vauban spezial

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RWTH Aachen

Fakult채t Architektur

vauban spezial Aachener Studenten entdecken das Quartier

M 2.1

SoSe 2013


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VORWORT Warum erstellen Studenten aus Aachen ein Journal zu einem Stadtteil Freiburgs? Wir studieren Architektur und Stadtplanung an der RWTH Aachen und evaluieren Vauban als Teil eines Projektes, welches sich mit Stadtvierteln der Zukunft beschäftigt. Der Stadtteil Vauban wird deutschlandweit regelmäßig als Referenz für zukunftsweisende Stadtplanung angegeben und wir haben die Faktoren für einen derart guten Stadtteil untersucht. Im Zuge dessen haben wir allerdings auch viele Dinge wahrgenommen, welche in einer wissenschaftlichen Evaluation leider keinen Platz finden können. Um diesen Eindrücken auch einen Raum zu geben ist dieses Journal entstanden.

Hier zeigen wir unsere Sichtweise auf die bemerkenswerten, skandalösen, amüsanten und allgemein berichtenswerten Seiten die wir im Quartier Vauban kennengelernt haben. Nicht alles ist ganz ernst gemeint, aber meistens steckt vermutlich ein Funken Wahrheit hinter jeder Übertreibung.

Wir wünschen viel Vergnügen und neue bzw. alte Erkenntnisse beim Anschauen und Lesen.

Ihre Studenten aus Aachen

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n i c h t s

Vauban in der Presse

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Walter-Gropius-Strasse

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Gef체hlskarten

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Ein perfekter Freitag

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Auf dass die Insel nicht untergehe!

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Was vermissen Sie?

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Das Gesch채ft mit der Umwelt

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Impressum

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Vauban in Bildern

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Freiburger über Vauban...

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Wo die Liebe hinfällt...

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Christiane & Dieter

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Älter werden in Vauban

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Was bist du für ein Vaubani?

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DAS GESCHÄFT MIT DER UMWELT Nach Abzug der französischen Armee 1992 entstand in Vauban ein ökologisches Musterviertel mit eigenem Blockheizkraftwerk, einer Solargarage und weitgehender Autofreiheit im Wohngebiet.

Die Vauban-Allee gilt als Geschäftsund Wirtschaftszentrum des ModellStadtteils. Dort haben sich über die Jahre mehrere kleine Fachgeschäfte für den täglichen Bedarf angesiedelt: Bioladen, Apotheke, Back- und Schreibwarengeschäfte, Secondhandläden und ein kleiner Blumenladen. In der Nachbarschaft haben außerdem verschiedene Ärzte und Therapeuten ihre Praxen eröffnet und sogar eine Fahrschule fehlt im autoreduzierten Stadtteil nicht. Doch das Vorzeigequartier Vauban ist Teil eines größeren Konzepts: Umweltwirtschaft. Schon alleine die Lage in der sogenannten Vorbergzone zwischen Schwarzwald, Rheinebene und dem Schönberg macht Freiburg zu einer der grünsten Städte Deutschlands. Keine andere Stadt von vergleichbarer Größe hat mehr Wald und Weinberge. Freiburg hat in dieses Leitbild investiert und weiß das gekonnt zu vermarkten. Schon 1992 wurde Freiburg zur „Deutschen Umwelthauptstadt“ gewählt. Weitere Auszeichnungen folgen: Europäischer Nahverkehrspreis, Deutscher Solarpreis, Bundespreise für Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung. Im Jahr 2010 wird Freiburg dann „Bundeshauptstadt im Klimaschutz“ und bekommt den Titel „The European City of the Year“

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verliehen. Die bisher größte internationale Aufmerksamkeit wird der „Green City Freiburg“ auf der Weltausstellung 2010 in Shanghai zuteil. Immer mehr Menschen wollten sich vom ökologischen Konzept der Stadt Freiburg überzeugen. Die Besucheranfragen explodierten und die Stadt reagierte. Zusätzlich zur obligatorischen Tour durch die historische Altstadt wird das Tourismusangebot nun auch von zahlreichen Solar-und Umweltführungen ergänzt. Eine davon ist die beliebte „Green City Tour“ die zu einer Reihe vorbildlicher Bauwerke führt, der „Green Hot Spots“. Alle diese Gebäude nutzen erneuerbare Energie in Form von Wasserkraft oder Sonnenenergie. Ausgangspunkt der Führungen ist Vauban. Hier können Besucher das Quartier selbst, die Solarsiedlung, das BHKW und den Heliotrop bestaunen. Die Tour wird dann ergänzt durch einen Besuch im Stadtteil Rieselfeld, der Wasserkraftanlage und weiteren Projekten mit solartechnischer Nutzung wie das Rathaus, der Solartower am Hauptbahnhof und das Marge-Solar-Stadium. Wenn es nach den Freiburgern geht, ist dieser Ausflug mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, E-Bikes/Leihfahrrädern oder zu Fuß zu absolvieren.


Jährlich kommen fast drei Millionen Besucher nach Freiburg. „Green City Freiburg“ hat sich so als Marke etabliert und der Stadtteil Vauban macht Freiburg so richtig grün. Doch Freiburg nur gutes Stadt-Marketing vorzuwerfen wäre falsch. Hinter der Werbung stehen echte ökologische Überzeugungen. Dazu muss nur in die Vergangenheit Freiburgs und der näheren Umgebung geschaut werden: Anfang der 70er-Jahre waren in der unmittelbaren Umgebung Freiburgs drei Atomkraftwerke geplant: eines bei Wyhl, eines im elsässischen Fessenheim und ein weiteres in Kaiseraugust in der Schweiz. Die Mitglieder sämtlicher Bevölkerungsschichten organisierten sich selbst und demonstrierten gegen die staatliche Energiepolitik. Die Proteste waren zum großen Teil erfolgreich, nur das Atomkraftwerk Fessenheim ging ans Netz. Der Kampf gegen die Atomkraft und für eine Energiewende sind so eine der Wurzeln der „Green City Freiburg“. In Vauban wird diese Idee des ökologischen Lebens durch die Umsetzung des ökologischen Stadtteilkonzepts, des autoreduzierten Verkehrskonzeptes und der Vorrang von privaten Baugruppen und Genossenschaften vor Bauträgern und Investoren mehr als sonst in Freiburg

weitergeführt. Doch vor allem dank bürgerschaftlichen Engagements ist Vauban ein Stadtteil, in dem sich der Pioniergeist von damals widerspiegelt. Diese Vorreiterrolle zieht die Touristen aus der ganzen Welt an und so ist es nicht verwunderlich, dass täglich mehrere Besuchergruppen durch den Modell-Stadtteil strömen. Das Geschäft mit den Touristen floriert auch heute noch. Vauban als Highlight der „Green City Tour“ bietet eine Vielzahl von eigenen kostenpflichtigen Führungen. Es kann zwischen verschiedenen Anbietern und Varianten gewählt werden. Mit dem Mietfahrrad oder zu Fuß, von ein- bis vierstündigen Führungen wird alles angeboten. Der Ökotourismus verbreitet die Idee von Vauban und der ökologischen Ideologie und zeigt, dass nachhaltiges Bauen ein öffentliches Interesse anspricht. Vaubans Bekanntheit und der Ruhm, den die Bewohner für ihr Engagement ernten durften, hat jedoch auch eine Kehrseite. Denn Vauban ist auch Opfer seines Erfolgs geworden. Freiburg und insbesondere Vauban wird immer attraktiver, so steigen die Mieten und Vauban wird in Zukunft immer mehr zum Luxusquartier. Am Quartierseingang entsteht nun ein Hotel mit Penthouse-Wohnungen. Von den

Bewohnern gewünscht war eine lockere Bebauung mit Grünfläche. Doch die aus einem Bürgerworkshop hervorgegangene Entwürfe wurden abgelehnt. Nun wird ein fünfstöckiges Hotel realisiert, das „Green City Hotel“, welches als Wahrzeichen für ein Wohnviertel stehen soll. Die Verantwortlichen stellen dadurch die wirtschaftlichen Interessen über die vieler Bewohner. Aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht hat es sich gelohnt in eine nachhaltige Quartiersentwicklung zu investieren. Bei Entwicklung von neuen Wohnquartieren sollte Vauban deshalb aus städtischer und aus Sicht der Bewohner als Vorbild gesehen werden. Carmen Stirmlinger

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Was vermissen Sie? Viele Vaubaner sagen, sie vermissten gar nichts. Sollte ihnen nach längerem Nachdenken doch etwas einfallen, hat man den Eindruck, dass es eine notgedrungene Aussage, mit dem Kerninhalt „irgendwas ist immer besser möglich“, ist. Wiederholt werden fehlende Gastronomiealternativen und zu hohe Mieten beziehungsweise zu kleine Wohnungen als Mangel angeführt. Wesentlich leichter als diese Probleme dürfte das Fehlen eines Postkastens zu beheben sein. Die Wünsche nach einem „Raum für Kirche“ und einer Anlaufstelle für Quartiersarbeit verwundern hingegen, da beides im Haus 37 vorhanden ist. Die Ansiedlung spezieller Geschäfte und eines Kinos dürften häufig an zu geringer Nachfrage oder vielmehr aufgrund des zu kleinen Einzugsgebiets scheitern.

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Grundlegende Kritik am Konzept der Quartiersgaragen und der hohen Dichte dürften Einzelmeinungen darstellen, da dies Prinzipien des Quartiers sind, welche mit dem Zuzug praktisch gutgeheißen werden müssen. Die fehlende soziale Durchmischung hingegen ist das ursprüngliche Ziel für Vauban, welches am wenigsten umgesetzt werden konnte, sodass diese Kritik von den Verantwortlichen bestätigt wird. Carolin Vorwerk


kulturelles Angebot

Besuchertoilette

Bars

Miteinander zusammen steuern

Durchsetzung von Parkregeln

Teeladen

Sterbekultur Kaffeeladen

Cafés

bezahlbare Wohnungen

mehr Gaststätten

Schutzwall an Bahngleisen

Raum für Kirche

Briefkasten | Postfiliale lockeres Sein

mehr kleine Läden

Gewerbe

Freiräume

häufiger Markt

nichts

Einkaufsalternativen

Parkplatz vor der Haustür

geringere Dichte, mehr Platz

Tanzen

alte Menschen

eigentlich nichts Großstadtflair

Kneipen

soziale Durchmischung

Outdoorladen

geringere Stellplatzkosten

Nachtverbindung ÖPNV Engagement

Metzger große Wohnung mit Garten

mehrere kleinere Garagen

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AUF DASS DIE INSEL NICHT UNTERGEHE! Wenn man Bekannten und Verwandten davon erzählt, man würde im Rahmen des Masterstudiums eine Evaluation für ein Stadtviertel in Freiburg erarbeiten, heißt es fast immer: „Ah! Das betrifft bestimmt Vauban!“ Vauban ist hinlänglich bekannt und das nicht nur unter Architekten, Stadt- oder Verkehrsplanern. Für viele ist das Quartier eine grüne Insel im ohnehin schon grünen Freiburg.

Schon die Lage allein lässt die Assoziation zur Insel aufkommen. Auf der einen Seite von einem Bach flankiert, auf der anderen Seite von einer Bahntrasse begrenzt und Richtung Stadtmitte eher von Industrieund Gewerbeflächen umgeben, liegt das Vauban wie ein Biotop im Stadtgefüge. Die Straßenbahn verbindet Quartier und Innenstadt und bringt Bewohner, Besucher und Touristen zur Haltestelle Paula-Modersohn-Platz, die Anlegestelle der Insel Vauban. Denn Autos sind hier unerwünscht. Nicht nur das besondere Verkehrskonzept, sondern auch die architektonische Bausubstanz prägen das eigene Bild Vaubans. Es entsteht das Gefühl, man betrete einen anderen Sektor, in dem eigene Spielregeln gelten: Kein McDonald’s, keine Plastiktüten, keine Autos. Nicht verwunderlich wäre ein Schild mit der belehrenden Aufschrift: Bitte nicht füttern – auch kein Biobrot! Doch die Bewohner sind zufrieden und bewegen sich gerne innerhalb ihres Sektors. In Vauban lebt es sich eben gut. Wegen der bestehenden Infrastruktur erübrigt es sich, für den alltäglichen Einkauf in ein anderes Stadtgebiet überzusetzen. Zudem schätzen viele „Vaubanis“ ihr intaktes Sozialleben in ihrer Nachbarschaft und darüber hinaus im gesamten Quartier. Für Neuhin-

zugezogene ist es einfach, Kontakte zu knüpfen. Sei es durch die eigenen Kinder oder durch die vielen Angebote im Quartier. Spricht man andere Freiburger auf das Quartier Vauban an, antworten sie oft mit einem Grinsen und einer freundlich wegwerfenden Geste: „Das Ökodorf ist aber nicht wirklich wie der Rest von Freiburg!“ Vauban ist gemeinhin als „Tofu-Bronx“ verschrien, in der viele Quertreiber und radikale „Ökos“ wohnen. Tatsächlich hat Vauban den höchsten Anteil an Grünen-Wählern von ganz Freiburg. Das politische Interesse übertrug sich auch auf den Entstehungsprozess von Vauban, der von einem starken Bürgerengagement nachhaltig mitbestimmt wurde. Doch bei der Betrachtung der Entwicklung des Viertels vom Anfang bis heute fällt auf, dass sich viele Ziele sowohl in städtebaulicher als auch sozialer Sicht, zu verwässern scheinen. In Vauban ist es ruhiger geworden. Und das rührt nicht nur daher, dass weniger Baufahrzeuge das Viertel durchqueren. Einige Bewohner der ersten „VaubanGeneration“ sind weggezogen. Sie waren engagiert und bereit, für ihre Vorstellungen des neuen Wohnortes zu kämpfen. Um ihre Anliegen

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durchzusetzen, gründeten sie eigene Initiativen. Neuhinzugezogene dagegen profitieren nun vom Vorgefundenen, engagieren sich kaum und adaptieren das Image der grünen Insel vielmehr, als dass sie Ideen weitertreiben oder selbst entwickeln. Wo sind die „Vaubanis“, die 2009 vom Time Magazine zu „the heroes of the environment“ gekürt wurden? In dem Zeitungsartikel wird das hohe Engagement der Bewohner gelobt, die durch ihr konsequentes Verhalten ein grünes verkehrsberuhigtes Stadtviertel geschaffen haben. Heute hingegen hat Vauban vielmehr den Ruf eines Akademikerviertels, in dem hauptsächlich „Ökospießer“ leben. Ursprünglich war in den Zielsetzungen der Stadt Freiburg für die Quartiersentwicklung von Vauban festgelegt, ein Stadtviertel mit einer guten sozialen Durchmischung und bezahlbaren Wohnraum zu generieren. Heute ist von diesem Ansatz nicht mehr viel zu spüren. Es ist zu erwarten, dass der ohnehin schon hohe Akademikeranteil im Quartier noch ansteigen wird. Abgesehen von der S.U.S.I, die über den Zeitraum von 30 Jahren geringe Mieten ermöglicht, sind 2011 einige sozialgeförderte Wohneinheiten aus der Mietpreisbindung gelöst worden. Bei der hohen Nachfrage nach Wohnraum in Freiburg generell und besonders im Vauban ist klar, dass diese Wohnungen ohne die Unterstützung vom Staat für einkommensschwache Menschen nicht mehr bezahlbar sein werden. Wohnraum im Vauban wird teurer verkauft oder vermietet als je zuvor - es scheint eine Goldgräberstimmung auf der Insel ausgebrochen zu sein. Allein die Realisierung des

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„green city hotels“ auf dem M1-Gelände zeigt, dass mittlerweile wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen. Diese Problematik scheint jedoch im Moment niemanden etwas anzugehen. Wäre eine solche Entwicklung auch denkbar gewesen, als Vauban noch in den Kinderschuhen steckte? War der Antrieb der anfänglich die Leute bewegt hat vielleicht ausschließlich durch den Traum vom Eigenheim mit nahe gelegenem Kindergarten und Spielplatz entstanden? Die Insel wird bedroht. Sie ist ein einzigartiges Biotop, das durch viel Engagement seine Identität und Einzigartigkeit erhielt. Die in Vauban erreichten Standards sind nicht selbstverständlich. Das Bewusstsein hierfür sollte wieder mehr geschärft werden im Sinne einer Rückbesinnung auf die eigentlichen Ziele. Wenn die Stimmen immer leiser werden, der Bezug zur eigentlichen Entstehungsgeschichte verblasst, dann wird Vauban irgendwann vielleicht nicht mehr in den Lehrbüchern als Vorzeigeprojekt zu finden sein. Imke Wömmel und Laura Voßmerbäumer


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EIN PERFEKTER FREITAG Den Vaubanis eilt ihr Ruf voraus: Gallisches Dorf! Widerstand bis zum Schluss! Weltverbesserer! Öko-Fantasten! Wir wollen wissen, wie sie wirklich sind! Dazu besuchen wir eine Familie in Vauban. Nicht ganz ernst gemeint und mit einem ironischen Augenzwinkern erfahren wir hier, wie man in Vauban lebt...oder zumindest leben könnte..

Peter, 43, Windkraftanlageningenieur Mag Windkraft mehr als Muskelkraft...

Jutta, 44, Ökotrophologin Verschweigt Peter bis heute, dass sie nie auf einer Anti-Atomkraft-Demo war...

Torben-Malte, 8 Mag seine Oma, weil sie ihm immer Milchschnitte kauft...

Merle-Luisa, 3 Geht immer zu den Nachbarskindern, wenn ihr Bruder Cello übt...

Fips, 2 Golden Retriever

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6:30

Peter steht auf und duscht. 20 Minuten. Kostet ja nix, die Solarzellen auf dem Dach

sorgen ja für Strom und warmes Wasser.

7:00

Peter bindet Fips die Leine aus Jute um den Hals und führt ihn spazieren.

Die beiden treffen auf den Nachbarn mit dem verlausten Hund.

7:30

Peter und Fips kommen zurück ins Niedrigenergiehaus in der Kurt-

Tucholsky-Straße. Guter Mann, der Tucholsky, denkt Peter, der hat´s

verstanden mit dem Klassenkampf und der Revolution. Jutta und die

Kinder sind schon wach. Die Bio-Dinkelbrötchen von vorgestern haben

auch schon mal besser geschmeckt, findet Peter.

7:45

Peter verlässt mit Torben-Malte und Merle-Luisa das Haus.

Peter und Torben-Malte auf dem Fahrrad, Merle-Luisa im Fahrradanhänger.

7:50 KiTa Zwergenland: Merle-Luisa stürmt in die KiTa und sichert sich die

Holzkugelbahn. Neidisch schaut Torben-Malte seiner Schwester hinterher.

7:55

Kaspar-Karoline-Schule: mürrisch schleppt Torben-Malte sich zum

Eingang. Mathe in der ersten Stunde. Wie jeden Freitag.

8:00 Peter erreicht die Quartiersgarage und schleicht zu seinem Auto.

Hoffentlich sieht ihn niemand. Und hoffentlich kommt Jutta heute nicht

auf die Idee, das Auto zu benutzen.

8:15

Bevor Peter das Bürogebäude betritt, verteilt er Wasser aus seiner

biologisch-abbaubaren Kunststoff-Flasche in seinem Gesicht und auf

seinem Leinenhemd. Schließlich ist man verschwitzt, wenn man an diesem herrlichen Juni-Tag

mit dem Fahrrad von Vauban in die Stadtmitte geradelt ist.

9:00

Jutta geht zum Yoga. Auf dem Weg dorthin trifft sie eine Touristengruppe aus Korea.

Schön, dieses Multi-Kulti in Vauban, denkt Jutta.

10:15 Jutta verlässt den Yoga-Kurs. Leider überschneidet sich der Kurs mit dem Raku-Töpfern. 11:30 Begeistert trägt Jutta ihre selbstgetöpferte Klangschale nach Hause.

Peter wird Augen machen.

12:30 Jutta kocht. Während das Fair-trade-Bulgur gart, holt sie Merle-Luisa von

der KiTa ab. Merle-Luisa hat eine Beule am Kopf. Streit um die lösungsmittelfreien Bauklötze

aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

13:00 Torben-Malte kommt von der Schule nach Hause. Eine 2 in Mathe,

keine 1 wie sonst. Er übe wohl zu viel Cello, sagt seine Lehrerin.

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14:00 Torben-Malte übt Cello. Jutta fragt sich, ob Torben-Malte weniger mit

den Schmuddelkindern aus dem 3. Bauabschnitt spielen sollte.

Er scheint in der Schule nachzulassen.

14:30 Merle-Luisa geht zum Abenteuerhof. 15:30 Peter kommt völlig verschwitzt nach Hause. Viel zu heiß sei es für´s

Fahrradfahren, sagt er zu Jutta.

16:00 Torben-Malte stellt entnervt das Cello in die Ecke, nimmt seinen Fußball

und geht zum Marktplatz. Zögernd sieht Jutta ihm nach.

16:23 Peter steht vor dem Gemüsebeet und entfernt die Schnecken aus dem

Salat. Er hätte ja nichts gegen chemischen Pflanzenschutz, aber Jutta...

aus Angst vor einer ernsthaften Auseinandersetzung sammelt er fleißig

weiter.

16:55 Jutta bereitet sich auf das Stadtteilfest vor. Ob die braune Outdoor-Jacke

zum gehäkelten Top ihrer Mutter aus den 80er-Jahren passt, will sie von

Peter wissen. Peter nickt und sucht weiter nach Schnecken.

18:00 Peter holt Merle-Luisa vom Abenteuerhof ab und geht mit ihr zum

Stadtteilfest. Die alten Inline-Skates von Torben-Malte tauchen schon

zum 5. Mal bei der Tauschbörse auf.

Merle-Luisa malt mit Naturfarben.

Jutta singt bei ihrem Auftritt mit dem Stadtteilchor „If you´re going to San

Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“ aus voller Kehle mit.

Peter klammert sich an sein Bier. Der Nachbar mit dem verlausten

Hund bietet Peter schon wieder das „Du“ an.

Peter täuscht einen Hustenanfall vor.

24:00 Janis Joplin grölt ein letztes Mal „Oh Lord, won´t you buy me a Mercedes Benz“.

Die Musik verstummt. Jutta und Peter gehen einträchtig nach Hause.

Eine Stimmung wie beim Protest gegen Neckarwestheim II damals,

meint Peter und lächelt selig. Ja, ja, nuschelt Jutta leise.

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Stephanie Schneider


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Nathalie Gozdziak

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Nathalie Gozdziak

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Nathalie Gozdziak

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„ Bunt ist meine Lieblingsfarbe. “ Walter Gropius

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WALTER-GROPIUS-STRASSE Die nach dem bekannten Architekten Walter Gropius (1883-1969) benannte Straße im Quartier Vauban ist Anlass für die Kurzbeschreibung einer anderen von ihm geplanten Siedlung, die Dammerstocksiedlung in Karlsruhe. Das Neue Bauen als eine Bewegung der Architektur und des Städtebaus in Deutschland hatte durch Rationalisierung und Typisierung, den Einsatz neuer Werkstoffe und Materialien sowie durch sachlich-schlichte Innenausstattung eine völlig neue Form des Bauens zum Ziel. Es sind Parallelen zum Quartier Vauban zu erkennen, welches durch den nachhaltigen Stadtentwicklungsansatz neue Maßstäbe setzt.

Die Dammerstocksiedlung ist ein Bestandteil der Stadterweiterung von Karlsruhe, die schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Planung war. Der Wohnungsknappheit in Karlsruhe, die durch den Ersten Weltkrieg nochmals verstärkt wurde, begegnete man durch den Bau neuer Siedlungen unter Nutzung bestehender Infrastrukturkerne. Neues Bauen Mit dem Bau der Dammerstocksiedlung Ende der 20er Jahre setzte die Stadt Karlsruhe neue Maßstäbe und öffnete sich damit dem modernen Siedlungsbau. Die avantgardistische Bauweise des Architekten Walter Gropius löste schon damals eine durch die Gestaltung bedingte kontroverse Diskussion aus. Schon der Baubürgermeister legte 1926 nach Verwerfung der Planung zur Bebauung als Industriegebiet einen Bebauungs- und Flächennutzungsplan vor. Doch den daraufhin über den stadteigenen südlichen Teil des Dammerstock-Geländes

ausgelobten Wettbewerb - mit einem bekannten Preisgericht von Ernst May, Mies van der Rohe und Paul Schnitthenne - entschied Walter Gropius kurz nach Aufgabe der Leitung des Bauhauses 1928 für sich.

Blockrandbebauung trat das Bauen in nord-süd-parallel gesetzten Reihen. Damit entstand eine sehr einheitliche Siedlung im konsequenten Zeilenbau. Wohnqualität

Insgesamt beteiligten sich acht Architekten am ersten Bauabschnitt, darunter Otto Haesler, Wilhelm Riphahn, Klaus Groth und allen voran Bauhaus-Gründer Walter Gropius, der die Leitung als Chefplaner übernahm. Walter Gropius gab den Kollegen den Gestaltungsrahmen für das Neue Bauen vor. Dazu zählten Flachdächer, weiße Fassaden und graue Sockel, gleichmäßige Fensteröffnungen, glatte Türen mit Stahlzargen - Gärten zur Erholung. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war es jedoch mit dem Neuen Bauen endgültig vorbei. Die weiteren Bauabschnitte wurden im konventionellen Stil weiterentwickelt. Die wichtigste von Walter Gropius in allen Konsequenzen verwirklichte städtebauliche Planungsidee war aber die Zeilenbauweise. Anstelle der herkömmlichen

Der Dammerstock - aufgrund seiner konsequenten Zeilenbauweise einst geringschätzig als „Güterbahnhof“ bezeichnet - stellt sich heute als eine der beliebtesten Karlsruher Wohngebiete dar. Durch den Bestand an hohen Bäumen sind die Zeilen mittlerweile am Ort fixiert - grüne Bänder und Freiflächen sorgen für gute Wohnqualität.

Maria Sieben

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VAUBAN IN DER PRESSE Vauban, Freiburg, der Stadtteil, der für die Presse extrem klischeebehaftet und gleichzeitig in vielen Bereichen ein Vorbild ist. Kaum ein Artikel kommt ohne die Bezeichnung „Modellstadtteil“ aus.

Klischees scheint es unendlich zu geben. Neben dem, anhand der Ergebnisse der Landtagswahl 2011 praktisch „bewiesenen“ der Grünenwähler (72,7 Prozent), auch weniger neutral formulierte. „Totalitäre Ökospießer, die Autos verbieten wollen. Besserverdiener. Schlecht angezogene Kampfmütter. Grauhaarige Altlinke, die Pferdeschwanz tragen und auch sonst so sind. Esoterische Quatschköpfe.(...)“ , so versucht die „taz“ sie zusammenzufassen. Auch eine Geschichte von dem in der Alnatura-Tüte transportierten Aldieinkauf, welche die offensichtliche Verlogenheit der Vaubaner deutlich machen soll, wird gern zitiert. (taz, Unter Ökos, 14.05.2011) Der Transport erfolgt natürlich im Fahrradanhänger. Dieser ist bereits so sehr Markenzeichen des Quartiers geworden, dass er den Namen „Vauban-Rikscha“ erhalten hat. Sobald die Mobilität im Quartier thematisiert wird, muss dieses Verkehrsmittel zwangsläufig erwähnt werden, natürlich im direkten Zusammenhang mit der hohen Bobbycar-Dichte. (manager magazin, Behaglichkeitsfalle im Schwarzwald, 09.08.2010)

Die hohe Zahl an derartigen vermeintlichen Fakten über den Stadtteil wird in einem Artikel der Zeit vor der Landtagswahl gar als Folklore

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bezeichnet. Statt selber eine derartige Geschichte über das Leben in Vauban im Artikel unterzubringen, wird einfach direkt ein Bewohner zitiert: „Schreiben Sie, was Sie wollen. Aber bitte kommen Sie nicht wieder mit der ‚größten Dichte an Salzkristall-Lampen der Bundesrepublik‘, das steht schon in allen Artikeln über uns.“ (Die Zeit, Abenteuerspielplatz für Erwachsene, 10.02.2011) Anhand dieser Aussage ist sehr gut zu erkennen, dass die Presse ein Bild von Vauban verbreitet, mit dem sich längst nicht alle Bewohner identifizieren können. Ab dem Punkt, an dem die Journalisten sich mehr mit dem Stadtteil beschäftigen, sind positive Einschätzungen zu Vauban zu hören. Insbesondere die Ruhe „bis auf das Kindergeschrei“ wird überrascht zur Kenntnis genommen, aber auch das Fahrrad als „Verkehrsmittel der ersten Wahl“. (Tagblatt, Ein Ökoviertel für Shanghai, 30.04.2010) Auch die kinderfreundliche Infrastruktur, die auch als Ursache für den hohen Anteil an Alleinerziehenden bewertet wird, wird gelobt. (taz, Unter Ökos, 14.05.2011) Als „größte Errungenschaft“ des „Ökostadtteils“ wird das Parkhaus bezeichnet, welches gar nicht existiert, da durch das Autofrei-Abkommen der Nachweis von Stellplätzen erbracht, die Errichtung aber bei


fehlendem Bedarf nicht nötig ist. (Die Zeit, Aufbruch an der Basis, 10.04.2012)

Das aktuellste Thema in der Presse ist das Hotel am Eingang des Quartiers, welches eines der wenigen noch nicht fertig gestellten Projekte ist. „Durch dieses wird „das Eingangstor (...) der ökologisch-sozialen Ausrichtung (...) bald voll und ganz gerecht.“ Besonders gelobt wird das geplante Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten, unterstützt auch durch die „Aktion Mensch“. (Stuttgarter Zeitung, Das besondere Hotel im Vauban, 23.07.2012)

Anhand der Bandbreite der Artikel, die sich nicht ausschließlich mit dem Vauban beschäftigen, aber den Stadtteil als Referenzprojekt nennen, wird deutlich, was für ein Meilenstein hinsichtlich vieler zukunftsweisender Themen dort geschaffen wurde. Sehr häufig wird Vauban zum Thema Bürgerbeteiligung als Vorbild aufgeführt (z.B. Bundesregierung, Demografie - Stadtleben neu gestalten, 23.07.2012),

aber auch beim Thema Baugruppen, bei welchem Freiburg als „Hochburg der deutschen Baugruppenbewegung“ bezeichnet wird. (Spiegel, Boom der Bauherrkollektive, 18.10.2009)

Die ökologische Lebensweise, für die Vauban überregional bekannt ist, wird häufig nicht allein im Zusammenhang mit dem Stadtteil, sondern für ganz Freiburg, welches sich als „Umweltstadt einen Namen gemacht“ hat, gelobt. (taz, Unter Ökos, 14.05.2011) Dennoch hat Vauban im ohnehin grünen Freiburg eine Sonderrolle und wird als „grünstes Biotop der Stadt“ bezeichnet. (manager magazin, Behaglichkeitsfalle im Schwarzwald, 09.08.2010)

Nicht alle Stimmen zu Vauban sind derartig euphorisch. Die Fraktions-

vorsitzende der Grünen, Edith Sitzmann, wird zitiert mit den Worten Vauban sei „ein normaler Stadtteil, nur umweltverträglicher, mit Freiräumen für Kinder“. Nach einem viertägigen Aufenthalt im Quartier drängt sich einem Reporter die Frage auf, ob Vauban gar kein Exot ist, sondern „in seinem heterogen-konfrontativen Mix aus Altengagierten und Neubürgern ein Vorläufer für jene Gesellschaft, die sich gerade unter Ächzen und Stöhnen herausbildet.“ Die Tatsache, dass Freiburg seine Klimaschutzziele für 2010 „um Längen verfehlt hat“ passt dabei in das Bild, dass auch die Umweltstadt nicht perfekt ist. (taz, Unter Ökos, 14.05.2011)

Freiburg unterstützt.

Als eines der Probleme von Vauban wird angeführt, dass derartige gezielt autofreie Stadtteile ein bestimmtes Klientel anziehen, eine Mittelschicht, die sehr stark unter sich bleibt. (Die Zeit, Modernes Leben, 09.10.2012) Zwar wird Almut Schuster, Mitglied im Vorstand des Stadtteilvereins mit dem Satz „Jeder hat mit jedem Kontakt“ zitiert (Tagblatt, Ein Öko-Viertel für Shanghai, 30.04.2010), aber anhand der Zahl der Bewohner und der abgrenzenden Aussagen anderer Bürger in anderen Artikeln sollte dies in Frage gestellt werden. Selbst der grüne Bürgermeister Dieter Salomon sagt, nach Vauban zu ziehen sei „im Leben nichts für ihn“, zu viel soziale Kontrolle, zu viel Ökokonformismus. (Die Zeit, Abenteuerspielplatz für

teuerspielplatz für Erwachsene, 10.02.2011)

(Badische Zeitung,

Vauban darf nach Shanghai, 22.07.2008)

Sogar die New York Times widmete dem Stadtteil einen ganzen Artikel, in dem allerdings fälschlicherweise von „car-free“ (autofrei) und nicht stellplatzfrei die Rede war. Vauban wurde weiterhin als vielleicht am weitesten entwickeltes Experiment zum „low car suburban life“ bezeichnet und die gesamte Trennung von suburbanem Leben von der Autonutzung zu einem wachsenden Trend erklärt. (New York Times, In German Suburb, Life Goes On Without Cars, 11.05.2009)

Es bleibt abzuwarten, wie sich die „Öko-Utopie“ Vauban (Die Zeit, Abenweiter entwickelt und welche Rolle sie letztendlich in der Stadtplanung bekommt. Bleibt sie eine einmalige Ausnahme oder etabliert sie sich zum Vorbild für die Stadtplanung der Zukunft? Carolin Vorwerk

Erwachsene, 10.02.2011)

Trotz der Kritik, insbesondere aus dem unmittelbaren Umfeld, ist das internationale Interesse am Stadtteil groß. Im Zusammenhang mit der Expo 2010 gab es allein in China 200 Veröffentlichungen. (expo2010. freiburg.de, 09.10.2010) Als eine von nur 55 Städten durfte Vauban sich auf der Shanghai präsentieren und wurde dabei mit 300.000€ von der Stadt

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Was bist du f端r ein VAUBANI? In welchem Teil des Quartiers Vauban w端rdest du dich am wohlsten f端hlen? Diana Sauerbrey

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ÄLTER WERDEN IN VAUBAN Mit den Bewohnern wandelt sich auch der Stadtteil. Menschen werden älter und somit ändern sich auch ihre Bedürfnisse. Wie wird mit dieser Frage umgegangen? Wie geht Vauban mit dieser Frage um? Und was sind überhaupt die Ansprüche von älteren Menschen? Was sind die Bedürfnisse von älter werdenden Kindern, also Jugendlichen?

Wohnen im Alter ist eines der zentralen zukunftsorientierten Themen für Architektur, Stadtplanung und Wohnwirtschaft. In absoluten Zahlen gesprochen bedeutet das, dass wenn heute in Deutschland rund 21,5 Millionen Frauen und Männer 60 Jahre und älter sind, werden es in 50 Jahren 6 Millionen mehr sein. Diese Entwicklung weist langfristig gesehen auf eine stagnierende oder sogar abnehmende Nachfrage nach großen Familienwohnungen hin. Es gibt also einen großen Nachholbedarf an altersgerechten Neu- und Umbauten, denn in Zukunft wird eine erhebliche Nachfragegruppe auf dem Wohnungsmarkt aus Menschen bestehen, die sich in der Nachfamilienphase bzw. im Rentenalter befinden. Zu bedenken gilt, dass ältere Menschen eine heterogene Gruppe sind, die durch ihr langes Leben zu Individualisten geworden sind. Auch ausschlaggebend sind Bildung, politisches und kulturelles Interesse und ihre finanziellen Möglichkeiten. Eine gute Möglichkeit als Wohnform wäre eine Kombination aus privatem Wohnen und gemeinschaftlichem Leben, die sich durch ein gutes soziales Netzwerk, Sicherheit und Betreuungsleistung (Notrufanlage, Reinigungs- und Waschservice, Mahlzeitendienst, Hilfe beim

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Einkaufen, Pflegehilfe) auszeichnet. Betrachtet man die Tatsache, dass ältere Menschen durchschnittlich rund 80 % des Tages in ihrem Zuhause verbringen, sind die Ansprüche an die Wohnung und das nähere Wohnumfeld sehr hoch. Die Qualitätsanforderungen richten sich besonders auf Sicherheit und Komfort, barrierearme Gestaltungen des öffentlichen Raums, soziale Unterstützung, medizinische Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten (innerhalb eines Radius von 500 Meter) und eine Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ziele Vauban Das Ziel der Stadt Freiburg war es, innerhalb der Stadtgrenzen Baugrundstücke mit hoher Qualität für junge Familien anzubieten, um der Abwanderung ins Umland mit seinen negativen Begleiterscheinungen wie der Landschaftszersiedlung und den Verkehrsproblemen durch Pendler entgegenzuwirken. Dieses Hauptziel der Stadt, nämlich die Entwicklung eines attraktiven Stadtquartiers für junge Familien, wurde vollständig erreicht: im Januar 2002 waren mehr als 20% der Vauban-Bewohner Kinder unter 10 Jahren und das öffentliche Interesse speziell nach Grundstücken


für Baugemeinschaften war größer als das Angebot. Attraktiv ist das Quartier vor allem durch das Mobilitätskonzept: Straßen und andere öffentliche Plätze werden zu sozialen Begegnungsräumen oder Spielplätzen für Kinder. Aufgrund der demographischen Situation werden Angebote für Kinder- und Jugendliche stärker benötigt als ursprünglich angenommen. Die ursprünglich zu Beginn des Quartiers vorhandenen 280 Kindergartenplätze (Mitte 2002) wurden bis 2004 auf 400 erweitert und die Plätze in der Karolin-KasparSchule (Grundschule in Vauban) wurden von ursprünglich 240 auf über 550 im Schuljahr 2006/7 erhöht. Neue Stadtteile sind demnach ‚junge‘ Stadtteile: Dies ist wohl eine logische Konsequenz, weil hier gewöhnlich vor allem junge Familien neuen Wohnraum suchen. Deshalb sind besondere Anstrengungen nötig, um das Quartier auch für ältere Menschen attraktiv zu machen und eine größere Mischung von Jung und Alt zu erreichen. Bewegungsparks Die als Bewegungsparks oder -parcours bezeichneten Plätze prägen seit über 20 Jahren das Straßenbild, Chinas. Hierzulande setzen sie sich erst ab der 1990er Jahre nach und nach durch. Doch was genau ist eigentlich ein Bewegungsparcour? In Parks oder Grünanlagen installiert, ist ein Bewegungsparcour als Teil des öffentlichen Raums zudem kostenfrei für die Nutzer. Bei der Ausstattung ist die eingeschränkte Beweglichkeit älterer Menschen zu berücksichtigen. Das Fitnessangebot beinhaltet daher speziell konstruierte Sport- bzw. Trainingsgeräte, beispielsweise zum Beintraining oder zur Gleichgewichtsschulung. Zusätzliche Freizeitangebote wie Bocciabahnen oder Schachfelder können

einen solchen Treffpunkt sinnvoll ergänzen. Ähnlich dem Mehrgenerationenhaus sollen auch durch die Seniorenspielplätze generationsübergreifende Aktivitäten gefördert und zusätzliche Begegnungsorte für Jung und Alt geschaffen werden. In Vauban sind durch die zahlreichen Baugruppen viele Mehrfamilienhäuser entstanden, bei denen man bei guter Nachbarschaft auch von großer Hilfe füreinander ausgehen kann, wie uns eine Bewohnerin einer der ersten Baugruppen in Vauban bestätigt hat. Ihrer Meinung nach ist sie froh in der Baugruppe in einem Mehrfamilienhaus zu wohnen, denn sollte es irgendwann Probleme mit ihrer Gesundheit oder aber auch mit dem Haus in technischer Hinsicht geben, kann sie auf die Hilfe ihrer Nachbarn bauen. Alltagsgeschäfte ‚zum Überleben‘ seien mit kurzen Wegen erreichbar und es gäbe eine starke Gemeinschaft vor allem innerhalb der Baugruppe. Jedoch sind bis heute keine zukunftsweisenden Typologien des Wohnens im Alter geplant. Zwar erfüllen die Mehrfamilienhäuser eine enge Nachbarschaft, jedoch sind viele davon schmal und mehrgeschossig ohne Aufzug gebaut. Das autofreie Wohnen ist einerseits ein großer Vorteil für die Sicherheit von Kindern, ist aber andererseits eine Einschränkung der Mobilität für ältere Menschen. Zudem sind die Grünspangen in ihrer Spielplatzgestaltung sehr stark auf Kinder ausgerichtet. Zukunft für Vauban Die Grünspangen könnte man in einen Bewegungspark umplanen, am besten auf eine Art und Weise, die die verschiedenen Altersgruppen aus Vauban anspricht, denn sonst entsteht die Gefahr, dass die Grün-

flächen wiederum zu sehr auf ältere Menschen ausgerichtet sind. Nach dem Motto ‚Jung für Alt, Alt für Jung‘ könnte es Veranstaltungen und Dienstleistungen geben, die abseits der Grünflächen Angebote darstellen, bei denen sich beide Generationen einander nähern. Finnland ist ein interessantes Beispiel, wo es in Grundschulen an einem Tag in der Woche einen Nachmittag für Jung und Alt gibt, bei denen Senioren gemeinsam mit Kindern basteln, singen, etc. Man könnte sich in Vauban auch ein kombiniertes Wohnmodell vorstellen. Jugendalter Wenn man das Altern in einem Quartier näher beleuchtet, darf man nicht vergessen, dass auch Kinder altern. Jugendliche sind gealterte Kinder und ihre Ansprüche was Freizeitangebot und somit Freiraumgestaltung angeht ändern sich erheblich, nicht nur in der Qualität, sondern auch in der Differenziertheit, da die Jugendlichen zunehmend individuelle Wünsche und Neigungen ausprägen. Wann man als jugendlich zählt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Auszeichnend für das Jugendalter jedoch ist die Ablösung von den Eltern und die Entdeckung von sozialen Kompetenzen. Die Jugend ist, wenn man so will, nicht nur eine Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, sondern als eigener Abschnitt mit einer ganz eigenen Dynamik zu betrachten. In Vauban schlummert eine für Nicht-Insider nicht sehr prominente Fläche an der Wiesentalstraße/Clara-Immerwahr-Straße, direkt neben dem Badenova-Heizkraftwerk. Am Rande des Vaubangeländes umgeben von teils gewerblicher, teils bewohnter Bebauung findet man eine von einem bewachsenen Wall

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Die Alterspyramide in Deutschland steigt nach oben, Ansprüche ändern sich Die anhaltend niedrige Geburtenziffer und die beständig steigende Lebenserwartung führen zu einer drastischen Veränderung des Verhältnisses zwischen jüngerer und älterer Generation. Der Anteil der unter 20-Jährigen an der Bevölkerung reduzierte sich zwischen 1960 und 2010 von 28,4 auf 18,4 %. Parallel stieg der Anteil der Personen, die 60 Jahre und älter waren, von 17,4 auf 26,3 %. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird bis 2060 auf

umgebene Grundstücksfläche. Als wir bei der Exkursion zum ersten Mal diese Fläche vorgefunden haben (mehr aus Zufall, weil wir das BHKW näher in Augenschein nehmen wollten) machte es den Eindruck, als wäre die Fläche ein Reststück, das nicht bebaut wurde und daher für die Jugendlichen zur Verfügung gestellt wurde. Das Gefühl eines Reststücks bestätigt sich durch die Rahmenbedingungen, denn das Gelände, das am 29.04.2009 eingeweiht wurde, gehört den Stadtwerken und wird an die Badenova vermietet, die das BHKW betreibt. Als Vorhaltefläche für ein eventuelles Spannwerk der Badenova wird das Grundstück mietfrei der Stadt und somit den Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Jederzeit könnte die Badenova Pläne einreichen und somit die Fläche zurückfordern – feste Gebäude dürfen daher nicht errichtet werden auf der 3000m² großen Fläche. Anfänglich gab es Probleme mit der Firma ElektroSchillinger, die einen Vertrag mit der Stadtverwaltung hatte, dass das Unternehmen in Planungsänderungen miteinbezogen wird. Daraufhin wurde ein 1,5m hoher Wall um das Gelände herum errichtet, um als Sichtund Lärmschutz zu dienen.

15,7 % schrumpfen, der Anteil der Personen, die 60 Jahre

Jugendbeteiligung Vauban

oder älter sind, wird auf 39,2 % anwachsen; die Bevölkerungszahl verringert sich bei dieser Variante bis zum Jahr 2060 von derzeit 81,8 auf 70,1 Millionen Statistik: Demografischer Wandel, S. 37

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Im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens konnten die Jugendlichen gemeinsam mit Fachleuten ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern, die auch zu großen Teilen umgesetzt wurden. Ein Baucontainer, eine Holzhütte, ein Volleyballfeld und ein Soccerspielfeld befinden sich auf dem ‚Jugendgelände‘ als Ergebnis der Beteiligung der Jugendlichen. Was nicht umgesetzt werden konnte, waren technische Anlagen wie Strom- und Wasseranschluss und Licht. Die ersten beiden Wünsche

konnten aus finanziellen Gründen umgesetzt werden, wohingegen das Licht nicht installiert wurde, um zu verhindern, dass sich allzu lange im Laufe des Tages die Jugendlichen dort aufhalten. Interessant ist auch die Art der Umsetzung, denn den Container, der als Abstellraum dient, konnten die Jugendlichen selbst mit Graffitis besprühen. Die Holzhütte wurde gemeinsam mit dem Baupädagogen Thomas Lang in traditioneller Bauweise gebaut, um den Bezug zu dem Platz und dadurch den Schutz und die Pflege zu gewährleisten. Die Altersgruppe der Jugendlichen, die den Platz nutzen geht von 13 bis 22 Jahre, auch Studenten nutzen den Platz für sich. Es finden dort sportliche Aktivitäten und organisierte Turniere statt, aber auch Klassenparties, Grillfeste und spontane Treffen unter Cliquen. Eine Mitarbeiterin der JuKS Vauban Offene Kinder- und Jugendarbeit berichtet trotz der positiven Resonanz der Jugendlichen auch von Beschwerden der Anwohner, die teilweise in Anrufe bei der Polizei enden. Dies spiegelt die Probleme wider, die man so oft bei Plätzen speziell für Jugendliche antrifft. Zum einen darf die Lage nicht zu weit entfernt vom Wohnort sein, um eine Sicherheit zu gewähren, andererseits fühlen sich Anwohner schnell gestört. Auch die gewünschte Intimität bei gleichzeitiger sozialer Kontrolle stellen eine Gratwanderung dar. Räume, die sich für Jugendliche attraktiv gestalten, sollten ohne familiäre Nutzung zugänglich sein. Daher werden oft öffentliche und halböffentliche Räume genutzt, um sich unterbewusst einen Raum zur Selbstentfaltung und Emanzipation zu verschaffen. Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass der


Protest gegen die eigenen Eltern, das Kritisieren ihrer Ansichten und der Protest gegen politische Einstellungen auf einem historischen Tief ist. Ausschlaggebend sind daher sowohl für die Auswahl des Freundeskreises, als auch des Freiraum-/ Freizeitangebots das Konsumverhalten. Jugendliche sind einerseits sehr mobil durch die digitale Vernetzung miteinander und wechseln sehr schnell den Ort, sind andererseits sehr auf bestimmte Ort fixiert, mit denen sie sich identfizieren und wo sie sich im Kreise ihrer Clique sicher fühlen. Das Forschungsprojekt Wüstenrot Stiftung zu Stadtkonstruktionen Jugendlicher und dem Netz urbaner öffentlicher Räume hat eine Kategorisierung in 5 Typen ergeben. Fokusiert man sich nur auf die Bedürfnisse eines fixen Ortes und be-

hält das Bedürfnis nach Anbindung an die Innenstadt im Hinterkopf, stellt man fest, dass ein Ort für Jugendliche im Vauban Quartier die Bedürfnisse eines ‚häuslichen Quartierfans‘ sehr gut abdecken könnte. Sportaktivitäten können lose ohne Bindung an einen Verein intern abgesprochen ausgeführt werden und es gibt einen Ort, bei dem man nicht besonders Rücksicht auf kleinere Kinder nehmen muss, sondern den man als Jugendliche für sich einnehmen kann. Da Jugendliche einen großen Teil ihrer Freizeit auch in der Innenstadt, an speziellen Orten im Stadtkreis oder aber Zuhause verbringen, muss meiner Meinung nach die Freiraumgestaltung in Vauban nicht mehr bieten können, als es bereits tut. Besonders gut ist auch die Miteinbeziehung der Jugendlichen bei der Planung. Ob-

wohl das Jugendgelände befristet als solches zur Verfügung steht, ist genug Spielraum zur Verfügung, um Jugendlichen Raum für sich zu bieten. Kreativ wie sie oft sind, suchen sie sich ihre ganz eigenen Orte, um unter sich zu sein. Ein Quartier wie Vauban bietet umso mehr Möglichkeiten mit Kreativität ‚angeeignet‘ zu werden. Nathalie Gozdziak und Maria Sieben

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Christiane Sonntags, 10.00 Uhr, Vauban: Christiane S. bewässert gerade die Blumen in ihrem Vorgarten, als Dieter W. aus der Haustür kommt, um Brötchen zu holen. Am Gartenzaun begrüßen sich beide mit nachbarschaftlicher Freundlichkeit. Doch kaum sind die Worte ausgesprochen gehen die Gedanken ihren Weg ... Imke Wömmel und Laura Voßmerbäumer

„Hallo Dieter“ Mensch da ist Dieter! Ach, wir fahren doch nächste Woche in den Urlaub, da muss ich Dieter noch fragen, ob er meine Blumen gießt... Dann lad ich ihn und Elke mal zum Grillen ein. Man sieht sich ja auch immer weniger...dann könnte ich Elke auch direkt nach dem Rezept von ihrem leckeren Nudelsalat fragen. Wolfgang hat mir schon oft gesagt, dass ich den auch mal machen soll... Und wie oft haben wir schon Tipps ausgetauscht und einander unter die Arme gegriffen, egal worum es ging... Bei den beiden habe ich auch gar keine Bedenken, wenn sie im Haus mal nach dem Rechten schauen, während wir im Urlaub sind. Im Gegenteil, die ticken ja genauso wie wir. Das gibt mir ein sicheres Gefühl. Meine Schwester kann das eh nicht machen, bis die mal hier ist...Ich bin richtig froh um Elke und Dieter. Über die Jahre hat sich echt was aufgebaut... Die nachbarschaftliche Nähe ist wirklich praktisch, sie macht den Alltag hier so einfach... Was würde ich nur ohne meine Nachbarn tun?!

„Gut, dass ich dich sehe. Wolfgang und ich fahren doch nächste Woche in den Urlaub. Würdet ihr unsere Blumen gießen? Und wie geht‘s eigentlich Elke? ...“ 36


& Dieter

Freud und Leid einer Nachbarschaft

„Hallo Christiane“ Ach Herr Gott: Die hat mir gerade noch gefehlt! Immer dieser Small-Talk. Da hab ich jetzt echt keine Lust drauf. Es ist ja eh immer nur das gleiche Gerede. Meine Zeit ist mir zu kostbar dafür, es interessiert mich einfach nicht, welches Rezept Christiane nun wieder haben will. Man kann nicht mal in Ruhe Brötchen holen gehen. Immer diese Neugierde. Ständig fühlt man sich beobachtet und kontrolliert... Warum kann man diese nachbarschaftliche Beziehung nicht unkomplizierter lassen? Versteht mich denn hier keiner? Anscheinend haben alle anderen eine viel zu hohe Erwartung an eine Nachbarschaft, nur um ihr soziales Umfeld aufzufüllen. Wenn man ehrlich ist, ist eine Nachbarschaft eine reine Zweckbeziehung. Schließlich kann man sich seine Nachbarn ja auch nicht aussuchen. Aber jedes zweite Wochenende muss ich auf irgendeinen Geburtstag in der Nachbarschaft. Da muss ich mir bloß wieder das Getratsche von XY anhören. Auf diese Zwangskontakte kann ich gerne verzichten. Meiner Meinung nach, könnte die Hecke gar nicht hoch genug sein.

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Wo die Liebe hinfällt...

Porträt eines Wagenburglers

Als ich am Wochenende, heiß auf eine gute Story, durch Vauban zog, kam ich an der Wagenburg bei der S.U.S.I. vorbei. Kurzerhand habe ich mich in die kleine Enklave begeben und bin dort auf Andreas gestoßen, der freundlicherweise zu einem spontanen Gespräch bereit gewesen ist.

wohnlich in diesem kleinen Dorf. So friedlich – fast schon unwirklich. Die liebevoll gestalteten Zirkuswägen in mitten dieser grünen Oase lassen eine fast intime Atmosphäre aufkommen, in der man sich als Besucher erst als Eindringling vorkommt, dann aber schnell durch die freundliche Begegnung der Wagenburgler gut aufgehoben fühlt.

Andreas kommt eigentlich aus Wesselingen, einem Städtchen zwischen Köln und Bonn. Doch wie das Schicksal es so will, zog ihn die Liebe in den Süden, genau genommen in den hölzernen Zirkuswagen mit den blauen Fensterrahmen in die Wagenburg in Vauban. Nun lebt er seit drei Jahren im Wagen. Sein erstes Mal. Und es gefällt ihm richtig gut. Besonders das viele Grün und der Wagenplatz scheinen es ihm echt angetan zu haben. Ich schaue mich um und finde: er hat recht! Während dieses Gesprächs sitzen wir in Andreas‘ „Wohnzimmer“ - die kleine grüne Wiese vor dem Wagen mit den Gartenstühlen. Es ist sehr

„Das Leben ist so unkompliziert hier“, erzählt Andreas. „Die Leute, die Infrastruktur, die uns S.U.S.I. bereit stellt....“ Natürlich trägt auch das Quartier zu diesem Wohlgefühl bei: die Nähe zur Innenstadt und zum Grün, die kurzen Wege im Viertel und die zugänglichen Menschen sind Qualitäten, die Andreas sehr an Vauban schätzt. Und nicht zu vergessen: die günstige Miete. Insgesamt 100€ Mietkosten im Monat lassen da schnell die Unannehmlichkeiten von fehlendem Wasseranschluss vergessen, was das Spülen von Geschirr manchmal ganz schön erschwert. Trotzdem, so gibt er zu, kann er sich irgendwann schon vorstellen, wieder in einer Wohnung zu

leben: „Da kommt die Weitsicht, ob ich mit 60 noch in einem Wagen leben will...“ Wie mir Andreas weiter berichtet, besteht die Wagenburg dort seit Gründung der S.U.S.I., also schon seit 20 Jahren. Ein so konstanter Wagenplatz ist ein seltenes Phänomen, doch durch die Vereinbarungen mit S.U.S.I. war es bisher möglich, die Stelle zu halten. Denn die Siedlungsinitiative hat einen Erbpachtvertrag mit der Stadt. Die Wagenburgler bezahlen den Anteil der Fläche, den sie in Anspruch nehmen, an den Pächter S.U.S.I. und können somit ihren Stellplatz bewahren. Nicht weiter verwunderlich also, dass die meisten der 13 erwachsenen Bewohner seit über 10 Jahren in der Wagenburg wohnen und dort mittlerweile Familien gegründet haben. Ich bedanke mich bei Andreas für das nette Gespräch. Mir wurde ein kurzer Einblick gewährt in einen verrückten Lebensstil in unserem sonst so regelkonformen Deutschland. Laura Voßmerbäumer

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Freiburger 체ber Vauban... >> << Was f채llt ihnen zum Stichwort Vauban ein?

Christian, 41

Julia, 20 Brigitte, 70 Helga, 62 Wladimir, 31 Thorben, 24 Luigi, 38 Albert, 57 Thomas, 45 Silvia, 34 Ute, 52 Volker, 51 Helmut, 76

Name und Alter von der Redaktion ge채ndert

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„... Vauban ist für mich: Freiburg, glaube ich.“ „... erster Eindruck: ganz nett, freundlich grün.“ „... ein grüner Stadtteil.“ „... ein sehr interessantes und modernes Stadtviertel.“ „... Baustelle.“ „... grün.“ „... viele Ökos, Gegenteil von Weingarten.“ „... jahrelange Wagenburg, Chaos, alternativ, bisserl grün.“ „... abgehoben, übertrieben esoterisch, New Age, extrovertiert, einfallslose Gastronomie.“ „...kenne ich nicht. “ „... höchste Dichte an Salzkristallsteinen und Kräutertöpfen auf den Balkonen.“ „... Freiburg, ehemalige Kaserne.“ „... ich habe dort heute eine Wohnung gekauft für 150.000 €!“ 41


VAUBAN IN BILDERN

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Ivan Stanoev


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IMPRESSUM vauban spezial Auftraggeber: Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung RWTH Aachen Fakultät für Architektur Prof. Klaus Selle Postfach, 52056 Aachen Tel.: 0241 - 80 98 300 Fax: 0241 - 80 92 137 Web: www.pt.rwth-aachen.de Bearbeitung: Nathalie Gozdziak Diana Sauerbrey Stephanie Schneider Maria Sieben Ivan Stanoev Carmen Stirmlinger Carolin Vorwerk Laura Voßmerbäumer Imke Wömmel

Aachen, im Juni 2013

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