Friesenanzeiger Juni 2015

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Kulinarisch

Kolles Muschelsaal 95 Jahre mit Muscheln Bekannt ist Kolles Muschelsaal direkt am Innenhafen von Büsum wegen des Muschelsaals und der 95-jährigen Familientradition. Schon als das Gebäude im Jahr 1907 eine Fischerkneipe war, schmückten viele Muscheln die Wände. Carl Kolle übernahm im Jahr 1920 die Kneipe und wandelte sie zu einem Tanzlokal mit einem Restaurant um. Die Gäste waren begeistert von der Gastlichkeit der Kolles und den Muscheln an den Wänden. Aus diesem Anlass folgte der große Umbau zum Muschelsaal und weitere 100.000 Muscheln wurden zuerst in Mustern auf dem Fußboden gelegt und anschließend Muschel für Muschel in die Zementmasse an den Wänden gedrückt. Auch „Wilhelmina“, die 1907 auf Amrum gestrandete Galionsfigur eines Schiffes, findet einen ehrwürdigen Platz im Muschelsaal. Sie gilt für Familie Kolle fortan als ihr Schutzpatron. Sohn Werner übernahm im Jahre 1945 den Familienbetrieb und brachte den Gästen die Besonderheit und das Ambiente nah.

In den 1950er Jahren war Tanzen angesagt, mit Schifferklavier und Bands wurde regelmäßig und kräftig für Erheiterung gesorgt. Ehefrau Erika Kolle kann sich sehr gut an den Auftritt von Franz Funke, dem bekannten Musiker, erinnern. Als in den 1970er Jahren die Diskotheken aufkamen, stellte der Sohn Karl-Heinz Kolle 1989 den Tanzbetrieb ein. In dritter Generation betreibt der gelernte Koch, Restaurantfachmann und Küchenmeister das maritime Spezialitäten-Restaurant. Der alte Muschelsaal wird gerne für Festlichkeiten bis zu 100 Personen genutzt. Unterstützt wird Karl-Heinz Kolle von seiner Ehefrau. Heidi Kolle ist gelernte Hotel- und Restaurantfachfrau. Auch die 76-Jährige Mutter Erika ist selbstverständlich noch voll mit eingebunden: „Einmal im Jahr wird jede einzelne Muschel feucht geputzt“, sagt sie. Erika Kolle ist besonders stolz auf ihre Enkelkinder. Erik, der Älteste hat mit seinen 22 Jahren schon eine Kochlehre hinter sich und studiert momentan Betriebs-

wirtschaftslehre. Dann sind da noch der 21-jährige Lukas und die 11-jährige Lisa: Das könnte eine dreifache Chance zum Fortbestand von „Kolles alter Muschelsaal“ sein. Doch erst einmal pflegen Heidi und KarlHeinz die gute alte Familientradition und gehen mit Büsums Entwicklung mit. Die Speisekarte gestaltet sich aus frischen, saisonalen und regionalen Produkten. Natürlich auch die Muscheln! Das älteste Gericht ist die Büsumer Krabbensuppe, „Nach Großmutters Rezept aus dem Jahr 1920 bereiten

wir diese Spezialität zu“, verrät Karl-Heinz Kolle. Nur kostet sie, wie im Jahr 1939 keine 50 Reichspfenning mehr. Das gute alte Krabbenragout steht ebenfalls auf der Karte: „Schon lange gilt es nicht mehr als ArmeLeute-Essen“, schmunzelt der 53-Jährige. „Kolle“ ist Ausbildungsbetrieb für Hotel-, Restaurantfach und Kochen und betreibt Gästehäuser in Büsum. Informationen unter: www.kolles-alter-muschelsaal.de Text und Foto: Rabea Sötje-Looft

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