Nele Waldert Heimat

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Nele Waldert



Nele Walder t Heimat


Hand mit Buch, 1999 Kunststoff mit Acryllack 20 x 50 x 30 cm Hand mit Tasche, 1999 Holz und Kunststoff mit Acryllack 75 x 36 x 35 cm

Hand mit F채hnchen, 2002 Kunststoff mit Acryllack 45 x 9 x 38 cm




Neues aus dem Wald

Die Dinge stehen im Raum und entführen uns in eine andere Welt. Fußspuren laden ein, ihnen zu folgen: die Schritte nachzuvollziehen, entweder gedanklich oder tatsächlich. Die Spuren sind so wohlgeformt und auch noch weiß, ich traue mich doch nicht, sie zu betreten, ich könnte etwas schmutzig machen. Sie zeigen mir einen We g, den ich mit Blicken beschreite. Da sind die aufgebauten Situationen, eine Installation mit einem Fuchs zum Beispiel. Der Fuchs steht mit den Vorderpfoten auf einem Baumstamm, verharrend, aufmerksam scheint er etwas zu erwarten. Spannungsvoll sieht er mich an – nein, doch nicht, die Augen sind leer, die Form ist so streng, alles ist weiß, die Materialität der Oberflächen wirkt kühl, schafft Distanz... Da ist noch ein Tisch, sogar mit einer Decke ordentlich bekleidet, aber er ragt nur halb aus der Wand, lädt nicht zum Platz nehmen ein - er verschwindet und ist doch präsent, nur visuell zu benutzen. Zu der Installation gehört eine Gans, die wie eine Jagdtrophäe an der Wand hängt, irritierend dadurch, das der Hals eben nicht auf einem Wandbrett montiert ist - und so hat man hier den Eindruck, dass der Rest des Gänsekörpers auch noch in der Wand stecken könnte. Der Eindruck wird verstärkt durch die weiße Farbgebung, der die Grenze zu der weißen Wand fließend wirken lässt. Diese Installation schafft einen Ort, der nicht einzuordnen ist. Der Fuchs auf dem Baumstamm verweist auf einen Außenraum. Der Tisch an sich und die Präsentation der Gans lassen einen Innenraum assoziieren, scheinen sich aber zudem in einem Nicht-Ort hinter der realen räumlichen Begrenzung „Wand“ fortzusetzen. Es ist ein Ort, den ich nicht greifen kann, den ich mir nicht erklären kann, auf den ich mich aber gerne einlasse. So richtig fremd ist er mir nicht, dieser Ort - ich erkenne einen Tisch, eher die Idee einen Tisches, die anderen Dinge dort kann ich auch benennen: Fuchs, Baumstamm, Gans. So allerdings habe ich sie noch nie gesehen und

ich merke, es entsteht eine neue Geschichte, die wohl jeder etwas anders zu erzählen vermag. „Ich baue Bilder“ sagt Waldert, das zeigt ein Changieren zwischen Zweidimensionalem und Drei dimensionalem. Diese „Bilder“ setzen sich in unseren Köpfen in Gedankenbildern fort. Die Gegenstände, die die Künstlerin aufgreift und in ihrer Formsprache umsetzt, rekrutieren sich aus unserem kulturhistorischen Kontext, allerdings aus verschiedenen Bereichen: Das ruhende Schaf oder die kleine „Kapelle” scheinen christlicher Bildhauerkunst entsprungen zu sein. „Madonna II” ist mit ihren Kopfhörern zwar eindeutig in der JetztZeit verortet, doch ihr inniger Ausdruck verweist auf eine Heiligenfigur. Es gibt Fähnchen wie beim Schützenfest, ein Wagenrad erinnert an die Verzierung eines Kleingarten-Häuschens. Manche Tiere lassen an Märchengestalten denken oder an skulpturale Wächter vor repräsentativen Gebäuden. Das Plastische, das Gemachte und die Strenge der Form ist bei allen Objekten genauso wichtig wie das Motiv. So wird ein Vorhang zum Wandrelief, eine Treppe zum Zitat minimalistischer Plastik. Lampen, Zäune, Bodenbeläge scheinen aus einer Computeranimation entlehnt zu sein. Mit genauer Beobachtungsgabe, Ernsthaftigkeit und manchmal auch mit ironischem Augenzwinkern sucht sich die Künstlerin Dinge, die sie in Plastiken und Installationen umsetzt. Die Dinge verlieren dabei jede Individualität, werden zu allgemeingültigen Stellvertretern, die uns die Idee des jeweiligen Objektes der Darstellung zeigen. Ob die Dinge aus der Kunst oder aus Alltagsbeobachtungen resultieren, hat keine unterschiedliche Wertigkeit mehr, wenn sie in den Plastiken Walderts ihre neue Form gefunden haben. Sie kommen zusammen zu einer neuen, modellhaften Welt, die erzählerisch erscheint und doch streng ist, offene Geschichten in uns auszulösen vermag und doch formal und farblich durch große Stringenz und Klarheit überzeugt. Judith Samen



A


Schaf auf Untersetzer, 2005 Kunststoff mit Acryllack Aluminium 150x150cm



3 Lampen,2005 Holz mit Acryllack 25 x 25 x 11 cm


Hand mit Blumen, 2005 Polymergips, Aluminium 40 x 30 x 40 cm


Schaf auf Untersetzer, 2005 Kunststoff mit Acryllack Aluminium 150x150cm Hand mit Blumen, 2005 Polymergips, Aluminium 40 x 30 x 40 cm

Gitter, 2005 Holz 116 x 100 x 0,8 cm 3 Lampen, 2005 Holz mit Acryllack 25 x 25 x 11 cm



Scheibe, 2005 Bleiverglasung 100 x 80 cm


Hand mit Schriftrolle, 2004 Kunststoff mit Acryllack 45 x 25 x 40 cm


Madonna II, 2005 Polymergips, Wachs 33 x 26 x 19 cm


Kapelle, 2005 Polymergips, Wachs 25 x 26 x 19 cm



B


Fuchs, 1997 Kunststoff mit Acryllack 90 x 120 x 90 cm



Tisch, 1998 Holz mit Acryllack 90 x 110 x 42 cm


Gans,1998 Kunststoff mit Acryllack 38 x 21 x 21 cm


Tischlein deck dich

Fuchs, 1997 Kunststoff mit Acryllack 90 x 120 x 90 cm Gans, 1998 Kunststoff mit Acryllack 38 x 21 x 21 cm Tisch, 1998 Holz mit Acryllack 90 x 110 x 42 cm



F채hnchen, 1998 Holz und Kunststoff mit Acryllack 37 x 80 x 54 cm



Kanone, 1998 Holz und Kunststoff mit Acryllack 135 x 22 x 47 cm


Hirschkuh, 1998 Kunststoff mit Acryllack 70 x 36 x 52 cm


Gans, 1998 Kunststoff mit Acryllack 38 x 21 x 21 cm

Hirschkuh, 1998 Kunststoff mit Acryllack 70 x 36 x 52 cm

F채hnchen, 1998 Holz und Kunststoff mit Acryllack 37 x 80 x 54 cm

Kanone, 1998 Holz und Kunststoff mit Acryllack 135 x 22 x 47 cm



Zaun, 1998 Holz mit Acryllack 80 x 80 x 2 cm


Schmetterling, 1998 Kunststoff mit Acryllack 7 x 12 x 2 cm


in den Alpen

Zaun, 1998 Holz mit Acryllack 80 x 80 x 2 cm Trog, 1997 Holz mit Acryllack 157 x 48 x 58 cm

Schmetterling, 1998 Kunststoff mit Acryllack 7 x 12 x 2 cm Fußabdrücke, 1998 Holz mit Acryllack Schuhgröße 40




Die Ateliertüren sind offen und Besucher treten ein, so auch ein Paar mit einem Hund. Der Hund ist unsicher, zuviele Menschen und merkwürdige Gerüche. Halb versteckt hinter seinem Herrchen, versucht er sich mit seinen Augen und seiner Nase zu orientieren. Dann hält er inne, da ist etwas. Seinem Instinkt folgend duckt er sich demütig, um dann ein leichtes Knurren von sich zu geben, seine Haare stellen sich auf. Ein weißer Wolf steht da. Sein Körper ist voller Spannung. Der Kopf ist leicht nach unten geneigt, seine Augen blicken nach vorn. Wird er nach vorne springen, um den Hund zu begrüßen, oder ihm zu zeigen, wer hier Chef im Revier ist? Ständig versucht der Hund, die Witterung des Wolfes aufzunnehmen. Ohne Erfolg. Er versteckt sich weiter und verläßt den Raum wieder, ohne zu wissen, was er von seinem Gegenüber halten soll. Markus Loh


Wolf, 1999 Kunststoff mit Acryllack 158 x 117 x 80 cm Pflaster, 1999 Holz mit Acryllack

Rad, 1999 Kunststoff mit Acryllack 60 x 60 x 10 cm



Vorhang, 2000 Holz mit Acryllack 129 x 114 x 4 cm

Glockenblume, 2000 Kunststoff mit Acryllack 207 x 28 x 70 cm



Vorgarten

Wolf, 1999 Kunststoff mit Acryllack 158 x 117 x 80 cm Pflaster, 1999 Holz mit Acryllack

Rad, 1999 Kunststoff mit Acryllack 60 x 60 x 10 cm Vorhang, 2000 Holz mit Acryllack 129 x 114 x 4 cm

Glockenblume, 2000 Kunststoff mit Acryllack 207 x 28 x 70 cm




C


Treppe, 1997 Holz mit Acryllack 30 x 68 x 46 cm


Baumstamm mit Vogel, 1997 Holz und Kunststoff mit Acryllack 130 x 60 x 35 cm


Lรถwe, 1994 Kunststoff mit Acryllack 65 x 75 x 190 cm


Handtuch, 1996 Holz mit Acryllack 55 x 78 x 20 cm


im Park

Lรถwe, 1994/95 Kunststoff mitAcryllack 65 x 75 x 190 cm Baumstamm mit Vogel, 1997 Holz und Kunststoff 130 x 60 x 35 cm Handtuch,1996 Holz mit Acryllack 55 x 78 x 20 cm Treppe, 1997 Holz mit Acryllack 30 x 68 x 46 cm



Hirsch, 1993 Kunststoff mit Acryllack 100 x 110 x 60 cm


Hand mit Lampe, 1996 Holz und Kunststoff mit Acryllack 60 x 30 x 35 cm


gute Stube

Hirsch, 1993 Kunststoff mit Acryllack 100 x 110 x 60 cm

Bank, 1994 Holz mit Acryllack 125 x 140 x 158 cm

Hand mit Lampe, 1996 Holz und Kunststoff mit Acryllack 60 x 30 x 35 cm Hocker, 1994 Holz mit Acryllack 30 x 60 x 30 cm



Picknickgarnitur, 1997 Holz mit Acryllack 55 x 150 x 150 cm



Hand mit Tasche, 1995 Holz und Kunststoff mit Acryllack 75 x 36 x 35 cm


Hase auf SchoĂ&#x;, 1995 Kunststoff mit Acryllack 120 x 45 x 50 cm


Vogel im Kreis,1998 Holz und Kunststoff mit Acryllack 21 x 10 x 27 cm


Hase auf Bord, 1996 Holz und Kunststoff mit Acryllack 75 x 18 x 34 cm


Kamin, 1993 Holz mit Acryllack 105 x 130 x 30 cm Bild, 1993 Holz mit Acryllack 16 x 12 x 10 cm Buch, 1994 Holz mit Acryllack 42 x 60 x 8 cm


W端hltisch, 1993 Holz mit Acryllack 80 x 60 x 100 cm


Hase im Stadion, 1995 Holz und Kunststoff mit Acryllack 310 x 190 x 130 cm




D



Nele Waldert geb. 1964

in Düsseldorf

1988 -1991

Kunstakademie München

1986 -1988 1991 -1995 1993 2004

seit 2004

Meisterschule für Bildhauerei in Graz/Österreich Kunstakademie Düsseldorf

Meisterschülerin bei Fritz Schwegler Preis der Darmstädter Sezession

Lehrauftrag für Bildhauerrei an der Kunstakademie Düsseldorf


Einzelausstellungen

1992 1996 1997

„ Abstandhalter und andere Dinge “ Forum Junge Kunst, München „ im Park “ Kunstverein Schrobenhausen Galerie Voss, Düsseldorf

1998

„ Alpenausstellung “ Galerie Lethert, Bad Münstereifel

2001

Galerie Lethert, mit Jan Schüler, Bad Münstereifel

1999 2002 2004 2005 2006

„ im Wald “ Galerie Grimm; Palma de Mallorca „ Schützenfest “ Galerie CO 10 , Düsseldorf

„ in der Stadt “ Galerie Lethert, Bad Münstereifel

„ Heimat “ Kunstverein für den Rhein - Sieg- Kreis, Siegburg Galerie CO 10 , Düsseldorf

Galerie Alexa Jansen, Köln Galerie Kasten, Mannheim


Gruppenausstellungen

1990

„ Ein junges Unternehmen fördert junge Künstler “ Deutsche Aerospace, München

1995

„ Im Sommer das Sonderbare “ Galerie Ilverich, Düsseldorf

1994 1996 1998 2000

2003

„ Auswahl “ Galerie Krings-Ernst, Köln

„ Junge Figurative “ Galerie Voss, Düsseldorf „ petshop “ Galerie Sies, Düsseldorf

„ La Realitat Sota Sospita “ Museum Casal Solleric, Palma/Mallorca „ Allure “ Galerie Grimm, Palma/Mallorca

„ Figurliche Plastiken “ Kulturbahnhof Eller, Düsseldorf

„ Emprice Art Award “ NRW Forum für Wirtschaft und Kultur, Düsseldorf „ Emprice Art Award “ Museum Baden, Solingen

„ Wildlife “ ein Sommerbankett für Künstler, Neuss „ Ton an Bild “ Galerie CO 10 , Düsseldorf 2004

2005 2006

„ Tierische Begegnungen “ Halle 6, Düsseldorf

„ Skulptur im Freiraum “ Darmstädter Sezession, Darmstadt „ Die Jägerprüfung “ Galerie Peter Tedden, Oberhausen

„ Darmstädter Sezession “ KunstForum D`ART, Vaudremont/Frankreich „ Hepp 8 “ Galerie Patricia Ferdinand-Ude, Gelsenkirchen „ Tendenzen 2005 “ Mathildenhöhe, Darmstadt „ Preview 2006 “ Galerie Kasten, Mannheim


Impressum Titel: Herausgeber: Text:

Kataloggestaltung: Fotos:

Herstellung: Auflage : Dank an:

Buch mit Sockel, 2004 Polymergips, Holz 17 x 21 x 16 cm Nele Waldert

Judith Samen Markus Loh Nele Waldert

Christian Konrad Judith Samen Veit Ferrer Nele Waldert

DruckVerlag Kettler, Bönen 1000 Stück

Irene Waldert und Cathinka Kloeppel

© Nele Waldert, VG-Bild-Kunst und Autoren, 2006 Galerie Alexa Jansen, Köln www.alexajansen.de

Galerie Tedden, Düsseldorf www.galerie-tedden.de Galerie Kasten, Mannheim www.galerie-kasten.com Galerie CO10, Düsseldorf www.co10galerie.de isbn 21212122-212121


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