2 minute read

Die Wiese – zwischen Einheitsgrün und Blütenbunt

Auf unseren Wiesen summt es kaum noch – zahlreiche bunt blühende Kräuter und Gräser verschwinden und mit ihnen Schmetterling, Käfer und Co. Aber was tun? Und wer? Ganz klar: Sie und ich – zumindest aber alle

Wie „funktioniert“ die bunte, summende Wiese?

Advertisement

Der Faktor „Mahd“ bestimmt das Bild einer Wiese. Je nach MähRhythmus lassen sich drei Wie- sen-Typen unterscheiden: Der Mähroboter-Rasen, die Gartenwiese und die bunte, hochwüchsige Wiese.

Mähroboter-Rasen

Beim Mähroboter-Rasen fährt der Mähroboter beinahe unentwegt über den Rasen und hält die Ra- senpflanzen kurz, sehr kurz – er darf nur wenige Zentimeter hoch werden. Diesen extrem häufigen Schnitt verträgt nur eine Handvoll Pflanzen. Als Folge finden lediglich einzelne Tierarten hier ihren Lebensraum. Nahezu alle Insekten kommen damit nicht zurecht. Mähroboter-Rasen sind „grüne Wüsten“, und nur der Kunststoff-Rasen ist ökologisch gesehen noch wertloser.

Wie hängt die Vielfalt der Tiere mit jener der Pflanzen zusammen?

Es gibt eine Grundregel: Auf eine Pflanzenart kommen zehn bis 20 Tierarten. In einem Mähroboter-Rasen mit seinen fünf bis zehn Pflanzenarten leben dennoch nur einzelne Tiere, da sie sich nicht entwickeln können und durch den Mähroboter gehäckselt werden.

Gartenwiesen

Die Gartenwiese zeigt sich bunter. Hier wachsen neben Gräsern z. B. der blaublütige Kriechende Günsel, Rot-Klee oder das gelbblütige Pfennigkraut.

Doch zurück zur Mahd: Sie findet häufig statt, aber nicht so extrem oft wie bei der „Wüsten“-Wiese.

Die ideale Gartenwiese ist zehn bis 20 Zentimeter hoch und wird

Nur mit dem Rasenmäher gemäht. Die Schnitthöhe sollte möglichst hoch eingestellt sein und die Mahd nur alle zwei Wochen erfolgen – das fördert die Vielfalt. Die bunte Gartenwiese kommt damit auf 20 bis 25 Pflanzenarten. In unserer Vielfaltsbilanz liegt die Anzahl der Tierarten bei rund 150.

Bunte, hochwüchsige Blumenwiesen

Blütenreiche Wiesen werden ein bis zwei Mal im Jahr gemäht und wenig gedüngt. Unter diesen Ver- hältnissen gedeihen bis zu 70 verschiedene Pflanzenarten. In unserer Bilanz der Vielfalt steigt die Tierartenzahl auf sensationelle 1000 und darüber an!

Die unterschiedlichen Pflanzen sorgen für einen schichtförmigen Aufbau der Wiese. Es lassen sich Bodenstreu-, Blatt- und Blütenschicht unterscheiden. Dadurch finden derart viele Tierarten ideale Lebensbedingungen vor. Diese bäuerlichen Wiesen zeigen ein sehr unterschiedliches Bild: Zahlreiche hochwüchsige Gräser wie der Glatthafer und bunte Kräuter wie Wiesen-Margerite und Wiesen-Glockenblume finden sich in mäßig nährstoffreichen und gut wasserversorgten Wie sen.

Unter nährstoffarmen und trockenen

Bedingungen sind Zit tergras und WiesenWitwenblume typische Arten. Und auf nassen, nährstoffreichen Böden entwickeln sich dichte hochwüchsige Wiesen mit Wiesen-Fuchsschwanz, Kohl-Kratzdistel und zahlreichen weiteren Arten.

Was ist unser Resümee?

Je seltener gemäht wird, desto größer ist die Vielfalt. Im Hausgarten lässt sich jedenfalls die Gartenwiese umsetzen. Eventuell kann sie um Inseln, die nur zwei bis drei Mal im Jahr gemäht werden, ergänzt werden. Bei größeren Grundstücken ist eine durchgängige bunte Blumenwiese möglich.

Lassen wir unsere Herzen und unser Handeln für die Vielfalt sprechen!

Mark Ressel, Biologe

Die Wiesenkerbel-Blüte hat randlich besonders lange weiße Kronblätter, damit sie in ihrer Gesamtheit noch besser gesehen wird. Beim Schönmännchen bilden die roten Staubblätter ein attraktives Ganzes. „Bitte folgen Sie den violetten Leitlinien zum Nektar“, ist die Botschaft der Wiesen-Glockenblume. „Follow the red lines and please mind the gap“, heißt es beim Gewöhnlichen Augentrost.

This article is from: