Gastwirtschaft - Herzlich Willkommen in Tirol 2.0

Juli 2020 | Preis: 5,50 Euro | E 2020 www.netzwerktirol.at

GAST WIRT SCHAFT Herzlich Willkommen in Tirol 2.0!

Das regionale Wirtschaftsmagazin

Corona-Zeiten sind schwierige Zeiten. Für die meisten von uns. | Editorial

Wir bewegen Wirtschaft.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Sie investieren in Chancen.

Wir kümmern uns um die Risiken.

Im TREND-Ranking „Österreichs beste Anwälte 2020“ zur besten Kanzlei außerhalb Wiens gewählt

Liebe Leserinnen und Leser,

Hauptsitz Innsbruck

Niederlassung Vaduz

Niederlassung St. Johann

„Die Zukunft ist als Raum der Möglichkeiten der Raum unserer Freiheit“, meinte Karl Jaspers. Mir gefällt dieses Bild. Es verweist darauf, dass sich Zukunft nicht einfach einstellt. Die angesprochenen Räume müssen und können (!) immer wieder neu eingerichtet werden. Von uns selbst und für uns selbst. Dabei gibt es beachtliche Freiräume, sofern wir uns nicht nur in der Asservatenkammer des „Weiter wie bisher“ bedienen wollen. Dort greifen wir meist zu, wenn sehr persönliche Motive, Angst vor Neuem, Bequemlichkeit, starre Strukturen oder Phantasielosigkeit dies als rasche und vermeintlich einfache Problemlösung nahelegen. Ob wir auf diese Weise allerdings den Raum unserer Freiheit verantwortlich ausgestalten, ist anzuzweifeln. Vor allem, wenn doch bekannt ist, dass das Bisher selbst stark problembehaftet war.

Tirol ist vieles und auch Tourismusland.

Ein beträchtlicher Teil seines Wohlstands resultiert aus der verantwortungsvollen Erschließung seiner natürlichen Ressourcen. Das Prinzip des „Immer weiter, immer höher, immer mehr“ führte in den letzten Jahren aber vielfach an und über die Grenzen des Erträglichen: Übererschließung, optische und akustische Umweltverschmutzung, 24/7 Saufen et cetera.

Ballermann auf unterstem Niveau, das aber bis auf über 2.000 Höhenmeter: Geld ist geil, cash macht fesch und Bremsen gilt

netzwerk tirol ist das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider in Tirol. Schwerpunkt unserer Berichterstattung ist die wirtschaftliche und politische Entwicklung in unserer Region. Dabei liegt das Augenmerk auf Kommunen, Firmen, Personalien und Märkten.

Niederlassung DasmonatlicheWien Printmagazin wird durch unsere Website www.netzwerktirol.at sowie Social-Media-Kanäle ergänzt.

als uncool. Felix Mitterer bekam den Stoff, aus dem sich die Piefke-Saga nährt, frei Haus geliefert. Und Corona deckte auf, was hinter immer neuen Erfolgsmeldungen versteckt blieb. Haben wir wirklich alles richtig gemacht?

Der Begriff des Overtourism könnte daher ein Weckruf bei der Neu-Gestaltung des Raums der Möglichkeiten sein. Das Unbehagen schleicht sich nämlich unaufhaltsam in die Köpfe jener bürgerlichen Gäste, auf deren Ausgabefreudigkeit die Touristiker ebenfalls angewiesen sind. In dieser Ausgabe von netzwerk tirol machen wir uns auf die Suche nach denkbaren Bauelementen eines gast-freundlichen, nachhaltigen und erfolgreichen Tourismuslandes Tirol 2.0.

Wir können dabei nicht ausschließen, dass Manches Manchem sonderbar vorkommt.

Wenn wir uns in diesem Zusammenhang aber den guten Rat Otto von Bismarcks bewusst machen, eröffnen wir uns wichtige Chancen für die Räume der Möglichkeiten und unserer Freiheit: „Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln.“

netzwerk tirol ist meinung nalisten, welche die Regio form zum Austausch und N Herzlichst

Herzliche Grüße.

Prof. Dr. Stephan Laske

Stephan Laske Herausgeber – netzwerk tirol

Niederlassung Bozen

Das netzwerk tirol-Team hat sich nicht gegen die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache entschieden. Trotzdem verzichten wir in unseren Artikeln auf Binnen-Is, *Sternchen, _ Unterstriche und andere aktuelle Gender Formen.

Wir verwenden, soweit dies nicht die sprachliche Ästhetik stört, gender-neutrale Formulierungen, sowie weibliche und auch männliche Formulierungen. Wir sind der Meinung, Gleichberechtigung der Geschlechter, Frau, Mann, 3. Geschlecht, ist etwas Selbstverständliches.

Daten und Fakten – Magazin Erscheinungsweise CHG Czernich Haidlen Gast & Partner Rechtsanwälte GmbH Innsbruck • St. Johann • Wien • Bozen • Vaduz – www.chg.at

12 x jährlich

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Daten und Fakten –

Corona-Zeiten sind schwierige Zeiten. Für die meisten von uns.

Auch für netzwerk tirol. Als Monatsmagazin fallen wir in keinen der Fördertöpfe der Bundes- bzw. der Landesregierung. „In Zeiten wie diesen“ geht auch die Zahl der Inserate stark zurück. Mit einem Inserat oder einem Jahresabonnement könnten Sie dazu beitragen, dass wir diese kritische Phase besser überstehen. Danke.

Webseite

www.n 5

Inhaltsverzeichnis | Juli 2020

Juli 2020 | Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Editorial 3

Graphen von Tirol Sehenswürdigkeiten 72

Titelthema Orientierung 06 Investment 12 Visionäre 16 Privatunterkunft 26 Reiseplan 36

Pause Der entspannte Andreas Steibl

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Sport Alpiner E-Sport

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Gastrotipp Am Dorfplatz

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Soziales Die Mitte der Gesellschaft

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Impressum Herausgeber: netzwerk tirol GmbH Prof. Dr. Stephan Laske Sparkassenplatz 2/120, 6020 Innsbruck Telefon (Redaktion): +43 (0)699 17 26 14 18 kontakt@netzwerktirol.at www.netzwerktirol.at

54

Geschäftsführer: Daniel Schnitzler Chefredaktion: Maximilian Brustbauer Redaktion: Gabriela Stockklauser Autoren/Innen: Bernhard Ecker, Karl Müller, Stefan Neuner, Josef Nussbaumer Anna-Maria Wallner

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Art Direction: Clélia M. Beck Cover-Foto: Florian Lechner

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Verkaufsleitung: Roland Schwaiger Telefon: +43 (0)664 26 67 335 schwaiger@netzwerktirol.at

Spaziergang Kitzbühel 66 Seefeld 71 6

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Trend Après-Tourisme 58

Kultur Italienische Reise

Wissenschaft Turbulenzen und Horizonte

Büro Am Arbeitsplatz

Faktor Mensch Autobahnmeister 56

Erfolgsgespräch Barbara Schenk

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Vergleich Burgenland 80

Kolumne Großstadtgeflüster #11 84

Zahlen, Daten, Fakten Gäste 34 Recht Übergabe 34

Literatur Andrea Stift-Laube

Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck Es gilt die Preisliste vom 01.01.2020

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Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Titelthema

Der Tourismus ist ein junges Phänomen. Kaiserin Sisi machte es vor, das gemeine Volk ihr später nach. Wo Erholung Suchende einst Postrouten folgten, stauen sich heute Stressgeplagte kolonnenweise in alle Himmelsrichtungen.

Was noch gestern gefiel, ist heute schon ein alter Hut, der samt Anstecknadel und Heimatabend weg kann. Neues muss her, wenn möglich authentisch, regional, sozial und ökologisch verträglich.

Alles, nur kein Einheitsbrei.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

ORIENTIERUNG

Erkletterte Palmen, mutwillige Dauerbespaßung und rasante Entschleunigung Gipfel wie Sand am Meer. Foto: Tirol Werbung

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Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Titelthema

„Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.“ Mark Twain

Auf dem Weg zum Treffpunkt mit sich selbst. Foto: Tirol Werbung

„Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste“, sagte Susan Sontag einmal. Zu Reisen, Urlaub zu machen, ferne Länder zu erkunden oder für die Arbeit geschwind um den Globus zu jetten, ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Eigentlich. Denn für ein paar Monate in diesem Jahr waren die fernen Länder wieder so weit weg wie vor 200 Jahren. Inzwischen rückt die Welt aber wieder zueinander.

31 Länder dürfen ab Österreich wieder grenzenlos bereist werden. Und auch das global-mobile Leben wird von Neuem Fahrt aufnehmen, irgendwann.

So bewegt wie das globale Leben heutzutage funktioniert, läuft es noch nicht all zu lange. Während große Seefahrer und Kriegsherren, Welterkunder und Eroberer, einige Philosophen und Schriftsteller den Globus, für dessen Darstellung damals noch eine Scheibe genügte, schon früh bereist hatten, um sich Territorien, fremde Güter und Kulturen, neue Eindrücke und Lebensweisen anzueignen, ist Reisen als Massenphänomen noch sehr jung.

Kaiserin Sisi als Vorreiterin Als eine der ersten bekannten Touristinnen kann Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als Sisi, gelten.

Sie suchte einerseits südlich-warme Gefilde auf, um sich zu erholen und ihre Neugierde nach dem Anderen zu stillen.

Gleichzeitig eroberte die Sportbegeisterte als Wanderin auch 10

Alternative Route zu sich selbst. Foto: Tirol Werbung

die heimatlichen Alpen, unternahm halsbrecherische Klettertouren und brachte damit ihre Gefolgschaft so manches Mal auf die Palme und den Gipfel. Reinhold Messner ordnet es folgendermaßen ein: „Der Alpinismus, wie wir ihn heute kennen, begann sich erst langsam seit der Aufklärung zu entwickeln. Davor wäre niemand auf die Idee gekommen, in die unheimlichen und sagenumwobenen Berge zu gehen, denn es handelt sich dabei ja um ein völlig unnützes Unterfangen.“ Nicht viele Menschen konnten es sich schon im 19. Jahrhundert leisten, solch unnötigen Beschäftigungen nachzugehen.

Eine Kaiserin konnte.

Eskalation am Brenner Als Reiserouten des aufkeimenden Tourismus vor dem Ersten Weltkrieg galten bestehende Postverbindungen, denn nur an diesen gab es ausreichend Gaststätten. In der Regel heißen diese alten Wirtshäuser heute immer noch „Zur Post“. Entlang dieser Strecken gab es auch einigermaßen ausgebaute und damit befahrbare Verkehrswege und so haben sich dort Orte gebildet und verdichtet, wie das schon über 2.000 Jahre zuvor bei den Straßen der Römer passierte. Händler eröffneten Geschäfte, boten Waren an und erste touristische Hotspots entstanden.

Als einer dieser so genannten Eskalationspunkte kann der Brenner gelten. Über den Pass verlief der Postweg nach netzwerk tirol

Italien. Goethe begann hier seine italienische Reise und römischen Abenteuer. Noch heute ist der Pass ein beliebtes Einkaufsziel. Der Brenner ist ein Symbol: für die einen die Traumstraße auf dem Weg in den Süden, für die anderen die konfliktbeladene Transithölle.

Trotz der beiden Weltkriege war der entstehende Wirtschaftszweig Tourismus ab den 1950er Jahren nicht mehr aufzuhalten. Einen Beitrag zum Siegeszug der Hausmeisterstrände in Bibione, Jesolo und Caorle leistete übrigens die Anfang der 1960er Jahre eingeweihte Europabrücke. Sie verkürzte den stauenden Kolonnenverkehr in den heiß ersehnten Italienurlaub zumindest in Kilometern gemessen.

Doch bedurfte es zunächst noch weiterer Voraussetzungen bis das dolce vita endlich breiten Bevölkerungsschichten zugänglich war. Den Menschen kam das Wirtschaftswunder an sich zugute. Der ökonomische Aufschwung nach den Zweiten Weltkrieg spülte Geld auch in die Urlaubskassen einer neu entstandenen und wachsenden Mittelschicht.

Handel und Industrie blühten, mit ihnen keimte der Individualverkehr auf. Bald konnten sich Familien ihr eigenes Auto leisten. Neue Verkehrswege und Infrastrukturen entstanden, hart erkämpfte Gesetze räumten den Erwerbstätigen Arbeitszeitregelungen samt Urlaubsanspruch ein und den wollten die fleißigen Bürger auch nutzen. netzwerk tirol

Reiseziele jenseits der Muttersprache Aufgrund der Sprachgrenzen urlaubten Österreicher und Deutsche zunächst in Österreich und Deutschland, vor allem Deutsche in Österreich. Der Mut zum Risiko wuchs, Sprachbarrieren wurden überwunden oder einfach missachtet.

Italien und Spanien waren erste ferne Reiseziele jenseits der eigenen Muttersprache. Die große Nachfrage ließ das Angebot wachsen. Deutschsprachige Speisekarten und Kellner an den Küsten des Mittelmeers waren bald völlig normal.

Im Gegenzug wehte in Österreich in derselben Zeit an jedem zweiten Haus in Tourismusorten die Zimmer-frei Fahne. Bauern erkannten ihre Chance im Nebenerwerb und vermieteten jeden möglichen Raum, manchmal sogar das Kinderzimmer, die dann eben woanders schlafen mussten.

Später rüsteten sie zur professionellen Vermietung auf. In besonders frequentierten Orten sprossen die so genannten Bettenburgen aus den Gebirgsböden wie am Meer aus dem Sandstrand. So manches arme Gebirgstal entwickelte sich zum „Alpen-Ballermann“.

Mike Peters, der an der Universität Innsbruck eine Stiftungsprofessur für Klein- und Mittelbetriebe und Tourismus innehat und Sprecher des Forschungszentrums Tourismus und Freizeit ist, sagt: „Der Wohlstand stieg weiter, die Menschen kauften sich unter anderem Mobilität für ihr Geld. Politische Umwälzungen wie der Fall des Eisernen Vorhangs sowie 11

Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Advertorial

„Der Ballermann darf nicht das nächste Ischgl werden.“

ADVERTORIAL

Jens Spahn - deutscher Gesundheitsminister

liberale Grenzbestimmungen in Europa und vielen Teilen der Welt, gestiegene Sicherheit ermöglichten den globalen Tourismus.“ Bald schon war das Reisen nicht mehr der Zweck sondern nur das Prestige, Sonnenbrand und Urlaubsfotos inklusive.

Die Zyklen des Tourismus Der Tourismus entwickle sich in Lebenszeitzyklen, sagt Mike Peters: „Das heißt, dass es zunächst wenige Touristen in einem Ort gibt, die Destination als cool gilt. Der Zielort ist zunächst noch authentisch, schließlich folgt jedoch eine Phase der Verschmelzung von Touristen und Einheimischen. Die nächste Stufe ist die der Inszenierung. Einheimische bieten Reisenden Vorführungen ihrer Traditionen, die dadurch aber oft an Authentizität verlieren. Danach kommt es häufig zu einem Boom, zum vermehrten Bau von Hotels und Tourismuseinrichtungen. Dadurch werden Orte oft hässlich. Der Tourismus schwappt über, es kommt zum Kippen.“ Diskussionen über Overtourismus, darüber, ob die Orte noch den Einheimischen gehören, Verärgerung über Zweitwohnsitz und politische Versuche der Gegensteuerung sind vielerorts die Folge. Beste Beispiele: Hallstatt, Venedig, Dubrovnik.

In ganz Europa sei es laut Peters in den 1990ern zu einer solchen Übersättigungs-Phase gekommen, die durch Billigflug-Anbieter noch vorangetrieben wurde. SaturiertheitsAuswüchse à la Felix Mitterers Piefke-Saga wurden von der Realität sogar noch überholt, behaupten zumindest manche.

Heute ist die Situation keine andere.

War es in den 90ern die Forcierung einer breiten Qualitätsoffensive, von der Erneuerung der Zimmer über den Ausbau der Spa-Bereiche bis zur Aufwertung der heimischen Küche, ist momentan noch nicht gewiss, was den Namen des heimischen Alpentourismus retten kann. Nur so viel scheint sicher, der Ruf ist momentan eher ruiniert. Denn „Weg vom Ballermann“ gilt nicht mehr, sagt doch der deutsche Gesundheitsminister sogar schon, dass der Ballermann nicht das nächste Ischgl werden darf.

Es ist daher geboten, sich weiter auf das Eigene zu besinnen.

Die Tourismusverbände sollen noch mehr auf ihre regionalen Besonderheiten setzen, dem Reisepublikum Altes, Traditionelles und damit Neues und Ursprüngliches bieten. Auch die Entschleunigung, die viele während des Corona-Lockdowns erfahren konnten oder mussten und an der manche gar Gefallen gefunden haben, ist ein Thema. Damit könnte auch, wie dringend beabsichtigt, die Aufenthaltsdauer der Gäste an ihren Urlaubszielen wieder erhöht werden.

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Vita contemplativa oder activa?

Denn hier scheint eine Schlüsselstelle des zukünftigen TirolTourismus zu liegen: Die Gäste sollen nicht kommen, um gleich wieder abzureisen. Sie sollen kommen, um zu bleiben. Je länger, je lieber. Wer länger bleibt, hat mehr Zeit und weniger Stress. Außerdem reduzieren längere Aufenthalte den Anreiseverkehr und die Arbeit für Vermieter. Mehr Zeit fürs Geldausgeben ist auch vorhanden.Im Unterschied zu den 1990ern wird sich dieses Mehr in der Qualität finden müssen und nicht nur in einem Größer, Höher oder Weiter an Angebot, Bespaßung oder Ablenkung. Der Trend, so sagen manche Zukunftsforscher, geht vom Außen ins Innere. Das bedeutet, bewusst, ökologisch, sozial verträglich, kulinarisch regional und wenn möglich im vom örtlichen Tischler aus heimischem Zirbenholz gefertigten Zero-Waste-Bett will der Urlauber seine schönste Zeit des Jahres verbringen. Bejodelt oder beschuhplattelt will er beim wöchentlichen Heimatabend nicht mehr unbedingt werden. Auch braucht er keine Anstecknadeln für Hut oder Hemd mehr, die jeder alpine Tourismusverband einst pro zehn Bergbesteigungen samt Gipfelbucheintrag verlieh. Gästeehrungen für 20 treue Jahre im selben Urlaubsbett sind mittlerweile auch out und überhaupt ist jegliche Art von Einheitsbrei inzwischen verpönt.

Peters: „Unterschiedliche Orte sollten unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Nicht Konformität ist gefragt, sondern Authentizität und regionale Differenzierung. Demgemäß sollten sich Orte ihre Identitäten schaffen, quasi Nischen, um je eigene Gästeschichten anzusprechen.“ Das sei den 34 Tiroler Tourismusverbänden, auf die sich die 279 heimischen Kommunen aufteilen, bisher auch recht gut gelungen, so der Tourismus-Professor. Es sei weithin bekannt, dass etwa die Region Serfaus Fiss Ladis prädestiniert für den Familienurlaub sei, sich Sölden, die Regionen Ötztal oder Paznaun eher für Après-Ski-willige Nachtschwärmer eignen. Dass die eindeutige Positionierung der Regionen in Tirol jedenfalls gelungen ist, schreibt Peters den ausgeklügelten Marketingstrategien und Professionalisierungsbestrebungen auf allen Ebenen des heimischen Tourismus zu: „Ich selbst bemerke hier deutliche Veränderungen im Gegensatz etwa zu den 1990ern. Die Mitarbeiter in Hotellerie und Gastronomie sind professioneller geworden, offener und viel weltgewandter.“ Lerneffekte wie Offenheit, neue Perspektiven und Einsichten, den berühmten Blick über den Tellerrand bringt Reisen, egal in welcher Form, immer mit sich. Sowohl für die, die wegfahren, als auch für die, die Fremde empfangen. Nicht zuletzt deshalb empfiehlt der Dalai Lama: „Geh einmal im Jahr dorthin, wo du noch nicht warst.“

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Zimmerei Eberl Ihr professioneller Partner Ich bin eine BU Foto: Name Vorname

Die Zimmerei Eberl e.U. wurde im Jahr 1997 von Zimmermeister Walter Eberl gegründet. Seither beschäftigt sich die Zimmerei Eberl intensiv mit dem einzig lebenden Baustoff: Holz.

Holz ist ein unglaublich vielseitiges und umweltfreundliches Im Holzbau gibt es noch viel Unerforschtes. Das ist dem Material und stellt vor allem im Bauwesen immer wieder rasanten Tempo der Entwicklung in der Holzbautechnologie seine schier unerschöpflichen Qualitäten unter Beweis. Es geschuldet. Wenn man bedenkt, in welcher Geschwindigkeit muss nicht hergestellt werden, die Natur stellt es uns zur sich der Holzbau vom simplen Konstruktions-Tragbauwerk Verfügung - so wird keine Energie verschwendet, um das zu einem sehr komplexen Konstrukt entwickelt hat, kann Grundmaterial Holz zu erzeugen. Somit bringen es Bauholz man sich vorstellen, dass bei vielen Details noch Verbesseund Holzwerkstoffe auf viel weniger CO2-Emissionen als alle rungsbedarf besteht. anderen Baustoffe.

Noch vor 20 Jahren wurden Hölzer einfach zu KonstruktioHolz ist längst zu einem Begriff geworden, den man mit nen zusammengefügt, die hauptsächlich tragende Funktion Gemütlichkeit verbindet. Um es im Bauwesen auch technisch hatten. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von bearbeiteten Advertorial Techem (offen) richtig einzusetzen, benötigt man allerdings eine Menge Hölzern, Holzwerkstoffen, Verbindungsmitteln, DämmKnow-How. Wir als Zimmerei Eberl sind dafür bestens aus- stoffen, Folien, Klebstoffen et cetera, ja sogar Holz-Betongebildet, auch unsere Mitarbeiter werden ständig geschult. verbund-Bauteile haben in den modernen Holzbau Einzug Unsere Zimmerei bietet Ihnen ein breites Spektrum an gehalten. Hybrid- oder Baubuchenträger ergänzen das SpektLeistungen im Holzbau: von Dächern, Balkonen, Brücken rum des modernen Holzbaus. über Carports, landwirtschaftliche Gebäude und Gewerbe- Dabei ist es umso wichtiger, all diese neuen Werkstoffe in der objekte bis hin zu privaten Wohnhäusern, auf Wunsch auch richtigen Reihenfolge zu verbinden, damit ein funktionierenschlüsselfertig, erfüllen wir sämtliche Wünsche unserer Kun- des Gesamtsystem entsteht. So gibt es immer wieder Bereiche, den zu ihrer vollsten Zufriedenheit. die neu zu überdenken sind und eine angepasste Lösung Im Jahre 2016 entstand die Bautechnik Eberl GmbH als Part- erfordern. Durch unser tiefgreifendes Wissen hinsichtlich nerfirma der Zimmerei. Zwischen beiden Firmen besteht dieser neuen Technologien sehen wir es als unsere Aufgabe, eine enge Zusammenarbeit. So können wir Hand in Hand an eben solchen Lösungen zu arbeiten. sowohl die handwerkliche als auch die technische Seite bes- Unser aktuelles Forschungsprojekt behandelt den Übergang tens abdecken. Die Zimmerei Eberl e.U. und die Bautechnik vom Fundament oder Keller zum aufgehenden Holzmauerwerk.

Eberl GmbH betätigen sich auch intensiv im Forschungsbe- Dazu haben wir bereits ein Patent angemeldet. Ein weiteres reich des Holzbaus. Unser Fachwissen umfasst mittlerweile Forschungsprojekt zum Thema Brettsperrholzplatten 40 Jahre an theoretischer sowie praktischer Erfahrung im und ihrer speziellen Anwendung im Grenzbereich ist Holzbau. Damit sind Sie bei uns in besten Händen! in Ausarbeitung. ▲

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Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Titelthema

Ein erfolgreicher Aufstieg gelingt nur mit einem vorab überlegten Plan. Foto: Sabrina Wendl

INVESTMENT

Tiroler und auswärtiger Investor zugleich

che ist in der Regel ein hoher persönlicher Einsatz erforderlich. In welche Projekte man investiert, hängt, wie gesagt, von den individuellen Präferenzen ab. Aber gerade der Alpenraum bietet eine große Bandbreite an interessanten Projekten.

Für mich sind bei potenziellen Investments folgende Orientierungspunkte maßgeblich: Das Zukunftspotential von Betrieb und Standort sowie zukünftige Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Doch wie bei jeder Investitionsentscheidung spielt natürlich auch das Baugefühl eine gewisse Rolle.

Ist das schon der maximale Ausbau der Berge? Oder wie sieht eine Alternative aus? Foto: Simone Pellegrini

Investitionen in die Tourismus- und Freizeitwirtschaft versprechen mitunter hohe Renditen. Gute Ideen, persönlicher Einsatz und ständige Weiterentwicklung vorausgesetzt. netzwerk tirol hat mit Dr. Nikolaus Huter, Geschäftsführer der Tiroler Beteiligungs- und Investmentgesellschaft Huter Invest, über eigene und generelle Beweggründe Tourismusvorhaben zu finanzieren gesprochen. Über Hotspots, Highflyer und ausländisches Kapital. Und darüber, warum sich antizyklische Wagnisse manchmal bezahlt machen.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

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Warum investieren Wirtschaftstreibende in die Tourismusund Freizeitbranche?

Reisen ist ein Grundbedürfnis der Menschen, dementsprechend ist die Tourismusbranche sicherlich auch weiterhin ein stark wachsender Wirtschaftszweig. Wenngleich diese Entwicklung durch Corona vorübergehend etwas gedämpft wird. Aber gerade wenn man in Tirol investiert, liegt ein Engagement in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft nahe.

Wer sollte in den Tourismus investieren und in welche Projekte?

Wenn man selbst gerne reist, steigt natürlich auch die Affinität zu Tourismusprojekten. Ich selbst komme nicht aus dieser Branche, weshalb der Anteil derartiger Investments am eigenen Gesamtportfolio untergeordnet bleiben wird. Dennoch tätigt die Huter Invest immer wieder, auch aktuell, einige Neuakquisitionen. Gerade bei Tourismusprojekten bleibt es aber nicht bei der einmaligen Investition, denn in der Brannetzwerk tirol

Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Investieren. Ist er jetzt?

Antizyklisch zu investieren kann auch eine Strategie sein, da gerade Krisen vermehrt Chancen bieten. Das Bedürfnis der Menschen zu Reisen sind jedenfalls vor und nach Corona dieselben. Dementsprechend rechne ich mit einer kurz- oder mittelfristigen Erholung der Branche.

Was sind Ihre konkreten Investitionen derzeit?

Ich investiere grundsätzlich lieber in den Qualitätstourismus und dabei vorrangig in prosperierenden Urlaubsregionen.

Unter anderem habe ich vor einem Jahr das Hotel Castello Sölden übernommen. Damit der Betrieb dieses Hauses nachhaltig sichergestellt ist, investieren wir hier noch zusätzlich eine erhebliche Summe in die Qualität. Ich möchte ein hochwertiges, innovatives Hotel-Resort in Top-Lage schaffen.

Das heißt konkret, dass wir unseren Gästen geräumige Luxus-Apartments mit hohem Wohlfühlfaktor bieten wollen, kombiniert mit allen Annehmlichkeiten und Angeboten eines gehobenen Hotels. Ganz wichtig dabei ist für uns der optimierte Personaleinsatz, der für die Kunden aber ohne Qualitätsverlust ist. Das verlangt die Implementation von neuartigen Konzepten und Ansätzen, die sehr oft eine Kombination aus Tradition und urbanem Lifestyle vereinen. netzwerk tirol

Welche Bereiche waren in den vergangenen Jahren die lukrativsten? Wo gab es die höchsten Renditen?

Sogenannte Highflyer gibt es in jedem Segment, hauptsächlich aber freilich im Premium- und Luxusbereich. Die Gewinnmargen können bei Hotelbetrieben vergleichsweise hoch sein. Die tatsächliche Rendite relativiert sich jedoch aufgrund des vergleichsweise hohen Kapitalaufwandes. Eine wesentliche Rolle spielt für viele Investoren natürlich auch der Faktor Wertsteigerung.

Wie wichtig sind gute Ideen und wie werden TourismusKonzepte entwickelt?

Die Ansprüche und Anforderungen der Kunden ändern sich laufend. Gerade die Tourismusbranche lebt davon, sich dauernd und flexibel an diese anzupassen. Wer es schafft, neue Trends und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und seinen Betrieb dementsprechend weiterzuentwickeln, wird langfristig erfolgreich sein. Gerade viele Tiroler Tourismusunternehmen und -destinationen verdanken ihren heutigen Erfolg der einstigen Pionierarbeit von Einzelnen.

Es gibt in dieser Branche unzählige Experten und Fachleute.

Hausverstand und kundenorientiertes Denken sind aber meist die besten Ratgeber. Die Basis für ein Engagement im Tourismus muss immer die eigene, klare Vision sein, die dann mit mehr oder weniger externem Fach-Input umgesetzt werden kann.

Spielen Steuervorteile eine Rolle?

Gibt es hohe Förderungen?

Steuervorteile sehe ich keine. Gewinne wird man generell nur in lukrative Projekte stecken. Die nachhaltige Wertsteigerung ist aber sicherlich ein wesentlicher Aspekt. Öffentliche Förderungen gibt es in dem Bereich leider kaum.

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Titelthema | Juli 2020

„Einwände sind oft von persönlichen Befindlichkeiten getrieben.“

Urlaub dahoam Ist Fliegen noch eine langfristige Investitionsmöglichkeit?

Foto: Sabrina Wendl

Cashcow Tourismus? Stimmt das?

Ich denke, der gehobene und qualitative Tourismus wird sich in Tirol auch zukünftig sehr gut entwickeln. Gerade die TopRegionen werden wohl noch stärker werden. Leicht gemacht wird einem die Umsetzung von Investitionsprojekten allerdings nicht immer. Das stelle ich gerade bei einem größeren Bauvorhaben im Ötztal wieder fest. Für eine erfolgreiche Projektrealisierung bedarf es jedenfalls großer Ausdauer sowie eines langen Atems und eine Portion Individualismus.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihren Überlegungen?

Für mich spielt selbstverständlich auch das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle, sowohl hinsichtlich der Positionierung eines Projektes, aber auch was Personalpolitik oder Vermarktung betrifft. Das ist die grundlegende Basis für den Erfolg eines Vorhabens. Das berühmte schnelle Geld ist im Tourismus nicht leicht zu finden.

Wie einfach oder schwierig ist die Abstimmung mit den Anrainern bei großen Tourismusprojekten?

Wir nehmen natürlich bestmögliche Rücksicht auf Bedenken und Einwände von Anrainern. Diese sind allerdings oft stark von persönlichen Befindlichkeiten getrieben. Letztlich muss man Individualinteressen gegen etwaige geforderte Einschränkungen des Betriebskonzeptes gegeneinander abwägen.

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Wer hat Ihrer Meinung nach für die notwendige Infrastruktur, etwa für Kläranlagen oder Straßen, zu sorgen?

Grundsätzlich liegen Infrastrukturinvestitionen auf Seiten der Gemeinde. Diese verrechnet ja auch die entsprechenden Anschlussgebühren.

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Teilweise beherrschen Investoren oder Banken ganze Regionen. Wird der Tourismus künftig von außen geprägt werden und nicht mehr von innen durch ortsansässige Unternehmer?

Leider wurden in den letzten Jahren zahlreiche Familienbetriebe geschlossen oder verkauft. Es gibt aber genauso viele positive Beispiele für erfolgreiche Traditionsbetriebe, die bereits über Generationen gut funktionieren. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn möglichst viele Betriebe in einheimischer Hand bleiben würden. Aufgrund oft ungeregelter oder unsicherer Nachfolgesituationen insbesondere im Tourismus ist künftig aber noch mehr mit Verkäufen oder Schließungen zu rechnen. Will man in Tirol einen gewissen touristischen Standard aufrechterhalten, ist man auch auf internationales Kapital angewiesen. Die Politik ist gefordert, hier entsprechende Rahmenbedingungen und Spielregeln zu schaffen.Übrigens: Selbst ich als Tiroler wurde kürzlich in einer Tiroler Gemeinde von einzelnen Kritikern als auswärtiger Investor bezeichnet

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Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Titelthema

A M B R O S G A S S E R Hypothetisch finde ich Neu-erfinden immer gut, ich will aber noch etwas vorausschicken: Hätten wir nicht vor Jahrzehnten Pioniere und Visionäre gehabt, dann stünde Tirol heute nicht so gut da und wir alle hätten nicht so ein gutes Leben. Das darf nicht vergessen werden, gerade wenn jetzt nach Corona von Neu-erfinden des Tourismus die Rede ist.

Wenn ich heute also etwas neu erfinden müsste, dann würde ich das gerne im Bereich der Verkehrsinfrastruktur machen. Es ist nötig, dass wir den Individualverkehr reduzieren. Wenn Amazon es schafft, von überall auf der Welt nach überall auf der Welt zu dir nachhause dir ein Paket zuzustellen, wieso soll das nicht auch umgekehrt gehen und du schickst deine Skier zu deinem Urlaubsort und reist bequem mit dem Zug an?

TIROL 2.0 Tirol im Sommer 2020, Tirol nach Corona hat eine große Aufgabe vor sich: Es muss ein neuer Weg gefunden werden, für die Wirtschaft, für die Bevölkerung, für die Politik, oder es bleibt einfach alles so wie es ist. Weder soll das heißen, dass das Bisherige Schlecht war, noch dass das Zukünftige Bestens sein wird. Es soll zum Nachdenken angeregt werden und dem zugrunde stehen einzig und allein die beiden Fragen: Wie sind wir hierher gekommen und wo wollen wir hin?

Um Antworten zu bekommen, die aber auch nur weitere Gedanken und Antworten auslösen können, hat netzwerk tirol mit acht Menschen gesprochen, die uns aus unserem netzwerk, das wir uns im Verlauf der letzten 18 Monate erarbeitet haben, als visionäre Köpfe empfohlen worden sind.

„Die Unternehmensstruktur der KMU muss erhalten bleiben.“

Wie würden Sie den Tourismus in Tirol neu erfinden, wenn Sie komplett neu anfangen könnten?

Wenn ich mir die Tourismusgeschichte ansehe, denke ich, dass wir Vieles richtig gemacht haben. Zumindest zu Beginn: familiengeführte Betriebe, im Einklang mit Region und Natur, persönlicher Einsatz und gelebte Gastfreundschaft und dadurch Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Wohlstand bis in die Täler rein.

Aber in einigen Bereichen hat man diesen Weg verlassen. Ich bin kein Fan von Größenwahn, Kunstprodukten, Luftschlössern und unehrlicher Gastfreundschaft, die nur schnelles Geld und Präpotenz mit sich bringen. Eine Neuerfindung ist nicht notwendig, sondern eine gesunde Weiterentwicklung unseres touristischen Ursprungs, sowie eine Abkehr von Irrwegen. Skigebiete sollten bestehen bleiben, aber nicht ständig neue er- oder zusammengeschlossen werden. Es muss auch nicht Schnee über den Sommer konserviert werden. Es wäre sehr wichtig, dass der zentrale Wirtschaftsbereich Tirols auch wieder Rückhalt in der Bevölkerung hat, auch als Arbeitsplatz.

RENÉ FÖGER

Foto: Atelier Hohlrieder

V E R E N A K A M M E R L A N D E R leitet gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Eltern die Skihütte Seppi‘s in Gerlos. Seppi‘s war 1967 die erste Skihütte auf dem Berg.

J E A N N I N E K O P P Meiner Meiung nach braucht man den Tiroler Tourismus nicht ganz neu erfinden. Wichtig dabei ist aber, auf die Zukunft gerichtet einige Faktoren zu berücksichtigen. Denn wie zum Beispiel neueste Erkenntnisse zeigen, hat sich unsere Art zu Reisen in den letzten Jahren grundsätzlich verändert, besonders wohl auch auf dem Faktor der Digitalisierung begründet. Experten sind der Meinung, dass sich die Suche nach der geeigneten Reise in nächster Zeit immer individueller gestalten wird, wobei Algorithmen erkennen lassen, welche Vorlieben und Gewohnheiten den jeweiligen Nutzern gefallen und erstellen basierend darauf eine individuell zugeschneiderte Reise.

Ebenfalls wird sich meiner Meinung nach das Wohnen am Urlaubsort verändern. Oftmals aufgrund von Stress in der Arbeitswelt und der ständigen Erreichbarkeit suchen die Menschen wohl eher Orte zum digitalen Entgiften sowie auch zum Abschalten und um die Natur zu genießen und da eignet sich Tirol ja besonders.

GÜNTHER OBERHOLLENZER Vielleicht befinden wir uns aufgrund der Corona-Krise und auch der Vorfälle in Ischgl in einer Zeit des Nachdenkens, wie Tourismus in Tirol neu gedacht werden kann. Es ist zu hoffen. Wenn uns der Fotograf Lois Heckenplaikner seit Jahren, aktuell in seinem Bestseller „Ischgl“, die hässliche Fratze des ungezügelten Massentourismus vor Augen führt, dann ist er nicht ein Nestbeschmutzer, sondern jemand, der uns schonungslos den Spiegel vorhält und aufzeigt, dass es so eigentlich nicht weiter gehen kann. Doch nicht alles muss neu erfunden werden. Es gibt ihn schon, den sanften Tourismus. Es gibt natürlich schon vorzeigbare Modelle der Nachhaltigkeit und Entschleunigung. Orte und Tourismusbetriebe, die einen respektvollen Umgang mit der Natur, mit den Gästen und auch den Einheimischen pflegen. Aber vieles ist noch zu tun. Und bitte keine Gletscherfelsen mehr sprengen!

„Tourismus weltweit betrachtet ist eine Industrie.“

L I S A P L A T T N E R Wir müssen weg vom Massentourismus und weg vom kurzsichtigen Konsumrausch. Dafür braucht es aus meiner Sicht eine völlig neue Grundausrichtung: Es geht nur mit der Natur, nicht gegen sie.

Gerade der Skitourismus ist äußerst flächen- und ressourcenintensiv und agiert in hochsensiblen Ökosystemen. Viele Skigebiete sind in industriellem Maßstab veränderte Landschaften, deren Böden, Wasserhaushalt, Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten sowie das Landschaftsbild langfristig beeinträchtigt werden.

R E N É F Ö G E R leitet das Landhotel Stern in Obsteig, das auf eine über 500 jährige Geschichte blicken kann.

Foto: ACK / Hotel Stern

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P A T R I C K G E I R Ich würde den Fokus ganz neu setzen und das Heimatgefühl stärken. Ein Heimatgefühl, das nicht verklärt ist, sondern offen. Mit einem Input aus Innovation, Start-Ups und Nachhaltigkeit. Wir müssen die Wertschätzung dessen, was wir haben, hoch halten. Schifahren ja, aber anders. Wir dürfen das große Ganze nicht aus den Augen verlieren. Die Frage ist auch, wie es in den Regionen ausschaut, die nicht so stark vom Tourismus profitieren. Nehmen wir zum Beispiel das Wipptal her. Wir brauchen uns nicht mit dem Stubaital zu messen, sondern müssen uns selber erfinden. Wir können hier alles bieten. Unberührte Natur und Kultur. Wir haben wunderschöne Seitentäler. Zu bieten haben wir auch kulinarisch unglaublich viel,was wir beispielsweise auch mit den Wipptaler Genussspechten aufzeigen wollen.

VON MAXIMILIAN BRUSTBAUER

IM INTERVIEW

V i s i o n ä r e

VISIONÄRE

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Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Titelthema

Zukunft für den Tourismus ein wesentliches. Wir leben hier in Tirol im Paradies und dies kommt nach und nach auch bei den Menschen in Österreich oder den Nachbarländern an. Auch aufgrund von Corona muss es nun im Sommer nicht unbedingt ein Cluburlaub in Ägypten sein. Unsere Heimat bietet viel zu Entdecken und Orte, die man noch nie gesehen hat.

L I S A P L A T T N E R In was ich sicher nicht investieren würde, ist der Massentourismus. Wer alle Freizeitangebote immer nur nach dem Motto höher, schneller, weiter gestaltet, schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch der gesamten Gesellschaft, wie sich auch durch die massenhafte Verbreitung des COVID-19-Virus gezeigt hat.

Der Wintertourismus wird zudem von der Klimakrise stark gefordert. Anstatt einen aussichtslosen Abwehrkampf zu führen und so lange noch mehr Schneekanonen, Speicherteiche und Gletscherskipisten zu bauen bis es wirklich nicht mehr geht, sollten wir jetzt in nachhaltige Tourismuskonzepte investieren.

„Es braucht Diversität.“ P A T R I C K G E I R ist studierter PR- und Kommunikationsberater und engagiert sich im Tiroler Fußball, bei der Caritas und im Wipptaler Genuss.

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Was ist Ihre persönliche Vision von Tirol 2050?

Wie soll das Land dann aussehen?

Was ist Ihrer Meinung nach ein zukunftsträchtiger Tourismusbereich oder eine Vision von Tourismus, in die Sie investieren würden?

R E N É F Ö G E R Tourismus weltweit betrachtet ist eine Industrie und durch den zunehmenden Wohlstand ein schnellwachsender Wirtschaftszweig. Natürlich ist es schön und idealistisch zu denken, dass Öko-Tourismus die Lösung für alles ist, aber, ganz pragmatisch gesehen, ist das nicht machbar. Prinzipiell soll Reisen und Dienstleistung teurer werden, damit Standards für Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit gewährleistet werden können.

Da ich vom nachhaltigen Tourismus überzeugt bin und auch darin investiere, würd ich das auch wieder machen. Das ist sicherlich nicht für alle machbar, aber es ist machbar Standards zu setzen, die für eine nachhaltige Entwicklung dieses wichtigen Wirtschaftszweigs nötig sind. Dies braucht politisches Durchsetzungsvermögen, auch gegen kurzfristige Geldinteressen.

P A T R I C K G E I R Ich würde in den innovativen, kleinen Tourismus investieren. Habe ich zum Beispiel Ferienwohnungen, brauche ich wirklich gute Lokale in der Nähe. Und da geht es nicht darum, eine Speisekarte zu bieten mit über zwanzig Gerichten. Nein, es geht auch klein und fein und dafür nachhaltig. Es geht um „Storytelling“. Natürlich ist dieses Konzept nicht für alle passend.

Nicht für Hotels oder Großbetriebe, die es natürlich genauso braucht. Für die Region Wipptal müssen wir das Innovative stärken, die Start-Ups, Kunst und Kultur in die Region bringen. Aber nicht mit dem intellektuellen Zeigefinger, sondern inkludiert und partizipiert. Das Neue kann aber nur bestehen, wenn wir das Alte wertschätzen, nicht anders herum.

R E N É F Ö G E R An schönen Visionen und Parolen mangelt es ja nicht, vielmehr an der Konsequenz und Umsetzung.

Ich wünsche mir, dass wir das Miteinander, die Natur und unsere Kultur, Tradition, Werte positiv weiterentwickeln und für nachkommende Generationen nachhaltig, das heißt ökologisch, ökonomisch und sozial, lebenswert erhalten. Und hier ist jede und jeder Einzelne gefordert, dass er auch dahinter steht, sowie der Mut zur Konsequenz der Entscheidungsträger.

Es braucht keine komplette Technifizierung der Berge, keine Überkommerzialisierung der Wirtschaft und auch keine totale Verbauung unsers Landes. Es sollte menscheln, es sollte die Natur sich entwickeln können und es sollte Platz für alle sein.

A M B R O S G A S S E R Wenn wir in Zukunft erfolgreichen Tourismus betreiben wollen, dann muss dieser sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig orientiert sein. Denn wenn wir keine intakte Natur mehr haben, will niemand in Tirol urlauben oder wohnen. Wenn Einheimische genug vom Tourismus haben, werden sie Gäste nicht mit offenem Herzen begegnen. Aus diesem Grund sollte das übergeordnete Ziel sein, dass wir gleichermaßen Mehrwerte für Einheimische, Touristen, Angestellte, Gastarbeiter und Expats schaffen. Sprich für den Menschen, egal woher er ist und wie lange er bleibt. Vor 30 Jahren gab es das Fremdenverkehrsamt, das Fremdenzimmer und die Fremden in deinem Haus. Heute sprechen wir von Tourismus und Touristen. Ich finde auch die heutigen Begriffe nicht mehr zeitgemäß, denn wenn man selber reist, gilt immer „the tourist is always the other“. Alle suchen nach den versteckten Orten, dem besonderen Erlebnis. Die Bedürfnisse haben sich geändert und somit auch die Aufgabe. Deshalb müssen wir unsere Zielsetzung in diese Richtung verändern und konkrete Maßnahmen für einen Weg, auf dem der Mensch im Mittelpunkt steht, entwickeln Ein erster symbolischer Schritt könnte sein, dass das Wort Tourismusverband durch etwas Passenderes ersetzt wird.

Tourismus muss auch ökologisch nachhaltiger werden. Wir müssen deshalb Kategorien definieren, damit der Status quo verortbar ist. Wo stehen wir und wo wollen wir hin? Aktuelle Messwerte sind etwa die Nächtigungszahlen oder Ankünfte. In der Zukunft sollten weitere KPIs hinzugezogen werden, die Nachhaltigkeit messbar und transparent machen. Diese könnten bspw. folgende Messwerte beinhalten: CO2 Ausstoß pro Gast, lokale Wertschöpfung, Regionalität. Welche Güter kommen aus 50km, 100km, 1000km Umfeld et cetera.

V E R E N A K A M M E R L A N D E R Verkehr und Mobilität. Neue Transportmittel schaffen und für Verkehrsentlastung sorgen. Die Verkehrsbelastung ist leider das größte Übel und beeinflusst maßgeblich das negative Image des Tourismus.

IM INTERVIEW

V i s i o n ä r e

Foto: Florian Lechner

S I M O N K I K L Die jüngsten Entwicklungen zeigen zunehmend eine Nachfragesteigerung bei nachhaltigen, naturnahen Urlaubs- und Erholungsangeboten. Der Generationenurlaub wird wieder ein Thema, man fährt mit Kind, Kegel und den Großeltern in den Urlaub. Auch Exklusivität, Qualität und der Drang nach Sport und Bewegung sind weiterhin starke Motive die nachgefragt werden.

Im Bereich der Immobilien gibt es daher auch Konzepte, welche sich gerade für uns als Entwickler anbieten und verstärkt ausgebaut werden. Ich persönlich würde daher auch verstärkt in Richtung serviced Appartements investieren. Eine Entwicklung, die man in vielen Ländern auch schon länger beobachten kann. Dabei wird der Wunsch nach Individualität, verbunden mit gutem Service und besonderer Qualität, am besten berücksichtigt. Der Urlaub soll Erholung bringen und im Sinne der alten traditionellen Sommerfrische zelebriert werden.

Ein weiterer Punkt ist auch hier ganz klar der Sommertourismus. Hier passiert im Moment ohnehin sehr viel. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel und die Schneesicherheit ist dieses Thema in

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„Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.“ A M B R O S G A S S E R leitet die 1963 von seinem Vater gegründete Alpinschule Innsbruck und ist Gründer von wedesigntrips, mit dem Reisen neu gedacht wird.

Foto: Patrick Langwallner

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Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Titelthema

V E R E N A K A M M E R L A N D E R Tirol ist eine attraktive Ganzjahresdestination. Es wurden kreative Lösungen und Modelle für die Verkehrsentlastung und -beruhigung geschaffen. Es gibt Züge in alle Täler und auch die letzten Kilometer zur Zieldestination werden durchdacht gelöst. Es gibt verkehrsberuhigte Ortszentren. Es gibt eine hohe Zustimmung der Bevölkerung für den Tourismus. Die Branche genießt wieder ein gutes Image. Und ist auch wieder eine attraktive Arbeitgeberin.

Der Alpenraum wirbt international geschlossen als gemeinsame, als europäische Destination. Es gibt beispielsweise einen europäischen Skipass. Wir genießen Markenstärke, die Regionen, Destinationen und einzelne Betriebe. Jedes Unternehmen soll den Anspruch haben, international bestehen zu können.

Und ganz wichtig: die Unternehmensstruktur der KMU wurde erhalten. Die Vielfältigkeit des Angebots besteht und wird auch zukünftig gewährleistet. Und die Wertschöpfung bleibt vor Ort. Der Gast verweilt weiterhin am Urlaubsort. Anders wie beim Städtetourismus oder bei Kreuzfahrten, wo in wenigen Stunden möglichst viele Sehenswürdigkeiten abgeklappert werden.

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R E N É F Ö G E R Wir haben die Nachhaltigkeit in unsere Unternehmensstratgie voll integriert, die Sustainable Development Goals eingearbeitet, reduzieren laufend unsere Klimabilanz und unterstützen Klimaschutzprojekte. Unser jüngstes Projekt ist gerade am Zeichenbrett: wir planen das nachhaltigste Hallenbad im Alpenraum. Hier haben wir einige Experten miteingebunden und versuchen das Schwimmen sehr ganzheitlich zu betrachten.

Durch unser Engagement versuchen wir Freundinnen und Freunde, Gästen und Kolleginnen und Kollegen Ideen zu geben, wie einfach, kreativ und genussvoll nachhaltiges Engagement sein kann.

Und so hoffen wir auf Nachahmer und Botschafter für ein nachhaltiges Leben.

S I M O N K I K L Wir haben uns schon früh als exklusiver und hochwertiger Immobilienpartner positioniert und etabliert. Regionale Firmen, faire Löhne und Vereinbarungen mit allen entlang der Zulieferer-Kette spielten dabei immer schon eine zentrale Rolle und letztlich bilden diese auch den Grundstein unserer langfristigen Partnerschaften, die wir mittlerweile seit knapp 15 Jahren pflegen.

Damit schaffen wir eine gesunde Wertschöpfung in den Regionen, zufriedene Mitarbeiter und können immer wieder an unserem Standort in Tirol investieren.

Das Thema Wohnen ist ein fundamentales und wir versuchen auf unsere Art und Weise dazu beizutragen, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu schaffen, ohne dabei die Wertschöpfung ins Ausland zu verschieben.

J E A N N I N E K O P P Ich bin derzeit im Büro des Nationalratspräsidenten beschäftigt und lebe seit knapp sieben Jahren in Wien. Tirol liegt mir als meine Heimat aber sehr am Herzen. Während meines Wirtschaftsstudiums in Innsbruck habe ich mich auf den Bereich Tourismus spezialisiert und dazu meine Diplomarbeit verfasst. Derzeit befinde ich mich gerade in der Finalisierung meiner Dissertation, für die ich Unternehmer und Beschäftigte im Tiroler Tourismus mittels Interviews und Umfragen befragt habe, um mögliche Anreize und Verbesserungen für die Forschung zu finden.

Dabei versuche ich, das Land, soweit mir möglich, etwas vorwärts zu bringen, denn Forschung dient ja auch als Grundlage für politische Entscheidungen und strategische Entwicklungen.

IM INTERVIEW

V i s i o n ä r e

An was arbeiten Sie konkret, um Ihr Unternehmen und das Land vorwärts zu bringen?

Warum sind Sie davon überzeugt, dass Ihre Ideen eine gute Zukunft versprechen?

R E N É F Ö G E R Weil es um das Miteinander geht, um unsere Herkunft, um unsere Natur, also all das, was zentral für unser Leben ist.

A M B R O S G A S S E R Nachhaltige Erlebnisse und ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck sind die Zukunft. Mit der Berechnung und Kompensation des CO2 Ausstoßes sowie mit der Darstellung der lokalen Wertschöpfung legen wir neue Maßstäbe in der Transparenz von Reisen. Gleichermaßen für Reisende und lokale Communities. Und so können die beiden Seiten erkennen, was

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„Wir versuchen ein Dach über dem Kopf zu schaffen, ohne die Wertschöpfung ins Ausland zu schieben.“

Foto: Florian Lechner

S I M O N K I K L leitet gemeinsam mit seiner Tante, Doris Obermoser-Crepaz, das Innsbrucker Immobilienunternehmen Bonne Apart.

sie voneinander haben. Denn für die Kreuzfahrtindustrie sollten wir kein Verständnis haben. Das Schiff, das in einem europäischen Ort anlegt, gehört im Worst Case einem ausländischen Großkonzern, der Hafen einem Konsortium aus China und keiner der Gäste liefert lokale Wertschöpfung während des Landgangs, weil ja an Bord alles inklusive ist. Und da reden wir noch nicht einmal vom CO2 Ausstoß.

P A T R I C K G E I R Die Projekte zeigen es uns ganz klar. Wir müssen uns ja unterscheiden von anderen Regionen. Auch die Covid-Entwicklungen haben gezeigt, welch großen Wert das Regionale hat. Wir müssen das WIR wieder vor das ICH stellen.

Wir müssen in Tirol eine Mentalität entwickeln, wo es uns nicht egal ist, wie es dem anderen geht. Wenn ich keinen Platz mehr habe zum Bewirten, warum empfehle ich dem Gast nicht ein anderen gutes Lokal. Da müssen wir hin.

S I M O N K I K L Es war schon immer so, dass der Zusammenhalt und ein Aufeinanderschauen uns weitergebracht hat. Qualität und Regionalität, im Sinne der Zulieferer und der Wertschöpfung, muss eine entsprechende Priorität einnehmen. So kann auch eine langfristige und nachhaltige Zukunft gewährleistet werden.

L I S A P L A T T N E R Derzeit stoßen wir überall an unsere Grenzen: Klimakrise, Biodiversitätskrise, Finanzkrise, Flüchtlingskrise, COVID-Krise und so weiter. Die Liste ist lang. Und sie zeigt deutlich, dass viele Systeme schlecht funktionieren. Jetzt ist die Zeit für einen Kurswechsel, hin zu einer fairen, resilienten, und nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Und das erreichen wir nur, wenn wir besser auf unsere Umwelt achten, unsere Ökosysteme schützen und aktiv gegen das Artensterben vorgehen. Eine intakte Umwelt ist die beste Versicherung, die wir gegen Krisen haben.

Was ist Ihre Motivation?

R E N É F Ö G E R Es macht Spaß, es ist abwechslungsreich und kreativ, es kann etwas bewegen und natürlich gibt es auch betriebswirtschaftliche Interessen, damit es Familie, Mitarbeitern und Betrieb gut geht.

P A T R I C K G E I R Meine Motivation als werdender Papa, der hier lebt und schon viele Dinge gesehen hat, der wissbegierig ist und den Genuss über vieles stellt ist es, meine Lebenswelt mitzugestalten. Es geht nicht um Kommerz und Prestige, sondern um das Schätzen der Wertigkeiten und um ein Lebengefühl. Für mich persönlich ist Tourismus, in dem Fall speziell der Genuss, nicht selbstverständlich, aber essentiell. Ich esse nicht nur um meinen Hunger zu stillen, für mich ist es eine Art der Kultur, wenn ich mich mit Freunden und Familie treffe und bei einem guten Essen und einem Glas Wein ins Gespräch komme.

Man muss den Mut haben, aufzustehen und zu sagen, ich habe eine Vision und an der will ich arbeiten. Kritisieren kann man leicht. Ich habe weltweit arbeiten können, habe vieles gesehen und vieles genießen können. Aber das Gute liegt wie so oft ganz nah. Traditionelle Gerichte von der Oma, ein ehrliches Gericht wie Blattl mit Kraut etwa. Es braucht auf der anderen Seite aber auch die Diversität. Es gibt nicht den einen gültigen Weg für alle. Aber genau aus diesem Grund braucht es beispielsweise die Genussspechte oder ein Genussmarktl, das wir im Wipptal initiiert haben und dafür nicht nur die Wipptaler Produzenten herholen, sondern auch von wo anders her. Das kann die Leute inspirieren, zu sagen, das könnten wir auch probieren, warum machen wir das nicht auch so. Meine Vision ist es außerdem, dass es wieder leichter sein muss, selbst zu produzieren und selbstständig zu sein. Bürokratie darf Innovation nicht bremsen. Und da rede ich nicht vom großen Hotelkomplex, sondern von der kleinen Ferienwohnung. Es liegt viel mehr am Individualtourismus.

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Juli 2020 | Titelthema

L I S A P L A T T N E R Nicht nur Tirol, es muss auf vielen Ebenen etwas geschehen: lokal, national, international. Aktuell sind wir bereits in einer Klimakrise, deren weitere Folgen unser Leben radikal verändern werden. Und das nicht zum Guten.

Deshalb brauchen wir überall andere Systeme, die nicht nur auf der massiven Ausbeutung unseres Planeten beruhen. Dafür braucht es zum Beispiel eine öko-soziale Steuerreform, die umweltschädliches Handeln eindämmt und umweltfreundliches Handeln fördert.

„Forschung dient als Grundlage für politische Entscheidungen.“

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V E R E N A K A M M E R L A N D E R Es ist ein bisschen wie der Applaus für einen Künstler: Die Gäste kommen zu uns und bedanken sich für die tolle Zeit, die sie bei uns verbringen durften. Es ist einfach schön, wenn man so viel positives Feedback bekommt, für unseren Service, für unsere Mitarbeiter, für unsere Musik, einfach für unsere Happiness und Atmosphäre, die unsere Gäste so sehr schätzen. Viele freuen sich ein ganzes Jahr auf den Besuch bei uns, in unserer Region. Es geht immer darum, einen Mehrwert zu schaffen, für unsere Mitarbeiter, für unsere Gäste, für uns selbst. Und wenn du lebst, was du tust, wenn es authentisch ist und du es auch noch gerne tust, dann ist alles viel einfacher und schöner zugleich.

G Ü N T H E R O B E R H O L L E N Z E R Ich glaube an die lebensbereichernde, aber auch lebensverändernde Kraft von Kunst. Diese vielleicht idealistische Vision verfolge ich mit großer Freude und Leidenschaft.

Wieso muss sich Tirol weiterentwickeln oder überhaupt in eine andere Richtung bewegen?

RENÉ FÖGER

Die Ohnmachtssituation Mitte März war doch selbstredend, oder?

P A T R I C K G E I R Die Natur zeigt uns, dass es in eine andere Richtung gehen muss. Die CovidEntwicklungen zeigen es genauso wie die Arbeitsmotivation. Viele wollen ja gar kein Gasthaus mehr aufmachen, weil sie sagen, sie bekommen keine Arbeitskräfte dafür. Unabhängig davon, ob es Gastarbeiter oder Einheimische sind. Dieses Problem kann nur die Politik lösen. Das ist auch nicht nur eine Vision, sondern eine Forderung.

S I M O N K I K L Es gibt einige Dinge, die in Tirol schon seit Jahren ungelöst sind und vielen Men-

IM INTERVIEW

V i s i o n ä r e

Foto: Demir Black

J E A N N I N E K O P P arbeitet im Büro des Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka und erforscht mit ihrer Diplomarbeit die Zukunft des Tiroler Tourismus.

schen Kopfschmerzen bereiten: verknappter und damit un-leistbarer Wohnraum, Verkehr und alternative Verkehrslösungen, die höchsten Lebenshaltungskosten bei unterdurchschnittlichen Gehältern, um nur einige Punkte aufzuzählen. Es muss daher in Tirol ganz entschieden angepackt werden, um unser schönes Land weiterzuentwickeln. Unser Bonus hält nicht auf ewige Zeiten und Tirol muss auch in Zukunft so ein lebenswertes Land bleiben.

J E A N N I N E K O P P Aufgrund der Veränderung der Arbeitswelt in den letzten Jahren mit neuen Technologien wie der Digitalisierung sind neue Arbeitsmodelle und Berufsbilder entstanden. Da ist es, meiner Ansicht nach sehr wichtig, darauf zu reagieren. Tirol steht oft auch für Entschleunigung und deshalb gilt es Ortsbilder und Verkehrskonzepte in Zukunft nachhaltig anzupassen, um auch die Authentizität Tirols in Zukunft zu bewahren.

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„Lois Hechenblaikner ist kein Nestbeschmutzer.“

Foto: Tim Cavadini

G Ü N T H E R O B E R H O L L E N Z E R ist gebürtiger Südtiroler, Kunsthistoriker und Autor und aktuell Kurator der Landesgalerie Niederösterreich in Krems an der Donau.

Wie haben Sie erkannt, dass etwas fehlt, das eben nur Sie leisten können?

R E N É F Ö G E R Ich glaube nicht, dass das nur ich erkannt habe. Aber ja, wir waren in einer herausfordernden Situation und Krisen helfen, um aus alten Strukturen ausbrechen zu müssen. So sind wir in uns gegangen, haben kreative Begleiter gehabt und einen eigenständigen Weg für uns gefunden. So ist der Stern heute ein Haus für Generationen in dem unser Motto „I schaug auf Di. Du schaugsch auf mi.“ seit Jahrhunderten gelebt wird. Vielleicht hat die Regierung deswegen diesen Spruch geliehen.

S I M O N K I K L Ich bin mit einer klaren Vision gestartet und habe relativ früh Partner für meine Ideen begeistern können.

Daraus entstand die heute bestehende Unternehmensgruppe. Ich habe weder mit dem Gedanken gestartet, dass etwas fehlt, noch bin ich der Meinung, dass nur ich gewisse Dinge leisten kann. Ich hatte lediglich die notwendige Motivation und Konsequenz Dinge anzupacken und umzusetzen, für die sich andere zu schade waren. Auch bin ich der festen Überzeugung, dass heute jeder alles sein kann. Dazu gehört nur ein bisschen Mut und der Wille, Dinge voranzutreiben und nicht im Standgas durch das Leben zu tuckern.

Glauben Sie, dass sich Ihre Bemühungen auszahlen?

R E N É F Ö G E R Ja, ich glaube, dass sich die Bemühungen für mich auszahlen und ich bin meistens zufrieden. Aber für mich sind Geld und Status nicht das Wichtigste und es würde vermutlich einfachere Wege geben.

A M B R O S G A S S E R Ich hoffe und ich glaube daran, ansonsten würden wir das wahrscheinlich nicht machen. Aber natürlich weiß man nie, wenn man als Erster etwas anfängt, was dabei herauskommt.

P A T R I C K G E I R Ich engagiere mich nicht, um zu glauben. Resultate überzeugen mich. Das ist meine Motivation. Wissen tut man es nie, was in 20 oder 30 Jahren ist. Aber man soll sich nie an den anderen orientieren, sondern immer aus dem freien Geist und dem klaren Verstand heraus etwas entwickeln.

SIMON KIKL

Glauben heißt nichts wissen. Ich bin fest davon überzeugt.

J E A N N I N E K O P P Ja, auf jeden Fall, wenn man auf die zukünftigen Trends und Entwicklungen frühzeitig reagiert, bestimmt!

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G Ü N T H E R O B E R H O L L E N Z E R Es ist die Frage, was man unter einem Begriff wie auszahlen versteht. Kunst und Erfahrungen mit Kunst sind zum Beispiel nicht so leicht messbar. Nur rein quantitative Kriterien wie Besucherzahlen greifen zu kurz, auch wenn sie leider oft als das alleinig gültige Maß der Dinge gesehen werden. Wenn es etwa gelingt, auch nur einen Teil der Besucher einer Ausstellung zum Nachdenken zu bringen, Diskussionen angeregt und die verhandelten Themen danach etwas differenzierter gesehen werden, dann ist das Unternehmen geglückt. Das ist natürlich nicht so leicht in Exceltabellen und Balkendiagrammen darstellbar.

„Jetzt ist die Zeit für einen Kurswechsel.“

L I S A P L A T T N E R Ja. Erstens können wir unseren schönen Planeten nur mit mehr Klima- und Naturschutz auch noch für zukünftige Generationen bewahren. Außerdem gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen dem achtsamen, respektvollen Umgang mit unserer Umwelt und einem erfolgreichen, nachhaltigen und fairen Wohlfahrtsstaat. Für ein gutes Leben für alle.

L I S A P L A T T N E R ist Klimaexpertin des WWF Österreich und war bis letztes Jahr im Vorstand des Forum Alpbach.

Wie schwierig ist es, als Einzelperson Impulse zu setzen oder an Visionen zu glauben?

Es ist nicht schwierig, es ist vielmehr die Frage, was jemandem wichtig ist. Und es braucht eine gute Prise Idealismus, Selbstvertrauen und Geduld.

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A M B R O S G A S S E R Ich bin zum Glück keine Einzelperson, sondern habe ein großes Team, das in ständigem Dialog untereinander steht. Wir sind 60 Mitarbeiter, 300 Guides, über 25.000 Kunden und weltweit rund 3.000 Partner.

Gleichzeitig sollte man wieder mehr gemeinschaftlich denken Was ist gut für unsere Gesellschaft, für unser Land, was können wir in Zusammenarbeit und Kooperation, durchaus auch mit Andersdenkenden, zum Besseren verändern? Das setzt Empathie und Kompromissbereitschaft aller Beteiligten voraus. Gemeinsam Veränderungen zu wagen, ist für mich ein klares Zeichen von Stärke und Selbstbewusstsein. Einzelkämpfer gibt es schon genug.

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marschall.cc

P A T R I C K G E I R Visionen kann man haben, nur nützen sie einem nichts, wenn man sie nicht auf den Boden bringt. Ich selber würde mich zwar nicht als Spinner bezeichnen, aber es braucht genau diese Spinner mit den großen Ideen. Die haben es natürlich immer schwer. Dafür braucht es Weitsicht. Oft stimmt aber auch einfach, was unsere Großeltern schon gesagt und gewusst haben.

Und das gilt es heute wieder herzubringen, aber in einer anderen Art und Weise. Ohne überheblich zu sein. Man muss überzeugt sein von dem, was man tut, aber man darf sich auch nicht selbst überschätzen. Man muss auch wissen, wann seine Zeit ist und vor allem auch, wann nicht mehr seine Zeit ist. Das muss man auch anerkennen. Ich brauche in keiner Entscheidungsfunktion länger als 10 bis 15 Jahre zu sitzen. Und ich brauche nicht zu glauben, dass nach mir keiner kommt, der es nicht vielleicht gleich gut kann. Jeder, der sagt, es gilt in große Fußstapfen zu treten, irrt meiner Meinung nach. Jeder muss seinen eigenen Weg finden und ihn mutig gehen.

V E R E N A K A M M E R L A N D E R Innerhalb des eigenen Unternehmens kann man sich sehr gut weiterentwickeln und auch ausleben. Man kann kreativ sein und Impulse setzen. Dinge anders machen. Die Frage ist, wie weit darüber hinaus das möglich ist. Man hat sicher immer die Möglichkeit zu gestalten und zu kommunizieren. Wir sind ein Familienbetrieb und haben natürlich auch beschränkte Marketingmittel. Aber durch die Digitalisierung können wir da schon gut und ordentlich walten. In einer Gemeinschaft, ob kommunal oder auf regionaler Ebene, ist das sicherlich schwieriger. Es spielen immer viele Interessen mit rein und es muss immer ein Ausgleich gesucht werden. Ob Visionär oder nicht. Und das ist natürlich schwieriger als im eigenen Unternehmen.

IM INTERVIEW

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RENÉ FÖGER

J E A N N I N E K O P P Ich denke, wenn man eine Vision klar definiert, kann man bestimmt einiges erreichen. Wir müssen aber auch jetzt handeln, ob als Unternehmen oder Einzelpersonen, indem wir bessere Entscheidungen treffen, um einen vorteilhaften Tourismus zu fördern.

Denn es sind die Entscheidungen und der Grundbaustein für den Tourismus von morgen. Und diese werden in ferner Zukunft ausschlaggebend für den Erfolg sein!

G Ü N T H E R O B E R H O L L E N Z E R Jeder Mensch kann Impulse setzen, jeder sollte an Visionen glauben. Wir leben allerdings in einer Zeit, in der die eigene Meinung und das persönliche Befinden oft überbewertet und überstrapaziert werden. Jeder und jede kann heute unreflektiert seinen und ihren Unmut etwa in den sozialen Medien und Diskussionsforen kundtun.

Doch etwas schlecht zu finden oder Kritik zu üben, ist recht einfach. Selbst aktiv zu werden und Ideen zu verwirklichen, ist dagegen um einiges anstrengender, aufwändiger. Und man macht sich dadurch natürlich auch verletzlich und angreifbar.

netzwerk tirol

wohnlich. wertig. wieser.

Bau- und Möbeltischlerei Friedrich Wieser 9918 Strassen, Heising 1 • www.tischlerei-wieser.at

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Edelweiß, Blume oder Stern kategorisieren Tirols Beherbergungsbetriebe. Nicht alle der 5.000 sind dekoriert. Die Qualität der Quartiere ist dennoch im gesamten Bundesland hoch. Gewährleistet wird das durch Standards von Vereinen und Verbänden. So auch bei den Campingplatzbetreibern sowie privaten und bäuerlichen Vermietern. netzwerk tirol hat mit deren Obfrau und -männern über die derzeitige Situation gesprochen. Von enttäuscht bis optimistisch ist fast jede Gefühls-und Sachlage vertreten.

P R I VAT U N T E R KU N F T

Emotionale Anker im Urlaub

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Was soll den Betrachtern diese Bildkomposition wohl sagen?

Foto: Tirol Werbung

Ü

ber 330.000 Betten stellt Tirol seinen Gästen winters wie sommers zur Verfügung. Die Betten, die auf den hiesigen Campingplätzen aufgestellt oder angerollt werden, sind da nicht dabei. Dennoch spielen gerade sie dieser Tage eine wichtige Rolle. Ist ein Campingurlaub derzeit doch so coronakompatibel wie kaum ein anderes Urlaubsmodell.

Davon ist zumindest Bruno Zoller, seit fünf Jahren Obmann des Vereins Camping Tirol, überzeugt. Schließlich haben die Gäste bei dieser Form des Reisens in der Regel ihre eigenen Quartiere dabei, Toiletten und Nasszellen inklusive. Zoller, der seit 1985 gemeinsam mit Gattin Klara den Campingplatz 28

Eichenwald in Stams betreibt, sieht klare Vorteile für campende Tirol-Urlauber, denn die Anlagen in Tirol seien groß und weitläufig. Abstandsgebote ganz leicht einzuhalten. Und zumindest in seinem Betrieb gebe es schon seit über zehn Jahren in jeder Sanitäranlage Desinfektionsmittel, antibakterielle Seife und Einweghandtücher.

Deshalb hat er nicht „nachrüsten“, keine coronabedingten Baumaßnahmen, setzen müssen: „Die Geizigen allerdings schon. Die mussten jetzt investieren und nachholen, was sie in den letzten Jahren versäumt haben.“ Zoller und seine Frau haben stets viel in den Familienbetrieb investiert, „und zwar so vorausschauend, dass uns ein paar Wochen Shutdown sicher nicht umbringen.“ netzwerk tirol

Gewinner und Verlierer Dass Campingplätze die Gewinner der Corona-Krise seien, will Bruno Zoller nicht behaupten, auch wenn die Voraussetzungen hierfür gut sind. Doch kann die Saison erst im Herbst bewertet werden, Einbußen werden wohl alle hinnehmen müssen. Derzeit sind die Urlauber zudem noch sehr vorsichtig, auch weil viele momentan nicht wissen, wie es langfristig um ihre Arbeitsplätze stehen wird. Auf dem Campingplatz der Zollers in Eichenwald sind derzeit nur vereinzelte Urlauber anzutreffen, die Buchungslage ist noch nicht überwältigend. Aber immerhin: die Stammgäste, vor allem aus Deutschland und den Niederlanden, haben sich schon angekündigt, sobald sie wieder uneingeschränkt einreisen dürfen. netzwerk tirol

Die Werbegemeinschaft Camping Tirol e.V. vertritt Tirols Campingplätze in Sachen Marketing nach außen und spricht auch mit einer Stimme, wenn es um Forderungen an die Regierung geht. Was die Werbung für Camping in Österreich angeht, sei man „von oben ein wenig vernachlässigt worden“, sagt Zoller. Auch vom Kurzarbeitsgeld hat er bislang noch keinen staatlichen Cent gesehen. Eine Mitarbeiterin hat der Familienbetrieb in Kurzarbeit geschickt. Das meiste machen die Zollers ohnehin selbst.

Aus der Ruhe zu bringen ist Bruno Zoller nicht, weder von Corona, noch von den Maßnahmen und am wenigsten von der medialen Angstmacherei, wie er das nennt. Er appelliert an Vernunft und Selbstverantwortung der Menschen: 29

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Linkes Bild: Viel Natur. Rechtes Bild: Viel Amour.

Fotos: Tirol Werbung

„Würden die Leute ein bisschen ihren Hausverstand einschalten, dann wäre die Welt nicht so sehr in Aufruhr.“ Zum Himmel schreiende Ungleichbehandlung Zwischen sich sorgendem Aufruhr und Optimismus dagegen bewegt sich die Osttirolerin Theresia Rainer, Obfrau des Privatvermieter Verbandes Tirol, der auch unter dem Namen Alpine Gastgeber bekannt ist. In dem Verband haben sich etwa 2.500 der rund 16.000 heimischen privaten Anbieter von Gästezimmern und Ferienwohnungen zusammengeschlossen. Neben Werbeauftritten, Netzwerken, Weiterbildungsveranstaltungen und der Möglichkeit, eine Prädikatisierung der Betriebe durch bis zu fünf Edelweiß vorzunehmen, sieht es Obfrau Rainer als ihre persönliche Aufgabe, „keines der Mitglieder im Regen stehen zu lassen.“ Ihrer Meinung nach macht die Bundesregierung aber genau das zurzeit. Denn im Gegensatz zu den gewerblichen und bäuerlichen Vermietern, schauen die privaten Ferienwohnungsanbieter durch die Finger, was coronabedingte Hilfsmaßnahmen betrifft. Auf die Frage, warum das so ist, haben die Privatvermieter bislang keine zufriedenstellende Antwort erhalten, trotz des intensiven Bemühens von Theresia Rainer.

(Anm. d. Red.: Bis zu Redaktionsschluss erhielt Rainer keine Informationen) Wir stehen im Regen Obwohl mancher Mitgliedsbetrieb inzwischen schon am Rande der Existenz steht oder zumindest sehr auf die Zuwendungen aus dem Härtefallfonds angewiesen wäre, lassen 30

sich die Alpinen Gastgeber nicht unterkriegen. Auch viele von ihnen haben von Stammgästen gehört, dass sie bald kommen werden.

Wie Camping-Vertreter Bruno Zoller sieht auch Theresia Rainer einen kleinen Vorteil für Privatzimmer-Anbieter gegenüber gewerblichen Vermietern. Denn an die 70 Prozent der privaten Vermieter haben in den letzten Jahren auf Ferienwohnungen umgerüstet. Das wurde schon in den vergangenen Jahren gut angenommen und komme den Ansprüchen in der jetzigen Situation besonders entgegen. „Viele Appartements haben eigene Hauseingänge“, so Rainer, „man muss sich gar nicht begegnen, kann im Familienverband bleiben und die Schutzmaßnahmen gut einhalten. „Die Gäste schätzen, dass sie genau so viel Platz und Komfort haben wie daheim. Sie wollen vor allem keine Verpflichtungen im Urlaub, sich nicht an Frühstückszeiten halten, sich nicht fürs Abendessen schick machen, sondern einfach in ihrem eigenen Rhythmus leben.“ Günstiger als etwa ein Hotelurlaub ist der Aufenthalt in Privatquartieren außerdem. Der Standard der Privatquartiere ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Vermieter haben viel Geld in die Hand genommen, um Angebot und Komfort zu verbessern und zu erweitern. Dennoch sieht die Buchungslage auch hier nicht rosig aus. Rainer schätzt, dass Reisende im Sommer eher noch abwarten und dass es, wenn, dann erst im Herbst wieder aufwärts gehen wird. Ihren Optimismus lässt sich Obfrau Rainer vor allem deshalb nicht nehmen, weil sie in der Krise auch etwas Gutes sieht: „Es kann ja nicht immer so weitergehen, höher, weiter, mehr. Ich würde mir eine Hinwendung zum netzwerk tirol

kleinstrukturierten, nachhaltigen Tourismus wünschen.“ Urlaub am Bauernhof Grundsätzlich optimistisch sieht auch Klaus Loukota in die Zukunft. Er ist Tirols Vertreter der Vereinigung Urlaub am Bauernhof, UaB, und in der heimischen Landwirtschaftskammer für den Tourismus zuständig. Was die Einschätzung der kommenden Wochen und Monate betrifft, fällt ihm ein Urteil schwer: „Deutsche und einheimische Gäste und jetzt auch wohl Italiener werden kommen und nicht zuletzt die Berge nutzen.“ Etwa 20 bis 25 Prozent der Buchungen wurden auch in den Mitgliedsbetrieben von Urlaub am BauernhofQuartieren storniert oder der Urlaub verschoben, oft gleich ins nächste Jahr.

Etwa 330 von insgesamt 2.200 bäuerlichen Quartiergebern in Tirol nutzen die Vorteile des UaB-Dachverbandes. Wie bei den Privatzimmern haben auch die landwirtschaftlichen Zimmer und Appartements in den letzten Jahren einen qualitativen Schub nach vorne erfahren. WLAN, Sat-TV und SpaMöglichkeiten haben vielfach auch auf Bauernhöfen Einzug gehalten. Was diese Form des Urlaubs jüngst zusätzlich noch attraktiver werden ließ, sind Zeitgeist und Klimawandel und auch Corona spielt, bei allen Verlusten, dem BauernhofUrlaub wohl in die Hände. So sieht es zumindest Klaus Loukota: „Die Höfe sind meist abgelegen, weitläufig, naturnah und Menschen, die so urlauben, verbringen in der Regel viel Zeit draußen.“ Eine Henne in der Hand Darüber hinaus bekommt der Bauernhof-Gast das, was er auch sonst bekommt, so Loukota: „Gäste haben die Mögnetzwerk tirol

lichkeit, funktionierende Tiroler Landwirtschaften in all ihren Facetten kennenzulernen. Sie können die geregelten Abläufe im Zyklus des Jahreskreises miterleben. Sehen, wie Tiere versorgt werden und dass ein Großteil des Viehs im Sommer auf den bewirtschafteten Almen ist. Sie spüren aber auch authentisch, wie und warum bäuerliches Wirtschaften einem Wandel unterliegt.“ Vormachen wolle man den Gästen nichts. Wo oft bauernhöfliche Sozialromantik erwartet wird, müssen die heimischen Landwirte ihren Gästen manches Mal vom drastischen Strukturwandel in der Agrarwirtschaft in den letzten Jahrzehnten erzählen. Und dennoch gebe es nach wie vor eine Menge an bäuerlichen Traditionen, Werten und Lebensweisen kennenzulernen.

Wie der bäuerliche Gastgeber seinen Urlaubern dieses Wissen am besten vermittelt, ist im breiten Bildungsangebot von der Vereinigung und der Landwirtschaftskammer zu erfahren. In punkto Wissensvermittlung hat Klaus Loukota zudem folgenden Tipp: „Mir war es immer wichtig emotionale Anker zu setzen. Ich meine damit, den Menschen die Landwirtschaft im Wortsinn begreiflich zu machen.“ Zu diesem Zweck hat er schon einmal dem einen oder anderen Gast eine Henne in die Hand gedrückt, um fühlbar zu machen, dass es sich dabei nicht um ein abstraktes Wesen handelt, das auf mystische Weise Eier liefert. Proaktiv nennt er diesen Zugang, wenn Landwirte auf ihre Gäste zugehen, um ihnen zu erzählen, wie ein authentischer, regionaler Bauernhof funktioniert. Aktiv und künftig mit einem noch größeren Angebot an regionalen Lebensmitteln hoffen auch die bäuerlichen Zimmervermieter, der Krise bestmöglich trotzen zu können.

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Advertorial | Juli 2020

Juli 2020 | Advertorial

ADVERTORIAL

Wellness und wow im Wildkogelhaus Alle Fotos: Wildkogelhaus

Komfort und alle Annehmlichkeiten eines modernen Urlaubs auf über 2.000 Metern Seehöhe bietet das Wildkogelhaus. Inmitten eines Bergparadieses gelegen, wartet hier nicht nur der Ausblick auf die beeindruckenden Dreitausender des Nationalparks Hohe Tauern. Neben dem Ski- und Rodelvergnügen im Winter setzt Betreiber Ingo Willich vor allem auf den aktiven Sommerurlaub samt Veranstaltungen aller Art. Künftig wird das Wildkogelhaus zum multifunktionellen Mountaineering-Zentrum.

Dort, wo die Kitzbüheler Alpen und der obere Pinzgau aufeinandertreffen, liegt das Berghotel und Restaurant Wildkogelhaus. Inmitten des kleinen, aber sehr feinen Skigebietes Wildkogelarena bietet das Haus winters wie sommers alle Annehmlichkeiten eines modernen Hotelbetriebs. Auf 2.005 Metern Seehöhe erleben die Gäste nicht nur das herrliche Panorama der umliegenden Bergwelt, sondern auch regionale kulinarische Genüsse auf höchstem Niveau und Komfort auf allen Ebenen, inklusive Spa- und Wellnessbereich.

Hotspot für Sportler, Incentives und Wellness Doch damit nicht genug. Denn Ingo Willich, der das Wildkogelhaus seit 2018 betreibt hat noch viel vor: „Ich möchte das Haus zu dem Mountaineering-Hotspot machen. Geplant sind nicht nur ein Outdoor-Wellnessbereich, sondern auch ein Funpark für Biker und ein Multifunktionscenter samt Physiotherapie.“ Gäste aller Couleur sollen sich hier rundum wohlfühlen. „Bewegungshungrige aus dem Spitzen-, wie auch aus dem Breitensport werden im Wildkogelhaus in Zukunft alles finden, was sie für ihre Trainings brauchen,“ so Willich, der 34

lange Zeit selbst Profisportler war, „aber auch namhafte Firmen und Industriebetriebe werden bei uns die besten Voraussetzungen für ihre Incentives haben. All das abgeschirmt inmitten eines Bergparadieses.“ Das Wildkogelhaus öffnet seine Pforten aber auch für viele weitere Veranstaltungen: von der privaten Hochzeit über Messen, etwa für Tracht und Co, oder als Location für Musikoder Comedy-Events bietet das Haus genügend Platz und ein herrliches Umfeld.

24 Jahre lang konnte Veranstaltungsprofi Ingo Willich für sein Konzept Erfahrungen auf der ganzen Welt sammeln: „Ich war nicht nur als Alleinunterhalter in ganz Österreich unterwegs, sondern habe auch Oktoberfeste rund um die Welt veranstaltet. Das beste von all dem, was ich erlebt habe, stecke ich nun in mein Mountaineering-Projekt.“ Und erlebt hat er viel in diesen über zwei Jahrzehnten Party- und Event-Leben, fügt Willich hinzu, der nun froh ist, im Oberpinzgau seine Wahlheimat gefunden zu haben.

Von der Schutzhütte zum komfortablen Berghotel Erbaut wurde das Wildkogelhaus, das mitten im Ski- und netzwerk tirol

Wohlfühlen.

Gemütlichkeit.

Höhenwandergebiet der Wildkogelarena liegt, bereits 1898 als eine der ältesten Schutzhütten der Kitzbüheler Alpen.

Zunächst im Besitz des Alpenvereins, lag das Haus ab Ende der 1970er Jahre brach, bis es 1984 in Privatbesitz überging und revitalisiert wurde. Seither ist viel geschehen: Ständige Erweiterungen, Erneuerungen und Umbauten machen die einstige Schutzhütte heute zu einem modernen Berghotel.

2015 erfolgte ein weiterer großer Modernisierungsschub. Alle bestehenden Gästezimmer wurden liebevoll revitalisiert und auf den neusten Stand des Gästekomforts gebracht. Die großzügigen Zimmer mit Dusche und WC sind mit viel Holz und Liebe zum Detail eingerichtet. Jedes einzelne von ihnen bietet eine faszinierende Aussicht auf die Bergwelt.

Seiner Aufgabe als einstiges Schutzhaus entsprechend gibt es aber auch heute noch urige Schlaflager, in denen sich Bergbegeisterte unter ihresgleichen ausruhen können. Damit ist im Wildkogelhaus wohl wirklich für alle Ansprüche das Richtige dabei.

Mit allen Sinnen genießen In der über 200 Quadratmeter großen Wellnessoase findet der Gast eine finnische Sauna, ein wohltemperiertes Sanarium sowie eine Infrarotkabine; der Ruheraum mit Aussicht auf die Skipiste und die Sonnen-Liegewiese bieten viel Platz zum Entspannen und Verweilen. „Mit allen Sinnen genießen“ ist im Wildkogelhaus keine leere Phrase, denn kulinarisch passiert hier eine ganze Menge.

Natürlich gibt es auch hier die für jeden Wanderer und Skifahrer so wichtigen Pommes mit Ketchup und Mayo, daneben dürfen aber die die landestypischen Schmankerl, von Kasnocken über Tiroler Gröstl und Schweinsbraten nicht fehlen. Und freilich: der flaumige Kaiserschmarrn ist selbstverständlich auch vertreten. Alle Gerichte und Produkte, die hier stets frisch zubereitet werden, stammen aus der Region, netzwerk tirol

denn darauf legt Ingo Willich besonderen Wert: „Ich will nichts Verfälschtes, alles soll ursprünglich und bodenständig sein, wie aus Mamas Küche.“ Für jene, die mehr als den stärkenden Einkehrschwung im Wildkogelhaus verbringen, sondern dort nächtigen, startet der Tag mit einem herzhaften Frühstück. Übrigens steht den Gästen auch ein Halbpensionsangebot mit einem feinen Abendessen zur Verfügung, das in einer der urigen Stuben serviert wird.

Neben den Stuben warten ein Wintergarten und die Panorama-Sonnenterasse mit ihrer atemberaubenden Aussicht.

Nicht nur die beeindruckenden bis zu 3.000 Meter hohen Berggipfel des Nationalparks Hohe Tauern sind hier zum Greifen nah, auch die Zillertaler Alpen, die Venediger- und Glocknergruppe kann man von hier aus überblicken. An Tagen mit guter Fernsicht sieht man hinüber bis zum Dachsteinmassiv.

Herz, was willst du mehr?

Damit jedoch nicht genug. Neben dem herrlichen Ski- und Wandergebiet liegt mit der Smaragdbahn vor den Toren des Wildkogelhauses auch die längste Naturrodelbahn der Welt.

Im Winter ein Muss für alle Gäste. Jetzt, in den Sommermonaten lädt natürlich die Berg- und Almenwelt der Region zum Wandern, Mountainbiken, Mountaincarten sowie vielem mehr und vor allem zum Staunen ein. Übrigens sind die Bergbahnen Wildkogel 2020 zu den „Besten Österreichischen Sommer Bergbahnen“ gewählt worden. Das heißt, dass die Gäste nicht nur ein abwechslungsreiches, sondern auch ein sicheres Attraktionsangebot nutzen können. Wer nach einem erfüllten Tag am Abend müde und glücklich wieder im Wildkogelhaus Einkehr nimmt, der kann seinen Urlaubstag nach dem delikaten Abendessen in einer der Stuben oder gar am offenen Kamin ausklingen lassen. ▲ 35

Zahlen, Daten, Fakten | Juli 2020

Juli 2020 | Zahlen, Daten, Fakten

GÄSTE im netzwerk tirol

In ganz Österreich gibt es etwa 15.500 Hotels.

Fast

5.000 davon sind in Tirol. .

Die Gemeinde mit den meisten Nächtigungen war im Jahr 2019 Sölden mit

2.576.848

4,5 Milliarden Euro oder

107 235

jeder 3. Euro

In Tirol können Gäste und Einheimische auf

Campingplätzen wohnen

und

wird in Tirol durch den Tourismus erwirtschaftet.

Fast

. Über 80 % davon kamen in der Wintersaison.

die Hälfte aller Touristen

kommt aus Deutschland.

Auf Platz zwei liegen die Niederlande mit . Österreichische Gäste belegen mit rund den dritten Platz.

10%

8%

Schutzhütten

zum Nächtigen aufsuchen.

Jeder dritte Österreichurlauber schläft in Tirol. Insgesamt hat Österreich

150 Millionen

340.000 Im Winter hat Tirol rund

Nächtigungen.

Gästebetten. im Sommer nur etwa

330.000.

Die 279 Tiroler Gemeinden sind in

34 regionale Tourismusverbände Tirol hat österreichweit die höchste Tourismusintensität. Im Durchschnitt kommen auf jeden Tiroler circa

65

Touristen.

zusammengefasst. Seit 2015 gibt es die Dachorganisation Verband der Tiroler Tourismusverbände.

Im Schnitt bleibt jeder Gast in einem Hotel

2,8,

3,9,

in Privatunterkünften auf Campingplätzen

4 und in einer Ferienwohnung 5,6 Tage.

Fast jeder vierte Arbeitsplatz in Tirol hängt vom Tourismus ab. Insgesamt arbeiten etwa

55.000

Menschen in der Tourismusbranche.

Foto: Florian Lechner

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netzwerk tirol

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Titelthema | Juli 2020

Juli 2020 | Titelthema

„Das gab es in der Reisebranche noch nie!“

Urlaub 2019 ≠ Urlaub 2020. Foto: Idealtours

REISEPLAN

Mensch und Kultur sind nicht austauschbar Die Stärke des Tiroler Reiseanbieters Idealtours liegt in der Planung und Vermittlung individueller Reiseangebote und in der Zusammenarbeit mit kleinstrukturierten Hotelpartnern weltweit. So gesehen haben es die Geschwister Susanne und Christof Neuhauser, die den Betrieb Anfang der 2000er Jahre von Vater Simon übernommen haben, derzeit ein wenig leichter als solche Reisevermittler, die bislang lediglich auf Massen- und Pauschalangebote gesetzt hatten. Die Neuhausers können ihr Reiseportfolio immer wieder zeitnah anpassen und rasch und flexibel auf coronabedingte Maßnahmen und Veränderungen reagieren.

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Individuelle Reisen, kleine Hotels und die regionale Wertschöpfung in den Zielländern liegen Susanne und Christof Neuhauser am Herzen. Seit 1976 ist das Tiroler Familienunternehmen Idealtours mit heute über 60 Mitarbeitern und neun Standorten im Reisegeschäft. Eine Krise wie zuletzt hat die Branche noch nie erlebt. Wie die Neuhausers die Shutdown-Zeit erlebten und was sie daraus lernen, haben sie netzwerk tirol erzählt.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Kernkompetenz Individualreisen Dennoch ist es auch für den Familienbetrieb schwierig in einer Zeit, in der die Selbstverständlichkeit der globalen Mobilität Pause hat. Auch wenn inzwischen wieder viele Länder mehr oder weniger bedenkenlos bereist werden können, vor allem innerhalb Europas, wo schon bisher die Kernkompetenz von Idealtours lag. Hinter dem Geschwisterpaar liegt eine harte Zeit voller Unsicherheiten und Existenzängsten, in der Stornos, Verschiebungen und die Auseinandersetzung mit Rückzahlungsmodalitäten an der Tagesordnung standen. „Das gab es in der Reisebranche noch nie“, sagt Susanne netzwerk tirol

Susanne und Christof Neuhauser. Foto: Idealtours

Neuhauser, „deshalb ist auch so manche Unklarheit etwa in Verträgen mit Partnerunternehmen und Veranstaltern aufgetaucht. Die gilt es nun auch juristisch zu beheben.“ Das heißt, dass verpflichtende Rückzahlungen für schon gebuchte Reisen und Flüge, die nicht angetreten werden konnten, oft auf sich warten lassen. In vielen Fällen muss das Geld durch das Reisebüro vorgestreckt werden, es ist noch nicht absehbar, wann Fluggesellschaften oder Hotelpartner zahlen werden.

Eine ungute Situation für den serviceorientierten Reiseanbieter Idealtours, dessen Stärke gerade in der engen Kundeorientierung und -betreuung liegt, so Christof Neuhauser: „Natürlich sind wir als Reisebüro die erste Ansprechadresse für die Kunden. Sie haben ja schließlich bei uns gebucht. Ganz klar, dass es da auch einmal zum Unmut bei den Reisenden kommt. Die meisten unserer Kunden zeigen aber Gott sei Dank großes Verständnis, akzeptieren längere Wartezeiten für Rückzahlungen oder Reisegutscheine oder haben bereits für das nächste Jahr umgebucht.“ Klare Kommunikation vermisst Obwohl die Idealtours-Betreiber nun wieder vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken, waren sie mit der Vorgangsweise der Regierungshilfen nicht immer ganz glücklich. Ihrer Meinung nach sind zu Beginn der Pandemie die Regierungsbestimmungen zwar hart, aber durchaus richtig gewesen.

Seit den schrittweisen Öffnungen vermissen die Neuhausers jedoch die klare, verständliche Kommunikation und nachvollziehbare Pläne. Christof Neuhauser: „Zwei Monate hat netzwerk tirol

die Regierung gepredigt, dass die Österreicher ihren Sommer in Österreich verbringen sollen. Plötzlich gibt sie bei einer Pressekonferenz die Grenzöffnungen zu 31 Ländern bekannt.

Das ist für den Privatmann nett, für uns aber nicht so. Denn individueller Tourismus, wie wir ihn betreiben, braucht eine gewisse Vorlaufzeit.“ Freilich freuen sich auch die Neuhausers über gelockerte Bestimmungen, haben nun aber alle Hände voll zu tun, ihr Reiseangebot schon wieder den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. So hatte das Geschwisterpaar sein Programm für 2020 bereits komplett umgestellt, die Kapazitäten drastisch vermindert. Speziell entwickelte Österreichangebote mit Aktivurlaub-Charakter in kleinen, ausgesuchten Hotels bleiben zwar im Angebot, das jetzt wieder um Auslandsaufenthalte erweitert wird.

Nichts mehr zu gewinnen „Zu gewinnen gibt es 2020 allerdings trotz der Öffnungstendenzen nichts mehr“, so Christof Neuhauser, „aber wir wollen unseren Kunden zeigen, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern für sie da sind und an unser Tourismusangebot glauben.“ Durch die Zusammenarbeit mit vielen kleinen, meist familiengeführten Hotelbetrieben könnten etwa Hygieneund Physical-distancing-Maßnahmen oft weit besser eingehalten werden, als in unüberschaubaren Bettenburgen. Überhaupt setzt Idealtours seit Jahren auf einen entschleunigten Tourismus jenseits des Ballermanns. Für die Neuhausers steht im Vordergrund, ihren Kunden individuelle Urlaubs39

Titelthema | Juli 2020

FUNKY

Links: Bus vor großem Buschzeug.

Unten: Bus vor großem Flugzeug.

Foto: Idealtours

erlebnisse zu ermöglichen, Land, Leute und neue Kulturen so unverfälscht wie möglich und auf eigene Faust entdecken zu können. „Pools und Strände sind austauschbar, Menschen und Kulturen nicht“, weiß Christof Neuhauser.

Vertrauen verpflichtet Auch wenn sich ob der finanziellen Einbußen Experimente bezüglich neuer Urlaubsangebote in nächster Zeit in Grenzen halten werden, investieren die Geschwister mit ihren Angestellten viel Zeit, Geld und Überlegungen in ein innovatives Reiseangebot. Schon bislang wurden die Mitarbeiter aktiv in die Entwicklung neuer Produkte eingebunden. In der Corona-Zeit hat Susanne Neuhauser sogar einen Idealtourseigenen Think Tank ins Leben gerufen: „Hier werden wir uns nun regelmäßig zusammensetzen, uns vernetzen und auch an neuen Angeboten arbeiten.“ Der Großteil der 60 Mitarbeiter sind Reiseexperten, die nicht nur umfassende Fremdsprachenkenntnisse besitzen, sondern zu einem Gutteil bereits in den Ländern, für die sie im Unternehmen zuständig sind, gelebt haben. „Es ist uns wichtig, dass die Kunden Informationen aus erster Hand erhalten.“Übrigens haben die Neuhausers keinen einzigen Mitarbeiter während des Shutdowns entlassen und keinen der neun Tiroler Standorte aufgelassen.

Vertrauen und Zuverlässigkeit werden als zentrale Werte sowohl den Kunden, als auch den Mitarbeitern gegenüber seit 1976 gelebt.

Keine kostenlosen Beratungen mehr Christof Neuhauser ist aber bewusst, dass „ sich einige Dinge 40

36,8 Mio. Techem Funkmessgeräte weltweit – exakte Messung und komfortable Datenübertragung.

künftig jedoch werden ändern müssen. Klar ist, dass wir unseren Kunden künftig nicht mehr so ein breites Serviceangebote und Know-how kostenlos zur Verfügung stellen können.“ Wer ein Service wie etwa Transferangebote, Sitzplatzreservierungen oder umfassende Informationen zum Urlaubsort möchte, muss extra zahlen. Seit Jahren wird auch schon angedacht, eine kleine Gebühr für Beratungsleistungen einzuheben, die nach erfolgter Buchung aber wieder gutgeschrieben wird. Die Zeit des sich im Reisebüro gratis Beraten Lassens, um dann im Internet zu buchen, ist vorbei.

Ob durch Corona tatsächlich eine Reduzierung des Flugverkehrs passieren wird, kann Christof Neuhauser noch nicht absehen: „Reisen gehört zu unserer Gesellschaft. Sich mit dem Thema Umwelt zu beschäftigen wird aber immer wichtiger. Fliegen ist aber alternativlos. Allerdings kann man hier auch nachhaltig denken. Man muss sicher nicht immer und überall hinfliegen.“ Mit Sicherheit hat die Pandemie aber einen Gesundschrumpfungsprozess der Reisebranche eingeleitet. Zum einen zeigte sich, wie anfällig der Tourismus insgesamt ist, zum anderen, dass es eine massive Überkapazität am Markt gab. „Das wird sich in den nächsten zwei, drei Jahren sicher verändern und in einem verringerten Angebot niederschlagen. Wir hoffen aber, dass die gewaltigen finanziellen Mittel durch den Staat für die Luftfahrt, etwa für die AUA, nicht dazu führen werden, dass weiterhin mit den Billigairlines ein Preiskampf auf Kosten des Steuerzahlers geführt wird.“ ▲ netzwerk tirol

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Recht | Juli 2020

Juli 2020 | Recht

RAin MMMag. Barbara Egger-Russe.(Gesellschaftsrecht, M&A, Vertragsrecht IP-Recht) und RA Univ.-Prof. Dr. Franz Pegger (Unternehmens- und Gesellschaftsrecht, Unternehmensnachfolge und Umstrukturierung) www.lawfirm.at, Greiter Pegger Kofler & Partner, Innsbruck Foto: Blickfang

ÜBERGABE

Der Tourismus in Tirol Welche Änderungen sind notwendig?

Barbara Egger-Russe und Franz Pegger sind Rechtsanwälte der Innsbrucker Kanzlei Greiter Pegger Kofler & Partner. netzwerk tirol führte ein Gespräch mit ihnen zur Frage, welche Aspekte aus rechtlicher Sicht für die Weiterentwicklung des Tourismus in Tirol in Zukunft wesentlich sind.

VON KARL MÜLLER

Der Tourismus in Tirol: Ist das eine Erfolgsgeschichte mit Zukunft?

Der Tourismus in Tirol basiert auf der Arbeit von Generationen. Einen ganz wesentlichen Beitrag dazu liefern die zahlreichen Familienunternehmen in Tirol. Wesentlich ist aus unserer Sicht, wie auch schon bisher, Familienunternehmen geregelt in die nächste Generation zu führen.

Welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, ein Familienunternehmen zu übertragen?

Grundsätzlich kann ein Unternehmen unter Lebenden oder von Todes wegen übertragen werden. Es ist daher die Entscheidung zu treffen, ob das Unternehmen übergeben

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oder im Wege von letztwilligen Verfügungen übertragen werden soll. Bei beiden Varianten sollte man früh genug Vorkehrungen treffen.

Im Lebenszyklus eines Unternehmens kann ein Übergabeprozess durchaus eine kritische Phase darstellen. Bei der Übergabe des Lebenswerkes ist es daher von zentraler Bedeutung, auf die Bedürfnisse eines jeden Einzelfalles Bedacht zu nehmen und eine maßgeschneiderte Lösung anzustreben.

Es haben sehr viele Faktoren einen Einfluss auf die Art der Übertragung. So ist die Rechtsform des Unternehmens wie auch die Anzahl der Nachfolger wesentlich, um eine maßgeschneiderte Lösung zu finden.

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Welche Fehler sollte man aus Ihrer Sicht jedenfalls vermeiden?

Nichts zu tun, ist aus unserer Sicht der größte Fehler. Nach unserer Erfahrung ist ein häufiges Problem, dass sich Unternehmer erst viel zu spät Gedanken über die Nachfolge machen. Viele Unternehmer warten damit oft bis ins hohe Alter zu. Wir können jedenfalls nur empfehlen, sich früh genug Gedanken über die Nachfolge zu machen und dies auch mit allen Beteiligten umfassend abzustimmen.

Ein Unternehmen muss auch nicht von heute auf morgen zur Gänze übergeben werden. Oft macht eine schrittweise Überführung des Unternehmens an die nächste Generation Sinn.

Gerade bei einer Übertragung eines Unternehmens unter Lebenden gibt es eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten.

Eine schrittweise Übertragung ermöglicht es auch den Nachfolgern, langsam in die neue Position hinein zu wachsen; dies kann durch Einräumung einer Prokura, Erteilung von Geschäftsführerbefugnissen oder auch von Minderheitsbeteiligungen erfolgen.

Diese Vorgehensweise ermöglicht es auch dem Unternehmer, sich langsam zurückzuziehen und auch das Gefühl zu haben, die Zukunft noch etwas mitgestalten zu können.

Natürlich ist dies nicht immer der beste Weg. Es wird auch eine Vielzahl von Unternehmen geben, bei welchen ein klarer Schlussstrich für die Zukunft sinnvoller ist.

Um die richtige Übergabe zu finden, bedarf es Zeit und vieler Gespräche. Daher lautet unsere klare Empfehlung, dass man sich früh genug mit dem Thema Übergabe beschäftigt und auch die Beteiligten miteinbezieht. Jede Übergabe bedarf einer maßgeschneiderten rechtlichen Lösung.

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Welche Punkte sind beim Vererben eines Unternehmens zu beachten?

Auch das Vererben will gelernt sein. Stirbt man ohne letztwillige Verfügung, kommt die gesetzliche Erbfolge zum Einsatz. Dadurch kann es zu Miteigentum am Unternehmen kommen und teilt sich das Unternehmen nach den gesetzlichen Erbquoten auf. Ob dies im Einzelfall gewünscht und auch sinnvoll ist, sollte bereits im Vorfeld überlegt werden. Wenn ein Unternehmer beispielsweise drei Kinder als gesetzliche Erben hat, erbt, mangels letztwilliger Verfügung, jedes Kind ein Drittel. Ob sodann jeder Eigentümer die gleichen Ziele für das Unternehmen verfolgt, bleibt fraglich.

Jedenfalls birgt es Konfliktpotential.

Um derartige Situationen zu vermeiden, empfiehlt es sich bereits bei der Gestaltung des Gesellschaftsvertrages vorzusorgen. Um zu vermeiden, dass sämtliche Erben in die Gesellschaft eintreten können, können den übrigen Gesellschaftern Aufgriffs- oder Vorkaufsrechte eingeräumt oder sonstige Vorkehrungen getroffen werden.

Wenn geplant ist, dass nicht alle gesetzlichen Erben das Unternehmen fortführen sollen, ist jedenfalls auch an die Pflichtteilsansprüche der übrigen Berechtigten zu denken.

Welche Tipps können Sie Familienunternehmen mit auf den Weg geben?

Eine mangelhafte Vorbereitung kann Ursache für das Scheitern von Unternehmensübergaben sein. Ein einheitliches Erfolgsrezept gibt es nicht. Im Gegenteil: Bei Unternehmensübergaben ist stets eine maßgeschneiderte Lösung für die Beteiligten anzustreben.Übergabeprozesse sollten jedenfalls rechtlich begleitet werden und ein ausreichender Zeitrahmen eingeplant werden. ▲

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Pause | Juli 2020

Juli 2020 | Pause

„Entspannung und Ruhe, ja, das gibt es natürlich zur Genüge auch in Ischgl. Ich bin sehr froh, dass Sie anrufen und einmal keine Corona-Geschichte machen wollen. Wann wollen wir das Interview führen?“ Und das ist auch schon das gesamte Gesagte, das Andreas Steibl, Geschäftsführer des TVB Paznaun-Ischgl, gesagt hat. Denn Fotograf und Redakteur blieben zum ausgemachten und mehrmals bestätigten Termin am Montag, 22. Juni 2020 um 16:00 Uhr im TVB in Ischgl alleine. Zuerst eine Mitarbeiterin: „In zwei Minuten ist Andreas da.“ Dann wurde es 16:15 Uhr und 16:30 Uhr. Mitarbeiter fragten, was wir hier tun würden? „Aha.“ Es wurde 16:45 Uhr und in den Büros gingen die Lichter aus. Die selben Mitarbeiter grüßten uns freundlich und verabschiedeten sich in den Feierabend. Um kurz nach 17:00 Uhr glaubte eine Mitarbeiterin, dass „der Andreas jetzt wahrscheinlich nicht mehr da ist.“ VON MAXIMILIAN BRUSTBAUER

Wir glauben, dass Andreas Steibl der entspannteste Andreas Steibl ist, den wir je nicht interviewt haben. Die Fragen drucken wir dennoch und auch die, die uns in der Wartezeit eingefallen sind.

PAUSE

Fehlersuchbild mit gerade gerückten Bildern.

Der entspannte Andreas Steibl Sie haben vor zwei Jahren auf die Frage „Wenn Ischgl ein Tier wäre: Welches?“ geantwortet: Weißer Hai. Erstens: Warum?

Zweitens: Was sagt das über Ischgl und Sie aus?

Wo finden Sie die Ruhe, um im unruhigsten Skiort Österreichs auch einmal Durchatmen zu können?

muskonzept zu finden, falls das bisherige vielleicht wirklich nicht mehr funktionieren sollte?

Hat Ischgl, sprich die lokale Politik und die Vertreter der Tourismusbranche, Fehler gemacht?

Warum glauben Sie, dass Sie dafür der passende sind, wenn Sie doch eigentlich für die Phase der letzten 18 Jahre verantwortlich zeichnen?

Wann hatten Sie das letzte Mal Zeit, eine Stunde hier still zu sitzen, so wie wir?

Was ist das Schöne an Ihrem Beruf?

Mit wem würden Sie gerne den Beruf tauschen?

Wie bedeutet Ihnen und dem Tourismusverband Ischgl ein korrekter Umgang mit Medien?

Wann sind Sie im Büro anzutreffen?

Wozu braucht der Tourismusgeschäftsführer von Ischgl Ruhe, wenn doch seine Gäste genau das Gegenteil suchen?

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass die Bilder an der Wand schief hängen?

Wie sorgen Sie dafür, dass auch Ihre Mitarbeiter zur Ruhe kommen?

Sind Sie der richtige, um für Ischgl ein neues Touris-

Sie haben einmal auf die Frage nach der besten Uhrzeit des Tages geantwortet: „Ab 16:00 Uhr. Mit open end.“ Was haben Sie damit gemeint?

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Ein Büro mit abgeschaltetem Licht.

Alle Fotos: Florian Lechner

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Apropos Medien und jetzt müssen wir doch über Corona reden: Warum war die Berichterstattung über Corona in Ischgl Ihrer Meinung nach nicht gut?

„Relax. If you can …“ Sollte Ischgl das Motto beibehalten?

Was macht ein Geschäftsführer des TVB PaznaunIschgl abseits der Saison? Womit füllen Sie Ihren Tag, wenn die stressige Zeit vorbei ist?

Würden Sie uns raten, die Fragen lieber nicht abzudrucken und das Ganze besser zu verschweigen?

Was hätten Sie aus heutiger Sicht anders gemacht?

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Advertorial | Juli 2020

ADVERTORIAL

Der HolzhausVisionär Was hat den Boom der Holzhäuser ausgelöst?

Der große Vorteil vom modernen Holzbau ist sicher der hohe Vorfertigungsgrad, der heute Usus in den modernen Holzbaubetrieben ist. Dadurch werden die Monategezeiten auf der Baustelle auf sehr kurze Zeit beschränkt. Selbst große Gebäude lassen sich damit sehr rasch erstellen. Das hat den Boom nicht nur ausgelöst, sondern erst richtig in Fahrt gebracht.

Leben Sie selbst in einem Holzhaus? Wenn ja, warum?

Natürlich, sonst wäre ich ja unglaubwürdig. Mit meinem Team haben wir die Details besprochen.

Bei uns ist jede Lösung individuell. Dann haben wir alles vorgefertigt. Auch die Dachelemente samt Dämmung und Dachaufbau. Dass die Montage dann schnell erledigt war, versteht sich von selbst.

Nun wohnen ich und meine Frau seit fast zwei Jahren in diesem Holzpenthaus über den Dächern von Ramsau.

Für wen sind Holzhäuser besonders interessant?

Mit den heutigen Möglichkeiten sind Holzhäuser für jeden Bauherrn interessant. Vor allem bei Aufbauten auf bestehende Gebäude, wo immer wieder begrenzte Belastungen des Bestandsgebäudes einen Massivaufbau verhindern oder verteuern würden.

Sie haben einen speziellen Unterbau für Holzhäuser entwickelt, woher kam die Idee?

Im Zuge meines Studiums habe ich mich intensiv mit Normen beschäftigt. Dem Holzbau in seiner heutigen Form ist besonderes Augenmerk zu schenken. Der Eberl Thermosockel wurde als Bindeglied zwischen Massiv- und dem Holzbau entwickelt und erfüllt gleich mehrere Normvorgaben.

Dadurch werden Bauschäden verhindert. Durch Normkonformität bietet dieser Sockel Rechtssicherheit für ausführende Holzbaubetriebe und ist ein Qualitätskriterium.

Walter Eberl.

unserer Lösung ist, dass im kritischen Sockelbereich, wo die Gefahr der Feuchte und Fäulnisbildung besteht, die Wandkonstruktion mit Materialen ersetzt wird, die einen Schaden nicht mehr zulassen.

Welche Vorteile bietet dieser Sockel gegenüber allem anderen?

Dieser Sockel ist in Bezug auf die übliche Riegelwandausführung hinsichtlich Bauphysik, Statik, Abdichtung, Dauerhaftigkeit sowie Feuchtunempfindlichkeit überlegen. Auch die Herstellung und Montage ist nicht aufwendiger als die Herstellung einer üblichen Riegelwand.

Warum ist der Einsatz des Sockels sinnvoll?

Die Holzhausbaunorm gibt Lösungen vor, die sehr kostenintensiv sind. Die Geländeabsenkung außen ist bei Barrierefreiheit keine wirkliche Alternative. Dann wären Rampen erforderlich. Der Sockel im Holzbau ist ein kritischer Bereich.

Einerseits besteht das Problem von Feuchtigkeit, die während der Bauphase in die Holzwand eindringen kann, andererseits kann es bei Schäden an der Abdichtung, im Speziellen an Durchbrüchen wie Türen, zu Problemen kommen. Wie die Holzforschung Austria untersucht hat, kann diese Feuchtigkeit dann nicht mehr entweichen, ein möglicher Schaden ist die Folge.

N Klein- und Mittelbetriebe. Industrie.

Handel. Tourismus. Gewerbe. Verlage.

Kulturinstitutionen. Land. E Gemeinden.

Arbeitsplätze. Steuern. Sponsoring.

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Sport | Juli 2020

Juli 2020 | Sport

Mountainbiken Post-Corona ALPINER E-SPORT

Der Mountainbike Sport hat in den über 35 Jahren seines Bestehens schon viele Veränderungen durchlaufen und nicht zuletzt hat das E-Mountainbike, kurz EMTB, die vielleicht schönste Fortbewegung auf zwei Rädern ordentlich durcheinandergewirbelt. Wie dieses neue Sportgerät den Tiroler Tourismus in Zukunft prägen wird, welche Herausforderungen das mit sich bringt, was die gesetzlichen Hürden sind und welche Maßnahmen notwendig sind, um im internationalen Bewerb zu bestehen, hat sich Christoph Malin angeschaut.

Schaut so die Zukunft des Tiroler Tourismus aus?

Fotos: Christoph Malin

Gesetzliches Mountainbiken als Sport hat es in Österreich eigentlich nicht leicht. Als das Forstgesetz von 1975 im Nationalrat verabschiedet wurde, war der Sport noch nicht in Europa angekommen.

In den USA fuhren zwar zu dieser Zeit die ersten MTB-Pioniere auf umgebauten Schwinn-Waffenrädern Abfahrtsrennen am Mount Tamalpis über der Golden Gate Brücke bis die Rücktrittbremsen rauchten, aber es dauerte noch weitere 48

zehn Jahre bis der Funke auf Europa übersprang und hierzulande die ersten Mountainbikes verfügbar waren.

Allerdings ergibt sich aus dem Forstgesetz Paragraf 33 Absatz 3 ein grundsätzliches Verbot des Befahrens des Waldes mit Fahrzeugen, das auch das Mountainbike mit einbezieht.

Das Befahren von Forststraßen ist nur mit Zustimmung des Wegehalters, das Befahren des Waldes nur mit Zustimmung des Grundeigentümers erlaubt. netzwerk tirol

Aufgrund der regional durchaus großen Bedeutung des Mountainbikens als Freizeitaktivität der lokalen Bevölkerung aber auch für den Tourismus wurden in den Bundesländern unterschiedliche Vertragsmodelle entwickelt, um geeignete nicht-öffentliche Wege für Mountainbiker und Radfahrer freizugeben. Diese Verträge werden zwischen Wegehalter und/oder Grundeigentümer und Tourismusverbänden oder Gebietskörperschaften geschlossen, wobei der Grundeigennetzwerk tirol

tümer häufig eine finanzielle Entschädigung für die Freigabe erhält. Die einheitliche Beschilderung der Strecken sind ebenfalls wichtige Bestandteile dieser Vereinbarungen, die in der Regel einen sehr guten Versicherungsschutz für die Wegehalter beinhalten: unter anderem bezüglich gesetzlicher und vertraglicher Wegehalterhaftung, Betriebshaftpflicht, Rechtsschutz für die Abwehr ungerechtfertigter Schadenersatzansprüche et cetera. Versichert sind Wegehalter, Grund49

Sport | Juli 2020

Juli 2020 | Sport

Wird das Wedeln mit dem Rad das Carven mit den Skiern ablösen?

erlaubt ist, wo nicht explizit verboten, wobei es natürlich in der Schweiz in den Kantonen teils differenzierende Regelungen gibt, wie auch in Deutschland in den Bundesländern variierende und manchmal verwirrende Bestimmungen gelten.

In Bayern zum Beispiel ist das Befahren des Waldes mit dem Mountainbike dem Betreten gleichgestellt. Das Biken auf Wanderwegen und Forstwegen ist in Bayern grundsätzlich für Biker erlaubt, Ausnahmeregelungen gibt es beispielsweise in Naturschutzgebieten oder auf kommunaler Ebene. Gleiches in Südtirol, wo selbst in den Dolomiten zumeist biken erlaubt ist, allerdings werden Ausnahmen dort penibel befolgt und Übertretungen durchaus auch scharf sanktioniert.

Trotzdem: Im Europäischen Vergleich bewegt sich der Tourismus in Österreich bei Mountainbike Themen in der Außenwirkung speziell im sportlichen Segment nicht immer leicht, da das legale Angebot seitens der Beworbenen Biker nur allzu gerne mit Südtirol oder Schweiz verglichen wird und Österreich meist als Land dargestellt wird, in dem Mountainbiken grundsätzlich verboten ist. Dennoch: Die meisten Experten halten einer generellen Freigabe von Forststraßen ein erhebliches Konfliktpotenzial, verbunden mit dem Verlust von Lenkungs- und Steuerungseffekten speziell in Regionen mit hohen Naherholungsdruck entgegen.

eigentümer beziehungsweise die Berechtigten aus einer Vereinbarung.

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die unterschiedlichen Regelungen und Modelle der Bundesländer zum legalen Mountainbiken im Wald zu erörtern, aber grundsätzlich sind in Österreich langjährige, ambitionierte Projekte verwirklicht worden, um einen gesetzeskonformen MountainbikeTourismus, aber auch das legale Biken der lokalen Bevölkerung zu ermöglichen. Und dies im Dialog mit Wegehaltern, Grundstücksbesitzern und Aktiven. Dies können einerseits ausgewiesene Bikeparks sein, der älteste, größte und bekannteste hierbei ist in Saalbach-Hinterglemm, flankiert von vielen kleineren Bikeparks, die teilweise erhebliche Singletrail Wegenetze, also schmale Bike Wege, ausweisen können. Eine große Zahl an Singletrails werden insbesondere von den sportlichen Mountainbikern als Hauptkriterium im MTBUrlaub angegeben. So hat die Bike Republic Sölden als Ziel 2020 über 95 Kilometer Singletrails projektiert.

Der Blick ins Ausland Wie schaut es bezüglich Mountainbiken in anderen EU-Ländern aus? Es genügt in dieser Hinsicht zu wissen, dass in den meisten Ländern der EU beziehungsweise in den unmittelbaren Nachbarländern Österreichs wie Schweiz, Italien, Deutschland Mountainbiken auf Forst- und Wanderwegen 50

Und so haben wir im Jahre 2020 geschätzte 700.000 Mountainbiker in Österreich, die speziell im Osten Österreichs bezüglich negativer Erlebnisse, etwa Begegnungen mit Jagd und Forst, bei der Ausübung ihres Sportes durchaus belastet sind. Denn nicht in jeder Region sind auf lokaler Ebene genügend legale Angebote geschaffen worden oder konnten aufgrund der speziellen Grundbesitz-Situation auch nicht geschaffen werden. Nicht wenige Österreicher fahren daher im Bike Urlaub in die angrenzenden Länder und nicht wenige Urlauber etwa aus Deutschland, Tschechien oder den Niederlanden fahren lieber in andere Destinationen wie Südtirol, Graubünden oder an den Gardasee, einfach um sich unliebsame Begegnungen mit Jagd und Forst zu ersparen.

Mountainbiken als Wirtschaftsfaktor?

Doch wie ist es eigentlich um die Wirtschaftskraft des Mountainbikens bestellt. Wie viele Bikes werden verkauft? Oder wie hoch ist der Marktanteil des MTB-Tourismus in Österreich?

Harald Maier, Gründer des MTB Kongresses Saalbach-Hinterglemm und des Austrian Mountainbike Institutes, schätzt die Zahlenlage als schwierig ein: „Es gibt in Österreich seitens der Statistik Austria keine Daten zum Thema Wertschöpfung Bike beziehungsweise Biketourismus. Im Gegensatz zu Spanien, deren Statistik sogar den Raddurchmesser anführt. Es gibt die eine oder andere Umfrage, etwa eine Studie hinsichtlich Wertschöpfung, diese Zahlen sind jedoch in der Regel veraltet und entsprechen in keinerlei Hinsicht dem aktuellen Geschehen. Wir haben versucht, über unterschiedliche Daten zum Beispiel die direkte und indirekte Wertschöpfung im Segment MTB-Tourismus zu berechnen. Wir hatten 2017 netzwerk tirol

Ob Winter- oder Sommertourismus, Hütten sind immer wichtig.

714.500 Beschäftigungsverhältnisse im Tourismus mit einer direkten und indirekten Wertschöpfung von 56,5 Milliarden.

Das entspricht 16,1 Prozent des BIP. Derzeit liegt der Marktanteil von MTB-Tourismus bei rund 3,7 Prozent. Sollte es uns gelingen, diesen auf 20 Prozent zu erhöhen, entspricht das einer Wertschöpfung von 1,81 Millarden Euro, was 3,7 Prozent des BIP wären.“ In Riva am Gardasee schätzt Maier den Marktanteil auf 43 Prozent und in Saalbach liege er „irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent.“ Dabei werden in Österreich so viel Räder verkauft, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Grund dafür ist die starke Verbreitung des E-Bikes und die Etablierung von Pedelecs in der breiten Bevölkerungsschicht. Der GesamtFahrradmarkt in Österreich hatte im Jahr 2018 ein netzwerk tirol

Volumen von rund 457.000 Stück. Die prozentuelle Steigerung des Gesamtmarktes von 2017 auf 2018 betrug dabei mehr als zehn Prozent. Bereits seit 2012 gibt es eine kontinuierliche Steigerung der Verkaufszahlen von E-Bikes.

2017 waren bereits 29,1 Prozent der verkauften Fahrräder in Österreich E-Bikes und 2018 waren es 33 und 2019 schon 39 Prozent.

Jedes dritte neu verkaufte Fahrrad ist also ein E-Bike.

Die motorbetriebenen Stadträder haben die E-Mountainbikes dabei mengenmäßig deutlich überholt und umfassten 80.222 Stück. E-Mountainbikes kommen dabei in absoluten Zahlen auf 62.960 Stück, klassische Mountainbikes auf etwa 45.000 Stück.

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Sport | Juli 2020

Juli 2020 | Advertorial

ADVERTORIAL

Corona als Digitalisierungs-Booster ‚

Foto: Ashwin Vaswani

Wer darauf hoffte, dass nach Corona alles wird, wie es war, der irrt. Genau genommen gibt es ein „nach Corona“ nicht. Auch gibt es keine „neue Normalität“, die annähernd der alten entspricht. Ob Unternehmer, Eigentümer, Investoren oder Privatpersonen: die Pandemie traf wohl jeden wie ein Faustschlag ins Gesicht. „Nichts ist mehr wie es war“, sagt Bernd Markt, „die Menschen müssen sich auf konstant unbekannte Zeiten einstellen.“ Wie sie diese mithilfe von Digitalisierung und geänderten Mindsets am besten bewältigen können, darüber informiert Digitalisierungs-Experte Bernd Markt die netzwerk tirol-Leser.

Was können oder müssen wir aus der Corona-Krise lernen?

Es gibt keine „neue Normalität“, die der alten entspricht.

Denn das Leben, auch das wirtschaftliche, ist ständig von Veränderungen geprägt. Daher kann eine „neue Normalität“ bestenfalls eine konstante Unbekannte sein. Und zwar genau so lange, bis ein nächster Knall folgt.

Lade- und Servicestation in Seefeld. Foto: Ronny Kiaulehn / Seefeld Tourismus

Einer der Pioniere im EMTB-Tourismus ist dabei Mag. Elias Walser, Geschäftsführer von Seefeld Tourismus. Über 200 Leih-EMTBs sind in Seefeld in der Saison in Rotation, betreut von mobilen Service-Einheiten, die dem gestrandeten BikeTouristen sogar beim Schlauch-Reparieren oder gröberen Defekten helfen Walser: „Das E-Biken hat unser Angebot an Mountainbiketouren und Wanderungen näher an unsere Zielgruppe gebracht. Früher ist der Gast zum Beispiel mit dem Auto zum Wanderparkplatz ins Gaistal gefahren und von dort zu seiner Tour gestartet. Jetzt fährt er mit dem E-Bike vom Hotel los und hat noch genügend Kraft einen Gipfel in der Tour mitzunehmen. In den letzten Jahren hat sich auch das Image der E-Mountainbikes komplett gewandelt. Früher hat man mitleidige Blicke geerntet, wenn man mit einem E-Bike gefahren ist. Mittlerweile weiß jeder, dass ein E-Bike jedem Fahrer einfach viel mehr Möglichkeiten bietet. Was mich immer wieder verwundert, ist der mangelnde Respekt der unterschiedlichen Sportler untereinander. Man donnert nicht mit einem Bike bei einem Wanderer vorbei, dass dieser einen Schrecken bekommt. Umgekehrt geht man auf die Seite, wenn sich ein E-Bike durch ein freundliches Hallo oder eine Klingel bemerkbar macht. In Whistler oder auch in der Schweiz sind sogenannte Shared Trails weit verbreitet und funktionieren. Ich glaube, dass für alle Sportler genügend Platz da wäre, wenn man ein bisschen Rücksicht nehmen würde.“ An zahlreichen E-Bike-Tankstellen, in Partnerhotels, Sportgeschäften und sogar auf Almen können die E-Biker in der Tourismus Region Seefeld während der Rast ihre Akkus aufladen.

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Was braucht der EMTB-Tourismus?

Und das sind auch schon die wesentlichen Ankerpunkte, um den EMTB-Tourismus in einer Region anzukurbeln und erfolgreich zu bedienen. Dazu ergänzend und aufbauend müssen aber auch genügend Streckenangebote geschaffen werden oder vorhanden sein, um die große Bandbreite der EMTB Fahrer abzuholen. Von leichten Genusstouren für den Hobby- und Almen-Fahrer mit Schwerpunkt auf Kulinarik und Naturerlebnis, bis zu schweren und anspruchsvollen Routen in atemberaubender Kulisse für das wachsende Feld der sportlichen EMTB-Fahrer sollte in einer Region schon eine ausreichende Zahl von Angeboten vorhanden sein. Vor allem sollten die Routen auch dem größeren Aktionsradius von EMTBs Rechnung tragen und intelligent miteinander verknüpfbar sein.

Dieses Angebot sollte im Internet vor der Abreise, am InfoPoint im Hotel gut und einfach abrufbar sein. Gut ausgebildete Bikeguides vor Ort bieten zusätzlich einen Mehrwert für den Gast, damit der auf der Tour gut geführt zu seinem Urlaubserlebnis kommt.

Bike Hotels schließlich, die ihren bikenden Gästen mit speziellen Service Leistungen entgegen kommen, etwa einer kleinen Bike-Werkstatt, -Raum, -Verleih oder -Guiding, werden in der Regel gerne angenommen und runden das UrlaubsErlebnis nachhaltig ab. So wiederum hat es der Mountainbike Sport in Österreich doch wieder ein Stückchen leichter. Denn wenn wir im Tiroler Tourismus etwas können, ist es die Liebe zu unserem Land dem Gast näher zu bringen. Sei es auf dem Mountainbike oder auf dem EMTB. ▲ netzwerk tirol

Wie kann ich Veränderungen proaktiv begegnen?

Schon in der Finanzkrise 2008 gehörten bei Weitem nicht alle zu den Losern. Zahlreiche Big Player wie Apple, Google, Microsoft, Amazon sind sogar gestärkt oder als Gewinner aus der Krise hervorgegangen. Innovative Unternehmer nutzen die Gelegenheit einer Krise und investieren in die Zukunft. Sie dringen etwa in neue Märkte vor, setzen distressed Mergers and Acquisitions (M&A)-Aktivitäten und schaffen es, angeschlagene Mitbewerber langfristig vom Markt zu drängen.

M&A-Aktivitäten ist ein Sammelbegriff für diverse Transaktionen im Unternehmensbereich. Dazu zählen Fusionen, Unternehmenskäufe, Betriebsübergänge, fremdfinanzierte Übernahmen, Out- oder Insourcing oder Unternehmenskooperationen. Auch das Hochschrauben der Ausgaben für Forschung und Entwicklung gehört zu den Krisenbewältigungsstrategien.

Beispiele?

Während der Finanzkrise 2008 entwickelte Apple das iPad, Amazon übernahm den konkurrierenden Onlinemodehändler Zappos und Google investierte in die Handysoftware Android.

Können sich auch Klein- und Mittelbetriebe etwas von diesen Giganten abschauen?

Ja, jeder von uns hat das eine oder andere Beispiel während des Lockdowns leibhaftig miterlebt. Ein Exempel: Während der Lieblingsitaliener um die Ecke die Pforten schloss und den Lockdown für eine zweimonatige Siesta nutzte, hat der Mitbewerber zwei Straßen weiter einen Lieferservice aus dem Ärmel gezaubert. Auch wenn am Anfang vielleicht nicht alles optimal und reibungsfrei lief, konnte der flexible Unternehmer bei seinen Kunden dauerhaft punkten. Das Minimum netzwerk tirol

Viable Product (MVP), also das „minimal überlebensfähige Produkt“ des italienischen Gastronoms, war in dem Fall kein iPad, sondern eine Pizza.

Aber hat der Lockdown nicht viele Unternehmer in die Isolation gezwungen?

Die Krise zwingt in erster Linie zur Kooperation, nicht zur Abschottung! Einige Unternehmen haben in den vergangenen Monaten ihre Unzulänglichkeiten in Form von mangelnder Anpassungsfähigkeit, mangelndem Risikomanagement und mangelnder Innovationskraft schmerzhaft spüren müssen. Vor der Krise sah so manches dominierende Unternehmen überheblich auf Start-ups herab. Jetzt sehen viele, dass genau deren Innovationskraft die Hilfe in der Not ist.

Kann eine Krise auch als Motor fungieren?

Ja, eine Krise kann Megatrends beschleunigen. Wiewohl die Digitalisierung bereits vor der Corona-Krise in aller Munde war, so richtig verstanden wurde die Notwendigkeit erst jetzt.

E-Commerce, Remote-Work, Online Marketing, Dokumentenmanagementsysteme, eine State of the Art-IT-Infrastruktur und vieles mehr ist nur durch und mit Digitalisierung möglich. Unternehmen, die dies in ihren Businessmodellen bereits umgesetzt hatten, gehen nun gestärkt aus der Krise hervor.

Ihr Resümee?

Was Unternehmen von jungen Start-ups und Entrepreneuren gelernt haben, ist die Chance aus Fehlern zu lernen. Die Corona-Krise war zwar kein Ergebnis, das auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen ist, aber sie bietet uns allen die Möglichkeit zur Selbstreflexion. Unternehmer sollten sich nun folgende Fragen stellen: Ist das Businessmodell tragfähig und zukunftsfähig? Reicht die eigene Kompetenz in einer sich wandelnden Umwelt aus? Welche Strategie verfolgen wir und sind wir bereit unsere Vorgehensweisen anzupassen, wenn es die Umstände erfordern?

Wer sich mit diesen Fragen auseinandersetzt, wird auch künftig erfolgreich sein.

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Gastrotipp | Juli 2020

Juli 2020 | Gastrotipp

Der Stammtisch in der Dorfstube mit Geschichte.

„Die einbrennten Erdäpfel kocht meine Mama wahrscheinlich besser.“ Michael Seyrling Moderne Tiroler Küche.

Ob hier auch schon die zukünftigen Wirtsleute am Bild zu sehen sind, ist noch nicht ganz klar. Fotos: Florian Lechner

A M D O R F P L AT Z

Kindertraum Wirtin Leni und Michael Seyrling leiten die Tiroler Weinstube in Seefeld. Begründet wurde das Haus von der Urgroßmutter, Blanka Ginther, der fleißigen Köchin im Hotel Post. Kochen liegt der Familie bis heute und so ist es nur richtig, dass Blankas Urenkel selbst in der Küche steht.

VON MAXIMILIAN BRUSTBAUER

S

eit 1919 gibt es die Tiroler Weinstube am Dorfplatz von Seefeld. Blanka Ginther kaufte das Haus und suchte sich mit Josef Seyrling, Metzgermeister und Sohn von Johann Seyrling vom Hotel Lamm, einen tüchtigen Mann für die Arbeit. Seitdem ist es im Besitz der Familie Seyrling, mittlerweile in der 4. Generation. „Unser Haus war nicht immer eine Weinstube. Ursprünglich war es ein Ballhaus, also ein Lagerhaus für Futter und Handelswaren. So hat das damals begonnen 1919.“ Anfangs bewirteten die Seyrlings ihre Gäste 54

in einer Stehbierhalle und führten zusätzlich eine Metzgerei.

1923 erfolgte der erste Zu- und Umbau. Die zweite Generation ließ die Metzgerei in den 1960ern auf und erweiterte das Restaurant und die Gästezimmer. Das Gastwirtsmotto der Seyrlings war immer: leidenschaftlich und stolz.

Leni und Michael sind die aktuellen Wirtsleute der Weinstube. Wirte zu sein, war immer schon das Ziel der beiden und das sogar unabhängig von einander. „Kennengelernt haben wir uns in der Wintersaison in Seefeld. Das war 2003 netzwerk tirol

auf 2004. Den Betrieb haben wir dann aber erst 2014 übernommen.“ In ihrem Haus haben heute 30 Leute im Restaurant Platz. 2018 haben sie umgebaut und das Restaurant verkleinert. „Damals herrschte ja Personalknappheit. Und wir wollten, dass unsere Zukunft anders aussieht. Wir arbeiten gerne, aber in der heutigen Größe ist es für uns und für unsere Gäste ideal. Wir haben eine Kellnerin, eine Küchenkraft, einen Abwäscher und ein Zimmermädchen. Den Rest erledigen wir selbst.“ Früher brauchten sie drei bis vier weitere Mitarbeiter. „Die Personalsuche ist heute einfacher.

Denn es ist einfacher einen Guten zu finden als drei, vier.“ Die Zimmer wurden schon 2016 komplett renoviert. Gäste können aus 15 Appartements mit ungefähr 50 Betten wählen. Eingerichtet haben Leni und Michael selbst. „Wir hatten natürlich eine Firma, die uns begleitet hat, aber alle Farben, Stoffe, Fliesen haben wir selber ausgesucht. Das war für uns wichtig, denn es ist ja unser Haus.“ Während Leni die Rezeption und das Service leitet, führt Michael die Küche. Dass er der beste Koch ist, davon ist netzwerk tirol

Michael überzeugt, einzig „die einbrennten Erdäpfel kocht meine Mama wahrscheinlich besser … Das liegt aber daran, dass ich sie noch nie gekocht habe.“ Und Leni rundet ihren Aufgabenbereich dann noch ab: „Und ich kümmere mich um die Kinder, die Mitarbeiter und wenn irgendetwas nicht geht, dann machen wir das auch gemeinsam.“ Das Schöne am Wirt sein ist für Leni eigentlich alles. „Ich bin gern Gastgeberin, ich freue mich mit den Menschen mit, die bei uns Gast sind und sich über das Essen, den Ort und einfach ihr gemütliches Sein freuen können.“ Für eine Fortsetzung der Tradition der Weinstube haben Leni und Michael schon gesorgt. Ihren Kinder, Maria und Lukas, leben sie die Vorteile und auch die Verantwortungen von Wirtsleuten vor. „Die Maria hat schon heute alles im Auge, wenn sie im Lokal ist. Ob sie das weitermachen wird, dafür ist sie wohl noch zu jung, um es definitiv sagen zu können.“ Zwingen werden Leni und Michael ihre Kinder aber nicht, denn beide sind ebenfalls nicht gezwungen worder. „Für mich war das aber sowieso keine Frage, denn ich wollte schon als junges Mädchen Kellnerin werden.“

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Soziales | Juli 2020

Juli 2020 | Soziales

Nach Corona sind mehr Menschen als zuvor auf Hilfe angewiesen. Foto: ÖZIV

SOZIALEINRICHTUNGEN

Klippen am Rand der Gesellschaft Manche Menschen in der Mitte der Gesellschaft hat Corona aus ihren gewohnten Bahnen geworfen. Jene am Rand sind aber gänzlich über die Klippen des sozialen Gefüges hinausgestürzt. netzwerk tirol hat sich bei der Jugendeinrichtung Chill Out, in der Notschlafstelle Alexihaus und beim Verein für Menschen mit Behinderung erkundigt, wie die Zeit des Shutdowns gemeistert wurde und wie es nun weitergeht.

hatten zu. Eine dieser Einrichtungen ist das Chill Out in der Innsbrucker Heiliggeiststraße. Die Institution bietet wohnungslosen Jugendlichen in Problemsituationen neben einer Beratungsstelle auch einen Übergangswohnbereich für bis zu zehn Personen zwischen 14 und 21 Jahren. Offen war die Einrichtung des Vereins DOWAS (Der Ort für Obdachlose und Wohnungsuchende) auch während des coronabedingten Shutdowns, allerdings unter erschwerten Bedingungen. Chill Out-Leiterin Sabine Trummer: „Es waren herausfordernde Wochen auf unterschiedlichen Ebenen. Es war uns wichtig, die Beratung und Betreuung der Jugendlichen nicht nur fortzusetzen, sondern entsprechend dem Bedarf zu adaptieren und auszubauen. Das laufende Corona-Krisenmanagement, die Umsetzung von Schutz- und Hygienemaßnahmen, laufende Verdachtsfälle bei Mitarbeitern und Bewohnern, die Vorbereitung auf Worst-Case-Szenarien, etwa ein positives Testergebnis im Chill Out und einer damit verbundenen Quarantäne, war entsprechend zeitaufwändig.“

Lage am Wohnungsmarkt wird sich weiter verschärfen Als größte Folge-Probleme aus der Corona-Zeit nennt die Chill Out-Leiterin die erschwerte Möglichkeit, einen Ausbildungsplatz oder überhaupt Arbeit zu finden. Materielle Absicherung und Verselbständigung der jungen Menschen werde so zusätzlich erschwert. „Aktuell nehmen wir zudem wahr, dass sich die Situation am privaten Wohnungsmarkt noch weiter verschärft. Es gibt so gut wie keine Angebote an bezahlbaren Wohnungen. Es ist zu befürchten, dass die Wohnungsnot, nicht nur für junge Erwachsene, weiter zunehmen wird!“ Jene, die die Wohnungsnot schon seit langem verspüren, sind obdachlose Menschen. Auch sie sind von der Corona-Krise hart getroffen. Die Innsbrucker Notschlafstelle Alexihaus, in der 58 Menschen Platz finden, hatte zwar offen und nahm auch Neuzugänge auf, temporäre Besucher mussten aber draußen bleiben. Auch die für die Obdachlosen so wichtigen ehrenamtlichen Ansprechpartner durften nicht ins Gebäude.

Daren Ranalter, Leiter des Alexihauses: „Es herrschte und herrscht, es ist ja noch nicht wirklich vorbei, eine allgemeine Anspannung. Insgesamt ein sehr belastender und krisenhafter Zustand, geprägt durch eine gewisse Unsicherheit. Es wurde dann aber sehr schnell klar, wie überaus wichtig der intensive Kontakt, die Beziehungsarbeit ist, die anfangs nur sehr eingeschränkt möglich war.“

Chill Out fast wieder im Normalbetrieb Doch alle Mitarbeiter des Chill Outs blieben gesund und im Dienst. Der rund um die Uhr betreute Übergangswohnbereich war auch während des Shutdowns voll belegt und auch die sozialarbeiterische und psychosoziale Betreuung der Bewohner lief weiter. Trummer: „Wir haben zusätzlich täg-

Obdachlose akzeptieren, wie sie sind Die Anwesenheit der Mitarbeiter im Alexihaus wurde im Shutdown auf ein Minimum reduziert, nicht zuletzt um im Notfall eine Reserve zu haben. Klientenkontakte mussten dadurch jedoch ebenfalls stark eingeschränkt werden, genauso wie die zwischenmenschlichen Kontakte der Bewoh-

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Obdachlose, Menschen mit Behinderung oder speziellen Bedürfnissen, psychisch Kranke und sozioökonomisch Schwache sowie Jugendliche in Problemlagen bilden die Gruppe der Menschen, über die gesagt wird, dass sie am Rand der Gesellschaft stehen. Für sie ist das Leben immer schwierig. Das Covid-19-Virus hat sie nochmals stärker als andere Gesellschaftsgruppen getroffen.

Notschlafstellen und soziale Einrichtungen für Kinder und Jugendliche schlossen ihre Pforten, Drogensüchtigen ging ihr Stoff aus und Sexarbeiterinnen von heute auf morgen ihre Kundschaft. Betteln wurde zu einem aussichts- und ergebnislosen Unterfangen. Menschen mit Behinderung, die in ihrem Alltag auf persönliche Assistenz angewiesen sind, blieben teilweise sich selbst überlassen. Therapieangebote, von psycho- über ergo- bis hin zu logotherapeutischen Methoden, wurden eigestellt, sogar manche Chemotherapie für an Krebs Erkrankte vorübergehend ausgesetzt. Klienten mit psychosozialen Schwierigkeiten kamen ihre tagesstrukturierenden Angebote abhanden. Viele dieser Menschen landeten in Isolation, Chaos und Depression. Überlebenshilfe für Jugendliche Die Gewalt in Familien, vor allem an Frauen und Kindern, hat zugenommen. Es gab keine Fluchtmöglichkeiten für die Kinder, denn auch Betreuungs- und Jugendeinrichtungen 56

lich Indoor-Freizeitaktivitäten angeboten, damit den Bewohnern möglichst wenig die Decke auf den Kopf fällt und um gruppendynamischen Konflikten vorzubeugen.“ Die Beratungsstelle des Chill Out stellte Mitte März auf telefonische und Online-Beratungen um und dehnte vorübergehend die Beratungszeiten aus, um junge Menschen in Notlagen unter den besonderen Umständen trotzdem zu erreichen. Zudem fanden Beratungen nicht nur sprichwörtlich durch das Fenster statt, unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Inzwischen sind alle Bereiche des Chill Out wieder fast im Normalbetrieb.

Einige der Jugendlichen, die den Shutdown im Chill Out verbringen mussten, konnten die Übergangswohnmöglichkeit mittlerweile wieder verlassen. „Für viele von ihnen war diese Zeit aus unterschiedlichen Gründen besonders belastend, so Sabine Trummer, „sie konnten das Haus nur sehr eingeschränkt verlassen, Unterricht oder Kurse fanden nicht statt. Was sie in der Zeit der Isolation besonders beschäftigte, war aber die Tatsache, dass sie keine haltgebenden familiären Bindungen haben und sehr auf sich alleine gestellt sind.

Gerade weil medial sehr viel die Rede davon war, wie wichtig doch die Familie in Zeiten von Corona ist oder dass man jetzt endlich mehr Zeit für die Familie hätte.“

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ner untereinander. Denn aufgrund der Corona-Maßnahmen mussten die Begegnungsräume beinahe gänzlich geschlossen werden. „All das bedeutete für die vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine deutliche Mehrarbeit“, so Daren Ranalter, „zudem waren unsere Klientinnen und Klienten von externen Betreuungssystemen ausgeschlossen, Amtswege wurden für unsere Bewohnerinnen und Bewohner noch schwieriger, als sie ohnedies schon sind. Nicht zuletzt, weil viele von ihnen keinen Zugang zu digitalen Medien haben.

Nachbetreuungen wurden zum Teil komplett ausgesetzt und durch die Quarantäne stieg das Konfliktpotential unter den Bewohnerinnen und Bewohnern.“ Inzwischen hat sich die Situation aber wieder einigermaßen normalisiert. Die Aufenthaltsräume sind zwar immer noch nur eingeschränkt benutzbar, dafür sind externe Dienstleister wieder normal im Einsatz.

Die Alexihaus-Bewohner haben die Shutdown-Zeit insgesamt als sehr schwierig erlebt, erzählt Daren Ranalter: „Trotz allem waren unsere Bewohnerinnen und Bewohner aber extrem diszipliniert und haben sich sehr vorbildlich verhalten.“ Menschen mit besonderen Bedürfnissen Isolde Kafka, Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses, der die Rechte von Menschen mit Behinderung vertritt, schildert die entstandenen Probleme aufgrund von Covid19 für Menschen mit Behinderungen. Für Gehörlose waren etwa Hotlines oder Videotelefonie nicht nutzbar gewesen.

Blinden Menschen wiederum nutzten nicht behindertengerecht adaptierte Onlineangebote gar nichts. Kafka: „Assistenzpersonen konnten durch den Quarantäneschutz ihre Klienten zum Teil nicht mehr begleiten. Andere litten aufgrund der erforderlichen sozialen Distanz unter Einsamkeit.

Das Abstandhalten führte dazu, dass tägliche Hilfeleistungen, etwa beim Überqueren der Straße oder beim Einkaufen nicht mehr möglich waren.“ Der ÖZIV, der Verein für Menschen mit Behinderung, hatte seine Pforten zwar für physische Besuche geschlossen, die Klienten konnten das Beratungs- und Unterstützungsangebot aber telefonisch und online nutzen, so Simone Pittl, Pressesprecherin des ÖZIV Tirol: „Ab 4. Mai hatten wir teilweise wieder offen, konnten allerdings noch keine längeren Beratungen im Haus machen.“ Seit 18. Mai wurde der ÖZIV in der Innsbrucker Bürgerstraße schrittweise wieder für Präsenzberatungen geöffnet. „Zur Sicherheit wurden GlasTrenn-Wände in der Anmeldung, in der Sozialberatung und im Support-Bereich angebracht.“ Außerdem erfolgen Beratungen nur nach vorheriger terminlicher Anmeldung, um größere Ansammlungen zu vermeiden.

Insgesamt habe die Corona-Zeit gezeigt, dass eine vermehrte Umstellung auf Telefon- und Online-Beratung möglich ist, vor allem aber, sagt Simone Pittl, „wie wichtig inklusive Systemstrukturen sind, um die Unterstützung und damit auch Gesundheit und Selbständigkeit von Menschen mit Behinderungen auch in so schwierigen Zeiten zu sichern.“ ▲ 57

Faktor Mensch | Juli 2020

Juli 2020 | Faktor Mensch

Der Meister der Brenner Autobahn Ich habe in meinem Beruf jeden Tag ein wiederkehrendes schönstes Erlebnis: Wenn am Abend alle meiner 36 Mitarbeiter wieder gesund nachhause kommen.

Die sind im Winter, Frühling, Sommer und Herbst auf der Strecke, das kann schon manchmal herausfordernd sein.

Die reinigen Brücken, erledigen Holzarbeit, machen den Grünschnitt und noch viele weitere Instandhaltungsarbeiten. Besonders im Winter auf der Brennerroute mit der sechsprozentigen Steigung bleiben oft LKW hängen. Diese Knoten dann zu lösen, bis der Verkehr wieder rollt, das ist eine enorme Herausforderung und oft auch sehr gefährlich. Denn du weißt ja nie, was der Auto- oder LKW-Fahrer, der hinter dir anrollt, gerade macht?

Fotos: Florian Lechner Hintergrund-Foto: Iván Rivero

NAME:

WOHNORT:

48 INZING

GEBURTSORT:

HALL IN TIROL

ERLERNTER BERUF: BERUF:

TISCHLER

AUTOBAHNMEISTER

TRAUMBERUF:

HUBSCHRAUBERPILOT

IM BETRIEB SEIT:

15 JAHREN

WICHTIGSTES ARBEITSGERÄT:

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Ich habe bei der ASFINAG ganz klein angefangen, als Mitarbeiter auf der Straße, und habe mich bis zum Autobahnmeister hochgearbeitet. Das ist mein Antrieb: Den Mitarbeitern und jungen Menschen zu zeigen, dass sich mit Leistung etwas erreichen lässt und dadurch jeden Tag mit Motivation in den Tag zu starten. Dieser Glauben und mein beruflicher Werdegang ist da auch ein Beweis dafür, dass sich Leistung lohnt, gibt eben einerseits eine langfristige Perspektive und andererseits den Antrieb für die Aufgabe des jeweiligen Tages.

Wenn ich auf Urlaub fahre, möchte ich vermeiden mit dem Auto zu fahren. Da nehme ich mein Radl oder meine Skier im Winter und will nur abschalten.

Autofahren ist ja für jeden Menschen anstrengend. Auch das Zuschauen quasi. Und da ich mich gerne in den Bergen rund um meinen Heimatort aufhalte, brauche ich kein Auto.

HANNES MAIZNER

ALTER:

Ich mache im Büro das Administrative. Von der Budgetplanung bis zu allen Arbeitsabläufen.

Mein Bereich ist die Brennerautobahn mit 34 Kilometern, der 20 Kilometer lange Abschnitt von Zirl bis Hall-West und dann noch der Knoten Innsbruck mit allen Tunnels. Jedes Problem, jede Arbeit, jede Anfrage diese Strecken betreffend gehen über meinen Schreibtisch. Ich bekomme auch Anfragen von Kunden, also den Autofahrern. Das kann zum Beispiel sein, dass jemand sein Handy auf dem Dach vergessen hat oder sein Kennzeichen verliert. Oder letzens hat mich ein Rollstuhlfahrer angerufen, der seine Sitzauflage auf der Autobahn verloren hat. Man glaubt ja nicht, was Menschen alles vergessen können. Da schicke ich dann den Streckenkontrolldienst, der 24/7/365 auf der Straße ist, zu dem entsprechenden Abschnitt.

HANDY

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Trend | Juli 2020

Juli 2020 | Trend

ten. Im Tourismus waren die Aufräumkommandos für die Plastikbecher, aus denen eben noch Red Bull und SkiwasserWodka in rauen Mengen geflossen war, nur kurz im Scheinwerferlicht. Dann dominierte das Wehklagen der Unternehmer.

Nachhaltigkeit ist im Tourismus ebenso Zauber- wie Floskelwort geworden. Wenn das Konzept nicht mit dem Willen zu Einbußen verbunden ist, bleibt es eine Illusion.

VON BERNHARD ECKER Fröhliches Aprés Ski wie anno dazumal, sprich 14. März 2020.

Foto: Florian Lechner

A P R ÈS -TO U R I S M E

Die Masken sind gefallen Sankt Gilgen am Wolfgangsee, 29. Mai. Durch reinen Zufall war ich am ersten Tag der Hotel-Öffnungen nach dem Corona-Shutdown Gast in einem Privatquartier. Jeder Schritt war trotz perfekter und liebevoller Vorbereitung der Gastgeber von Unsicherheit begleitet. Über die Reaktion der Gäste, die Perspektiven des Sommers, den weiteren Verlauf der Corona-Krise.

Die Bio-Bäuerin und Neo-Vermieterin empfing mich mit Maske und sagte: „Ich würde Ihnen ja gerne mein Lächeln zeigen.“ Sie hatte sich ausgeklügelte Lösungen zum Abstandhalten einfallen lassen, ihr Mann sogar Holzstäbchen zum kontaktlosen Betätigen der Espressomaschine geschnitzt.

Die Produzentinnen der Frühstückseier auf dem Tisch gackerten vor dem Haus. Die Essensportionen gab es in verschließbaren Gläsern.

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Aber ist das auch die Zukunft? Werden wir die Begeisterung, ohne die Tourismus nicht funktionieren kann, nur noch herbeizaubern können, wenn wir uns persönlich um jedes Detail kümmern wie die Bio-Bäuerin am Wolfgangsee? Hat sich das Massengeschäft diskreditiert, weil die Mensch-zu-MenschDienstleistung schlicht nicht dauerhaft mit der Jagd nach Skaleneffekten in Einklang zu bringen ist?

Wie bei einem ausgetrockneten Bach war in der CoronaZeit plötzlich das Geröll sichtbar, das sich im Bachbett angesammelt hatte: Dinge, die wir verlässlich ausblenden. Jeder konnte die beengten, verdreckten Quartiere von Erntehelfern und ins Innenleben von Fleischfabriken und erschöpfte rumänische Pflegerinnen aus Zügen steigen sehen. Eine stille Geisterarmee von Menschen, die unser Leben am Laufen halnetzwerk tirol

Die Erfahrung der Pandemie ist eine massive Störung all dessen, was bisher im Tourismus Gültigkeit hatte. Weil es eine globale Krise ist, wird es die von der Globalisierung abhängigen Bereiche am stärksten treffen. Für Österreich heißt das: Das All-Time-High von 152 Millionen Nächtigungen im Jahr 2019 wird auf absehbare Zeit, vielleicht für immer, das AllTime-High bleiben.

Eine Korrektur war schon längst vor Covid-19 fällig und wurde unter dem Schlagwort Overtourism diskutiert: Warteschlagen vor dem Café Central in Wien und Massen-Busverkehr an der Ortseinfahrt zu Hallstatt waren nur die sichtbarsten und bekanntesten Phänomene dieser Überhitzung. Nun sind kurz vor dem großen Herunterfahren Mitte März neue Bilder aus dem Backstage-Bereich dazu gekommen. Denn es sind weniger die sattsam bekannten Bilder über feuchtfröhliche Après-Ski-Lokale, in denen sich Viren ausbreiten können wie Lauffeuer, die schockierten. Mindestens so desillusionierend waren die Schilderungen von Servierkräften, Reinigungspersonal oder Küchenhilfen, viele von ihnen aus Osteuropa: wie sie mit eindeutigen Corona-Symptomen entweder noch schnell in ihre Heimatländer geschickt worden waren oder gebeten wurden, sich nicht krank zu melden, so lange die Saison noch am Laufen war. Von der Politik, die das alles deckte, ganz zu schweigen.

Nachhaltigkeit ist in fast allen Bereichen des Wirtschaftens in den letzten Jahren zu einem der meist gebrauchten Wörter geworden. Und zu einem der meist missbrauchten Wörter. Es ist pure Ironie, dass sich ausgerechnet Ischgl am Beginn der Saison 2019/20 zum größten klimaneutralen Skigebiet der Alpen ausgerufen hat. Am Ende der Saison stand der Name des Lifestyle-Mekkas im Paznaun wie kein anderer für ein gnadenlos überhitztes Gesamtsystem.

Wenn, dann muss der Anspruch auf Nachhaltigkeit alle Ebenen erfassen: nicht nur CO2- und Abfallvermeidung sowie ein gesamthaftes Verkehrskonzept, sondern auch den wertschätzenden Umgang mit der Landschaft, mit der Kultur und mit dem Personal. Und verbunden mit Transparenz, jenem anderen, mindestens ebenso stark floskelgefährdeten Begriff.

In vielen Bereichen unseres Alltags sind wir in den letzten Jahren dazu übergegangen, die Herkunft von Gütern genau zu hinterfragen. Woher kommt das Stück Fleisch oder das Gemüse auf dem Teller, welche Wege hat unser Kleidungsstück genommen, welche Arbeitsbedingungen stecken in fernen Ländern hinter unserem Elektronikgerät? Das alles ist transparenter und damit öffentlicher Kontrolle zugänglicher geworden. Darauf wird auch im Tourismus künftig noch stärker zu achten sein. Natürlich wird es weiterhin Gäste geben, die keinen Wert auf all das legen und sich ganz einfach kurz und billig vergnügen wollen. Aber die Zahl derer, die sich damit nicht mehr begnügen, wächst. netzwerk tirol

Und ja, natürlich ist ein solches Gesamtpaket in Summe mit höheren Kosten verbunden, die nur mit höheren Preisen zu verdienen sind. Aber ist es wirklich naiv und Träumerei, das als Leitmodell zu preisen? Stimmt es, dass sich die wenigsten Betriebe die damit verbundenen Investitionen leisten können? Das mag alles sein. Aber wo ein Wille, da ein Weg. Und dieser Weg ist der einzige, wie man den Tourismus, der sich in eine Sackgasse manövriert hat, weiter entwickeln kann.

Auch wenn die 1,5 Millionen Nächtigungen von Chinesen anteilsmäßig nicht besonders ins Gewicht fallen: Das von den Asiaten getriebene Wachstum ist Geschichte. Die Zurückhaltung ausländischer Gäste wird auch im Winter erheblich sein, selbst wenn die Reiserestriktionen, bei einem günstigen Verlauf der Pandemie, schon längst zurück geschraubt sind. Das Angebot an Billigflügen wird schon allein deshalb zurück gehen, weil Fluglinien pleite gehen. Der Klimaschutz und die damit verbundene Gesetzgebung wird insbesondere die Kurzstrecke teurer machen. Die rückläufige Nachfrage wird sich auch auf das Bettenangebot auswirken. Es wäre nur logisch, dass es kleiner wird, weil es bei Hotels und Privatvermietern in den nächsten Monaten zu einer Marktbereinigung kommen wird: Viele werden es schlicht nicht überleben.

Weil daran Existenzen geknüpft sind, Lebensplanungen, Reisebewegungen, muss das alles gut geplant werden. Spätestens wenn die Talsohle erreicht wird, sollte auch der Wiederaufstieg vorbereitet werden. Und natürlich wird es wieder aufwärts gehen, auch wenn die Gipfel vielleicht nicht mehr so hoch sein werden. Die erzwungene Verschnaufpause in der Zeit des Undertourism sollte deshalb dringend als Nachdenkpause genutzt werden, wie der Kurs in Richtung Nachhaltigkeit korrigiert wird. In der neuen Normalität sollten wir uns von quantitativen Zielen verabschieden. Dabei geht es nicht darum, möglichst klein zu sein. Ein Seilbahnbetrieb kann ebenso nachhaltiger werden wie ein kleiner Fahrradverleih.

Aber ohne den Willen zu Einbußen wird es nicht gehen.

Einige Wochen nach dem Tag eins der Öffnung telefonierte ich noch einmal mit meiner Bio-Bäuerin am Wolfgangsee. Sie war erleichtert: Das Konzept gehe voll auf, sagte sie, in den Sommermonaten sei der Betrieb jetzt ausgebucht. Dass auch ihr Mann seinen Nebenerwerbsjob an den Nagel gehängt hat, um sich voll auf den Tourismusbetrieb zu konzentrieren, erweise sich jetzt als richtige Entscheidung. Ich konnte sie durchs Telefon richtig lächeln hören. Na klar: Jetzt sind die Masken gefallen. ▲

Bernhard Ecker ist Redakteur beim österreichischen Wirtschaftsmagazin trend.

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Advertorial | Juli 2020

Regional, hautschonend und zuverlässig desinfizierend ist Desinfect Biolyte, das alkohol- und chemiefreie Desinfektionsmittel aus Österreich. Es entkeimt, ist vielseitig einsetzbar, sowohl für die Hand- und Flächendesinfektion, als auch zum Sprühen oder Wischen. Entwickelt haben es die beiden Osttiroler Barbara und Reinhard Taschler, in deren Biomarkt Taschler im Dolomitencenter Lienz es ab sofort erhältlich ist. netzwerk tirol sprach mit Reinhard Taschler über Desinfect Biolyte.

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Vertrauen auf Kompetenz gewinnt man leichter, wenn es von einem Freund empfohlen wird.

Deshalb empfehlen wir Ihnen vertrauensvoll unsere kompetenten Partner:

Reinhard Raschler. Foto: Privat

Die Zukunft der Desinfektion und Entkeimung Herr Taschler, warum haben Sie dieses natürliche Desinfektionsmittel entwickelt?

Nicht nur im medizinischen Bereich, sondern auch im Alltag ist Desinfektion zurzeit natürlich ein großes Thema. Ob an den Eingängen zu Geschäften, Restaurants, aber vor allem auch bei Hotels und großen Firmen: überall stehen inzwischen Desinfektionsmittel-Spender. Was viele Konsumenten aber nicht wissen: viele herkömmliche Desinfektionsmittel haben leider eine aggressive Wirkung auf die Haut. Die Hände werden oft spröde und rissig, der natürliche Säureschutzmantel der Haut nimmt Schaden. Deshalb haben wir als Bio-Spezialisten am Markt recherchiert, was wir unseren Kunden als Alternative anbieten können.

Was ist bei Ihrem Desinfektionsmittel anders?

Mit Desinfect Biolyte gibt es nun eine ebenso zuverlässig entkeimende, dabei aber hautschonende und nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Desinfektionsmitteln. Hergestellt in einem hochspeziellen Verfahren mit einer in Österreich entwickelten Produktionsmaschine besteht Desinfect Biolyte zu 100 Prozent aus Tiroler Quellwasser und hochwertigem Salz. Ohne Chemie, Alkohol und andere aggressive Inhaltsstoffe, ist es sowohl zur Hände- und Flächendesinfektion, als auch zum Wischen und Sprühen hervorragend geeignet.

Desinfect Biolyte entfernt zudem Pilze sowie Allergene in Bettwäsche und anderen Textilien. Was uns noch wichtig war: das Tiroler Desinfektionsmittel ist durch seine natürlichen Zutaten biologisch abbaubar. Und es kann auch in der Landwirtschaft zum Reinigen des Stalls sowie zur Wundversorgung im veterinärmedizinischen Bereich verwendet werden. Desinfect-Biolyte überzeugt auch durch eine hervorragende Wirksamkeit bei der Aufbereitung von Trinkwasser.

Zudem handelt es sich beim Transport um kein Gefahrengut, d.h. keine Feuer- und Explosionsgefahr!

Wieso legen Sie so großen Wert auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit?

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Meine Frau Barbara und ich machen uns natürlich schon seit vielen Jahren Gedanken rund um die Themen biologisch, regional und gesund. Deshalb haben wir nun auch Desinfect Biolyte entwickelt. Es ist für jeden Hauttyp verträglich, brennt nicht, wirkt zuverlässig und wird nach der Anwendung wieder zu Wasser und Salz abgebaut. Geeignet ist das hautschonende Desinfektionsmittel aus heimischem Quellwasser für die Anwendung etwa in allen Tourismusund Hotelbetrieben, in der Gastronomie, in Schulen, Kindergärten, Gemeindeämtern, in Apotheken, Drogerien und eben auch in der Landwirtschaft. Das Produktionsverfahren entspricht der EU-Biozid-Verordnung 528/2012, Art. Liste 95, womit Desinfect Biolyte alle gesetzlich vorgeschriebenen Parameter erfüllt.

Wie genau unterscheidet sich Ihr Desinfektionsmittel von herkömmlichen Produkten?

Es enthält ausschließlich natürliche Bestandteile, 98 Prozent davon sind rein Wasser und Salz. Es ist PH-neutral, für jeden Hauttyp geeignet, die Haut trocknet nicht aus, ist antiallergen und brennt nicht. Und was wiederum Viele nicht wissen: Es gibt auch keine Resistenzbildung im Vergleich zu anderen herkömmlichen Desinfektionsmitteln. Mikroorganismen wie Bakterien, Keime, Pilze und Viren, von Corona- und Influenza- über E-Coli- bis hin zu Noro-Viren werden nach kurzer Einwirkzeit abgetötet. Auch Großflächendesinfektion ist in kurzer Zeit möglich.

Welche weiteren Gründe sprechen dafür auf Desinfect Biolyte umzusteigen?

Es ist vor allem auch der Preis! Teure chemisch hergestellte Desinfektionsmittel werden hervorragend ersetzt und man spart deshalb Einiges an Geld - vor allem wenn in öffentlichen Gebäuden, bei Hotels und in Firmen großflächig desinfiziert werden muss. Desinfect Biolyte ist zudem ein ausgezeichneter Geruchsneutralisierer ohne Chemie-, Alkohol- oder Parfumzusätze. ▲ netzwerk tirol

Das Erfolgsgespräch | Juli 2020

Juli 2020 | Das Erfolgsgespräch

der und länger sein werden. Die größte Befürchtung war und ist, dass es eine Insolvenzwelle geben wird.

Da wir die Ausfallshaftung für unsere Mitglieder übernehmen, hätte das unmittelbare Auswirkungen auf unser Unternehmen.

BARBARA SCHENK

Ruhe und Übersicht In jeder Ausgabe stellen wir einer Führungskraft Fragen zum Erfolg. Dieses Mal durften wir mit Barbara Schenk, Vorständin von HOGAST, sprechen und haben gleich noch weitere Fragen zum Tourismus in Tirol nach Corona gestellt.

VON MAXIMILIAN BRUSTBAUER

Barbara Schenk. Foto: Olaser

Was ist für Sie Erfolg?

Erfolg bedeutet für mich, gemeinsam mit meinem Team Ziele zu erreichen, die wir uns vorgenommen haben, und die Zufriedenheit unserer Mitglieder und Kunden zu steigern.

Das, was ich an mir als Führungskraft mag, ist, … Ich kann loslassen. Darunter verstehe ich, gut zu delegieren und Verantwortung zu übergeben, wenn die Ziele und das Timing vereinbart sind.

Ich arbeite am System und nicht im System.

Die Aufgabe einer Führungskraft ist es, … die Vision vorzugeben und gemeinsam an der Strategie zu arbeiten. Danach bin ich als Führungskraft Sparringpartner und Ideenkellner und verantwortlich, dass Vereinbarungen punkto Inhalt und Zeitrahmen auch eingehalten werden. Zusätzlich gilt es ein Regelwerk zu schaffen, in dem sich die Organisation bewegt.

Was mich als Führungskraft in Schwierigkeiten bringt, ist … der Versuchung zu widerstehen, Themen selbst zu bearbeiten.

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Wenn Mitarbeiterinnen hilflos sind, ... muss ich gemeinsam mit ihm oder ihr die Aufgabenstellung klären, Handlungsoptionen anbieten und prüfen, ob ausreichend Ressourcen vorhanden sind. Danach gilt es erneut ein Commitment einzuholen.

ermöglicht mir auch direkt beim Kritikspender darauf Bezug zu nehmen und zuzugeben oder abzulehnen, was dann ja im Idealfall eine Lernchance für beide Beteiligten eröffnet. Leider wird zu selten offen und konstruktiv Kritik geübt.

Regeln sind … notwendig und einzuhalten und trotzdem jedes Mal für sich zu hinterfragen. Denn sie gelten nur, so lange keine neuen, kontroversen Erkenntnisse da sind.

Mein Gewissen plagt mich, wenn ... ich ungerecht oder emotional reagiert habe.

Mein Hauptproblem als Führungskraft ist, … mein Tempo und damit auch die entsprechende Erwartungshaltung an meine Kolleginnen und Mitarbeiterinnen.

Andere zu führen, … weiterzugeben und verhilft anderen zum Sieg.

Wenn ich Macht über andere ausübe, … möchte ich das durch überzeugende Sachargumente bewerkstelligen.

Wenn ich kritisiert werde, … gehe ich mit mir hart ins Gericht und prüfe die Argumente auf ihre Werthaltigkeit, was leichter klingt, als es ist. Offene Kritik

Am Ende meiner Karriere möchte ich, dass von mir … Werte bleiben, die ich versucht habe zu leben und in meinem Mikrokosmos verbreitet zu haben: Vertrauen, Verlässlichkeit und Integrität.

CORONA Was haben Sie gedacht, als Mitte März der Tourismus zugesperrt wurde?

Welche Erwartungen oder Befürchtungen hatten Sie? Die Situation habe ich als sehr unwirklich empfunden. Ich habe als Führungskraft funktioniert, aber mich gefühlt wie ein Teilnehmer eines Planspiels.

Ich bin davon ausgegangen, dass der Shutdown länger andauern und die Vorgaben danach wesentlich prägennetzwerk tirol

Was traf davon zu, als Ende Mai die Bestimmungen wieder gelockert wurden und die Betriebe wieder langsam aufsperren konnten?

Bis jetzt noch nichts. Die Lockerungsmaßnahmen sind erstaunlich schnell erfolgt und der relativ hohe Aufwand für Zusatzprodukte hat sich relativiert. Nahezu alle Betriebe haben wieder geöffnet und es gibt eine positive Grundstimmung. Die Grenzöffnungen, insbesondere die nach Deutschland, tragen das ihre dazu bei.

Mit welchen Herausforderungen waren Sie als Vorständin von Hogast während der Corona-Krise konfrontiert?

Mit dem Herunterfahren des Betriebes und der Umstellung auf Kurzarbeit beziehungsweise Home Office. Wir waren in diesem Ausmaß auf Home Office gar nicht eingestellt. Unsere Mitglieder mussten trotzdem optimal in allen COVID-spezifischen Anliegen unterstützt werden und vorausschauend, und manchmal nur vorausahnend, mit Produkt- und Sortimentsangeboten versorgt werden.

Wichtig war es, Ruhe und Übersicht zu bewahren, da ich ja Vorbildwirkung habe, und das Vertrauen der Mitarbeiterinnen zu behalten, auch wenn gerade niemand, auch ich nicht, weiß, wie genau es weiter geht, und sich Entscheidungen, die heute richtig sind, morgen ad absurdum führen.

Die noch größere Herausforderung, wie sich jetzt herausstellt, ist das adäquate, sukzessive Hochfahren des Unternehmens als Balancegang zwischen Mitgliederzufriedenheit und Betriebswirtschaft.

Wie funktionierte die Kommunikation mit den Betrieben, mit denen Sie zusammenarbeiten?

Wir hatten immer zum Ziel, unsere Mitglieder in dieser schwierigen Zeit in unserer Kernkompetenz zu unterstützen. Das heißt, beim Bezug von COVID-spezifischen Produkten, bei netzwerk tirol

Zahlungszielen oder Retourwaren. In diesem Zusammenhang funktionierte die Zusammenarbeit trotz Kurzarbeit grundsätzlich gut. Natürlich war unsere Erreichbarkeit eingeschränkt, aber ich behaupte, dass unsere Mitglieder ihre Anliegen überwiegend gut erfüllt bekommen haben. Wir hatten telefonische Kernzeiten und unsere Einkaufsberater waren ebenfalls erreichbar.

Darüber hinaus stehen alle digitalen Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung, die eine zeitunabhängige Abarbeitung ermöglichen.

Welche Reaktionen haben Sie von den Betrieben erhalten?

Für Winterbetriebe war die Saison praktisch zwei Wochen früher zu Ende.

Das ist ärgerlich, kostet aber niemanden das wirtschaftliche Überleben.

Bei den anderen Betrieben gab es sehr unterschiedliche Reaktionen. Manche haben die überraschende Schließung für Umbauarbeiten genutzt, bei anderen reichte die Reaktion von Abwarten über Verunsicherung bis Existenzangst.

Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis sich die Branche wieder erholt hat?

Wir gehen davon aus, dass wir im 2022/2023 wieder auf vor-CoronaNiveau liegen werden.

Wird es ein Weiter-so geben?

Nein. Regionalität wird eine noch größere Bedeutung bekommen, denn COVID hat die Verletzlichkeit von internationalen Lieferketten auf-

gedeckt und einen stärkeren Bezug zur quasi sicheren Heimatregion als Urlaubsdestination geschaffen. In diesem Zusammenhang wird auch das Thema Nachhaltigkeit mehr in den Fokus kommen. Der individuelle Tourismus wird sich im Gegensatz zum Massentourismus stärker durchsetzen.

Durch COVID wurden wir mit aller Brutalität ins digitale Zeitalter katapultiert, ob wir das wollten oder nicht.

Und da gibt es nur ein Weiter, aber kein Zurück mehr. Digitale Problemlösungen haben bewiesen, dass sie Prozesse vereinfachen und zusätzlichen Kundennutzen stiften können, wenn man sie klug einsetzt.

In den Städten wird der durch COVID verstärkte Trend zu Ghost Kitchen, in allen ihren Ausprägungen, die Landschaft verändern. Das gebotene Erlebnis in Restaurants wird damit entscheidender werden.

Ich befürchte auch, dass sich das Angebot am Markt verkleinern wird, da COVID dazu führt, dass sich die Spreu vom Weizen trennt.

Wie wird sich der Tiroler Tourismus nach Corona neu erfinden? Muss er es überhaupt?

Spezifisch zu Tirol drängt sich mir nur Ischgl auf, wo die Verantwortlichen sicher gefordert sind Imagekorrekturen zu bewirken.

Sonst gilt für den Tourismus in Tirol dasselbe wir vorhin bereits gesagt.

In die Zukunft schaue ich … … optimistisch.

Die HOGAST im Detail Die HOGAST ist mit rund 3.000 Mitgliedsbetrieben und einem Umsatz von 976,3 Millionen Euro die Einkaufsorganisation für Hotellerie und Gastronomie in Österreich. Den süddeutschen Raum betreut das Tochterunternehmen mit Sitz in München. Teil der HOGAST-Gruppe sind außerdem die HOTEL GASTRO POOL speziell für kleinere und mittelständische Hotels und Gastronomiebetriebe sowie die HANDOVER für Einrichtungen im Pflegebereich. Mitgliedsbetriebe profitieren von besten Konditionen im Einkauf und optimierten Prozessen. Dafür bündelt die HOGAST das Einkaufsvolumen in allen wichtigen Bereichen – von F&B über Non-Food-Güter bis hin zu Energie und Versicherungen. Zentrales Element der Dienstleistungen ist die lieferantenübergreifende Online-Bestellplattform EasyGoing. Darüber hinaus bietet die HOGAST Beratung und Services zu einzelnen Themen wie Bauprojekten, Energieeffizienz, Personal und Vermarktung.

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Kultur | Juli 2020

April 2020 Juli| Best 2020Practice | Kultur

Seit 26. Juni können Italophile und Interessierte im Innsbrucker Ferdinandeum dem vom Dichterfürsten Goethe geprägten Italienbild über zwei Etagen auf die Spur kommen.

Eine „Schnellkonsumierausstellung“ wird aber nicht geboten, vielmehr zerlegt die Schau das Konglomerat von Bildern im Kopf in Einzelteile.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Michael Wutky: Der Ausbruch des Vesuv über den Golf von Neapel gesehen.

Foto: TLM

Orte, die wir schon zu kennen glauben I TA L I E N I S C H E R E I S E

und seiner Vorfreude auf Italien wird dem Besucher klar, dass es sich wohl bei jeder Reise um einen erheblichen Anteil an Projektionsphantasien handelt, die sinnlich aufzusuchen den Reisenden in Bewegung setzt.

Des Meisters Goethe Arbeitszimmer. Foto: Klemm

J

ohann Wolfgang von Goethe prägte das Italienbild, in Teilen noch bis heute. Die Sehnsucht nach diesem „Land, wo die Zitronen blühen“, so Goethe, besteht auch fast 250 Jahre nach seiner Italienreise von 1786 bis 1788 noch aus pittoresken Bildern, die Hoffnungen, Erwartungen und Vorstellungen in den Köpfen von Menschen lebendig werden lassen. Dem zugrunde liegt die „Italienische Reise“, jenes literarische Werk, das während des eineinhalb Jahre dauernden Streifzugs entstand. Dass die Reise aber mehr Fiktion denn auf Tatsachen beruhender Reisebericht ist, und wie Vorstellungen die Wahrnehmung von Ländern modellieren können, dem geht die Ausstellung im Ferdinandeum auf die Spur.

Täuschungen und Enttäuschungen Die Schau ist für den Besucher in Etappen konzipiert: Vom Prolog im Erdgeschoss geht es über einen Streifzug durch 66

Franz Edmund Weirotter: Landschaft mit Staffage, um 1765. Foto: TLM

die Antike in den ersten Stock zur eigentlichen Italienreise.

Hinauf zu den Skizzen, die der in Deutschland ausgebildete Zeichner von seinem Zufluchtsort anfertigte, hinauf zu den Zitaten aus der „Italienischen Reise“, viele davon mit TirolBezug, hinauf zu diversen Ansichten Italiens: Von Ölgemälden, etwa von Josef Anton Koch oder Martin Knoller, über Radierungen, etwa von Luigi Rossini, bis hin zu Fotografien von Barbara Klemm. Sogar Goethes ikonisches Antlitz aus der Pop-Art-Werkstätte Andy Warhols ist farbenfroh vertreten.

Der Parcours durch die Ausstellung macht klar, wie sehr das Reisen und die Wahrnehmung von Orten von den eigenen Bildern im Kopf geprägt sind, die man sich macht, noch bevor man aufgebrochen ist. Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen: „Wir suchen Orte auf, die wir schon zu kennen glauben. Denn in ein Land, von dem ich keine Vorstellung habe, würde ich wohl nicht reisen.“ Anhand Goethes Vorstellungen, Hoffnungen, Erwartungen netzwerk tirol

Pittoreske Vorstellungen und Alltagsflucht So ist Goethes Italienbild im Vorfeld unter anderem von seiner Auseinandersetzung mit der Antike, den Darstellungen von Arkadien, wo sorgloses Leben möglich scheint, dem pittoresken Bild eines Idylls, von vergnügten Hirten und Nymphen geprägt. Die Hoffnung, die der damalige Regierungsbeamte an diese Bilder knüpfte, war, sich aus den Zwängen seines Weimarer Alltags befreien zu können. Seine Italienreise diente der Flucht vor seinem Leben als Minister und seiner Suche nach Freiheit, die er im Süden zu finden hoffte.

Goethe wollte seit längerem seine Brotarbeit an den Nagel hängen und seiner Berufung als Künstler nachgehen können.

Diese fand er anfangs keineswegs so sehr in der Dichtkunst, wie aus heutiger Sicht anzunehmen ist. Vielmehr wollte er sich in Italien vor allem der Bildhauerei und dem Zeichnen widmen. Geklappt hat es mit den bildenden Künsten nicht. Er landete beim Schreiben. Gott, oder der Italienreise, sei´s gedankt, kann der Goethe-Liebhaber retrospektiv da nur sagen. Neben der Ernüchterung über sein bildhauerinetzwerk tirol

sches Unvermögen musste Goethe auch der einen oder anderen Ernüchterung ins Auge blicken, was das Land seiner Träume an sich betrifft. Neben Schilderungen italienischer Toilettenzustände ist und bleibt Italien aber, ganz den prologischen Erwartungen entsprechend, für Goethe das Land, in dem die Zitronen blühen. Hier findet er heraus, was er in Zukunft sein will und kann den Künstler in sich zu Leben und Ausdruck erwecken.

Goethe, ein früher Urlauber Dass Goethe zu seiner Zeit Italien ohne Sinn und Zweck und dienstliche Absicht bereisen konnte, war ein recht einzigartiges Privileg. Möglich war es wohl nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung seines Arbeitgebers Herzog Carl August. Dass das Ferdinandeum die Ausstellung „Goethes Italienische Reise. Eine Hommage an ein Land, das es niemals gab“ am 26. Juni eröffnen konnte, war bis zuletzt ungewiss. Möglich wurde es erst durch die kurz zuvor wieder geöffneten Grenzen, aufgrund dessen unverzichtbare Leihgaben aus Italien und Deutschland ins Tirolische gebracht werden konnten. Bis 26. Oktober hat die Schau ihre Pforten geöffnet. Geboten werden zahlreiche Führungen, Feste und Workshops, ein eintrittsfreier Sonntag am 11. Oktober sowie eine Textwerkstatt am 12. September.

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Spaziergang | Juli 2020

Juli 2020 | Spaziergang

SPAZIERGANG

Der Münchner Vorort in den Alpen Hinter Wald und unterhalb einer Skipiste liegt Kitzbühel.

Alle Fotos: Florian Lechner

Etwas über 500 Jahren gehörte Kitzbühel zu Tirol. Ausgenommen sind die zehn Jahre zwischen 1805 und 1815 als der Wiener Kaiser wegen des kleinen korsischen Kaisers den Bayern den Ort übergeben hatte. Darüber hinaus galt bis ins 19. Jahrhundert das Landrecht von Ludwig des Bayern von 1346. Ab dem 1.

Juli 2021 hat nun endlich alles wieder seine natürliche Ordnung: Kitzbühel ist bayrisch. Ein Spaziergang mit dem neuen Bürgermeister.

VON MAXIMILIAN BRUSTBAUER

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Hawedehre!

D

ie Vorbereitungen sind noch nicht ganz abgeschlossen. Letzte Handgriffe werden im ganzen Ort noch verrichtet. An allen Ein- und Ausfahrtsstraßen und an manchen komischen Stellen sind die Grenzbalken errichtet worden. Die Blasmusik sucht ihren Trommler. Er steht angeblich am Gemeindeamt an der Passschlange an. Pässe gibt es momentan sehr viele in Kitzbühel.

Es ist Mitte Juli 2021 und seit zwei Wochen gehört Kitzbühel wieder zu Bayern.

netzwerk tirol

„Ausweispapiere, bittschön.“ Franz Rahnhuber ist einer von 45 neuen Kitzbühler Zollbeamten. Seine Uniform stammt aus den Restbeständen von Rudolph Moshammer. „Für uns ist das alles neu, aber wir wollen nicht von Beginn an einen Schlendrian einziehen lassen“, sagt er und zieht seinen Krawattenkonten enger, bevor er das Auto nach Geldkoffern und Schmuck durchsucht. „Jetzt, wo wir zu Bayern gehören, müssen wir aufpassen, dass wir nicht mehr zu österreichisch wirken.“ Der neue Oberbürgermeister hat die Zollbeamten letzte Woche persönlich in der Lektion Autodurchsuchung unterrichtet. „Der KHG war der einzige mit Regierungserfahrung in Kitzbühel. Wir können sehr froh sein, dass er sich bereit erklärt hat, das Amt des Oberbürgermeisters zu übernehmen.

Besonders seine Expertise bezüglich der Geldkofferverstecke in Autos war atemberaubend. Er hat uns erzählt, dass er das von seiner Schwiegermutter beigebracht bekommen hat.“ Dass Kitzbühel heute bayrisch ist, hat eine kurze Vorgeschichte. Nachdem im März 2020 die Corona-Epidemie im Ischgler Kitzloch ausgebrochen war, haben sich etliche Kitzbüheler zusammengetan. Einer der dabei war, aber anonym bleiben will: „Wir sind damals alle in einem Lokal netzwerk tirol

Bierrestbestände.

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Spaziergang | Juli 2020

Juli 2020 | Spaziergang

Sekt statt Wein, das schmeckt fein.

zusammengesessen, der Franz, die S., der Karl, der Joseph, der KHG und ich und wir haben uns gedacht, Kitzbühel hat einen so guten Ruf und jetzt werden wir nur noch mit dem Kitzloch verwechselt und alle machen sich über uns lustig.

Weil der KHG sich ja gut damit auskennt, was es heißt, wenn man einen guten Ruf auf einmal aus heiterem Himmel verliert, hat er gesagt: ,Manda, es isch Zeit. Wir müssen in die Offensive gehen.’“ Der heutige Oberbürgermeister rief dann seinen Anwaltsfreund in Wien an, den Manfred A.. Und

Deutsche Gründlichkeit ist auf britische Ingenieurskunst angwiesen.

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Der Kitzbühler Münchner ist an der Gams erkennbar.

schon Anfang Juni 2020 konnte Josef Burger, der Aufsichtsratsvorsitzende bei Kitzbühel Tourismus, öffentlich sagen: „Kommts. Wir packen z’ammen. Wir fahren nach München.“ Zumindest berichtete das Signe Reisch, Präsidentin des Kitzbühel Tourismus, am 15. Juni 2020 bei der Pressekonferenz in München. Sie machte die Münchner damals auf die Absicht der Kitzbüheler aufmerksam: „Mir sagen Grüß Gott. Mir erinnern euch, dass wir über der Grenze daheim sind und dass Kitzbühel ein wunderbarer Ort ist.“

Dann ging alles ganz schnell. Wo früher die Schützen ihren Mann stehen mussten, haben heute Rechtsanwälte im Sitzen die Arbeit erledigt und von denen gibt es in Kitzbühel genug. 52 Kanzleien mit mehr als 100 Juristen gibt es im Ort. Die geballte Kompanie aus Experten für Steuern, Verfassung und andere Spezialgebiete zerlegte die rechtliche Zugehörigkeit Kitzbühels zum österreichischen Staatsgebiet „in Windeseile,“ freut sich Manfred A.. „Die Kunst eines Anwalts ist es, manches Verfahren auf Zeit zu spielen und andere sofort zu erledigen. Ich sehe mich da in der Tradition der Samurai oder der Folterknechte.“ Auf die Nachfrage, dass das aber sehr unterschiedliche Typen sind, gibt der Jurist folgende Antwort: „Sie sind ja ein richtiger Wortklauber. Sie dürfen aber nicht alles wörtlich nehmen. Interpretationsspielräume braucht der Mensch.“ Am Ende eines verschlungenen Weges wartet endlich der neue Bürgermeister der neues bayrischen Stadt: KHG. „Hallo ich bin’s, der KHG. Ich weiß, ich schaue jetzt nicht mehr so schön, so jung, so intelligent aus, aber ich bin es wirklich.“ Und mit dem Satz ist alles klar.

Auffällig ist neben KHG heute in Kitzbühel, dass es keine Bezirksstadt mit eigenem Kennzeichen mehr ist. Das KB ging mit Österreich verloren und ist Geschichte. Verwaltungsnetzwerk tirol

Damit keine Frage übrig bleibt: Ist das ein Porsche 993?

technisch gehört Kitzbühel jetzt zu München und ist der weitest entfernte Vorort der bayrischen Landeshauptstadt. KHG: „Ein Großteil unserer Bürger war eh Münchner, da fiel die Entscheidung leicht, dass wir zu München gehören. Nur für die paar wenigen Menschen, die noch Tiroler Vorfahren hatten, war es eine Umgewöhnung.“ Österreich löste den Verlust des Autokennzeichnens KB übrigens still und leise dadurch, dass es der niederösterreichischen Kleinstadt Klosterneuburg ein eigenes Kennzeichen verliehen hat, KG. Bürgermeister KHG dazu: „Viele Bewohner Klosterneuburgs hatten einen Zweiwohnsitz in Kitzbühel. Wir begrüßen die Entscheidung der österreichischen Regierung sehr, dass auf die Art der emotionale Verlustschock der Klosterneuburger SUV-Fahrer so gering wie möglich gehalten wurde.“ Am Würstelstand ist die Bajuwarisierung nicht ganz glücklich verlaufen. Es wurden die falschen Würste angeliefert. „Ich hab 1.000 Stück Weißwürst bestellt und was hab ich bekommmen? Currywurst“, ärgert sich die Besitzerin. „Jetzt kann ich nur darauf hoffen, dass bald ein paar Preissen vorbeischauen, sonst bin ich pleite.“ Besser hat es der ortsansässige Lebensmittelkonzern gemacht.

Die Filialbetreiberin: „Wir hatten schon immer, auch früher in Österreich ein gehobeneres Angebot als andere Filialen.

Unsere Werbesprüche sind aber heute schon ausgefallener: Kobe-Rind statt Fleischergrind. Torten sind auch nur größere Brotkrumen oder Sekt statt Wein, das schmeckt fein. Unser neuer Mitarbeiter, der Herr K. ist ein echter Dichterfürst.“ Nachfrage: „Heißt der Herr K. etwa auch noch Josef, wie in Kafkas Prozess?“ – „Prozess? Kafka? Nein, davon hat unser Herr K. sicher noch nichts gehört. Der heißt Herbert im Vornamen.“ Herbert K. ist nur einer von vielen Österreichern, die im letzten Jahr in die kleine Weißwurst-Exklave rübergemacht haben. KHG: „Ich war ja früher recht gut vernetzt in Österreich, so bis zur Mitte der Nullerjahre. Dann hab ich mich netzwerk tirol

aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Aber viele Weggefährten von damals haben in den letzten Monaten an meine Tür geklopft oder besser an den Schranken, hahaha.“ Alle hat er

Einmal Wohnen, dreimal Spekulationsobjekt.

nicht nach Kitzbühel gelassen. „Es gibt ja so viel Gesindel auf der Welt und wir können in Kitzbühel nicht alle aufnehmen.“ Kitzbühel versucht heute sein Niveau zu halten. Schwabing ist ein ernster Konkurrent als Vorort von München. Geplant ist dafür unter anderem, dass das ehemalige Team der Fernsehserie SOKO Kitzbühel umgetauft wird zu Tatort. Verhandlungen dafür laufen und der Bürgermeister weiß: „Es ist alles nur eine Frage des Geldes, nicht der Qualität.“ Auch um im Winter nicht nur einmal die Streif-Woche veranstalten zu können, hat sich die Gemeinde etwas einfallen lassen, denn schon jahrzehntelang wunderten sich die Skifans, wieso nur Männer den Hang runterfahren. Deshalb hat sich der örtliche Skiklub dazu entschieden die Männer ein71

Spaziergang | Juli 2020

Juli 2020 | Spaziergang

Bis hierhin und nicht weiter!

Fragen an den Bürgermeister Einen Monat nach dem Spaziergang in Seefeld spricht Bürgermeister Werner Frießer über dabei aufgenommene Stimmen und Meinungen seiner Bürger.

Gemeinde Seefeld. Foto: Name Vorname

Die falsche Wurst.

fach an zwei Wochenenden runterfahren zu lassen. Einmal im Jänner und ein weiteres Mal im Februar. Der Unterschied?

KHG klärt auf: „Die Digitalisierung kann heute schon sehr viel. Wir spiegeln einfach die Übertragung. Eine Herausforderung ist das eigentlich nur für die Werbemenschen, die müssen die Leiberl der Skifahrer und die Werbebanner halt spiegelverkehrt drucken. Aber sowas hat die Welt noch nicht gesehen. Und nennen werden wir das Event übrigens FiertsAbfahrt. Das klingt superschnell. Fieeeertssssss. Das klingt wie Skifahren.“ Vom Erfolg der Veranstaltung ist der Bürgermeister überzeugt. Erfolg ist auch notwendig, denn durch die Einnahmen der zweiten Rennwoche will KHG ein Null-Defizit für das Gemeindebudget erreichen. „Und im Budgetieren bin ich ein Aas.“ Platzprobleme mit Wohnraum hat Kitzbühel keine. Bevor die Stadt bayrisch wurde, gab es schon eine rege Bautätigkeit. Das Geld kam aus der ganzen Welt. Und auch heute wird stark gebaut, wenngleich in eine andere Richtung. Als Kitzbühel noch zu Österreich gehörte, konnten auch in den umliegen72

„Vieles wird zusehends schlechter, anderes wegsehends nicht besser.“ Helmut Qualtinger.

den Gemeinden Grundstücke gekauft werden. Quasi in den Vororten des Neo-Vorortes von München. Heute aber ist es durch die Grenze schwieriger, aber auch dafür hat der Bürgermeister einen Plan. „Ich war einmal auf einer Studienreise in Monte Carlo im Casino. Wir hatten dort einen Lehrgang in Finanzministerei. Sehr lehrreich fand ich das Roulette.

Dort gibt es nur Schwarz und Rot und dazwischen die grüne null. Da fanden wir uns als freie österreichische Delegation sehr gut zurecht.“ Was er nach weiteren Ausführungen über die politische Farbenlehre und dass Blau für ihn immer nur für Bayern stand und nie für eine Kornblume schlussendlich erklärt, ist, dass Kitzbühel in die Höhe bauen wird. „Ich habe im Hochhausbau schon Expertise, vor allem darin, wie man Mieter finden kann. Vor Jahren gab es in Linz ein Hochhaus, das keine Mieter finden konnte. Nachdem ich mich dem angenommen hatte, war das Thema flugs erledigt.“ Der Trommler wurde übrigens erst am Ende des Spaziergangs gefunden. Bevor wir ihn fanden, hat er aber Restbestände eines österreichischen Dosenbieres gefunden. ▲ netzwerk tirol

War die Aktion mit dem Pistenbully 2016 im Nachhinein wirklich so eine gute Idee?

Die Idee stammte vom Tourismusverband. Es war also deren Sache. Und die Analyse im Nachhinein haben auch die dortigen Verantwortlichen gezogen. Die werden das schon ernsthaft beurteilt haben, ob das gut oder schlecht war. Was man aber schon auch sagen muss, sie haben für diese Aktion einen großen deutschen Werbepreis gewonnen. (Anm. d. Red.: Sowohl der deutsche, als auch der österreichische PR-Rat haben für die Aktion eine Rüge ausgesprochen. Beim CCA wurde die Aktion nach Intervention durch den Public Relations Verband Österreich zurückgezogen. Welcher deutsche Werbepreis gemeint war, konnte nicht eruiert werden.) So oder so, heute werde ich auch gar nicht mehr auf die Aktion angesprochen.

Was hat der Seefelder Tourismus gegen junge Menschen, außer den Fokus auf die Generation 50+ zu richten?

Ich nehme das nicht so wahr, dass Seefeld etwas gegen junge Menschen hätte. Den Air’n’Style gibt es nicht mehr, da wir für das so beworbene Sujet ja kein richtiges Produkt, sprich Angebot, haben. Da gibt es andere Tiroler Orte, die Funparks und so weiter haben. Bei uns gibt es das nicht und weshalb sollte man etwas fördern, das wir nicht bedienen können.

Ansonsten macht Seefeld aber sehr viel für junge Menschen.

Im Bereich des nordischen Sportes etwa wird viel investiert und mit und für Junge gearbeitet. Außerdem haben wir oft auch Sportmannschaften auf Trainingslager bei uns, die frischen Wind in die Gemeinde bringen.

Ich muss aber schon sagen, dass der hochwertige Tourismus erst bei der Generation 50+ beginnt. Die haben mehr Geld und sind auch bereit das auszugeben. Und Seefeld fährt ja nicht so schlecht damit.

Die Gewerbetreiber freut es, dass eine quasi keine Nebensaison mehr gibt. Was sagen Ihnen die Seefelder aber netzwerk tirol

dazu, dass es zwischen Sommer und Winter kaum mehr ruhig wird und ihnen der Ort allein gehört?

Ich höre wenige kritische Stimmen in diese Richtung.

Natürlich aber gibt es Zugezogene, die zwar die touristische Infrastruktur nutzen wollen, für die sie ja auch zu uns gezogen sind, aber das dann am liebsten alleine. Das geht natürlich nicht. Wir sind ein Tourismusort. Die meisten Seefelder leben auch vom Tourismus und deshalb freuen wir uns auch über Touristen. So einfach ist das.

Wie ist die Stimmung in der Seefelder Bevölkerung jetzt in Anbetracht des Abflauens der Corona-Krise?

Die Stimmung ist immer noch sehr flau, denn die Aussichten sind auch nicht so rosig. Es gibt sehr wenige Buchungen und auch der Handel macht sich Sorgen. Hoffentlich gibt es nicht viele Konkurse. Da kommt es halt auf die Kapitaldecke der Unternehmen an. Da wir bei uns viele Kleinbetriebe haben, ist deren Decke aber oft recht gering. Schauen wir einmal, dass mit den Grenzöffnungen wieder der Umsatz steigt und Bewegung rein kommt.

Es gibt aktuell Wohnbauprojekte für Seefelder Jungfamilien. Das Motto ist „Seefelder sollen da bleiben und kein Zuzug mehr“, wie Gemeinderat und Kaufmannschaftsobmann Alexander Schmid sagt. Warum wurde die Nachfrage nach günstigem Wohnraum aber jahrzehntelang ignoriert?

Die Kleinstwohnungen in Seefeld sind historisch gewachsen. Durch die Bautätigkeiten der 1960er und 1970er Jahre.

Damals hat man gedacht, auch die Seefelder, dass das richtig und sinnvoll ist. Und heute sind sie da. Mit ihnen müssen wir umgehen.

Ich bin seit 2004 Bürgermeister und allein in dieser Zeit haben wir sechs große Wohnprojekte realisiert. Immer wenn die Anzahl der Interessenten so hoch war, dass sich ein gemeinnütziger Wohnbauträger das zugetraut hat, haben wir das auch umgesetzt.

▲ 73

Graphen von Tirol | Juli 2020

Juli 2020 | Graphen von Tirol

Sehenswürdigkeiten Österreich (2018) Quelle: Statista 2020

Swarovski Kristallwelten, Wattens (Tirol)

Landesmuseum Joanneum gesamt (STM)

Pfänderbahn und Wildpark (VBG)

Pöstlingbergbahn (OOE)

Basilika Mariazell (STM)

Großglockner Hochalpenstraße (SBG)

Großglockner Hochalpenstraße (KTN)

Schlosspark Laxenburg (NOE)

0,0

Festung Hohensalzburg (SBG)

0,2

Grazer Schlossberg (STM)

0,6 0,4

0,6 0,4 0,2 0,0

Die Top Ten Sehenswürdigkeiten in Österreich Unter den Top 10 in den acht österreichischen Bundesländern befand sich 2014 nur eine Sehenswürdigkeit aus Tirol.

Die Kristallwelten in Wattens schafften es mit geschätzten 540.000 Besuchern gerade noch auf den 10. Platz. Sie lagen damit noch vor dem Familypark Neusiedler See im Burgenland mit 496.000 Besuchern und dem Geburts- und Wohnhaus Mozarts in Salzburg mit 457.454 Besuchern, die an 11. und 12. Stelle lagen.

Sehenswürdigkeiten (exkl. Wien)

74

Hofburg (Wien)

1,0 0,5 0,0

netzwerk tirol

600 500

Silberbergwerk

Stadtturm Innsbruck

Schloss Ambras

100

Hofburg

200

Hofkirche

300

Festung Kufstein

400

800 700 600 500 400 300

Schloss Tratzberg

700

TIROL PANORAMA mit Kaiserjägermuseum

Jährliche Besucher in Tausend

800

Alpenzoo

1,2

0,8

Wird die Bundeshauptstadt Wien in das Ranking der beliebtesten Sehenswürdigkeiten aufgenommen, dann präsentiert sich ein ganz anderes Bild. Nicht weniger als sieben der Top 10 Sehenswürdigkeiten Österreichs befinden sich nämlich nach einer im Februar 2020 veröffentlichten Auflistung von Statista, mit Zahlen von 2018, in Wien und nur drei kamen aus anderen Bundesländern. Darunter findet sich keine Tiroler Sehenswürdigkeit mehr.

Swarovski Kristallwelten

Quelle: Statista 2020

0,8

2,5

Sehenswürdigkeiten Tirol (2014)

Gehen wir aber wieder zurück nach Tirol und werfen einen kleinen Blick auf hiesige Attraktionen. Die mit Abstand meist besuchte Sehenswürdigkeit waren die Kristallwelten in Wattens. Für 2016 wurden rund 630.000 Besucher angegeben. Seit der Gründung im Jahr 1995 entwickelten sich die Kristallwelten zu einem sprichwörtlichen Besuchermagneten. Im August 2019 konnte insgesamt bereits der 15 Millionste plus Eins Besucher gezählt werden. Es handelte sich um ein junges Paar aus Bangalore in Indien. Im statistischen Durchschnitt kamen somit seit der Gründung der Kristallwelten rund 600.000 Besucher pro Jahr.

Sehenswürdigkeiten Österreich (2014)

1,0

Beliebteste Sehenswürdigkeiten in Österreich

Sehenswürdigkeiten

Beliebteste Sehenswürdigkeiten in Tirol

VO N J O S EF N U S S BAU M ER U N D STEFA N N EU N ER

1,0

3,0

Quelle: Eigene Zusammenstellung

Schönheit zu messen ist praktisch nicht möglich. Ein Indikator zur Bewertung könnte aber sein, wie viele Besucher bereit sind, ein Objekt, Gebäude, eine Sehenswürdigkeit oder Attraktion zu besuchen und dafür sogar Geld auszugeben. An einigen Beispielen aus Tirol sei diese Bereitschaft kurz angedeutet.

2015 veröffentlichten die Landestourismusorganisationen eine Liste mit den jeweiligen Besucherzahlen von Sehenswürdigkeiten in den Bundesländern, auf Wien wurde verzichtet. Aus dieser Auflistung sollen in der Folge ein paar Skizzen für das Bundesland Tirol präsentiert werden, wobei dort, wo es leicht möglich war, die Zahlen auch aktualisiert wurden.

Jährliche Besucher in Millionen

3,5

1,5

Foto: Tirol Werbung

1,2

4,0

2,0 Wiener Riesenrad (Wien)

0,0

Albertina (Wien)

0,5

Festung Hohensalzburg (SBG)

1,0

Belvedere (Wien)

Besuch von Sehenswürdigkeiten in Tirol

1,5

Tiergarten Schönbrunn (Wien)

2,0

Schloss Schönbrunn (Wien)

2,5

ZAHLEN, BITTE!

Kunsthistorisches Museum (Wien)

3,0

Grazer Schlossberg (STM)

3,5

Großglockner Hochalpenstraße (SBG/KTN)

Jährliche Besucher in Millionen

4,0

200 100

Von solchen Zahlen können andere Sehenswürdigkei0 0 ten in Tirol nur träumen. Der Alpenzoo in Innsbruck Sehenswürdigkeiten erreicht nicht einmal die Hälfte, ist aber die Attraktion, die in Innsbruck die meisten Menschen anzieht. Der 1962 gegründete Alpenzoo bei der Weiherburg eignet sich vor allem auch ideal für Familien mit Kindern. Neben den beiden eben erwähnten Attraktionen gibt es noch fünf weitere Sehenswürdigkeiten, die über 100.000 zahlende Besucher pro Jahr anziehen können. Und wie in Österreich Wien dominiert, so ist es auch in Tirol Innsbruck, wo sich sechs der Top 10 Sehenswürdigkeiten befinden. In Summe waren es immerhin 1,9 Millionen Menschen, die 2014 die 16 aufgelisteten Sehenswürdigkeiten in Tirol besuchten. Das Schloss Schönbrunn ist also für Tirol auch in Summe nicht zu erreichen. Dass im Jahr 2020 infolge der Corona-Krise das Duell wohl wieder kein wirkliches wird, sondern vielmehr alle Einrichtungen mit einem dramatischen Besucherrückgang zu rechnen haben, könnten die Tiroler Institutionen zumindest dafür nützen, eine zukünftige, nachhaltige und attraktivierendere Strategie aufzubauen. ▲

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Literatur | Juli 2020

Juli 2020 | Literatur

A N D R E A ST I F T- L AU B E

Was wir erwartet haben Wos isch des füa 1 BUCH???ß????ßßß??ß? Foto: Freepik

M

ein erster und letzter innerösterreichischer Flug war von Graz nach Innsbruck, und er fand der Liebe wegen statt und tut mir deswegen nicht leid, wenn ich auch merke, dass meine Scham darüber heute doch viel stärker ist als sie es damals war, und das ist auch gut so. Man kann nicht herumlaufen und grün tun, wenn man dann von Graz nach Innsbruck fliegt.

Aber die Liebe. Es war mein, ich weiß nicht, drittes Mal dass ich in Innsbruck war? Ich bin dorthin schon im Gymnasium bei einer Klassenfahrt, so richtig mit dem Zug und damals hab ich schon gespürt, dass ich und Innsbruck, dass wir nicht warm werden. Da war das magersüchtige Mädchen in meiner Klasse, das alles abhaken wollte, abhaken musste, ihr einziger Auftrag war, auf keinen Fall nicht alles abgehakt habend nach Hause zurück zu kehren, ihre Eltern vielleicht Aufsteiger, ich weiß es nicht, sie haben ihr asiatischen Städtetourismus gelehrt und mitgegeben zu unserer schönen Fahrt nach Innsbruck. Die fand mit dem Zug statt und ich kann mich erinnern, dass ich mich beim Entdecken der Stiftgasse sehr 76

gefreut habe und das goldene Dachl so enttäuschend fand, so klein, so wenig Fläche. Haben Sie erwartet, in diesem Text von Frauenbildern und Horizontalen zu lesen?

Ich war dann noch einmal in Innsbruck, ich glaube mit der katholischen Jugend, auch da (zur katholischen Jugend) bin ich wegen der Liebe hin und mitgefahren (nach Innsbruck) und ich weiß leider gar nichts mehr, nicht einmal ob es wirklich Innsbruck war oder nicht doch Salzburg. In MayrhofenZillertal bin ich einmal gewesen, ich wage es kaum zu sagen, warum, Sie können sich es denken und es gab hohe Berge und ein schickes Seminarhotel, ich war verloren dort aber halt sehr verliebt. Und es gab diesen Friedhof, den wir auf dem Rückweg besuchten, den Friedhof in Kramsach, ohne Tote, dafür mit herrlichsten Inschriften des deutschsprachigen Alpenraums. Darf man das, einen Friedhof lustig finden?

Aber natürlich darf man das, fragen Sie die Mexikaner. Der Friedhof soll nur ruhig zum Inbegriff der Lebensfreude werden, das wäre eine schöne Zweckgemäßheit, denn er ist ja auch nur für uns Lebende da. netzwerk tirol

Haben Sie erwartet, in diesem Text von widerwärtigen Ludern und abgesprengten Gipfeln zu lesen? Ich schon.

Aber dann dachte ich mir, es muss doch auch schöne Seiten an Tirol geben, auch in Tirol gibt es die Liebe und dann fiel mir mein letzter eben retroaktiv mit Scham behafteter Flug dorthin ein. Wie schön es war, als wir am nächsten Morgen erwachten und aus dem Hotelzimmer nur den Nebel sahen, der Nebel, der die massiven Berge hinter Undurchdringlichkeit versteckte, als wären sie gar nicht da. Denn Hügellandbewohner so wie wir haben die Berge rund um Innsbruck nicht so gerne, das kann uns keiner vorwerfen, wenn wir uns da ein wenig eingeengt fühlen, mit so einem Berg im Fenster muss man aufwachsen, um ihn auszuhalten.

Ein einziges Mal war ich nicht der Liebe wegen in Tirol, da besuchte ich mit meinen Kindern eine andere Familie, das kleine Mädchen dort hatte eine sehr seltene Behinderung so wie mein kleiner Bub, und ich weiß noch wie adrett alles war.

Es waren reiche Leute, aber selbst hätten sie das nie von sich behauptet, sie hätten fleißig gesagt, nicht reich. Sie lebten am Land. Es gab ganz viele Generationen und alle taten so als hätten sie kein Problem mit der Kondition des kleinen Mädchens.

Nur in den Augenwinkeln, der strahlend jungen schlanken hübschen absolut perfekten Mutter sah man die Angst und die Erschöpfung, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Ob es denn schon einmal einen Fall in der Familie gegeben hätte, fragte ich sie, und sie antwortete sinngemäß, ja, aber der sei schon lange gestorben und niemand spräche mehr darüber.

In die gute Landluft mit den Kühen auf der Alm, in den dickmäurigen Zubau mit den Katzenkindern rundherum, in diese ganze klassische tirolerische Schönheit passte etwas nicht, das hieß Behinderung. Das hat nun aber nichts mit Tirol zu tun, sagen Sie, und ich nicke. Natürlich nicht. Aber in jedem Zimmerchen ein Herrgottswinkel und trotzdem ein Problem haben mit der Andersartigkeit, das passt schon ins Tirolerische. Das weiß Felix Mitterer, das wusste vor ihm bereits Carl

Techet, der ein wahnsinniges Buch veröffentlichte namens „Fern von Europa“, und das tat er bereits 1909. Man hatte ihn als Lehrer von Triest nach Kufstein beordert, wo er wie ein aufs Land versetzter Karl Kraus mit scharfgewetzter Zunge wütete und schrieb. Über das Katholische. Über den Dialekt. Über die Doppelmoral, über Geldgier und Abtreibungen und all das tat er bereits 1909. Unter einem Pseudonym, er war ein mutiger Mann, doch lebensmüde war er nicht. Die Vorsicht war berechtigt, denn man enttarnte ihn bald, er wurde versetzt, Tiroler Zeitungen riefen dazu auf, ihn aus vaterländischer Pflicht heraus zu lynchen, er starb ganz jung und das ist schade, ich würde gerne mehr von ihm lesen und kenne nur dieses eine tollkühne Buch. Haben Sie erwartet in diesem Text über die Piefke-Saga zu lesen? Ich auch!

Wir saßen auf den Stufen, ich weiß nicht wo, es war spätnachts und lau, wir tranken Alkohol auf offener Straße und niemand störte unser Glück. Wir wanderten auf eine Alm, damals konnte man ihr noch nicht auf Facebook oder Instagram folgen, und stellten erstaunt fest, dass ganz Innsbruck, wir schlossen daraus ganz Tirol, immer auf irgendeine Alm geht oder zu irgendeinem Sport, der Bus war voll mit Tirolerinnen und Tirolern und die Tirolerinnen und Tiroler tragen Bergschuhe oder ihre Schi, immer und überall, auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf dem Weg hinauf wurden wir überholt von kräftigen Waden und fühlten uns unwohl, weil man uns unsere Unangepasstheit ansah. Ich glaube, ich hatte nur ganz normale Jeans an. Oben auf der Alm aßen wir grauen Käse mit Zwiebel in Essig und Öl, er roch nach Stall, und wieder unten im Tal betranken wir uns voller Freude, denn das hier war schließlich eine Stadt um uns herum, eine Hauptstadt, eine echte kleine Metropole in der sehr wohl auch andere Menschen herum liefen, die sich in Hautfarbe, Habitus, Kleidung oder sonst wie von der Sporttirolerin, vom Sporttiroler abhoben. Am nächsten Morgen zogen wir weiter. ▲

„Der Friedhof soll nur ruhig zum Inbegriff der Lebensfreude werden.“

A N D R E A S T I F T- L A U B E

1976 in der Südsteiermark geboren. Sie studierte Sprachwissenschaft und Germanistik, ist Leiterin der Literaturzeitschrift Lichtungen und lebt als Schriftstellerin und Publizistin in Graz. Sie schreibt für Tageszeitungen wie Der Standard, Wiener Zeitung, Die Presse und die Kleine Zeitung. Sie veröffentlichte mehrere Romane sowie Prosa, Lyrik und Essays, zuletzt „Die Stierin“ und „Schiff oder Schornstein“ (Kremayr & Scheriau 2017 und 2019). Zahlreiche Preise und Stipendien, u.a.: manuskripte-Förderungspreis, Theodor-KörnerPreis, Projektstipendium des Bundeskanzleramts Österreich, RotahornLiteraturpreis und Jubiläumsstipendium der Literar Mechana.

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Wissenschaft | Juli 2020

Juli 2020 | Wissenschaft

Ivana Stiperski.

Fotos: Florian Lechner.

„Wir leben täglich mit Turbulenzen.“

Digitalisiertes Wetter.

Himmlische Turbulenzen und herrliche Horizonte TURBULENZEN Ivana Stiperski ist Atmosphärenwissenschafterin an der Universität Innsbruck. Seit dem Vorjahr arbeitet sie unter dem Schirm der Ingeborg-Hochmair-Frauenprofessur als erste Professorin in der Institutsgeschichte. Dieser gibt ihr die Freiheit, ihrer Forschungsleidenschaft zu folgen: der atmosphärischen Turbulenz in Bergregionen.

Und auch in ihrer Freizeit folgt Stiperski am liebsten dem Ruf der Berge.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Die 1980 in Zagreb geborene Ivana Stiperski ist das, was früher als Meteorologin bezeichnet wurde. Heute hingegen heißt diese Disziplin Atmosphärenwissenschaften und befasst sich mit den verschiedensten Aspekten der Atmosphäre, der gasförmigen, unsere Erde umhüllenden Schicht.

Schon als junges Mädchen wurde ihr Interesse für das Wet78

ter geweckt. Auf langen Spaziergängen mit ihrem Großvater fragte dieser sie nach den Namen der Wolken: Kumulus, Stratus oder Zirrus? Als Sechsjährige hatte sie zwar keine Ahnung davon, welche Wolkenformation welchen Namen trägt, aber ihr Interesse für den Himmel war geweckt. „Auch Gewitter und Blitze faszinierten mich“, so Stiperski, „meine Mama netzwerk tirol

Digitalisierte Forschung.

holte mich oft vom offenen Fenster weg, weil sie Angst hatte, ich könnte vom Blitz getroffen werden. Ich glaube, für mich gab es gar keinen anderen Weg, als den in die Meteorologie.“ Wetterfreuden Den Startnachteil für ein naturwissenschaftliches Studium, ein sprachlich orientiertes Gymnasium besucht zu haben, überwand sie, indem sie sich vom ersten Semester an der Universität Zagreb an mit viel Fleiß in die Naturwissenschaften vertiefte. „Die Meteorologie war in Kroatien Teil des Physikstudiums, doch hatte ich wenig Ahnung von Physik und Mathematik. So war die erste Zeit des Studiums eine große Herausforderung. Ich dachte anfangs, alle meine Kollegen seien Genies im Vergleich zu mir.“ Doch ab dem sechsten Semester war Stiperski der Knopf endgültig aufgegangen. Ihr eigenes Genie kam zum Vorschein. Die Mühen des Grundstudiums wichen dem Lehrplan, der nun die Auseinandersetzung mit Atmosphärendynamik, Klimakunde, Wettervorhersagen, Seismologie und Ozeanographie vorsah. „Von da an waren das Studium und das Lernen für mich nur noch pure Freude und Spaß!“ Nach dem Masterstudium verfasste Ivana Stiperski ihre Doktorarbeit zum Thema Gebirgsmeteorologie. Zu der Zeit begann sie selbst mit dem Wandern und Bergsteigen und für Himalaya-Expeditionen Wetterprognosen zu erstellen.

Außerdem wuchs der Wunsch in ihr, in ein Land mit vielen Bergen zu ziehen. Weil sie einst ein aus den 1930er Jahren stammendes Buch mit Fotos über einen Jungen in Fulpmes gelesen hatte und das Innsbrucker meteorologische Institut schon damals als eines der herausragendsten in punkto Gebirgsmeteorologieforschung galt, wurde Tirol zu ihrem Sehnsuchtsort. netzwerk tirol

Langweilige Turbulenz Stiperskis Forschungsschwerpunkt ist die Atmosphärendynamik, genauer gesagt, interessieren sie die atmosphärische Turbulenz in Bergregionen. „Wenn ich `Turbulenz´ sage, dann meine ich nicht jene, die jeder von Flügen kennt, sondern die ganz langweilige Turbulenz in Bodennähe. Viele Menschen wissen nicht, dass die unterste Schicht der Atmosphäre immer turbulent ist. Turbulenz ermöglicht, dass etwa Hitze oder Feuchtigkeit vom Boden weg in die Atmosphäre gelangen kann. Deshalb beeinflusst sie sowohl Wetter als auch Klima. Obwohl wir täglich mit Turbulenz leben, ist sie dennoch eines der letzten ungelösten Probleme der klassischen Physik.“ Bei Turbulenz handelt es sich um chaotische Prozesse, weshalb Wissenschafter auf statistische Theorien zurückgreifen müssen, um sie zu beschreiben. Die verbreitetste Theorie zur Beschreibung von atmosphärischer Turbulenz ist die so genannte Ähnlichkeitstheorie. Da diese aber bisher nur auf das Flachland anwendbar ist, arbeitet Ivana Stiperski daran, sie für alpines Gelände zu adaptieren oder anders gesagt eine universelle Turbulenztheorie aufstellen zu können. Dabei handelt es sich um ein relativ neues Forschungsgebiet, in dem erst seit zehn bis 20 Jahren zuverlässige Messergebnisse vorhanden sind.

Einer der Pioniere auf diesem Gebiet ist Professor Mathias Rotach von der Universität Innsbruck, bei dem Stiperski eine Post-Doc Assistenzstelle angetreten hat, als sie 2011 ins lang ersehnte Innsbruck kam. Rotach startete erste umfassende Langzeitmessungen von atmosphärischer Turbulenz in den Bergen. Bei einem 2012 initiierten Projekt, der InnsbruckBox, war die Kroatin von Anfang an dabei. An sechs Stationen, verteilt über das ganze Inntal, in Gebieten im Tal über 79

Wissenschaft | Juli 2020

Ihre Auszeit im Alpine Lifestyle Hotel

Wetterwerkzeug.

steile Pisten bis hinauf zu den Bergspitzen, hat ein Wissenschaftsteam rund um Professor Rotach Messtürme installiert, die das turbulente Atmosphärengeschehen seither einfangen.

Stiperski: „In dieser Hinsicht ist die Uni Innsbruck einzigartig. Nirgendwo sonst in der Welt gibt es eine solche Langzeitinfrastruktur, um Turbulenz zu studieren.“ Verbesserte Wettervorhersagen Die erhobenen Messdaten helfen auch der Forscherin bei ihrer Anpassung der Ähnlichkeitstheorie auf alpines Gelände.

Jeder Schritt in der Adaption ist wiederum für Wettervorhersagen in den Bergen von unschätzbarem Wert, denn auch hier findet besagtes Modell seine Anwendung. „In den Bergen waren Wettervorhersagen bislang nie so genau wie im flachen Gelände“, sagt Ivana Stiperski, „durch meine Arbeit hoffe ich einen Beitrag zu leisten, Wetterprognosen in den Bergen künftig verbessern zu können. Wenn meine Arbeit erfolgreich ist, könnte die neue Theorie nicht nur die Wettervorhersage in den Bergen revolutionieren, sondern auch ein wichtiges Stück zum Verständnis von Turbulenz im Allgemeinen beitragen.“ Eine große Erleichterung, um ihre Forschungsbemühungen frei, auch von finanziellem Druck, betreiben zu können, verschaffte der gebürtigen Zagreberin die Ingeborg-HochmairProfessur, die sie seit 2019 innehat. Stiperski konnte sich nicht zuletzt durch ihre bereits bis dahin erzielten, oft durchschlagenden Forschungsergebnisse gegen große Konkurrenz durchsetzen, und sie kann, wie sie freudig betont, dadurch noch länger in Innsbruck bleiben: „Eine solche Chance ist sehr selten. Die Professorenstelle hat mein Arbeitsleben deutlich verändert. Während ich vorher nur für meine eigene Forschung verantwortlich war, leite ich jetzt eigene Forschungsgruppen und muss immer für ein ganzes Team denken. In der Lehre, die ich jetzt forciert betreibe, ist es mir wichtig, mein Wissen und meine Erfahrungen so zu `übersetzen´, dass diese nicht nur inhaltlich richtig sind, sondern dass Lernen den Studierenden Spaß macht. Ich mische gerne auch lustige Geschichten und Anekdoten in meine Vorträge.

Zudem liegt es mir am Herzen, dass sich mehr Frauen für Wissenschaften interessieren.“

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Das bedeutete vor allem im ersten Semester der Professur eine Menge an Zusatzarbeit für die engagierte Wissenschafterin.

Mittlerweile hat sie einen modus operandi gefunden, der ihr nicht nur ermöglicht, Forschung und Lehre unter einen Hut zu bringen, sondern in dem ihre eigenen Analysen durch die Lehrtätigkeit und ihre Studierenden noch bereichert werden: „Das eröffnet mir neue Horizonte und es ist immer wieder lustig und eine Freude mit meinen Studierenden.“ Internationale Zusammenarbeit Bevor Ivana Stiperski die Hochmair-Professur antrat, erhielt sie für vier Jahre ein Projekt durch den Wissenschaftsfonds FWF (Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung).

Zu der Zeit begann sie auch mit Forschungsgruppen der USUniversität Utah zusammenzuarbeiten und erzielte ihre ersten durchschlagenden Ergebnisse in der Ähnlichkeitstheorie.

Regelmäßig kommunizierte sie schon seit 2016 via Skype und anderen Videokonferenz-Tools und via Email mit Wissenschaftern und Universitäten weltweit, weshalb sie auf den coronabedingten Lockdown gut vorbereitet war. Auch sie stellte auf Online-Lehre um und installierte statt an der Uni eine Wetterstation auf ihrem eigenen Balkon. Diese betreut sie gemeinsam mit ihren Studierenden derzeit auf dem telekommunikativen Weg. Überhaupt ist Stiperski eine Wissenschafterin zum Anfassen: „Ich habe diese Nähe und Kollegialität zwischen Lehrenden und zu Unterrichtenden schon als Studentin geschätzt und will auch selbst auf Augenhöhe mit meinen Studierenden arbeiten.“ Stiperski schätzt den lebendigen Austausch mit anderen, kann aus jeder unterschiedlichen Perspektive Neues lernen: „Ich liebe diese Diskussionskultur auch deshalb so sehr, weil sie den Enthusiasmus am Brennen und die Motivation am Laufen hält.“ Auch als Privatperson ist Ivana Stiperski, die heuer ihren 40. Geburtstag feierte, enthusiastisch und motiviert unterwegs. Manchmal weiß sie gar nicht, was sie in ihrer Freizeit zuerst machen soll: „Es gibt in Innsbruck einfach so viele Möglichkeiten. Da habe ich oft einen richtigen Freizeitstress und muss mich entscheiden, ob ich heute Radeln, Wandern, Rodeln, Skifahren, Klettern oder Tango tanzen gehe oder ob ich einmal daheim bleibe und nur Klavier spiele.“ ▲

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Vergleich | Juli 2020

Juli 2020 | Vergleich

Um unseren Leserinnen und Lesern einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen, stellt netzwerk tirol in jeder Ausgabe eine Region vor, mit der Tirol vergleichbar ist. Dieses Mal ist es ein Land, das es vor hundert Jahren noch gar nicht gegeben hat und das heute immer noch kein richtiges ist, obwohl es das Wort im Namen führt: das Burgenland.

Fast wie Tirol: Burgenland

Das östlichste österreichische Bundesland hat nichts gemeinsam mit Tirol? Aber sicher doch. Erstens schaut es aus wie Tirol, nur hochkantig. Zweitens liegt der namensgebende Ort ebenfalls nicht im Bundesland und auch nicht in Österreich. Drittens ist sein ureigenster Zweck der, den Wienern Gelegenheit für den Erwerb eines Zweitwohnsitzes zu geben oder um kurz Kurzurlaub zu machen.

Viertens gehört das Burgenland zum Alpengebiet, unverständlicherweise existiert aber keine Bergrettung. Fünftens, und das ist eigentlich ein Skandal, wird dort der echte Tiroler Wein gekeltert: Der weiße, der rote und der rosé Tiroler. Vom burgenländischen Ex-Posterboy Leo Hillinger produziert und von den Tiroler Weinhändlern Meraner, Morandell und Gottardi & Partner vertrieben.

Der Obmann des Tiroler Weinbauverbandes schäumt deshalb wie ein Glas Uhudlersekt im burgenländischen Gelsensommer.

So kann eine Landschaft aussehen, wenn keine Berge rumstehen. Foto: Christian Holzinger

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Vergleich | Juli 2020

Juli 2020 | Vergleich

Tradition

Da vor bald 500 Jahren fast 100.000 Kroaten vor dem Krieg zwischen Österreich und den Osmanen fliehen mussten, gibt es heute in der Gegend um Stinatz immer noch eine kroatische Minderheit, die Burgenlandkroaten. Zu Ostern pflegen sie bis heute die Tradition des Eierkratzens, bei dem mit Kratz- und Ritztechniken gefärbte Eier mit Strukturen verziert werden.

Ungarn

Die ungarische Bezeichnung für den Neusiedler See ist Fertőd-tó. Fertőd bedeutet Sumpf oder Steppe und tó heißt See. Die deutsche Bezeichnung geht darauf zurück, dass nach dem Mongolensturm von 1242 die Gegend neu besiedelt wurde.

Fläche

Fast 4.000 Quadratkilometer groß ist das Burgenland. Das entspricht einem Drittel Tirols. Bis in die 1960er Jahre gehörte ein Sechstel des gesamten Landes einer Familie, den Esterházys.

Auf Druck der SPÖ trat Fürst Paul V. rund 25 Prozent an das Land ab. Zu seinem Begräbnis 1989 kam dann der burgenländische Landeshauptmann.

Energie

Windkraft spielt in der Umstellung auf erneuerbare Energiequellen eine große Rolle. Die flache Landschaft bietet sich gut an. Und auch die Struktur der Dörfer und Städte ist günstig.

Zwei Windräder reichen aus, um den Strombedarf der Landeshauptstadt zu decken.

Migration

In den 1970ern lebten 30.000 Burgenländer allein in Chicago, was somit die größte burgenländische Stadt der Welt war und vermutlich noch ist. Der erste Auswanderer war 1777 Lorenz Schoenbacher aus Neutal. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte dann ein richtiger Auswanderungstrend ein. 1939 etwa lebte fast ein Viertel der Güssinger Bewohner im Ausland. Und alle schickten ihr im Ausland verdientes Geld nachhause.

Alpen

Im Burgenland endet nicht nur die Welt, sondern auch die Alpen enden dort. Der Geschriebenstein im Günser Gebirge ist 879 Meter hoch, auf ungarischer Seite sogar nochmals fünf Meter mehr. Damit ist der Gipfel der höchste Punkt des Bundeslandes.

Wann die Erstbesteigung erfolgte, ist nicht bekannt.

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Bis 1989 endete im Osten Österreichs die Welt und knapp vor dem Ende liegt nun einmal das Burgenland. Entwicklungstechnisch ist das nachteilig.

Als Österreich 1995 der EU beitrat, wurde die Region als „besonders förderungswürdig“ eingestuft. Dass das Bruttoregionalprodukt rund 31.000 Euro und damit sogar um 2.000 Euro geringer als jenes Osttirols ist, ist wohl der Grund, warum Oliver Pink im Jänner 2020 das Bundesland noch als das Armenhaus Österreichs bezeichnete.

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Eigentlich müsste das Burgenland so schwarz sein wie Tirol. Es ist ein Agrarland, ein Bauernland. Kaum Industrie. Seit den 1960ern stellt aber die Sozialdemokratie die Mehrheit, zeitweise sogar die absolute. Gründe dafür sind: (a) durch Großgrundbesitz gab es statt vieler Kleinbauern nur viele Landarbeiter ohne Besitz, (b) viele Pendler nach Wien, vor allem am Bau, (c) Mutmaßungen und Verwunderung.

Name

Eigentlich war 1919 der Name „Vierburgenland“ für das neue Bundesland vorgesehen, da das Gebiet auf die vier ungarischen Komitate, entspricht am ehesten einer Grafschaft, zurückgeht: Pressburg - Bratislava, Wieselburg - Moson, Ödenburg - Sopron, Eisenburg - Vas. Keine der Burgen liegt aber heute im Burgenland.

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Bayern

Vor knapp 1.000 Jahren wanderten unter Kaiser Heinrich IV. bayrische Siedler in das Gebiet ein. Die Heanzen oder Heinzen. 1906 gab es einen Vorschlag, Westungarn in die österreichische Reichshälfte einzugliedern. Das Gebiet sollte den Namen Heinzenland erhalten. 1919 wurde das auch nochmals angedacht. Der Begriff geht übrigens entweder auf Kaiser Heinrich IV. selbst zurück oder weil die Siedler statt hiaz für jetzt nur hianz sagten oder weil sie einfach alle Heinz hießen.

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Witz

Kommt ein Mann in die Bank und will die Bank überfallen. Fragt der Kassier: „Sind Sie aus dem Burgenland?“ Sagt der Mann: „Ja, wieso?“ Der Kassier: „Weil sie die Pistole verkehrt herum halten!“

Musik

Joseph Haydn war der Hofmusiker der Esterházys und komponierte für einen Abend im Schloss Esterhazy in Fertőd die Symphonie Nr. 45, die Abschiedssymphonie. Hat ein Orchestermusiker seinen Teil zu Ende gespielt, löschte er die Kerzen neben seinen Noten und verließ die Bühne, bis nur noch zwei Violinisten übrig blieben. Mehr muss über das Burgenland eigentlich nicht gesagt werden.

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Kolumne | Juli 2020

Juli 2020 | Kolumne

Zum Schluss blieb dann noch Zeit, und in der Zeitung auch Platz dafür, einen Schlenker in Richtung Wien zu machen: Das Verhältnis „der Männerwelt zum weiblichen Geschlecht“ sei in Tirol völlig entspannt und sympathisch. Das erkenne man daran, dass „unsere geliebten Frauen, Freundinnen und Mitarbeiterinnen (…) uns in einer Diskussion, gelegentlich auch zu Wort kommen lassen.“ Das sollte wohl witzig sein, war aber vor allem sexistisch und diskriminierend. Weil die Weiber auch immer so viel quatschen müssen …

Nach solchen Sätzen fällt es einem also schwer, nicht doch mit dem Schubladen-öffnen zu beginnen. Die Bedeutung des Wortes Luder ist tatsächlich interessant, wie mein „Presse“-Kollege und Sprachspalter Erich Kocina in einer seiner Kolumnen dargelegt hat. Es kommt, wie der Tiroler Leserbrief-Schreiber völlig richtig berichtet hat, aus der Jägersprache und war ursprünglich grammatikalisch sogar ein männlicher Begriff. Ein „Luoder“ stand im Mittelhochdeutschen für Beute, also für ein Stück, das Falkner dem Tier als Beute hinhielten. Die Jäger locken bis heute mit dem Luder wilde Tiere an. Später wurde der Teufel bisweilen zum Luder erklärt, der den Menschen in die Hölle lockt. Und von dort in der Hölle war es nicht mehr weit zum Weib. Irgendwie, irgendwo, irgendwann wurde der Begriff Luder außerhalb der Jägersprache zum weiblichen Schimpfwort. Es ist daher

G RO S S STA DTG E F LÜ ST E R, NUMMER 11

#LUDER Ein paar Gedanken zum Begriff „Luder“, der ursprünglich aus der Jägersprache kam und männlich konnotiert war und wieso sich Sexismus nicht an Landesgrenzen hält.

VON ANNA-MARIA WALLNER ( L E I T E R I N D E S D E B AT T E N R E S S O R T S BEI DIE PRESSE)

völlig daneben gegriffen, wenn irgendwer behauptet, der Begriff sei nur harmloser Jägersprech. Das Wort hat schlicht mehrere Bedeutungen, ist aber mit Sicherheit als Schimpfwort viel bekannter. Punkt.

Je länger wir über all das sinnieren, fallen einem noch andere sprachliche Entgleisungen männlicher Politiker gegenüber Frauen ein. Hatte nicht der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer während einer Landtagssitzung gesagt, er möge sich die wegen einer Krankheit zu Hause befindliche Grüne Landesrätin Gabriele Fischer „nicht in der Horizontalen vorstellen“? Auch hier gab es heftige Diskussionen, immerhin einen Rüffel von SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und keine Konsequenzen. Schon wieder wäre ich versucht gewesen, die „Tirol-Schublade“ aufzuziehen. Doch dann kam mir der ehemalige ÖVP-Abgeordnete Efgani Dönmez und sein beleidigender und sexistischer Tweet an eine deutsche SPDPolitikerin in den Sinn. Und ganz aktuell die Wiener Fans des SK Rapids, die so empört über Bundesliga-Geisterspiele sind, dass sie im Block West ein Banner mit dem Schriftzug „A Stadion mit leeren Plätzen ist wie a schiache Oide Wetzen“ anbrachten.

Also nein, Seximus und Frauenfeindlichkeit sind kein Tiroler Phänomen allein. ▲

Anna-Maria Wallner schreibt diese Kolumne jetzt seit über einem Jahr und war ausgerechnet in diesem nur einmal in Tirol. Schuld daran ist auch der Reisehemmschuh Covid19. Es wird Zeit für die Wienerin, in diesem Sommer wieder Richtung Westen zu fahren. Foto: Flo Waitzbauer

Was war das für ein Getöse, als Anfang Juni der Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler im Beisein seiner Grünen Landeshauptfrau-Stellvertreterin Ingrid Felipe eine WWF-Aktivistin mit unsanften Worten bedacht hatte. Während Marianne Götsch vom WWF ihre Abneigung gegenüber einem geplanten Wasserkraftwerk-Projekt vorbrachte und darum bat, ausreden zu dürfen, murmelte Geisler „widerwärtiges Luader“ in ihre Richtung. Was über die aufgedrehten Mikrofone anwesender Kameras sehr deutlich hörbar und vor allem für die Ewigkeit festgehalten war. Der durch nichts zu rechtfertigende sprachliche Lapsus wäre vielleicht schneller aus der Welt zu schaffen gewesen, hätte sich Geisler rascher entschuldigt und sich auch die Tiroler ÖVP vehementer distanziert. Stattdessen war die Partei damit beschäftigt aus der Sache einen kleinen Koalitionsstreit mit den Grünen zu machen. So haben wir viel über halbherzige Entschuldigungen und Distanzierungen von sexistischen Schimpfworten gelernt. Ein erbärmliches Schauspiel.

Gelernt haben wir dann aber auch einiges über Schubladen, 86

in die Menschen und Bundesländer gesteckt werden, und wie schwer es fällt, nicht genau in dieselbe Schubladen-Denke zu verfallen. In den auf das Luder-Gate folgenden Tagen war viel davon zu lesen und hören, dass eine solche Aussage „typisch tirolerisch“ sei und daher niemanden so richtig wundere. Wer wie ich stereotype Einteilungen in „typisch männlich/weiblich/wienerisch/tirolerisch“ ablehnt, weigert sich zunächst einmal, solche Sätze ernst zu nehmen. Doch dann tauchte da ein durchaus interessanter Leserbrief auf, in der regional größten Tageszeitung Tirols abgedruckt. Ein Herr beschwerte sich über die vor allem in der Hauptstadt Wien geführte Diskussion und relativierte zunächst das Wort „Luder“ als völlig gebräuchlichen und harmlosen Begriff aus der Jägersprache. Im Mittelteil seiner Ausführungen gestand er zwar ein, das Wort „widerwärtig“ sehr wohl als diskriminierend zu empfinden, nur um dann in weiterer Folge den Spieß umzudrehen: Widerwärtig sei, wie die ganze Debatte politisch hochgespielt werde. Schließlich hätten „die Tirolerinnen und Tiroler im Augenblick wirklich größere Probleme“. netzwerk tirol

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Büro | Juli 2020

Unser Arbeitsplatz verändert sich.

Er wird flexibler, papierloser und moderner. Schuld daran ist vor allem die Digitalisierung. Aber wie steht es um unsere Arbeitsgewohnheiten und die ungewöhnlichen Arbeitsangewohnheiten?

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WAS MACHEN SIE? Wir wollen Innsbruckerinnen und Innsbruckern die Möglichkeit geben, einander zu helfen. Sowohl wenn sie Hilfe brauchen als auch wenn sie Hilfe anbieten wollen.

WIE SIEHT DAS AUS? Wir sind ein Team aus Freiwilligen, das Gutes tun will. Quartalsweise organisieren wir ein Projekt und sammeln dafür Spenden.

WAS IST DAS AKTUELLE PROJEKT DES INNSBRUCK SOCIAL CLUB? Das Projekt Frisierstube hat zum Ziel, wohnungslosen und bedürftigen Menschen einen kostenlosen und professionellen Haarschnitt anzubieten. Jede und jeder fühlt sich besser, wenn sie oder er vom Friseur kommt. Das Selbstwertgefühlt ist höher als zuvor.

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