aufzunehmen. Foto: Jens König

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Donnerstag, . Mai 

Noch keine Infizierten im Eichsfeld

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Baumschutz

Mit Hygiene gegen EHEC-Erreger

Natalie Hünger über eine neu gegründete Initiative Eine Gruppe von Naturfreunden will künftig die Bäume in Leinefelde-Worbis schützen. Das ist lobenswert. Denn es sollte kein Baum ohne Grund gefällt werden. Ob die von Behörden oder Privatleuten angeführten Gründe dafür triftig sind, kann hier erörtert werden. Man hüte sich aber davor, Begründungen grundsätzlich anzuzweifeln. Jeder, der ein Stück Land mit viel Enthusiasmus begrünt, wird irgendwann zur Einsicht kommen, dass dieser oder jener Baum nicht gut überlegt gepflanzt wurde. Man werfe nur einen Blick in die vielen Vorgärten, die mittlerweile wie ein Tannenwald aussehen. Und auch eine Birke oder ein Ahorn können, an falscher Stelle eingesetzt, zu Problemen führen. Einst von Menschenhand gepflanzt, muss es auch möglich sein, wieder Abschied von ihnen zu nehmen. Ohne dabei gleich als Feind der Natur abgestempelt zu werden. Viel schlimmer finde ich, wie mancher Baum oder manche Hecke verstümmelt wird.

�� „Ich wünsche mir, dass bald ein Ostteam in der 1. Bundesliga spielt.“ Günter Heuschkel, 1. SC Heiligenstadt

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Claudia Vollmert hat sich mit ihrem Mann Daniel ganz einer längst vergangenen Epoche verschrieben. Weil es immer mehr Mittelalter-Fans im Eichsfeld gibt, vertreibt die -Jährige jetzt sogar von Heiligenstadt aus individuelle Kleidung der Zeit entsprechend. Foto: Eckhard Jüngel

Das Eichsfeld von gestern Die Mittelalter-Epoche erlebt im Landkreis seit Jahren eine Renaissance. Jetzt gibt es hier passende Gewänder. Zunehmend gesellen sich unter die auffällig gekleideten Fans Gothic-Anhänger Von Thomas Müller Heiligenstadt. In mittelalterlicher Kleidung haben sie geheiratet. Claudia und Daniel Vollmert. Auf der alten Burg Hanstein. In einem wunderschönen weißen Kleid, abgesetzt mit Elementen aus der Zeit vor Martin Luther, zog die 37-Jährige die Blicke auf sich. „Ich habe mich verliebt in die Burg, seit ich sie das erste Mal sah“, erzählt Daniel, der eigentlich aus Obernjesa bei Göttingen kommt. Der Mann mit dem Ziegenbart kleidet sich nicht

nur von Zeit zu Zeit auf alte Art, er macht auch solche Musik. Viele Jahre war er Mitglied der in Szenekreisen bekannten Band „Stahlmann“, nun ist er Bassist bei „Coldflame“. Beruflich betreibt er eine Agentur, betreut Bands im Mittelalter- und Gothic-Bereich und führt von Heiligenstadt aus eine kleine Plattenfirma, ein Label. „Die guten Kontakte in die Szene wollten wir auch anderweitig nutzen“, erzählt der 40jährige Geschäftsmann. „Und da kam uns die Idee, die Szene auch mit entsprechender Klei-

dung zu bestücken.“ Da es aber in Göttingen schon einen Anbieter gab, sahen sich die beiden in anderen Städten um. Hann. Münden wäre ihre erste Wahl gewesen, Witzenhausen vielleicht („aber das ist tot“). Auch Leinefelde-Worbis kam in die Auswahl. „Am Ende überzeugte uns Heiligenstadt am meisten.“ In der 1304 errichteten Ratsmühle fanden die Unternehmer einen Geschäftssitz und nannten den Laden daher „Kammer 13“. Von hier vertreiben sie nun deutschlandweit größtenteils schwarze Mode −

von der Unterwäsche über Kleider bis zum Hut. Hochzeitskleider gibt es auf Bestellung, ein Erfurter Schmied fertigt Ritterhelme und Unterarmschienen, Halsbänder et cetera. Und eine Hutmacherin aus Göttingen sorgt für spezielle Kopfmode. Der Laden allerdings ist nur ein Standbein. Claudia und Daniel sind im August erstmals auf dem Mittelalterfest am Hanstein vertreten, auch am Sonnenstein werden sie beim ersten Mittelalter-Ereignis dabei sein. Regelmäßig besuchen sie zudem als Händler den Flohmarkt

in Hann. Münden, wo Umhänge für Mittelalterfeste besonders gefragt sind. „Immer mehr Eichsfelder wenden sich dem Mittelalter zu“, weiß Daniel Vollmert. Seine Frau und er beispielsweise gehören zur Ritterschaft, die sich regelmäßig am Hanstein trifft. Auch andere Vereine dieser Art erleben einen Zulauf. Daher ist es den Unternehmern nicht bange, dass ihre neue Gründung anders als die beiden Vorgängergeschäfte, die in der Mühle schnell pleite gingen, deutlich länger überleben wird.

Ich bin seit 1990 selbstständig. Heute habe ich schon Schaufenster in der Fußgängerzone geputzt. Nachher werde ich noch die Fenster der Raiffeisenbank reinigen. Ich bin hauptsächlich in Heiligenstadt unterwegs, für die Stadt werden von mir auch die Fenster der Stadthalle und die der Rathäuser geputzt. Aufträge habe ich genug. Ein Zehn-Stunden-Tag ist bei mir normal. Nach getaner Arbeit werde ich mich zusammen mit meiner Frau bei einem Glas Rotwein in den Garten setzen.

Hülfensberg. Keine Feier ohne Meyer − wie in den vergangenen Jahren, so konnte der Guardian des Hülfensberges auch zur diesjährigen Seniorenwallfahrt Pfarrer Heinrich Meyer aus Dieterode auf dem Hülfensberg begrüßen. Der Pfarrer war noch der alte, wie die Hülfensbergpilger ihn seit vielen Jahren kennen. Der Guardian ist neu, heißt Maximilian Wagner, ist erst seit dem vergangenem Advent auf dem Berg. Der aus Bayern stammende Franziskaner zeigte sich völlig überrascht von

der großen Zahl der Pilger: „Ich bin ganz fasziniert, dass so viele gekommen sind“, versicherte er, das habe wohl auch ein bisschen mit dem Wetter zu tun. Als Gast und Prediger kündigte Bruder Maximilian den emeritierten Fuldaer Weihbischof Johannes Kapp an, der seinen Lebensabend in Hofgeismar verbringt und seine Wurzeln im Eichsfeld hat. Sein Vater stammt aus Geismar, das unter dem Hülfensberg liegt. Dort war Johannes Kapp als Kind oft zu Gast, so kennt er den Berg .

Der Bischof feierte mit drei Priestern und den Patres die Heilige Messe und er hielt die Predigt, die er mit den Grüßen des Fuldaer Bischofs Algermissen begann. Nach der Wende sei er oft auf dem Berg zur Feier der Heiligen Eucharistie gewesen. Er erinnerte an eine Bittprozession zum Hülfenskreuz des Westens, das heute an der Kapelle der Einheit steht. Wann wird diese Grenze ein Ende haben, hätten sich damals viele gefragt und wehmütig zum Turm der Salvator-Kirche geschaut.or

Tunnel wird erneut gesperrt

Die Küllstedter bringen Beton in die Autobahn-Fahrbahn ein.

Zur Hoffnung berufen Bischof Johannes Kapp macht Pilgern Mut, den Glauben nicht zu verlieren

Walter Müller (59), Fensterputzer aus Günterode

Eichsfeld. Die persönliche Hygiene ist das A und O, um sich vor einer Infektion mit dem EHEC-Erreger zu schützen. Das unterstreicht die Amtsärztin des Landkreises Eichsfeldes, Judith Rahrig. Dem Händewaschen komme dabei vorrangige Bedeutung zu. Panik aber sieht Rahrig fehl am Platz − vorausgesetzt, die wichtigsten Hygieneregeln werden eingehalten. Für Ängste sorgen die Meldungen über die Verbreitung des gefährlichen Darmkeims schon − vor allem, seit es die ersten Todesfälle gibt. Zudem wächst die Zahl der Menschen, bei denen der Verdacht auf eine Infektion besteht. Im Landkreis Eichsfeld sind laut der Amtsärztin noch keine Erkrankungen gemeldet. Thüringen sei allgemein noch nicht betroffen. Und bislang habe es auch keine Anfragen an das Gesundheitsamt bezüglich des Themas gegeben. Im Internet gibt das RobertKoch-Institut Antwort zu dem geheimnisvolle Erreger, der schwere, blutige Durchfälle bis hin zu Nierenschäden auslöst und zum Tod führen kann. Gut gerüstet für alle Fragen ist genauso das Gesundheitsamt des Landkreises. „Jeder kann sich gern an uns wenden“, betont Rahrig und verweist auch auf das im Amt ausliegende Merkblatt des RKI. mok

Zur Wallfahrt in Hülfensberg predigte Weihbischof Johannes Kapp aus Fulda. Foto: Otto Roth

Arenshausen. War an einem Samstag im November vergangenen Jahres die A 38 in Fahrtrichtung Göttingen ab der Anschlussstelle Arenshausen gesperrt, so betraf es am Montag nun auch die andere Richtungsfahrbahn. Grund hierfür ist die Dauerbaustelle vor dem Ostportal. Die Firma HTB aus Küllstedt brachte zusammen mit Sibobeton Beton ein. Mit weiteren kurzzeitigen Sperrungen ist laut Autobahnmeisterei Göttingen zu rechnen. So wird der Tunnel am Dienstag von Ost nach West auch tagsüber dicht sein, weil die Fahrbahnen in der Baustelle umgesetzt werden. tm

Vier potenzielle Investoren Das Heiligenstädter Gewerbegebiet an der A 38 füllt sich

�� Besuch in der Käserei, 14 Uhr, Schönhagen: Die Landfrauen aus Worbis gehen heute auf Exkursion. Sie wollen sich in der Kuhmuhne über die Käseherstellung auf traditionelle Art informieren. Danach geht es in den Dreschflegel-Schaugarten, der sich ebenfalls in Schönhagen befindet. Der Verein beschäftigt sich mit der Vermehrung und Sicherung des Saatgutes alter Gemüsesorten. Verkehrssicherheit für Schulanfänger, 9.30 Uhr, Heiligenstadt: 300 Vorschulkinder hat die Kreissparkasse zu einem Sicherheitstraining besonderer Art eingeladen − in Form eines Theaterstücks, das heute in der Stadthalle aufgeführt wird.

Spielplatz mit neuen Attraktionen Hinter dem Heiligenstädter Stadtwall hat sich auf dem Spielplatz einiges getan. Die Kommune ließ einen Kletterturm mit Rutsche und Abenteuerparcours errichten sowie ein Karussell. Außerdem wurde der Sandkasten erneuert, freuen sich

Beate Rasemann und Claudia Dreykluft. Die beiden Frauen waren gestern mit den Zweitklässlern der Stormschule − im Bild Emilia, Livia und Celina (von links) − auf den Spielplatz gekommen, die Geräte in Augenschein zu nehmen. Foto: E. Jüngel

Heiligenstadt. Im Gewerbegebiet an der A 38 in Heiligenstadt stehen weitere Flächen für potenzielle Investoren zur Verfügung. Allerdings wird im Stadthaus fieberhaft daran gearbeitet, neue Unternehmen anzulocken. Nachdem der Stormhügel nun gänzlich abgetragen ist und die Verwallung steht, kann der Großinvestor Kaufland mit dem Bau seiner Fleischfabrik beginnen. Derzeit erfolgt das Genehmigungsverfahren, hieß es aus dem Stadthaus auf Nachfrage unserer Zeitung. Geplant sei der Baustart für dieses private Vorhaben im August. Ein Schild kündigt die Baumaßnahme mittlerweile an. Ausgelastet ist das Gewerbegebiet derzeit zu mehr als 50

Prozent. Insgesamt stehen 410 000 Quadratmeter zur Verfügung. „Aktuell werden Verhandlungen mit vier Investoren geführt“, so die Sprecherin der Stadtverwaltung, Elke Sagorski. Der Flächenbedarf der vier Unternehmen liege bei etwa 60 000 Quadratmeter. Bisher haben sich die Unternehmen Kaufland, Groß Druckguss, Rosell Werkzeugmaschinen, Constantia Labels − dieser Neubau ist bereits fortgeschritten − sowie Ökosystem angesiedelt. Über die Investoren, mit denen Gespräche geführt werden, schweigt sich die Stadt weiter aus, will sich nicht in die Karten schauen lassen und die Ansiedlungen erst bekannt geben, wenn sie sicher und die Verträge unterschrieben sind.

Auf ein Erkennungsmerkmal des Gewerbegebietes müssen die Heiligenstädter und Eichsfelder seit einigen Wochen verzichten. Der Stormhügel ist vollständig abgetragen. Kosten würden, bestätigte Elke Sagorski, der Stadt dadurch allerdings nicht entstehen. Inzwischen eingetroffen ist im Stadthaus ein positiver Fördervorbescheid für die Gewerbegebietszufahrt, die im Zuge der Kaufland-Ansiedlung überarbeitet werden muss. Jetzt wird der Förderantrag vorbereitet und beim Landesverwaltungsamt eingereicht. Bis Mitte 2012 soll die Zufahrt fertiggestellt sein. Nach Bewilligung der Fördergelder plant die Stadt, die Umverlegung der Rechtsabbiegespur zu beginnen. fa

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Montag, . Februar 

Eisenberg orientiert sich an Apolda

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Mit der Kraft der Knolle

Jenaer Studenten sollen gelockt werden Eisenberg. Der Saale-Holzland-Kreis will sich für die baldige Einführung eines Verbundsemestertickets im Gebiet des Verkehrsverbundes Mittelthüringen (VMT) stark machen. „Wir bleiben an dem Thema dran. Gerade für Studenten brauchen wir einen günstigen ÖPNV“, sagte Landrat Andreas Heller (CDU) in Eisenberg. Dabei will sich Heller von seinem Amtskollegen im Weimarer Land, Hans-Helmut Münchberg (ptl) Schützenhilfe holen. Das Wohnstadt-Projekt gilt inzwischen als Referenz. Studenten aus dem Saale-HolzlandKreis müssen im Bus nach Jena noch Normaltarif zahlen.

Klaus Jäger über die Genüsse eines Faschingswochenendes Ich hab die Stimme der Gattin noch im Ohr: „Iss ruhig was in der Tiefgarage!“ Sie hätte es wissen können, waren wir doch ganz privat oft genug beim Bluesfasching in seiner heiligen Dreieinigkeit von Musik, Bier und Knoblauch. Nun, ich nahm was von dem ganz harten Stoff, den Hackfleischbällchen. Zwofuffzich. Pure Zwiebel und purer Knoblauch in der weißen Marinade. Und ich trank kein Bier, schließlich, ich musste noch arbeiten. Das war am Freitagabend. Und als ich mich am Samstag in Richtung Faschingsumzug absetzte, um erst spät abends nach diversen Prunksitzungen wieder nach Hause zu kommen, da schien sie richtig erleichtert. Einen Abschiedskuss hat sie mir verweigert. Da staunte ich doch ein wenig über die sagenhafte Kraft der Knolle.

� „Reine Seele und Heiligenschein − da fällt mir doch Mike Mohring ein.“ Daniel Kindermann alias Penner Paul in der Bütt zu Pfiffelbach

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Jürgen Scholz (42), Präsident vom Lindwurm-Fasching: Ich habe gestern bis halb Vier gefeiert, dann musste ich mich verabschieden und in mein Bett. Gott sei Dank habe ich noch bis Mittwoch frei. Heute räumen wir schon seit 13 Uhr die Tiefgarage wieder auf. Im Laufe der nächsten Woche werden dann auch die Dekorationen abgebaut und bis zum nächsten Jahr eingelagert.

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Traditionell gilt das Damenballett des Apoldaer Faschingsclubs als eine der attraktivsten Tanzgruppen im hiesigen Fasching. Zum Jubiläumsprogramm am Samstag überzeugte sie unter anderem zur russischen Melodie von „Kalinka“. Fotos (): Sascha Margon

Start mit Purzelbaum AFC feierte mit einem „Best Of“ seine Jubiläumssession. Peter John wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Wiedersehen mit historischen Nummern und möglicherweise Geburt einer neuen Musikgruppe Von Klaus Jäger Apolda. Allein die Sauser-Guggis waren ein fester Garant dafür, dass der „Große Sauser“ des Apoldaer Faschingsclubs (AFC) am Samstagabend in der Stadthalle seinem Motto auch gerecht wurde. Mit „40 Jahre und kein bisschen leiser“ feierte Apoldas mit Abstand größter Faschingsclub (143 Mitglieder) seine Jubiläumssession. Zwar kam die Samstagsveranstaltung mit knapp 400 Gästen nicht an die Pfiffelbacher Dimensionen heran, aber während dort mit einer Veranstaltung alle Messen gesungen sind, kommen die AFC-Narren mit der Geburtstags-Vorstellung am Freitag und dem heutigen Rosenmontagssauser locker auf einer vierstellige Besucherzahl. Und da ist der Rentnerfasching mit dem AFC auf der Bühne noch gar nicht mitgezählt. Das Programm des AFC stellte eine erweiterte Chronik dar und begann mit der Geburt, für deren Zweck Riesenbaby Ronny mit einem Purzelbaum durch den Vorhang auf die Bühne kullerte. So wurde die Geschichte des AFC als Geschichte von „AnnaFred Carneval“ erzählt. Von den Gründungsmitgliedern übrigens sind mit Gunter Müller, Ralf Elsner und Win-

Schuldfrage noch ungeklärt Ulrichshalben. An einer abknickenden Vorfahrt stießen Samstag 15.25 Uhr ein Bus der Linie 228 und ein Toyota zusammen. Wobei sowohl der 23jährige Busfahrer, der Richtung Denstedt wollte, als auch die Autofahrerin (18) im Gegenverkehr behauptet, vor der Kurve angehalten zu haben und der jeweils andere Schuld am Zusammenstoß sei. Alle Beteiligten, darunter zwei Fahrgäste im Linienbus, blieben unverletzt.

Transporter rammte Mazda

In einem Medley zeigte das Männerballett die stärksten Nummern der vergangenen Jahre. fried Reimann heute noch drei Aktive dabei. Und Peter John, über Jahrzehnte AFC-Präsident, kam wenig später dazu und erhielt am Freitag auch aus diesem Grund als Erster den Titel Ehrenpräsident. Aufmerksame Zuhörer werden vor allem beim Abba-Medley aufgehorcht haben. Vier Mädels und zwei Jungs schicken sich hier an, live zu singen, was im vergangenen Jahr noch als Playback lief. Das könnte die Geburt einer neuen Musik-

gruppe sein. Rüdiger Görmar bot eine historische Büttenrede, die gar keine war. Nach „13 Jahren Ehe“ nämlich musste man die Bütt im Jahr 1985 entpolitisieren − sonst hätte sie nicht stattgefunden. Dass Lothar Trübner in seiner gewohnten und beliebten Rolle als Stadtchronist nicht auftrat, war jedoch nicht der Zensur geschuldet. Wegen eines Trauerfalls in der Familie pausierte er als Stadtchronist, nicht ohne zu versprechen, nächstes Jahr wie-

Auch das Damenballett aus Sindelfingen wusste das Publikum in der Stadthalle zu begeistern. der zu Höchstform auflaufen zu werden. Auszüge der geplanten Bütt gab es im Zwiegespräch mit Rüdiger Görmar, der im Wechsel mit Sitzungspräsident Manfred Hirsch und Ronny Täubner die Jubiläumsveranstaltung moderierte. Im Programm ließ der AFC auch noch einmal historische Nummern aufleben. So Uwe Herrmann als Freddy Mercury oder der Showtanz „We Will Rock You“, der auch schon ein paar Jahre alt ist. Peter Melcher,

früher als Bänkelsänger bestens bekannt, sang noch einmal das Apolda-Lied auf der Bühne. Und vom Männerballetts dargebotenes Medley gab ebenfalls einen Rückblick auf dessen Geschichte. So geriet das diesjährige Bühnenprogramm des AFC automatisch zum kleinen „Best Of“, ohne sich in langatmigen Wiederholungen zu erschöpfen. Dem tosenden Beifall des Publikums war zu entnehmen, dass die Mischung großartig ankam.

Herressen-Sulzbach. Rund 8000 Euro Blechschaden richtete ein Transporter-Fahrer (39) Samstag um 10.05 Uhr auf der Moorentaler Straße an. In Höhe der Hausnummer 150 hatte eine 49-jährige Mazda-Fahrerin angehalten, um rückwärts auf das Grundstück einzubiegen. Der Transporter-Fahrer bemerkte laut Polizei nicht, dass der Mazda vor ihm auf der Straße stand und rammte diesen.

Verschwunden und entdeckt Apolda. Für einige Stunden verschwunden war ein Toyota Yaris XP 9. Ein 22-Jähriger hatte ihn Samstag 13 Uhr auf dem Rewe-Parkplatz in der Straße des Friedens abgestellt und den Verlust um 17.30 Uhr bemerkt. Eine Streife entdeckte den Wagen gestern um 8.33 Uhr unversehrt auf dem Freibad-Parkplatz in der Adolf-Aber-Straße.

Politische Bütt in der Narrhalla zu Pfiffelbach Fast 600 Besucher feierten mit den Faschingsfreunden Gramont am Samstag einen ausgelassenen Weltraumfasching. Die Tanzgruppen haben sich deutlich verjüngt

Sieben Jahre zählt Clarissa. Das Mädchen aus dem westafrikanischen Gambia hat in Deutschland eine neue Heimat gefunden − und tanzte bei den Minis.

Pfiffelbach. Als Weltraumstation präsentierte sich am Samstag die Narrhalla zu Pfiffelbach, wohin die Faschingsfreunde Gramont (FFG) zu ihrer Prunksitzung eingeladen hatten. „Die Aliens lachen sich heut’ schlapp, wir klappern die Galaxis ab“ lautete das Motto des Abends, und viele der knapp 600 Besucher waren gut auf das Thema eingestellt. Man sah Aliens zuhauf, Kosmonauten und Astronauten, Juri Gagarin und das legendäre vulkanische Schlitzohr Spock auch. Auf der Bühne moderierte Torsten Kunze in einer Art silbrigem Ganzkörperkondom durch den Abend. Und er hatte eine Menge Höhepunkte anzukündigen. Dabei wären zuallererst die Tanzkünste der verschiedenen FFG-Truppen zu nennen. So hat sich die Garde mit Nachwuchs der Minis erheblich verjüngt. Die Minis sel-

ber begeisterten durch ihre große Zahl und einen exotischen Farbtupfer: In ihren Reihen tanzte mit der siebenjährigen Clarissa ein Mädchen aus dem westafrikanischen Gambia. Das Showballett bewies mit einem heftig beklatschten Auftritt, dass sich Michael Jackson und Erotik eben doch nicht einander ausschließen − dank knapper Shorts. Dann schlug die Stunde von Daniel Kindermann. Der als Penner Paul bekannte Büttenredner pflegt wie kein anderer in der Region die politische Satire. Und holte zum Rundumschlag aus, der bei Wulff begann und über Merkel, die Schuldenkrise und das seltsame Pärchen Wagenknecht/Lafontaine bald im Kreis landete. Landrat Münchberg wurde als schwarzrote Marionette charakterisiert, der den Hampelmann mache, sobald Jürgen Krämer auf der

linken und Mike Mohring auf der rechten Seite an den Strippen ziehen. Für Rüdiger Eisenbrand zeigte Penner Paul etwas Mitleid: Selbst wenn er jener Kohle für die Landesgartenschau hätte, so fehle es ihm an fähigen Leuten dafür. „CDUAlpha-Rüde“ Sören Rost solle sich nicht als Sieger wähnen, seine „DDR-Kaserne“ am Brühl stimme nicht sehr optimistisch. Und für Michael Schade fand Paul nur den Reim von „kleiner Stinker“ zu „Quoten-Linker“. Unmittelbar danach erhielten Münchberg und Eisenbrand den Sessions-Orden der FFG, vermutlich als Zeichen der Tapferkeit, dennoch nach Pfiffelbach gekommen zu sein. Fast drei Stunden dauerte das Programm, dem die mit Lilly und Rick deutlich verjüngten Tönsmänner und die Lindenberger Blasmusik den musikalischen Stempel aufdrückten. kj

FFG-Präsidentin Petra Macher und Moderator Torsten Kunze zur Eröffnung des fast dreistündigen Bühnenprogramms. Fotos (): Klaus Jäger

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Sonnabend, . Februar 

Christian Darr kritisiert Jendricke

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Ventil für Wut

Bündnisgrüner ist sehr verärgert

Jens Feuerriegel über den nervigen Weg in die Blumenstadt Nordhäuser bin ich gern. Aber ich beneide meine Kollegen aus Gotha, Weimar oder Arnstadt. Immer dann, wenn ich zur Lokalredakteurskonferenz nach Erfurt muss. Jedes Mal quäle ich mich über die B 4 und bin schon vorm Gespräch mit der Chefredaktion gestresst. Während meine Berufskameraden aus G., W. oder A. nach ihrer mühelosen Anreise völlig entspannt in dieser Runde sitzen. Musik hilft mir in jeder Lebenslage. Vor allem auch beim Autofahren. Bin ich im schönen Südharz unterwegs, ertönen aus den Lautsprechern meines Gefährts zurzeit Philipp Poisel und Thees Uhlmann. Deren Lieder entkrampfen mich stets. Fahre ich nach Erfurt, höre ich Rammstein. Das entspricht meiner Gemütslage, wenn ich hinter einer Laster-Karawane klemme. Und dann fallen mir all die Politiker ein, die in 20 Jahren schon vom mehrspurigen Ausbau der B 4 faselten. Je höher die Wut in mir klettert, umso lauter drehe ich meine Anlage auf. Sollten Sie mich also einmal in einer rollenden Musikbox erwischen, so verzeihen Sie mir bitte. Aber dann komme ich gerade aus Erfurt.

�� „Eine junge Mutti, die lange arbeitslos war, ist in der Bürgerarbeit regelrecht aufgeblüht.“ Andreas Meyer, Geschäftsführer des Kreissportbundes

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Sarina Ben Farah (31), Hausfrau aus Nordhausen, mit ihrer Tochter Vanessa Wagner (14): Wir freuen uns schon auf das bevorstehende Wochenende. Dann werde ich mit meiner kleinen Rachel im Kinderwagen einen Spaziergang durch die Stadt machen. Die Kälte stört mich dabei nicht. Vanessa hat natürlich andere Pläne. Sie will mit ihren Freunden unterwegs sein, zum Beispiel ins Nordhäuser Gehege.

Nüßle wünscht sich die Poller Nordhausen. Zum Streit um versenkbare Poller in der Blasiistraße erklärte der Vorsitzende der Altstadtinitiative, Hans-Jürgen Nüßle: „Wir möchten, dass die Lebensqualität in der Altstadt in den Nachtstunden verbessert wird.“ Das gehe nur, wenn der Autoverkehr ruht. Es treffe zwei Gaststätten: „Zum Socken“ und „Café Felix“. „Die Wirtin des ’Sockens’ ist für die Poller, obwohl sie viele ältere Gäste hat, die dann einige Schritte laufen müssten. Die Betreiber des ’Felix’ sind gegen die Poller, obwohl 90 Prozent ihrer Gäste junge Leute sind, die auch mal 50 oder 100 Meter laufen könnten “, so Nüßle.

Nur wenige Winterkletterer wagten sich auf den Peterstein Zum gestrigen Winterklettern auf dem Nordhäuser Peterstein war trotz des Sonnenscheins nur der har-

te Kern der Südharzer Kletterfreunde auf dem Petersberg erschienen. Einer der Abgehärteten war Jens,

der gleich auf mehreren unterschiedlichen Routen kletterte. Unter der fachlichen Anleitung der Mo-

bilé-Mitarbeiter konnte das Können vier Stunden am Kletterturm getestet werden. Foto: Martin Wiethoff

Bürgerarbeit als Erfolgsgeschichte Erste Bilanz des dreijährigen Modellprojektes fällt positiv aus. Die Stadt Nordhausen hatte 100 Stellen beantragt. 97 Posten wurden bewilligt, 92 sind besetzt. Selbstwertgefühl der Teilnehmer steigt Von Hans-Peter Blum Nordhausen. „Die Bürgerarbeit in Nordhausen ist eine Erfolgsgeschichte“, sagte Andreas Meyer, der Geschäftsführer des Kreissportbundes, gestern bei einer ersten Bilanz des Modellprojektes im Nordhäuser Rathaus.. Sein Verband profitiere besonders von diesem Projekt, das im Jahr 2010 von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde. Es richtet sich an Langzeitarbeitslose, die kaum noch Chancen haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. 16 Stellen hat der Kreissportbund beantragt und auch bewilligt bekommen. „Die Bürgerarbeiter kümmern sich um das Seepferdchen-Projekt, bei dem Kinder im Vorschulalter das Schwimmen lernen, und sind im Projekt ’Kinder weg von der Straße, ran an den Ball’ an den Grundschulen tätig“, beschreibt Meyer die Aufgaben. Ein drittes Projekt des Südharzer Volleyballclubs befasse sich mit dem Thema Internet. „Raus aus dem Internet, wir bewegen uns ans Netz“ soll die Kinder weg vom Computer und hinein in die Sporthalle bringen. „Die soziale Wertigkeit der Teilnehmer ist extrem gestiegen“, hat Meyer beobachtet und

„Die Bürgerarbeiter erweitern ihr Spektrum und haben nach Ablauf des dreijährigen Projektes bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Heiko Röder, Geschäftsführer des Jobcenters, das die Teilnehmer für die Maßnahme auswählt. „Solche Programme für die Langzeitarbeitslosen sind wichtig, auch als Übergang in die Rente für ältere Teilnehmer“, meint Bürgermeister Matthias Jendricke (SPD), der das Modell sehr befürwortet. Die Stadt habe es nicht bereut, sich daran beteiligt zu haben. Das Projekt läuft in Nordhausen seit 1. April 2011. Die Bürgerarbeiter Danny Windolf (vorn), Michael Sinzia, Jens Riedel und Mirko Hermann legten im Park Hohenrode einen Wasserlauf wieder frei. Archivfoto: Roland Obst nennt ein Beispiel: „Wir haben eine junge Mutti, die seit einer Ewigkeit raus aus dem Job ist. Die blüht jetzt in der Vereinsarbeit regelrecht auf.“ Diese Beobachtung kann Martin Kohlhase bestätigen. Er ist im Hauptamt der Nordhäuser Stadtverwaltung für die 27 Bürgerarbeiter zuständig, die die Stadt bewilligt bekommen hat. Unter diesen sind zwei Frauen, die naturpädagogische Puppentheaterstücke aufführen. „Beide Teilnehmerinnen sind

sehr engagiert und blühen bei ihrer Arbeit auf“, so Kohlhase. Er berichtet von vier Bereichen, in denen Bürgerarbeiter eingesetzt sind. „Elf Stellen haben wir bei den Grundschulen und Horten“, berichtet er. Die Teilnehmer führen Projekttage mit den Kindern durch oder beschäftigen sich sportlich mit ihnen in der „Aktiven Pause“, so der Name einer Aktion. Die zweite Gruppe kümmere sich um die Senioren, eine dritte arbeite im Kulturbereich, und die

vierte engagiere sich in der Umwelt. „Fünf Bürgerarbeiter kümmern sich um die Wanderwege, die Aufstellung von Nistkästen oder führen im Park Hohenrode Aufräumarbeiten durch“, so Kohlhase. Die Fluktuation der Teilnehmer halte sich in Grenzen. „Zwei sind kürzlich nach einer Probezeit ausgeschieden, die Stellen werden aber so schnell wie möglich wieder nachbesetzt“, erläuterte der Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Bürgerarbeitsplätze Anträge 116 Kontingent 100 Bewilligt 97 Besetzt 92 Stadt Nordhausen 27 bewilligt/27 besetzt Volkssolidarität 6/4 Verkehrswacht 21/21 Lift gGmbH 22/22 Schrankenlos 2/1 Kreissportbund 16/16 Blinden- und Sehbehindertenverband 1/1 IFA-Museum 2/0

Nordhausen. „Über die Aussagen von Bürgermeister Matthias Jendricke in der jüngsten Stadtratssitzung habe ich mich sehr geärgert“, sagte jetzt der OB-Kandidat der Bündnisgrünen, Christian Darr, unserer Zeitung. Jendricke hatte erklärt, man könne auch über einkommensunabhängige Kita-Beiträge nachdenken. Das sehe auf den ersten Blick sehr reizvoll aus, weil ein großer Verwaltungsaufwand gespart werde. „Doch im Kindertagesstättengesetz steht ganz klar, dass die Elternbeiträge sozial verträglich zu gestalten und nach dem Einkommen der Eltern, der Anzahl der Kinder und dem vereinbarten Beitragsumfang zu staffeln sind“, sagte Darr. Die Diskussion über einkommensunabhängige Beiträge sei völlig fehl am Platz. „Dahinter steckt eine Taktik“, vermutet Darr. Der Bürgermeister behaupte etwas, obwohl er wisse, dass dies nicht stimmt, unterstellte er. In Nordhausen würden die Geringverdiener deutlich höher belastet als in vergleichbaren anderen Städten Thüringens. Darr schlug vor, einen Inflationsausgleich in die Gebührensatzung einzubauen, damit diese nicht alle paar Jahre neu beschlossen werden müsse. hpb

Doppelt so schnell als erlaubt Raser erwischt mit 101 Sachen Nordhausen. In Nordhausen ist gestern Vormittag ein Autofahrer geblitzt worden, weil er doppelt so schnell unterwegs war als erlaubt. Das Messgerät der Verkehrspolizei stand am Beethovenring und hat die Fahrzeuge in Richtung Krankenhaus gemessen. „Der größte Anteil der Kraftfahrer war vorbildlich unterwegs. Nur elf verstießen gegen die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h“, sagte Polizeisprecher Thomas Soszynski. Der Schnellste war mit 101 km/h in die Messstrecke gefahren. Vorausgesetzt, der Fahrer ist noch nicht mit solchen Verstößen aufgefallen, erwarten ihn nun 200 Euro Bußgeld, vier Punkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot. Zudem wurde gestern Morgen in Bleicherode gemessen. In der Nordhäuser Straße waren von 138 Fahrern elf zu schnell. Die höchste Geschwindigkeit betrug 77 km/h bei erlaubten 50. In der Löwentorstraße hielten sich alle an die vorgegebene Geschwindigkeit, teilte die Polizei gestern mit.

Mordprozess gegen einen 20-jährigen Nordhäuser Angeklagter soll vor einem Jahr in der Ostrower Straße einen 52-jährigen Mann getötet haben, nachdem er ihn zuvor beraubt hatte Nordhausen. Gegen einen 20jährigen Mann aus Nordhausen beginnt am Montag am Landgericht in Mühlhausen der Prozess. Ihm wird Mord und Raub vorgeworfen, erklärte gestern Staatsanwalt Dirk Germerodt. Der zum Tatzeitpunkt noch 19-Jährige soll sich am 8. Januar 2011 zu der Wohnung seines Opfers in der Ostrower Straße 16 in Nordhausen-Ost begeben haben, um von dem später Getöteten Geld zu erpressen. Nachdem das Opfer die Wohnungstür öffnete, soll ihm der Angeklagte sofort ein Wurfmesser mit einer Klingenlänge von 14 Zentimetern vor den Körper gehalten und die Herausgabe von Geld gefordert haben. Als der Bedrohte dieser Aufforderung nicht nachkam, soll

ihm der Angeklagte zunächst das Messer in den Hals gestochen haben. Weil sich der Bedrohte zur Wehr setzte und herumschrie, soll sich der Angeklagte entschlossen haben, den 52-Jährigen zu töten. Nach einer Vielzahl von Messerstichen in den Körper, den Hals und den Kopf starb der Mann. Der Angeklagte soll sich zur Tötung entschlossen haben, um zu verhindern, dass der geplante Raub durch den Geschädigten zur Anzeige gebracht wird, erklärte Germerodt. Der 20-jährige Nordhäuser, der am 12. Januar 2011 verhaftet wurde, hat den Tatvorwurf im Wesentlichen eingestanden, berichtete der Staatsanwalt. Der Angeklagte kannte sein Opfer. Bereits am 17. Novem-

ber 2010 soll er ihm − ebenfalls mit vorgehaltenem Messer − 350 Euro abgenötigt haben. Der Angeklagte war zum Tatzeitpunkt arbeitslos und lebte bei Freunden oder in einer Obdachlosenunterkunft. Die Untersuchungshaft gegen ihn ist seit April unterbrochen. Er befindet sich derzeit in einer anderen Sache in Strafhaft − wegen Körperverletzung und Diebstahls. Ein Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass die Schuldfähigkeit des Angeklagten zum Tatzeitpunkt weder aufgehoben noch eingeschränkt gewesen ist, erklärte Dirk Germerodt. Im Falle einer Verurteilung droht dem Nordhäuser „Heranwachsenden“ im Höchstfall eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren.

Im Januar des vergangenen Jahres musste die Nordhäuser Kriminalpolizei den Mord an einem -Jährigen in Ost lösen und Spuren in dessen Wohnung sichern. Wenige Tage später verhafteten sie den Tatverdächtigen. Archivfoto: Wolfgang Hasselbach

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Dienstag, . Juni 

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Der große Wurf des Wunderkinds

Nur die Liebe zählt Von Helmut Wengel

Jörg Tharan über BasketballLegende Dirk Nowitzki Nun ist er doch vollendet, der „ewig Unvollendete“. Mit dem NBA-Triumph strafte Dirk Nowitzki viele Experten Lügen. Insbesondere nach seiner Vertragsverlängerung mit den Dallas Mavericks im vorigen Sommer traute ihm fast keiner mehr den Titel zu. Zwar war er nach großartigen Spielen das German Wunderkind und der göttergleiche Held Dirkules, doch spätestens nach der NBA-Finalpleite 2006 auch „No-win-ski“. Der, der große Endspiele nicht gewinnen kann. Dafür sprach auch 2010 einiges. Etwa, dass die Mavs über ein in die Jahre gekommenes Team verfügten. Oder, dass sich Miami nach Dwyane Wade mit weiteren Stars − LeBron James und Chris Bosh − verstärkte. Doch Nowitzkis Nibelungentreue zu seinem ersten und einzigen NBA-Klub seit 1998 wurde belohnt. Sie und seine Sehnsucht nach dem Titel waren so groß, dass er auf etwa 16 Millionen Dollar Gehalt verzichtete, damit die Vereinsbosse neue Spieler holen konnten. Man hat es heute im Mannschaftssport nicht mehr so oft, dass die ganz Großen den Erfolg nicht in den ganz großen Teams suchen. Um so höher muss man jetzt Dirk Nowitzkis Leistung einschätzen. In Deutschland hat ihm wohl jeder Basketball-Interessierte die Meisterkrone von Herzen gewünscht. Jetzt steht er endgültig in einer Reihe mit Sportlegenden wie Franz Beckenbauer, Steffi Graf oder Michael Schumacher. Weit über 10 000mal musste Dirk Nowitzki in den Korb treffen, bevor ihm nun der ganz große Wurf gelang.

� Lotto am Samstag  -  -  -  -  -  Zusatzzahl:  Superzahl:  „Spiel “ ------ Zusatzlotterie „Super “ ----- Auswahlwette  aus  Die Zahlen lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Dreizehnerwette Die Zahlen lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Wochenzhg. Glücksspirale  : ;  : ;  : ;  : ;  :  ;   :  ,   Prämien zu je    ,    ARD-Fernsehlotterie    VW Polo    VW Golf    Tegernseereise    Wellnesswoche      Tele-Bingo/Vier Ecken B-------- I-- N---- G-- O----- Das Kreuz I-N-G- Rahmen B-I--N-G- O-- Full House B-I--N---G Aktion Mensch Geldgewinne:    Traumhäuser:    Zusatzgehalt:    Rente − ein Leben lang:   ,    (Angaben ohne Garantie)

Der Erfurter Kapitän Jakob Steigmiller (. v. r.) biegt hinter dem späteren Brandenburger Tagesdritten Michel Koch (r.) in den Anstieg der Arnstädter Hohle ein. „Wichtig war, zum Auftakt Kräfte sparend in Schlagdistanz zu bleiben“, sagte Energie-Trainer Jens Lang zum Auftritt seines Teams. Foto: Sascha Fromm

Lob der beiden Langs 18-jähriger Australier McCarthy triumphiert zum Auftakt der 36. Thüringenrundfahrt auf hartem Hainleite-Kurs. Energie-Kapitän Steigmiller zeitgleich Sechster. Geraer Plötner fährt im Bergtrikot − und Profis gratulieren Von Michael Voß Erfurt. „Hauptsache, keine Zeit verloren“, sagte Jakob Steigmiller nach Luft ringend. Der 21jährige Kapitän des Thüringer Energie-Teams wischte sich nach Rang sechs beim turbulenten Auftakt der 36. Thüringenrundfahrt den Schweiß aus dem Gesicht. „Ich hatte richtig gute Beine − und konnte damit im Finale den Sprung in die entscheidende Gruppe packen“, befand der Blondschopf. Diese elfköpfige Spitze kürte nach den 170 Kilometern der Hainleite-Etappe unter sich den Sieger: Der erst 18-jährige Australier Jay McCarthy flog vor der Erfurter Thüringenhalle zum Erfolg und den laut Weltverband geforderten 1205 Euro Prämie − vor dem Berliner Theo Reinhardt (KED-Bianchi) und Michel Koch (LKT Brandenburg). Mit Sprintspezialist Rüdiger Selig vom Team Jenatec auf Rang vier und dem Geraer Nils

Plötner als Zehnter landeten zwei weitere Thüringer − beide für das deutsche Nationalteam kurbelnd − unter die Top 10. „Ich will auf Gesamtwertung fahren, mich für einen ProfiVertrag anbieten − wo geht das besser als in so einem EliteFeld?“, sagte Plötner. Der noch 21-jährige Hüne sicherte sich mit seinem Prämiensieg am Kyffhäuser zugleich das Bergtrikot, wie bereits vor zwei Jahren. „Alles ist noch offen. Die Australier und das holländische Rabobank-Team, das jeweils zwei Fahrer vorn drin hatte, sind vielleicht hauchdünn im Vorteil“, bilanzierte Energie-Coach Jens Lang. Zumindest habe sein Team nicht wie vor zwei Jahren zum Auftakt alle Gesamtchancen eingebüßt. „Wir haben immer den Überblick bewahrt, das lässt hoffen“, so der Trainer, der bereits Tony Martin, Patrick Gretsch und John Degenkolb zu Siegen führte. Er klopfte Steigmiller ebenso auf die Schul-

ter wie Deutschlands derzeit nach Tagessiegen erfolgreichster Profi: Marcel Kittel, der im Vorjahr noch Siege bei der Thüringenrundfahrt feierte, fieberte am Teamwagen mit. „Marcel hat derzeit einen phänomenalen Lauf − da wollen wir mal hin“, schaut Steigmiller voraus.

„Das wird eine ganz heiße Kiste.“ Jakob Steigmiller vor dem heutigen Teamzeitfahren Doch zunächst blickt er auf die heutige Teamzeitfahr-Jagd rund um Streufdorf (ab 17 Uhr) nahe der hessischen Grenze. „Dort waren viele Teams schon jetzt in Gedanken. Das wird eine heiße Kiste durch das unruhige Profil und die Kurven.“ Unruhig war’s auch auf der Hainleite: Viele Attacken prägten das Bild vor guter Zuschau-

er-Kulisse. Der Neusseländer Aaron Gate und Michael Hümbert (Team 7 Stones) hatten auf der langgezogenen Runde in Höhe von Kindelbrück 3:30 min Vorsprung herausgefahren. Doch als der Tross auf die erste von drei Schlussrunden mit dem 14-prozentigen Anstieg der Arnstädter Hohle einbog, war das Feld heran. Am Berg − der zu Jan Ullrichs Zeiten Zehntausende Fans anlockte und der immer noch recht gut gesäumt war − initiierte der Franzose Johan Le Bon die entscheidende Kopfgruppe. „Da hab ich mich dann hingekämpft“, sagte Steigmiller. „Kompliment vor allem an Jasha Sütterlin und Bastian Bürgel, die alles für mich gegeben haben“, lobte der aus Biberach stammende Pedaleur mit schwäbischem Akzent seine Teamkameraden. Auch Fabian Thiel. Während das Feld 21 Sekunden nach der Spitze heranrauschte, kam der einzige echte Thüringer im Energie-Team mit

59 s Rückstand ins Ziel. „Trotz Krämpfen am Schluss“, verriet der erst 19-jährige Greizer, der Freitag − mitten in der Rundfahrt − seine Deutsch-AbiturPrüfung in Gera schreiben muss. Ein Dutzend Jahre älter ist Sebastian Lang. Thüringens ProfiRoutinier erlebte die Hainleite aus ungewöhnlicher Perspektive. Der Hobby-Motorradfahrer, der ab Mittwoch wieder mit dem Rennrad bei der HollandTour unterwegs ist, sicherte im Polizeitross auf seiner Ducati Monster das Rennen mit ab. „War eine schöne neue Erfahrung. Mitunter flucht man ja über die Begleitfahrzeuge. Das werde ich wohl nie wieder tun“, sagte der Erfurter, der mit Jens Lang weder verwandt noch verschwägert ist. Dennoch lobte er seine Energie-Nachfolger: „Sie haben sich ordentlich verkauft.“

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Die besten Bilder unter: thueringer-allgemeine.de/ sport

Freudentränen in der Kabine Basketball-Star Dirk Nowitzki holt mit Dallas Mavericks erste NBA-Meisterschaft und genoss Triumph für sich allein Von Uli Schember und Thomas Fritz Miami. Als die Schlusssirene ertönte, eilte Dirk Nowitzki schnurstracks Richtung Kabine − und ließ seinen Emotionen freien Lauf. Der deutsche NBAStar, der sich und den Dallas Mavericks durch das 105:95 in Spiel sechs der Finalserie gegen die Miami Heat (4:2) soeben die lang ersehnte erste NBA-Meisterschaft gesichert hatte, wollte den Moment abseits der Fernsehkameras alleine auskosten. „Ich habe erst mal eine Minute für mich gebraucht. Ich war ein bisschen emotional, habe ein wenig geweint. Ich wollte eigentlich gar nicht wieder rausgehen zur Übergabe der Trophäe, aber die Jungs haben mich überredet“, reflektierte Nowitzki nach Spielende. Was in den 48 Minuten zuvor geschehen war, bestätigte einmal mehr seinen Status als bester europäischer NBA-Export aller Zeiten: Zwar vergab der 32-Jährige in der ersten Hälfte elf von zwölf Versuchen aus dem Feld. Doch im entscheidenden letzten Viertel erzielte

Nowitzki zehn Punkte und traf 2:28 Minuten vor Schluss einen schwierigen Wurf zur 99:89Führung. Insgesamt verbuchte er 21 Punkte und 11 Rebounds auf seinem Konto. Nur Jason Terry − neben Nowitzki der einzige verbliebene Akteur der Final-Pleite gegen Miami aus dem Jahr 2006 − traf mit 27 Punkten noch erfolgreicher. „Dirk und Jason mussten fünf Jahre mit der Niederlage leben. Heute haben sie die Dämonen endgültig verjagt“, sagte Dallas-Trainer Rick Carlisle. Nowitzki verjagte die Dämonen und schrieb nebenbei auch noch Geschichte. Eine Woche vor seinem 33. Geburtstag holte der Würzburger nicht nur die bedeutendste Trophäe im KlubBasketball, sondern wurde nach dem Franzosen Tony Parker erst als zweiter Europäer überhaupt zum wertvollsten Spieler (MVP) der Finals ausgezeichnet. „Ich kann es wirklich noch nicht glauben. Das Team hat so hart dafür gearbeitet. Die Mannschaft hat es verdient“, sagte der zehnfache Allstar, der die Meistertrophäe um 4:52 Uhr deutscher Zeit in die Höhe

streckte. Auch in seiner Heimatstadt Würzburg brachen alle Dämme: Rund 1000 Nowitzki-Fans hatten die Live-Übertragung in den Sportbars der Stadt oder in der Cafeteria des Röntgen-Gymnasiums, Nowitzkis ehemaliger Schule, verfolg und feierten bei Tagesanbruch mit Autokorsos. 13 Jahre nach seinem Wechsel in die beste Basketball-Liga der Welt ist Dirk Nowitzki am Gipfel angekommen. Der große Blonde, wie viele Europäer lange als zu „weich“ verschrien, um ein Team alleine zum Titel zu tragen, hat mit dem Triumph in Miami die letzten Kritiker verstummen lassen. Trotz Sehnenrisses am Finger und zeitweise hohen Fiebers drückte der 2,13-Meter-Mann der Finalserie vor allem in der Schlussphase immer wieder seinen Stempel auf. „Dirk ist ein ganz Großer! Es gibt keinen, der die Meisterschaft mehr verdient hat. Die Bilder zu sehen, ist sehr berührend“, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann. Und vergoss wie sein langjähriger Schützling womöglich auch ein paar Tränen der Freude. Pulsschlag

Das Lampenfieber war ansteckend. Zu dem Zeitpunkt, als gestern mittag die Australier zur ersten Hainleite-Attacke bliesen, starteten die Jüngsten zum ersten Radrennen ihres Lebens. Und es bedurfte einer Sondergenehmigung von Rennleiter Jürgen Gempe, damit die Fünfjährigen Vanessa und Wolf zur 2,4-Kilometer-Hatz antreten durften. Seit acht Jahren zählt Gempe zu den engagierten Mitstreitern vom RSC Turbine, die die FetteReifen-Rennen für Anfänger organisieren. Wobei sich der Erfurter Diplomsportlehrer im Klaren ist, dass unter den 44 Debütanten erst einmal nur die Liebe zählt. Die Talente sichtet der Freizeitpädagoge beim Training auf der Radrennbahn oder bei Sportunterrichtsstunden an den Schulen. Wie sein Kollege Dr. Manfred Wandersleb, der inzwischen einen zweiten Sichtungsstützpunkt am Erfurter Steigerwaldstadion betreut. Dass einer seiner kleinen Schützlinge später mal als Olympiasieger und Tour de France-Fahrer ganz oben ankommt, wie zum Beispiel ein Daniel Becke, nennt Wandersleb einen Glücksfall. Glück, dass man sich erarbeiten muss.

Meuselwitz trifft auf Hertha Köln. Regionalligist ZFC Meuselwitz hat bei der Auslosung zur 1. Runde im DFB-Pokal ein interessantes Los gezogen. Die Ostthüringer treffen zu Hause auf den Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC Berlin. Auch bei anderen unterklassigen Klubs knallten die Sektkorken. So trifft Siebtligist Teningen auf Titelverteidiger Schalke 04, RotWeiß-Konkurrent Sandhausen auf Meister Dortmund und Braunschweig auf Rekord-Pokalsieger Bayern München. Ebenfalls interessant: das Duell zwischen den neuen Kooperationspartnern Dresden und Leverkusen. Spieltag der ersten Pokalrunde ist das Wochenende vom 29. Juli bis 1. August. tr

Wiggins gewinnt Tour-Test La Toussuire. Bradley Wiggins hat das Criterium du Dauphiné gewonnen. Der Brite vom Team Sky verteidigte das Gelbe Trikot beim Tagessieg des Spaniers Rodriguez (Katjuscha) auf der siebten und letzten Etappe von Le Collet d’ Allevard nach La Toussuire und feierte damit seinen bislang größten Sieg auf der Straße. Die in Erfurt ausgebildete Tour-Hoffnung Tony Martin (HTC-Highroad), die das Zeitfahren gewonnen hatte, kam beim Härtetest für die in rund drei Wochen beginnende Tour de France nur auf Platz 37 in der Gesamtwertung. sid

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Degenkolb und Kittel im Gespräch

Nowitzki (l.) und Jason Terry haben sich für die bittere Final-Pleite  revanchiert. Foto: AFP

Oberhof. Sie sind bei RadsportFans gegenwärtig in aller Munde − John Degenkolb und Marcel Kittel. Am Mittwoch sind die beiden erfolgreichsten deutschen Neuprofis im Gespräch. Die Erfurter Freunde und Sprintrivalen stehen am Rande der Thüringenrundfahrt beim „Sporttalk“ ab 19 Uhr im Oberhofer Sporthotel Rede und Antwort. Die Runde moderiert TA-Sportchef Gerald Müller. Die Profis, die sicher viel zu erzählen haben, wurden im Thüringer EnergieTeam ausgebildet. Kittel schaffte bereits acht, Degenkolb sechs Tagessiege in dieser Saison. mv

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Dienstag, . September 

Van Basten bleibt beim HSV heißer Kandidat

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Verloren im Paradies

Überraschende Absage an Stevens Hamburg. Nach der überraschenden Absage an Huub Stevens wird beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV weiter nach einem neuen Trainer gesucht. Weil Sportdirektor Frank Arnesen angeblich nicht passte, dass Stevens parallel mit Schalke 04 verhandelte, wird Interimstrainer Rodolfo Cardoso wohl auch am Sonntag gegen Schalke auf der Bank sitzen. Spätestens dann soll aber der neue Coach präsentiert werden. Er könnte Marco van Basten heißen, obwohl sein Berater den Kontakt zum HSV abstreitet. Dabei brachte Hamburgs Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow den Namen des ehemaligen niederländischen Weltklassestürmers bereits ins Spiel, als alle noch mit Stevens rechneten. „Wir sprechen mit mehreren Leuten. Auch Marco van Basten gehört dazu“, hatte Jarchow am Sonntag gesagt. sid

Marco Alles über den traurigen Fall Breno und dessen Ursachen Breno bleibt eingesperrt. Sein Anwalt hat zwar einen Haftprüfungstermin beantragt und angemahnt, dass sein Mandant ärztliche Hilfe braucht. Doch vorerst sitzt der der schweren Brandstiftung verdächtige Brasilianer weiter hinter Gittern. Ein tragischer Fall, zweifellos. Da hatte sich ein junger Mann im Fußball-Paradies gewähnt und findet sich nun in der Hölle wieder. Sein persönliches Scheitern ist aber auch eine Niederlage des FC Bayern. Der Vorzeigeklub, der sich sozial engagiert wie kein anderer Verein, hat im Fall Breno offenbar versagt. Während ein Gerd Müller oder Franck Ribery nach privaten Turbulenzen in der viel gepriesenen Bayern-Familie aufgefangen wurden, schien der Südamerikaner isoliert. Wie kann es sonst sein, dass er nach dreieinhalb Jahren in München kein deutsch spricht? Warum wusste niemand etwas von den psychischen Problemen des 21-Jährigen? Von dessen Existenzangst nach drei Knie-Operationen? Will keiner etwas von der angeblichen Ehekrise mitbekommen haben? Vielleicht fiel der Wutausbruch von Uli Hoeneß gegenüber der Staatsanwaltschaft auch deshalb so heftig aus, weil die Bayern die Gefahr nicht erkannt oder Brenos Situation völlig falsch eingeschätzt haben.

� Stefan Hubert Der Sömmerdaer war beim Berlin-Marathon „Hase“ für Weltrekordlerin Paula Radcliffe. Eigentlich sollte er bis Kilometer 30 Tempo machen, aber die Britin − am Ende Dritte− bat ihn, es noch länger zu tun, sodass Hubert erst nach 36 km ausstieg. Theyab Awana Der Fußball-Nationalspieler (21) der Vereinigten Arabischen Emirate kam bei einem Autounfall ums Leben. Mit einem Elfmeter, den er mit dem Rücken zum Tor per Hacke verwandelte, wurde er durch „ YouTube“ zum Star.

� Quoten „ auf “ Klasse : nicht besetzt Klasse : x   , Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , Klasse :   x , Quoten „Spiel “ Klasse : nicht besetzt Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x, Klasse :  x , Klasse :  x , Quoten „Super “ Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , Gewinnzahlen „Dreizehnerwette“  -  -  -  -  -  -  -  - -  -  -  -  Quoten „Dreizehnerwette“ Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , Gewinnzahlen „ aus “  -  -  -  -  -  ; Zusatzspiel:  Quoten „ aus “ Klasse : x  , Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Quoten „Tele-Bingo“ Vier Ecken: x , Das Kreuz: x , Rahmen: x , Full House: kein Gewinner (Angaben ohne Garantie)

Schlussspurt beim Manfred-Fromm-Fotopreis Mit diesem Bild gewann Candy Welz aus Weimar  den ManfredFromm-Fotopreis bei den Profis. Der . Wettbewerb, ausgeschrieben von Thüringer Allgemeine und Landessportbund, geht in die Schlussphase. Der Einsendeschluss wurde bis zum . Oktober verlängert. Es können Bilder (aufgenommen vom . Januar

 bis zum . August ) eingesandt werden. Der Preis ist mit insgesamt  Euro in den Kategorien Profis und Amateure dotiert. In einer Sonderkategorie werden diesmal Fotos zum Thema „Mitten im Sport − Thüringer Ehrenamtliche bewegen“ gesucht.  Euro warten dabei auf den Sieger. Es können sich

nur Profis und Amateure mit Wohnsitz in Thüringen beteiligen. Pro Einsender können höchstens drei Fotos (min.  x  cm, max.  x  cm) berücksichtigt werden. Auf der Rückseite oder in der E-Mail müssen Titel, Datum und Ort der Aufnahme und Name und Adresse, sowie die Kategorie (Profi/Amateur) vermerkt werden.

Das Anmeldeformular gibt es unter www.thueringen-sport.de. Die Fotos können dann per E-Mail an u.hermeth@lsb-thueringen.de oder per Post an folgende Adresse verschickt werden: Landessportbund Thüringen, Haus des Thüringer Sports, Referat Medien, WernerSeelenbinder-Str. ,  Erfurt.

Knappes Rennen in London Leistungssportdirektor Ulf Tippelt sieht Bundestrainertagung in Erfurt als Initialzündung für Olympiavorbereitung Noch 304 Tage bis zu den Olympischen Spielen in London. Was erwarten Sie von der Bundestrainer-Konferenz, die derzeit in Erfurt stattfindet? Für die 160 Bundestrainer ist die jährliche Konferenz ein Höhepunkt, um sich fachübergreifend auszutauschen. Es geht in den Vorträgen und Diskussionen vor allem um die unmittelbare Wettkampfvorbereitung, die UBV, auf die kommenden Olympischen Spiele. Erfurt soll da eine Initialzündung sein und das Training mit neuen Ideen stimulieren. Und der Landessportbund Thüringen ist für uns ein sehr guter Gastgeber. Wie gut ist der deutsche Sport zur Zeit aufgestellt? Im Wintersport haben wir in Vancouver 2010 auf dem amerikanischen Kontinent ein Achtungszeichen gesetzt. Auch der Erneuerungsprozess ist gut gelungen, wie man im vergangenen Winter an den jungen Weltklasseleuten im Bob oder Biathlon gesehen hat. Im Sommersport sind wie auch auf einem guten Weg. Doch international

wird viel wie bei den Briten, Australiern oder Franzosen investiert. Dazu kommen immer mehr Nationen, die sich auf vorderen Rängen platzieren. Wir wollen bei Olympia in London Platz fünf in der Nationenwertung erreichen. Doch das wird hinter China, den USA und Russland ein knappes Rennen.

Haben Sie auch Sorgen? Wir haben in den Verbänden immer noch zu wenig gut ausgebildete Trainer, die den älteren nachfolgen. Deshalb muss die Traineroffensive weitergehen. Die Bezahlung und die Anerkennungskultur muss sich verbessern, ebenso wie die Ausund Weiterbildung.

Mit Ulf Tippelt (48), Leistungssportdirektor beim Deutschen Olympischen Sportbund, sprach Dirk Pille über den Zustand des deutschen Sports vor Olympia Hat der Sport genug Mittel für den erhofften Erfolg? Am Geld wird es nicht liegen. Wir haben sogar etwas mehr Mittel als vor Peking zur Verfügung. Davon haben wir Trainer für neue Disziplinen wie den Kanusprint oder im Radsport eingestellt. Es ist wichtig, künftig dieses Niveau an Förderung zu halten, um international konkurrenzfähig zu bleiben.

Was ist mit den Ballsportlern? Bisher sind nur die Hockeyteams für London qualifiziert. aber ich hoffe, Handball und Volleyball schaffen es auch noch. Unabhängig davon muss man sich in Vereinen und Verbänden Gedanken machen. Man darf die Probleme nicht nur darauf schieben, dass junge deutsche Spieler zu wenig Einsatzchancen in der Bundesliga

haben. Diese Diskussion gab es vor zehn Jahren im Fußball auch. Aber schauen sie mal, wo der DFB heute dank seines Nachwuchskonzepts steht. Wo steht Thüringen? Thüringen steht gut da, ist innovativ. Der Wintersport überlagert mit seinen Erfolgen natürlich viel. Es ist die Entscheidung jedes Landes auf Schwerpunktsportarten zu setzen. Man sollte vielleicht den Faden der länderübergreifenden Zusammenarbeit in Mitteldeutschland in einzelnen Sportarten wieder aufnehmen. Im Sommersport ist der Radsport hier die deutsche Hochburg. Ich hoffe, dass auch die Leichtathletik bald wieder Akzente setzen kann. In Thüringen geht noch mehr. Gibt es noch Unterschiede zwischen Ost und West? Ja. Leistungsorientierung für den Sport ist im Osten größer. Die Ernsthaftigkeit, Leistungssport zu betreiben, in den Vereinen und an den Eliteschulen ebenso. Zudem sind hochqualifizierte Trainer und die alten

Strukturen teilweise noch vorhanden. Deshalb sind Sportler aus dem Osten in der einen oder anderen Sportart erfolgreicher. Was Sorge macht, ist der Mangel an Bewegung bei den Kindern. Noch nie war das Niveau so niedrig, wenn Jugendliche in den Leistungssport einsteigen. Am Freitag müssen Sie nach zweieinhalb Jahren ihren Posten als Leistungssportdirektor abgeben. Warum? Bernhard Schwank kehrt nach Münchens Olympiabewerbung wie geplant auf seinen alten Posten zurück und ich gehe wieder nach Leipzig zum Landessportbund Sachsen. Mit welchem Ergebnis scheiden Sie aus der Schaltzentrale? Das werden wir in London sehen. Aber ich denke, ich habe Dinge wie die Betreuung der Verbände mittels Zielvereinbarung, die verstärkte Kooperation mit Trainingswissenschaftlern und besonders die Traineroffensive in Gang gebracht. Bernhard Schwank wird das fortsetzen, so ist es vereinbart.

Lobeshymnen auf Vettel Formel-1-Weltmeister steht dicht vor der Titelverteidigung und sieht keinen Grund vom Gas zu gehen Singapur. Es war zwar noch nicht die erhoffte Party für den zweiten WM-Titel, aber FastChampion Sebastian Vettel feierte in Singapur mit seinem Team schon mal ein bisschen vor für die große Fete in zwei Wochen in Japan. „In der Box waren etwa 50 Grad. Da gehen die Drinks bei dem Wasserverlust direkt ins Blut und man hat schnell viel Spaß“, sagte der 24Jährige grinsend. Nur ein winziges Pünktchen fehlt ihm noch, da wird das Rennen in Suzuka zur Spazierfahrt. „Derzeit läuft es perfekt, das Auto war in Singapur pro Runde teils fast eine Sekunde schneller als die Konkurrenz und ich hätte noch schneller fahren können“, sagte Vettel. „Aber es gibt keinen Grund, vom Gas zu

gehen. Wir wollen so weitermachen, in den nächsten Rennen und im nächsten Jahr.“ Die bei seinem neunten Saisonsieg im 14. Rennen deklassierte Konkurrenten werden es mit Schrecken hören. Schon jetzt hält er die Bestmarken als jüngster Fahrer, der je an einem Grand Prix teilnahm, einen Punkt holte, eine Pole Position erkämpfte, einen Grand Prix gewann und eine Weltmeisterschaft herausfuhr. Bald wird er der jüngste Doppel-Weltmeister der Geschichte sein. Ex-Weltmeister Alan Jones vergleicht ihn deshalb schon jetzt mit dem vielleicht größten Rennfahrer aller Zeiten. „Senna war ein absoluter Meister darin, eine Runde zur richtigen Zeit rauszuhauen, und Vettel macht

das genauso“, sagte der Australier: „Er ist noch früh in seiner Karriere, aber ich denke, dass wir in ein paar Jahren sagen werden, dass er einer der Größten dieses Sports ist.“ Rekord-Weltmeister Michael Schumacher findet, dass sein „Siegeshunger und der Willen, sich immer zu verbessern“, Vettel zu einem „großen Champion“ machen. Wichtig sei auch seine Fähigkeit, nie die Bodenhaftung zu verlieren. So warnte Vettel jetzt vor Arroganz. „Beim Champions-League-Finale der Bayern gegen Manchester haben die in zwei Minuten der Nachspielzeit das Ding noch verloren“, sagte er, „wir haben das ganze Jahr versucht, nicht abzuheben, und das sollten wir beibehalten.“ dapd

Harte Nuss für die Bayern München. Nach dem Spaziergang durch die Bundesliga hat Bayern München heute (20.45 Uhr/Sky) in der Champions League mit Manchester City eine harte Nuss zu knacken. Doch das Team strotzt vor Selbstvertrauen. „Das sind die besten Bayern, die ich kenne“, meinte Superstar Franck Ribery. Wie stark sie sind, soll das namhafte Ensemble des Tabellenzweiten der Premier League zu spüren bekommen. „Manchester City ist zurzeit gleichauf mit Manchester United, das ist Aussage genug“, warnt allerdings Trainer Jupp Heynckes. sid

Glückliche Volleyballerinnen Belgrad. Die deutschen Volleyballerinnen lagen sich gestern Abend in den Armen und konnten ihr Glück kaum fassen. Im abschließenden Gruppenspiel in Belgrad setzte sich das Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti mit einer überragenden Leistung und starken Aufschlägen mit 3:1 (25:22, 25:15, 20:25, 25:17) gegen Co-Gastgeber Serbien durch und zog damit in die Runde der letzten Acht ein. Dort trifft die Mannschaft Donnerstag auf Tschechien oder Frankreich. sid

� Dresden verliert Dynamo Dresden unterlag gestern in der 2. Fußball-Bundesliga dem Favoriten Eintracht Frankfurt 1:4 (1:2). Die Tore schossen Fiel (31.) bzw. Gekas (35., 40.) und Idrissou (84. ,87.) Saison für Spitz beendet Mountainbike-Olympiasiegerin Sabine Spitz (39) muss nach einem Bruch am Ellbogen, den sie sich bei einem Sturz zuzog, etwa sechs Wochen pausieren. Auftaktsiege für Boxer Die deutschen Amateurboxer sind bei der WM in Baku erfolgreich gestartet. Zum Auftakt gewannen Halbfliegengewichtler Hamza Touba und Schwergewichtler Alexander Povernov. Neuer Anlauf befürwortet DOSB-Präsident Thomas Bach und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude befürworten eine erneute Bewerbung Münchens um die Winterspiele. Draisaitl trainiert Nürnberg Ex-Nationalspieler Peter Draisaitl ist neuer Trainer der Nürnberg Ice Tigers, Schlusslicht der Deutschen Eishockey-Liga.

Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel genießt seinen Grand-Prix-Sieg in Singapur. Foto: AFP

Jackpot geknackt 11,4 Millionen Dollar kassierte US-Golfprofi Bill Haas für den Sieg im Fedex-Cup der PGATour (zehn Millionen) und den Turniersieg in Atlanta.

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Montag, . August 

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1. ��� Hertha BSC − Stuttgart Hamburg − Köln Nürnberg − Augsburg Freiburg − Wolfsburg K’slautern − München Hoffenheim − Bremen Leverkusen − Dortmund Hannover − Mainz Schalke − Gladbach

Aufholjagd des Jubilars

Der schnellste Mann der Welt war im -Meter-Finale der WM zu schnell. Titelverteidiger Usain Bolt verursachte einen Fehlstart. Nach der seit  geltenden Regel war der Jamaikaner aus dem Rennen. Weltmeister wurde später Landsmann Yohan Blake (. v. l.), der , Sekunden brauchte. Foto: AP

Jörg Tharan über Schumachers und Vettels Spaß in Spa Es war wohl der schönste fünfte Platz, den Michael Schumacher jemals erkämpfte. Das ist keineswegs despektierlich gemeint, denn 19 Plätze bei einem Formel-1-Rennen gutzumachen, ist eines Rekordchampions allemal würdig. Ausgerechnet zum Jubiläum in seinem „Wohnzimmer“ Spa, wo er vor 20 Jahren sein erstes Rennen bestritt und ein Jahr später seinen ersten GrandPrix-Sieg holte, verlor Schumacher im Qualifying ein Rad und musste von ganz hinten starten. Das passierte ihm zuvor in 280 Rennen nur einmal, 2006 nach seiner Strafversetzung in Monte Carlo. In Spa gelang dem 42Jährigen 1995 auch der sensationelle Erfolg von Startplatz 16. Im Jahr 2004 schließlich sicherte er sich hier vier Rennen vor Schluss mit einem zweiten Platz seinen siebten WM-Titel. Damit wären wir beim gestrigen Sieger Sebastian Vettel. Der baute seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf 92 Punkte aus und ist kaum noch vom WM-Thron zu verdrängen. Sieben von zwölf Rennen hat der 23-jährige Red-Bull-Pilot in dieser Saison bereits gewonnen. Selbst wenn er nun dreimal hintereinander leer ausginge, hätte er noch 17 Zähler plus − falls Teamkollege Mark Webber dreimal triumphierte. Doch das ist dunkelgraue Theorie. Bereits jetzt hat Vettel mit 259 Punkten mehr auf dem Konto als im Vorjahr beim Titelgewinn. Nichts ist unmöglich − das ist in diesem Fall bestensfalls eine Durchhalteparole der Konkurrenz, Ausdruck von Vettels Bescheidenheit oder eine Ansage von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gegen die Langeweile.

Nervöser Sprint-Superstar aus Jamaika macht seinen Trainingspartner Yohan Blake zum 100-Meter-Weltmeister. Halles Diskuswerferin Nadine Müller holt mit Silber die erste deutsche WM-Medaille Von Reinhard Sogl

� Lotto am Samstag  -  -  -  -  -  Zusatzzahl:  Superzahl:  „Spiel “ ------ Zusatzlotterie „Super “ ----- Auswahlwette  aus   -  -  -  -  -  Zusatzspiel:  Dreizehnerwette ----------- Wochenzhg. Glücksspirale  : ;  : ;  : ;  : ;  :  ;   :  ,   Prämien zu je    ,    ARD-Fernsehlotterie    Mercedes A     Smart Coupe     Woche Tirol    Wellnesswoche      Tele-Bingo/Vier Ecken B-- I-------- N---- G----- O--- Das Kreuz I-N-O- Rahmen B--N--G--O- Full House B-I-N--G-O- Aktion Mensch Geldgewinne:    Traumhäuser:    Zusatzgehalt:    Rente − ein Leben lang:   ,    (Angaben ohne Garantie)

Nachdem sich Usain Bolt sein Trikot vom Leib gestreift hatte, verschwand der schockierte Jamaikaner, über sich selbst schimpfend, aus der Arena. Foto: Kevin Frayer / AP

Daegu. Wie von Sinnen trommelte der Superstar gegen die blaue Wand und fluchte vor sich hin. Der Meister aller Massen befand sich im Abseits statt im Rampenlicht. Unfreiwillig hatte Usain Bolt die Show-Bühne über den Hinterausgang verlassen. Als zum zweiten Mal der Startschuss für das 100-MeterFinale die gespenstische Unruhe im Stadion von Daegu durchdrang, hatte das Drama längst seinen Lauf genommen. Ein Fehlstart und die automatische Disqualifikation hatte den Spaßmacher zur Lachnummer werden lassen und seinen jamaikanischen Landsmann Yohan Blake zum Weltmeister mit Makel. Die Siegerzeit von 9,92 Sekunden läuft der Weltrekordler in fast jedem Rennen. In diesem Jahr hatte Usain Bolt noch keine Niederlage einstecken müssen, doch dann schlug sich der schier Unbesiegbare selbst. Bolt verursachte einen derart klaren Fehlstart, dass notorische Zweifler ihm schon Absicht unterstellen könnten. Bolt, der noch vor dem Start seine üblichen Faxen gemacht hatte, wurde zum „dummen August“. Er wusste sofort um sein Vergehen und streifte sich schon nach wenigen Schritten sein Hemd über den Kopf, um danach mit nacktem Oberkörper abzumarschieren. Als ihn kurz darauf eine kleine Gruppe von Reportern stellte, sagte er: „Glotzt ihr, ob ich Tränen vergieße? Das wird nicht passieren.“ Er blaffte jeden an, der ihn nach seinem Fehlstart befragte und flüchtete auf den Warmlaufplatz. Dort sagte er Offiziellen, dass er nichts zu sagen habe. „Ich brauche ein bisschen Zeit.“ Auf die Frage, wie es um seinen Start über 200 Meter stehe, sagte Bolt: „Das ist am Freitag, richtig? Dann werden wir es am Freitag sehen.“ Danach ließ er sich mit einem Auto ins Athletendorf chauffieren. Als Lichtgestalt Bolt in der Anonymität der südkoreanischen Nacht verschwand, nutz-

te sein Trainingspartner Yohan Blake die Gunst der Stunde und gewann das für seinen Landsmann schon als reserviert erachtete Gold. Hinter Blake wurde US-Sprinter Walter Dix Zweiter in 10,08 s. Bronze sicherte sich mit nur einer Hunderstelsekunde Rückstand der bereits 35 Jahre alte Weltmeister von 2003, Kim Collins, aus dem karibischen Inselstaat St. Kitts and Nevis. Vierter wurde Europameister Christophe Lemaitre aus Frankreich (10,19 s). „Ich wusste, ich würde ihn eines Tages schlagen können, aber ich hatte das nicht für heute erwartet“, sprudelte Goldmedaillengewinner Blake. Der 21Jährige ist damit Bolt sogar einen Schritt voraus. „Ich bin der jüngste Weltmeister der Geschichte, das ist großartig, ein wunderbares Gefühl“, sagte Blake, der aber auch von seinen gemischten Emotionen berichtete: „Ich bin irgendwie traumatisiert, habe Mitleid mit Bolt, gleichzeitig genieße ich diesen Moment aber sehr.“

galt noch die Regel, dass pro Lauf ein Fehlstart ohne Sanktionen bleibt. Seit Anfang 2010 führt schon der erste Frühstart zum Ausschluss − ein Beschluss, der schon heftig kritisiert worden war. Bolt-Manager Ricky Simms prophezeite am Sonntag: „Da wird jetzt eine Diskussion kommen.“ Kim Collins, dem Überraschungsdritten, kam die Unruhe nach der von Bolt selbst verschuldeten Götterdämmerung gerade recht. „Mit meinen neun WM-Teilnahmen habe ich die Erfahrung, um mich sofort wieder fokussieren zu können“, sagte der Routinier. Die neue Frühstartregel hält er für unsinnig, obwohl er davon profitierte: „Die Leute kommen um Usain zu sehen, nicht Blake oder mich, und dann passiert so etwas. Man muss ernsthaft über eine Änderung nachdenken.“ Absolut keinen Fehlstart veranstaltete Nadine Müller aus Halle an der Saale, die gleich im ersten Versuch 65,06 m vorlegte und sich danach noch auf

„Das war bisher der Wettkampf meines Lebens. Ich werde es wohl erst begreifen, wenn ich die Silbermedaille in der Hand habe.“ Diskuswerferin Nadine Müller Als Blake bei der Pressekonferenz gefragt wurde, ob er schon mit seinem Kumpel gesprochen habe, antwortete er: „Ich habe anderes zu tun, ich bin der neue Weltmeister, wissen Sie!“ Geredet hatten Blake und Bolt aber im Training, nämlich über die Disqualifikationsgefahr. „Wir haben über Fehlstarts gesprochen, und jetzt ist es tatsächlich passiert“, sagte der Profiteur. „Ich war sehr überrascht, denn Fehlstarts macht Usain nur im Training.“ Zu früh aus den Blöcken geschossen ist der eher als Spätstarter bekannte Bolt zuletzt im Halbfinale bei der WM 2009 in Berlin, wo er später in Weltrekordzeit Gold gewann. Damals

65,97 m steigerte. 55 Zentimeter zu kurz im Vergleich mit Li, „aber der bisher größte Wettkampf meiner Karriere. Ich werde jetzt erst einmal zwei Tage die Beine hochlegen und versuchen, das zu verarbeiten.“ Für Furore sorgte Prothesenläufer Oscar Pistorius (Südafrika) mit seinem Einzug in das 400-m-Halbfinale. Der beidseitig unterschenkelamputierte Südafrikaner stand im Fokus des Interesses der Vorkämpfe im WM-Stadion. Auf der für ihn günstigen Außenbahn acht holte er nach erwartet großem Startrückstand in der zweiten Kurve extrem auf und qualifizierte sich als 14. für das Halbfinale am heutigen Montag. dapd

Gomez trifft und Götze tritt Nationalstürmer erzielt Dreierpack für den FC Bayern und sagt Länderspiele ab. BVB-Ballkünstler sieht Rote Karte Düsseldorf. Es sind die Stars, die den feinen Unterschied auf dem Rasen machen. So war es auch am 4. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Mario Gomez führte Rekordmeister Bayern München mit einem Dreierpack zu einem 3:0 beim 1. FC Kaiserslautern und zum fünften Sieg in Folge an die Tabellenspitze. Den Kontrast lieferte das Supertalent Mario Götze, das beim 0:0 von Titelverteidiger Borussia Dortmund im Schlagerspiel bei Vize Bayer Leverkusen die erste Rote Karte seiner Bundesliga-Karriere sah. Auch wenn die BVB-Verantwortlichen den 19-jährigen Nationalspieler leidenschaftlich verteidigten − Götze hat getreten und gespuckt und sich den Verweis durch Schiedsrichter Wolfgang Stark redlich verdient. „Wir haben als Mannschaft ein unglaublich gutes Spiel gemacht“, befand Gomez. Eigentlich zu viel der Bescheidenheit,

schließlich hat der 26 Jahre alte Nationalstürmer bereits sechs Treffer in sieben Pflichtspielen auf dem Konto. Ein Elfmeter auf dem Betzenberg verwandelt, beim zweiten, schwächeren Strafstoß nachgesetzt. „Das Glück ist zurück“, freute sich Gomez nicht nur mit Blick auf den Nachschuss. Seit er seine grünen Schuhe gegen rot-weiße getauscht hat, trifft er wieder. 39 Treffer waren es in der vergangenen Saison in allen Klubwettbewerben. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber: Wegen Problemen in den Adduktoren musste er seine Teilnahme an den Länderspielen gegen Österreich und Polen absagen. Die Harmonie ist beim deutschen Meister aus Dortmund seit Samstag ein wenig dahin, weil Götze in der 77. Minute einen Blackout hatte. In einem Zweikampf mit Hanno Balitsch trat er nach und spuckte. „Das als Tätlichkeit zu werten, ist

Gomez scheitert erst beim Elfmeter gegen Trapp, versenkt den Ball aber im Nachschuss. Foto: dapd nicht möglich. Mario ist so ziemlich der Letzte, der so etwas tun würde“, echauffierte sich Trainer Jürgen Klopp, und auch der einmal mehr starke starke BVB-Torhüter Roman Weidenfeller sprang Götze zur

Tabelle 1. München 2. Schalke 3. Bremen

Fehlstart von Bolt

Seite: „Er kann noch nicht einmal einer Mücke etwas zuleide tun.“ Die Fernsehbilder zeigten ein anderes Bild. Dort war zu sehen, dass Götze sich nicht nur die Beine ausschütteln wollte. Thomas Schaaf, der derzeit

dienstälteste Trainer, führt Werder Bremen langsam wieder zu alter Stärke. Nach dem 2:1 in Hoffenheim stehen die Bremer mit drei Siegen in der Spitzengruppe, punktgleich mit den Bayern (je 9) auf Rang drei. Mönchengladbach und Hannover verpassten gestern den Sprung an die Tabellenspitze. Ein „Stochertor“ von Raul hat den Gladbacher Gipfelrausch beendet und den Schalker Höhenflug fortgesetzt. Der spanische Weltstar entschied ein hochklassiges Duell mit seinem kuriosen Treffer zum 1:0 (0:0), für den er aus ganz kurzer Distanz drei Anläufe brauchte. Schalke zog so als neuer Zweiter mit den Bayern gleich. Hannover kam gegen Mainz nur zu einem 1:1 (1:1). Dabei hatte Hannover auch Glück. Ein von der Tribüne geworfener Bierbecher verfehlte Schiedsrichter Aytekins Assistenten nur um einen oder zwei Meter.

1:0 3:4 1:0 3:0 0:3 1:2 0:0 1:1 1:0

4 9: 1 9 4 10: 6 9 4 9: 5 9

4. Hannover

4

6: 4 8

5. Gladbach 6. Dortmund

4 4

6: 3 7 5: 2 7

7. Mainz 8. Leverkusen 9. Hoffenheim 10. Nürnberg 11. Hertha BSC 12. Stuttgart 13. Freiburg 14. Köln 15. Wolfsburg

4 4 4 4 4 4 4 4 4

7: 6 2: 2 5: 4 3: 4 4: 4 4: 3 9: 9 6: 12 4: 8

16. Augsburg

4

3: 6 2

17. Kaiserslautern 4 18. Hamburg 4

2: 7 2 6: 14 1

7 7 6 6 5 4 4 4 3

Anstösse Ballack-Wechsel möglich Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler hält einen BlitzTransfer von Star Michael Ballack in den kommenden Tagen nicht für ausgeschlossen. Lahm ohne Bedauern Philipp Lahm vom FC Bayern München steht trotz der heftigen Widerstände weiter hinter seinem Buch „Der feine Unterschied“. „Ich würde es wieder so machen!“ sagte Lahm . Randale von Werder-Fans Als Hoffenheimer Ordner einen Knallkörper-Werfer aus dem Bremer Fanblock holen wollten, wurden sie von WerderFans mit Stangen attackiert sowie mit Bierbechern beworfen. Die Polizei musste einige Bremer mit Pfefferspray stoppen. Job-Garantie für HSV-Coach Der Hamburger SV ist nach dem 3:4-Drama gegen Köln und dem schlechtesten Saisonstart seit 39 Jahren Bundesliga-Tabellenletzter. Trotzdem gab der Vorstand eine Job-Garantie für Trainer Michael Oenning ab. Ex-Dresdner trifft für Club Alexander Esswein zeigte nach seiner Einwechslung, warum Nürnberg ihn für 200 000 Euro von Dynamo Dresden geholt hat. Gegen Augsburg traf der 21-Jährige nach Dribbling zum entscheidenden 1:0 (76.).

2. ���

St. Pauli büßt Spitze ein Köln. Nach den Punktverlusten der Absteiger FC St. Pauli und Eintracht Frankfurt steht die SpVgg Greuther Fürth an der Spitze der 2. Fußball-Bundesliga. Die Franken schossen sich bereits am Freitag mit einem 4:1 (1:1) beim einstigen Mitfavoriten VfL Bochum auf Platz eins. St. Pauli unterlag im Nordderby bei Braunschweig 0:1 (0:0), Frankfurt fehlte beim 0:0 gegen Paderborn Durchschlagskraft. Nach einem katastrophalen Torwartfehler von St. Paulis Tschauner erzielte Kruppke in Braunschweig das Tor des Tages (65.) und schoss den Aufsteiger aus Niedersachsen auf Relegationsplatz drei. Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht jubelte: „Wir haben hervorragend gekämpft.“ Topfavorit Frankfurt fand eine Woche nach dem 4:0-Erfolg im Stadtderby kein Mittel gegen die dicht gestaffelte Paderborner Abwehr und rutschte sogar auf Platz fünf ab. Torjäger Meier vergab Chancen in Serie. Heute trifft Aue im Ost-Duell auf Cottbus. Dresden (0:3 in Dusiburg), Rostock (1:3 in Ingolstadt) und Union (1:3 bei München 60) unterlagen. sid

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Ein klares Wort ist notwendig

Gerald Müller über die Hängepartie mit Manuel Neuer Ob Manuel Neuer seine nahe Zukunft selbst kennt? Es hat immer mehr den Anschein, als würde er seinen Arbeitsort im kommenden Jahr nur unerheblich beeinflussen können. Schalke und Bayern zerren am Nationaltorhüter, der auch in seiner eigenen Gefühlswelt hin- und hergerissen wirkt. Doch nicht er, sondern die Vereinsoberen bestimmen, für wen Neuer zumindest die nächste Saison hechtet. Nachdem mit München schon alles perfekt schien, ist der Pokalsieger plötzlich ins Spiel zurückgekehrt. Oder ist das nur Taktik, um die Ablösesumme nach oben zu treiben? Gut möglich. Für Neuer ist das eine unmögliche Situation. Wie sehr sein geplanter Weggang an der Schalker Fan-Seele nagt, hat die Ohrfeige während des Autokorsos gezeigt. Die jetzige Unklarheit ist dabei eher aufwühlend statt beruhigend. Es wird also höchste Zeit, dass Bayern und Schalke ein klares Wort über den künftigen Klub von Neuer sprechen. Das muss allein schon im Interesse des 25-Jährigen passieren. Zumindest er hat sich in den letzten Wochen fair verhalten.

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Kati Wilhelm Der ehemalige Biathlon-Star aus Steinbach-Hallenberg wird zum ersten Mal Mutter. „Ich bin im vierten Monat. Wir freuen uns riesig“, erklärte die dreimalige Olympiasiegerin. Vater des Kindes ist Andreas Emslander, seit 2010 Cheftechniker der deutschen Nationalmannschaft. Eine Hochzeit ist vorerst nicht geplant, vielmehr hat die werdende Mutter bis zur Geburt noch andere Pläne: „Ich will meinen Abschluss machen.“ Wilhelm studiert 2006 Internationales Management im fränkischen Ansbach. Ihr Kind soll indes in Thüringen zur Welt kommen.

� Quoten „ auf “ Klasse : nicht besetzt Klasse : x  , Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , Klasse :  x , Quoten „Spiel “ Klasse : nicht besetzt Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x, Klasse :  x , Klasse :  x , Quoten „Super “ Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , Quoten „Dreizehnerwette“ Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Quoten „ aus “ Klasse : x   , Klasse : nicht besetzt Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Quoten „Tele-Bingo“ Vier Ecken: x , Das Kreuz: x , Rahmen: x , Full House: kein Gewinner

T C SP

Dienstag, . Mai 

„Der perfekte Zeitpunkt“ Am 1. Juni beginnt für den langjährigen Rot-Weiß-Torhüter Dirk Orlishausen das Zweitliga-Abenteuer in Karlsruhe. Zum Abschied spricht er über Neider, Fans und Trainer; über Sponsel, Nulle und Pohl Während Innenverteidiger Joan Oumari (22/Vertrag bis 2013) aus Babelsberg kommt, verlässt Dirk Orlishausen (28) den FC Rot-Weiß nach sechs Jahren in Richtung Karlsruher SC. Dort unterzeichnete er einen Zweijahresvertrag. Im Gespräch mit Marco Alles äußert sich der Torhüter zu seinen Beweggründen und Zielen; zu den süßesten und bittersten Momenten Haben Sie mit dem früheren Erfurter Marco Engelhardt bereits Kontakt aufgenommen? Nein, bislang noch nicht. Aber ich werde ihn sicher noch um einen Tipp bitten − bei der Wohnungssuche oder wenn es um einen Job für meine Freundin geht. Was gab für Sie den Ausschlag, zum Karlsruher SC zu gehen? Die Perspektive, in der zweiten Liga zu spielen, womit ich mir einen Traum erfüllen kann. Das stand zum Zeitpunkt Ihrer Absage an Rot-Weiß aber noch nicht fest. Im Gegenteil. . . Stimmt. Im Falle einer Relegation hätte ich wohl auch nur verlieren können − egal, wie es ausgegangen wäre. Doch wenn ich eine Entscheidung gefällt habe, stehe ich dazu − voll und ganz. Wäre es nicht bequemer gewesen, im sicheren Erfurter Hafen langfristig zu ankern? Zum Leben gehört aber auch, etwas Neues auszuprobieren. Der Neuaufbau beim KSC ist eine große Herausforderung. Mit 28 und nach zwei guten Jahren ist es der perfekte Zeitpunkt für mich, den Sprung zu wagen. Keine Angst vorm Scheitern? Sicher gibt es einige, die sich totlachen, wenn ich es nicht packe. Aber das interessiert mich nicht. Ich weiß, was ich kann, und will den nächsten Schritt machen. Fühlten Sie sich bei Rot-Weiß immer richtig wertgeschätzt? Es gab sicher Neider. Und ich war in den Augen einiger immer der Junge von hier, den darum alle gern haben. Aber ich will allein wegen meiner Leistung anerkannt werden. Und die Chance habe ich nun beim KSC.

Wie schwer fällt Ihnen der Abschied von dem Klub, in dessen Fankurve Sie einst standen? Ich bin nicht so der emotionale Typ, dem so etwas nahe geht. Im Gegensatz zu meiner Freundin, der das Ganze echt schwer fällt. Ich hatte eine geile Zeit, wurde von den Fans ordentlich verabschiedet − das war’s aber auch.

Und worüber haben Sie sich am heftigsten geärgert? Über das 3:4 in Ahlen vor zweieinhalb Wochen. Dort die Aufstiegschance noch verspielt zu haben, hat sehr, sehr wehgetan. Dotchev, Baumann, Hörgl oder Emmerling: Von welchem Trainer nehmen Sie das meiste mit? Ganz ehrlich: Von jedem. Baumann war menschlich überragend. Er behandelte jeden gleich, ob Stammspieler oder Reservist. Aber fachlich waren alle absolut in Ordnung − auch Hörgl.

Auch die Ernährungs-Richtlinien sorgten für Wirbel . . . Es hat jedoch jeder etwas davon mitgenommen. Ich achte seitdem auf fettarmes Essen, verzichte möglichst auf Schweinefleisch und nehme, statt Joghurt, nur noch Magerquark. Und das tut mir gut. Körperlich fühle ich mich derzeit so gut wie noch nie. Bei Rot-Weiß steht ein personeller Umbruch bevor. Gehen Sie mit einem guten Gefühl? Das Gerüst der Mannschaft steht doch; und mit Zedi, Caillas oder Rauw gibt es auch erfahrene Spieler, die die Truppe gut füh-

Dresden übt vom Punkt

Dirk Orlishausen verabschiedet sich nach sechs Jahren von Erfurt. Foto: Sascha Fromm ren können. Ich hoffe nur, dass das Zusammenfinden nicht ganz so lange dauert wie bei uns. Trauen Sie Ihrem Stellvertreter Andreas Sponsel zu, sich in der dritten Liga durchzusetzen? Absolut. Er ist der perfekte Profi, der mustergültig für den Beruf lebt − von der Trainingseinstellung bis zur Ernährung. Und er hat einen Riesensprung gemacht in seinen Leistungen. Der Zweikampf hat uns beide gepuscht. Ihr langjähriges Jenaer Pendant ist auf das Abstellgleis geraten.

Was sagen Sie zum Fall Nulle? An seiner sportlichen Leistung kann es nicht gelegen haben, dass er suspendiert wurde. Doch er ist jemand, der auch mal Sachen anspricht, die nicht gehört werden wollen. Und solche unbequemen Typen haben es nicht leicht. Da gab es ja auch bei uns das eine oder andere Beispiel. Welches denn? Martin Pohl ist auch so ein Typ, der sagt, wenn ihm etwas nicht passt; ohne an die Folgen zu denken. Ich mag diese Art, doch hilfreich ist sie nicht immer.

Schon am 1. Juni startet Karlsruhe in die Saisonvorbereitung. Bleibt da Zeit für Urlaub? Am Mittwoch geht’s mit Monique für eine Woche nach Kühlungsborn an die Ostsee. Nochmal Kraft tanken. Es ist ja nicht nur der Ball, der neu ist für mich. Auf wen werden Sie treffen: Osnabrück oder Dresden? Von der Stimmung im Stadion her gehören beide Vereine in die zweite Liga. Vorher hatte ich gedacht, dass es Dynamo schafft. Nach dem 1:1 im Hinspiel glaube ich aber nun an Osnabrück.

Radprofi Tondo von Garagentor erdrückt Tour de France-Sieger Contador trauert − und Hamilton belastet erneut Armstrong mit Dopingvorwürfen Granada. Der Radsport wird von einem weiteren Unglück erschüttert. Der Spanier Xavier Tondo vom Team Movistar kam gestern in Granada bei einem ungewöhnlichen Unfall ums Leben. Der 32-Jährige wurde vor einer geplanten Trainingsfahrt von einem Garagentor erdrückt. Laut Polizei saß er mit seinem Mannschaftskollegen Benat Intxausti im Auto, soll dann aber noch einmal ausgestiegen sein. Danach wurde er

zwischen seinem Auto und dem Tor eingeklemmt. Tondo soll sofort tot gewesen sein. Tour-Sieger Alberto Contador, der gerade den Giro d'Italia anführt, drückte via Twitter sein Mitgefühl aus: „Das Leben ist in manchen Momenten so ungerecht und schwer zu verstehen. Es ist unmöglich meine Gefühle über den Tod von Xavier Tondo zu beschreiben“, schrieb er. Tondo befand sich im Formaufbau für die Tour (2. Juli bis

24. Juli). Im März hatte er die Vuelta Castilla y Leon gewonnen und seine Rundfahrtambitionen im Team Movistar unterstrichen. Im Vorjahr belegte er Rang sechs bei der SpanienRundfahrt. Zudem feierte Tondo Etappensiege bei Paris−Nizza und der Katalonien-Tour. Vor exakt zwei Wochen hatte es beim Giro d'Italia einen tödlichen Unfall gegeben, als der Belgier Wouter Weylandt verunglückte. Weylandt hatte bei

rund 70 km/h die Kontrolle über sein Rad verloren, stürzte schwer und war sofort tot. Unterdessen wurde bekannt, dass der Weltverband UCI eine positive Dopingprobe des siebenfachen Tour-de-France-Siegers Lance Armstrong von der Tour de Suisse 2001 verheimlicht haben soll. Das behauptete sein Ex-Teamkollege Tyler Hamilton. „Ich weiß, dass er einen positiven Test hatte. Er hat es mir mal ganz nebenbei erzählt

und wirkte total entspannt“, sagte der zweimal des Dopings überführte Zeitfahr-Olympiasieger von 2004. Die UCI teilte jedoch mit, dass es von 2001 bis 2003 keinen positiven Test von Armstrong gegeben habe: „Und die Wahrscheinlichkeit einer Vertuschung ist gleich null.“ Gestern Abend wurden die Fahrzeuge von Armstrongs ExTeam Radioshack beim Giro von der Polizei durchsucht − gefunden wurde nichts. sid

Nadal fürchtet Vertreibung aus Königreich Der Spanier könnte bei den French Open, wo Tommy Haas ausschied, die Spitzenposition der Weltrangliste verlieren Paris. Vor Paris gönnte sich der Champion eine kleine Verschnaufpause in der Heimat: Im exklusiven Golfklub Pula auf der Ferieninsel Mallorca schwang Rafael Nadal vor den French Open das Eisen. Es galt abzuschalten nach den Demütigungen der letzten Monate mit vier Finalniederlagen gegen Verfolger Novak Djokovic. Der serbische Überflieger ist für Nadal in diesem Jahr in Roland Garros „der Favorit“. Ungewöhnliche Worte für einen, der als spanischer König von Paris gefeiert wird. In den vergangenen sechs Jahren hat er am Bois de Boulogne fünf Titel gewonnen, 38:1 Siege lautet seine Bilanz in der Stadt der

Liebe. Zudem gab Nadal, der heute in der ersten Runde auf John Isner (USA) trifft, bei seinen Triumphen 2008 und 2010 im Turnierverlauf keinen einzigen Satz ab. Noch ein Coup im Schatten des Eiffelturms, und er würde mit dem legendären Björn Borg gleichziehen. Niederlagen in Paris tun dem 24-jährigen spanischen „Sandmann“ besonders weh. Nach seinem Achtelfinal-Aus 2009 gegen Robin Söderling (Schweden) weinte Nadal nach eigener Aussage „wie ein Tier“, das man aus seiner Höhle vertrieben hat. Doch er ist auch Realist genug, um die derzeitige Vorherrschaft des unschlagbaren Novak Djokovic anzuerkennen. „Nole hat

Neues Angebot für den Torhüter Gelsenkirchen. Der Wechsel des deutschen Nationaltorhüters Manuel Neuer vom Pokalsieger Schalke 04 zu Rekordmeister Bayern München erscheint wieder ausgesprochen fraglich. Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies will den Schlussmann offenbar um fast jeden Preis halten. Es ist auf einmal wieder fraglich, ob er die kommende Saison in München spielt. „Ich lasse einen Manuel Neuer nicht so einfach gehen. Er ist für mich wie ein Sohn. Ich bin strikt gegen diesen Transfer. Ich will Manuel den Bayern noch aus dem Rachen reißen“, sagte Fleischfabrikant Tönnies. Auch Trainer Ralf Rangnick sagte: „Er hat noch ein Jahr Vertrag bei Schalke. Daher gehe ich davon aus, dass er auch nächstes Jahr unser Torwart sein wird.“ 28 Millionen Euro soll Tönnies Neuer schon für einen neuen Vierjahres-Vertrag geboten haben. sid Pulsschlag

Welches war der schönste Moment in den sechs Jahren? Mein erstes Drittliga-Spiel gegen Hertha II, die DFB-Pokalspiele gegen Leverkusen und Bayern − und natürlich die Derbysiege.

Warum ist er dann gescheitert? Er ist Perfektionist, wollte alles mit einem Mal umkrempeln und stieß dadurch ständig auf Gegenwehr. Er führte beispielsweise ein, dass wir uns täglich acht Uhr zum gemeinsamen Frühstück treffen. Für mich war das kein Problem, ich stehe immer zeitig auf. Aber bring’ das mal einem Rockenbach bei . . .

Schalke will Neuer behalten

einen unfassbaren Lauf, er wird die Nummer eins werden. Wann, das hängt auch von mir und meinen Ergebnissen auf Sand ab“, sagte der amtierende Paris-, US-Open- und Wimbledon-Sieger Nadal. Wohlwissend, dass er gerade in den kommenden Wochen viele Punkte zu verteidigen hat. Nadal muss in Paris ins Finale kommen, um seine Chance auf die Topposition zu wahren. Aus eigener Kraft könnte Djokovic den Platz an der Sonne erobern, wenn er den Einzug ins Endspiel schafft. Ein Wechsel an der Spitze käme einer Palastrevolution gleich, immerhin haben Nadal und der mittlerweile auf Platz drei zurückgefallene

Schweizer Roger Federer seit Februar 2004 die Nummer eins unter sich ausgemacht. Unterdessen hat Tommy Haas bei seiner Rückkehr auf die Grand-Slam-Bühne eine Niederlage kassiert. Nach 15monatiger Verletzungspause verlor der 33-Jährige sein Erstrundenmatch gegen den Türken Marsel Ilhan 4:6, 6:4, 6: 7 (1:7), 4:6, den Weltranglisten123. Deutschlands bester Tennisprofi ist jetzt Florian Mayer, der als 19. erstmals zu den Top 20 der Weltrangliste zählt. Bei den Damen kletterte Andrea Petkovic (Darmstadt) um drei Positionen auf Rang 12. Julia Görges (Bad Oldesloe) bleibt weiter Nummer 18. sid

Osnabrück. Als Belohnung lockt die 2. Liga, doch die Favoritenrolle wird zwischen dem VfL Osnabrück und Dynamo Dresden vor der heutigen entscheidenden Partie (20.30 Uhr/ MDR und NDR) an der Bremer Brücke hin - und hergeschoben. Die Gäste sehen sich nach dem 1:1 im Hinspiel eher als Außenseiter. Beide Teams wollen nach eigenem Bekunden nicht auf Halten und Abwarten spielen. Die Sachsen drängen auf eine Entscheidung nach 90 Minuten, sind allerdings zugleich auf alle Eventualitäten vorbereitet. Trainer Ralf Loose, der weiterhin fest an den Aufstieg glaubt, sagte: „In jedem Training üben wir das Elfmeterschießen.“ sid

Freier Fall von Woods Los Angeles. Der freie Fall von Superstar Tiger Woods in der Golf-Weltrangliste geht weiter. Im neuen Ranking rutschte der Amerikaner im Vergleich zur Vorwoche um vier Plätze auf Rang zwölf ab und gehört damit erstmals seit April 1997 nicht mehr zu den zehn besten Golfprofis der Welt. Martin Kaymer aus Mettmann bleibt hinter den Engländern Lee Westwood und Luke Donald Dritter. sid

� Thüringerin zur WM Bogenschützin Andrea Weihe (35/Unterwellenborn) hat mit 1431 Ringen die WM-Qualifikation in Kienbaum gewonnen und fährt zur WM nach Turin. Titelkampf in Deutschland Stuttgart richtet im September 2015 die WM in der Rhythmischen Sportgymnastik aus. Rad-Teilerfolg Pprofi Linus Gerdemann (Münster) hat bei der Kalifornien-Tour beim Sieg des Amerikaners Chris Horner als bester Deutscher Platz elf belegt. Lauschangriff in Formel 1 Ferrari soll den Boxenfunk des Rivalen Red Bull um Formel-1Weltmeister Sebastian Vettel abhören, glaubt RB-Motorsportchef Helmut Marko. Viertelfinale verpasst Nach 1:4-Niederlagen gegen die Gastgeber und Japan belegt das deutsche Badminton-Team bei der WM im chinesischen Qingdao den neunten Rang. Anpfiff für Tagung Heute entscheidet der DFB, ob Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus in die Elite-Klasse aufsteigt.

Der Spanier Rafael Nadel muss die Nummer  verteidigen. Foto: AFP

Abgang nach Spanien Der 35-malige Nationalspieler Piotr Trochowski wechselt bis 2015 vom HSV zum FC Sevilla.

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T C SP*

Montag, . September 

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1. ��� Stuttgart − Hamburg Schalke − Freiburg Mainz − Dortmund Wolfsburg − Kaiserslautern M’gladbach − Nürnberg Augsburg − Hannover München − Leverkusen Köln − Hoffenheim Bremen − Berlin

Radsportler gegen den Trend

1:2 4:2 1:2 1:0 1:0 0:0 3:0 2:0 2:1

Tabelle 1. München 2. Bremen 3. Gladbach

Michael Voss über Goldiges und ein fehlendes Profi-Team 999 Kilometer sind Kopenhagen und London entfernt, Luftlinie. Auch wenn jeder Spitzen-Pedaleur bis Olympia noch das Dreißigfache an Vorbereitungs-Kilometern kurbeln wird, lässt sich ein Ausblick wagen − zumal sich die Kurse in den Metropolen verblüffend ähneln: Deutschlands Radsport ist wie kaum eine andere Sommersportart für 2012 gerüstet. In Kopenhagen raste man auf Rang drei hinter England und Frankreich − so erfolgreich wie noch nie. Die Deutschen sind begehrt, allen voran die jungen Thüringer. Hochachtung bis Neid schwang international mit, wenn bei der WM der Name des Freistaates als Ausbildungsstätte fiel. Was aber auffiel: Deutschland droht einen Trend zu verschlafen. Fast alle nationalen Verbände verzahnen sich erfolgreich mit einem im jeweiligen Land ansässigen SpitzenProfiteam. Hierzulande ist kein Großsponsor in Sicht, der die nötigen zehn Millionen Euro hinblättern würde. Alte Affären wirken immer noch nach. Dabei stünden Top-Trainer und Umfeld ebenso parat wie Fans und eine neue SportlerGeneration, die erfrischend fährt und sich glaubwürdig konsequent dem AntidopingKampf verschrieben hat. Wer hierzulande gut ist, wandert spätestens mit 23 ab ins Ausland. Derzeit rollt es , vielleicht auch noch bei Olympia. Doch ist die Gefahr, den Vorsprung einzubüßen, schwelend. Gerade durch Interessenkonflikte zwischen Verband und Ausland-Teams. Thüringen kann im Radsport viel bewege, aber dieses Problem wegen geringer Wirtschaftskraft nicht lösen.

� Lotto am Samstag  -  -  -  -  -  Zusatzzahl:  Superzahl:  „Spiel “ ------ Zusatzlotterie „Super “ ----- Auswahlwette  aus  Die Gewinnzahlen lagen bei Redaktionsschluss nicht vor

ARD-Fernsehlotterie    Mercedes A     Smart fortwo    Kreuzfahrt    Wellnesswoche      Tele-Bingo/Vier Ecken B----- I--- N------ G---- O---- Das Kreuz B-I-N-O Rahmen B-I--N--G O-- Full House B---I--G- Aktion Mensch Geldgewinne:    Traumhäuser:    Zusatzgehalt:    Rente − ein Leben lang:   ,    (Angaben ohne Garantie)

7 12: 7 12 7 15: 12 12 7 8: 8 12

7. Stuttgart 8. Dortmund 9. Nürnberg 10. Köln 11. Leverkusen 12. Hertha BSC 13. Wolfsburg 14. Mainz 15. Kaiserslautern

7 7 7 7 7 7 7 7 7

10: 6 9: 7 6: 7 13: 15 7: 10 9: 9 8: 12 9: 15 5: 10

10 10 10 10 10 9 9 7 5

16. Augsburg

7 6: 12 4

17. Freiburg 18. Hamburg

7 12: 22 4 7 8: 18 4

Anstösse Müller (hinten links) eröffnete den Bayern-Torreigen gegen Leverkusen, dessen Keeper Leno dem Ball nur hinterherschauen konnt.

Foto: Bongarts

Historisches Torverhältnis Fußball-Bundesliga droht dank Bayern-Dominanz Langeweile. Leverkusen beim 0:3 in München chancenlos. Schalke siegt für erkrankten Ex-Trainer Rangnick gegen Freiburg und sucht neuen Coach Der Wiesn-Fluch ist Geschichte, der Vizemeister besiegt − und trotzdem herrscht bei FC Bayern nach dem 3:0 (2:0) gegen Bayer Leverkusen wegen der Verhaftung von Mitspieler Breno Unruhe. Der Brasilianer war wenige Stunden vor Spielbeginn in Untersuchungshaft genommen hatte, weil man ihm vorwirft, sein Haus angezündet zu haben „Wir sind ein Team, und Breno gehört dazu“, wiegelte Manuel Neuer, der inzwischen seit 838 Minuten ohne Gegentreffer im Bayern-Tor ist, unangenehme Fragen ab . Nach den unerwarteten Spaziergängen gegen Villarreal, Schalke 04 und auch Leverkusen folgt in der Champions League gegen Manchester City nun aber wohl wirklich „das schwerste Spiel der Saison“ (Bastian Schweinsteiger), und es klingt fast wie eine Drohung, wenn Trainer Jupp Heynckes angesichts des starken Comebacks von Torschützen Arjen Robben sagt: „Wir haben noch viel Luft nach oben.“ Schon nach sieben Spieltagen und dem historisch höchsten Torverhältnis der Geschichte (+20 Tore) droht die Liga un-

Dreizehnerwette Die Gewinnzahlen lagen bei Redaktionsschluss nicht vor Wochenzhg. Glücksspirale  : ;  : ;  : ;  : ;  :  ;   :  ,   Prämien zu je    ,   

7 21: 1 18 7 14: 7 16 7 9: 3 16

4. Hoffenheim 5. Schalke 6. Hannover

ter dem dominierenden Rekordmeister langweilig zu werden. „Das Geheimnis ist die Homogenität der Mannschaft“, sagte Heynckes, auch Torschütze van Buyten redete von „richtig viel Spaß auf dem Platz“. Zur Show des Spiels war die von Standing Ovations begleitete Einwechslung von Robben (78.) geworden, der sich selbst aber trotz des sehenswerten Treffers zum 3:0 (90.) „noch nicht bei 100 Prozent“ sieht: Für Dienstag müsse man „vor-

sichtig sein, wir dürfen kein Risiko eingehen“, sagte der Niederländer und klagte etwas selbstironisch über „Muskelkater am ganzen Körper. Ich muss mich von der Reha erholen“ − nur eines der sportlichen Luxusprobleme. Die Tore von Thomas Müller (5.), van Buyten (19.) und Robben (90.) waren Produkte der erneuten Demonstration, in der die Werkself von Robin Dutt 90 Minuten lang unterlegen war. „Bayern spielt eine Sonderrolle

Bremen bleibt Bayern-Verfolger Claudio Pizarro hat Werder Bremen wieder zum ersten Verfolger von Bayern München gemacht. Der Peruaner erzielte in der dritten Minute der Nachspielzeit sein zweites Tor zum 2:1 gegen Hertha BSC Berlin, die nach einer guten Stunde nur noch zu neunt auf dem Platz stand. Werder hat nun nur zwei Punkte weniger als die Bayern auf dem Konto. Köln feierte nach dem 2:0 gegen Hoffenheim wieder

seinen Goldjungen Lukas Podolski. Mit seinem Tor und seiner Vorlage hatte der überragende Podolski den FC zum ersten Heimsieg der Saison geführt. Dann leistete sich Podolski noch eine Retourkutsche gegen Sportdirektor Finke, der mehr Konstanz vom Nationalspieler gefordert hatte. „Mir wäre es lieber, der Verein würde mehr Konstanz zeigen“, sagte er, „aber jeder kann ja bei uns sagen, was er will.“

in diesem Jahr, wir dürfen uns nicht messen“, musste der geknickte Leverkusener Sportdirektor Rudi Völler zugeben, und bekam Beistand von Dutt: „Die Mannschaft zu überholen, wird für die ganze Liga schwer.“ Heynckes war das zu viel des Lobes seitens seines Ex-Klubs: „Es ist ein Fehler, das zu denken“, sagte der 66-Jährige wohlwissend, dass turbulente Wochen auf ihn warten. Der imaginäre Hauptdarsteller im Schalker Stadion saß wohl in Backnang vor dem Fernseher. Ralf Rangnick, obwohl er rund 350 Kilometer entfernt vom Ort des Geschehens war, stand beim FC Schalke 04 während und nach dem 4:2 (1:1) gegen den SC Freiburg im Mittelpunkt. „Die ganze Mannschaft widmet diesen Sieg dem Trainer. Vielleicht gibt es ihm ein bisschen Kraft, die er jetzt brauchen kann“, sagte Torwart Ralf Fährmann. Auch Kapitän Benedikt Höwedes sprach die spezielle Motivation an. „Wir haben für den Trainer gespielt“, sagte der Nationalspieler. Nach Angaben von Schalke-Manager Horst Heldt verfolgte Rangnick die

Partie zu Hause am TV. „Nach der turbulenten Woche war es nicht einfach, sich zu hundert Prozent zu konzentrieren. Wir haben versucht, die Sache zu verarbeiten, aber es war sehr schwer“, sagte Fährmann. „Das war eine Hiobsbotschaft am Donnerstag. Sie war sehr bitter“, erklärte Lewis Holtby. „Das Schöne ist, dass der Trainer sich jetzt erholen kann.“ Unter der Führung von Interimstrainer Seppo Eichkorn, dem ehemaligen Rangnick-Assistenten, erzielten Farfan (33.), Huntelaar (62.), Holtby (67.) und Raul (75.) die Tore zum vierten Saisonsieg, der allerdings nach 0:1-Rückstand viel schwerer fiel, als das Ergebnis vermuten lässt. „Es war sehr schwierig, die Mannschaft einzustellen. Das hat leider nicht so gut geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Eichkorn, der wohl noch am Donnerstag in der Europa League gegen Maccabi Haifa und am nächsten Sonntag beim HSV das Team betreuen wird. Die Schalker mit Heldt an der Spitze wollen die Suche nach einem neuen Cheftrainer nicht übers Knie brechen. dapd

Vettel fehlt ein Punkt Der deutsche Formel-1-Pilot muss seine Weltmeister-Party bis nach dem Rennen in Suzuka verschieben Singapur. Sebastian Vettel hat nach einer weiteren Sternstunde in der Nacht von Singapur beide Hände an seiner zweiten WM-Trophäe − nur mit nach Hause nehmen durfte er sie immer noch nicht. Dabei ist er praktisch schon Weltmeister, nur theoretisch eben noch nicht. Nach seinem neunten Saisonsieg in der Sauna von Singapur fehlt dem Red-Bull-Renault-Piloten noch ein einziges Pünktchen zum Ziel seiner Träume. „Mit der Meisterschaft hat es heute noch nicht ganz geklappt. Aber unsere Karten sind so gut, dass wir im nächsten Rennen eine neue Chance haben. Einen Punkt sollte ich holen können, aber man muss es auch machen“, erklärte ein lächelnder Vettel, den die vertagte WMEntscheidung nicht störte. Vielmehr genoss er seinen Triumph im Glamour-Rennen in vollen Zügen. „Ich liebe diese Strecke, sie ist eine große Herausforderung. Im vorigen Jahr hatte ich

einen tollen Kampf mit Fernando Alonso, bin aber Zweiter geworden. Es ist toll, dass ich es in diesem Jahr geschafft habe“, meinte der 24-Jährige. Vettel würde beim nächsten Rennen am 9. Oktober im japanischen Suzuka ein zehnter Platz reichen, um sich vorzeitig zum jüngsten Doppel-Weltmeister der Formel-1-Geschichte zu krönen. Vom Rudel der Rivalen nur noch Jenson Button übrig geblieben, der in Singapur den zweiten Platz belegte. Der Brite im McLaren könnte Vettel theoretisch noch einholen, wenn er die restlichen fünf Saisonrennen gewänne und Vettel keinen einzigen Zähler mehr holte. Doch eher schneit es vermutlich in der Sahara. Raus aus dem Rennen sind Vettels Teamkollege Mark Webber (Australien) und Ferrari-Pilot Fernando Alonso (Spanien), die die Plätze drei und vier belegten. Zweitbester Deutscher war Nico Rosberg (Wiesbaden),

Sebastian Vettel zeigt den Siegesfinger. der im Mercedes als Siebter über den Zielstrich fuhr. Adrian Sutil (Gräfelfing) holte als Achter im Force India ebenfalls noch WM-Punkte. Für den Aufreger des Rennens sorgte Michael Schumacher. Der Rekord-Weltmeister stieg nach einem „Auffahrunfall“ zur

Foto: AFP

Hälfte des Rennens mit seinem Mercedes meterhoch in die Luft auf. Doch glücklicherweise überschlug sich das fliegende Auto nicht. Nach der Landung krachte der Silberpfeil frontal in die Streckenbegrenzung. Schumacher stieg kurz darauf selbst aus dem zerstörten Wagen und gab

später im Fahrerlager Entwarnung: „Der Einschlag war sicher nicht ohne, aber mir geht es soweit gut.“ Timo Glock aus Wersau musste bereits in der zwölften Runde seinen Virgin wegen eines Defekts abstellen. „Irgendjemand hat mich hinten getroffen. Von da an war am Reifen oder an der Spur etwas beschädigt“, berichtete Glock. Vettel sorgte schon beim Start für klare Verhältnisse. Während hinter ihm ein erbitterter Kampf um die Plätze tobte, raste der Weltmeister einfach vorneweg und hatte schnell fast zehn Sekunden Vorsprung. Nach Schumachers Unfall rückte aber das Safety Car aus, Vettels Polster war auf einen Schlag weg. Doch mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit enteilte Vettel Verfolger Button schon nach wenigen Runden erneut um mehr als zehn Sekunden. „Ja, ja, wir haben es geschafft, Singapur“, schrie er seine Freude bei der Zieldurchfahrt heraus. dapd

Pisczek als Depp und Held Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek erlebte beim 2:1-Erfolg von Meister Borussia Dortmund in Mainz die ganze Bandbreite der Gefühle. Erst leitete er mit einem katastrophalen Querpass das 0:1 ein, dann traf er in der 90, Minute zum Sieg für den zuletzt schwächelnden Meister. Minimalisten aus Gladbach Für Borussia Mönchengladbach war das 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg. am siebten Spieltag der fünfte Saisonsieg und der vierte Minimalisten-Erfolg insgesamt. „Die Tabelle lügt nicht“, sagte Marco Reus, der den Strafstoß von Filip Daems herausgeholt hatte, über Platz 3. Nicht nur Stress im Fußball Präsident Uli Hoeneß von Bayern München hat sich gegen den Eindruck gewehrt, Profifußball fördere Burnout-Fälle wie die von Schalke-Trainer Ralf Rangnick oder des früheren Münchners Sebastian Deisler. „Wie es beim Fußball passiert, passiert es auch in anderen Firmen“, sagte Hoeneß. Kunststück durch Jurado Mit dem Rücken zum Tor und einer Drehung um die eigene Achse hob Schalkes Spanier Jose Manuel Jurado den Ball über die Freiburger Abwehr zu Landsmann Raul, der zum entscheidenden 4:1 traf (75.).

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Fürth kehrt an die Spitze zurück Fürth. Die SpVgg Greuther Fürth ist durch einen 2:0 (1:0)Erfolg im fränkisch-bayerischen Derby gegen 1860 München an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga zurückgekehrt. Vor 14 200 Zuschauern im ausverkauften Fürther Ronhof erzielten Christopher Nöthe (27.) und Bernd Nehrig (54.) die Tore für die Franken. Am Samstag hatte vorübergehend Fortuna Düsseldorf nach einem 4:2-Sieg gegen Energie Cottbus die Tabellenführung übernommen. Die „Löwen“ haben den Kontakt zur Spitze bei nun sieben Punkten Rückstand auf den Gegner aus Fürth zunächst abreißen lassen. „Grundsätzlich sind wir froh, dass wir gewonnen haben, aber das ist eine Momentaufnahme“, sagte Fürth-Coach Mike Büskens. Die Sechziger machten hingegen Schiedsrichter Christian Bandurski (Oberhausen) für die Niederlage verantwortlich. Schon in der 13. Spielminute hatte 1860-Verteidiger Kai Bülow wegen rohen Spiels die Rote Karte gesehen. Heute Abend (20.15 Uhr/ Sport1) trifft Dynamo Dresden auf Eintracht Frankfurt. sid

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Freitag, . Januar 

Werbe-Gag der Bayern sorgt für Ärger

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Video-Analyse mit Gewicht

Fälschlich neuen Star im Internet angekündigt

Jörg Tharan zum Freispruch im Kieler Handball-Prozess Der Freispruch für den ehemaligen Manager und den Ex-Trainer des THW Kiel ist keine Überraschung. Eine Verurteilung wäre eine gewesen. An den 17 Prozesstagen gab es einige Ungereimtheiten, aber keine stichhaltigen Beweise. Die Zeugenaussagen offenbarten Halbwahrheiten und Gerüchte, Feindschaften und Neid. Das angebliche „Geständnis“ Schwenkers bei einer Party auf Mallorca ertrank im Alkohol der Gäste. Selbst aus einer rachsüchtigen Trainer-Gattin konnte die Anklage kein Kapital schlagen. So bleibt es zwar seltsam, dass Kiels Spielervermittler vor dem Champions-League-Rückspiel 2007 gegen Flensburg 56 400 Euro erhielt, 45 000 abhob und nach Warschau flog, wo einer der Final-Schiedsrichter wohnte − aber was beweist das schon. Die vermutete Geldübergabe hat niemand gefilmt. Dafür das damalige Spiel. Alle Video-Analysen bescheinigen dem polnischen Schiedrichter-Duo eine überdurchschnittliche Leistung. Das besaß Gewicht vor Gericht. Das Image der beiden Angeklagten ist dennoch beschädigt. Auch der Handball hat schon für bessere Schlagzeilen gesorgt.

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Stefanie Szczurek Die Oberhofer Bobpilotin raste bei der Junioren-WM in Igls mit Franziska Bertels hinter Hengster/Feichtner (Österreich) zu Silber. Stephanie Schneider (Meiningen) schob die Sächsin Carolin Zenker zu Bronze an. Im Skeleton freuten sich Christopher Grotheer (Oberhof/2.) und David Lingmann (Suhl/3.) hinter Axel Jungk aus Riesa. Andreas Brehme Der 51-jährige Fußball-Weltmeister von 1990 ist mit mehr als 1,6 Promille Alkohol im Blut hinter dem Steuer seines Fahrzeuges erwischt worden. Dieter Eilts Der 47-jährige Ex-Kapitän kehrt zu Werder Bremen zurück und wird die neu gegründete Fußballschule leiten. Alberot Contador Ungeachtet seines Dopingverfahrens und acht Kilo Übergewichts feierte Spaniens Radstar bei der Tour de San Luis in Argentinien in einer Bergankunft seinen ersten Saison-Erfolg.

� Quoten „ aus “ Klasse : nicht besetzt Klasse : x  , Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , Klasse :  x , Quoten „Spiel “ Klasse : nicht besetzt Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , Quoten „Super “ Klasse : x  , Klasse : x , Klasse : x , Klasse : x , Klasse :  x , Klasse :  x , (Angaben ohne Garantie)

Nadal entzaubert Federer und zollt dem Schweizer Respekt Rafael Nadal ging nach dem Sieg im Giganten-Duell in die Knie, Maria Scharapowa machte vor Freude über den Finaleinzug Luftsprünge: Ein ungleiches Duo war bei den Australian Open im Jubel vereint. Nadal ent-

zauberte Dauerrivalen Roger Federer im hochklassigen Halbfinale mit : (:), :, : (:), :. Der Spanier verneigte sich vorm Schweizer: „Roger ist der größte Spieler der Geschichte.“ Nun trifft Nadal entweder

auf Serbiens Novak Djokovic oder den Schotten Andy Murray. Scharapowa fehlt nach dem :, :, : gegen die Tschechin Petra Kvitova ebenfalls nur noch ein Sieg. Das Finale der schönen Russin gegen Wiktoria

Asarenka (Weißrussland), die Belgiens Titelverteidigerin Kim Clijsters :, :, : ausschaltete, wird zum Match um die Weltranglisten-Spitze − und ein Endspiel der am lautesten stöhenden Damen. Foto: Imago

Gotha als Ball-Hauptstadt Volleyballer überzeugen in ihrer zweiten Bundesliga-Saison genau wie die aufstiegsbereiten Drittliga-Basketballer. Im Sommer 2013 soll für beide Mannschaften eine neue Halle errichtet sein Von Dirk Pille Gotha. Es dröhnen die Trommeln und die Halle kocht, wenn Gothas Volleyballer oder die Basketballer auf das Parkett laufen. Erfurts Nachbarstadt hat ein begeisterungsfähiges Publikum aber leider keine erstklassige Heimstätte. Die Männer am hohen Netz müssen sogar in Ohrdruf spielen, weil die Bundesliga Gothas kleine Schulsporthalle „Ernestinum“ nicht akzeptiert. Mit der Folge, dass der VC Gotha mit weniger Fans und einer hohen Miete seinen angespannten Etat nicht entlasten kann. Im Sommer 2013 soll sich alles ändern. Der Brauerei-Chef Dirk Kollmar plant eine moderne Halle zu errichten. „Wenn

Gotha und der Landkreis das wollen, wird eine Arena entstehen, die alle Arten von Veranstaltungen zulässt. Wo innerhalb Stunden von Volleyball zum Konzert umgebaut werden kann, wo ein Indoor-Feuerwerk gezündet und künstlicher Nebel verteilt werden kann“, sagt Kollmar, der Präsident von Basketball in Gotha (BiG) ist. Der Gothaer Chef der bayrischen Brauerei Oettinger mit dem größten Bier-Absatz in Deutschland will die Halle mit privatem Geld, einem Kredit der Aufbaubank und der Wirtschaftsförderung des Landes errichten. Man sei mit der Politik bei den Gesprächen auf gutem Weg, sagte Investor Kollmar, als er mit seinen Basketballern den Volleyball-Kollegen am

Mittwoch sehr erfolgreich die Daumen drückte. 3:1 (25:22, 25:21, 24:26, 25:19) hieß es in dem vorentscheidenden Spiel um einen Playoff-Platz gegen den CV Mit-

„Die neue Halle wird kommen, wenn Gotha sie will.“ Brauerei-Chef Dirk Kollmar teldeutschland aus Spergau. Damit steht der VC Gotha trotz seiner enormen finanziellen Probleme zu Saisonstart und dem Sparkurs vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Auch die Basketballer der Oettinger Rockets lockt als Ta-

bellenführer der ProB-Liga der erstmalige Aufstieg in die Zweitklassigkeit. Es ist ein offenes Geheimnis in Gotha, dass Kollmar in den nächsten Jahren sogar vom Aufstieg in die Bundesliga träumt. Doch bis dahin müssen alle beide Teams noch viele Punkte erzielen. Die Volleyballer, die auch dank Kollmars Unterstützung weiter oben mitmischen, hoffen mit dem Erfolg auf noch mehr Einsatz der Sponsoren. „Wir können die Spieler auch bezahlen, wenn sie im März in die Playoffs kommen“, bestätigte VCG-Vizepräsident Torsten Barth. An die neue Saison denkt er dabei auch schon. Mit einem schlanken Konzept wolle man auch das dritte Jahr in der ersten Liga angehen.

Für die geplante Halle hofft Bauherr Kollmar auch auf einen Schulterschluss zwischen der SPD-geführten Stadt Gotha und dem CDU-regierten Landkreis. „Dabei geht es nicht um Geld, dass beide Parteien übrigens nicht bezahlen müssen, sondern um die Aktzeptanz des Projekts. In der Halle könne man dann auch Trachten-Veranstaltungen ausrichten“, sagte Kollmar mit Blick auf die Begeisterung von Gothas Bürgermeister Knut Kreuch für solcherart Traditionsspiele. Sollten die Politiker die Halle wollen, müsste der VolleyballClub die Bundesliga halten und die Rockets den Durchmarsch nach oben schaffen. Dann wäre Gotha mit zwei Erstligisten die Ball-Hauptstadt Thüringens.

Heinevetter greift Handball-Präsidenten an Strombach, der einst vom EM-Titel sprach, fordert nach Olympia-Aus Quote. Kein Rütteln an Bundestrainer Heuberger Belgrad. Die Nerven der deutschen Handballer liegen nach dem Olympia-Aus bei der EM offenbar blank. Vor dem Abflug aus Belgrad griff Silvio Heinevetter den DHB-Präsidenten Ulrich Strombach verbal an. „Ahnung vom Handball hat der nicht, wenn wir ganz ehrlich sind“, sagte der aus Bad Langensalza stammende Torhüter. „Wenn man nicht ein einzi-

ges Hallo zur Mannschaft sagt und dann überall erzählt, wir kommen ins Halbfinale, dann muss man sich überlegen, ob man nicht zu Hause bleibt als Präsident“, sagte der Keeper über Strombach, der gar vom Titelgewinn gesprochen hatte. Thomas Bach zeigte sich über die verpasste London-Qualifikation nicht erstaunt. „Das Ergebnis ist enttäuschend, kommt

aber nicht vollkommen überraschend. Die Entwicklung hat sich in den vergangenen Monaten abgezeichnet“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Er fügte an: „Jetzt bietet sich die Chance zum Neubeginn mit dem Ziel Rio de Janeiro 2016.“ Der DHB will den Weg dorthin zunächst weiter mit Bundestrainer Martin Heuberger ge-

hen. Dafür ist die Diskussion über zu geringe Einsatzzeiten für deutsche Spieler und die dominante Rolle ausländischer Profis in der Handball-Bundesliga neu entbrannt. „Da muss sich etwas ändern“, sagte DHBPräsident Strombach und fordert eine Quotenregelung, um den einheimischen Nachwuchs besser zu fördern und damit das Nationalteam zu stärken.

Bundestrainer Martin Heuberger steht nicht zur Debatte. „Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden und werden nicht von unserer Linie abweichen. Seine Verpflichtung war eine konzeptionelle Entscheidung“, betonte Strombach. „Für eine Diskussion über dieses Amt besteht überhaupt kein Grund“, sagte Heubergers Vorgänger Heiner Brand, nun DHB-Manager. sid

Buxtehude im Doppelpack Meister Thüringer HC empfängt den Vize-Meister morgen in der Bundesliga und eine Woche später im Pokal Von Jörg Tharan Erfurt. Buxtehudes Coach Dirk Leun hatte nach der 22:23-Niederlage in Frankfurt die Höchststrafe an seine Spielerinnen verteilt: „Wir müssen uns damit beschäftigen, wie fange ich einen Ball, wie passe ich einen Ball“, übte er sich in Sarkasmus. Sein Kollege Herbert Müller muss darüber lächeln. „Das will nichts heißen, für mich ist Buxtehude einer der Mitfavoriten auf die Meisterschaft“, meint der Trainer des Thüringer HC. Seine Mannschaft darf jetzt gleich zweimal hintereinander gegen Buxtehude in der heimischen Salzahalle in Bad Langensalza antreten. Am Samstag, 15 Uhr, zunächst in der Bun-

desliga, eine Woche darauf im Pokal-Achtelfinale. „Ich hoffe, dass wir schon im ersten Spiel ein Zeichen setzen können“, sagt Herbert Müller, der aber keinen Hehl daraus macht, dass er aufgrund des Modus’ ein Sieg im Pokal für wichtiger hält.

Blaue Flecken beim Hockey spielen Beim 39:17-Erfolg gegen Trier tankte Double-Gewinner THC zuletzt viel Selbstvertrauen für die Partien gegen den „DoubleVize“ vom Rande Hamburgs. „Es wird ein kampfbetontes, enges Spiel, in dem wir die entscheidenden Phasen für uns

biegen müssen“, prophezeit Herbert Müller nicht nur für die morgige Begegnung. Er hofft vor allem, dass seine Schützlinge gegen Gäste-Torhüterin Jana Krause gut werfen, denn die sei so etwas wie ein „Motivationsmotor“ für ihre Mannschaft. Der Schlüssel zum Erfolg führe aber selbstredend nur über eine gute Deckung. Die nötige Robustheit holten sich die Gastgeberinnen im Training beim Hockey spielen. „Blaue Flecke gab es genügend“, lacht der THC-Trainer, der sein derzeit bestes Aufgebot aufs Feld schicken kann.

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Das Spiel wird im Internet übertragen: www.thueringer-allgemeine.de/live

München. Der FC Bayern hat mit einer PR-Aktion für seine eigene Facebook-Seite für Verwirrung und Ärger bei den Fans gesorgt. Gestern kündigte der Verein auf seiner Homepage zunächst die Verpflichtung eines Offensivspielers an, der um 14 Uhr auf einer Pressekonferenz exklusiv bei Facebook mit Sportdirektor Christian Nerlinger vorgestellt werden sollte. Der wurde gar zitiert, dass es eine „spektakuläre Neuverpflichtung“ sei. Beim Anklicken der Seite stellte sich heraus, dass es sich lediglich um einen WerbeGag handelt − es ging um die Fans, den 12. Mann. Viel Fans machten danach ihrem Unmut Luft. In nur 45 Minuten hatten sich über 4000 in Kommentaren zu Wort gemeldet − überwiegend negativ. sid

Pluschenko lauert als Zweiter Sheffield. Von Schmerzen gepeinigt und fitgespritzt hat Eiskunstlauf-Olympiasieger Jewgeni Pluschenko bei seinem Comeback in der EM auch ohne Vierfach-Toeloop fast der gesamten Konkurrenz das Nachsehen gegeben. Nur sein junger Trainingskollege und russischer Landsmann Artur Gatschinski (18) war in Sheffield zu stark für den 29-Jährigen und setzte sich nach der Kurzkür an die Spitze. Peter Liebers (Berlin) ist nur 13. Paarlauf-Gold ging in Abwesenheit von Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy (Chemnitz/ verletzt) an die Russen Tatjana Wolososchar/Maxim Trankow. Bei ihrem Debüt überraschten Mari Vartmann/Aaron van Cleave (Düsseldorf) als Fünfte. sid

Enders für WM-Sieg geehrt Berlin. Erfurts Bahnradsprinter René Enders ist zum Auftakt des Berliner Sechstagerennens nachträglich für den WM-Sieg geehrt worden. Gut 10 000 Zuschauer verfolgten die Zeremonie mit Hymne, bei der Enders mit Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin) das Podest erklomm. Ursprünglich hatte das Teamsprint-Trio 2011 Silber geholt. Sieger Frankreich wurde aber disqualifiziert, weil Gregory Baugé im Vorfeld drei Dopingtests geschwänzt hatte. Die Medaillen werden jedoch erst Mitte Februar zum Weltcup in London nachgereicht . mv

� Rennverein darf Boxberger Galoppbahn kostenlos nutzen Die GmbH „Galopprennbahn Gotha-Boxberg“ überlässt dem „Rennverein 2000 e.V.“ die Bahn zur kostenlosen Nutzung. Dies ist ein weiterer Schritt zum Erhalt des Rennsports in Gotha. USV Jena holt Torhüterin Fußball-Bundesligist Jena verpflichtet Torhüterin Tessa Rinkes. Stürmerin Sylvia Arnold fällt mit Mittelfußbruch zwei Monate aus. USV-Geschäftsführerin wird die Ex-Schiedsrichterin Anja Kunick (37). Ailton will zur Eintracht Nach seinem DschungelcampRauswurf bietet sich Ailton bei Zweitligst Frankfurt an. „Ich habe vier Kilo abgenommen und bin in zwei Wochen fit.“ Bobadilla verlässt Gladbach Gladbach verzichtet auf Stürmer Raul Bobadilla, der zu den Young Boys Bern wechselt. Trainer Lange nach Mexiko Ex-Bundestrainer Sven Lange soll Mexikos Schwimmer zu Olympia 2016 nach Rio führen.

THC-Spielführerin Kerstin Wohlbold lässt hier im Meisterschaftsfinale Maxi Hayn stehen. Foto: Sascha Fromm

Neuchatel-Chef verhaftet Wegen Verdachts auf Geldwäsche wurde der Chef des Schweizer Fußball-Clubs Neuchatel, Bulat Tschagajew, verhaftet.

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Freitag, . Juni 

Friedrich der Große liebte Champagner

Rentnerin gesteht Racheakt

Preußenkönig war nicht sehr sparsam

Verbrechen von 1946 wurde nie aufgeklärt

Berlin. Der preußische König Friedrich der Große (1712 bis 1786) hat gern Champagner getrunken und sich auch im Winter Kirschen und Melonen bestellt. Wie aus den gestern vorgestellten sogenannten Schatullenrechnungen des Monarchen hervorgeht, hat der „Alte Fritz“ viel luxuriöser gelebt als bislang angenommen. Die über 900 Seiten umfassenden Abrechnungen aus den Jahren 1742 bis 1786 hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten digitalisieren lassen. Die in Sütterlin verfassten Kostenaufstellungen stehen im Internet Forschern und Interessierten zur Verfügung. Schatullenrechnungen sind sozusagen die privaten Kontoauszüge des Königs. Die Listen Friedrich des Großen umfassten über 20 000 Einzelposten. An den Abrechnungen ließe sich erkennen, dass Friedrich der Große konsequent seine Vorlieben pflegte, hieß es. Neben dem Genuss von Champagner, Wein und exotischen Früchten ließ er seinen Windhunden „ein Kleid für den kleinen Hund“ schneidern. Außerdem bedachte er eine Tänzerin namens Barbara mit spendablen Zulagen. epd

Den Haag. Eine 96-jährige frühere Widerstandskämpferin in den Niederlanden hat zugegeben, 1946 einen vermeintlichen NS-Kollaborateur getötet zu haben. Der Bürgermeister von Leiden teilte mit, er habe Anfang des Jahres einen Brief von einer „Dame von 96, fast 97 Jahren“ erhalten, in dem diese gestand, am 1. März 1946 in Leiden den Ingenieur Felix Guljé erschossen zu haben. Die Tat war nie aufgeklärt worden. Die Täterin gehörte der Behörde für das Aufspüren von Nazi-Kollaborateuren an. Sie nahm an, dass Guljé den Nationalsozialisten half, insbesondere beim Aufbau einer vom Widerstand zerstörten Brücke. Später stellte sich jedoch heraus, dass Guljé Juden geholfen hatte, sich vor den Nazis zu verstecken. Außerdem hatte er bei sich zu Hause Treffen einer von den deutschen Besatzern verbotenen katholischen Organisation organisiert. Ein Strafverfahren muss die Frau nicht befürchten, da ihre Tat verjährt ist. AFP

Michael Jackson und Meister Yoda hoffen auf Rekord-Sandburg Mit Schaufeln, Sägen und Skalpellen haben  Künstler aus China, Russland, Hawaii, Kanada, England, Belgien, Irland und Holland auf der Insel Rügen aus  Tonnen Sand Skulpturen und Reliefs geformt. Im

Jasmar Resort Neddesitz schauen Pop-Star Michael Jackson und Meister Yoda aus den „Star Wars“-Filmen bis . Oktober auf die chinesische Mauer, ägyptische Pyramiden, griechische Tempel und andere Welt-

wunder. Mit vielen Helfern wollen die Künstler am Pfingstsonntag an der Schaabe, dem Strand im Norden der Insel zwischen Glowe und Juliusruh, die längste Sandburg der Welt bauen. Der derzeitige Rekord von

, Kilometern wurde  in den USA aufgestellt. Wer mitbauen will, kann sich unter www.ruegen.de anmelden. Mehr Fotos von den Skulpturen unter www.thueringer-allgemeine.de Foto: Julia Erdmann

Heidi ist umgezogen

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Schielendes Opossum kann ab 1. Juli im Gehege der neuen Tropenhalle des Leipziger Zoos besucht werden. Durch eine Diät lernt der possierliche Publikumsliebling wieder richtig klettern Von Johanna Puchta Jennifer Connelly ist zum dritten Mal Mutter geworden. Sie brachte bereits am 31. Mai in New York eine gesunde Tochter namens Agnes Lark zur Welt. Nach Sohn Stellan (7) ist es das zweite gemeinsame Kind von Connelly und ihrem Ehemann Paul Bettany.

Gwen Stefani beendet ihre Solo-Karriere. „Es war eine Phase, die ein bisschen länger gedauert hat, als wir alle dachten“, sagte die Sängerin der US-Band No Doubt. Man müsse aber tun, wozu man sich an einem bestimmten Punkt im Leben inspiriert fühle.

Leipzig. Um 13 Uhr 15 schielte Heidi in ihr neues Zuhause. Seit gestern wohnt das übergewichtige, schielende Opossum in der Leipziger Tropenhalle Gondwanaland, aber erst ab 1. Juli darf Heidi dort auch Besucher empfangen. Bisher lebte Heidi in der ruhigen Quarantäne-Station. Aber mit der Ruhe wird es in wenigen Tagen wohl vorbei sein, denn bisher kennen Fans und Freunde von Heidi das putzige Opossum nur von Fotos und aus dem Fernsehen. So werden sich viele nach der Öffnung der Halle bei Heidi anstellen. Dabei verdankt das zweieinhalb Jahre alte Opossum seine internationale Berühmtheit einem Zufall: Ende 2010 entdeckten Fotografen bei Dreharbeiten hinter den Kulissen des

Zoos die schielende Heidi und machten sie zum Star. Der MDR widmete ihr eine eigene Telenovela, begeisterte Fans komponierten sogar ein Lied für sie und 326 000 Nutzer der Kommunikationsplattform Facebook schreiben dem Tier auf Englisch, Spanisch und sogar in gebrochenem Deutsch Liebesgrüße auf die virtuelle Pinnwand im Internet. Da kommt mitunter der Gedanke auf, der Zoo hätte seine Tropenhalle nur für sie gebaut. Was natürlich nicht stimmt, das immerhin 63 Millionen teure Gondwanaland beherbergt neben Heidi auch noch einen 2,30 Meter langen Waran, Totenkopfäffchen und über 300 weitere Tiere. Und während die meisten Bewohner prominent inmitten der Halle präsentiert werden, ist für die nachtaktive Heidi ein kleines Gehege hinter

Glas im abgedunkelten, künstlichen Vulkan der Tropenhalle reserviert. Heidi eine Schönheit zu nennen, wäre geschmeichelt. Der Silberblick mag ganz niedlich sein, aber spätestens ihr nackter Schwanz verrät die Herkunft ihrer Art: Opossums gehören zu den Beutelratten. Heidis Schielen ist vermutlich auf zu hohes Gewicht zurückzuführen. Fetteinlagerungen hinter den Augen drücken die Augäpfel aus den Augenhöhlen. Um ihre Gesundheit zu fördern, haben die Tierärzte Heidi daher bereits kurz nach ihrer Ankunft im Leipziger Zoo auf Diät gesetzt. Bislang hat Heidi ein paar hundert Gramm verloren und kann ihren Schwanz, der durch die Fetteinlagerungen angeschwollen war, sogar wieder zum Klettern benutzen. dapd

Ritueller Kannibalismus Wegen Hexerei ist in Indien offenbar eine Frau auf grausame Weise ums Leben gekommen. Eine aufgebrachte Menge habe die 45-Jährige erschlagen, ihren Körper in Stücke geschnitten, über einem Feuer gebraten und verspeist, berichtet ein indischer Internet-Dienst. Schläger vor Gericht Nach einem Überfall auf ein junges Paar stehen seit gestern vier junge Männer (16 bis 19 Jahre) in Berlin vor Gericht. Sie sollen im Januar einen 24-Jährigen bewusstlos geschlagen und dessen Freundin danach mehrfach vergewaltigt haben.

Als die violette Gittertür der Transportbox geöffnet wurde, schielte Heidi neugierig heraus. Foto: AFP

Kachelmann schreibt ein Buch über seinen Prozess Freigesprochener Wettermoderator will die Geschehnisse der vergangenen Monate aufarbeiten.

Mel Gibson hat in einer Klinik in Guatemala Kinder besucht, die mit Missbildungen zur Welt kamen. Damit leistete er einen Teil seiner 16 Sozialstunden ab, die ihm wegen eines handfesten Streits mit seiner Ex-Freundin Oksana auferlegt worden waren.

Hamburg. Der in der vergangenen Woche vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochene Wettermoderator Jörg Kachelmann schreibt an einem Buch. „Es soll den Titel 'Mannheim' tragen, Mannheim als Sinnbild des Elends“, sagte der 52-Jährige in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Das Buch, das bald herauskommen solle, sei sein Versuch, sich „in den Kampf gegen die Leute zu begeben, die mich in den Knast bringen wollten“.

Kachelmann war beschuldigt worden, eine Ex-Freundin im Februar 2010 mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Er hatte die Vorwürfe stets bestritten. In dem Gespräch äußerte Kachelmann massive Kritik an seinem Verfahren. Dass er freigesprochen werde, habe er erst geglaubt, als der Richter es gesagt habe. „Noch im Sommer letzten Jahres − Monate nach meiner Verhaftung − hatte ich in einem Interview sinngemäß gesagt:

Ich glaube an die deutsche Justiz. Diesen Glauben habe ich seitdem komplett verloren, was den Großraum Mannheim angeht.“ Er habe im Gerichtssaal „so viel Irrationalität kennengelernt, vor allem auch von Mannheimer Staatsanwälten, dass ich bis zum Schluss mit der menschlichen Irrationalität rechnen musste“. Wegen der Geschehnisse in den vergangenen eineinhalb Jahren mache er heute viele Dinge nicht mehr: „Ich betrete

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Hayden Panettiere hat angeblich wieder einen neuen Freund. Ein Freund verriet, dass sie mit einem Footballspieler liiert ist. Sie hatte sich im Mai nach nur zweijähriger Beziehung vom Boxer Wladimir Klitschko getrennt. Redaktion dieser Seite:

Ingo Glase

� Familientragödie In Aachen hat ein Mann seine Ehefrau erschossen und sich danach im Haus verschanzt. Als die Polizei eintraf, richtete er die Waffe gegen sich selbst. Eine Hausangestellte konnte das zweijährige Kind des Ehepaars in Sicherheit bringen. Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

keine Flugzeuge der Lufthansa mehr, weil es ein LufthansaFlug war, aus dem ich in Frankfurt stieg, wo ich im März letzten Jahres auf dem Flughafen verhaftet wurde.“ Er achte jetzt auch darauf, was er in den Müll werfe, „weil es ja sein kann, dass mein Müll aufschlussreich ist für Journalisten, die darin herumwühlen“. Auch meide er Baden-Württemberg. Er habe Fehler gemacht, sagte Kachelmann weiter. „Ich weiß, ich habe mich mies be-

nommen. Ich habe Menschen verarscht. Es gibt keine Entschuldigung dafür.“ Aber das, was die Nebenklägerin mit ihm gemacht habe mit dem Vorwurf der Vergewaltigung, „das ist keine Verarsche. Das ist kriminell.“ Mit Kachelmanns Freispruch endete am Dienstag der vergangenen Woche der achtmonatige Prozess gegen den Moderator. Staatsanwaltschaft und Nebenklägerin haben bereits Revision eingelegt. dapd

Eingeschlafener Busfahrer Ein Busfahrer hat im Sekundenschlaf auf der A 2 in Niedersachsen einen Verkehrsunfall verursacht. Der Reisebus aus Polen walzte die Mittelleitplanke auf etwa 100 Meter Länge nieder und blieb dann stecken. Ein Insasse wurde leicht verletzt. Computer-Spanner gefasst Die Polizei in Kalifornien hat einen Computer-Techniker verhaftet, der auf Laptops von Kundinnen eine Software installiert haben soll, mit der er seine Opfer über deren Webcams ausspionieren konnte. Bär sorgt für Angst Im sibirischen Tara haben Polizisten einen Bären erschossen, der auf der Suche nach Nahrung durch ein Wohngebiet und an einem Kindergarten vorbeigelaufen war.

Küken gerettet Hamburg. Mein lieber Schwan: Mit Hilfe der Wasserschutzpolizei hat der Schwanenpfleger der Hamburger Außenalster zwei Küken aus dem Nest auf dem Rücken der toten Schwanenmutter gerettet. Derzeit ist noch unklar, woran die Schwanenmutter starb, sagte der Pfleger. Als Ursache könnte eine Krankheit oder auch Tierquälerei in Frage kommen. Die Schwanenmutter soll nun untersucht werden.

Der Pfleger will sich nun um die etwa eine Woche alten Küken kümmern. „Wir werden natürlich versuchen, sie aufzuziehen. Das ist allerdings schwierig, da wir nicht wissen, ob und welche Vorschäden sie haben“, sagte der Schwanenvater genannte Pfleger. Auf der toten Mutter habe er ein noch nicht ausgeschlüpftes Ei gefunden. „Da konnten wir aber nichts mehr machen, das Ei ist tot“, sagte er. dapd

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Alltägliche Schieflagen

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Sonnabend, . Juni 

Rettung droht schiefzugehen Landeskirche hält die Sanierung des schiefen Oberkirchturms von Bad Frankenhausen für nicht finanzierbar. Spendenmarathon erbrachte nur einen Bruchteil der erforderlichen Summe Von Ingolf Gläser

Mirko Krüger findet Gefallen an sich neigenden Türmen Wenn einer durch den Freistaat reist, dann kann er was erzählen. Von schiefen Türmen etwa, die ihm häufig begegnen. Gewiss, den Oberkirchturm von Bad Frankenhausen kennt inzwischen jedermann. In Thüringen fallen freilich weit mehr Spitzen von Kirchen aus dem Lot und nicht minder die Türme von Rathäusern. In Kindelbrück kann man sich davon überzeugen, in Eisenach und in Mühlhausen, in Großengottern und in Bendeleben . . . Keine Frage, ihre Schieflage macht sie einprägsamer als all die anderen streng ausgerichteten Türme. Absichtlich gebaut wurden sie so natürlich nicht. Es war der Zahn der Zeit, der an den Bauten nagte. Mal machte den Türmen eine Erdsenkung zu schaffen, mal Erschütterungen durch Baustellen oder durch einen Bombentreffer im Umfeld, mal stimmte die statische Planung nicht. Wie auch immer es im Einzelfall bestellt sein mag: All die sich neigenden Türme sind ein wunderschönes Gleichnis darauf, dass im wahren Leben manches schiefgehen mag − und dass dennoch zumeist stabile Verhältnisse herrschen.

�� Volksbegehren zu Kommunalabgaben Erfurt, Samstag, 9.30 Uhr: Start der Unterschriftensammlung zur Unterstützung des Volksbegehrens „Für gerechte und bezahlbare Kommunalabgaben“ Pflege von Grünflächen Eisenach, Sonntag, 16 Uhr: Eröffnung der größten europäischen Freilandausstellung für Grünflächenpflege Die aktuellen Thüringer Nachrichten lesen Sie auf www.thueringerallgemeine.de

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Landkreise gegen Kürzungen Landkreistag hofft auf Korrekturen Erfurt. Der Vorgang war zu erwarten, die Reaktion trotzdem geharnischt: Das Präsidium des Thüringer Landkreistags lehnt den Regierungsentwurf für den Kommunalen Finanzausgleich kategorisch ab. „Wir fordern eine deutliche Korrektur“, sagte der Geschäftsführer des Landkreistages, Thomas Budde, gestern in Erfurt. „Dem Gesetzentwurf fehlen Kontinuität und Verlässlichkeit, wenn es um die kommunalen Finanzen geht.“ Erstmals wolle das Land den Kommunen Mittel für Investitionen kürzen“, erregt sich Budde. Es gebe keine vernünftige Begründung für die geplanten 74 Millionen Euro weniger. Keinesfalls zu akzeptieren sei auch, dass sich der Freistaat 16 Millionen Euro vom Bund in die eigenen Tasche stecken wolle, die für die Kommunen als Ausgleich für die zusätzliche Grundsicherung im Alter gedacht seien. Insgesamt wolle sich das Land auf Kosten der Kommunen sogar um rund 250 Millionen Euro entlasten. Der Landkreistag hofft, dass spätestens das Parlament den Haushalt zu Gunsten der Kommunen korrigieren wird.

Bad Frankenhausen. Immerhin schon 4,50 Meter aus dem Lot steht der Turm der Oberkirche von Bad Frankenhausen. Und er neigt sich weiter. Nach Sicherungsarbeiten geschieht dies nicht mehr so schnell wie noch vor einigen Jahren, aber es sind jährlich etwa drei Zentimeter. Grund für die Schräglage ist der verkarstete Untergrund, er ist löchrig wie ein Käse. Aus Sicht der Bauverwaltung des Kreises besteht zusehends Einsturzgefahr . Nun scheint es zum fast kompletten Abbruch des 56 Meter hohen Wahrzeichens der Kurstadt bis auf eine Höhe von 10 oder 12 Metern zu kommen. Der Prüfstatiker Dr. Josef Trabert konnte die Bauverwaltung des Kreises offenbar nicht vom Rettungskonzept der Tiefbaufirma Stump überzeugen. Indes, es fehlt auch am Geld. Das Konzept sieht vor, den Turm mit Hilfe eines Korsetts sowie zwei langen StahlbetonArmen vor dem Einsturz zu bewahren. Dafür braucht man um die 800 000 Euro. Bei dem Spendenmarathon, zu dem die Kurstadt aufgerufen hatte, kamen aber lediglich 70 120 Euro plus Zusage einer Stiftung für 50 000 Euro zusammen. Wie Egbert Striene von der Bauaufsicht des Kreises auf Nachfrage sagte, sei das, was der Prüfstatiker vorgelegt habe, kein Konzept, sondern nur eine technische Lösung. Prüfstatiker Trabert war trotz zahlreicher Versuche gestern telefonisch nicht zu erreichen. Striene zufolge habe Dr. Trabert gesagt, dass ein etwa 90 Kubikmeter großer Hohlraum in unmittelbarer Nähe des Turmes bis Ende des Jahres mit geeignetem

Material verfüllt werden müsse. Zudem hätten neueste Messungen per Laser ergeben, dass sich im oberen Mauerwerk des Turms eine Beule befindet. Es bestehe die Gefahr, dass Steine ausbrechen. „Die entsprechende Sanierungsarbeit müsste bis September erfolgen“, schildert Striene. Würden die Auflagen des Prüfstatikers erfüllt, hätte man dann weitere drei bis fünf Jahre Zeit, um das Rettungskonzept für den Turm umzusetzen. Als Anfang Mai besagtes Rettungskonzept vorgestellt wurde, war vom Verfüllen des Hohlraumes keine Rede, ebenso nicht von der Beule am Turm. Auf jeden Fall sind die Maßnahmen mit zusätzlichen Kosten verbunden. Striene wollte gegenüber unserer Zeitung keine Summe nennen. Kirchenoberbaurat Bernd Rüttinger vom Landeskirchenamt hat bereits signalisiert, dass die Kirche finanziell nicht in der Lage ist, die Kosten zu übernehmen. Er hatte sich auch bei möglichen Fördermittelgebern erkundigt. Ohne Erfolg. Das Ende des 630 Jahre alten Turms, dessen Schiefstellung bereits um 1640 erwähnt wurde, scheint damit besiegelt.

Die Oberkirche Vom romanischen Ursprungsbau der Liebfrauenkirche sind keine nennenswerten Reste erhalten. Der bestehende Bau wurde 1382 errichtet. Er ist nur noch Ruine. 1961 wurden der baufällige Dachstuhl abgetragen und die Einbauten entfernt.

Wohl nur noch ein Wunder kann den Oberkirchturm vor dem Abriss bewahren. Er neigt sich bereits seit dem . Jahrhundert. Foto: Marco Kneise

959 Kinder vorübergehend in Obhut genommen Verändertes Hinsehen und häufigeres Melden der Vorfälle führt zu mehr Anzeigen wegen Misshandlung Von Kai Mudra Erfurt. Es ist eine alarmierende Zahl. Vergangenes Jahr waren Eltern in 395 Fällen mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Vor drei Jahren gab es sogar 426 Fälle in Thüringen, die dazu führten, dass Behörden für die betroffenen Kinder und Jugendlichen vorläufige Schutzmaßnahmen ergreifen mussten. Allein 2010 fiel diese Entscheidung insgesamt 959-mal. Nur im Jahr 2008 wurden mit 1161 noch öfter Kinder und Jugendlich in Obhut genommen, weil sie in ihrem zu Hause gefährdet waren.

Vor 15 Jahren lag diese Zahl im Freistaat übrigens bei 525. Diese Quote sei hoch, bestätigt Viola Gerhardt vom Thüringer Sozialministerium unserer Zeitung. Zugleich verweist die Expertin aber darauf, dass es besser sei, möglichst viele Vorfälle zu kennen, als eine hohe Dunkelziffer und dafür eine gute Statistik zu haben. „In den vergangenen Jahren verbesserte sich die Kultur des Hinsehens deutlich“, fügt sie an. Inzwischen werde häufiger als früher ein Misshandlung oder ein Misstand angezeigt, sodass die Behörden in Thüringen auch handeln könnten. Die ho-

he Zahl von Schutzmaßnahmen bedeute daher nicht automatisch, dass die realen Fälle zugenommen haben. Viola Gerhardt sieht das Netz von Hilfsangeboten und An-

laufstellen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen im Freistaat eng gesponnen. So hätten die Jugendämter genau dafür weitere Mitarbeiter erhalten. Auch seien im Freistaat Heim-

Vorläufiger Kinderschutz in Thüringen

Im Jahr 2010 wurden 959 vorläufige Schutzmaßnahmen angeordnet Mit 54,6 Prozent waren etwas mehr Mädchen als Jungen davon betroffen. Bei einem Viertel der Fälle sind Eltern überfordert.

In der Hälfte der Fälle kamen die Kinder und Jugendlichen nach der Inobhutnahme wieder zu ihren Eltern zurück. Bei einem Drittel der Fälle folgte ein Heimaufenthalt oder eine Pflegefamilie.

plätze für nötige Unterbringungen vorhanden, fügt sie an. Auslöser für die aktuelle Gesetzgebung zum Kinderschutz war 2006 der Fall „Kevin“. In Bremen wurde das zweijährige Kind unter der Vormundschaft der Behörde so schwer misshandelt, dass es starb. Bereits ein Jahr zuvor war den Jugendämter ein „gesetzlicher Schutzauftrag bei Kinderwohlgefährdung“ zugeschrieben worden. Seit 2008 erlaubt ein neues Gesetz den Jugendämtern die Familiengerichte einfacher und schneller einzuschalten, um auch über Inobhutnahmen zu entscheiden.

Goethe, Schiller und Nietzsche als Puddingform Designer aus Weimar formt aus klassischen Gesichtern schrill anmutende Küchenhilfen. Der Absatz ist enorm Von Anna-Lena Roth Weimar. Der Schnauzer von Nietzsche glänzt rot, die Denkerstirn Goethes ist in Blau getaucht und Schillers volle Haarpracht erstrahlt brombeerfarben. Voller Stolz hält Gregor Sauer die Kunststoffformen der Berühmtheiten in der Hand. „Kalte Klassiker“ ist ihr Name. Sie sollen vor allem in der Küche zum Einsatz kommen: als Förmchen für Wackelpudding oder für Grießbrei. „Alles, was im Kühlschrank gekühlt wird, kann man hineinfüllen“, sagt der 39-Jährige. Der Diplomingenieur lehrte acht Jahre Produktdesign an der Weimarer Bauhaus-Universität. 2004 sollten seine Studenten Souvenirs für die Klassikerstadt entwickeln. So entstanden Keksausstecher mit den Profilen von Goethe und Schiller, Küchenhandschuhe, die mit „Faust I“ und „Faust II“ bestickt

Erfinder Gregor Sauer ist stolz auf seine Idee. „Gipsbüsten stellt sich niemand mehr ins Regal“, sagt er. Kunststoffformen seien praktischer. Foto: Jens-Ulrich Koch sind − und auch Sauers Idee zu den Puddingformen. Zwei Jahre dauerte es dann jedoch, bis seine Pläne Form annahmen. Die Fakultät für Gestaltung der Universität hatte einen 3D-Scanner angeschafft,

und schnell waren die Büsten von Dichtern und Denkern eingescannt. Aus diesen Mustern hat Sauer dann die ersten Förmchen in Handarbeit hergestellt. Ursprünglich hatte auch der Dichter Christoph Martin Wie-

land zur Puddingform werden sollen. Doch Sauer entschied sich dagegen: Der Wiedererkennungswert dieses „nicht allzu schönen Mannes“ sei gering. Im April 2009 startete dann die serielle Produktion in einer

Weimarer Werkstatt. „Da aber die Produkte der Studenten im Vordergrund stehen sollten, lief der Verkauf der Kunststoffförmchen in den ersten Jahren eher auf Hobbyebene“, sagt Sauer. Das änderte sich schlagartig, als ein deutschlandweit erscheinendes Magazin in seiner Juni-Ausgabe über die Puddingformen berichtete. Tausende Exemplare seien schon verkauft worden, sagt Sauer. Anna Lena Seiser ist eine der bis zu 15 Studenten, die im Bauhaus-Atelier arbeiten. Hier verkauft sie rund 200 Produkte von meist studentischen Designern. „Die Kunststoffförmchen gehören neuerdings zu unseren Verkaufsschlagern“, sagt die 25Jährige. Viele Menschen kämen mittlerweile gezielt in das Bauhaus-Atelier, um nach Goethe, Schiller oder Nietzsche zu fragen. „Die meisten hängen sie sich daheim an die Wand, als Deko-Gag“, sagt Seiser.

Zwei Abgeordnete IM-belastet FDP nennt diese Zahl ohne Namen Erfurt. Beim Thüringer Landtag sind die Unterlagen der StasiÜberprüfung der Abgeordneten eingetroffen. „Bei dieser Überprüfung wurde die Stasi-Tätigkeit von zwei Abgeordneten bestätigt“, erklärte gestern Nachmittag FDP-Fraktionschef Uwe Barth. Von den 88 Parlamentariern mussten sich 71 dem Verfahren stellen, weil sie vor 1970 geboren wurden. Zuvor wollte sich Parlamentssprecher Detlef Baer zu Details aus den Unterlagen nicht äußern. Die Überprüfung umfasst die hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeit bei der Stasi und deren Nachfolgeorganisation sowie die K 1 der DDR-Kriminalpolizei. Die Antworten werden gesichtet und ausgewertet, erklärt Baer. Das Gremium dafür bestehe aus dem Landtagspräsidium. Dort werde auch über Konsequenzen entscheiden. In jeder Legislaturperiode muss diese Überprüfung erneut erfolgen, weil die vorangegangenen Erkenntnisse nicht genutzt werden dürfen. Aus der vergangenen Überprüfung ist bereits bekannt, dass der LinkeAbgeordnete Frank Kuschel als inoffizieller Mitarbeiter für die Staatssicherheit tätig war. Deshalb erklärte der Landtag ihn für „parlamentsunwürdig“, konnte ihm aber das Mandat nicht entziehen, da er die StasiMitarbeit angegeben hatte. Im Jahr 2009 hob das Thüringer Verfassungsgericht dagegen die „Parlamentsunwürdigkeit“ für Ina Leukefeld (Linke) wieder auf. Ihre inoffizielle Tätigkeit für die Abteilung K 1 der DDRKripo sei nicht mit einem StasiIM gleichzusetzen, hieß es in der Urteilsbegründung.

Rekorderlös für Thüringer Posthorn 1030 Euro bei Internetauktion

Heyerode. Während einer Internetauktion erzielte gestern eine 8-Pfennig-Briefmarke von Thüringen einen Rekorderlös von 1030 Euro. Dies betraf eine der acht Dauermarken, die zwischen 1945 und 1946 in der damaligen sowjetischen Besatzungszone herausgegeben worden war. Es handelte sich dabei um eine außergewöhnlich seltene Papiervariante in Rot-Orange mit stilisiertem Posthorn. Die Marke befand sich nach Angaben des Verkäufers in tadelloser postfrischer Erhaltung mit Originalgummierung. Die gerupfte Zähnung sei typisch für diese Marken und daher normal. Weil nur wenige Exemplare davon bekannt sind, wird die Marke in Fachkatalogen mit bis zu 4000 Euro bewertet. Die insgesamt acht Thüringer Dauermarken und neun Sonderbriefmarken zählen in Philatelistenkreisen zu den wertvollsten deutschen Ausgaben. Wo der neue Besitzer der gezackten Thüringer Rarität herkommt, ist nicht bekannt. rs

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Donnerstag, . Juni 

Tierheime sollen entlastet werden

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Vögel überall

Thüringens Ministerien für Inneres und Soziales haben gemeinsam einen Erlass für neue Regelungen erarbeitet. Dieser wird Kreisen und Kommunen vorgelegt, die wahrscheinlich künftig für die Kosten aufkommen sollen Von Sabine Spitzer

Sebastian Tauchnitz über einen Uhu mit Startschwierigkeiten Es gibt Meldungen, die so nur das Leben schreiben kann: In Arnstadt setzte ausgerechnet „Am Vogelsberg“ im Garten von Ilona Steinacker ein verletzter Uhu zur Notlandung an. Diese alarmierte sofort Naturschützer und Mitarbeiter des Tierheims, die sich umgehend um den Vogel kümmerten. Mittlerweile trat er − ganz unvogelig im Auto − die Reise in die Vogelwarte nach Seebach an, wo man ihn wieder startklar machen wird. Ein Vogel, der ausgerechnet „Am Vogelsberg“ gefunden wird und nun in die Vogelwarte gebracht wird. Zufälle gibt’s! Schön, wenn man dann noch den passenden Mitarbeiter hat, der sich um den Fall kümmern kann. Der Name des Fotografen, der das Geschehen für die Leser unserer Zeitung dokumentierte, ist Christian Vogel.

Der verletzte Uhu landete im Garten von Ilona Steinacker und wurde so gerettet.

�� Abiturienten erhalten Sprachzertifikat Waltershausen, 14 Uhr: Absolventen der Salzmannschule Schnepfental werden mit dem Zertifikat CertiLingua für mehrsprachige europäische und internationale Kompetenzen ausgezeichnet. Bundesgartenschau Erfurt, 18 Uhr: Gesprächstermin der CDU-Stadtratsfraktion mit ega-Geschäftsführer Manfred Ruge zum Planungsstand der Bundesgartenschau 2021. Aktuelle Thüringer Nachrichten lesen Sie unter www.thueringerallgemeine.de

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Erfurt. Mit treuen Augen blickt der Stubentiger jeden Besucher an. Er ist anhänglich und verschmust. Das Ordnungsamt brachte ihn ins Tierheim Gehofen. Dort wartet der Kater zusammen mit 11 weiteren Katzen und 33 Hunden auf ein neues Herrchen. Das Tierheim Gehofen im Kyffhäuserkreis hat sich zum Vorzeigeobjekt in Thüringen gemausert. Es wird durch ein Zweckverband betrieben, der eigens im Jahr 2000 gegründet wurde. 16 Kommunen gehören ihm an, die mit einer Umlage einen Teil der Tierasylkosten bestreiten. „Pro Einwohner zahlen die Gemeinden 1,08 Euro“, erklärt Rainer Heuchel, der Vorsitzender des Zweckverbands und zugleich Bürgermeister von Roßleben ist. Gut 23 000 Euro kommen so zusammen. Etwa die gleiche Summe muss der Tierschutzverein aufbringen − aus Spenden und Einnahmen, die etwa durch die Tierpension in die Kasse fließen. „Das Geld reicht gerade, zu viel hatten wir noch nie“, weiß Heuchel. Das Zweckverband-Modell habe sich bewährt. Und dennoch sieht der Chef des Zweckverbands dringenden Handlungsbedarf im Hinblick auf die Tierheime. „Es gibt eine Empfehlung des Ministeriums, doch die Auslegung und die Praxis sind heute nicht mehr haltbar“, ist er sicher. Das Dilemma: Es gibt einen Unterschied zwischen Fundund herrenlosen Tieren. Für erstere kommen die Kommunen 30 Tage lang für den Unterhalt auf. Für letztere wären die Landkreise zuständig − theoretisch zumindest. Aber viele Thüringer Tierheime haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Kreise hier aufgrund unklarer Rechtsprechung um ihre

Aufgaben drücken. Die Folge: Viele Tierasyle müssen tagtäglich um ihre Existenz kämpfen, weil sie auf vielen Kosten sitzenbleiben. Das ärgert auch Jörg Stengler, den Einsatzleiter der Thüringer Tierrettung in Sömmerda. „Sobald ein herrenloses Tier ohne Halsband gefunden wird, geht der Streit los“, weiß er aus Erfahrung. Bei Katzen sei das besonders schlimm, da fühle sich niemand zuständig. „Alles wird auf die Tierheime abgewälzt“, wettert der 51-Jährige. Zumal er auch die 30 Tage, welche die Kommunen wenigstens für die sogenannten Fundtiere zahlen, für völlig unzureichend hält. Bis 1995 hätten die Vermittlungszeiten für Vierbeiner noch bei 60 Tagen gelegen. „Heute sind es bis zu 2000 Tage“, macht Jörg Stengler deut-

Ärger dürfte dabei allerdings vorprogrammiert sein. „Irgendeiner könnte bezahlen müssen“, formuliert Paar die Antwort auf die Frage der Kostenverteilung schwammig. Sehr wahrscheinlich ist, dass die Kommunen und Kreise zur Kasse gebeten werden. Im Zuge des neuen Erlasses wollen die thüringischen Ministerien auch eine klarere Formulierung für die Fund- und die herrenlosen Tiere vornehmen. Denn laut bürgerlichem Gesetzbuch sind Fundtiere eine Fundsache wie Regenschirm, Schlüssel, Handy und Co., die ein halbes Jahr lang aufzubewahren sind. Doch es gebe Gerichtsurteile, denen zufolge die Besitzer nur vier Wochen Recht auf ihr Eigentum haben − und damit zum Beispiel auch auf entlaufene Tiere.

„Das Modell hat sich bewährt, alles klappt reibungslos. Andere Tierheime stehen vor dem Aus, weil die Spenden ausbleiben.“ Rainer Heuchel, Zweckverbandschef lich. Da für jedes Tier rund 15 Euro für die Unterbringung − inklusive Lohnkosten − anfallen, klettern die Kosten rasant. In den Ministerien für Inneres und Soziales ist das Problem bekannt. Experten haben daher jetzt einen Erlass für die Kommunen erarbeitet. „Wir wollen versuchen, dass die Tierheime entlastet werden“, so Gisbert Paar, Abteilungsleiter für Veterinärwesen. Das Innenministerium legt laut Auskunft von Gisbert Paar dieser Tage den Kreisen und Gemeinden den neuen Erlass vor, der dann diskutiert werden soll. „Wir wollen gemeinsam einen Weg finden“, informiert der ministeriale Abteilungsleiter.

Die Mitglieder des TierheimZweckverbands in Gehofen warten gespannt auf den Erlass. „Für unser Modell ändert sich nichts, aber er würde uns eine neue Handreichung geben“, so Rainer Heuchel. „Wir werden den Landkreis mit ins Boot holen“, gibt der Roßlebener Bürgermeister den Kurs für die Zukunft vor und meint damit konkret, dass er Gelder erwartet. Dann könnten die 16 Kommunen, die derzeit für die Tierheim-Kosten aufkommen, vielleicht auch ein wenig entlastet werden. „Auch wenn es pro Kopf nur um Centbeträge geht.“ Denn er hält es für wichtig, dass die Kosten für seine Bürger nicht ins Uferlose steigen.

In vielen Tierheimen warten Katzen und Hunde auf neue Besitzer − ohne zu wissen, wie derzeit um sie gestritten wird. Foto: Marco Kneise

Kauf von 2400 Schlagstöcken nicht ausgeschrieben Interne Prüfung des Auftrags mit einem Volumen von 290 000 Euro läuft derzeit im Thüringer Innenministerium Von Kai Mudra Erfurt. Das Thüringer Innenministerium prüft sämtliche Beschaffungsvorgänge der vergangenen Jahre. Dabei sei der Erwerb von Schlagstöcken im Vorjahr aufgefallen, sagte Thüringens Innenminister Jörg Geibert (CDU) am Mittwoch unserer Zeitung. Die Summe des

Vorgangs habe über 193 000 Euro gelegen, fügte er an. Das sei der Betrag, ab dem europaweit ausgeschrieben werden müsse. Der MDR hatte gemeldet, dass knapp 2400 neue Schlagstöcke für die Polizei neu beschafft worden waren. Dafür sollen 290 000 Euro ausgegeben worden sein. Geibert bestätigte, dass der Vor-

gang derzeit intern geprüft werde. „Ich kann noch nicht sagen, ob beim Kauf der Schlagstöcke gegen EU-Recht verstoßen wurde“, erklärte der Minister. Der Prüfvorgang dauere noch an. Es sei auch denkbar, dass Ausnahmeregelungen gelten, weil es beispielsweise nur einen Hersteller gebe. Der Innenminister erklärte, dass in seinem

Haus derzeit alle Beschaffungsvorgänge der vergangenen Jahre überprüft werden. Dabei sei dieser Vorgang aus dem Vorjahr aufgefallen, weil der Betrag über 193 000 Euro lag und somit eine EU-weite Ausschreibung unter Umständen nötig gewesen wäre. Ob bei der Prüfung weitere kritische Beschaffungsvorgänge aufgefal-

len seien, konnte Geibert nicht sagen. „Das ist mir derzeit nicht bekannt“, erklärte er. Im Frühjahr war die Beschaffung von Polizeitechnik auch in den Fokus der Erfurter Staatsanwaltschaft geraten. Der Kauf und Verkauf mehrerer hundert Polizeifahrzeuge sowie eines Hubschraubers wird derzeit von den Ermittlern geprüft.

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Zu schrill fürs beschauliche Weimar

Glastunnel am Rathaus

Nach Beschwerden über neue Sirene seiner Rettungswagen kehrt das DRK zu althergebrachtem Warnsignal zurück Von Jens Lehnert

Nordhausen. Das Rathaus in Nordhausen soll umfassend umgebaut und rekonstruiert werden. Auffälligste Neuerung soll ein gläserner Verbindungsgang werden, der das Alte Rathaus und das Stadthaus verbindet. Ein entsprechender Entwurf liegt seit einigen Tagen im Rathaus vor, dem Bauausschuss wurde er vorgestellt. Ob und wann die Ideen verwirklicht werden, entscheidet der Stadtrat. Die Gesamtkosten sind mit 750 000 Euro veranschlagt.

Mehr grüner Strom in Erfurt Erfurt. Die Erfurter Stadtwerke wollen künftig wesentlich mehr Strom aus regenerativen Quellen gewinnen als bislang. Bis 2020 sollen 14 Prozent des erzeugten Stroms von erneuerbaren Energieträgern stammen, wie Geschäftsführer Peter Zaiß am Mittwoch in Erfurt erklärte. Bislang seien es lediglich knapp zwei Prozent. dapd

Jörg Weiland war bisher mit seinem Einsatzfahrzeug nicht zu überhören. Foto: Thomas Müller

Weimar. Seit September vorigen Jahres steht er in Diensten des Weimarer DRK − jener Rettungwagen, der mit einem im Dach integrierten Blaulicht amerikanisch anmutet. Mehr als durch seine Optik macht der Mercedes seither durch sein Sondersignal auf sich aufmerksam. Statt des üblichen TatüTata gibt das Fahrzeug ein Heulen von sich, das dem Band der Tonfrequenzen einmal nach oben und dann wieder nach unter folgt. Überhören absolut ausgeschlossen. An diesem Signal scheinen sich Weimarer nun jedoch zunehmend zu stören. „Der Ton ist extra laut und extra unangenehm. Er passt nicht zu Weimar. Ich wurde schon von unglaublich vielen Menschen darauf angesprochen“, betonte Sozialdezernentin Janna de Rudder − und ist daran interessiert, dass das betreffende Rettungsfahrzeug künftig mit einem weniger Schrecken einflößenden Sirenen-Ton im Ein-

satz ist. Schließlich gelte das DRK im Rettungsdienst juristisch als „Verwaltungshelfer“. Demzufolge wünsche sich die Stadtverwaltung auch Einfluss auf die verträgliche Auswahl des Sondersignals. Zudem, so die Dezernentin weiter, erfülle die Sirene nicht die gesetzlichen Anforderungen, etwa die eigens für solche Signale geltende DIN-Norm. Zudem sage die StraßenverkehrsZulassungsordnung, dass zur Ausrüstung von Rettungsfahrzeugen eine „Warneinrichtung mit einer Folge von Klängen verschiedener Grundfrequenz“ gehören müsse. „Schwer vorstellbar, dass es sich bei dem sogenannten WailSignal, wie es das DRK verwendet, um Grundtöne handelt“, zweifelte Janna de Rudder. Ein behördliches Verbot sei jedoch nicht ihr Bestreben, vielmehr eine einvernehmliche Lösung. Diese wurde gestern Nachmittag nun offenbar erzielt. Das DRK hat die Umstellung des Sirenen-Tons veranlasst. Die Meinung, dass das Signal nicht

rechtens gewesen sei, teilt der Vorstandsvorsitzende des RotKreuz-Kreisverbandes nicht. „Unser Signal entspricht zwar nicht der DIN-Norm. Diese hat aber grundsätzlich nur empfehlenden Charakter“, weiß Oliver Lutz. Bindend sei die StVZO. Und gegen die verstoße der Wail-Ton keineswegs. Schließlich setze sich auch dieses Signal aus Klängen verschiedener Grundfrequenzen zusammen. „Wie viele Klänge es sein sollen, sagt die Verordnung allerdings nicht“, so Lutz. Zudem habe der Hersteller für das Signalhorn eine bundesweit gültige Bauartenzulassung erhalten. Der Heul-Ton habe bei den bisherigen Einsatzfahrten zumindest aus Sicht der Rettungskräfte dennoch bessere Dienste geleistet als der Vorgänger. „Der althergebrachte Wechselton wird von den Verkehrsteilnehmern nicht mehr so ernst genommen. Bei dem neuen war das anders“, sagte Oliver Lutz. Dennoch wolle sich das Weimarer DRK nicht gegen die Interessen der Bürger stellen.

Ergebnisse der Prüfungen im Internet Lehrlinge werden so schnell informiert Erfurt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt veröffentlicht − beginnend mit dem heutigen Tag − die Ergebnisse der Abschlussprüfungen ihrer Lehrlinge im Internet. Insgesamt 4100 Auszubildende könnten dann nachschlagen, wie sie abgeschnitten haben, teilte die Kammer in einer Presseerklärung mit. Somit wird die Zeit des bangen Wartens spürbar verkürzt. Die Abschlussprüfungen bestünden sowohl aus einem schriftlichen als auch einem praktischen Teil. Zum erfolgreichen Bestehen müssten in beiden Teilen mindestens 50 Prozent der möglichen Punktezahl erreicht werden. „Am Donnerstag ab 9 Uhr beantwortet sich damit für alle Azubis die Frage, ob sie ihrem ersehnten Berufsabschluss ein Stück nähergekommen sind“, wird der IHKChef Gerald Grusser in dem Schreiben zitiert. Dadurch könnten Lehrlinge und Ausbildungsbetriebe zeitnah Einsicht nehmen und danach mit den Vorbereitungen für die noch ausstehenden praktischen oder mündlichen Prüfungen beginnen. Ihre persönlichen Zugangsdaten, die für den Abruf der Ergebnisse unbedingt erforderlich sind, hätten die Auszubildenden bereits mit der Einladung zur Prüfung erhalten, hieß es gestern weiter.

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Wer ist eigentlich Joachim Gauck?

Von Elena Rauch 494 Stimmen für Joachim Gauck. Als Bundestagspräsident Lammert am 30. Juni 2010 dieses Ergebnis verkündet, braucht Gauck 20 Sekunden, um sich zu sammeln. Er erzwingt ein Lächeln, schließt kurz die Augen, lächelt wieder. Es sind wahrscheinlich sehr einsame Sekunden. Erst dann dreht er sich um, steht auf. In diesen 20 Sekunden konnte man im Gesicht des Joachim Gauck vieles lesen. Die Enttäuschung, das Ringen um Fassung ohne forcierte Forschheit. Erleichterung, dass es vorbei ist, sicher nicht. Auch wenn er vorher gesagt hat, er gehe mit fröhlicher Gelassenheit in diese Wahl. Der Junge, der nichts zu verlieren hat. Vielleicht war er in diesem Augenblick ein bisschen selbst von sich überrascht. Davon, wie sehr ihm dieses Amt wohl liegen würde. Doch dann, vor dem stehend applaudierenden Auditorium ist er wieder der souveräne Joachim Gauck, der Hände schüttelt als sei es nicht er, der gerade die Wahl zum Bundespräsidenten verloren hat. Vielleicht erzählt diese Szene einiges über die Verfasstheit dieses Mannes, der schon lange vor seiner faktischen Inthronisation am vergangenen Sonntag als der „Präsident der Herzen“ galt. Das Vermögen, menschliche Regungen zu zeigen, ohne zu schwach zu wirkten. Wer je eine Lesung aus seiner Biografie besuchte, der erlebte einen Joachim Gauck, der noch immer um Fassung ringt, wenn er von den Söhnen spricht, die damals die DDR verlassen haben. Für ihn kam das nie infrage. Mag sein, es hielt ihn neben der Erklärung, nicht alle, die dieses Land anders wollen, können gehen, auch eine Art protestantisches Pflichtgefühl. Das mag erstaunlich wirken, wenn man die Erfahrungen seiner Kindheit bedenkt. 1951 holte der sowjetische Geheimdienst seinen Vater ab. Fünf Jahre Gulag. Als er zurückkam, war Joachim Gauck 16 Jahre alt. Er wuchs auf in der Gewissheit, wie er sagt, dass er in einem Unrechtsstaat lebte. Keine Pioniere, kein Germanistikstudium, von dem er eigentlich träumte. Trotzdem warf er sich nie in die Pose des widerständlerischen Helden. Als Pastor hat er die Vermittlung gesucht. Er bewundere jeden, der im Widerstand war und dafür sogar Knast riskiert habe, sagte er mal in einem Interview mit dieser Zeitung. Er sagt aber auch Sätze wie: „Ich wollte nicht ins Gefängnis“. Und auch, im Nachdenken über das reale Leben in der DDR: „Wir haben das Unnormale praktisch für normal erklärt, einschließlich der Mauer,

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Donnerstag, . Februar 

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Der Theologe, Pfarrer und einstige Leiter der Stasiunterlagen-Behörde hat sich nie darum geschert, aus welcher Richtung Beifall und aus welcher Buh-Rufe kamen. Mit sanfter Autorität überzeugt er die Mehrheit der Deutschen

Was müsste Herr Gauck jetzt unternehmen, um sich scheiden zu lassen?

Er müsste sich mit einem Rechtsanwalt in Verbindung setzen, der für ihn einen Scheidungsantrag beim zuständigen Amtsgericht einreicht. So ein Antrag kann üblicherweise frühestens nach Ablauf des Trennungsjahres gestellt werden. Im Fall Gauck spielt das keine Rolle. Die Ehepartner leben bekanntermaßen seit 1991 getrennt.

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Was wäre, wenn seine Frau die Scheidung ablehnt?

Im konkreten Fall spielt das keine Rolle. Denn spätestens nach dreijähriger Trennung wird von Gesetzes wegen unterstellt, dass die Ehe gescheitert ist. Eine Scheidung kann dann auch gegen den Willen des anderen Ehegatten erfolgen.

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Wie lange würde es dauern, bis das Ehepaar tatsächlich geschieden ist?

Das lässt sich pauschal überhaupt nicht sagen. Die Dauer des Verfahrens hängt immer von der Geschwindigkeit des Gerichtes ab und wird vom Arbeitsaufkommen bestimmt. Auch die Kompromissbereitschaft der Ehepartner spielt eine Rolle für die Dauer des Verfahrens. Schlimmstenfalls kann es sich über Jahre hinziehen.

Joachim Gauck bedankt sich nach einer Lesung aus seinem Buch „Winter im Sommer − Frühling im Herbst“ beim Publikum. weil wir nicht ständig mit dem Kopf dagegen laufen wollten.“ Dieses Bekenntnis zu einem Leben in der DDR, in dem 99 Prozent der Bevölkerung eben keine Verräter und Spitzel waren, hat ihm im deutschen Osten viele erleichterte Sympathien eingebracht. Natürlich nicht nur. Mit Menschen wie Stefan Heym geriet er über Kreuz, aber auch mit Menschen wie Helmut Kohl. Und gleichzeitig hat er immer klargemacht, dass mit ihm ein schneller Schlussstrich unter das System DDR nicht zu machen sei. „Die Akten einer Diktatur sind die Apotheken gegen Nostalgie“, ist so ein Satz. Aus welchen Richtungen Buh-Rufe kommen oder Beifall − davon hat er sich nie leiten lassen. Auch nicht mit seiner spöttischen Kritik an der Occupy-Bewegung oder seinen irritierenden Bemerkungen zu Hartz-IV-Empfängern. Man könnte es protestantische Sturheit nennen. Hier stehe ich und kann nicht anders. Und will es auch nicht.

„Ich hatte immer die richtigen Feinde“, hat er einmal gesagt. Der schlagfertige Gauck. Jemand hat ihm einen leisen Hang zur Melancholie bescheinigt. Wenn es so ist, dann nicht als Weichheit, höchstens als sanfter Weichzeichner.

„Ich bin kein Popstar, für den eine ganze Nation schwärmt. “ Joachim Gauck Er verströmt die Aura von Zugänglichkeit, ohne dass es aussieht, als biedere sich hier ein Politiker dem Volke an. Wenn man ihn bei öffentlichen Auftritten sieht, schüttelt er oft Hände, kann lange zuhören. Zugewandt, aber nicht jovial. Es sieht nie danach aus, als rufe er gleich nach einem Bier. Es bleibt immer ein Rest von Distanz. Gerade so viel, dass man aufschauen kann. Man kann es auch milde Autorität nennen.

Manche sehen das anders und sprechen von seinem Talent zur Selbstinszenierung. Mag sein, auch da ist etwas dran. Gewiss sogar. Am vergangenen Sonntag, noch in Wien weilend und noch vor dem Anruf der Kanzlerin, hielt ihm ein Reporter das Mikrofon vor das Gesicht mit der Bundespräsidenten-Frage. „Haben Sie Lust?“ Er winkte nur ab, es sei nichts abwegiger als diese Frage. „Ach Kinder . . .!“ Dabei, natürlich, war nichts erwartbarer, als gerade diese Frage. Und es würde glatte Selbstverleugnung sein, wenn er sie sich nicht in all den Wochen der unsäglichen Wulffschen Tragikomödie selbst gestellt hätte. Er hat vor jenem 30. Juni 2010 nie einen Hehl daraus gemacht, wie gern er dieses Amt übernehmen würde. Auch wenn er sich während der Reisen quer durchs Land nach eigenem Bekunden nicht als Politiker vorstellen wollte, sondern als Mensch.

Das nimmt man ihm ab. Ambitionen auf politische Ämter hat er tatsächlich nie gehegt. Gekonnt hätte er. Avancen an den Parteilosen hat es gegeben. Es muss, hat er einmal listig auf eine entsprechende Frage geantwortet, einen Grund dafür geben, warum es ihn nie in die Machtpolitik gezogen hat. „Linker liberaler Konservativer“ − er selbst hat für sich eine Gaucksche Definition erfunden, die so ziemlich alles offenlässt. Oder integriert. Das eher. „Pastor Allwissend“ hat eine Zeitung getitelt. Vermutlich stört ihn eine solche freundliche Ironie nicht wirklich. Eitelkeit? Auch das, ja. Es sei nicht nur der Gauck, den die Leute meinen, sagte er. Auch der Wunsch, dass man einem Politiker glauben kann. Er als Projektionsfläche für die Sehnsucht nach Glaubwürdigkeit. Das ist wohl so. Doch ein öffentliches Bekenntnis dazu, geht nicht ohne Eitelkeit. Als „Wanderprediger der Demokratie“ hat er sich mal lächelnd

Foto: dapd/Torsten Silz bezeichnet. Jeder Prediger sucht ein Publikum. Und jeder Prediger muss an die Botschaft glauben, die er hat. Man kann das Eitelkeit nennen. Aber keine, die etwas mit Promi-Freundschaften zu tun hat. „Meine Gabe ist das Wort“, hat er von sich gesagt. Und was eine andere Eitelkeit betrifft, da weiß er, dass er auch da souverän sein kann. Ab 40, heißt es, ist ein Mensch für sein Gesicht allein verantwortlich. Er ist 72. Die energische Kantigkeit in seinem Gesicht spiegelt womöglich auch einiges vom Menschen, der sich dahinter verbirgt. Auch das gehört dazu, wenn man über die Aura eines Menschen nachdenkt. Als er noch Leiter der StasiAkten-Behörde war, hat er das öffentliche Verhältnis in typisch Gauckscher Lakonie beschrieben: „Ich werde unangemessen geliebt und ich werde unangemessen gehasst.“ Von dieser Art Kantigkeit wird er sich in seinem Amt wohl etwas entfernen müssen.

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Gibt es denn keinen Promi-Bonus, der die Sache beschleunigt?

Nein. Auch wenn es manchmal so scheint, gelten die Gesetze für jeden Bürger gleichermaßen.

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Angenommen, beide sind sich in allen Scheidungsfragen einig, was dann?

Das führt in jedem Fall zu einer Kostenreduzierung und Beschleunigung des Verfahrens. Ein Anwalt würde dann für die Durchführung des Scheidungsverfahrens ausreichen.

?

Wann genau könnte Hans-Joachim Gauck denn wieder heiraten?

Einen Monat, nachdem ihm das Scheidungsurteil zugestellt wurde, sofern in dieser Zeit weder er noch die andere Seite Berufung gegen das Urteil einlegte. Es ist dann rechtskräftig.

Redaktion dieser Seite:

Ingo Linsel

Junge Frau findet alten Mann Auch wenn noch mancher die Nase über das Paar Schadt-Gauck rümpft, sind viele der alten Konventionen überdrüssig Von Paul-Josef Raue Helmut Kohl macht es und Franz Müntefering, Joschka Fischer macht es und Gerhard Schröder, Rod Stewart macht es und Heiner Lauterbach, Lothar Matthäus macht es und viele andere machen es, die nicht in unserer Klatschspalte auftauchen: Sie alle lieben eine deutlich jüngere Frau, wir sprechen von zwanzig oder gar vierzig Jahren. Und der künftige Bundespräsident macht es auch: Seine Lebensgefährtin, eine Redakteurin aus Nürnberg, ist zwanzig Jahre jünger. Noch vor einer Generation wurden Paare, die so ungleichzeitig waren, schief angesehen, gar geächtet. Auch heute rümpft noch mancher die Nase, und er wird sie auch rümpfen bei Joachim Gauck. Ich erinnere mich an einen Waldspaziergang, so romantisch, als reimte Herr Eichen-

dorff gerade seine Verse: „Schweigt der Menschen laute Lust: / Rauscht die Erde wie in Träumen / Wunderbar mit allen Bäumen, / Was dem Herzen kaum bewußt.“ Das Rauschen der Seele geriet jäh aus dem Takt, als ein Bekannter joggend des Weges kam und sich die junge Frau, Sekunden vorher noch meine Hand haltend, ins Gebüsch schlug. Von nun an beherrschte die Furcht, entdeckt zu werden, die Liebe, die zur heimlichen wurde. Furcht vor der gesellschaftlichen Missachtung, gar vor Spott und Hohn, ist unzeitgemäß − nicht nur bei Prominenten. Wer sich verliebt, zeigt sich und erträgt locker, wenn sich einer auch mal lustig macht; aber dies fällt meist auf den Spötter zurück. Die aufgeklärte Gesellschaft, alten Konventionen überdrüssig, hat eine andere Werte-Ska-

 Jahre Unterschied: Das Paar Daniela Schadt und Joachim Gauck. Foto: dapd/Lennart Preiss la: Liebe ist wichtiger als gesellschaftlicher Status und Alter; die Liebe ist die anmutige Tochter der Freiheit und des selbst bestimmten Lebens. Dass ein frommer Mann wie der künftige Präsident, fast geschieden, Vater von vier Kindern, in wilder

Ehe mit einer Jüngeren lebt − das irritiert in Deutschland nur noch bayrische Machos. Der CSU-Politiker Geis hatte Gauck geraten, seine Lebensverhältnisse zu ordnen, aber einen Tag später widersprach ihm sogar der CSU-Generalsekretär.

Isaak war deutlich älter als Rebekka, Jakob deutlich älter als Lea und Rahel, und auch Josef, der ehrliche Handwerksmeister, wahrscheinlich deutlich älter als Maria. Auch in der Bibel lieben die alten Männer die jungen Frauen, das wird sich im Laufe der Jahrhunderte auch im katholischen Bayern herumsprechen. Der Sohn von Josef und Maria ist zudem ein Beispiel dafür, dass aus den Kindern etwas werden kann. So belegen Wissenschaftler, dass Kinder von alten Männern und jungen Frauen die besten Entwicklungs-Chancen haben: Körperliche Fitness plus Lebenserfahrung plus Top-Gene. Was zudem den konservativen Mann, ob aus den Alpen oder dem Thüringer Wald, überzeugen könnte: Alte Männer sind treuer, wechseln selten die Partnerin; auch die Frauen bleiben treu aus verständlichen

Gründen; der alte Mann hatte Zeit, sein Bankkonto zu füllen. Verlässt ihn, selten genug, die junge Frau, verzweifelt er allerdings und muss sein Testament ändern. Und die junge Frau, auch älter geworden, sinnt auf Rache, beginnt eine wenig befriedigende Tournee durch männliche Schlafzimmer, gruselt sich bei den geistigen Talwanderungen mit den Jüngeren und findet keinen Frieden mehr − oder erfüllten Unfrieden. Wir können uns also auf einen Bundespräsidenten freuen, der treu sein wird, seinen Frieden gefunden hat, die Freiheit und die Liebe schätzt − eben einen konservativen Modernen, der, aus historischer DDR-Erfahrung heraus, den Verrat hasst und die Intrige. Zwischen den Deutschen und ihrem Präsidenten könnte sich ein wundersames Verhältnis entwickeln wie zwischen einer jungen Frau und einem al-

ten Mann: Er zeigt unaufgeregt die Richtung, in der wir unruhigen Deutschen das gute, das gerechte, das erfüllte Leben finden können, gar einen Sinn in unserem wohlhabenden Leben; er spricht mit der Weisheit des Alters und pflegt die Schönheit unserer Sprache, die bei ihm klingt wie romantische Musik. Das hört sich an wie Heilserwartung, aber offenbar träumt die Republik von solch einem klugen Mann − nach dem Absturz der beiden Präsidenten und der Irritation bei vielen herrschenden Politikern. Seine Gemeinde in Mecklenburg hatte dem Wendebegeisterten zum Geburtstag einst eine Zeichnung geschenkt: Ein Huhn schlägt mit den Flügeln, darunter steht: „Ich bin ein Adler, ich bin ein Adler!“. Nichts wünschen wir uns mehr als solch einen Adler, ohne jede Ironie. Hühner hatten wir schon genug.

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Dienstag, . Juni 

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Appell an Griechenland Im Tauziehen um die Rettung des Schuldenstaates setzen die europäischen Partner auf massiven Druck. Auch private Gläubiger sollen Risiken der hellenischen Krankheit tragen Von Sabine Brendel Luxemburg. Die Botschaft an die griechischen Parteien und Bürger ist klar: Wenn sich nicht alle zusammenreißen, die Zähne zusammenbeißen und den massiven Spar- und Wirtschaftsreformkurs der Regierung unterstützen, gibt es keine weiteren Notkredite. Was das bedeuten würde, wagte keiner der europäischen Finanzminister auszusprechen. Auch der sonst redselige Chef der Eurogruppe − der 17 EULänder mit dem Euro als Währung − war bei dem Thema wortkarg. Jean-Claude Juncker, Luxemburgs Premier, antwortete auf die Frage, was passiere, wenn alle griechischen Parteien sich nicht rasch geschlossen hinter den Regierungskurs stellen: „Wenn nicht. . .“. Dann winkte der sonst wortgewandte Politiker ab: „Diese Frage ist keine Frage.“ Denn Griechenland werde tun, was es zu tun habe. Nur EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn sagte gewohnt nüchtern: „Ein Bankrott ist noch viel schlimmer für Griechenland, und daher ist es im Interesse Griechenlands, jetzt auf das Sparpaket hinzuarbeiten und so eine Pleite zu vermeiden.“ Das liegt nicht nur im Interesse Athens. Banken leihen Staaten Geld. Wird der südeuropäische Staat zahlungsunfähig, drohen Turbulenzen in weiteren Ländern des EuroWährungsraums und seiner Bankenbranche. Trotz dieses Schreckenszenarios ist das griechische Parlament zerstritten. Dabei drängt die Zeit: Bis Ende dieses Monats sollen die Abgeordneten zusätzliche Sparmaßnahmen der Regierung billigen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass Griechenland weitere Notkredite über zwölf Milliarden Euro aus dem Rettungspaket erhält. Ohne diese Milliarden droht Griechenland im Juli die Pleite. Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos weiß, wie ernst die Lage ist. Er beschwor in Luxemburg den „Selbsterhaltungstrieb“ Griechenlands. Dort protestieren

viele Bürger seit Längerem dagegen, dass Löhne im öffentlichen Dienst, Renten, Sozialund Gesundheitsausgaben gekürzt werden. Auch den geforderten Verkauf staatlichen Tafelsilbers goutieren viele Griechen nicht. Der Staat soll bis 2015 rund 50 Milliarden Euro erzielen, indem er Unternehmensbeteiligungen und andere Vermögenswerte verkauft. Gestern streikten die Mitarbeiter im wichtigsten Kraftwerk des Lands. Sie sind gegen die geplante Privatisierung des Stromkonzerns DEH. Gehen die Streiks weiter, drohen Stromsperren mit fatalen Auswirkungen auf PrivatHaushalte und Unternehmen. Doch auch wenn Griechenland privatisiert und spart wie

geplant, reicht das aktuelle, 110 Milliarden Euro schwere Rettungspaket nicht aus. Es wurde im Mai 2010 geschnürt. Ungeachtet aller Nothilfe verharrt der Staat im Schuldensumpf, die Wirtschaft schwächelt, Besserung ist nicht in Sicht und auch keine Geldgeber, die den Griechen zu annehmbaren Bedingungen Geld leihen. Daher müssten die europäischen Staaten und der Internationale Währungsfonds IWF Griechenland länger als gedacht Notkredite gewähren. Der IWF macht aber nur weiter mit, wenn Griechenland in den nächsten zwölf Monaten zahlungsfähig bleibt. Um das zu gewährleisten, müssen bis 3. Juli die Eckdaten eines zweiten

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Hilfspakets stehen. Die Risiken neuer Notkredite sollen dann nicht mehr nur Steuerzahler schultern, sondern − freiwillig − auch Geldverleiher wie Banken und Versicherer. Das setzten Deutschland und andere EUStaaten durch. So könnten private Geldgeber bereit sein, griechische Staatsanleihen bis zu deren Fälligkeit zu halten und danach neue Schuldverschreibungen zu kaufen. Nach Vorstellungen des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble sollte so die Fälligkeit der Anleihen um sieben Jahre hinausgezögert werden. Wie diese Gläubiger dazu gebracht werden sollen, das freiwillig zu machen, ist noch unklar. An der nicht bezweifelbaren Freiwilligkeit dieser Maßnahme hängt deren Erfolg. Stellten internationale Ratingagenturen und Finanzinstitutionen fest, dass der Verzicht privater Gläubiger erzwungen wurde, wäre das gleichbedeutend mit der Zahlungsunfähigkeit Athens. Ziel aller Anstrengungen ist, die enormen Schulden Griechenlands auf ein verträgliches Maß zu senken. Der Staat hat derzeit etwa 340 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Die jährliche Wirtschaftsleistung Griechenlands betrug zuletzt lediglich rund 230 Milliarden Euro. „Die Entscheidung liegt bei Griechenland selbst“, sagte Schäuble zur Position der europäischen Finanzminister. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, es gehe zurzeit darum, die „beträchtlichen Versäumnisse“ und „Sünden der Vergangenheit“ abzuarbeiten. „Die Schuldenkrisen, die Griechenland, Portugal und Irland durchleiden, sind allesamt aus früheren Fehlern entstanden.“ „Die Frage ist, wie schnell Länder wie Griechenland oder Portugal wieder zu Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zurückkehren können.“ Griechenland habe „in einem Jahr Erhebliches geschafft“. So sei die Gesamtverschuldung um über fünf Prozentpunkte verringert worden. Das sollte anerkannt werden, sagte sie in einem Interview.

1.

2.

Welche Folgen drohen Griechenland? Anders als bei einer Firmeninsolvenz bedeutet die Pleite eines Staates nicht das Ende: bankrotte Staaten konnten sich bisher darauf verlassen, dass es trotzdem weitergeht. Im Falle Griechenlands sind die Folgen einer Pleite aber ungewiss. Bei einem Kreditausfall könnte Athen weiter am Kapitalmarkt faktisch kein Geld aufnehmen. Noch vorhandenes Kapital würde aus dem Land abgezogen, Gläubiger gingen auf die Barrikaden. Es läge ein sogenanntes Kreditereignis vor, bei dem Versicherungen einspringen und auf einen Schlag enorme Ausfall-Prämien aufbringen müssen. Sie könnten ins Straucheln geraten und andere Institute mitreißen. Es würde eine zweite Finanzkrise drohen.

3.

Wie kann Griechenland gerettet werden? Die Rettung könnte eine Umschuldung bringen. Bei einem harten Schuldenschnitt würde das Land nur einen Teil seiner Verbindlichkeiten bedienen, den Rest „abschneiden“. Für die Gläubiger hieße das, dass sie einen Großteil ihres Geldes endgültig verloren hätten. Geldgeber würden vermutlich vorsichtiger bei Anleihen anderer Staaten, sodass auch die nur zu schlechteren Konditionen an Geld kämen. Auch das könnte in eine neue Krise führen. Um das zu verhindern, diskutieren die Regierungen der Euro-Zone Möglichkeiten einer sanften Umschuldung: Dabei soll entweder die Laufzeit von Anleihen verlängert oder die Papiere gegen solche mit längerer Laufzeit eingetauscht werden.

Griechische Staatsanleihen 45,9 Mrd.

Von europäischen Banken gehaltene griechische Staatsanleihen in Milliarden Euro

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Quelle: BRI, UBS, Stand: Mai 2011 / Grafik: AFP

Um sich Geld an den Finanzmärkten besorgen zu können, muss Griechenland für seine Anleihen weit höhere Zinsen garantieren als andere Staaten. Derzeit stehen die Bonds auf „Ramsch“.

Über der Athener Akropolis ziehen sich Wolken zum Gewitter zusammen. Sie sind bedrohlich wie die finanzielle Situation des südeuropäischen Euro-Landes. Foto: AP

EU-Finanzminister drängen auf weiteres Sparprogramm Umfangreiche Kürzungen im öffentlichen Dienst Griechenlands und bei Sozial- sowie Gesundheitsausgaben angestrebt Berlin. Die EU-Finanzminister halten die Griechen mit der Zusage für weitere Kredite noch hin. Zunächst müsse weiter über das Sparprogramm verhandelt und dies dann vom Parlament in Athen abgesegnet werden, erklärte die Eurogruppe. Hier ein kleiner Auszug der Maßnahmen für die Jahre 2011 bis 2015: Im öffentlichen Dienst sollen dieses Jahr Löhne und Gehälter um 800 Millionen Euro gekürzt werden.

Weitere 660 Millionen wären 2012 und weitere abnehmende Beträge bis 2015 fällig. Dies soll erreicht werden durch beschleunigten Arbeitsplatzabbau. Bisher wurde für fünf Abgänge eine Neueinstellung genehmigt. Ab sofort sind zehn Abgänge erforderlich für eine Neueinstellung. Die Wochen-Arbeitszeit steigt von 37,5 auf 40 Stunden.

Auch die sonstigen zusätzlichen Vergütungen, Zulagen und Boni werden gekürzt. Die Zahl der Vertragskräfte wird um 50 Prozent im Jahre 2011 gekürzt und um weitere 10 Prozent imJahr 2012. Subventionen und Transferzahlungen an andere Körperschaften werden 2011 um 500 Millionen Euro und weitere Millionenbeträge bis 2015 gekürzt.

Was ist ein Bankrott?

Ein Unternehmen ist bankrott, wenn es weder Geld hat noch neues bekommt. Bei Staaten war das bislang anders: Meist konnten immer noch Kredite aufgenommen werden − wenn auch zu horrenden Zinsen. Griechenland jedoch wird schon seit 2010 nicht mehr ausreichend Anleihen am Kapitalmarkt los, um seine Verbindlichkeiten zu begleichen. Deshalb schnürten die EuroLänder und der Internationale Währungsfonds ein Hilfspaket über 110 Milliarden Euro. Griechenland sollte mit dem Geld die Notlage überbrücken, in der Zwischenzeit die eigenen Finanzen in den Griff bekommen und 2012 wieder auf die Kapitalmärkte zurückkehren. Doch das Land braucht dringend weitere Hilfszahlungen.

Kürzung der Aufwendungen im Gesundheitswesen um 310 Millionen Euro im laufenden Jahr und weitere Beträge bis 2015. Ein „Gesundheitsplan“ soll die Krankenhauskosten ebenso senken, wie die durchschnittlichen Kosten pro Fall und die Dienstleistungen für Nichtversicherte. Bei Dienstleistungen für ausländische Bürger sollen diese Gebühren zahlen.

Andere Sozialleistungen sollen um 833 Millionen Euro in diesem Jahr gesenkt werden, im kommenden Jahr um 1,128 Milliarden, um weitere 1,025 Milliarden 2013 und sinkende Beträge danach. Die Grundrenten werden eingefroren. Die zusätzlichen Altersversorgungssysteme werden angepasst und eingefroren. Das System der Berufsunfähig-

keitsrenten wird reformiert. Die Einmalzahlungen beim Renteneintritt werden gekürzt.

Die Rentner werden gezählt und mit den personenbezogenen Daten abgeglichen. Eine Sozialversicherungsnummer wird eingeführt. Der Sonderrentenbeitrag und der Sondersozialbeitrag für jene Rentner, deren Rente über 1700 Euro liegt, werden erhöht.

Was tut ein Insolvenzverwalter? Ein Pleite-Unternehmen muss Tür und Bücher öffnen für einen Insolvenzverwalter, der vom Gericht bestellt wird. Der geht mit strengem Blick die Bilanzen durch und startet einen Kehraus, dem auch die Verantwortlichen für die Pleite zum Opfer fallen können. Staaten, die auf Hilfe von außen angewiesen sind, haben keinen Insolvenzverwalter. Die Regierung bleibt im Amt − es sei denn, sie wird gestürzt, abgewählt oder veranlasst Neuwahlen.

5.

Wie kann Athen die Sparauflagen erfüllen? Die griechische Regierung musste schon die Mehrwertsteuer erhöhen. Gefordert sind auch Einschnitte bei Renten und Staatsbediensteten. Der aufgeblähte Staatsapparat soll schrumpfen. Der Internationale Währungsfonds, die Europäische Zentralbank und die EU-Kommission kritisierten jedoch, dass die Umsetzung dieses Sparprogramms ins Stocken geraten sei. Deshalb wird die nächste Auszahlung über zwölf Milliarden Euro zurückgehalten. Redaktion dieser Seite:

Karl-Heinz Schmidt

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Das Thema

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Sonnabend, . Juni 

Einer wird gewinnen Thomas Gottschalk hat „Wetten, dass. . .?“ zur erfolgreichsten Sendung ihrer Art in Europa gemacht − und das Format den Showmaster zu einem Superstar in Deutschland. Mit der letzten regulären Folge hört er heute auf, und das dürfte der Anfang vom Ende sein − für die Sendung, nicht für ihren Moderator Von Henryk Goldberg Diese Sendung hört nicht auf, und ihr Moderator gleich gar nicht. Dafür sind sie beide, die Sendung und der Mann, viel zu gut. Was heute Abend auf Mallorca beendet wird, das ist die Symbiose eines Formates und eines Mannes, die beide zum Besten gehören, was das deutsche Fernsehen, wo es unterhalten will, hervorgebracht hat. Wer will, mag eine Art von Symbolik darin erkennen, dass diese letzte Sendung, vor den drei noch folgenden Rückblicken, gerade auf Mallorca stattfindet. Denn diese, aus deutscher Sicht, populärste der Ferieninseln kennt den krachbunten Lärm vom „Ballermann“ ebenso wie die flirrende Schönheit von Landstrichen, die schon Chopin anzogen. Geschätzt und besucht wird sie von den Liebhabern und Anhängern beider Atmosphären. Sie ist gleichsam ein Kompromiss, auf den sich viele Menschen mit durchaus unterschiedlichen Interessen und Mentalitäten verständigen können. Diese Insel ist also wie eine gute Familiensendung. Ist wie „Wetten, dass. . .?“. Natürlich, das Konzept der von Frank Elstner kreierten Sendung ist perfekt: Prominente treffen normale Menschen, die unnormale Dinge tun, dazwischen gestreut ein paar Show-Einlagen der internationalen Top-Liga, die sich kaum eine andere, weniger aufwendige Sendung leisten könnte. Dennoch, dieses Format existiert seit 1981. Wer geboren wurde, als Frank Elstner am 14. Februar 1981 die erste Sendung präsentierte, der hat seinen dreißigsten Geburtstag bereits hinter sich. Wer geboren wurde, als Thomas Gottschalk die Sendung übernahm, am 26. September 1987, der wird nach diesem Sommer 24 Jahre alt.

Nun wird die Agonie der Sendung beginnen Das ist eine Generation im biologischen Sinne, und nach den Maßgaben der Unterhaltung sind es bereits mehrere. In dieser Zeit waren Trends und Künstler weltberühmt, an die sich kaum noch jemand erinnert. Es ist Thomas Gottschalk, der „Wetten, dass. . . ?“ über die Zeit getragen hat. Er wird ohne die Sendung besser leben können als sie ohne ihn. Und irgendwann wird ein Vertreter des ZDF einräumen, es sei vielleicht ein Fehler gewesen, damals, 2011, als Thomas Gottschalk sich verabschiedete, nicht auch gleich das ganze Format verabschiedet zu haben.Denn nun wird wohl die langsame, aber unaufhaltsame Agonie der Sendung beginnen,

die als die erfolgreichste ihrer Art in Europa gilt. Thomas Gottschalk war immer ein Plauderer aus Leidenschaft, auch mit seinen 60 Jahren kann er noch diesen blonden Jungencharme, noch diese Kostüme, die die meisten Männer, die zwanzig Jahre jünger sind, zu Albernheiten hätten werden lassen. Dieses Alter macht ihn auch zu einem der letzten Vertreter einer Unterhaltungskultur des Fernsehens, die heute schon wieder nostalgische Gefühle erzeugen kann. Vielleicht, weil er schon in seinen frühen Jahren ziemlich schrill & schräg war, konnte er bleiben, was er war in einer Zeit, die Dieter Bohlen oder Stefan Raab Karrieren als Moderatoren ermöglicht. Hans-Joachim Kulenkampff im Anzug, das ginge heute wohl nicht mehr, aber Gottschalk in seinen bunten Klamotten erscheint uns so fröhlich-brav wie die Erscheinung der frühen Beatles im Rückblick. Und das wird angenommen von einer Generation, die zu weiten Teilen nicht einmal mehr die Namen dieser vier Unsterblichen kennt.

Kulenkampff wäre heute eine Antiquität Gottschalk versöhnt gleichsam die bunte, naive Unbekümmertheit der Siebzigerjahre, in denen seine Radio-Karriere begann, mit der an schrillen Tabubrechern des guten Geschmackes, wie Dirk Bach oder Mario Barth, orientierten Gegenwart. Hans-Joachim Kulenkampff, der Allerbeste, der je im deutschen Fernsehen auftrat, wäre heute eine Art kostbarer Antiquität. Frank Elstner, wenn er noch einmal in Erscheinung tritt, ist eine seriöse Langeweile, ein Gruß von damals. Wie einstmals erstklassige Leistungssportler, die ihre Bestzeiten aus ihrer Zeit konservieren konnten − nur dass das eben nicht mehr die aktuellen Bestzeiten sind. Thomas Gottschalk läuft, im Bild zu bleiben, noch immer seine alten Bestzeiten − und ist mit denen noch immer erstklassig. Das ist seine Leistung, seine Einzigartigkeit. Er ist, gemeinsam mit dem alten Kumpel Günther Jauch und dessem Millionenspiel, eines der letzten Bollwerke gegen Erscheinungen wie Stefan Raab. die das Bild des fröhlichen Fernsehens endgültig prägen werden. Und nach dem Star Thomas Gottschalk, der tatsächlich ein Superstar ist, wird Deutschland einen Superstar nach dem anderen suchen. Was Thomas Gottschalk auszeichnet, das ließ ihn als Moderator der Late Night Show, die bei Harald Schmidt in den besseren Händen ist, scheitern: Seine Fröhlichkeit, die Abwesenheit von jeglichem Zynis-

mus. Es ist das Empfinden, dass da einer vor seinem MillionenPublikum keine Figur vorführt, die seinen Namen trägt, dass da einer keine Attitüden pflegt: Der ist, wie er sich gibt. So fröhlich, so nett, so witzig, so den Leuten zugewandt. Einer, der Charme nicht nur als Wirkungselement kultiviert, sondern ihn auch lebt, wenn die Lichter aus sind.

Er wäre nie mehr frei gewesen Deshalb, auch deshalb, erscheint es so glaubwürdig, dass der schlimme Unfall vom Dezember, der Samuel Koch gelähmt hat, ihn so betraf, nicht nur professionell. Natürlich, der Moderator hat dieses Unglück nicht zu vertreten, aber er hat die ganze Sendung zu vertreten, für die er steht. Thomas Gottschalk ist „Wetten, dass. . .?“ in guten wie in schlechten Tagen. Und nun werden wohl eher die schlechten, oder doch wenigstens die weniger guten, anbrechen. Sein Rücktritt nach dem Unfall hatte Konsequenz in doppelter Hinsicht. Thomas Gottschalk wäre als Moderator dieser Sendung nie mehr wirklich frei gewesen, nie mehr wirklich souverän. Das ZDF hätte die Wetten auf absehbare Zeit sehr risikoarm gestaltet, was eine bestimmte Zeit vom Publikum und den Medien als angemessen akzeptiert worden wäre. Aber dieser Bonus wäre irgendwann aufgebraucht, und dann wäre aus einer angemessenen Reaktion eine korrekte Langeweile geworden. Und wenn sie dann den Risikofaktor wieder erhöht hätten, dann fühlte sich der Moderator immer gehemmt, immer zur Rücksicht, zur Sensibilität verdammt. Mit fernsehpolitischer und moralischer Korrektheit indessen lässt sich Unterhaltung nicht produzieren. Und schon gar nicht für einen fröhlichen, unbekümmerten Regelbrecher wie Thomas Gottschalk. Wenn er wieder arbeitet, und er wird es tun, dann darf es nicht im Schatten dieses Unfalls sein. Zum anderen aber neigt sich diese Art der Fernsehunterhaltung, enstanden in einer Zeit, die noch nicht so zielgruppenorientiert war, in der es nur je zwei Programme gab, wohl ohnehin dem Ende entgegen. So hätte sich für Thomas Gottschalk, der sachte in die Jahre kam, die Frage des Abschieds in jedem Falle absehbar gestellt. Nun gab es eine Möglichkeit, und er hat sie genutzt, klug und mit Würde. „Einer wird gewinnen“ hieß der Erfolg des großen Hans-Joachim Kulenkampff. Nachdem er „Wetten, dass...?“ zur rechten Zeit und aufrecht verlässt, gilt der Satz auch für den großen Thomas Gottschalk.

Zu hoher Wetteinsatz Im Dezember 2010 verunglückt Samuel Koch vor laufenden Kameras Von Peter Rathay Samstagabend. Die beste Sendezeit. Millionen Fernsehzuschauer warten an jenem 4. Dezember 2010 gespannt auf den nächsten Überschlag. Der 23-jährige Samuel Koch steht auf seinen Sprungstelzen, bereit, das heranfahrende Auto zu überspringen. Zweimal ist ihm das bisher gelungen. Es ist 20.39 Uhr, als Samuels Vater ein Handzeichen gibt. Er selbst sitzt im vorletzten Wagen. Die schwere Limousine setzt sich in Bewegung. Und Samuel läuft ihm entgegen − fünf, sechs große Schritte. Doch der Salto misslingt. Samuels Kopf kollidiert mit der Windschschutzscheibe, danach schlägt er mit dem Gesicht auf den Boden. Ohne Regung bleibt der junge Mann liegen. Die Ka-

meras schwenken weg, hin zum Publikum. Dort fangen sie entsetzte Gesichter ein. Michelle Hunziker: „Wir brauchen einen Arzt − schnell.“ Noch in der Halle in Düsseldorf wird Samuel ärztlich versorgt. Um 20.45 Uhr unterbricht Thomas Gottschalk die Sendung. Für einen solchen Notfall liegen Einspieler parat. Musikvideos. „Modern Talking“ flimmert über den Bildschirm. Während „Wetten, dass . . ?“ wenig später für beendet erklärt wird, ist der Kandidat Samuel Koch bereits auf dem Weg in die Düsseldorfer Universitäts-Klinik. Zu dieser Zeit weiß noch niemand, dass der junge Mann wohl für immer gelähmt bleiben wird. Der Unfall, so stellt es ein Gutachten fest, ist auf eine „Verkettung unglücklicher Umstände“ zurückzuführen.

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1.

Wie viele Sendungen kamen aus Erfurt?

„Wetten, dass. . .?“ machte fünfmal in Erfurt Station: Am 5. 12. 1998 mit Phil Collins, Harald Juhnke, Iris Berben und Johannes Heesters Am 13. 10. 2001 mit Jürgen von der Lippe, Franziska van Almsick, Stefan Kretzschmar, Christiane Hörbiger, Pierre Brice, Cher sowie David und Victoria Beckham Am 19. 2. 2005 mit Evelyn Hamann, Will Smith, Reiner Calmund, Marius MüllerWesternhagen und Jennifer Lopez Am 29. 3. 2008 mit Magdalena Neuner, Kati Wilhelm, Andrea Henkel, Kurt Krömer, Paris Hilton, Oliver Kahn, R.E.M. und Udo Lindenberg Am 27. 2. 2010 mit Matthias Schweighöfer, Sophia Loren, Kevin Costner, Wladimir Klitschko, den Pet Shop Boys und Jan Delay

2.

Wie schlug sich Erfurt bei den Stadtwetten?

1998 sollten zwölf Politiker mit ihrer Schwiegermutter im Nikolaus-Sack auf die Bühne kommen − was nicht gelang. 2001 mussten die Erfurter eine 2,5 Kilometer lange Menschenkette von der Gera bis zur Messehalle bilden. Mithilfe von Eimern sollte so ein 15000-Liter-Becken in der Halle mit Wasser von den drei GeraQuellen gefüllt werden. Erst Sekunden vor Schluss erreichen die rund 5000 spontan herbei geeilten Erfurter den erforderlichen Pegelstand und Gottschalk musste ein Bad im trüben Quellwasser nehmen.

2005 sollte ein Chor von mindestens 25 Professoren mit Unterstützung der Erfurter Philharmonie in Krokodils-Kostümen das Lied „Schni-SchnaSchnappi“ singen. 29 rangen sich tatsächlich durch, das Kinderlied auf den Domstufen anzustimmen. 2008 sollten mindestens 50 Erfurter auf dem Domplatz in selbst mitgebrachten Badewannen oder Bottichen baden. Mehr als genügend Fans der Sendung machten sich trotz frostiger Temperaturen nass. 2010 ging die Stadtwette verloren. Es kamen nicht genug geschminkte Kiss-Fans vor der Messehalle zusammen.

3.

Wie lange wurde bislang überzogen?

Die bislang 195 Sendungen hatten mehr als 60 Stunden Überlänge. Allein am 8. Dezember 1996 überzog Gottschalk um 73 Minuten. Der Sendungserfinder und erste Moderator Frank Elstner machte hingegen am 8. Dezember 1984 sogar 12 Minuten früher Schluss.

4.

Welche Stars waren am häufigsten zu Gast?

Spitzenreiter bei den Auftritten ist Peter Maffay mit 16, dicht gefolgt von Udo Jürgens mit 15. Herbert Grönemeyer kommt auf 12 Auftritte. Bei den Wettpaten liegt Iris Berben mit neun Besuchen vorn.

5.

Gibt es die Sendung nur in Deutschland?

Samuel Koch (r.), Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker kurz vor dem Unfall. Fotos: imago, dapd

„Wetten, dass. .?“ wurde nach China, Großbritannien, Italien, Belgien, Polen, Griechenland, Spanien, Russland, in die USA und in die Niederlande („Wedden, dat. .?“) verkauft. Redaktion dieser Seite:

Christian Fröhlich

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Dienstag, . August 

Gaddafi-TV beendet Sendebetrieb Nach halbjährigem bewaffneten Aufstand in allen Landesteilen brach das Regime des libyschen Revolutionsführers zusammen. Die Leibgarde streckte in Tripolis vor den Rebellen die Waffen

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Von unseren Agenturen Libyens Machthaber Muammar al Gaddafi hält sich nach Auffassung des US-Verteidigungsministeriums noch immer in Libyen auf. US-Beamte standen gestern in regelmäßigem Kontakt zu den libyschen Rebellen, die weite Teile der libyschen Hauptstadt Tripolis unter ihre Kontrolle brachten. US-Präsident Barack Obama forderte Gaddafi auf, das Ende seiner Herrschaft zu akzeptieren. Die Kämpfe zwischen den Rebellen und den Regierungstruppen hätten einen Wendepunkt erreicht; Libyen „entgleitet der Umklammerung eines Tyrannen“, sagte Obama auf der Atlantikinsel Martha's Vineyard, wo er Urlaub machte. Der sicherste Weg, das Blutvergießen zu beenden, sei die Machtübergabe Gaddafis. Die Zukunft des Landes liege nun in der Hand des libyschen Volkes. Die USA würden in enger Abstimmung mit den Rebellen zusammenarbeiten und weiterhin darauf dringen, „dass die grundlegenden Rechte des libyschen Volkes respektiert werden“, hieß es in der Stellungnahme Obamas weiter. Ein US-Vertreter erklärte in einem Interview aus Kairo, USBeamte wüssten nicht, wo Gaddafi sei. Der Pentagon-Sprecher Dave Lapan sagte aber, es werde vermutet, dass sich Gaddafi noch in Libyen aufhalte. Es lägen keine Informationen vor, wonach der Staatschef das Land verlassen habe. In Russland sagte der Chef des Parlamentsausschusses für internationale Angelegenheiten, Konstantin Kosatschew, „die Situation für Gaddafi hat einen Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gibt.“ Russland hatte sich immer wieder gegen den Nato-Einsatz in Libyen ausgesprochen.

1.

Wie kam Muammar al Gaddafi an die Macht?

Als 27-Jähriger Offizier führt Muammar al Gaddafi 1969 einen weitgehend friedlichen Putsch an, mit dem die erst seit 1951 bestehende Monarchie König Idris I. aus dem Hause der Senussi gestürzt wird. Er etabliert sich bald als unangefochtener Herrscher im Land. 1970 leitet er sozialistische Reformen ein, viele Unternehmen werden verstaatlicht. 1979 tritt er demonstrativ vom Amt des Generalsekretärs des Allgemeinen Volkskongresses zurück, als „Revolutionsführer“ bleibt er de facto Staatsoberhaupt.

2.

Wie viele Kampfeinsätze flogen die Nato-Flugzeuge über Libyen?

Die Mattscheibe blieb schwarz, weil das libysche Staatsfernsehen seinen Sendebetrieb eingestellt hatte. Der Nationale Übergangsrat hatte zuvor gemeldet, er habe die Macht in der Sendezentrale in der Hauptstadt Tripolis übernommen. Foto: AFP Mitglieder des Nationalen Übergangsrats machten sich von Bengasi auf den Weg nach Tripolis. Sie hätten die Rebellenhochburg Bengasi im Osten des Landes am Sonntagabend mit dem Flugzeug verlassen und seien in den Nefussa-Bergen gelandet, sagte ein Rebellenvertreter in Bengasi am Montag. Am Montagmorgen hätten sie auf dem Landweg die Reise

nach Tripolis angetreten. Die Gruppe bestehe zum Großteil aus Mitgliedern des Übergangsrates, die aus Tripolis stammten, sagte der Rebellenvertreter. Der Übergangsrat will seinen Sitz nach Tripolis verlegen. Während die Bewohner der Hauptstadt Tripolis gestern den Sturz Gaddafis nach 42 Jahren an der Macht gefeiert haben, schworen die Aufständischen,

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Gaddafi ist Geschichte

Karl-Heinz Schmidt über das Ende des libyschen Potentaten Am Ende ging alles ganz schnell, wie immer, wenn der Sturz ungeliebter Regimes überfällig ist − Nato-Sprecher verwiesen noch auf die sehr schnell wechselnden Fronten, derweil Rebellen in Libyens Hauptstadt Tripolis eingesickert waren. Die Frage, wie lange sie für die letzten Kilometer bräuchten, stellte sich erst gar nicht − vielleicht auch, weil sie nach monatelangem Bombardement des Westens punktuell profunde Unterstützung am Boden erhielten. Und dann ergab sich Gaddafis Leibgarde. Nur der letzte Triumph fehlt. Doch Gaddafi ist Geschichte.

Was jetzt kommt, ist schwieriger. Jetzt muss Libyen seinen neuen Weg finden. Jetzt muss der Ausgleich zwischen den Stämmen des Westens, die bisher herrschten, und denen des Ostens gefunden werden. Finden Berber und Araber zusammen? Jetzt muss sich erweisen, ob der Widerstand gegen Gaddafi genug Bindungskräfte zwischen den unterschiedlichen Kräften im Nationalen Übergangsrat hervorgebracht hat. Ein Name, mit dem sich ein tragfähiges Programm verbinden ließe, ist schwer zu erkennen. Dem prominentesten Rebellen-Führer Mustafa Abdul Daschalil könnte aus Opportunitätsgründen von anderen Rebellen-Fraktionen vorgehalten werden, er sei kompromittiert. Tatsächlich wechselte Gaddafis früherer Justizminister relativ spät auf die Rebellenseite, erst im Februar. Gegen andere Männer ließen sich andere Vorbehalte formulieren. Der Westen mag Vorstellungen dazu haben, doch muss er sich hüten, die laut zu äußern − schon das könnte den Wunschkandidaten „verbrennen“.

bei der Suche nach Gaddafi „jeden Stein umzudrehen“. Hunderte Menschen feierten in der Innenstadt ihre Befreiung. Hupende Autokorsos umrundeten den Grünen Platz, Symbol der Gaddafi-Herrschaft, überall machten die Menschen das Siegeszeichen und schwenkten Fahnen der Aufständischen. „Wir sind heute hierhergekommen, um ein bisschen von dem Freiheitsgefühl zu spüren“, sagte ein Anwohner. „Wir können es immer noch nicht fassen.“ Gaddafis leibgarde streckte die Waffen. Ein Sprecher der Rebellen erklärte, es gebe noch vereinzelt Widerstand. So lange Gaddafi auf der Flucht sei, sei die Gefahr nicht gebannt. Dem britischen Verteidigungsminister Liam Fox zufolge leisteten vor allem ausländische Söldner Widerstand. Aufständische näherten sich Tripolis von allen Seiten, sagte ein Rebellen-Kommandeur: „So Gott will, werden wir heute noch die ganze Stadt befreien.“ Der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdel Dschalil, betonte indes: „Der wahre Augenblick des Sieges ist gekommen, wenn Gaddafi gefangen genommen ist.“ Die Rebellen haben nach eigenen Angaben drei Söhne Gaddafis in ihrer Gewalt. Al Saadi Gaddafi sei in der Nacht auf Montag mit seinem Bruder Seif al Islam gefangen genommen worden. Al Saadi und seine Brüder Mutassim und Cha-

mis befehligten Militäreinheiten. Gaddafis Sohn Mohammed steht unter Hausarrest. Der Internationale Strafgerichtshof bestätigte die Festnahme Seif al Islams, der wie sein Vater wegen des Verdachts auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist. Die Nato teilte mit, ihre Luftangriffe fortzuführen, bis alle Gaddafi-loyalen Truppen aufgegeben hätten. In den vergangenen zwei Tagen wurden nach

„Er hat keine andere Möglichkeit, als sich zu ergeben und sich der Justiz zu stellen.“ Franko Frattini Italiens Außenminister zum Schicksal Gaddafis Angaben des Militärbündnisses 40 Ziele in und um Tripolis bombardiert. Am Sonntag hatte das libysche Staatsfernsehen noch Audiobotschaften Gaddafis ausgestrahlt, in denen er seine Getreuen aufforderte, die Straßen der Hauptstadt von „den Ratten zu säubern“. Seif Islam behauptete in einer TV-Übertragung, eine Kapitulation käme nicht in Frage, nicht weil er oder sein Vater es so wollten, sondern das libysche Volk. Am Montagnachmittag war das Staatsfernsehen abgeschaltet. Berichten zufolge nahmen

die Rebellen einen Gebäudekomplex des Fernsehsenders ein. Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte: „Wir werden kämpfen. Wir haben ganze Städte auf unserer Seite. Sie werden in Massen kommen, um Tripolis zu schützen und mitzukämpfen.“ Abdel Salam Dschallud − bevor er vergangene Woche die Seiten wechselte, jahrzehntelang die rechte Hand Gaddafis − sagte, der langjährige Herrscher werde nicht kampflos gehen. „Er hat nicht den Mut wie Hitler, sich selbst zu töten“, sagte er dem italienischen Rundfunksender RAI. Nach Angaben der Aufständischen hatte sich Dschallud bereits am Freitag nach Italien abgesetzt. Der entscheidende Durchbruch im sechsmonatigen Bürgerkrieg kam, nachdem Rebellen, Nato und Gaddafi feindlich gesinnte Bewohner in Tripolis gemeinsam gegen die Regierungstruppen vorgegangen waren. Als die Rebellen sich der Hauptstadt näherten, ergaben sich die Gaddafi-Truppen umgehend. Der Kommandeur des Bataillons, dessen Bruder vor Jahren von Gaddafi hingerichtet worden war, war insgeheim auf der Seite der Rebellen. Unterdessen bereitet sich die internationale Gemeinschaft auf die Post-Gaddafi-Ära vor. Dschalil sagte, die Opposition wolle eine Nation auf den Grundsätzen von „Freiheit, Gleichheit und Transparenz“ errichten. dapd, AFP

De Maizière erwägt Libyen-Einsatz der Bundeswehr Deutsche Spezialkräfte bei der Aktion „Pegasus“ Ende Februar zur Evakuierung von Europäern in dem nordafrikanischen Land im Einsatz Berlin. Bundesverteidigungminister Thomas de Maizière (CDU) hat einen Bundeswehreinsatz zur militärischen Stabilisierung Libyens nach dem Ende des Gaddafi-Regimes nicht ausgeschlossen. Sollte sich eine solche Frage an die Bundeswehr richten, „werden wir das konstruktiv prüfen, so wie wir das stets und immer tun“, sagte de Maizières Sprecher Stefan Paris in Berlin. Die Bundesregierung stellte auch weitere Hilfen für Libyen in Aussicht. Zu Art und Umfang eines möglichen Bundeswehr-Einsatzes in Libyen wollte de Maizières Sprecher mit Verweis auf die unklare Entwicklung keine Angaben machen. Es gebe die Hoffnung, dass sich im Falle eines Sturzes Gaddafis die Frage eines deutschen Sicherungsein-

satzes möglicherweise gar nicht stellen werde, „und die Libyer das selbst in die Hand nehmen können“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU nannte die Debatte verfüht. De Maizière hatte sich erst am Wochenende für eine stärkere Zusammenarbeit Deutschlands mit den Bündnispartnern ausgesprochen. Mit Blick auf die Enthaltung Deutschlands im UN-Sicherheitsrat zu Libyen-Resolutionen im März sagte der CDU-Politiker: „Es gibt in Zukunft in keiner Weise mehr einen deutschen Sonderweg, weder in der EU noch neben anderen Bündnispartnern.“ Im Übrigen sei das Stichwort Sonderweg „nicht ein einziges Mal vom Ausland genannt worden, sondern nur vom Inland. Das sei nicht in Ordnung.

Bei der Opposition stießen die Überlegungen zu einem Bundeswehr-Einsatz in Libyen auf Kritik: De Maizière fördere „ohne Not“ Spekulationen über eine deutsche Teilnahme an bewaffneten Missionen, sagte SPD-Fraktionsvize Gernot Erler. Es gebe für eine solche Mission bisher keine völkerrechtliche Grundlage“. Der Linke Wolfgang Gehrcke warf de Maizière vor, mit der Bundeswehr „hausieren“ zu gehen. Die Linke werde jedem Versuch widersprechen, sich in ein militärisches Abenteuer in Libyen zu stürzen. Am Nato-Einsatz zum Schutz der libyschen Bevölkerung hatte sich Deutschland in den vergangenen Monaten nicht direkt beteiligt. Allerdings wurden deutsche Soldaten in einem auch für

den Libyen-Einsatz zuständigen Nato-Stab in Italien eingesetzt. Ein möglicher Einsatz zur Polizeiausbildung stieß bei der Polizei-Gewerkschaft auf Wohlwollen. „Wir haben ein elementares Interesse an der Herstellung von Rechtsstaatlichkeit und zur Grenzabsicherung in dieser Region,“ sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt.

Aktion „Pegasus“ mit deutscher Beteiligung Ende Februar − Wochen, bevor der Weltsicherheitsrat die Anwendung bewaffneter Gewalt gegen libysche Kräfte erlaubte − hatten britische und deutsche Spezialkräfte bei der

Aktion „Pegasus“ mit zwei Transall-Flugzeugen 132 Europäer, darunter 22 Deutsche, aus der ostlibyschen Ortschaft Nafurah in Sicherheit gebracht. Für solche Aktionen war in der Bundeswehr das Kommando Spezialkräfte gebildet worden. Auf eine Zustimmung des Bundestags zu dem Bundeswehr-Einsatz hatte die Regierung verzichtet. Es habe sich nicht um einen bewaffneten, sondern letztlich um einen humanitären Einsatz gehandelt, argumentierte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) damals. Merkel (CDU) begrüßte auf dem Flug nach Kroatien, dass Gaddafi „seine politische Macht verloren hat“. Regierungssprecher Steffen Seibert äußerte in Berlin die Hoffnung auf ein ra-

sches Ende des Blutvergießens in Libyen. Frieden, rechtsstaatliche Ordnung und Ruhe seien Voraussetzungen für Deutschland, um das Land auf dem Weg in eine Zukunft zu begleiten. Westerwelle forderte Gaddafi zum Rücktritt auf. Die eingefrorenen libyschen Staatsgelder müssten nach dem erwarteten Sturz Gaddafis schnell wieder freigegeben werden, um den Menschen vor Ort zu helfen. Neben dem Übergang zur Demokratie in Libyen müsse vor allem die Wirtschaft des Landes wieder aufgebaut und medizinische Hilfe geleistet werden, sagte Westerwelle. Als weitere Möglichkeit für deutsche Hilfen nannte ein Sprecher Westerwelles in Berlin Hilfe beim Aufbau von Polizei und Rechtssystem. dapd, AFP

Auf Grundlage der UN-Resolutionen 1970 und 1973 hatte die Nato am 31. März die Führung über den internationalen Libyen-Einsatz übernommen. In der Mission „Unified Protector“ („Vereinigte Schutzmacht“) flogen Nato-Flugzeuge insgesamt 19 877 Einsätze, wie das Bündnis gestern mitteilte. Davon waren 7505 Gefechtsmissionen, also tatsächliche oder beabsichtigte Angriffe auf Ziele. Allein am Sonntag wurden noch 126 Einsätze geflogen, bei denen noch Kommandozentralen und Kriegsgerät zerstört wurden.

3.

Welche Bedeutung hat das Land als Öl-Lieferant?

Libyen förderte vor dem Beginn des Aufstands laut Internationaler Energieagentur rund 1,55 Millionen Barrel pro Tag und war damit einer der 20 größten Ölproduzenten der Welt. 1,49 Millionen Barrel verkaufte das Land ins Ausland − vier Fünftel davon nach Europa. Die wichtigsten Abnehmerländer waren Italien, Frankreich, China und mit einem Anteil von zehn Prozent Deutschland.

4.

Welche Ölkonzerne sind in dem Land aktiv?

Erst seit zehn Jahren sind ausländische Ölkonzerne aktiv: Eni aus Italien, Total aus Frankreich, BP und Shell aus Großbritannien, Exxon Mobil aus den USA. BP erklärte, der Konzern werde seine Tätigkeit wieder aufnehmen, sobald die Bedingungen es erlaubten. Der Nationale Übergangsrat habe brieflich Kontakt zu den Ölkonzernen aufgenommen, sagte ein Sprecher. BP hatte seine Arbeiten in Libyen mit Beginn der Kämpfe im Februar eingestellt.

5.

Welche libyschen Firmen sind in Europa aktiv?

Mit der Machtübernahme fällt den libyschen Rebellen eine große Tankstellen- und Raffineriekette in Europa zu. Unter der Übermarke Tamoil betreibt die libysche Investmentgesellschaft Oilinvest hier rund 3000 Tankstellen und 3 große Raffinerien. Der wichtigste Markt für Tamoil ist Italien mit fast 800 Stationen. In Deutschland gehören rund 400 Tankstellen der Marken Tamoil und HEM zum libyschen Einflussbereich. Dazu kommt die Holborn-Raffinerie in Hamburg. 2009 setzte die Gruppe europaweit 13 Millionen Tonnen Ölprodukte ab.

6.

Wie verhielt sich die deutsche Tamoil während des Konfliktes?

Das Unternehmen erklärte nach Ausbruch der Kämpfe, es befolge die Sanktionen der Europäischen Union gegen Gaddafi. Die deutsche Tamoil stelle sicher, dass kein Geld an Gaddafi und seine Helfer fließe. Die Tamoil GmbH habe noch nie Gewinne oder Dividenden abgeführt, sondern 100 Prozent der Gewinne reinvestiert. Redaktion dieser Seite:

Karl-Heinz Schmidt

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Sonnabend, . Mai 

Lena, die Zweite Im Vorfeld des Ausscheids lief für die 19-Jährige aus Hannover nicht alles rund. Es gibt jedoch keinen Grund, den Traum vom erneuten Sieg vorzeitig aufzugeben. Beim Eurovision Song Contest entscheidet sich am Samstag, ob Lena Meyer-Landrut den europäischen Gesangsthron verteidigen kann Von Peter Rathay Erfurt. Was war das für eine Zeit. Die Lena-Zeit. Ein junges Ding mit x-Beinen, Kulleraugen und rotem Knutschmund verzauberte erst Deutschland − und dann Europa. Ein wahrer Punkteregen prasselte beim Eurovision Song Contest in Oslo auf die Künstlerin aus Hannover nieder. Und der Song „Satellite“ wurde zur deutschen Hymne. „Wow, verdammte Axt − ist das geil“, stammelte Lena ob ihres Überraschungssieges. Und noch Wochen später trällerten wir beseelt „Love, oh Love“ und feierte den zweiten Sieg für Deutschland in der Geschichte des Wettbewerbs. 2010 war das. Lena Meyer-Landrut 2011 ist anders. Und das liegt sicherlich an der von Mentor Stefan Raab großspurig angekündigten Mission Titelverteidigung. In insgesamt drei Fernseh-Shows wurde der Musiksong für den Contest in Düsseldorf ausgewählt. Die Einschaltquoten der ProSieben-Sendung schwächelten und wurden erst bei der Entscheidungsshow mäßig. Es war einfach zu viel Lena − und ein Wettkampf ohne Konkurrenz musste Zuschauer und Fans über kurz oder lang ermüden. Düsseldorf in diesen Tagen. Ein Bäcker bietet Lena-Brötchen an, auch ein Lena-Steak wurde kreiert. Massen von Fans strömen durch die Stadt. Unter ihnen auch zwei Thüringer. „Im Vergleich zu Oslo hat Lena ihre Favoritenrolle eingebüßt“, erzählt Jens Rudloff. Der Thüringer genießt seit knapp einer Woche das Grand-Prix-Feeling

und hat mit seinem Freund Florian bereits jede Menge Musiker kennengelernt. Auch die aus Lauchröden bei Eisenach stammenden Musikfans glauben nicht an einen erneuten Sieg von Lena. „Ich schätze aber, dass sie zumindestens in die Top 10 kommt“, so Rudloff. So oder so ähnlich sehen das auch andere. Zwar drückt das deutsche Publikum für Lena die Daumen, jedoch ist die Mehrheit skeptisch, was den Sieg betrifft. Nur 13 Prozent sehen „Taken By A Stranger“ auf Platz 1.

„Lena hat ihre Favoritenrolle eingebüßt.“ Grand-Prix-Fan Jens Rudloff aus Thüringen Die übrigen 24 Finalisten bekommen längst mehr Aufmerksamkeit. Allen voran die Jedward-Zwillinge aus Irland, die mit ihren Zappel-Einlagen auf und hinter der Bühne zu Publikumslieblingen avancierten. Und auch Österreich sorgte in Düsseldorf für eine Riesenüberraschung − mit der 20-jährigen Nadine Beiler und deren Song „The Secret Is Love“ steht die Alpenrepublik erstmals seit dem Jahr 2004 wieder in der Endausscheidung. Vielleicht wird aber auch Paradise Oskar aus Finnland der große Abräumer − sein Wandergitarren-Song „Da Da Dam“ steht jedenfalls auf jedem Experten-Tipp-Schein. Ein wenig hat sich Lena auch selber ins Abseits manövriert. Anlass war ein Interview, dass

Die 25 Finalisten Finnland: Paradise Oskar Bosnien-Herzegowina: Dino Merlin Dänemark: A Friend in London Litauen: Evelina Sasenko Ungarn: Kati Wolf Irland: Jedward Schweden: Eric Saade Estand: Getter Jaani Griechenland: Loukas Yiorkas Feat Russland: Alex Vorobyo Italien: Raphael Gualazzi

Schweiz: Anna Rossinelli Großbritannien: Blue Moldau: Zdob si Zdub Deutschland: Lena Rumänien: Hotel FM Österreich: Nadine Beiler Aserbaidschan: Ell/Nikki Slowenien: Maja Keuc Frankreich: A. Vassili Island: Sjonni’s Friends Spanien: Lucia Pe’rez Ukraine: Mika Newton Serbien: Nina Georgien: Eldrine

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sie mit Frank Elsner führte. Der Show-Master der alten Schule konnte Lena nicht einfangen. Selbst einfache Fragen beantwortete sie unwillig. Die 19-Jährige verdrehte dabei die Augen und machte Grimassen. Erfrischend frech, ein Markenzeichen der jungen Künstlerin, meint sicherlich was anderes. Aber vielleicht war der Druck im Vorfeld des Finales doch zu groß? Alle warten auf das Finale des Grand Prix 2011. 36 000 Zuschauer werden in der Halle sein, an den Fernsehgeräten kleben 120 Millionen Zuschauer. Die Fähnchen in den Landesfahnen liegen griffbereit. Spannung und Patriotismus sind Teil der medialen Faszination des Wettbewerbs. Und man stelle sich nur vor, wir könnten heute Abend wieder jubeln. Mit „Taken By A Stranger“ wurde auf jeden Fall ein musikalisch interessanter Song ausgewählt. Gerade weil die Elektro-Pop-Nummer etwas düster daherkommt, könnte sie gegen die flirrenden Auftritt der anderen zu Ehren kommen. Der etwas abgehackt klingende Refrain bleibt auf jeden Fall im Ohr. Und auch optisch macht der deutsche Beitrag mächtig was her. Tänzerinnen in Ganzkörperanzügen glitzern silbern und Scheinwerfer formen über Lena eine Lichtpyramide. Die Moderatoren − Anke Engelke, Stefan Raab und Judith Rakers − haben längst bewiesen, dass sie locker-flockig durch den Abend geleiten können. Wie immer ist vieles im Vorfeld der Veranstaltung Kaffeesatz-Leserei. Nur eines ist gewiss − die Zuschauer erwartet heute ab 21 Uhr beim 56. Contest ein bunter Mix aus Balladen, Popsongs und Folklore. Und wie immer wird Kommentatoren-Urgestein Peter Urban den Abend mit kleinen Geschichten würzen. Und noch etwas scheint sicher. Lena verriet bereits, dass sie auch im Fall eines erneuten Grand-Prix-Sieges nicht noch einmal antreten will. Sie wolle auch mal was anderes machen, erklärte sie. Was genau, wisse sie allerdings noch nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass Mentor Stefan Raab nicht noch irgendwelche anderen verrückten Pläne mit ihr hat.

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1.

Was ist der Eurovision Song Contest?

1955 beschloss die Europäische Rundfunkunion − ein Zusammenschluss der staatlichen und öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten − ein gemeinsames Projekt: den Grand Prix of the Eurovision. Im Jahr 1956 wurde der Musikwettbewerb dann erstmals in der Schweiz veranstaltet − mit sieben Ländern.

2.

Wer bestimmt den Sieger des Ausscheids?

Das Abstimmungsverfahren besteht seit dem Jahr 2009 aus Jury-Wertungen und Televoting. Der Song mit den meisten Stimmen erhält 12 Punkte, die darauffolgenden erhalten 10 Punkte, 8 Punkte, 7 Punkte, 6 Punkte, 5 Punkte, 4 Punkte, 3 Punkte, 2 Punkte und 1 Punkt.

3.

Wieso müssen einige Länder nicht ins Halbfinale?

Als größte Beitragszahler sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien automatisch für das Finale qualifiziert.

4.

Wie viele Menschen werden zuschauen?

36 000 Fans werden in der Düsseldorfer Arena sein. 120 Millionen TV-Zuschauer werden prognostiziert. Die ARD-Show kostet über 12 Millionen Euro.

5.

Gab es bereits Titelverteidigungen?

Titelverteidigungsversuche gab es bereits − ohne Erfolg. Die Siegerin des ersten Grand Prix 1956, die Schweizerin Lys Assia, trat beispielsweise 1957 nochmals an − und wurde Vorletzte. Allerdings gewann Johnny Logan zwei Mal für Irland.

6.

Wer sind die Favoriten für den Song-Contest?

Die Idee, Lena beim Contest als Verteidigerin ihres errungenen Titels antreten zu lassen, sorgte bei den Fans nicht nur für Beifallsbekundungen. Foto: dapd

Die britischen Wettanbieter bezifferten die Siegchancen des Franzosen Vassili mit 38 Prozent. Das schrille Jedward-Duo aus Irland kam auf 15 Prozent. Die geringsten Chancen auf einen Sieg hat demnach Sängerin Evelina Sasenko aus Litauen.

„Ich würde mich wundern, wenn Lena gewinnt“ �� ����� Musikexperte Thomas M. Stein über den Eurovision Song Contest, Stefan Raab und den Song „Taken By A Stranger“

Gerda Gabriel „Ich fände es super, wenn Lena erneut gewinnen würde. Das Lied erinnert mich ein wenig an die James-Bond-Songs, ich habe auch die Auswahl mitverfolgt“, so die Schlagersängerin.

Jörg Hindemith „Lena ist ein smartes Madel. Aber ich denke nicht, dass sie nochmal gewinnt. Durch den Grand Prix wurde ich an das Jahr 1984 erinnert, damals gewann ich ein Schlagerfestival in Dresden“, verriet der Musiker.

Christina Rommel „Ich drücke ihr für den Auftritt ganz fest die Daumen − und hoffe, dass sie mit ihrer offenen und herzlichen Art auch bei den Fans der anderen Länder und der Jury gut ankommt“, erklärte die Sängerin.

Kurz vor dem Finale des Grand Prix wurden die Vertreter aus Frankreich und Irland als klare Favoriten gehandelt. Buchmacher sprachen dem französischen Opernsänger Amaury Vassili die größten Siegchancen zu. Und die irischen JedwardZwillinge hatten im Schnitt die zweitbesten Wettquoten. Auch Musikexperte Thomas M. Stein hält eine Titelverteidigung von Lena Meyer-Landrut für äußerst unwahrscheinlich. Peter Rathay sprach mit ihm. Herr Stein, im Vorfeld von Oslo im vergangenen Jahr haben wir beide zwar auf einen Sieg von Lena gehofft − aber nicht wirklich dran geglaubt. Wie sieht es denn in diesem Jahr aus? Ich finde, bei seinen Entscheidungen und Äußerungen muss man konsequent sein. Das heißt, Sie glauben nicht an einen zweiten Grand-Prix-Erfolg? Ich würde mich wundern, wenn Lena gewinnt. Aber es wäre eine große Sache, wenn es klappen würde − und der Sieg würde natürlich auch der deutschen Musikindustrie helfen. Fraglich ist nur, ob es sich die ARD leisten kann, den Grand Prix zweimal auszutragen. Auf jeden Fall hat Lena bei ihrem Auftritt einen musikalischen Heimvorteil. . .

. . . aber nur bei dem Publikum, was vor und in der Halle mitjubelt. Die eigentliche Konkurrenz sitzt ja im Ausland. Die Fans vor Ort dürfen nicht wählen, insofern spielen sie eine relativ kleine Rolle.

Mit Verlaub, das war doch genial. Auf geschickte Art und Weise wurde das ganze Album präsentiert. Da muss man vor Stefan Raab zehnmal den Hut ziehen, das war eine perfekte Marketing-Meister-Leistung.

Im Vergleich zum vorigen Jahr scheint sich in Deutschland das Lena-Fieber nicht so recht einstellen zu wollen − was ist denn los mit uns? Das ist ganz normal. Man muss sich nur mal die Musiklandschaft anschauen, es gibt viele Bands, die für eine gewisse Zeit extrem erfolgreich sind. Wenn der nächste Superhit ausbleibt, dann schwindet auch die Fangemeinde. Häufig gibt es dann den nächsten Superstar. Lena hat nach ihrem Song „Satellite“ keinen richtigen Charterfolg mehr gehabt − und deshalb haben wir auch nicht die gleiche Euphorie wie vor und kurz nach Oslo.

Was sagen Sie als Fachmann zum Song „Taken By A Stranger“, der Deutschland beim Grand Prix auf den ersten Platz katapultieren soll? Ich würde den Song als zeitgemäß bezeichnen. Aber ist er wirklich einzigartig, also so einzigartig, dass er den Sieg bringt? Wie gesagt „Taken By A Stranger“ ist ein moderner Titel, den jeder andere genauso gut hätte singen können. Vielleicht sogar besser. Man merkt sicher, dass ich da relativ kritisch bin. Wenn Lena gewinnt, dann ziehe ich den Hut vor der Leistung. Auf der anderen Seite ist der Markt so eng und es gibt jede Menge guter Songs.

Und Schuld ist Stefan Raab, der Lena noch einmal ins Rennen geschickt hat . . . . . . ich glaube, Stefan Raab ist ein schlauer Mensch. Vielleicht ist ihm die Idee aber auch in einer Art Hochgefühl gekommen.

Lena will, dass wir ihre Musik mögen und ihre Alben kaufen − aber wenn jemand etwas Privates fragt, macht sie die Schotten dicht . . . Auch von Stefan Raab ist ja nicht viel Privates bekannt. Vielleicht sollen die Journalisten ein bisschen was zum Rätseln haben.

Lena hier, Lena da, am Ende hat ihre Dauerpräsenz viele genervt − und dann gab es noch eine Fernsehshow, in der die Sängerin gegen sich selber angetreten ist.

Wenn Lena im Finale verliert, kann aber keinem so richtig die Schuld gegeben werden.

Schließlich konnten die Fans und Fernsehzuschauer über den Song abstimmen. Dazu kann ich nur sagen: Nicht immer, wenn das Publikum wählt, wählt es auch richtig. Ich muss aber auch sagen, der Song war sicherlich einer der besseren. Die entscheidende Frage ist jedoch, wie er im Ausland ankommt − der Grand Prix hat seine eigenen Gesetze. Häufig gewinnt der Musiker, der auch die meiste Show zeigt. Viele Zu-

schauer wollen eben schwertschluckende Ukrainer, die mit einem Feuer auf dem Rücken rumtanzen. Aber abwarten, vielleicht erleben wir in diesem Jahr bei der Finalabstimmung wieder eine Überraschung. Haben Sie für den Samstagabend eigentlich einen persönlichen Favoriten? Ich finde den Beitrag aus Österreich ganz gut. Das Mädel Nadine Beiler hat eine schöne

Stimme, sie singt sauber − und irgendwie passt der Song in die Musiklandschaft. Es würde mich freuen, wenn ein solches Land mal wieder ganz nach vorne käme. Herr Stein, Sie saßen lange in der DSDS-Jury neben Dieter Bohlen − haben wir in Deutschland mit Pietro Lombardi wirklich einen Clown als Superstar bekommen? Man kann DSDS mit Politik vergleichen, das Publikum bekommt eben immer das, was es wählt. Wäre Ihnen wohler, wenn die stimmstarke Sarah Engels gewonnen hätte? Ich persönlich hätte sicher auf Sarah Engels gesetzt. Am Ende aber hat das Publikum entschieden. Und wieder hat sich gezeigt, dass Mädel für einen Jungen das dankbarere Publikum sind. Dazu kommt, Mädchen wählen nicht so gerne Mädchen, weil sie immer die Konkurrenz sehen.

Thomas M. Stein wurde selber zum Fernsehstar.

Foto: ddp

Manager in Sachen Musik Thomas M. Stein führte als Musikmanager Künstler wie Peter Maffay, Falco und Alicia Keys zum Erfolg. Von 2001 bis 2004 saß er neben Dieter Bohlen in der Jury

von „Deutschland sucht den Superstar“. 2009 veröffentlichte Stein seine Biografie „Gesagt, getan“ und seit 2010 ist er Juror in der Castingshow Popstars zu sehen.

Glauben Sie, dass Sarah und Pietro als Liebespaar in der Musiklandschaft eine Zukunft haben? Fragen wir mal anders: Glauben Sie, dass die sogenannte Liebe immer eine Zukunft hat? Redaktion dieser Seite:

Christian Fröhlich

Thüringer Kärntner Allgemeine Wirtschaft


Design: Norbert Küpper 50 Thüringen

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Montag, . September 

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Apoldaer Zwiebelmarkt war ein voller Erfolg Einen Markt, der noch größer und noch schöner ist als in den Vorjahren, hat Apoldas Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand zur Eröffnung des Zwiebelmarktes angekündigt. Das Fazit: Trotz kleiner Abstriche − mit 264 Gewerbetreibenden hatten sich weniger als 2010 angemeldet − ein rundum gelungener Markt bei Kaiserwetter.

Ausstellung zu Ehren Günther Machemehls Günter Machemehl, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, wird vom Heiligenstädter Stormmuseum jetzt mit einer Ausstellung gewürdigt. Gestern wurde sie eröffnet. Vor allem Landschaften, von Blumen geprägte Stillleben sowie Bildnisse und Selbstbildnisse finden sich unter den Arbeiten Machemehls.

Herbstmarkt gestürmt Wieder kamen am Samstag mehr als tausend Besucher in die kleine Hainichgemeinde Alterstedt zum Herbstmarkt. Gehöfte und Gärten luden zum Bummeln über die Stände ein.

Besucherandrang registriert Die Sumitomo Demag GmbH in Wiehe wurde beim ersten Tag der offenen Tür seit elf Jahren von neugierigen Besuchern regelrecht gestürmt und entpuppte sich als Volksfest.

Kaltwalzwerk eingeweiht Ein neues Kaltwalzwerk für die Karosserie- und Fahrwerksleichtprodukte für die Autoindustrie hat die Firma Mubea am Sonnabend in Weißensee eingeweiht. Knapp 50 Millionen Euro wurden für den Bau der Produktionsstätte investiert.

Märchenhaftes Kinderfest Groß und Klein zog es am Wochenende auf den Sondershäuser Markt zum inzwischen 14. Kinder- und Familienfest unter dem Motto „Märchen“. Dass man Kinder ernst nimmt, will die Stadt jetzt mit einer anderen Aktion zeigen. Auf Zetteln können Jungen und Mädchen künftig aufschreiben, was ihnen in ihrer Stadt nicht gefällt.

��� Schauspielerin diskutierte in Manebach ihren Filmhit

Die Herbstbestellung läuft zurzeit auf Hochtouren. Auch auf den Äckern rund um Bendeleben wird jetzt geeggt und gedrillt.

Foto: Nico Kiesel

Rekordtauchgang

Ranklotzen im Herbst �  ��  �� Herbstbestellung bringt Landwirten jede Menge Arbeit bis in die Nacht. Traktoren mit GPS-Technik erlauben Eggen und Drillen auch im Dunkeln. Rinderherde zieht um

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Die Hauptdarstellerin des Films „Erbsen auf halb sechs“, Fritzi Haberlandt (36), war am Samstag zu Gast einer Kino-Aufführung in der Manebacher Kirche. In ihrer Kindheit war sie oft bei ihrer Oma Elisabeth und fühlt sich daher dem Ort im Ilmtal verbunden. Der Besuch war ein vorzeitiges Geschenk für Oma, die in dieser Woche 92. Geburtstag feiern wird. Ehrenamtliche geehrt In Anwesenheit des Vorsitzenden der Thüringer Ehrenamtsstiftung, Volker Düssel, wurden am Samstag Bürger des Landkreises geehrt, die ehrenamtlich im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich sowie bei der Feuerwehr wirken. Landrat Benno Kaufhold überreichte Düssel den Ehrenamtlern die Thüringencard.

ch kann einen Haken an die Hopfenernte machen. Heute kommt der letzte Hopfen aus dem Trockner und wird gegen Mittag verpackt. 23 Tage haben wir für die Ernte gebraucht − so schnell waren wir noch nie fertig. 1,3 Hektar pro Tag, das ist für unsere technische Ausstattung ziemlich gut. Wir hatten auch wieder gute Saisonkräfte, die prima mitgezogen haben. Zehn Leute, die sonst von Hartz IV leben, haben hier mit angepackt. Es ist erstaunlich, was die Menschen bereitwillig leisten, wenn man ihnen mal wieder eine sinnvolle Aufgabe gibt und ein paar Einarbeitungstage Geduld mit ihnen hat. Da müsste viel mehr gemacht werden. Jetzt haben wir mit der Herbstbestellung alle Hände voll zu tun. Für uns Landwirte wird die Arbeit nach der Ernte eigentlich noch mehr. Die Fel-

Gutsverwalter Claus Werner der müssen geeggt oder gepflügt und das Wintergetreide in den Boden gebracht werden. Im Märzen der Bauer die Felder bestellt − das war einmal. Heute bringen die Betriebe im Schnitt 80 bis 90 Prozent ihrer Kulturen schon vor dem Winter in den Boden. Ich bin immer wieder froh, wie gut unsere Leute mitziehen. Auch nachts, auch an den Wochenenden. Drei junge Männer − Roberto Schu-

mann und Lucas und Christian Werner − machen gerade Meisterschule. Die klettern dann abends nochmal auf den Traktor. Oder morgens um vier, bevor der Unterricht losgeht. Dank der GPS-Technik auf den Traktoren ist es auch kein Problem mehr, im Dunkeln auf dem Feld zu arbeiten. Aber der Dreh- und Angelpunkt ist die Qualität der Mitarbeiter. Mit der Getreideernte bin ich ziemlich zufrieden. Die Ausfälle beim Ertrag halten sich in Grenzen und die Preise sind etwas besser als in den Jahren zuvor, das gleicht Verluste aus. Den Papstbesuch haben wir übrigens bis hier nach Bendeleben gespürt. 300 Tonnen Weizen, die eigentlich schon am Freitag abgeholt werden sollten, gehen erst heute raus − die A 38 war ja gesperrt. In Göllingen wollen wir jetzt eine Herde von 90 Angus-Rin-

Ausführlichere Nachrichten im Lokalteil und im Internet unter www.thueringer-allgemeine.de

Diese Woche

Die Raps-Saat muss auf Schneckenbefall kontrolliert werden, die Schädlinge fressen sonst die zarten Laubblätter komplett weg. Auch beim Getreide gibt es tägliche Feldkontrollen auf Mäuse. Da scheint es bald wieder eine Plage zu geben. Aus Deuna bekommen wir 40 Ferkel. Die werden dort speziell für die Hausschlachtung gezüchtet − keine TurboFerkel aus Dänemark. Aus der Agrar GmbH Seega werden 800 Tonnen Getreide abgeholt.

SPD, Grüne und Linke für Geras OB

�  � Wie ein Mast ragt das Holzgebilde in den Himmel. Wer näher kommt, merkt schnell, dass da ein militärisches Gerät steht. Nicht weit weg von der Brandenburg, die wiederum nahe bei Lauchröden liegt, gibt es noch eine Steinschleuder. Im Mittelalter wurde von hier aus die Handelsstraße überwacht. In den Kreuz-

zügen des . und . Jahrhunderts wurde gekämpft. Daher gibt es die Steinschleuder, die auf unserem Foto zu sehen ist. Sie diente handfest der Verteidigung. Auf dem Kolonnenweg ist die große Serie der TA. Leser und Reporter wanderten die alte innerdeutsche Grenze entlang und berichten darüber. Foto: M. Kneise

Gera. Nach SPD und Bündnis 90/Die Grünen unterstützt erneut auch Geras Linke Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (SPD) im Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus. Am Sonnabend entschied sich die Gesamtmitgliederversammlung der Linken. Von 134 Teilnehmern stimmten zwei dagegen, vier enthielten sich der Stimme. Stadtverbandsvorsitzender Andreas Schubert forderte die stärkere Einbeziehung der Geraer in Entscheidungen und mehr Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit. Zugleich machte er Forderungen auf, die noch vor der OB-Wahl am 22. April 2012 erfüllt sein sollen. Dazu gehören die Einführung des Bürgerhaushaltes und eines Sozialtickets ebenso wie der Baubeginn für

ein städtisches Freibad. Der Amtsinhaber beschrieb als Gast der Mitgliederversammlung die Stadt auf dem Weg zu einem „anziehenden Oberzentrum in Mitteldeutschland“. Attribute wie „weltoffen, sozial und sexy“ führte er an und bezog Letzteres vor allem auf Kunst und Kultur. Selbstkritisch erkannte Vornehm, dass es nicht reicht, Ideen zu haben, sondern notwendig sei, viele mitzunehmen. Applaus erntete er für die Bitte, kritische Diskussionen künftig in seinem Beisein zu führen. Der Vize-Landesvorsitzende der Linken, Jörg Kubitzki, erkennt nach eigener Aussage in dem Geraer Bündnis die Chance, eine Alternative für die Landespolitik und die Regierungsbildung zu zeigen.

Fracksausen und taktisches Geplänkel �� Vor dem Amtsgericht Mühlhausen war ein 22-Jähriger wegen seiner Fahrerlaubnis auf Kompromisssuche Von Claudia Götze Mühlhausen. Nach einer Unfallflucht im März 2011 in einem Ort im Unstrut-HainichKreis soll ein 22-Jähriger 900 Euro Strafe zahlen und zwei Monate auf den Führerschein verzichten. Damit hat er aber ein Problem, denn er ist auf Jobsuche.

Wird das Urteil rechtskräftig, muss er sofort das Auto stehen lassen. Also wird er Berufung einlegen, obwohl er mit der eigentlich milden Strafe gut leben könnte. Ein derartiges Rechtsmittel, ob man es nun ernst meint oder nicht, kostet wiederum Geld, das er im Moment erst noch verdienen und dafür auch nicht ausgeben will. Er sei

auf Kompromisssuche und brauche einen Monat Zeit, sagte er dem Strafrichter am Amtsgericht Mühlhausen. Aussuchen, wann er die Fahrerlaubnis abgibt, könne er es sich nicht, machte ihm der Richter klar. Ist das Urteil rechtskräftig, gilt das Fahrverbot. Hauptproblem für den Angeklagten ist, dass er sich für die

autolose Zeit eine Wohnung am neuen Arbeitsort suchen muss. Ob er die Bleibe so schnell findet, konnte er im Strafprozess nicht sagen. Dort legte er ein Geständnis ab und hoffte auf Gnade. Im ursprünglich ergangenen Strafbefehl standen 1500 Euro Strafe und drei Monate Fahrverbot. Davon ist er runter − auch wegen seines Ge-

Der Berliner Jonas Krahn hat es geschafft: Der 26-Jährige von den „Utopian Freedivers“ tauchte im Sundhäuser See bei Nordhausen gleich im ersten Versuch ohne Flossen mit nur einem Atemzug 109 Meter weit. Das ist Weltrekord.

��� 64 Straßen-Leitpfosten herausgerissen Die Leitpfosten auf einem gut drei Kilometer langen Teilstück einer Ortsverbindungsstraße in Heideland im Saale-HolzlandKreis sind herausgerissen worden. Die zunächst unbekannten Täter warfen die 64 Pfosten in der Nacht zum Samstag auf die Straße, berichtet die Polizei.

Aufgezeichnet von G. Pommer

Breite Unterstützung für Amtsinhaber

��� Neuer Spielplatz im Dorf eingeweiht Gemeinsam mit 40 Kindern hat die Gemeinde am Wochenende in Gospenroda (Wartburgkreis) einen neuen Spielplatz eingeweiht. Es gibt eine Doppelschaukel, Hüpfsteine zum Klettern und Springen, aber auch Klettergerüst mit einer großen Rutsche. Der Spielplatz konnte auch dank der Initiative von engagierten Eltern entstehen. Telefonzelle kommt weg Der Fernsprecher gegenüber dem Ruhlaer Rathaus wird verschwinden. Das teilte Bürgermeister Mario Henning (CDU) mit. Die Telekom begründet den Schritt mit dem Argument, dass das Telefon nur selten benutzt wird. Die Stadt bittet darum, die Zelle doch zu belassen.

dern auf eine neue Wiese umsetzen. Das ist immer spannend. Wenn’s gut läuft, sind wir in einer halben Stunde fertig, wenn’s schlecht läuft, erst nach ein paar Tagen. Es kann immer mal ein Tier ausbüxen. Eine Yvonne hatten wir zwar noch nicht, aber einmal half auch nur ein Betäubungspfeil. Ein Lohnunternehmer hat jetzt in unserem Auftrag 2170 Tonnen Mais für eine Biogasanlage gehäckselt und geliefert. Das gehört inzwischen zum Geschäft, aber so richtig glücklich bin ich damit nicht. Manchmal gibt es da schon Auswüchse, die mit Ökotreibstoff nichts mehr zu tun haben. Der Mais, der jetzt noch auf den Feldern steht, wird als Futter eingelagert. Dazu muss er aber erst richtig ausreifen und bleibt bis zum Winter stehen.

ständnisses. Demnach war er nach einem Unfall mit einem Schaden von fast 1000 Euro abgehauen. Gemerkt habe er den Anstoß wegen der lauten Musik nicht. Erst zu Hause sah er das Dilemma und habe „Fracksausen“ bekommen. Trotzdem habe er den Vorfall nicht gemeldet. Passanten hatten den Verursacher

beobachtet, die Kennzeichennummer notiert und angezeigt. Plötzlich stand die Polizei vor der Tür. Das Urteil wurde trotz inhaltlicher Akzeptanz nicht rechtskräftig. Das Mühlhäuser Amtsgericht wird in den nächsten Tagen eine Berufungserklärung erhalten und den Fall anschließend ans Landgericht abgeben.

Generalanzeiger für Thüringen . Jahrgang Redaktion: Gottstedter Landstraße ;  Erfurt Tel. ()  ; Fax ()    E-Mail: redaktion@thueringer-allgemeine.de Chefredaktion: ()    Chefredakteur: Paul-Josef Raue Stellvertreter: Dirk Löhr Verantwortliche: Chef v.Dienst: Axel Eger    und Mirko Krüger    Wirtschaft: Dietmar Grosser    Landesredaktion: Martin Debes    Feuilleton: Sigurd Schwager    Beilage: Hanno Müller    Unterhaltung: Ingo Glase    Sport: Gerald Müller    Bildredaktion    Red.-Technik: Doris Mielisch    Dokument.: Dorothee Schipke    TA Berlin:Wolfgang Suckert / Lokalausgaben: Apolda, Arnstadt, Artern, Bad Langensalza, Eisenach, Erfurt, Gotha, Heiligenstadt, Ilmenau, Mühlhausen, Nordhausen, Sömmerda, Sondershausen, Weimar. Verlag: Thüringer Allgemeine Verlag GmbH & Co.KG Gottstedter Landstraße ,  Erfurt; Telefon ()    Fax ()   ; Geschäftsführer: Dr. Martin Jaschke, Klaus Schrotthofer, Ulrich Hölscher. Die THÜRINGER ALLGEMEINE erscheint mit TV-Magazin „rtv“ und Wochenendbeilage „Thüringen zum Sonntag“. Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Manuskripte, Unterlagen und Fotos keine Gewähr. Anzeigen und Vertrieb: Zeitungsgruppe Thüringen GmbH & Co. KG Gottstedter Landstraße ,  Erfurt; Telefon () ; Fax ()  E-Mail: geschaeftsfuehrung@zgt.de; Geschäftsführer: Dr. Martin Jaschke (Sprecher), Klaus Schrotthofer, Ulrich Hölscher. Verantwortlich für Anzeigen: Mathias Gauß, Lutz Schulz Anzeigenpreisliste Nr.  (gültig ab ..) Service-Telefon Anzeigenaufnahme:  /    ( Cent/Anruf). Fax für Anzeigen ()  E-Mail f. Anzeigen: anzeigenzentrale@zgt.de. Hauptvertriebsleitung: Eberhard Heinze, Andreas Hohmann. E-Mail für Vertrieb: zustellservice@zgt.de Erfüllungsort und Gerichtsstand für das Mahnverfahren ist Erfurt. Anzeigen und Beilagen politischen Aussage-Inhalts stellen allein die Meinung der dort erkennbaren Auftraggeber dar. Druck: TA-Druckhaus GmbH&Co.KG Gottstedter Landstraße ,  Erfurt; Telefon ()   . Zur Herstellung der THÜRINGER ALLGEMEINE wird Recycling-Papier verwendet.

Redaktion dieser Seiten: Sebastian Tauchnitz

Thüringer Kärntner Allgemeine Wirtschaft


Design: Norbert Küpper 51 Thüringen

T C TH

Montag, . Juni 

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Betrunkener tritt Sanitäter Zahnplombe aus Weil eine offensichtlich hilflose Person regungslos im Gebüsch lag, riefen Passanten am Freitagnachmittag einen Rettungswagen. Die Sanitäter legten den 33-jährigen Patienten auf eine Trage, um ihn in die Notaufnahme zu bringen. Plötzlich schlug und trat der Mann um sich und traf einen der Sanitäter am Kopf. Der Helfer verlor eine Zahnplombe.

Nordthüringens besten Schäfer gefunden Kurt Schirmer aus Kleinbodungen (Landkreis Nordhausen) hat den Nordthüringer Wettbewerb im Leistungshüten gewonnen. Auf der Veranstaltung am Samstag in Bottendorf (Kyffhäuserkreis) setzte er sich gegen drei Konkurrenten durch. Die Teilnehmer mussten ihr Können im Schafehüten zeigen. Schirmer darf nun zum Landesausscheid im August in Hohenfelden antreten.

Wasserfee Astrid I. Die einheimische Medizinstudentin Astrid Müller wurde am Samstag von Norbert Naperkowski alias Sebastian Kneipp zur 1. Bad Berkaer Wasserfee gekrönt. Sie vertritt die Kurstadt in den kommenden zwei Jahren als Repräsentantin.

Grillmeisterinnen gekürt Die Golden Grill Girls konnten bei den Nordhäuser Stadtmeisterschaften des Gewerbevereins ihren Titel als Grillmeisterinnen vom letzten Jahr erfolgreich verteidigen. Sie zauberten eine besondere Bratwurskreation mit Salat, Nackensteaks und natürlich auch noch einen leckeren Nachtisch auf die Teller.

Festumzug in Ingersleben Anlässlich ihres 900. Gründungsjubiläums stellten die Einwohner von Ingersleben am Samstag einen prächtigen Festumzug auf die Beine. 538 Teilnehmer sorgten für eine Aufstelllänge des Zuges von sagenhaften 650 Metern. 24 Themen wurden gestaltet. Kuschel tritt in Arnstadt an Frank Kuschel, der für die Linke im Landtag sitzt, ist ein Jahr vor der Bürgermeisterwahl in Arnstadt zum Kandidaten seiner Partei gewählt worden.

��� Zwei Autoinsassen bei Unfall schwer verletzt Bei einem Autounfall in der Nähe von Meiningen sind am Freitag zwei Menschen schwer verletzt worden. Ein 84-jähriger Autofahrer hatte beim Abbiegen von der Bundesstraße auf einen Feldweg ein entgegenkommendes Auto übersehen und war damit kollidiert.

��� Manipulation an Geldautomat registriert Der Selbstbedienungsbereich der Commerzbank am Mühlhäuser Untermarkt ist durch die Polizei versiegelt worden. Beschädigt oder wahrscheinlich manipuliert wurden nämlich ein Einzugsschacht für EC-Karten an einem Geldautomaten. Anfang November 2009 hatte es in der Filiale den ersten Fall von sogenanntem Skimming in Nordthüringen gegeben, bei dem die Geheimzahlen der Karten abgegriffen werden. Kindergarten geschlossen Die Gemeinde Frankenroda muss künftig auf ihre Kindertagesstätte verzichten. Zuletzt waren sieben Kinder betreut worden. Die Gebühren hätten um 250 Euro erhöht werden müssen − ein Betrag, der den Eltern nach Ansicht des Rates nicht zuzumuten war. Ausführlichere Nachrichten aus Ihrer Region finden Sie im Lokalteil und im Internet unter www.thueringer-allgemeine.de

 Gänse wurden nun endlich an das Gut in Bendeleben geliefert und werden für die Weihnachtszeit gemästet.

Foto: Nico Kiesel

Hochzeit stand ins Haus �  ��  �� Die Transporttechnik für die Getreideernte wird überprüft und repariert. Nach den 400 Gänsen kommen diese Woche 200 Mularden-Enten

Ich

bin heilfroh und dankbar, dass wir nun endlich auch mal 12 Millimeter Niederschlag abbekommen haben. Das hat den Kulturen und den Tieren gleichermaßen gutgetan. Gerade noch rechtzeitig vor dem großen Gewitter, konnten wir die letzten zwei Ballen Heu trocken unters Schleppdach bringen. Das hat gepasst. Nachdem die großen Mähdrescher auf Vordermann gebracht sind, steht das Überholen der Transporttechnik an. Hänger und Traktoren müssen bis Herbst durchhalten. Leider ist uns ein Hoflader ausgefallen, der eigentlich noch zwei Jahre seine Leistung bringen sollte.

Gutsverwalter Claus Werner Das zehn Jahre alte Gerät schnell zu reparieren, war mir zu unsicher. Denn wenn die Ernte Ende Juni losgeht, darf er nicht mehr ausfallen. Da sind immerhin 3500 Tonnen Getreide und 1000 Tonnen

Stroh umzuschlagen und einzulagern. Also musste ein neuer her. Dafür muss ich nirgends hinfahren. Wir arbeiten seit Jahren mit vier zuverlässigen Landhandelsunternehmen und einem Technikhändler zusammen. Sie zu finden, das hat gedauert. Denn wo regelmäßig Betriebsmittel wie Pflanzenschutzmittel, Dünger, Getreide, Sackbänder oder Saatgut gehandelt werden, kommen nicht selten fünfstellige Summen zusammen. Da muss man sich vertrauen. Für den Hoflader sind jetzt wieder 38 000 Euro fällig geworden. Die ersten 400 Gänse haben sich gut bei uns eingelebt. Ich habe mich entschieden, die 600

Mularden-Enten in drei Etappen zu kaufen. Denn da die ersten Bestellungen schon für die Kirmes im Oktober eingegangen sind, muss ich sie früher einstallen als ursprünglich geplant. Ein schönes Wochenende haben sechs meiner Kollegen und ich diesmal weitab von der Arbeit in Wolfenbüttel verbracht. Meine rechte Hand auf dem Gut, Malte Ebeling, hat sich getraut. Für ihn hatten wir extra eine noch schönere Kutsche als die unsere von Manfred Webendörfer aus Oldisleben geholt und samt der Pferde in Maltes Heimat transportiert. Die Hochzeit war ein Erlebnis. Aufgezeichnet von R. Rusche

Diese Woche

200 Mularden-Enten müssen sicher im Stall untergebracht werden. Am 21. Juni fahre ich mit meiner Hopfenmeisterin zur Hopfentagung nach Dornburg bei Jena. Da geht es vor allem um den Erfahrungsaustausch. In Rottleben und Göllingen misten wir zwei Schafställe aus. Wir brauchen den natürlichen Dung für Hopfenund Getreidefelder.

Kinderwagen war Ausgangspunkt des Feuers Vier Verletzte sind bei Brand in einem Mehrfamilienhaus in der Erfurter Krämpfervorstadt zu beklagen Erfurt. Vier Verletzte waren bei einem Brand in einem Erfurter Mehrfamilienhaus zu beklagen. 22.48 Uhr ging der Notruf ein: Feuer am Leipziger Platz 8. Feuerwehren und Rettungswagen rollten an, dazu Polizei. Das Feuer ging von einem im Hausflur abgestellten Kinderwagen aus. Die Kripo nahm noch am Abend die Ermittlungen auf. Rauch drang als erstes in die beiden Parterrewohnungen, zog dann auch durch das Treppenhaus. Die Feuerwehr evakuierte mehrere Mieter. Vier Bewohner wurden durch Rauch-

gas leicht verletzt. Eine hochschwangere Frau und ein Rentnerehepaar kamen zur Überprüfung ins Krankenhaus. Nach dem Lüften konnten die Mieter wieder in ihre Wohnungen. Sie haben allerdings sicher noch mehrere Tage den Brandgeruch zu verkraften. Das schöne Treppenhaus des sanierten Mehrfamilienhauses ist rußgeschwärzt. Die Polizei schätzt den Schaden auf über 8000 Euro. Vom Kinderwagen blieben nur Verstrebungen übrig. Trotzdem waren alle froh, dass nicht noch mehr passierte.

Ein Bürgerbündnis protestierte am Samstag gegen den NPD-Parteitag in Kirchheim. Foto: Kai Mudra

��� Brand in Greizer Lagerhalle verursacht hohen Schaden Ein Brand in einer Lagerhalle in Greiz hat einen Schaden von mehr als 50 000 Euro verursacht. Das Feuer war am Freitagabend aus bislang ungeklärter Ursache ausgebrochen. In der Halle lagerten Nutzhanfballen sowie mehrere Spezialteile für eine Fotovoltaikanlage. Tagungsland Thüringen Thüringen will sich als Tagungsland etablieren, sagte gestern Bärbel Grönegres, Geschäftsführerin der Thüringer Tourismus GmbH, im Rahmen der Eröffnung der Reisemesse „Travel“ in Altenburg. Bislang liege der Freistaat im bundesweiten Vergleich auf Rang zehn bei der Beliebtheit für Tagungen. Ziel müsse sein, unter die ersten fünf zu kommen.

Generalanzeiger für Thüringen . Jahrgang

Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen war am Samstagabend in Erfurt im Einsatz. Zwei Personen mussten in die Klinik. Foto: Marco Kneise

Chefin Renate Licht, die − wie auch andere Redner − ein schnelles NPD-Verbot forderte. Bei Kaffee und Gebäck riefen die Protestierenden den Neonazis entgegen, dass diese verschwinden sollen. Genau 47 Personen folgten dem Aufruf zum Protest. Das waren immer noch deutlich mehr als NPDMitglieder auf dem Parteitag. Denn von 56 erwarteten Delegierten hatten gerade einmal 34 den Weg nach Kirchheim gefunden. Damit war das braune Grüppchen noch beschlussfähig. Das offenbar geringe Interesse zeigt zugleich das große Personalproblem, welches die NPD in Thüringen zu haben scheint. Nach den Ausführungen von Landeschefs Frank Schwerdt traten gerade einmal 30 der 120 DVU-Mitglieder nach der Fusion beider Parteien in die NPD ein. Damit blieb der

erhoffte Mitgliederschub aus. Laut Verfassungsschutz zählt die Truppe derzeit noch etwa 350 Parteigänger. Nur 7 der 17 Landesverbände waren im Vorjahr überhaupt noch in Erscheinung getreten. Das gilt offenbar auch für den Ilmkreis. Denn es fand sich niemand aus dieser Region, der den Parteitag eröffnen konnte. Trotz dieser Probleme wurde die Losung ausgegeben, 2014 in den Landtag einziehen zu wollen. Dafür versucht die NPD langfristig auch ihre Finanzen zu ordnen. Die rechtsextreme Partei profitiert dabei von deutlich gestiegenen staatlichen Zuschüssen. So beträgt die staatliche Finanzierung, die sich aus den Wählerstimmen der vergangenen Landtagswahl errechnet, derzeit pro Jahr 22 725,20 Euro. 7800 Euro wollen die Rechten

Chefredakteur: Paul-Josef Raue Stellvertreter: Dirk Löhr Verantwortliche: Chef v.Dienst: Axel Eger    und Mirko Krüger    Wirtschaft: Dietmar Grosser    Landesredaktion: Martin Debes    Feuilleton: Sigurd Schwager    Beilage: Hanno Müller    Unterhaltung: Ingo Glase    Sport: Gerald Müller    Bildredaktion    Red.-Technik: Doris Mielisch    Dokument.: Dorothee Schipke    TA Berlin:Wolfgang Suckert / Lokalausgaben: Apolda, Arnstadt, Artern, Bad Langensalza, Eisenach, Erfurt, Gotha, Heiligenstadt, Ilmenau, Mühlhausen, Nordhausen, Sömmerda, Sondershausen, Weimar.

Proteste gegen NPD-Landesparteitag Kirchheim. Es war ein scheinbar kleines Grüppchen, das da Samstagvormittag in Kirchheim unweit von Arnstadt gegen den NPD-Landesparteitag protestierte. Die Erlebnisscheune bot wie auch in den Jahren zuvor den Rechtsextremisten Unterschlupf. Davor machten Bewohner der Gemeinde und Gäste ihrem Protest laut Luft. Die Polizei beobachtete beide Veranstaltung gelassen. Anlass zum Eingreifen gab es keinen. Pfarrer Holger Lübs hatte die Proteste angemeldet. Es sei richtig, dass sich die evangelische Kirche gegen Rechtsextremisten positioniere, erklärte er. „Faschistoides Gedankengut gehört nicht in unsere Demokratie“, begründete Lübs seine Initiative. Unterstützung kam auch von Thüringens DGB-

Feuerwehr feierte 100. Mit einem großen Festumzug feierte die Feuerwehr Siemerode im Eichsfeld am Sonntag ihren 100. Geburtstag und den Abschluss der Festwoche. Mit dabei waren zahlreiche Wehren umliegender Orte und Vereine.

Redaktion: Gottstedter Landstraße ;  Erfurt Tel. ()  ; Fax ()    E-Mail: redaktion@thueringer-allgemeine.de Chefredaktion: ()   

Die Rechtsextremen haben weiter erhebliche Personalprobleme. In Greiz stürmten Neonazis eine Feier und verprügelten die Gäste Von Kai Mudra

Ansturm beim Kunstmarkt Trotz regnerischen Wetters sind Tausende Besucher am Samstag zum 21. Kunstmarkt Friedrichsrode gekommen. Noch am Morgen hatte ein Wolkenbruch Stände verwüstet und Parkplätze verschlammt.

2011 aus Mitgliedsbeiträgen einnehmen, und sie hoffen auf knapp 10 000 Euro aus dem parteiinternen Finanzausgleich. Zudem sind etwa 2500 Euro Spenden fest eingeplant. Insgesamt hofft die Thüringer NPD bis 2014 Wahlkampfrücklagen in Höhe von etwa 60 000 Euro bilden zu können. Nicht in dieser Rechnung enthalten sind die Aufwendungen für aufgenommene Darlehen. Werden die einbezogen, ergibt sich zum Jahresende ein Negativsaldo von etwas mehr als 31 000 Euro. Derweil zeigten die Neonazis am Samstag in Greiz wieder ihr wahres Gesicht. 15 Rechtsradikale stürmten nach Polizeiangaben eine Jugendveranstaltung der linken Szene, warfen mit Flaschen, demolierten Mobiliar. Drei Personen wurden dabei verletzt, hieß es weiter.

Verlag: Thüringer Allgemeine Verlag GmbH & Co.KG Gottstedter Landstraße ,  Erfurt; Telefon ()    Fax ()   ; Geschäftsführer: Dr. Martin Jaschke, Klaus Schrotthofer, Ulrich Hölscher. Die THÜRINGER ALLGEMEINE erscheint mit TV-Magazin „rtv“ und Wochen- endbeilage „Thüringen zum Sonntag“. Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Manuskripte, Unterlagen und Fotos keine Gewähr. Anzeigen und Vertrieb: Zeitungsgruppe Thüringen GmbH & Co. KG Gottstedter Landstraße ,  Erfurt; Telefon () ; Fax ()  E-Mail: geschaeftsfuehrung@zgt.de; Geschäftsfüher: Dr. Martin Jaschke (Sprecher), Klaus Schrotthofer, Ulrich Hölscher. Verantwortlich für Anzeigen: Mathias Gauß, Lutz Schulz Anzeigenpreisliste Nr.  (gültig ab ..) Service-Telefon Anzeigenaufnahme:  /    ( Cent/Anruf). Fax für Anzeigen ()  E-Mail f. Anzeigen: anzeigenzentrale@zgt.de. Hauptvertriebsleitung: Eberhard Heinze, Andreas Hohmann. E-Mail für Vertrieb: zustellservice@zgt.de Erfüllungsort und Gerichtsstand für das Mahnverfahren ist Erfurt. Anzeigen und Beilagen politischen Aussage-Inhalts stellen allein die Meinung der dort erkennbaren Auftraggeber dar. Druck: TA-Druckhaus GmbH&Co.KG Gottstedter Landstraße ,  Erfurt; Telefon ()   . Zur Herstellung der THÜRINGER ALLGEMEINE wird Recycling-Papier verwendet.

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Design: Norbert Küpper 52 Apoldaer Allgemeine

T A AP

Konzerte und mehr in der Lutherkirche

�� Die „Thüringer Allgemeine“ gratuliert am Sonnabend in: Bad Sulza Gerhard Krause zum 81., Günther Neubert zum 73., Eberstedt Wilfried Putze zum 65., Wormstedt Dora Ludwig zum 79.

Neue Ausstellung ab 15. Juni Apolda. Im Sommer findet eine Serie von 17 Veranstaltungen in der Lutherkirche statt. Neben Konzerten, Vorträgen, Reiseberichten und einem Film werden auch zwei Ausstellungen gezeigt. Zum einen „Du stellst meine Füße auf weiten Raum. . .“ (Eröffnung am 15. Juni um 19 Uhr) und zum anderen „A.W. Gottschalg, Liszts legendarischer Kantor“ (1827 - 1908) über den vom Komponisten Franz Liszt hochgeschätzten Kantor, Organisten und Orgelrevisor. Einen besonderen Genuss im Lisztjahr 2011 verspricht auch das Konzert zu Ehren von Franz Liszt mit Michael von Hintzenstern (Orgel) und Norico Kimura (Sopran) am 24. August zu werden. Die Ausstellungen der beiden vergangenen Jahre mit ihren insgesamt rund 25 000 Besuchern sind für die Evangelische Kirchengemeinde Apolda ein Ansporn, auch in diesem Jahr wieder eine Ausstellung in der Lutherkirche zu zeigen. Teilnehmer sind erwachsene Künstler (Maler, Schriftsteller, Fotografen, Musiker und junge Künstler (Kinder und Jugendliche). Jeder Mensch hat etwas zu erzählen. Und das ist es genau, wozu bei dieser Ausstellung animiert werden soll: Menschen sollen erzählen, was sie fühlen und denken. Jeder drückt sich dabei auf seine persönliche Weise aus .

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Besseres Miteinander zu Gott Pfingsten und die Kirche Von Pfarrer Axel Walter Im Umgang mit anderen Menschen möchten wir sehr genau wissen, „wes Geistes Kind“ sie sind. Wir fühlen uns gleich sicherer, wenn wir spüren, wie wir einander einschätzen dürfen. Schließlich möchten wir auf niemanden hereinfallen, uns nicht “hinters Licht führen“, also betrügen lassen. „Wes Geistes Kind“ wir sind, lässt sich an unserer konkreten Lebenspraxis ablesen. Welcher Geist treibt uns? Das erste Pfingstfest beschreibt die Gründung der Kirche. Aus den Berichten darüber bleibt keinerlei Zweifel daran, „wes Geistes Kinder“ die Leute dort waren: es wehte Gottes Geist. Sie ließen sich zu Tausenden taufen. Aus ihren Ängsten wurde Mut zum Leben. Jetzt wurden sie eines anderen Geistes Kinder, nämlich Kinder der Freiheit! Sie wurden untereinander wie Geschwister − bei aller Unterschiedlichkeit − in einer großen Familie. Mit Respekt und Solidarität brechen Verschiedenheiten nicht zu Gräben auseinander. Freiheit und Furchtlosigkeit sind wirklich Geschenke des Gottesgeistes. „Für andere“ konnten und können sich Menschen einsetzen, auch wenn sie persönlich „Kopf und Kragen riskieren“. Der Geist Gottes stellt uns Menschen in ein Verhältnis gegenüber Gott, wie das von einem Kind zu einem guten Vater. Das ist ein Verhältnis der Freiheit und des Vertrauens, des Beistandes und der Furchtlosigkeit und genauso der Geschwisterlichkeit − kurz: Pfingsten ist der Beginn des besseren Miteinanders mit Gott und untereinander. „Wes Geistes Kinder“ wir also sind, das beweist immer unser Handeln in der jeweiligen Situation. Der Heilige Geist von Pfingsten hinterlässt immer eindeutige Spuren; handeln wir aus diesem Geist, handeln wir in jedem Fall richtig. Bitten wir also Pfingsten um seine Anwesenheit − wir haben sie nötig.

Sonnabend, . Juni 

Die Streichergruppe brachte mit dem Queen-Klassiker „We will rock you“ ordentlich Stimmung in die Stadthalle.

Fotos (): Peter Hansen

Streicher rocken den Saal Talentierte Schüler zeigen beim Frühlingsfest des Gymnasiums Bergschule ihr Können in der Stadthalle. Musikalische Darbietungen, Gedichte, Zaubershows und Tänze überzeugten das Publikum Von Sophie Bartholome Apolda. Dass der ungarische Gastschüler Bali in Apolda eine zweite Heimat gefunden hat und hier sehr gut aufgenommen wurde, merkte man am Mittwochabend beim Frühlingsfest des Gymnasiums Apolda in der Stadthalle sofort. Vor seinen beiden Auftritten feuerten ihn bereits seine Mitschüler mit Namensrufen an. Vorerst ließ er die Gitarrensaiten und seine Stimme erklingen. Mit erstaunlichen Fähigkeiten beeindruckte er hingegen bei seinem zweiten Auftritt. Er zeigte dem Publikum einen alten brasilianischen Kampftanz, wobei Bali mit einer Leichtigkeit u. a. einen Rückwärtssalto, einhändigen Handstand und Drehtritte vorführte.

Doch nicht nur er erntete für einen gelungenen Auftritt starken Applaus. Gestern Abend konnte man sehen, dass in den Schülern der Bergschule vielfältige Talente schlummern. Auch die Jüngsten der Bergschule glänzten mit viel Engagement. Die Fünftklässler boten Flötenund Klavierstücke sowie Gedichte. Linda Häfner und Lilli Engelstädter harmonierten bei ihren dargebotenen Akkordeonstücken des Komponisten Hans Günter Kölz sehr gut. Wie man einen Luftballon verschluckt und ein um einen Meter geschrumpftes Mädchen mit einem kleinen Ventilator fliegen lässt, zeigten die Geschwister Sarah und Sebastian Seeling bei ihrer Illusionshow. Sie gehörten mit ihrer kreativen Darbietung an diesem Abend zu

den Neulingen und holten damit regelrecht den Frühlingszauber in den Saal. Mit Gitarre und Gesang überzeugten die Schüler Max Kraatz und Bertram Burkert bei „Strawberry Swing“ von der Gruppe Coldplay. Doch auch die beiden Mädchen CécileMaren Gössl und Juliane Seidel wagten sich an ein moderneres Musikstück. Dabei zeigten sich die guten Stimmen und flinken Finger an der Gitarre. An die erste große Liebe auf dem Schulhof erinnerte gestern unter anderem der Schulchor, der schon seit vielen Jahren von Musiklehrerin Heidemarie Dübler geleitet wird. Die Streichergruppe der Klassenstufe 5 animierte mit dem Lied „We will rock you“ das Publikum zum Stampfen und Klatschen.

Das traditionelle Frühlingsfest des Gymnasiums Bergschule bot den Besuchern in der gut besetzten Apoldaer Stadthalle jede Menge Abwechslung. Für die Auftritte gab es lang anhaltenden Applaus.

Schüler kämpfen um Sieg

Eine überdachte Sitzgelegenheit − hier die Bank am Brunnen − soll auf Wunsch der Nauendorfer am Wassertretbecken entstehen. Foto: Peter Hansen

Sitzgelegenheit am Wasser-Tretbecken Nauendorfer Mittelweg bis Ende Juli saniert Nauendorf. Die kleinste Ortschaft der Stadt Apolda befindet sich derzeit im zweiten Jahr des Dorferneuerungsprogrammes. Bis 2014 ist der Förderschwerpunkt für Nauendorf anerkannt. „Im vorherigen Jahr wurden nur kleinere Maßnahmen in diesem Rahmen durchgeführt“, weiß Ortsteilbürgermeister Gerhard Schäfer. Doch in diesem und den folgenden Jahren wird es zahlreiche Erneuerungen und Sanierungen geben, was vor allem die rund 170 Einwohner freuen wird. Zur jüngsten Ortsbegehung trafen sich die Vertreter der Stadtverwaltung mit Gerhard Schäfer. Derzeit wird der Mittelweg in Nauendorf saniert und die Straßenbeleuchtung im Krautländer Weg erneuert. Ende Juli sollen die Baumaßnahmen voraussichtlich abge-

schlossen sein. Weiterhin wird es zu diesem Zeitraum eine Anliegerversammlung geben, um den Ausbau des Mattstedter Weges zu besprechen. Die vollständige Verschönerung des Nauendorfer Gemeindehauses ist bereits für einen späteren Zeitraum vorgesehen. Da der Platz am Wassertretbecken intensiv genutzt wird, wünschen sich die Nauendorfer Bürger eine überdachte Sitzgelegenheit. Diese wird in den kommenden Wochen entstehen. Weiter laufen bereits die Planungsvorbereitungen für die Sanierung der Gasse einschließlich der Brücke zwischen dem Brückenweg und Krebsbach. Auch die Beleuchtung ist in die Planung mit eingeschlossen. Die Baumaßnahmen werden jedoch erst im Jahr 2012 beginnen. sob

Apolda. Vor dem langen Pfingstwochenende konnten sich zahlreiche Grundschüler im Wasser austoben und sich im Schwimmen messen. Bereits zum zweiten Mal fand der Grundschulwettkampf in der Apoldaer Schwimmhalle statt. Mit insgesamt 68 Punkten sicherte sich die Grundschule Herressen/Sulzbach den Wanderpokal. Mit nur drei Punkten Differenz folgte die ChristianZimmermann Grundschule und die Wormstedter Grundschule belegte einen tollen 3. Platz mit 59 Punkten. Weiterhin nahmen am Schwimmwettkampf die Gotthold-Ephraim-Lessing-Grundschule, die Grundschule „Am

Montag in: Apolda Ella Schröder, Carolinenheim, zu ihrem 89., Bad Sulza Werner Sobczyk zu seinem 85., Ruth Gröschner zum 76., Hilda Hoyer zu ihrem 74., Großromstedt Dieter Schäfer zum 72., Oberroßla Ilona Schweizer zum 60., Pfiffelbach Ursula Schröter zu ihrem 85., Pfuhlsborn Brigitte Stark zu ihrem 71., Willerstedt Brunhilde Kürbs zum 83.

Beschluss der Stadträte als Geschenk

Insgesamt acht Grundschulen nehmen am Schwimmwettkampf teil Von Sophie Bartholome

Sonntag in: Apolda Lotte Irmscher, Seniorenheim Paul-Schneider-Straße, zu ihrem 94. Geburtstag, Elfriede Knauer, Seniorenheim Planstraße, zu ihrem 86., Bad Sulza Johannes Schafitel zum 89., Klaus Herrmann zum 81., Eckolstädt Dieter Schütze zum 67., Großheringen Helga Thieme zu ihrem 81., Kapellendorf Günther Beyer zu seinem 85., Liebstedt Ingeburg Franke zum 80., Sonnendorf Siegfried Frömchen zum 79., Stobra Christiana Kunz zum 65., Utenbach Monika Wicht zu ihrem 71., Karin Henrich zu ihrem 70., Willerstedt Christa Herforth zum 65.

Schötener Grund“ und die Schulen aus Großschwabhausen, Wickerstedt und Pfiffelbach teil. Mit Anfeuerungsrufen standen die Kleinen am Beckenrand und motivierten ihre

„Im letzten Jahr gewann die Wickerstedter Grundschule“ Silke Hanemann, Schulsportkoordinatorin Schwimmer. Die Schüler wetteiferten zunächst im 50 Meter Brustschwimmen. Innerhalb von 54 Sekunden schwamm Angelina Stößel von der Grundschule Herressen/Sulzbach die Strecke und war damit

die Schnellste. Wieland Baseler von der Grundschule Großschwabhausen war der schnellste Junge im Brustschwimmen. Beim 25 Meter Rückenkraulen lag Maxi Nickl von der Christian-Zimmermann-Schule und Heinrich Lenk von der Schule „Am Schötener Grund“ vorn. Die Staffelwettbewerbe lagen vor allem den Drittklässlern der Wormstedter Grundschule. Sie erhielten die höchste Punktzahl bei der Nudel- und Bruststaffel. Wem das Tauchen besonders gut lag, der konnte beim Ringtauchwettbewerb punkten. Die Mädchen und Jungen der Grundschule Herressen/Sulzbach waren die geschicktesten Taucher. Sie fanden die meisten Gegenstände im Wasser und brachten sie an die Oberfläche.

Edinger wird Straße gewidmet Apolda. Hedwig Edinger feiert am Montag ihren 90. Geburtstag in Kassel. Anlässlich dieses Tages bekommt sie ein Geschenk von der Apoldaer Stadtverwaltung überreicht. Diesem ist der Stadtratbeschluss beigelegt, der besagt, dass die nächste zu widmende Apoldaer Straße den Namen ihres Mannes tragen soll. Ludwig Edinger war im März 2000 gestorben. Als 29jähriger Oberleutnant und Kampfkommandant von Apolda fasste er im Jahre 1945 den Entschluss, sich dem sinnlosen Befehl zur Verteidigung zu widersetzen und seinem Gewissen zu folgen. Dadurch ersparte er den Einwohnern letztlich viel Leid und Elend. sob

Apoldaer Allgemeine Verantwortlicher Redaktionsleiter: Michael Baar Anschrift: Johannisgasse   Apolda ()    Fax: ()    E-Mail: apolda@thueringer-allgemeine.de LESERSERVICE  /     /    ( ct./ Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. , /Min.)

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Die Grundschüler zeigten ihr Können im Wasser.

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Redaktion des Lokalteils:

Tino Richter

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Dienstag, . Mai 

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Kein Haar am Körper

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Schöne Schuhe

Brustpelz war gestern. Immer mehr Menschen lassen sich auch den letzten Bewuchs am Körper entfernen. Der Dermatologe Dr. Afschin Fatemi ist deutschlandweit als Laser-Koryphäe anerkannt Von Britta Hinkel

Klaus Jäger, Redakteur in Apolda, wechselt vom 23. Mai bis 10. Juni in die italienische Tageszeitung „Gazzetta die Parma“. Kennen Sie das, wenn die Frau vor dem vollen Kleiderschrank steht und unablässig murmelt, sie hätte nichts anzuziehen? Diesmal der Schock: „Du hast nichts anzuziehen“, insistiert die Gattin und bestraft mich mit vorwurfsvollem Blick. Ich will doch nicht unangenehm auffallen, und schließlich gehen die Italiener immer im elegantesten Zwirn auf Arbeit. So. Tun sie das wirklich? Oder ist das auch wieder nur so ein Vorurteil und die, die wir schon oft so sahen, sind vielleicht nur die Banker. Die werden ja auch hierzulande schon als Azubis in furchtbar formelle Anzüge gesteckt, um die Seriosität zu verkörpern, die den meisten Banken längst verloren gegangen ist. Ich werde meine Kleidung mit Sorgfalt wählen. Alles andere entscheidet sich vor Ort. Meine liebsten Schuhe zum Beispiel sind graublau und haben an der Sohle schon verdächtig dünne Stellen. Aber es sind italienische und sie sehen so gut aus. Ich beschließe, dass für die Fahrt ein paar bequeme Turnschuhe reichen müssen. Die schöneren Schuhe kauft man sowieso in Italien. Und das ist kein Vorurteil. Noch 6 Tage . . .

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5. Etappe: Sprint nach Meiningen „Vier Tage waren wir bereits für die gute Sache in Thüringen unterwegs, aber nicht einmal ergab sich die Gelegenheit, herzhaft wie Klein-Maxe in eine Thüringer Bratwurst zu beißen. Was hilft's. Ich bin nur die letzten 2500 Meter mitgeradelt. Dafür im Sprint, bevor hier irgendwelche Kritik aufkommt. Als ich gegen 13.05 Uhr in Meiningen mit vorgestrecktem Lenker über die Ziellinie schoss, dachte ich im ersten Moment ans ’Grüne Trikot’“. Für missbrauchte Minderjährige hat die Stiftung Kinderseele einen Spendenlauf von Erfurt nach Koblenz organisiert. Rouven Wangelin begleitet die Läufer als radelnder Reporter. Redaktion dieser Seite:

Ingo Linsel

Erfurt. „Der Mensch will meist genau das haben, was ihm von der Natur nicht gegeben ist“, sagt Schönheitschirurg Dr. Afschin Fatemi. Jeder kennt das: Wer gelocktes Kopfhaar hat, mag es lieber glatt. Wer glattes Haar hat, strebt Locken an. Wer keine Haare hat, will welche haben. Wer zu viele Haare hat, will sie loswerden. Egal, ob gelockt oder glatt, blond oder brünett − der Mitteleuropäer verfügt bis heute im Schnitt über recht passable Reste seines einstigen Pelzes. „In Europa geht der Trend folglich zur totalen Enthaarung. Schambereich inklusive“, weiß der Ärztliche Leiter der S-thetic-Clinic in Düsseldorf. In Ostasien wiederum gelten Menschen als interessanter, die mehr und längere Haare haben. Zeitgenossen mit üppigem Brustpelz beispielsweise seien dort sehr willkommen. Der Dermatologe Dr. Afschin Fatemi und seine Kollegen leben vom Streben des modernen Menschen nach dem, was ihm nicht gegeben ist. Längst sind es nicht mehr nur die Schönen und Reichen, die in der Schönheitsklinik vorsprechen. Otto Normalbürger in jedem Alter, weiblich und männlich, wünscht fachkundige Hilfe und lässt gern Hand anlegen, wenn der Zeitgeist sie stützt. Schwerpunkt allen kosmetischen und schönheitschirurgischen Bemühens ist in diesen Tagen ganz klar die Enthaarung: glatte Beine, glatte Achselhöhlen, glatte Männerbrüste und glatte Männerrücken sind das Minimum. Rasieren, Wachsen, Epilieren und Lasern die Wege dorthin. „Die Zeiten, in denen Haare uns wärmten sowie vor Sonne und Ungeziefer schützten, sind längst vorbei“, konstatiert der Mediziner das Phänomen Total-Enthaarung nüchtern. Der Pelz des Affen ist passé. „Statt Fell wärmt uns heutzutage nun einmal Kleidung. Die ist gleich noch Statussymbol, weil wir sie je nach individueller Finanzlage

Bloß kein Härchen. Zunehmend mehr Menschen lassen den Laser ran. und Standing in der Gruppe variieren können.“ Überhaupt, so erklärt der Klinikleiter, würden Veränderungen am Körper immer aus zwei Gründen veranlasst. Die erste Frage, die wir uns − auch unbewusst − stellen, ist: Nützt es unserer Entwicklung, wenn wir etwas an uns verändern? Kommt es beispielsweise unserer Gesundheit zugute?

Die zweite Frage ist: Nützt es uns bei der Partnerwahl? Macht es uns attraktiver, anderen überlegener? Haare am Körper sind mittlerweile eine rein ästhetische Angelegenheit. Beziehungsweise unästhetische, denn viele Menschen leiden unter Stoppeln an unpassenden Stellen. Für ihn sind sie darüber hinaus eine technische Heraus-

Foto: Imago

forderung. Wie lassen sie sich entfernen? Möglichst schmerzfrei und unbedingt nachhaltig. Fatemi plädiert fürs Lasern. „Denn nur das Lasern garantiert einen dauerhaften Behandlungserfolg“, ist er überzeugt. Finden sich an rasierten Beinen und Achselhöhen früher oder später Stoppeln, steht das Lasern für Endgültigkeit. Lasern basiert auf Wärme.

Die Strahlen sind nicht ionisierend, können beispielsweise keinen Krebs auslösen. Bei falscher Anwendung allerdings Verbrennungen. Und wer sich nach dem Lasern zu früh der Sonne aussetzt, riskiert Pigmentflecke, dunkle oder weiße Verfärbungen der gelaserten Hautpartien sowie Narben. Laserstrahlen zerstören die Follikel, die tief liegenden Haarwurzeln. Umliegendes Gewebe und Haut werden dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen. „Doch der Follikel verliert die Fähigkeit, Haare zu produzieren“, beschreibt der Arzt die Wirkungsweise. Am wirkungsvollsten funktioniere die Laserbehandlung bei dunklen, dicken Haaren. Hellblonde oder gar weiße Haare lassen sich mit dem Laser nicht entfernen. Für eine Haarentfernung an den Beinen braucht es im Schnitt 20 Minuten. Der Laserstrahl trifft dabei jeweils auf ein Areal von etwa einem Quadratzentimeter Größe. Mit 800 Nanometer wird den Follikeln zu Leibe gerückt. Allerdings folgen der ersten Behandlung im Abstand von vier bis sechs Wochen noch weitere. Denn erwischt werden vom Laser immer nur die Haare, die sich gerade in der Wachstumsphase befinden. „Das sind nicht immer alle Haare gleichzeitig. Daher sind grundsätzlich mehrere Sitzungen nötig.“ Nach etwa vier bis sechs Laser-Behandlungen dürften die ursprünglich einmal vorhandenen Haare um 95 bis 99 Prozent vermindert sein. Das Ergebnis hält ein Leben lang. So wie es die meisten Patienten wünschen. „Und genau aus dem Grund würde ich einem jungen Mann nie alle Barthaare weglasern“, erzählt Dr. Fatemi. „Wissen wir denn heute, wie sich der Geschmack in zehn oder zwanzig Jahren entwickelt hat? Womöglich ist dann ein dichter Vollbart in Mode?“ Er selbst würde es nicht übertreiben mit dem Haarentfernungswahn, sagt er. „Ich persönlich finde es nicht schlimm, Haare am Körper zu haben.“

Laser-Sitzung kostet 100 bis 200 Euro Ein Gespräch mit Afschin Fatemi

Was unterscheidet das Lasern vom Rasieren, Wachsen oder chemischer Haarentfernung? Es ist die effektivste Haarentfernungsmethode. Nur beim Lasern verschwinden wirklich bis zu 99 Prozent der Haare. Beim Rasieren und Wachsen kommen sie irgendwann wieder. Von chemischen Behandlungen rate ich total ab, das schadet der Haut und dem Organismus! Sie haben noch einen Unterschied vergessen: Lasern ist zugleich auch die teuerste Methode, oder? Eine Sitzung kostet zwischen 100 und 200 Euro. Zwischen vier und sechs Sitzungen sind nötig. Das ist nicht billig. Aber das Ergebnis ist immer mehr Menschen wert, Geld für eine Laserbehandlung auszugeben. Welche Körperzonen darf man nicht lasern, wann wird die Sache zu gefährlich? Im Prinzip könnte man alle Körperzonen lasern, selbst Schleimhäute. Ich würde aber beispielsweise nie Wimpern mit dem Laser entfernen, weil das Risiko, dem Auge zu schaden, zu hoch ist. Was halten Sie von frei verkäuflichen Lasergeräten für den Selbstgebrauch? Da gibt es große Unterschiede. Wenn sie die nötige Energie aufbringen, also etwa 800 Nanometer Wellenlänge, dann können sie durchaus wirkungsvoll für den Hausgebrauch sein.

„70 Euro pro Monat sind ein starkes Stück“

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Thüringens SPD-Chef Matschie reagiert empört auf Schätzungen, dass die Zusatzbeiträge der Krankenkassen steigen

Neue Adressen für Lebensumwege

Von Karsten Jauch Erfurt. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherer (GKV-Verband) erwartet, dass der Zusatzbeitrag für die Krankenversicherung dramatisch steigt. Mittelfristig könnte die monatliche Belastung für Kassenpatienten zwischen 50 und 70 Euro liegen, erklärte der GKV-Verband in Berlin. Die Chefin Doris Pfeiffer sagte im Deutschlandradio Kultur, die Kassen müssten darüber Mehrkosten für Ärzte oder Me-

dikamente bezahlen. Es sei politisch gewollt, dass die höheren Gesundheitskosten auf die Versicherten abgewälzt würden, kritisierte umgehend der Thüringer SPD-Chef Christoph Matschie die Hochrechnung. „70 Euro sind ein starkes Stück“, erregte sich der Kulturminister. Diese Beitragserhöhung sei das Rezept von der CDU/FDPKoalition, mithin eine Nebenwirkung von Ex-Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). „So kann das Gesundheitssys-

tem nicht organisiert werden.“ Als Gegenmodell schlägt Christoph Matschie erneut die Bürgerversicherung der SPD vor, bei der die Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Beiträge und Kostensteigerungen solidarisch finanzieren. Dieser Weg führe weg von einer Zwei-Klassen-Medizin. Nach der Sommerpause soll das SPD-Modell vorgestellt werden, sagte Matschie. Man arbeite in der Partei mit Hochdruck daran. Bisher haben nur wenige

Präm

sichern.

Krankenkassen einen derartigen Zusatzbeitrag eingeführt; die Höhe übersteige kaum 8 Euro, führte Matschie aus. Wird aber nun der Zusatzbeitrag zur Regel im Gesundheitswesen? „Nach den Berechnungen, die jetzt vorliegen, droht das tatsächlich flächendeckend. Die Versicherer haben selbst die Zahl von 70 Euro ins Spiel gebracht. Das geht mit der SPD nicht.“ Laut Bundesgesundheitsministerium beträgt derzeit der durchschnittliche Zusatzbei-

trag „null Euro“. Im nächsten Jahr sei mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag im niedrigen einstelligen Euro-Bereich zu rechnen. Derzeit würden die meisten Kassen aber jeden Zusatzbeitrag vermeiden, sagte GKVVerbandschefin Doris Pfeiffer, weil dadurch − wie bei der Pleite gegangenen City-BKK − eine Abwanderungsbewegung ausgelöst werde. Die City-BKK hatte jüngst noch rund 168 000 Versicherte und wird zum 1. Juli geschlossen.

Beim Verein Lebensumwege, den wir am vorigen Mittwoch vorstellten, haben sich die Anlaufpunkte und Sprechzeiten in Erfurt und Weimar geändert. Erfurt: Tungerstraße 9, Trägerwerk Soziale Dienste, mittwochs 18 Uhr. Weimar: Abraham-Lincoln-Straße 37, SOS-Familienzentrum, mittwochs 19 Uhr. Für alle weiteren Fragen ist der Vorsitzende der Gruppe, HansChristoph Richter, erreichbar unter 0174 / 702 21 21.

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Montag, . Juli 

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Aus Liebe zum Stock Als Lindewerra am Samstag das 175 Jahre alte Stockmacherhandwerk im Ort feierte, dann auch mit einem weinenden Auge. Denn von den einst zahlreichen Meistern sind nur drei übrig geblieben. Einer von ihnen ist Benno Heinrich Von Thomas Müller Lindewerra. Konzentriert steht der Mann im blauen, groben Arbeitskittel an seiner Werkbank. Die Säge kreischt. Der Raum ist dunkel, es ist früher Nachmittag, die Sonne schickt ihre Strahlen heute nicht durch die Fenster. Benno Heinrich ist versunken in sein Werk. Über den Winter hat er Sprösslinge von Bäumen in der Umgebung von Lindewerra gesammelt. Nun schneidet er sie zurecht − schon zu erkennen ist, was aus diesem Holz werden soll. Der 75-Jährige ist einer von drei Meistern, die es im Stockmacherdorf noch gibt. Und nicht einmal der älteste. Fred Sippel führt die Liste mit 86 Jahren an. Dann kommt Benno Heinrich und schließlich der Jüngste: Michael Geyer mit 40 Jahren. „Dieses Handwerk stirbt aus, das ist schon amtlich“, stellt Heinrich die Maschine aus und wirkt in sich versunken. Gemächlich geht er aus der Werkstatt und setzt die Brille ab. Immerhin, Sohn Frank, auch schon über 50, würde die Werkstatt später übernehmen. Wenn er mal nicht mehr ist oder nicht mehr kann. Doch das wird die Entwicklung nicht aufhalten. Im Nachbardorf, in Wahlhausen, haben sie die große Stockfabrik. Dort wird der Großteil heute hergestellt, auch für Nordic Walking. Schirmgriffe liefert Fred Sippel dorthin. Benno Heinrich vertritt den Ort auf Märkten − in Anrode, Volkenroda oder Kallmerode. Und seit 1989 jedes Jahr bei der Männerwallfahrt im Klüschen Hagis. Dann kommen die Herren gern und kaufen die Stöcke mit angebautem Sitz. Mancher hält ein vor Jahren oder gar Jahrzehnten gekauftes Stück in die Höh’ und möchte ein Ersatzteil kaufen. Noch gibt es das hier. Im Dorf wurde schon ein Museum eröffnet, in einer alten Stockmacherfabrik. Heute backen sie hier Brot, um die Erinnerung wach zu halten. Vor 53 Jahren kam Benno Heinrich nach Lindewerra. Der Liebe wegen. Ilse, heute 79, ge-

In seiner Werkstatt fühlt sich Benno Heinrich heimisch. Mit  Jahren ist er einer der drei letzten Stockmachermeister in Lindewerra. fiel ihm so gut, dass der gebürtige Ostpreuße nicht nur Fretterode verließ, sondern auch den Familienbetrieb übernahm. Ilses Vorfahren, Großvater Wilhelm und Vater Carl Sippel, hatten das Handwerk im Blut. Letzterer lernte den Schwiegersohn an, schickte ihn zur Meisterprüfung. 1964 führte Benno Heinrich die kleine Firma fort. Nur die Frau, eine Saisonkraft und später der Sohn gingen zur Hand. „Damals gab es noch 17 oder 18 Betriebe hier“, blickt sich Heinrich um und könnte die meisten davon aufzählen. Sie alle stell-

ten − oft in Hausarbeit − Wander- und Skistöcke her. Über die Einkaufsliefergenossenschaft bekamen sie Material, ihre Waren gingen zu 95 Prozent in den Westen. Ohne Umwege. Den kleinen Rest erhielt der hiesige Einzelhandel, von Dresden bis zur Ostsee. Mit der Wende brachen die Abnehmer fort, die Preise fielen in den Keller. Es blieben acht Stockmacher übrig. Den Rest erledigt nun die Zeit. Denn ausgebildet werden schon lang keine Meister mehr. Kaum noch jemand, der weiß, wie und wo man die besten

Sprösslinge im Wald findet, der überhaupt Hasel, Esche oder Schlehe voneinander zu unterscheiden vermag. Keiner, dem noch beigebracht wird, wie man den Stock schält, dass man ihn mindestens ein viertel Jahr lagern muss, wie er gewaschen, unter Hitze gebogen, für 48 Stunden getrocknet, schließlich bearbeitet wird. 100 Stück kann Benno Heinrich am Tag herstellen. Doch der Bedarf ist viel geringer. „Die Wurzelstöcke ohne gebogenen Griff gehen gut“, meint Ilse Heinrich. Die mochten schon die Grenzer, die einst zum Ab-

schied ein Exemplar erhielten. Heinrich selbst hat seit langem denselben Stock für seine Touren. Eine Wurzel aus Ahorn ist es. Haltbar bis fast in die Ewigkeit − wie alle Produkte aus dem Stockmacherdorf. Und aus seiner Werkstatt. Der Rentner wirft die Säge wieder an. Ohne diese Arbeit ginge es ihm einfach nicht gut. Fällt auch wenig Geld ab, so ist es doch die Tradition, die ihn verpflichtet. Zusammen mit seiner Frau wird er im kommenden Jahr zur Männerwallfahrt echte Eichsfelder Handwerkskunst anbieten.

Fotos: Eckhard Jüngel

Backofenfest Zum 175-jährigen Stockmacherjubiläum in Lindewerra gab es am Sonnabend ein Backofenfest im Stockmachermuseum. Das ist kaum verwunderlich, wird der traditionelle Stockmacherbackofen doch nicht nur zum Stöcketrocknen, sondern zum Backen und Garen von Zwiebelkuchen, Bauernbrot sowie köstlichen Braten genutzt.

Meister der Geheimniskrämerei Wie sich das Stockmacherhandwerk in Lindewerra entwickelte und warum die Dorfbewohner als wahre Schelme bekannt sind Von Josef Keppler Lindewerra. Vor exakt 175 Jahren begann in Lindewerra die Geschichte der Stockherstellung, als 1836 der knapp 30-jährige Wilhelm Ludwig Wagner (1809-1864) ins Dorf kam. Er hatte in der väterlichen Werkstatt in Eddigehausen nahe Göttingen die Kunst der Stockherstellung erlernt und sich darin so fleißig geübt, dass er über ausreichende Kenntnisse verfügte, um allein tätig zu werden. Sein plötzliches Erscheinen in Lindewerra brachte zahlreiche Gerüchte in Umlauf, von

denen die kuriosesten noch heute gern erzählt werden. Man sagte Wagner Wilderei und Gotteslästerung in seinem Heimatdorf nach. Sein Ortswechsel hatte allerdings wohl recht private Gründe, er hatte ein uneheliches Kind gezeugt und gerichtlichen Ärger bekommen. Aber es gab auch materielle Beweggründe: In den Waldungen um Lindewerra entdeckte Wagner das Rohmaterial, das er für die Stockherstellung benötigte, denn an den Berghängen wuchsen fast ausschließlich Eichen, deren Rinde nach dem „Loheschälen“ in den Gerberei-

Ein Blick aus dem Fenster des Stockmachermuseums. Der Hof ist meist ein sehr beschaulicher Platz.

en Verwendung fand. Die unerwünschten neuen Eichentriebe, die den Baumstümpfen entsprossen und etwa alle vier Jahre entfernt und verbrannt wurden, überließ man dem Neuankömmling gern. Dem „Lehrmeister“ Wagner ist es zu danken, dass sich in dem preußischen Dorf die Stockmacherei recht zügig zu einem blühenden Handwerkszweig entwickelte, für den die Eichen im nahen Umfeld bald nicht mehr schnell genug nachwuchsen, sodass man gezwungen war, das Rohmaterial an der Mosel, in der Pfalz, im Sauerland und in Sachsen zu ordern oder selbst zum „Stöckehauen“ zu ziehen. Durch ihre Erfahrungen, die sie dabei, aber auch beim Verkauf der Stöcke in vielen Gebieten Deutschlands sammelten, erweiterten die Stockmacher ihren Gesichtskreis erheblich und überraschten oft mit einer für Dorfbewohner ungewöhnlichen Welterfahrung und Sichtweise, die den Lindewerrschen den Ruf als Einwohner von „Schelmenrode“ einbrachte. 1860 wurden sechs Stockmacher mit acht Gesellen und Lehrlingen statistisch geführt, auch nach dem Tod Wilhelm Ludwig Wagners im Jahr 1864 entwickelte sich das Handwerk als reines Familiengewerbe über Generationen beständig. 1913 existierten 30 Stockmachereien, 1935 28 Werkstätten und zwei Stockfabriken. Die jährliche Produktion von 150 000 Stöcken vor dem Ersten Weltkrieg steigerte sich bis

Der vierjährige Vallentin Keppler aus Lindewerra schaut sich im Stockmachermuseum um. Hier sind auch Kinder-Wanderstöcke ausgestellt. auf eine halbe Million Ende der 20er-Jahre. Im Herbst 1926 stellte die Stockfabrik „Germania“, Gebr. Sippel, ihre umfangreiche Produktpalette erstmals auf der Leipziger Messe aus. Aus Konkurrenzgründen hielten die Stockmacher zu dieser Zeit den Umfang ihrer Produktion, Rohmaterialherkunft und die Bezieher ihrer Stöcke in allen Teilen Deutschlands voreinander geheim, sodass exakte Produktionsziffern unbekannt sind. Die Geheimhaltung veranlasste die Stockmacher bis in die 1950er-Jahre, auf die Zustellung von Briefen und Paketen zu verzichten und grundsätzlich selbst die Poststelle auf-

zusuchen. Mit dem Lindewerrschen Spazierstock flanierten die Herren sonn- und feiertags über die Magistralen deutscher Städte. Der Marktroller „Fridolin“ aus der Stockfabrik Germania war begehrte Stütze und Taschenträger für die einkaufende städtische Hausfrau. Während Anfang der 30er-Jahre nur Stockteile zur Vervollkommnung an einen Ingenieur nach Berlin geliefert wurden, produzierte „Germania“ den Marktroller selbst zwischen 1938 und Anfang der 1950er-Jahre. 1953 wurden die Stockmacher in die Handwerksrolle der Bezirkshandwerkskammer Er-

furt eingetragen, und ab 1954 waren sie wieder ständige Aussteller von Wander- und zeitweise auch Skistöcken auf der Leipziger Messe. 1980 bestand die Berufsgruppe der Stockmacher aus 12 Stockmachermeistern und weiteren Mitarbeitern, unter deren Händen jährlich weit mehr als eine Viertelmillion Stöcke entstanden. Um auf Importe verzichten zu können, legte man im Frühjahr 1983 eine eigene Edelkastanienpflanzung im Ortsbereich an, deren Nutzung jedoch durch Grenzöffnung und Wiedervereinigung nicht mehr erforderlich war. Gegenwärtig gibt es noch drei Betriebe in Lindewerra.

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Montag, . Juni 

T A ERS

Tauziehen in Marbach: Mit Kilt und Kraft zur Meisterschaft Riesenstimmung bei der ersten Marbacher TauziehMeisterschaft, bei der sich die mit knielangen Schottenröcken antretenden Little Fat Highlanders aus Gis-

Eintracht und Bischleben starten daheim Auftaktrunde im Fußball-Landespokal Erfurt. Der Thüringenpokal ist auf seine Weise einer der interessantesten Wettbewerbe, denn hier treffen Vertreter aus sechs Ligen aufeinander − von den Profis der 3. Liga bis zu RegioPokalsieger Kirchheilingen, der zuletzt gar nur Kreisliga spielte. Die nicht berechtigten II. Vertretungen abgezogen, bewerben sich im Pokal 2011/12 insgesamt 69 Mannschaften um den Sieg, der immerhin zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt. Dieses Jahr gab es besonders viele Überraschungen: Meuselwitz warf die Jenaer Profis aus dem Rennen (die zuvor RWE eliminiert hatten) − und zitterte sich im finalen Elfmeterschießen zum Sieg über zwei Ligen tiefere Heiligenstädter. Und die hatten im Halbfinale auch das Elferschießen gegen Landesklässler Eisenach benötigt . . . Neues Jahr, neues Glück. Der Thüringen-Pokal beginnt schon Ende Juli mit einer Ausscheidungsrunde, in der alle Landesklässler aus Erfurt und Umgebung ranmüssen. Heimvorteil haben die SG Bischleben/Möbisburg gegen Geraberg sowie Aufsteiger Eintracht Erfurt gegen Ilmenau. Blau-Weiß Dachwig muss nach Herges-Hallenberg, der FC Gebesee reist zu Thüringen Jena. Spieltermin ist das Wochenende 29. bis 31. Juli. DIE WEITEREN POKALRUNDEN . Hauptrunde*: . bis . August  . Hauptrunde: . bis . September  Achtelfinale: . Oktober  Viertelfinale: . November  Halbfinale: . bis . April  Endspiel: . oder . Mai  *) . Liga, Regional- u. Oberliga mit Freilos

persleben (im Bild von vorn: Stefan Schade, Sven Neumann, Jens Allheilig, Marco Berls, Sascha Berls, Kai Szymanowski) unter fünf Mannschaften durchsetz-

ten. Platz zwei belegte die einheimische SeeadlerCrew (mit Ex-Rot-Weiß-Fußballer Ronny Hebestreit) vor den Männern aus Haßleben. „Die Sache ist so gut

angekommen, dass wir es auf jeden Fall wiederholen wollen“, sagte Initiator Jan Hähnlein, der selbst bei den Seeadlern mitzog. Foto: Marco Schmidt

Spätstarterin mit Ambitionen Nach einer Woche Schach nonstop auf hohem Niveau ist Alina Zahn (13) von Empor Erfurt vollkommen platt. Bei den Deutschen U-14-Meisterschaften verpasste sie eine Medaille im letzten Spiel und wurde Sechste. Von Matthias Opatz Oberhof/Erfurt. Zehnte der Setzliste und am Ende Sechste − das ist ein feines Ergebnis für die 13-jährige Alina Zahn vom SV Empor Erfurt bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften ihrer Altersklasse in Oberhof. Und doch war sie erstmal ziemlich traurig. „In der vorletzten Runde gegen die spätere Meisterin hatte ich den Sieg in der Hand und musste am Ende mit einem Unentscheiden zufrieden sein“, meint die Erfurterin, „und in der letzten Runde hätte ich mit einem Sieg immer noch eine Medaille holen können. Aber habe leider verloren.“ Sieben Tage mit neun Partien liegen hinter ihr. Jede dauert um die vier Stunden, dazu kommen noch weitere Stunden Nachbereitung (Fehleranalyse) und Vorbereitung aufs kommende Spiel (Stärken und Schwächen der nächsten Gegnerin). „Jetzt bin ich vollkommen k. o.“, meint Alina, „ich will mich einfach nur hinlegen und nichts tun. Jedenfalls gönne ich mir jetzt ein paar Tage Schachpause.“ Doch dann greift sie wieder an. Fünfmal in der Woche teils mehrstündiges Training, dazu Wettkämpfe, sind ihr Pensum. „Alina ist sehr fleißig und ehrgeizig“, sagt ihr Trainer, Großmeister Thomas Pähtz, „aber sie hat ja auch noch ein bisschen was nachzuholen. Statt mit vier, fünf Jahren ist sie erst mit neun Jahren zum Schach gekommen. Unter diesem Blickwinkel sind ihre Erfolge hoch einzuschätzen. Sie hat das Zeug, einmal Deutscher Meister zu werden.“

Und das will sie auch. Ihr Vorbild Nummer 1: Thomas Pähtz’ Tochter Elisabeth, mit Abstand beste deutsche Spielerin und eine der besten der Welt. „Ich sehe auch ein paar Parallelen“, meint Vater Pähtz, „Elisabeth hat mehrmals WM-Erfolge in den letzten Partien verschenkt. Und Alina ging es dieses Jahr so, und im vorigen Jahr bei den U-

„Sie muss an sich glauben und sehr hart arbeiten. Dann kann Alina einmal eine ganz Große werden.“ Thomas Pähtz, Schachtrainer 12-Meisterschaften hat sie auch praktisch auf der Zielgeraden eine Medaille verpasst.“ Doch trotz aller taktischen Reserven hat sie ein schönes Turnier gespielt. Höhepunkte waren der am Ende gewonnene Krimi gegen Lea Bosse, bei dem Pähtz „vor Spannung fast einen kleinen Herzinfarkt erlitten hätte“. Und der klare Weiß-Sieg gegen Anne Reksten. Nicht ohne Stolz sagt Alina: „Sie hat mir nach dem Spiel gesagt, so hätte sie schon lange niemand mehr auseinandergenommen.“ Die Erfurterin stimmt aber auch mit ihrem Trainer überein, dass sie ein bis zwei Punkte unnötig liegengelassen hat. Angefangen hat sie vor vier Jahren in der Europaschule, wo Stefan Taudte (Empor) eine Arbeitsgemeinschaft geleitet hat. „Meine Eltern haben mich ermutigt, obwohl sie seinerzeit

kaum mehr vom Schach wussten als wie die Figuren setzen“, erzählt Alina, „inzwischen haben sie als Zaungäste auch schon einiges dazugelernt.“ Seit zweieinhalb Jahren hat sie Thomas Pähtz unter seinen Fittichen, dazu kommen Taktikstunden mit Hannes Wendling. Alina Zahn: „Wenn Elisabeth daheim in Erfurt ist, darf ich auch mal mit ihr trainieren.“ Inzwischen lernt Alina am Schweitzergymnasium. „Zwar wissen meine Klassenkameraden, dass ich Schach spiele, das ist für sie aber kein Thema“, meint sie, „aber wenn manche von ihren Wochenende erzählen, wie sie die Zeit totgeschlagen haben, dann bin ich meistens auch nicht neidisch. Da kommt mir meine am Brett verbrachte Zeit besser genutzt vor.“

�� & ��� ������ Die -jährige Alina Zahn bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Oberhof. In ihrer Klasse verpasste sie am Ende unglücklich eine Medaille. Foto: Gerhard König

Lauernde Katzen in der Katzenaue Bei den Norddeutschen Meisterschaften der Inline-Skater holten Erfurter Starter 14 Medaillen. Gold gab’s für den 11-jährigen Tobias Schenk

Explosiver Start mit Anna-Maria Franz (Erfurt), Angelina Otto (Gera) und Charlotte Mönnich (Erfurt, von links) bei den B-Schülerinnen. Foto: Sascha Fromm

Eisenach. Die Rollbahn in der Eisenacher Katzenaue erlebte vorgestern und gestern zwei stürmische Tage. Zum einen im eigentlichen Sinn, denn der Wind pfiff mächtig über das 200-m-Oval. Und in übertragener Bedeutung, weil es in so manchem Rennen dieser Norddeutschen Meisterschaften mit mehr als 200 Starten aus acht Bundesländern weißgott stürmisch zuging. Dabei gaben die Inline-Skater des TSSC Erfurt eine gute Figur ab, die einen Meistertitel und etliche weitere Medaillen in die Thüringer Hauptstadt entführten. „Tobias Schenk hat bei den B-Schülern das Kunststück fertigbekommen, einen kompletten Medaillensatz einzusammeln“, sagte TSSC-Betreuer Mario Haufe, „das ist um so höher einzuschätzen, da er

Judo-Regionalliga: Erfurter nun Dritte Leipzig. Nach dem zurückliegenden unglücklichen Heimauftritt (3:3 gegen Chemnitz und 3:4 gegen Jena) hatte Judo-Regionalligist Kodokan Erfurt am Wochenende zweimal in Leipzig anzutreten und blieb dort unbezwungen. Zweitliga-Absteiger RBS trotzten die Erfurter ein 3:3 ab, gegen die Reserve des Erstligisten JC Leipzig feierten die Thüringer einen 5:2-Sieg. In dem hart umkämpften und engen Duell gegen RBS Leipzig holten Eric Keske (90 kg), Stefan Döring (73 kg) und Christian Engelbrecher (100 kg) die Punkte, André Hoffmann (66 kg) konnte diesmal ein Unentschieden besteuern. Die Punkte im zweiten Kampf steuerten Keske, Hoffmann und Döring sowie Marius Gleis (100 kg) und Phillip Gramm (60 kg) bei. Star der Leipziger war der auch durch Teilnahme an der Fernsehshow „Big Brother“ bekanntgewordene Mr. Sachsen René Kirsten, gegen den Christian Engelbrecher einen guten Kampf lieferte, aber knapp verlor. Die Mattenteufel als zweiter Erfurter Regionalligist unterlagen dem Chemnitzer PSV 1:5 und holten beim 4:2 gegen den PSV Leipzig ihren ersten Saisonsieg. ah/mao

Die besondere Partie Weiß: Alina Zahn (Empor Erfurt) Schwarz: Anne Reksten (VSF Düsseldorf) . e c; . d d; . e:d c:d; . Ld (Auf den Spuren des legendären Weltmeisters Bobby Fischer, der die Abtauschvariante einige Male mit Erfolg angewendet hat). Sc; . c Sf; . h (Der Hauptzug ist Lf) e; . Sf Le; . - Dc; . Te -; . Se (Häufiger sind die Entwicklungszüge Lg oder Sbd) S:e; . d:e Sd; . Dh g (konsequenter: f-f); . De Te; . Sd a; . Sf Lf; . h h; . Lg (Interessant die Folge . Dc Lg; . L:g!? f:g; . D:g Te; . Lh Sf; . D:h mit drei Bauern für die Figur) Lg; . De Kh; . Lf Dc; . Sg† Kg; . Dg (Natürlich tauscht Weiß die Damen nicht) Sf; . Te Db; . Tb f?? (Entscheidender Fehler − Schwarz schwächt dauerhaft das Feld g und damit seine Königsstellung); . e:f L:f; . Le (Natürlich ist auch sofort L:g möglich) L:e; .D:e Sd; . Dg e; . Df Sf; . L:g Lg; . Dg Sd; . L:e T:e; . Sf Dg; .Tbe e; . Sd− Schwarz gibt auf (Mit dieser Qualität und einem Bauern weniger ist die schwarze Stellung hoffnungslos.) Kommentar: Axel Eger

Kodokan in Leipzig nicht zu bezwingen

keine Teamgefährten in seiner Altersklasse hatte.“ Ähnlich wie beim Radsport oder auch im Shorttrack wird sehr taktisch gelaufen, oft wie eine Katze hinter dem Rücken des anderen lauernd, um im rechten Moment blitzschnell zum Überholen anzusetzen. In den Mannschaften gibt es in der Regel Absprachen über das taktische Vorgehen im Rennverlauf, als Einzelstarter ist man auf sich allein gestellt. Tobias Schenk gewann Gold im Gewandtheitslauf, Silber über 200 Meter sowie Bronze im 1000Meter-Rennen. Eine zweite Erfurter Goldmedaille nur knapp verfehlt haben durch einen Wechselfehler die Kadetten-Mädchenstaffel des TSSC (Jahrgänge 96/97) mit Louisa Schäfer, Jennifer Obst sowie Wiebke Gerhard. Jeweils

Staffel-Bronze holten sich die Erfurter Kadetten-Jungs sowie die Männer. In der Aktivenklasse liefen Patrick Räthel (Silber im 5000m-Ausscheidungsrennen), Sandy Dinort (Silber im 3000-mPunktefahren) sowie zweimal Sabrina Rossow (Zweite über 300 Meter und in der 5000-mAusscheidung) aufs Treppchen. Das gute Erfurter Abschneiden komplettieren Kevin Meyer (300-m-Bronze der Kadetten), Jens-Uwe Krebs (Dritter über 300 und 3000 Meter der Ü 40) sowie Hendrik Martius (3000und 5000-m-Bronze der Ü 50). Schon in zwei Wochen geht’s in Bayreuth um Deutsche Meistertitel. Haufe: „Unser Klub ist mit zwölf Aktiven am Start. Bei den Aktiven hoffen wir, dass Patrick Räthel mit um die Medaillen laufen kann.“ mao

Deutsche Jugendmeisterschaften  in Oberhof. Sieger und Erfurter Starter. Männlich. U  (): . Felix Graf (Bayern München) . U  (): . Leon Mons (SC Forchheim) ½. U  (): . Philipp Lerch (Berlin-Tegel) ½. U  (): .Kevin Schröder (Schfr. Paderborn) ½; . . . . Huy Dat Nguyen (Medizin Erfurt) ½. U  (): . Theo Gungl (TU Dresden) ; . . . . Florian Merx (Empor Erfurt) . Weiblich. U  (): . Julia Bochis (Baden-Baden) . U  (): . Hanna-Marie Klek (Erlangen) ½. U  (): . Larissa Schwarz (Niederkirchen) ; . . . . Alina Zahn (Empor Erfurt) ½. U  (): . Clara Graf (Frankfurt/Main) ½; . . . . Katharina Allin (Empor Erfurt) ½. U  (): . Charlotte Sanati (Trier) ½; . . . . Ha Thanh Nguyen (Medizin Erfurt) ½. Rahmenwettbewerbe. U--Open ( Teilnehmer): . Atila Gajo Figura (BerlinKreuzberg) ½ Pkt.; . . . . Alexander Allin (Empor Erfurt) . Kinder-Open (): . Nikals Preißler (Niederwiesa) ; . . . . Philipp Wolf (Empor Erfurt) .

���� Männer-Regionalliga Mitte: Kodokan Erfurt − RBS Leipzig :, − JC Leipzig II :, RBS − JC II :; Dresden − Rodewisch II :, − TuS Jena :, Rodewisch II − Jena :; PSV Leipzig Chemnitz :, − Mattenteufel Erfurt :, Mattenteufel − Chemnitz :. . Chemnitzer PSV  :  . RBS Leipzig  :  . Kodokan Erfurt  :  . TuS Jena  :  . Grün-Weiß Dresden  :  . PSV Leipzig  :  . JC Leipzig II  :  . Ippon Rodewisch II  :  . Mattenteufel Erfurt  : 

����� . Mitteldeutsche Liga, Männer: Erfurter HC − MSV Bautzen :, HC Lauchhammer − Niesky :, Börde Magdeburg − Köthen :, Vimaria Weimar − Chemnitz :.

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T B TH

Sonnabend, . Mai 

190 Kilometer entlang der Unstrut Im Norden des Freistaates, westlich von Kefferhausen, entspringt die Unstrut. Als drittlängster Fluss Thüringens begleitet ihn ein insgesamt  Kilometer langer Radwanderweg, der beim Wendelstein die Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt überquert.

Sommertour nach Sömmerda Als Partner bereiten Landkreis und Stadt Sömmerda sowie die Arbeitsgemeinschaft Unstrut-Radweg für den 4. Juni die zweite große Sternfahrt vor. Aus Stotternheim, Artern, Mühlhausen und Bad Langensalza werden 400 Teilnehmer zum „Picknick im Park“ und zum Stadtfest erwartet Von Bärbel Albold Landkreis. Nach dem erfolgreichen Auftakt im vergangenen Jahr in Bad Langensalza ist nun die Unstrut-Stadt Sömmerda am 4. Juni Gastgeber für den 2. regionalen Radwandertag. Als Partner organisieren die Stadt Sömmerda, das Landratsamt und die kommunale Arbeitsgemeinschaft Unstrut-Radweg gemeinsam diese Sternfahrt mit vier Startorten: Bad Langensalza, Stotternheim und Artern sowie in Sömmerda eine so genannte „Youngster-Tour“ für Kinder und Jugendliche. Zusätzlich gibt es eine organisierte Tour von Mühlhausen, die sich in Bad Langensalza anschließt. Bei dieser sportlichen Herausforderung über 65 Kilometer wird der Extremsportler Guido Kunze die Leitung übernehmen. Start ist 8 Uhr am Bahnhof Mühlhausen. Gegen 9.30 Uhr treffen die Radler in Bad Langensalza ein, von wo es weiter geht. Ziel der Sternfahrten ist das Stadtfest in Sömmerda.

Radfahren ist in Mode und es gibt viele Angebote. Die Unstrut-Radwandertage sind ein Neuling unter den großen Veranstaltungen. Bei der zweiten Auflage mit Zielort Sömmerda werden mindestens  Gäste erwartet. Das Foto entstand bei der . Thüringer Burgenfahrt, an der auch Radler aus Frömmstedt teilnahmen und die Pause im Freudental schätzten. Fotos: Alexander Volkmann/Ina Renke

In Sömmerda bereiten sich die Organisatoren auf bis zu 400 Radfahrer vor, die sich hier zwischen 12 und 13 Uhr im Stadtpark zu einem RadlerPicknick treffen sollen. Ein Moderator begrüßt die Teilnehmer mit Musik und Informationen. Die Versorgung übernimmt der Sömmerdaer Feuerwehrverein aus der Gulaschkanone und natürlich auch mit Getränken. Auch daran ist gedacht: Strapazierte Radlerwaden können in einem Massagezelt behandelt werden und die IKK bietet einen „Gesundheitscheck“ mit sofortiger Auswertung im Gesundheitsbus an. Diese Angebote können gern auch von „Nichtradlern“ in Anspruch genommen werden. Begrüßt werden die Radler gegen 13 Uhr auf dem neu gestalteten Marktplatz, wo auch die große Bühne steht, von Verkehrsminister Christian Carius, dem Schirmherren dieser Veranstaltung, von Bürgermeister

Wolfgang Flögel als Gastgeber und einem Vertreter des Landratsamtes. Sömmerda feiert an diesem ersten Sonnabend im Juni traditionell sein Stadtfest. Mit dabei werden auch Gäste aus der litauischen Partnerstadt Kedainiai sein.

hain und führt über vier Kilometer auf dem gut ausgebauten Sömmerdaer Stadtradwegenetz zu zahlreichen Stationen. Die Kreisverkehrswacht führt hier Regie und lädt ein, reichlich Punkte für gutes Wissen und Geschicklichkeit zu sammeln.

Zusätzlich zu den zahlreichen Präsentationen der Sömmerdaer Vereine in der Innenstadt werden sich die Anrainer des Unstrut-Radweges an Ständen vorstellen. Unter dem Motto: „Insidertipps für Regiotrips“ zeigen sie Interessantes links und rechts der Unstrut, das man so nicht in Prospekten finden kann. Der Landkreis Sömmerda stellt bei dieser Gelegenheit die Steinrinne Bilzingsleben auf eine ganz besondere Weise vor! Auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus zeigen „Radballer“ in einem Turnier ihr Können und in einer „Radshow“ wird vorgestellt, was man mit einem Bike so alles anstellen kann. Gegen 15 Uhr erfolgt auf der Bühne die Siegerehrung der YoungsterTour. Dabei wird Verkehrsminister Carius die Sieger eines Extra-Wettbewerbes küren.

Natürlich gibt es für alle Gäste mit und ohne Fahrrad am 4. Juni ein unterhaltsames und sehr abwechslungsreiches Programm zum Stadtfest. Davon sei schon folgendes verraten: Frühschoppen mit den Ottenhäuser Blasmusikanten, Konzert mit dem Polizei-Musikkorps Erfurt, das Showprogramm der Sömmerdaer Vereine, ein Auftritt der „SömmerSwing-Big-Band“ und am Abend eine Sommernachtsparty bis Mitternacht. Für Kinder gibt es am Brunnenplatz viele Extras, wozu auch eine Knirpsen-Party und ein Musical gehören. Die Innenstadt, so die Ankündigung aus dem Rathaus, wird zur Erlebnismeile.

Dieser startet um 10 Uhr am Sport- und Spielplatz Offen-

Die Kreisstadt zieht alle Register, um ein guter Gastgeber zu sein. Die Vorfreude ist groß auf die „Sommertour nach Sömmerda − fahr Rad, genieß Landschaft, entdecke Neues“.

In Artern starten die Radler um  Uhr am Marktplatz am Café Bergmann zu einer schönen, ungefähr  Kilometer langen Reise nach Sömmerda. Der Weg führt die Teilnehmer über Heldrungen und Sachsenburg durch die imposante Thüringer Pforte bis nach Sömmerda.

In Stotternheim startet die Tour aus Richtung Erfurt kommend um  Uhr am Bahnhof und führt vorbei an der Seenlandschaft bis Alperstedt und von dort weiter auf dem LauraRadweg, der bei Schallenburg in den Unstrut-Radweg mündet, nach Sömmerda.

In Bad Langensalza ist um  Uhr die Gästeinformation an der Marktkirche der Treffpunkt für die anspruchsvolle, knapp  Kilometer lange Tour auf dem Unstrut-Radweg. Rückfahrgelegenheit ab  Uhr ab Sömmerda. Anmeldungen unter ()   .

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Gern auch über Land Von Bärbel Albold Wir Radler sind eine ständig wachsende Fangemeinde, die entweder solo oder in Gemeinschaft mal auf kurzer und mal auf längerer Distanz unterwegs ist. Das Radwegenetz wird immer besser und das nicht nur innerhalb der Städte, sondern auch über Land. Die Unstrut wird inzwischen, wie Rhein oder Elbe, permanent abgefahren. Wer besonders gut in Form ist, kann sich auf 190 Kilometern tum-

meln, allein im Landkreis Sömmerda haben wir davon 37 Kilometer. Dabei sind auch die kleinen Strecken nicht zu verachten − abends nach der Arbeit mal schnell noch zehn Kilometer von Sömmerda durch die Felder nach Schallenburg bis Tunzenhausen und zurück. Man sieht garantiert schöne Landschaft und trifft nette Leute, die einem mindestens ein „Hallo“ zurufen. Am 4. Juni heißt es „Sommertour nach Sömmerda“, und es wird viel los sein.

In Sömmerda gestaltet der Tanzsportverein das Stadtfest mit.

Gespanntes Warten auf die Tracht des Jahres Beim Deutschen Trachtentag in Altenburg wird am Wochenende einmal mehr bewiesen, dass auch junge Leute Sinn für die Traditionen haben Von Petra Lowe Gößnitz. Beim Aufsetzen der Haube braucht Anja Kertscher Hilfe von Ursula Weber. Die erfahrene Trachtenträgerin aus Gößnitz steckt auch noch die Schößchen am Mieder in den Rock. So könne er nicht wegrutschen, sagt Ursula Weber. Der Rock sei eines der Schmuckstücke der Altenburger Tracht. Von sechs Meter Breite wird der Stoff auf etwa 50 Zentimeter zusammengestiftelt − eine alte Nähtechnik, vor der die junge Schneiderin Anja Kertscher Respekt hat. Seit April geht die Gößnitzerin jeden Tag 60 Stufen hinauf unter das Dach des Rathauses und näht dort die Trachten für

die Gößnitzer Trachtengruppe. Eine anstrengende Arbeit, die jedoch in ihrem Ergebnis immer wieder Bewunderung auslöst. „Die Altenburger Tracht ist die schönste, das bewundern viele“, weiß Vereinsmitglied Ursula Weber, die in ihrem Gewand schon viele Stadtfeste und Umzüge mitgemacht hat. Wenn es heiß ist, sei das eine Herausforderung. Streng sei die Abfolge der Kleidung. Erst die bestickte Bluse, dann der kunstvoll genähte Rock. Dann wird ein gebogenes Brett vor die Brust gehalten und mit dem Mieder positioniert. Das Brett soll Grabscher hindern und kleine Geschenke auffangen. Zum Schluss wird die Schürze gebunden, die Jacke

übergezogen und ein Tuch umgelegt. Aus der Haube dürfe kein Haar hervorschauen, dafür sei früher mit dem Messerrücken gesorgt worden, berichtet Ursula Weber. Und auch das Drunter verrät sie: weiße Strümpfe mit Strumpfbändern. Sie selbst habe Türkisene mit Schleife. Seit 1993 besteht die Gößnitzer Trachtengruppe. Damals habe man sich noch andernorts Trachten geborgt. Inzwischen sind die Gößnitzer gut und prachtvoll ausgestattet − auch mit Geschichten. Und immer weniger würden junge Leute in Tracht belächelt. Das freut Ursula Weber, weiß sie doch um die Nachwuchssorgen, die auch die Trachtengruppe umtreibt.

Doch an diesem Wochenende ist nur Grund zur Freude. Zum Deutschen Trachtentag in Altenburg wird heute die Tracht des Jahres gekürt. Und für Ursula Weber besteht gar kein Zweifel, dass bei dem turbulenten Treffen der Freunde traditioneller Kleidung die Altenburger Tracht gewinnt. Was bis Sonntag noch weitgehend vereinsintern vor sich geht, wird nächstes Jahr zu einem Feuerwerk der Tradition, dem Deutschen Trachtenfest 2012 in Altenburg. „Dann werden wir uns herausputzen“, da ist sich Ursula Weber mit den anderen der Gößnitzer Trachtengruppe einig. Nur zu nähen wird es noch einiges geben.

Kein Haar darf unter der Tracht hervorschauen. Das Anlegen der traditionellen Bekleidung ist ohnehin ein kompliziertes Prozedere. Foto: Martin Gerlach

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