Friesenanzeiger Mai 2016

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Kultur

Navigation im 16. Jahrhundert mit der Karte des Augiarius

Im 21. Jahrhundert ist das Reisen einfach. Dank modernster Navigationssysteme für jede Fortbewegungsform ist jedes Ziel auf den Punkt genau erreichbar. Staus, Schlechtwetter, Baustellen: dank sekundenschneller Aktualisierungen werden alle Hindernisse kalkulierbar. Vorbei sind die Zeiten der Landkarten, die oftmals Anlass für Streitigkeiten bei Familienausflügen waren. Besonders schwierig gestaltete sich das Reisen auf hoher See. Ohne Kenntnis der Himmelskörper, Strömungen und Lote war der Mensch auf hoher See verloren. Pendelring,

Jakobsstab, Sextant, Himmel und Seekarten waren Werkzeuge, um Standort, Route und Kurs bestimmen zu können. Doch wie orientierten sich die Seefahrer, als die Welt noch nicht von Satelliten erfasst und der Mensch auf sein Auge und Erfahrung angewiesen war? Seeleute tauschten Erfahrungen aus und notierten sie, Sandbänke, Untiefen, unberechenbare Strömungen und Riffe boten eine gewisse Sicherheit auf hoher See. Im Mittelalter fanden Seebücher ihre Verbreitung, eine Art Seeatlanten, die Meerestiefen, Häfen und Kurse beinhalteten und im 16. Jahr-

hundert perfektioniert wurden. Der Historiker Dr. Heinz-Peter Mielke aus Bunsoh hat sich mit einer alten Kopie der Karte des Augiarius genauer auseinander gesetzt. Dieses Exemplar ist ein wenig variiert aus dem Sammelband Speculum nauticum super navigantione maris occidentalis confectum, einem Atlas in lateinischer, niederländischer oder deutscher Sprache aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Die Karte der deutschen Bucht mit dem Titel „Descriptio ditionum littoralium in maris Germanici, videlycet Eyderstadij, Dithmarsiae“ wurde von dem nieder-

ländischen Kartographen Lucas Johannes Augiarius Mitte des 16. Jahrhunderts gezeichnet. Was diese Karte zu einem einzigartigen Zeugnis früher Navigation macht, ist die genaue Kenntnis der Region, wie auch die Praxisbezogenheit der Karte. Wassertiefen, Seezeichen und Baken zur Markierung von Untiefen, für die Zeit überraschende Betonnung und Ankerplätze sind eingezeichnet. Dazu markante Punkte entlang der Küste des 16. Jahrhunderts, als Büsum und Nordstrand noch Inseln, Meldorf und Wöhrden noch Hafenorte waren. Leuchtfeuer, Kirchen und Gutshöfe, wie Hoyersworth finden sich auf der Karte wieder. Dazu hat Augiarius oben auf der Karte die Panoramen von Sylt, Amrum, Brunsbüttel aus der Sicht eines einfahrenden Schiffes gezeichnet: Sie gaben besondere Orientierung. Zu der Karte gehören detaillierte Beschreibungen der Wasserwege und Menschen. „Wir erfahren, dass der Landstrich vieh- und fischreich sei, sonst aber von Morast und Sümpfen durchzogen. Weideland dominiert; die Äcker sind fruchtbar. Dementsprechend sind die Bauern reich und von Natur aus übermaßen grob, stark und roh“, zitiert Dr. Mielke aus den Anmerkungen der Karte.

Text: Claudia Steinseifer, Foto: BDL

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