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Die Sonnenstraße – Münchens neuer Central Park

DIE SONNENSTRASSE – MÜNCHENS NEUER CENTRAL PARK

(AH/JN) Was im Frühjahr 2022 noch belächelt wurde, hat jetzt gute Chancen, Realität zu werden: die Rückgestaltung der Sonnenstraße im Herzen Münchens zu dem, was sie einmal war – eine grüne Oase. Lesen Sie den aktuellen Stand zu einem sehr ehrgeizigen Stadtentwicklungsprojekt in München.

Heißt eine Straße Sonnenstraße, stellen sich wohlwollende Assoziationen fast automatisch ein: Große Bäume spenden im Sommer wohltuenden Schatten, auf Bänken lässt sich die Mittagspause angenehm verbringen. Die Sonnenstraße in München allerdings ist eine Hauptverkehrsachse, zugleich eine der am meisten befahrenen Straßen Europas – und damit weit davon entfernt, Wohl-

fühlcharakter auszustrahlen. Da geht mehr, dachte sich die Kreisgruppe München des BUND Naturschutz (BN) und veröffentlichte im Frühling 2022 ihre Vision zum Umbau der Straße. Und tatsächlich: Die Idee fand Anklang. Diesen Sommer hat das Planungsreferat der Stadt München ein Freiraumkonzept für die Sonnenstraße präsentiert. Dieses hat einiges zu bieten, z.B. eine Flaniermeile und einen eigenen Park. Denn: Die Stadtplaner haben festgestellt, dass genug Platz vorhanden wäre, um aus der Sonnenstraße eine grüne Oase zu bilden. Mehr Grün, weniger Autos, das ist theoretisch möglich. Angedacht ist ein Umbau zugunsten der Radfahrerinnen und Fußgänger, der Autoverkehr würde Anteile am Geschehen abgeben. Eine Fahrspur gäbe es für Anliegende und Lieferverkehr, vielleicht nur noch je eine Autospur pro Fahrtrichtung. Bestehen bliebe Platz für die Tram.

Münchens Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk beim VR-Spaziergang auf der Sonnenstraße. Foto: Henning Koepke Bäume für ein besseres Münchner Klima

Ein sehr zentrales Argument für die Umgestaltung der Sonnenstraße sind Bedenken zum Klima, die weit in die Zukunft reichen. Was der bayerischen Landeshauptstadt Sorge bereitet, ist der Blick in die Zukunft zum Thema Temperatur, die Studien der TU zufolge in den nächsten Jahrzehnten sehr stark steigen könnte. Bäume können die Aufheizung in einer Straße um mindestens

10 % verringern. Sie würden Abkühlungsmöglichkeiten schaffen, Schatten spenden, CO2 binden und Stickstoff bilden. Gerade auf versiegelten Flächen, und dazu gehört die Sonnenstraße ganz sicher, sorgen Bäume für ein wenig Kühle in den warmen Sommermonaten. Klimafunktionskarten für die Stadt sprechen eine deutliche Sprache. Aufgrund der momentanen Entwicklungszahlen könnten nach einer aktuellen Prognose und unter der Voraussetzung eines weltweiten Temperaturanstiegs in der Münchner Innenstadt die Thermometer auf bis zu 8 Grad höher klettern als bislang. Das hätte Mittagstemperaturen von um die 45 Grad zur Folge. Ein starker Grund für das Anlegen eines begrünten Boulevards auf der Sonnenstraße, die genau das bis vor rund 100 Jahren auch gewesen ist.

„Getreu zur Mittagssonne“

Tatsächlich war die Sonnenstraße bis in die 1930er-Jahre hinein eine Oase mit viel Grün. Sie erhielt ihren Namen 1812 und wurde nach dem Konzept der Sonnenbaulehre von Christoph Faust erbaut. Danach sollten die Häuser mit ihrer Fassade nicht unmittelbar an der Straße, sondern „an freundlichen Rasenplätzen, getreu zur Mittagssonne“, stehen. Also richtete sich ihr Verlauf nach dem höchsten Stand der Sonne zur Mittagszeit aus. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Sonnenstraße verbreitert, die Matthäuskirche, im August 1833 eingeweiht, musste deshalb weichen. 1953 bis 1957 entstand die neue Matthäuskirche, Pläne für einen Rückbau zu einer grünen Oase gab es nicht. Wie es weitergeht

Seit Frühsommer 2022 steht das grobe Konzept zu einer Neugestaltung der Sonnenstraße. Jetzt geht es daran, die Details zu erarbeiten. Vorsichtige Prognosen gehen davon aus, dass der Umbau bis 2030 realisiert werden könnte. Als Nächstes sind Bürgerinnen und Bürger beim weiteren Planungsprozess gefragt. Anwohnende und Gewerbetreibende werden zu Stadtspaziergängen eingeladen und können dabei eigene Ideen entwickeln. Wie genau diese weiteren Schritte aussehen, darüber stimmt der Stadtrat in diesem Herbst ab.

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