Production Partner 01/2012

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E D I TO R I A L

9LVLW XV DW WK ² WK 0DUFK

XX / XY Die Idee, zwei geschlechterspezifische Konzerte – eins nur für „Mädels“ bzw. eins nur für „Jungs“– zu geben, war ja schon abgedreht. Aber die konsequente Umsetzung mit zwei grundverschiedenen Bühnenbildern, die die gängigen Geschlechter-Klischees für das jeweilige Publikum in der Show – mit einem riesigen Augenzwinkern – bedienen sollten, war noch beeindruckender. Die Rede ist von den XX- bzw. XY-Konzerten der Berliner Formation „Die Ärzte“, die im November letzten Jahres in der Dortmunder Westfalenhalle stattfanden. Licht- und Bühnendesigner Lui Helmig und sein Team haben es geschafft, die „verrückte“ Idee in ein funktionierendes und eindrucksvolles Bühnenbild mit perfekter Ansprache an die „Mädels“ bzw. an die „Jungs“ umzusetzen – und dies mit einer kreativen, logistischen und organisatorischen Meisterleistung unter großem Zeitdruck, da die beiden Konzerte an zwei aneinander folgenden Abenden stattfanden. Wir ziehen den Hut vor dieser Idee und der technischen Umsetzung und bedanken uns auf unsere Weise – wie Sie schon bemerkt haben – gleich mit zwei Titelbildern, die die zwei getrennten Artikel zu den jeweiligen Shows einleiten. Lassen Sie sich von den technischen Details der Shows überraschen und begeistern. Zum Abschluss des Editorials noch eine trauervolle Meldung: Ende Januar erreichte uns die Nachricht, dass der Licht- und Bühnendesigner Gert Hof am 24. Januar 2012 an den Folgen einer schweren Krebserkrankung gestorben ist. Auch wenn Gert Hof in der Branche polarisierte, so muss man seine Verdienste im Licht- und Bühnendesign – gerade in Bezug auf monumentale Inszenierungen – hoch anrechnen. Wir werden ihn ehrend in Erinnerung halten.

Ihr

Dr. Walter Wehrhan Chefredakteur

+DOO %RRWK & We are pleased about your visit!

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I N HALT

Inhalt 2/2012 Produktion TITEL

16 Die Ärzte: das XX-Konzert

TITEL

90 Die Ärzte: das XY-Konzert 40

Fête des Lumières 2011 Lyon

Beschallung 57 Feature: DPA-Headset d:fine TITEL

58 Test & Messungen: dBTechnologies T12

TITEL

68 Weltpremiere: neues Line-Array-System JBL VTX-Series 76 Beschallung bei der TV-Serie „Das Supertalent“

Licht & Projektion TITEL

22 Theater: Neue Lichtstellanlage E.GO im Theater Meiningen

TITEL

30 Praxistest: GLP Impression Wash One

TITEL

50 Grundlagen: Degeneration von Weißlicht-LEDs

TITEL

52 Test: SquareLED Authentic 200

XX

36 Projektorentest: Sanyo PLC-HP7000L

75 Demoraum für Projektionen, Displays und LED: visualounge bei Publitec

Business 82 Interview: Integration der Marke Innovason bei Lawo

Magazin

68

Weltpremiere des JBL VTX:

Wir waren exklusiv in den USA

NEUE RUBRIK

8 PRODUCTION GEAR: Neue Produkte 12 News und Heads aus der Branche

Rubriken 3 Editorial 84 Inserentenverzeichnis 84 Vorschau auf die Ausgabe 3/2012 85 Impressum 85 PRODUCTION PARTNER: Backstage

Titelfotos: Thomas Döhring News-Portal: www.promedianews.de Facebook: www.facebook.com/ProductionPartner Apple App-Store: PRODUCTION PARTNER

6 production partner 2/2012

36

Der PLC-HP7000L führt Sanyos leis-

tungsstarke P-Serie auf eine neue Stufe. Wir haben den Projektor in Betrieb genommen und liefern Infos zur Übernahme von Sanyo durch Panasonic


16

Die Ärzte gaben in der Westfa-

lenhalle zwei spektakuläre Konzerte: eins nur für Frauen ... ... und am nächsten Tag eine Show nur für Männer. Wir berichten in separaten Artikeln von beiden Konzerten

40

90

Lichterfest La Fête des

Lumières in Lyon: PRODUCTION PARTNER folgte einer Einladung, um hinter die Kulissen von vier Großprojektionen zu schauen, die mit Christie-Projektoren realisiert wurden

30 GLP Impression Wash One:

Das LED-Washlight – eine Ergänzung zum Spot One – in unserem Praxistest

58

dBTechnologies T12:

Technologie und Performance des voll aktiven 3-Wege Line-Arrays im unbestechlichen Test

2/2012 production partner

7


MAGAZ I N

Production Gear 1

3

2 4

Sennheiser XS

1

Fünf Systeme für den Einstieg in die Drahtloswelt: Robuste Geräte, einfache Bedienung und guter Sound von zwei Vocal-Sets mit

TourWash Power 148 CM+W Zoom

2

Als Neuheit präsentiert Expolite den kopfbewegten TourWash Power 148 CM+W Zoom mit LED-

3

Ambient HHA

Der solide Metalladapter von Ambient Recording erlaubt, Neumann- und Sennheiser-Mikrofone herstellerübergreifend zu nutzen.

Arctic Survival Cap

4

Mit dem Label „Rigging Pirates“ hat Global Truss eine neue Marke ins Leben gerufen. Darunter wird qualitativ hochwertige und exklu-

Handsender, einem Instrumenten-

Technik. Das Moving Light bietet

Derzeit können laut Ambient Re-

sive Bekleidung für den Messebau

Set, dem Presentation-Set mit Ta-

RGBW-Farbmischung und ein

cording alle Köpfe der Serien SKM

und die Veranstaltungstechnik so-

schensender und Ansteck-Mic oder

Zoom-System von 15°–45°. Durch

5000 und 3000 (wie die Neumann

wie Sicherheitsausrüstung vertrie-

dem Set mit Headset. Die Sender

die 37 10 Watt LEDs verspricht

KK 104 und 105) auf Handsendern

ben. Neuer Zugang zum Portfolio

sollen eine Betriebszeit von bis zu

der Hersteller einen Lichtoutput

mit Shure Mount genutzt werden.

ist die zum Winter passende Fell-

10 h leisten; eine Schaltbandbreite

von 6860 lumen bei einer Leis-

Eine aktive Spannungsanpassung

mütze – sodass kalte Ohren auf

von bis zu 24 MHz sorge für Flexi-

tungsaufnahme von 450 Watt.

erhöht die 5 V Bias-Speisung auf

der Baustelle zur Vergangenheit

bilität. Bei den Handsendern ste-

Steuerungsfreundlich belegt der

die Sennheiser-typischen 7 Volt.

gehören.

hen ein Kondensatormic mit Su-

der LED-Strahler 12 – 16 DMX-Kanä-

Am Lectrosonics HH Digital-

perniere und ein dynamisches Mic

le. Der TourWash ist bei Focon

Hybrid-Sender kann die Spannung

mit e 835-Niere zur Verfügung. Der

Showtechnic ab März verfügbar.

sogar auf 15 V erhöht werden: So

True-Diversity-Empfänger sitzt in einem Metallgehäuse, bis zu 12

www.foconshowtechnic.com

erhalte man nicht nur einen erheblich höheren Signal-/Rausch-

Strecken können gleichzeitig be-

Abstand, sondern zusätzlich eine

trieben werden.

kompanderlose Klangqualität.

www.sennheiser.de

8 production partner 2/2012

www.ambient.de

www.b-und-k.de


5

6 7

5

HK Audio Linear 5

Mit Linear 5 präsentiert HK AUDIO eine hochperformante Lautsprecher-Serie, die ambitionierte Musiker und DJs ebenso begeistern soll wie anspruchsvolle Verleiher. Kein anderes System in der

L-Acoustics ARCS II

6

Die ARCS II bietet als aktuelle Version der Linienschallquelle mit konstanter Krümmung laut L-Acoustics viele Verbesserungen, vor allem Laut-

7

Penn Elcom CaseDesigner

Für die Konstruktion und Kalkulation erzeugt der CaseDesigner auf Basis von Grundbautypen Cases, die dreidimensional und maßstabsgerecht

sprecherchassis der K1 Klasse für erweiterte Re-

dargestellt und aus jeder Perspektive betrachtet

1"-Klasse erzeugt laut Hersteller so viel Schall-

serven bei gleichzeitiger Gewichtsreduzierung für

werden können. Ein umfangreiches Sortiment

druck wie Linear 5. Keinesfalls selbstverständlich

mittlere bis große Produktionen. ARCS II nutzt die

von Penn-Elcom-Bauteilen steht fertig zur Aus-

seien zudem die Hybrid-Holzgehäuse, die nicht

Wavefront Sculpture Technology zur Erzielung

wahl, eigene Bauteile lassen sich im beschränkten

nur beste akustische Eigenschaften, sondern auch

einer konstant gekrümmten Linienquelle. Eine

Umfang ergänzen. Auch der Innenbereich mit

hohe Strapazierfähigkeit beim täglichen Einsatz

ARCS II kann horizontal liegend oder aufrecht ein-

Einteilungen und Auskleidung wird berücksich-

„on the road“ garantierten. Aktuell sind fünf ak-

gesetzt werden. Die Abstrahlwinkel sind in einer

tigt. Die Kalkulation erfasst Zubehör, Sonderteile,

tive Modelle verfügbar, passive Pendants sollen

Ebene proportional zur Anzahl der Elemente im

Fremdleistungen, Materialkosten und Arbeitszeit.

im Mai folgen. Bereits mit zwei L5 212FA lässt sich

Array (N x 22.5°). In der anderen Ebene erzeugt eine

Dateien von fertig designten Cases lassen sich im-

beispielsweise ein vollwertiges Fullrange-System

ARCS II Line Source abhängig von der Ausrichtung

und exportieren. Für die Produktion stehen Stück-

aufbauen. Darüber hinaus kann das multifunk-

horizontal / vertikal einen asymmetrischen Winkel

listen und Zuschnittlisten mit Positionsangabe

tionale Top auch als Monitor, Delay-Line oder als

von 60° (20°/40°). Das LA-RAK Touring Rack mit LA8

zur Montage der Schnittstücke zur Verfügung.

dezentrale Beschallung eingesetzt werden. Ne-

Controller-Presets dient als Antrieb. Merkmale wie

Professionelle Case-Hersteller können direkt aus

ben den drei Topteilen sind zwei System-Subwoo-

L-DRIVE Lautsprecherschutz und der Array Mor-

dem Programm Angebote, Aufträge, Auftragsbe-

fer-Modelle erhältlich, um auch Anwendungen

phing EQ erlauben ein schnelles Einstellen der to-

stätigungen, Lieferscheine und Rechnungen er-

mit großem Tiefbassbedarf abdecken zu können.

nalen Balance oder einer Referenzkurve.

stellen und per E-Mail versenden.

www.hkaudio.de

www.l-acoustics.com

http://penn-elcom-casedesigner.eu 2/2012 production partner

9


MAGAZ I N

Production Gear Major Upgrade-Kit CDM-T

8

Mit dem Major Upgrade-Kit lässt sich schnell, einfach und flexibel aus einem herkömmlichen Source Four PAR mit Halogenleuchtmittel ein Scheinwerfer mit Entladungslampe bauen. Durch einfaches Wechseln der Rückkappe mit der integrierten Fassung lassen sich sämtliche Vorteile der CDM-Technologie nutzen: eine lange Lampen-

8

lebensdauer von über 9.000 Stunden, der geringe Energiebedarf, eine stabile Farbtemperatur von 3.000K bzw. 4.200K, eine geringe Hitzeentwicklung und die hervorragende Farbwiedergabe aufgrund des Tageslichtspektrums. Vom Rentalbereich bis zum Messebau/Ladenbau eröffnet das MAJOR Upgrade-Kit daher zahlreiche neue Möglichkeiten.

www.lightpower.de

9

ToughGaff

ToughGaff ist ein Halter für Klebebandrollen, der

9

am Gürtel eingehängt wird und dann eine TapeRolle griffbereit hält. Derzeit sind Modelle für schmale und breite Wickelkerne erhältlich (hier abgebildet ist die schmalere Ausführung). Zur Entnahme der Rolle wird mit nur einem Griff ein kleiner, gefederter Hebel bewegt. Es muss also nicht mit beiden Händen an einem Karabiner gefummelt werden usw. Eine weitere Klemme soll die Befestigung von Arbeitshandschuhen erlau-

ben. Die Verwendung hochwertiger Materialien soll eine dauerhafte Funktion gewährleisten. Entstanden sind Idee und Entwicklung bei Steadicam-Operator Nir Bar, weitere Produkte sind angekündigt.

www.toughgaff.com

10

ETC Source Four XT

Der neue Outdoor-Scheinwerfer von ETC ist ein Source Four. Unter dem Namenskürzel XT verbirgt sich ein Profilscheinwerfer mit IP65 fürs Freie. Im wasser- und staubdichten Gehäuse sitzt ein 150 Watt Entladungsleuchtmittel, welches 12.000 Betriebsstunden verspricht und den XT für eine Dauernutzung prädestiniert. Vor allem seine Bauweise aus Spritzguss- und Strangpressaluminium

10

macht den Source Four XT unempfindlich gegen die Elemente. Der XT nutzt ähnlich des S4 Zooms einem Zoombereich von 15°–30° und nimmt die S4-Standardgobos in Größe A, B und dichroitischer Farbe auf. Ein weiteres Feature ist die Blendenschieber-Einheit, die ein Abschatten des Lichtfelds erlaubt.

www.etcconnect.com

10 production partner 2/2012



MAGAZIN

Tagesaktuelle News auf unserem Onlineportal: www.promedianews.de

50-jähriges Jubiläum und limitierte Produkte

Heads

Audio-Technica feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum und präsentiert

Am 24. Januar 2012 verstarb der auch über Deutschlands Grenzen hinaus

zu diesem Anlass sechs ausgewählte „50th Anniversary“-Mikrofone in limi-

bekannte Lichtdesigner Gert Hof. Er arbeitete u. a. mit Künstlern wie Ro-

tierter Auflage g und drei speziell ausgesuchte Kopfhörermodelle. Die Audio-

ger Waters, Bruce Springsteen, Rammstein und betreute Events, wie die

Technica-Niederlassung T Deutschland ist neben Eng-

Loveparade, Lights of Freedom oder die Eröffnung des Dresdner Haupt-

land, la Frankreich und Ungarn eine von vier Nieder-

bahnhofs. Darüber hinaus war Gert Hof Buchautor und Inhaber von

lassungen la zur Vertretung der Marke in Europa. 2007

G. Hof Productions.

eröffnete e sie am Standort Mainz-Kastel zusätzlich Mit großer Trauer teilte Clay Paky Mitte Dezember mit, dass Enrico

ein e Schulungszentrum. www.audio-technica.de

Caironi verstorben ist. Die professionelle Lichtbranche hat eine menschliche und fachliche Persönlichkeit verloren. Lange Zeit war Caironi Repräsentant von Clay Paky.

Lightpower unterstützt PSC Lightpower ist ab sofort Förderer des Paderborner Squash Clubs (PSC) und

Rainer Möller verstärkt seit Januar 2012 das

insbesondere Trikot-Sponsor der 1. Herren-Mannschaft in der 1. Bundesliga.

Team der Ledcon Systems GmbH. Der 36-jäh-

Nach der sehr erfolgreichen Kooperation zur Squash-WM im letzten Jahr ha-

rige Rainer Möller bringt eine langjährige LED-

ben sich Norman Farthing, Geschäftsführer PSC, Andreas Preising, 1. Vorsit-

Erfahrung im Bereich Produktmanagement

zender des PSC und Ralph-Jörg Wezorke, Geschäftsführer Lightpower, dazu

und Vertrieb mit und steht zukünftig bei allen

entschlossen, die gemeinsame Zusammenarbeit weiter fortzuführen. So

Fragen rund um das Thema LED-Displays zur

wird Lightpower die Paderborner Squasher für die nächsten drei Jahre als

Verfügung.

Hauptsponsor unterstützen. www.lightpower.de

Rainer Möller

Seit dem 1. Januar 2012 hat die Hamburger G+B Niederlassung einen neuen Mann an der

Coolux unterstützt Micky Maus

Spitze: Der langjährige Projektberater und zu-

Das 21st Century Symphony Orchestra präsentierte das Animationsmeis-

letzt stellvertretende Niederlassungsleiter

terwerk „Fantasia“ vor beinahe 2.000 begeisterten Zuschauern. Die ver-

Olaf Bellmann übernimmt die Führung der

schiedenen Animations-Kurzfilme wurden durch eine Live-Performance der

hanseatischen Niederlassung. Der 45-Jährige

dazugehörigen Orchesterstücke zu neuem Leben erweckt. Die Produzenten

ist bereits neun Jahre für den Technik-Dienst-

dieses erinnerungswürdigen Events, Art Productions Luzern, konnten sich

leister tätig und kann auf zahlreiche, erfolg-

nicht nur auf die Disney-Magie, sondern auch auf die jahrelange Erfahrung

reiche Projekte zurückblicken.

Olaf Bellmann

der Moodbox GmbH und Martin Kuhn verlassen. Kuhn kreierte ein vielseitiges Setup, welches größtenteils auf coolux Pandoras Box-Technologie basiert.

Ab sofort wird das Team des VPLT durch einen

Der Chefdirigent des 21st Century Symphony Orchestra, Ludwig Wicki, konn-

neuen Geschäftsführer verstärkt: Dipl. Kauf-

te während der Vorstellung sogar auf einen optischen Clicktrack zurück-

mann Jürgen Kreis hat am 2. 1. 2012 seinen

greifen. Durch die Pandoras Box Output-Synchronisation konnte sicherge-

Dienst in der Verbandsgeschäftsstelle ange-

stellt werden, dass die Darstellung auf dem Dirigentenbildschirm absolut

treten und unterstützt Peter Klotz und Diet-

synchron mit der großen Projektionsfläche lief. Das nötige Equipment stell-

mar Rottinghaus als allein vertretungsbe-

te die Schweizer Auviso AG zur Verfügung.

richtigten Vorstand des VPLT e.V.

Jürgen Kreis

www.coolux.com

Clear-Com ernennt Bob Boster, zuvor Vice President des weltweiten Vertriebs, zum neuen Präsidenten des gesamten Unternehmens. Boster beerbt damit Matt Danilowicz, der zum 31. Dezember 2011 das Unternehmen verließ. Riedel Communications gibt bekannt, dass

Bob Boster

Frank Eischet (41) dem Unternehmen als Geschäftsführer und Chief Financial Officer (CFO) beigetreten ist. Der Diplom-Kaufmann mit langjähriger Führungserfahrung folgt auf Uwe Bingel, der nach über sechs Jahren das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum

Coolux Pandoras Box werden bei Walt Disneys Fantasia in Luzern eingesetzt

12 production partner 2/2012

31. Dezember verlässt, um einen neuen beruflichen Weg zu verfolgen.

Frank Eischet


2/2012 production partner

13


MAGAZIN

Sennheiser eröffnet SFTC in San Francisco Seit dem 1. September verstärkt Ulli Suess das Vertriebsteam S

Sennheiser hat ein neues Forschungslabor in San Francisco eröffnet, das SFTC

d Shure Distribution GmbH als neuer Regional Sales Mader

(Technology and Innovation California). Unter dem Motto „The Future Made

n nager für den Süden Deutschlands. In dieser Rolle ist Suess

Right Here“ erforscht und entwickelt die Einrichtung, die das Labor in Palo Al-

u unter anderem für den Vertrieb des gesamten Marken-

to ablöst, digitale Signalverarbeitungstechnologien, um das Kundenerlebnis zu

p portfolios bei Shure Distribution verantwortlich, das neben

verbessern. Viele der Ideen und Technologien fließen anschließend in die Con-

S Shure auch Produkte von QSC, Countryman und Winradio

sumer-, Profi- und Installed-Sound-Produkte von Sennheiser ein.

u umfasst.

www.sennheiser.com

Ulli Suess Seit dem 1. 12. 2011 betreut Gerd Schlüter als neuer Regional Sales Nord vom neuen

27. Tonmeistertagung in Köln

Klotz a.i.s Vertriebsbüro in Winsen bei Hamburg aus den gesamten MI Fachhandel

Der Verband Deutscher Tonmeister (VDT) hat nach den

sowie Unternehmen der Veranstaltungstechnik/ Rental im norddeutschen Raum. Als

ersten Treffen der TMT-Planungsgruppe erste Infor-

gelernter Einzelhandelskaufmann für Musikwaren blickt Herr Schlüter auf eine

mationen zur 27. Tonmeistertagung veröffentlicht, die

umfassende, mehr als 20-jährige Erfahrung im deutschen Musikfachhandelsmarkt

vom 22. bis 25. November 2012 im Congress-Centrum

zurück.

Nord der Kölner Messe stattfinden wird. Die Tonmeistertagung, einer der bedeutendsten internationalen Fachkongresse für die professionelle Audiobran-

Axel Fischer

N Neuer Geschäftsbereich der B&K Braun: Medientechnik und

che, hat einen zweijährigen Turnus und wechselt 2012 ihren Standort, nachdem

L LED-Displays. Axel Fischer wird diesen neuen Geschäftsbe-

sie in den Jahren zuvor in Leipzig stattgefunden hatte. Das Congress-Centrum

r reiche verantwortlich betreuen und den Exklusivvertrieb

Nord der Kölner Messe bietet der Tonmeistertagung ausgezeichnete räumliche

f Green Hippo Produkte in Deutschland und Österreich für

Voraussetzungen für eine perfekte Integration von Kongress und Ausstellung

ü übernehmen. Als studierter Elektrotechniker kann er be-

und einen hohen Praxisbezug. Für das Programm sind wie in vergangenen Jah-

r reits auf mehrere Jahre Erfahrungen in der Medientechnik

ren fünf Säle eingeplant. Den Firmen stehen mehr als 1.700 m2 Ausstellungs-

u deren Steuerungen in leitenden Positionen zurückund

fläche zur Verfügung, neben offenen Standflächen auch zahlreiche Demoräu-

b blicken.

me unterschiedlichster Größe. www.tonmeister.de

W Wellen+Nöthen hat bekannt gegeben, dass Sven Riedel in

Sven Riedel

Z Zukunft die Teamleitung des Unternehmensbereichs Ser-

LiPo und Eurotruss gründen Eurotruss GmbH

v am Standort Berlin verantworten wird. Als Teamleiter vice

Den wachsenden Marktanforderungen folgend, hat sich die Lightpower GmbH

d Berliner Service-Abteilung wird Riedel das Service-Ander

als deutscher Exklusivvertrieb von Eurotruss-Produkten gemeinsam mit dem

g gebot des Unternehmens betreuen und ausbauen sowie

niederländischen Hersteller auf einen markanten Schritt verständigt: Gemein-

s sämtliche Service-Dienstleistungen koordinieren.

sam gründeten beide Unternehmen am 15. Januar 2012 eine eigenständige Rigging-Division, die unter dem Namen Eurotruss GmbH firmiert. Die Eurotruss GmbH wird von Hövelhof, Kreis Paderborn, aus mit einem eigenständigen Team operieren und den Gesamtmarkt für Rigging-Lösungen ansprechen. Aus diesem

Ulrich Kremp verabschiedet sich nach 37 Jahrenin den Ruhestand

Grund wird neben Eurotruss auch der deutsche Vertrieb für CM Lodestar-

Ulrich Kremp, bis 2009 verantwortlicher Manager Professional Division der Bose GmbH

geschäft“ konzentrieren.

Hebezeuge nebst deren Hebezeug-Steuerungen in der Eurotruss GmbH angesiedelt sein. Lightpower wird sich künftig noch konsequenter auf das „Licht-Kern-

und in den vergangenen zwei Jahren in europaweiter Funktion mit Aufgaben im Bereich

www.eurotruss.de

Engineered E Sound betraut, verabschiedete sich

Ulrich Kremp

Martin Becker

in i München offiziell von seinen langjährigen

Feiner Lichttechnik übernimmt Coemar-Vertrieb

Pressepartnern. P Der diplomierte Wirtschafts-

Coemar ernennt Feiner Lichttechnik GmbH zum Vertrieb seiner innovativen

ingenieur i Ulrich Kremp kam 1974 als vierter

LED-Produktpalette. Die internationale Präsenz von Coemar wächst mit der

fest f angestellter Mitarbeiter zur gerade etab-

Ernennung von Feiner Lichttechnik aus Regensburg zum neuen Vertrieb für

li lierten Bose GmbH. In seiner Zeit als verant-

Deutschland. Feiner Lichttechnik übernimmt den Vertrieb der kompletten LED-

w wortlicher Manager der Professional Sound

Produktpalette von Coemar, einschließlich der preisgekrönten Reflection- und

D Division in Deutschland wurde aus der an-

LEDko-Serie, die erfolgreiche Lite LED-Serie sowie den schnell wachsenden

f fä fänglichen „One Man Profishow“ bis heute ein

Architekturleuchtenbereich. Gerhard Feiner, Inhaber und Geschäftsführer von

erfolgreicher Geschäftsbereich mit mehr als 25 Mitarbeitern. Ulrich Kremp hat das Bose

Feiner Lichttechnik kommentiert die Übernahme des Vertriebs: „Wir sind seit

Profi-Geschäft vom Verkauf über den Musikalienhandel über das Installationsgeschäft

vielen Jahren mit der Coemar-Technologie vertraut und haben schon seit den

zum komplexen und anspruchsvollen Profi-Business geführt. Er war auch maßgeblich

ausgezeichneten Theaterprodukten der späten 80er-Jahre Kontakt mit dem

an der Entwicklung des Bose ProPartner-Konzept beteiligt, Grundlage des Profi-Geschäfts

Unternehmen. Es ist eine große und spannende Aufgabe für uns zusammen mit

zunächst in Deutschland und später auch in allen anderen europäischen Bose-Märkten.

Coemar als Partner, sich um die Verbreitung der hervorragenden LED-Produkte

2009 wurde Ulrich Kremp nach Übergabe der Deutschland-Verantwortung an seinen

und die Wiederbelebung der Marke Coemar als führendes Unternehmen in

langjährigen Verkaufsleiter Martin Becker ausgewählt, europaweit das „Engineered

Deutschland zu kümmern.“

Sound“-Konzept mit neuen Produkten wie RoomMatch und PowerMatch zu starten.

14 production partner 2/2012

www.feiner-lichttechnik.de



R E PORT

Die Ärzte XX

Die Ärzte

XX

Die Ärzte spielten im Dezember 2011 in Dortmund zwei Konzerte. Um den ersten Abend erleben zu dürfen, mussten ganz bestimmte biologische Voraussetzungen erfüllt werden: Für das eigenständige XX-Konzert waren nur die weiblichen Fans zugelassen. Für Jungs gab es ein eigenes XY-Konzert – für den zugehörigen Bericht (ab Seite 90) dieses Magazin bitte einmal wenden! Obwohl

die Idee für die beiden Konzerte schon längere Zeit existierte – bereits im Juli 2011 gab es die ersten Gespräche zwischen den Künstlern und den Kreativen in Berlin – war die Zeit für deren technische Planung und Umsetzung dann doch relativ knapp bemessen. Grundsätzlich sollten die gängigen Geschlechter-Klischees für das jeweilige Publikum bedient werden: alles mit einem riesigen Augenzwinkern: „Ideen waren wirklich reichlich vorhanden“, erinnerte sich Lichtdesigner Lui Helmig und verriet: „Ich denke, wir haben nur 30–50 % der Ideen umgesetzt, die wir hatten. Anschließend galt es, die vielen Ideen zu sortieren. Was passt für

16 production partner 2/2012

die Mädchen? Was am besten zu den Jungen? Die Phase, die unglaublichsten Ideen und Vorstellungen auf ihre Machbarkeit hin abzuklopfen, erstreckte sich bis September.“ Allerdings war die Band in diesem Zeitraum im Studio und anschließend der eine oder andere Ansprechpartner im Urlaub oder gar mit anderen Projekten beschäftigt, sodass die Abstimmungen sehr zeitaufwändig und mit umfangreicher E-Mail-Korrespondenz verbunden waren. Nachdem schließlich feststand, welche Wege beschritten bzw. welche Ideen umgesetzt werden sollten, trommelte Lui Helmig die bewährte Crew seines Vertrauens

zusammen. Neben Thomas Döhring, der erneut für das ESP-Pre-Programming verantwortlich zeichnete, waren auch Roland Greil (Moving Lights, Backup, Pre-Programming) und Martin Heuser (Video) wieder mit im Boot. Als zusätzliches, neues Teammitglied kam über eine Empfehlung von Gunther Hecker der Videokünstler Haegar dazu (Haegar war u. a. an der letzten Söhne Mannheims Tournee mit Gunther Hecker beteiligt – mehr dazu in unserer nächsten Ausgabe). Er bereicherte die Show u. a. mit seinen grafischen Live-Performances. Dazu war eine Kamera an seinem Arbeitsplatz angebracht, mit der zur Musik live Inhalte


Wiener Vorhang in beige mit Wolkenstore und roter Bühnenkasch, darüber die Würfel

produziert wurden. Martin Heuser, der den Einsatz und den Stil von Video in den letzten Jahren bei den Ärzten geprägt hat, setzte bei der Show sowohl auf bewährten als auch neuen Content. Überdies oblag ihm die Bildmischung der Live-Kameras sowie sämtlicher Videoeinspielungen.

Pre Programming Lui Helmig entwickelte zunächst die grundlegenden Design-Ideen und versammelte dann seine Mannschaft Anfang Dezember in den Räumlichkeiten von Satis&Fy im westfälischen Werne, um dort gemeinsam eine Woche lang an der Show zu basteln. „Da wir – wie üblich – keine Set-Liste vorliegen hatten, an der wir uns hätten orientie-

ren können, galt es ein möglichst flexibles System für rund 40 Lieder zu entwickeln, das uns helfen würde, die endgültige Show vor Ort zu kreieren, sobald die Songs bekannt gegeben werden, die definitiv gespielt werden sollten“, erklärte Lui Helmig und fügte gelassen schmunzelnd hinzu: „Wann das sein würde, nun, das kann man bei den Jungs nie wissen.“ Die Set-Liste kam dann übrigens am Donnerstag, dem 15. 12. – für Montag und Dienstag waren die Konzerte angesetzt ...

Aufbau für die X X-Show Der Aufbau für die XX-Show begann am Sonntag früh um 6 Uhr, denn die Westfalenhalle war bis dahin gebucht. Bereits um 19 Uhr stand eine Bandprobe auf dem Plan.


R E PORT

Die Ärzte XX

Das Bühnenbild wirkte sehr großzügig und offen

Bis Mitternacht wurde an den Abläufen der festen Programmpunkte und an der ShowDramaturgie geprobt. Als die Proben abgeschlossen waren, konnte detailliert an Licht- und Video-Programmierung gearbeitet werden. Ein weiterer Probendurchlauf fand kurz vor dem Konzert am Montag von ca. 15–18 Uhr statt. Die meisten Gewerke arbeiteten wegen des straffen Programms in zwei Schichten. Besonders die Support Deko- & MessebauAbteilung hatte im Rahmen dieser beiden Die Ärzte Shows eine Menge Aufgaben auszuführen. Für die Frauen-Show galt es nicht nur eine Hollywood-Schaukel mit Kissen, das mit

Als Abwurfsystem für die Kabukis vertraute Lui Helmig auf ein Produkt der Firma Werkmann Show-Systems aus Frank furt am Main. „Der Vorteil dieses Systems gegenüber den meisten anderen ist, dass es schon beim Aufbau und beim Anbringen der Stoffe Strom benötigt. Erst wenn der Strom abgeschaltet wird, öffnen sich die Magneten, die den Stoff an der Schiene einklemmen und der Vorhang fällt“, erklärte der Lichtdesigner. Sollte sich im System ein defektes Kabel befinden, so wird dies schon im Vorfeld gemerkt und nicht erst, wenn der Strom eingeschaltet wird, um den Vorhang abzuwerfen. Viele andere Systeme offenbaren einen

»Ich habe erst das Design für die Bühne entworfen und mich dann an das Lichtkonzept gemacht.« Lui Helmig rotem Knit Velours bezogene Herz mit Lichterschlauch und die beiden Spiegelflächen mit Lichterketten anzufertigen. Die übrigen Aufträge reichten über die Anfertigung einer Showtreppe aus Edelstahl bis hin zur Fertigung von Rosen aus rotem Knit Velours. Weiterhin galt es einen 70 Quadratmeter großen Wiener Vorhang in beige sowie einen Bühnenkasch und einen Plüschvorhang in Pink aus Knit Velours aufzuhängen. Hinzu kam das Anbringen von Sofitten und eines roten Knit Velour-Vorhangs. Alle Vorhänge wurden an einem Abwurfsystem angebracht.

18 production partner 2/2012

Fehler erst in dem Moment „wenn es gilt“. „Hier ist es so, dass man bereits beim Aufbau merkt, wenn etwas kaputt ist. Ich halte das Werkmann MKSII für das zuverlässigste Kabuki-System, das es gibt.“ Überdies ist es sehr einfach zu bedienen. Sehr vorteilhaft ist, dass damit Strecken bis zu 1,5 m zwischen den Magneten bequem möglich sind. „Die kurze Aufbauzeit war tatsächlich das größte Problem. Ein vorzeitiges Eintreffen der Produktion war nicht möglich. Lediglich die Rigging-Abteilung begann schon um 4.00 Uhr in der Früh. Das DART Rigging Team bereitete die komplette Halle vor,

damit die übrigen Gewerke ab 6.00 Uhr mit ihren Arbeiten loslegen konnten“, erinnerte sich Lui Helmig.

Show Time Während des Einlasses hing vor der Bühne der elegante 10 m breite und ca. 7,5 m hohe Wiener Vorhang, der dann unmittelbar vor Konzertbeginn nach oben gezogen wurde. Gleichzeitig senkte sich dahinter eine Hollywood-Schaukel, auf der die drei Musiker saßen. Diese Schaukel wurde über zwei Cyberhoist-Motoren bewegt. Als Lehne und Sitzfläche waren Zweipunkt-Traversen verbaut worden; jeweils zwei Bauteile dienten als Sitzfläche und zwei als Lehne. Lediglich die Seitenteile, an denen die Statik befestigt war, bestanden aus dafür speziell an gefertigten Teilen. Die handelsüblichen Schaumstoffe, die den Musikern als Kissen dienten, waren mit dem roten Stoff bezogen worden. Sicherheitstechnisch wurde verlangt, dass die Künstler während des gesamten „Einschwebe-Vorgangs“ Sicherheitsgurte tragen mussten. Parallel zu den Musikern schwebten von den Bühnenseiten weiße Federn herab. „Ursprünglich hatten wir geplant, die Federn auch von oben kommen zu lassen“, erklärte Lui Helmig: „Doch wir hatten Befürchtungen, dass sich jede Menge Federn in den Kettengliedern verfangen würden und es dadurch im schlimmsten Fall zu einer unschönen Störung kommen könnte.“ Nach der Landung auf der Bühne sangen sich die Musiker mit dem Lied



R E PORT

Die Ärzte XX

„Wenn alle Männer Mädchen wären“ in die Herzen der weiblichen Fans. Im Mittelpunkt der rosarot gehaltenen Bühne stand das überdimensionale rote Herz, das in den Satis&Fy-Werkstätten in Werne eigens gefertigt worden war. Das überdimensionale Symbol der Liebe war mit dem rosa Knit Velour bezogen und mit einem handelsüblichen LED-Lichtschlauch ausgestattet worden. Rechts und links davon befand sich jeweils ein ebenso überdimensionaler Schminkspiegel. Die riesigen Spiegel waren für das Konzert mit Glühbirnen umrandet worden – auch dies eine Spezialanfertigung des Satis&Fy DekoTeams.

tionen etwas versetzt platziert dazwischen hingen. Diese Würfel hatten eine Kantenlänge von 2,4 m und waren aus Truss (Prolyte) zusammengesetzt. Über die Ketten von jeweils vier Cyberhoist-C1-Motoren konnten die Würfel in der Höhe verfahren und jeweils unabhängig gekippt werden. Auf drei Seiten der Konstruktion befand sich eine jeweils unterschiedliche Bestückung: Ein Seite war mit Mirage Video-LED bestückt, die zweite mit vier ACL-Bars und die dritte Seite mit neun Robe Robin 600 Wash. Als Grundstellung galt die mit den Mirage-LEDs bestückte Seite. An den Ecken der Seiten, an denen sich die LEDs und die Robe befanden, waren 2 Lite Blinder befestigt.

Das grundlegende Bühnenbild der XX Show: FX-Effekte wie Silberfontäne als Wasserfall, Luftballons, Silberregen, Seifenblasen und Luftschlangen wurden reichlich eingesetzt

„Wenn man so will gab es bei ‚Die Ärzte‘ erstmals ein echtes Bühnendesign“, schmunzelte Lui Helmig und ergänzte: „Ich habe erst das Design für die Bühne entworfen und mich dann an die Arbeit des Lichtkonzepts gemacht. Auf keinen Fall wollte ich eine Materialschlacht für diese beiden Designs veranstalten, aber auf jeden Fall zwei völlig unterschiedliche Sets schaffen. Mir schwebte als Grundlage das Design der 2007er-Tour vor. Damals hatten wir die wechselnden Hintergründe umgesetzt. Auf diesem ‚Umweg‘ bin ich auf die Idee mit der Würfel-Konstruktion gekommen.“

Die Wür fel Wesentliche Designelemente der Show waren die insgesamt acht Würfel, die über und unmittelbar vor der Bühne hingen. Jeweils drei waren im Vorder- und Hintergrund angebracht, während zwei Konstruk-

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Der Arbeitsplatz des Cyberhoist-Operators befand sich unmittelbar neben der Bühne. Von dort war der erforderliche Sichtkontakt zu allen Kettenmotoren gewährleistet. Dank BGV-C1-Zulassung konnten auch die drei vorderen Würfel problemlos über dem Publikum hängen. Die Maschen-Konstruktion der Mirage-LEDs erlaubte es, mit den Robe Washers von hinten hindurch zu scheinen, sodass zahlreiche Varianten möglich waren. Eine ähnliche Konzeption und Bauweise wie die acht Würfel wiesen auch die beiden LED-Wände rechts und links neben der Bühne auf. Die LED-Wände waren ebenfalls in Truss-Rahmen eingebaut, die wegen des 4:3-Formates als Quader konzipiert worden waren. Dies verlieh dem gesamten Bühnenbild einen grundlegend einheitlichen Look. Auch hier waren 2 Lite Blinder an den Ecken sowie Robe Washer auf der hinteren Truss positioniert. Daher konnten die 600er-Robe wieder

Support Deko& Messebau-Team Dagmar Kischewski Jens Potent Tom Günzel Martin Hess Ljudmila Skidmore Thorsten Schulz Hajo Schötz Efa Mössner Alex Bermbach Karsten Standop

effektvoll durch die Mirage-LED-Wand scheinen. Die drei Spotfahrer über der Bühne waren durch die Würfel elegant verdeckt. Um den Aufbau in dem engen Zeitfenster der ausgebuchten Westfallenhalle so schnell und so sicher wie möglich zu gestalten, waren die acht Licht-Würfel bereits in den Werkstätten der Satis&FyNiederlassung zusammengebaut und bestückt worden. Die Video-Quader hingegen wurden erst in der Halle gebaut und konfiguriert. Auch sämtliche Proylte-Traversen waren bereits fertig bestückt in der Halle eingetroffen. Hier waren 54 Robe-Spots verbaut worden. Jeweils baugleiche Leuchtmittel waren sowohl in den Würfeln als auch in den Traversen in Dreier-Blöcken zusammengefasst worden. Auch auf dem Bühnenboden standen die Moving Lights in entsprechenden Varianten als 3er-, 6erund 9er-Formation zusammen. Vorherrschende Farbe bei dem XX-Konzert waren die Farbtöne Rosa und Rot. Auf die gesamte Grün- und Cyan-Palette wurde hingegen völlig verzichtet. Die Personalstärke der Dekorationsabteilung war aufgrund des engen Zeitfensters deutlich größer als sonst. „Sechs bis sieben Leute mehr wurden benötigt“, erklärte Lui Helmig. Nicht nur wegen der sonst eher unüblichen Bühnendekoration und des Doppel-Kabuki, sondern auch, weil man über der Bühne einen zusätzlichen Schnürboden mit reichlich Molton konstruieren musste – denn schließlich wollte man einen Hubschrauber während des gesamten Konzerts vor den Blicken der Damen verbergen. Erst am Ende der Show galt es mit dieser Überraschung zu beeindrucken.


Der Helikopter am Ende der Show wurde von Seifenblasen begleitet

I’m going home by Helicopter Am Ende der Show gab es ein echtes Schmankerl: Ganz sachte, aber mit dem Originalgeräusch, das selbst einer guten alten Pink-FloydShow zu Ehren gereicht hätte, schwebte ein Hubschrauber ein. Dabei handelte es sich natürlich nicht um eine flugtüchtige Gerätschaft: Turbine und Motor waren nicht mehr vorhanden, trotzdem brachte der alte Bell-Helikopter immer noch 1,2 t auf die Waage. Das Fluggerät war geschickt in einem Schnürboden über der Bühne versteckt worden. Korpus und Rotoren mussten aber aus Sicherheitsgründen getrennt herabgelassen werden. „Die Idee mit dem Hubschrauber hatte ich“, verriet Lui Helmig lachend, „aber warum gerade einen Hubschrauber? Die Frage kann bis heute keiner beantworten. Das basierte irgendwie auf der Vorgabe der Musiker, möglichst unzusammenhängendes, absurdes Zeug während der Show zu veranstalten. Als damals das Thema Hubschrauber aufgekommen war, erzählte mir ein guter Bekannter, dass ganz in der Nähe von Werne ein Hubschrauber-Serviceunternehmen ansässig sei. Diese Firma, die schon bei zahlreichen internationalen Filmproduktionen mit ihren Helikoptern beteiligt gewesen ist, besitzt auch ein gutes Dutzend alter Maschinen, die zum Teil als Ersatzteillager dienen. Also bin ich dort hingefahren und habe gefragt, ob sie uns einen alten Hubschrauber für eine Woche vermieten. Anschließend habe ich das der Band vorgeschlagen und die sagten: ‚Warum eigentlich nicht?‘ (lacht) Wir haben den Hubschrauber dann auf einen Tieflader gepackt und die wenigen Kilometer von Ahlen nach Werne gefahren. Dort wurde das Gerät von der DekoAbteilung für die Show vorbereitet, indem der Hubschrauber mit weißem Knit Velours eingekleidet und das Ärzte-Logo aufgesprayt wurde.“ Bevor die Band in diesem Konzert den Abflug machte, äußerte man gegenüber den anwesenden Damen den Gedanken, einen derartigen Abend im nächsten Jahr zu wiederholen. Ja, manche Sachen, die vorher noch als einmalig galten, lohnen eine Wiederholung.

Text: Harry Heckendorf Fotos: Thomas Döhring, Harry Heckendorf (1)


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Theater Meiningen

Blick von der neuen Lichtregie auf die Bühne

E.GO für Meiningen Zum ersten Mal nach dem Theaterbrand von 1908 wird das Große Haus des Meininger Theaters 2010 von Grund auf saniert. Als Lichtstellanlage wurde die E.GO von e.go controls installiert. 22 production partner 2/2012

Anlass der Neuinstallation war eine Generalsanierung des Großen Hauses von Juni 2010 bis Oktober 2011. Die Sanierung konzentrierte sich auf die Modernisierung des Bühnenhauses samt kompletter Technik, die ins 21. Jahrhundert führt. Die war notwendig, denn dem klassizistischen Hoftheater von 1831 folgte nach einem Theaterbrand 1908 ein neoklassizistisches Bauwerk, bei dem bis dato keine großen Sanierungsmaßnahen durchgeführt wurden. Das Theater hat eine Kapazität von 740 Sitzplätzen bei rund 320 Beschäftigten. Die Neueröffnung erfolgte anlässlich des 180. Jubiläums im Dezember 2011. Das Viersparten-Theater in der thüringischen Kreisstadt hat ein enormes Einzugsgebiet aus dem Hinterland. Finanziert wird die Sanierung durch EU-Fördermittel sowie das Land Thüringen, den Landkreis und die Stadt Meiningen. Mehr als 30 Firmen waren an der Modernisierung des Hauses beteiligt, wovon eine


die Firma Lucifer GmbH Bühnenlicht ist, welche die Lichtstellanlage E.GO geliefert und installiert hat. Die Einweisung des Bedienpersonals wurde von der deutschen Exklusivvertretung für E.GO Lichtstellanlagen, Lucifer GmbH Bühnenlicht, ausgeführt.

Warum E.GO Auch bei einem städtischen Theaterbetrieb sind die Zeiten für die Einrichtung des Lichts kurz. So benötigte man ein Lichtstellpult, das wie andere Mitbewerber auch volle Netzwerkfähigkeit aufweist, ein FullTracking-Backup erlaubt und Multi-User betrieb unterstützt. Beispielsweise sollen Sequenzen wieder zusammengesetzt werden, wenn an einer Pandoras Box etwas programmiert und gleichzeitig konventionelles Licht bei einer anderen Konsole eingerichtet wird. Viel Zeit kann auch mit einer optimierten Bedienerschnittstelle eingespart werden und da zeigt das E.GOPult seine Stärken. Bei den insgesamt acht Encodern auf dem Encoder-Modul erfolgt z. B. eine Einfärbung der Encoder in der Form, dass sie bei der Farbmischung an zeigen, welche Auswirkung das Verstellen des Encoders in die eine oder andere Richtung haben wird. So wird bei einem RGBScheinwerfer am Encoder des grünen Kanals der obere Teil des Encoderrads grün dargestellt und der untere gelb eingefärbt. Diese Darstellung ändert aber seine Farbe,

je nachdem welche Farben noch mit den roten und blauen Farbkreisen eingestellt wurden. So erhält der Lichtstellwerker schon visuell eine Vorabinformation, um schnell und sicher reagieren zu können. Natürlich kann man sich die Encoder in der Zusammenstellung aufrufen, wie man es für sein effektives Arbeiten am besten benötigt. So kann man zum Pan und Tilt auch die Fokusparameter im direkten Zugriff auf die gleiche Encoder-Ebene legen, sodass man nach Ändern von Pan und Tilt ohne Umschalten der Parametergruppe sofort am Encoder den Fokus des Gobos oder Blendenschiebers wieder scharf stellen kann. Prismen und Strobe, die seltener im Theater benutzt werden, belegen dann nicht unnötig die Bedienencoder. Das Wiedergaberegister ist eines der Herzstücke in einem Theaterpult, bei dem sequenziell von Lichtstimmung zu Lichtstimmung innerhalb der Liste gefahren wird. Der von den alten Avab-Pulten be kannte „Gashebel“ ist auch in der E.GO zu finden. Mit ihm kann die laufende Überblendung, die mit Zeiten programmiert wurde, beschleunigt oder abgebremst werden, je nachdem wie man den Beschleunigungs-Fahrhebel, der durch Federkraft wieder in die Mittelstellung zurückgestellt wird, betätigt. Hier kann der Lichtstellwerker sehr feinfühlig auf den Gang des Schauspielers oder auf die Zeit des gesprochenen Satzes eingehen, um das Licht genau auf den Punkt zu setzen. Hiermit und

Die Stellräder, z. B. Stellrad 2 zeigt an, dass bei Auslenkung des Encoders nach oben sich die Farbe der Moving Lights nach grün hin verändern wird und unten nach gelb


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Theater Meiningen

A-B Überblendeinheit mit Beschleunigungs-Fahrhebel

den generellen Überblendregister-Funktionen sowie der Anordnung, zeichnet sich die E.GO als ein komfortables Theaterpult aus. Selbstverständlich wird die Überblendung mit 16-Bit berechnet. Der Begriff „Preset“ ist in Meiningen aus dem Ursprung der Presetpulte, also den Voreinstellungspulten zu verstehen. Richtet man eine Lichtstimmung ein und speichert diese, hat man ein Preset in einer Szenenliste gespeichert, wobei dieses nur die Helligkeitswerte abspeichert; nicht zu verwechseln mit den Paletten, die auch Presets genannt werden und als indirekte Parameterplatzhalter funktionieren. Der Vorteil ist hierbei, dass die Moving-Light-

Jedes Attribut kann mit eigenen Zeiten belegt werden und sogar zu anderen Stimmungen hin verschoben werden

Funktionen nicht mit dem Preset (also der Stimmung) gespeichert, sondern als Se quenzen drangehängt werden. Ruft man eine Stimmung auf, dann bedeutet das, dass nur die Helligkeitswerte ausgegeben werden. Möchte man auch die Parameter des Moving Lights wie Farbe oder Gobo entsprechend ausführen, muss man den „Device-Link“ zusätzlich ausführen lassen. Mit dem Anhängen der Moving-LightFunktionen an die Presets erhält man eine ungewohnte Flexibilität. Der Vorteil an dieser Möglichkeit ist, dass man z. B. die Zeit des Farbwechsels eines Rollenfarbwechslers langsam und geräuschlos durchführen kann, indem man das Device auf drei Pre-

Hermann Weissenberger von Lucifer (rechts) und Gerd Smendek, Lichtstellwerker Meiningen

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sets davor schiebt. Dies ermöglicht sozusagen eine Move-in-Black-Funktion, aber auf allen Parameterebenen und macht das Pult für die Theateranwendung so praktisch, da hier mit einem einfachen Verschieben oder Zuordnen unterschiedlicher Zeiten für jeden einzelnen Parameter die Flexibilität erreicht wird, die ein anspruchsvoller Regisseur auch erwartet. Das Verschieben der einzelnen MovingLight-Parameter zu unterschiedlichen Presets bzw. Lichtstimmungen kommt im Theater sehr oft vor und kann hier mit einfachen Kopie- oder Move-Befehlen ausgeführt werden, ohne dass man weitere Zwischenstimmungen anlegen muss. Aus diesem Grunde werden hier die Attributzeiten auch als Prozentwerte behandelt. Denn wenn man die Stimmungszeit ändert, ändert sich automatisch auch die proportionale Attributzeit. Ein Punkt zur Unterscheidung der Presets als Stimmungsliste und der angekoppelten Moving-Light-Sequenz ist die Betrachtung von Cue Only- zur Tracking-Arbeitsweise. Wir haben in unseren Theatern das Problem, dass der Regisseur sagt, was er haben will, dabei aber nicht an die Auswirkungen denkt und der Stellwerker in der Regel das ausführt, was der Regisseur sagt. Möchte der Regisseur in Stimmung vier statt Rot nun Blau sehen, und der Operator gibt das ein, dann sind bei einem Trackingpult alle Stimmungen danach Blau und nicht mehr in der Ursprungsfarbe. Das will der Regisseur meist gar nicht und denkt auch nicht daran, den Wunsch explizit zu definieren. Also muss der Lichtstellwerker bei einem



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Benutzerdefinierter Bildschirm mit topographischer Anordnung der Kreise

Wechselrahmen für die Bedienmodule erlaubt nachträgliche Umkonfiguration der Anlage

menstellt, sie aber ohne Paletten-Referenz, sondern als absolute Parameter abspeichert. So ist man sicher, dass die Cue nach Ändern der Palette noch genau ihren „Look“ beibehält. Obwohl diese Festinstallation aus vielen Modulen besteht und ein komplexes NetzMobiler separater Tastenblock – die schnellste Eingabemöglichkeit werk darstellt, ist das System aber auch sehr praktisch, sollte üblichen Lichtstellpult dann Blockstim- man auf ein Gastspiel gehen. Dann nimmt mungen oder andere Umwege beschreiten, man seinen Laptop mit der Software, das damit die folgenden Stimmungen so blei- kleine Keyboard und den Showfile mit und ben, wie die vor der Änderung in der einen kann sich in den meisten Fällen auf die Szene. Hier unterstützt die E.GO-Software Anlage vor Ort aufstecken, da bis auf wenige Prego die „deutsche“ Arbeitsweise und Ausnahmen wie MA-Net fast alle Ethernetsorgt mit der Stimmungsliste und der ver- protokolle ausgegeben werden. Benötigt knüpften Sequenz dafür, dass dem Preset in man DMX-Output, nimmt man eben noch der nächsten Lichtstimmung wiederum eine Sand-Box oder ein LSS MasterPort mit. eine eigene Moving-Light-Sequenz ange- Das ist alles viel kompakter und handlicher, gliedert ist. Daraus ergeben sich noch ande- als die sonst üblichen großen Stellwerke, re Vorteile, z. B. wenn der Lichtstellwerker zumal die Anpassung auf dem Laptop im die Aufforderung in der aktuellen Szene, Hotelzimmer schon vorbereitet werden das Moving Light XY genau so einzustellen kann, indem man beim Patch einfach den wie vorher in der Szene B erhält, so braucht Kreis anklickt und auf die neue Adresse hinman bei diesem Lichtstellpult nur die Funk- zieht. Anzeigen wie z. B. die Häufigkeit wie tion „Moving Light XY Fetch B“ einzutippen oft ein Kreis mitspielt ist ebenfalls eine herund schon sind die Parameter übertragen. vorragende Erleichterung für die TheaterEine weitere Feinheit, die für die Theater- arbeit. Wenn man z. B. sieht, dass der Scheinarbeit sehr vorteilhaft sein kann, ist, dass werfer kein Mal eingesetzt wird, braucht man z. B. die Stimmung mit Paletten zusam- man ihn auch nicht zu Patchen, bzw. kann

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den Kreis anders nutzen. Zur Überprüfung muss man das Patchmenü gar nicht verlassen, sondern kann direkt einen Wert dort herausgeben.

Konzept Das softwarebasierte System, programmiert von Yngve Sandboe, der bereits für die Avab Safari-Software und Sandnet verantwortlich war, benötigt zunächst einmal einen handelsüblichen Windows 7-Rechner auf dem die Software laufen kann. Je nach Grafikkarten-Ausstattung des Rechners erlaubt die Software bis zu acht Monitore. Die Ansichten können frei durch den Benutzer definiert werden. In Meiningen wurde ein Full-Tracking Backup-System mit einem zweiten Rechner installiert. An den zweiten Rechner lassen sich ebenfalls Monitore anschließen, die weitere Screens des ersten Rechners ausgeben können. Welcher Rechner gerade der Backuprechner ist, wird einfach dadurch entschieden, welcher zuerst eingeschaltet ist. Im Fehlerfalle übernimmt der zweite Rechner einbruchsfrei die Show und der User sieht diese Übernahme nur durch die Information am Bildschirm. Die Bedienmodule, die man frei zusammenstellen kann, werden für die Bildschirmdarstellung per USB und VGA an den Rechner angebunden und von einem Schnellwechselrahmen aufgenommen. Mit dem Schnellwechselrahmen ist es möglich, Module schnell zu tauschen, wobei es un erheblich ist, um welchen Typ von Modul es sich handelt – ein Modul wird jedoch


mindestens für eine lauffähige Anlage benötigt. Daran kann man auch die hohe Zuverlässigkeit eines solches Systems ableiten, denn im Fehlerfall eines Moduls kann man es einfach austauschen oder weglassen. Die Bedienung kann dann über die Maus und eine Bildschirmdarstellung weiter erfolgen. Es gibt zurzeit drei Arten von Bedienmodulen, ein Hauptmodul, ein Fadermodul und ein Wheelmodul. Es ist möglich das Fadermodul, das als Submastermodul bezeichnet werden kann, auch mehrfach an das System anzuschließen, wenn man mehr gleichzeitigen Zugriff auf Submaster benötigt – ähnlich einem Expansion Wing. Die Submaster-Schieberegler sind in dieser Pultklasse selbstverständlich motorisch ausgeführt, wie bei den anderen Modulen auch. Bei diesem Pultsystem können aber sogar die Anzahl der Encoder für die Parametereingabe mit einem weiteren Wheelmodul erhöht werden, was in dieser Form einzigartig in der Pultlandschaft ist. So wie das Fadermodul ausschließlich die Submastersektion beinhaltet, ist das Wheelmodul nur für die Parametereingabe durch Encoder zuständig. Das Hauptmodul beinhaltet die Wiedergabekontrolle der Stimmungsliste, so wie es in einem Theater üblich ist, sowie die grundsätzlichen Befehlseingabe. Die individuelle Bildschirmdarstellung kann so, wie es benötigt wird Scheinwerferzusammenstellungen übersichtlich dar-

stellen. Bei Verwendung eines Touch screen lassen sich auch die Kreise sehr schnell anwählen. Sehr schön gelöst ist auch die farbige Darstellung der Kreise entsprechend der momentanen RGBbzw. CMY-Parametereinstellung, während dagegen das Weißlicht nicht dargestellt wird, son- Alle Tasten sind mit Funktionen frei zu belegen dern die anstehende Helligkeit, die als auch der Gewohnheit kann hier Tribut Balken daneben angezeigt wird. gezollt werden. Wenn man eben in den letzten dreißig Jahren links oben die RecordTastenspiel Taste hatte, kann man bei diesem PultsysDie Tastenbelegung kann der Stellwerker tem die Record-Taste auch rechts oben frei zuordnen. Die Symbolik der Papierein- anordnen. leger wird dann einfach in das hinterleuch- Ein Theater ist eine in sich geschlossene tete Tastengehäuse geklippt. Gerade bei Welt. Und so wie die Tastenbelegung von einem Theaterbetrieb, der mit seinem Haus zu Haus anders gewünscht wird, so Lichtstellpult die nächsten 20 und mehr ist die Terminologie von Haus zu Haus auch Jahre auskommen muss, ist es vorteilhaft, unterschiedlich. Hier wurde z. B. von echten wenn man die Belegung und Anordnung LTP-Kanälen gesprochen, wobei aber eine des Stellwerkes auf die veränderten Bedin- andere Funktion gemeint ist, als der Gegengungen und Arbeitsabläufe, die sich beson- spieler von HTP. In Meiningen war die ders jetzt in der schnelllebigen Zeit und den Anforderung, dass z. B. Entladungslampenimmer neu dazu kommenden neuen Tech- gruppen nur über eine Taste eingeschaltet nologien ergeben, anpassen kann. Aber werden und nur über dieselbe Taste aus -


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Theater Meiningen

Vorbildlicher Patch mit Symbolen der ML-Funktionen und übersichtliche Anzeige der belegten Kreise

Universen zu legen. Denn im Theater hat man oft, dass der HMI als Non-Dim einen anderen Adressraum hat als der vorgesetzte Verdunkler oder der vorgesetzte Farbwechsler. So baut man sich ein Fixture und wählt nun den HMI an und hat darunter auf den Encodern die passenden Funktionen parat, ohne dass man die drei unter-

geschaltet werden können, um sicher zu stellen, dass diese beim Befehl „all Channel at 0" nicht ausgeschaltet werden – ähnlich einer Inhibit-Funktion. Hier ist diese Funktion aber so tiefgreifend, dass selbst beim Laden einer neuen Show, die auch das Tastenlayout beinhaltet, die HMI-Scheinwerfer gezündet bleiben und nicht ausgehen, auch wenn diese Taste in der neuen Show nicht definiert wurde. Natürlich kann man mit besonderen Befehlen diese Scheinwerfer auch in der neu geladenen Show ohne die definierte Taste abschalten. Ein weiterer Vorteil der freien Tastendefinierung ist, dass jeder Laptop oder Touchscreen in dem System mit einer selbst erstellten Maske belegt werden kann und dann z. B. auf der Bühne positioniert wird, sodass die Regis-

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seure für die Proben ihr benötigtes Licht selbst aktivieren können, ohne dass ein Stellwerker vor Ort sein muss. Damit ist auch ausgeschlossen, dass z. B. Cues ungewollt verändert oder gelöscht werden können, wie es bei Fernbedienungen mit vollem Funktionsumfang möglich wäre.

Anpassung Eine genaue Anpassung an ein Theaterhaus mit allen Besonderheiten und der Möglichkeit alle Tasten selbst zu definieren, wie auch die Bildschirmansichten, benötigt natürlich auch etwas Zeit, um das System wie gewünscht einzurichten. In Meiningen benötigte man ca. 40 Stunden für die Vorarbeit. Dies konnte mit der Software auf dem Laptop bequem zu Hause durchgeführt werden. Diese Vorarbeit wie auch das Patchen konnten bereits vor dem Einbau des Pultes erfolgen, da man aus den Plänen der beteiligten Firmen die Kreisnummern, Anschlüsse und Anschlussfelder kannte. Es ist sogar möglich beim Anlegen von Fixtures die Sensibilität der Fixtures in Bezug auf die Encoder-Auslenkung einzustellen, sodass ein Encoder-Ausschlag die gleiche Auslenkung beim MAC wie bei einem Vari-Lite hervorufen wird, wo sich ansonsten ohne Anpassung diese unterschiedlich schnell bewegen würden. Natürlich ist es im Patch möglich, jeder Funktion bzw. jedem Parameter eine eigene Adresse zu geben und auch auf unterschiedliche

schiedlichen Units einzeln aufrufen muss, um die jeweiligen Attribute zu wechseln. Kurz, hier kann der Stellwerker auch seine eigenen Fixtures erstellen und ist nicht auf den Hersteller oder Drittanbieter für Libraries angewiesen. Die Umsetzung vom Ethernetprotokoll auf DMX erfolgt hier mit MasterPort und MasterGate Knotenpunkten. Die Dimmeranlage des Hauses wird dual angesteuert – einmal mit ArtNnet und parallel dazu mit DMX512. Somit ist die Lichtanlage nicht in einem Firmendogma gefangen, das nur vollen Funktionsumfang erlaubt, wenn alle Komponenten nur von einem Her steller eingesetzt werden. So ist man auch in der Zukunft gut aufgestellt und kann Teilbereiche von anderen Herstellern er setzen lassen, wenn es die Entwicklung erfordert. Hier hat die Firma Lucifer aus Wolfenbüttel ihre langjährige Theatererfahrung eingebracht. Immerhin entstand Lucifer im Jahre 1991 aus einem Teil der Belegschaft der damaligen Strand Lighting, die mit ihren Lichtstellanlagen in Theatern führend waren. Heute ist Lucifer Vertragshändler verschiedener Marken, will durch die Herstellervielfalt eine wertfreie Beratung ermöglichen und ist in der Planungsunterstützung und Beratung über Kostenplan und Angebotserstellung bis zur Lieferung und Abwicklung kompletter Projekte tätig.

◊ Text und Fotos: Herbert Bernstädt



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Impression Wash One

TEST

Er war bereits auf der letzten Prolight + Sound 2011 in Aktion zu sehen, nun konnten wir im Rahmen eines Praxistests einen genaueren Blick auf den „Wash One“ von GLP werfen: Das LED-Washlight ergänzt den bereits seit längerem am Markt erhältlichen „Spot One“ und vervollständigt damit eine weitere Produktline der Impression-Serie.

D er „Wash One“ ist – wie die Namensgebung unschwer vermuten lässt – das Pendant zum „Spot One“, den wir bereits in unserer Ausgabe 3/2011 ausführlich getestet hatten. Neben einer leistungsstarken Engine und mächtigem Zoombereich bietet das Washlight aber darüber hinaus noch einige Besonderheiten in der Beam-Bearbeitung. Da man uns für unseren aktuellen Test freundlicherweise neben dem Washlight auch den – auf der gleichen Software-Basis aufgebauten – Spot One mit aktueller Firmware-Version zur Verfügung stellte, konnten wir uns nicht nur von den Qualitäten des neuen Testgerätes, sondern gleichzeitig von den soft-

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wareseitigen Updates des „Alten“ überzeugen.

Opti k und Aufbau Der Wash One entspricht – bis auf die Linse – optisch exakt seinem Partner, wodurch auch er nicht auf den ersten Blick als LED-Scheinwerfer zu erkennen ist. Eine relativ große Bauform, ein tiefer Kopf und gut 22 kg Gewicht waren lange Zeit eher Attribute eines konventionellen Gerätes, werden aber zukünftig mit steigender Leistungsfähigkeit der LEDs und dementsprechend benötigter Peripherie auch in diesem Segment Einzug halten.

Das – wie bei allen Geräten der Impression-Serie – nicht vorhandene Basement wird durch einen Sockel mit DMX-Eingängen in drei- und fünfpoliger Ausführung und einen PowerCon-Eingang mit On/Off-Schalter ersetzt. Zur Montage des Scheinwerfers stehen über Camlock alternativ Dreibein- für stehende bzw. Omega-Brackets für hängende Installationen sowie zwei M10-Gewinde für Sonderlösungen zur Verfügung. Wie schon beim „Spot One“ wissen auch beim Washlight die großzügigen und ausreichend dimensionierten SafetyÖsen zu gefallen. Ein Kritikpunkt beim Test des „Spot One“ war der Verzicht auf unverlierbare


Bekannt vom Impression Spot One: Unterseite des Sockels mit Beschriftung, CamlockVerschlüssen und M10-Gewinde, praxistauglich dimensionierter Safety-Halterung und Flachöse am Dreibein zur Fixierung mittels Spanngurt sowie Menüsteuerung à la iPod classic

Das Display sitzt „Impression-like“ im Bügel, die Menüsteuerung mittels Touch-Wheel, „Back“- und „Enter“-Taste ist absolut selbsterklärend und funktioniert erfreulicherweise sogar mit Handschuhen – wenn auch nur mit dünnen, spätestens bei Leder ist dann Schluss.

Menüführung

Schrauben, weshalb diese beim Öffnen des Kopfes in den Tiefen des Scheinwerfers verschwanden – hier wurde seitens GLP reagiert und das Manko beseitigt. Das Innen leben des Kopfes erscheint auf den ersten Blick relativ unspektakulär und besteht im Prinzip lediglich aus dem „Leuchtmittel“ und der Zoom-Optik. Herzstück des Scheinwerfers ist ein zum „Spot One“ identisches, 400 W starkes RGB-LED-Array, weshalb eine mechanische Farbmischeinheit und damit auch ein sehr anfälliges und serviceintensives Modul komplett entfallen kann. Das optische System besteht aus fünf Teilen – drei Linsen für Fokus und Zoom sowie einer „Donut-Blende“ und dem Effektrad – zu den Einzelheiten später mehr.

Selten hat eine Menüführung den Anwender so elegant und zielführend durch die Strukturen gelenkt wie bei Spot und Wash One – die drei Hauptmenüpunkte „Personality“, „Status“ und „Service“ sowie die jeweils zugeordneten Unterkategorien sind absolut selbsterklärend und für jeden User problemlos ohne Manual verständlich. Die vom „Spot One“ bekannten Betriebsmodi „Compress“, „Normal“ und „Extended“ sind auch beim „Wash One“ vorhanden. Der minimalistische CompressMode kommt mit den Basisfunktionen dabei auf lediglich 14 DMX-Kanäle, der „Normal“-Mode mit den zusätzlichen Features „CTC“, „Control“ und „Movement-Makros“ auf 18 Channels. Der „High-Resolution (Extended)“-Mode bringt es mit 16-Bit-Auflösung zahlreicher Attribute auf insgesamt 24 Kanäle, verzichtet dabei allerdings wiederum auf die Pan/Tilt-Makros. Auch hier wurden einige bei unserem letzten Test gefundene Software-Bugs gefixt, wie die Abstimmung der Bewegungsmuster, Implementierung von Farbrad, CTC und Control-Kanal im Extended-Mode sowie erfreulicherweise „Reset-Funktionen“ im Compress-Mode und eine Rückstellung des Menüs. Wir hatten bemängelt, dass sich das Menü – welches zur besseren Bedienbarkeit im Bügel bei Betätigung sämtliche Movements stoppt – nicht selbstständig nach einer gewissen Phase der Inaktivität zurücksetzt und den Scheinwerfer wieder freigibt. Fast schon ironisch wirkt es daher, wenn jetzt


TEST

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Das Innere des Kopfes besteht lediglich aus der RGB-LED-Einheit im hinteren und dem optischen Linsensystem im vorderen Teil des Kopfes zwar diese Rückstellung implementiert wurde, gleichzeitig aber auch leider kein Movement mehr gestoppt wird, wenn man das Menü aktiviert ... bei einem Display im Bügel so nicht praktikabel. Nach wie vor nicht vorhanden ist ein Stand-Alone-Modus, wie schon beim Schwestergerät können die Parameter lediglich über den Menüpunkt „Personality/DMX/Manual“ temporär eingestellt, aber nicht gespeichert werden.

Praxis Im Maschinenraum des Washlights schlägt das gleiche Herz wie im Spot One – die Helligkeit liegt daher laut Hersteller GLP im

Vergleich zu konventionellen Scheinwerfern zwischen 575 W (Weiß) und 1.500 W (Farbe). Der projizierte Beam ist klar definiert und bis auf kleine Reflexionen sehr streulichtarm. Das vom Rest des Kopfes nahezu vollständig gekapselte LED-Modul verhindert ein allzu schnelles Verschmutzen der optischen Komponenten und reduziert dadurch den Serviceaufwand. Die RGB-Mischung überzeugt durch kräftige Farben, aber auch mit schönen Gelb-, Orange- sowie fein nuancierten Pastelltönen. Die interne Mischung ermöglicht dabei ab Linsenaustritt ein homogenes Farbbild und ist dank fehlender mechanischer Komponenten absolut verschleißfrei und natürlich extrem schnell!

Das emulierte Farbrad bietet bei Spot und Wash One neben Festfarben nun auch CTO, Neutralweiß und CTB sowie einen Rainbow-Effekt, der allerdings nur langsam oder schnell, noch nicht von langsam bis schnell verfügbar ist. Softwareseitig korrekt implementiert wurde mittlerweile jedoch der stufenlose CTC, nach einem kurzen Sprung vom geboosteten in den abgeglichenen LED-Modus kann hier die Farbtemperatur laut GLP von 7.200 K auf 3.200 K eingestellt werden – und das bei allen Farben, unabhängig davon, ob die Farbe über RGB oder den Farbrad-Kanal erzeugt wurden. Der Scheinwerfer ist trotz seiner Größe relativ schnell und bewältigt 540° Pan in knapp 3,7 s, 280° Tilt in nur 2,2 s. Das Ansprechverhalten auf den Controller ist sehr direkt, die 3-Phasen-Stepper-Motoren ermöglichen ein sehr exaktes, gleichmäßiges und geräuscharmes Positionieren. Ein softwareseitiges „Hängenbleiben“ des Kopfes bei Tilt-Vollanschlag, wie wir es noch beim Spot One feststellen konnten, war bei beiden Geräten nicht mehr zu beobachten, der Kopf folgte stets treu und zuverlässig den ausgegebenen Werten. Das Dimming ist weich und gleichmäßig, beim Eindimmen ist allerdings ein kleiner Sprung bemerkbar. Aufgrund des unterschiedlichen Ansprechverhaltens der verschiedenfarbigen LEDs in diesem Bereich kann man auch eine gewisse Farbverschiebung beobachten – Orange driftet hier leicht in Richtung Rot, eine Gelbmischung dezent in Richtung Grün ab. Dies ist fairerweise aber wohl eher experimentell zu bewerten, in der

Die Farbmischeinheit bietet ein breites Spektrum – selbst Orange- und Pastelltöne lassen sich problemlos erzeugen

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Praxis dürften Intensitäten von 0,5 bis 1 % selten eine Rolle spielen ... Der von den Strobe-Funktionen ehemals spartanisch ausgestattete, elektronisch simulierte Shutter zeigt bei verschiedenen Strobe-Frequenzen keine wahrnehmbaren Farbänderungen mehr, neben einem linearen Strobe sind nun auch praxistaugliche Random- und Pulse-Effekte abrufbar. Ein echtes Highlight stellt der lineare Zoom mit einem mächtigen Bereich von 6° bis 60° dar, den das Washlight in unter 1 s durchfährt. Die Farbmischung bleibt dabei nahezu komplett homogen, lediglich in Richtung der engen Abstrahlwinkel zeichnen sich leichte Farbunterschiede zum Rand des Projektionskreises ab. Ein neuartiges und kreatives Tool ist der Beamshaper, eine im Endeffekt kastrierte Blendenschiebereinheit mit zwei Shapern. Diese lassen sich gleichzeitig in den Strahlengang fahren und längs der optischen Achse rotieren. Da dies durch rein mechanisches Abschatten und nicht durch optische Elemente wie Linsen o. Ä. realisiert wird, bezahlt man dieses Feature allerdings analog konventionellen Profilern mit Leistungseinbußen bzgl. Output, gewinnt aber ohne jede Frage eine Menge an kreativem Spielraum – egal, ob es dabei um effektvollen Einsatz in einer Beamshow oder das akkurate Ausleuchten von Objekten oder Szenenflächen geht.

Der Wash One sieht auf den ersten Blick mit seiner flachen KunststoffFrontlinse wie ein Beamlight aus – und ist es bei Bedarf auch. Setzt man den DMX-Wert für den Zoomkanal auf 0 %, so baut sich der „Transformer-Wash“ gewissermaßen selbst um: Die oben beschriebene Beamshaper-Einheit wird aus dem Strahlengang geschwenkt und die hinterste Linse nutzt den frei gewordenen Spielraum, um bis zur LED-Einheit zurück zu fahren. Um allerdings den extremen Wert von 3° (!) Öffnungswinkel zu realisieren, bedarf es noch einer „Donut-Blende“, die – ähnlich einer Iris – den Strahldurchmesser zusätzlich verkleinert. Weiterhin minimiert sie auftretendes Streulicht und verbessert die Homogenität des Beams, der bei diesem Winkel sowohl bei der Farbmischung als auch bezüglich Intensitätsverlauf deutliche Hotspots aufweisen würde! Aber die Beambearbeitung beim Wash One geht noch weiter – so bietet GLP mit einem „Focus“-Kanal die Möglichkeit, den Grad der Weichzeichnung zu bestimmen. Natürlich handelt es sich um ein Washlight, d. h. es ist nicht möglich und wäre auch völlig

unsinnig, Beam oder Blendenschieber scharf abbilden zu können – aber man kann den Rand des Beams linear von PC- auf Fresnel-Linsen-Charakteristik verändern, wobei sich mit zunehmender Unschärfe allerdings zwangsläufig ein deutlicher Hotspot bildet.

Fazit Der „Wash One“ überzeugt! Nicht nur durch sein – vom Spot One bereits bekanntes – außerordentlich gutes und servicefreund liches LED-Farbmischsystem, sondern vor allem durch kreative und vielfältige Ein-


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G L P I m p r e s s i o n Wa s h O n e

Um den extremen Abstrahlwinkel von 3° zu erreichen, benötigt man eine DonutBlende satzmöglichkeiten. Durch ein ausgeklügeltes, optisches System kann der Scheinwerfer sowohl als Beamlight mit extremen 3° Abstrahlwinkel, „normales“ Washlight oder zur Ausleuchtung großer Flächen mit einem gigantischen Zoom von 60° und sehr homogener Farbmischung eingesetzt werden. Der Beamshaper lässt sich sowohl als

Dabei wird die Beamshaper-Einheit aus dem Lichtstrahl geschwenkt, die hinterste Linse bis zur LED-Einheit zurück gefahren ... rotierender Effekt in einer Beamshow als auch analog einer Torblende bei FresnelScheinwerfern verwenden und erlaubt so in Verbindung mit dem Zoom eine relativ punktgenaue Ausleuchtung. Der GLP Impression Spot One ist beim deutschen Vertrieb B&K Braun GmbH zu einem Listenpreis von 8.600 € inkl. MwSt. für ein

Die Beamshaper-Einheit ermöglicht ein Abschatten des Beams – das entstehende Rechteck kann nun indiziert oder rotiert werden

... und die Blende in den Strahl gefahren

Einzelgerät oder als Tourpack – bestehend aus zwei Geräten inkl. Case und Omega Brackets – für ca. 18.400 € inkl. MwSt. zu beziehen.

Autor: Stefan Junker Fotos: Stefan Junker, GLP (2)

Der Beam ist klar definiert und bis auf wenige Reflexionen relativ streulichtarm

Der „Focus“ lässt sich der Grad der Weichzeichnung und damit die Beam-Charakteristik von PC auf Fresnel stufenlos einstellen, wobei sich mit zunehmender Unschärfe ein deutlicher Hotspot bildet

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Sanyo PLC-H P7000L

Sanyo PLC-HP7000L Mit dem PLC-HP7000L führt Sanyo die erfolgreiche und leistungsstarke P-Serie auf eine neue Stufe. Zu den neuen Eigenschaften zählen u. a. die Full-HD-Auflösung im 16:9-Format, die Bildhelligkeit von 7.000 ANSI-Lumen sowie ein Kontrastverhältnis von 2.700:1. Das 11,6 Kilo schwere „Single Lamp“-Gerät zählt zu den professionellen-LCD Projektoren im Bereich der Mittelklasse und reiht sich nahtlos in Sanyos inzwischen ca. 14 Jahre bestehende P-Reihe ein. Die Serie erwies sich stets als wartungsfreundlich und betriebssicher und zeichnete sich durch die robuste Elektronik aus. Intensive, anspruchsvolle Aufgaben waren nie ein Problem für diese Projektoren und so ist auch dieses Modell auf einen 24/7-Betrieb ausgelegt. Die Bauteile der P-Reihe erfreuten sich einer derartigen Beliebtheit, dass sogar andere Hersteller die Module in einigen ihrer LCD-Projektoren aufnahmen. Das nur in schwarz erhältliche Gehäuse des Sanyo PLC-HP7000L ist identisch mit denen der Modelle XP100 bzw. XP200. Im Gegensatz zum XP200 verfügt der optische Block des HP7000L über 1.2" × 3 Quadrive-Panel und liefert statt der XGA-Auflösung des XP200 jetzt Full-HD (1.920 × 1.080 Pixel). Auch das Kontrastverhältnis wurde verbessert und liegt bei idealen Bedingungen (gemessen im Standardmodus) bei 2.000:1 (sicherlich dürfte der Wert im Kinomodus höher liegen). Zum Vergleich: der XP200 36 production partner 2/2012

liegt laut Hersteller bei 2.200:1. Der Helligkeitswert wird mit 7.000 ANSI-Lumen angegeben, gemessen werden 6.800 ANSILumen. Als Lichtquelle dient jetzt eine 380 Watt NSHA-Lampe statt vormals 330 W NSHA. Die jetzt standardmäßig vorhandene Netzwerkfähigkeit (alle Sanyo-Projektoren be sitzen eine identische Webbrowser-Oberfläche) war bei den Vorgängern lediglich optional erhältlich und daher mit deutlich mehr Kosten verbunden. Neu sind ColorMatching und Edge Blending-Funktionen, eine leistungsstarke Corner Keystone Correction sowie gute Splitscreen-Funktionen (PIP/PBP). Überdies ist der HP7000L Room View / Device Discovery kompatibel.

Videoverzögerungsfunktion Des Weiteren dürfte sich die neue integrierte Videoverzögerungsfunktion als sehr praxistauglich erweisen, denn Ton- und Bildversatz können ohne externe Geräte angeglichen werden. Allerdings ist die Spannbreite der dreistufig einstellbaren Parameter (niedrig, mittel und hoch) begrenzt,

sodass es durchaus nicht immer ohne die entsprechenden zusätzlichen Geräte funktioniert. Durch die verminderte Rechenzeit im Signalprocessing sind einige Funktionen eingeschränkt: Bei der Anwahl „Niedrig“ kann die Trapez-Korrektur nicht ausgewählt werden; bei der Einstellung „Mittel“ können „Progressiv“ sowie die Rauschunterdrückung nicht ausgewählt werden; während der Wert „Hoch“ die Trapezkorrektur, Progressiv und die Rauschunterdrückung nicht mehr zulässt. Bei der Einrichtung eines Set-Ups, bei dem zum Beispiel die Trapez-Korrektur benötigt wird, wäre dies entsprechend zu berücksichtigen und auf ein externes Gerät zu rückzugreifen. Aufgrund der umfangreichen Funktionen, die der Sanyo PLC-HP7000L bietet, erscheint es durchaus sinnvoll, sich beim ersten Einsatz mit diesem Projektor und nicht erst am Aufbautag zu beschäftigen, denn viele der neuen Funktionen bieten Möglichkeiten eine Präsentation aufzuwerten. Drei dieser Optionen sind z. B. die Bild-in-Bild-Funk tion, die interne Standbildaufzeichnung und das Edge Blending.


Bi ld-in-Bi ld und Bi ld-neben-Bi ld Bei der Bild-in-Bild- (PiP) und Bild-nebenBild-Funktion (PbP) sind die jeweiligen Kombinationsmöglichkeiten der drei Eingangsbereiche Input 1 (PC; Scart; DVI; HDMI), Input 2 (PC, YCbCr; Video), Input 3 (YCbCr, Video, S-Video) auf das Haupt- und Unterfenster zu beachten. Je nach Frequenzwert und Signal – z. B. am PC/AVInput – muss die Auflösung verringert werden. Der digitale Input kann hier mit den analogen Inputs kombiniert werden. Kombinationen, etwa einer Videokonferenz oder eines Referenten mit gleichzeitig laufender PowerPoint-Präsentation sind möglich. Für Industrie-Events immer ein gewünschter Effekt. Ebenso könnten hier z. B. DVD-Inhalte zeitgleich neben Texten gezeigt werden. Die Positionierung des Unterfensters im PbP-Modus ist tatsächlich so flexibel, dass hier der Eindruck entstehen kann, man arbeite mit zwei getrennten Projektoren.

Stand bi ldaufzeichnung Sämtliche Signale (egal von welchem Eingang), die als Standbild gezeigt werden, können intern aufgezeichnet und gespeichert und später zum gewünschten Zeitpunkt wieder eingespielt werden. Dabei ist es möglich, dass ein aufgezeichnetes Bild während des Hochfahrens oder erst nach

Anschlüsse: Eingang 1: DVI-D (digital/HDCP) Eingang 2: HDMI (HDCP) Eingang 3: D-Sub15 (RGB/Komponente/SCART-RGB) Eingang 4: 5 × BNC (RGBHV/Video/Y-Pb/Cb-Pr/Cr) Eingang 5: 3 × Cinch (Video/Y-Pb/Cb-Pr/Cr) Eingang 6: Mini DIN 4 (S-Video) Monitorausgang: D-Sub15 Steuereingang 1: RJ45 (LAN) Steuereingang 2: D-Sub9 (RS232) Steuereingang 3: 3,5 mm Stereo-Klinke (Kabelfernbedienung) Steuereingang 4: USB Typ B Steuereingang 5: D-Sub25 für PJ-Net Organizer dem Hochfahren des Projektors gezeigt wird. Ebenso ist es machbar, ein aufgezeichnetes Standbild immer dann zu zeigen,

Die Videoverzögerungsfunktion ist praxisnah, kostet aber Rechenleistung


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Sanyo PLC-H P7000L

nologie kann im Menü zugeschaltet oder abgeschaltet werden.

Automatische Luftfi lterkontrol le

PiP erlaubt die Kombination von Live-Bildern mit Präsentationen

Für das Edge-Blending sind bereits im Projektor selbst Anpassungen möglich

Daten Panel: 3 × 1.2" TFT p-Si (16:9) mit Microlens Paneltyp: Anorganisches LCD-Panel Lampe: 380 W NSH (LMP-149) Helligkeit: 7.000 ANSI-Lumen Helligkeit (Eco-Mode): 5.400 ANSI-Lumen Lampenlebensdauer: 3.000 h (EcoMode) / 2.000 h (Normal-Mode) Lüftergeräusch: 38 dB (Eco-Mode) / 42 dB (Normal-Mode) Kontrastverhältnis: 2.700 : 1 Auflösung in Pixel: 1.920 × 1.080 (HDTV 1.080p) Ausleuchtung: 90 % Keystone-Korrektur: vertikal / horizontal ±30° Hochzeilen TV-Signal: 480i, 480p, 575i, 575p, 720p, 1.080i, 1.080p Computer-Kompatibilität: UXGA, SXGA, SXGA+, WXGA, XGA, SVGA, VGA, Mac, WUXGA Stromverbrauch: 410 W (Eco-Mode) / 500 W (Normal-Mode), 17 W (Stand-byMode) Projektormaße (B × H × T): 370 × 187 × 439,9 mm Gewicht (netto): 11,6 kg

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wenn kein externes Signal anliegt. Un gewollt schwarze oder blaue Leinwände während einer Präsentation bleiben den Zuschauern dank dieser Funktion erspart und verringern auch den Bedarf an zusätzlichen Geräten. Diese Funktion könnte aber auch als eine elegante Lösung für ein Pausenbild mit dem entsprechenden Firmen logo genutzt werden – was meist obligatorisch vom Auftraggeber gewünscht wird.

Edge Blending Panorama-Projektionen sind mittlerweile Standard; für diese Sanyo-Reihe sind sie allerdings eine neue Funktion. Hier sind sehr gute und schnelle Helligkeitsanpassungen ohne externe Geräte (Medien-Server) möglich. Sicherlich mögen Edge Blending und Color Matching mit externer Softund Hardware qualitativ steigerungsfähig sein, doch günstiger als mit einem derartigen LCD-Projektor mit On Board Edge Blending dürfte dies wohl kaum machbar sein. An dieser Stelle kann angemerkt werden, dass die Farbdarstellung insgesamt als sehr gut zu bezeichnen ist. Die seit einiger Zeit in dieser Serie vorhandene QuaDrive-Tech-

Der HP7000L verfügt über eine automatisierte Filterkassetten-Funktion. Der Projektor überwacht den Filterzustand und ersetzt den Filter automatisch, wenn eine Filterverstopfung festgestellt wird. Doch für den Profi sollte eine automatisierte Luftfilterreinigung nicht bedeuten, dass ein – mit dieser Funktion ausgestattetes – Gerät in dieser Hinsicht nicht mehr zu betreuen ist. Regelmäßig landen auf den Tischen der Servicetechniker Projektoren mit Meldungen angeblicher Überhitzungsprobleme. Nicht selten sind hier die Filterkassetten (unsachgemäß) vernachlässigt worden. Die Filterkassette des HP7000L verfügt über zehn einzelne Felder – die insgesamt für rund 10.000 Betriebsstunden ausgelegt sind. Der Luftmengensensor meldet immer dann, wenn er auf ein neues Feld zu scrollt (weil zu wenig Luft durch den zugesetzten Filter dringt). Eine manuelle Schaltung ist daher unnötig. Aber es kann vorkommen, dass die Filterkassette ungewollt (z. B. über Fernbedienung durch einen Referenten) um ein oder mehrere Felder vorgespult wird. Unbewusstes mehrmaliges Vorspulen kann demnach dazu führen, dass die Filterkassette bereits am Ende angelangt ist, obwohl die Felder gar nicht verunreinigt wurden. Die Bildschirmanzeige (OSD) sollte daher unbedingt aktiviert bleiben, um die entsprechende Meldung nicht zu unterschlagen. Für den betreuenden Techniker gilt also: Fehlermeldungsanzeige im OSD immer aktivieren! Ein Service bzw. Check nach jedem Einsatz ist daher ratsam. Vergleichbares gilt für den Shutter: Der Projektor verfügt über einen Shutter, der die Bildanzeige vollständig ins Schwarz fährt, wenn das angezeigte Bild nicht mehr benötigt wird; der Projektor dabei eingeschaltet bleibt. Über die Shutter-Funktion kann ein Timer eingestellt werden, sodass verhindert wird, dass der Projektor eingeschaltet bleibt, wenn der Shutter für längere Zeit geschlossen ist. Dies kann z. B. von Vorteil sein, wenn nach einer Tagesveranstaltung der Saal verlassen wird und der Projektor


mit geschlossenem Shutter bis zum nächsten Veranstaltungstag weiterläuft.

L AN-Netzwe rk-Funktion Die komplette Bedienung und Überwachung des HP7000L lässt sich über ein Netzwerk vornehmen. Über das im Projektor integrierte LAN können die Funktionen Crestron RoomView und AMX Device Discovery genutzt werden. Für die Bildübertragung im Netzwerk ist eine zusätzliche kostenlose Sanyo-Software (Viewer und Capture) nötig. Eine sinnvolle Erweiterung der Serie, da man nach dem Aufbau darüber den Projektor kontrollieren und bedienen kann. Vor allem da die Beamer meist nicht leicht zugänglich von der Hallen decke geflogen werden.

Einsatzvielfalt mit vielen sinnvol len Features Der Projektor wurde im Rahmen dieses Artikels mit einem Sanyo-Objektiv LNS-S32 kombiniert. Alle vorhandenen Objektive der P-Serie können weiterhin genutzt werden. Aufgrund des neuen Chips im PLCHP7000L wurden jedoch mehrere neue Objektive entwickelt und im Zusammenhang des Projektors vorgestellt. Die neue Standardoptik ist die LNS-S32, als neue Weitwinkelobjektive wurden die LNS-W 34 und 33 entwickelt sowie das Teleobjektiv (LNS-T34).

Der Sanyo lieferte mit dem genannten Objektiv detailreiche Bilder in Full-HD-Auflösung. Beindruckend waren die PbP- und PiP-Funktionen, die die Bilder des 7000L gelegentlich wie von zwei Projektoren produziert erschienen ließen. Die integrierte QuaDrive-Technologie ist zu- und abschaltbar und lieferte eine als sehr gut zu bezeichnende Farbqualität. Anorganische Panels sorgen hier für einen intensiven Schwarzwert (besonders im Kino-Modus) und erhöhen grundsätzlich das Kontrastverhältnis. Überdies absorbieren sie weniger UV-Licht des Leuchtmittels, sodass auf diese Weise die Panel-Lebensdauer verlängert werden konnte. Der LCD-Projektor Sanyo PLC-HP7000L dürfte sich aufgrund seiner robusten Beschaffenheit und seiner Vielseitigkeit und nicht zuletzt auch wegen der neuen, zeitgemäßen Eigenschaften für die unterschiedlichsten Veranstaltungsbereiche eignen. Zahlreiche Funktionen und Features wie Web-Management-Funktion, E-Mail-Fehlermeldung, Mausfernsteuerung, Pointer, eine Vorrichtung für ein KensingtonSchloss, ein Presentation-Timer usw. sind nicht neu, machen das Gerät aber zu einem flexiblen und leistungsstarken LCD-Allrounder. Umfangreiches Zubehör für die Deckenmontage ist erhältlich und nicht nur für den mobilen Einsatz ist der Pegasus 2 XPFlugrahmen geeignet. Vor allem im Tou-

Aus Sanyo wird Panasonic Ab April 2012 wird der Markenname „Sanyo“ nicht mehr verwendet werden. Viele Produkte der Sanyo-Reihe werden dann unter dem Namen Panasonic weitergeführt. Zubehör und Ersatzteile werden weiterhin verfügbar sein. Die Kompatibilität zwischen Sanyo- und Panasonic-Zubehör, wie Objektiven oder Flugund Rigging-Tools, soll sichergestellt werden. Durch die uneingeschränkte Unterstützung von Seiten Panasonics soll weiterhin gewährleistet werden, dass Ersatzteilbeschaffung und Garantieabwicklungen für Sanyo- und Panasonic-Projektoren in bekannter Weise auch in Zukunft unverändert erfolgen.

ring-Einsatz ist der Flugrahmen prädestiniert und ermöglicht eine Vielzahl an Befestigungs- und Hängemöglichkeiten. Der PLC-HP7000L ist seit November 2011 zu einem Preis von ca. 14.800 Euro brutto u. a. bei Publitec erhältlich. Die Garantiezeit beträgt drei Jahre. Auf die Lampe gewährt Sanyo eine Garantie von 90 Tagen oder maximal 300 Stunden.

◊ Text: Harry Heckendorf Bilder: Hersteller

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Fête des Lumières 2011 Lyon Jeden 8. Dezember beginnt in Lyon das weltgrößte Lichterfest: La Fête des Lumières. PRODUCTION PARTNER folgte einer Einladung, um hinter die Kulissen von vier Großprojektionen zu schauen, die mit Christie-Projektoren realisiert wurden.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Geschehen auf der Rue de la République im Herzen von Lyon am Nachmittag des 8. Dezember nicht von dem einer anderen europäischen Großstadt während der Vorweihnachtszeit: Festlicher Lichterschmuck ziert die Fenster und Straßen, in den Schaufenstern der endlosen Einkaufsmeile warten verpackte und unverpackte Geschenke. Zwischen den Häuserreihen über den Fahrwegen hängen üppige Lichterketten, hier und da stehen chic geschmückte Christbäume vor Restaurants und Boutiquen. Doch auf dem zweiten Blick offenbart sich dem aufmerksamen Beobachter, dass es sich hier um mehr als nur weihnachtlichen

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Tand handelt. In den immer noch nicht ganz entlaubten Bäumen des Boulevards hängen zierliche recht unweihnachtlich anmutende Laternen und auch die komplette Straßenbeleuchtung ist offenbar mit professionellen Farbfilterfolien versehen worden. Ähnlich unpassend vorweihnachtlich ist dann auch der Anblick einer AluTruss mit Ground-Support vor einem Döner-Imbiss in der Rue St. Jean. Auf dem Sockel dreht sich – noch etwas ungelenk – ein frisch aufgebautes Moving Light: Marke Döner Truss – made in China. Die ImbissCrew steht daneben und freut sich über jede Aufmerksamkeit, die vorbeigehende Touristen ihrer kleinen Attraktion schen-

ken. Nur etwas weiter ist eine Nebenstraße lichttechnisch derartig overdressed, dass dies hier alles an eine bevorstehende Hochzeit als an das kommende Weihnachtsfest erinnert. Selbst die junge Hausfrau, dort oben im ersten Stock, die akribisch an dem elektrischen Lichterschmuck vor ihren Fenstergeländern zupft, will irgendwie nicht so recht in das Bild einer rein vorweihnachtlichen Stimmung passen. Spätestens der Anblick gut bestückter Layhertürme auf dem Platz vor der Kathedrale St. Jean ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass hier noch etwas anderes als Weihnachten gefeiert werden soll: Die Stadt schmückt sich zum alljährlichen Lichterfest.


Hauptstadt des Lichtdesigns Licht soll Historikern zufolge bereits bei der Namensgebung der Stadt eine entscheidende Rolle gespielt haben. Schon zu Zeiten der Römer, welche die an den Ufern der beiden Flüsse Saône und Rhône ge legenen Siedlungen zum Zentrum der Region erhoben, bedeutete der aus dem keltischen stammende Name Lugdunum „Hügel des Lichts“. Heute, über 2.000 Jahre später, präsentiert sich die drittgrößte Stadt Frankreichs modern, fortschrittlich, selbstbewusst und dabei gleichzeitig tief verankert in ihren Traditionen. Viele Bereiche in der Lyoner Stadtentwicklung

gelten als richtungweisend, ja als beispielhaft für die Stadtplanung des 21. Jahrhunderts. Die Lebensqualität hier gilt als sehr hoch. Lyon stürmt regelmäßig die entsprechenden Charts und wurde u. a. 2010 zu einer der attraktivsten Städte Europas gewählt. 2009 und 2010 gar zur attraktivsten Stadt Frankreichs, nach Paris ... Diese Liste der Ehrungen ließe sich noch verlängern. Und auch die Liste der Namen, mit der sich die Stadt schmückt, ist ebenfalls lang. Seidenhauptstadt Europas war sie einmal; Hauptstadt des Gaumens wird Lyon wegen ihrer berühmten Gastronomie


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Als Projektoren an drei Seiten des Platzes sind vier 3-Chip DLP Christie Roadie HD+35 sowie vier 3-Chip DLP mit 25.000 Lumen eingesetzt

heute gern genannt. Sicherlich nicht nur wegen des Gastronoms und „Koch des Jahrhunderts“ Paul Bocuse, diesem weit über die Stadtgrenzen bekannten Sohn der Stadt, der einst die Novell Cusine etablierte, sondern weil es hier seit jeher – wegen der idealen geografischen Lage – beste Zutaten

aus der gesamten Region gibt und darüber hinaus, weil man in Lyon das nötige Geschick und Muße besaß, um damit köstliche Speisen herzustellen. Ein anderer selbst verliehener Titel lautet, ganz unbescheiden, Hauptstadt des Lichtdesigns. Doch warum? Dieser Hauptstadt -

Die Figuren des Bartholdi Brunnen werden in den vier Festivalnächten von der Künstlerin Marie-Jaenne Gauthé zum Leben erweckt, um einen furiosen Tanz auf den Wänden der umliegenden Gebäude aufzuführen

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titel dürfte auf die vorausschauende Arbeit des Lichtplaners Roland Jéol zurückzuführen sein. Er entwarf bereits 1989 den weltweit ersten Lichtplan für eine Stadt. Die Umsetzung dieses Planes schreitet in Lyon von Jahr zu Jahr voran und gab der regionalen Lichtbranche einen nicht unerheblichen, anhaltenden Schub. Erst 2004 wurde der Plan aktualisiert und mittlerweile haben sogar rund 200 Städte in Frankreich die Idee übernommen und vergleichbare „plans lumières“ Projekte auf den Weg gebracht. Doch die Wurzeln für diesen Titel und die für das Lichterfest liegen noch tiefer. Schreitet man den geschichtlichen Pfad noch weiter zurück, so findet sich eine Reihe von Ereignissen, denen man wohl das Festival in seiner heutigen Form zu verdanken hat. Im Jahr 1643 drohte der Stadt eine Pestepidemie, die die gesamte Umgebung bereits erfasst hatte. Geistliche und Stadtväter um eine Gruppe Lyoner Frauen beteten die Jungfrau Maria um Gnade an. Als Dank für die gewährte Hilfe findet seither alljährlich eine Prozession statt, die mit dem Anzünden von Kerzen in der in diesem Zusammenhang erbauten Basilika Notre-Dame de Fourvière ihren Höhepunkt findet. Im Jahre 1852 gelangte die Zeremonie durch die Aufstellung einer neuen Marien-Statue zu frischer Popularität. Die damit verbundenen Feierlichkeiten sollten am 8. September (Maria Geburt) stattfinden, mussten jedoch wegen Hochwassers mehrmals verschoben werden. Endlich am 8. Dezember (erneut ein christlich-katholischer Gedenktag) konnte die Gemeinschaft zur Tat schreiten. Seither werden von den Bürgern Lyons an vier aufeinanderfolgenden Abenden Wachskerzen in die Fenster ihrer Wohnungen gestellt. Im Rahmen des Lichtplans von Roland Jéol entwickelte sich dieser Brauch zum größten Lichtfestival Europas. Sicherlich nicht unerwähnt dürfen im lichthistorischen Kontext die wohl berühmtesten Söhne der Stadt Auguste Lumière und Louis Lumière bleiben. Die beiden Brüder entwickelten 1895 den ersten funktionsfähigen Kinoprojektor und gelten daher nicht nur als maßgebliche Pioniere der Filmtechnik, sondern sie machten Lyon auch zur ersten Stadt mit einem eigenen Lichtspiel-


haus. Wie auch immer man die geschichtlichen Zusammenhänge interpretieren mag: eine gewisse Affinität zum Thema Licht hat Lyon!

Ein Programm der Superlative Heute kommen alljährlich mehrere Millionen Besucher in die Stadt, um das imposante Lichtspektakel zu erleben. Sowohl Künstler aus der Region als auch bekannte internationale Namen der Lichtszene zeichnen für die Installationen verantwortlich. Im Dezember 2011 bietet das offizielle FestivalProgramm 70 Stationen an. Das Spektrum des Dargebotenen ist wahrhaft riesig und reicht von Poesie bis Spektakel. Grüne Laserstrahlen kommen oben vom Hügel der Basilika Notre-Dame de Fourvière und treffen nach mehreren hundert Metern auf die Brücken an der Saône, wo sich sogleich unter dem Sound von JediSchwertern bunte Lichtspektakel entzünden. Nicht nur die großen Eingangsportale

Höhenfeuerwerk über lebensgroßen Leuchtstoff-Tanzfiguren auf dem Place de la Republique (Design: Thomas Veyssiere)

der Kathedralen werden zu Leinwänden für Scheinwerfer und Projektoren, auch die Fassaden der zahlreichen Lyoner Plätze werden für das unbändige Spiel des Lichts genutzt.

Das örtliche Theater etwa wird zu einem riesigen, interaktiven Flipper, die ehemalige Lyoner Börse zum Sitz des Kugelblitzes, der gesamte Place de Terraux zum Spielfeld


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Tower mit Christie-Projektoren und d&b J Speakern

für die lebendig gewordenen Schatten des Bartholdi Brunnen, Bahnhofsfassaden zur Spielwiese von zufällig vorbeikommenden Lichtdesignern. Selbst in der allerkleinsten Altstadtgasse ist Platz für eine Attraktion: Ein lebensgroßer Elefantenbulle, lauthals trompetend, leicht tänzelnd, versperrt dort den Weg durch die Festivalnacht; sichtlich beeindruckt jedoch ungestört schreiten die Besucher unter seinem massigen Körper hindurch. Der Elefant besteht aus Licht! Elephantastic – eine animierte Projektion von Catherine Garret und Mathilde Leca. Auch im Himmel und zu Wasser, überall Lichtkunst: Beleuchtete, zeppelinartige Gebilde schweben über den Flüssen, auf denen gleichzeitig zahlreiche Lichter schwimmen. Pyro-Artisten (die die Römer sicher schon als Feuerschlucker kannten), beleuchtete Straßenparaden, Höhenfeuerwerke, lebensgroße Leuchtstoff-Tanzfiguren auf dem Place de la Republique und eben überall Kerzen in den Fenstern! In den vier Nächten alles zu erleben, dürfte aber in dem sich über mehre Quadratkilometer erstreckenden Festivalgelände trotz des gut gestalteten Programmablaufs nur äußerst mühsam möglich sein. Durch einige enge Gassen der als „Weltkulturerbe“ deklarierten Altstadt drängen sich die Menschenmassen so langsam, so eng und so gewaltig, dass selbst unter den Fußgängern Gegenverkehr unmöglich wird. Ganz be sonders schlimm wird es, wenn das Festival auf ein Wochenende fällt. Die Massen

problemlos von Punkt zu Punkt leiten ist tatsächlich für alle Beteiligten das Thema! Der erste Tag des Festivals gehört den Lyonern!

Palais de la Bourse Das Palais de la Bourse ist Spielort für eine Lichtinstallation der Lichtdesigner Joël May und Patrice Echasseriaux; die ehemalige Lyoner Börse dient inzwischen als Sitz der örtlichen Industrie und Handelskammer. Technischer Dienstleister ist die Firma Alabama, ein angesehenes Unternehmen, das in der Region um Lyon ansässig ist. Sämtliche Fenster auf der Rückseite des altehrwürdigen Gebäudes, das erstmals in das Lichtfestival als Projektionsfläche eingebunden ist, sind von innen mit Spiegelfolien beklebt, sodass kein Licht nach außen dringt. Nach Einbruch der Dämmerung werfen von der gegenüberliegenden Straßenseite vier 3-Chip DLP Christie Roadster S+20K Projektoren jeweils 20.000 Lumen auf das Gebäude. Designer Patrice Echasseriaux will nur „die Reflexion des reinen Lichts“ nutzen, um die Umgebung über die Fenster des Gebäudes zu erhellen. Es soll der Eindruck entstehen, dass gleißendes Licht aus dem Gebäude kommt und nach außen strahlt. Weiß soll als Referenz dienen für die universelle Sprache des Lichts. Schade nur, dass die Innenbeleuchtung des gegenüberliegenden Kaufhauses derartig viel Licht auf die Umgebung wirft und die

Palais de la Bourse bei Tag und bei Nacht: Spielort für eine Lichtinstallation der Lichtdesigner Joël May und Patrice Echasseriaux

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Installation während der Ladengeschäftszeiten dadurch nicht zu 100 % wirken kann. Die durch das Licht der Projektoren ge schaffenen „Kugelblitze“, die scheinbar im Inneren der Gebäudes von Raum zu Raum ziehen und dort ihr Unwesen treiben, sind daher nicht immer in ihrer ganzen Kraft erkennbar, dennoch wirkt diese Projektion sehr eindrucksvoll. Initiiert worden ist diese Installation von Cluster Lumière, einem Zusammenschluss von weit über 100 Firmen und Organisationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben Innovationen rund um die Lichttechnologien Anschub zu verleihen. Darüber hinaus möchte Cluster Lumière weitere Kooperationen entwickeln, um internationale Ge schäftsfelder zu erschließen. Das Spektrum der erfolgreich unterstützten Projekte reicht von Innenbeleuchtung über Außenbeleuchtungen bis hin zur Realisation von Großveranstaltungen. Die Kooperation mit dem Danish Lithting Innovation Network führte bereits zur Gründung der European Lighting Clusters Alliance, deren erstes Treffen während des Lichterfests stattfand.

Softwareentwickler Yannick Kohn

„Lightdesign To Go“ am Gare St. Paul. Hier können die Besucher des Festivals einmal selbst als Lichtdesigner kreativ werden

Gare Saint-Paul Eine ganz und gar ungewöhnliche Form des Lichtdesigns findet auf dem Vorplatz des Bahnhofs Saint Paul statt. Hier können die Besucher des Festivals einmal selbst als Lichtdesigner kreativ werden. Das Werkzeug, welches die Projektionen auf die Fassade steuert, stammt von dem französischen Softwareentwickler Yannick Kohn. Nach dem Studium der Elektrotechnik war er 12 Jahre für ETC tätig. Jetzt leitet er sein eigenes Unternehmen Modulo-PI (oder Modul-π). Die bekannteste Software, an der der sympathische Unternehmer in seiner Zeit bei ETC entscheidend beteiligt war, dürfte die Projektionssteuerung Only View sein. Seine junge Firma zeichnet für Entwicklungen innovativer Softwarelösungen für den Touring/Event-Bereich sowie für Festinstallationen verantwortlich. „Mit Only-View haben die neuen Entwicklungen nichts mehr gemeinsam“, betont Kohn

ausdrücklich. Dank seiner langjährigen Tätigkeit in der Branche ist Yannick Kohn die Sprache der Techniker, der Kreativen und der Kunden vertraut. Lange Jahre war er ein fester Bestandteil der weltumspannenden ETC Service-Hotline und heute noch betreut er (jetzt aber als Freelancer) für seinen ehemaligen Arbeitgeber Großveranstaltungen, die von „enormer Bedeutung“ sind – wie etwa die Eröffnungsfeier mancher Olympischer Spiele oder die der jüngsten Asia Games. Die Mannschaft des Entwicklers besteht aus einer Reihe von Freiberuflern, die zum Teil ebenfalls auf eine Karriere bei ETC zurückblicken können. Eine kleine Ideenschmiede! „Verlässliche, leistungsstarke Anwendungslösungen sind die Stärke des Unternehmens. Bedienungsfreundlichkeit, kurze Einarbeitungszeiten, intuitiv erfassbare Oberflächen sind dabei die wesentlichen Aspekte“, erklärt Kohn. So entwickelte


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Die Technik-Türme vor der Kathedrale St. Jean mit Blick auf die Basilika Notre-Dame de Fourvière

das Team jüngst ein „iPhone-artiges“ Programm, das es erlaubt Digital-SignageContent leicht zu integrieren oder aus zutauschen und es gleichzeitig mühelos ermöglicht bestimmte Bereiche der Oberfläche zu schützen bzw. freizugeben. Diese Idee wurde weltweit bereits tausendfach begeistert aufgegriffen und erfolgreich eingesetzt. Zukünftig soll es möglich sein über diese Steuerung z. B. auch Moving Lights anzusteuern. Hier in Lyon präsentiert sich das Team um Yannick Kohn aus Freelancern unter dem Namen La Scop. Für die Ansteuerung der Projektoren vor dem Gare Saint Paul steht ein handelsübliches 42" Touchpanel bereit, das rund 120.000 mögliche Kombinationsbefehle zur Verfügung hält. Unterstützung bei der Qual der Wahl bekommen die „Lichtdesigner aus dem Volk“ von Yannick Kohn und seinen Kollegen, die während der Veranstaltung anwesend sind. Das Interesse einmal selbst als Lichtdesigner tätig zu werden ist derartig groß, dass sich bis spät in die Nacht eine lange Schlange am FOH (Bahnhof)platz hält. Auch bei diesem Veranstaltungspunkt setzen Techniker und Kreative auf ChristieProdukte. Hier sind vier 3LCD Christie XL 1500-Projektoren im Einsatz. Die Steuerung besteht aus einem handelsüblichen Touchpanel und einem Rechner, der vier Ausgangssignale mit einem WarpingProgramm an das Gebäude anpasst. Zwei per Software gematchte Projektoren sind

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jeweils übereinander angeordnet. Das grundlegende Set-up für diese Installation sei dank der leicht zu bedienenden Software in 15 Minuten spielfertig gewesen, versichert Yannick Kohn. In die Welt gerufen wurde dieses Projekt von La Scop und dem Projektmanager Gaël Piquet. Unterstützung erhält die Idee von den Verkehrsbetrieben SNCF (Société Nationale des Chemins de fer français). Einem Unternehmen also, das landesweit für seine Kunden sicherlich einige tausend mehr oder weniger bedienungsfreundliche Touchscreen-Ticketautomaten in Betrieb hat! Ein kleines Erinnerungs-Bonbon für die vielen Lichtdesigner aus dem Volk gibt es obendrein: Sie können ihr Design von einer eigens installierten Webcam filmen und sich anschließend per E-Mail zuschicken lassen! Voila!

Begeisterung. 2011 kehrt das Team um Marie-Jaenne Gauthé nun wieder auf den Place de Terraux zurück und wird mit Transe Nocturne erneut eine eindrucksvolle Show abliefern. Bei der technischen Umsetzung vertraut die Designerin, die seit vielen Jahren auch die Shows von Jean Michel Jarre konzipiert, auf die Erfahrungen der Firma VLS. Technischer Leiter und langjähriger Projektpartner ist Richard Di Meglio (VLS), seines Zeichens der erste Käufer eines digitalen Kinoprojektors überhaupt! Als er den Prototypen des Projektors auf einer Messe in den USA zum ersten Mal sah, bestellte er den ersten fertiggestellten Projektor vom Fleck weg! Die Zeit der analogen Projektionstechnik ist Vergangenheit, diagnostiziert Di Meglio mit einer eindeutig abfälligen Geste, die er aber sodann mit einem leichten Augenzwinkern entschärft. Die neuste Technik einsetzen zu können sei definitiv ein Muss in der Branche, ergänzt der Franzose aus Cedex und fügt hinzu, Künstler wie Gauthé verlangten

Lichtdesignerin Marie-Jaenne Gauthé

Place des Ter rau x Der Place de Terraux war schon im Zusammenhang mit der Marien-Prozession einer der wichtigsten Plätze der Stadt und auch heute findet einer der Höhepunkte des Festes hier statt. Bereits im Jahr 2009 hatte ein Team unter der Leitung der Künstlerin Marie-Jaenne Gauthé eine bemerkenswerte Vorstellung inszeniert und den Festivalpreis der Stadt Lyon gewonnen. Auch ihr Projekt, das 2010 auf dem Place de Republique unter dem Titel Un Air Du Large aufgeführt wurde, sorgte erneut für große

Technischer Leiter am Place de Terreaux Richard Di Meglio (VLS)


zwar nicht ausdrücklich nach neuster Technik, sondern vielmehr ihre Ideen. In die sem, wie im vorhergehenden Jahr, als die Künstlerin auf Wasser projizieren ließ, war die Darstellung/Abbildung eines tiefen Schwarztons von hoher Bedeutung, zumal die Inhalte häufig schwarz gehalten sind. Das notwendige Schwarz lieferten nach Auffassung von Richard Di Meglio nur Christie-Projektoren. Als Projektoren, die auf drei Seiten des Platzes stehen, sind daher vier 3-Chip DLP Christie Roadie HD+35 sowie vier 3-Chip DLP mit 25.000 Lumen des gleichen Herstellers eingesetzt. Unterstützt wird die ca. fünfminütige Videoinstallation von einer eigens dafür komponierten Klangcollage, wiedergegeben über eine d&b PA in Surround-Sound. Die Figuren des Bartholdi Brunnen werden in den vier Festivalnächten von der Künstlerin zum Leben erweckt, um einen furiosen Tanz auf den Wänden der umliegenden Gebäude aufzuführen. Dabei werden die barocken Fassaden zu wabernden Flächen, wehen wie riesige Gardinen im Wind, geben dann für wenige kurze Momente die surreale Welt dahinter preis, Fassadenteile verformen sich zu imaginären Würfeln oder klappen sodann wie geschickt ge mischte Spielkarten um die eigene Achse, um am Ende wie ein riesiges Kartenhaus zusammenzustürzen und den Platz samt Bartholdi Brunnen in seine realen Bestandteile zurückzuversetzen. „Bei der Herstellung des Contents wurde zunächst die Architektur des gesamten Platzes in 3D Max nachgebaut“, erklärt die Künstlerin. „Bei den weiteren Arbeitsschritten wurde mit After Effects, Maya sowie mit Photoshop gearbeitet und schließlich in Final Cut geschnitten. Insgesamt werden 250 Layer in der Timecode-gesteuerten Show benutzt.“ Marie-Jaenne Gauthé befürchtete als Hauptschwierigkeit das Licht des zunehmenden Mondes und zu starkes Streulicht aus den umliegenden Lokalen. Doch heute Abend stimmen die Bedingungen! Eine Herausforderung der ganz speziellen Art sei aber die Bitte des Veranstalters gewesen, die Präsentation doch bitte um zwei Minuten zu verlängern. Mit einem süffisanten Grinsen und einer leicht hochgezogenen Augenbraue verrät die Künstlerin, dass dieser Wunsch ziemlich kurzfristig

(10 Tage) vor der Uraufführung an sie und ihr Team angetragen wurde. Ein solcher Wunsch, dem man – mehr oder weniger – gern nachkommt, ist dennoch verwunderlich, denn gerade die Laufzeiten der Vorstellungen auf den großen Hauptplätzen werden in der Regel kurz gehalten, denn kurze Intervalle des Andrangs, der anschließenden Verweildauer und der Zuschauer-Abwanderung sind zu gewährleisten. Durch eine Art Einbahnstraßen regelung für Fußgänger und einer projizierten Aufforderung am Ende jeder Vorstellung gelingt es, die Massen charmant und geschickt zu leiten. Neben optimal getimter Aufführungsdauer und gekonnter Zuschauerlogistik bleibt die sorgfältige Positionierung der Projektoren das A und O – auch im Zeitalter der digitalen Projektion, betont die Künstlerin. Und zukünftig? Sobald es technisch und finanziell möglich ist, möchte sie auf dem Festival Projekte mit holographischen Elementen realisieren sowie Laser- und Videolicht

miteinander verschmelzen. Reichlich Ideen sind schon vorhanden.

Chappele de l’Hôtel Dieu Eine inzwischen feste Instanz auf dem Festival sind die Projektionen der Studenten der Ecole Nationale des Beaux-Arts, Le Mans. In diesem Jahr steht als Projektionsfläche die Fassade der Chappele de l’Hôtel Dieu zur Verfügung. Zwei 3-Chip DLP Christie Roadster HD18K sind hier im Einsatz. Dabei beschränkt man sich nicht nur auf die Fassade des Kirchenhauses, sondern man bezieht den unmittelbar angrenzenden Gebäudetrakt in die Darstellung mit ein. Dafür sind die beiden Projektoren in einem Winkel von circa 90° aufgebaut und die Videoinhalte entsprechend vorproduziert. Die komplette Steuertechnik befindet sich in einem Lieferwagen, der problemlos neben oder unter den Türmen, in denen die Projektoren sind, geparkt werden kann. Eine circa 15-minütige Schleife zeigt unter-

Wenn’s auch etwas heller sein darf:

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L i c h t e r f e s t Ly o n 2 0 1 1

Zwei 3-Chip DLP Christie Roadster HD18K sind hier im Einsatz. Dabei beschränkt man sich nicht nur auf die Fassade des Kirchenhauses, sondern man bezieht den unmittelbar angrenzenden Gebäudetrakt in die Darstellung mit hinein.

schiedlichste Arbeiten, die unter dem Titel Images Labo zusammengefasst sind. Hier, etwas abseits vom ganz großen Besucherstrom, ist es sogar möglich etwas längere Intervalle zu präsentieren, zumal von dem beschaulichen Platz vor der Chappele de l’Hôtel Dieu gleich mehrere Wege abgehen. Passanten können sich auf den ersten Blick leicht entscheiden ob sie dem Lichtspiel beiwohnen oder der Einladung zum Weitergehen von einer der kleinen malerischen Seitenstraßen nachkommen wollen. Außerdem ist die breite Uferpromenade nicht weit. Also Platz satt für flanierende Menschenmassen. Die Leitung der ProjektionsPräsentation obliegt Chris tophe Domino, der neben seiner Tätigkeit als Leitender Dozent für Großprojektionen in Le Mans auch als Kunstkritiker, Künstler und Kurator tätig ist. Überdies engagiert sich Christophe Domino in der Initative Projectile (Paris), einem Verbund zur Unterstützung von Projekten in

denen zeitgenössische Kunst mit neuen Technologien kombiniert wird. Ein Gegenstand seiner Untersuchungen ist die Akzeptanz, der Umgang und die Reaktion unterschiedlicher Bevölkerungsschichten auf bzw. mit Großprojektionen im öffentlichen Raum. Domino, der seinen Studenten weniger die produktionstechnischen Aspekte vermitteln will, sondern vielmehr die Herstellung der Inhalte in den Studien-Mittelpunkt stellt, hält eine mögliche Erklärung für die in Frankreich so populäre Großprojektion bereit: Es sei wahrscheinlich ein bewusstes oder gar unbewusstes Verhältnis zum öffentlich-sozialen Raum, zu historischen Plätzen, das tief in der Grand Nation verwurzelt ist, eine Tradition der Gemeinsamkeit an öffentlichen Plätzen für eine kurze, festgelegte Zeit etwas Einzigartiges zu „er-leben“! Im fernen Kanada, seinem weiteren Beobachtungsgebiet, sei ein ähnliches Phänomen erkennbar. Dort allerdings, in einem Land mit schier unendlichen Räumen und einer noch jungen Nation, diene der Besuch derartiger Großveranstaltungen vielleicht sogar der Entstehung eines Gemeinschaftsgefühls. Dauerhafte LED-Installationen an Gebäuden hingegen ließen ein derartiges intensives Erlebnis nicht entstehen. Aber auch ein ganz anderer Aspekt wird im Gespräch mit Christophe Domino deutlich: In Frankreich scheint dank der speziellen kommunalen Verwaltungsstruktur ein für deutsche Verhältnisse wesentlich unkomplizierterer Umgang mit derartigen Veranstaltungsmodellen möglich zu sein. Die technische Betreuung des Projektes wird von Christophe Aubry übernommen, der die Rental-Firma IDscenes in Montpellier betreibt. Allerdings stammt die Technik von der Firma ETC (London-Paris), die überdies nicht nur die Projektion am Gare St.Paul unterstützt, sondern sich auch für die Arbeit der Kunsthochschule engagiert.

Rund um das Festival

Gute Idee: Die komplette Steuertechnik befindet sich in einem Lieferwagen, der problemlos neben oder unter den Türmen, in denen die Projektoren sind, geparkt werden kann (Foto: Projectile)

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Für jede teilnehmende Produktion beginnt die Arbeit am Festival bereits im Februar/März mit einer langen Phase der Ideenfindung. Ein vorgegebenes Leitthema gibt es nicht, aber eine Deadline für die Bewerbungen (meist Mai/Juni). Im Zeitraum Juni bis Juli entscheidet dann eine


fünfköpfige Jury über die Teilnahme und den geeigneten Standort des jeweiligen Projekts. Der Standort bestimmt dann über den Einsatz der jeweiligen Technik. Letztendlich sei aber oftmals die Budgetierung die Instanz, die den alles entscheidenden Takt vorgibt. Zahlreiche Treffen zwischen Künstlern, ihren jeweiligen Technikern und den Stadtvertretern werden daher alljährlich fällig. Die daraus resultierenden Arbeitstreffen in der Hauptstadt des Gaumens – oh Pardon – des Lichtdesigns seien, wie zu erfahren war, für alle Beteiligten, äußert produktiv und hätten in der Vergangenheit schon zu technischen Innovationen geführt, die anschließend zur Serienreife gelangten. So sei etwa die betriebs sichere Projektion im Portrait-Modus auf eine Anfrage der Lyoner Stadtvertreter bei einem Hersteller (in diesem Fall Christie) zurückzuführen. Die französische Lichtbranche nutzt daher das Festival als beliebten Treffpunkt, wo sich die nationalen und internationalen Künstler, die zahlreichen Sponsoren, die engagierten Stadtoffiziellen, die geladene Fachpresse, die internationalen Hersteller und nicht zuletzt die eingebundenen Techniker austauschen können. Dies geschieht sowohl an offiziellen Tischen (u. a. trifft sich LUCI in diesem Zeit-

raum; www.luciassociation.org) als auch bei spontanen Zusammenkünften. Das Lichterfest hat, wie manche Kritiker beklagen, inzwischen seinen ursprünglichen, spirituellen kontemplativen Charakter verloren. An die Stelle einer Prozession ist ein freudiges Volksfest getreten, das Religionen und Generationen übergreifend für eine außerordentliche Atmosphäre in der Stadt sorgt. Die traditionellen Rituale sind zwar nicht aus dem Festivalrahmen verbannt, doch zumindest derzeit an den Rand gedrängt worden. Für das Stadtmarketing hat das Fest in der jetzigen Form einen nicht unerheblichen Stellenwert. Nicht nur die Touristik, auch die nicht unmittelbar betroffene Wirtschaft der Region profitiere davon enorm. Dieses weltgrößte Lichtfestival hält zahlreiche Superlativen bereit und auch das Medieninteresse wird jährlich größer. Doch auch viele kleine, sicherlich nicht so spek takuläre Veranstaltungen finden sich häufig in Frankreich. Im gesamten deutschsprachigen Raum hingegen dürfte es deutlich weniger Festivals geben. Erfolgreiche Ansätze gibt es aber auch hierzulande. Stellvertretend könnten hier inzwischen einige Orte aufgezählt werden, doch sei hier lediglich die Blaue Nacht in Nürnberg erwähnt, die ebenfalls Dank der jährlichen

Bewerbungen und Anfragen Gilles FLOURET Chargé de projets Centre Ville – Fête des Lumières Service des événements et de l’animatio Ville de Lyon – 69205 Lyon cedex 01 T 04 72 10 48 63 P 06 16 55 08 39 F 04 72 10 48 59

Zuwendung der Sponsoren möglich ge macht wird. Aus Deutschland gab es bereits 2003 als Teilnehmer Casa Magica to Tubigen (cathedrale et colline) und Heike Höfer (Célestins theater). Aktuell in 2011 gab es ein Studentenprojekt in Zusammenarbeit mit der TU Berlin. Weitere Bewerbungen aus Deutschland würde man in Lyon sicherlich begrüßen. Marie-Jaenne Gauthé z. B. verriet, sie würde sich freuen auf dem Festival mal ein Projekt von Urban Screen aus Bremen zu erleben.

◊ Text: Harry Heckendorf Fotos: Harry Heckendorf, Matt Wain, Christie Bildbearbeitung: Klaus Heinrich (1)


G R U N D L AG E N

Fa r b d r i ft b e i We i ß l i c ht- L E D s

Degeneration von Weißlicht-LEDs Temperaturabhängige Lebensdauer und Farbdrift werden bei Leistungs-LEDs mit nur einer dominanten Wellenlänge (wie Rot, Grün oder Blau) in den Datenblättern der Hersteller gut beschrieben. Bei Weiß abstrahlenden LEDs vermisst man die Angabe über die alterungsabhängige Farbdrift jedoch oft. Angaben wie die Farbtemperatur einer 5.650K CoolWhite-LED werden zum Beispiel mit einem „Minimum von 4.500K bis zu einem Maximum 10.000K“ angegeben – das ist unbefriedigend. Warum kann die Farbdrift bei weißen LEDs gegenüber einfarbigen LEDs überhaupt so unterschiedlich ausfallen?

Weißes Licht kann mit LEDs auf zwei grundsätzliche Arten erzeugt werden: Auf der einen Seite kann mit mindestens zwei farbigen Chips – wie z. B. Blau und Gelb – ein Weißeindruck gemischt werden. Aufgrund der schmalbandigen Emission des Halbleiters ist die Farbwiedergabe angeleuchteter Objekte sehr schlecht, kann aber durch Hinzufügen weiterer Farben erhöht werden. Am meisten ist hierbei die RGBFarbmischung verbreitet. Benötigt man aber keine Farbmischung, sondern ein möglichst natürlich erscheinendes Weiß, dann erzeugt man das Weißlicht mit einer blauen LED, die zusätzlich eine Phosphorschicht anregt, welche wiederum breit bandig gelbes Licht abstrahlt. Der Vorteil bei dieser Methode ist eine bessere Farbwiedergabe durch das breitbandig emittierende Phosphor, welches mehr Spektren abdeckt. Daneben gibt es auch UV-abstrahlende LEDs mit mehr Phosphorverbindungen, um auch blaue und grüne Emissionen zu erzielen. Nachteil hierbei ist, dass diese LED ultraviolettes Licht abstrahlt, einen schlechteren Wirkungsgrad aufweist und die Alterung durch das UV noch schneller fortschreitet. Auch die Kombination von blauer LED mit grünem Phosphoranteil und roter LED sind machbar. Jedoch hat sich die Kombination einer blauen LED mit gelber Phosphorschicht durchgesetzt. Zweitrangig 50 production partner 2/2012

für die folgenden Betrachtungen ist, ob die Phosphorschicht mit in die LED integriert oder als externes Bauteil vor eine blaue LED gesetzt ist. Halten wir fest: Wenn wir jetzt von einer „weißen LED“ sprechen, dann meinen wir diejenige, bei der eine Phosphorschicht von einer blauen LED angeregt wird. Jetzt muss in der Alterungsbetrachtung nicht nur der LED-Chip betrachtet werden, sondern auch die des Phosphorstoffes. Nimmt z. B. die blaue LED im Laufe der Zeit an Lichtleistung ab, wird dazu proportional auch weniger blaues Licht durch Wellenkonvertierung des Phosphors in gelbes Licht umgewandelt. Soweit wäre das Verhältnis gleich und die Farbtemperatur würde sich nicht ändern. Jedoch ist das übliche Phosphormaterial wie z. B. Yttrium Aluminium Granat (YAG) mit Zumischung von Cerium und Erbium ebenfalls einer Alterung unterlegen. Wir kennen das Phänomen von Röhrenfernsehern bzw. Röhrenmonitoren, bei denen sich Bilder eingebrannt haben. So verschwindet also über die Zeit die gelbliche Lichtemission mehr als die blaue, sodass das Phosphor nicht mehr mit dem gleichen Wirkungsgrad die Wellen konvertiert. Das weiße Licht wird blaulastiger. Jedoch sind von Hersteller zu Hersteller die Phosphormischungen zusätzlich recht

unterschiedlich. Einige Hersteller haben Stoffe gefunden, die wesentlich alterungsbeständiger sind als die sonst verwendeten Stoffe und haben sich dies natürlich auch patentrechtlich schützen lassen. Umso verwunderlicher ist es, dass dieser Vorteil in den Datenblättern nicht mit Diagrammen belegt wird, sondern nur mit einer Tole ranzangabe. Folglich sind Applikationen, bei denen eine genaue Weißlichtbalance notwendig ist, meist mit aktiv geregelten RGB-LED-Leuchtmitteln besser bedient, um die altersbedingten Blaudrifts von Weißlicht-LEDs (aus blauer LED und Phosphorschicht oder Beimischung) zu vermeiden.

◊ Autor: Herbert Bernstädt

Quelle: 1) LEDENGIN LM-80-08 Testing Result Summary and Life Prediction 2) Datasheet Intematix ChromaLit 3) Dialight, Comparison of White LEDs, Lightfair 2006 4) LED Transformations, LLC. Lightfair 2008 /W.Curran, P. Keeney 5) Patent WO 2006/012833 A2 (Osram)


Weiße LEDs verschiedener Hersteller zeigen unterschiedlich starke Drifts ins Blaue (Quelle: 3)

Hier ist deutlich die unterschiedlich starke Degeneration zwischen blauem Anteil und Phosphoranteil zu erkennen (Quelle: 4)

Durch besondere Stoffzusammensetzung gelingt ein konstanteres Farbverhalten (Quelle: 5)

Starke Veränderung des Spektrums aus dem Phosphorbereich bei Verwendung herkömmlicher Phosphatmischungen (Quelle: 5)

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TEST

SquareLED Authentic 200

SquareLED Authentic 200 Nachdem die LEDs bei Flutern konventionelle Leuchtmittel schon so gut wie abgelöst haben, stoßen nun auch im Bereich der Stufenlinsen LED-basierte Geräte auf den Markt. Wir haben den Fresnel-Scheinwerfer Authentic 200 – vertrieben durch LTH Vertriebs GmbH – einem ausführlichen Test unterzogen. Der Authentic 200 ist eine Stufenlinse, die mit einem 200 Watt Weißlicht-LED-Array ausgestattet ist. Er ist als stangenbedienbare Version ebenso erhältlich wie mit Standardbügel und TV-Zapfen, der bei unserem Testgerät bereits montiert war. Verfügbar ist der Fresnel-Scheinwerfer mit einer Farbtemperatur von 3.200K oder 5.600K, wovon uns die 5.600K zur Verfügung stand. Zur Testausrüstung wurden noch eine Torblende und ein Farbfolienrahmen nebst Zubehörabsicherungsseil geliefert.

Aufbau Die verschraubten Torklappen sind zweckdienlich und der stabile Filterrahmen ist

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sogar mit Scharnieröffnung sehr bequem zu bestücken. Das mitgelieferte Absicherungsseil ist mit einem federbehafteten Verbindungsglied ausgeführt. TV-Stufenlinsen-gemäß ist die Zubehöraufnahme in Kreuzform angeordnet und nicht lichtdicht. Die Arretierung der Aufnahme erfolgt über eine federblockierende Rastung, wie man sie von vielen anderen Produkten kennt. Es können in den zwei Nuten, die unterschiedlich für zwei Zubehördurchmesser angeordnet sind, Folienhalter und Torklappe zu sammen eingesetzt werden. Hier macht der Folienhalter durchaus Sinn, da die Notwendigkeit, die Folie vor den Torklappen mit Klammern zu befestigen, entfällt. Der LEDLichtstrahl wird nicht so heiß und damit

ist die Standzeit der Folie im Folienhalter nah an der Linse nun auch optimal. Vermisst haben wir eine Aufnahme des Zubehörsicherungsseiles am Gehäuse – zur Befestigung dient hier der Bügel. Das eigentliche Lampenhaus ist aus Kunststoff gefertigt, genauso wie die Aufnahme für die Glas-Fresnel-Linse, welche mit Schrauben verbunden sind. Zwar muss man das Gehäuse wegen des LED-Leuchtmittels nicht mehr so oft öffnen, um ein Leuchtmittel zu wechseln, zum Service jedoch gehört auch das Reinigen der Linse, insbesondere wenn der Lüfter Staub, Pyroabbrand oder Nebelfluid einsaugt. Bei diesen Anwendungen wäre ein einfacheres Öffnen des Gehäuses zum Zwecke der Reinigung zum


Blick von der Seite auf die Steuerplatine und dem unten im Basement liegenden Schaltnetzteil Beispiel über Schnellverschlussschrauben sehr angenehm. Die Spindelverstellung erfolgt ausschließlich von hinten und benötigt 5,5 Umdrehungen für den ganzen Zoombereich. Die stabile Führungsschiene ist notwendig für die schwere Leuchtmitteleinheit, die neben dem LED-Array auch einen massiven Wärmeübergangsblock zum Kühlkörper mit aufgesetztem Lüfter tragen muss. Ein weiterer Lüfter an der Gehäuserückwand sorgt für den Abtransport der Wärme aus dem Gehäuse. Richtig lichtdicht ist diese Konstruktion jedoch nicht. Das aus Blechen verschraubte Basement beinhaltet das Schaltnetzteil und die Steuerelektronik. Bereits nach kurzer Betriebszeit, bei 100 % und Zimmertemperatur starten die Lüfter mit deutlicher Geräuschentwicklung. Der innere PC-Kühlkörperlüfter ist flüsterleise, aber der Gehäuselüfter jedoch etwas lauter. Überaus positiv ist, dass der Bügel ein Durchschwenken des Scheinwerfers er laubt, wie auch die konusförmige Kupplungsarretierung zum Feststellen der TiltPosition – das ist sehr hochwertig aufgebaut. Leider gab es, was die Werte und Angaben zwischen Bedienungsanleitung, verschiedenen Plattformen und der Realität betrifft, Abweichungen in Bezug auf das Gewicht, Lebensdauer der LEDs, Stromaufnahme und Ersparnisberechnungen. Sehr vorbildlich

Antriebsspindel und Führung für die Lichtquelle

dagegen waren die photometrischen Datenblätter ausgeführt – vor allem bei der Angabe der Messgrenzen in 1/10-Gradwinkel.

Menü Wie ein Menü auszusehen hat, darüber kann man unterschiedlicher Meinungen sein. Auf der einen Seite möchte man ein sehr einfaches Menü, um das Gerät schnell einsetzen zu können und nicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, mit einer falschen Einstellung die Performance seines Gerätes herabzusetzen. Auf der anderen Seite kann ein größerer Menübereich die Anpassung an die geforderte Situation erlauben. Je nach Anwendungsgebiet haben beide Versionen Vorteile. Hier hat man sich für die einfache Variante entschieden. Man drückt auf den Menüknopf, der als X gekennzeichnet ist und schaltet damit zwischen DMX-Steuerung und manueller Steuerung um. Im manuellen Mode regelt man mit den Pfeiltasten die Helligkeit von 0 bis 255. Im DMX-Mode muss man durch längeres Drücken in den Speichermodus wechseln, um die DMXAdresse einzustellen. Die Periodenfrequenz – genaueres dazu im Abschnitt Steuerung – wird mit gedrückt gehaltenen Richtungstasten beim Einschalten umgeschaltet. Bis dahin ist diese Art der Bedienung wirklich

Die Spindelverstellung erfolgt ausschließlich von hinten und benötigt 5,5 Umdrehungen für den ganzen Zoombereich optimal einfach. Probleme tauchen erst dann auf, wenn man einen Direktsteuerungswert abgespeichert hat und dann auf DMX-Mode wechselt. Soll dieser dann mit DMX angesteuert werden, bleibt der Scheinwerfer nach dem Einschalten wieder im manuellen Mode und der Strahler reagiert nicht auf das DMX-Signal. Dies liegt daran, dass nach erneutem Einschalten der Mode angenommen wird, in dem zuletzt ein Speicherbefehl erfolgte. Man kann also im manuellen Steuerungswert einen

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TEST

SquareLED Authentic 200

Authentic ohne Frontlinse und ohne Seitenblech bei vorgefahrenem Leuchtmittel

Leuchtmittelblock beinhaltet LED-Array, Chipkühlkörper mit anschließendem CPU-Lüfter Das Licht des Authentic liegt sehr eng am planckschen Kurvenzug

Das Menü ist einfach und schnell zu bedienen

Dimmwert wie z. B. 50 einstellen. Hält man dann mehrere Sekunden die X-Taste gedrückt, wird dieser Wert gespeichert. Schaltet man das Gerät aus und irgendwann wieder an, dann stellt sich das Licht wieder auf die eingestellten 50 ein, auch wenn man zuvor den Mode auf DMX gewechselt hat. Der DMX-Mode würde erst dann bei erneutem „Power On“ automatisch aktiv werden, wenn man eine neue DMX-Adresse eingestellt bzw. gespeichert hat. Allgemein ist jedoch eine automatische Umstellung üblich und praxisbewährt, bei der das DMX-Signal Priorität vor Handbedienung hat. Mechanisch gesehen ist die Tastenbedienung mit einem einen deutlichen Druckpunkt als Rückmeldung gegeben. Jedoch erfolgte bei unserem Testmodell zeitweise das Umschalten auch bei leichtester Berührung, ähnlich einem Sensorschalter.

Steuerung Damit die über Pulsbreiten modulierte (PWM) LED-Lichtquelle bei Aufzeichnungsgeräten im Bild nicht flickert, kann man mit einer Tastenkombination im Menü beim Einschalten die Grundfrequenz der PWM einstellen. Dabei wechselt die Frequenz von 1,5 kHz auf 60 kHz. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Pulsbreite bei 100 % Dimmung nur 3/4 der Periode abdeckt, sodass auch bei Volllast immer noch ein Hell/Dunkelwechsel auftritt, obwohl das Auge und die meisten elektronischen Aufzeichnungsgeräte dieses nicht mehr registrieren.

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Eine besondere implementierte Funktion ist ein langsameres Ausfaden bei einem Lichtsprungbefehl auf 0 %, welches dem Ausglimmen von Halogenleuchtmittel nachempfunden wurde – leider fehlt dabei die Änderung der Farbtemperatur in das Rötliche für eine perkete Simulation, um eine Mischung von LED und Halogen zu fördern. Auf der anderen Seite ist eine konstante Lichtfarbe natürlich wünschenswert. Durch diese direkte Implementierung braucht man diese Dimmkurve zwar nicht im Pult explizit zu programmieren, beraubt sich aber der Möglichkeit zu flashen, welches nun durch die LED-Engine auch bei Stufenlinsen möglich wäre. Die Dimmerkurve im unteren Stellbereich ist etwas unglücklich aufgeteilt. Der erste Lichtsprung erfolgt beim DMX-Wertwechsel von 1 (Dez.) auf 2 (Dez.). Der nächste Helligkeitssprung erfolgt dann bei dem Wertwechsel von 6 (Dez.) auf 7 (Dez.) um dann den nächsten Schritt von 11 (Dez.) auf 12 (Dez.) zu nehmen. Die Abstände verkürzen sich dann für die nächsten Helligkeitssprünge. Kommt man auf dem oberen Stellbereich nach unten, ist ein Offset von 1 zu beachten. Im untersten Stellbereich werden 4/5 des möglichen DMX-Wertebereiches nicht genutzt. Dies ist aber nicht nur bei der DMX-Ansteuerung der Fall, sondern auch bei der manuellen Helligkeitsregelung am Gerät selber. Sehr viele Anwender werden sich nicht daran stören, da sehr selten im untersten Dimmbereich mit einer Stufenlinse gearbeitet wird – vor allem im Rock’n’RollGeschäft. Aber im Theater sind schon selbst


Extra unscharf gezogen, damit der ungleiche Phosphorauftrag besser zu sehen ist

Oben rechts ist leicht die Gelbverstärkung im Spot-Lichtfeld zu sehen

einzelne %-Werte eine wichtige Grenze, wenn man z. B. einen Folienbelag als Gegenlicht leicht reflektierend anleuchtet.

Leuchtmittel Die Helligkeit des LED-Arrays überzeugt absolut. Jedoch war bei unserem Array die Phosphorschicht etwas ungleichmäßig aufgezogen. Dies hat man leider nicht nur bei direkter Aufsicht auf dem Array gesehen, sondern auch in der Hotspot-Stellung auf einer weißen Wand. Unterschiede in der Farbtemperatur von 4.800K und 6.012K haben wir daher mit dem Chromameter gemessen – bei einer CRI von 71. Über eine mögliche Streuung innerhalb der Chargen oder zukünftiger Chargen können wir in diesem temporären Test keine Angaben geben. Mit der Alterung des Arrays im Gebrauch kann es zusätzlich zu Farbdrifts kommen. (siehe dazu Artikel „Degeneration von Weißlicht-LEDs“ ab Seite 50) Sehr positiv ist das Wärmemanagement zu beurteilen, so ist auch nach langer Betriebszeit die Leuchtdichte nicht abgefallen. Im Gegensatz zu RBG-basierten Strahlern bleibt bei der Weißlicht-LED die Farbtemperatur über die Erwärmung und beim Dimmen konstant. Gemessen haben wir eine

Spektrale Lichtverteilung des Scheinwerfers gibt einen CRI von 71 Stromaufnahme von 0,82 A bei 219 V, was ca. 180 VA Scheinleistung ergibt. Betrachtet man den 3/4 Puls bei Volllast und der LEDArray-Angabe von 200 Watt, so kann man mit dem Cos. Phi des Schaltnetzes auch auf 180 VA kommen. Hier hat man der Betriebssicherheit den Vorzug gegenüber größtmöglicher Lichtleistung gegeben.

Opti k Das Leuchtmittel wird mit einem Spindelantrieb zur fixen Fresnel-Linse verstellt. Die Fresnel-Linse ist aus Glas gefertigt. Durch die geringe Hitzeentwicklung der LED wäre vielleicht auch eine Kunststofflinse zu verwenden gewesen, was eine weitere Reduzierung des Gewichts mit sich gebracht

hätte, man endschied sich jedoch für eine hochwertige Schott-Glaslinse. Gemessen haben wir einen minimalen Abstrahlwinkel von 10° und einen maximal geöffneten Winkel von 60° in der Halbwertswinkel-Berechnung. Da die Fresnel-Linse beim Brennpunktabstand in der Spot-Stellung die Leuchtmittelform wiedergibt, ist das Lichtfeld etwas quadratisch. In dieser Stellung wird der äußere Rand durch die Gehäuse-Bauform nach außen begrenzt, sodass das Licht nicht kontinuierlich ausläuft, sondern eine runde Begrenzung ersichtlich ist. Wahrscheinlich wird dies durch Reflexionen an der trichterförmigen Außenwand hervorgerufen, deren Oberflächenbeschaffenheit nicht genügend Streulicht unterdrückt.

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TEST

SquareLED Authentic 200 Kameraeinstellung: Farbtemperatur: 6.500K Zeit und Blende: konstant Zoom und Fokus: konstant

Lichtverteilungskurve bei breiter und mittlerer Abstrahlwinkelstellung bei 1,7 m Abstand. Erkenntlich wird in der Flood-Stellung der Einfluss der Gehäuse-Geometrie.

Lichtverteilungskurve in Spot-Stellung bei 1,7 m Abstand Dies ändert sich jedoch sehr schnell, wenn man den Scheinwerfer in Richtung weit abstrahlend einstellt. Das Lichtfeld füllt den Trichterkreis aus und verbreitet sich dann homogen. In Flood-Stellung ist das Licht dann optimal nach außen hin auslaufend und homogen.

Fazit

Zoom in verschiedenen Einstellungen. Im unteren Bereich ist die Gehäuse-Geometrie als härtere Kanten zu erkennen, die beim Aufziehen vom Licht überdeckt werden.

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Der Authentic 200 ist ein überaus heller Vertreter der LED-Strahler. Die Stufenlinse wird bei Technikern und Firmen beliebt sein, wenn es darum geht, schnell funktionsfähig zu sein, ohne erst noch Dimmer installieren zu müssen. Hat man erst einmal die Kniffe des Menüs verstanden, wird man viel Spaß mit dem Authentic haben. Beim Einsatz im TouringBereich kann man sich darüber freuen, bei einer größeren Anzahl von Scheinwerfern weniger Phasen nutzen zu müssen.

Ideal ist auch die stangenbedienbare Variante für die vielen kleinen Mehrzweckhäuser und Bühnen, die im Vorbühnenbereich die Redner ausleuchten und weniger Wartung aufwenden wollen. Beim Lichtbild zeigt der Authentic Schwächen im Gegensatz zu den konventionellen Platzhirschen. Unumstritten sind die Vorteile der LED gegenüber Halogenleuchtmittel, was die Energieeffizienz, Lebensdauer und Robustheit gegenüber Erschütterung betrifft. Hier wird sich die höhere Investition von ca. 1.784 Euro inkl. MwSt. rechnen. Der Authentic ist bei LTH Lichttechnikhaus Vertriebs GmbH aus Günzburg zu beziehen.

◊ Autor: Herbert Bernstädt

Fotos und Abbildungen: Herbert Bernstädt, Dieter Stork (2)


D PA d : f i n e

FEATU R E

DPA d:fine Single Ear Headset Unauffälligkeit und Tragekomfort sind entscheidende Merkmale zweier Neuentwicklungen des Herstellers DPA mit dem Seriennamen d:fine. Bei den Headsets hat es in den letzten Jahren eine Menge designerischer Neuentwicklungen gegeben. Zurückhaltende, elegante Konstruktionen wurden möglich durch bisher nicht genutzte Herstellungsmethoden und Materialien, und so manches aktuelle Headset hat annähernd Merkmale eines modischen Accessoires. Konsequenterweise heißen sie auch nicht mehr nur Headset, sondern „One Ear Headset“, was sich auf die Befestigungsart bezieht. Es gibt zwei Typen: Die omnidirektionale Version (Kugel) ist konstruktionsbedingt un empfindlich gegen Wind- und Atemgeräusche und kommt als Sprach- oder Gesangsmikrofon infrage, wenn störender Crosstalk aus der Umgebung als Kriterium ausscheidet und außerdem kein Feedback-Risiko besteht. Die Niere hat mit ihrer Richtwirkung den Vorteil von mehr „Gain before Feedback“ und empfiehlt sich bei höheren Schalldrücken. Erhältlich sind die d:fineTypen in den Farben beige (hautfarben) oder schwarz. Zum Lieferumfang gehört ein geräumiges Etui für Zubehör, in dem auch ein Taschensender Platz finden kann. Technische Daten Beide Typen haben einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz. Beim Omni zeigt das Diagramm ein lineares Verhalten ab 20 Hz bis etwa 5 kHz, dann folgt eine Höhenanhebung mit einem Maximum von etwa 3 dB bis etwa 20 kHz. Das Diagramm der Niere steigt ab 1 kHz kontinuierlich an, ähnlich wie ein Shelving-Filter, mit dem Maximum bei 20 kHz. Das Omni reagiert konstruk -

tionsbedingt gleichmäßig auf Schall aus allen Richtungen, außerdem bleibt der Frequenzgang auch bei Schallquellen aus größeren Distanzen gleich. Bei der Niere erscheint das Nahfeld von wenigen Zentimetern linear, ab 30 cm sieht man einen deutlichen Abfall unterhalb von 1 kHz, bis –15 dB bei 100 Hz. Für beide Typen wird eine Sensitivity von 6 mV/Pa genannt und ein Geräuschspannungsabstand von 68 dBA (Omni) und 66 dBA (Niere). Diese Werte markieren nicht die Obergrenze des technisch Machbaren, man darf sie aber als aktuell und praxisgerecht bezeichnen. Der Dynamikbereich liegt bei 97/95 dB, der maximale SPL bei 144 dB.

Praxis Der Mikrofonarm selbst wiegt weniger als ein Gramm, die Befestigung am Ohr etwa ein Gramm, das Kabel hat mit knapp sieben Gramm (bei einer Länge von 1,3 Metern) das größte Gewicht. So kommt man bei der gesamten Konstruktion auf rund 8,5 Gramm. Die Befestigung am Ohr erfolgt mit einem sehr elastischen, O-förmigen Bügel, der der Ohransatz weitgehend umschließt und oben in der Ohrmuschel endet. Dieser Teil ist für Tragekomfort und festen Sitz von entscheidender Bedeutung und den Konstrukteuren optimal gelungen. Freundlicherweise enthält das Set auch eine Bildanleitung mit Positiv- und Negativbeispiel für die Anbringung der Konstruktion. Headsets hatten schon oft Finessen im Handling; hier hat der Hersteller

wirklich alle Möglichkeiten genutzt, den User aufzuklären, denn außer Flyern mit Bildern gibt es bei Youtube auch noch ein Video. Der Sound der beiden Sets erwies sich als sehr gut. Sprache wurde detailfreudig und natürlich übertragen. Nebengeräusche durch mechanische Beanspruchung traten durch den festen Sitz kaum auf.

Preise DPA d:fine Omni Headset: DPA d:fine Directional Headset (Niere): Adapter DAD6001-BC MicroDot 3 XLR mit Belt Clip:

523,60 € 559,30 € 95,20 €

Fazit Am Beispiel der d:fine-Serie von DPA sieht man, dass im Detail immer noch Innovationen möglich sind. In diesem Fall ist es vor allem ein fester Sitz am Ohr, bei minimalem Gewicht und ohne jede Druckbelastung. Das macht diese Headsets zu einem Stück Equipment, das man gern benutzt, zumal die großzügige Schatulle Platz bietet für weitere individuelle Komponenten, wie zum Beispiel Adapter oder Belt Pack.

◊ Text: Martin Hömberg Foto: Dieter Stork

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TEST

d B Te c h n o l o g i e s T 1 2

dBTechnologies T12 Das T12 ist ein voll aktives 3-Wege Line-Array von dBTechnologies, das leistungsmäßig oberhalb der sehr erfolgreichen T4 angesiedelt ist. Wir warfen einen Blick auf die Technologie und haben getestet, zu welcher Performance sie fähig ist. Der in Bologna ansässige Hersteller AEB (Acoustic Engineering Bureau) entwickelt und produziert unter dem Markennamen dBTechnologies seit über 25 Jahren Produkte für den professionellen Audiomarkt. Schaut man aktuell ins Portfolio von dBTechnologies, dann finden sich hier alleine acht Lautsprecherserien, neben diversen Verstärkern, Controllern, Wireless-Anlagen und In-Ear-Monitoring-Sets. 2006 stellte man bei dBTechnologies unter der Typenbezeichnung DVA (für „Digital Vertical Linearray“) dann auch ein Line-Array vor. Das erste Topteil der DVA-Serie war das T4 (siehe Testbericht in der PRODUCTION-PARTNERAusgabe 12/2006), ein voll aktives 3-Wege58 production partner 2/2012

System mit integrierten Endstufen und Controllern, von dem bis heute die mehr als beachtliche Anzahl von 22.000 Einheiten weltweit verkauft wurde. Gleichzeitig zum T4 wurde mit dem S20 auch der erste aktive Subwoofer im DVA-System vorgestellt, der sich auch heute noch im Programm be findet. In diesem Jahr nun wurde das DVA-System mit dem Topteil T12 erweitert. Das akustisch und mechanisch zum T4 voll kompatible Line-Array-Modul ist für größere Anwen dungen gedacht. Entsprechend arbeitet man mit einem engeren Abstrahlwinkel und kommt auch mit einer kräftigeren Bestückung bei den Treibern und Endstu-

fen daher. Die aktuelle Subwoofer-Palette für Kombinationen mit den Line-Arrays umfasst aktuell mit den Typen S09, S10, S20 und S30 vier Modelle, von denen die 1 15" S09 und 1 18" S10 auch voll flugfähig sind. Die S20 und S30 Subwoofer, beide 2 18", können als Basis für ein Groundstack genutzt werden. Im Mittelpunkt dieses Tests steht die T12, die das Prinzip der T4 konsequent fortsetzt. Das Gehäuse ist ein so genanntes hybrides Polypropylen-Kunststoffgehäuse. Die Ge häuseschale wird mit diversen Verstrebungen und Verrippungen, die bereits mit eingegossen werden, stabilisiert und verfügt zusätzlich noch über ein weiter versteifen-


eng mit einem der größten KunststoffteileZulieferer der Automobilindustrie in Italien zusammenarbeiten. Daher kann man auf eine Jahrzehnte lange Erfahrung im Umgang mit Kunststoffen und deren Langzeitstabilität unter widrigsten Bedingungen zurückgreifen. Gehäuseschäden, so versicherte uns Bernd Jung von der deutschen dBTechnologies-Niederlassung in Köln, kommen daher quasi nie vor. Die Gehäuse federn Stürze und Schläge gut ab und werden auch durch Schleifspuren und andere Oberflächenschäden nicht unansehnlich. Um auch die in der Rückwand eingebaute Elektronik sicher vor Feuchtigkeit zu schützen, ist die Befestigung einer Regenschutzhaube am Gehäuse bereits vorgesehen. Die Frontseite wird durch ein solides, 1,2 mm starkes Lochblech mit hinterlegtem Schaumstoff gegen Staub und Wasser geschützt. Die Außenabmessungen einer T12 betragen 58 38,6 43 cm (B H T). Die Breite von 58 cm ist der Einheitswert aller DVA-Kom-

T12 mit den seitlich eingelassenen Flugvorrichtungen aus lasergefrästem Stahl

des Aluminiumskelett, das im Innern die Komponenten verbindet. Die recht aufwändige hybride Konstruktion wurde für ein Gehäuse in der Größenklasse der T12 zwingend notwendig. Wo die T4 noch mit reinem Kunststoff auskam, mussten in der T12 aus akustischen Gründen zur Vermeidung von Resonanzen in den Low-Mids zusätzliche Aluminiumstreben eingesetzt werden. Die Flugvorrichtungen sind von außen flächenbündig in das Gehäuse eingelassen. Die vorne und hinten beidseitig angesetzten und mit Lasern präzisionsgefrästen Stahlplatten beinhalten sämtliche für die Montage erforderlichen Teile, sodass kein weiteres Zubehör benötigt wird. Die seitlich montierte Flyware erlaubt Winkeleinstellungen zwischen zwei Lautsprechern von 0° bis 10° in 1,5°- und 2°-Schritten, die in einfacher Weise über die zugehörigen Löcher für die Kugelsperrbolzen eingestellt werden können. Die zugehörigen Flugrahmen DRK-10 und DRK-20 sind für maximal acht bzw. 20 Stück T12 zugelassen und können auch fürs Groundstacking oder den Aufbau eines Stacks auf einem hochkant stehenden Subwoofer genutzt werden. Dank der Kunststoffgehäuse sind die T4 und T12 äußerst robust gegen Feuchtigkeit und andere äußere Einflüsse. Entwickelt wurde das Gehäuse von dBTechnologies-Ingenieuren, die seit vielen Jahren


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Abb. 1: Impedanzkurven der drei Wege – LF mit 4 (rot), MF mit 2 (blau) und HF mit 2,7 (grün)

Abb. 2: Frequenzgänge der drei Wege LF (rot), MF (blau) und HF (grün). Die Sensitivity bezieht sich in allen drei Fällen auf 2 V / 1 m. Umgerechnet auf 1 W / 1 m bedeutet das für den MF-Weg –3 dB und für den HF-Weg –1,76 dB.

nators liegt bei ca. 70 Hz und die der vorderen Bandpasskammer bei ca. 150 Hz. Beides ist aus dem Impedanzverlauf des Tief töners (rote Kurve in Abbildung 1) abzulesen. Auf der linken Seite der Front liegt die Mitteltoneinheit mit zwei Links zwei 6,5"-Mitteltöner mit kurzem Horn, mittig die drei 1"-Hochtöner und rechts die Austrittsöffnung für den 12"-Tieftöner 6,5"-Treibern, die mit im Bandpassgehäuse. Ganz links die Bassreflexöffnung für den Phaseplugs in ein kurTieftöner. zes gemeinsames Horn strahlen. Durch den ponenten vom Subwoofer bis zum Flugrah- Phaseplug strahlt jeder Mitteltöner den men. Das Gewicht der T12 beträgt 29,9 kg, Schall über drei übereinander angeordnete sodass sie noch alleine locker gehandhabt Öffnungen ab. Hiermit wird zum einen ein werden kann. Kompressionseffekt erzielt und die Wellenfront wird so geformt, dass sie aus allen drei Öffnungen phasengleich austritt. Das Drei aktive Wege Line-Array-Kriterium zum Abstand (d) der Schaut man auf die Details, dann entdeckt Einzelquellen (d /2) kann so für Frequenman eine hohe Packungsdichte in dem zen bis 2,6 kHz erfüllt werden. Auf der kompakten Gehäuse. Als Tieftöner agiert Rückseite sind die Treiber komplett gekaphier ein 12"-Treiber mit einem Bandpassge- selt, sodass sie kein eigenes Gehäusevoluhäuse. Die Membran strahlt in eine kleine men in der Box benötigen. Die ResonanzfreBandpasskammer mit der Austrittsöffnung quenz, die hier primär durch das kleine rechts auf der Frontseite. Die Bassreflexöff- Luftvolumen bestimmt wird, liegt bei nung für das Gehäusevolumen auf der 275 Hz, wie sich am Maximum der blauen Membranrückseite befindet sich ganz links. Impedanzkurve in Abbildung 1 ablesen Die Abstimmfrequenz des Bassreflexreso- lässt.

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Als Hochtöner kommen drei auf einem Aluminiumträger montierte 1"-Treiber mit Mylarmembranen und einer speziell für die sehr dichte Anordnung in Line-Arrays optimierten Bauform zum Einsatz. Die kurzen Waveguides erzeugen eine ebene Wellenfront und enden in einem Hornansatz mit 100° horizontalem Öffnungswinkel. Die T12 mit untergehängtem T4-Modul: Die drei akustischen Linien für LF, MF und HF werden konsequent fortgesetzt


Die Elektronik der T12 kann über die RDNet-Schnittstelle ferngesteuert werden; bemerkenswert ist auch die rein passive Kühlung der T12 ohne Lüfter

Hochtoneinheit ist in der Positionierung und auch akustisch kompatibel zu der im T4. Gleiches gilt für den Mitteltöner. Eine T4 kann somit problemlos als Downfill Erweiterung unter eine T12-Linie gehängt werden. Die hohe Packungsdichte in der Box mit insgesamt sechs Treibern erfordert modernste Konstruktionen mit kompakten und leichten Neodymantrieben. Bei dBTechnologies konnte man hier natürlich auf die italienische Konzernschwester RCF vertrauen, wo alle Treiber der DVA-Systeme entwickelt und auch gefertigt werden. Der Einsatz der 6,5"-Mitteltöner ermöglicht eine mit 1,9 kHz eher hohe Trennfrequenz zum Hochtöner. Die Hochtöner konnten daher ohne Kompromisse mit einer leichten 1,5"Spule und der kleinen Mylarmembranen auf den oberen Frequenzbereich optimiert werden. Zum Tieftöner wird der Mitteltonweg bei 420 Hz getrennt. Abbildung 2 zeigt die Einzelfrequenzgänge der drei Wege in der T12 für eine direkte Messung ohne den zugehörigen Controller und Verstärker. Jeder der drei Wege liefert in seinem angestrebten Frequenzbereich einen sehr schönen gleichmäßigen Verlauf und dazu auch noch eine hohe Sensitivity. Beides sind wichtige Aspekte für einen Beschallungslautsprecher. Auch wenn man noch so viele und ausgefeilte Filtermöglichkeiten in einem Digitalcontroller hat, ist der

in sich gut abgestimmte Lautsprecher immer die wichtigste Grundlage für ein gutes Gesamtergebnis. Besonders gut gefällt in der T12 der Mitteltöner, der in seinem Bereich von 400 Hz bis 1,9 kHz eine mittlere Sensitivity bezogen auf 1 W/1 m von 103,3 dB aufzuweisen hat und dabei kaum Welligkeiten zeigt. Die blaue Kurve in Abbildung 2 liegt 3 dB höher, da sich hier alle Werte auf 2 V/1 m beziehen, es sich bei den Mitteltönern aber in der Summe um ein 2- -System handelt. Die Hochtoneinheit liegt knapp oberhalb von 110 dB mit einem ebenfalls schön gleichmäßigen Verlauf bis 10 kHz. Darüber hinaus fällt die Kurve dann stärker ab und läuft bei 16,5 kHz in einen Einbruch hinein, der vermutlich durch eine Interferenz mit einer Reflexion am Hornmund entsteht. Zum Glück ist der Einbruch dabei so schmal, dass er kaum auffallen dürfte und speziell für den scharfen Notch auch keiner Korrektur bedarf. Der 12"-Tieftöner hat seine untere Eckfrequenz (–6 dB) knapp über 70 Hz. Für viele Einsätze kommt das T12 damit schon ohne zusätz lichen Subwoofer aus, insbesondere dann, wenn viele T12 in der Linie hängen. Schaut man auf die Sensitivity des 12"-Tieftöners, dann sind das bei 75 Hz genau 90 dB 1 W/1 m. Bei ca. 500 W Verstärkerleistung werden daraus 117 dB und jede Verdopplung der Anzahl bringt weitere 6 dB. Mit drei T12 ergeben sich so bereits ca. 127 dB


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Auch an den Wetterschutz wurde gedacht, die ersten Herbstkapriolen hat das System bereits an der norddeutschen Küste erfolgreich absolviert

Maximalpegel. Die spätere Maximalpegelmessung aus Abbildung 15 bestätigt genau diese Werte.

Control ler und Amping Kommt man zur interessanten Rückseite der Box, dann findet sich hier ein flacher, aber großflächiger Kühlkörper des Elektro-

Abb. 3: Controllerfunktionen für die drei Wege in der Basiseinstellung Preset 0 (rot, blau, grün) sowie die zusätzlichen ArrayEQs der anderen Presets 1–9 in orange

nikmoduls, ein PowerCon-Netzanschluss mit Link-Buchse, der Eingang mit einer XLR-Buchse ebenfalls mit Link-Anschluss sowie ein Poti für die Eingangsempfindlichkeit und ein Drehschalter mit zehn Stellungen für die Auswahl des Filtersets. Vier LEDs zeigen die Betriebsbereitschaft, ein Signal Present, Mute oder Protect und eine mögliche Aktivität des Limiters an. Für ein

Abb. 4: T12 Komplettmessung mit integriertem Controller. In der hellblauen Summenfunktion passt alles gut zusammen und ist sowohl in der Amplitude, wie auch in der Phase, richtig zueinander abgestimmt. Die 6 dB Anhebung oberhalb von 10 kHz nimmt schon das Coupling-Filter ein wenig vorweg.

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mögliches Firmware-Update gibt es noch eine USB-Buchse. Ganz neu (und bei der aktuellen T4 noch nicht vorhanden) ist der RDNet-Anschluss – ebenfalls mit Link – mit Netzwerk-RJ45-Buchsen. Hier kann das Fernsteuer- und Fernabfrage-Netzwerk angeschlossen werden. Näheres dazu an einer späteren Stelle. Mit wenigen Schrauben lässt sich das komplette Elektronikmodul aus der Box herausnehmen. Ihr Volumen ist durch eine massive Zwischenwand sicher vom Luftvolumen des Tieftöners abgetrennt. Hier finden sich das Schaltnetzteil mit PFC (Power Factor Correction) und drei hauseigene PWM-Endstufenmodule in Digipro-G2-Technologie sowie ein Digitalcontroller. Die Gesamtleistung der drei Endstufen wird mit 1,4 kW angegeben. Der Digitalcontroller in der T12 bearbeitet alle Filterfunktionen der Frequenzweiche, die Entzerrung für die einzelnen Wege und die System-EQs für unterschiedliche Array-Konfigurationen sowie die Limiterfunktionen der drei Wege. Die komplette Signalverarbeitung läuft mit einer Taktrate von 96 kHz bei 24 Bit Auflösung der ADCs und DACs. Abbildung 3 zeigt die Filterfrequenzgänge des internen Controllers, der hier mit den drei Wegen ein leichtes Spiel hat. Eine kleine Bassanhebung, eine Höhenanhebung oberhalb von 10 kHz mit +10 dB, für jeden Weg die passenden Hoch- und Tiefpässe und noch einige kleine unbedeutende Filterchen und schon ist die T12 gut in Form gebracht.


Abb. 5: Phasengang der T12 mit 4 360° Phasendrehung von zwei X-Over-Filtern 4. Ordnung und jeweils einem akustischen und elektrischen Hochpass 4. Ordnung

Das Preset 0, so wie in Abb. 4 für die drei Wege dargestellt, ist das Basis-Setup für zwei gerade gehängte T12. In der Summe ergibt sich damit für eine einzelne T12 ein Verlauf entsprechend Abb. 4, mit einer 6 dB Anhebung oberhalb von 10 kHz. Setzt man zwei T12 ohne Curving ein, dann entsteht daraus für zwei Boxen ein durchgehend ausgeglichener Verlauf. Die Setups 1–8 sind Anpassungen für Arrays mit bis zu zwölf Einheiten mit verschiedenen Curvings. Setup Nr. 9 kann vom Anwender mit einer individuellen Einstellung aus der RDNetSoftware selber belegt werden. Welches Preset für welche T12 in der Linie einzustellen ist, lässt sich auch über die ComposerSoftware ermitteln, die in Abhängigkeit von der Länge und vom Curving des Arrays die Preset-Einstellung vorgibt. Im Phasengang der T12 (Abb. 5) sind genau die Phasendrehungen zu erkennen, die durch die Hoch- und Tiefpässe minimal verursacht werden. Das Spektrogramm der T12 weist daher den entsprechend langen Ausläufer unterhalb von 100 Hz auf, wo zum einen durch den Bassreflexresonator und durch das zusätzliche elektrische Hochpassfilter eine unvermeidliche Laufzeit entsteht. Ansonsten sind im Spektrogramm noch zwei schmale Resonanzspitzen auszumachen, die sich auch im Frequenzgang schon als schmale Einbrüche zu erkennen geben.

Directivity Im Datenblatt wird die T12 als System mit 100° 10° angegeben. In der Horizontalen ergeben sich durch die Anordnung der drei

Abb. 6: Spektrogramm der T12. An einigen kleinen Einbrüchen im Frequenzgang (945 Hz und 2,14 kHz) lassen sich scharfe, schmale Resonanzen erkennen.


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Abb. 7: Horizontale Isobaren des nominellen 100°-Systems

Wege nebeneinander zwangsläufig bei den Trennfrequenzen von 400 Hz und 1,9 kHz Interferenzbereiche, die sich in den Isobaren in Abb. 7 als Einschnürungen zu erkennen geben. Von den Einschnürungen abgesehen könnte man bis 6,3 kHz auch von einem 120°-System sprechen. Darüber hinaus engen sich die Isobaren dann jedoch etwas ein, sodass bei 12 kHz dann nur noch 60° für die –6 dB Linien abzulesen sind. Im Mittel passen damit die angegebenen 100°, schöner wäre es jedoch,

Abb. 8: Vertikale Isobaren, oberhalb von 12 kHz beginnt das bis dahin scharfe Abstrahlverhalten ein wenig aufzureißen

wenn die Höhen nicht ganz so eingeschnürt würden. In der Vertikalen ergibt sich für eine einzelne T12 das übliche Bild für ein Line-ArrayElement mit einer zu den Höhen hin kontinuierlich zunehmenden Zuspitzung der Isobaren. Zwischen 6 und 10 kHz entstehen leichte Unregelmäßigkeiten und oberhalb von 12 kHz weiten sich die Isobaren wieder auf. Beides deutet ein wenig auf eine nicht ganz perfekte Wellenfront hin, die aus den Waveguides der Hochtöner austritt.

Abb. 9: DVA Composer Software zur akustischen und mechanischen Array-Berechnung

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Software Für die Vorausberechnung und Einstellung der DVA-Arrays gibt es von dBTechnologies aktuell zwei kostenlose Software-Tools. Das ist zum einen der Composer (beim Test in der Version 1.0.2) und die Fernsteuerund Überwachungssoftware RDNet in der Version 1.0.0.79. Der Composer ermöglicht es, für die DVA-Komponenten T4 und T12 sowie für die Subwoofer S09, S10 und S20 Konfigurationen für geflogene und gestellte Arrays zu erzeugen und diese – sowohl akustisch wie auch mechanisch – zu berechnen. Für eine im Längsschnitt vorzugebende Arena mit bis zu vier Balkonen kann der Anwender die Position und den Aufbau eines Arrays vorgeben. Die Software berechnet dann automatisch die günstigste Winkelung und die dazu passenden Presets in den Lautsprechern. Die Subwoofer werden in der akustischen Berechnung zurzeit noch nicht berücksichtigt. Für die Mechanik werden die Lasten berechnet und die einzustellende Position des Pickpoints am Flugrahmen. Die RDNet-Software wird für die Konfiguration und den Betrieb der DVA-Systeme genutzt. Vom Rechner aus wird dazu über den RDNet Hub eine Daisy-Chain-Verbindung von Box zu Box erstellt, die über ein proprietäres Netzwerkformat die Daten überträgt. Für das Netzwerk vorbereitet sind aktuell die Modelle T12, S30 und S15 sowie diverse Lautsprecher aus dem RCFProgramm.


Abb. 10: RDNet Fernsteuersoftware für das T12 (und andere Systeme von dBTechnologies und RCF)

Array aus vier T12 und zwei Subwoofern S10 am Flugrahmen

In der Software lassen sich Setups laden und EQs einstellen; die Lautsprecher können dabei zu EQ-Gruppen zusammengefasst werden. Weitere Funktionen sind Mute, Channel-Mute, Solo und Power. In der Detailansicht einer Box werden die Aussteuerung der einzelnen Wege und eine mögliche Gain Reduction durch die Limiter für jeden Kanal angezeigt. Der EQ liegt als Master-EQ im Eingang der Lautsprecher, wo dann acht voll parametrische Filter, Gain und ein Delay einstellt werden können. Der Composer und die RDNet Software eignen sich damit bestens, um schnell und ohne lange Einarbeitung ein DVA-System aufzu-

setzen, zu konfigurieren und auch im Betrieb zu überwachen. Außerdem ist für das DVA System eine EASE GLL verfügbar, deren Anwendung man primär für EASE-Simulationen sieht.

Test: Ar ray-Messungen Die T12 können im Array mit Winkeln von 0° bis 10° zueinander gehängt werden. Die einzelnen Stufen sind 0° / 1,5° / 3° / 4,5° / 6° / 8° und 10°. Die Einstellung erfolgt über die Stifte am hinteren Fluggeschirr. Für das Abstrahlverhalten im Array wurden von uns drei T12 mit allen vorab aufgeführten


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Abb. 15: Maximalpegel für höchstens 3 % und 10 % Verzerrungen hellblau: 1 T12 bei max. 3 % THD blau: 3 T12 bei max. 3 % THD orange: 1 T12 bei max. 10 % THD rot: 3 T12 bei max. 10 % THD

Abb. 11–14: Vertikale Isobaren für drei T12 mit Winkeln von 0, 3, 6 und 10 Grad zueinander

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Winkeln auf unserem Drehteller gemessen. Abgebildet sind hier jedoch nur die Isobaren der Messungen bei 0°, 3°, 6° und 10° in den Abbildungen 11 bis 14. Hier ist gut zu erkennen, wie sich die Isobaren mit den eingestellten Winkeln aufweiten und das außerhalb des Abstrahlbereiches der Schalldruck rapide abfällt. Die in den Isobarendiagrammen grau dargestellten Bereiche sind im Pegel bereits um 20 dB oder mehr gegenüber dem Wert auf der Mittelachse abgefallen. Über die –6 dB Isobaren (Grenzlinie zwischen gelb und grün) lässt sich der eingestellte Winkel gut nachvollziehen. lediglich oberhalb von 8 kHz kommt es zu einigen Turbulenzen. Hier machen sich die

(auch schon bei einer einzelnen Box auszumachenden) Unregelmäßigkeiten unvermeidbar bemerkbar.

Suche nach dem Limit: Maximaler SPL Für die Maximalpegelmessung wurde von uns zunächst eine einzelne T12 genommen und in einem zweiten Durchgang ein Array aus drei T12. Als Klirrfaktorgrenzwerte wurden 3 % und 10 % harmonische Verzerrungen angenommen. Bei der Maximalpegelmessung nach dieser Methode kommen mehrere Mechanismen zusammen, die den erreichbaren Pegel bestimmen: Bei tiefen Frequenzen ist das der durch die große Membranauslenkung entstehende Klirrfaktor. In den Mitten greift meist ein Limiter, der entweder ein Clippen der Verstärker oder aber eine thermische Überlastung der Treiber verhindert, wobei Letzteres häufiger der Fall ist. In den Höhen, wo Kompressionstreiber arbeiten, bestimmen deren Verzerrungen in der Regel den erreichbaren Wert. Viele Kompressionstreiber erzeugen prinzipbedingt auch bei eher geringen Leistungen schon recht hohe k 2-Werte, die dann schnell das 3 %- oder auch 10 %-Limit erreichen. Ein Abstand von 10 dB zwischen den beiden Kurven für 3 % und 10 % THD ist immer ein gutes Indiz für den dominieren-


den k 2-Anteil. Steigt der Schalldruck um 10 dB an, dann vergrößert sich der k 2 um 20 dB, d. h. aus 3 % Klirranteil bei 120 dB werden dann 10 % bei 130 dB. Dieser Zu sammenhang ist gut in den Kurven der T12 in Abbildung 15 oberhalb von 2 kHz zu erkennen. Ein 3er-Array der T12, so zeigt die rote Kurve in Abbildung 15, ist bei maximal 10 % Verzerrungen somit ohne Probleme für 135 dB gut. Die Mitteltoneinheit liegt im Mittel sogar bei 137 dB. Fast noch wichtiger als das eine dB mehr oder weniger ist jedoch der gleichmäßige Verlauf der Max.-SPL-Kurven. Keiner der drei Wege in der T12 lässt einen Schwachpunkt erkennen. Für einen kurzen Hörtest gab es die Gelegenheit im Stadion von Roda Kerkrade, über den wir bereits in Ausgabe 11/2011 berichteten. Hier wurde den interessierten Kunden das T12 im Vergleich zu dem kleineren DVA T4 sowie einem L-Acoustics KARA vorgeführt. Die Dimensionen des Stadions und das windige Wetter ließen nicht unbedingt eine High-End-Abhörsitzung zu, gaben aber einige Impulse: Das T12 ist sowohl – wie zu erwarten – bei den Pegelreserven als auch in der akustischen Auflösung ein deutliches Upgrade zur T4 und platziert sich damit auf einem sehr ernst zu nehmenden Niveau. Die kleinen Schwankungen in der Horizontalen, die schon in den Messungen aufgefallen war, offenbarten dann auch das

windige Wetter, welches das T12-Array minimal pendeln ließ und die auch zugegebenermaßen unverhältnismäßig große Hörfläche vor Ort.

Preise Flugrahme DRK10 953,– Euro Flugrahme DRK20 1.099,– Euro DVA T12 Topteil 12" 4.499,– Euro DVA T4 Topteil 8" 1.749,– Euro DVA S30 Subwoofer 2 18" 4.699,– Euro DVA S20 Subwoofer 2 18" 3.999,– Euro DVA S10 Subwoofer 1 18" 2.699,– Euro

Fazit Mit dem T12-Topteil erweitert man bei dBTechnologies die DVA-Produktlinie nach oben hin. Mit der Erfahrung aus 22.000 verkauften T4-Einheiten, die bis heute auf dem Markt sind, hat man auch hier wieder auf ein voll aktives 3-Wege-System mit komplett integrierter Elektronik gesetzt. Für den Anwender bedeutet das vor allem eine einfache und schnelle Handhabung und eine hohe Betriebssicherheit, da zwangsläufig immer alles richtig verkabelt und eingestellt ist. Bestückt ist die T12, wenn wundert es, mit sechs edlen RCF-NeodymTreibern modernster Bauart. Die komplette Elektronik stammt ebenfalls aus eigener Entwicklung und Fertigung. Für die Praxis

dürften das wetterfeste Gehäuse und ein Gewicht von nur 29,9 kg weitere wichtige Aspekte sein. Arrays von bis zu zwanzig T12 sind so möglich. Im Messlabor stellte sich die T12 erwartungsgemäß gut dar und überzeugte durch eine gute und passende Abstimmung des Controllers sowie durch sehr hohe Maximalpegel. Alle drei Wege beherrschen hier ihr Handwerk bestens. Der einzige kleine Kritikpunkt könnte das Abstrahlverhalten der Hochtöner sein. In den Höhen schnüren sich die Isobaren horizontal etwas zu sehr ein und vertikal kommt es zu kleinen Un regelmäßigkeit. Der Listenpreis inklusive MwSt. für eine T12 liegt bei 4.499,– €. Überblickt man alle Eigenschaften, Ausstattungen und Fähigkeiten der T12 und vergleicht, dann gibt es hier richtig viel fürs Geld oder anders ausgedrückt, genau das, was man braucht, nicht mehr und nicht weniger. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt für eine Kaufentscheidung dürfte sicherlich auch noch die Sicherheit der großen Marke beim Service und Werterhalt der Systeme und die hohe Verfügbarkeit der DVAs auf dem Markt sein, wo man jederzeit auch Material zumieten kann.

◊ Text: Anselm Goertz, Detlef Hoepfner Messungen: Anselm Goertz Fotos: Dieter Stork, dBTechnologies


R E PORT

JBL VTX-System

Weltpremiere für JBL VTX Zu Besuch bei JBL: JBL lud Vertreter der Fachpresse sowie ausgewählte Händler in den Firmensitz im kalifornischen North ridge ein – im Fokus des Besucherinteresses stand das neue VTX-System. Aber auch der Rückblick auf die bewegte Historie von JBL kam dabei nicht zu kurz.

Die VTX-Serie ist die neue Flaggschiff-Lautsprecherlinie im Portfolio von JBL Pro, wird voraussichtlich im Frühjahr 2012 in Produktion gehen und auf der diesjährigen Prolight + Sound in Frankfurt zu sehen sein. Im Zentrum steht der Systemgedanke, angestrebt wird ein perfektes Zusammenspiel von Software (Performance Manager, Line Array Calculator, V5) und Hardware (VTXBoxen, V-Rack) als Turnkey-Solution. Erste Produkte werden ein großes Line-ArrayModul mit Namen VTX V25 sowie zwei Subwoofer sein. Als Versorgung für das neue VTX-System empfiehlt JBL nicht ganz unerwartet V-Racks von Crown. In jedem Fall ist

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die I-Tech 12000HD die Endstufe der Wahl, alternativ kann die in Kürze erhältliche Vierkanal-Variante zum Zuge kommen – zwei Line-Array-Units (je 2 Bass, 1 Mid, 1 High) werden sich hiermit parallel über eine Endstufe antreiben lassen. Beim neuen Modell VTX V25 fällt das Gehäuse niedriger als bei der bekannten VT4889 aus: 2,75 Zoll (69 mm) weniger Höhe führen dazu, dass ein Array aus neun V25 ebenso hoch wie ein Array aus acht VT4889 ist; die vertikale Kopplung im Bereich zwischen 5 und 10 Grad verbessert sich durch das reduzierte Format. Die Tiefe der V25 ist dagegen ausgedehnter, und


auch die LF-Ports sind größer, was unter dem Strich in einem verbesserten Tiefton-Output nebst weiter abgesenkter unterer Grenzfrequenz resultieren soll. Vergleicht man das neue VTX-System mit bestehenden JBLLösungen fällt die hohe Packungsdichte auf: Ein Array aus 18 VT4889-1 bringt 1.437 kg auf die Waage und kann bei neun Speakern pro Box mit insgesamt 270 Schwingspulen wuchern – 18 Units VTX V25 dagegen mit 324 Schwingspulen bei ebenfalls neun Speakern pro Box und bei der Summierung einem Gewicht von 1.421 Kilogramm. „Mehr Inhalt, weniger Kalorien“ würden hier Werbestrategen wohl titeln, und die Voicecoil/Weight-Ratio macht sich auch im direkten Vergleich zur Konkurrenz ausnehmend gut. Tiefe Frequenzen geben in der V25 zwei 15"-Woofer des Typs 2267 wieder, die über die hauseigene „Differential Drive“-Technologie verfügen und mit jeweils zwei 4"-Schwingspulen sowie zwei Magneten ausgerüstet sind. Der Aufbau entspricht weitestgehend JBL 18-Zöllern des Typs 2269 (verbaut u. a. im Modell VT4880A). Nach Herstellerangaben sind die 2267-Modelle mit bis zu 2.000 Watt (2 Stunden) belastbar, und die Konuslautsprecher dürften zu den leistungsstärksten 15-Zöllern gehören, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. Zu den Neuerungen der VTX-Serie gehört eine überarbeitete Mid/HighSektion, deren Front-Baffle im Gegensatz zu den Vorgängermodellen ohne

Holz auskommt und vollständig aus Aluminium gefertigt wird – eine teure, jedoch absolut akkurat im Spritzgussverfahren herzustellende Lösung und möglicherweise angesichts der kompakten Gehäusemaße auch der einzige mechanisch gangbare Weg. Die komplette Mid/High-Unit hört weiterhin auf die Bezeichnung RBI („Radiation Boundary Integrator“) und darf als dritte Generation des gleichnamigen Konstruktionsprinzips betrachtet werden – von außen gibt sich die aktuelle RBIVariante durch horizontal angebrachte Öffnungsschlitze zu erkennen. Eingebaute Resonatoren wirken stehenden Wellen innerhalb des RBI entgegen, was zu einer noch gleichmäßigeren Frequenzwiedergabe führen soll. Ein vergleichbarer Ansatz kommt seit etwa eineinhalb Jahren im kleinen Modell VT4886 zum Einsatz, das sich somit keck als VTX-Vorläufer oder zumindest als „Proof of Concept“ betiteln lässt. Das RBI-Waveguide wird beim neuen VTX-Modell über die gesamte Höhe der Box geführt, was zu einer besseren Kopplung zwischen den Elementen eines Arrays führen dürfte; versprochen wird zudem eine besonders gleichmäßige horizontale Abdeckung. Teil der Ausstattung sind bei der V25 vier 8"-Mitteltontreiber (2169H, Differential Drive, zwei 3"-Schwingspulen), die prinzipiell als überarbeitete Versionen der in den VT4889-Modellen zum Einsatz kommenden Mitteltontreiber (2250) betrachtet werden dürfen. Vollständig neu wurde dagegen in einem


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JBL VTX-System

Von außen gibt sich die aktuelle RBI-Variante durch horizontal angebrachte Öffnungsschlitze zu erkennen

Zeitraum von eineinhalb Jahren der D2Kompressionstreiber entwickelt, dessen Design maßgeblich auf Alex Voishvillo zurückgeht und zum Patent angemeldet ist. Zum Einsatz kommen zwei leichte Polymerfolien mit eigenen 3"-Schwingspulen, die dank geringer zu bewegender Masse für eine erweiterte Hochfrequenzwiedergabe sorgen und aufgrund nur minimal ausgeprägter Dome Breakup-Modes mit weniger Verzerrungen überzeugen sollen. Auch die Wärmeabfuhr funktioniert laut JBL besser als bei Aufbauten mit nur einer Schwingspule – weniger Powercompression, mehr Headroom. Die Schallenergie wird durch ein elaboriertes „Tunnelsystem“ geführt und akkumuliert sich am mit einem Phaseplug bestückten Treiberausgang mit 1,5"Öffnung. Erste Messungen an Prototypen zeigen einen im Frequenzbereich oberhalb

Das VTX-Team. Von links nach rechts: Ralph Hyde, Yuki Takeuchi, Alex Voishvillo, Alex Pliner, Sarah Zapata, Geoff Christopherson, Doug Wilson, Paul Bauman, Jacques Spillmann

von 16 kHz um bis zu 20 (!) dB erhöhten Output im Vergleich zu konventionell aufgebauten Kompressionstreibern. Die drei in der VTX V25 verbauten D2-Treiber (D2430K) sind parallel verschaltet und jeweils bis 200 Watt RMS (800 Watt Peak) belastbar. Materialseitig interessant ist sicher die Verwendung von Magnesium, das bislang im Lautsprecherbau nach Kenntnisstand des Autors keine Beachtung erfuhr. Servicearbeiten an den hochgezüchteten Kompressionstreibern werden durch Abdeckplatten auf der Ober- und Unterseite des Gehäuses vereinfacht. Zu den stimmigen Details der VTX V25 zählt unter anderem eine Kunststoffverkleidung für den seitlich angebrachten Flugrahmen, die jenseits eines dynamischen Looks ein besseres Hochkantaufstellen der Boxen bei Transporten ermöglichen

Beim neuen Modell VTX V25 fällt das Gehäuse niedriger als bei der bekannten VT4889 aus

wird. Optional wird ein grüner Laserpointer erhältlich sein, der sich seitlich am Gehäuse einstecken lässt und eine exakte Ausrichtung des Arrays begünstigen wird. Die Winkelung wird durch einen so genannten „Angle-Selector“ zur Winkelvorwahl vereinfacht; JBL verspricht einen einfacheren und schnelleren Aufbau von Arrays. Im Bassbereich wird das neue VTX-System durch zwei Subwoofer-Modelle ergänzt, die jeweils mit zwei 18"-Speakern (2269H) bestückt sind – zur Wahl stehen das flugfähige Modell VTX S28 sowie die Ground stack-Variante VTX G28. Das S28-Modell lässt sich mit vorhandenen VerTec-Subs mischen und bevorzugt als Cardioid-Setup betreiben. Die großen Groundstack-Modelle (–10 dB @ 20 Hertz, prinzipiell eine Tourtaugliche Variante der ASB7128-V) werden vermutlich zu günstigeren Konditionen als ihre mit Flugrahmen versehenen Konterparts erhältlich sein. Bestehenden VerTec-Usern wird ein Upgrade („Retrofit Kit“) offeriert: Beim Model VT4889 werden die eingebauten 15"-Woofer ebenso wie das vorhandene Waveguide beibehalten, die Kompressionstreiber im Inneren allerdings durch D2430K-Modelle ersetzt. Neue Lautsprechergitter vor den Woofern weisen optisch auf das Upgrade hin.

VTX-Weltpremiere Im Januar 2012 gab es für Außenstehende erstmals die Möglichkeit, ein Dreierpaket

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Angle-Selector

aus VTX V25 zu hören. Als Bassergänzung dienten ASB7128-V, die ein Mock-up der G28-Modelle darstellten. Zum Vergleich waren drei VT4889-1 nebst drei VT4880A am Start. Schauplatz war der Parkplatz des JBL-Firmengeländes in Northridge. Beim Hörvergleich mit angepasster Pegelung und Umschaltung bei laufendem Programm konnte das neue System alle Anwesenden begeistern – der erste Eindruck gestaltete sich absolut überzeugend. Es scheint, als hätte JBL mit dem neuen VTXSystem einen großen Wurf gelandet, der Wettbewerbern im obersten Marktsegment ernste Kopfschmerzen bereiten könnte. Mit Spannung darf erwartet werden, wie sich die Serienmodelle in der Praxis sowie in einem detaillierten Test darstellen, den PRODUCTION PARTNER sobald wie möglich ansetzen wird.

Kalifor nische Innovationen Im Zusammenhang mit unserem Ortstermin bei JBL bot es sich an, auch einen Blick auf die Firmengeschichte und die weiteren Produktentwicklungen zu werfen. Im Jahr 1946 wurde JBL von James Bullough Lansing gegründet, der sich zu Beginn seiner Karriere höchst erfolgreich der Entwicklung von Kinolautsprechern widmete. Zu seinen bekanntesten Erfindungen zählt die „Lansing Iconic“ aus dem Jahr 1938 – da geeignete Permanentmagneten seinerzeit noch nicht verfügbar waren, wurde das benötigte Magnetfeld durch die exter-

Probeaufbau – die Unterschiede sind auch optisch klar auszumachen (links VTX V25)

ne Zufuhr von Gleichstrom erzeugt. Das in diesem Zusammenhang erforderliche Netzteil befand sich ebenso wie die Frequenzweiche auf der Oberseite des Lautsprechergehäuses. Ein gut erhaltenes Iconic-Exemplar ziert heute einen kleinen „Walk of Fame“ im Foyer der kalifornischen JBL-Zentrale. In seiner eigenen Firma konzentrierte sich Lansing auf Lautsprecherlösungen für das HiFi-Segment sowie professionelle Anwendungen. Ein veritabler Erfolg waren u. a. die D130-Lautsprecher mit großer Schwingspule und Alnico-Permanentmagnet, die von Leo Fender in zahllosen Gitarrenamps verbaut wurden. In den 60ern rückten Tonstudios verstärkt in den Fokus – schließlich war JBL schon damals in Los Angeles und somit in einem der Zentren der US-amerikanischen Musikindustrie beheimatet. 1969 wurde JBL von Harman übernommen. Im gleichen Jahr

stattete man das heute legendäre Woodstock-Festival mit Lautsprechern aus. Die „Wall of Sound“ von Grateful Dead wäre in den 70er-Jahren ohne JBL undenkbar gewesen, und dass weiße Lautsprecherpappen in Studiolautsprechern keine Erfindung aus


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JBL VTX-System

Präsident von JBL Professional ist seit 2010 Mark Ureda, der sein Credo mit einem Tautogramm formuliert: „JBL is pushing, pushing, pushing!“ Ureda ist Jahrgang 1954 und wollte bereits als Schulabgänger bei JBL in die Lehre gehen – allerdings setzte man ihn an seinem ersten Arbeitstag auf eine HiWi-Position, und der hoch ambitionierte junge Mann sollte bis auf Weiteres mit einem Rasiermesser Pappen aus defekten Lautsprechern trennen. Das Arbeitsverhältnis endete nach acht Stunden, und Ureda absolvierte im Anschluss eine Bilderbuchkarriere bei Northrop Grumman Aerospace Systems. Der letztjährige „Wiedereinstieg“ bei JBL erfolgte in leitender VerantHörvergleich auf dem JBL-Firmengelände in Northridge Japan sind, beweist das Modell „Studio 4310“ aus dem Jahr 1968, das über einen weißen 12"-Speaker verfügt. Zahlreiche Innovationen gehen auf JBL zurück: 1987 wurde der erste professionelle NeodymKompressionstreiber präsentiert, und das Vented Gap Cooling wurde 1989 vorgestellt. Lautsprecher mit Differential Drive sind seit 1995 verfügbar, und als Meilenstein darf sicher auch die Einführung der VerTec VT4889 im Jahr 2000 bezeichnet werden, die seit 2005 wie ihre Konterparts im Rahmen der DP-Serie auch mit DrivePack erhältlich ist.

Große Verleiher wie Clair Brothers bestücken ihre Lautsprechergehäuse bis heute mit Speakern von JBL, und in Northridge verweist man stolz auf den Gewinn eines Technical Grammy sowie auf mehr als 15 TEC-Awards. Weiterführende Informationen zur Geschichte von JBL finden interessierte Leser hier: www.audioheritage.org

Kompetenzzentrale Aktuell bedient JBL fünf vertikale Märkte: Portable Sound, Tour Sound, Installed Sound, Recording/Broadcast sowie Cinema.

In der „Folterkammer“ werden Lautsprecher automatisiert ablaufenden Belastungstests unterzogen

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wortung und brachte eine Neubesetzung von Schlüsselpositionen im Pro-Lager mit sich. Im Fahrtwind von Ureda kam u. a. Scott Leslie (Senior Director Engineering Loudspeakers) nach Northridge, seines Zeichens Sohn des allen Organisten bekannten Rotationslautsprecher-Erfinders und demgemäß seit Kindesbeinen thematisch vorbelastet. Auch sonst trifft man bei JBL Pro allerorts erfahrene „speaker guys“, die wissen, wovon sie sprechen; das Durchschnittsalter in den leitenden Positionen ist überraschend hoch. In Northridge nahe Los Angeles sitzt die JBL-Intelligenz, gefertigt wird an anderen Orten dieser Welt. Auf dem weitläufigen kalifornischen Firmengelände trifft man neben Büros und Werkstätten auch auf die obligatorische „Folterkammer“, in der Lautsprecher automatisiert ablaufenden Belastungstests unterzogen werden – im Gegensatz zu vielen anderen Fabrikanten besitzt JBL das Privileg, auf Speaker aus eigener Entwicklung zurückgreifen zu können. Ein 3D-Printer (FDM, Fused Deposition Modeling) steht im Haus für das Rapid Prototyping bereit. Für Hörtests samt wissenschaftlicher Auswertung ist ein „Harman International Reference Listening Room“ vorhanden, dessen Akustik sich variabel gestalten lässt und der in ähnlicher Form auch in anderen über die Welt verteilten Harman-Niederlassungen anzutreffen ist. Ein luxuriös ausgestattetes „Heimkino“ weiß zu überzeugen – Musikvideos klingen hier „greifbar“, und bei Actionsequenzen aus Hollywood-Blockbustern rumst es gewaltig! Blindvergleiche zwischen Lautsprechern ermöglicht ein spezieller Hör-


raum, in dem die Testkandidaten hinter einer akustisch transparenten Gaze verborgen sind und motorisch auf exakt gleiche Positionen verfahren werden. Ein Computer übernimmt die Steuerung, während die Zuhörer eine schriftliche Bewertung (A/B/C) abgeben – der abschließende Reveal beim Hochfahren der Gaze sorgt nicht selten für erstaunte Gesichter!

VerTec V5-Presets Für die VerTec-Modelle VT4889, VT4888, VT4880 und VT4880A wird derzeit die Version 5 der zugehörigen DSP-Presets erprobt, welche die Performance der Lautsprecher/Amp/DSP-Kette weiter steigern soll. Die V5-Presets setzen insbesondere auf das linearphasige Processing des BSS Audio OmniDrive HD, das auch in den Crown ITech HD-Endstufen sowie den JBL DrivePack DP-DA Input-Modulen zum Zuge kommt. Ein weiteres wichtiges Feature sind die transparent klingenden LevelMAXLimiter. Künftige V5-Releases werden weitere VerTec-Modelle unterstützen und zudem Presets für Cardioid-Setups bei Subwoofern beinhalten. Ob V5 auch für das BSS Audio Soundweb London verfügbar sein wird, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt. V5 soll jedoch sicher in den „Performance Manager“ (siehe unten) integriert werden. In der Praxis wird V5 bereits im Gibson Amphitheater in Los Angeles genutzt: Sound Image hat hier VT4889 als Main-PA und VT4888 als Outfills installiert. Die Lautsprecher werden über I-Tech HD-Endstufen von Crown angetrieben, die dank Unterstützung von Crown-Produktspezialist Eric Friedlander (Business Developer Tour Sound) mit V5-Presets ausgestattet sind. Der Autor hatte Gelegenheit, ein Konzert im Gibson Amphitheater mitzuerleben, bei dem Stevie Wonder als Gast auftrat – der Sound war selbst auf dem Balkon superb!

Per for mance Manager Auf Basis des „HiQnet System Architect“ funktioniert die „Performance Manager“Software, deren Entwicklung maßgeblich durch Paul Bauman vorangetrieben wurde. Der Kanadier ist seit sechs Jahren für JBL tätig, bekleidet die Position eines „Senior

Nur die Harten kommen in den Garten – Test bestanden!

Manager, Tour Sound“ und war zuvor für einen direkten Wettbewerber tätig. Der „Performance Manager“ überzeugt auf Anhieb mit einer grafisch orientierten Oberfläche nebst Drag-and-drop-Bedienung. Passend zum Zeitgeist wurde die Oberfläche für eine Nutzung mit Tablet-PCs

optimiert. Der JBL Line Array Calculator ist in den Workflow eingebunden. In einem Ribbon sind die wesentlichen Arbeitsschritte in logischer Reihenfolge angeordnet, und wo immer möglich erfährt der User eine automatische Unterstützung in Art einer Wizzard-Funktion, die Sinnvol-


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JBL VTX-System

Crow n H D-Amps jetzt auch mit vier Kanälen

Blindvergleiche zwischen Lautsprechern ermöglicht ein spezieller Hörraum, in dem die Testkandidaten hinter einer akustisch transparenten Gaze verborgen sind und motorisch auf exakt gleiche Positionen verfahren werden

les anbietet und Unsinniges unterbindet. Vom initialen Offline-Betrieb kann zu gegebener Zeit in den Online-Modus gewechselt werden; ein „Show Mode“ sorgt für Über-

blick während der laufenden Veranstaltung. Weiterführende Informationen: http://hiqnet.harmanpro.com/general/performance_manager

Das Modell „Studio 4310“ aus dem Jahr 1968 mit weißem 12"-Speaker

„Lansing Iconic“ aus dem Jahr 1938

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Derzeit im Betatest-Stadium befindet sich bei Crown eine vierkanalige Endstufe. Das neue Modell mit Namen I-Tech 4X3500HD soll im Frühjahr 2012 erhältlich sein und wird die HD-Serie nach oben hin abrunden. Prinzipiell wurden zwei HD-Endstufen in ein gemeinsames Gehäuse gepackt, dessen auffälligstes äußeres Merkmal ein farbiger 4,3"-Touchscreen ist. Das BSS Audio OmniDrive HD-Processing ist für alle vier Kanäle verfügbar. DSPs von SHARC liefern Rechenkraft für die „Drivecore Technology“. Inputs für analoge und digitale Audiosignale sind vorhanden, und zwar im Gegensatz zum Wettbewerb vierfach und somit separat für jeden Kanal. Ansonsten bringt Crown potenziellen Interessenten die Vorzüge des V-Rack nahe. Hierbei handelt es sich um ein fertig konfektioniertes Amprack mit drei Crown I-Tech HD12000-Endstufen, international nutzbaren Stromanschlüssen und einem Connector-Panel mit allerlei Anschlussund Verschaltungsmöglichkeiten – als Gesamtpaket nicht ganz billig, aber mit Gedanken an die (weltweite) Kompatibilität sicher nicht uninteressant.

◊ Text und Fotos: Jörg Küster


visualounge

Publitec lädt in die visualounge

R EPORT

Sven Giersch war für die technische Umsetzung verantwortlich

Bild- und Präsentationstechnik kreativ und wirkungsvoll einsetzen: Dies demonstriert Publitec in einer fest eingerichteten Lounge am Stammsitz in Herdecke Projektoren, Displays, LED oder Signalverteilung: Gute Hardware ist für das Team von Publitec nur ein Teilbereich für den erfolgreichen Einsatz von Medientechnik: Möchte man einen „Wow“-Effekt, dann sind die nötigen Grundlagen ein durchdachtes Konzept, Interaktivität und vor allem beeindruckender Content, der das Publikum fesselt. Alles das aus einer Hand verspricht Publitec seinen Kunden unter dem Slogan „relax for success“. Wie entspannt einfach diese Komponenten für temporäre Events oder dauerhafte Festinstallationen abzurufen sind, demonstrierte Publitec nicht nur im Januar in seiner visualounge auf der ISE (Amsterdam), sondern vor allem in einer dauerhaft eingerichteten Location am Stammsitz. Dazu wurde in Herdecke ein großer Vorführraum aufwändig mit Displays, einer umlaufenden Projektionsfläche, einem abgetrennten Technikraum und nicht zuletzt einer kleinen Theke ausgestattet. Eine vom Publitec-Team intern realisierte Präsentation demonstriert in einem Durchgang die visuellen Möglichkeiten jenseits einfacher

PowerPoint-Slides von der großformatigen Edge-Blending-Projektion rund um den Zuschauer herum über den Beamover und dreidimensionale Produktvisualisierungen bis zur LED- und Display-Technik. Im Mittelpunkt steht dabei nicht allein die los gelöste Demonstration einzelner Features, sondern die Kombination und Verschmelzung verschiedener Techniken zu einem audiovisuellen Gesamteindruck. Publitec (www.publitec.tv) legt besonderen Wert darauf, dass man selbst nicht den Kontakt zum Auftraggeber sucht, sondern sich als Partner für dessen technischen Dienstleister versteht. In diesem Sinne steht visualounge allen Dienstleistern offen, die hier – zusammen mit Publitec – dem Kunden die technisch-kreativen Chancen für seine Kommunikation aufzeigen und weiterentwickeln wollen. Entsprechend dynamisch ist das Konzept der visualounge angelegt: Es wird stetig weiterentwickelt und an die Kundenbedürfnisse angepasst.

◊ Text und Fotos: Detlef Hoepfner 2/2012 production partner

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Supertalent

Beschallung für „Das Supertalent“ Talentiert eingesetzte Audiotechnik trug bei der fünften Staffel von „Das Supertalent“ zur seh- und hörbaren Emotionalisierung des Studiopublikums bei, darunter neue Sendestrecken von Shure und Lautsprecher von AD-Systems.

A uch

in der fünften Staffel folgte „Das Supertalent“ einem bewährten Konzept: Mehr oder weniger begabte Zeitgenossen geben in dem von RTL ausgestrahlten TV-Format kurzweilige Kabinettstückchen jedweder Art zum Besten, die durch eine Jury sowie per Televoting bewertet werden. Aus zahlreichen Castings und mehreren Final-Shows geht dann letztlich

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ein Gewinner hervor, der sich zumindest für einen kurzen Zeitraum gesteigerter medialer Aufmerksamkeit erfreuen darf – im Grunde genommen ein „Deutschland sucht den Superstar“ inklusive quotenträchtiger Lebensdramen und genretypischem Fremdschämfaktor, allerdings ohne Be schränkung auf musikalische Darbietungen.

Studiobeschal lung Die beiden Halbfinal-Shows sowie das Finale der fünften Supertalent-Staffel wurden Ende 2011 im Coloneum auf dem Gelände der Magic Media Company TV-Produktionsgesellschaft mbH (MMC) ausgerichtet. Die Produktion fand in Studio 30/31 statt; bis zu 1.350 Gäste konnten bei Generalproben und Shows in der geräumigen Halle


Jeweils sechs Subwoofer („Touringsub“) von AD-Systems wurden rechts und links des Podiums auf den Boden gestellt

begrüßt werden. Für die Beschallungsplanung sämtlicher auf dem MMC-Gelände in Köln-Ossendorf stattfindender Produktionen zeichnet Nico Roden (Projektmanagement Licht-, Medien- & Beschallungstechnik) verantwortlich. Zu den Neuerungen bei der Studiobeschallung zählte der Einsatz von Lautsprechern aus dem Portfolio der AD-Systems Audiotechnik GmbH. Nico Roden kommentierte: „Bei der MMC stand uns neben der kompletten Range dezentraler Meyer-SoundSysteme bislang ein historisch gewachsener, vergleichsweise bunt gemischter Lautsprecher-Pool an passiv angetriebenen Systemen zur Verfügung. Seit Mitte 2010 bemühen wir uns, alle extern gepowerten Lautsprecher auf Produkte nur eines Herstellers zu reduzieren.“ Die Entscheidung für Lösungen von ADSystems fiel laut Nico Roden nicht zuletzt aufgrund der guten Performance eines kompakten Picospot-Modells mit eingebautem Koaxiallautsprecher: „Akustisch war der Picospot für uns absolut überzeugend“, erklärte Nico Roden. „Die Zusammenarbeit

mit einem vergleichsweise kleinen, in Deutschland beheimateten Hersteller ge staltet sich außerdem sehr fruchtbar – wir werden schon bald Lautsprecherlösungen im Einsatz haben, die exakt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind.“ Für die Hauptbeschallung wurden in Studio 30/31 zwei Line-Arrays links und rechts der Bühne geflogen; 2 8 Einheiten aus der brandneuen „Touringline Compact“-Serie waren in der von „Solaris+“-Vorhängen dominierten LED-Kulisse optisch kaum auszumachen. Jeweils sechs passende Subwoofer („Touringsub“) mit 18"-Bestückung wurden rechts und links des Podiums auf den Boden gestellt. Der Bestand an „Touringline Compact“-Modulen soll bei der MMC bereits in Kürze aufgestockt und 2012 bei diversen Produktionen genutzt werden. Ergänzend sollen zwei- und vierkanalige Systemendstufen von AD-Systems angeschafft werden: „In Zukunft werden wir für alle extern gepowerten Systeme auf dem gesamten Gelände lediglich zwei Verstärkertypen im Einsatz haben“, prognostizierte Nico Roden und wies auf klare Vorteile

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Supertalent

für die Disposition hin. Angetrieben wurden die Lautsprecher bei den Supertalent-Shows der fünften Staffel durch Lab.gruppen-Verstärker (fP 6400); das Processing oblag bei der MMC in größerer Stückzahl vorhandenen Soundweb-Einheiten von BSS Audio. Versteckt hinter LED-Streifen befanden sich an der vorderen Bühnenkante zwei UPA-2P von Meyer Sound, die vorwiegend zur Beschallung der Jury genutzt wurden, sofern Letztere nicht auf die vorhandenen Kopfhörer (Sendetonsignal) zurückgreifen wollte. Für die von den Line-Arrays nicht ausreichend abgedeckten Zuschauerbereiche rechts und links der Juroren kamen zwei UPA-2P zum Einsatz; der Signalauffrischung auf der Publikumstribüne dienten acht ADSystems Flex12 (12"/1", 75 × 50 Grad, rotierbares Horn). Weitere UPA-Einheiten versorgten die Akteure auf der Bühne; MM-4 auf Stativen wurden als Frontfills herangezogen.

FOH-Platz

Die Arrays aus der „Touringline Compact“-Serie von AD-Systems waren in der von „G-LEC Solaris+“-Vorhängen dominierten LED-Kulisse optisch kaum auszumachen

Nico Roden (MMC Projektmanagement Licht-, Medien- & Beschallungstechnik)

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Im Gegensatz zu Formaten wie DSDS kommt „Das Supertalent“ ohne Live-Band aus. Die Playbacks stammen aus der Konserve und werden je nach auftretendem Künstler durch einzelne Instrumentensignale oder Gesang ergänzt. Als Audiokonsolen kamen im „Adlerhorst“ am oberen Ende der Zuschauertribüne zwei Vi4 von Soundcraft zum Einsatz, wobei eines der Pulte als Havarie bereitgehalten wurde. FOH-Mischer Christian Orth kümmerte sich sowohl um die Studiobeschallung als auch um das Monitoring und machte von den internen Processing-Möglichkeiten der Soundcraft-Pulte umfangreich Gebrauch. Als externe Peripherie kamen lediglich zwei analoge 19"-Prozessoren von Avalon Design zum Zuge: In die Summe wurde ein Vt-747sp eingeschleift, während Gesangsdarbietungen mit einem Vt-737sp bzw. dessen leistungsstarkem Kompressor zuleibe gerückt wurde. Nico Roden: „Der VT-747 bringt in der Summe eine zusätzliche Crispness ins Klangbild, die man schnell nicht mehr missen mag – dass das Klangbild positiv beeinflusst wird, merkt man erst, wenn man das Gerät probehalber aus dem Signalweg nimmt!“ Die Eingangssituation am Vi4 stellte sich bei der Supertalent-Produktion sehr entspannt dar; bezüglich der Outputs präsen-


FOH-Mischer Christian Orth kümmerte sich sowohl um die Studiobeschallung als auch um das Monitoring

tierte sich das Pult nicht zuletzt durch die Versorgung der In-Ear-Ausspielwege gut ausgelastet. Die Signalverteilung im Studio wurde via RockNet von Riedel gelöst: Beide Soundcraft-Pulte waren mit RockNet-Karten des Typs RN.343.VI bestückt; Input/Output-Units waren an strategisch günstigen Positionen über das Studio verteilt. Für den Sendeton zeichnete Constantin Gabrysch verantwortlich, der die Signale für seine Lawo-Konsole via Digi-Stagebox von einem analogen Splitter erhielt. Der passive Split, an den auch die beiden Vi4Systeme angebunden waren, dürfte Sicherheitserwägungen zuzuschreiben sein – zum Zeitpunkt der Produktion war es nicht möglich, die beiden Soundcraft-Bedienoberflächen an nur einer Stagebox zu betreiben. Zu den Besonderheiten der Produktion befragt, äußerte sich FOH-Mischer Christi-

an Orth wie folgt: „Vor dem Supertalent habe ich nur ein einziges Mal einen Monitorjob mit einer digitalen Soundcraft-Konsole absolviert. Mit dem Bedienkonzept bin ich relativ schnell warm geworden; man kann recht zügig mit dem Pult arbeiten und auch auf Unvorhergesehenes rasch reagieren. Im Gegensatz zu anderen TV-Produktionen wird beim Supertalent viel Wert auf einen kräftigen Pegel im Studio gelegt – das Ganze soll schon ordentlich drücken! Die neuen Lautsprecher von AD-Systems machen sich in diesem Zusammenhang sehr gut, und auch die Position der Jury mittig zwischen den Line-Arrays haben wir akustisch gut im Griff.“

Drahtlostechni k Zu Testzwecken wurde Nico Roden für die Shows von Shure ein neues Wireless-Sys-

tem mit Namen Axient (www.axient.net) zur Verfügung gestellt: „Als ich das erste Mal von den Features des Axient-Systems gehört habe, wollte ich es unbedingt bei einer Produktion hier im Haus einsetzen“, berichtete Nico Roden. „Zu den heraus ragenden Features gehört für mich die Möglichkeit, besonders wichtigen Sendern mehrere Empfänger zuzuweisen, wobei die Umschaltung bei Bedarf automatisch erfolgt.“ Die Handsender des Axient-Systems sind mit zwei Transmittermodulen bestückt, welche zeitgleich auf zwei Frequenzen senden („Frequency Diversity Mode“). Zusätzlich zu den drahtlosen Audiosignalen werden Steuerinformationen bidirektional in einem WLAN („ShowLink“, 2,4 GHz) übertragen, sodass sich alle Senderparameter aus der Ferne überwachen und beeinflussen lassen. Stellt der Tontechniker beispiels-

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Supertalent

Als externe Peripherie kamen lediglich zwei analoge 19"-Prozessoren von Avalon Design zum Zuge

weise fest, dass ein Kandidat mit seiner Stimme den Sender überfährt, kann er die Vorverstärkung komfortabel vom FOHPlatz aus absenken. Letzteres gilt natürlich für jeden beliebigen Ort im Studio, sofern ein Laptop per WLAN angebunden und die zugehörige Software aufgespielt ist. Nico Roden wies darauf hin, dass sich die neue Shure-Lösung auch dann bewährte, wenn in Nachbarhallen andere Produktionen mit

Wireless-Equipment zugange waren oder externe EB-Teams eigene Strecken an den Start brachten. Geeignete Frequenzen wurden unter Einsatz der „Wireless Workbench“-Software berechnet. Störungen durch DVB-T-Sender aus Köln und Düsseldorf waren nach Rodens Worten trotz des diesbezüglich eher ungünstigen Studiostandortes in Ossendorf kein Thema. Die zunehmende Verwendung von LEDProdukten tangiert dagegen erwartungsgemäß die FreDas Supertalent – die Audiocrew quenzplanung, wobei sich das beim Supertalent zum Einsatz Nico Roden: Projektmanagement Licht-, Medien- & kommende LeuchtdiodenmaBeschallungstechnik terial laut Nico Roden „einigerChristian Orth: FOH-Mischung maßen verträglich“ zeigte. In Constantin Gabrysch: Mischung Sendeton anderen Zusammenhängen Kai Langemeyer: Beschallungstechniker konnten MMC-Techniker massive Einschränkungen speziell

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bei der Reichweite von Handfunkgeräten ausmachen. Laut Rodens Aussage funktioniert beim Axient-System die Umschaltung im „Frequency Diversity Mode“ artefaktfrei ohne hörbare Dropouts. Die Taschensender des Axient-Systems sind am Rande bemerkt mit nur einem Sendemodul ausgerüstet; bei erhöhtem Sicherheitsbedarf lassen sich zwei Bodypacks per Y-Adapter koppeln, wovon bei den Supertalent-Shows jedoch kein Gebrauch gemacht wurde. Das Axient-System ermittelt ständig die verfügbaren störungsfreien Frequenzen, und auf Wunsch ist im Bedarfsfall ein automatischer Wechsel auf einen interferenzfreien Träger möglich, wobei die „Interference Detection & Avoidance“-Funktion laut Nico Roden jedoch mit einem minimalen Audio-Dropout verbunden ist. Je nach Anwendung ist es möglicherweise sinnvoller, einen Frequenzwechsel bei einer entsprechenden Rückmeldung des Systems händisch vorzunehmen – vorzugsweise in einer Redepause. Beim Supertalent waren inklusive Redundanzsystemen insgesamt zwölf Axient-Sendestrecken im Einsatz, die jedoch nie alle gleichzeitig genutzt wurden. Von Shure stammten weiterhin acht In-EarStrecken (PSM 1000). Potenziellen Störungen wurde bereits im Vorfeld durch eine geschickte Antennenpositionierung entgegengewirkt; die Sendeantennen befanden sich seitlich neben der Bühne. Hören konnten sich die Protagonisten über In-Ear-Pieces von Fischer Amps; Universalhörer des Typs FA-3 aus einer neuen Serie waren die Produkte der Wahl. Die Moderatoren Marco Schreyl und Daniel Hartwich waren mit KSM9-Kapseln an Shure AXT200-Handsendern ausgestattet, während die Sänger auf der Bühne Sennheiser-Handsender des Typs SKM 5200 mit KK 105 S-Kapseln nutzten. Die Jury um „Pop-Titan“ Dieter Bohlen wiederum war mit AXT100-Taschensendern von Shure bestückt; die Headsets (Modell 4066) stammten von DPA.

Emotionalisierendes K langerlebnis An den nicht selten stürmischen Reaktionen des Studiopublikums hatte der Sound in Halle 30/31 einen nicht unerheblichen Anteil: Der Pegel präsentierte sich kräftiger


als in derlei Zusammenhängen üblich, und das Gesamtklangbild überraschte gemäß des explizit geäußerten Wunsches der Produktionsverantwortlichen mit deftigen Bassanteilen. „Damit die Gäste in der gewünschten Form reagieren, müssen wir hier einfach einen bestimmten Pegel verkaufen!“, kommentierte Nico Roden mit einem Schmunzeln. Dass sich der Sendeton dennoch überzeugend gestaltete und mit guter Sprachverständlichkeit punkten konnte, ist der Arbeit von Rodens Kollege Constantin Gabrysch zuzuschreiben, der die Signale der AtmoMikrofone mit Gespür für die Dramaturgie permanent feinfühlig zu handhaben wusste. „Nur wenn man einen Sendeton-Ingenieur hat, der ständig die Atmo mitfährt, können wir hier im Studio die Pegel fahren, die den Saal zum Toben bringen. Da gibt es in meinen Augen einfach keinen Besseren als den Kollegen Gabrysch. Man kann das am Fernseher gut nachvollziehen: Obwohl die Atmo immer sehr präsent ist, wird das eigentliche Musiksignal nie indirekt oder schwammig! Das hört man so nur ganz selten“, erklärte Nico Roden. Die fünfte Supertalent-Staffel konnte sich 2011 trotz starker Konkurrenzformate er neut einer hohen Aufmerksamkeit erfreuen, sodass die etablierte TV-Castingshow 2012 vermutlich in einer sechsten Staffel über die Bildschirme gehen wird.

Die Soundcraft-Pulte waren mit RockNet-Karten des Typs RN.343.VI bestückt

◊ Text und Fotos: Jörg Küster

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I NTERVI EW

Lawo / Innovason

Integration der Marke Innovason Interview mit Philipp Lawo, Vorstand der Lawo AG, zur Weiterentwicklung von Innovason Nach längerem Umstrukturierungsprozess

Flightcases

wurde die franzĂśsische Firma Innovason SAS aufgelĂśst. Produkt- und Markenrechte der Marke Innovason liegen nun bei der Lawo AG, die bereits im April 2008 die Aktienmehrheit Ăźbernommen hatte. Die Integration der Marke Innovason markiert

www.jerichogehaeuse.de

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den Abschluss eines Gerichtsverfahrens, an dessen Ende die Liquidation der Firma Innovason SAS am 2. November 2011 stand. Die Marke Innovason wird von nun an vom Hauptsitz der Lawo AG in Rastatt aus weitergefĂźhrt. Marcel Babazadeh, International Sales Director Innovason, schätzt diese Entwicklung als äuĂ&#x;erst positiv ein: „Dadurch wird das Beste aus zwei Welten vereint. Die Integration von Innovason-Produkten in die Lawo-Produktpalette garantiert den Erhalt und die Kontinuität der Marke. Zugleich profitiert diese von allem, was Lawo mit seiner mehr als 40-jährigen Erfahrung in der professionellen Audiobranche bieten kann. Lawos Ziel ist es, das Erbe und die Geschichte von Innovason zu erhalten und weiterzufĂźhren. ZukĂźnftig wollen wir uns daher auf die Entwicklung der Eclipse-Plattform konzentrieren. Im Unterschied zu bisher stehen uns dazu jetzt deutlich mehr Ressourcen zur VerfĂźgung als jemals zuvor,

was eine wirklich gute Nachricht ist. Dies bietet einen ausgezeichneten Nährboden, auf dem sich der Pioniergeist, der die Innovason-Produkte von Beginn an auszeich nete, ideal entfalten kann“, so Babazadeh weiter. Einige der ehemaligen Innovason-Angestellten Ăźbernehmen in der neuen Struktur bei Lawo Verantwortung fĂźr die Marke: HervĂŠ de Caro, der „Vater“ des Eclipse wird Produktmanager Eclipse, Nicolas Gozdowski weiterhin als Service-Ingenieur arbeiten und Benoit Quiniou Teil des Entwicklungsteams. Marcel Babazadeh leitet weiterhin den internationalen Vertrieb Innovason. Mit Philipp Lawo, Vorstand der Lawo AG, sprachen wir Ăźber seine Pläne mit Innovason.

Inter view mit Phi lipp Lawo Production Partner: Herr Lawo, nach Ihrem Einstieg bei Innovason 2008 hat die Inno-


vason SAS zum 2. November 2011 in Frankreich den Geschäftsbetrieb eingestellt. Die Fortführung von Innovason liegt nun allein in den Händen der Lawo AG. Durch welche konkreten Maßnahmen bei der InnovasonEntwicklungsabteilung, dem Service und

der Marke Innovason weiterhin vertrauen. Mit dem Einstieg in den Live-Markt setzt Lawo den Ausbau seiner Produktpalette fort. Innerhalb der Lawo-Struktur, mit einer erweiterten Vertriebs- und Partner-Strategie und der Integration in die Broadcast-

Vertrieb wurde diese rechtlich-formale Abwicklung begleitet? Philipp Lawo: Konkret wurde die Firma Innovason SAS in Frankreich geschlossen, die Produkt- und Markenrechte von Innovason sind nun in den Händen der Lawo AG. Die Philosophie und der innovative Geist von Innovason werden auch unter dem Dach von Lawo bestehen bleiben, zumal sich unsere Firma selbst zu diesem innovativen Geist bekennt. Die Kontinuität zeigt sich auch darin, dass aus der Belegschaft von Innovason einige Mitarbeiter übernommen wurden, die nun zusammen mit den Lawo-Kollegen in der Entwicklungsabteilung, im Service und im Vertrieb mit Know-how, Erfahrung und Engagement den Erfolg der Marke Innovason erhalten und vorantreiben werden. PP: Innovason-Pulte wurden in der Vergangenheit von einem treuen, aber zahlenmäßig nicht sehr großen Nutzerkreis engagiert eingesetzt. Gibt es Pläne, die verbreitete Basis zu vergrößern und auch die Produktpalette auszubauen? Philipp Lawo: Hier möchte ich als erstes den Kunden und Anwendern für ihr Vertrauen danken, dass sie Innovason und seinen Produkten bisher entgegen gebracht haben. Auch unter dem Dach von Lawo können sie

Welt gehen wir davon aus, dass der Kundenkreis sich deutlich vergrößern wird. PP: Der Markt der digitalen Mischpulte für den breiten Live-Einsatz wurde mindestens in den ersten zehn Jahren extrem von japanischen Marken dominiert, die Konkurrenz aus UK hat aber in letzter Zeit deutlich aufholen und Fuß fassen können. Mit welchem Profil will sich Innovason/Lawo hier künftig positionieren? Philipp Lawo: Das Commitment von Lawo für den Live-Bereich bedeutet, dass wir einerseits das Expertenwissen und die Erfahrung der ehemaligen Innovason-Mitarbeiter nutzen, vor allem was Bedienung und Anwendung angeht, und zugleich unser eigenes Entwicklungspotenzial einsetzen. Damit erreichen wir es, die innovativen Aspekte von Innovason weiterzuführen und zugleich at traktive Features aus dem Broad-

cast-Bereich – Zuverlässigkeit, Redundanzkonzepte und Vernetzungsoptionen – in die Produktentwicklung eingehen werden. Dadurch lassen sich auch ganz neue Konzepte ableiten. PP: Digitale Mischpulte sind zunehmend in komplexe Audionetzwerke unterschiedlichster Standards eingebettet. Welchen Weg geht Innovason hier und welchen Rat würden Sie Kunden geben, die diesbezüglich vor einer Investitionsentscheidung stehen? Philipp Lawo: Was die Vernetzung in der Audiobranche angeht, so war die Vergangenheit hauptsächlich durch proprietäre Netzwerke geprägt. Im Rahmen dieser Grenzen hat Innovason schon immer versucht Branchenstandards zu implementieren. Aktuell stehen wir vor einem Wandel hin zu IP-basierten Lösungen – ich bin überzeugt, dass sich diese Technologie in Kürze auch für die Vernetzung von Audiosystemen durchsetzen wird. Wir sind RAVENNA-Partner. Diese Technologie er laubt eine universelle Vernetzung von Systemen über IP Netzwerke mit heute verfügbaren Hardwarekomponenten. Der nächste technologische Wandel in der Audiobranche steht also kurz bevor. Ich bin sicher, dass dies von aufmerksamen Anwendern bereits erwartet wird. PP: Herr Lawo, vielen Dank für das Gespräch.

◊ Text und Interview: Detlef Hoepfner Fotos: Lawo

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VO R S C H AU

3/2012 Produktionen: Söhne Mannheims, The Voice Of Germany, J.B.O. Killer-Tour, Rihanna Licht & Video: Grundlagen Lichtsteuerungen: Szenenbilder setzen, Madrix LED-Steuerung, i-Pix BB3, Martin Mac Viper Beschallung: Marktübersicht Netzwerke, Turbosound LineArray, IMG Stage Line PAB 120WP Änderungen der Themen vorbehalten Die Ausgabe 3/2012 erscheint am 9. März 2012. Für Abonnenten der PRODUCTION PARTNER-Ausgabe 3/2012 liegt kostenlos das Sonderheft „TOPFAIR prolight+sound 2012“ mit allen Daten und einem großen Preview zu Neuheiten der Branchenmesse

Die erfolgreichen Musiker der Söhne Mannheims waren auf Tour. Alles darüber in der nächsten Ausgabe ...

Prolight + Sound 2012 bei.

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E-Mail Vertriebsservice: abo.musikmedia@guell.de

> Inserentenverzeichnis AED

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Look

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Ambient

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American DJ

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Lucifer

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Bose

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Mega Audio

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Clay Paky

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ProCase

Event Projects

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Publitec

Fischer Amps

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Riedel

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Robe

Highlite

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Sommer Cable

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HK Audio

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Soundcraft – Audio Pro Heilbronn

JB-Lighting

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Studt Akustik

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Jericho

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Stumpfl

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Kabeltronik

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Synthax

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Kultour

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L-Acoustics

Titelseite

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Leyendecker

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Trius

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Lightpower

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hinter den Kulissen der Redaktion

ISSN 0938-4073

redaktion@production-partner.de MUSIK MEDIA VERLAG

erscheint 10-mal jährlich in der MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG, Sitz Ulm, Registergericht Ulm HRA 2946, USt-IdNr. DE 127491614

BOE 2012 Mitte Januar 2012 ging für PRODUCTION PARTNER das diesjährige Messejahr los. Während die MI-Schwester-Magazine Gitarre & Bass, Keyboards, Sticks und Sound & Recording auf dem Weg über den großen Teich zur NAMMShow in Anaheim / USA waren, um die neusten Trends im Musikinstrumentenmarkt zu entdecken, präsentierte sich PRODUCTION PARTNER im Schlepptau von EVENT PARTNER, dem führenden Fachmagazin für Event-Marketing, auf der Best Of Events International (BOE) in den Dortmunder Messehallen. Über 9.800 Besucher (Vorjahr: 9.580) kamen nach Dortmund, um sich auf 20.000 Bruttoquadratmetern bei 410 Ausstellern aus neun Ländern über das gezeigte Spektrum an Produkten und Dienstleistungen, Trends und Konzepten für die Event-Industrie zu informieren. Dementsprechend fiel auch das Urteil von Ute Degen und Katja Nitschke, Geschäftsführerinnen der Best Of Events GmbH, sehr zufrieden aus: „Die diesjährige BOE ist hervorragend gelaufen und konnte in 2012 als die wichtigste Fachmesse für die Event-Branche absolut überzeugen.“

Töne auf der boot Endlich mal „dienstlich“ auf die weltgrößte Wassersportmesse nach Düsseldorf – dieser Traum wurde nach über 20 Jahren für den Kollegen Hoepfner wahr: Timo Klinge von Ambient Recording führte dort in der Tauchsporthalle sein Sonar-Recording vor. Dessen Kernidee: Unter Wasser gibt es eine ähnlich spannende Audiowelt wie an Land, alleine über 1.000 Fische kommunizieren akustisch. Technisch spannend wird es zudem beim Versuch, diese Umgebung in Surround zu erfassen, denn die üblichen Ortungstechniken des menschlichen Gehörs versagen angesichts der ungewöhnlichen Schallgeschwindigkeit. Aber auch über Wasser findet Timos Technik Anwendung: Das Projekt H2eau erzeugt mit in Wasser gehängten Hydrophonen neue Klangwelten bis hin zu extrem subsonischen Klanggewittern. Mehr Infos zum Thema unter www.promedianews.de, Suchbegriff „boot“.

Titel-Fotosession Das schöne Titelmotiv unserer letzten Ausgabe fotografierte Dieter Stork kurz vor Druck der fertigen Ausgabe. Zum Einsatz kamen abgesehen von Beyerdynamics fotogener Mikrofonserie: links ein (sehr altes ...) Case von Lake, rechts eine (nicht viel jüngere ...) Gitarrenbox von Gitarre & Bass-Chef Dieter Roesberg.

Persönlich haftende Gesellschafterin: MM-Musik-Media-Verlag und Verwaltungsgesellschaft mbH, Ulm, Sitz Ulm, Registergericht Ulm HRB 2133 Geschäftsführer: Gerald Dellmann, Gerrit Klein Verlagsanschrift: Emil-Hoffmann-Str. 13, D-50996 Köln Telefon (0 22 36) 9 62 17-0 Telefax (0 22 36) 9 62 17-5 http://www.production-partner.de E-Mail: redaktion@production-partner.de PUBLISHER/CHEFREDAKTEUR Dr. Walter Wehrhan (verantwortlich für den redaktionellen Teil) STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR Detlef Hoepfner CHEF VOM DIENST Udo Klinkhammer REDAKTION Marcel Courth, Dieter Stork (Fotos) GRAFISCHE GESTALTUNG Marc Honeck, Ulla Hieronymi-Pinnock LAYOUTSATZ Frank Loevenich, Ulrich Knipping STÄNDIGE REDAKTIONELLE MITARBEITER Dipl.-Ing. Christiane Bangert, Matthias Becker, Dr. Anselm Goertz, Rafael Gummersbach, Harald Heckendorf, Martin Hömberg, Stefan Junker, Dipl.-Ing. Peter Kaminski, Ebi Kothe, Jörg Küster, Torben Lehmann, Dr. Swen Müller, Jürgen Wodzinski ANZEIGENLEITUNG/-VERKAUF Angelika Müller Telefon (0 22 36) 9 62 17-71 Telefax (0 22 36) 9 62 17-88 zurzeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1. 1. 2012 gültig ANZEIGENDISPOSITION Marion Bondar-Pietsch Telefon (0 22 36) 9 62 17-48 MARKETING Sebastian Class Telefon (02236) 9 62 17-87 VERTRIEBSLEITUNG Rainer Herbrecht, Sema Torun VERTRIEB/OBJEKTMANAGER Carina Kinting BANKVERBINDUNGEN Ulmer Volksbank (BLZ 630 901 00) Konto-Nr. 8883 009 Commerzbank Köln (BLZ 370 800 40) Konto-Nr. 866 631 300 DRUCK F&W Mediencenter (auch Anschrift für Beilagen und Beihefter) Holzhauser Feld 2 D-83361 Kienberg www.fw-medien.de Copyright und Copyrightnachweis für alle Beiträge bei MM-Musik-Media-Verlag. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Vervielfältigungen jeder Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen keine Gewähr. Namentlich gezeichnete Beiträge unserer Mitarbeiter stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Verlags dar. BEZUGSMÖGLICHKEITEN Im Direktbezug als Abonnement oder in guten Zeitschriftenund Bahnhofsbuchhandlungen. BEZUGSPREISE Das Einzelheft kostet € 7,10. Der Abonnementspreis beträgt im Inland € 61,– pro Jahr (inkl. Porto) für 10 Ausgaben. Ausland/ EU € 69,– (Land-/Seeweg). Probe-Abo (3 Ausgaben) Inland € 15,–, Ausland/EU € 20,–; Studenten-/Azubi-Abo 10 Ausgaben Inland € 45,75, Ausland/EU € 51,75; Jahres-Abo Schweiz (10 Ausgaben) 120,– CHF. Kombi-Abo mit Sound & Recording (10 Ausgaben Production Partner/12 Ausgaben Sound & Recording) € 95,– (Inland). Das Abonnement verlängert sich um ein Jahr, wenn es nicht 2 Monate vor Ablauf schriftlich gekündigt wird. Mehrkosten für Luftpostzustellung auf Anfrage. Im Handel vergriffene Exemplare können, solange der Vorrat reicht, beim Verlag nachbestellt werden. NATIONAL-DISTRIBUTOR Axel Springer Vertriebsservice GmbH Objektvertriebsleitung: Lothar Kosbü Süderstraße 77, 20097 Hamburg ABO-VERWALTUNG UND NACHBESTELLUNG ÄLTERER AUSGABEN PRODUCTION PARTNER Abo- u. Vertriebsservice Heuriedweg 19, 88131 Lindau Telefon* 0180-52 60 110 Telefax* 0180-52 60 109 *(01805-XXXXXXX 0,14 €/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)

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IMPRESSUM

Backstage



Die Ärzte XY

R EPORT

Die Ärzte Die Ärzte spielten im Dezember 2011 in Dortmund zwei Konzerte. Um den zweiten Abend erleben zu dürfen, mussten ganz bestimmte biologische Voraussetzungen erfüllt werden: Für das eigenständige XY-Konzert waren nur Jungs zugelassen. Für die weiblichen Fans gab es ein eigenes XX-Konzert – für den zugehörigen Bericht (ab Seite 16) dieses Magazin bitte einmal wenden! Die Ärzte hatten schon lange die Idee, zwei völlig unterschiedliche Shows – jeweils eine nur für Frauen und eine nur für Männer – zu spielen. Für Lui Helmig, den langjährigen Lichtdesigner der Band, lautete daher die Aufgabe, zwei unterschiedliche Konzepte zu entwickeln. Bei einem Treffen in Berlin wurde die grundlegende Formel entwickelt: Man wollte typische Frauenklischees für die Damen und ebenso typische für die Herren der Schöpfung aufgreifen und showtechnisch umsetzen. „Wir hatten ganz zu Anfang derartig viele Ideen“, verriet der Lichtdesigner, „dass uns recht schnell klar war: nicht alle würden Eingang in diese Shows finden. Einige Ideen, wie etwa die Errichtung einer Kopfbühne an einem Tag und die einer Querbühne am nächsten, haben wir aus logistischen Gründen verworfen.“

Außerdem war sogar geplant, eine kleine BStage am FOH-Platz aufzustellen, um Musiker mit einem Drahtseil-System über die Köpfe der Zuschauer zurück zur A-Bühne zu bringen – ähnlich wie eine Spyder-Kamera, die man bei TV-Übertragungen von Fußballspielen einsetzt. Von der Planung her waren diese beiden Shows also noch deutlich größer angelegt. Der enge Zeitplan ließ aber nicht jede Idee umsetzen. Grundlegend galt: Während die Bühnen dekoration bei den Damen in fröhlichen Farben gehalten wurde, herrschte dunkles, technisches Design in schwarz und grau mit Edelstahl-Applikationen für die Herren vor.

Gute Planung Die praktisch-technische Vorbereitungszeit in den Räumen von Satis&Fy für beide

Abende betrug eine Woche. „Alles, was vorbereitet werden konnte, wurde auch vorbereitet. Wir wollten möglichst alles nur noch aus den LKW ausladen und in Position fahren. Das komplette Rigging war vorkon figuriert worden, die Traversen jeweils in 6-m-Stücken waren fertig bestückt. „Wir brauchten vor Ort nur noch die Bolzen zu befestigen, die Kabel zu verbinden und alles hochzuziehen. Der Zeitdruck war enorm! Eine echte Männerbaustelle ... auch die Frauenshow“, lachte Lui Helmig rück blickend. Von Vorteil war, dass die komplette Rollbühne bereits am Sonntag (also zur XXShow) komplett zusammengesetzt und dann unter das Lichtrigg gerollt werden konnte. Dies war dank der verwendeten Lite-Structure-Bühnenelemente möglich. Unterstützung in der Planungsphase, für alles was nicht Licht, Video und Ton war,

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Die Ärzte XY

Männerabend: Front-Kabuki in Nietendekor

lendach hinauf schritten und ganz oben angekommen in den Lastenaufzug einstiegen. Der Film endete just in dem Moment, als die Musiker Deus ex machina gleich vor den Augen der Zuschauer erschienen und freundlich winkend herab in Richtung des johlenden Publikums schwebten. Aber plötzlich legte eine Band auf der Bühne los, der Vorhang fiel und auf der Bühne – welch’ Wunder – rockten die drei Originale. Im Korb des Aufzugs: Tres Dobles – drei Doubles. Das Video war erst kurz vorher ge dreht und geschnitten worden.

Junge, wie du wieder aussiehst aussi fand das Ärzte-Team von der Gunter Hecker GmbH. Die personifizierte Schnittstelle zwischen ihr und den Satis&Fy-Gewerken war Mike Lange. Für d das as g gute ute G Gelingen e l i ngen während der gesamten gesam mt en Phasen P ha s e n sorgten s org g ten überdies Klaus Hoffman Hoff f ma n (TL), ( T L ) , Andi A n d i BorgB o rgmann (PL) und Stagemanager Stagema a na g e r Elmar E l ma r PakPakwitz.

Switch Sw itch au auf u f XY Nachdem zunächst die Dekorati Dekorationen ionen d des es XXXXKonzerts abgebaut worden waren, waren n, begannen begannen

Lui Helmig hatte einige wenige feste ShowProgrammpunkte entwickelt, die jeweils Vorgänge eng an technische Vo V rgänge gekoppelt Vorfeld waren. Diese Stellen waren im Vo V rfe eld zwar wie möglich detailliert so weit w ie m ö g l i c h det t a i l l i ertt geplant g ep p lant da die Produktion worden, aber aber d ad i e komplette komp plette P rod du k t ion erstmalig erstma alig in in der der Westfalenhalle Westfale enhalle zzusammen usammen wurden kam, w urden vor vor Ort Ort einige einig ge technische tecchnische ProPro-notwendig. musste einige ben n ott we n d i g . „Ich „Ich m usss t e schon schon e inige Dinge Din n g e genau g e nau festlegen, f e s t l e gen, aber ab b e r gleichzeitig gleichzeitig der Band keinen d er B and auf au f k einen Fall den n Spielraum Spielraum zu zu einengen. ssehr ehr e i n e n g e n . Die D ie meisten n Vorschläge Vo r s c h l ä g e wurden w urden daher daher auch auch von der Band Ban nd übernomübernom-

»Wir haben an der Hubschrauber-Idee bis zur letzten Minute gearbeitet. Zwischendurch dachte ich: den Programmpunkt können wir streichen!« Lui Helmig die Arbeiten für Die f r das Männer-Konzert. fü Männer-K Konzert. D ie Bühne erhielt einen schwarzen schwarzzen Backdrop B a c kd r o p und direkt davor dav a or eine über Motoren Motoren verfahrverfahrbare Spiegelkonstruktion. D Diese Spiegel iese S piegel stammten aus einem Design De esign von von Licht L i c ht designer Gunther Hecker. Auch die ShowHecke e r. A uch d ie S howtreppe des vorangegangen vorangegan ngen Abends Abends wurde wurde f r den Männerabend fü d um mgestylt. Eb benso für umgestylt. Ebenso Front-K K a bu k i a ufgehängt, wurde ein neuer Front-Kabuki aufgehängt, auf dem ein riesiges XY in Nietendekor und dazu das Marssymbol zu sehen war. Die gesamte Nacht nach der XX-Show wurde für die Umbauten und das Umleuchten benötigt, und bereits um neun Uhr morgens ging es für das Licht-FOH-Team mit der Programmierung der XY-Show weiter.

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men.“ den men.““ Zu Zu d en fest fe est vorgegebenen und tech-nisch nii s c h durchgeplanten du r c h g e p l a nten Programmpunkten n gehörten geh hörten z. z. B. B. das das Intro, Intro, ein Song mit reich-lich Pyrotechnik Pyrotechnik (Elements (Elements Entertainmentt Bielefeld) das Ende Bieleffeld d) ssowie owie d as E nde der Show.

XY Video Videe o Intro Intro Während das das Intro Intro für für die e XX-Show genau u so umgesetzt wurde wurde, wie es geplant war war, war aber, wie Lui Helmig verriet, das (durchaus sehr gelungene) Intro des XYAbends aus der Not heraus geboren: Ein Video auf den beiden LED-Wänden zeigte, wie die Musiker aus ihren Garderoben kamen, das Treppenhaus in Richtung Hal-

Ein zünftiger, zünft f iger, zotiger Männerabend Männeraben (mit zahlreichen lyrischen Wortbeiträgen) Wortbeit nahm seinen Lauf. Im Mittelpunkt: di die üblichen sieben Männer-Hobbys ... Die technische Licht- und VideoshowVideo Steuerung erfo erfolgte olg t e über ü b e r drei d r e i HOG HO Full Boars, ein vier viertes r t e s Pult P u lt sstand t a n d im i m Net Netzwerk als Spare ber bereit. reit. Z Zwei we i D Dimmercities immerc ities waren errichtet wo worden, o rd e n , e eine ine im im D Dach ach und e eine an der Bühne Bühne. e. A Auf uf d diese iese W Weise e i s e konnten konnt die Kabelweg Kabelwege ge u und nd K Kabellängen a b e l l ä n g en opt optimiert w werden. erden n . Um U m die d i e Show S h ow technisch t ecc h nisch im Zaum zzu u halt halten, ten n, waren waren allein alleiin a auf uf dem Inte IntercomK Kreis r eii s der d e r Lichtcrew L i c ht c r ew mehr m e hr Männer als in e einer iner Fußballmannschaft Fußballmannschaft f nötig: 15 Le Leute. W Wesentliche e s e nt l i c h e Designelemente D e s i g n e lemente der Show w waren aren d die ie iinsgesamt nsgesamt acht Würfel, die di über u und n d unmittelbar unmittel bar v vor or der Bühne h hingen. JJeweils eweils drei drei waren waren im Vo V Vorderrder- und H Hintergrund Konstrukg rund angebracht, angebracht, während zwei Kon etwas ttionen io n e n e twas versetzt platziert dazwischen dazw hingen. Diese h ingen. D i e s e jeweils 700 kg schweren sch Würfel W ürfel hatten hattten eine Kantenlänge von 2,4 m und aus konstruiert u n d waren wa r e n a us Prolyte-Truss konst und vormontiert u nd – wie wie geplant geplant – komplett vormo Bühne geliefert zzur ur B ühne g e liefert worden. Über die d Kettten en von von jeweils jeweils vier Cyberhoist-C1-Motoren Cyberhoist-C1-M konnten die Würfel k o n nt e n d ie W ürfel in der Höhe verfahren verf und – u nd jeweils jeweils unabhängig unabhängig steil (35° hinten hi 90° vorn) gekippt 9 0° v orn) g e k ippt werden. Auf drei Seiten d er K o n s t ru u k tion befand sich eine jjeweils der Konstruktion u nterrschiedliiche Bestückung: Ein Sei unterschiedliche Seite war mit Mirage Video LED bestückt bestückt, die zweite mit vier ACL Bars und die dritte Seite mit neun Robe Robin 600 Wash. Als Grundstellung galt die mit den Mirage LEDs bestückte Seite. An den Ecken der Seiten, an denen sich die LEDs und die Robe befanden, waren 2 Lite Blinder befestigt.


Die Maschen-Konstruktion der MirageLEDs erlaubte es, mit den Robe Washes von hinten hindurch zu scheinen, sodass zahlreiche Varianten möglich waren. Eine ähnliche Konzeption und Bauweise wie die acht jeweils 700 kg schweren Würfel wiesen auch die beiden LED-Wände rechts und links neben der Bühne auf. Die LED-Wände ingewaren ebenfalls in Truss-Rahmen e eingeBühnenbaut. Dies verlieh dem gesamten Bühnengrundleg g e n d e n bzw. b zw. einhei itlibild einen grundlegenden einheitliuch h ier w a r e n 2 LLite ite B linder chen Look. Au Auch hier waren Blinder Ecc ke n sowie s ow i e Robe R o b e Washes Wa s h e s auf au f der d er an den Ecken nT russ p ositioniert. Daher Dah her k o n nt e n hinteren Truss positioniert. konnten 600 0er-Robe wieder eff f ektvoll durch durch d ie die 600er-Robe effektvoll die Mirage e-LED-Wand scheinen. Die drei dre ei SpotSpotMirage-LED-Wand ber d er Bühne waren wiederr d urch fahrerr ü über der durch ürfel verdeckt. verdeckt. die Wü Würfel Der Arb beitsplatzz des Cyberhoist Op peratoren Arbeitsplatz Operatoren befand si ich u nmittel bar neb ben d er B ühne. sich unmittelbar neben der Bühne. V n dort war Vo wa ar der der erforderliche erforderliche Sichtkontakt Sichtkontakt Von ttenmotoren gewährleistet. gewährleistet. zu den allen Ket Kettenmotoren D k BGV C Z l k t auch h di Dank BGV-C1-Zulassung konnten die

drei vorderen Würfel problemlos über dem Publikum hängen. Im Gegensatz zu der Show am Vorabend gab es während des XY-Konzerts jede Menge Pyrotechnik – und zwar alles in einem Song! „Wir hatten in dem Song – im wahrsten Sinne – eine ziemlich geballte Ladung vorbereitet“, schmunzelte Lui Helmig: „Ich glaube das waren rund 200 Pyro-Cues.“ glaube,

Th hee diffence d between men and a n d boys ... „The di diffence between men and boys is the size of their toys“ lautet ein englisches Sprichwort. Am Ende der Show gab es ein Sprichw echtes Schmankerl – ganz im Sinne dieser Weishe Weisheit: Ganz sachte, aber mit dem originalen G Geräusch, das einer guten alten PinkFloyd-S Floyd-Show zu Ehren gereichte, schwebte ein Bell Bel UH 1D ein. Dabei h handelte es sich allerdings um einen i i inzwischen fluguntüchtigen Hubschrau-

Würfel mit Mirage-LED vorn ber. Turbine und Motor waren ausgebaut; trotzdem brachte der alte ‚Huey‘ immer noch 1,2 t auf die Waage. Korpus und Rotoren mussten aus Sicherheitsgründen ge trennt herabgelassen werden. Drei C1Motoren wurden für den Korpus und zwei für die Rotoren benötigt. Das Fluggerät war die ganze Zeit über geschickt in einem Schnürboden über der Bühne versteckt worden und stammte von der Firma Agrarflug-Helilift. „Wir haben

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Audio Crew & Gear FOH Ing.: Don Nadolny FOH Assistent: Christian Wattenberg System Operator: Johann Schreuder PA Tech: Benny Franke Monitor Operator: Tom Vollmers Bühnentechniker: Manuel Schröder

Ende der XY-Show: schön zu sehen sind hier die 3er-Anordnungen im Design den Hubschrauber mit einem Tieflader abgeholt und d die i e wenigen we n i gen Kilometer K i lom m e t e r von vo on Ahlen nach h W Werne erne g gefahren. e f a hren n. D Der er H Hububschrauber p passte asste g genau e nau iin n einen e i n e n Trailer T ra i l e r hinein. Eine Ein ne spezielle spezielle K Konstruktion onstru uktion ffür ür d derera artige rtige Transporte Trra n s p o r t e macht ma c ht es e s möglich. m ö g l i c h . Auch Auch h hier ier hat hatten tten wir wir glücklicherweise glücklicherweiise die die e geeiggeeign nete ete Transportfirma Transportfirma in in der Nähe.“ Nähe e.““ IIn nW Werne ern ne angekommen angekommen wurde da das as FluggeF lu g g e rrät ät erstmalig e r s t ma l i g von vo n der d er Deko-Abteilung Deko-Abteillu n g für für d die ie XX-Show XX-Show v vorbereitet, orbereitet, in der Nach Nacht ht zu zum um X XY-Konzert Y- Ko n z e r t d dann a n n nochmal umge umgestylt, e s t ylt , iindem n d e m der d e r Hubschrauber H u b schrauber in einen ArmyArr my LLook o ok versetzt ve r s e t z t wurde. Allerdings war ess nicht nicht ganz ganz einfach, einfach, so einen Hubschrauber Hubschraube er eine eine ganze ganze Show Show lang auf der Bühne zu verstecken, s t e c ke n , w wie i e LLui u i Helmig schilderte: „Das war wa r e eine i n e große g r o ß e technische Herausforderung, eine rung, e ine echte echte Aufgabe. Aufgabe. Wir haben es mit einem e i n e m kompletten ko mp le t t e n Schnürboden, S chnürboden, wie man ihn aus ihn a u s dem d e m Theater T h e at e r kennt, gelöst. Dafür haben wir über den ha ben n w ir ü ber d e n Lichttraversen ein zusätzlichen aus Traversen z usätzlii c h e n U a us T ra aversen gebaut und mit Stoff Stoffen verkleidet. Alles, ffen v e rk le i d e t . A lles, was über dem normalen LLicht-Rigg hing, icht-R Rigg h ing, wurde gekascht und dort, für ffü ür alle alle unsichtbar, unsichtbar, hing der Helikopter. Auch von unten, hv on u nten, direkt direk kt vor der Bühne, konnte man ma n nicht n i c ht hinein h i n ein sschauen. chauen. Die Frage etwa, wan wann der Hubschrauber nn d er H ub bsch hrauber eingesetzt werden soll und wie – wurde erst vor Ort besprochen und geprobt. Das wirklich Schwierigste überhaupt war, eine Genehmigung zu erhalten, den Hubschrauber an Motoren rauf und runter fahren zu dürfen. Niemand konnte uns sagen, welche Kräfte frei werden, wenn das Gerät samt den riesigen Rotorblättern in Bewegung gerät. Welche Lasten treten auf, wenn man so einen

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kompletten Hubschrauber bewegt? SchauScha kelt sich so ein Gerätt auf au f o oder der n nicht? i cht? W Wir haben tatsächlich m mehrere ehre ere S Statiker tatiiker m mit it d dieser Frage beschäf beschäftigt. ftigt. U Und nd a alle lle h haben a be e n ei eine g ganze anze Zeit daran ng gerechnet.“ erechnet.“ FFür ü r die Flugeinlage Fluge e i n l a g e fand f a n d zunächst z u nä c hst ei eine T TÜV-Abnahme Ü V-Abnahm m e iin n d den en R Räumen äu men v von S Satis&Fy at i s &Fy sowie so ow i e später s p ät e r nochmals n o c h mals in d der W Westfalenhalle estffalenh halle sstatt. tatt. „„Jede Jede M Menge enge Aufl Auflagen f ag u und nd jede jed de Menge Menge G Gespräche espräche w wurden urden im V Vorffeld e l d geführt. g e f ü h r t . So S o wurde w u rd e u. u . a. angeordnet, angeordn d dass a s s sich, s i c h , ttrotz rotz d der er C C1-Anlagen, 1 -A A n lagen, niema niemand u unter nt e r dem d e m Hubschrauber H u b s c h rau b e r befinden durf durfte, w während ährend e err iin nB Bewegung ewegung ist. Wir haben an d der er U Umsetzung msetzung d dieser i e se e r Idee sprichwörtl sprichwörtlich b bis is zur zur letzten letzten Minute Minute gearbeitet. Um alles al sso ou umsetzen msetzen zzu uk können, önnen, wie wir es in un unserren en K Köpfen öpfen h hatten, att t en, sind wir an uns unsere Grenzen gegangen G re enzen g egangen – und diesem Fall waren war ess viele Menschen, gine vi e le M ensche en, die an ihre Grenzen g gen“, g en n“, lobte lobte der der Opus-Preisträger Opus-Preisträger sein Team Tea und u n d fügte f ü g t e hinzu: h i n z u : „Zwischendurch war ich mal dachte: Es ttatsächlich atsächlicch m al so so weit, dass ich dachte den können iist s t vorbei vo r b e i – d e n Programmpunkt könn wir w i r sstreichen! t r e i c h e n ! Doch D och mit ganz viel Arbeit Arb war ess plötzlich w ar e plö ötzlich doch möglich! Wenn man m gemeinsam versucht – g emeinsam dran dran bleibt und alles versuch dann das!“ d an nn geht g e ht d as!“

Main PA: K1 inkl. geflogener Bässe und Downfills Side PA: V-DOSC Floor-Subs: Electro-Voice X-Line Sub

leuchtet wurde, wirkte alles enorm weit. Tatsächlich war die Bühne (die oft üblichen) 17 m breit. Auch die Bühnentiefe (7,20 m) war nicht außergewöhnlich und reichte daher nicht aus, um bei dem dramaturgischen Höhepunkt der Show alles nebeneinander zu positionieren. Die Treppen waren deshalb so konstruiert, dass sie in zwei Teilen jeweils nach rechts und links bewegt werden konnten. Das ebenfalls auf Rollen konstruierte Schlagzeugpodest brauchte anschließend nur in die Lücke gebracht zu werden, und schon konnte der Hubschrauber von oben kommen und die drei PunkRock-Stars abholen.

Ende eines Männerabends Die Show gilt bei allen Beteiligten als Erfolg und soll – wie zu erfahren war – eventuell sogar wiederholt werden: Jedes Jahr in Dortmund? Die außergewöhnliche DoppelProduktion verschwand aus der WestfalenMetropole, wie sie gekommen war: Mitten in der Nacht. Mittwoch gegen vier Uhr war der Männerabend auch für die Satis&FyCrew zu Ende. Ein Männerabend also – fast wie im richtigen Leben!

Bühnenbild fertig zur Landung An allen vier Seiten der beiden Videowände hingen jeweils drei Robin Spots. Dadurch, dass die Videowände noch einmal mit Moving Lights bestückt waren, wurde der Eindruck geschaffen, eine enorm breite Bühne zu haben. Wenn dann auch noch der Hintergrund über die gesamte Fläche aus-

◊ Text: Harry Heckendorf

Fotos: Thomas Döhring, Harry Heckendorf




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