Friesenanzeiger Dezember 2015

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Tier

Warum haben Schafe einen bunten Po?

Das Schaf kommt bestens mit rauen We t t e r b e d i n g u n gen klar. Es gibt verschiedene Rassen, die bekanntesten hier sind Texelschaf, Suffolkschaf und das Blauköpfige- und Weißköpfige Fleischschaf. Laut Statistik liefen im Vorjahr 196.100 Schafe auf Schleswig-Holsteins

Text und Foto: Rabea Sötje-Looft

„Alles meine Schaffrauen“

Es ist ein Phänomen an der Nordseeküste: Auf den Deichen laufen Schafe mit gelben, roten, grünen oder blauen Flecken auf dem Hintern herum. Für einige Einheimischen und Schäfer ist dieses Phänomen selbstverständlich. Viele Menschen finden so gar keine gar keine Erklärung dafür. Die farblichen Flecken dienen dem Schäfer zur Deckkontrolle. Oft wird vermutet, dass die Farbtupfen die Zugehörigkeit der Schafe zu verschiedenen Schäfern bedeuten. Der oft kreisrunde Fleck am Po der weiblichen Schafe ist ein Beweis für den Deckakt

Grünflächen. Das Schaf dient hier zu Lande unter anderen der Deichpflege: Der tiefe Grasnarben-Biss und die Tritte der kleinen Klauen tragen zur Deichfestigkeit bei.

des Schafbocks. Der Schafbock bekommt im Herbst ein Deckgeschirr, eine Art Gürtel, um die Brust geschnallt, an dem ein Wachs-Farbkissen befestigt werden kann. Der Schäfer befestigt zunächst eine Farbe und fährt täglich zu seinen Schafen und kann sehen „wer mit wem….“. Das Datum wird notiert und nach durchschnittlich 150 Tagen kann der Schäfer seinen Schafen bei der Lamm-Geburt helfen. Durch einen Farbkissen-Wechsel erkennt der Schäfer, ob der erste Deckakt erfolglos blieb; so ist mit der zweiten Farbe auf dem Po der

wolligen Vierbeiner die Lammzeit um 17 bis 19 Tage nach hinten zu rechnen. Diese rechnerische Kontrolle dient einer erfolgreichen Lammzeit. Bis kurz vor der Geburt können die Schafe draußen bleiben. Zur bevorstehenden Geburt holt der Schäfer seine tragenden Schafe in den schützenden Stall, damit sie dort im Trockenen und unter Kontrolle ihre Lämmer gebären. Denn allzu oft gibt es bei der Geburt Schwierigkeiten, wobei der Schäfer oder Tierarzt eingreifen muss. Diese Art von Deckkontrolle wird nicht von jedem Schä-

fer genutzt. Ein Schäfer aus der Dithmarscher Marsch hält mehrere hundert Schafe. Er berichtet: „Das Deckgeschirr samt Farbkissen hindert und stört den Bock beim erfolgreichen Deckakt.“ Dieser Schäfer holt seine Schafe zur Lammzeit alle in den Stall und schaut permanent nach Geburtsanzeichen. Wenn ein Schaf ein Kreuz oder ein Strich auf dem Rücken hat, bedeutet das: Geimpft, entwurmt oder Klauen beschnitten. Das dient ebenfalls zur Kontrolle, denn oft laufen über 100 Schafe in einer Herde.

Schafsbock mit „Deckgeschirr“

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