Projektmagazin "Pirquet-Schule"

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‹Atmosphärisches Orientierungssystem› Projektbeschreibung Tierdarstellungen unterschiedlicher Gruppen und Körperhaltungen leiten durch das Gebäude. Gewählt wird eine Aquarelldarstellung, die aus bunten Farbklecksen abgeleitet wird. Der Umgang mit Tier und Natur ist Basis einer profunden Ausbildung für Kinder, so die Autorin. Natürliche Materialien (Lehm, Holz, Textilien) unterstützen den pädagogischen Auftrag der Schule. Die handwerklich-musische Tätigkeit der Kinder findet Ausdruck in handgefertigten und selbstbemalten Fliesen, die zu einem ‚Teppich’ im Vorbereich zusammengesetzt werden. Ein weiteres Element ist das sog. ‚Herkules-Seil’, mit ca. 5 cm Durchmesser, welches sich durch das gesamte Gebäude zieht, durch die metallische Beschaffenheit seiner Stahlfasern ergeben sich Möglichkeiten für magnetische Befestigungen von Objekten, Zeichnungen usw. Durch das Herkules-Seil entstehen an dessen Knotenpunkten und Verschlingungen Sitz- und Spielbereiche.

Kommentar der Jury Die Jury betrachtet die Tier-Elemente als Orientierungssystem grundsätzlich als ein geeignetes Motiv, wobei die Frage aufgeworfen wird, ob die mit dem Schulgebäude vertrauten Kinder die zentrale Zielgruppe sein sollen, oder ob ein Leitsystem nicht eher die Allgemeinbereiche für externe Besucher fokussieren sollte. Die Idee und die Frische der spontanen Klecksbilder geht in den schlussendlich gewählten, offensichtlich mit digitalen Effekten verfremdeten Tierfotos etwas verloren; Die „unscharfe“ Form der Klecks­bilder steht auch im Gegensatz zu der ihnen zugeteilten Aufgabe, nämlich als Navigationselemente zweifelsfrei identifizierbare und wiedererkennbare Zeichen zu bilden. In der Idee des „Herkulesseil“ (steif oder flexibel) als polyvalente Infrastruktur mit seinen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten (Leitsystem, Hänge­system, Möbel und Spielgerät) steckt Potenzial – was eine vertiefende Ausarbeitung wert gewesen wäre. Die Verwendung von Kleinmagneten wird als kritisch gesehen. Die zwei im gesamten Objekt parallel installierte Systeme (Bilder und Seil) bilden kein konzeptionell schlüssiges Gesamtbild, sondern konkurrieren eher und würden in Summe mit sonstigen zu erwartenden Elementen zu einem überladenen Raumeindruck führen. Die Idee der selbst bemalten Fliesen wäre angesichts des vorhandenen Brennofens umsetzbar, deren Außentauglichkeit (Befahrbarkeit, Frost­beständigkeit) bleibt jedoch fraglich. Mutig wird empfunden, dass die Autorin die Schule baulich verändern will, um für ihren Ansatz optimale Rahmenbedingungen zu erlangen. Wie vorgeschlagen einen Klassenraum ganz weg zu lassen, ist aber nicht denkbar.

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