Nordblick
Zwei Sprachen - zwei Kulturen: ein Harrislee
Text: Yvonne Boisen
Dänische Kirche in Harrislee Den danske kirke i Harreslev
In der Gemeinde mit knapp zwölftausend Einwohnern leben etwa 25 Prozent deutsche Staatsbürger, die der Dänischen Minderheit angehören, und dänische Staatsbürger. Deshalb gibt es eine außergewöhnlich große Vielfalt von dänischer sozialer Infrastruktur: die dänische Kirche, dänische Schulen, Kindergärten, der dänische Sportverein, den „Kvindeforening“ – ähnlich dem Verein der „Landfrauen“, und vieles mehr. Das ist mit ein Grund dafür, dass es jährlich viele Zuwanderer aus Dänemark gibt. Menschen, die in Deutschland leben und in Dänemark arbeiten, oder auch Menschen, die in Deutschland leben und arbeiten und sich mit ihren Familien fest niederlassen. Die Freiwillige Ortsfeuerwehr im Ortsteil Kupfermühle hat 60 | www.friesenanzeiger.de
eine enge Bindung zu den Feuerwehren jenseits der Grenze. Ihr wurde im Juni 2013 in einer feierlichen Zeremonie als erste deutsche Institution von Danmarks Samfund eine Danebrog-Fahne überreicht. Es stellt sich die Frage, wie das Zusammenleben zwischen der deutschen Mehrheits- und der dänischen Minderheitsbevölkerung beziehungsweise den Dänen in Harrislee funktioniert? Leben sie weitgehend jeweils für sich, oder gibt es ein wohlwollendes, nettes Miteinander? Heinz Petersen, stellvertretender Bürgermeister von Harrislee und Mitglied der SSW-Fraktion erklärt: „Wir haben ein friedliches und gutes Verhältnis. Die meisten Deutschen, die hier leben, sprechen Dänisch oder verstehen es. Die deutsch-dänischen Veranstaltungen, wie die ‚DeutschDänischen Kulturtage’ fanden
eine großen Zuspruch bei allen Bürgern. Wenn das ‚Promenadeorkester Lauseniana’ nach Harrislee kommt, ist unsere Holmberghalle voll!“ Susanne Bramsen-Böll, Pastorin an der Dänischen Kirche seit 2007, verheiratet und Mutter zweier Kinder, wurde in Dänemark geboren, hat dort studiert, und ist der Dänischen Minderheit erst durch ihre Arbeit begegnet. Daher kann sie das Zusammenleben der Menschen mit zwei Kulturen in Harrislee auch mit einer gewissen Unbefangenheit betrachten. Sie meint, im modernen Business-Management sagt man „man må afvikle for at udvikle”, man müsse sich von bestimmen, alten Dingen trennen, um neue Dinge zu entwickeln, neue Wege zu gehen, aber so sei es im Zusammenleben zwischen deutsch und dänischen
Kulturangehörigen nicht. „Man bekommt etwas Neues dazu, ohne dass man sich von Altbewährtem trennen oder die eigene Identifikation aufgeben muss.“ So werden deutsche Traditionen gerne übernommen, wie Laterne laufen, die Schultüte, oder die Nikolaustradition. Im Gegensatz dazu kommen die deutschen Nachbarn gern dazu, wenn die Dänische Kirchengemeinde „St. Hans“ feiere, mit dem St.-HansFeuer, Gesang, Bratwurst und Bier. Susanne Bramsen-Böll resümiert: „Man ist sich bestimmt bewusst, dass das Zusammenleben eine Bereicherung ist. Aber wir leben miteinander, ohne so viel darüber nachzudenken. Und wir lachen viel übereinander und miteinander!“