Virtual Edition

Page 19

NAMIB TIMES 19

3 OCTOBER 2014

An der Atlantikküste,in der Namibwüste

Worte der Woche

Robert Gwisdek „Hey, alles klar!“ Ich glaube wir haben's raus! Bei euch hat man Namen und sieht dabei aus, ich glaube, wir verstehen, das gehört zur Kultur, so heißen wir jetzt Peng wie die platzende Hutschnur, wir begrüßen das,

doch meinen, dass das zu spät ist, denn mit wir meinen wir keinen Pluralis Majestetis, sondern mich und meine mich bewohnenden Personen, ich kann sie nicht mehr zählen und sie drohen sich zu klonen. Ich bin keine

Person – nein – ich bin ein Volk. Ich bin ein Hofstaat, mann, mein Kopf ist voll! Mit toten Despoten, die wie verwirrte Piloten in mir tosen und toben, mir meine Logik verschoben, mir meinen Körper verbogen, mir ihre Seele anboten. Sie haben mich ungefragt zu ihrem Boten erhoben. Seitdem reime ich für sie, da sie mich besitzen, StockholmSyndrom, ich glaub, sie wollen mich beschützen, so ist das in Kulturen, man beeinflusst sich, irgendwann weiß man nicht mehr: „Ist das mein Gesicht?“

Locker vom Hocker

Impressionen eines Jerries – „Angekommen“ Es ist schon seltsam: Vor zwei bis drei Monaten konnte ich nicht erahnen, was mich in diesem „damals“ noch völlig fremden Land auf diesem weitgehend fremden Kontinent erwarten würde. Gestern überkam mich zum ersten Mal ein ähnliches Gefühl, als ich daran dachte, dass ich in etwa einem Monat Swakopmund den Rücken kehren werde. Vor fünf Wochen bin ich in Swakopmund angekommen und ich denke, ich kann langsam von mir behaupten „angekommen“ zu sein. Seit einiger Zeit verlaufe ich mich

fähr einschätzen, was teuer und was günstig ist. Im Idealfall lassen Souvenirverkäufer von mir ab, wenn ich ihnen schon aus der Entfernung die Wo r t e „ N e e , dankie.“ zurufe, anstatt es mit dem englischen Pendant „No, thank you.“ zu versuchen. Oder aber ich werde in diesem Fall nach wie vor für einen Touristen gehalten. Dann aber für einen Südafrikaner. Damit komme ich der Sache, zumindest geographisch, auch schon näher. Allerdings bröckelt diese Fassade auf Grund unzureichender weiterer Afrikaans-Kenntnisse recht schnell.

lichkeiten eröffnen, noch mehr zu sehen und noch mehr kennenzulernen. So schnell kann mir also gar nicht langweilig werden. Ich denke, dass ich schon etwas mehr von mir behaupten kann als ein „0815Tourist“. Wobei, was heißt schon „mehr behaupten“? Ich mache es halt anders, nicht besser, nicht schlechter, nur anders. Viele Reisende, die ich bisher - vor allem in meinem Lieblingshostel in Windhoek - kennenlernte, bleiben zwei bis drei Wochen in Namibia. Das heißt: Ein paar Tage hier, ein paar Tage dort, ein paar Tage um Swakopmund zu

mit seinem Regen und dem fallenden Laub (das die Deutsche Bahn vermutlich wieder zum Stillstand bringen wird) entgegensehen würde. Ich bin glücklich, dass ich den deutschen Herbst durch den namibischen Sommer ersetzen kann, auch wenn mir dadurch meine Ankunft im heimatlichen Winter sicherlich nicht leichter fallen wird. Glücklich bin ich aber vor allem, dass ich mehr Zeit habe, an einzelnen Orten

Auszug aus „Sein Name sei Peng“ von Robert Gwisdek alias „Käptn Peng“

Falsch zugeordnete Zitate „Erfolg ist die Fähigkeit, von einem Misserfolg zum anderen zu gehen, ohne seine Begeisterung zu verlieren.“ - SPD (im Original: Winston Churchill) „Erwartet mein Kommen beim ersten Licht des fünften Tages. Bei Sonnenaufgang. Schaut nach Osten.“ - Wladimir Putin (im Original: „Gandalf“ aus der Film-Trilogie „Herr der Ringe“) „Es kommt nicht so sehr darauf an, dass die Demokratie nach ihrer ursprünglichen Idee funktioniert, sondern, dass sie von der Bevölkerung als funktionierend empfunden wird.“ - Kim Jong-Un (im Original: Publizist & Verleger Rudolf Augstein) „Es ist ganz leicht, sich das Rauchen abzugewöhnen: ich habe es schon hundert Mal geschafft.“ - Helmut Schmidt (im Original: Marc Twain) "Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ - Barack Obama (im Original: Albert Einstein) "I did not have sexual relations with that woman." - Der Heilige Geist (im Original: Bill Clinton) "Handle stets nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." - Silvio Berlusconi (im Original: „Kategorischer Imperativ“ nach Kant)

Möchten Sie auch zum Ausdruck bringen, was sie von anderen halten? Melden Sie sich wieder – wie gewohnt – bei Susann Kinghorn; Cell 0812538850; E-Mail: susannkinghorn @gmail.com. Zwecks Werbung setzen Sie sich mit Mikkie Kriel in Verbindung; Cell 0812869519; E-Mail: marketing. namibtimes@iway.na oder mikkie@namibtimes.net

„Angekommen“: Das Meer konnte ich schon nach kürzester Zeit im Küstenort immer ohne große Umwege ausfindig machen.

nicht mehr im Stadtzentrum, wenn ich nur schnell zur Tankstelle will, um Zigaretten zu kaufen (ja, ich weiß, schlechte Angewohnheit). Ich kenne mittlerweile auch mehr vom Küstenort als das Zentrum, auf das in den ersten Tagen und Wochen mein Fokus lag. Ich muss nicht mehr jedes Preisschild penibel in Euro umrechnen, sondern kann unge-

„Angekommen“ zu sein bedeutet für mich nicht, dass meine Auslandserfahrung ab jetzt alltäglich oder gar langweilig wird. Es bedeutet, dass eine Grundlage geschaffen ist, ich akklimatisiert bin, wodurch es mir leichter fällt dem Land und den Leuten noch offener zu begegnen. Ich lerne immer wieder neue Orte und Menschen kennen, die mir viele neue Mög-

erkunden, bevor man wieder in den Safaribus steigt und die Reise zum nächsten Ziel führt, an dem die Planung dann ein oder zwei oder vielleicht sogar drei Tage vorsieht. Bezogen auf mein Ankunftsdatum hieße das, dass ich jetzt vielleicht schon auf der Rückreise wäre oder sogar seit Tagen oder Wochen wieder in Deutschland säße und dem nahenden Herbst

zu verweilen und diese vielleicht etwas besser kennenzulernen. Also vielleicht die Möglichkeit zu haben, auch an anderen Orten Namibias das Gefühl zu bekommen, „angekommen“ zu sein. Niklas Becker


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Virtual Edition by Namib Times Virtual - Issuu