KOMMUNIKATION - Wie wir miteinander reden.

KOM MU

April 2020 | Preis: 5,50 Euro | E 2020 www.netzwerktirol.at

NI KA TI ON Wie wir miteinander reden

Das regionale Wirtschaftsmagazin

Wir sind für Sie da!

Liebe Unternehmerin, lieber Unternehmer, nutzen Sie das Info-Angebot der Tiroler Wirtschaftskammer rund um den Corona-Virus unter:

wko.at/corona Wir informieren Sie laufend über aktuelle Entwicklungen!

Die Mitarbeiter der WK Tirol stehen Ihnen unter der Infoline 0590905-1111 bzw. unter der Durchwahl Ihrer jeweiligen WK-Bezirksstelle - Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr telefonisch zur Verfügung.

Ihre Tiroler Wirtschaftskammer

| Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

n und Leser,

#andratuttobene. Ein Hashtag mit drei Worten. #alleswirdgut. Ursprünglich war das der Titel eines Pop-Songs des italienischen Sängers Nesli von 2014. Mit der Corona-Krise wurde #andratuttobene in Italien zu einem wichtigen Symbol, das Durchhaltevermögen und Zuversicht vermitteln, Mut machen und Zusammenhalt fördern soll. Durch diese Kategorisierung ihrer digitalen Kommunikationshappen drückt die Zivilgesellschaft spontane Leichtigkeit aus, die positiv ansteckend und humorvoll sein will. Auf diese Weise trotzt sie der realen Tragödie ebenso wie den notwendig restriktiven Botschaften der politisch Verantwortlichen. Bunte Kinderzeichnungen, Videos von singenden Omas und Opas und klatschende Menschen auf Balkonen werden digital mit #andratuttobene verlinkt, aber auch in der analogen Welt ist der Slogan mittlerweile zu finden, auf Spruchbändern vor Krankenhäusern, auf Stickern überall im Land. Damit wird ein Kontrapunkt zu den sorgfältig designten Inszenierungen politischer EinWeg-Botschaften auf Pressekonferenzen dargestellt. Vermutlich braucht es beides zur Krisenbewältigung. „Es genügt nicht, dass man zur Sache spricht. Man muss zu den Menschen sprechen.“ (Stanislaw J. Lec).

Es ist also nicht der Inhalt allein, der die Qualität von Kommunikation bestimmt.

Kontext und Form der Kommunikation gehören genauso mit dazu. In der aktuellen Phase des „social distancing“ erleben wir dies sehr direkt und hautnah. Soziale Kontakte können zurzeit oft nur mehr mit Hilfe technischer Medien aufrechterhalten werden. Dies hilft, um wenigstens teilweise

rtschaftsmagazin für die Entscheider serer Berichterstattung ist die wirtschaftliche ung in unserer Region. Dabei liegt das nen, Firmen, Personalien und Märkten. gazin wird durch unsere Website owie Social-Media-Kanäle ergänzt.

Das netzwerk tirol-Team hat sich nicht gegen die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache entschieden. Trotzdem verzichten wir in unseren Artikeln auf Binnen-Is, *Sternchen, _ Unterstriche und andere aktuelle Gender Formen.

Wir verwenden, soweit dies nicht die sprachliche Ästhetik stört, gender-neutrale Formulierungen, sowie weibliche und auch männliche Formulierungen. Wir sind der Meinung, Gleichberechtigung der Geschlechter, Frau, Mann, 3. Geschlecht, ist etwas Selbstverständliches.

Magazin

netzwerk tirol

arbeitsfähig zu bleiben und in Zeiten von Besuchssperren Beziehungen nicht total verkümmern zu lassen. Der Austausch mit Hilfe von Emojis, Whatsapp-Nachrichten, Instagram-Botschaften, Video-Konferenzen et cetera eröffnet Wege, stößt aber rasch auch an Grenzen. Die Chancen für Missverständnisse sind groß, die Kameras beschränken unsere Möglichkeiten, Emotionen auszudrücken. Und ohne Emotionen verarmt jede Kommunikation.

Kommunikationsqualität wird schließlich auch von der Haltung geprägt, mit der sich die Partner begegnen: „Jeder Versuch sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen des anderen gelingen”, sagte Max Frisch.

Gelingende Kommunikation hat WohlWollen beider Seiten als Vorbedingung.

Dies heißt, neugierig sein auf die Absichten und die Vorstellungen des jeweiligen Gegenübers. Erst dann kann ich mich zu dem anderen in Beziehung setzen, das dann aber durchaus auch kritisch. Dies geschieht vor allem dadurch, dass ich im Gespräch weniger zu-höre als auf-horche, von eigenen Monologen oder festgefahrenen Positionen Abschied nehme.

Oder, wie es der Dalai Lama ausdrückt: “If you talk you are only repeating what you already know. But if you listen you might learn something new.”

netzwerk tirol ist meinun nalisten, welche die Regi form zum Austausch und

Herzliche Grüße. #andratuttobene, Stephan Laske

Herzlichst

Prof. Dr. Stephan Laske

Herausgeber – netzwerk tirol

Daten und Fakten – 5

Inhaltsverzeichnis | April 2020

Inhalt

Editorial 3 Sonderthema Systemerhalter

6

Titelthema Orientierung 10 Missverständnis 18 Sprachfamilien 20 Redefluss 24 Pause Der entspannte Klaus Mark

14

Digital APP Nachbarschaftshilfe 24 APP Sparen 28 Emotionen 36 Wissenschaft Gender

26

Advertorial Wellwasser

32

Erfolgsgespräch CHG

40

54

Trend Befehlsausgabe 42 Zahlen, Daten, Fakten Talk to me!

44

Kultur Why don‘t you talk to me? 46 Best Practice Handwerk 50 Jagd 64

6

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April 2020 | Inhaltsverzeichnis

Spaziergang Lienz 52 Faktor Mensch Der Glücksschmied

54

Literatur Romantik 56 Graphen von Tirol Video versus Radio

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Recht Krisenkommunikation

60

Gastrotipp Essen auf Rädern

62

Vergleich Andorra 68 Meldungen 72

56

Kolumne Grossstadtgeflüster #9

74

Büro Am Arbeitsplatz

76

Impressum Herausgeber: netzwerk tirol GmbH Prof. Dr. Stephan Laske Sparkassenplatz 2/120, 6020 Innsbruck Telefon (Redaktion): +43 (0)699 17 26 14 18 kontakt@netzwerktirol.at www.netzwerktirol.at Geschäftsführer: Daniel Schnitzler Chefredaktion: Maximilian Brustbauer Redaktion: Gabriela Stockklauser Autoren/Innen: Bernhard Ecker, Gerhard Graf, Susanne Gurschler, Alexandra Keller, Katja Laske, Karl Müller, Evelyn Oberrauch, David Österle, Alexander Sarlay, Anna-Maria Wallner Art Direction: Clélia Beck Cover-Foto: Florian Lechner Verkaufsleitung: Roland Schwaiger Telefon: +43 (0)664 26 67 335 schwaiger@netzwerktirol.at Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck Es gilt die Preisliste vom 01.01.2020

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Spezial | April 2020

Danke... den Bauern!

Rund 20.000 Menschen sind in Tirol im Bereich der Land- und/oder Forstwirtschaft tätig. Zusammen bewirtschaften sie etwa 2.900 Quadratkilometer Acker- und Grünland sowie 4.760 Quadratkilometer Waldfläche. Das entspricht fast der doppelten Fläche des Burgenlandes. Der Tierbestand beträgt in etwa 560.000 Stück, nur 78.000 davon sind Kühe. Aus Tirol stammen drei Fünftel der gesamten österreichischen Almmilch. 40 Prozent aller österreichischen Bauernhöfe in Extremlage befinden sich in Tirol. Weit über ein Drittel des in Österreich angebauten Fenchels kommt aus Tirol, fast die Hälfte es Lauchs und aller Radieschen und genau die Hälfte aller Kohlsprossen.

Und noch mehr ernten unsere Bauern: nahezu 6.000 Tonnen Salat und fast ebenso viele Karotten, 3.500 Tonnen Kraut, 1.600 Tonnen Äpfel und 1.000 Tonnen Zwiebel und ebenso viel Beerenobst.

Systemerhalter „In der Krise beweist sich der Charakter“, sagte der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt. In der Krise zeigt sich aber auch, wer die Träger des Systems sind, auf dem unsere Gesellschaft beruht. Heute erkennen wir, dass nicht jene die Helden sind, die unterhalten, sondern die erhalten.

Wir möchten dem Titel unserer Magazins Rechnung tragen und eine Auswahl jener Menschen und Berufsgruppen vorstellen, die für uns die Helden von Heute im netzwerk tirol sind.

Danke... den Mitarbeitern der Supermärkte!

Tirol wird durch 343 Lebensmittelläden versorgt. Bei 279 politischen Gemeinden mit 350 Katastralgemeinden wären das, statistisch, fast eine pro Katastralgemeinde. Auch insgesamt scheint das etwas wenig zu sein.

Laut Statistik Austria kommen aber noch 3.975 Einzelhändler dazu, die teilweise auch Lebensmittelhändler sind. Nur laut statistischer Kategorie eben nicht. Nichtsdestotrotz versorgen beide Sparten zusammen mit fast 45.000 Angestellten die Tiroler Bevölkerung. Dazu kommen dann sogar nochmals fast 55.000 Beschäftigte in der Sparte Handel, wo tirolweit über 6.900 Läden existieren.

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April 2020 | Spezial

Danke... den Mitarbeitern des V V T! Der Verkehrsverbund Tirol betreut rund 200 Linien, inklusive Orts- und Stadtverkehre. Auf diesen befinden sich circa 6.600 Haltestellen. Täglich benutzen 182.000 Menschen das Netz und fahren mit 650 Bussen und 38 Zügen. 44.500 Tiroler besitzen sogar ein VVT-Jahresticket. Pro Monat verzeichnen die mobilen Angebote wie etwa die Fahrplanauskunft über eine Million Zugriffe. Die Hotline benutzen monatlich über 2.000 Menschen. Der durchschnittliche Wertschöpfungseffekt, der durch das Angebot des VVT erreicht wird, beträgt rund 6 Millionen Euro jährlich.

Wir bedanken uns auch bei unserem jüngsten Redaktionsmitglied für das geduldige Shooting.

Fotos: Florian Lechner

Danke... den Mitarbeitern der ÖBB!

Wir bedanken uns auch bei unserem jüngsten Redaktionsmitglied für das geduldige Shooting.

Fotos:150 Florian Name Vorname 3.200 Menschen arbeiten für die Österreichischen Bundesbahnen inAlle Tirol. vonLechnerFotos: ihnen machen das als Lehrlinge in 22 Berufen wie zum Beispiel Elektro-. Maschinenbau- oder Kraftfahrzeugtechnik, Applikationsentwicklung oder Bürokauf oder E-Commerce-Kauf. Durch ihre gemeinsame Leistung können Züge auf dem 420 Kilometer langen Netz insgesamt sichere 27,2 Millionen Kilometer pro Jahr durch unser Bundesland zurücklegen. Das entspricht 35 Mal der Distanz zum Mond und retour. Als Partner befördern sie dabei auch noch 16,6 Millionen Tonnen Güter der Tiroler Wirtschaft. Zusammen mit Unternehmen wie der Bodner Gruppe, die das neue Betriebsgebäude in Hall errichtet, oder Raff Stahlbau, die für die Koralmbahn Stahlbrücken anfertigt, sichern sie Arbeitsplätze in der Region. So verdoppelt sich jeder Euro. Bis 2022 investiert allein die ÖBB etwa drei Milliarden Euro in Tirol. Nicht nur, aber auch für die Instandhaltung und Modernisierung der 95 Bahnhöfe und der mehr als 2.000 Bushaltestellen wird das Geld ausgegeben, wo wieder lokale Firmen und ortsansässige Klein- und Mittelbetriebe beteiligt sind.

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Spezial | April 2020

Danke... den Polizisten!

In 79 Dienststellen verrichten mehr als 2.300 Polizisten, inklusive Polizeischüler, Dienst für unsere Sicherheit. Mehr als 20 Prozent davon sind Frauen. Ihnen allen stehen 480 Fahrzeuge zur Verfügung sowie 23 einsatzfähige Diensthunde.

Jeden Tag werden damit von 540 Polizisten 124 Streifen gefahren. In den Dienststellen selbst gehen jährlich über 180.000 Notrufe ein. Das sind fast 500 pro Tag. Jedes Jahr werden zwischen drei und fünf Prozent weniger Delikte zur Anzeige gebracht als im Jahr davor. 2018 waren es nur noch knapp über 40.000. Erreicht wird das durch die herausragende Leistung der Polizisten im Bereich der Kriminalprävention.

Die immer besser werdende Aufklärungsquote spiegelt sich also auch in der Verhinderung von Delikten.

Danke... den Mitarbeitern der Rettung!

184.000 Krankentransporte und 133.000 Rettungseinsätze und nochmals fast 12.000 Alpineinsätze absolvierten die Tiroler Rettungsdienste im vergangenen Jahr. Das sind 329.000 zusammen und entspricht über 900 Mal Ausrücken pro Tag. Gestemmt wird das von 25 Mitarbeitern, die im Schichtdienst 24/7/365 nonstop die Leitstelle besetzen. Insgesamt arbeiten dort rund 80 Menschen. Getragen wird das durch Organisationen wie das Rote Kreuz. Dort leisteten letztes Jahr 3.354 Freiwillige im Rettungsdienst 801.964 Stunden Dienst. Die Johanniter-Unfall-Hilfe fuhr im selben Jahr 806.115 Kilometer. Der Samariterbund leistete 1.509 Notarzteinsätze.

Die vier in Tirol stationierten Christophorus Hubschrauber starteten 3.392 Mal. Das heißt, jeder hob mehr als zweimal täglich ab. Bei der Bergrettung engagieren sich 4.577 freiwillige Helfer, 202 davon sind Frauen, und auch bei der Tiroler Wasserrettung helfen 440 aktive Mitglieder ihren Mitmenschen.

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April 2020 | Spezial

Danke... der Feuerwehr!

Die 337 Tiroler Feuerwehren haben aktuell einen Mitgliederstand von etwa 32.400 Personen. Aktiv sind von ihnen rund 23.000, wovon immerhin 760 Frauen sind. Auch für den Nachwuchs ist schon gesorgt. 376 Mädchen zählt die Feuerwehrjugend und 1.365 Burschen. Pro Jahr rücken sie für uns etwa 17.000 Mal aus. Das sind etwa 46,5 Einsätze pro Tag. Alle zusammen haben dafür rund 180.000 Stunden freiwillig für die Allgemeinheit hergegeben.

So viele Stunden haben 21 Jahre zusammen. Oder bei einem 40 Stunden/Woche-Beruf sind das 98 Jahre.

Systemerhalter Danke... den Mitarbeitern in Gesundheitsberufen!

628 Ordinationen für Allgemeinmedizin sind in Tirol verteilt. Rund 100 von ihnen werden in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen. Ihre Stellen müssen dringend nachbesetzt werden. Unterstützt werden sie von 128 Apotheken und beispielsweise auch 238 Hebammen. In den acht Tiroler Allgemeinen Krankenanstalten stehen den Menschen 3.877 Betten zur Verfügung. Das sind 499 pro 100.000 Einwohner. Im letzten Jahr wurden über eine Million Patienten ambulant versorgt (eine Person kann mehrmals ambulant versorgt werden pro Jahr). Insgesamt sind für die Tiroler fast 5.000 Ärzte da. Das heißt, ein Arzt kommt auf 150 Menschen. Alle Angestellten zusammen, also inklusive des ebenso wichtigen Pflege-, Reinigungs- und Verwaltungspersonals, sind über 11.000, die jeden Tag für die Gesundheit der Tiroler auch oft und gerade jetzt ihre eigene riskieren. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Menschen, die sich im Bereich der Gesundheitsversorgung engagieren, wofür wir leider keine Zahlen gefunden haben.

Vergessen haben wir sie aber nicht.

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Titelthema | April 2020

ORIENTIERUNG Sie ist das Kernstück von Beziehungen, aber auch Ursache für Missverständnisse.

Sie kann die Welt ordnen, aber auch durcheinanderbringen.

Sie kann Anlass für Glück sein, aber auch unglücklich machen.

Sie ist unabdingbar, denn ein Begreifen der Welt wäre ohne sie nicht möglich: Kommunikation.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Wie wir aneinander vorbeireden

Die schlechte Nachricht: Kommunikation ist zunächst einmal ein Problem. Die gute: es ist ein Problem, das alle Menschen miteinander teilen. Obwohl wir laut dem österreichisch-amerikanischen Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick nicht nicht kommunizieren können, uns also dauernd, überall und über viele Kanäle austauschen, ist von Verständigung noch lange keine Rede.

Die gleiche Sprache sprechen Damit Berta versteht, was Anton ihr sagen will, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Reden hilft dabei, nützt aber allein noch nichts. Denn wenngleich es vorteilhaft ist, die gleiche Sprache zu sprechen, heißt das noch lange nicht, dass Anton und Berta stets dieselbe Sprache sprechen.

Die Chancen der Verständigung steigen, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind: Kontext, Kontent, Kompetenz.

Kontext meint eine gemeinsam geteilte Wirklichkeit. Das bedeutet, Sachen und Sachverhalte werden ähnlich wahrge12

nommen, in die gleichen Begriffe gefasst und mit denselben Bedeutungen aufgeladen. Denn nicht in allen Gesellschaften haben die gleichen Worte dieselbe Bedeutung. Noch nicht einmal Handzeichen oder Gesten bedeuten das Gleiche.

Während das Kopfschütteln in den meisten Sprachgemeinschaften Nein bedeutet, hat es etwa in Indien oder Bulgarien eine zustimmende Bedeutung.

Der Kontent ist schlicht und ergreifend der Inhalt einer Message, also das, was jemand auf der Sachebene zu sagen hat und anderen mitteilen möchte. Kommunikationsmodelle messen diesem Bereich übrigens eine weit geringere Relevanz zu, als etwa der emotionalen Ebene. Aber dazu weiter unten.

Kompetenz meint, dass ein Mensch kognitiv dazu in der Lage sein muss, Wahrnehmung, Gegenstände, Begriffe und Bedeutungen, also die Semantik, einem Kulturkreis entsprechend zu verknüpfen und nach formal genau definierten Grundlagen, der Grammatik, zu äußern. Was so selbstverständlich erscheint, ist ein hochkomplexer geistiger Prozess. netzwerk tirol

April 2020 | Titelthema

adäquaten Weitergabe von bedeutungsgeladenen Begriffen in Form von Sprache von Sender zu Empfänger zusammen.

Zwischen Mund und Ohr Tatsächlich scheinen die Möglichkeiten des Scheiterns jene des Gelingens von Kommunikation um ein Vielfaches zu übersteigen. Was im Zwischenmenschlichen noch recht häufig und gut gelingen mag, erschweren oft Kommunikationskanäle. Die gehen nicht erst seit dem digitalen Zeitalter weit über jenen zwischen Mund zu Ohr hinaus. Schon der Steinzeitmensch war mit Felsritzungen und Rauchzeichen konfrontiert und es ist nicht überliefert, ob der Jungsteinzeitler die Felszeichnungen seines mittelsteinzeitlichen Vorfahrens adäquat zu deuten wusste.

Als Vorläufer der Tageszeitung können die von Julius Cäsar im antiken Rom eingeführten Nachrichtenbulletins ACTA DIURNA (lat: Tagesgeschehen) gelten. Sie wurden zwischen 59 vor bis mindestens 235 nach Christus herausgegeben. Die händisch beschriebenen Stein- oder Tontafeln waren gefüllt mit politischen Beschlüssen, Gerichtsbescheiden, Gladiatorenkampfergebnissen, Todesfällen, aber auch damals schon mit viel Tratsch und Klatsch sowie politischer Propaganda.

Sklaven mussten die Neuigkeiten manuell auf Papyrusrollen übertragen und sie an reiche Schichten, auch in weit von Rom entfernten Provinzen, verkaufen.

Von da an ging es dann rasch in 2.000 Jahren über den Buchdruck, der aus China kam, zum Telegrafieren und -fonieren, zur SMS, E-Mail und zum Facetimen. All das führte sowohl zur Demokratisierung und wurde gleichzeitig auch immer gegen sie eingesetzt. Technologisch stehen die Nürnberger Gesetze auf einer Stufe mit der Menschenrechtskonvention.

Einzig, die Intention drückt die Weltsicht aus.

Große Löffel sind nicht zwingend Eigenschaften von guten Zuhörern.

Von Hasen aber schon. Foto: Emiliano Vittoriosi

Was will Anton von Berta?

Mimik, Gestik, Tonlage, und -stärke gehören zum Reden genauso dazu wie das gesprochene Wort. Sie drücken die Zusatzinformationen aus, manchmal sogar das eigentlich Gemeinte oder dessen Gegenteil. Friedemann Schulz von Thun definierte hierfür das Vier-Seiten-Modell. Jede Botschaft besteht aus einer Sachinformation, einer Selbstkundgabe, einem Beziehungshinweis und einem Appell. Als Fragen formuliert: Was will Anton Berta sagen? Was gibt er ihr dadurch von sich selbst preis? Wie steht er zu ihr? Was möchte er bei ihr überhaupt erreichen?

Ob Berta dann auch alles so versteht, wie Anton ihr es sagen will, ist wiederum abhängig von Situation, Emotion, Ton, Mimik, Gestik, Bildung, kulturellem Hintergrund und von ihrer Bereitschaft.

Jürgen Habermas prägte für diesen komplexen Vorgang den Begriff des kommunikativen Handelns. Dieses setzt sich aus Wahrnehmung, deren Verknüpfung mit Sinn und der netzwerk tirol

Von Verstehen keine Rede Aber nicht das geschriebene Wort dominiert, sondern 90 Prozent der Kommunikation erfolgen auf nonverbaler Ebene.

Der Psychiater und Traumatologe Bessel van der Kolk dazu: „Fürsorge, Missbilligung und Gleichgültigkeit werden alle hauptsächlich durch das Mienenspiel, den Stimmcharakter und Körperbewegungen ausgedrückt.“ In unseren modern Times wurden dafür die Emojis erfunden.

Manches wird so verständlicher, etwa die Ironie, und mancher wendet es an, um die doppelte Ironie auszudrücken.

Und wie schon bisher gilt: dass die Botschaft, die einfache oder doppelte, beim Empfänger richtig ankommt, ist nicht garantiert.

Am Einfachsten ist diese Definition: „Kommunikation ist der Austausch oder die Übertragung von Informationen, die auf verschiedene Arten, verbal, nonverbal, paraverbal, oder verschiedenen Wegen, sprechen, schreiben, gestikulieren, stattfindet.“ Von Verständigung ist auch hier nicht die Rede.

Was ich sage oder was du verstehst?

Trotzdem verstehen Menschen zahllose Botschaften wie von selber, ganz nebenbei und meist völlig unbewusst. Es ist die Erfahrung, die uns unser Leben erleichtert. Menschen drücken sich über ihren Kleidungsstil, ihre Haartracht, ihre Schmuckstücke, ihr Auto aus. Sogar über die Speisen, die sie essen und die Weine, die sie dazu trinken, geben sie etwas von 13

Titelthema | April 2020

„Und du findest das witzig oder was?“ Foto: Anusha Barwa

„You talkin‘ to me?“ – Nicht jeder eignet sich als Gesprächspartner.

Foto: Jennifer Chen

sich preis. Alle Handlungen und Situationen des alltäglichen Lebens sind mit bestimmten Bedeutungen aufgeladen. Von der Rolex am Handgelenk bis zum geflickten Schuhwerk enthalten soziale Vorgänge stets auch bestimmte Botschaften, die Teilnehmer eines gesellschaftlichen Systems in der Regel mittels kultureller Praktiken decodieren und damit verstehen können.

Reden ist Gold, Schweigen ist Blech Paul Watzlawick hat neben der doppelten Verneinung noch Weiteres über Kommunikation gesagt: (1) „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.“ Eine rein informative Kommunikation gibt es demnach nicht. (2) „Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.“ Das heißt nichts anderes, als dass gelingende Kommunikation eine Reaktion vom Gegenüber erfordert. (3) „Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.“ Dabei liegt der Fokus auf der interpersonellen analogen Interaktion auf dem Beziehungs-, während er in der digitalen auf dem Inhaltsaspekt liegt (4) „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichgewicht oder Unterschiedlichkeit beruht.“ Im Komplementärfall basiert die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern auf deren Unterschiedlichkeit, im Idealfall ergänzen sie einander.

Symmetrische Beziehungsformen zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Partner bemühen, Ungleichheiten auszugleichen oder zu minimieren.

Wer das beachtet, erzielt wahrhaftige Kommunikation.

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In der Regel können wir Menschen das aber ganz automatisch. Schließlich existierten wir schon Jahrtausende lang recht produktiv, bevor Watzlawick die Praxis mit Theorie untermauerte. Ein Glücksfall!

Watzlawick und der unglückliche Hammer Gleichzeitig ist unsere Geschichte aber von großen Missverständnissen geprägt. Den hässlichsten Ausdruck finden sie in den Geschichtsbüchern unter dem Schlagwort: Krieg.

Eine der bekanntesten Geschichten, mit denen Watzlawick die missglückte Kommunikation beschreibt, findet sich in seinem 1983 erschienen Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“: Ein Mann will ein Bild aufhängen, er hat einen Nagel, aber keinen Hammer. Er weiß: der Nachbar hat einen Hammer, also beschließt er hinüberzugehen, um ihn sich auszuborgen. Da kommen ihm Zweifel: „Was, wenn mir der Nachbar den Hammer nicht borgen will? Gestern hat er mich nicht gegrüßt, ich glaube, er hat etwas gegen mich und das, obwohl ich ihm nichts getan habe und ich ihm meinen Hammer sofort ausleihen würde, hätte ich einen.“ Der Mann, der das Bild aufhängen will, steigert sich dermaßen in seine Zweifel hinein, dass er schließlich denkt: „Solche Menschen wie mein Nachbar, der mir nicht einmal den Hammer ausborgen will, können einem das Leben gehörig vergiften. Mir reicht´s jetzt aber wirklich mit dem Kerl.“ Der Mann stürmt zum Nachbarn hinüber, läutet an der Tür, der Nachbar öffnet und noch bevor dieser „Guten Morgen“ sagen kann, wird er schon angeschrien: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!

▲ netzwerk tirol

LIEBE UNTERNEHMERIN, LIEBER UNTERNEHMER, uns ist bewusst, wie herausfordernd die aktuelle Situation für Wirtschafts­ treibende ist. Deshalb sind wir in der Volksbank Tirol darauf vorbereitet, Sie mit all unserer Kraft zu unterstützen. Für unser Land und den Wirtschaftsstandort Tirol ist Zusammenhalt dieser Tage besonders wichtig. Nur gemeinsam sind wir stark.

Als Hausbank der Unternehmerinnen und Unternehmer in Tirol sind wir für Sie da.

Schnell und zuverlässig. Jetzt ist die Zeit, um das von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen zu bestätigen. Wir arbeiten daran, das von der Bundesregierung be­ schlossene Garantie­ und Haftungspaket umgehend zu Ihnen zu bringen. Unsere Expertinnen und Experten stehen mit allen wichtigen Informationen zur Seite, unterstützen bei Anträgen und helfen bei der Abstimmung mit Förderstellen.

Offen und ehrlich. Wir gehen transparent in eine sowohl für Sie als auch für die Volksbank Tirol völlig neuartige Situation. Mit Hochdruck arbeiten wir an unkomplizierten Lösungen, um Unternehmen in der Region rasch Zahlungs­ erleichterungen anzubieten. Mit der Unterstützung der Tiroler Wirtschaft wollen wir zum Erhalt der Arbeitsplätze in unserem Land beitragen.

Persönlich und individuell. Kontaktieren Sie Ihre persönliche Firmenkunden­ beraterin bzw. Ihren ­berater. In dieser schwierigen Zeit stehen Sie als Kundin bzw. Kunde besonders im Fokus. Unabhängig des staatlichen Förderprogram­ mes konnte die Volksbank Tirol bereits hunderten Firmenkundinnen und ­kunden mit Stundungen, Laufzeitverlängerungen oder Rahmenerhöhungen helfen.

Wir kennen Ihre Stärken und unterstützen weiterhin dabei, die Liquidität Ihres Unternehmens sicherzustellen.

Volksbank. Vertrauen verbindet.

Mag. Martin Holzer Vorstand

Mag. Markus Hörmann Vorstandsvorsitzender

Tel. 050566 www.volksbank.tirol/kmu-hilfe

Werner Foidl Vorstand

Die Unternehmer-Bank für Tirol.

Pause | April 2020

Klaus Mark.

Foto: Die Fotografen

DER ENTSPANNTE KLAUS MARK

„Ist es denn notwendig, mit Negativschlagzeilen sein Geld zu verdienen?“ Klaus Mark ist Gründer von MK Illumination und Präsident der Tiroler Adler Runde.

Das Gespräch beginnt mit Kraft, Zeitvertreib und Bildung, um über Verantwortung, nachhaltige Werte bis zur Corona-Krise zu kommen.

VON MAXIMILIAN BRUSTBAUER

1.200 Mitarbeiter, 4.000 Projekte jährlich und fast 140 Millionen Umsatz. Wann und woher nehmen Sie die Kraft, um das alles zu bewerkstelligen?

Die Kraft nimmt man sich aus vielen Bereichen. Einer ist die Familie, dazu kommt noch der Freundeskreis und ich bin auch ein passionierter Fußballer und spiele noch immer jedes Wochenende, teilweise sogar mit den gleichen Kollegen, mit denen ich schon seit dem 5. Lebensjahr zusammen spiele. Mittlerweile zelebrieren wir aber den Altherren-Stil, 16

dennoch aber immer noch sehr ehrgeizig. Mir geben aber auch die Firma und die Mitarbeiter Kraft.

Von ihnen kommt immer ein sehr fruchtbarer Input, und mittlerweile haben wir auch viele Standorte in den unterschiedlichsten Ländern. Und deshalb habe ich auch die Möglichkeit reisen zu dürfen, woraus ich wieder sehr viel Weitblick und frische Ideen bekomme.

Und das alles kann ich dann wieder an die eigene und an die MK-Familie zurückgeben. netzwerk tirol

April 2020 | Pause

Welchen Wert stellt Freizeit für Sie dar?

Freizeit sollte bei jedem einen hohen Stellenwert haben.

Sowohl im Tagesablauf als auch in der Lebensplanung. Denn alles, was man in der Freizeit macht, trägt dazu bei, dass man gesund bleibt und sich weiterentwickelt, sowohl der Körper als auch im Kopf. Freizeit ist ein wichtiger Bestandteil des Menschen.

Sie fordern eine öffentliche internationale Schule für Tirol, um eine international anerkannte Ausbildung anzubieten, für heimische, wie auch für Kinder von ausländischen Spezialisten und Fachkräften. Welche Bedeutung wird in der Zukunft die Bildung für Tirol haben?

Unser Land ist gut aufgestellt. Das muss ich gleich vorausschicken. Aber die Welt um uns hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Veränderung ist heute das Alltägliche.

Und wie überall brauchen wir auch in der Bildung Veränderung. Die Notwendigkeit für eine internationale Schule kommt daher, weil wir in Tirol global agierende Unternehmen haben, die auch international agierende Arbeitskräfte brauchen. Wenn ich einmal auf den Philippinen, zwei Jahre später in Russland und dann in Tirol arbeite, dann kann mein Kind ja nicht alle Sprachen lernen.

Gleichzeitig muss die Schule aber auch für heimische Kinder offen und vor allem auch leistbar sein, um den Austausch und um gegenseitige Befruchtung zu ermöglichen.

Wie bilden Sie sich selbst weiter?

Ich habe keinen klassischen Bildungsweg hinter mir. Ich habe vier Jahr die Volksschule, vier Jahre das Paulinum in Schwaz und sieben Jahre die HAK besucht und bin ohne Matura abgetreten. Ich fand die Zeit aber sehr befruchtend, obwohl ich anders war und wenn man anders war, war man nicht gut aufgehoben im System. Ich finde aber, dass es Platz geben muss, um anders sein zu können.

Heute lese ich viel, vor allem Fachmagazine. Und ich reise und rede sehr viel. Besonders dadurch habe ich die Möglichkeit, das Denken von Menschen aus und die Systeme in anderen Ländern besser kennenzulernen. Wenn man das Andere nicht kennt, darf man nicht darüber urteilen. Und selbst wenn man Anderes kennt, ist es auch schwierig.

Welche Verantwortung kommt ihnen als Chef von 1.200 Mitarbeitern zu?

Ich bin der Meinung, dass die Verantwortung, ein Unternehmen zu leiten und das Gesicht der Gruppe zu sein, darin liegt, das große Ganze im Blick zu haben. Das führt dazu, dass man auch Entscheidungen treffen muss, die dem Einzelnen nicht zum Vorteil gereichen, aber da muss eben die große MK-Familie zählen. Und daraus ergibt sich, da wir ein Familienunternehmen sind, dass einem bewusst sein muss, dass auch dahinter viele Familien stecken, also die der Mitarbeiter. Und somit müssen die Entscheidungen auch dementsprechend gefällt werden. Wir, mein Bruder, meine Frau und ich, haben alle eine humanistische Ausbildung genossen und daran richten wir unser Handeln aus.

Das ist übrigens auch kein Widerspruch dazu, dass ein Unternehmen auf dem internationalen Markt bestehen kann.

Wie Sie sehen können. netzwerk tirol

Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?

Ich kann mit Verantwortung recht gut umgehen und ich habe eine recht klare Vorstellung vom großen Ganzen. Aber natürlich spürt man eine gewisse Belastung, auch wenn sie einem vielleicht nicht immer gleich bewusst ist. Ich bin zum Beispiel einmal von New York nach Frankfurt geflogen. Beim Abflug war ich noch ganz gesund und nach meiner Landung in Frankfurt hatte ich nur noch 70 Prozent Hörvermögen am linken Ohr. Mir war das gar nicht so bewusst, aber der Körper hat mir gesagt: Obacht. Was ich aber aus diesem Erlebnis gelernt habe, ist, dass man generell immer auf sich selbst schauen muss, um auch für andere Verantwortung übernehmen zu können und ich übernehme gerne Verantwortung.

Welchen Spielraum hat ein Unternehmer wie Sie im gesellschaftlichen Bereich? Versuchen Sie auch hier gestaltend aufzutreten?

Mein Vater war schon 18 Jahre Gemeinderat und auch die Vor- und Vorvorgenerationen waren politisch tätig.

Das ist in unserer Familie also immer weitergegeben worden und so bin ich nun bald 18 Jahre im Gemeinderat und Vizebürgermeister. Warum macht man das?

Ich sehe das als eine sozialpolitische Aufgabe, sich für sein Umfeld zu interessieren und zu engagieren.

Ist das auch als Obmann der Adler Runde der Fall?

Wir sind 42 Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen, uns alle verbindet Gründergeist, Weitblick und eine tiefe Verbundenheit mit unserer Tiroler Heimat. Wir sind eine unabhängige Ideenschmiede und verfolgen gemeinsam das Ziel, unsere Tiroler Wirtschaft nachhaltig zu stärken und dabei auch gesellschaftsrelevante Herausforderungen stets im Auge zu behalten. Unser Fokus liegt auf einem befruchtenden Austausch, gegenseitiger Hilfe. Jeder kann so über den eigenen Horizont hinausschauen. Das ist sehr hilfreich.

Seit ich Präsident bin, legen wir auch einen Schwerpunkt auf Unternehmensbesuche und schauen uns an, was wir für das Allgemeinwohl einbringen können, wie zum Beispiel, dass regionales, in Tirol angebautes Essen schon ab dem Kindergarten den Menschen näher gebracht wird anstelle von Conveniencefood. Für die Umsetzung braucht es dann die Politik. Und somit hängt beides zusammen.

Tirols Wirtschaftskraft hat sich lange und stark auf den Tourismus fokussiert. Die Erholung und Entspannung der Gäste war der Motor für das ganze Land. Kann das in der Zukunft in der doch extremen Form noch weiterhin bestehen?

Grundsätzlich ist das ein Thema, das natürlich zwei Seiten hat. Der Tourismus als Zweig macht nur ein Drittel der Tiroler Wirtschaftskraft aus. Wir haben auch eine gute Industrie und einen starken Handel und ein starkes Dienstleistungsgewerbe. Man kann zum Tourismus stehen, wie man will, da habe ich vollstes Verständnis. Aber die Infrastruktur, die wir alle genießen und die unvorstellbar gut ausgebaut ist, haben wir wegen des Tourismus. Das gibt es in kaum einer anderen Region der Welt. Ich reise seit über 25 Jahren fast sechs Monate jährlich. Ich kann das ganz gut vergleichen.

Aber natürlich braucht es auch mahnende Worte: Braucht es 17

Pause | April 2020

„Platz ist auf den Tiroler Bergen für alle genug da.“ Foto: Privat

das alles? Das ist eine berechtigte Frage. Gleichzeitig ist mir natürlich klar, dass bei dem Thema Tourismus viele Interessen von unterschiedlichsten Seiten zusammen kommen und dass der Tourismus, gefühlt, mancherorts sehr groß empfunden wird. Es sind, und das wird auch so bleiben, aber immer noch eine geringe Zahl der Tiroler Berge touristisch erschlossen.

Platz ist für alle genug da. Dass dann aber Medien, wie es in der jüngsten Vergangenheit der Fall war, derart einseitig und negativ berichten, stelle ich aber schon zur Debatte.

Weil, ist es denn notwendig, mit Negativschlagzeilen sein Geld zu verdienen?

Die Adler Runde hat zum Ziel, bestmögliche Rahmenbedingungen für eine starke Tiroler Wirtschaft im Einklang mit nachhaltigen Werten zu schaffen. Wurden diese Werte in der Vergangenheit von einigen Unternehmern missachtet, gerade im Tourismus?

Wir haben in der Adler Runde sehr viele Unternehmer, die sehr nachhaltig wirtschaften, und das sind ja alle Familienunternehmen. Wir denken also sehr stark über Nachhaltigkeit nach, denn Tirol ist unser Lebensraum.

Da gibt es niemanden, der dem Land bewusst Schaden zufügen möchte. Das heißt aber nicht, dass nicht Sachen falsch gemacht werden. Es ist - wie in allen anderen Branchen auch – für unseren Tiroler Tourismus wichtig, den Weitblick zu behalten, neue Wege anzudenken und gegebenenfalls auch Kurskorrekturen vorzunehmen.

Welche Impulse braucht die Tiroler Wirtschaft jetzt in Zeiten der Corona-Krise?

Die Impulse werden momentan von der Politik gesetzt. Um durch die Krise zu kommen, braucht es kurzfristige Impulse.

Das ist sicher der richtige Weg. Denn die Krise ist anders als die Finanzkrise, bei der Banken gerettet werden mussten.

Heute geht es um die Allgemeinheit, um die Menschen und

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ihre Gesundheit. Alles, was wir bisher gemacht haben, kann man und muss man jetzt hinterfragen. Was war sinnvoll und was kann jetzt helfen, um das System wieder in Gang zu bringen. Da können aber auch Fehler passieren, aber die wird man erst im Nachhinein erkennen.

Welche Fehler darf die Politik jetzt nicht machen?

Ich glaube, all jene, die glauben, alles besser zu wissen und alles kritisieren zu müssen, sollten sich Gedanken machen, in Funktionen zu gehen, wo sie Entscheidungen treffen müssen. Ich bin der Meinung, dass Menschen Verantwortung übernehmen und nicht nur kritisieren sollten.

In der Politik ist ein hohes Bemühen da und die derzeitige Corona-Krise ist eine noch nie dagewesene Pandemie, die die Vertreter unseres Landes alle vor eine nie dagewesene Herausforderung stellt und wo es keinerlei vergleichbare Erfahrung gibt. Natürlich wird man von der Wucht dann überfordert, aber es werden alle Anstrengungen unternommen und das muss man anerkennen.

Im Nachhinein können wir genau aufarbeiten, was falsch gelaufen ist und darüber diskutieren, aber das Wichtigste ist jetzt, klug und bemüht zu agieren.

Und welche Fehler darf die Wirtschaft jetzt nicht machen?

Wir als MK Illumination haben ein gutes Team, das wir behalten möchten. Gehen uns die Aufträge aus, müssen auch wir die Reißleine ziehen. Aktuell nutzen wir aber die Zeit, um Projekte vorzuziehen, die natürlich mit Kosten verbunden sind, aber das Unternehmen in der Zukunft stärken. Gut ist, dass der Staat jetzt die Mitarbeiter mitbezahlt, aber schließlich sind ja wir die, die das einzahlen. Deshalb kann das nicht endlos gehen.

Durch die Krise haben wir aber auch die Chance, zu fragen, ob das Wirtschaftswachstum in der Größe immer notwendig ist. Ich persönlich habe kein Problem damit, wenn es ein bisschen langsameres Wachstum gäbe.

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Titelthema | April 2020

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M I S SV E R STÄ N D N I S

Über die Schwierigkeit, sich miteinander zu verständigen alles nickt. „Wir gehen zum Ball.“ Die Fußballerin wird darüber anderes denken als der Tänzer.

Sich miteinander zu verständigen ist aber das zentrale Thema aller Beziehungen und Unternehmenskulturen.

VON MANFRED STEINLECHNER

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April 2020 | Titelthema

Wenn wir vor einer Ampel stehen, dann können wir davon ausgehen, dass sich auch alle anderen an die Eindeutigkeit dieses Signals halten werden, und wir kommen gesund nach Hause.

Diese Klarheit ist der menschlichen Kommunikation aber fremd, vielmehr ist sie grundsätzlich auf Missverständnisse hin geöffnet. Schon die Verständigung mit einem selbst ist ein schwieriges Unterfangen, vieles bleibt unbewusst, ambivalent und vieldeutig. Wir können die Psyche mit einem Orchester bestehend aus vielen verschiedenen Instrumenten vergleichen. Es bedarf einiger Dirigatskunst, um keine Kakophonie zu erzeugen.

Noch komplexer wird es, wenn andere Menschen zu einem selbst dazukommen. Wir werden von unseren Eltern zwar in eine Sprachgemeinschaft sozialisiert, aber eben auf ganz verschiedene Weisen. Hinzu kommt, dass wir Soziolekte und Dialekte sprechen und diese wiederum in gehobene Umgangssprachen und Fremdsprachen übersetzen.

Wenn der Vorstandsvorsitzende in seiner Jahresansprache meint, dass er im Unternehmen dem Humanismus verpflichtet bleibt, so wird der studierte Philosoph in seinem Team andere Vorstellungen damit verbinden als die Qualitätsmanagerin oder der IT-Abteilungsleiter.

Das heißt grundsätzlich, dass wir nicht glauben dürfen, einander schon verstanden zu haben, nur weil wir alle nicken.

Es gibt diese alte Regel: „Gesagt ist noch nicht gehört. Gehört ist noch nicht verstanden.

Verstanden ist noch nicht einverstanden. Einverstanden ist noch nicht angewendet. Angewendet ist noch nicht beibehalten.“ Um zumindest etwas sicherer zu gehen, ob wir einander verstanden haben, sollten wir genau diese Kommunikationskette durch Nachfragen sicherstellen.

Mitarbeiter für das Projekt gewonnen werden, oder versandet es im Widerstand? Gemeinsames Nicken.

Es ist wichtig, Kommunikationstechniken zu erlernen, wie zum Beispiel in Ich-Botschaften zu sprechen. „Ich finde, du bist doof“, ist damit aber nicht gemeint. Wichtig ist die Haltung, die ich meinem Gegenüber gegenüber einnehme.

Wir sollten gemeinsam auf der Suche nach plausiblen, immer vorläufigen Antworten sein. Das ist freilich viel verlangt für einen, dem es besonders darum geht, sich selbst darzustellen und schon alles zu wissen. Einerseits scheint Narzissmus eine verbreitete Eigenschaft von Führungskräften zu sein, die es sonst vielleicht nicht geworden wären, andererseits ist es ein großes Hindernis, dann von den Mitarbeitern nicht verstanden zu werden. Und es nicken wieder alle, aber das ist nicht dasselbe.

So wie die Krise zum Leben gehört, gehört das Missverständnis zur Kommunikation. Es ist nicht der Sonderfall, sondern die Regel. Der Befehl versucht, Eindeutigkeit herzustellen.

Aber zur europäischen Tradition der Demokratieentwicklung gehört der Dissens sowie der Widerspruch, und darüber lernen Systeme und Menschen dazu.

Gelungene Kommunikation ist im Vergleich zum Befehlston, wie er etwa in China oder Korea angeschlagen wird, langsamer. Sie ist dafür aber nachhaltiger, weil die Betroffenen verstanden haben und nicht nur gehorchen. „Da geht’s lang“, sagt der Chef zu seinen Mitarbeitern und fliegt davon. Die Mitarbeiter nicken.

„So wie die Krise zum Leben, gehört das Missverständnis zur Kommunikation.“

Neulich eröffnete der Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin in Lausanne den Anwesenden einer Tagung: „Ärzte sollen möglichst viel mit ihren Patienten reden. … Bitte nicht, Kollegen, seid lieber mal still!“ Und warum hat er das gesagt? Damit Ärzte sicherstellen können, dass ihre Patienten überhaupt die Diagnose und die Therapievorschläge verstanden haben, bedarf es der Übersetzung des Berufsjargons in den Verständnishorizont des Betroffenen. Ansonst gibt es wieder nur: gemeinsames Nicken.

Wir reduzieren die Komplexität der Kommunikation dadurch, dass wir zuhören lernen: Wie denkt mein Gegenüber? Welche Konzepte von Wirklichkeit beschäftigen ihn? Kann ich seine Gefühlssituation nachfühlen? Bin ich in der Lage, mein Expertentum hintanzustellen, um den Anderen zu hören, in seiner Sprach- und Denkweise, die zu meiner äußerst verschieden sein kann? Oder ein anderes Beispiel: Wenn zwei Banken fusionieren, hören die Geschäftsführer auf das Gegenüber und auf die latenten Bedenken und Ängste der Mitarbeiter vor dem Change? Können einflussreiche netzwerk tirol

Der Beitrag der Empathie zur gelungenen Kommunikation kann gar nicht überschätzt werden. Wenn wir Empathie begreifen als die Doppelfähigkeit, zu denken, was den Anderen im Augenblick gerade geistig beschäftigt, und zu fühlen, was er dabei wohl fühlt, dann können wir mit empathischem Verständnis viele Missverständnisse minimieren.

Wenn ein Mitarbeiter seiner Führungskraft erzählt, dass er sich derzeit belastet fühlt, weil seine Frau erkrankt ist, ist mit Empathie nicht gemeint, daraufhin zu sagen: „Wird schon wieder.“ Das wäre ein klassisches Abwimmeln. Empathie ist kommunikative Zuwendung. Und wenn die Führungskraft im Augenblick gerade keine Zeit dafür hat, ist es deutlich klüger, das so zu sagen und ein Gespräch für später zu vereinbaren, statt eines Abwimmelns.

Sorgfältige Kommunikation ist Respekt vor meinem Gegenüber und diese Wertschätzung ist für gelungene Kommunikation wiederum spielentscheidend. Trotz aller Sorgfältigkeit werden wir einander in Beziehungen und Unternehmen aber weiterhin missverstehen. Daran führt kein Weg vorbei. Aber in einer Kultur des gegenseitigen Bemühens sind Konflikte gut begrenzbar.

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Titelthema | April 2020

Weltsprache. Foto: Sharon McCutcheon

Kommunikation treibt viele seltsame Blüten: Bedienungsanleitungen sorgen für Verwirrung statt für Klarheit. Ärzte und Techniker reden in Rätseln und bei Fremdsprachen überschätzt sich so mancher.

Die flexible Handhabung der Wahrheit gilt einigen als höflicher als die nackte, weil sie so besser als gesellschaftliches Schmiermittel funktioniert. Wer lesen kann, ist nicht immer im Vorteil. Wissen hilft, nützt aber manchmal gar nichts. Nicht alles ist verständlich, was kommuniziert wird.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER „Madrid oder Mailand. Hauptsache Italien.“ Andi Möller Foto: Alejandro Cartagena

SPRACHFAMILIEN

Stilblüten, spanische Dörfer und ganz gewöhnliche Schwindeleien 22

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April 2020 | Titelthema

„Lügen ist ein Sprachspiel, man muss es lernen wie jedes andere.“ Ludwig Wittgenstein

A lying seal. Lügt sie oder liegt sie nur? Foto: Anja R.

Dass auf einer Packung Erdnüsse der Verweis steht „Kann Spuren von Erdnüssen enthalten.“ oder auf OrangensaftFlaschen das Label „Vegan“, ist klassisch tautologisch. Wie der weiße Schimmel. Der Aufkleber auf einer Mikrowelle, dass „Katzen, Hunde und Hamster nicht in der Mikrowelle getrocknet werden dürfen“, hat leider viele Gründe. Viele tote Katzen, Hunde und Hamster nämlich. Die Augen groß aufreißen möchten viele, wenn sie im Auto lesen: „Was im Rückspiegel erscheint, befindet sich hinter Ihnen!“ oder auf einer Kettensäge: „Bitte versuchen Sie nicht, die Kette mit der Hand anzuhalten!“ oder an einem Kleidungsstück: „Kleidung nicht am Körper zu bügeln!“. Da aber manche nicht die Augen aufreißen, sondern überrascht „Oha!“ sagen, braucht es diese Hinweise eben doch.

Anders verhält es sich, wenn die Anleitung für Weihnachtskerzen so klingt: „1. Auspack und freu. 2. Slippel A kaum abbiegen und verklappen in Gegenslippel B für Illumination.

3. Mit Klammer C in Sakko oder Jacke von Lebenspartner einfräsen und lächeln für Erfolg. 4. Für eigens Weihnachtsnetzwerk tirol

feierung Produkt setzen auf Tisch. 5. Für kaputt oder Batterie mehr zu Gemütlichkeit beschweren an: XY.“ In dem Fall ist es amüsant und ungefährlich, denn es sind ja nur elektrische Weihnachtskerzen. Was aber, wenn es um teure medizinische Geräte und täglich benötigte Gegenstände für Arbeit, Küche, Bad, Werkstatt oder Haushalt geht?

Mangelhafte und unverständliche Betriebsanleitungen verursachen jährlich Schäden in Millionenhöhe.

Keine Standards für Betriebsanleitungen Einer der Hauptgründe für Missverständnisse ist, dass es keine einheitlichen Standards und Normen für Benutzeranweisungen gibt. Weder in der Form, Gebrauchsanweisungen können als Bücher, Schilder, Etiketten, Falzanleitungen oder elektronische Direktiven angelegt sein. Noch, was den Inhalt betrifft. Die Informationen können einen ganzen Produktzyklus enthalten oder nur Anweisungen zur Handhabung.

Häufig verfassen technische Redakteure diese Bedienungsanleitungen, setzen dabei allerdings oft ein gewisses 23

Titelthema | April 2020

Grundverständnis der Technik voraus. Zudem ergeben sich Ungenauigkeiten, wenn Redaktionssysteme auf vorgefertigte Module zurückgreifen, die nicht immer hundertprozentig passgenau sind.

Der Hersteller eines Produkts hat seinem Kunden gegenüber jedoch eine Instruktionspflicht, die Bestandteil des Kaufs ist. Juristisch können fehlerhafte oder nicht vollständige Bedienungsanweisungen als Sachmangel gewertet werden.

Bei Personenschäden infolge von Bedienungsfehlern anhand mangelhafter Angaben im „Beipackzettel“ kann es für den Hersteller teuer werden, weil in dem Fall die so genannte Produkthaftung greift.

Sagt der Arzt zum Patienten: „Sie leiden an einer postbrachialen Erweiterung des Abdomens.“ Patient: „Oh mein Gott! Muss ich jetzt sterben?“ Arzt: „Nein furzen. Sie haben Blähungen.“ Auch die Kommunikation zwischen Ärzten und ihren Patienten ist oft geprägt von Unverständnis. Der Grund ist zum einen das gute, alte Ärztelatein, dessen aber nicht jeder Otto-Normal-Patient mächtig ist.

Dabei sind klare Arzt-Patienten-Gespräche auf Augenhöhe erwiesenermaßen die elementare Voraussetzung für eine erfolgversprechende Behandlung. Nur wenn der Kranke versteht, was ihm fehlt, kann er kooperieren und sich am Heilungserfolg aktiv beteiligen.

Zum anderen ergab eine Umfrage der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, dass sich Ärzte und Patienten nicht einmal unter muttersprachlichen Begriffen immer dasselbe vorstellen. Während Ärzte denken, sie haben gut erklärt, und Patienten denken, sie hätten verstanden, reden sie tatsächlich aneinander vorbei. Das dafür aber mit gegenseitig zufriedenstellender Einigkeit. Angeraten ist jedoch gegenseitiges Nachfragen, denn wer früher stirbt, ist länger tot. Immer wieder führen Ärzte-Patienten-Kommunikationsfehler zu Fehlbehandlungen, im schlimmsten Fall zu medizinischen Komplikationen bis hin zum Tod und sehr oft auch vor Gericht. Hinzu kommt, dass als eine weitere Folge die Gesundheitskosten in die Höhe getrieben werden.

Wie mit Medizinern, kann auch eine Misskommunikation mit Handwerkern, IT-Experten und anderen Professionisten unangenehme Konsequenzen und hohe Kosten nach sich ziehen.

Hätte der Kamin nicht dorthin kommen sollen? Wo sind jetzt die ganzen Dateien? Allgemein gilt: Wer sich Ärger und Geld sparen möchte, für den gibt es keine dummen Fragen.

Weiße Schwindeleien Dass Menschen so oft aneinander vorbeireden, hat neben mangelndem Fragen noch viele weitere Gründe. Das fängt schon bei der Wahrnehmung an, denn jeder Mensch nimmt

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Dinge anders wahr. Zum anderen liegt es an der Bewertung, denn der Mensch ordnet die Sachverhalte des Lebens gemäß seinen eigenen Denkmustern, Erfahrungen und Bildungshintergründen an und ein. Dass dabei am Ende nicht immer dasselbe herauskommt, was vermeintlich am Anfang wahrnehmbar war, liegt auf der Hand. Juristen können ein Lied davon singen, etwa wenn es um Zeugenaussagen geht.

War die Jacke des Verdächtigen rot? Hatte er überhaupt eine? Nicht nur unter Stress sehen wir die Welt anders als unsere Mitmenschen.

Auch aus Wahrnehmungsunterschieden und -diskrepanzen resultiert folgende Zahl: 200 Mal pro Tag lügt der normalmoralische Durchschnittsmensch. Dabei handelt es sich nicht immer um bewusste Verdrehungen der Tatsachen, sondern eben oft um unterschiedliche Wahrnehmungen. Oder um so genannte weiße Lügen, bei denen die Realität ein wenig flexibel gehandhabt, hier ein bisschen beschönigt, dort ein wenig aufgebessert wird. Solche Schwindeleien geschehen, um sich den Alltag und die Welt an sich ein bisschen erträglicher zu gestalten, um sich selbst oder andere vor ganzen und nackten Wahrheiten zu verschonen. Um den Himmel des letzten Urlaubsorts ein wenig blauer erscheinen zu lassen, als er tatsächlich war oder schlicht, um die betagten Großeltern vor Betrübnis zu bewahren. Wer es genau nimmt, hat also auch einen Gutteil der hoch gehaltenen Höflichkeiten als Lügen zu werten. Da Höflichkeit ihrer Definition nach aber mehr konventionalisierte Respektsbezeugung, denn ehrlich gemeinte Anteilnahme ist, auch das: Schmiermittel und lässliche Sünde zugleich.

Fremdsprachliche Selbstüberschätzung Der österreichische Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sagte: „Lügen ist ein Sprachspiel, man muss es lernen wie jedes andere.“ Während Menschen dieses Spiel in der Regel rasch recht gut beherrschen, verhält es sich in punkto tatsächlichen Fremdsprachen ein wenig anders. Die österreichische Akademie der Wissenschaften fand heraus, dass sich Menschen bezüglich ihres fremdsprachlichen Könnens deutlich überschätzen. Vor allem, was die Aussprache betrifft, hält sich so mancher Steirer in den USA wohl für akzentfrei.

Dafür verantwortlich sein soll der „Mere-Exposure-Effect“, der besagt, dass Menschen Bekanntes als angenehmer einschätzen als Unbekanntes.

Umgelegt auf Fremdsprachen heißt das, wer sich selbst Englisch, Französisch oder Spanisch sprechen hört, bewertet sein Englisch, Französisch oder Spanisch als besser als das vom Nebenmann gesprochene. So what? So lange jeder den Inhalt versteht, darf auch Rainer Pariasek in Kitzbühel „akzentfrei“ weiterplaudern: „Petrigg MeckDempsi. Intschoi de Reiß!”

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Digital | April 2020

NACHBARSCHAFTSHILFE

Sam überlebt Corona Sam hilft dir beim Laubauskehren aus der Dachrinne. Sam borgt dir einmal eine Stichsäge. Sam hilft dir beim Aufbauen des neuen Esstisches. SAM ist super. SAM ist eigentlich eine App. SAM kann das nicht. Aber SAM ermöglicht die Kommunikation zwischen den Menschen, sodass sie sich helfen.

VON KARL MÜLLER

Das Innsbrucker Unternehmen duftner.digital hat Sam entwickelt. Communalp hat den Sinn erkannt und vernetzt.

Die Stadt Lienz hat als erste Gemeinde das Potential gehoben und ist nun Partnerstadt. Seit Ende März können sich aber Menschen in ganz Österreich und darüber hinaus über die App SAM (Anm. d. Red. Smart Aid Mobil) vernetzen und digitale Nachbarschaft in analoge Nachbarschaftshilfe umwandeln.

Die Idee hinter SAM war, regionalen und sozialen Einrichtungen technisch und organisatorisch unter die Arme zu greifen.

Mit einer einheitlichen Plattform, die benutzerfreundlich und werbefrei aufgebaut ist, soll ein Netz zwischen Menschen und Gemeinden entstehen, in dem sich jene finden, die einander einen Nutzen bringen können.

Dass jetzt mit der Corona-Krise ein Anlass entstanden ist, der die tatsächliche physische Hilfe schwieriger bis unmöglich macht, ist aber eigentlich ein verstärkender Grund für die Notwendigkeit von SAM. Elisabeth Blanik, Bürgermeisterin von Lienz: „Durch die ganze Stadt strömt seit Beginn der Krise eine große Welle an Solidarität und Gemeinschaftsbewusstsein. Es gibt eine unglaubliche Bereitschaft der Menschen, sich während der Krise zu engagieren. SAM dient ihnen als Werkzeug dafür.

Ganz unter dem Motto: Hilfe bekommt, wer Hilfe benötigt.“ Bisher lief die Vermittlung von Hilfesuchenden zu Hilfeanbietenden über das Sozialamt des Lienzer Rathauses. Eine Mitarbeiterin war jeden Tag dafür zuständig. Dieter Duftner: „Über SAM können jetzt beide Seiten direkt in Kontakt treten. Man braucht keinen Vermittler mehr. Eine herkömm26

liche Hotline ist in Krisenzeiten auch allzu schnell überlastet.“ Wer Hilfe braucht, formuliert sein Anliegen tippend in die APP. Unterstützungswillige reagieren darauf. Beide treten miteinander in Kontakt und besprechen den Ablauf der Unterstützung. Um Missbrauch zu verhindern und die Sicherheit zu gewährleisten, „müssen alle Personen ihre Daten angeben, sodass beide Seiten wissen, mit wem sie es zu tun haben“, erklärt Bürgermeisterin Blanik.

So wie SAM nicht erst aufgrund der Corona-Krise entwickelt wurde, so wird er auch diese als nützliche Hilfe überstehen.

David Kranebitter von Communalp und Projektentwickler sieht in SAM eine Chance auch über die Corona-Krise hinaus. Das Gemeinschaftsleben in den Gemeinden kann so noch mehr verstärkt werden und es wird ein langfristiger Mehrwert für die Menschen gestiftet.

Zusätzlich noch vorgesehen sind so genannte Minijobs, wie etwa kleine Reparaturarbeiten oder andere physische Hilfestellungen. Möglichen Sorgen von Handwerksbetrieben entgegnet Dieter Duftner: „SAM soll keinesfalls eine Konkurrenz zu gewerblichen Unternehmen darstellen.“ Aufgrund der Corona-Krise ist diese Funktion aber momentan ohnehin nicht freigeschaltet. Wie auch die Bewertungsmöglichkeit der App noch auf Eis liegt.

Bürgermeisterin Blanik sieht SAM vollumfassend positiv und ist sich sicher, „dass die Solidarität, die jetzt herrscht, mit SAM über die Zeiten von Corona hinaus erhalten werden kann.“ SAM ist sowohl für Android als auch für iOS verfügbar. ▲ netzwerk tirol

Landwirtschaft | Oktober 2019

Von den Besten lernen: Tirol als Digitalisierungs-Weltmeister „Wir setzen uns täglich in Tirol bei unseren Kunden mit der Digitalisierung von Geschäftsprozessen auseinander. Manchmal entstehen dabei auch ganz neue Geschäftsmodelle. Das ist dann besonders spannend“, meint Romana Leitgeb von Kapsch, die am Standort Innsbruck für digitale Innovationen zuständig ist.

Vorreiterrolle bei smarten Lösungen Kapsch ist spezialisiert auf Digitalisierungslösungen – und das branchenunabhängig. Mit „Smart Identity und Signature Services“ beispielsweise können sich Kunden per Smartphone ganz einfach identifizieren und gleichzeitig unterschreiben. Praktisch für Banken und andere mobile Anwendungen.

Mountaincarts hat Kapsch mit Sensoren ausgestattet, um Prozesse durch digitale Applikationen zu optimieren. Das hilft beim Orten der Gefährte, sorgt für Sicherheit mit den richtigen Serviceintervallen und erleichtert das gesamte Handling beim Verleih.

Digital Signage für Stadt und Land Durch intelligente „Digital Signage“ -Lösungen ist es möglich, Menschen individuell mit Werbung z.B. vor einem Schaufenster zu adressieren. Und Screens können informieren ebenso wie Besucherströme lenken – sinnvoll, wenn zu viele Menschen auf dem Weg zur Gondelbahn oder in die Altstadt sind.

Grenzenlose Möglichkeiten Sensoren, smarte Screens und Identifizierungssysteme: Digitale Lösungen, die Unternehmen nicht nur wettbewerbsfähiger, sondern ganze Regionen sicherer und attraktiver machen.

Kapsch BusinessCom versteht sich bei der Entwicklung digitaler Lösungen als Vorreiter und denkt dabei immer ganzheitlich: vernetzt, sicher und userfreundlich.

Expertin & Ansprechperson: Romana Leitgeb

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Business Consultant Tirol / Vorarlberg bei Kapsch BusinessCom Romana.leitgeb@kapsch.net

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Wissenschaft | April 2020

GENDER

Werden, Hürden, Etablierung Was Geschlecht mit Kultur, mit sozialem Wandel und mit Themen wie Kolonialismus, Migration oder Religion zu tun hat, lernen Studierende seit 2009 in einem Masterlehrgang in Innsbruck. Seit dem Vorjahr leitet Kordula Schnegg das Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Nur drei Masterstudiengänge in der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschungsrichtung Gender Studies gibt es in ganz Österreich. Einen davon bietet die Uni Innsbruck seit 2009 an: Gender, Kultur und Sozialer Wandel. Wegbereiterinnen für diesen Studiengang waren etwa die Politikwissenschaftlerinnen und Frauenforscherinnen Claudia Werlhof oder Erna Appelt und der Soziologe Max Preglau. Kordula Schnegg: „Die Gründung des CGI und eine Neuordnung der Strukturen im Vorjahr waren ein klares Bekenntnis des Rektors Tilman Märk für die Gender Studies an der Universität Innsbruck.“ Symbolisches Kapital Solche Bekenntnisse von oberster Stelle brauchen junge Studienfächer, um ihre Position zu behaupten und stellen laut Schnegg, „wertvolles symbolisches Kapital dar, das deutliche Signale nach außen sendet.“ Dass Frauen- und Geschlechterforschung inhaltlich keineswegs obsolet sind, haben inzwischen fast alle Studienzweige erkannt und GenderLehrgänge als Pflichtfächer installiert. „Schließlich nimmt der Mensch sein Geschlecht überall hin mit, gibt es nicht an den Pforten der Universität ab,“ so die Leiterin des CGI, „die Mechanismen sind nicht immer sofort durchschaubar und spielen sich meist unbewusst ab. Aber es ist ganz klar, dass Menschen, die Konzepte und Rollenbilder, die sie von sich selbst in ihren Köpfen und Körpern tragen, in Wissenschaft und Forschung mit einfließen lassen. Die Welt anders als vom eigenen Standpunkt aus zu betrachten, ist letztlich gar nicht möglich.“ Geschlecht in unterschiedlichen Kontexten Das Gender-Studium in Innsbruck ist interfakultär angelegt.

Das heißt, dass Geschlecht, Geschlechterverhältnisse und 28

Rollenverständnisse im Kontext unterschiedlicher Studienrichtungen beleuchtet werden: Sprache, Politik, Wirtschaft, Recht, Religion, Soziologie, Geschichte, Psychologie und Kultur. Miteinbezogen werden historische Gegebenheiten und das globale Gefüge. Es geht dabei um Fragen wie: Was hat der Wohlstand der westlichen Welt mit der Armut von so genannten Entwicklungsländern zu tun? Wie hängen Kolonialisierung und Migration zusammen? Warum gelten Menschenrechte nicht gleichermaßen für alle Menschen?

Wo liegen Ursprünge von ungerechten gesellschaftlichen Verhältnissen und welche Hebel müssen bewegt werden, um Veränderungen herbeizuführen? Es geht auch darum, auf individuelle Alltagspraxen von Einzelnen aufmerksam zu machen, die bestehende Verhältnisse stabilisieren und Möglichkeiten diese in Frage zu stellen, zu erschüttern und zu durchbrechen.

Eine Form der Menschenrechte Kordula Schnegg: „Geschlechtergerechtigkeit ist eine Form der Menschenrechte. Um diese in die Praxis umzusetzen, bedarf es struktureller Veränderungen und individueller Verhaltensänderungen. Geschlechterrollen werden in simplen Alltagshandlungen täglich neu gefestigt und die meisten Menschen sind sich dessen gar nicht bewusst, dass ihre Handlungen mit Geschlechtergerechtigkeit zusammenhängen und diese wiederum Auswirkungen auf die soziale Gerechtigkeit im Allgemeinen haben. Die Welt ist ein großes Ganzes.

Handlungen von Einzelnen haben stets Konsequenzen auf das Gesamtgefüge.“ Es müssen noch viele Stellschrauben auf unterschiedlichen Ebenen und in den verschiedensten Bereichen modifiziert werden, um ein Mindestmaß an Menschenrechten für tatsächlich jeden zu gewährleisten.

Auch das wollen Gender Studies. ▲ netzwerk tirol

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Digital | April 2020

APP II

Sparen, Lust und Triebaufschub Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie haben Tiroler in eine Spar-App gesteckt. Diese soll Nutzer beim Anlegen eines Notgroschens und beim Erreichen größerer Sparziele unterstützen.

Die Anwendung zerlegt große Vorhaben in überschaubare Etappen und motiviert zu konkreten Handlungen als sportlich-spielerische Herausforderung.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

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artin Granig und Christian Schneider arbeiteten 15 Jahre lang gemeinsam in einem international agierenden Tiroler Großkonzern. In unterschiedlichen Bereichen setzten sie sich dort intensiv mit der Entwicklung und Vermarktung edler, aber nicht unbedingt lebensnotwendiger Konsumgüter auseinander. Die zwei Innsbrucker haben sich dabei quasi das große Einmaleins der Konsumentenpsychologie angeeignet.

Neben dem Berufs- war da noch das Privatleben, das beiden aus eigener und Freundes-Erfahrung lehrte: Sparen ist kein Kinderspiel. Egal wie hoch das Einkommen ist, eher bleibt am Ende des Geldes noch etwas vom Monat über als 30

umgekehrt. Martin Granig: „Je höher das Einkommen, desto höher die Lebenskosten. Unabhängig von der Einkommenshöhe haben viele Menschen ein Problem damit, sich einen Puffer zu schaffen.“ In der Theorie raten Experten zu einem Notgroschen von drei bis sechs Monatsgehältern. In der Realität haben das aber nur wenige. Granig: „Wir sind in unserer Gesellschaft `instant gratification´ gewöhnt. Das heißt, dass wir Bedürfnisse sofort befriedigen wollen und in der Regel auch können, um uns rasch gut zu fühlen.“ Dem Sparen ist dieses Prinzip allerdings nicht zuträglich.

Als die Monkee-Gründer schließlich Väter wurden und sie ihr Verantwortungsbewusstsein dementsprechend auf eine weitere Person erweitert haben, war ihnen klar: Eine Sparnetzwerk tirol

April 2020 | Digital

Links die drei Gründer von Monkee: Martin Granig, Christian Schneider, Jean-Yves Bitterlich (von links). Oben ihr Produkt. (oben) Fotos: Monkee

App muss her. „Die Initialzündung ist tatsächlich daraus entstanden, dass wir unser Geld sinnvoll für die Kinder anlegen und auch anderen Eltern bei diesem Unterfangen behilflich sein wollten.“ Die Grundidee war geboren.

Vom Glas zur Kohle Schneider und Granig hängten ihre bisherigen Jobs an den Nagel, holten sich Jean-Yves Bitterlich als dritten Firmenpartner ins Team und erfanden Monkee. Eine App für den Trieb- oder Belohnungs-Aufschub. Der Gedanke dahinter: Anstatt sich sofort etwas zu kaufen, was der Mensch oft gar nicht braucht, kann er via App ein paar Euro aufs Konto für ein größeres, selbst definiertes Sparziel, für die Erfüllung netzwerk tirol

eines lang gehegten Traums oder etwas wirklich Sinnvolles überweisen.

Die Idee der App orientiert sich an bekannten psychologischen Marketingstrategien. So haben die beiden Innsbrucker kleine Kniffe und Tricks in die App gepackt, die Sparern dabei helfen, ein großes Ziel in kleine, überschaubare Etappenziele zu unterteilen. Außerdem werden die Nutzer via App immer wieder dazu motiviert, am Sparziel festzuhalten und ganz konkret dazu aufgefordert, immer wieder einen individuellen Betrag einzubezahlen. Dabei agiert das Programm nicht mit erhobenem Zeigefinger, denn wie die meisten wissen: Schimpfen ist laut, nutzt in der Regel allerdings nichts. Vielmehr bietet Monkee Anreize, die ermutigen und 31

Digital | April 2020

Smartphonefreies Sparen. Foto: Skitterphoto

„Bei den Reichen lernt man sparen.“ Sagt man so.

an den zukünftigen Erfolg erinnern, für den momentaner Verzicht lohnt. „Sybille, willst du jetzt vier Euro für die Ausbildung deiner Tochter sparen?“ Ein „Wisch“ und angelegt sind die vier Euro für Erikas Start ins Berufsleben. Vier Euro wöchentlich ergeben im Monat jedoch um die 20 Euro, jährlich 240 Euro und in 18 Jahren, bis zum Studienbeginn Erikas: 4320 Euro.

Nicht genug für den ganzen Weg zur Astrophysikerin, aber genug für Kaution und erste Monatsmieten am zukünftigen Studienort Erikas.

Zudem braucht es nicht bei den vier Euro zu bleiben. Denn Monkee zeigt und motiviert regelmäßig zu mehr und weiteren Sparzielen Basis- und Premium-Variante „Und es wirkt, wie Feedbacks beweisen“, sagt Martin Granig, der bislang fast ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten hat. Inzwischen zählt die App an die 30.000 Nutzer, die auf Ziele von insgesamt mehr als 40 Millionen Euro sparen. Christian Schneider: „Besonders toll ist, dass man auch Oma, Opa oder wen auch immer, dazu auffordern kann, ein paar Euro mit einem Klick auf das Konto der Enkel zu überweisen. Das erachten viele für sinnvoller, als den Enkel32

kindern selbst immer wieder ein paar Euro zuzustecken oder sie für Kleinkram auszugeben, den keiner braucht.

Stattdessen kann gemeinsam eine größere und sinnvollere Anschaffung finanziert werden.“ Sparwillige können sich die App kostenlos herunterladen und nutzen, egal, bei welcher Hausbank sie sind. Granig, Schneider und Bitterlich selbst verdienen indes noch nichts an ihrer App, die Finanzierung ist aber durch einen Business Angel und eine Technologieförderung des Austria Wirtschaftsservice gesichert. „Wir wollen das Anreiz-System weiterhin ausbauen, um unsere Sparer noch gezielter und intensiver zum Sparen motivieren zu können“, sagt Martin Granig, „Es wird auch künftig eine kostenlose Basis-Variante geben und zusätzlich eine Premium-Variante, für die ein kleiner Betrag entrichtet werden muss.“ Dann verdient auch das dreiköpfige Gründerteam und kann selbst wieder seiner Leidenschaft fürs Sparen nachgehen.

Wer mehr darüber erfahren will, kann dies auf Seite 44 in dieser Ausgabe von netzwerk tirol, wo Wirtschaftsinformatikerin Isabella Seeber über „Nudges“, eines ihrer Forschungsfelder, erzählt.

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April 2020 | Advertorial

Wasser in reinster Qualität-wellwasser® gibt es in der Gastro- und in einer Home-Edition.

Fotos: Shutterstock / Wellwasser® Technology

Dietmar Meraner ist der Initiator von wellwasser®. Schon 2005 hatte er die Idee für ein System, das frisches Tiroler Wasser in immer gleichbleibender Reinheit und Qualität ins Glas bringt. Eigentlich handelt Meraner mit feinen Weinen, daher ist es wenig erstaunlich, dass sein oberstes Ziel ursprünglich war, seiner Kundschaft aus Gastronomie und Hotellerie „zum guten Wein das beste Wasser“ gleich mit anzubieten.

Regional, umweltschonend, nachhaltig, krisensicher Doch entwickelte sich der Geistesblitz des Dietmar Meraner zu einem Weg der Wasseraufbereitung, der inzwischen nicht nur Gastronomen das Leben erleichtert. Auch in einer Home-Edition für Privathaushalte ist das Filtersystem mittlerweile erhältlich.

Dass er mit seinem wellwasser® den Gedanken von Regionalität, Umweltschutz und Nachhaltigkeit Rechnung trägt, sind für Meraner zusätzliche Pluspunkte. Doch wenn der Weinhändler anfängt zu argumentieren, lässt sich wenig dagegen einwenden. Bedenkt man, dass rund 30 Prozent netzwerk tirol

eines herkömmlichen Getränketransports aus der Lieferung von Wasserflaschen bestehen, liegen ökologische wie ökonomische Vorteile auf der Hand.

Tirol erspart sich Kolonnen an LKW, Tonnen an CO2-Emissionen und akustischen Müll aufgrund des Durchzugsverkehrs.

Gastronomen ersparen sich Zeit durch den Wegfall von Bestellungen und Logistikaufwand, Platz, weil Lagerung und Entsorgung entfallen und Energie durch den Wegfall des Kühlaufwandes der Wasserflaschen. Wirte wie Privatpersonen ersparen sich Kistenschlepperei, den Abtransport des Leerguts und damit oft Kreuzweh. Mit einem wellwasser®-Filter bleibt man auch in Krisenzeiten von Produktionsengpässen und Lieferschwierigkeiten verschont.

Drei-Filter-System Durch das System herausgefiltert werden mittels Aktivkohle Fehlgerüche, Verfärbungen, unangenehmer Geschmack sowie organische Schadstoffe. Durch eine spezielle Membran haben Schmutzpartikel, Schwebestoffe, Zysten und Schimmelsporen keine Chance ins Glas zu gelangen.

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Advertorial | April 2020

Urbane Trinkwasserstation für alle.

Foto: Wellwasser® Technology

Ein mechanischer Bakterienfilter sorgt dafür, dass krankheitserregende Keime zu 99,999 % (> LOG 5) selektiert werden und ausgesuchte Kristalle aktivieren das Wasser, natürlich gelöste Mineralien bleiben dennoch erhalten. Dietmar Meraner hat einst eine kleine Versuchsreihe mit Pflanzen gestartet. Je drei Kräuter- und Blumenstöcke derselben Sorte und Aufzucht hat er einmal mit ungefiltertem Leitungswasser und einmal mit wellwasser® gegossen: „Das Ergebnis war erstaunlich, denn die mit wellwasser® versorgten Pflanzen sind um ein Vielfaches besser gewachsen und gediehen, als die mit Leitungswasser gegossenen.“ Eigentlich logisch: Erspart sich ein Organismus die Entgiftungsarbeit unverträglicher Stoffe, bleibt ihm mehr Energie zum Gedeihen.

Gesund, schadstofffrei, ohne Kalorien Dieses Prinzip kann auf den Menschen umgelegt werden.

Täglich ist der Körper damit beschäftigt, Schadstoffe aus Luft, Wasser und Bodenpartikeln mittels natürlicher Abbauprozesse herauszufiltern. Geschieht dies beim Lebensmittel Nummer Eins, dem Wasser, bereits vorab, erspart sich der menschliche Organismus diesen Aufwand und profitiert sofort von den Vorteilen des Wassers. Ohne Kalorien, Zucker oder Zusatzstoffe belebt wellwasser® Körper, Geist und Seele, fördert Konzentration und Leistung und befördert die Information von jahrtausendealten Tiroler Mineralien in die Zellen.

Die Wasseraufbereitungsanlage, die seit ihrer Erfindung ständig weiterentwickelt und verbessert wurde, ist inzwischen in ihrer zehnten Version erhältlich.

Die Installation ist einfach und dauert bei bereits vorhandenem Kühlerkarbonator maximal eine Stunde.

Das System wird vom Schanktechniker des Vertrauens direkt in die Kaltwasserleitung eingebaut und via Karbonator mit oder ohne Kohlensäure frisch und kühl gezapft.

Sparen auf allen Ebenen Die Vorteile von wellwasser® machen sich aber nicht nur in punkto Nachhaltigkeit bemerkbar, sondern auch in bar 36

bezahlt. Ein Beispiel: Verbraucht ein Gastronom 6.000 Wasserflaschen á 0,33 l gibt er dafür im herkömmlichen System etwa 2.160 Euro aus, Aufwand für Logistik, Kühlung und Lagerung nicht mitgerechnet. Bei einer monatlichen Gebühr von 93,70 Euro zzgl. MWSt. für das wellwasser® System zahlt der Wirt 1.124 Euro für unbegrenzt viel Wasser und erspart sich 1.036 Euro pro Jahr.

Dietmar Meraner: „Meist geht es nur darum, dass sich der Kunde ein paar Minuten Zeit zum Zuhören und Nachdenken nimmt. Investiert er diese halbe Stunde, spricht tatsächlich alles für wellwasser®. Das bestätigen mir zahllose zufriedene Kunden in ganz Nord- und Südtirol immer wieder.“ Dass er sein Wassersystem auch auf den Verkauf an Privathaushalte ausdehnte liegt übrigens an der Notwendigkeit, sagt Meraner: „Gäste haben in Hotels und Restaurants immer wieder die Wirte gefragt, woher sie dieses gute Wasser hätten.

Darauf haben wir reagiert.“ Urbanes wellwasser® Das wellwasser® Konzept kann auch im öffentlichen Raum umgesetzt werden. Trinkwasserstationen mit derselben Filtertechnik können an frequentierten Plätzen der Stadt installiert werden. Touristen und Einheimische können dort ihre Trinkflaschen befüllen und tragen damit wieder zur Müllvermeidung und Verwendung der öffentlichen Ressource Wasser bei.

Last but not least träumt Dietmar Meraner davon, dass unser gutes Tiroler Wasser zu einer Art Markenbotschafter für unser Land werden könnte. ▲

Wer jetzt Durst bekommen hat: Wellwasser Technology GmbH Stadlweg 23, 6020 Innsbruck | Tel.: 0664 / 100 77 46 www.wellwasser.com

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Digital | April 2020

EMOTIONEN

Digitale Werkzeuge sinnvoll nutzen Als Wirtschaftsinformatikerin befasst sich Isabella Seeber mit Menschen, Maschinen und den multiplen Möglichkeiten der Digitalisierung. Sie erforscht Chatbots, Nudges oder Collaboration Tools und mit welchen Gefühlen Mitarbeiter und Kunden auf diese digitalen Werkzeuge reagieren. Außerdem betreut sie Studierende auf deren Reise zum Doktortitel und macht sich selbst im Sommer auf den Weg nach Grenoble.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Digitale Vernetzung war auf dem Game Boy noch nicht möglich.

Dennoch konnten wir uns in ihm stundenlang verlieren. Foto: Nik

Ein Unternehmen besteht aus vielen Bereichen und nicht selten spricht jede Abteilung ihre eigene Sprache. Der Leiter des Kundenservice versteht nicht, was ihm die Kollegin von der IT-Abteilung zum neuen „Feature“ im Kundenmanagementprogramm erklärt.

Doch kann ein Betrieb nur florieren, wenn die Kommunikation funktioniert. Die zwischen Menschen, aber auch die zwischen Menschen und Technik. Im Zeitalter der Digitalisierung stehen Firmen intern wie extern vor der Aufgabe, 38

dieser herausfordernden Verständigungsaufgabe sinnvoll und zielgerichtet zu begegnen.

Mitarbeiter und Kunden sehen sich neuen computervermittelten Werkzeugen gegenübergestellt. Diese gilt es zu begreifen, zu bedienen und sinnvoll zu nutzen. Nur wenn die Schnittstellen zwischen digitalen Werkzeugen, dem Menschen und betriebswirtschaftlichen Erfordernissen möglichst naht- und reibungsfrei funktionieren, kann ein Unternehmen vom technologischen Fortschritt profitieren. netzwerk tirol

April 2020 | Digital

Isabella Seeber. Foto: Christian Wucherer

Schnittstellen zwischen Menschen und Maschinen Dieses als human-machine interaction, Interaktion zwischen Mensch und Maschine, bezeichnete Forschungsfeld ist eines der Gebiete, denen sich die Innsbrucker Wirtschaftsinformatikerin Isabella Seeber widmet. Sie untersucht unter anderem, wie der kommunikative Ablauf zwischen Menschen und technologischen Tools gelingen kann, stellt fest, wo es Verbesserungspotenzial gibt und wo es noch völlig hakt. „Schon heute sehen wir, dass intelligente Software wie Chatbots und robotergestützte Prozessautomatisierung rudimentäre Aufgaben, die früher von Menschen erledigt wurden, automatisieren können. Zum Beispiel ein Bankkonto eröffnen, die Lieferadresse ändern und dergleichen. Es ist wichtig zu verstehen, wie sich Arbeitspraktiken verändern und welche Auswirkungen diese auf die Menschen haben werden. Wenn wir uns heute nicht an der Forschung zu diesem Thema beteiligen, können wir möglicherweise nicht proaktiv gegen die negativen Auswirkungen vorgehen, die sich aus diesen veränderten Arbeitseinstellungen ergeben können.“ Die 36-jährige wuchs in Hall in Tirol auf, forscht und lehrt derzeit an der Universität Innsbruck und hat vor kurzem ihre Habilitationsschrift eingereicht. Die künftige Assoziierte Professorin versucht letztlich zusammenzuführen, was mitunter Welten voneinander getrennt zu sein scheint: neue Technologien und deren Handhabung durch den Menschen.

Dabei liegt ihr vor allem am Herzen, diese digitalen Technologien sinnhaft und zweckmäßig für die Unterstützung des Menschen zu gestalten und zu erforschen.

Seeber will aber nicht nur wissen, wie benutzerfreundlich neue technologische Anwendungen sind, sondern auch, wie Menschen sich im Umgang mit ihnen fühlen. Denn nicht nur kognitive Kompetenzen sind im Umgang mit Technik wichtig, Emotionen spielen mitunter die entscheidende Rolle. „Letztlich geht es oder sollte es bei neuen Anwendungen immer um eine Erleichterung des Alltags gehen“, sagt die Wirtschaftsinformatikerin. „Einen Nutzen haben Konsumenten wie Mitarbeiter nur dann von digitalen Erfindungen, wenn sie einfach handhabbar sind, eine zweckmäßige Antwort auf offene Fragen und ein Gefühl der Zufriedenheit mit sich bringen.“ netzwerk tirol

Weniger Einsamkeit durch künstliche Intelligenz Hat sich Seeber in Master- und Doktorarbeit mit digital unterstützten Moderationstechniken und den genannten Ideenkonvergenzprozessen beschäftigt, forscht sie derzeit an weiteren Projekten zu Conversational Agents, Dialogsystemen und Gesprächsassistenten sowie Digital Nudges, den digitalen Anstubsern, die zu verändertem Verhalten führen sollen.

Chatbots sind textbasierte Dialogsysteme, die ein Gespräch zwischen Mensch und Computercode, Bot genannt, kurz für Roboter, ermöglichen und in vielen Fällen bereits auf Basis Künstlicher Intelligenz ablaufen. Einfach gesagt: Bei Chatbots handelt es sich um jene Fenster, die sich auftun, wenn der Internet-Nutzer auf manchen Homepages mit dem Unternehmen sprechen möchte, zum Beispiel das Programm „Kara“ bei A1. Oft sind sie symbolisch umrahmt von Sprechblasen, in denen ein computerbasiertes Programm den User fragt, ob und wie es helfen kann. Die Fragen müssen getippt werden. Der Fragende erhält je nach Komplexität des Bots mehr oder weniger zufriedenstellende Antworten oder wird an eine echte Person verwiesen.

Die Tirolerin erforscht unter anderem die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit im Umgang mit diesem Werkzeug und erklärt: „Viele Konsumenten nutzen diese digitalen Assistenten bereits sehr intensiv, etwa für einfache Anfragen.

Die Zufriedenheit der Kunden ist höher, als wenn sie von Mitarbeitern des Kundenservice sprechen.“ Weiters zeigt sich, dass diese digitalen Partner auch zu einem geminderten Gefühl von Einsamkeit führen können. „In den USA haben wir einen Mental Health-Chatbot untersucht (Anm. d. Red.: ein Internet-Programm, das mit Menschen ein Therapieprogramm für seelische Gesundheit durchführt).

Die Ergebnisse zeigen klar, dass Nutzer ihn als hilfreich empfunden haben. Nicht nur, weil sie dadurch quasi ein Gegenüber hatten und das Gefühl von Einsamkeit sank, sondern auch, weil sie konkrete Antworten auf drängende Fragen und sogar Anweisungen für die Alltagsgestaltung und -bewältigung erhielten.“ Nichtsdestotrotz zeigte sich immer wieder, dass keiner der untersuchten Chatbots auch nur 39

Digital | April 2020

Der Film Matrix setzte cineastische und ästhetische Maßstäbe, die noch bis weit in die Zukunft wirken werden, und thematisierte auch eine Zukunft, von der die Menschen 1999, dem Jahr der Filmpremiere, noch gar nichts wussten. Foto: Markus Spiske

annähernd die menschliche Fähigkeit zur echten Empathie oder zur Lösung komplexer Aufgaben übertreffen konnte.

Laut Seeber haben viele Nutzer allerdings auch Vorbehalte, die beispielsweise auf einer Scheu vor der Auseinandersetzung mit neuen Technologien beruhen oder auf Ängsten, Chatbots würden menschliche Arbeitskräfte ablösen und damit zu Arbeitsplatzverlusten führen. Aber auch schlicht das Angebot schlecht gemachter Chatbots kann eine ablehnende Haltung bewirken.

Digitale Reize gegen den inneren Schweinehund In einem weiteren Forschungsprojekt befasst sich Isabella Seeber mit Nudges. Sehr verkürzt formuliert, handelt es sich bei ihrer Forschung um die Gestaltung von Benutzeroberflächen bei der Ideenselektion, die ihren Nutzern sanfte Motivationsstöße gibt, um Entscheidungen zu erleichtern. (Anm. d. Red.: Ein Beispiel dafür ist die Spar-App „Monkee“, Seite 36.) Doch egal, worum es inhaltlich geht, ums Sparen, ums Abnehmen oder um ein anderes individuell definiertes Ziel, Menschen erhalten durch Nudges computerbasierte, konkrete Unterstützungen, Anreize, Aufforderungen, an Zielen festzuhalten und diese durch positive Motivation zu erreichen. Als menschliches Pendant auf sportlicher Ebene könnte der bisherige Personal Trainer als das bezeichnet werden, was ein Nudge inzwischen zu leisten imstande ist.

Was eine moralische Bewertung von Künstlicher Intelligenz betrifft, ist Isabella Seeber zurückhaltend: „Auch wenn die KI mittlerweile für den Praxiseinsatz taugt, steckt sie doch zurzeit noch in den Kinderschuhen.“ Als Privatperson erlaubt sie sich sehr wohl eine Meinung und eine Haltung. So sträuben sich ihr manchmal die Haare, wenn sie einzelne Auswirkungen von Social Media auf das menschliche Verhalten sieht. Auch dort sollte einst erreicht werden, dass sich Menschen begegnen, vernetzen und austauchen. Das Gegenteil ist eigetreten, so die Wissenschaftlerin: „Selbstdarstellung, Optimierungsund Wettbewerbsgedanken haben überhandgenommen.

Menschen bewegen sich dort inzwischen weitestgehend in ihren eigenen Blasen, demokratische Prinzipien werden 40

mitunter ausgehebelt.“ Seeber sieht in den Technologien nach Social Media aber durchaus Chancen, genau diesen Tendenzen entgegen zu wirken, wenn wir daraus lernen können, was damals wie falsch lief.

Leidenschaft fürs Lehren Persönlich und interpersonell wirkt Isabella Seeber diesen Tendenzen durch ihre Lehrtätigkeit entgegen. Die Freude an der Arbeit gilt neben den eigenen Forschungsprojekten den PhD-Studenten (Anm. d. Red.: Doktorats-Studenten).

Seeber betreut an der Uni Innsbruck ihre eigenen Gruppen bei deren wissenschaftlichem Wirken: „Etwa die Hälfte meiner Arbeit fließt in diesen Bereich, der mir enorm wichtig ist. Mir ist es ein persönliches Anliegen, dass meine Studierenden bei ihren Projekten und mit ihren Dissertationen vorankommen, dass sie Freude an der Arbeit haben und das Gefühl, etwas Nützliches zu leisten.“ Im Sommer wird sie eine Professur an der Grenoble École de Management in Frankreich antreten. Nach einem Auslandsjahr an einer Universität in den USA ist es das erste Mal, dass sie für eine unbefristete Zeit von Tirol weggeht: „Das Schöne ist, dass die Umgebung in Grenoble (siehe netzwerk tirol März 2019) der von Innsbruck sehr ähnelt. Auch Berge umgeben die französische Stadt.“ Der Universität Innsbruck und vor allem ihren PhD-Studierenden wird sie weiterhin via Video-Konferenzen und bei sporadischen Besuchen erhalten und verbunden bleiben.

Auch deshalb kann die Tirolerin der derzeitigen Situation etwas Positives abgewinnen. Aufgrund der coronabedingten Ausgangssperre und Universitätsschließung musste sie wie alle Kollegen auf Fernlehre umstellen. „Dabei können wir gleich einmal üben und am eigenen Leib erfahren, wie der Umgang mit technikbasierten Vermittlungsmöglichkeiten bestmöglich funktioniert, wie benutzerfreundlich Programme sind oder eben nicht, um effektiv zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu forschen.“ Wer schlau ist, macht etwas daraus, in jeder Lebenslage.

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Das Erfolgsgespräch | April 2020

Das Erfolgsgespräch In jeder Ausgabe stellen wir einer Tiroler Führungskraft Fragen zum Erfolg. Dieses Mal durften wir mit Günther Gast von der Rechtsanwaltskanzlei CHG Czernich Haidlen Gast & Partner sprechen und haben gleich noch weitere Fragen zur Corona-Krise gestellt.

VON MAXIMILIAN BRUSTBAUER Günther Gast. Foto: Florian Lechner

Was ist für Sie Erfolg?

Die eigenen Aufgaben außerordentlich gut zu erledigen. Das geht leichter, wenn es auch Freude bereitet. Dann spricht es sich herum und andere werden darauf aufmerksam. Dann wird die Arbeit zum Erfolg.

Das, was ich an mir als Führungskraft mag, ist, … … MitarbeiterInnen* einzubinden und spannende Aufgaben zu geben. Zufriedene und motivierte MitarbeiterInnen zeugen davon, vieles richtig gemacht zu haben.

Die Aufgabe einer Führungskraft ist es, … … nicht die eigenen Interessen zu verfolgen, sondern das große Ganze im Auge zu behalten und für die Zukunft zu planen.

Regeln sind … … der Menschheitsgeschichte innewohnend. Es gibt und braucht sie in allen Bereichen in unterschiedlichen Formen, nicht nur Gesetze. Die meisten akzeptieren wir, ohne es zu merken. Viele Regeln finden wir gut. Einige wollen wir nicht akzeptieren. Regeln müssen deshalb ständig weiter entwickelt werden.

Mein Hauptproblem als Führungskraft ist, … … zu glauben, manche Arbeiten selbst machen zu müssen oder manche Arbeiten selbst machen zu wollen. Dabei ist die eigene Zeit limitiert und alle MitarbeiterInnen wachsen mit den Aufgaben.

Was mich als Führungskraft in Schwierigkeiten bringt, ist … … zu wenig Zeit zu haben. Dann bleibt manches ungeregelt.

Andere zu führen, … … ist Privileg und Herausforderung zugleich. Gerade in der Anwaltei ist es nicht selbstverständlich, mehrere MitarbeiterInnen zu führen. Das muss nach langer juristischer Ausbildung erst gelernt werden.

Wenn Mitarbeiter hilflos sind, … … dann muss ich als Führungskraft zur Hilfe kommen.

Meist sind es Kleinigkeiten, die rasch gelöst sind, und die Hilflosigkeit ist beseitigt.

Wenn ich Macht über andere ausübe, … … macht es mir auch nichts aus. Gerade bei heiklen und großen Mandaten kann die Rechtsberatung weitreichende Folgen auslösen. Damit kann nicht jeder umgehen.

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April 2020 | Das Erfolgsgespräch

„Ich sehe im Moment einen Technologieschub, von dem in Zukunft alle profitieren werden.“

Wenn ich bedacht und überlegt vorgehe, habe ich keine schlaflosen Nächte.

Wenn ich kritisiert werde … … und dabei Verbesserungsmöglichkeiten sehe, kann ich gut damit umgehen. Andernfalls kann ich auch zum Gegenangriff neigen.

Mein Gewissen plagt mich, wenn … … ich zu wenig Zeit für die Familie habe.

Am Ende meiner Karriere möchte ich, dass von mir bleibt …

Rechtsanwälte hinterlassen keine Bauwerke oder Unternehmensgruppen oder Produkte, maximal Bücher, die niemand liest. Wir wirken oft im Hintergrund. Ich möchte als vordenkender, strategischer, kompetenter und zugleich angenehmer Anwalt in Erinnerung bleiben.

Was meine Kanzlei zur aktuellen, schwierigen Zeit beitragen kann, ist, … … rasch auf brennende Fragen die richtigen Antworten zu finden. Viele Unternehmer sind mit immensen Problemen konfrontiert: Betriebsschließungen, Leistungsstörungen, Umsatzeinbrüche. Es können Antworten zu Kurzarbeit und Lösungen zu Vertragsauslegungen sein. Leider auch Strategien zur Insolvenzvermeidung.

Anderen Unternehmen können ich und meine Kollegen jetzt dadurch helfen, dass … … wir neue Technologien beherrschen und nicht auf persönliche Treffen angewiesen sind. Videokonferenzen sind zur Tagesordnung geworden. Webinare wie unsere CHG-live-Serie ersetzen Seminare. Datenbanken ersetzen Bibliotheken. Ich sehe im Moment einen Technologieschub, von dem in Zukunft alle profitieren werden.

Am häufigsten wenden sich jetzt Kunden an uns mit der Frage nach … … einer möglichen Mietzinsreduktion. Das steht bei vielen zum ersten Monatsbeginn seit dem Shutdown auf der Fragenliste. In Zukunft werden wir uns sicher mit kniffligeren Fragen im Zusammenhang mit Covid-19 befassen.

Damit die Corona-Krise für Unternehmer nicht zur Katastrophe wird, hat unsere Firma folgende Expertise, die wir zum Nutzen der Kunden derart einsetzen: Ein Medikament oder einen Impfstoff haben wir leider nicht. Schön wäre es, wenn ihn ein Mandant von uns entwickeln würde. Wir können unsere Kunden bei allen aus der Corona-Krise erwachsenden rechtlichen Problemen rasch und effizient weiterhelfen.

Und ich bin von einer guten Bewältigung der Krise überzeugt und möchte allen Hoffnung und Mut geben, daran zu glauben und dafür zu arbeiten.

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CHG Czernich Haidlen Gast & Partner Rechtsanwälte wurde vor 21 Jahren gegründet und hat sich zu einer führenden Wirtschaftskanzlei in Westösterreich entwickelt. Das Team besteht aus elf Rechtsanwälten und 18 MitarbeiterInnen an den Standorten Innsbruck und St. Johann.

Hinzu kommt die Niederlassung in Bozen und in Kürze eine starke Präsenz in Wien. CHG berät und vertritt in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts.

Günther Gast ist im öffentlichen Vergaberecht und Gesellschaftsrecht tätig. Vorträge und Publikationen runden seine anwaltliche Tätigkeit ab.

* Anm. d. Red.: Günter Gast hat in seinen Antworten das Binnen-I verwendet. Wir entsprechen dem und haben die Form beibehalten.

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Trend | April 2020

Die Chefin macht es persönlich: „Gesund? Fieber? Angst?“ Foto: Bernhard Ecker

TREND

Befehlsausgabe Mit der Coronavirus-Krise ist eine Gesellschaft, die fast nur Schönwetter kannte, quasi über Nacht in einen Tornado geraten. Das hat auch den Führungsstil in der Wirtschaft schlagartig geändert – nicht allen liegt der Kommando-Ton allerdings im Blut.

VON BERNHARD ECKE

Ulrike Haslauer stapft täglich über das Firmengelände im 23. Wiener Gemeindebezirk. Sie selbst nennt es Patrouille. „Gesund? Fieber? Angst?“, fragt sie jeden einzelnen ihrer 25 Mitarbeiter in der Produktion. Die Antworten fallen meist zu ihrer Zufriedenheit aus, sie quittiert das mit einem ermunternden „Jawoll!“ Persönlich sprüht sie die Schuhe ihrer, in Arbeitszellen isolierten, Elektrotechniker und Schaltschränkebauer mit Desinfektionsmittel ein und ermahnt konsequent zum Händewaschen. Sie kümmert sich, sie ermahnt, sie ruft zum Durchhalten auf. Was sie antreibt? „Ein kompletter Shutdown … das kann es ja wohl nicht sein“, proklamiert Haslauer, Inhaberin und Chefin der Firma Compact Electric, die in den Bereichen Arbeitssicherheit, Schaltschrankbau und Entwicklungselektronik tätig ist. „Wir müssen die Produktion so weit es geht aufrecht erhalten“, ist ihr Mantra dieser Tage.

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Während die halbe Welt wegen des Coronavirus dazu aufgefordert ist, möglichst wenig zu tun, gibt es Akteure, die aktiv den Brückenschlag von der alten Welt in die Zukunft versuchen, indem sie den Betrieb so gut es geht am Laufen halten. Die Unternehmerin Haslauer schickt so wenig Leute wie nur irgend möglich ins Home Office, „weil sie sich dort vor lauter Nachrichten über das Virus noch mehr ängstigen“, sagt sie. Mit der Abarbeitung laufender Projekte versucht sie sich in den nächsten Wochen über die kritische Zeit zu retten und sie hat fakturiert, was geht, um die Liquidität zu sichern.

Neben dem permanenten Sichern und Schützen funktioniert sogar die Innovationsabteilung noch: Nach einer Anfrage von Ärzten hat Compact Electric in Windeseile spezielle Schutzbrillen entwickelt. In den ersten zwei Wochen der Krise hat die Firma schon ein paar hundert Stück verkauft.

Haslauer, 50, wirkt bei all dem, was sie derzeit macht, extnetzwerk tirol

April 2020 | Trend

rem konzentriert und fokussiert. Sie hat selbst an sich beobachtet, dass sich ihr Führungsstil schlagartig verändert hat: Er ist militärischer geworden und setzt auf konsequente Folgsamkeit. „Es gibt jetzt keine Widerrede mehr“, sagt sie klipp und klar.

Der Notfall verlangt andere Führungsqualitäten und Strukturen als der Normalbetrieb. Eben noch wurde breit über Holokratie debattiert, in der sich selbst organisierende Teams die alten traditionellen ManagementHierarchien ersetzen. Mitten im Sturm müssen die Konzepte, die in Schönwetterzeiten erdacht wurden, aber erst einmal Pause machen. In der Kommunikation sind nun Tempo, größtmögliche Klarheit und Wiederholung das Gebot der Stunde. In den explosiv angestiegenen Video- und Telefonkonferenzen braucht es mehr Disziplin, selbst kleine Einwürfe oder Einwände stören den Gesprächsfluss stärker als in der guten, alten, nicht immer besonders effizienten Konferenz, in der alle an einem Tisch saßen.

Weil sich das Coronavirus blitzschnell und tückisch ausbreitet, ist Zeit ein noch kritischerer Faktor geworden.

Anordnungen, oft behördlichen Ursprungs, sind tief in den Arbeitsalltag eingedrungen. Die Hygienemaßnahmen und Schutzbestimmungen bloß übers Intranet oder per Email zu verbreiten, wäre zu wenig: Es muss sicher gestellt werden, dass sie auch rasch verstanden und strikt befolgt werden.

Das wirkt vielleicht auch deshalb kälter und härter als der Zustand der Prä-Corona-Zeit, weil generell die Maxime der Berührungs- und Kontaktlosigkeit regiert.

Aber geht das so einfach? Von heute auf morgen den Schalter umlegen? Natürlich nicht. Viele Führungskräfte entdecken in diesen Tagen zwar ungeahnte Fähigkeiten in Sachen Krisenmanagement und –kommunikation in sich. Ebenso viele scheitern jedoch an den neuen Aufgaben.

Bei großen Unternehmen von Voestalpine bis Strabag tagen Krisenstäbe, oft mehrmals täglich, und übernehmen die Funktion, ohne gleich den Kasernenton walten zu lassen. Für kleinere Betriebe, die sich solche professionellen Strukturen schlicht nicht leisten können, ist es eine größere Umstellung.

Oft müssen die Vorgesetzten ein neues Gesicht zeigen, für umschweifige Erklärungen ist in der Regel keine Zeit. Ulrike Haslauer kommt laut Eigeneinschätzung in dieser Situation zupass, dass sie in ihrer Erziehung nicht allzu weich angefasst worden ist: „Nicht schimpfen galt schon als Lob“, lacht sie, die schon als 20-Jährige nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter den Familienbetrieb übernehmen musste. Vielleicht sind Unternehmer, die in Jahrzehnten die unterschiedlichsten Arten von Krisen zu bewältigen gelernt haben, jetzt im Vorteil gegenüber Managern, denen es auch in schwierigen Zeiten selten an die Existenz geht.

Es wäre aber zu kurz gedacht, wer glaubt, die Geschichte müsse nur um ein paar Jahrzehnte zurückgedreht, der autoritäre Stil und die militärähnlichen Hierarchien der ersten Nachkriegsjahrzehnte kopiert und dieses Werkzeug in die Gegenwart transferiert werden. Zwar gewinnt man den Eindruck, dass auf der großen politischen Bühne, wo Trump, Bolsonaro oder Erdogan herum brüllen, nur noch starke,

laute Männer die Role Models der Führungswelt sind. Doch es ist noch alles andere als sicher, ob dieser autoritäre Stil auch siegreich aus der Pandemiezeit hervor geht. Denn ohne Herz ist das disziplinierteste Management einer Gesundheitskrise, die sich gerade zur Wirtschaftskrise auswächst, zum Scheitern verurteilt. Die Sorge um die eigene Existenz, das leibliche, materielle und soziale Wohl, beschäftigt die Menschen derzeit am stärksten. Und deshalb muss Führung genau darauf Rücksicht nehmen.

„Man muss nicht auf Nahdistanz gehen, um ein Chef zum Angreifen zu sein.“

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Deshalb gilt es, die in den letzten Jahren oft gepredigte Einfühlsamkeit mit Tugenden zu kombinieren, die eben jetzt hoch im Kurs stehen: Eindeutigkeit, Geradlinigkeit, Schnelligkeit und, ja, im Zweifelsfall auch der Mut und die Fähigkeit zum Alleinentscheiden. Widerrede ist erst wieder gefragt, wenn Zeit für die Manöverkritik ist.

Die Medien sind dieser Tage schon voller Prognosen, wie die Welt nach Corona ausschauen wird: Es wird weniger geflogen werden, mehr zu Hause gearbeitet, die transkontinentalen Lieferketten werden aus Sicherheitsgründen verkürzt und endlich werden die Lebensmittel aus der Region eingekauft. Und das Regieren, in der Politik wie in den Unternehmen, wird effizienter, ganz einfach weil sich der Top-Down-Stil in der Krise bewährt hat.

Nur ein geringer Teil davon wird tatsächlich so oder in ähnlicher Form eintreffen, das haben Vorhersagen so an sich. Bei Führung und Kommunikation in der Krise geht es jedoch nicht um ein Entweder-Oder. Für Pandemien und ähnlich geartete Katastrophenszenarien der Zukunft ist nun endgültig klar geworden, dass spezielle Situationen spezielle Entscheidungsfähigkeiten brauchen. Diese Skills haben in der Management-Fortbildungswelt in den letzten Jahren praktisch keine Rolle gespielt und gehören dringend in ein 360-Grad-Modell von Leadership mit aufgenommen.

Besonders glücklich wird sich schätzen können, wer in Corona-Zeit erstmals das Kommando übernimmt und die Situation meistert: Er oder sie wird den Vorteil haben, diese Erfahrung gleich von Beginn an in den Werkzeugkasten legen zu dürfen.

Ulrike Haslauer führt es mit ihrer Patrouille täglich vor: Man muss nicht auf Nahdistanz gehen, um ein Chef zum Angreifen zu sein. Vielleicht werden die ersten Seminare für Nachwuchs-Führungskräfte der Post-Corona-Welt ja auf dem Compact-Electric-Firmengelände im 23. Wiener Gemeindebezirk stattfinden. ▲

Bernhard Ecker ist Redakteur beim österreichischen Wirtschaftsmagazin trend.

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Zahlen, Daten, Fakten | April 2020

KOMMUNIKATION im netzwerk tirol 12 Monate alt

90%

sind Kinder im Durchschnitt, wenn sie das erste Mal mit digitalen Medien in Kontakt kommen.

aller Haushalte haben in Österreich Zugang zum Internet.

Der Tiroler Werbepreis heißt Tirolissimo und wird 2020 nach

30 Jahren zum ersten Mal ausgesetzt

Erst 2021 wird er zum 31. Mal vergeben.

Im letzten Jahr wurden in Österreich 2 Milliarden Telefonate über das Festnetz getätigt. Über das Handy waren es

21 Milliarden

99,2 % aller österreichischen Unternehmen haben Internetzugang, aber nur 89,5 besitzen eine Homepage und nur 59,6 Prozent haben Social Media.

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April 2020 | Zahlen, Daten, Fakten

Bis zu

200 Mal l체gt der durchschnittliche Tiroler pro Tag, wie auch die durchschnittliche Tirolerin.

Angeblich.

Zwischen 214 & 1.472 Jobs im Bereich Kommunikation sind in Tirol aktuell (Stand April 2020) ausgeschrieben. Es kommt darauf an, was unter Kommunikation verstanden wird.

90% der Kommunikation erfolgt in Tirol nonverbal.

Im Rest der Welt auch.

Im Durchschnitt spricht jede Tirolerin pro Tag

16.215

Worte. M채nner begn체gen sich mit 15.669.

In Tirol gibt es 165 Bibliotheken mit

79.361

registrierten Nutzern, die durchschnittlich 22 B체cher und 1,5 Medien pro Jahr ausborgen.

Foto: Florian Lechner

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Kultur | April 2020

Einen Streifzug durch die Geschichte der Telekommunikation bietet die Ausstellung SO FERN – SO NAH im Innsbrucker Zeughaus noch bis 4. Oktober 2020. Es wird die Kulturgeschichte der Telekommunikation um Röhrenpost und Telegramme, um das Fräulein vom Amt, um Mobiltelefonie und WhatsApp erzählt.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

Ich bin eine BU. Foto: XXX

W H Y D O N‘ T YO U TA L K TO M E?

Vom Almschrei zur WhatsApp 48

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April 2020 | Kultur

Das Instrument: Die menschliche Stimme, die mittels Stimmlippen in Mund-, Rachen- und Nasenhöhlen, Schall erzeugt. Das Medium: Die Luft, in der Gasmoleküle den Druckunterschied weiterleiten und auf diese Weise ein akustisches Signal übermitteln. Die Botschaft: Ein Jodler, Silben ohne Wortbedeutung, die im Wechsel zwischen Brustund Kopfstimme von Berg zu Berg geschickt werden. Der Inhalt: „Wortloses Ausströmen einer Freude, die so groß ist, dass sie alle Worte zerbricht“, so bezeichnete Alt-Papst Joseph Ratzinger den Jodler.

Jodler, Juchitzer oder Almschreie als Varianten der Telekommunikation zu bezeichnen mag zwar weit hergeholt sein, entspricht aber der gängigen Definition: „Telekommunikation

heimatlichen Taubenschlag zurück und schaffen es mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h, auf der Kurzstrecke sogar bis zu 120 km/h, rund 1.000 Kilometer am Tag zurückzulegen.

Als Begründer der neuzeitlichen Post gilt Maximilian I., der Ende des 15. Jahrhunderts Postverbindungen einrichten ließ.

Claudia Sporer-Heis, Kuratorin der Ausstellung SO FERN – SO NAH: „Er hat die Familie Taxis mit der Einrichtung von so genannten Postkursen beauftragt. Reiter beförderten auf diesen Routen Briefe zwischen Innsbruck und Mechelen in Belgien. Im Sommer benötigten sie dazu fünfeinhalb, im Winter sechseinhalb Tage.“ Ende des 16. Jahrhunderts erhielt das kaiserliche Reichspostwesen eine Monopolstellung. Zur Zeit der Aufklärung

Fotos: Tiroler Landesmuseen/Wolfgang Lackner

ist der Austausch von Informationen und Daten über eine räumliche Distanz hinweg.“ In der Schau SO FERN — SO NAH geht es jedoch nicht ums Jodeln, sondern um die fast vergessenen Möglichkeiten der Telekommunikation.

Tauben, Snail Mail, Postmonopol Schon im Altertum gab es Boten, die per pedes schriftliche Nachrichten übermittelten. Auch die Luftpost war früh geläufig, denn bereits in der Antike sandte vor allem das Militär Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung aus. Tauben haben einen hervorragenden Orientierungssinn, finden bei entsprechendem Training über hunderte Kilometer wieder in ihren netzwerk tirol

erfolgte die Verstaatlichung der Post. Auf besser ausgebauten Straßen verkehrten Postkutschen, die nun auch Passagiere beförderten.

Mit Erfindung der Dampfmaschine konnten Briefe ab dem 19. Jahrhundert per Eisenbahn und Schiff noch schneller befördert werden. Briefmarken erleichterten die Abwicklung des steigenden Postverkehrs. Durch einheitliche Tarife, Gewichts- und Entfernungsmessungen sowie die Einführung der Postkarte wurden Postsendungen standardisiert. In den beiden Weltkriegen wurden Briefe und Feldpostkarten gar zum einzigen Kommunikationsmittel zwischen Front und Heimat.

Das in Finnland angesiedelte International Youth Service 49

Kultur | April 2020

„Ein Telegramm spielte bei Andreas Hofers Hinrichtung eine zentrale Rolle.“

(IYS) ermöglichte jungen Menschen zwischen zehn und 20 Jahren schließlich 1952 einen internationalen AdressenAustausch. Es entstanden Brieffreundschaften rund um den Globus, die erst von Handy, SMS und Email abgelöst wurden. 2008 stellte die finnische Organisation ihre Vermittlungstätigkeit ein.

Röhren, Balken, Andreas Hofer Heute bereits fast vergessen, war die Rohrpost, die in großen städtischen Netzen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch London, Paris, Wien, Berlin oder Prag zog.

Innsbruck schloss röhrentechnisch 1908 auf, als das „k.u.k.

Post- und Telegraphengebäude“, die spätere Hauptpost in der Maximilianstraße eröffnet wurde.

Eine weitere, heute nicht mehr übliche Kommunikationsform stellt das Telegramm dar. Claude Chappe perfektionierte Ende des 18. Jahrhunderts das System der optischen Telegrafie, das aus fünf Meter hohen Masten und Balken bestand. Das Senden einer Nachricht über 200 Kilometer dauerte etwa zwei Minuten.

Ein Telegramm spielte übrigens bei Andreas Hofers Hinrichtung eine zentrale Rolle: Das Todesurteil wurde von Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Spanien und Stiefsohn Napoleons, am 10. Februar 1810 von Mailand nach Mantua telegrafiert.

Punkte, Striche, Morsezeichen Zu einem weiteren Meilenstein in der Telekommunikation verhalf die Erfindung einer Batterie durch den italienischen Physiker Alessandro Volta um 1800 sowie durch die Erkenntnisse von Hans Christian Oersteds und Andre Marie Ampères zur elektromagnetischen Induktion.

Der Durchbruch der elektrischen Telegrafie gelang erst 1832 in Göttingen. Kurz darauf entwickelte Samuel Morse das aus Punkten und Strichen bestehende Morsealphabet sowie den dazu nötigen Morseapparat.

Rasch wurden in den Jahren nach 1850 die optischen Telegrafenverbindungen durch elektrische ersetzt. „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Das Patent für den elektromagnetischen Fernhörer wurde 1876 von Alexander Graham Bell eingereicht, aber das erste Telefonat fand 1861 in Frankfurt am Main statt. Philipp 50

Reis baute mittels Membran aus tierischer Haut, Spule, magnetisierter Stricknadel und Resonanzkasten ein dem Telefon ähnliches Gerät. Der erste Satz „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ kam allerdings stark verzerrt aus der Muschel, weswegen eben Bell in den Geschichtsbüchern steht.

Rasch breitete sich das Telefon aus. Schon 1881 nahm in Wien die erste manuelle Fernsprechvermittlungsstelle mit 154 Teilnehmern den Betrieb auf. 1893 gab es auch in Innsbruck eine erste Telefonzentrale, anfangs mit 30 Teilnehmern.

Profile, Probleme, Privatheit Es folgten der Umstieg vom Amtsfräulein auf eine direktverbindende Wählscheibe, die sukzessive Ausweitung von Anschlüssen, später der Umstieg von analoger auf digitale Übermittlungstechniken und bald schon die weite Verbreitung von Handys. Wiewohl erste Versuche schon Mitte des 20. Jahrhunderts unternommen wurden, etwa Autotelefone bereits in den 1980er Jahren recht gut funktionierten, erlangte die Mobiltelefonie erst Ende der 1990er Jahre ihre breitenwirksame Marktreife. Von SMS bis WhatsApp war es nur noch ein Katzensprung.

Diese jüngere Geschichte der Telekommunikation streift die Schau im Zeughaus wohl, der Fokus liegt allerdings auf dem historischen Telekommunikations-Geschehen. Wohl auch, weil die Entwicklungen der letzten Jahre den meisten bekannt sein dürften. Den Weg für aktuelle Kommunikationsformen bereiteten Technologien wie Telefonie oder Telegrafie allemal, auch was soziale Akzeptanz und physischen wie psychischen Umgang mit ihnen betrifft.

Wiewohl sich bezüglich eines verantwortungsvollen Umgangs, gerade mit Social Media, die Geister scheiden.

Bringen diese doch ganz besondere Herausforderungen mit sich: virtuelle und reale Welten scheinen zusehends zu verschwimmen, Privates kann jederzeit öffentlich zur Schau gestellt werden und Menschen hinterlassen immer und überall ihre virtuellen Fußabdrücke.

Was sonst noch zwischen Rauchzeichen und der digitalen Welt liegt, wie Fernsehen, Facebook und Funkamateure die Welt veränderten und welche Einflüsse diese Telekommunikations-Möglichkeiten auf den Alltag der Menschen mit sich brachten, erfahren Interessierte bis 4. Oktober im Zeughaus. ▲ netzwerk tirol

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Best Practice | April 2020

BEST PRACTICE

Es wiegt, was es hat Während sich andere Installateursbetriebe auf einen Bereich spezialisieren, macht die Mannschaft der Innsbrucker „Alternativ Installationen“ alles: Neubauten, Sanierungen und Reparaturen. Neuerdings erledigen sie auch Einkäufe für jene Menschen, die in der Krise nicht können, unbürokratisch und kostenlos.

VON GABRIELA STOCKKLAUSER

P

eter Garber ist kein Mann der vielen Worte, er handelt lieber, als lange zu reden. So geschehen auch in einer Spontan-Aktion, als er am Beginn der virusbedingten Maßnahmen einen Facebook-Post veröffentlichte: „Wir sind stets für euch da. Auch jetzt in der Krise will unser Team Euch helfen!“ Dabei ging es ausnahmsweise einmal nicht um das alltägliche Geschäft wie Heizungsbau, effiziente Energiesysteme, neue Flächenkühlungen oder gemütliche Wohlfühlbäder.

Zwar erledigt das Team der Alternativ Installationen mit Sitz in der Innsbrucker Schneeburggasse auch in QuarantäneZeiten, was auflagebedingt möglich ist, aber halt noch ein bisschen mehr. Wie immer eigentlich. So fließt seit ein paar Wochen ein kleiner Teil der alternativen Arbeitskraft in nachbarschaftliche Hilfe und die Besorgung von Lebensmitteln oder Medikamenten etwa für Risikogruppen.

Mit dem rauen Charme der Tiroler Wipptaler, denn Garber ist in Steinach am Brenner aufgewachsen, antwortet er auf die Frage nach dem „Warum?“: „Normal, oder?“

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Transparenz und Handschlagqualität Gemeinsam mit Michael Kopp machte sich Peter Garber 2007 selbstständig. Schon während der gemeinsamen Lehrzeit hatte das Gespann vereinbart, einmal eine eigene Firma zu gründen: „Wir haben im Lehrbetrieb und in den Unternehmen, in denen wir danach gearbeitet haben, gesehen, dass in der Branche manches nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen.“ Mehr Transparenz, Fairness dem Kunden gegenüber, und bodenständige Handschlagqualität sind den beiden Firmeneignern wichtig. „Es wiegt, was es hat“, sagt Garber auch hierzu nur das, was es zu sagen gibt, „wir verrechnen genau das, was es ausmacht, und keinen Cent mehr!“ Bei den Alternativ Installationen gibt es keine Anfahrtsspesen, Berechnungskosten oder sonstige Sonderposten bevor noch einer einen Finger gerührt hat. Solcherlei bürokratische Auswüchse halten Kopp und Garber für völlig verzichtbar und machen da einfach nicht mit.

Die Kunden danken es ihnen. Die vollen Auftragsbücher sind der Beweis dafür. Was als Zweimann-Unternehmen begann, netzwerk tirol

April 2020 | Best Practice

Installationen die gesamte Palette. Das spielt ihnen gerade jetzt in die Karten. Viele Baustellen wurden aufgrund der Quarantänebestimmungen stillgelegt, neue Projekte auf Eis gelegt, Installationen noch nicht möglich. Reparaturen jedoch gibt es immer. Deshalb sind bei der Innsbrucker Installationsfirma noch alle Mitarbeiter im Einsatz. „Freiwillig“, wie Garber und Kopp betonen. „Ich habe meine Mannschaft gefragt, was sie wollen: Kurzarbeit oder weitermachen. Alle haben sich fürs Weitermachen entschieden, also machen wir weiter.“ Bis zum Ende der Krise, das hoffentlich kein bitteres wird, sagen die Firmenchefs, die ihre Leute erst für die Kurzarbeit anmelden wollen, wenn wirklich nichts mehr geht. Obwohl es betriebswirtschaftlich auch für sie im Moment sinnvoller wäre, auf Minimalbetrieb umzustellen.

Mehr Manpower geht kaum. Foto: Alternativ Installationen

ist heute ein fast 40 Mitarbeiter zählender Betrieb. Rund 35 Männer leisten ihre Installationsdienste am Kunden, fünf Frauen sorgen für die einwandfreie Disposition, Koordination und Verwaltung.

Ziemlich stereotyp, weiß Garber, und fragt sich selbst, warum das immer noch so ist. Er hätte gerne ein paar Frauen in seinem Team der Installateure, weil er sie „wie geboren“ für den Beruf hält: „Frauen sind in der Regel sorgfältiger als Männer, handwerklich geschickt, sie bringen soziale Kompetenzen mit, die ein Mann oft nicht hat und körperlich ist die Arbeit auch für Frauen leicht zu schaffen.“ Gerne würde er zu seinen vier männlichen Lehrlingen weitere vier, wenn möglich auch weibliche, einstellen.

Basisdemokratische Entscheidungen Doch sei die Lehrlingssituation derzeit etwas schwierig.

Von hunderten potenziellen Auszubildenden, mit denen er gesprochen hat, hat nicht einmal eine Handvoll seine Einstiegsfrage beantworten können, ohne das Handy aus der Tasche zu holen: „Was ergibt 12 mal 12, frage ich immer.

Wer das nicht im Kopf ausrechnen kann, ist falsch in diesem Beruf, in dem andauernd dividiert, subtrahiert, gedrittelt, geviertelt und überschlagsmäßig berechnet werden muss.“ Spezialisieren sich andere Firmen auf eines, Neubauten, Sanierungen oder Reparaturen, bedienen die Alternativ netzwerk tirol

Klein- und Mittelbetriebe erhalten den Staat Ob wirtschaftlich oder nicht, was nicht zur Philosophie von Garber und Kopp passt, wird prinzipiell nicht gemacht. „Nicht einmal Schulden“, lacht Garber wissend, dass er dadurch immer den Höchststeuersatz an den Staat abführt, „es ist unser Prinzip, nichts auszugeben, was wir nicht vorher erwirtschaftet haben.“ Jedes Werkzeug, alle 20 Firmenwagen wurden bar bezahlt. „Nur Bares ist Wahres“, ein typischer Garberscher Sager. Gerade dieses unternehmerische Denken lässt beide Firmenchefs auch in diesen Tage ruhig schlafen, haben sie doch keine hohen Kredit- oder Leasingraten zu bedienen. Für Unternehmer, die jetzt in der finanziellen Patsche sitzen, haben sie zwar Mitgefühl, aber halt „nur bedingt“, weil sie auch eigenes Verschulden sehen.

Kritisch betrachten sie auch, dass viele Großkonzerne sofort, als das Maßnahmenpaket von der Regierung publik wurde, ganze Mitarbeiterstäbe in Kurzarbeit geschickt haben. „So manch einer profitiert da auf Staatskosten“, sagt Garber, „wie immer eigentlich. Und wer am Ende dafür bezahlt, sind die Klein- und Mittelbetriebe, die es sich nicht so gut richten können oder aus Prinzip nicht wollen. Auch wie immer.“ Vorreiter bei alternativen Energien Ihren passenden Namen hat die Firma übrigens daher, dass sie Vorreiter auf dem Gebiet der Eisspeicherheizanlagen und der Flächenkühlung sind. Dabei handelt es sich um alternative, energieeffiziente Möglichkeiten der Heizung und Kühlung von Räumen, alternative Systeme der Gegenwart und Zukunft.

Und wie läuft nun das via Facebook angebotene Hilfsprojekt der alternativen Installateure? Peter Garber „Die Besorgungen und Einkäufe erledigen meine Servicemonteure und ich selbst, weil ich ja noch nie so viel Zeit hatte wie jetzt.“ Anstatt auf Baustellen oder am Schreibtisch verbringt er nun auch oft Zeit in Supermärkten, Apotheken oder auf Routen rund um Innsbruck, um meist ältere Menschen mit dem Wichtigsten zu versorgen.

Sein Resümee: „Die Leute sind sehr dankbar für unsere Hilfe.

Aber unterm Strich melden sich weniger, als wir gedacht hatten. Das freut mich sogar irgendwie, sagt es doch auch aus, dass die Nachbarschaftshilfe, das Miteinander und die Solidarität in Tirol gut funktionieren.“

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Spaziergang | April 2020

Elisabeth Blanik. Foto: SPÖ Tirol

Lienz FRAGEN AN DIE BÜRGERMEISTERIN

Einen Monat nach dem Spaziergang in Lienz spricht Bürgermeisterin Elisabeth Blanik über dabei aufgenommene Stimmen und Meinungen ihrer Bürger.

Hat Lienz zu viel oder zu wenig Tourismus?

Das hängt immer davon ab, wen man fragt. Tatsache ist aber, dass der Tourismus in Lienz ein wichtiges Element unseres breit aufgestellten Wirtschaftsprofils darstellt.

Wir bereichern den sanften Tourismus der Region mit den Elementen, die man in ihrer erholsamsten Form in Städten gerne hat: Gesellschaft, Kunst, Kultur, Genuss und Kulinarik.

Sind weitere Initiativen wie etwa Osttirol de luxe am Hauptplatz geplant, um den Tourismus im Winter, aber auch im Sommer anzukurbeln?

Solche Aktivitäten gehören in unserer Sonnenstadt fast schon zum Jahreskreislauf. Neben zahlreichen Veranstaltungen des

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Stadtmarketings, wie beispielsweise der Rosenmarkt oder der Stadtmarkt, sorgen auch Festivals von Vereinen wie das Straßentheater von Olala für eine bunte Belebung der Stadt.

Viele unserer Inhalte zielen auch auf tagestouristische Programme ab, indem wir abwechslungsreiche Radpackages von Südtirol nach Lienz anbieten. Uns ist es wichtig, einladend zu sein. Bunt und unterhaltsam. Dies setzen vor allem die vielen kleinen Innenstadtläden hervorragend um, in denen man wahre Schätze findet.

So betrachtet, heißt das eigentliche Erlebnis bei uns: Stadt.

Diese überrascht von Gasse zu Gasse und von Ecke zu Ecke mit charmanten Plätzen und Wohlfühloasen.

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April 2020 | Spaziergang

Anders als in vielen Orten in Nordtirol, die im Laufe der Spaziergänge besucht wurden, hat Lienz eine funktionierende, lebendige Innenstadt mit kaum Leerstand. Was wird von Seiten der Stadt zur Förderung dessen unternommen?

Die Vitalität unserer Innenstadt ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer jahrzehntelangen strategischen Kooperation zwischen Unternehmern und Stadt. Quartier für Quartier, Stadtteil für Stadtteil wurde gemeinsam mit den Bürgern neu gestaltet. Mittlerweile tritt die Sonnenstadt Lienz als ein eigener Standort auf, quasi als schönstes Einkaufscenter der Region, ohne künstliches Dach.

Alle Gesprächspartner waren gegen ein Einkaufszentrum.

Es würde die funktionierende, lebendige Innenstadt ruinieren. Warum fürchtet sich die Bevölkerung, wo doch die Politik dadurch etwas Gutes für sie erreichen will?

Veränderungen betrachten viele Menschen im ersten Moment oft mit einer gewissen Skepsis. Warum etwas ändern, wo doch eh alles funktioniert? Doch eine gesunde Entwicklung beflügelt in vielen Fällen auch das jeweilige Umfeld.

Allerdings muss man mit Bedacht vorgehen. Die Innenstadt ist kleinteilig strukturiert, was ihren Reiz ausmacht. Daher achten wir darauf, dass hier nur moderne Handelsformate Raum finden, die unsere Betriebe nicht verdrängen, sondern nur ergänzen und die im derzeitigen Angebot noch fehlen.

Ohne die Bereitschaft zu solchen Gesprächen, riskiert man, dass so ein Einkaufszentrum auf eine grüne Wiese in der Vorstadt verlagert wird.

In jedem Ort, der im Laufe der Spaziergänge besucht wurde, geben die Menschen an, dass einer der größten Fehler, die Errichtung eines Einkaufszentrums war. Sogar in Schwaz, wo das Einkaufszentrum in Innenstadtnähe errichtet wurde. Wieso soll das in Lienz gut ausgehen?

Eine gelungene Stadtentwicklung ist wie ein Maßanzug.

Damit dieser passt, damit es funktionieren kann, muss man so ein Zentrum auf die Strukturen und lokalen Gegebenheiten abstimmen. Eine pauschale Vergrößerung der Verkaufsflächen ist nicht zielführend. Es gibt Städte in vergleichbarer Größe, in denen es Innenstadtcenter mit 20.000 Quadratmetern gibt. Zum Vergleich: ganz Lienz verfügt über 21.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Für das Handelszentrum in Lienz steht eine Entwicklungsfläche von 8.000 Quadratmetern zur Disposition. Das ermöglicht einen sorgsamen und sensiblen Umgang mit Augenmaß.

Osttirol unternimmt viel, um den Abwanderungstrend zu stoppen. Die Vorsitzende der Jungen Wirtschaft, Barbara Widemair, sagt, dass Lienz eine Jobbörse bräuchte, denn „bei uns gibt es mehr Möglichkeiten als Lehrer zu werden oder bei Liebherr zu arbeiten. Aber die Leute wissen nichts davon.“ Könnte das vielleicht aufgegriffen werden?

Die Dichte an jungen kreativen Leuten ist in Lienz tatsächlich außergewöhnlich hoch und mit der Standortagentur Innos haben wir eine Institution, die sich ganz besonders mit

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Zukunftsthemen wie Employerbranding, moderne Startforen und Gründerforen befasst. So wurde beispielsweise eine Jobmesse für junge Leute gegründet, die gerne wieder nach Lienz oder Osttirol zurückkommen möchten. Zeitgemäße Angebote wie Co-Workingspace, Entrepreneurship-Academy und begleitete Start up-Programme wirken ebenfalls unterstützend. Genauso wie der Campus Technik Lienz für junge Mechatroniker und Tüftler oder der Ausbau von RegioNet, dem Glasfasernetz der Stadt.

Dass aufgrund der geographischen Lage Lienz einerseits ruhig ist, andererseits aber auch abgeschieden ist und nicht von Transit überrollt wird, wird positiv und negativ gesehen. Soll der Status quo bleiben oder ist da Veränderung angedacht?

Unsere geographische Lage bringt viele Vorteile mit sich. Allen voran das hohe Maß an Lebensqualität. Aber natürlich gibt es Bereiche, in denen Verbesserungen vorangetrieben werden können. Das tun wir auch kontinuierlich und konsequent.

Beispielsweise mit der Errichtung des neuen Mobilitätszentrum Lienz, das für alle die überregionale Anbindung verbessern wird.

Wir beobachten aber auch, dass sich die Transportwege der Gegenwart und Zukunft verändern. Weg von der Straße, direkt auf die Datenautobahn. Junge, moderne Firmen bieten ihre Dienstleistungen über das Internet an. Videokonferenzen, Home-Office, große Datenmengen, Geschäftspartner in aller Welt, genau dafür baut Lienz mit den Umlandgemeinden seit 2013 das gemeindeeigene RegioNet aus.

Eine Breitbandoffensive, bei der alle Betriebe, Ämter und Haushalte der Region an Glasfaserkabel angeschlossen werden können. Nicht nur in Ausnahmezeiten der Coronakrise eine Infrastruktur von unschätzbarem Wert.

Auch die Zuwanderung aus Drittstaaten wurde positiv und negativ gesehen. In Anbetracht von seit über 20 Jahren sinkenden Schülerzahlen ist Zuwanderung nicht unumgänglich, um eine zu starke Überalterung der Bevölkerung mit allen negativen Konsequenzen zu verhindern?

Die Geschichte der Stadtentwicklung zeigt, dass auf den Trend in Großstädte zu ziehen, immer der Gegentrend und die Sehnsucht nach einem kleinstädtischen Umfeld folgt.

Ausschlaggebend sind dafür oft Mietpreise oder die Luftund Lebensqualität. Die Sehnsucht nach einem individualisierten Leben wird größer. Das führt zu Wanderungseffekten, was dafür sorgt, dass junge Menschen wieder vermehrt in Bezirksstädte ziehen.

Unsere Aufgabe ist es, Lienz zu einem Sehnsuchtsort für diesen Wandel, zurück von der Stadt in ein attraktives Kleinstadtumfeld, aufzubauen.

Warum heißt der Fleischkaas in Osttirol Leberkäse?

Ich nenne ihn auch Fleischkaas, aber liebevolle, kleinregionale Unterschiede gibt es überall.

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Faktor Mensch | April 2020

Der Glücksschmied „Nach mir ist Schluss. Das ist aber in Ordnung für mich.

So ist das halt.“ Alle Fotos: Florian Lechner

NAME:

RUDL DUREGGER

BERUF:

SCHMIED

IM BETRIEB SEIT:

1970 1

GEBOREN:

1943

ERLERNTER BERUF:

MITARBEITERZAHL:

WOHNORT:

LIENZ

SCHLOSSERMEISTER

HOMEPAGE:

„Ich bin der einzige Schmied, der noch ein Feuer hat.“ 56

KEINE

„Das ist mein Meisterstück. Der Tiroler Adler. Den verkaufe ich nicht, obwohl ihn schon viele wollten.“ netzwerk tirol

April 2020 | Faktor Mensch

„Am 31. Dezember habe ich 15 Stunden fast durchgehend Hufeisen auf der Straße geschmiedet.

Bis 23:59 Uhr.“ „Ich bin der Glücksschmied von Lienz.“

„Täglich um halb Elf, seit mindestens 30 Jahren, spiele ich mit dem mittlerweile Ex-Schuldirektor auf zwei gewonnene Bummerl im Gasthaus.“ netzwerk tirol

„Ein Schmied macht sich seine Werkzeuge selber.

Also fast alle.“ 57

Literatur | April 2020

Laut Bilderrecherche für Leif Randts Allegro Pastell sieht so der Prototyp eines Millenials oder Hipster aus.

In Wahrheit ist es unser Chefredakteur, dem das Buch aber gar nicht gefällt.

Foto: Florian Lechner

L I T E R AT U R

Es lebe die Rohrpost!

David Österle sucht die Kommunikation in der Literatur und findet Selbsttherapie, Antiromantik, Antipastell, Selbsttherapie und Geheimnisse. Eine Recherche.

Frei nach den Rolling Stones: „Chillex, it’s only romanticism but I like it.“ Foto: Goethe in der römischen Campagna. Johann Heinrich Wilhelm Tischbein.

Kommuniziert wird in der Literatur eigentlich immer. In Nick Hornbys Slam vertraut der 16 jährige Teenager Sam Jones dem Profiskater Tony Hawk seine Probleme an. Eigentlich einem Tony Hawk Poster, das er an seiner Wand hängen hat: „Sometimes it doesn‘t matter who you talk to as long as you talk, that’s why I spend half my life talking to a life-size poster of a skater.“ In Marlen Haushofers Isolationsapokalypse „Die Wand“ kommuniziert die Protagonistin, nachdem sie bemerkt, in einer Glaskuppel eingeschlossen zu sein, die sich im weiten Radius um ihr einsames Jagdhaus in den Alpen aufgebaut hat, mit ihrer Kuh Bella, ihrem Hund Luchs und 58

den beiden Katzen. In „Lucy Fliegt“ von Petra Piuk führt die nervtötende Titelfigur in einer Tour Selbstgespräche über den bevorstehenden Durchbruch als Schauspielerin in Hollywood. Was diese Charaktere eint: Kommunikation ist eine Form der Selbsttherapie.

Mit wem literarische Figuren kommunizieren ist die eine Sache. Weitaus spannender für die Literatur im Allgemeinen ist jedoch die Frage, wie sie kommunizieren, also welcher Kommunikationsformen und -medien sich diese bedienen. Wenn Schriftsteller ihren Romaninhalt über Briefe netzwerk tirol

April 2020 | Literatur

vermitteln, dann geht es darin häufig etwas rührselig zu. Die literarischen Figuren berichten von Intimstem, betreiben Seelenanalyse. Dass ausgerechnet in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Gattung des Briefromans ihre absolute Blütezeit erfuhr, ist nicht verwunderlich. Es war die Zeit der Empfindsamkeit und des Sturm und Drangs, als alle noch zu ihren Gefühlen standen. „Die Leiden des jungen Werthers“ ist so ein gefühlsduseliger Briefroman. Er handelt von dem Titelhelden, einem Rechtspraktikanten, der nach Wahlheim zieht und sich dort schwuppdiwupp unsterblich in Lotte verliebt. Da sich diese jedoch bereits dem Geschäftsmann Albert so gut wie versprochen hat und sie trotz ihrer Gefühle davor zurückschreckt, ihre bürgerlichen Tugenden über Bord zu werfen, muss sich Werther irgendwann eingestehen: das wird nix mehr. Sein Schluss könnte radikaler nicht sein. Werther weiß keinen anderen Ausweg, als sich mit einer Pistole das Leben zu nehmen.

Mitgeteilt wird uns der dramatische Schlusspunkt von einem fiktiven Herausgeber, Werthers bestem Freund Wilhelm, an den auch die Briefe Werthers gerichtet sind. Weil der Roman in der ersten Auflage anonym erschien, nur mit einer kurzen Einleitung des Herausgebers versehen, glaubten viele Leser, es hätte sich um reale Briefe gehandelt. Ein gefinkelter Schachzug, der dem ganzen Inhalt noch etwas mehr Dramatik verpasst.

Der Briefroman des 21. Jahrhunderts ist natürlich der Emailroman. Daniel Glattauer hat so einen geschrieben und ist damit sprichwörtlich durch die Decke gegangen. Mehr als 800.000 Exemplare verkauft, in 28 Sprachen übersetzt, prominent verfilmt, mit Tatort-Kommissarin Nora Tschirner in der Hauptrolle. Glattauer erzählt eine Liebesgeschichte, die letztlich nur wegen eines Tippfehlers zustande kommt.

Emma Rothner will eigentlich nur ihr Abonnement bei der Zeitschrift „like“ kündigen, vertippt sich bei der Eingabe der Adresse und landet flugs im Postfach von Leo Leike. Zwischen Emma und Leo beginnt ein reger Austausch, der schnell Gefühle mit ins Spiel bringt. Ein Treffen in der realen Welt scheuen die beiden aber, denn zum einen liegt die Gefahr in der Luft, dass sich der eigene Kopf das reale Gegenüber weit attraktiver ausgemalt hat. Da Emma, die von Leo Emmi genannt wird, verheiratet und Mutter von drei Kindern ist, sind zum anderen mit einem Treffen auch die Ängste verbunden, der Flirt könnte bald nicht mehr ganz so virtuell sein.

Was den Roman so reizvoll macht, ist nicht der Plot und nicht die psychologische Ausstaffierung der Charaktere. Beides ist irgendwie mau. Es ist die Alltäglichkeit und die verborgene Erotik einer Kommunikationskonstellation, die Glattauer für seinen Roman wählt und die viele Leser aus dem real life kennen. Es beginnt harmlos, die nette Korrespondenz mit einem Businesspartner über Email, der kurze Chitchat mit einem Bekannten vom Tennisclub auf Facebook zur Frage, wo man sich denn am besten den alten Racket bespannen lässt. Der kurze Austausch mit dem Vater eines Schulkollegen des Sohnes über Whats App …. Im echten Leben würde das Flirt genannt werden, aber da jede physische Form fehlt, braucht niemand ein schlechtes Gewissen zu haben, nicht wahr? Und ist auch von der Berichtspflicht dem Partner gegenüber enthoben, nicht wahr? Dass hier im Unterschied netzwerk tirol

zur realen Liebelei das ganze Gewicht auf der Sprache liegt, dass jedes Wort nach seiner Wirkung, nach einem Zuviel und Zuwenig abgewogen wird, macht die Korrespondenten letztlich zu Literaten.

Natürlich aber nicht zu Literaten im engeren Sinne des Wortes. Sie sind keine Schriftsteller, wie sie so häufig von Peter Handke zu Protagonisten auserkoren werden. Apropos Peter Handke. Moderne Kommunikationstechnik kommt den literarischen Figuren des kontrovers diskutieren Literaturnobelpreisträgers prinzipiell nicht ins Haus. Email, Handy, Snapchat, Instagram. Unvorstellbar! Pfui! Es lebe die Rohrpost! Ihr Faible für den antipräsentischen Lifestyle haben sich die Figuren von ihrem Schöpfer abgeschaut. Handke, der sich auch fotographisch gerne als Guru, Einsiedler und Pilzsucher inszeniert, hatte auf die Frage eines Interviewers, was er denn mit „Technik“ am Hut habe, einmal gemeint: „Technik – Das erotisiert mich nicht“. Was Handke und seine Figuren stimuliert, zeigt sich etwa in der 2013 veröffentlichten Erzählung „Versuch über den Pilznarren“, die von einem Mann handelt, der von Kindheit an eine ungemeine Faszination für Pilze entwickelt hat. Die schönsten Momente erlebt der Pilznarr dann, wenn er im Wald ist, ohne jegliches KommunikationsGschistigschasti, und dort auf „Grundanderes trifft, etwas, das er gar nicht gesucht hatte, das er weder in Natur noch abgebildet jemals zu Gesicht bekomme, etwas ihm Neues.“ Man könnte sagen, dass es Handke in seinem Erzählen um ein „neues Sehen“ geht. Ein Sehen, das kulturell tradierte Wahrnehmungsmuster durchbricht. Das gerade verunmöglichen die modernen Kommunikationsmedien seiner Meinung nach. Sie machen Sprache, Denken und Wahrnehmen zu einem Einheitsbrei.

Klar, die Gefahr der Abstumpfung lauert an jeder Ecke. Von dieser erzählt auch der hippe Leif Randt in seinem hochgelobten und zerrissenen Roman „Allegro Pastell“. Im Zentrum der Handlung stehen hier Tanja und Jerome, und zwar stellvertretend für all die Millennials aus gutem Hause, die gern fürs Wochenende vereisen, brav das zeitgenössische Kulturund Konsumangebot nützen, sich unwahrscheinlich gut mit ihren Eltern verstehen, kontrolliert Drogen konsumieren und niemals mit existenziellen Problemen in Berührung kommen werden. Das Paar führt eine Fernbeziehung, ist aber über Text und Bild eng miteinander verbunden. Wie ihr Leben hat auch ihre anglizismengeschwängerte Kommunikation jede Form der Erregung verloren. „Nice“, „cute“ ist das Maximum, was die Sprache an Begeisterungsausdrücken bereithält.

Alle sind hier „entspannt“.

Was Leif Randt in diesem Buch zeigt, sind keine Individuen, sondern Typen einer globalen Oberflächenkultur, die sich von „Facebook and French Fries“ ernähren. Wenn Leif Randt beabsichtigte, dass wir all das nach der Lektüre hassen, was er so smooth portraitiert, dann ist ihm ein fantastischer Roman geglückt. Ansonsten nicht. ▲

Peter Handke ist ein sich rar machender Schriftsteller.

Seine Unterschrift ist aber gemeinfrei.

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Graphen von Tirol | April 2020

Das Telefon, der Radio und der Fernseher sind heute so selbstverständlich, dass wir uns eine Welt ohne sie gar nicht mehr vorstellen können. Dieser Beitrag erzählt die Entwicklung aller drei Geräte und wie sie ihren Weg nach Tirol fanden.

VON JOSEF NUSSBAUMER U N D STEFA N N EU N ER

„Video killed the radio star“ von The Baggles wurde am 1. August 1981 um 0.01 Uhr als erstes Video auf MTV ausgestrahlt. Foto: René Asmussen

ZAHLEN, BITTE!

Video killed the radio star Telephon Am Abend des 26. Oktobers 1861 versammeln sich die Mitglieder des „Physikalischen Vereins“ in einem Frankfurter Hörsaal. Im Mittelpunkt steht die Vorführung einer Erfindung des Physikers und Lehrers Johann Philipp Reis: ein Gerät mit dem Namen „Telephon“, griechisch für WeitHörer. Die beiden ersten Sätze, die in das Gerät gesprochen werden, klingen äußerst banal, ja geradezu skurril und doch sollten sie die Welt verändern. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass hier nicht gemogelt wird, spricht ein Teilnehmer im Garten die legendären Sätze „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ und „Die Sonne ist von Kupfer“ in den Trichter.

Reis versteht am anderen Ende im Hörsaal zwar nicht genau, was das Pferd frisst, und Kupfer hört sich für ihn wie „Zucker“ an, doch das neue Kommunikationsgerät Telephon hat die Feuerprobe bestanden.

Erstmals gelang die Übertragung von Geräuschen via Draht mit Hilfe der Elektrizität. Nur 16 Jahre später, im Jahr 1877, wurde in Innsbruck der erste Sprechtelegraph durch Leopold Pfaundler vorgestellt. Eine der ersten Telefonleitungen im Lande wurde in Kufstein 1883 bei der Firma Gebrüder Reisch zwischen zwei Comptoiren der Firma verlegt. 1893 wurde in

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Innsbruck das staatliche Telefonnetz eingerichtet. Am 1. Jänner 1905 wurde die Telefonleitung Wien-Innsbruck eröffnet.

Der erste öffentliche Münzfernsprecher Tirols stand in Jenbach. Ende 1907 gab es davon im damaligen Österreich nur 44: 42 davon in Wien, und je einer in den Bahnhöfen Trient und Brixlegg.

Detail am Rande: Bis 1912 wurde den Villenbesitzern und den vielen Fremden am Achensee bezüglich Telefonieren der salomonische Rat erteilt: „Gehen Sie nach Jenbach. Dort können Sie telefonieren, so lange Sie wollen und mit wem Sie wollen.“ Noch in den 1960er und 1970er Jahren gab es Halb- und Viertelanschlüsse, das heißt zwei oder vier Haushalte hatten ein Telefon. 1974 hatten noch keine 50 Prozent der Haushalte in Tirol überhaupt ein Telefon, 20 Jahre später waren es auch erst 90 %. Heute hat faktisch jeder Haushalt ein Telefon und es werden sogar schon handyfreie Zonen zum Beispiel in Schulen gefordert.

Noch ein Detail am Rande: 0,7 % der Tiroler Bevölkerung gaben unlängst in einer Befragung an, sich kein Telefon leisten zu können.

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April 2020 | Graphen von Tirol

Radio Erste Versuche bei drahtloser oder funktelefonischer Übertragung in Österreich können mit dem gebürtigen Kramsacher Dipl.-Ing. Otto Nußbaumer in Verbindung gebracht werden. Dieser führte am 15. Juni 1904 als Assistent an der Hochschule in Graz ein Experiment durch, wobei er das Lied „Hoch vom Dachstein“ sang, das über mehrere Räume hinweg übertragen wurde.

Es dauerte dann aber doch noch gut zwei Jahrzehnte, bis das Radiowesen in Tirol heimisch wurde.

Einen ersten diesbezüglichen Höhepunkt an Radiobegeisterung stellte das Jahr 1922 dar. Im Schaufenster der Buchhandlung „Tyrolia“ in Innsbruck wurde eine erste Empfangsanlage mit Röhren und folgender Beschriftung ausgestellt: „Mit dieser Einrichtung wurden heute Nacht 12.30 Uhr … musikalische Darbietungen des deutschen Versuchssenders Königswusterhausen drahtlos abgehört.“ Ein Augenzeuge berichtet: „Es war zwischen 12 und 1 Uhr nachts, als wir, wie von weit her, ganz rein und deutlich folgende Worte vernahmen: `Hier spricht Königswusterhausen.‘ Es folgten musikalische Darbietungen, rein und klar zu hören.“ Nach dieser Sensation in Innsbruck, was wohl einer der ersten Hörerfolge in Österreich überhaupt war, setzte ein euphorisches Bastelfieber ein. Die eigentlichen Radiosendungen in Tirol begannen am 2. Juni 1927 als der Sender Aldrans mit der 151 Meter hohen Sendeeinrichtung des österreichischen Rundfunks RAVAG in Betrieb ging.

Die Errichtung des ersten ORF Studios in Innsbruck erfolgte dann 1929 mit der Eröffnung des Hochhauses der Innsbrucker Stadtwerke. Erst 1972 wurde schließlich das Funkhaus am Rennweg eröffnet, geplant von Gustav Peichl.

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Fernsehen 1950 noch glaubte die Tiroler Tageszeitung (TT v. 14. X. 1950, S. 3), dass das „Ti-Wi“, so die damalige Schreibweise in der TT, noch lange nicht nach Tirol kommen werde und man sich deshalb mit dem Radio begnügen müsse. Tatsächlich gab es fünf Jahre später erst 55 Fernsehbewilligungen im ganzen Land. Anfang der 1970er Jahre gab es schon an die 100.000, heute sind es über 300.000.

Wie bescheiden sich das regionale Fernsehen noch Mitte der 1960er Jahr präsentierte, zeigt sich darin, dass es etwa 1967 nur einen einzigen Kameramann in Tirol gab. Es war dies Manfred Lechleitner. Er produzierte für die Sendung „Streiflichter aus Österreich“ und dafür musste er immer in seiner Wohnung auf Drehaufträge aus Wien für den Bereich der Bundesländer Tirol und Vorarlberg warten.

Mit der Einführung des „Österreich-Bild am Sonntag“ wurde ab 1975 den Landesstudios dann turnusmäßig die Möglichkeit geboten, ausführlicher über ihr Land zu berichten. Damit begann auch ein neues technisches Zeitalter: Alle neun Bundesländer lernten in den eigenen Landesstudios den Umgang mit der Elektronik für eigene aktuelle Berichterstattungen und Programmproduktionen.

Es dauerte noch weitere zehn Jahre bis eine weitere Kommunikations-Institution geschaffen war, die heute nicht mehr wegzudenken ist und die für viele Tiroler zum täglichen Abendprogramm gehört: „Tirol heute“. Seit dem 2. Mai 1988 produziert jedes Landesstudio unter diesem Motto täglich eine halbstündige Fernsehsendung. Südtirol ist seit 1975 in das ORF-Netz mit einem eigenen Landesstudio in Bozen eingebunden und seit dem 1. April 1996 gibt es auch „Südtirol heute“. Seit Oktober 2012 gibt es sogar einen regelmäßigen Moderatorentausch zwischen Bozen und Innsbruck. ▲

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Recht | April 2020

Melanie Gassler-Tischlinger und Georg Huber sind Rechtsanwälte der Innsbrucker Kanzlei Greiter Pegger Kofler & Partner. netzwerk tirol führte ein Gespräch mit ihnen zur Frage, was aus rechtlicher Sicht in CoronaZeiten für die Kommunikation von Unternehmen nach außen, aber auch mit Mitarbeitern zu beachten ist.

VON KARL MÜLLER Georg Huber und Melanie Gassler-Tischlinger.

Foto: Julia Türtscher – Blickfang

RECHT

Kommunikation in Zeiten der Krise Hat sich die Kommunikation in Unternehmen aufgrund der Corona Krise verändert?

Diese Frage kann man klar mit Ja beantworten. In vielen Unternehmen arbeiten Mitarbeiter von zu Hause aus.

Persönliche face-to-face Meetings finden kaum noch statt. Das hat zur Folge, dass Unternehmen vermehrt auf andere Möglichkeiten, insbesondere auf Videokonferenzen, Webinare, aber auch elektronische Kommunikation zur Bewerbung von Onlineshops zurückgreifen.

Besonders gefährdete Personen dürfen nicht mehr in die Arbeit kommen. Darf ein Arbeitgeber solchen Personen einseitig Home-Office anordnen?

Grundsätzlich muss Home-Office vereinbart werden.

Unproblematisch ist es, wenn im Arbeitsvertrag bereits eine entsprechende Regelung enthalten ist. Ist vereinbart, dass der Arbeitnehmer auch an andere Orte, zum Beispiel an 62

seinen Wohnort, versetzt werden kann, so ist eine einseitige Anordnung in der Regel möglich.

Angesichts der Entwicklungen in den vergangenen Wochen könnte man durchaus auch argumentieren, dass Arbeitnehmer, die arbeitsfähig sind, schon aufgrund ihrer Treuepflicht zu Home-Office verpflichtet werden können, sofern dies möglich und zumutbar ist.

In einigen Fällen setzen Mitarbeiter im Home-Office ihre privaten Smartphones und Computer für die Arbeit ein, Bring-Your-Own-Device, kurz BYOD. Hier empfehlen wir, Vereinbarungen über die betriebliche Nutzung dieser Geräte abzuschließen.

Zurück zum Thema Videokonferenzen. Hier gibt es einen Boom, aber ist das auch alles legal?

Trotz Corona muss der Einsatz von Diensten für Video- und Onlinekonferenzen oder Webinaren, wie zum Beispiel Zoom, netzwerk tirol

April 2020 | Recht

Skype oder GoToMeeting, die Vorgaben der DatenschutzGrundverordnung erfüllen. Daran sollte man schon bei der Auswahl des Conference-Tools denken.

Im Zuge von solchen Konferenzen werden nämlich personenbezogene Daten verarbeitet.

Als Grundregel gilt: Bei gleicher Funktionalität sollte man eher Diensteanbieter mit Sitz in der EU bevorzugen und solche Dienste wählen, die datenschutzfreundliche Einstellungen vorsehen. Zu letzteren zählen etwa eine Verschlüsselung und der Verzicht auf ein Profiling der Konferenzteilnehmer. Die Aufzeichnung des Meetings sollte außerdem nur mit Einwilligung der Teilnehmer möglich sein.

Bei Diensteanbietern außerhalb der EU muss das Datenschutzniveau der DSGVO gewahrt werden. Anbieter aus den USA sollten etwa unter dem Privacy Shield zertifiziert sein.

Das ist bei den Großen wie Skype, Zoom, Microsoft Teams et cetera der Fall.

Da Diensteanbieter in der Regel Auftragsverarbeiter im Sinne der DSGVO sind, muss mit ihnen zwingend ein Auftragsverarbeitervertrag abgeschlossen werden. Die meisten Anbieter sehen den Abschluss derartiger Vereinbarungen im Zuge der Registrierung vor. Streng genommen muss man auch die Angaben der Anbieter zu deren technischen und organisatorischen Maßnahmen, zum Beispiel Pseudonymisierung, und ihren Subunternehmern prüfen. Das ist in der Praxis eher schwierig.

Hat man sich für ein Tool entschieden, sollte man bei jeder Verwendung überlegen, ob man die jeweiligen Funktionen tatsächlich gerade braucht und ob es nicht datenschutzfreundlichere Wege gibt, den angestrebten Zweck zu erreichen? Ist es etwa erforderlich, die gesamte Konferenz aufzuzeichnen? Oder könnte man einfach nur das Wichtigste protokollieren, um es später abzurufen?

Natürlich gelten auch die Informations- und Dokumentationspflichten der DSGVO. Die Teilnehmer müssen insbesondere über den Zweck, die Art und den Umfang der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten informiert werden. Hier empfiehlt es sich, diese Informationen in der regulären Datenschutzerklärung zu ergänzen und auf diese per Link in den Einladungen zu einem Onlinemeeting hinzuweisen.

Gibt es im Arbeitsrecht besondere Vorschriften zum Thema Onlinemeetings?

Wenn es im Unternehmen einen Betriebsrat gibt, sollte die Auswahl des Dienstes mit dem Betriebsrat abgestimmt werden Kritisch wird der Einsatz solcher Tools dann, wenn sie zu einer Überwachung der Mitarbeiter eingesetzt werden.

Videoüberwachung am Arbeitsplatz, die Kontrolle des HomeOffice mit Monitoring Software sowie weitere Maßnahmen können Persönlichkeitsrechte und folglich die Menschenwürde des Arbeitnehmers berühren oder gar verletzen.

Maßnahmen, die die Menschenwürde berühren, bedürfen netzwerk tirol

der Zustimmung des Betriebsrats. Gibt es keinen Betriebsrat, ist die Zustimmung der einzelnen Arbeitnehmer erforderlich.

Kontrollmaßnahmen, die die Menschenwürde nicht nur berühren, sondern verletzen, sind überhaupt verboten.

Manche Anbieter von Conferencing Tools sehen etwa eine Kontrollmöglichkeit vor, bei der der Gesprächsleiter kontrollieren kann, ob die einzelnen Teilnehmer während der Konferenz nicht nebenbei andere Tätigkeiten ausüben, zum Beispiel am PC surfen oder spielen. Die Nutzung einer solchen Kontrollfunktion wäre wohl unzulässig.

Viele Geschäfte müssen in der Krise schließen und versuchen nun, den Online-Handel zu forcieren. Das erfordert eine erhöhte Marketing-Kommunikation, etwa durch Emails. Wie sieht es damit aus?

Grundsätzlich gelten die bisherigen Vorschriften über elektronische Kommunikation zu Werbezwecken unverändert fort. Das bedeutet, dass sowohl der Datenschutz, aber auch die Regeln des Telekommunikationsgesetzes beachtet werden müssen.

„Die Kundendaten müssen aus einer eigenen Geschäftsbeziehung stammen.“ Direktmarketing mittels Email kann datenschutzrechtlich ohne Einwilligung des Betroffenen zulässig sein, vor allem dann, wenn kein Profiling betrieben wird. Zu beachten sind aber die Informationspflichten und vor allem ist die Möglichkeit eines einfachen Opt-out, also einer Abmeldemöglichkeit, bereit zu stellen.

Allerdings setzt das Telekommunikationsrecht dem Elektronischen Direktmarketing enge Grenzen. Die telekommunikationsrechtlichen Vorschriften sind unabhängig vom Datenschutz zu beachten. SMS, Telefonanrufe, WhatsApp, Emails et cetera, also elektronische Kommunikation im weitesten Sinn, ist für Zwecke des Direktmarketing ohne vorherige Einwilligung des Empfängers nicht erlaubt. Es gibt nur wenige, sehr begrenzte Ausnahmen. Insbesondere muss der Empfänger vorher, in der Regel bei Erhebung seiner Daten, die Möglichkeit gehabt haben, der elektronischen Kommunikation zu widersprechen. Die Möglichkeit eines Opt-out in der Werbenachricht ist unzureichend. Außerdem müssen die Kundendaten aus einer eigenen Geschäftsbeziehung zum Kunden stammen und es dürfen nur eigene, ähnliche Waren und Dienstleistungen beworben werden.

Werbung, die mit der herkömmlichen Post versendet wird, ist von den Regelungen des Telekommunikationsrechts nicht betroffen.

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Gastrotipp | April 2020

ESSEN AUF RÄDERN

Saisonal und regional Essen ohne Plastikmüll. Foto: Florian Lechner

Seit eineinhalb Jahren gibt es in Innsbruck Essen auf Rädern und zwar auf drei Rädern. Dank Futterkutter muss in Zeiten wie diesen, in denen Restaurants, Bars und alle Imbisse geschlossen sind, nicht auf gesundes und frisch gekochtes Essen verzichtet werden.

VON KARL MÜLLER

„Das Lastenfahrrad habe ich eigentlich nur als Spaß vorgeschlagen, als ich letztes Jahr mit Martin über die Mietpreise für Lokale in Innsbruck gesprochen habe“, sagt Georg Waldmüller, der mit Martin Schümberg gemeinsam im Oktober 2018 Futterkutter eröffnet hat. So, wie die Mietpreise kein Spaß sind, blieb auch Georgs Vorschlag nicht nur Spaß.

Bald darauf kauften die beiden tatsächlich ein Bakfiets, ein 64

traditionelles Rad mit Transportkiste, in Holland und bauten es mit Innsbrucker Handwerkern zur betriebskonformen, mobilen Küche um. Resultat: 350 Kilogramm und kein Elektromotor. Aktuell wird auch schon an einem zweiten gebaut, das wird dann auch einen Elektromotor haben.

Momentan wird aber noch auf die finale Betriebsanlagengenehmigung gewartet. Und wie die Mobilität sollte ihr Konzept netzwerk tirol

April 2020 | Gastrotipp

„Bei uns greift alles ineinander.

Das ist keine Marketingidee.“ Die Gründer

Martin schümberg (rechts) und Heinrich Heim (links) von Futterkutter.

Foto: Florian Lechner

auch in allen anderen Bereichen von Nachhaltigkeit getragen sein. „Wir wollen zeigen, dass man auch mit einem Foodbike nachhaltig arbeiten kann. Bei uns greift alles ineinander.

Das ist keine Marketingidee, sondern eine vollumfassende Vorstellung, wie Gastronomie funktionieren kann. Früher ging es ja auch so. Produktorientiert und regional zu arbeiten ist keine neue Idee“, erklärt Waldmüller.

So wird auch bei der Verpackung bewusst agiert. Statt Plastik oder anderen Verpackungen gibt es Pfandgläser, die bei Futterkutter zurückgegeben werden können. Auch gibt es kein Plastik- oder Holzbesteck, sondern nur normale Metalllöffel. „Die Menge an Plastikmüll, die nach einer Mittagspause im Büro zusammengekommen ist, hat mich immer wieder frustriert“, sagt Schümberg. Übrigens braucht es nur einen Löffel und keine Messer und Gabeln, weil bei Futterkutter nur sogenannte Topf- oder Schöpfgerichte gekocht werden. „Das sind vollwertige Mittagessen im Glas. Es gibt warme und kalte Suppen, Eintöpfe, Currys, Phos, Salate und noch viel mehr. Gesunde und schmackhafte Topfgerichte gibt es unendlich viele.“ Ergänzt wird das noch durch netzwerk tirol

selbstgebackenes Brot. Bestellt werden muss am Vortag, geliefert wird am Tag darauf.

Waldmüller: „Das machen wir aber per Auto, da unsere Routen und die Anzahl der Stationen nicht mit dem Rad bewältigbar wären. Wir machen das aber sehr bedacht und ökologisch überlegt. Der heutige Radius war vom Mentlberg, über Hötting bis zur Reichenau.“ Die Logistik ist so gedacht, dass es zwar mittags warm ankommt, aber wer möchte, sich auch gleich ein Abendessen mitbestellen kann. Jeden Tag stehen drei verschiedene Speisen zur Auswahl. Eine davon ist immer vegetarisch und eine sogar vegan. Das Kochen selbst wird jeden Tag frisch erledigt, ohne jegliches Convenience-Produkt.

Dieser Logik folgend gibt es auch nur saisonale Produkte. Was auf den Feldern der Tiroler Bauern wächst oder von Tiroler Metzgern verarbeitet wird, kommt in den Topf. „Wenn wir ein bestimmtes Produkt nicht bekommen, dann greifen wir auf österreichische Produkte zurück“, sagt Waldmüller. „Unser Motto ist: Immer saisonal und hauptsächlich regional.“

▲ 65

Best Practice | April 2020

Die Jagd ist Landeskultur BEST PRACTICE Rund 731 Millionen Euro beträgt der jährliche Wertschöpfungsbeitrag der Jagd für die österreichische Volkswirtschaft, pro Jahr. Dazu kommen noch 240 Millionen Euro an ehrenamtlicher Jagdleistung, ebenfalls pro Jahr.

So eine Studie aus dem Jahr 2017. Nicht nur deshalb, aber auch deswegen ist die Jagd für Tirol wichtig und damit gleich Teil der Kultur. Eine faktengenaue Nachschau, um die Bedeutung von Jägerlatein herauszufinden.

VON KARL MÜLLER

„Wer will ein braver Jagdhund sein?“ – „Mia!“ Foto: Camylla Battani

D

„Heast! Ständig rufen sie mich, aber Antwort geben’s dann nie.

Diese Gfraster.“ Foto: Giuseppe Martini

as Land Tirol besteht im Wesentlichen aus Natur. Nur zwölf Prozent der Fläche steht als Siedlungsraum zur Verfügung. Nur zehn Prozent sind Dauerbesiedlungsraum, wobei hier auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen dazu zählen. Die effektive Baufläche beträgt nur 0,5 Prozent, zu dem aber nochmals fast 1,2 Prozent Verkehrsflächen dazu kommen. Es bleibt also viel Platz für die Natur und in ihr für die Tiere. Damit es in selbiger aber nicht zu Zuständen kommt wie im Kitzloch in Ischgl, muss hie und da einmal ein Schuss fallen. Und weil auch gerade beim Schießen es System und Präzision braucht, sind Professionisten nötig: die Jäger.

Anton Larcher, Landesjägermeister von Tirol, skizziert die Aufgaben folgendermaßen: „Wir sind für die Erhaltung der frei lebenden Tierwelt und natürlichen Pflanzenwelt in ihrer Vielfalt, die Überwachung der Wildkrankheiten, die Regulierung der Bestände entsprechend dem zur Verfügung stehenden Lebensraum, welcher noch viele weitere Aufgaben umfasst, zuständig.“ Dafür sind in Tirol über 100 Berufsjäger beschäftigt und weitere hauptberufliche Jagdschutzorgane, Ausbildner und Angestellte der Geschäftsstelle.

20 Prozent der Tiroler Gastjäger kommen aus dem Ausland.

Bei 2.000 bis 3.000 Jagdgastkarten pro Jahr sind das noch keine Legionen, aber immerhin zwei bis drei stolze Kompanien.

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Um babylonische Sprachverwirrungen zu vermeiden, wird auf die sogenannte Weidmannssprache zurückgegriffen.

Landesjägermeister Larcher: „Diese umfasst Ausdrücke, die beispielsweise die Körperteile der Wildtiere beschreiben und entwickelte sich lange bevor es Biologieunterricht gab, da die Jäger beschreibende Ausdrücke für verschiedene Situationen, Verhaltensweisen oder ähnliches suchten. Man merkt schnell, dass es eine sehr malerische Sprache ist, wie zum Beispiel die Löffel die Ohren der Hasen sind oder die Läufe die Beine des Wildes, der Lecker ist die Zunge.“ Jägerlatein ist das aber noch nicht.

Damit aber immer genug Beute vorhanden ist, darf eben, wie schon erwähnt, nicht wild drauflosgeschossen werden. Das machen nur Wilderer. Die Jagd aber lebt vom Prinzip „Schutz durch Nutzung“. Arten, deren Bestand beispielsweise rückläufig ist, werden eher geschont. Es muss das Ökosystem als Ganzes betrachtet und demgemäß gewahrt werden. So ist, entgegen dem klassischen Vorurteil des rein tötenden Jägers, er dafür verantwortlich, dass das Wild den Winter übersteht.

Füttern statt schießen ist eigentlich die Hauptaufgabe im Großteil der Jahreszeit. Während der Jagdzeit ist Anfüttern aber nicht erlaubt. Landesjägermeister Larcher: „Für uns Jäger steht immer die faire Chance für das Wild im Vordernetzwerk tirol

April 2020 | Best Practice

Im Bild: ein dramatisches Schauspieleichhörnchen.

Foto: Demi Felicia Vares

„Aua, ich bin getroffen.“ grund.“ Als Lockmittel sind zu gewissen Zeiten nur akustische Hilfsmittel dienlich, wie etwa das Nachahmen von Mäuselauten. Aber auch das ist noch kein Jägerlatein.

Die Verständigung der Jäger, ob mit Tieren oder mit normalen Menschen, ist nie ganz einfach. Entweder weil es eben Tiere sind oder eben keine Jäger. Zwar sind manche Begriffe, wie die Blume beim Hasen im allgemeinen Wortschatz klar, muss ein Großteil der Begriffe Nicht-Jägern erklärt werden. Blut heißt Schweiß. Dick gehen heißt trächtig sein.

Schweinesonne heißt Vollmond.

Erklären ist aber nicht rechtfertigen, was Jäger aber heute fast noch öfter müssen. Denn durch die Entfernung des Menschen von der Natur geht vielen Menschen der Bezug zu Fleisch verloren. Denn, Achtung, das Fleisch kommt nicht in Plastik verpackt auf die Welt und in den Supermarkt.

Bevor es die sogenannte Fleischproduktion gegeben hat, in

Ställen ohne Fenster und natürliche Lebensbedingungen für die Tiere, wurde Jahrhunderttausende unser Überleben durch die Jagd gesichert. Landesjägermeister Larcher: „Wir Jäger respektieren das Wild als Geschöpf, für das wir verantwortlich sind und das wir auch nutzen dürfen.“ Von einem Fleischproduzenten wäre der Satz unglaubwürdig. Hinzu kommt, dass durch die Ausbreitung des menschlichen Lebensraumes der der Tiere sowieso schon beschnitten und beschränkt ist und manche Tiere einen natürlichen Lebensraum kaum mehr haben können. So etwa die nur noch wenigen Augebiete im Inntal. Andere haben durch die Eingriffe des Menschen ihre natürlichen Feinde verloren. Um beides auszugleichen, müssen Jäger eben auch füttern und die Bestände dezimieren.

Landesjägermeister Larcher: „Ich denke nicht, dass jemand, der sich wirklich mit Jagd auseinandersetzt, sie missverstehen kann. Radikale Tierrechtler akzeptieren meiner Meinung nach nicht den natürlichen Kreislauf des Lebens. Warum darf ein Wolf ein Reh reißen, aber wir nicht jagen, wenn wir doch genauso das Fleisch danach als Lebensmittel nutzen?

Umweltschutz sowie gemäßigter Tierschutz hat dieselben Interessen wie wir.“ Dass das auch garantiert ist und nicht wie in anderen Ländern mit Praktiken gejagt wird, die nicht argumentierbar oder unmoralisch sind, ist im Tiroler Jagdgesetz sehr genau festgehalten, dass dem Wild Qualen und Leid zu ersparen und als Mitgeschöpf zu achten ist.

Was das Jägerlatein schließlich betrifft. Dabei handelt es sich quasi um Seemannsgarn. Es gibt es nicht. Und wenn, dann ist es eine maßlose Übertreibung. Das aber als O-Ton in einem Interview zu bekommen, ist so selten wie ein Einhorn oder Big Foot. Das passiert nur den Jägern untereinander. ▲

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Vergleich | April 2020

Fast wie Tirol: Die Schweiz der armen Leute Um unseren Leserinnen und Lesern einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen, stellt netzwerk tirol in jeder Ausgabe eine Region vor, mit der Tirol vergleichbar ist. Dieses Mal ist es ein Land, das auf jeder Landkarte sehr schwierig zu finden ist: Andorra.

„Ich möchte die Schuld zeigen, wo ich sie sehe, unsere Schuld, denn wenn ich meinen Freund an den Henker ausliefere, übernimmt der Henker keine Oberschuld.“ Max Frisch über sein Stück „Andorra“. Foto: Diego Delso

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April 2020 | Vergleich

L

ange hatte Andorra einen eher negativen Spitznamen. Die Schweiz der armen Leute.

Heute gilt das jedenfalls nicht mehr. Die Europ채ische Union hatte das Land lange auf der Liste f체r Steuerhinterziehung. Erst vor etwas mehr als zehn Jahren reformierte Andorra das Bankenwesen und erst vor vier Jahren wurde das Bankengeheimnis abgeschafft.

Der Reichtum aber blieb.

Die besondere wirtschaftliche Position konnte sich das Land in den Pyren채en aber bewahren.

Steuern gibt es de facto nicht. Flughafen und Zug aber auch nicht, wie auch keine Arbeitslosigkeit. Die Schulen baut das Land zwar selbst, aber die Lehrer werden von Frankreich und Spanien bezahlt. Das Land ist also wirklich etwas Einzigartiges. Einzig bei der Flagge ist das nicht wirklich der Fall. Andorras Fahne sieht jener Rum채niens, Moldawiens und Tschads gleich.

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Vergleich | April 2020

Staatsoberhaupt

Seit 1278, respektive 1288 hat das Land eine Doppelherrschaft von zwei Kofürsten, verkörpert durch den spanischen Bischof von Urgeil und den französischen Staatspräsidenten.

Erst seit 1993 gibt es eine Verfassung im modernen Sinn, die Andorra zu einem souveränen, demokratischen und international anerkannten Staat machte.

Landwirtschaft

Nur zwei Prozent der unbebauten Fläche des Landes sind für den Anbau landwirtschaftlicher Güter geeignet.

EU

Andorra ist nicht Mitglied der Europäischen Union, hat aber einen Sonderstatus. Unter anderem darf das Land deshalb seit 2013 nationale Euromünzen prägen. Das Land hat bis auf die Jahre 1936 bis 1939 nie eine eigene Währung besessen.

€

Krieg

Das Land war seit Karl dem Großen in keinen Krieg mehr involviert.

Einzig im Ersten Weltkrieg erklärte Andorra Deutschland den Krieg. Weil es beim Versailler Friedensvertrag aber vergessen wurde, kam es zum Frieden mit Deutschland erst 1958.

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Tourismus

Pro Kopf gerechnet kommen auf jeden Andorraner 39 Touristen. Das ist Weltrekord. Insgesamt besuchen jährlich rund 8,4 Millionen Menschen das Land, das nur etwas größer ist als Wien.

Boris I.

Vom 7. bis zum 21. Juli 1934 war der Exil-Russe Boris Michailowitsch Skossyrew König von Andorra.

Legitim gewählt durch den andorranischen Generalrat, mit dem Versprechen ein zweites Monaco aus Andorra zu machen.

Spanien und Frankreich akzeptierten die neue Monarchie. Allerdings ließ ihn der Co-Fürst, der Bischof von Urgell von vier spanischen Polizisten verhaften. Kein Andorraner half dem König.

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April 2020 | Vergleich

Ski

In drei Skigebieten gibt es insgesamt 303 Pistenkilometer, die durch 102 Lifte erschlossen sind. In allen Dreien ist Heli-Skiing übrigens möglich.

Nur, falls es jemanden interessiert.

Etymologie

Es gibt drei Theorien, woher der Name kommt. (1) navarrobaskisch: andurrial = mit Büschen bedecktes Land. (2) arabisch: ad-darra = Perle. (3) Karl der Große benannte es nach dem biblischen En Dor oder Andor in Kanaan.

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Olympia

Größe

Minderheit

Gesetz

Das Nationale Olympische Komitee wurde erst 1971 gegründet. Die Spiele in Innsbruck 1976 waren die ersten, an denen andorranische Sportler teilnahmen. Bisher konnte keine einzige Medaille errungen werden.

Auch nicht im Sommer.

Im Durchschnitt werden die Die Andorraner sind die Minderheit in ihrem eigenen Land. Nur rund 45 Prozent der etwa 80.000 Einwohner haben die andorranische Staatsbürgerschaft. Der Großteil sind Spanier, Franzosen, Portugiesen und Deutsche.

Andorra ist mit 468 Quadratkilometern in etwa so groß wie Wien und das 16-kleinste Land der Welt, wobei viele kleinere Länder eigentlich gar keine Länder sind, sondern Außengebiete. Knapp 80.000 Menschen machen es in der Statistik der Einwohnerzahl zum 14-kleinsten Land. Außengebiete weggerechnet.

Per Gesetz muss der älteste Mann des Hauses ein Gewehr besitzen, um im Notfall das Land verteidigen zu können. Es könnte sich hierbei um die fünfte Kolonne der Tiroler Schützen handeln.

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Meldungen | April 2020

MELDUNG #1

Digital Kramsach im Unterinntal hat bereits mit 26. März die erste digitale Gemeinderatssitzung abgehalten. Damit konnte gewährleistet werden, dass der reibungslose Betrieb fortgesetzt wird und bestehende Projekte auch während der Krise vorangetrieben werden.

Bürgermeister Zisterer dazu: „Wir haben den Gemeindebetrieb erfolgreich auf Online-Kommunikation umgestellt.

Somit sind wir auch während der Krise weiterhin handlungsfähig und können Projekte im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger angehen beziehungsweise fortsetzen. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, sich abzustimmen und den

Foto: Gemeinde Kramsach

offenen Diskurs zu führen.“ Ermöglicht wurde die Sitzung durch die Gemeindeentwickler Communalp. Walter Peer, Geschäftsführer von Communalp: „Wir bieten aktuell allen Gemeinden Unterstützung in der Organisation von Online-Sitzungen an.“ Die Tiroler Gemeindeordnung sieht aktuell noch keine formale Gemeinderatssitzung via digitale Kanäle vor, aber „gerade jetzt zeigt sich die Notwendigkeit, die Gesetzeslage den Verhältnissen entsprechend anzupassen“, so Peer.

MELDUNG #2

Bildung Foto: ÖGB Tirol / Philip Wohlgemuth

Der ÖGB fordert die Zurverfügungstellung von Laptops für einkommensschwache Familien. Aufgrund des geschlossenen Schulbetriebs und dessen Fortsetzung zuhause, ist es vor allem für Familien, die Berufe mit geringem Einkommen haben, schwierig, ihren Kindern eine reibungslose Teilnahme und eine adäquate Erledigung der geschickten Übungen zu ermöglichen. Auch viele Alleinerzieherinnen sind davon betroffen. ehlen technische Mittel, kann manches schlicht nicht gemacht werden. Nur auf einem Smartphone kann E-Learning nicht

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vollumfassend bewerkstelligt werden. Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth dazu: „Ich erwarte mir hier die zielgerichtete Unterstützung des Landes. Eltern dürfen mit diesen Sorgen nicht allein gelassen werden.“ In diesem Fall trifft es auch jene Schüler, die es bereits, statistisch, schwieriger in der Schule haben. Erfahren sie in dieser Situation keine Unterstützung durch die Gesellschaft, wird der Abstand zu den sogenannten guten Schülern noch größer, bis hin dazu, dass so ihre späteren Berufsaussichten weiter geschmälert werden.

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April 2020 | Meldungen

MELDUNG #3

Frühstück

Foto: Rotes Kreuz Tirol / Liebl

Während der Krise bekommen Tirols Rettungskräfte von den Firmen Ruetz und Baguette | MPreis ein Gratis-Frühstück. Für das Rote Kreuz stellt diese Unterstützungshilfe eine stärkende und geschmackige Form der Wertschätzung der Mitarbeiter des Rettungsdienstes dar. Gerade in Zeiten der Corona-Krise sind die Helfer mehrfach belastet. Kommen doch zu den

normalen Notfall- und Krankentransporten noch die Coronabedingten Einsätze hinzu. Seit dem 25. März und bis zum Ende der Quarantänezeit spendieren deshalb die beiden Unternehmen täglich Frühstück für alle Mitarbeiter von Rotem Kreuz, Samariterbund, Johanniter, Malteser und Österreichischer Rettungsdienst. Susanne Auer, Vertriebsleiterin Baguette, freut sich, dass sie Gutes tun kann: „Ich hoffe, unser heißer Coffee-to-GO und unser Laugengebäck schmecken den Sanitäterinnen und Sanitätern und verschönern ihnen den Tag ein wenig.“ Christian Ruetz schließt sich dem an: „Mit unserem süßen oder kleinen Frühstück wollen wir unser Dankeschön ausdrücken für jene Menschen, die jetzt ganz stark gefordert und für uns im Einsatz sind.“

MELDUNG #4

Kultur

Foto: Markus Spiske

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Innsbrucks Kulturszene soll durch die Ausschreibung der Hilde-Zach-Kunst- und der Literaturstipendien gerade in der jetzigen Zeit unterstützt werden. Bis zum 25. Juni kann eingereicht werden. „Vor allem in Zeiten wie diesen, in denen unser Alltagsleben sehr eingeschränkt wird, bilden Literatur und Kunst für viele Menschen einen wesentlichen Bestandteil, egal ob als Schaffende oder als Konsumierende.

Die Stipendien schaffen ideale Rahmenbedingungen, um die kreativen Leistungen und das Potential, über das die Kulturstadt Innsbruck mit seinen vielfältigen Künstlerinnen und Künstlern verfügt, vor den Vorhang zu holen“, betont Vizebürgermeisterin Mag. Uschi Schwarzl. Die mit 7.000 Euro dotierten Hilde-Zach-Kunststipendien und die mit 3.000 Euro dotierten Kunstförderstipendien können in den Bereichen Zeichnung/Grafik, Malerei, Bildhauerei/Installation, Neue Medien/Fotografie und Kunst am Bau/Architektur sowie spartenübergreifend eingereicht werden. Zusätzlich müssen die Bewerber zwischen 18 und 35 sein.

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Kolumne | April 2020

G RO S S STA DTG E F LÜ ST E R, NUMMER 9

#ZUSAMMEN ALLEIN SEIN Innerhalb weniger Wochen ist die Welt eine andere geworden. Was uns zusammenhält sind die digitalen Kommunikationskanäle, die uns ermöglichen, dass wir auch im Physical Distancing miteinander Uno spielen, Hausaufgaben machen oder abendessen.

VON ANNA-MARIA WALLNER ( L E I T E R I N D E S D E B AT T E N R E S S O R T S BEI DIE PRESSE)

Wenig ist in diesen Tagen so schwierig wie eine Kolumne zu verfassen, die länger als 24 Stunden Gültigkeit hat. Für die März-Ausgabe dieses Periodikums habe ich einen Text über die beginnende Ausbreitung des Corona-Virus in Österreich verfasst. Liest man ihn heute, nur wenige Wochen danach, ist er zwar noch inhaltlich richtig, liest sich aber irgendwie unvollständig. Ohne das Wissen, dass wir seither über dieses so unberechenbare, hartnäckige Virus dazu gewonnen haben. Auch wenn damals die ersten Covid19-Fälle in Tirol bekannt waren, war die Vorstellung eines kollektiven, staatlich verordneten, wochenlangen Physical Distancings nichts weiter als surrealer Science-Fiction-Kitsch und schlicht unvorstellbar.

Das hat sich geändert. Die Welt ist eine andere geworden und ein einziges Mal in unserem Leben und unseren Texten stimmt es, wenn wir „die Welt“ schreiben. Das Virus trifft jeden Winkel dieser Erde, von Indien bis Brasilien, von Island bis nach Ischgl verbreitet sich das Fieber und die Menschen verkriechen sich, teils freiwillig, teils verordnet, in ihren 76

Anna-Maria Wallner ist seit 13. März im bequemen Home Office und sich sehr bewusst, wie privilegiert sie ist. Richtig hart sind diese Wochen nur für Menschen in systemrelevanten Berufen, wie Krankenhaus, Supermarkt oder öffentlichen Verkehrsbetrieben und für jene, die ganz allein sind.

Foto: Flo Waitzbauer

eigenen vier Wänden. Fast nichts ist so wie vor der CoronaKrise. Außer das schlechte Fernsehprogramm der öffentlichrechtlichen und privaten Fernsehsender des Landes und unserer Kommunikationskanäle. Whatsapp und Instagram funktionieren nach wie vor, dazu gekommen sind ein paar neue Tools mit Namen wie Slack oder Zoom. Und die Menschen nutzen diese Kanäle noch mehr als sonst, um den Kontakt zu ihren Arbeitskollegen, Eltern und Freunden nicht ganz zu verlieren. Deswegen auch Physical Distance, nicht Social Distance.

Menschen, die schon vor 24 Jahren erwachsen waren, sagen, die Corona-Zeit erinnere sie entfernt an den April 1986, als der Super Gau von Tschernobyl Europa schockierte, Kinder einige Wochen nicht im Freien spielen durften und man sich sorgte, dass Gemüse und Obst verstrahlt sein könnten.

Die Szenarien von damals und heute lassen sich freilich aus vielen Gründen nur schwer vergleichen. Schon allein deshalb, weil sich die Menschen damals nicht voneinander fernhalten mussten. Sondern, ganz anders als jetzt, vor allem netzwerk tirol

April 2020 | Kolumne

die Natur im Freien komplett meiden mussten. Spazierengehen ist heute ausdrücklich erlaubt. Was sich im Lauf der zweieinhalb Jahrzehnte aber massiv geändert hat, ist die Art unserer Kommunikation. Viel muss ich daran denken, wie es uns 1986 mit einer Corona-Krise gegangen wäre ohne all die digitalen Kommunikationskanäle. Ohne Whatsapp, Facebook. Emails, ohne Netflix, Podcasts und Livestreams.

Kurz: ohne das Internet.

Heute können Enkel zwar auf Wochen ihre Großeltern nicht umarmen und im selben Raum Geburtstag feiern, aber dennoch regelmäßig mit ihnen sprechen und sich dabei sogar sehen. Es gibt Familien, die via Zoom Uno und Activity spielen, Großväter, die ihren Enkeln bei der Mathematik-Hausaufgabe helfen, Kartenrunden, die sich virtuell verabreden und Freunde, die zeitgleich miteinander abendessen. Dafür braucht es zwar kundige Internetznutzer auf beiden Seiten, Geduld, den Zoom-Neulingen das Handwerk zu lehren und noch mehr Geduld, wenn das Internet zu schwach ist und kurz bevor man „Uno!“ schreien wollte, die Leitung einfriert.

All die digital Tools sind zwar kein befriedigender Ersatz für Sozialkontakte auf Dauer, aber es hilft erstaunlich vielen diese seltsame, diese weirde Zeit zu überbrücken. Vor allem jene, die alleine leben oder jene, die nicht arbeiten können oder müssen und deren Tage somit noch eine Spur länger sind als die der anderen, die im Home Office auch noch die Betreuung von ein oder mehr Kindern stemmen müssen und das vielleicht auch noch mit Kindern, die von daheim unterrichtet werden müssen.

Es wird interessant sein, wie viel von diesen digitalen Tratschund Spielrunden uns erhalten bleiben und wie schnell sich die Menschen nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen wieder auf persönliche Treffen von Angesicht zu Angesicht umstellen werden. Aber das liegt wohl in erster Linie daran, wie lange das alles noch dauert und wie lange die Welt im Pausenmodus verharren muss.

Die Hoffnung bleibt, dass ich beim Schreiben der nächsten Kolumne schon wieder die Gewissheit habe, dass sie länger als ein paar Tage Gültigkeit behält. ▲

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Büro | April 2020

Unser Arbeitsplatz verändert sich.

Er wird flexibler, papierloser und moderner. Schuld daran ist vor allem die Digitalisierung. Aber wie steht es um unsere Arbeitsgewohnheiten und die ungewöhnlichen Arbeitsangewohnheiten?

Foto: Florian Lechner

Name: Christof Mairinger Alter: 36 Beruf: Leiter Marketing Tiroler Rohre GmbH

Persönlich produktivste (Arbeits-)Zeit des Tages?

Ganz früh am Morgen, wenn das Telefon noch nicht so oft klingelt.

Taktik, um im Arbeitsalltag kurz abzuschalten und neue Energie zu tanken?

Bei einer Tasse Espresso ein kurzer Austausch mit Kollegen.

Wann haben Sie das letzte Mal Homeoffice gemacht, vor der Corona-Krise?

Noch nie, weil ich als Serviceabteilung die Nähe und den Austausch mit unseren anderen Abteilungen suche.

Aktuell finde ich es wirklich toll, dass unser Unternehmen so flexibel ist, allen Mitarbeitern aus der Verwaltung, wo es möglich ist, Teleworking zu ermöglichen.

Ihr wichtigstes Arbeitswerkzeug?

Laptop und Handy.

Und Ihr ungeliebtestes Arbeitswerkzeug?

Helm und Schutzbrille, wenn ich in die Produktion gehe.

Aber Sicherheit geht vor.

Wie oft müssen Sie Ihren Schreibtisch aufräumen?

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AM ARBEITSPLATZ Ich räume meinen Schreibtisch jeden Abend auf, damit ich am nächsten Tag in ein sauberes, ordentliches Büro komme.

Chaotisch oder organisiert?

Absolut organisiert. Ich bin zu faul zum Suchen.

Selber Staubwischen oder Putzen lassen?

Im Büro erledigt das eine Firma. Zuhause finde ich Putzen unglaublich entspannend.

Füße auf dem Tisch oder Kopf auf dem Tisch?

Weder noch, geschlafen wird im Bett.

Ihre letzte Fortbildung war für was und wie war es?

Meine letzte Fortbildung behandelte das Thema Digitale PR. Es waren spannende zwei Tage mit vielen neuen Inputs und Sichtweisen.

Für welche Arbeit verlassen Sie gerne Ihren Schreibtisch?

Betriebsführungen mit Partnern und Kunden und das Mittagessen in der Werkskantine, das ist aber keine Arbeit.

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