Mut&liebe März 262018 the old ones

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liebe S t a d t m a g a z i n

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März/April/Mai 2018

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Kerstan Consult

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Mo geschlossen, Di–Fr 10 –18 Uhr, Sa 10 –14 Uhr

Räder für alle — — — — —

Reparatur/Beratung/ Werkstatt/Probefahrt Taschen/Kaffee/Kino Kultur

Starkenburgring 4/ Ecke Senefelderstraße 63069 Offenbach T 069 8509380-0 www.artefakt-offenbach.de E laden@artefakt-offenbach.de


m u t & liebe

g u de

Liebe Leserinnen und Leser, Also Sport, Rock ‘n‘ Roll und Kraftmaschinen sind Komponenten für Spaß und Lebensqualität auch im Alter. Frau Bruckart trainiert mit fast 100 Jahren noch wöchentlich im Fitness-Studio, Gisela und Walter Dufner trifft man auf der Tanzfläche jeder Boogie-Woogie-Party in der Region, strahlend vor purer Energie und Lebensfreude. Alt sein, geht auch anders, haben wir erfahren. Fitte, aktive Menschen Ü70 engagieren sich im Sport, der Politik, kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen, ohne sie würde vieles nicht laufen in der Stadt. 'Grey is the new pink' lautet der Arbeitstitel zu einer Ausstellung zum Thema Alter im Herbst im Weltkulturen Museum in Frankfurt. Die gesellschaftliche Diskussion zum 'Älterwerden' hat gerade erst begonnen und ist in Zeiten des demografischen Wandels alternativlos. In Offenbach gibt es u. a. mit dem Mehrgenerationen-Wohnhaus W58 oder dem Demenzzentrum StattHaus wichtige, zukunftsweisende Projekte. Hinweisen möchten wir noch auf unsere neue Mut&Liebe Postkarten Kollektion, für schöne Grüße aus Offenbach mit eindrucksvollen Ansichten von downtown. (Fotos von Rainer Golembiewski). (Gibt es in den Buchläden (bam - Buchladen am Markt, Steinmetz'sche Buchhandlung, Thalia im KOMM), im OF InfoCenter, Etagerie, Strandperle und Cafébar am Wochenmarkt)

Viel Spaß und eine interessante Lektüre wünscht das Mut&Liebe Team! Mut&Liebe OFFENBACH

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FENBA

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Impressum mut&liebe - Stadtmagazin Offenbach am Main V.i.s.d.P: Petra Baumgardt und Wolfgang Malik GbR Magazin Mut&Liebe, Brinkstr. 47, 63069 Offenbach Tel.: 069 854541 • Mail: info@mutundliebeoffenbach.de www.mulionline.de Redaktion: Petra Baumgardt, Wolfgang Malik Layout: Petra Baumgardt • www.grafikdesign-baumgardt.de Fotos: wie jeweils angegeben oder Rechte bei den jeweiligen Personen Titelfoto: © Thomas Lemnitzer Druck: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt

Kostenlose Auslage im ganzen Stadtgebiet, u.a.: OF InfoCenter, Gastronomie, Jugend- & Kulturstätten, vhs, OF-Bildungsbüro, Buchläden, Museen, Stadtbücherei, Einzelhandel, Arztpraxen, Rathaus, Sana Klinikum OF, Wochenmarkt Nächste Ausgabe: 1. Juni 2018 (Anzeigenschluss: 17.05.2018) Die Veröffentlichung von Veranstaltungsterminen erfolgt ohne Gewähr. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Herausgeber gestattet. Dieses gilt auch für Aufnahmen in elektronische Datenbanken und vervielfältigungen auf CD-ROM. Für Druck- und Satzfehler besteht keine Haftung. Auflage: 5.000 St.


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thema Boogie-Woogie – tanzen bis der Arzt schimpft Portrait einer fast 100jährigen – E. Paula Bruckart Raufen macht auch noch im Alter Spaß – Werner Noack Keine Zeit zum alt werden – Gustav Wendel 'Not too old to rock 'n' roll" – Senoiren-Rock-Bands 70 Jahre Politik & Engagement – Wolfgang Reuter Institution mit Offenbach-DNA – Dr. Wolfgang Kappus Mit der Kultur per du – Gisela von Slatow Wohnen im Alter Zum Thema Demenz Vom Boxclub in die Altenpflege Für ältere Migranten – Anlaufstellen und Hilfen Armut im Alter – was tun? Im Gespräch mit Dr. med. Till Glauner Tabuzone Tod?

im stadtteil

42 Die "Lauterborner Küche"

H interh ö fe / R ä u me voller ideen

50 Offenbar – Coworking, Werkstatt und Kreativ-Kiosk

sportlich

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52 Laufstrecken in Stadtnähe 54 e-bike – Fahrradfahren für alle!

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sch ö n & G u t

55 Kraut&Kram

G o u rmet

57 Süßes aus dem Netz – Mini Marzipan Gugl 58 Trattodino in der Weinstube K u nstwerk 64 Norbert Holick – Fotografie

literat u r

65 Erzählte Frankfurter Poetikvorlesungen – Silke Scheuermann

special | erleben | sehenswert 56 60 61 62 62 67

Veranstaltungen um den Internationaler Frauentag Luminale 2018 Initiative Hauptbahnhof OF Komische Nacht Offenbach überleben MUT&LIEBE Tipps / Auswahl

H ö rbar 68 CD-Tipps von Udo Boll 75 Cartoon von Leonore Poth © Franz Betz

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"germany leadership award" für horst schneider

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news

Nach 12 Jahren Oberbürgermeister verabschiedete sich Horst Schneider im Januar aus dem Amt. Für sein „zukunftsorientiertes, nachhaltiges Denken und Handeln“ wurde er zuvor im letzten Jahr noch von der internationalen Forschungs- und Bildungsorganisation Urban Land Institute (ULI) mit dem „Germany Leadership Award“ ausgezeichnet. Wolfgang Malik vom Magazin Mut&Liebe überreichte für den neuen Lebensabschnitt die 'Offenbach Cap' von Maziar Rastegar.

kulturpreis für den kunstverein Im Sommer feierte der Kunstverein OF gerade sein 40. Jubiläum, nun ist er Kulturpreisträger 2017. Dr. Felix Schwenke, Kulturdezernent und Oberbürgermeister, überreichte die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung. Mit ständig wechselnden Ausstellungen, zentral im KOMM, leisten die Mitglieder einen großartigen, ehrenamtlichen Beitrag zum kulturellen Leben in Offenbach. Die besondere Urkunde zum Kulturpreis gestaltete der Fotokünstler Jo Wilhelm.

sophie von la roche-preis für steph taibi Die Gründerin des Vereins Songmoo Frauenkampfkunst Offenbach e.V. erhält im April den Sophie von La RochePreis 2018 der Stadt Offenbach. Steph Taibi leistet durch sportliches Engagement, gesellschaftspolitische und kulturelle Bildung einen herausragenden Beitrag zur Ermutigung von Mädchen und Frauen. Der Preis wird seit 2009 alle zwei Jahre verliehen, zur Förderung und Anerkennung innovativer Leistungen, die der Verwirklichung der Gleichstellung von Frauen dienen. 6

Foto: Franziska Gilli © Songmoo

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Qualifizierung ist nicht nur was für Junge Weiterbildung ist möglich und sinnvoll – auch für ältere Arbeitnehmer und auch, wenn sie in Beschäftigung sind Nachholen von Berufsabschlüssen, Qualifizierung im Betrieb, lebenslanges Lernen – all diese Schlagworte haben ihre Berechtigung. Denn das Risiko von Ungelernten, arbeitslos zu werden, ist auch in Zeiten sinkender Arbeitslosigkeit ungleich höher als bei Erwerbstätigen mit Ausbildung. Im Offenbacher Agenturbezirk war die Arbeitslosenquote von Ungelernten im vergangenen Jahr mit 17,8 % sechs Mal so hoch wie die der Personen mit Berufsausbildung (2,9 %). Die Agentur für Arbeit fördert Qualifizierungen in jedem Alter im Rahmen des Programmes WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Arbeitnehmer in Unternehmen). Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Betrieben mit bis zu neun Beschäftigten können durch volle Übernahme der Wei-

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terbildungskosten gefördert werden – unabhängig vom Lebensalter und unabhängig davon, ob die Schulungszeit in der regelmäßigen Arbeitszeit liegt. „Von Weiterbildung profitieren alle“, stellt Thomas Iser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenbach, fest. „Unternehmen fördern ihre Beschäftigten, schaffen Perspektiven und stärken damit ihre Wettbewerbsfähigkeit. Arbeitnehmer verbessern ihre Chancen auf Beschäftigung, auf ein höheres Einkommen und sind besser vor Arbeitslosigkeit geschützt“.

Weitere Informationen zu den Fördermöglichkeiten

der Agentur für Arbeit gibt es unter der kostenlosen Hotline 0800 4 5555 00 (Arbeitnehmer) und 0800 4 5555 20 (Arbeitgeber).

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boogie-woogie…

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von Ingrid Walter, walter-wortware.de / Fotos: Thomas Lemnitzer

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…tanzen bis der arzt schimpft

gisela & walter dufner

n Sie trägt einen kirschroten Pettycoat mit weißen Tupfen, er eine schwarzer Weste und schwarzweiße Tanzschuhe. Wenn „ihre“ Musik spielt, gibt es für sie kein Halten. Gisela und Walter Dufner tanzen Rock ’n’ Roll seit sie 16 sind – und das ist schon ein Weilchen her. Der Wunsch zu Tanzen kam mit der Musik in den fünfziger Jahren. Nach Hessen schwappten die beschwingten Rhythmen eines Bill Haley mit den amerikanischen GIs. Man hörte sie in Bars und Clubs, sie kamen aus den beliebten Musikboxen und wurde in lauen Sommernächten auch auf der Straße zelebriert. Damals kannten sich Gisela und Walter zwar noch nicht, aber beide hatten schon ihre Liebe zum Rock ’n’ Roll entdeckt. Rock ’n’ Roll war damals ein Sammelbegriff für die Musik, die im Nachklang des Rythm and Blues in Amerika entstand. Der heutige Rock ’n’ Roll ist ein akrobatischer Tanz, bei dem bestimmte Figuren festgelegt sind. Der Boogie-Woogie, den Gisela und Walter tanzen, wird auf mehrere Musikrichtungen aus der Zeit wie Rock ’n’ Roll, Rockabilly, Rock, Jump Blues und Swing getanzt. Der weltweite Durchbruch dieser Musik kam mit dem Film „Saat der Gewalt“ (1955), indem Bill Haley mit seinem Rock Around the Clock das Publikum gleich

zweimal in Schwung brachte. Den Film, der die Jugendprobleme der 50er Jahre thematisiert, nennt Gisela als Beginn für ihre lebenslange Rock ’n’ Roll-Leidenschaft. Wenig später suchte sie einen Tanzpartner und fand ihn im Jeam-Beam-Club in Langenselbold. Dort tanzte sie zum ersten Mal mit Walter, der fast genauso groß wie sie ist. „Es hat einfach gepasst zwischen uns und seitdem gingen wir überall hin, wo unsere Musik gespielt m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

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wurde“, erzählt Gisela. „Gell?“, fügt sie hinzu und lächelt zu Walter hinüber. Er nickt: „Ich habe nur AFN gehört und wenn man ausging, war überall Musik. Es gab die Milchbar in Höchst und vor allem das Frankfurter Bahnhofsviertel war unser Revier.“ In der Kaiserstraße befand sich beispielsweise das „Weindorf“, wo Rock ’n’ Roll Live-Musik von den Tielman Brothers, Javalins, Black Dynamites, Crazy Rockers usw. gespielt wurde. Nur wenige Meter weiter lag das „Maxim“ (neben dem Cream Music, in der Taunusstraße 43). Für viele war der Club die Hochburg der BoogieTänzer. Schon damals räumten Gisela und Walter dort Preise ab. In der Münchener Straße gab es das „St. Pauli“. Hier traten „Fats and his Cats“ auf, die damals erfolgreichste und bekannteste Band im Rhein-Main-Gebiet, an deren legendäre Auftritte sich das Paar gern erinnert. Wenn Gisela und Walter sich in der Begeisterung des Erzählens manchmal ins Wort fallen, wird Zeitgeschichte lebendig und man wünscht sich, dass man damals dabei gewesen wäre. „Es war eine super Zeit“, schwärmt Walter. Auch unter der Woche tanzten sie oft bis in die bis in die frühen Morgenstun10

den. Nach nur wenigen Ruhestunden ging der gelernte Dachdecker seiner luftigen Beschäftigung über den Straßen Frankfurts nach, sie arbeitete im Büro. Lange wohnten Walter und Gisela in Bockenheim, wo auch ihre Kinder zur Welt kamen. Ganz gleich aber, was das Leben auch brachte, dem Rock ’n’ Roll sind die Beiden immer treu geblieben. Als „ihre Musik“ in den 60er Jahren vom Beat abgelöst wurde, suchte das Paar sich Boogie-Vereine, Festivals und Bands, zu deren Musik sie weiter swingten. Eines der größten Events dieser Art ist das Festival Golden Oldies in Wettenberg bei Gießen, wo jedes Jahr zu Oldtimern und Original-Pettycoats aus der Zeit der 40er, 50er und 60er Jahre auch die passende Musik gespielt wird. (www.goldenoldiessite.wordpress. com/das-festival-golden-oldies/) Hier sind Gisela und Walter ein begehrtes Tanzpaar, das immer wieder gebucht wird. Mit den Eis-am-Stiel-Filmen erlebte der Rock ’n’ Roll in Deutschland ein Revival. Neben Originalhits wurden beliebte Songs immer wieder gecovert, so beispielsweise von Shakin' Stevens („This Ole House“).

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Anfang der Neunziger gründete der Offenbacher Tom Jet seine Starlighters und von da an sind Gisela und Walter mit ihren Boogie-Einlagen ein fester Programmpunkt bei den Konzerten. Die Beiden sind insgesamt mit 12 Bands unterwegs. Im Sommer sind das 30 Termine im Monat und jedes Mal 3 – 4 Stunden. „Der Arzt will uns das am liebsten verbieten“, sagt Gisela und Walter ergänzt: „Würfe machen wir keine mehr. Wir sind ja nicht mehr die Jüngsten.“ Beide feiern in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag! Wer das Paar einmal in Action erleben möchte, schaut entweder am 14. April im Wiener Hof vorbei, da feiert Tom Jet mit seinen Starlighters sein 25jähriges Jubiläum oder macht im April einen Ausflug nach Büdingen ins Fünfziger-Jahre-Museum (www.50er-jahre-museum. de), dort wird ab 20 Uhr getanzt. Eine weitere Gelegenheit gibt es im April im Rumpenheimer Bürgerhaus. Wer die Auftritte von Tom Jet verfolgt, trifft sie dort immer an – und kann sich beim Zuschauen eine Portion Energie für künftige Lebensphasen abholen.

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ich danke meinem herrgott, dass es mir noch gut geht…

portrait einer (fast) 100 jährigen von Christine Ciampa Fotos von Nicolas Carbenay

n Elisabeth Paula Bruckart wurde am 16. Oktober 1918, knapp einen Monat vor dem Ende des Ersten Weltkrieges, in Fulda geboren. Ihr Vater, eines von 10 Geschwistern und ein „sehr intelligenter Mann“, konnte aufgrund mangelnder finanzieller Mittel nicht studieren, war aber ein geachteter Geschäftsmann, die Familie bekannt in der Stadt. „Ich war ein Papakind …. oft bin ich abgerückt ins Café Thiele*, dort wussten alle, wohin ich gehöre“, erzählt die rüstige Seniorin, die von jeher Lisl gerufen wird. Einige ihrer Jugendjahre verbrachte Lisl in einem Mädchenpensionat in Bayern. Bei den Franziskanerinnen herrschten strenge Regeln, doch sie hat gute Erinnerungen an die Zeit bei den Nonnen. Nach einer Lehre als Reiseverkehrskauffrau und einer Anstellung in Frankfurt kehrte die junge Frau nach Fulda zurück. Mit dem Angriff deutscher Truppen auf Polen im September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Lisl war 23, als sie in ihrer Heimatstadt ihren künftigen Mann *Das älteste Café Fuldas (geg. 1892), das heute noch existiert

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kennenlernte, einen Wehrmachtssoldaten. Nach der Heirat im Dezember 1941 folgte sie ihm nach Ostpreußen, wo neun Monate später Tochter Ulla zur Welt kam.

Auf der Flucht Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ostpreußen von der Roten Armee erobert. Die nationalsozialistische Gauleitung unter Erich Koch unterließ die rechtzeitige Evakuierung der Bevölkerung. Im Januar 1945 begaben sich Millionen Zivilisten in letzter Minute ungeordnet auf die Flucht Richtung Westen, unter ihnen Lisl mit Kleinkind und Schwiegermutter. Sie schlugen sich unter Strapazen durch und hatten Glück: Nach drei Wochen und über 1.000 Kilometern – zurückgelegt per Zug, Schiff ab dem Hafen Pillau, per LKW und zu Fuß – gelangten sie unversehrt nach Fulda. Die Stadt war nicht wiederzuerkennen – zu einem Drittel zerstört, viele Bewohner im Bombenhagel gestorben. Von der ehemals großen jüdischen Gemeinde war nichts mehr übrig. Wer nicht rechtzeitig fliehen konnte, war von den Nazis mit Todeszügen in den Osten deportiert worden. Am Osterwochenende 1945 eroberten die Amerikaner die Stadt, am 08. Mai 1945 war der verheerende Krieg nach fast sechs Jahren offiziell zu Ende.

Alleinerziehend in den Fünfzigern

Leidenschaft, Lebenskraft und ein starker Wille Im Ruhestand kehrte Lisl nach Fulda zurück, wo sie bis vor sechs Jahren selbstständig lebte. Tochter Ingrid holte ihre Mutter im Alter von 94 zurück nach Offenbach, zu sich nachhause. „Ein Altersheim kommt nicht in Frage. Dazu ist sie viel zu fit, außerdem koche ich täglich frisch für uns, das ist sehr wichtig für die Gesundheit“, erzählt Ingrid und macht dabei einen ebenso resoluten, bodenständigen Eindruck wie ihre Mutter. An drei Tagen in der Woche besucht die Seniorin eine Tagesstätte in der Grenzstraße. Man brauche ja auch mal Abstand voneinander, darüber sind sich Mutter und Tochter einig. Lisl gefällt es dort gut, die Betreuer sind aufmerksam. Am Anfang war es schwierig, denn sie fand niemanden zum Reden. „Viele dort haben

Lisls Schwiegervater, ein Justizvollzugsbeamter, wurde 1948 nach Frankfurt versetzt. Die junge Familie folgte nach und ließ sich in Offenbach nieder, Tochter Ingrid wurde geboren. Doch die Ehe war unglücklich, in den Fünfzigern kam es zur Trennung. „Ich habe ihn fortgeschickt“, sagt Lisl lakonisch. Als alleinerziehende Mutter musste sie Arbeit finden, um sich und ihre beiden Kinder durchzubringen. Sie fragte bei der Firma Fredenhagen an, die sich nach dem Krieg auf die Herstellung von Transportanlagen spezialisiert hatten. Die tatkräftige Bewerberin überzeugte und wurde eingestellt, zuerst befristet als Kontoristin. In dieser Rolle brachte Lisl „die gesamte Korrespondenz auf Vordermann“. Sie wurde daraufhin übernommen und war insgesamt 25 Jahre, bis 1980, für das Unternehmen tätig. „Jeden Morgen um fünf bin ich von Tempelsee in die Sprendlinger Landstraße gelaufen. Meine Töchter waren tagsüber bei der Oma, abends um halb sechs kam ich nach Hause.“ m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

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raufen macht auch noch im alter spass… werner noack Text & Fotos von Thomas Lemnitzer ihre fünf Sinne nicht mehr beisammen“, klagt sie. Zwischenzeitlich hat sie Besucher kennengelernt, die geistig noch ebenso auf der Höhe sind wie sie selbst. Sie kommt mit allen gut aus, nimmt kein Blatt vor den Mund, bleibt aber immer höflich. „Wenn man sich anständig aufführt, wird man auch anständig behandelt“, so ihr Motto. Das passt perfekt zu Holger Jungs Lebensphilosophie. Der passionierte Boxer ist Mitinhaber des Reha- und Gesundheitszentrums THERANEUM im KOMM. Lisl und er haben sich auf einer Gesundheitsmesse in der Stadthalle kennengelernt. Seitdem trainiert sie einmal die Woche unter seiner behutsamen Anleitung an den Kraftgeräten und auf dem Fahrrad. Die beiden sind erkennbar ein Herz und eine Seele. „Lisl ist außergewöhnlich, nicht nur im Hinblick auf ihr hohes Alter: Sie hat Leidenschaft, Lebenskraft, einen starken Willen, Disziplin und eine hohe Kommunikationsfähigkeit“ betont Jung und fügt lächelnd hinzu: „Sie ist meine einzige Perle.“ Neben ihrer sportlichen Betätigung liest Lisl sehr gerne und schaut fern, insbesondere historische Themen interessieren sie. Zusammen mit Tochter Ingrid ist sie viel unterwegs, in der Stadt unter Leuten oder auf Reisen, um die verstreute Verwandtschaft zu besuchen. Sie hat zwei Enkel, vier Urenkel und vor kurzem wurde ihr erster Ururenkel Luca geboren. Und alle werden sich am 16. Oktober einfinden, um gemeinsam ihren 100. Geburtstag zu feiern.

 THERANEUM Reha- und Gesundheitszentrum

www.theraneum.de

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n Der älteste Aktive im Judo und Ju-Jutsu Verein Samurai Offenbach ist Werner Noack, Jahrgang 1933. Er wird bald 85 Jahre alt. In Dresden geboren zieht es den gelernten Chemigraph/Klischeeätzer 1958 in die weite Welt. Über Wuppertal kommt er 1958 nach Offenbach, wo er bei Gebr. Klingspor (1954 in der D. Stempel AG aufgegangen) Arbeit findet. Der Beruf des „Chemiezeichners“, der gerasterte oder ungerasterte (Strichätzung) Klischees für den Buchdruck herstellte ist seit 1998 ausgestorben. (…) „Das erledigen heute Computer." 1971 entdeckt Werner den Kampfsport für sich, wird Mitglied beim Samurai Offenbach und ist es bis heute geblieben. Hat er früher Ju Jutsu und Judo trainiert, so geht er heute nur (!) noch zweimal die Woche ins Judo Training. „Das Training mit der Erstliga Mannschaft ist hart, aber die jungen Kerle nehmen schon Rücksicht und mittlerweile kann ich es auch langsamer angehen lassen. Das Fitness Judo am Mittwoch kann ich dagegen genießen, das ist für jedermann, auch weil da mehrere Altersgruppen aufeinander treffen. Was nicht heißt, dass es da zimperlich zu geht. Judo ist nun mal ein Kampfsport und den einen oder anderen blauen Fleck nimmt Mann/Frau dann schon mal mit nach Hause." Solange die Gesundheit mitmacht, wird Werner immer zum Training kommen, ob im Sommer auf dem Rennrad oder im Winter mit dem Auto. Missen möchte er die Atmosphäre in der Halle nicht. Dass der Samurai Verein in dieser Saison in der 1. Bundesliga angekommen ist, freut ihn besonders. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


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„Das verspricht spannende Heimkämpfe auf hohem Niveau – in der ESO Sportfabrik nun auch vor großer Kulisse“. Im Alter Raufen? „Klar doch, das hält fit. Es war für mich in jeder Phase meines Lebens wichtig, den Sport zu haben. Judo übt die Koordination, das Reaktionsvermögen und das Gleichgewicht. Heute kommt mir das im Alter zugute. Für Leistungssport habe ich zu spät angefangen, aber es ist nie zu spät, etwas Neues zu beginnen.“

 1. JC Samurai Offenbach 1953 e.V.

Zum Mitmachen: Training Fitness Judo Wann? jeden Mittwoch von 20.00-22.00 Uhr Wo? Turnhalle der Humboldtschule Offenbach, Waldstraße 185 Für? Anfänger, ehemalige und aktive Judoka Infos: www.samurai-offenbach.com

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Gustav Wendel mit Studentinnen und Studenten, 2017 Foto: © Dr. Harald Morgenstern

keine zeit zum alt werden gustav wendel – ein portrait

von Angelika Amborn-Morgenstern

n 87? Respekt! Der Mann dahinten ganz in Rot umringt von Sportstudentinnen und -studenten voller Elan könnte locker als Endvierziger durchgehen – von weitem zumindest. „Der hat keine Zeit zum Altwerden“ erklärt mir die Frau an der Kasse. „Einfach unverwüstlich,“ meint der junge Mann, ein ehemaliger WendelSchüler, „die gleichen Bewegungen, die gleiche Power, der gleiche Enthusiasmus, sicher auch noch die selben Sprüche und Stories wie damals: Die vom Sprung aus dem Hubschrauber ins Wasser 20m tiefer. Und dann die von seinen Rettungsmanövern und Tauchaktionen im Auftrag der Kripo. Die Pistole, die er herausholte, war noch das harmloseste. Da gab es ganz andere Funde, besonders an der Schleuse. Eine Horrorvorstellung für uns Teenies. 'Einer muss es ja machen' hat er dann gesagt. Zivilcourage pur!“ „Ein Held also?“, frage ich. Er schüttelt den Kopf. „Kein Idol wie es der Schwimmstar Michael Groß für uns war, der mehrfache Olympiasieger. Gustav Wendel war für uns eher ein Original, eine ganz besondere Persönlichkeit außerhalb der Norm. Seine Andersartigkeit war es, die uns imponiert hat, uns Zwölfjährigen.“ „Als seine Fangruppe“, frage ich provokativ, „habt ihr dann all seine harten Anforderungen ertragen?“ „Fans ist etwas übertrieben“, ent16

gegnet er, „aber wir waren hochmotiviert. Wir sind für ihn locker am Stück durchs ganze Becken getaucht und haben uns all die Abschlepp- und Befreiungsgriffe hereingezogen.“ „Wie nachhaltig war denn sein Vorbild und das, was er euch beigebracht hat?“ möchte ich wissen. „Ein paar von uns, wie meine Geschwister und ich sind damals dabei geblieben, haben auf den bronzenen DLRG-Schein noch den silbernen gesetzt und durften uns dann mit Badeaufsicht und sogar mit Schwimmunterricht etwas dazuverdienen. Und was er uns beigebracht hat, sitzt noch. Davon konnte ich mich im letzten Urlaub überzeugen, als meine Schwägerin mitten auf dem See schlapp machte. Und zum Vorbild: Fit bleiben bis ins hohe Alter, dieses Motto lebt er uns vor, damals wie heute.“ Auch die Schwimmerin, die bei Herrn Wendel ihren DLRG-Auffrischungskurs gemacht hat, meint: „Beachtlich seine Kraft, der starke Druck seiner Hände, wenn er uns Befreiungsgriffe bei Ertrinkenden demonstriert. Aber genau mit dieser Grobheit von unserem Gegenüber müssen wir ja beim Retten rechnen. Ein paarmal habe ich das selbst erlebt, im Meer und hier im Schwimmbad." Auch die Schwimmerin, die Herrn Wendel seit Jahrzehnten beobachtet, ist von ihm fasziniert: „Von m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


m u t & liebe seiner Schneidigkeit und seinem Elan hat er nichts verloren. Unglaublich, wie er mit kraftvoll elegantem Schwung eine Sportstudentin, 65 Jahre jünger als er, aus dem Wasser zieht! Ein Phänomen, wie er seine Kurse leitet, immer fröhlich, topfit und souverän. 20 bis 30 Leute zweimal pro Woche bei brütender Hitze unter freiem Himmel oder wie jetzt in der Halle. Wie schafft er das bloß?“ Fragen wir doch ihn selbst. „Herr Wendel, wer Sie kennt, hat Respekt vor Ihrem Elan und von der Professionalität Ihrer Kurse. Wie schaffen Sie das? Und nicht nur das, sondern – wie ich gehört habe – auch noch all das Drum und Dran, das sie als Bezirksleiter und technischer Leiter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft Offenbach organisieren müssen?“ „Bis vor zwei Jahren“, meint er, „sind wir immer im Team aufgetreten, meine Frau Betti und ich. Wir kennen uns seit der ersten Klasse, haben einen Sohn, zwei Enkelinnen und einen Urenkel und haben das, was wir vom DLRG anbieten, gemeinsam aufgebaut. Sie hat mich als Kindergärtnerin, Jugendleiterin und DLRG-Geprüfte immer unterstützt und als Frauenwartin im Vorstand des Landesverbands der DLRG-Hessen ihren Beitrag geleistet. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie das jetzt leider nicht mehr, aber da ist noch mein Sohn, der mir hilft.“ „Herr Wendel, Wasser ist Ihr Element, nicht ein Opfer des Wassers zu werden Ihre Lebensaufgabe. Hatten Sie irgendwann einmal ein Schlüsselerlebnis, das Sie in diese Richtung geführt hat?“ „Ja, mit drei Jahren, als ich mit meinem älteren Bruder samt Fahrrad in den Main fiel. Er rettete das Rad und brüllte mir zu, ich soll wie ein Hund paddeln. Das hat mich zu einer Wasserratte gemacht. Wir hatten das Wasser damals direkt vor der Haustür, in der Wintersaison im Alten Stadtbad in der Herrnstraße gegenüber wo heute das Arabella Hotel ist und im Sommer ein paar Meter weiter im Strandbad Flugel an der Mainbrücke. Mit zehn bin ich dann in den DLRG eingetreten, habe meinen Grund- und Leistungsschein gemacht und bin mit vierzehn DLRG-Jugendleiter in Stockstadt geworden.“ „Und dreizehn Jahre später“, ergänze ich, „habe ich Sie dann kennen gelernt. Nicht etwa am Beckenrand sondern hinter der Theke in der Metzgerei in der Herrnstraße am Schwimmbad. Als ich vergeblich auf die obligatorische Wurstscheibe gewartet habe, soll ich aus Enttäuschung darüber mit meinen zwei Jahren gesagt haben: 'Der Metzger hat nicht gemerkt, dass m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

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ich ein Kind bin.' Der Metzger damals waren Sie. Vom Metzgermeister zum Schwimmmeister! Eine ziemlich extreme Kehrtwende.“ „Das war eine gute Entscheidung“, meint er. „Auf meinen DLRG-Leistungsschein, den ich seit 1947 hatte, wollte ich noch was obendrauf setzen. Also habe ich zuerst meinen Schwimmmeister gemacht, dann 1967 den DLRG-Lehrschein zum Ausbilder und danach noch den Rettungstaucher. 35 war ich damals. Danach habe ich dann noch den Bootsführerschein beim DLRG und beim DMYV, dem Deutschen Motoryachtverband gemacht, wo ich bis 2005 als Prüfer tätig war. Die ersten Jahre habe ich noch ein Doppelleben geführt, als Metzger- und als Schwimmmeister. Dann bekam ich dann von der Stadt eine Stelle als Bademeister und wurde 1968 Vorsitzender der DLRG Offenbach, Bezirksleiter und technischer Leiter, was ich noch immer bin.“ „Welche Bereiche fallen in Ihr Ressort?", frage ich interessiert. „'Aufpassen und Vorbeugen', so lautet ja die Devise der DLRG, mit Argusaugen hinschauen, wie der Adler auf Ihrer Fahne.“ „Zu unseren Aufgaben gehören die Badeaufsicht im Schwimmbad und im See und die Überwachung der Regatten von 17


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Betti und Gustav Wendel mit Sozialminister Stefan Grüttner, Verleihung des hessischen Verdienstordens am Bande. (Offenbach Post, 11.06.2011, © Bernd Georg)

unserer Rettungsstation aus neben dem ORV (Offenbacher Ruderverein) gegenüber vom Schloss, wo unsere Boote liegen. Unser Revier ist der Main von der Rumpenheimer Schleuse bis zur Schleuse an der Gerbermühle. Wir bieten das Rettungsschwimmen an vom Grund- bis zum Lehrschein, die Ausbildung für Taucher und Lehrgänge für den Bootsführerschein und die Schwimmausbildung vom Seepferdchenabzeichen bis zum Jugendschwimmpass. 40 Jahre haben meine Frau und ich die Schwimmkurse geleitet. Damals haben wir auch das Schul- und Behindertenschwimmen eingeführt. Die Einrichtung von Wassergymnastikkursen für Senioren, die Ski- und Wassergymnastikkurse für Gesunde und Menschen mit Behinderung und die Wasserbetreuung für krebskranke Frauen waren in erster Linie eine Initiative meiner Frau.“ „Eine ganze Menge“, stelle ich voller Respekt fest. „50 Jahre am, im und auf dem Wasser aktiv, da haben Sie ja so einiges erlebt. Welche Episoden fallen Ihnen spontan ein?“ Herr Wendel überlegt. „Unser Nikolausschwimmen. Vor dem Bootshaus Hellas ging es raus in den Main und dann Richtung Fechenheim angeführt vom Nikolaus mit Mütze auf Wasserskiern. Und dann die Tauchaktionen vom Hubschrauber aus. Was wir schon alles rausgeholt haben, Schmuck, den ein Einbrecher auf der Flucht im Main versenkt hat, oder in den siebziger Jahren die jungen Leute, die immer wieder am Tanzschiff verunglückt sind und dann das Auto mit den beiden jungen Mädchen vor ein paar Jahren.“ 18

„Kein Wunder“, meine ich „dass Sie in der Presse als 'DLRG Legende' und als 'Offenbacher James Bond' tituliert und vom Ruderverein Undine zum „Mister Main“ gekürt wurden. Aber neben diesen witzigen Ehrentiteln haben Sie ja noch hoch offizielle Auszeichnungen erhalten.“ „Ja, die Liste ist lang: Für unsere langjährige Mitgliedschaft bei der DLRG-Bezirk Offenbach gab es natürlich regelmäßige Ehrungen, auch für die jahrelangeoder jahrzehntelange Anwesenheit bei den Regatten der Rudervereine und beim Drachenbootrennen, bei Spielfesten oder sonstigen Veranstaltungen bekamen wir Urkunden. Die DLRG-Bezirk Offenbach hat unsere Verdienste mit Bronze, Silber und Gold gewürdigt, der Magistrat der Stadt überreichte uns die bronzene Bürgermedaillie und das Land Hessen den Ehrenbrief für meine Frau und mich. Vor sieben Jahren gab es dann vom Land Hessen den Hessische Verdienstorden am Bande, einen für meine Frau und einen für mich.“ „In einem Interview mit dem Magazin "Respekt" haben sie nach der Preisverleihung gesagt 'Unser größter Lohn ist die Achtung und der Respekt, der uns von allen Seiten entgegengebracht wird.'“ „Ja“, meint Herr Wendel. „Uns geht’s um die Menschen, wir haben ein offenes Herz.“ „Haben Sie schon einmal“, frage ich neugierig, „ans Aufhören gedacht, an eine Ablösung?“ „Jemanden zu finden, dem man vertrauen kann“, meint er, „ist nicht so einfach, wir hatten mal einen im Auge, aber der ist mit samt Kasse abgehauen. Also mache ich weiter. Ich habe ja schon reduziert. Früher war ich jeden Tag im Schwimmbad, jetzt nur noch zweimal in der Woche.“ „Der Reporterin von "Respekt" haben Sie damals auf die gleiche Frage geantwortet 'So lange ich kann, möchte ich aktiv an der Gesellschaft mitwirken.' Dieser Vorsatz also ist Ihr Geheimrezept gegen das Altwerden. Die Schwimmkollegin an der Kasse hatte recht. Sie haben einfach keine Zeit zum Altwerden!“ Quellen Gespräche mit Gustav Wendel und Schwimmerinnen und Schwimmern im Waldschwimmbad Rosenhöhe, Dezember 2017, Januar 2018, Renate Feuerstein, Betti und Gustav Wendel, in: Respekt OF, 01/ 2011, Offenbach 2011 Offenbach Post vom 26.08.1977, 19.10.1988, 20.05.2011, 11.06.2011, 04.01.2017, M 176 p, Haus der Stadtgeschichte Offenbach, Archiv

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Proberaum: v.l.n.r. Michael Jung (Bass), Susanne Friedrich (Schlagzeug), Gitta Kollbach (Gitarre, Gesang). Auf dem Foto fehlt Andreas Goldschmidt (Gitarre). (Foto: Manfred Häder)

not too old to rock 'n' roll…

senioren-rock-bands im kjk-sandgasse n "Sandrock 55" und "Proberaum" nennen sich die zwei Ü55 Rockbands im Mehrgenerationenhaus im KJK (Kinder-, Jugend und Kulturzentrum) Sandgasse. "'Not too old to rock 'n' roll' hat uns als Bandname doch nicht so gut gefallen", meint Gitta. "'Proberaum' trifft es besser: Etwas, wo man sich ausprobieren kann und hier gibt es den Raum dafür." Spaß an Rockmusik und mindestens 55 Jahre alt, sind die Bedingungen für die Teilnahme am "SeniorenRock-Projekt" in der Sandgasse. Michael Koch (ehem. Jugendamt Offenbach und Leiter KJK) initiierte 2011 das Anfangs von der EU geförderte Projekt und fand mit Manfred Häder, Profi-Musiker (u.a. Gründer der Frankfurt City Blues Band, Manfred Häder & Bänd) den 'richtigen Mann' für die musikalische Leitung. Die Rückmeldungen auf die erste Ankündigung überraschten alle, gut 60 Interessenten meldeten sich auf den Artikel in der Offenbach Post. "Mit dieser großen Resonanz hatte niemand gerechnet", so Manfred Häder. "Die Anfangsphase war auch zunächst etwas chaotisch, die Vorstellungen und Grundkenntnisse teilm u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

weise recht unterschiedlich." Trotzdem entstanden im Laufe der Zeit zwei feste Bands mit sechs und fünf Mitgliedern, manche sind kontinuierlich von Anfang an dabei. Die Bands treffen sich immer nacheinander Montagsabend im KJK. Hier gibt es einen Proberaum und auch Instrumente stehen zur Verfügung. Manche Senioren spielten früher mal in einer Schülerband oder hatten Musikunterricht, zwischen Beruf und Familie blieb dann aber meist keine Zeit mehr für das Hobby. "Es war immer mein Traum in einer Band zu spielen", sagt Michael Jung am Bass von 'Proberaum'. "Ich habe sogar meinem Sohn den Bass abgekauft. Das gemeinsame Musik machen hat für mich einen hohen Stellenwert und ist eine besonders intensive Form der Kommunikation. Es ist auch eine Kunstform, bei der man zusammen mehr erreichen kann, als alleine." Der frühere Grafiker erinnert sich noch an erfolglose, gemeinsame Malexperimente, während seines Grafik-Studiums an der HfG. "Musik ist eine große Bereicherung und gemeinsames Spielen hat eine ganz 19


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Sandrock55: Annegret Ecker (Bass u. Voc.), Sabine Lämmle (Keyboard, Saxophon u. Back-Voc.), Frank Thiemann (Gitarre u. Voc.), Peter Mordan (Gitarre u. Voc.), Wolfgang Sacher (Drums u. Back-Voc.)

besondere, kommunikative Dimension", erklärt auch Susanne begeistert. "Und es bringt auch immer wieder neue Herausforderungen." Auch Manfred Häder freut sich immernoch auf die Montagabend-Bandproben mit den 'AltRockern'. "Mir macht es mindestens ebenso viel Spaß, wie den Musikern, ein Stück neu einzuüben und zu sehen, wie es schließlich zusammen geht." In Frankfurt leitet Manfred Häder inzwischen ähnliche „Best Ager“-Rockprojekte nach Offenbacher Vorbild. Die Band 'Sandrock55' ist schon einen Schritt weiter: "Wir sind eigentlich aus dem Projekt rausgewachsen", meint Annegret Ecker. "Wir haben uns einen eigenen Proberaum eingerichtet und treten auch bei Veranstaltungen und Festen in der Region auf." Musik hält fit und jung, darin sind sich alle einig und finden, dass es viel mehr solcher Angebote gerade auch für ältere Manschen geben sollte.

 Info: KJK-Sandgasse C. Weigmann-Koch,

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70 jahre politik & engagement wolfgang reuter

Text & Foto von Thomas Lemnitzer

n Geboren wurde Wolfgang Reuter 1935 in Offenbach, mitten hinein in den Nationalsozialismus, dessen Ende er, ausgebombt zwar, in Offenbach überlebt. Erinnerungen an das erlebte und gesehene Grauen wischt er mit einer Handbewegung beiseite: „Das ist Geschichte, auch wenn sie nicht vergessen werden darf.“ Das sind Erfahrungen, die sicher die Nähe zu der unabhängigen sozialistischen Jugendbewegung Deutschlands förderten. Bei den Falken, deren erster Verbandskongress nach dem Krieg 1947 in Bad Homburg statt fand, wird er aktives Mitglied. Beim Zelten wird Demokratie geübt, im Lagerparlament heißt es diskutieren lernen, aber auch Meinungsvielfalt auszuhalten, ein spielerischer Umgang mit Politik in einer schwierigen Zeit. Der Besuch der Rudolf-Koch-Schule, deren Unterricht gemeinsam, wöchentlich wechselnd vormittags/nachmittags mit der Leibnitz-Schule stattfindet, endet abrupt m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

1950. Der Vater, bis dahin vermisst, wird als gefallen gemeldet. Von nun an gilt es auf eigenen Beinen über die Runden zu kommen. Eine kaufmännische Lehre sichert fürs Erste das Auskommen. Der Politik bleibt Wolfgang Reuter treu. Er wird 1952 Vertreter im Stadtjugendring und 1956 Jugendsekretär der Falken Hessen Süd. Im selben Jahr tritt er der SPD bei, deren Parteisekretär und Bildungsreferent er in den Jahren 1961-76 im „Linken Bezirk“ in Frankfurt Hessen Süd sein wird. Ein Hauptaugenmerk ist ihm die Bildung, neuen Mitgliedern muss das Godesberger Programm nahegebracht werden, das eine Neuorientierung dar SPD festlegt, die Ostpolitik, vielfach umstritten, gilt es darzustellen, zu verteidigen, und, und, und – es sind bewegte Zeiten. Heute bedauert er, dass es die politische Bildungsarbeit in diesem Umfang, vor allem im Jugendbereich, 21


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nicht mehr gibt. „Politische Bildung ist wichtig, besonders für die Jugend, nur so kann Demokratie verstanden und bewahrt werden“. Dafür beginnt er 1965 mit der Herausgabe einer Monatszeitschrift 'Der Sozialdemokrat' in Anlehnung an die bedeutendste, international erschienene, deutschsprachige, sozialistisch-sozialdemokratische Zeitung von 1879 bis 1890. Als leitender Geschäftsführer der SPD ab 1970 in der Fischerfeldstraße in Frankfurt, in der sich noch heute die Zentrale der hessischen SPD befindet, ist er mitverantwortlich für den Wahlkampf in Hessen von Willy Brandt. Zur „Willywahl“ ist er des öfteren mit dem designierten Bundeskanzler unterwegs. „Da wurde ich schon mal beordert, Willy Brand im Zug zu begleiten, um ihn über Offenbach zu informieren, wo er dann in der Stadthalle eine Rede hielt“. Ein Porträt des Vorbildes hängt heute im Arbeitszimmer. 1976 folgt er dem Ruf seiner Heimatstadt Offenbach. Als Dezernent für Soziales und Gesundheit unter dem damaligen OB Buckpesch zieht er in den Magistrat der Stadt ein. „Für die Frankfurter hätte ich das nicht gemacht.“ Ab 1986 übernimmt er das Amt des Bürgermeisters und von 1988 bis 1994 ist er Oberbürgermeister von Offenbach. „Es war ein hartes aber immer faires Miteinander“, bescheinigt er gerne der damaligen CDU. Vieles wird in seiner aktiven Amtszeit auf die Wege gebracht: Der S-Bahn Anschluss nicht nur für Offenbach, sondern auch die Weiterführung in die südlichen Gemeinden und Ober-Roden. Die Umsetzung der Psychiatriereform am Städtischem Klinikum unter Ägide von Prof. Bauer aus Hannover. Städtepartnerschaften mit Orjol in Russland – ein wichtiger Beitrag zu Versöhnung, Rivas in Nicaragua und Kawagoe in Japan. Die Reise nach Japan vertieft die wirtschaftliche Zusammenarbeit. 15 Jahre wird er noch im Aufsichtsrat bei den Offenbacher Verkehrsbetrieben und der SOH arbeiten, dann zieht sich Wolfgang Reuter aus der „offiziellen“ Arbeit zurück. Er leitet weiterhin die historische Kommission der Offenbacher SPD und ist Herausgeber der Roten Reihe. „Die politische Arbeit hört nie auf.“ Und so ist er heute stellvertretender Vorsitzender im Seniorenrat, einem Parteien unabhängigen Gremium, das sich für die Belange ältere Mitbürger einsetzt. Dessen 22

Ziel ist: „Alle Menschen sollen bis ins hohe Alter in ihrem vertrauten Umfeld leben können – würdevoll, selbstbestimmt und frei von Sorgen und Not“. Also kämpft und streitet Wolfgang Reuter weiter für ein/e Seniorenbeauftragten beim Magistrat, bezahlbaren, altersgerechten Wohnraum, für öffentliche Toiletten, sichere Altenwege z.B. am Isenburgring Ecke Helene-Maier-Straße, wo Senioren und Schüler an einer unübersichtlichen Stelle auf den Verkehr treffen, Seniorenbänke, eine Koordinationsstelle für die Senioren-Arbeit und vieles mehr, was notwendig ist, um den Bedürfnissen von Senioren gerecht zu werden. Dem ehemaligen Sozialdezernenten brennen noch viele Probleme unter den Nägeln: Die Fortschreibung und Aktualisierung des Altenplans von 2003 (ist ja schon ein paar Jahre alt sic.) – eine Herzensangelegenheit. Die Treffen des Arbeitskreis Waldhof (Waldhofgespräche) jeden letzten Mittwoch im Monat zwischen 16.00 und 18.00 Uhr, wo sich immer 20-25 Waldhofer treffen, um über die Belange des Stadtteils und der Bewohner zu diskutieren, gilt es zu organisieren. Ebenso wie die Ü 90 Party am 11. und 12. April im Else-Hermann-Saal, Goerdelerstr. 1. „Es gibt immerhin 963 über Neunzigjährige in der Stadt und denen sollte doch die Möglichkeit gegeben werden zu feiern, auch wenn bei manchen ein Fahrdienst eingerichtet werden muss. Aber eine ältere Dame (ü90! sic.) kommt seit Jahren immer zu Fuß vom Mainufer, wo sie wohnt, auf die freue ich mich besonders. (….) Nicht jedem ist es vergönnt, so lange aktiv die Gesellschaft mitgestalten zukönnen, ich bin dankbar dafür.“ Den Kala Pattar (5643m) und den Kilimandscharo (5895m) hat Wolfgang Reuter vor ein paar Jahren besucht, heute fährt er nur noch zum Ski-Langlaufen – „Schlangenlinien“ ins Gomstal im Wallis. Auch wenn er es in diesem Jahr verschieben musste, um einem alten Genossen, Erich Herrmann, die letzte Ehre zu erweisen – auch das eine Herzensangelegenheit. „Mit dem Erreichten bin ich nicht immer ganz zufrieden, deshalb mache ich auch weiter. Es gab Fehlschläge, aber die gehören dazu, wie die Erfolge, auf die ich stolz bin“. Sehr geehrter Herr Reuter, für das intensive und aufschlussreiche Gespräch, das hier gar nicht in Gänze wiedergegeben werden kann, sowie wie für Ihre Zeit und Geduld möchte ich mich herzlich bedanken. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


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© lemnitzer-fotografie

institution mit offenbach-DNA dr. wolfgang kappus

© M. Kappus GmbH & Co. KG

von Denise Freidank

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n Bis zu 50.000 Tonnen Seife pro Jahr, Produktion an drei deutschen Standorten, Vertrieb in über 80 Länder weltweit – seit 1848 produziert die Feinseifen- und Parfümeriefabrik Kappus in Offenbach. Heute ist der Familienbetrieb der größte westeuropäische Produzent von Festseifen. Wenn Geschäftsführer Dr. Wolfgang Kappus, Jahrgang 1933, aus seinem Leben erzählt, von seinen Erinnerungen an Offenbach – vor, während und nach dem Krieg –, von seinem 3 1/2jährigen Aufenthalt und Heirat in Kanada, der Rückkehr und seinem ersten und zweiten Studium, wenn er berichtet von der Ausbildung im Familienbetrieb, bei der er, damals noch kaufmännischer Angestellter, unter den strengen Augen des Vaters „von der Pike auf“ lernte, was es heißt, einen Betrieb zu leiten; kurz: wenn er schlicht ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert – dann vergisst man die Zeit und möchte am liebsten nie mehr aufhören, ihm zuzuhören. Denn der Mann hat nicht nur unglaublich viel zu erzählen, er weiß auch ganz genau, wie man Geschichten verpackt. Ein Leben, so voll, so erfahrungs- wie facettenreich, eine Biographie, die den persönlichen Wandel im Spiegel von Zeit-, Familien- und Stadtgeschichte darstellt. Ein Offenbacher Leben: Als Dr. Kappus geboren wurde, florierten in der heutigen Luisenstraße noch Leben wie Handel. Eine weit gesäumte, städtische Einkaufsstraße, basaltsteingepflastert, in der alles, was an täglichem Bedarf anfiel,

Historische Seifenetiketten der Firma Kappus

in direkter Nachbarschaft erworben werden konnte. Komplettversorgung vor der Haustür sozusagen. Heute ist von den Stammbetrieben allein Elektro Jäger, an der Ecke Frankfurter Straße geblieben. Und natürlich das, was den Geburtsort von Wolfgang Kappus seit jeher untrennbar mit der wirtschaftlichen wie historischen Geschichte Offenbachs verknüpft: Die, dem Elternhaus angegliederte, Feinseifen- und Parfümeriefabrik Kappus. Im Jahre 1825 wanderte der Ururgroßvater in Offenbach ein. 1848 gründete er die Fabrik mit Sitz in der heutigen Luisenstraße – damals noch Baugrund auf grüner Wiese. Inzwischen wird der Betrieb in fünfter Generation von Familienhand geführt – derzeit bilden Wolfgang Kappus und TochBereits Geschichte: Seit 1848 produzierte die Feinseifen- und Parfümeriefabrik Kappus in der

© Rainer Golembiewski

Lusienstraße. Auf dem Gelände entsteht nun ein großer Wohnkomplex. Das Werk ist nach Bieber Waldhof umgezogen.

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m u t & liebe ter Patricia Kappus-Becker die Leitung – und seine Verkaufszahlen können sich auch 2018 noch sehen lassen. Seit den 1960er Jahren sitzt der inzwischen 84-jährige in der Firmenleitung. Was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, lernte er früh. Mit drei Schwestern und einer Jugend zu Kriegszeiten blieb ihm wahrscheinlich auch nichts anderes übrig. „Wenn man seine Stadt hat brennen sehen, dann verändert das den Blick auf den Krieg und auch auf die Menschen – selbst dann, wenn man noch sehr jung ist“, sagt Kappus, der bei Kriegsende zwölf Jahre alt war und sich noch gut an Erlebnisse in seiner Kindheit, wie die Reichskristallnacht erinnert. In einer Stadt wie Offenbach – immer auch Arbeiter- und Industriestadt – sei man seit jeher früh mit sozialen Fragen in Berührung gekommen. Die unterschiedliche Ausgangssituation zwischen Arbeiterund Fabrikantenkindern wurde beispielsweise bereits in der Schule deutlich. Wohn- und Lebensverhältnisse von Schulkameraden und Freunden sprachen Bände. Der Krieg, als „großer Gleichmacher“ habe in seiner Vehemenz an Zerstörung dann Abgrenzungen verwischt, die Menschen in ihrer Not vereint, egal, wer sie waren und woher sie kamen. Ihren Charakter als facettenreiche Arbeiterstadt, in der Menschen verschiedenster Berufung und Herkunft weitestgehend friedlich miteinander leben, den habe sich Offenbach jedoch auch über den Wiederaufbau hinaus erhalten. Heute, 2018, blickt Dr. Wolfgang Kappus positiv in die städtische Zukunft: „Das Zusammenwachsen von Offenbach und Frankfurt ist gut und aus Sicht der Stadtplanung durchaus logisch durchdacht“. Man müsse sich auch keine Sorgen machen, dass die geschätzte „kleine Groß-, große Kleinstadt“ im Zuge dessen ihren spezifischen Charme verliere: „Wir werden niemals eine Banken-, niemals eine Universitätsstadt werden. Das ist auch gut so! Wir bleiben eine ruhige Arbeiterstadt, so wie wir es immer waren.“ In Kürze wird das, was Wolfgang Kappus‘ Elternhaus war und das, was er in und an der Fabrik zwischen Luisen- und Ludwigstraße mit eigenen Händen errichtet hat, der Bebauung mit neuem Wohnraum weichen. Wegen zunehmender Schwierigkeiten der Beund Ablieferung, Gründen der Wirtschaftlichkeit und einem unschlagbaren Angebot des Investors Kondor Wessels hat das Familienunternehmen seine historische Entstehungsstätte bereits 2016 geräumt – „eine m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

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Kopfentscheidung“, die, so Kappus, bei aller Vernunft natürlich schmerze. Ein (weiteres) Denkmal industrieller Stadtgeschichte, verschwindet also. Der traditionelle Seifenfabrikant Kappus jedoch, der bleibt Offenbach weiterhin erhalten. Die „Offenbach-DNA“ sei schließlich tief verwurzelt, lacht Wolfgang Kappus, der einfach inklusive der vollen Belegschaft nach BieberWaldhof umgesiedelt ist und der Zerstörung des alten Standorts, das unleugbare Potential des neuen gegenüberstellt: „Wir hätten nicht zugestimmt, wenn wir von dem Konzept nicht überzeugt gewesen wären – Offenbach tut der entstehende Wohnraum definitiv gut und unser Neuanfang liegt jetzt hier, in Waldhof.“ Dem, am alten Standort entstehenden Wohnviertel hat die Familie zumindest ihren historienträchtigen Namen hinterlassen: Die 'Kappushöfe' sollen ab 2020 mit über 25.000 Quadratmetern Wohnfläche für neuen Flair im Westend sorgen. Eigentums- und Mietwohnungen, von denen ein Teil sozial gefördert wird, bieten Platz für über 700 neue Bewohner; Grünfläche vorm Haus und Kinderspielplatz inklusive. Wolfgang Kappus und Tochter Patricia Kappus-Becker machen inzwischen auf dem weitläufigen Areal in der Carl-Legien-Straße in Waldhof weiter das, was sie am besten können: qualitativ hochwertige Seife produzieren. Es bleibt zu hoffen, dass sie Offenbach auch weiterhin die Treue halten. Nicht allein wegen der Belegschaft, 25


sondern auch, weil die Familienbiographie Kappus zugleich Stadt- und Zeitgeschichte erzählt. Einmal, so schmunzelt Kappus, habe seine Enkelin ihm ein Buch zu Weihnachten geschenkt. Leer sei es gewesen, auf jeder Seite bloß eine Frage, dazu viele leere Schreiblinien für die persönliche Antwort. Der Titel: „Opa, erzähl mal…“. Ginge dieses Werk eines Tages

GREY IS THE NEW PINK (Arbeitstitel) Wer ist wo wann alt? Kann man der „Herausforderung Alter“ optimistisch begegnen? Und welche versteckten Potenziale schlummern im Älterwerden? Das Weltkulturen Museum in Frankfurt plant für den Herbst 2018 eine Ausstellung zum Thema 'Alter'. Betrachtet werden unterschiedliche Ideen und Entwürfe aus kulturwissenschaftlicher, künstlerischer sowie persönlichen Perspektiven. Die Ausstellung fügt den Umgang mit Themen wie Lifestyle, Liebe/Sexualität, Weitergabe von Wissen, Langlebigkeit, Gesundheit, Krankheit/ Tod zu einer Anthologie des Alterns zusammen. Neben internationalen Wissenschaftler*innen, Künstler* innen sollen auch auch jüngere und ältere Menschen aus der Bevölkerung mit Fotografien, Filmen und literarischen Entwürfen vertreten sein. Objekte aus den Sammlungen des Weltkulturen Museums erweitern die Ausstellung. CALL FOR CONTENT

Ob Fotos aus dem Familienalbum, ein kurzer Handyfilm, der den eigenen Großeltern über die Schulter schaut oder zeichnerische Studien von Falten und Altersflecken – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

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tatsächlich in Druck, stellte die Umsiedlung der Kappus GmbH nach Waldhof wohl lediglich den Wechsel zwischen einzelnen Kapiteln dar – keineswegs jedoch das Ende des Buches! Mehr solcher eindrucksvollen Geschichte(n) aus dem Hause Kappus sind durchaus wünschenswert – aus Offenbacher Perspektive vielleicht sogar eine unendliche…

Schicken Sie ihre visuellen Statements (Fotos/ Zeichnungen/ Kurzfilme/ u.a.) zum Thema: „Was bedeutet Alter(n)?“ an call.weltkulturenmuseum@stadt-frankfurt.de und werden Sie Teil der Ausstellung. Die ausgewählten Beiträge werden während der Ausstellung im Weltkulturen Museum präsentiert. Teilnahmebedingungen und Anmeldeformular unter: www.weltkulturenmuseum.de Einsendeschluß ist der 31. März 2018 GREY IS THE NEW PINK 26. Okt. 2018 – 1. Sept. 2019 Eröffnung: Do., 25. Okt., 19.00 Uhr Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29-37, Ffm.

Wir wollen dein bild vom alter(n)!

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mit der kultur per du… gisela von slatow vom kunstverein offenbach von Ingrid Walter, walter-wortware.de

n Ihre lebendigen, wachen Augen, denen so schnell nichts entgeht, sieht man bei vielen Veranstaltungen. So habe ich sie kennengelernt, vor Jahren im Publikum einer Lesung im Offenbacher Kunstverein. Schon damals war Gisela von Slatow im Vorstand der ehrwürdigen Organisation, die im letzten Jahr ihren vierzigsten Geburtstag feierte. Der Offenbacher Kunstverein steht sowohl Kunstinteressierten als auch Künstlern offen und hat seinen beeindruckenden Ausstellungsraum im ersten Stock des KOMM Center. Es muss 2009 gewesen sein, als Gisela von Slatow zum Kunstverein Offenbach kam. Ulrike Kolbinger, die damals den etwas in Vergessenheit geratenen Verbund gemeinsam mit Geet Chorley wieder ins Leben gerufen hatte, sprach sie bei einer Ausstellung in der Heyne-Fabrik an. Gisela von Slatow, die sich schon immer für Kunst interessiert hat, fand die Idee sofort spannend, und wenig später war sie schon m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

im Vorstand. Und das, obwohl sie damals noch sehr beschäftigt war, in der Kommunikationsagentur Ideeratio, die sie mit ihrem Mann Olaf, ihren beiden Söhnen und zehn Mitarbeitern ganze 45 Jahre lang betrieb. Auf ihre Agenturtätigkeit blickt sie mit Stolz zurück, denn viele interessante Kontakte stammen noch aus dieser Zeit. Bei Ideeratio gehörten bedeutende Unternehmen wie beispielsweise der Deutsche Wetterdienst und die EZB zu ihren Kunden. Auch das Logo für den Kunstverein und viele Filme zu den Ausstellungen sind dort entstanden. Seit damals ist viel passiert: Der Ehemann verstarb 2013, die Agentur wurde wenig später aufgelöst – und der Kunstverein zog 2014 vom alten IHK-Gebäude am Platz der Deutschen Einheit ins KOMM. „Es war nicht einfach. Aber meine Freunde aus dem Kunstverein haben mich aufgefangen. Und zuhause sitzen geht gar nicht“, sagt Gisela von Slatow. Sie trägt einen frechen Kurzhaarschnitt und schön ge27


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schwungene feine Brauen über den Augen – außerdem einen eleganten Hosenanzug. „Ich schminke mich nicht, es ist alles wie es ist“, antwortet sie auf meine Frage nach weiblichen Äußerlichkeiten. Sie habe immer viel Sport getrieben, Tennis, Squash und Volleyball erzählt sie. Durch den Sport habe sie auch ihren Mann kennengelernt, beim Florettfechten in Frankfurt. Sport kann sie sie inzwischen keinen mehr ausüben, aber weniger aktiv ist sie nicht geworden. „Zu Fuß unterwegs sein, ist das Mindeste“, sagt sie. Ein anderes Lebenselixier für sie ist nach wie vor die Kunst. Sie sammelt Bilder und Skulpturen seit sie das erste Geld verdient hat. Als gelernte Grafikdesignerin interessiert sie sich besonders für Malerei, abstrakt und gegenständlich, aber auch für Fotografie oder Drucktechniken wie Lithografie und Serigrafie. Mit den Künstlern Bernhard Jäger und Thomas Bayrle verbindet sie seit Jahren neben der Kunstbegeisterung auch Freundschaft. In der Schwesterstadt Frankfurt hat sie studiert, gearbeitet und lange gelebt. In Offenbach wohnt sie nun seit rund acht Jahren und ist inzwischen heimisch geworden. „Ich liebe Offenbach, weil man hier so leicht mit den Menschen in Kontakt kommt. Das ist in Frankfurt in dieser Intensität nicht möglich. Hier bin ich mit der ganzen Kultur per Du“, schwärmt sie. Ob es nun die Leiter der hiesigen Museen sind, deren Ausstellungen sie gern besucht, oder bekannte Kunstschaffende, mit denen sie sich auf einen Wein trifft. 28

„Seit ich aktiv im Kunstverein bin, habe ich mich verjüngt“, sagt sie. Neben der Vorstandsarbeit, bei der es ihre Rolle ist, den Kontakt mit den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern anzubahnen und die gesamte Korrespondenz mit ihnen zu führen, betreut sie auch den Künstlerstammtisch im Caffè Cuore. „Es macht mir immer noch viel Spaß, neue Künstler kennenzulernen und mich mit Kunst auseinanderzusetzen“, erklärt sie und genießt auch das angenehme Miteinander im Kunstverein, wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Im Vorstand des Kunstvereins hat sie schon die unterschiedlichsten Ämter inne gehabt. Seit 2014 ist sie zweite Vorsitzende neben Sylvester Kraaz, dem ersten Vorsitzenden, der den Umzug und die Etablierung im KOMM federführend betreut hat. Die verdienstvolle Arbeit der Engagierten trägt Früchte: In diesem Jahr ist der Kunstverein Offenbach mit dem Kulturpreis der Stadt ausgezeichnet worden. Allein sein möchte Gisela von Slatow nicht und sie ist überzeugt: „Wenn man aktiv ist, lernt man auch Menschen kennen“. So sieht man sie meist umringt von einem Grüppchen bei Veranstaltungen im Haus der Stadtgeschichte oder in den unterschiedlichen Offenbacher Lokalen – und einen festen Freund hat sie auch seit einem Jahr. Ein Rezept für Gesundheit und Wohlbefinden in einem gewissen Alter hat sie für mich noch parat: Am besten keine Pillen schlucken. „Ich nehm’ mal 'ne Aspirin, sonst nichts“. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


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Wiener Hof

Langener Straße 23 | OF-Bieber | 069 89 12 96

 Kunstverein, Aliceplatz 11, KOMM-Center, 1. St. www.kunstverein-offenbach.de Montag bis Samstag 14.00 bis 20.00 Uhr

noch bis 14. März | Thomas Kellner und Miro Karaczun 10. März | Midissage mit Künstlergespräch 18. – 23. März | Luminale mit der BAF (Bunte Armee Fraktion): Torsten Stier, Patrick Dickescheid und Klaus Freese. Die Präsentation bleibt bis Ende März bestehen

Infos unter: www.wiener-hof.de, Beginn jeweils 20.30 Uhr Mi. 14.03. Rudel Sing Sang mit Tom Jet 7,Fr. 16.03. Jazz e.V. Offenbach – Double View 10,Sa. 17.03. Jessica Born und Band 16, Powerstimme mit Gänsehautgarantie, Groovy Jazz, Finest Soul, True Blues und Real Rock 'n' Roll Sa. 24.03. Sumner's Tales 16,Sa. 31.03. Tony Norman and Friends feat. Tom Jet 16, Blues meets country meets rock meets Celtic Folk meets Swing meets Kabarett meets Offenbach. Sa. 07.04. Grandsheiks 17,Mi. 11.04. Rudel Sing Sang mit Tom Jet 7,Sa. 14.04. Tom Jet & the Starlighters 16,Fr. 20.04. Jazz e.V. Offenbach – Swing Kids 10,Sa. 28.04. Anselm Wild und Band – Keine Panik – 16,Mi. 09.05. Rudel Sing Sang mit Tom Jet 7,Sa. 19.05. Darkside of the Diamond 16,Die Pink Floyd Tribute Band aus dem Rhein-Main-Gebiet!

3. – 26. April |Maxi König Bilder • Loreen Fritsch Schreibmaschinen-Zeichnungen • Matthias Müller Skulpturen | Vernissage: 6. April, 18.00 Uhr 30. April – 24. Mai | Farah Zimmermann Bilder Mariam Sattari Bilder • Eckard Burk Skulpturen Vernissage: 4. Mai, 18.00 Uhr 25. Mai | Schülerausstellung Betreuung von Jens Lay

TOUR DES VINS Zitat aus „Der Feinschmecker“ – Die besten Weinläden in Deutschland: "Den Empfehlungen des freundlichen Personals kann man hier getrost folgen."

Unsere nächsten Weinproben: 22. – 24. März • 19. – 21. April 24. – 26. Mai

Immer während der Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 12.00 – 20.00 Uhr • Sa. 10.00 – 18.00 Uhr

TOUR DES VINS • Domstraße 53 • 63067 Offenbach Tel. 069 82 360 360 • www.tour-des-vins-de m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

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Wohnen im Alter

© schmidt-foto.de

Die Wohnsituation muss im Alter oft neu organisiert werden. In Offenbach gibt es neun Altenund Pflegeheime, verschiedene Tagespflegeeinrichtungen und ein Mehrgenerationen-Wohnhaushaus.

Mehrgenerationen-Wohnhaus W58 Der Verein 'Lebenszeiten' hatte die Idee für ein Mehrgenerationen-Wohnhaus in Offenbach. Mit Hilfe der GBO konnte das Projekt realisiert werden und seit 2007 leben in dem neu gebauten Gebäudekomplex in der Weikertsblochstraße 45 Menschen jeden Alters in 28 Wohnungen solidarisch zusammen. Es wird erwartet, dass sich jeder nach seinen Möglichkeiten in die Hausgemeinschaft einbringt und zu gegenseitiger Hilfeleistung bereit ist. Die Nachbarn im Musikerviertel profitieren ebenfalls von den Ausstellungen, Theateraufführungen und Veranstaltungen, die regelmäßig im W58 angeboten werden. Auch ein öffentlicher Bücherschrank, der erste in der Stadt, steht allen zur Verfügung. Leider ist dieses gut funktionierende Modellprojekt bisher das einizge MehrgenerationenWohnhaus in Offenbach. Heidi Evers sprach mit einigen Bewohnern über ihre Wohnsituation, Wünsche und Höhepunkte im Jahr. 30

KONTAKT: Lebenszeiten

e.V. Mehrgenerationen-Wohnhaus W58 Weikertsblochstraße 58 63069 Offenbach

Elke Z. Ich wohne seit 10 Jahren im MehrgenerationenWohnhaus in einer Zweizimmerwohnung. Meine alte Wohnung war mir zu groß. Ich habe dort mehrere Jahrzehnte gelebt. Das Umfeld meiner neuen Wohnung gefällt mir: Grüne Flächen ringsum, viele Vögel, Kinderlachen (und -geschrei) von der Schule nebenan, freundliche Nachbarn, die gerne helfen. Mir fehlt nichts – ich habe keine Wünsche. Ich möchte an meiner Wohnsituation nichts ändern. Höhepunkt? Schwer zu sagen; vielleicht das „Theater im Hof“. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


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Ingeborg Sch. Ich wohne seit 10 Jahren im MehrgenerationenWohnhaus. Ich habe mich für dieses Projekt interessiert. Ich bin alleinstehend und habe Gemeinschaft gesucht und hier gefunden; außerdem sind die Wohnungen barrierefrei. Mir gefällt das „Leben miteinander“ – gegenseitige Hilfen und das Mitwirken an Veranstaltungen. Ich wünschte mir mehr Teilnahme von jüngeren Bewohnern. Wahrscheinlich sind diese durch ihre beruflichen Belastungen dazu nicht in der Lage. Wir wohnen mit 45 Personen im Haus – da kann ein einzelner kaum etwas ändern. Ein Highlight unserer Veranstaltungsreihe ist das „Theater im Hof“, das uns besonders gefällt.

Werner K. (wohnt in der Nachbarschaft des W58) Ich wohne seit zwei Jahren alleine in einer altersgerechten Seniorenwohnung. Mir gefällt daran, dass diese zentral gelegen ist, barrierefrei, öffentliche Verkehrsmittel und Einkaufsmöglichkeiten sind gut zu erreichen. Im Haus werden Aktivitäten und Treffen für die BewohnerInnen angeboten. Ich bin mit meiner Wohnsituation sehr zufrieden. Ich möchte nichts geändert haben und möchte solange wie möglich in der Wohnung bleiben. Ich freue mich auf fast alle Aktivitäten und Angebote, die vom Mehrgenerationen-Wohnhaus fürs Quartier organisiert werden.

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Haus der Pflege und Tagespflege im SeniorenZentrum Die Tagespflege Offenbach ist vor 33 Jahren eingerichtet worden für Menschen, die aufgrund eines Schlaganfalls oder einer anderen Erkrankung im Alltag auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Begonnen hat die Einrichtung mit 12 Plätzen, jetzt können 30 Menschen pro Tag mit den unterschiedlichsten Einschränkungen im Alltag kommen. Hier haben sie die Möglichkeit, sich im Rahmen von Gruppen- und Einzelangeboten zu bewegen, massiert zu werden, Spaziergänge zu machen, zu trommeln, zu malen, zu kochen, zu backen und…. Am wichtigsten sind die sozialen Kontakte, die vor allem Menschen, die alleine leben, zudem ein hohes Maß an Lebensqualität bieten. Es ist ganz unterschiedlich: Tagespflege wird genutzt gegen Vereinsamung, zur Entlastung von Angehörigen, zur Förderung der Gesundheit und zur Stabilisierung. Dabei ist es hier ganz wichtig, dass jede und jeder sein kann und so akzeptiert wird, wie sie/ er ist. Eine Herausforderung im Alltag für alle Beteiligten: Gelassenheit, Geduld, Toleranz und Empathie sind hier wichtige Begriffe, die gelebt werden. Die hier Interviewten, sind Gäste der Tagespflege und kommen sehr gern. Die Tagespflege wird finanziert über die Pflegeversicherung und Eigenanteile.. Bei Interesse hierzu wird umfassend beraten. (Iris Werner, Tagespflegeleiterin)

KONTAKT:

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Zentrum für Beratung und Begleitung SeniorenZentrum Offenbach GmbH Frau Schäfer und Frau Wagner Elisabethenstr. 51, 63071 Offenbach Tel. 069 24 74 92 - 5553 zbb@senioren-zentrum-of.de www.Senioren-Zentrum-OF.de

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m u t & liebe

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Besucherinnen der Tagespflege im SeniorenZentrum Frau K. (64 J.) Zusammen mit meinem Mann wohnen wir in einer gemütlichen zwei Zimmerwohnung im ersten Stock eines Altbaus. Wenn die Sonne scheint, zieht es mich am liebsten auf den Balkon. Ich bin außerdem sehr froh darüber, meinen Mann an der Seite zu haben, der mir sehr behilflich ist. Aufgrund meiner Halbseitenlähmung bin ich in bestimmten Situationen auf seine Hilfe angewiesen. Deswegen bin ich sehr dankbar für seine Anwesenheit und Hilfe, die mir mein Leben in großem Maße erleichtern. Ich habe bis vor meiner Erkrankung noch als Krankenschwester gearbeitet, dies fehlt mir heute sehr. Zu sehen, dass ich Menschen mit kleinen oder großen Taten helfen kann, hat mich schon immer glücklich gemacht und mich in meiner Tätigkeit bereichert. Zudem habe ich noch einen Sohn, der eigentlich in meiner Nähe wohnt… ich wünschte mir, er könnte mich öfter besuchen. Möchten Sie an Ihrer Wohnsituation etwas ändern? In dem Altbau gibt es leider keinen Aufzug. Bislang stellen die Treppen keine Schwierigkeit für mich da, aber für die Zukunft mache ich mir Sorgen, wie ich das Treppensteigen bewältigen kann. Auf welchen Höhepunkt im Jahr freuen Sie sich besonders? Ostern war schon immer meine Lieblingszeit im Jahr, sehr gerne habe ich dann die Ostereier in verschiedenen Farben und Muster gefärbt. Mein Sohn hat diese dann immer für die Enkel versteckt, die ganz viel Freude am Suchen hatten. Ich freue mich auch sehr auf die schöne Stimmung an Weihnachten. Die Gemeinsamkeit meiner Familie, die schönen, leuchtenden Kerzen, der Duft von Zimt und Mandarinen und das frische, warme Gebäck nicht zu vergessen !

Frau S. (84 J.) Ich wohne zusammen mit meinem Sohn und meiner Schwiegertochter in einem Zweifamilienhaus. Mein Sohn und seine Frau wohnen im ersten Stock und ich alleine im Erdgeschoss. Am meisten gefällt mir, meinen Sohn in der Nähe zu haben, der mich auch bei vielen Alltagsaufgaben unterstützt. Ich muss lediglich einen Einkaufszettel hinterlassen und bekomme nach kurzer Zeit alles, was ich brauche in meine Wohnung gebracht. Dies erleichtert mich sehr. Letztendlich verstehen wir uns alle sehr gut miteinander und sind füreinander da, ich fühle mich nicht allein. Mir fehlt die Unterstützung und die Anwesenheit meines Mannes sehr, der vor 6 Jahren verstorben ist. Ich wünschte, ich könnte ihn wieder herbei holen, aber es geht leider nicht. Möchten Sie an Ihrer Wohnsituation etwas ändern? Nein, mir gefällt meine Wohnsituation so wie sie ist und ich hoffe sie bleibt auch unverändert. Auf welchen Höhepunkt im Jahr freuen Sie sich besonders? Ich freue mich sehr auf Weihnachten, weil es die Zeit des Zusammenkommens ist und eine sehr harmonische Atmosphäre zu Hause herrscht. Zudem backe ich gerne und kann meine Backkünste dann voll ausleben – meine Familie freut sich sehr darüber und auch in der Tagespflege des Seniorenzentrums kann ich meinen Teil dazu beitragen die Gäste mit leckerem Weihnachtsgebäck zu versorgen.

� Karin Müller

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Senefelder str. 15 | Offb. | Tel.: 069/269 103 78 Öffnungszeiten: Mo. Di. Do. Fr.: 9.00 – 13.00 und 15.00 – 18.00 uhr Mi. Sa.: 9.00 – /13.00 m uund t & liebe D ez J an / Fuhr eb 2 0 1 7 / 1 8


m u t & liebe

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Bewohner des SeniorenZentrums Frau M. (79 J.) Ich wohne zusammen mit meinen zwei Söhnen. Einer meiner Söhne ist verheiratet und hat einen 16jährigen Sohn. Ich lebe im Erdgeschoss, einer meiner Söhne wohnt mit seiner Familie im ersten Stock und mein alleinstehender Sohn im zweiten Stock unseres Mehrfamilienhauses. Mich freut es sehr, dass ich mit meiner Familie zusammenlebe, weil der Zusammenhalt für mich sehr bedeutend ist. Zu wissen, dass jemand in meiner Nähe ist gibt mir Sicherheit und eine gewisse Erleichterung. Ich bekomme tatkräftige Unterstützung von meinen Söhnen z. B. was den Einkauf betrifft, zudem sind sie auch bei der Pflege miteinbezogen. Seit ich von meinem Fahrrad gestürzt bin, habe ich ein Gleichgewichtsproblem, dass mich teilweise in meinem Alltag einschränkt. Ich bin wirklich sehr froh über das Gymnastikangebot der Tagespflege im SeniorenZentrum Offenbach. Seitdem ich merke, dass sich mein Wohlbefinden dadurch verbessert hat, habe ich mehr Lebensfreude und bin zuversichtlich, dass es noch besser wird.

Helga H. (89 J.) Ich wohne seit 3 Jahren im SeniorenZentrum Offenbach. Ich habe ein Einzelzimmer und wohne sehr schön. Da ich vorher alleine gelebt habe und häufig in meiner alten Wohnung gestürzt bin, entschied ich mich für einen Umzug ins Pflegeheim. Mir gefällt alles, ich habe nichts zu klagen. Es ist alles sehr sauber hier. Die Leute sind sehr nett. Das Essen ist gut, - zu gut (ich habe zugenommen). So wie man es von einem Pflegeheim erwartet, so ist es hier. Nach einem Schlaganfall und Herzinfarkt sind meine Beine sehr, sehr schwach. Mein größter Wunsch wäre, dass ich wieder mit meinem Rollator gehen kann. Mein Hausarzt und meine Physotherapeutin geben alles, damit ich noch fit bleibe.

Möchten Sie an Ihrer Wohnsituation etwas ändern? Nicht wirklich, ich bin sehr glücklich mit meiner jetzigen Wohnsituation. Ein weiterer Vorteil daran ist, dass wann auch immer meine Schwiegertochter etwas Leckeres kocht bzw. backt werde ich immer miteingeschlossen und bekomme etwas ab. Ganz schön praktisch, oder?

Helmut L. (65 J.) Ich wohne im SeniorenZentrum Offenbach seit dem 31.03.2017. Ich bin hier eingezogen, weil ich die Gesellschaft anderer brauche. Zuhause war es mir zu einsam. Hinzu kam dass ich auch noch im August 2017 in Rente ging. Mir gefällt daran, dass ich nicht alleine bin und sich um mich gekümmert wird. Die Betreuung gefällt mir gut.

Auf welchen Höhepunkt im Jahr freuen Sie sich besonders? Ich freue mich auf alle Feiertage, aber besonders auf die Weihnachtszeit. Sie bringt mich mit meiner Familie zusammen, weil dadurch eine gemütliche und schöne Atmosphäre entsteht. Auch tolle Geschenke sind dabei.

Mir fehlt meine Arbeit. Ich würde mich gerne noch stundenweise nützlich machen.

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Möchten Sie an Ihrer Wohnsituation etwas ändern? Eigentlich nicht, – nein. Auf welchen Höhepunkt im Jahr freuen Sie sich besonders? Wir feiern viele Feste, an denen ich sehr gerne teilnehme. Mich freut alles!

Möchten Sie an Ihrer Wohnsituation etwas ändern? Momentan nicht. Auf welchen Höhepunkt im Jahr freuen Sie sich besonders? Ich freue mich auf den nächsten Sommer. Und hier im Haus auf die regelmäßigen Veranstaltungen. 33


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Zum Thema Demenz

Foto: © Hans und Ilse Breuer-Stiftung/StattHaus

Die Diagnose 'Demenz' bedeutet für Betroffene und Angehörige eine besondere Herausforderung. In Offenbach errichtete die Hans-und-Ilse-Breuer-Stiftung mit dem StattHaus ein zentrales Demenzzentrum mit Caféteria, Beratungsstelle und Betreuungsgruppen sowie einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft. Das Modellprojekt ist Hessens einzige Fachstelle für selbstverwaltete, ambulant betreute Wohngruppen für an Demenz erkrankte Menschen.

Auf die Teilnahme am Tagesablauf wird in der ambulant betreuten Demenz-Wohngemeinschaft im StattHaus besonderen Wert gelegt.

Demenzzentrum StattHaus Seit 2014 gibt es das Demenzzentrum "StattHaus" in Offenbach. Die bundesweite Hans und Ilse Breuer-Stiftung ist Träger der Einrichtung, sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebenssituation von Demenzkranken und ihren Angehörigen zu erforschen und zu verbessern. Die denkmalgeschützte Gründerzeitvilla in der Geleitsstraße, die von der Stiftung komplett saniert und umgebaut wurde, bietet eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene und ihre Familien. Im Haus gibt es eine Demenz-Wohngemeinschaft, Tagesbetreuung, Kurzzeitwohnen und ein öffentliches Nachbarschafts-Café. Hier treffen sich Bewohner, Nachbarn und Interessierte. Die zahlreichen Kultur- und Informationsveranstaltungen finden hier auch einen Raum. Das StattHaus berät außerdem als hessenweite Fachstelle für ambulante Wohngemeinschaften Initiatoren, Projektverantwortliche und Interessierte, die Wohngruppen aufbauen wollen. 34

StattHaus Offenbach, Geleitsstr. 94, Offenbach 069-2030 5546, Statthaus-of@breuerstiftung.de www.breuerstiftung.de/statthaus-offenbach/


Foto: © Georg Foto

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Café-Öffnungszeiten: Mo.: 12.00 – 14.00 Uhr Di., Mi. und Do.: 12.00 – 17.00 Uhr (Mittagstisch von 12.00 – 14.00 Uhr) Veranstaltungs-Termine und Speisekarte auf: www.breuerstiftung.de/statthaus-offenbach

Das StattHaus-Café: Gemütliche Mittagspausen-Oase für Tagesgäste und Nachbarn Seit Sommer 2015 hat sich das StattHaus-Café im Offenbacher Westend für Tages- und Stammgäste aus dem Stadtteil etabliert. Nun bekommt es frischen Wind. Zwei Jahre hat Rosa für unsere Gäste viele leckere Gerichte zubereitet. Aus privaten Gründen zieht es sie nun nach Frankfurt. Seit Anfang des Jahres kocht und backt Neda von Montag bis Donnerstag frische Speisen für den Mittagstisch und Kuchen für den entspannten Nachmittag. Wer neugierig auf die Gerichte ist, findet die Speisekarte auf der Internetseite.

Veranstaltungen zu Demenz im StattHaus – 1. Halbjahr 2018 Foto: © Rutowicz, Hanau

20.2. bis 3.4.2018, dienstags von 17.00 – 19.00 Uhr

„Mit Demenz leben – mehr wissen, besser (be)handeln“ 7-teiliges Informationsseminar für Angehörige und Interessierte. Der Kurs informiert über wesentliche Aspekte der Demenz und hilft dabei, die Symptome und den Verlauf besser kennenzulernen und sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Die Themen werden von erfahrenen Referenten vermittelt. Ort: StattHaus Offenbach. Anmeldungen und Infos: 069/2030-5546 oder Mail an statthaus-of@breuerstiftung.de Ostermontag, 2.4.2018, 11.00 Uhr

HerzZeit: Himmlisches Innehalten Gottesdienst für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, gemeinsam mit der Evangelischen Friedenskirche. Sa, 5.5.2018, von 13.30 – 16.00 Uhr „Demenz – ein Weg“ Einladung zum Öffentlichkeitstag Demenz ist kein Zustand beziehungsweise keine starre Daseinsform. Demenz ist ein Weg und an verschiedenen Stellen sind spezifische Herausforderungen zu meistern, als Betroffener und Angehöriger. An diesem Nachmittag erwartet Sie im StattHaus ein umfassendes Programm mit Vorträgen und Informationsständen, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sowie Gelegenheit zum Kennenlernen der unterschiedlichen Unterstützungsangebote. m u t & liebe D ez / J an / F eb 2 0 1 7 / 1 8

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„OFfen für neue Sichtweisen“ – Demenz-Netzwerk Offenbach engagiert sich für betroffene Familien Das Demenz-Netzwerk Offenbach ist ein Zusammenschluss von Offenbacher Organisationen, Einrichtungen und engagierten Bürgern. Ziel des Netzwerks ist es, einerseits verschiedene Unterstützungsleistungen und Hilfestellungen für Betroffene und ihre Familien bereit zustellen und bekannt zumachen. Zum anderen soll die Öffentlichkeit für Menschen mit Demenz sensibilisiert werden und ein offenerer Umgang mit dem Thema geschaffen werden. Darüber hinaus organisiert das Netzwerk gemeinsame Aktivitäten und örtliche Aktionen zum Weltalzheimertag, der jährlich am 21. September stattfindet. Zum Netzwerk gehören die Alzheimer Gesellschaft Region Offenbach, die Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich (AG-SHGiG), die Betreuungsbehörde, das Demenzzentrum StattHaus Offenbach der Hans und Ilse Breuer-Stiftung, die Fachabteilung Psychosoziale Gesundheit, das Freiwil-

ligenzentrum, das Mehrgenerationen-Wohnhaus W58, der ambulante Pflegedienst Topic-Herzog, der Pflegestützpunkt und das SeniorenZentrum. Weitere Partner sind herzlich willkommen, Informationen gibt es bei den Netzwerkpartnern oder unter der angegebenen Kontaktadresse.

Demenz-Netzwerk Offenbach  Ansprechpartnerin: Tanja Dubas, Tel.: 069 20305546 Mail: demenz_netzwerk_offenbach @web.de

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Alzheimer Gesellschaft Region Offenbach e.V. 1989 wurde die Alzheimer Gesellschaft Region Offenbach e.V. (AGRO) gegründet, zunächst mit dem Ziel, Angehörige zu beraten und eine neu gegründete Selbsthilfegruppe fachlich zu begleiten. Alzheimer war damals für viele Menschen noch ein Fremdwort, betroffene Angehörige konnten nur mit viel Mühe Hilfe finden. In Offenbach haben sich daher einige Bürger zusammengetan, um diese Situation zu ändern. Im Laufe der Jahre hat sich die Arbeit ausgedehnt. Es wurden jährliche Informationsbörsen veranstaltet, Ausstellungen, Lesungen und Konzerte organisiert mit dem Ziel, mehr Verständnis für die Krankheit und ihre Folgen zu erlangen, aber auch, um Spenden zu generieren. Heute unterstützen mehr als 90 Mitglieder unsere Arbeit. Um unsere Ziele zu erreichen, benötigen wir Menschen, die uns tatkräftig – ehrenamtlich wie finanziell – unterstützen. Die Alzheimer Gesellschaft Region Offenbach e.V. versteht sich als Organisation, die die Interessen der Menschen, die an einer Demenz leiden aufgreift, und deren Angehörige unterstützt. Sie setzt sich für die Verbesserung der Lebenssituation Demenzkranker und ihrer Angehörigen sowie für die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen ein. Um dieses Ziel zu erreichen, sucht die AGRO den Dialog und die Zusammenarbeit mit allen Personen und Organisationen, die sich ebenfalls für die Menschen mit einer Demenz engagieren.

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Lena Sophie Plaut (l.) und Grete Steiner

Regelmäßige Angebote der Alzheimer Gesellchaft: Beratungstelefon: 069/87876506 Angehörige, Betroffene aber auch professionelle Helfer suchen Antworten auf ihre Fragen zu Demenz und speziell zur Alzheimer Krankheit. Angehörigen-Treff Der Stammtisch für Angehörige trifft sich jeweils am letzten Donnerstag des Monats. Im Mittelpunkt steht der Austausch untereinander, Mitglieder aus Vorstand und Beirat der Alzheimer Gesellschaft begleiten den Abend und stehen für Fragen zur Verfügung.

 Aktuelle Informationen auch auf:

www.alzheimer-gesellschaft-offenbach.de

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Foto: © Nicolas Carbenay

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vom boxclub in die altenpflege… n Zunächst sagte Elena Sutoi nicht viel, die deutsche Sprache war ihr fremd, sie konnte nur wenig sprechen oder verstehen. Doch für Bernd Hackfort, Cheftrainer im Boxclub-Nordend Offenbach war dies kein Hinderniss, wenn es darum ging, die junge Rumänin in das Sport- und Integrationsprogramm des BC-Nordends aufzunehmen. Elena war anfangs als Begleitung ihres Neffens gekommen, doch bald trainierte sie selbst im Ring und interessierte sich auch für die Förderprojekte des Boxclubs. 2009 bestand u.a. ein Kooperationsprojekt mit dem Altenpflegeheim Elisabeth-Maas-Haus im Nordend. Junge Boxerinnen und Boxer halfen in der Cafeterie oder unternahmen Freizeitaktivitäten mit den alten Menschen. Auch Elena Sutoi kam so in Kontakt mit dem Berufsfeld Altenpflege und sah hier eine Perspektive für ihre Zukunft. Zunächst kehrte sie jedoch für einige Zeit nach Rumänien zurück, pflegte hier die eigenen Eltern. "In Rumä38

von P. Baumgardt

nen gibt es so gut wie keine Altenheime, dafür gibt es kein Geld. Die alten Menschen werden fast alle in den Familien betreut", so Elena. "Ich schloß dann auch noch mein Studium im Bereich Verwaltungswirtschaft ab, aber die Aussichten in meinen Land einen Arbeitsplatz zu finden, sind sehr gering. Deshalb bin ich 2014 nach Deutschland zurückgekommen." Im Elisabeth-Maas-Haus war Elena noch in guter Erinnerung und so wurde ihre Bewerbung für einen Ausbildungsplatz gerne angenommen. Jetzt absolviert sie hier die Ausbildung zur Altenpflegefachkraft. Ein Beruf mit guter Zukunftsperspektive, aber auch hohen Anforderungen. Die Ausbildung dauert 3 Jahre, davon abwechselnd je 2 Monate praktische Arbeit im Altenpflegeheim und 1 Monat Unterricht an der Altenpflegeschule Hufeland-Haus in Frankfurt. "Die Pflege umfasst vielfältige Aufgaben und ist körperlich und auch psychisch manchmal anstrengend. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


 www.boxclub-nordend-offenbach.de  Elisabeth-Maas-Haus, Offenbach www.emh-of.de

O f f e n b a c h

Boxclub Nordend

Man muss lernen mit dementen oder behinderten Menschen umzugehen und sich auch mit dem Tod auseinander zusetzen. Ein professioneller Umgang damit gehört auch zur Ausbildung.", erklärt Elena. "Im Elisabeth-Maas Haus arbeite ich gerne, es ist eine kleine Einrichtung mit ca. 60 Bewohnern, überschaubar und mit einem guten Klima." Voraussichtlich 2019 wird sie mit der Ausbildung fertig sein und hat gute Chancen übernommen zu werden. Auch für ihre Zukunft sieht sie viele Möglichkeiten sich im Altenpflegebereich weiter zu qualifizieren. "Nur für das Boxtraining habe ich leider keine Zeit mehr", meint Elena. "Doch ohne die Unterstützung vom BC-Nordend und besonders Trainer Bernd Hackfort hätte ich diesen Weg nicht gefunden und der Kontakt ist geblieben."

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Boxen im nd ord- 1e BCgeN 8 Jahre ndliche 12

Uhr r Ju Training fü + Do. 17.00 – 19.00 Mo. (kostenlos) au rmann/-fr g für jede g in in a Tr s e nentrainin Offen e s h c a w r E er Hobbybox .00 – 21.00 Uhr 9 1 Mo. + Do. Infos: Bernd Hackfort,

0178 7803503, b.hackfort@gmx.de Boxclub Nordend, Offenbach e.V., Im Hafen 19

www.boxclub-nordend-offenbach.de

für ältere migranten anlaufstellen und hilfen in offenbach von Meryem Tinç

n Das Stadtteilbüro am Mathildenplatz ist von außen recht unscheinbar. Innen kommt man zum Büroraum, doch hinter der Spiegeltür, ganz diskret, befindet sich ein Raum mit Tischgruppe, Spielecke und Küche. Hier trifft sich Ali Karakale ca. alle zwei Wochen mit seiner Selbsthilfegruppe für Migranten. „Ich bin auch ein Teil der Gruppe und nicht der Moderator“, betont Karakale. Als Leiter des Migrationsbüros der AWO berät er zugewanderte Menschen und kennt deren Probleme. In einer vertrauten Umgebung können die Mitglieder der Selbsthilfegruppe offen über ihr Leben in Offenbach sprechen, über Alltagsprobleme oder ihre lang- und kurzfristige Lebensplanung. „Hier herrscht Schweigepflicht, nichts hiervon dringt nach außen“, erklärt Karakale. Die Vertrauensbasis sei grundlegend, damit die Leute offen sprechen könnm u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

ten. Die eigene Souveränität zu bewahren, sei für die, die eingewandert sind, sei für die älteren Leute sehr wichtig. Melike versorgt sich selbst. Die 68-Jährige kam 1973 alleine als Gastarbeiterin in der Textilbranche nach Deutschland. Zunächst lebte sie in einer Art Wohnheim für Migranten. Die deutsche Sprache zu lernen, war da eher zweitrangig. Im Beruf musste sie nur die Anweisungen verstehen und später war sie nur unter Türken. Deswegen spricht sie auch heute nur gebrochen deutsch. Sie hat über zwanzig Jahre gearbeitet, geheiratet und fünf Kinder bekommen. Für sie war es eine Bereicherung nach Deutschland zukommen. „Ich mag es hier. In der Türkei herrschte damals viel Armut“. Wegen der Sprachbarrieren kommt sie zur Beratung von Karakale. Denn hier können sich älte39


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re Leute Hilfe beim Papierkram holen, bei der altersund behindertengerechten Wohnungssuche oder der Weiterleitung zu anderen Ämtern. Gesprochen wird hauptsächlich Türkisch. Auch Nermin* (Name geändert) sucht seit drei Jahren Hilfe bei Karakale. Vor zwölf Jahren kam die heute 63-Jährige nach Deutschland zu ihrem Mann, von dem sie inzwischen getrennt ist. Sie besucht den Deutschkurs im Stadtteilbüro und arbeitet als Putzkraft am Flughafen, aber sie sieht Nur für LeoCard-Inhaber: Deutschland nicht als ihre Heimat. „Ich habe nieman15 Prozent auf den hier, alle sind in der Türkei“. Für sie steht fest, * dass sie zurückkehrt in die Türkei. Zurzeit versorgt sie rezeptfreie Ware sich selbst, aber willkommen fühlt sie sich nicht. „Viele fühlen sich auch nach 30 Jahren nicht willLEO Card kommen“, so Karakale. Die Migranten die später, also nach der 1. Generation der Gastarbeiter in den 60ern, gekommen sind, wollen eher zurück. Die erste *außer Flyer-Angebote Generation habe hier oft sehr viel Familie. Doch zum ch fragen! fa in E ? Teil seien die Kinder der älteren Leute arbeitslos oder rd a Keine LeoC hätten keine finanziellen Mittel, sich um ihre Eltern zu Frankfurter Straße 35 Montag - Samstag kümmern. Dazu kommen unbezahlbare Mietpreise, 63065 Offenbach a. M. 8:00 - 19:00 Uhr keine adäquate Arbeit oder die Unübersichtlichkeit Tel. 069 813685 www.apo-zum-loewen.de der vielen Angebote der Träger in Offenbach. „Altersarmut ist unter Migranten sehr hoch“, sagt Karakale. Mut&Liebe 2.2018 - Apotheke zum Löwen Leos Spar-Woche.indd 1 13.02.18 15:39„Die Leute haben damals schwer gearbeitet, teilweise ganz ohne Sozialversicherungen oder ihr Gehalt in der Türkei investiert.“ Vor allem alleinstehende Frauen, die gar nicht oder nur schlecht deutsch sprechen, hätten es da schwer. Als Mitarbeiter der AWO verweist Karakale auf die Angebote seines eigenen Hauses, aber denjenigen, die gar kein Deutsch könnten, empfiehlt er den kulturspezifischen Pflegedienst „Dosteli“ in der Waldstraße. Dosteli bedeutet übersetzt 'Hand des Freundes' und ist seit 2013 eine Anlaufstelle für ältere, vor allem türkischsprechende Offenbacher. In Berlin gegründet, hat man auch in hier den Bedarf an kulturspezifischer Pflege erkannt. Zusammen mit Sodaba Shamal, 30, leitet Ziynet Ergün, 48, den Pflegedienst in Offenbach. „In der Pflege gibt es zu den anderen Pflegediensten keinen Unterschied“, erklärt Ergün. „Die Kommunikation bei uns ist aber besser.“ Da von den Aktionswochen 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Großteil Testfahrten Werkstatt– – – – – – – – – – – türkisch – – spricht und auch die knapp 60 Klienten fast allesamt türkischsprachig sind, könne man genau auf Starkenburgring 4 die Bedürfnisse der Klienten eingehen. Außerdem 63069 Offenbach richten sich die Pflegerinnen und Pfleger auch auf die T 069 8509380-0

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religiösen Belange der Klienten ein. „Das heißt, dass wir manchmal schon um halb 6 morgens anfangen zu arbeiten, weil der Klient sich für das Morgengebet vorbereiten möchte. Im Sommer sogar noch früher“, erklärt Sodaba Shamal, die den medizinischen Teil von Dosteli leitet. Im Ramadan fasten einige Klienten. Es gab auch schon ein gemeinsames Fastenbrechen mit den Moscheen am Marktplatz. Da die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst die Mentalität und Kultur ihrer Klienten kennen, fällt die Kommunikation leichter. „Die Kultur ist sehr familiär. Deswegen sehen uns unsere Klienten oft als ihre Kinder und wir sie als Tanten und Onkels“, so Ergün. „So wird dann auch gesprochen und gemeckert.“ Die Erwartungshaltung sei demnach auch höher. Vieles werde als selbstverständlich gesehen. Bei den zwei bis drei deutschen Klienten, die Dosteli betreut, sei das nicht so. „Die sind unkompliziert und respektieren Grenzen.“ Da man bei den Türken eher als Teil der Familie denn als Pflegekraft gesehen wird, sei keine richtige Distanz vorhanden. Den eigenen Kindern wollen die älteren Leute oft nicht zur Last fallen mit Papierkram, Einkäufen oder der Pflege. „Sobald der Pflegedienst da ist, kümmern sich die Kinder auch nicht so“, erzählt Ergün. „Viele wollen oder können aber nicht auf das Geld verzichten, das sie für ihre Eltern bekommen.“ Deswegen könnte der Pflegedienst weit mehr Klienten haben, wäre da nicht die finanzielle Hemmschwelle. Die Probleme, die vor allem ältere Migranten betrifft, kennt auch Karakale. „Einsamkeit, Krankheit, finanzielle Probleme, keinen, der sich um sie kümmert und Abhängigkeit von den Kindern, aufgrund der Sprachbarrieren“. Die Zurückhaltung vor Pflegeheimen sei groß, da viele ältere Leute ihre Eigenständigkeit nicht aufgeben wollen. „Aber wenn man Hilfe braucht, ist es egal, von wo sie kommt.“ Dosteli hat das Problem erkannt und plant ein eigenes Wohnheim, „wo die Leute sich nicht wie in einem Krankenhaus fühlen, sondern es gemütlich haben und unter Leuten sind, mit denen sie reden können“, sagt Ergün. In Berlin seien diese Wohnheime schon ein großer Erfolg. Ergün und Karakale sind sich einig: Der Bedarf an kultursensibler Pflege und Beratung ist groß. Der Bereich müsse sich mehr für Migranten öffnen.

 Dosteli, Kulturspezif. Pflegedienst www.dosteli.de m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

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© René Spalek

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armut im alter

– was tun?

von Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Bündnis 90/Die Grünen, MdB n Wir haben uns schon fast daran gewöhnt, dass Menschen in Papierkörben nach Pfandflaschen suchen. Es sind immer öfter ältere Menschen, die ihr Einkommen mit Flaschensammeln aufbessern müssen. Zunehmend gehen auch immer mehr alte Menschen zur Tafel, weil das Geld nicht reicht. Im November letzten Jahres ließ eine Sendung im Fernsehen aufhorchen. In dem Rentenreport der ARD hieß es: „Das Armutsrisiko steigt tatsächlich, in Offenbach ist es derzeit am größten.“ Grundlage für diese Aussage sind die Zahlen zur „Grundsicherung im Alter“, auf die alte Menschen einen Anspruch haben, wenn sie ein geringes Einkommen und ein geringes Vermögen haben. In Offenbach bezogen im Dezember 2016 nach Angaben des Offenbacher Sozialberichts 1.834 Personen Grundsicherung im Alter, 10 Jahre zuvor waren es nur 1.232. Die Zahl ist also in dieser Zeit um fast 50% angestiegen. Dabei ist diese Zahl nur die Spitze des Eisbergs, nur die sichtbare Altersarmut. Hinzu kommt die verdeckte Armut von Menschen, die einen Anspruch auf Grundsicherung haben, aber diese nicht beziehen. Schätzungen ergeben, dass auf eine Person, 41


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die Grundsicherung im Alter bezieht, zwei weitere Personen kommen, die ihren vorhandenen Anspruch nicht geltend machen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Grundsicherung im Alter muss beantragt werden. Anschließend wird eine Bedürftigkeitsprüfung durchgeführt, bei der Einkommen und Vermögen, auch die der Partnerin oder des Partners, offen gelegt sowie die Kosten der Unterkunft nachgewiesen werden müssen. Viele ältere Menschen scheuen diesen Schritt. Oftmals ist es ihnen auch gar nicht bewusst, dass sie einen Anspruch haben. Insgesamt bedeutet das: in Offenbach leben über 5000 alte Menschen auf „Hartz IV“-Niveau oder sogar darunter, denn die Grundsicherung im Alter ist so hoch wie Hartz IV, was noch unter der offiziellen Armutsgrenze der Europäischen Union liegt. Die danach gemessene Altersarmut ist also noch höher. Wenn wir nichts dagegen tun, werden diese Zahlen noch steigen, schon deswegen, weil es mehr alte Menschen gibt, aber auch, weil das Altersarmutsrisiko zunimmt. Es gibt dringenden Handlungsbedarf. Wichtig sind höhere Löhne und ein Abbau prekärer Beschäftigung. Das hilft allerdings denjenigen, die schon in den nächsten Jahren in Rente gehen, nichts mehr. Deswegen muss bei der Rente selbst angesetzt werden. Wer sein Leben lang in der gesetzlichen Rentenversicherung war, sollte eine Garantierente über dem Grundsicherungsniveau erhalten – ohne zusätzlichen Antrag und ohne Bedürftigkeitsprüfung. Das kostet 10 Mrd. Euro. Das klingt viel, ist aber angesichts von Ausgaben von über 250 Mrd. Euro für die Rentenversicherung durchaus finanzierbar. Darüber hinaus sollte es für die Rente eine Bürgerversicherung geben, in die alle einzahlen. Mit Bürgerversicherung und Garantierente erhalten im Endeffekt alle Menschen eine Rente, die vor Armut schützt, und niemand muss mehr Angst vor Altersarmut haben.

 Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn

Sprecher für Arbeitsmarktpolitik und Europäische Sozialpolitk der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, Mitglied im Europaausschuss

www.strengmann-kuhn.de 42

die "lauterborner küche"und was sonst noch so läuft für Senior*innen im Quartier

n Es ist jetzt sechs Jahre her, dass Caritas-Mitarbeiterin Ingrid Wittfeld von ihrem Arbeitgeber den Auftrag bekam, im Stadtteil Lauterborn ein „Quartiersprojekt“ aufzubauen. Das Ziel: Die Menschen sollen auch im hohen Alter in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben können, am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich gut versorgt wissen. Wer sich noch fit fühlt, soll die Möglichkeit erhalten, sich für einzelne Nachbarn oder die Gemeinschaft einzubringen. Im Projektnamen „Aktiv Altern im Lauterborn“ kommt dieser Gedanke zum Ausdruck. Diplom-Pädagogin Ingrid Wittfeld, die viele nur als „Änne“ kennen, nahm sich dieser Aufgabe mit spürbarer Begeisterung an. Sie kann sich mittlerweile auf ein buntes Netzwerk verlassen, das sie in den vergangenen Jahren geknüpft hat – nicht nur im Lauterborn, sondern in ganz Offenbach. Netzwerkpartner sind so das Freiwilligenzentrum Offenbach, die GBO sowie die Nassauische Heimstätte, das Engagement-Netz Offenbach (ein Zusammenschluss von Initiativen, Vereinen, Wohlfahrtsverbänden, der städtischen Altenplanerin und anderen Akteuren der Altenhilfe) und vor allem das Quartiersmanagement rund um Marcus Schenk. Seit dem Projektstart ist „Aktiv Altern im Lauterborn“ im Stadtteilbüro in der Richard-Wagner-Straße 95 beheimatet. Hier rief Änne Wittfeld vor fünf Jahren die „Lauterborner Küche“ ins Leben. Sie fand Ehrenamtliche, die für Gäste aus der Nachbarschaft jeden Donnerstag aus frischen Zutaten ein Mittagessen zubereiten und zum Dessert selbst gebackenen Kuchen anbieten. Bis zu dreißig Senior*innen kommen hier allwöchentlich zusammen. Für viele ist die „Lauterborner Küche“ zu einem festen Treffpunkt im Quartier geworden. Hier führt man angeregte Gespräche, lernt neue Menschen kennen und erhält ganz nebenbei nützliche Informationen für den eigenen Alltag im Alter. Von den insgesamt fünf ehrenamtlich engagierten Köchinnen befinden sich zwei bereits im Rentenalter und folgen somit selbst dem Projektmotto des aktiven Alterns. Änne Wittfeld m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


m u t & liebe

im stadtteil

Die Köchinnen der Lauterborner Küche: Die 4 ehrenamtlichen Köchinnen (hier mit Schürzen) und Stammgäste

begrüßt jeden Gast persönlich. Beim Kassieren des Unkostenbeitrags – 4,50 Euro für Mittagessen samt Kaffee und Kuchen – nutzt sie die Gelegenheit für kurze Gespräche. Auch die Geburtstage der Gäste werden stets mit einem kleinen Blumenstrauß gewürdigt. Bleibt ein Gast einmal über einen längeren Zeitraum weg, fragt sie telefonisch nach. Es ist dieses Gefühl, nicht im Stich gelassen zu werden, das den Gästen gut tut. Gerne nehmen die Gäste der Lauterborner Küche auch Freizeit- und Informationsangebote in dem nahe gelegenen Caritaszentrum mit seinen beiden Altenpflegeheimen wahr, zum Beispiel das CaritasSommerkino mit anschließendem Grillen im „Garten der Generationen“. Und ein weiteres Angebot von „Aktiv Altern im Lauterborn“ wird gerne in Anspruch genommen, bei dem andere Freiwillige zum Zuge kommen: „Seniorenbegleiter“ und „Seniorenlotsen“, etwa zwölf an der Zahl, allesamt Rentner. Die einen besuchen Menschen zu Hause oder im Krankenhaus, begleiten zu Ärzten oder zum Einkaufen und führen auch einmal kleinere Reparaturen aus. Die anderen bieten zweimal wöchentlich im Stadtteilbüro Sprechstunden an und haben ein offenes Ohr für vielerlei Anliegen. Die Seniorenlotsen haben sich im Laufe der Jahre gemäß ihren Fähigkeiten und Interessen spezialisiert. Zwei ließen sich zu ehrenamtlichen Beraterinnen für Patientenverfügungen schulen, drei andere in der Beratung zu altersgerechtem Wohnen. Ein weiterer Ehrenamtlicher – früher IT-Spezialist – bietet eine Smartphone-Tablet-Sprechstunde an. Kürzlich meldeten sich zwei junge berufstätige Frauen, die am Wochenende Senior*innen den Umgang mit modernen Kommunikationstechniken nahebringen möchten. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

Auch unter den Gästen der „Lauterborner Küche“ engagieren sich so manche wiederum für andere – sei es als ehrenamtliche Fahrer für Ausflüge, als Paten für die Blumenkästen vor dem Stadtteilbüro oder eben als Seniorenbegleiter.

Freiwillige beim Lauterbornfest 2017

All diese Angebote und Aktivitäten, so betont Änne Wittfeld, werden erst möglich durch eine rege Spendenbereitschaft. Zu den Spendern zählen – neben den Eigenmitteln der Caritas – die Wohnungswirtschaft, lokale Stiftungen, „Besser leben in Offenbach“, der Verein „Besser Leben im Lauterborn“ sowie einzelne Offenbacher Bürger. Nicht zuletzt wird „Aktiv Altern im Lauterborn“ möglich gemacht durch die unkomplizierte Kooperation mit dem Quartiersmanagement. Wer mehr wissen oder sich – mit Mut und Liebe - engagieren möchte, wendet sich an Ingrid (Änne) Wittfeld, Tel. 069 84005-162 oder 01520 9291513.

 „Aktiv Altern im Lauterborn“ Stadtteilbüro

Richard-Wagner-Straße 95, OF Lauterborn 43


m u t & liebe

le u te n Seit wann sind Sie in Offenbach?

Workshop zur Radverkehrsförderung 02.03.2018, 15:30 Uhr Sitzungssaal 2, Rathaus

Fahrradaktionstag auf dem Aliceplatz 21.04.2018, 10:00-15:00 Uhr

STADTRADELN 2018

Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz

02.06.-22.06.2018 Anmeldung und Infos unter: www.stadtradeln.de www.offenbach.de/stadtradeln

Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz Berliner Straße 60 63065 Offenbach am Main Tel.: 069 8065-2557 umweltamt@offenbach.de www.offenbach.de/klimaschutz

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Seit Dezember 2012 bin ich als Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Sana Klinikum tätig. Die Kickers und die Klinik von Professor Bauer waren mir ein Begriff, doch wo Offenbach eigentlich liegt, wusste ich zunächst nicht. Sie waren lange in Berlin ? Ja, studiert habe ich an der Freien Universität Berlin und war dann an städtischen Häusern tätig. Zuletzt als leitender Oberarzt im Vivantes-WenckebachKlinikum in Tempelhof. Können Sie mir zur Geschichte der Psychiatrie hier in Offenbach etwas sagen? Die Psychiatrie hier ist dadurch ausgezeichnet, dass es letztlich die erste Abteilungs-Psychiatrie an einem Allgemeinkrankenhaus war, die außerhalb von Modellprojekten in die Pflichtversorgung gegangen ist. Vor der Psychiatrie-Enquête 1975 war die Psychiatrie in großen Landes-Nerven-Kliniken mit bisweilen 2.000 Betten organisiert. Ab 1975 war klar, die Psychiatrie muss anders organisiert werden. Da war das Klinikum Offenbach die erste, die 1981 als pflichtversorgende Klinik für Stadt und Kreis Offenbach ans Netz gegangen ist. Prof. Manfred Bauer aus Hannover als ein wichtiger Reformpsychiater, eine herausragende Persönlichkeit, hat das Klinikum maßgeblich geprägt. Das heißt, Psychiatrie weg vom Wegsperren, wie man das bis dahin handhabte, hin zu einer ambulanten Psychiatrie? Eher hin zu einer gemeindenahen Psychiatrie, wo der Mensch in seiner Lebenswirklichkeit gesehen wird, möglichst im Zentrum der Gemeinde, so war es gedacht und so verstehen wir uns auch nach wie vor. Wir sind eine Abteilung, ein Teil des Krankenhauses und der Versorgung hier in Offenbach und Umgebung. Das heißt zu Ihnen kommen Menschen, die entweder zwangseingewiesen werden, sich selber einweisen oder vom Arzt überwiesen werden? Die Mehrzahl kommt freiwillig. Menschen, die einen Bedarf an psychiatrischer Hilfe haben, kommen in die zentrale Notaufnahme und dann zu uns. Ein kleiner Teil wird eingewiesen, ein noch kleinerer Teil wird von der Polizei gebracht. Man denkt, die meisten wären nicht freiwillig da – ein Irrtum. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


m u t & liebe

thema

im gespräch mit

dr. med till glauner

Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Sana Klinikum Offenbach Mitglied des Aufsichtsrates der Stiftung Lebensräume Text & Foto von Thomas Lemnitzer Laut Statistik erkranken oder leiden 25 bis 30% der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer psychiatrischen Auffälligkeit. Was nicht heißt, dass stationär behandelt werden muss. Wenn man überlegt, dass jede Altersdemenz, Suchterkrankung, Depression ein psychiatrisches Krankheitsbild darstellt, dann kann man die Zahlen besser verstehen. Es ist viel häufiger, viel normaler, als man glaubt und schaut man auf die Zahlen, dann gibt es auch in unserer unmittelbaren Nähe sicher jemanden, der Hilfe bedarf oder bedurfte. Setzt sich die Statistik auch auf die älteren Menschen bezogen fort oder sind da die Zahlen höher? Das ist eine schwierige Frage und sicherlich von Krankheitsbild zu Krankheitsbild unterschiedlich. In der Natur der Sache liegt es, dass Alterserkrankungen, Gedächtnisstörungen und Demenz im Alter zunehmen, das gehört zum Älterwerden dazu. Aber wir wissen, dass alte Menschen häufig an nichterkannten psychiatrischen Beschwerden leiden. Im Zuge von Alzheimer oder Demenz können Symptome übersehen werden? Genau! Keine Lust auf Kontakte, Lustlosigkeit wird als „altersgerecht“ hingenommen, vielleicht ist es aber eine Depression. Hier sind vor allem die Hausärzte gefragt, aber auch die Angehörigen. Wenn diese plötzlich das Gefühl haben, dass Veränderungen auftreten, die sie nicht verstehen, ist es ratsam, einen Therapeuten oder Psychiater hinzuzuziehen. Bestimmte Erkrankungen nehmen nicht zu. Wer nie im Leben depressiv war, wird im Alter wahrscheinlich keine schwere Depression bekommen; Schizophrenie bekommt man im Alter auch nicht mehr. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

Auch wenn die Stigmatisierung, die Stereotypen der Angst vor dem Psychiater, ein Dilemmaist, was für ältere Menschen um so mehr gilt, da sie mit der „alten“ Psychiatrie großgeworden“ sind – mit dem Bild der Anstalt? Obwohl sich da einiges verändert. War noch bis vor 10 bis 15 Jahren Depression ein unaussprechbares Krankheitsbild, outen sich heute Prominente, die sagen: Ich bin depressiv, sogar bis zu suizidalem Verhalten. Das hilft viel, die Stigmatisierung psychiatrischer Erkrankungen zu reduzieren. Man hört immer wieder, dass es andersherum auch schwierig ist, an eine psychiatrische Beratung zu kommen – Stichwort Seniorenheime? Wir als Psychiater, nicht als Klinik, würden uns wünschen, dass Pflegeheime durch Fachärzte besser betreut werden. Das ist eine originäre Aufgabe der ambulanten Versorgung, der Praxisärzte. Ein unterschätztes Thema – alte Menschen und Suizide? Sicher, der häufigste Grund für Suizid bei Männern über 70 ist, wenn die Aufnahme ins Pflege- oder Altersheim droht. Männer leiden nicht, bekommen keine Depressionen und gehen nicht ins Altenheim und schon gar nicht zum Psychiater. Eine aufsuchende psychiatrische Vorsorge und Versorgung wäre wünschenswert. Werden alte Menschen häufiger stationär aufgenommen – abgeschoben? Wenn ein alt gewordener Mensch Depressionen bekommt, dann wird er genauso behandelt wie ein junger. Wir haben das Prinzip der therapeutischen Gemeinschaft, wir haben keine spezielle gerontopsychiatrische Station. In Untersuchungen, in denen 45


Psychosoziale Dienste für Mensch und Gemeinschaft

Die tagesstätte der Stiftung Lebensräume hat in der Darmstädter Straße neue renovierte Räume bezogen. Hier wird Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen von Montag bis Freitag eine feste Tagesstruktur in freundlicher Atmosphäre geboten. Schwerpunkte sind: Förderung und Aufbau sozialer Kontakte, Förderung von Alltagskompetenzen, sinnvolle industrielle Beschäftigungsangebote. Workshops, kognitives Training, Ausflüge und Ferienfahrten ergänzen das Program. Hündin Molly hilft begleitend in der Einrichtung.

LEBENSRÄUME Tagesstätte

Darmstädter Str. 16 | 63069 Offenbach | Tel.: 069 838392-0

Die Stiftung LEBENSRÄUME bietet spezialisierte Dienste für Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen, durch qualifizierte Mitarbeiter, für Offenbach - Stadt und Kreis, individuell auf die Betroffenen abgestimmt.

LEBENSRÄUME Gemeindepsychiatrie

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen

 LEBENSRÄUME Gesundheitsdienste

Integrierte Versorgung Psychiatrie

 LEBENSRÄUME Arbeitshilfen

Integrationsfachdienst für Schwerbehinderte im Arbeitsleben

ESSwerk Integrationsfirma

Verpflegungsdienste an Schulen | Beschäftigungsmaßnahmen

Stiftung LEBENSRÄUME Offenbach am Main

Geschäftsstelle Ludwigstraße 4 | 63069 Offenbach T. 069 838316-0 | F. 069 838316-16 www.lebsite.de | info@lebmail.de

ältere Menschen gefragt wurden, ob sie auf einer Station mit gleichaltrigen behandelt werden wollen oder mit jüngeren, hat eine überwiegende Mehrheit für eine Mischung votiert. Weil man sich jünger fühlt und die Lebendigkeit einer gemischten Station den Älteren zugute kommt. Sowieso sollte die stationäre Behandlung so kurz wie möglich sein, da kognitive Fähigkeiten im klinischen Alltag verloren gehen. Wer also noch in der Lage ist, einkaufen zu gehen, Kaffee zu kochen, sollte auch schnell zurück ins gewohnte Umfeld, mit entsprechender ambulanter Betreuung. Angehörige auch ein Thema? Sicher, wir haben es mit Angehörigen zu tun, die sich überfordern, weil sie nicht informiert sind über Pflegestufen, Pflegestationen, Pflegegeld. Wir müssen vermitteln, dass es Hilfen gibt und im häuslichen Rahmen oft mehr geht, als man glaubt. Mit einfachen technischen Hilfen lassen sich in der Pflege viele Dinge so arrangieren, dass es nicht sofort das Altersheim sein muss, insbesondere wenn die Betroffenen nicht wollen. Gibt es so etwas wie eine palliative Psychiatrie, wenn Heilung im Zusammenhang mit Demenz oder Alzheimer nicht möglich ist? Heilen – ein großes Wort! Man kann helfen, unbesehen vom Alter oder Nebenerkrankungen. Wenn ich zum Beispiel eine Depression erkenne, auch im Rahmen einer Demenz, würde ich diese konsequent, unter Umständen auch pharmakologisch behandeln. Was nicht passieren darf: Den Menschen aufgeben. Linderung und Verbesserung der Situation gilt es jederzeit anzustreben. Wie sehen Sie die ambulante Versorgung? Ist es wünschenswert, mehr Patienten in einem anderen als klinischem Rahmen zu behandeln. Im Idealfall hat man eine personell kontinuierliche Betreuung, von der „Wiege bis zur Bahre“. Wir haben aber ein fragmentiertes System in Deutschland: Das Krankenhaus dort, die komplementären Versorger da, die Behindertenhilfe und Eingliederungshilfe, Obdachlosenhilfe und Rente. Man ist auf eine gute Kooperation mit den komplementären Angeboten angewiesen. So wie unser Krankenhaus zum Beispiel mit der Stiftung Lebensräumen kooperiert, indem Informationen und Therapieansätze weitergegeben werden, um eine kontinuierliche Behandlung zu ermöglichen. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


m u t & liebe  T hema Zeit für den Sommer Wie sehen Sie da die Versorgung in Offenbach? Im Großen und Ganzen funktioniert das in Offenbach aus meiner Sicht gut. Wir haben ein gutes Netz an weiterführenden Einrichtungen: Betreuung durch das Gesundheitsamt, Stiftung Lebensräume mit betreutem Wohnen, Tageseinrichtungen, Integrationsfachdienst. Aber? Ein Problem sind die Schnittstellen, verschiedene Finanzierungen und Zuständigkeiten – aber das sind politische Fragen. Aus medizinischer Sicht würde man sich eine personelle Kontinuität über die Grenzen des Versorgungssystems hinweg wünschen. Eine intensivere Informationspolitik? In jedem Fall, um Stigmatisierung und Vorurteile abzubauen und Hilfen zu zeigen. Wir haben es zunehmend auch mit älteren Menschen mit Migrationshintergrund zu tun. Werden die erreicht? Ein brisantes Thema, man sollte meinen, dies würde in Offenbach einschlagen wie eine Bombe, aber zu den Veranstaltungen in der VHS kamen zu meinem Leidwesen viel zu wenige. Es geht um kultursensible Pflege und Betreuung, das wird in den nächsten Jahren mehr werden. Wir müssen informieren und aufklären. Eine Prognose für die Zukunft, wie sich unsere Gesellschaft mit der demographischen Entwicklung in der Pflege und Betreuung entwickelt. Es wird einen grundlegenden Wandel geben, wenn die geburtenstarken Jahrgänge auf die geburtenschwachen treffen. Ohne romantisch zu werden: Wir werden auf kommunale, nachbarschaftliche Fürsorge zurückkommen müssen. Noch fehlen Strategien und Ideen, wie sich Pflege und Betreuung in zwanzig Jahren umsetzen lassen. Mehr-Generationen-Einrichtungen, eine verpflichtende kommunale, nachbarschaftliche Hilfe, das man sich in nächster Umgebung vielleicht um einen dementen Menschen kümmert, auch mit finanziellen Anreizen – alles denkbar. Ich würde sogar noch weitergehen wollen und sagen: Alles sollte unter einem Dach organisiert und finanziert sein, einschließlich Wohnungslosenhilfe, Behindertenhilfe, Eingliederungshilfe, um eine Versorgung am Betroffenen und nicht an Institutionen entlang zu gewährleisten – auch wenn dabei Partikularinteressen in Frage gestellt werden. Herr Dr. Glauner, vielen Dank. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

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Zur Ruhe kommen, Gelassenheit üben und Klarheit gewinnen: Achtsamkeit lernen

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m u t & liebe

thema

tabuzone tod?

von Denise Freidank

sterbebegleitung herausforderung und chance

n

„Der Tod macht uns alle gleich“ lautet ein, auf Grabsteinen und Gedenktafeln gern verwendetes, Sprichwort. Selbst wenn das tatsächlich so sein sollte, so gilt es für den Weg zum Tode, das Sterben, keineswegs. So unterschiedlich sich der jeweilige Pfad zur Ewigen Ruh auch gestalten mag – der Gedanke an diese letzten Monate, Wochen, Tage vor dem Sterben bereitet in der Regel erst einmal beklemmende Gefühle. Muss man sich aber gezwungenermaßen mit ihm beschäftigen, sind da dann plötzlich viele Gedanken und Gefühle. Dinge, die es zu klären gilt, zu hinterlegen, festzuhalten. Juristisch, religiös, aber vor allem natürlich emotional. Fragen, die man den Angehörigen – sofern man diese sein Eigen nennt – vielleicht nicht stellen möchte. Fragen der Angehörigen selbst, die keine Ahnung haben, wem sie sie stellen, an wen sie sich wenden können – das schlichte Bedürfnis, zu reden. Nicht allein zu sein. Einen stützenden Anlaufpunkt zu haben, in einer Lebensphase, die psychisch wie physisch zehrend sein kann und so hochgradig individuell verläuft, dass jedes Aufstellen allgemeingültiger Regularität ins Leere läuft. Georg Sawas und seine Kollegen vom Ökumenischen Hospizverein Offenbach haben es sich zur Aufgabe gemacht, genau diesem Bedürfnis Abhilfe zu verschaffen. Ehrenamtlich begleiten sie Sterbende und deren Angehörige auf dem Weg zum Tod. Der Verein wurde 1998 gegründet und orientiert sich an Leitlinien der beiden christlichen Kirchen. Sein Beratungsund Begleitangebot richtet sich jedoch ausdrücklich an alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Glaubensrichtung oder Weltanschauung. Auch die finanzielle Situation der Klienten spielt keine Rolle. Es geht darum, Menschen nicht alleine zu lassen, egal, ob es um Trauer, Ängste, Krankheit oder Einsamkeit geht – die Frage ist also nicht das Warum, sondern das Wie. Dieses „Wie“ beinhaltet für alle Beteiligten weitaus mehr, als das schlichte „da sein“ der frei48

willigen Begleiter. Schließlich dringen sie, als zunächst völlig fremde Personen in hochgradig intime Bereiche ein, erbitten sich Vertrauen und Offenheit von Menschen, die mit Krankheit, Not oder vielleicht auch schlichter Resignation zu kämpfen haben, versprechen Unterstützung, ohne im Vorfeld zu wissen, wie genau dieses, aussehen kann. „Eine Gradwanderung“, sagt Sawas, der seine Zertifizierung zum anerkannten Hospizbegleiter 2017 erlangte. Zehn Monate hat er dafür in Pflegeheim und Krankenhaus verbracht, den Ambulanten Pflegedienst begleitet, viel Fachliteratur gewälzt und sich in unzähligen Gruppensitzungen theoretisch mit den Themen Tod, Trauerarbeit, Krankheit und Hospiz auseinandergesetzt. 170 Stunden, oft auch am Wochenende – Zeit, um vor allem die psychische und emotionale Belastung, die auf einen zukommt, möglichst professionell händeln zu lernen. Da aber natürlich jeder Klient seine eigene Geschichte hat, bleibt die Umsetzung des angereicherten Wissens trotzdem stets sehr individuell – ein Patentrezept gibt es nicht! Ist der Begleitende stark emotional involviert, kann das die Beziehung zum Klienten ebenso negativ beeinflussen, wie eine zu starke Verkopfung. Um den Bedarf möglichst breitflächig abzudecken, arbeitet die Ökumenische Hospizbewegung Offenbach e.V. eng vernetzt mit stationären Hospizangeboten und qualifizierten Fachkräften aus den Bereichen Palliative Care, Sozialpädagogik und Trauerbegleitung zusammen. Die Gruppe, in und mit der Georg Sawas seine Ausbildung zum Hospizhelfer absolviert hat, war ebenso bunt gemischt, wie die der Klienten: Biographie, Alter, Herkunft, alles hochgradig verschieden – mit einer Ausnahme: Hospizbegleitung liegt – wie viele sozial geprägte Berufsfelder – fast ausschließlich in Frauenhand! Sawas, als einziger Mann der Gruppe, findet das schade: „Männer tam u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


AbendLicht

m u t & liebe buisieren das Thema Tod offenbar wesentlich mehr, als Frauen dies tun! Vielleicht, weil die eigene Angst zu groß ist, weil sie dann gezwungen sind, sich mit der Realität der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen. Vielleicht…“ Warum macht man sowas? Warum engagiert man sich ausgerechnet in diesem Bereich, den die meisten Menschen so lange von sich schieben, wie es nur geht? Georg Sawas hat sich ganz bewusst für seinen Einsatz entschieden. Sein ganzes Berufsleben hat er im Jugendamt Offenbach verbracht. Das Gespür für soziale Belange, die Kraft des Zuhörens, ist ihm also vertraut. Der Brückenschlag des Fixpunktes von jung zu alt scheint für ihn deshalb auch nur logisch: „Hier wie da geht es in erster Linie um Empathie, um Zuhören und ein Sich-einlassen auf das, was vom Gegenüber kommt! In beiden Fällen heißt das Zauberwort „Beziehungsarbeit“.“ Anders, als im Jugendbereich oder bei seinem 20-jährigen Engagement als gesetzlicher Betreuer gehe es in der Hospizarbeit vor allem darum, die eigene Person gänzlich zurückzustellen und sich voll und ganz auf die Perspektive, die Bedürfnisse, die Entscheidung des Klienten einzulassen, „seinen ganz persönlichen Weg mitzugehen“ eben. Natürlich spielt hier auch das eigene Alter eine Rolle. Georg Sawas ist 68 Jahre alt – kein Alter, in dem es um den Tod geht, aber eines, in dem man „durchaus mal den einen oder anderen Gedanken an das große „was, wenn…?“ verliert“. Der Entschluss zu einer direkten, gewollten und möglichst unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Thema hat Sawas schnell zur Ökumenischen Hospizbewegung geführt. Bereut hat er es nicht: „Wenn man sich mit der Isolation und dem Leid der Menschen beschäftigt, die das Altern – vor allem in städtischen Gebieten – oft bestimmen, wird man schnell sehr demütig! Das eigene Leben, der eigene Alltag, über den man sich so oft beschwert, erscheint dann plötzlich in einem ganz anderen Licht!“ Es gehe darum, dass Thema Tod aus der Tabuzone zu holen, die Menschen dafür zu sensibilisieren. Nicht wegzuschauen, sondern diesem Thema, das uns alle betrifft, die nötige Würde zuzusprechen. Gerade im städtischen Bereich, wo Isolation und Abgrenzung Programm seien. Dass die Menschen aufhören, so zu tut, als gehe sie das alles nichts an, als beträfe es sie nicht, genau das wünscht sich Sawas. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

T H ema

Große Klassik intensiv erleben.

Weites Glanert Land Herbstgesang Rudin Schumann

Klavierkonzert Brahms

Sinfonie Nr.4 Neue Philharmonie Frankfurt

Markus Bellheim, Klavier Dirigent: Roland Böer

So., 6. Mai 2018 17.00 Uhr Capitol Theater Offenbach Kartenvorverkauf: OF InfoCenter, Salzgässchen 1, 63065 Offenbach, Tel.: (069) 84 00 - 04 170, info@ofinfocenter.de | www.frankfurtticket.de www.capitol-classic-lounge.de

Vor Kurzem hat er die Beerdigung seines ersten Klienten, seiner ersten Sterbebegleitung besucht. Eine Herausforderung sei es gewesen. Gleichzeitig aber auch ein gutes Gefühl. Ein viertel Jahr hat er den Mann begleitet, vom ersten Besuch im ehelichen Wohnzimmer bis zum Abschied auf dem Friedhof – ein Kreis, der sich schließt. Bei allen persönlichen Emotionen, derer sich natürlich auch ein professioneller Hospizbegleiter nicht gänzlich entziehen kann: „Was bleibt, ist ein unbestimmtes Gefühl der Zufriedenheit.“ Egal, wie viele Menschen Georg Sawas in Zukunft noch auf diesem, ihrem ganz persönlichen letzten Weg begleiten wird, eins weiß er jetzt schon: Diese erste Begleitung, die wird er niemals vergessen. Die wird er auf ewig mit sich tragen.

 Kontakt:

Ökumenische Hospizbewegung Offenbach e.V. Platz der Deutschen Einheit 7, OF Tel.: 069 800 87 998 Mail: info@hospizoffenbach.de 49


m u t & liebe

R ä u me voller ideen

coworking, werkstatt & kreativ-kiosk Fotos: © Christina Dirlich

● Offenbar hatten die Initiatorinnen mit der Gründung des Vereins für kreatives Arbeiten und Coworking vor einem Jahr eine richtig gute Idee. "Der Küchentisch zuhause ist auf Dauer kein idealer Arbeitsplatz und der Hobbyraum im Keller auch nicht wirklich inspirierend", meint Alex Hoffmann. "So entstand die Idee gemeinsam geeignete Räume für das 'nebenberufliche Ausleben kreativer Potenziale' zu suchen, wie ich dies gerne nenne." Man kennt sich in Offenbach und das ist von Vorteil, das lernten auch die 'Neu-Offenbacherinnen' (aus Frankfurt) in der Gruppe schnell: In direkter Nachbarschaft der Etagerie und mit deren Unterstützung war die passende und bezahlbare Lokation in der Domstraße 57 überraschend schnell gefunden. Auch die freundliche Vermieterin freute sich über die neuen Mieter. Die Räume im Erdgeschoss standen schon länger leer und warteten auf eine neue Nutzung. 50

Die Renovierung bot die erste konkrete Coworking-Erfahrung für die Vereinsmitglieder und war mehr Arbeit als gedacht, schweißte aber die Gruppe noch mehr zusammen. Zur Eröffnung am 6. Mai 2017 organsierte man auch den ersten Kiosk, einen Handmade-Markt, bei dem eigene Arbeiten, aber auch Produkte externer Aussteller präsentiert wurden. Mit weiteren Aktivitäten wie der Teilnahme am 'Ersten Frankfurter Wasserhäuschentag', die Tage der Industriekultur und Workshops und Lesungen war schnell ein interessiertes Publikum erreicht. "Unser Hauptinteresse liegt aber beim coworking", betont Christina Dirlich. "Mittlerweile arbeiten neben fünf Vereinsmitgliedern sieben Coworker hier. Je nach Absprache werden die Arbeitsplätze für einen oder mehrere Tage in der Woche gebucht. Neben acht Schreibtisch-Arbeitsplätzen stehen eine Werkstatt, eine 'Atelier-Ecke' und sogar eine Dunkelkammer zur gemeinsam u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


men Nutzung zur Verfügung." Die Coworking-Verträge sind längerfristig angelegt und kosten je nach Nutzung zwischen 60,- und 175,- Euro im Monat. Das kreative Spektrum ist groß: Grafik, Illustration, Arbeiten mit Beton, Linolschnitt, Fotografie, Film, Schmuck, Malerei, aber auch Elektrotechnik und WindVon der Jeans zum individuellen Kulturbeutel Neue Nähworkshops in der Etagerie Endlich gibt es neue Verwendungsmöglichkeiten für die abgetragenen Jeans! Sa. 10. März,10.00 bis 17.00 Uhr Wer Interesse hat, der Lieblingsjeans neues Leben einzuhauchen und eine Hülle, einen Türstopper oder ein Utensilo aus dem robusten, kombinierfreudigen Denim anzufertigen, sollte sich schnell anmelden. (Teilnehmerzahl: 5 Personen). Auch einen Nähkurs (10.3.) speziell für Männer wird es wieder in der Etagerie geben, in dem Grundlagen des Nähens vermittelt werden und was man(n) tun kann, wenn die Hose zu lang und der Knopf ab ist.

 Infos zu Workshops & Kursen sowie Anmeldung unter www.nähkurse-offenbach.de oder direkt in der Etagerie, Taunusstraße 1, Offenbach

räder haben ihren Platz im 'offenbar'. "Die Gruppe ist so etwas wie ein lebendiger Organismus, der sich mit jedem Coworker verändert", meint Julia Çan. "Wir arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen, es profitieren aber alle vom Austausch und den Synergien." Auch das Arbeits-Modell 'Coworking' funktioniert nicht überall und für jeden auf Anhieb positiv, im 'offenbar' gelingt dies aber zur Zeit sehr gut, ist die übereinstimmende Aussage. Ganz unverbindlich und kostenlos können Interessierte aber auch zu den offenen Werkstattterminen, immer am letzten Mittwoch im Monat, vorbeikommen und eigene kleinere Projekte in kreativer Atmosphäre realisieren. (am 21. März/18. April/30. Mai, jeweils 19.30 bis 21.00 Uhr) Daneben gibt es noch verschiedene Workshops und Veranstaltungen, wie z.B. den Koffermarkt im März und die große offenbar-Geburtstagsparty am 28. April. Infos und Termine unter: www.offenbar-offenbach.de

 offenbar e.V., Domstraße 57, Offenbach m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

Sa. 17. März:

Koffermarkt

11.00 bis 17.00 Uhr gemeinsam mit der Etagerie Handgemachtes in Kleinstauflagen: Schmuck, Genähtes, Drucke, Postkarten, Illustrationen, Betonstücke, Taschen, Fotos… Verkauft wird aus dem Koffer. Und weil Stöbern hungrig und durstig macht, gibt es an beiden Veranstaltungsorten ein vielfältiges Angebot an Speisen und Getränken. Standanmeldung per Mail an: kiosk@offenbar-offenbach.de

Sa. 28. APRIL:

offenbar feiert geburtstag

Der Verein feiert seinen ersten Geburtstag. Aus diesem Anlass präsentieren Mitglieder und Coworker aktuelle Arbeiten. Besucher sind herzlich eingeladen. 51


m u t & liebe

sportlich

laufstrecken in stadtnähe: wald und weiher

von Meret Baumgardt

● Mit Offenbach verbinden die meisten „Großstadt“. Und um ehrlich zu sein, sind die zahlreichen Plattenbauten, gepaart mit Verkehr und Autoabgasen eher weniger einladend für Läuferinnen und Läufer. Obwohl das „Urban running“, ausgehend von den „Bridgerunners“ aus New York schon seit 2014 ziemlich hip ist, sehnt sich das Läuferherz doch immer noch im Geheimen nach frischer Luft und unberührter Natur. Wer hätte gedacht, dass sich quasi direkt vor der Haustür, bequem fußläufig zu erreichen, ein kleines Paradis befindet, mit verschlungenen Pfaden und morastigen Teichen? Zugegeben, der Lärm der Autobahnen und Flugzeuge ist gegenwärtig, doch mit Kopfhörern und guter Musik kann man das Naturerlebnis dennoch relativ unbehelligt genießen. Unser kleiner Laufausflug in den Frankfurter Stadtwald beginnt beim Dreichpark, vor der Leibnitzschule. Wir traben gemütlich durch die Bahnunterführung und wenden uns dann nach rechts in die Sackgasse, vorbei am Seniorenheim und der Schrebergartensiedlung. Hier lauert auch schon die erste Läuferherausforderung, die inoffizielle Hundespielwiese. Obwohl die meisten Vierbeiner auf Herrchen und Frauchen hören, gibt es ab und an stürmischere Kandidaten, die man mit lauten Rufen in Schach halten muss. Ist diese Herausforderung gemeistert, läuft man nach links und dann unter der Autobahnunterführung hindurch. Die kleine Steigung, die nun folgt, eignet sich für leichtes bis moderates Steigungstraining. Überquert man nun die Autobahnbrücke, hat man sich als Offenbacher auch schon heimlich auf Frankfurter Terrain geschlichen. Für eine Erfrischung nach dem Lauf empfiehlt sich hier die Gärtnerei „Im Gadde“, die am Wochenende leckere Kuchen und Herzhaftes anbietet. Wir laufen jetzt nach links in den Frankfurter Stadtwald hinein und halten uns so lange gerade aus, bis der befestigte Weg endet. Dann geht es bequem ein 52

kurzes Stück abwärts, bis wir das erste Laufhighlight erreichen: den bekannten Maunzenweiher. Ein im Winter, Frühjahr und Herbst etwas schlammiger Pfad führt um das ruhige Wasser, an dessen Ufer unterschiedlichste Vogelarten beheimatet sind. Wildromantisch liegt eine kleine Insel in der Mitte des Weihers. Nachdem wir unsere Runde um den Maunzenweiher beendet haben, können nun die Genussläufer den Rücktritt antreten und den selben Weg zurücklaufen. Ambitioniertere Läufer wenden sich nach links auf den befestigten Weg, der schon bald in einen schmalen Reiterpfad übergeht. Wir folgen dem Pfad durch den dichten, moosbedeckten Wald, bis wir schließlich zu unserer Linken eine weitere Autobahnbrücke erblicken. Diese überqueren wir, trotz der Steigung noch voll motiviert, denn das nächste Highlight unserer Tour erwartet uns. Der Kesselbruchweiher, der sich an den Försterwiesenweiher schmiegt, ist weniger bekannt und deshalb nicht so überlaufen wie der Maunzenweiher, dabei jedoch umso schöner. Hohes Schilf und tiefhängende Äste, schmale Pfade und dunkles Wasser bieten ein wildes Panorama. Wir folgen erst dem Ufer des Kesselbruchweihers, bevor wir uns Richtung Förderwiesenweiher wenden. Jene Läufer, die gerne ihren Lauf nach ca. 14 km an der Leibnitzschule beenden wollen, laufen eine Runde um die Weiher und treten dann den Rücktritt an. Sind die Beine und die Lunge noch nicht müde, geht es weiter auf einem breiteren Waldweg. In der Ferne erblicken wir auch schon die Darmstädter Landstraße. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


m u t & liebe

sportlich

Mut&Liebe Laufteam

Hier ist absolute Vorsicht geboten. Es gibt keine Brücke oder Unterführung, man muss die Straße direkt überqueren. Die Kopfhörer sollten für dieses Unterfangen auf jeden Fall abgesetzt werden. Da die Autos hier sehr schnell fahren, sollten Läufer erst überqueren, wenn die Autos auf großzügigem Abstand sind. Ist diese gefährliche Stelle überstanden, öffnen wir das kleine Tor auf der anderen Seite des Waldes, wo sich ein Trampelpfad durchs Gestrüpp schlängelt. Nach wenigen Minuten werden wir für unsere Mühen mit dem Anblick des Luderbachs und des Jacobiweihers belohnt. Das langgezogene Wasser wird von knorrigen Bäumen gesäumt, eine kleine, romantischen Holzbrücke führt ans andere Ufer. Wir drehen eine Runde auf naturnahen Wegen um den verzweigten Weiher. Das Waldgasthaus Oberschweinstiege thront über dem Wasser und lädt auf eine Erfrischung ein. Nun bieten sich zwei Möglichkeiten. Entweder wird der selbe Weg zurück gelaufen, den man gekommen ist, wobei man bei ca. 18 km wieder an der Leibnitzschule angelangt. Möchte man noch die drei Kilometer bis zum Halbmarathon absolvieren, lohnt sich ein knackiger Endsprint im Kreis durch den Dreieichpark. Ist einem der Weg zurück zu weit und möchte man den Lauf nach neun Kilometern beenden, wenden man sich nach links, bis man auf die Straßenbahnstation „Oberschweinstiege“ trifft. Mit der „Tram 17“ fährt man gemütlich bis zum Frankfurter Hauptbahnhof und dann mit der S-Bahn zurück nach Offenbach. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

Wir, das Mut&Liebe Laufteam, sind eine sechs Monate junge, bunt gemischte Gruppe von Läufern und Läuferinnen auf unterschiedlichen Laufniveaus. Wir haben uns mit dem Gedanken gegründet, Offenbach und auch Frankfurt laufend zu erkunden, dabei etwas für die Gesundheit zu tun und immer eine Möglichkeit zu finden, zusammen zu trainieren, egal, ob es für den Einen die ersten 5km und für die Andere 20 km sein soll. Gemeinsam zu laufen macht schließlich am meisten Spaß. Wichtig ist es uns auch, bei coolen Aktionen dabei zu sein und das Laufen für gute Zwecke zu nutzen. Haben wir den Offenbacher-Kran-Lauf der AIDS-Hilfe als größtes Team im Sommer 2017 gemeistert, sind wir am 24. März wieder am Start beim Lauf gegen Rassismus in Wiesbaden. Natürlich fänden wir es super, andere Offenbacher Laufende dort zu treffen, die mit uns und sicherlich vielen Anderen laufend ein Zeichen gegen Rassismus setzen möchten. Unser nächstes Etappenziel ist dann der Limeslauf in Großkrotzenburg am 6. Mai, wo wir bei den 21, den 10 und den 5 km vertreten sein werden. Mit günstigen Teilnahmegebüren von 8 Euro und einem Zielschluss von 3 Stunden ist dieser gemütliche Lauf entlang des von den Römern erbauten Grenzwalls im Taunus ein netter Halbjahreshöhepunkt. Unsere Rezeptidee für ein leckeres Frühstück nach einem langen Lauf

Gesunde Heidelbeer-Bananenschnitten

(sehr einfach und ruckzuck fertig) Zutaten: • 2 Bananen • 3 Eier • 350gr. Haferflocken • Beeren (Heidelbeeren, gefrorene Himbeeren ect.) Die Bananen mit der Gabel zerdrücken. Mit den 3 Eiern verquirlen. Haferflocken hinzugeben und unterrühren. Die Heidelbeeren unterheben. Den Teig ca. 10 Min. ziehen lassen, bis die Haferflocken aufquellen. Ein Backpapier in eine Auflaufform legen und den Teig einfüllen. Bei 150 Grad ca. 30 Min. backen, bis die Heidelbeeren aufplatzen und die Haferflocken hellbraun werden. Der Kuchen enthält: Proteine (bes. durch Eier und Haferflocken), Ballaststoffe (bes. durch Haferflocken), Kohlenhydrate (bes. durch Haferflocken und Banane), Mineralstoffe Kalium, Phosphor, Magnesium (bes. durch Banane), Vitamin A, C, D und E (Heidelbeeren und Bananen und Eier), Fette (Eigelb) 53


m u t & liebe

sportlich

e-Bike – Fahrradfahren für alle ! ● Gesundheit, Mobilität und aktive Freizeitgestaltung haben heute für Menschen jeden Alters einen hohen Stellenwert. So gewinnt das Fahrradfahren eine immer größere Popularität. Besonders attraktiv ist die Bewegung auf zwei Rädern auch für ältere Menschen. Gerade diese Altersgruppe schätzt zunehmend die elektrische Antriebsunterstützung. Durch den zusätzlichen Schub sind eBikes ideal für Ältere, oder für Menschen mit gesundheitlicher Vorbelastung. "Fahrradfahren verlernt man nicht" – dieser Spruch ist wohl nach wie vor richtig, aber gerade Menschen die nach einer längeren Pause zurück auf das Rad steigen, sollten sich informieren und vorbereiten! Fahrradtypen und technische Ausstattung haben große Entwicklungen durchlaufen. Bevor es "zurück auf das Rad" geht, sollte man seinen Bedarf und seine Fähigkeiten klären. Eine Beratung und eine ausgiebige Testfahrt ist unersetzlich. Es gibt verschiedene Gründe oder Motive auf das e-Bike (um)zu steigen: Gesundradeln: Das typische Seniorenfahrrad, das in Form eines trägen Citybikes mit tiefem Einstieg und wenig technischen Innovationen daherkommt, gibt es kaum noch. Die vielfältigen Lebenssituationen von Älteren verlangen nach einem größeren Angebot an Fahrrädern. Viele Senioren sind fit und aktiv und wollen sich durch ein eBike den Aktionsradius erhalten. Das eBike bringt aber auch Menschen die durch Gelenkbeschwerden, Herz-/Kreislauferkrankungen, Diabetes, oder sonstige Handicaps bisher vom Radfahren abgehalten wurden, die Mobilität zurück. Die sensible Unterstützung in der Antriebstechnik macht oft überhaupt möglich auf eine Radtour zu gehen. So hilft das eBike auch bei Gegenwind und in hügeligen Gegenden im persönlich optimalen Belastungsbereich zu bleiben. Gewichtsradeln: Viele Menschen haben mit Übergewicht zu kämpfen. Sport zu treiben fällt oft schwer, da dies schnell zu Überlastungen der Gelenke führt. Das Fahrrad hilft das Körpergewicht zu tragen und ermöglicht so ein schonendes Fitness-Programm. Das eBike erleichtert den Einstieg in ein Training zur Gewichtsreduktion. Die Fettverbrennung und der Effekt auf das Herz-/Kreislaufsystem sind im sogenannten aeroben Bereich des Stoffwechsels optimal. Regelmäßiges Radfahren nach einem Trainingsplan, der mit dem Hausarzt abgestimmt sein sollte, bringt eine neue Lebensqualität in den Alltag der Betroffenen. Genussradeln: Gruppen und Paare mit unterschiedlicher Leistungsstärke können mit dem eBike entspannt gemein54

sam radeln und die Natur genießen. Die individuelle Wahl des Unterstützungsmodus der Elektromotoren macht es möglich Radtouren gemeinsam zu absolvieren. Leistungsunterschiede werden ausgeglichen und auch schwächere Radfahrern können anspruchsvollere Strecken fahren. So wird es möglich – als gemeinsames Erlebnis – sich neue Räume und Orte zu "erradeln". "eBike-Schnellkurs" für Einsteiger Der Fahrradladen Artefakt bietet verschiedene eBike-Kurse und -Touren für Interessierte an. Nach Verabredung begeben wir uns (zu zweit oder dritt) auf eine representative Testrunde rund um Offenbach. An verschiedenen Orten werden unterschiedliche Situationen durchfahren. Auf diese Weise werden die Vorteile eines eBike deutlich gemacht, aber auch Vorsichtsmaßnahmen durchgespielt. Ausserdem veranstalten wir mehrere gemeinsame eBike-Ausfahrten im Jahr. Dabei werden alle verfügbaren Test-Räder zur Verfügung gestellt, oft wird die Fahrzeugflotte durch Leihgaben des Darmstädter Herstellers Riese & Müller ergänzt. Die Ausflüge bieten die Möglichkeit verschiedene Radmodelle zu bewegen und auszuprobieren. Die Touren führen ins Umland von Offenbach und haben unterschiedliche Inhalte und Ziele. Für 2018 ist in Planung: • 3x GenussRadeln (mit Wein- Wurst- oder Käseprobe) • 2x LiteraturRadeln (mit Textprobe) • 1x GesundRadeln (mit Wassertreten)

 Genaue Infos & Termine: www.artefakt-offenbach.de

oder per Newsletter: laden@artefakt-offenbach.de m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


m u t & liebe

sch ö n & G u t

Fotos: lemnitzer-fotografie

sch ö

n

& Gut ● Kraut & Kram, Karin Müller Blumen & Accessoires Senefelder Straße 15, Offenbach Tel. 069 269 103 78 Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr: 09.00 – 13.00 Uhr und 15.00 – 18.00 Uhr Mi. und Sa. 09.00 – 13.00 Uhr

kraut & kram Als Blumenfreund/in kann man nur schwer widerstehen und freut sich an den duftenden, farbenfrohen Pflanzen und Blüten im freundlichen Blumenladen an der Senefelder Straße schon beim Vorübergehen. Zu jeder Jahreszeit, aber besonders jetzt im Frühling verführen die Pflanzen und Arrangements vor und im Laden von Karin Müller. 2009 hat sich die gelernte Floristin ihren Traum erfüllt und sich mit einem eigenen Geschäft selbstständig gemacht. Neben bunten, frischen Schnittblumen und Topfpflanzen gehört der passende 'Kram' zum 'Kraut' auch zum liebevoll, ausgesuchten Sortiment. Vom Blumentopf bis zum Osterei, findet man hier neben dem Blumengruß auch noch schöne Accessoires für jede Gelegenheit.

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Die HÄLFTE 

feHlt!

m u t & liebe

veranstaltungen um den internationalen frauentag 2018 am 8. März in offenbach rück? Die Agentur für Arbeit informieren über Unterstützungsangebote. Voranmeldung bei: Tel. 069/82997-822 oder: offenbach.bca@arbeitsagentur.de

Veranstaltung des W58

(Mehrgenerationen-Wohnhaus)

 mi. 07. März, 14.00 – 15.30 Uhr

Auch zum 107. Internationalen Frauentag hat sich das Thema Gleichberechtigung noch nicht erledigt. Frauengruppen, Institutionen und Gewerkschaften diskutieren diesmal in ihren Veranstaltungen um den 8. März die Themen Gerechtigkeit und Verteilung. (Alle Veranstaltungen u. Infos: www. offenbach.de/fuer-frauen-und-mädchen/

 Do. 01. März, 19.00 Uhr

Klingspor Museum, Herrnstr. 80 "Frauen und Erfolg - wie funktioniert's?" Jubiläumsveranstaltung Das Netzwerk ‚Frauen für Offenbach‘ lädt zum 10. Mal ein zur Podiumsdiskussion. Gäste sind Konstanze Schneider, die Initiatorin des Netzwerks; Heide Khatschaturian, Engagementlotsin Land Hessen; Barbara Levi-Wach, ehrenamtl. Geschäftsführerin der Lokalen Agenda 21 sowie Sybille Stallmann-Beseler, stellv. Vorsitzende des Freiwilligenzentrums OF. www.frauen-fuer-offenbach.de

 Sa./So. 03. u. 04. März, 19.30 Uhr

Haus der vhs, Berliner Str. 77 Es muss noch was Anderes geben – erste Schritte zur beruflichen Neuorientierung Veranstaltung der Kommunalen Weiterbildungsberatungsstelle webb. Bitte anmelden. Tel. 069/8065-3133 oder per Mail: webb@offenbach.de)

 Mi. 07. März, 16.00 – 18.00 Uhr

Beratungs- u. Geschäftsstelle Frauen helfen Frauen e.V., Bieberer Straße 17 EINBLICKE in die Arbeit im Frauenhaus und in der Frauenberatungsstelle Der Verein bietet Einblicke in die Arbeit im Frauenhaus und der Beartungsstelle. Eine virtuelle Führung durch das Frauenhaus vermittelt ein neu erstellter Film.

 Do. 08. März, 18.00 Uhr

Haus der Gewerkschaft, Berliner Str. 220 - 224, 4. OG Smarte neue Welt Digitaler Umbruch von Arbeit: Ein neuer Möglichkeitsraum für Frauen? Diskussionsveranstaltung zu den Forschungen der Hans-Böckler-Stiftung. DGB-Kreisverband Offenbach in Kooperation mit dem Frauenbüro OF

Haus der vhs, Berliner Str. 77 Theateraufführung "Die acht Frauen" Der vhs-Theaterkurs „Bretter, die die Welt bedeuten“ zeigt eine Kriminalkomödie von Robert Thomas. Eintritt: 6,-, bitte reservieren: Tel. 069 8065-3156

 Sa. 19. März, 18.00 Uhr

 di. 06. März, 09.30 – 11.00 Uhr

Songmoo, Bismarckstr. 76 Wochendkurs Selbstverteidigung für Frauen (ab 16 Jahren) Wirkungsvolle Techniken gegen rassistische und sexuelle Angriffe. Anmeldung / Infos bei: Stephanie Taibi, 0179-4585268 oder songmoo@web.de

Haus der vhs, Berliner Str. 77 Offener Treff: Wiedereinstieg nach Ihrer Familienphase Sie haben einen Minijob oder Ihre letzte Berufstätigkeit liegt schon länger zu56

Weihehalle am Schillerplatz 1 Mut zur Gerechtigkeit Die Frei-religiöse Gemeinde Offenbach lädt zum kritisch-bunten Abend ein.

 Sa.+So. 17./18. März, 11.00 - 15.00

 Do. 08. März, Einlass: 18.00 Uhr W58, Quartierssaal, Weikertsblochstraße 58, OF, Eintriff frei

"Sternstunde des Lebens"

Der parlamentarische Kampf der Abgeordneten Elisabeth Selbert für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Fernsehfilm D 2014, mit Iris Berben. Bonn 1948. Die Abgeordnete und Juristin Elisabeth Selbert kämpft unermüdlich für die Aufnahme des Satzes „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in das Grundgesetz der zukünftigen Bundesrepublik Deutschland. Trotz der vielen Widerstände, die sie immer wieder zu spüren bekommt, gibt sie nicht auf und hält hartnäckig an ihrem Vorhaben fest. Erst nach einer landesweite Kampagne, unterstützt von tausenden Frauen, wird ihr Antrag im neuen Grundgesetz aufgenommen. Der Kampf der wenig bekannten Politikerin Selbert um den heute selbstverständlich erscheinenden Gleichberechtigungsparagraphen sollte nicht vergessen werden. In Offenbach wurde immerhin die neue Fußgängerbrücke im Hafen nach ihr benannt.

m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


süßes aus dem netz

www.kuchenbaecker.com

Liebe Leserinnen und Leser, Die Ausgabe, die Sie heute in Händen halten, hat es mir nicht leicht gemacht. Ich muss gestehen, dass ich mich mit dem Älterwerden noch nie wirklich beschäftigt habe. Abgesehen von den üblichen Überlegungen zur privaten Altersvorsorge, ist der Gedanke an ein Seniorenleben in Offenbach tatsächlich noch sehr weit weg für mich. Ein Fehler, wie ich feststellen muss, wo ich mit dem Schwerpunktthema des Magazins konfrontiert bin. Ich weiß eigentlich so gar nichts über Angebote für Senioren in Offenbach, geschweige denn, wie sich das Älterwerden in unserer Stadt gestaltet. Das neue Mut&Liebe Magazin wird garantiert seinen Teil dazu beitragen diesen Umstand zu ändern und ich habe mir vorgenommen, mich im Rathaus und bei diversen karitativen Anlaufstellen zu informieren. Fest steht: Wir werden alle älter und es ist wichtig, dass wir die Menschen, die für uns „junge Offenbacher“ die Stadt während ihres Arbeitslebens vorangebracht und geprägt haben, nicht aus dem Blickwinkel verlieren. Und viel mehr, nicht Gefahr laufen, sie vom gesellschaftlichen Leben ausschließen. Angebote für Senioren, vor allem integrative, sind wichtig und mit dem Seniornet 55 plus leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag dazu. Aber auch jeder einzelne von uns kann einen Beitrag leisten „unseren“ Senioren den Respekt und die Dankbarkeit entgegen zu bringen, die sie verdient haben. Es ist das kleine Lächeln, das Tragen der Einkaufstasche in den zweiten Stock (oder dritten oder vierten), das Auswechseln der Glühbirne oder kleine Botengänge. Als ich nach Offenbach zog, hatte ich eine alte Dame im Haus wohnen, die mir das Einleben in die Nachbarschaft mit ihrer aufmerksamen, hilfsbereiten Art unglaublich erleichtert hat. Als sie zunehmend nicht mehr alle Dinge des Alltags ganz ohne Hilfe bewerkstelligen konnte, habe ich für sie eingekauft, sie zum Arzt gefahren oder bin ihr bei kleineren Reparaturen zur Hand gegangen. Es sind die m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

Mini Marzipan Gugl 100g Butter • 100g Marzipanrohmasse • 50g Zucker • 1 Pck Borubon Vanillezucker 2 Eier • einige Tropfen Bittermandelaroma • 1Pr Salz • 60g Mehl • 1/2 TL Backpulver • 75 g Kuchenglasur oder Kuvertüre 1. So geht's: Butter und Marzipan werden zusammen mit Bittermandelaroma, Zucker und Vanillezucker glatt gerührt. Dann werden die Eier einzeln untergerührt. 2. Das Mehl mit dem Backpulver in einer separaten Schüssel mischen und unter die feuchten Zutaten heben. 3. Mit Hilfe eines Spritzbeutels den Teig in eine Minigugl Silikonform füllen. Jede Mulde sollte zu 2/3 mit Teig gefüllt sein. 4. Im vorgeheizten Backofen backen die Minigugl bei 180 Grad Ober-/Unterhitze für etwa 10 – 12 Min.. Ggf. muss die Backzeit nach unten angepasst werden, falls die Gugl zu dunkel werden. Stäbchenprobe machen. Die Minigugl in der Form auskühlen lassen, bevor sie heraus genommen werden. 5. Schokolade auf dem Wasserbad schmelzen. Jeweils einen TL flüssige Schokolade in die Mulden der Silikonform füllen und die Minigugl in die Schokolade drücken. 6. Die Schokolade festwerden lassen (geht schneller im Kühlschrank) bevor die Gugl wieder aus der Form gelöst werden.

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kleinen Gesten, die soviel ausmachen. Und auch ich werde im Alter froh sein, wenn mir meine Nachbarin oder mein Nachbar eine helfende Hand reicht, wenn ich sie brauche. Ein Rezept passend zum Thema? Das war auch gar nicht so einfach. Vielleicht passen kleine Mini Guglhupfe zum Kaffee- oder Teekränzchen ganz gut in die heutige Ausgabe. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und sage bis zum nächsten Mal, Ihr Tobias Müller 57


m u t & liebe

go u rmet

Trattodino in der weinstube

italien schmecken in entspannter atmosphäre

von Ingrid Walter, walter-wortware.de ● Der Standortwechsel des Trattodino war nicht geplant und kam aus heiterem Himmel. Der ehemalige Vermieter hatte gekündigt, möchte das Haus mit mehr Wohnraum aufwerten – Stefan und Doris Gey mussten mit ihrem Team nach einer anderen Location suchen. Wie das Leben eben manchmal so spielt, aber es manchmal auch gut meint. Denn die ehemalige Weinstube in der Taunusstraße war schon eine Weile verwaist – was die Offenbacher sehr bedauerlich fanden. Stefan Gey kannte den großzügigen Gastraum natürlich von früher – und beschloss kurzerhand, ihn mit einem neuen Innenleben zu füllen. Und schon Mitte Januar eröffnete das Trattodino in der Weinstube. Die Stammgäste sind gleich mitgekommen und neue schauen jeden Tag vorbei. Das Konzept wurde wie der Koch in den neuen Standort integriert und nur ein wenig erweitert. Man möchte sagen: Zum Glück, denn auch in der Weinstube wird eine sehr schmackhafte und authentische italienische Hausfrauenkost gekocht, die durchaus 58

● Trattodino in der Weinstube, Taunusstr. 19, OF Tel.: 069 85098907 Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 11.30 – 14.30 Uhr, Mo. – Sa.: 18.00 – 22.30 Uhr verwöhnten Gaumen schmeckt. Es gibt italienische Standards wie Saltimbocca à la Romana, aber auch Besonderes wie Tagliatelle mit Kalbsnieren, zudem ungewöhnliche Pasta-Varianten aus Süditalien, wie Penne Melanzane e Menta (Röhrchennudeln mit Auberginen und Pfefferminze). Bei den Zutaten wird insgesamt auf erstklassige Qualität geachtet und wenn möglich Bio-Ware verwendet. Einige Rohstoffe werden direkt aus Italien mit dem Kühltransporter angeliefert, so wie die hervorragenden Wurstwaren in Bio-Qualität, der Parmesan oder das Fleisch für Schmorgerichte. Es stammt oft von alten Rassen wie den Cinta Senese-Schweinen aus Siena oder den Chianina-Rindern, die bereits von den Etruskern m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


go u rmet MeisterFeier

© lemnitzer-fotografie

m u t & liebe kultiviert wurden. Dafür hat Stefan Gey einen kleinen, feinen Fleischereibetrieb in der Toskana an der Grenze zur Emiglia-Romagna aufgetan. Bei seinen Italienreisen ist er immer auf der Suche nach besonderen Spezialitäten oder Weinen. Die Getränke bezieht er ebenfalls gezielt von kleinen Erzeugern: Das Bier kommt von der Brauerei Wiesen aus dem Spessart, der Wein von familiären Weingütern aus ganz Italien. Er wird im Trattodino auch flaschenweise zu Ladenpreisen verkauft, wer ihn an Ort und Stelle trinkt, zahlt für jeden Wein einen Korkgeld-Aufpreis von 12 Euro. Für Danach gibt es eine schöne Auswahl an Grappa oder Vermouth. Als Erfrischung Zwischendurch dient Rhönsprudel. Neben den italienischen Rezepten, die in der Küche alle von Hand zubereitet und frisch gekocht werden, gibt es auf Wunsch auch authentische italienische Tischkultur: Die Tavolata, die familiäre Tafelrunde. So können Grüppchen ab sechs Personen sich regionale Themen wie Piemont, Toskana oder Sizilien aussu-

chen. Die Gerichte werden dann traditionell in großen Schüsseln und auf Platten gereicht und jeder bedient sich selbst – so kommt Stimmung auf und italienische Lebensfreude. In der Sommersaison lädt der lauschige Hof ein und lässt die Besucher stilecht vom Süden träumen. In unregelmäßigen Abständen soll ein Pizza-Abend mit Musik eine fröhliche und unkomplizierte Abwechslung bieten oder eine Aperitif-Stunde zum fröhlichen Beisammensein locken. Insgesamt ist dem Team um Stefan und Doris Gey daran gelegen, eine hochwertige italienische Küche in lockerer Atmosphäre zu bieten. Die Gäste sollen sich wohl fühlen – ganz ohne Krawattenzwang und aufgesetzte Gentilezza. m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

Große Klassik intensiv erleben.

Strauss

Sport-Polka Rózsa

Ben Hur

Parade der Wagenlenker

John Williams

Quidditch (Harry Potter) Richard Siedhoff

Endspiel 1954

Die Original-Filmaufnahmen mit Live-Musik

Neue Philharmonie Frankfurt

Rhein-Main-Vokalisten Dirigenten: Steven Lloyd González

So., 18. März 2018 17.00 Uhr Capitol Theater Offenbach Kartenvorverkauf: OF InfoCenter, Salzgässchen 1, 63065 Offenbach, Tel.: (069) 84 00 - 04 170, info@ofinfocenter.de | www.frankfurtticket.de www.capitol-classic-lounge.de

Wilhelmsplatz 12 D-63065 Offenbach Fon: 069 883333 Fax: 069 885040 www.buchladenammarkt.de Mail: info@buchladenammarkt.de

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S pecial © Jens Pohlmann

m u t & liebe

luminale 2018

frankfurt/offenbach 18. bis 23. März n Die Luminale findet alle zwei Jahre zeitgleich zur Weltmesse des Lichtes, der Light+Buildung, statt. Das Festival gehört inzwischen zu den Klassikern unter den Großereignissen im Rhein-Main-Gebiet. Erstmals entfaltet sich das Programm in fünf Sektionen mit je eigenem Schwerpunkt: themenbezogene Lichtkunst in ART, Vorträge und Diskussionsrunden in SOLUTIONS, Projekte von Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen in STUDY, selbstorganisierte und initiierte Beiträge aus verschiedenen Feldern in COMMUNITY und dem Bereich BETTER CITY, der Projekten gewidmet ist, die dauerhaft erhalten bleiben. In Offenbach wird in der Kategorie ART, Lichtkunst an einer Gründerzeitvilla zu sehen sein. Im Bereich STUDY werden drei Projekte von Studierenden der Hochschule für Gestaltung gezeigt. Insgesamt 22 Projekte werden in der Kategorie COMMUNITY erstrahlen und stellen damit einen Beitrag von Künstlern, Kreativen und Vereinen für die Stadtgesellschaft im Kontext des Lichtes dar. Im Nordend werden verschiedene Projekte zu sehen sein, so im Hafen 2 oder auf dem Hafenparkplatz. Die Ateliergemeinschaft B71 in der Bettinastraße plant gleich mehrere Projekte und lädt zum Mitmachen ein. In der Johanneskirche in der Ludwigstraße entsteht eine zu Musik korrespondierende Lichtinstallation. Ein weiteres Highlight im Nordend stellt die Illuminierung der Fassade einer denkmalgeschützten Villa in der Kaiserstraße 102 dar. Auch in der Innenstadt werden den Besuchern zahlreiche spannende Projekte und Installationen geboten. So erstrahlen die Stadtkirche und die französisch reformierte Kirche, beide in der Herrnstraße, in einem anderen Licht und auch die Kirche St. Paul in der Kaiserstraße 60 wird am 23. März in einem Zusammenspiel von Musik, Videosequenzen und Illumination neu erlebbar. 60

Im Haus der Stadtgeschichte ist passgenau zur Luminale die Ausstellung „HESSEN UNTER STROM“ zu Gast und am 21. und am 23. März finden Führungen mit dem Kurator Christian Krüger statt. In der Volkshochschule wird am 21. März eine Veranstaltung im Zeichen des Lichtes stattfinden und im Kunstverein Offenbach im KOMM werden mit Partnern des Kunstvereins drei Luminale-Projekte zu sehen sein. Studierende der Hochschule für Gestaltung präsentieren Kunstprojekte vor dem Rathaus (Südseite / Stadthof), am Mainufer in Höhe des Kulturgleises. und an der Fassade des LIDLs in der Bieber Straße 225. Ein wichtiger und unbedingt sehenswerter Ort der diesjährigen Luminale wird der Offenbacher Hauptbahnhof sein, der mit insgesamt fünf Beiträgen in einem neuen Licht erstrahlt. Neben verschiedene Installationen gibt es auch Führungen durch den Bahnhof. Nicht weit davon entfernt, lohnt sich ein Besuch im Atelier artevilla in der Rathenaustraße 4. Dort zeigen Künstler verschiedene reflektierende Lichtobjekte und Textilarbeiten.

Pedelec Luminale-Touren Auch zur diesjährigen Luminale finden wieder die beliebten Pedelec-Touren von emobil RheinMain statt. Am 19. März und 22. März, jeweils um 18.00 Uhr, führt Daniel Brettschneider zu ausgewählten Standorten. Start und Ende der beiden geführten Touren ist der Offenbacher Marktplatz. Die Touren kosten 13,- Euro, (inkl. Pedelecnutzung). Anmeldungen bitte im OF-InfoCenter, Salzgäßchen 1, OF, Info-Telefon: 069 840004170 oder per Mail an: info@osg-of.de

 Infos: www.offenbach.de/luminale www.luminale-frankfurt.de m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


m u t & liebe

special

© Franz Betz

n Vor 20 Jahren wurde mit der Einweihung der S-BahnHaltestellen in der Innenstadt der finaler Niedergang des Offenbacher Hauptbahnhofs besiegelt. Heute ist er ein unwirtlicher Ort und wurde von der Deutschen Bahn systematisch entmietet, um ihn für den Verkauf an einen geeigneten Investor „fit zu machen“. Mit den städtischen Überlegungen, was zukünftig mit dem als Baudenkmal anerkannten Empfangsgebäude geschehen soll, hat eine Gruppe von Menschen erkannt, dass jetzt die Zeichen für einen Wandel anstehen. Die Liebe zu dem Gebäude, das seinen baulichen Ursprung im 19. Jhd. hat und in den zwanziger Jahren des letzten Jhd. zu seiner heutigen Form umgebaut wurde, und der unbedingte Wunsch, den Hauptbahnhof als öffentliche zugängliches Gebäude zu erhalten, entfaltete eine ungeheure Energie. Die Initiative HBF OF zählt wenige Monate nach ihrer Gründung im Herbst 2017 nunmehr ca. 50 aktive Mitglieder. Unbedingtes Ziel: Den Un-Ort zu einem Wohlfühlort entwickeln.

neuer glanz für den hauptbahnhof initivative HBF hat ideen & lichtdusche zur luminale

Der Bahnhof soll in Zukunft mit einer Mischung aus Kultur, sozialen Einrichtungen, Gastronomie und Einzelhandel umgenutzt und wiederbelebt werden. Mit der Killerphrase: „Wer soll das bezahlen?“ gehen die Initiatoren gelassen um. Bürger-Projekte wie das AHA in Friedberg oder das Grandhotel Cosmopolis in Augsburg zeigen auf, das bürgerschaftliches und nachhaltiges Engagement auch neue Wege in der Finanzierung großer Projekte gefunden haben. Das kann dann auch in einer Stadt mit chronisch klammen Kassen gelingen, sind sich Marina Kampka, Stefan Harth und Kai Schmidt aus dem Vorstand des kürzlich gegründeten Fördervereins sicher.

Luminale-Specials am Hauptbahnhof Um den Hauptbahnhof mit einem positiven Bild zurück in die Köpfe der Menschen zu bringen, hat man sich Hals über Kopf entschlossen, als Initiative an der Luminale in der neuen Kategorie „Community“ teilzunehmen. Das angekündigte Programm klingt vielversprechend. Für den Eröffnungs-Sonntag konnte Kai Schmidt das von EU-Geldern finanzierte Partizipationsprojekt: The People´s Smart Sculpture gewinnen. Im Rahmen dessen wird das international agierende m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

Künstlerkollektiv Xenorama die Außenfassade des Bahnhofs großflächig mit von Besuchern beeinflussbaren, digitalen Wegen um die Welt bespielen, Electro Moon aus Krakau wird in der Empfangshalle eine interaktive Licht-Installation aufbauen und das M2CInstitut aus Bremen mit interessierten Besuchern und deren Ideen die möglichen Entwicklungen digital aufzeigen. Über den gesamten Luminale-Zeitraum wird das Künstlerkollektiv Creativhaus aus Offenbach mit beleuchteten Kostümen eine Brücke vom Triadischen Ballet bis in die Neuzeit schlagen. Franz Betz, ein Lichtbildhauer aus Hannover, baut eine Lichtdusche auf, die zum Lichtduschen einlädt. Von der Initiative HBF OF selbst wird der verschandelte Garten der ehemaligen Bahnhofsgaststätte als Paradiesgarten inszeniert und es gibt täglich zwei Führungen zur Geschichte und Zukunft des Gebäude. „Wir werden vor Ort sein und wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen.“ sagt Vorstandsmitglied Stefan Harth. Schön, dass endlich Bürger selbst die Sache in die Hand nehmen. Von politischer Seite waren bisher zumindest keine geeigneten Vorschläge zur Revitalisierung des Offenbacher Hauptbahnhofs zu hören. 61


m u t & liebe

S pecial

13. KOMISCHE NACHT offenbach Mi. 07. März, Einlass ab 18.00 |Beginn ca. 19.30

Was soll man da noch erzählen? Ist doch die "Komische Nacht" seit fünf Jahren DER Comedy-Knaller in Offenbach und erfreut sich großer Beliebtheit, sodaß die Tickets in den meisten Locations schon wenige Wochen nach der vergangenen Veranstaltung ausverkauft sind. Dieses Mal ist als neue Location das Butcher`s an der TC Rosenhöhe mit dabei, aber auch hier waren die Karten schon vor Weihnachten ausverkauft. Chancen, Tickets zu ergattern haben Kurzentschlossene noch in der größten der teilnehmenden Locations, dem Hafen 2, wenige Restplätze waren bei Redaktionsschluss noch im Meatcut, Paul`s No. 21 im Achat Plaza Hotel am Schlachthof und im Filmklubb verfügbar. Für Nichtkenner: Bei der Komischen Nacht treten zeitgleich in neun teilnehmenden Gastronomien und Kulturorten Comedians und Kabarettisten auf. Der Witz ist, nicht die Zuschauer ziehen von Laden zu Laden, sondern die Künstler. So können die Besucher in ihrem Lieblingsladen einen unbeschwerten und lustigen Abend erleben. Jeweils fünf Comedians treten für jeweils 25 Minuten in den jeweiligen Locations auf. Bei der „13. Komischen Nacht Offenbach“ treten auf: Andi Steil, Don Clarke, Ingmar Stadelmann, Jürgen Leber, Marco Brüser, Markus Barth, Niko Formanek, Nito Torres und Ususmango. Sie spielen in folgenden Locations: ess:zimmer, Markthaus am Maa - Zum Schiffchen, Markthaus am Wilhelmsplatz, Meatcut - Das Steakhaus, Münchs, Restaurant Pauls No 21, The Butcher`s und Wiener Hof.  Infos & Tickets: www.komische-nacht.de oder www.kaischmidtartists.de

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OFFENBACH ÜBERLEBEN –

Das Buch für Kenner und solche, die es werden wollen von Ingrid Walter Im Klappentext fragen die Herausgeber gleich mit einem Schuss Selbstironie, ob die Welt denn noch ein Buch über unsere Heimatstadt brauche und geben sich gleich selbst die Antwort: „Mehr denn je.“ In der Frage steckt neben Ironie und Witz auch eine andere typische Eigenschaft der Minimetropole am Main: Ein gewisses Understatement. Schlägt man den schmalen Bildband mit Anmerkungen auf, spürt man aber gleich: Das Buch ist ein Statement, eines, das auf knapp hundert Seiten knallbunt und schwarzweiß das Liebenswerte und das Scheußliche dicht nebeneinanderstellt – genauso wie es einem oft begegnet. Nach vielen Büchern, die die sympathischen Seiten der Stadt in den Vordergrund gerückt haben und der vielgeschmähten Stadt Offenbach zu ihrem jetzigen Kultstatus verhalfen, ebenso wie OFlovesU mit seinen über die Stadtgrenze hinaus bekannten Stadttouren, kommt OFFENBACH ÜBERLEBEN wie ein frech designtes Glossy-Magazin daher. OFlovesU, erdacht und betrieben vom Urban Media Project mit Loimi Brautmann, Nicolas Kremershof und Oliver Kremershof, hatte die Rubrik ÜberLeben schon länger auf der Webseite. Aber Heiner Blum hatte die Idee zum Buch. Ebenfalls im Boot waren Daniel Brettschneider (Text) und Jaewon Chung (Fotos). Die Publikation konnte mit finanzieller Unterstützung der Stiftungsprofessur Kreativität im urbanen Kontext (HfG Offenbach) realisiert werden. „Jetzt gibt’s Heckmeck“, verspricht der Untertitel im Buch, was auch mit Krawall übersetzt werden kann und ein Wort ist, das in der Straßensprache durchaus auch heute Verwendung findet. Die Subhead hält, was sie verspricht: Pistole und Schlagring als Offenbacher Stillleben. Auf den folgenden Seiten bekommen wir in acht Kapiteln sowohl die finsteren Klischees in schwarzweiß, wie auch schrillfarbige m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8


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S pecial

Offenbacher Ladeninterieurs und Originale gezeigt. Diese bildhaften Gegensätze machen auch deutlich, dass Offenbach sich verändert (hat) und durchaus an einem Wendepunkt steht. Denn auf einmal ist die Arrival City die coolere am Main – und in Offenbach gilt eine „Währung, die nicht allein dem Geld verpflichtet ist“, schreibt Daniel Brettschneider und nimmt in seinen Texten ebenfalls den Faden vom Wandel auf. Er kommentiert die Ansichten oft mit einem messerscharfen Augenzwinkern, wenn er schreibt „Neben dem Bedürfnis zu wetten oder das Handy reparieren zu lassen, scheint Nagelpflege in Offenbach ein Grundbedürfnis zu sein. Hoa Nails hat indes an seinem Ruf als Top-Adresse dieser Branche intensiv gefeilt.“ (S. 17) So ist OFFENBACH ÜBERLEBEN sicherlich kein Buch, aus dem der Leser leicht verwertbare Informationen bezieht. Es wirft vielmehr Schlaglichter auf bestimmte Themen, die Offenbach prägen. Eines davon ist sicherlich das Essen aus aller Herren Länder. Und um die Eingangsfrage zu beantworten, ob die Stadt noch ein Buch braucht: Eine ambivalente und interessante Stadt erzeugt Sichtweisen bei den Menschen die darin leben – und diese sind durchaus vielfältig. Umso mehr Menschen hier wohnen und leben, umso größer wird das Bedürfnis werden, Offenbach in seiner Vielschichtigkeit zu erfassen – in Wort und Bild.

 OFFENBACH ÜBERLEBEN Henrich Editionen,

Frankfurt, 10,69 Euro. Veranstaltungen im Mausoleum Schloßpark Rumpenheim • Infos: www.ruk-ev.de

Pulsar Trio mit einer Kombination von Sitar, Surbahar, Piano und Drums.

LESUNGEN

in der Stadtbibliothek, Herrnstr. 84 jeweils 19.30 Uhr, OF

Sa. 17. März | Pulsar Trio 'Cäthes Traum' | Einlass: 19.30 Uhr,

Di. 06. März | Jan Seghers: „Menschenfischer“ Eintritt: 10,-

Do. 12. April | Jürgen Neffe mit seiner Biographie über Karl Marx: „Der Unvollendete“ Karl Marx wurde vor 200 Jahren, am 5. Mai 1818 in Trier geboren, seine Ideen haben die Welt grundlegend verwandelt. Eintritt: 7,-

Di. 23. April | Michael Kibler liest anlässlich des „Welttag des Buches“ aus seinem Krimi „Treueschwur“. Eintritt: 7,-

Eintritt: 15,-

Fr. 13. April | Markus Barth: Sagt wer? (Kabarett) Nichts bringt all die Welterklärer und Meinungströter so nachhaltig aus der Fassung, wie ein gut gelaunter Zweifler. | Einlass: 19.30 Uhr, Eintritt: 15,Mo. 30. April | RUK in den Mai Lasst uns im Mausoleum das Leben feiern! | Beginn 21.00 Uhr, Eintritt: 5,RuLL - Rumpenheimer Literatur-Lesungen

So. 08. April | Matthias Heitmann So. 06. Mai | Gerhard Wegner: "Das Ritual" So. 13. Mai | Ingrid Walter: "Eine ungeplante Reise nach Wien" Einlass: jeweils 15.30 Uhr, Eintritt: 5,-


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K u nstwerk

galerie artycon & mut&liebe präsentieren:

norbert holick fotografie Der Fotograf mit dem lächelnden Blick, so könnte man einen Teil der Arbeit von Norbert Holick vielleicht umschreiben. Es ist keine klassische „Streetfotographie“, die Zeitdokument sein will oder den Finger in die Wunde sozialer Missstände legt. Seine oft etwas skurril anmutenden Aufnahmen erschließen sich meist erst auf den zweiten Blick. Er schaut auf das Klischeehafte des Alltags, darauf wie Menschen sich in ihrer Umwelt einrichten oder dort eingerichtet werden. Es ist ein unbedingt menschlicher Blick auf die anrührende Spießigkeit, die einem oft entgeht; kein brüllender Lacher wird provoziert, sondern eher ein Schmunzeln und die Erkenntnis: „Ups! Könnte mir auch passieren.“ Ein anderer Teil seiner seriellen Aufnahmen sind ein Angriff auf unsere Sehgewohnheiten: Ein subjektives Wiedergeben von scheinbar klaren Situationen, die jedoch Störungen enthalten, welche sich nicht gleich erschliessen. Seine Fotos sollen Geschichten anstoßen, die im Betrachter entstehen und von diesem weiterentwickelt werden. Norbert Holick hat Architektur an der TH Darmstadt studiert – das ist schon lange her – noch länger die Anfänge seiner Fotografie (1984 war die erste Ausstellung sic.). Diese noch mit dem – Klassiker, dem Badezimmer als Dunkelkammer.

Warum Fotografieren? „Weil es unglaublich viele Möglichkeiten bietet, Ausdruck für Dinge zu finden, die mich interessieren. Dabei gehört technischer Perfektionismus irgendwie ins Nebenfach – ich halte es mit Andreas Feininger: „Im konventionellen Sinne fehlerhafte Fotos (…) mögen auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.” (Thomas Lemnitzer)

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literat u r

erzählte frankfurter poetikvorlesungen

silke scheuermann

von Johann Kneißl, www.allemunde.de

Silke Scheuermann ist ein weiter(er) literarischer Sprung gelungen: Das in Offenbach wohnende Schreibtalent ist nach Wiesbaden bereits zum zweiten Mal in das Mekka der universitären Poesie aufgenommen worden. „Gerade noch dunkel Genug“ titelte sie ihre Lesereihe. Die Lyrikerin, Erzählerin und Romanautorin präsentierte ihre dreiteilige Poetikvorlesung um die Themen „Nacht – Tag – Zwielicht“ als Erzählkunstwerk.

Foto: Alexander Paul Englert

Nacht- und Tagwerke Silke Scheuermann ist eine Meisterin des ersten Satzes: Mit „Erklären Sie mir den Unterschied zwischen Gedicht und Roman?“, eröffnet sie mit einer Frage, die ihr eine Zuhörerin nach einer Lesung auf der dunklen Straße stellte, die Frankfurter Poetikvorlesungen. „Das Gedicht ist als Momentaufnahme und Stimmungsäußerung mehr ein Nachtwerk, während ich den Roman, der für mich ein soziales Kunstwerk darstellt, als mein Tagwerk betrachtete.“ Sofort hängen der Poetikdozentin die Zuhörer im gut gefüllten Saal an den Lippen,

Norbert Holick 10. März bis 21. April 2018

Galerie Art ycon Wilhelmsplatz 2, OF Sa. 10. März | Vernissage: 11.00 – 14.00 Uhr Sa. 21. April | Finissage: 11.00 – 14.00 Uhr Weitere Termine nach Vereinbarung: 0179 1065469 www.artycon.de | www.mulionline.de | m u t & liebe M ärz / A pril / M ai 2 0 1 8

lassen sich auf ihrem erzählten Nachhauseweg in das mitternächtliche Arbeitszimmer mitnehmen. Als sie die Wohnung betritt, erhebt sich der Hund, streckt die Vorderpfoten, richtet die Hinterbeine auf, macht sich lang. Ist der Mantel ausgezogen und sind die Stiefel abgestreift, gleiten die Finger über Buchrücken, halten plötzlich bei einem Titel inne, ziehen ihn aus dem Regal in die Hände und mit der ersten Buchseite wird die literarische Welt lebendig. Bei ihren Worten spüre ich plötzlich in mir dieses großartige Glücksgefühl als Leser – weder Neuwagen noch Reihenhaus würde ich dafür eintauschen. Es ist ein bei sich zuhause sein, ein nur noch Dasein, ein Zustand, bei dem jegliche Materialität zu existieren aufhört und man doch mit der Welt im Einklang ist. Die Stimmung um Mitternacht. Das Gedicht steuert rasch die großen Fragen an: Vergänglichkeit, Liebe, Tod – die zentralen Themen eben. Dabei erleichtert die Leerstelle im Gedicht, das fehlende ICH ohne Geschlecht und Geschichte, die Identifikation des Lesers, „er kann sich bei der Lektüre selbst ausstellen“. Die erste Lesung gehört der Nacht. Der Zuhörer wird tief in die Stimmung um Mitternacht, „in den Raum der Wahrheitsfindung“, hineingezogen. Scheuermann gelingt es, die Leser an ihrer Intertextualität teilhaben zu lassen, baut Gedichtstrophen von Lieblingsautoren 65


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literat u r

ein, lässt aus dem Off Originalstimmen schallend in den Hörsaal dringen. Eine wahre Schatzkiste bietet dazu ihr Buch „Und ich fragte den Vogel“ mit dem Untertitel „Lyrische Momente“. Das Fliegen und die Vögel strukturieren häufig Silke Scheuermanns Bilderwelt – nicht aber die Beschreibung ihrer Arten als vielmehr die „Verwandlungen zwischen Schrecken und Schönheit, Leben und Vergänglichkeit, Liebe und Tod“ (Dorothea von Törne, 2013). Dabei ist Scheuermann eine sorgfältige Beobachterin, recherchiert akribisch wissenschaftliche und historische Zusammenhänge – immer mit dem nötigen Humor. „Was für ein Dilemma daß ihr so schmackhaft wart“, schreibt sie in ihrem ersten Lyrikband „Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen“ (2001) zur letzten Wandertaube der Welt.

Das soziale Kunstwerk „Roman“ Bei Romanen ist "der Fokus enger gefasst: Zeit, Ort, Figuren – ein soziales Kunstwerk eben". Auch hier gibt der erste Satz den Ton des gesamten Textes an: Mit „Glaubst du, das ist eine tote Nutte?“, beginnt Silke Scheuermann ihren neuen Roman „Wovon wir lebten“ (2016). Der zu laut gerufene Satz eines Jungen an der Mainuferböschung lässt Blesshühner, Enten und Nilgänse aus dem Schilf auffliegen, ein packender Entwicklungsroman mit über 500 Seiten in menschliche Abgründe nimmt seinen Lauf. „Was macht es für einen Sinn, ein Buch zu schreiben über Personen, die es in Wirklichkeit nicht gibt“, wird die Autorin von einem Mitpatienten im Krankenhaus gefragt. Die „Gefühlschronistin der scheuen, der verborgenen Art“ (Die Zeit) schafft Figuren, wie es das wirkliche Leben nicht bietet. „Romanfiguren müssen lebendiger und um ein vielfaches interessanter sein, als reale Menschen.“ Auch „der Autor muss sich beim Schreiben verwandeln können, Empathie zu seinen Helden reicht nicht aus“, sagt Silke Scheuermann in Anlehnung an Elias Canettis Rede „Der Beruf des Dichters“ (1976). Ein Jahr ging die Dichterin beim Schreiben von „Wovon wir lebten“ nicht ans Telefon, mied jegliche Sozialkontakte, holte sich flüchtig ihre Überlebensrationen vom Supermarkt, verzehrte unter den vorwurfsvollen Blicken des Hundes Schinkenbrote, lediglich ihm hatte die Autorin es zu verdanken, dass sie täglich an die frische Luft kam. 66

Im Zwielicht „Wie erkläre ich meinem Hund, warum Zebras Streifen haben?“, fragt die Autorin und fügt fragend den Titel ihrer dritten Lesung hinzu: „Zwielicht oder träumen Zebras von karierten Löwen?“ Weiß und Schwarz, Tag und Nacht. Dienen die Streifen der Hitzeregulation oder sind sie mehr Schutz vor dem literarisch karierten Löwen? Soviel steht fest: Bewegen sich Zebras, verschwimmen ihre Abgrenzungen, das Dasein wird zu einem Dämmerungsdasein, das so stylische und extravagante Tier zur zwielichtigen Gestalt – wie die biertrinkenden Männer und schwarz gekleideten Jungs nachts am Mathildenplatz. Das Zebra als Sinnbild des Scheiterns, der Dämmerung, aber auch der Übergänge und Spielräume zwischen Weiß und Schwarz, Tag und Nacht. Die nächtlichen Rundgänge mit Hund in der Dämmerung bieten der Autorin neue Spielräume. „Ich habe diese Nachtspaziergänge immer geliebt.“ In die Wohnung zurückgekehrt, „wirft sich das Tier nach dem geleerten Napf ohne Nachschlag krachend auf seine Decke“. Jetzt wäre es an der Zeit für ein neues Projekt – aus der Perspektive eines Zebras zu schreiben. Noch ist es nicht soweit. Bevor es an den nächsten Lyrikband geht, enden die Poetikvorlesungen mit dem Satz: „Es war gerade noch dunkel genug für ein letztes Bier.“ Ich besorge mir vom Büchertisch den Titel „Und ich fragte den Vogel“. Die Autorin signiert am universitären Lesepult: „Und ich fragte den Vogel, ob es gerade noch dunkel genug sei auf ein letztes Bier.“ Silke Scheuermann, Februar 2018. In der Döneria am Goetheplatz beginne ich darin zu lesen – bei einer Flasche Binding und einem scharf gewürzten Döner. Es ist gerade noch dunkel genug.

Silke Scheuermann: Gerade noch dunkel genug, Frankfurter Poetikvorlesungen, Schöffling & Co Frankfurt, ca. 96 Seiten, 18,60 Euro ISBN 978-3-89561-379-1 Erscheint im Mai 2018

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filmklubb

Isenburgring 36, OF | 0177 2222 345 Beginn: 19h, mit Speisen & Getränken, Veranstaltungsanfang gegen 20h Karten & Reservierung: nic@filmklubb.de

Foto: © Fototouren Olszewski/Giefer

OFFroads und fototouren.net präsentieren das

6. Offenbacher Dia- und Reisefotofestival  Sa. + So. 17. und 18. März

TV Bieber, Seligenstädter Str. 34 Offenbach Bieber

Nach 5 Jahren vergrößert sich das Offenbacher Dia- und Reisefotofestival. Aus einem werden zwei Tage und neue Gesichter verstärken das Veranstalterteam. Steffen Hoppe kümmert sich um die Vorträge, Peter Giefer ist für die Workshops zuständig und Anouchka Olszewski für die Öffentlichkeitsarbeit. Der neue Veranstaltungsort bietet eine größere Leinwand für noch mehr Live-Erlebnis. Neu ist auch der Teil Workshops und Seminare, der dieses Jahr das erste Mal stattfindet. Die Themen Reisefotografie, Streetfotografie, Urbane Makrofotografie, Fotorecht und Lightroom für Anfänger sind für ein anspruchsvolles Publikum gedacht. Karten für die Workshops und Vorträge am Samstag, „Der lange Weg nach Bali“ und „Namibia“ sowie am Sonntag „Südtirol“, „Kamtschatka nach Sibirien“ und „Korsika“ sind im Vorverkauf erhältlich. Die Festivalspässe für einen oder zwei Tage sind direkt beim Veranstalter buchbar. Vorverkauf im Internet, OF InfoCenter (Salzgäßchen 1) und bei Foto-Woehl (Frankfurter Str. 42) . www.offroads-festival.de

Der März und der April stehen im kunst & filmklubb ganz im Zeichen der wilden 20er, 30er & des Swingtanzes. Armut, die aufkommende Macht der Nazis und ausschweifender Lebensstil trafen aufeinander, wie schon in der Ausstellung „Glanz & Elend der Weimarer Repubik“ in der Schirn zu sehen war. Wir knüpfen daran an und zeigen Werke die uns die Zeit sichtbar macht & uns verdeutlichen, dass man das Elend einfach wegtanzen musste! Los geht’s Sa. 3. März | Inges Tanzsalon Wie anno dazumal der Offenbacher Tanzlehrer Markus Gottlieb mit seinen Kille Kille Girls, wollen wir mit Euch schwoofen. Karten 10 € Mi. 7. März „Komische Nacht“ Karten über AD-Ticket Fr. 09. März | Die Blumen von Gestern ein meisterlicher gelungener Film, zwischen Komik und Tragik. Prädikat besonders wertvoll. Karten 10 € Sa. 31 März | Live – Turnheim vertont „Tarzan von den Affen“ zum 100 Jährigen. Karten 19 €

Lichterfilmfest in Offenbach mit einer Weltpremiere! Sa. 7. April | Der Herbst des Untergrunds" ein Film von Jos Diegel

Farbe, HD (von 16mm/35mm), 2018 gefördert durch: Aventis Stiftung/ Kulturmutinitiative und StartNext Crowdfunding Das erste Filmprojekt der Geschichte dessen Protagonist ein Regisseur ist, der einen Film machen wollte, aber es nicht schaffte, alle glauben zu lassen, sie seien Teil von etwas Großem. Im Jahr 2013

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E rleben

wird der Künstler und Filmemacher Jos Diegel mit seiner 16mm Filmkamera zum rauschenden Archivar der temporären Ausstellungshalle „Artspace Rhein Main" im Hafengebiet einer Stadt Namens Offenbach, fünf Jahre später findet der Künstler sich wieder in einer Serie von Widersprüchen. Der experimentelle Dokumentarfilm auf Filmmaterial, als psychogeografisches Dokument kreativer Stadtentwicklung und zeitgenössischer Kulturlandschaft, konstruiert die Situation des gesellschaftlichen und kulturellen Umbruchs einer Stadt. www.josdiegel.de

Sa. 14. April | GypsySwing - Belleville Tanzen zu Live-Musik mit einer Einführung in den Swing von den Swingjets Karten 19 € Do. 19. April | Nokan, die Kunst des Ausklangs in Zusammenarbeit mit der Hospizbewegung Offenbach Fr. 20. April | Estrada Fado Groupe & Adelaide Ferreira Wir haben es geschafft diese großen länderübergreifenden Fado-Künstler noch einmal nach Offenbach zu holen, und diesmal begleitet sie die gefeierte Sängerin Adelaide Ferreira. Karten 29 € Fr. 27. April | Anna Seghers – Ihr Werk, Ihre Filme – Wir zeigen – Das wirkliche Blau nach einem Roman von Anna Seghers, den sie im mexikanischen Exil geschrieben hat. Hans-Willi Ohl, Vorsitzender der Anna-Seghers-Gesellschaft, ist unser Gast und erzählt über das Leben und Werk von Anna Seghers. Sa. 28. April | Live – The Family of Saxophones. Das „High Fly Jazz Quartet“ stellt die komplette SaxophonFamilie, vom kleinsten Sopranino bis zum größten Kontrabass-Saxophon in passenden Jazz-Titeln aus Swing, Bebop, Hardbop und Latin Jazz mit begleitenden Texten über Adolphe Sax, den Erfinder dieser Instrumente, vor. Ausserdem gibt es eine kleine Ausstellung seltener Saxophone, u.a. ein Original-Adolphe Sax! Karten 19 € Fr. 4. Mai. Im Wonne Monat Mai zeigen wir „7 Chancen - von Buster Keaton“ Live - vertont von Ralph Turnheim Karten 19 € 67


CD tipps von udo boll

post rock Long Distance Calling – Boundless Insideout – Sony Music Nachdem die Münsteraner durch den Stilwechsel mit Gastsänger auf dem letzten Album viel Schelte haben einstecken müssen, kehren Sie nun wieder zu ihrer Kernkompetenz des instrumentalen ProgMetalPostrock zurück. Und wie! Breitwandkino für die Ohren. Mehrteilige akustische Landschaften zwischen harten Metalriffs und progressivem Schönklang. Meisterlich arrangiert und gespielt. Schon die beiden Opener „Out There und Ascending“ sind eine Tour De Force durch das Genre. Beeindruckend visualisiert durch die Bilder im dicken Booklet. Fotograf Michael Winkler begleitete die Band auf einer Hochgebirgswanderung und fing atmosphärische Stimmungen von Natur und Mensch ein. Ein rundes reifes Werk. Eine Band, die ihren künstlerischen Weg wiedergefunden hat.

ethnodub Dirtmusic – Bu Bir Tuya Glitterbeat – Indigo Auf ihrer nicht endenden Weltreise sind Chris Eckman und Hugo Race jetzt in der Türkei gelandet. Genauer gesagt im Studio von Saz Virtuose Murat Ertel, dessen Hauptband „Baba Zula“ das Aushängeschild moderner psychedelischer sogenannter Weltmusik ist. Laut Hugo Race sind Text und Musik improvisiert und inspiriert von der zwiespältigen Atmosphäre Istanbuls. Gedanken zu politischer Repression, Flucht und doch Hoffnung brummt der Sänger eingebettet in tranceartigen Sounds aus Saz, türkischen Trommeln Darbuka / Bendir gepaart mit vielen Loops, Echoes und europäischen Gitarren. Musik zum Hineinfallen lassen und Texte zum Hinhören.

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orgel rock Birth Of Joy – Hyper Focus Glitterhouse – Indigo Mein Freund Stefan würde sagen: „Meine Herren, da wird ja ganz schön was weggorgelt!“. Und so isses auch. Die Orgel als tragendes Instrument. Mit dem Verzicht auf den Bass drängt sich der Vergleich mit den „Doors“ geradezu auf. Allerdings sind die Holländer musikalisch eher im Blueslastigen Heavy Psych Genre zuhause. Für das neue, bereits fünfte Album haben sie sich viel mehr Zeit für das Songwriting genommen, obwohl die Band quasi nonstop auf Tour ist. Kompakt und auf den Punkt rockt sich das Trio durch die 13 Songs und macht Lust auf mehr.

prog rock Bjorn Riis – Coming Home Plastic Head – Soulfood Überraschenderweise schiebt der „Airbag“ Gitarrist eine EP zu seinem im Mai 2017 erschienenen Album hinterher. Eine Suite mit vier neuen Stücken, die sich an die melancholischen Songs von „Forever Comes An End“ anschließen.. Als Bonus gibt es noch eine neue Interpretation von „Lullabies In A Car Crash“. Dass Björn Riis´s großes Vorbild auf den Namen David Gilmour hört ist kein Geheimnis. Freunden eben dieser nicht ganz unbekannten Band lege ich sowohl Riis sein Solowerk als auch die Alben seiner Hauptband ans Herz.

stoner rock Fu Manchu – Clone Of The Universe

At The Dojo – Cargo Die Band um Mastermind Scott Hill sind ein Urgestein des Stoner Rocks (oh welch Wortspiel). Auf ihrem zwölften Album klingt auf Seite 1 (oder auf der Cd Songs 1 – 6) erst einmal alles so wie immer. Solide, staubtrockene LavarockSongs aus denen der Opener „Intelligent Worship“ herausragt.. Doch das Überraschungsei kommt auf der B Seite mit dem knapp 18 minütigen „Il Mostro Atomico“. Ein JamRockMonster voller Improvisationen. Synthiepassagen und spacige Gitarrensounds verweben sich miteinander und gehen mühelos in Killer Riffs über. Alex Lifeson, Gitarrengott von „Rush“, war maßgeblich an diesem Song beteiligt und hat den Wüstensöhnen mal eine andere Richtung aufgezeigt. Gut so!

Jazz e.V. OF • Konzertinfos Wiener Hof, Bieber, Langener Str. 23, jeweils 20.30 Uhr, Eintritt: 10.- / 8.- Euro www. jazz ev of.de

Fr. 16. März • JAZZ-EXTRA DOUBLE VIEW Jazz und Fusion Die Musiker aus Heidelberg spielen Stücke voll treibender Energie und unbändiger Kraft, die für die fünf Musiker Wolfgang van Göns (p), Andreas Weber (g), Alex Matz (b), Andreas Breitwieser (dr) und Michael Schuhma­cher (sax) die kreative Grundlage bedeutet.

Fr. 20. April SWING KIDS Bigbandjazz Mehrfach ausgezeichnete junge Bigband aus Rüsselsheim.


Gal a

Offenbach

2 018

SPORTGALA mit Sportlerehrung und Jahresempfang

Im Rahmen der Sportgala wird die Stadt Offenbach ihre erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler für ihre Erfolge im Jahr 2017 auszeichnen. Wie seit Jahren bewährt, wird auch der Jahresempfang für die Verantwortlichen der Sportvereine, Förderer und Freunde des Sports im Rahmen der Sportgala stattfinden. Die Stadt möchte deren Engagement für den Sport in Offenbach in dieser besonders festlichen Veranstaltung entsprechend würdigen. Freuen Sie sich auf einen abwechslungsreichen Abend mit einem attraktiven Rahmenprogramm.

stadt infos

OF

sport

16.03.2018, 19.00 Uhr (Einlass 18.00 Uhr)•Capitol

März/April/Mai

18.03.2018, 17.00 Uhr (Einführung 16.00 Uhr)•Capitol

27.05.2018, 15.00 Uhr•Pavillon im Dreieichpark

CapitolClassicLounge: MeisterFeier

Offenbacher Kurkonzert

Klassische Konzertreihe der Neuen Philharmonie Frankfurt Die Capitol Panorama Lounge des Sports wird adrenalingeladen: Sportler zu Livemusik, teils mit eigens geschriebenen Sport-Kompositionen, Musik von sportliebenden Komponisten. Antike Wagenlenker-Töne und Vangelis legendäres „Chariots of Fire“, die Filmmusik zum Harry Potter Mannschaftssport „Quidditch“, die Hymne aller Hymnen „You will never walk alone“ – und der Sieg aller Siege: Original Filmauszüge aus dem Berner Fußball-Endspiel von 1954 werden live mit packender Orchestermusik vertont. © Gerrit Wittenberg

19.03.2018, 19.30 Uhr (Einführung 18.45 Uhr)

Capitol

TheaterEssenz Offenbach: Die Räuber

Gastspiel: Globe Theater Berlin »Rache ist mein Gewerbe« Das Stück handelt von dem Gegenspiel aus Verstand und Gefühl, dem Verhältnis zur Gerechtigkeit, Gesetz, Moral und persönlicher Freiheit. Im Drama erlebt man Außenseiter, die bis in die letzte Konsequenz hinein alles um sich herum in ihren eigenen Abgrund ziehen und selbst verglühen.

Die Offenbacher Kurkonzerte verwandeln den historischen Pavillon im Dreieichpark in eine sommerlich glitzernde Open-Air-Bühne für Popmusik. Bands und DJs umspielen die entspannte Picknickatmosphäre, dazu gibt es Stände mit Kaffee und hausgebackenem Kuchen. Der Eintritt ist frei.

05.05.2018, 19.00 Uhr

Nacht der Museen in Offenbach

DLM Deutsches Ledermuseum, Klingspor Museum und Haus der Stadtgeschichte, Offenbach Einmal im Jahr öffnen die Frankfurter und Offenbacher Museen zur kulturellen „Nachtschicht“. Über 40 Museen und ebenso viele Galerien präsentieren zu ungewöhnlicher Zeit ein umfangreiches und ausgezeichnetes Kunst- und Kulturprogramm. Und wie im jeden Jahr macht der Jazz e.V. die Open-Air Bühne im Lilipark zur Heimat von Blue Note, Improvisation und Offbeat. www.offenbach.de/veranstaltungen

16.04.2018, 19.30 Uhr (Einführung 18.45 Uhr)•Capitol Gastspiel: Die Württembergische Landesbühne Esslingen Eine so geniale wie groteske Skandal-Komödie steht auf der Bühne: „Schtonk“, in der Regie von Marcus Grube, zeigt die groteske und dennoch wahre Geschichte der 1983 vom Stern Magazin veröffentlichten, gefälschten Hitler-Tagebücher. Nach dem gleichnamigen Film von Helmut Dietl und Ulrich Limmer.

22.04.2018, 14.00 und 18.00 Uhr•Capitol

Theaterclub Elmar: Keine Leiche ohne Lily

Geschichte wiederholt sich: Genau fünfzig Jahre zuvor, im Jahre 1968, präsentierte die ELMAR erstmals ihr gesamtes Repertoire im „Theater an der Goethestraße“. Zuletzt spielten die Mitglieder im Capitol 1989 die Komödie „Ich bin begeistert“.

© Stadt Offenbach

TheaterEssenz Offenbach: Schtonk

06.05.2018, 17.00 Uhr (Einführung 16.00 Uhr)•Capitol

CapitolClassicLounge: AbendLIcht

Klassische Konzertreihe der Neuen Philharmonie Frankfurt Diese Capitol Symphonie Lounge spielt mit der Schönheit, der Vergänglichkeit und Tiefe romantischer Motive. Die großen Werke der zwei vielleicht größten Romantiker der Orchestermusik, Robert Schumann und Johannes Brahms werden aufgeführt. Rolf Rudins Herbstgesang und Detlev Glanerts Träume vom weiten Land werden inszeniert. Markus Bellheim konzertiert als Pianist, am Dirigentenpult steht der in Offenbach lebende Roland Böer.

Karten: OF InfoCenter, Salzgäßchen 1, OF Tel. 069 / 840004-170 • E-Mail: info@osg-of.de 69


erleben

Netzwerk 'Frauen für Offenbach' | www.frauen-fuer-offenbach.de 01. März | 19.00 Uhr | Frauen & Erfolg: 10. Podiumsdiskussion mit Frauen der ersten Stunde aus den Netzwerk im Klingspor Museum 06. März | 14.00 – 16.30 Uhr | Besuch der Europäischen Zentralbank 22. April | 11.00 Uhr | Jahresempfang des Netzwerkes im Klingspor Museum. „Wir sind die Neuen!“ Nach 12 Jahren hat sich Konstanze Schneider aus der vorderen Reihe zurückgezogen und ihr Netzwerk übergeben. Viola Schwenke und Ilka Mottscheller übernehmen zukünftig ihre Aufgaben. Der Jahresempfang bietet Gelegenheit die beiden und das gesamte Planungsteam näher kennenzulernen, aber auch sich untereinander zu vernetzen. 27. April | 16.30 Uhr | Führung durch das Offenbacher Müllheizkraftwerk und das Pelletwerk Für die bessere Planung bitte anmelden über: netzwerk@frauen-fuer-offenbach.de oder 0176 234 62 485

Viola Schwenke (l.) und Ilka Mottscheller.

W58 • Mehrgenerationen-Wohnhaus

Weikertsblochstraße 58, Offenbach | Infos: juergen.heidi.platt@gmx.de Do. 08. März | 18.00 Uhr | Film zum Internationalen Frauentag „Sternstunde des Lebens“ Der parlamentarische Kampf der Abgeordneten Elisabeth Selbert für die Gleichberechtigung, Iris Berben in der Hauptrolle. So. 11. März | 11.00 Uhr | Ausstellungseröffnung „Yannicks Welt“ – Bilder von Yannick Michael Sommer / Musik: Rhythmix – Band der Fröbelschule und der Werkstätten Hainbachtal So. 18. März und 15. April | 15.00 Uhr | Sonntags-Café Mi. 25. April | 18.00 Uhr | Repair-Café/Reparaturtreff Sa. 05. Mai | 15.00 Uhr | Kinderfest „Schatzinsel und Piraten“

Sa. 26. Mai | 19.30 Uhr | Konzert mit Berry Blue

laden artefakt | Starkenburgring 4, OF | LADENKINO No22: "Adams Aäpfel" | Sa. 17. März | Einlass ab 19.30 Uhr | Anders Thomas Jensen; DEN 2005, 97 Min., ab 16 Jahren ... also mal wieder ein Klassiker im Ladenkino! Für uns ist „Adams Äpfel“ jedenfalls durchaus so etwas wie ein moderner Genre-Klassiker, den man einfach immer wieder sehen kann – eine der originellsten, schwärzesten Komödien der letzten zwei Dekaden. Makaber bis zur und manchmal über die Schmerzgrenze (Oh Gott, diese „Fahrradszene“), eindrucksvoll klug bis zur letzten Sekunde, dabei hinreißend schräg, mutig, erlösend – getragen von durchweg herausragenden Darsteller-Leistungen. Und schließlich mit der Frage aller Fragen: „How deep is your love?“ Und ja, aus aktuellem Anlass backt Anja heute einen Apfelkuchen. Mit tiefer Liebe für diesen wunderbaren Film! Eintritt 15,- inkl. Wein, Wasser und Knabbereien, Vorverkauf nur im Laden artefakt 70


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erleben

Theater im t-raum | Wilhelmstr. 13, OF, | jeweils um 20.00 Uhr Auswahl, Info & komplette Programm auf www.of-t-raum.de Wiederaufnahmen: Heute Abend: Lola Blau Musical für eine Schauspielerin von Georg Kreisler t-raum-Produktion mit Sarah C. Baumann; Piano: Marcello Celona; Regie: Frank Geisler Fr. 16.03., Sa. 17.03., Sa. 21.04., Sa. 28.04. und Sa. 05.05.

„Leben und sonst gar nichts“ von Antoine Rault. Eine Hommage ans Leben! mit Frank Geisler; Regie: Sarah C. Baumann Sa. 03.03. und Sa. 24.03. Unterm Strich / Frank Geisler

!!! Uraufführung!!! Unterm Strich Monodrama von Uwe Kauss t-raum-produktion mit Frank Geisler ; Regie: Sarah C. Baumann Felix war Banker und fast ganz oben. Nun ist er ganz unten und wartet zu Hause auf seine Gäste. Zeit Bilanz zu ziehen: was bleibt unterm Strich von einer Lebensreise zwischen Investitionen, Geschäften, Dividenden, Korruption? Fr. 11.05, Sa. 12.05., Sa. 19.05. und Sa.26.05.

Gastspiel: „Medeakomplex“ von Johanna Maria Seitz, Frankfurter Autorentheater Wer ist Medea? Ist sie ein Typus? Ist sie der Teil von uns allen, den es zu domestizieren gilt? Ist sie archaisch oder modern? Das preisgekrönte Stück auf der t-raum-Bühne! Fr. 09.03. und Sa. 10.03.

Medeakomplex

Theateratelier 14 H Bleichstr. 14 H, OF | Vorverk.: OSG & bam-Buchladen Auswahl, Info & Programm: www.theateratelier.info

Musikprojekt "Grenzenlos"

Musik über alle Grenzen Eine musikalische Reise mit Sadegh Moazzen (Gitarre), Irina Rath (Violine) und Eiad Eissa (Gitarre). Sadegh Moazzen engagiert sich bei dem Projekt "Grenzenlos". Ein internationales Musikprojekt, mit dem Ziel Begegnungen zu schaffen zwischen Einwohnern und Geflüchteten. Mo. 12.03. 19.00 Uhr | Veranstalter: Heinrich-Heine-Club, OF Kihako Narisawa Projekt – collective FIGURATIVE Das Tanzduo Vlasova/ Pawlica präsentiert dem Offenbacher Publikum neue, interessante Künstler aus der Region, den Anfang macht die junge Tänzerin und Choreografin Kihako Narisawa. Choreographie: Kihako Narisawa | Performance: Claudio Costantino, Valeriya Dmitrenko, Astrid Smits | Fr. 23.03. 19.30 Uhr | Sa. 24.03. 17.00 Uhr

Kihako Narisawa Projekt

Liebe – ein Tanztheater Vlasova und Pawlica erforschen das Gefühl der Liebe in all seinen Facetten. Die Wiederaufnahme der starken Produktion vom Herbst 2017. Sa. 14.04. 20.00 Uhr | So. 15.04. 17.00 Uhr Unter Kugelfischen – Kabarettabend mit Michelle Spillner Der Alltag ist ein Ozean und die Menschen darin sind die Fische. Was entscheidet darüber, ob man frisst oder gefressen wird… Dieser Kabarettabend bietet magische Momente ganz ohne Zauber­tricks, und er wird sie verändern. Ein Tipp: Kommen sie ungeschminkt (auch die Herren), weil Ihnen vor Lachen das Make-up verlaufen wird. | Sa. 12.05. 20.00 Uhr

LIEBE | Tanztheater Vlasova/Pawlica Foto: © M. Walter

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erleben

erleben

Kunstfrühling in Rumpenheim, 17. & 18. März, jeweils 13.00 – 18.00 Uhr Verkaufsausstellung der Interessengemeinschaft Rumpenheimer Kunsthandwerker, Designer und Künstler, mit den Gästen: Architekturzeichengruppe BILDERFLUT RUMPENHEIM, MATTHIAS BLOCK Design, KATRIN FELLER Collagen und REINHOLD MEHLING Holzskulpturen. Infos: http://rumpenheimer.blogspot.de/

Aktionstag Inklusion & Diversity, Sa. 05. Mai, Aliceplatz OF Das Netzwerk Inklusion organistiert zum 5. Mal den Aktionstag in Offenbach. Bürger, Vereine, Schulen und Einrichtungen, Jung und Alt, Groß und Klein, mit oder ohne Handicap feiern gemeinsam. Die Bühne vor dem KOMM bietet ein buntes Programm. Mit Infoständen und Spielen stellen sich verschiedene Organisationen vor. Infos: www.netzwerk-inklusion-frankfurt.de/inklusion-diversity-10-05-2014

BOK Galerie im Kulturkarrée | Kirchgasse 27-29, OF | www.bund-offenbacher-kuenstler.de | Do. – Sa. 17.00 – 20.00 Uhr Finissage der Ausstellung des Ateliers Wäscherei. Gesprächsrunde mit Carolin Liebl u. Felicitas von Lutzau: „Wieso wir eine Ateliergemeinschaft sind und keine Einsiedlerkrebse“ Sa. 03.03. | 19.00 Uhr Heinz Fahle: Offenbacher Impressionen Ausstellung des Architekten und Künstlers Heinz Fahle (1925 – 2017), der in Zeichnungen und Aquarellen Offenbacher Stadtlandschaften in virtuoser Strich- und Pinselführung festgehalten hat. 23.03. – 07.04. | Vernissage: Do. 22.03. | 19.00 Uhr | Finissage: Fr. 06.04. | 19.00 Uhr, Lesung mit Ida Todisco ‹Offenbach — Liebe auf den 2. Blick›. Uwe Schramm /Sebastian Schramm „Apfel und Stamm“ Uwe Schramm Schaufenstergestalter, Studium an der Städelschule, Artdirector, eigene Werbeagentur, – bis er sich ganz seiner künstlerischen Fotografie gewidmet hat. Sebastian Schramm Studium an der HfG Darmstadt, Inhaber eines Designbüros. "Apfel und Stamm" ist eine visuelle Erzählung über Prägung und Verbundenheit im Werk einer Familie. 20.04. – 05.05. | Vernissage: Do. 19.04. | 19.00 Uhr

'Apfel und Stamm' © Schramm

Kunst in der Praxis Naturheilpraxis Pascale Dauster, Friedrichstr. 18, OF www.naturheilpraxis-dauster.de/ausstellung/989 | geöffnet n. Vereinb.: Tel. 069 821330 Petra Maria Mühl MEMORIAKABINETT, Objekte, Malerei, Fotografie Das persönliche Archiv wird geöffnet und transformiert. Als Material dieser Sammlung wurden Familienfotografien, Fundstücke, angefertigte Objekte und aus dem Alltag gelöste Gegenstände in neuen Kontext gesetzt, der dem Betrachter die Möglichkeit bietet, eigene Geschichte und Geschichten oder Erinnerungen zu assoziieren. noch bis 6. April "KUNSTKAISER goes home" Die Ära des großen Schaufensters ist herum – Ausstellungen, Projekte und Performances bleiben! Neu: Individuelle Beratung für Kunstschaffende - Interessierte bitte per Mail! (atelier@kunstkaiser.de) Ab 1. April ist der KUNSTKAISER in der ATELIERETAGE von "Kunst.Ort.Rumpenheim e.V." zu finden. Künstlerinnen und Künstler haben sich hier zusammengeschlossen, um den Standort Rumpenheim zu stärken. Infos: www.kunstkaiser.de

© Petra Maria Mühl


m u t & liebe

erleben

sehenswert Haus der Stadtgeschichte Herrnstr. 61, OF Hessen unter Strom | noch bis 08. April | Vortrag »Elektromobilität in Offenbach« | Fr. 02. März, 18.00 Uhr Sa. 05. Mai | Nacht der Museen n Haus der Stadtgeschichte Di, Do, Fr: 10.00 – 17.00, Mi: 14.00 – 19.00 Sa. und So: 11.00 – 16.00, Eintritt: 2,50 e www.haus-der-stadtgeschichte.de

"48 Burkas – Ein deutsches Sittengemälde" Hagen Bonifer Der Künstler und Bühnenbildner Hagen Bonifer schafft zeitkritische Rauminstallationen, die zum Nachdenken anregen. Die Burkas, die Bonifer geschaffen hat, stellen Gardinenmuster dar, mit denen sich bundesdeutsche Wohnzimmer in der Regel nach außen abschotten. 22. April – 27. Mai | Vernissage: 22. April, 15.00 Uhr

n DLM Deutsches Ledermuseum www.ledermuseum.de Di. bis So.: 10.00 – 17.00 Eintritt: 8,00 e /erm.: 3,00 e © Jan Wirbeleit

DLM Deutsches Ledermuseum Frankfurter Str. 86, OF LEDER.WELT.GESCHICHTE – 100 Jahre Deutsches Leder-

museum (1917 - 2017) Auf Grund des großen Besucherinteresses wird die Ausstellung bis Ende 2018 verlängert. Nacht der Museen im DLM – Paarweise durch die Nacht Die Nacht der Museen im DLM steht in diesem Jahr ganz unter dem Stern von Paaren: Nachdem Ihr eigenes Leder-Schuhpaar beim kostenlosen Schuhputz-Service auf Hochglanz poliert wurde, lockt ein Musik-Duo mit Tangoklängen ins Museumscafé. Hier gibt es Drinks und paarweise zusammengestellte Köstlichkeiten im Überfluss. Als Krönung des Abends lädt das Tango-Paar Leonie & Jan ein, die ersten Schritte des argentinischen Tangos zu erlernen. Sa. 05. Mai | 19.00 – 01.00 Uhr |

n Klingspor-Museum Di, Do, Fr: 10.00 – 17.00, Mi: 14.00 – 19.00 Sa und So: 11.00 – 16.00 Uhr Eintritt: 2,50 e, erm: 1,50 e, Mi.: Eintritt frei

Klingspor-Museum Herrnstr. 80, OF, www.klingspor.de Ausstellung „Quantensprung. Naturwissenschaftliches im Künstlerbuch“. Auch fachübergreifende wissenschaftliche Themen finden ihren Niederschlag im Künstlerbuch. Die Ausstellung zeigt Arbeiten der japanischen Künstlerin Ryoko Adachi, die sich mit Klontechnologie auseinandersetzen. Barbara Fahrner stellt Issas Haikus über die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens minutiöse Zeichnungen von Blüten und Fruchtständen gegenüber. Nora Schattauer zeigt in ihren versuchsartig angeordneten Reihen die schlichte Ästhetik der Reaktion von Salzen und Kupfersulfaten. Max Ernst huldigt dem genialen Astronomen Tempel mit großformatigen Farbradierungen. Do. 15. März | 19.00 Uhr | Ausstellungs-Eröffnung Do. 05. April | 20.00 Uhr | Theater T-Raum im Klingspor Museum. Liebe second hand. Komödie von Derek Benfield. VVK OSG-Infocenter, 14,- e

© Herbariusum von Peter Heckwolf. Foto: Simon Malz

Sa. 07. April | Schriften mit Charakter. Performance von Thomas Hoyer. Der Schriftkünstler gibt Einblicke in die Vielfalt moderner Kalligraphie Sa. 05. Mai | Nacht der Museen So. 13. Mai | 11.00 – 15.00 Uhr | Internationaler Museumstag

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KJK Sandgasse

Sandgasse 26 | VVk: www.adticket.de – KJK Di, 6.03. / Pat McManus Band

www.offenbach.de/kjk-sandgasse-gesamtveranstaltungen Einlass: jeweils 19.30 Uhr, Beginn: 20.30 Uhr Di, 27.3.2018 Savoy Brown (GB/USA ) Die Bluesrock -Legende erneut im KJK, Eintritt: 20.- + VVG /AK: 25.-

Nach seinem gefeierten Auftritt im letzten Jahr spielt Nord-Irlands Gitarrenhexer Offenbach erneut schwindelig. Eintritt: 13,-- VVK + Gebühr / 16,--

Di, 10.4. / Pretty Things (GB). Eintritt: 20.- +VVG / 25.- AK

Di, 13.3. / NATIVE AMERICAN DAY 2018

Fr, 13.04. / Martelles Musikmesse Special

mit Sihashin (USA) Konzert / Lesung. Eintritt: 8,- VVK + AK

Eintritt: 12,- VVK / 15,- AK

Sa, 17.3. / Dennis Jones Band (USA) Besucherurteil:

So, 6.5. / Good Shield Aquilar & Wade Fernandez

eines der besten Rockkonzerte, die ich in 50 Jahren gesehen habe. Eintritt: 15.- +VVG / 18,- AK

More Native American Music (Einlass: 14.30 Uhr, Eintritt: 8,-)

Di, 15.5. / Tu-es-day, Michael Friedman Der kanadische Singer und Songwriter überzeugte bislang stets durch hervorragendes Gitarrenspiel und ausdrucksstarken Gesang. Eintritt: 5,- AK

Sa, 19.5. / JCM Hier stehen die wahren Meister ihrer Instrumente auf der Bühne: John Hiseman, Mark Clarke u. Clem Clempson, das Powertrio von Colosseum, Eintritt: 25,- + VVG / 30,- AK

Di, 22.5. / Tu-es-day, Tom Jeutters Gitarrenshow

© Michael Lindner

Tom und seine zwanzig Gitarren, jede für einen bestimmten Musiktyp, Musiker und Song. Eintritt: 5,-


Leonore Poth | www.leonorepoth.de


Trauben

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Goetheplatz/Nordend-Offenbach donnerstags von 15 bis 20 Uhr

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WOCHENMARKT & BARRIEREFREIER TREFFPUNKT FÜR MENSCHEN AUS DEM VIERTTEL UND DARÜBER HINAUS

Brot für's schöne Leben Treffpunkte … am Wilhelmsplatz

4 ZIMMER & GARTEN

&

Katarina Wellendorf und Dr. Hans R. Diefenbach Bleichstr. 43 • Offenbach • Tel. 069 3535 8862 Mo., Di., Do., Fr.: 10.00 – 18.00 Uhr Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr

Neue Öffnungszeiten

Cafébar am Wochenmarkt Jutta Baisch • Bieberer Straße 12 • Offenbach • 0172 7756262 Di., Do., Fr.: 08.00 – 16.00 Uhr • Sa.: 08.00 – 15.00 Uhr


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