Text und Fotos: Claudia Steinseifer
Dithmarschen & Steinburg
Ein Haus voll Möglichkeiten:
Künstlerkolonie „Hungriger Wolf“
Still ist es auf dem Gelände des Flughafens und der Kaserne „Hungriger Wolf“ in Hohenlockstedt. Schilder verweisen auf Antiquitäten, Oldtimer, Fallschirmspringer, ein Café oder eine Mess-Erprobungsstelle des Max Planck-Instituts. Inmitten dieser Umgebung steht Ulla Bünte vor dem Haus Nummer 11. Mit spontaner Herzlichkeit empfängt sie zum Besuch der Künstlerkolonie „Hungriger Wolf“. Die pensionierte Kunst- und Musiklehrerin war vor sechs Jahren zusammen mit der Künstlerkollegin und Freundin Gertrud Fröbe die erste, die in den alten Kasernengebäuden kulturelles Potenzial erblickte und zum
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1.Juni im Jahr 2010 Atelierräume anmietete. Den Tipp, dass dort Räume frei würden, hatte sie direkt aus der Kaserne bekommen. Ulla Bünte brauchte nicht lange, um sich dafür zu entscheiden. Die Adresse sprach sich schnell rum, bald waren es vier malende Frauen mit Arbeitssitz im „Hungrigen Wolf“. Schnell zogen auch Künstler des Steinburger Künstlerbundes ein. So war die Künstlerkolonie geboren. Heute haben 22 Künstler ihren Sitz im Haus 11, Maler, Fotografen, Schmuckdesigner und Bildhauer. Die jüngsten sind Mitte 40, Ulla Bünte ist mit 79 Jahren die älteste Künstlerin. Sie kommt fast täglich, um hier zu malen, andere stellen nur aus
Die Malerin Ulla Bünte unterschrieb als erste einen Mietvertrag für ein Atelier in der Kaserne „Hungriger Wolf“.
oder haben ihr Zweitatelier. Gelegentlich finden einzelne Atelierausstellungen statt, Versteigerungen oder Mitmachaktionen. Jeder Künstler hat seinen eigenen Mietvertrag und kann sich so weit in die Gemeinschaft einbringen, wie er möchte. Auf den langen Fluren des zweistöckigen Gebäudes hängen Bilder unterschiedlichster Stile und Techniken und laden zum Schauen ein. Beim Einzug hatten die ersten Künstler die Wände gestrichen, Lampen aufgehängt und in jede Tür Glasscheiben eingesetzt, damit der Blick von außen auf die Ateliers frei wurde. Zurzeit stehen ein paar Ateliers leer und freuen sich auf neue Mieter. Es gibt eine kleine Küche im Haus, einen Versammlungs- und Caféraum, in dem von den jeweils Anwesenden einmal im Monat besprochen wird, was an Arbeiten oder gemeinsamen Plänen anliegt. Gerade wird
ein Sommerfest für das letzte Juni-Wochenende geplant. Dann freuen sich die Künstler ihre Kunst zu zeigen, mit den Gästen zu malen und zu reden. „Es ist merkwürdig“, sagt Ulla Bünte, „die Leute kommen gerne, essen Kuchen, wir malen gemeinsam, aber viele haben Scheu, direkt in unsere Ateliers zu kommen. Dabei freuen wir uns über die Gäste.“ Wer es zu den vier größeren Jahreszeiten-Events nicht zum „Hungrigen Wolf“ schafft, wird an jedem ersten Wochenende im Monat willkommen geheißen. Auch da öffnen die Künstler von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr ihre Ateliers und lassen sich gern über die Schulter schauen. Von September bis Oktober wird es eine Gruppenausstellung zum Thema „Einsamkeit“ in der Heider St. Jürgen-Kirche am Markt geben. Das Thema ist im Haus bekannt, wer von den Künstlern sich beteiligen möchte, zeigt ein oder zwei Werke.