Projekt "Decades" - 1960er - Typografie, Grafikdesign, Werbung

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PIPER UND BORINGHIERI Ungefähr zwanzig Jahre stand Willy Fleckhaus im Dienst des Suhrkamp Verlages, bis sich das Verhältnis zwischen Siegfried Unseld und ihm deutlich verschlechterte. Als er ein Angebot von Piper Verlag bekam, lehnte er es nicht ab. Er und noch andere Designstudios bekamen den Auftrag, den Bücher des Verlags ein neues Gesicht zu geben. Die einzige Vorgabe bei dem Design war es, die zwei markanten farbigen Balken beizubehalten. Fleckhaus ignorierte dies geflissentlich und brachte sein

Piper: Typische Coverdesigns für den Buchverlag Piper, die grundsätzliche Gestaltung und Typografie blieben meist gleich

eigenes Design durch. Typisch für ihn war die Typografie, die extrem groß und eng gesetzt war. Ab dem Jahr 1980 arbeitete er zusätzlich noch für den Verlag Boringhieri, zu dem er wohl vorrangig durch seinen italienischen Assistenten kam. Eine schwache Leistung war die Gestaltung der Bücher des Verlages. Sie sahen meist seinen übrigen Arbeiten ähnlich und leider wurde auch an der Qualität des Materials gespart. Dennoch arbeitete Fleckhaus noch bis zu seinem Tod für das Verlagshaus.

Boringhieri: Typische Coverdesigns für den Buchverlag Boringhieri; viel Weißraum, freigestellte Bilder, komprimierter Satz

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UND WIE GEHT ES DANN WEITER?

Zu Anfang der 60er hatte Fleckhaus der Zeitschrift „Quick“ einem Redesign unterzogen. Vor dem Redesign sah es wie viele andere nach einem billigen Blatt aus, doch er schaffte es, der Zeitschrift einen Stil und hauptsächlich Ordnung zu geben. Ende 1970 war twen dann leider eingestellt worden. Proteste von Lesern, von Art Directoren sowie von seiten der werbenden Wirtschaft führten Anfang 1971 zu einem sehr kurzen Wiederaufleben des Magazins. Man versuchte die twen in „seriösere“ Gewässer zu lotsen, aber interessanterweise ohne Fleckhaus. Die Unternehmung scheiterte leider kläglich und twen wurde wieder eingestellt. Mit dem Rauswurf wurde Fleckhaus jedoch keineswegs arbeitslos. Nach wie vor gestaltete er, vielgerühmt und

vielbeachtet, die Buchumschläge für Shuhrkamp. Was ihm jedoch fehlen sollte, war eine Plattform wie twen, auf der er sich ausleben konnte. Die Zeitung „Die Zeit“ überlegte sich damals, genau wie das britische Blatt „The Times“ ein eigenes Magazin herauszubringen. So wurde Willy beauftragt, ein vorab Sondermagazin zu gestalten, welches aber ziemlich floppte und nicht erfolgreich war. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung überlegte sich ebenfalls ein Magazin. Jedoch waren die damaligen Angestellten, die nicht an das Spiel und Spaß eines Magazins gewöhnt waren, überfordert mit der neuen Aufgabe. So kam Fleckhaus wieder ins Spiel und gestaltete das Magazin, welches am Ende doch eine Ähnlichkeit mit dem früheren twen hatte. 88

Links: Fleckhaus gestaltete unter anderem lange Zeit das Cover des Frankfurter Allgemeine Magazin Rechts: Für das Magazin „Quick“ überarbeitete er Layout und Logo


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