Im Nationalen Militärmuseum der Niederlande in Soesterberg läuft bis Ende September die Ausstellung „Er oder ich“.
Das Museum zeigt in der ständigen Ausstellung spektakuläre Exponate – darunter z.B. eine der seltenen und noch gut erhaltenen V2-Raketen. In diesem Museum fallen mir keine Gäste auf, die es als Pilgerort von Krieg und Gewalt sehen, sondern als eine Einrichtung im Sinne einer Aufklärung. Dieser Eindruck entsteht vielleicht auch durch die typisch niederländische Gelassenheit, die sich bereits auf dem Weg zum Museum auf den tempolimitierten Autobahnen bemerkbar macht. Zum 75. Jubiläum der Befreiung der Niederlande zeigt die Ausstellung das Schicksal von zwei Soldaten, die sich einst als Feinde gegenüberstanden.
In Dioramen werden die Stationen des Kanadiers Léo Major und des Deutschen Hans Kürben sehr anschaulich und lebendig gezeigt. Beide werden im Krieg verletzt und beide verlieren Freunde. Krieg hat immer etwas Anonymes und Unmenschliches. Hier jedoch bekommen die Soldaten ein Gesicht und der Besucher nimmt Anteil am Leben der damals jungen Männer.
An dieser Stelle möchte ich mich für die freundliche Einladung zur Ausstellungseröffnung durch den Museumsdirektor Dr. Paul van Vlijmen und Admiral Rob Bauer bedanken.
Rob Bauer begrüßte nach seinem Redebeitrag die anwesenden Nachkommen von Léo Major und Hans Kürben, die teils weit angereist waren. Die Kinder der ehemaligen Feinde lagen sich in den Armen, was viele anwesende Gäste sichtlich berührt hat. Das sind dann wohl die Momente ohne Worte, die doch alles sagen. Das ist „Museum“!
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Um diese Vielseitigkeit zu beleuchten und die facettenreiche Gestalt Leopold Mozarts einem breiten Publikum nahebringen zu können, bietet das Leopold-Mozart-Haus seinen Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in das Leben und Wirken des Mannes, der als Komponist, Musiker und Lehrer tätig war, aber auch ein großes Interesse an anderen Aspekten des Lebens zeigte.
Das neue Museum wurde in Leopold Mozarts Geburtshaus untergebracht und beleuchtet zunächst seine Kindheit und Jugend: In Augsburg geboren und aufgewachsen, besuchte der Sohn eines Buchbindemeisters das Jesuitenkolleg St. Salvator, wo er eine umfassende humanistische, naturwissenschaftliche, sprachliche und musische Bildung erlangen konnte. Für sein Studium zog er nach Salzburg und arbeitete sich dort von seiner anfänglichen Stellung als Kammerdiener immer weiter nach oben, bis er als Hofmusiker in den Dienst des Fürsterzbischofs trat. In seinem Leben spielte allerdings nicht nur die Musik eine wichtige Rolle: Leopold Mozart interessierte sich auch für viele andere Thematiken wie
die Philosophie, die Kunst, Erfindungen, Kleidung, Essen, Naturphänomene, Sprachen, Menschen und verschiedene Kulturen. Dies verdeutlichen vor allem seine zahlreichen und äußerst anschaulichen
Briefe, die in der Dauerausstellung des Museums eine zentrale Rolle einnehmen.
1756 verfasste Leopold Mozart das Werk „Versuch einer gründlichen Violinschule“, ein Lehrbuch für den Violinunterricht, das auf bemerkenswerte Weise seine großen musikpädagogischen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Dieses Werk, das er in Augsburg drucken ließ, war auch für den musikalischen Unterricht der eigenen Kinder von großer Bedeutung. In Bezug auf seine Kinder – und vor allem auf Wolfgang Amadeus – eröffnet sich die Frage, was aus ihrem musikalischen Geschick geworden wäre, wenn sie ohne einen Vater mit einzigartigen Fähigkeiten aufgewachsen wären. Ein guter Musiker wäre aus Wolf-
gang wahrscheinlich auch so geworden, aber ob er zu einem Wunderkind und letztlich zu einem der bedeutendsten Komponisten überhaupt herangewachsen wäre, bleibt fraglich.
Um die äußerst wichtige Rolle Leopold Mozarts im Leben seiner Kinder, aber auch seinen den familiären Rahmen weit übersteigenden künstlerischen, pädagogischen und zeitgeschichtlichen Einfluss zu betonen, widmet sich das Leopold-Mozart-Haus in elf Themenräumen seinem Namensgeber.
Die verschieden Räume laden die Besucherinnen und Besucher zum gemeinsamen Hören, Fühlen, Mitmachen und Erleben ein. So kann man beispielsweise in den Nachbau der Reisekutsche der Mozarts einsteigen und diesen erkunden, einen Raum zum Thema Musiklernen und Komponieren entdecken oder das neu gebaute Zimmertheater im Barockstil bestaunen, das mit dem spielbaren historischen Stein-Flügel auch als Konzert- und Veranstaltungsraum dient. Das Museum verfügt außerdem über eine Hörlounge,
in der man einen Eindruck von Leopold Mozarts Musik bekommen und sich von dieser verzaubern lassen kann. Sein Interesse für Mode kann man in einem Raum voller Nachbildungen der vielfältigen Kleidung Leopolds erforschen oder man besucht den ‚Sinnesraum‘, der die Musik zur unmittelbaren, körperlichen Erfahrung werden lässt.
Allen Besucherinnen und Besuchern des Museums eröffnet sich so die Möglichkeit, Leopold Mozart als eine eigenständige Persönlichkeit kennenzulernen, die zwar immer untrennbar mit dem berühmten Sohn verbunden bleiben wird, aber weit über die Rolle als Vater hinausgeht und noch viel mehr zu bieten hat.
Folge 1: Klare Kante zeigen – Weißglas als wertvolles Gestaltungselement. Autorin: Rebecca Mückenheim
Jeder von uns kennt den leichten Grünstich, der zum üblichen Erscheinungsbild von Glas dazu gehört. Doch woher kommt dieser leichte grünliche Farbeinschlag und lässt er sich sogar vermeiden? Dieser interessanten Frage gehen wir auf die Spur und erklären Ihnen, was mit so genanntem Weißglas alles möglich ist.
Floatglas wird heute in großem Stil industriell hergestellt. Der Name ist produktionsbedingt entstanden: Die während des Herstellungsprozesses anfangs flüssige Glasmasse „schwebt“ (englisch „to float“) auf einem Zinnbad und erhält auf diese Weise die besonders plane Oberfläche.
Glas besteht im Wesentlichen aus den Bestandteilen Sand, Soda und Dolomit. Einige dieser Rohstoffe enthalten natürlicherweise auch Spuren von Eisenoxid, das dem Glas seine charakteristische Tönung verleiht. Der Grünstich hängt von der Dicke des Glases ab und fällt uns meistens nur auf, wenn wir unsere Aufmerksamkeit gezielt darauf lenken. Im Allgemeinen gilt: Je dicker, desto grüner. In anspruchsvollen Umgebungen jedoch, in denen Farbechtheit und Lichttransmission eine wichtige Rolle spielen, können auch kleinste Verfärbungen störend wirken.
Glasklare Farbenlehre:
Warum ist Glas eigentlich leicht grün? Das liegt an den unterschiedlichen Reaktionen der Eisenoxidanteile beim Schmelzen der Glasrohstoffe: Einige Anteile verursachen eine gelbe und andere wiederum eine blaue Färbung. Dadurch ergibt sich ein Phänomen, das wir alle noch aus unserer Malkasten-Zeit kennen: Gelb und Blau gemischt ergibt Grün.
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Bei der Präsentation von wertvollen Exponaten in gläsernen Vitrinen oder bei der Verglasung von Gemälden möchte die Ausstellungsgestaltung keine Kompromisse eingehen. Weißglas bietet hier die perfekte Lösung:
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Weißglas ist der Tausendsassa unter den Glasarten: Es ist genau so einfach zu verarbeiten wie herkömmliches Glas und kann mit einer speziellen Beschichtung zu Antireflexionsglas veredelt werden, um die ohnehin geringe Spiegelung noch weiter zu minimieren und gleichzeitig die Lichttransmission zu erhöhen. So lässt sich für jede Anwendung eine optimale, individuelle Lösung kreieren.
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„Gesellschaft der Freunde junger
Kunst“
Eine Ausstellung im Schlossmuseum Braunschweig. Autorin: Diana Polack-Chwalczyk M.A.
Die Rückkehr der internationalen Moderne in das Braunschweiger Schloss
Die von Otto Ralfs, einem Braunschweiger Kunstmäzen, im Jahre 1924 gegründete „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ brachte die internationale Moderne ins Braunschweiger Schloss. Nahezu monatlich wechselnd zeigte die Gesellschaft bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1933 Einzelund Gruppenausstellungen mit Werken bedeutender Künstlerinnen und Künstler wie z.B. Nolde, Moholy-Nagy, Macke, Ensor, Feininger, Beckmann, Kollwitz, Modersohn-Becker, Klee und Kandinsky. Vorträge führender Wissenschaftler der Zeit, Auftritte von Tanzgrößen wie Gret Palucca oder Rudolf von Laban sowie MERZ-Abende von Kurt Schwitters rundeten das Programm ab. Durch Ralfs‘ beeindruckendes Engagement gelang es, moderne Kunst im Braunschweig der 1920er Jahre bekannt zu machen.
Das „Who´s who“ der klassischen Moderne in Braunschweig
Das Schlossmuseum Braunschweig widmet diesem äußerst spannenden Kapitel der Schlossgeschichte noch bis zum 30. August 2020 eine erste umfassende Ausstellung. Neben der einzig erhaltenen Mitgliedskarte der Vereinigung, über deren Mitglieder bis heute wenig bekannt ist, werden Werke von über 50 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt, die an Ausstellungen der Gesellschaft beteiligt waren.
Aus heutiger Sicht stammen die damals wie heute gezeigten Gemälde, Druckgrafiken und Plastiken vom „Who’s who“ der klassischen Moderne. Neben Positionen von Künstlern wie Oskar Kokoschka, Max Pechstein, Conrad Felixmüller,
Oben: Die Mila-wall-Elemente bieten die notwendige Stabilität für die Hängung großer Gemälde wie z.B. „Neues Land“ von Karl Hofer – das Titelmotiv der Ausstellung. Die teilvergoldeten Stuckelemente der Raumdecke und das klare und geometrische Muster der Folierung bilden einen spannenden Kontrast. Links: Podeste vor den Mila-wall-Elementen sorgen für den notwendigen Abstand zwischen Besucher und Kunstwerk. Die vom Bauhaus-Design inspirierte Folienkaschierung findet sich auch auf den Abdeckprofilen wieder und verbindet so die Vorder- und Rückseiten des Aufbaus.
Gabriele Münter und anderen greift die Ausstellung des Schlossmuseums jedoch ebenso wie die Ausstellungen der 1920er Jahre auch Werke von Kunstschaffenden aus Braunschweig auf. Vertreten sind unter anderem Thilo Maatsch, Willy Meyer, Ulfert Wilke und Gertrude Henninger. Darüber hinaus wird die Geschichte der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ anhand von Quellenmaterial wie z.B. Einladungskarten, Preislisten, Rezensionen und Künstlerbriefen rekonstruiert.
Ein Abstellraum für die Kunst
Die Aufteilung der Ausstellung in einzelne Kapitel wird unterstützt durch das äußerst flexible und stabile Wandsystem Mila-wall. Eine Folienkaschierung, inspiriert vom Bauhaus-Design, nutzt die Möglichkeiten des Wandsystems, jeder Ausstellung einen ganz eigenen Charak-
ter zu geben. Trotz der das Schlossmuseum Braunschweig prägenden Innenarchitektur lässt sich mit den Elementen der Mila-wall ein „Museum im Museum“ gestalten, welches die Besucher durch die diversen Nutzungsmöglichkeiten bei jeder neuen Ausstellung überrascht. In der aktuellen Ausstellung greift die
Oben: Besucher finden inmitten der Ausstellungsarchitektur Platz zum Blättern in Rezensionen zu den Ausstellungen der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“.
Hintergrund: Vom Tischler auf Maß angefertigte Elemente schützen besonders empfindliche Exponate vor ungewünschtem Lichteinfall.
Zwischen Tradition und Moderne
Wandgestaltung die Farbgebung des damals durch die „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ genutzten Raumes auf: Der dieser Kunstvereinigung zugeteilte „Vorratsraum“ im südlichen Hauptflügel des Braunschweiger Schlosses wurde mit einem gelben Wandanstrich zum Ausstellungsraum umfunktioniert. Durch die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten der Mila-wall konnte auch dieses Element der damaligen Nutzung wiederbelebt werden, um die Besucher auf ihrer Zeitreise in das Braunschweig der 1920er Jahre zu unterstützen.
Die „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ war neben dem Naturhistorischen Museum, den Kammerspielen des Landestheaters und dem Museum für fürstliche Kultur eine der Institutionen, die nach dem Ende der Monarchie im Schloss untergebracht waren. Bis 1918 hatte das Braunschweiger Schloss als Wohn- und Verwaltungssitz der herzoglichen Familie eine deutlich andere Funktion innegehabt. Obwohl Ernst August und Victoria Luise als modernes Herzogspaar galten, standen sie der „jungen Kunst“ verständnislos gegenüber. Während Teile des wohlhabenden Bürgertums in Braunschweig die Entwicklung moderner Kunstrichtungen wie z.B. des Impressionismus und des Jugendstils noch akzeptierten, sammelten wenige Braunschweiger tatsächlich „junge“ Kunst. Die Reaktionen der Braunschweiger auf die ersten Ausstellungen aus dem Privatbesitz der späteren Mitglieder der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ waren voll der Empörung. Die Gattin des Landesmuseumsleiters Eduard Flechsig
vermerkte 1924 in ihrem Tagebuch: „Unglaubliche, hirnverbrannte Sachen z. Teil, dass man denken muß, die Künstler sind nicht ganz klar im Kopf.“ (Tagebuch Else Flechsig: Niedersächsisches Landesarchiv – Standort Wolfenbüttel, 310 N Nr. 7.)
Der Volksfreund, die Zeitung der Braunschweiger SPD, dahingegen lobte das Anliegen der Gesellschaft, den Braunschweigern die moderne Kunst zugänglich zu machen.
Das Ende der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“
Bis zu ihrer Auflösung 1933 vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Kunstpolitik zeigte die Gesellschaft über vierzig Einzel- oder Gruppenschauen, die zum Teil auch Verkaufsausstellungen waren. Die letzte Ausstellung mit Werken von Josef Albers, Rolf Cavael, Karl Sommer und Hildegard Sommer-Peters wurde vorzeitig abgebrochen – Käte Ralfs, die Ehefrau des Gründers, erinnerte sich später an eine polizeiliche Schließung der Präsentation.
Im Anschluss an die Auflösung der „Ge-
sellschaft der Freunde junger Kunst“ übergab diese 21 Kunstwerke aus der eigenen Sammlung an das Herzog Anton Ulrich-Museum. Ihr Wunsch, eine ständige Galerie für zeitgenössische Kunst in Braunschweig einzurichten, hatte sich nicht erfüllt. Auch die Hoffnung, die
Linke Seite, oben: Mit Quellenmaterial und Plastiken gefüllte Vitrinen flankieren die beidseitig genutzte Ausstellungsarchitektur. Zwei in U-Form angeordnete Ausstellungsaufbauten ermöglichen dem Betrachter das Spiel von Einblick und Durchblick, von Nähe und Ferne.
Unten: Aufschlussreiches Exponat: Die einzig erhaltene Mitgliedskarte der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ (Marc Gundermann) ist jüngst in Hamburg verauktioniert worden.
Rechte Seite, oben: Eine Stele, die vor der Ausstellungsarchitektur platziert ist, bietet die Möglichkeit das Thema Tanz mittels Präsentation auf einem Tablet in Bewegtbild zu übersetzen.
Unten: Künstlerbiografien, Projektionen von Selbstbildnissen sowie eine Übersicht aller Aktivitäten der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ ergänzen die Präsentation.
Werke durch die Schenkung erhalten zu können, wurde enttäuscht: 1937 kam es zur Beschlagnahmung des größten Teils der Kunstwerke durch die Nationalsozialisten als „entartete Kunst“.
Die Ausstellung im Schlossmuseum zeigt aus dieser bedeutenden Sammlung das
Gemälde „Neues Land“ von Karl Hofer und den „Bildniskopf“ von Else Fraenkel. Außerdem sind im Wechsel als Leihgaben aus dem Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums grafische Arbeiten von Alfred Kubin, Käthe Kollwitz und Karl Nolde zu sehen.
Otto Ralfs – Sammler, Mäzen, Wegbereiter
Dem Gründer und „Kopf“ der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“, Otto Ralfs, ist ein ganzes Kapitel der Ausstellung gewidmet. Der 1892 in Braunschweig geborene Eigentümer einer Eisenwarenhandlung war durch
den Besuch der Bauhaus-Ausstellung in Weimar im Jahre 1923 so stark von der „jungen Kunst“ beeindruckt, dass er in den Folgejahren neben der Gründung der Kunstvereinigung selbst eine bedeutende Sammlung zusammentrug und ein beeindruckendes Künstlernetzwerk schuf. Otto Ralfs‘ Gästebuch dokumentiert die Kontakte zu den Künstlern
farb- und formenreich. Seinerzeit war er im Besitz der größten Klee- sowie der zweitgrößten Kandinsky-Sammlung. Um das Auskommen der Künstler zu sichern, gründete er Künstler-Gesellschaften, die mit Hilfe von Mitgliedsbeiträgen eine monatliche Unterstützung sicherstellten und mitunter Studienreisen ins Ausland ermöglichten.
Aus seinem Nachlass werden im Schlossmuseum persönliche Arbeiten von Feininger, Baumeister, Felixmüller und Klepper präsentiert. Ein Großteil seiner Sammlung gilt nach der Auslagerung nach Ostpreußen, wo er im zweiten Weltkrieg zwischenzeitlich stationiert war, als kriegsbedingt verschollen, der Rest war mit der Wohnung der Ralfs‘ in Braunschweig
verbrannt. Ralfs nahm seine Sammlertätigkeit trotz finanzieller Widrigkeiten nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1945 wieder auf und eröffnete neben seiner Arbeit als Versicherungskaufmann eine Galerie in der Wohnung der Familie. Für die „Galerie Otto Ralfs“ nutzte er das Signet der Gesellschaft, dass kein geringerer als Wassily
Links: Texte wurden in das Design der Ausstellung integriert. Durch die geschickte Anordnung der Mila-wall-Elemente im Raum ergeben sich für den Besucher neue Perspektiven auf die Kunst.
Kandinsky einst entworfen hatte. An die Erfolge der Gesellschaft konnte er jedoch nicht mehr anknüpfen. Otto Ralfs starb am 13. Dezember 1955 bei einem Autounfall.
Die Ausstellung „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ wird gefördert vom Fachbereich Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig, der Stiftung Die Braunschweigische Stiftung, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Richard Borek Stiftung und der Stiftung Niedersachsen.
Die Ausstellung wurde mit dem flexiblen Stellwandsystem vom MBA realisiert
Interaktive Displays von BenQ
Ein weiterer Baustein zum vernetzten Museum ist der Einsatz von individuell bespielbaren Multimedia-Displays. In Kooperation mit dem Hardware-Hersteller BenQ bietet museum.de die All-In-One-Komplettlösung an. Die Museumsbesucher bedienen das System ganz intuitiv. Es können u.a. Bildergalerien, Filme und Websites integriert werden.
Einsatz im Museumsfoyer
Die interaktiven Displays können über einen vorkonfigurierbaren Plan automatisch ein- und ausgeschaltet werden. Ein bewährter Einsatz ist die inhaltliche Vermittlung in der Ausstellung oder als Info-Zentrale im Eingangsfoyer von Museen oder Kirchen. Hier können z.B. aktuelle Veranstaltungshinweise oder die Termine für die nächsten Gruppenführungen angezeigt werden. Beispielsweise werden an der zentralen Anwendung im Eingangsbereich wichtige Serviceinfos (Plan, Angaben zu barrierefreien Angeboten, Öffnungszeiten, Preise, usw.) vermittelt. Museen mit einem PREMIUM AUDIOGUIDE von museum.de können ihre Stationen direkt einbinden, damit der Gast schon einen ersten Eindruck von der Ausstellung erhält. Hier wird auch ein zentraler QRCode bereitgestellt und kurz erläutert, wie der Audioguide auf dem Smartphone der Gäste gestartet wird.
Das System funktioniert robust und selbsterklärend. Das Konzept sieht vor, das Personal an der Kasse zu entlasten.
Einsatz in der Ausstellung
Ein anderer sinnvoller Einsatz besteht in der Platzierung innerhalb der Ausstellung. Ein Display kann beispielsweise die Auswahl aller gezeigten Exponate bereit stellen. Nach der Selektion durch den Gast können weitere Informationen mit Text und ggf. zusätzlichen Bildern zum Exponat angezeigt werden.
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Sonderausstellung im Nationalen Militärmuseum der Niederlande. Autor: Dirk Staat
Die neue Ausstellung des Nationaal Militair Museums (dt. Nationales Militärmuseum) in Soesterberg konzentriert sich auf die menschlichen Erfahrungen zweier Soldaten – einem kanadischen und einem deutschen – im Krieg. Nie zuvor wurde dem Zweiten Weltkrieg auf diese Weise in einem Museum Form gegeben. Die dramatische Geschichte des größten Konflikts der Weltgeschichte stellt vor allem eindrückliche, persönliche Erlebnisse in den Vordergrund, ohne dass hierbei das museale Element verloren geht. Anlass der Ausstellung ist das 75. Jubiläum der Befreiung der Niederlande, das in diesem Jahr gefeiert wird. Für das NMM Grund genug, eine neue Ausstellung zu diesem Thema zu präsentieren. Diese zeigt nicht nur den Einsatz der Befreier, sondern beleuchtet auch die Gegenpartei. Der Krieg bekommt durch die persönlichen Geschichten des Kanadiers Léo Major und des Deutschen Hans Kürben ein Gesicht.
Léo Major, der unerschrockene Kanadier
Die erste Person, die der Besucher kennenlernt, ist der Kanadier Léo Major (19212008) aus Montréal. In den 30er Jahren – weltweit herrscht eine Wirtschaftskrise –fällt es Léo schwer, Arbeit zu finden. 1940 meldet er sich freiwillig zum Militärdienst und wird Teil des Régiment de la Chaudière. Nach einer einjährigen Ausbildung in Kanada zieht das Regiment nach England, wo Léo seine Ausbildung fortsetzt. Er versteht sich gut mit einem seiner Kameraden, Welly Arseneault. Die zwei Männer freunden sich an. Das Regiment bereitet sich täglich auf die Invasion in Europa vor. Am 6. Juni 1944 ist es schließlich so weit: Die Kanadier gehen am Juno Beach an Land. Das Régiment de la Chaudière landet in der Nähe des Ortes Bernières-sur-Mer und zieht weiter ins Landesinnere. Am Ende des „längsten Tages“ sind die Chaudières 16 Kilometer landeinwärts gezogen. Zwei Wochen später, bei Kämpfen rundum Caen, wird Léo von einer deutschen Handgranate verletzt. Sein linkes Auge wir ernsthaft geschädigt, aber dennoch lässt er sich nicht ausmustern. Léo wird in England behandelt und meldet sich einen Monat später wieder zum Dienst. Nach eigener Aussage sei er durchaus befähigt, an die Seite seiner Kameraden zurückzukehren, denn zum Schießen benötige er nur ein Auge und dieses sei unbeschädigt. Die Ausstellung zeigt u. a. diese Episode in Echtgröße als Diorama. Nach den Schlachten in der Normandie sehen wir Léo in den Niederlanden bei der Schlacht um die Scheldemündung wieder. Hier fungiert er als Heckenschütze und Auskundschafter. Im Februar 1945 wird er erneut auf die Probe gestellt: er fährt im Hochwald auf eine Antifahrzeugmine. Durch die Explosion bricht er sich den Rücken, einige Rippen und die Sprunggelenke. Wiederum weigert er sich in die Heimat zurückzukehren und entscheidet sich dafür, nach der Genesung wieder zu seinen Kameraden zu stoßen. Den Höhepunkt seiner Kriegskarriere bildet die Befreiung der im Nordosten der Niederlande gelegenen Stadt Zwolle. Sein Kommandant befiehlt eine nächtliche Erkundung der besetzten Stadt. Léo und sein Freund Welly machen sich auf den Weg, aber Welly wird kurz darauf von den Deutschen erschossen. Léo bekämpft und besiegt die deutschen Soldaten und entschließt sich, allein weiterzugehen. Die sich zurückziehenden Besetzer kommen zu dem Schluss, dass der kanadische Angriff begonnen habe und bei seiner mor-
gendlichen Rückkehr in das eigene Lager kann Léo melden, dass die Stadt verlassen worden sei. Zwolle wird ohne Weiteres befreit. Für diese Tat erhält Léo die Distinguished Service Medal, die zweithöchste Tapferkeitsauszeichnung der Gemeinschaft.
Oben: Das erste Treffen der Besucher mit Léo Major kurz vor der Landung in der Normandie
Unten: Diorama der Schlacht um die Normandie: Léo wird am Auge verletzt
Hans Kürten (1925-2019) aus dem Rheinland möchte eigentliche Automonteur werden, aber seine Interessen fallen dem Deutschen Reich und dem Krieg zum Opfer. Mit 17 Jahren wird er zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Er soll in den Niederlanden arbeiten und wird mit 18 Jahren Teil der Armee. Nach seiner Ausbildung zum Panzergrenadier wird er an die Ostfront geschickt. Dort, in den Weiten der ukrainischen Steppen, lernt Hans den Krieg kennen. In der Ausstellung „Er oder ich“ werden auch die Erlebnisse von Hans wiedergegeben. Im Winter ‚43 verirrt er sich im Schnee und kann seine eigenen Truppen nur mit Mühe und Not erreichen. Er wird dabei jedoch an den Beinen verletzt. Nach seiner Genesung wird Hans im Frühjahr 1944 mit seiner 116. Panzerdivision – auch unter dem Namen Windhunddivision bekannt – in Rouen stationiert. In den Monaten Juli und August des Jahres ‚44 nimmt er an den Kämpfen während der Schlacht um die Normandie teil und spielt eine wichtige Rolle beim Ausbruch aus dem Kessel von Falaise, dem berüchtigten „Stalingrad des Westens“. Hans kämpft auch in den Niederlanden und ist so an der Schlacht um Arnheim und an den Kämpfen bei Driel beteiligt. Bei einer Schießerei wird einer seiner guten Kameraden, Johannes Findei, tödlich getroffen. Auch Hans wird erneut verletzt. Mit dem Ziel seine Verwundungen kurieren zu lassen reist er gen Deutschland, doch in dieser Zeit – dem Winter und Frühjahr 1945 –ist auf seinem Weg in die Heimat kein Ort
mehr sicher. Nach einigen Irrfahrten landet er in einem Kloster in Almelo, im Osten der Niederlande. Aber auch dort kann er nicht bleiben und so zieht er weiter Richtung Norden. Am Lüneburger Bahnhof wird er Zeuge des Transports von ausgezehrten Konzentrationslagerhäftlingen. In diesem Moment realisiert er, dass die Gruselgeschichten, welche er über das Naziregime gehört hat, tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Schlussendlich wird Hans mit seinen nicht heilenden Wunden an den Beinen von britischen Truppen gefangen genommen. Obwohl es ihm schlecht geht, erkennt er, dass er Glück gehabt hat. Er lebt. Viele seiner Kameraden von der Windhunddivision sind bei den Kämpfen im Hürtgenwald gefallen. Gebrochen kehrt er in die Heimat zurück.
Befreier und Besetzer –zwei menschliche Schicksale
Obwohl sich Léo und Hans in vielerlei Hinsicht unterscheiden – Léo ist der Befreier und Hans der Besetzer – gibt es auch vieles, was sie verbindet. Beide sind sehr jung und beide ziehen sich an der Front mehrfach Verletzungen zu, die sie im weiteren Leben behindern werden. Sowohl Léo als
Oben: Der Verwundete Léo Major hält sich im Spital auf, Juli 1944.
Unten: Neben den Dioramen zeigt die Ausstellung diverse Informationsgrafiken, Filme und Vitrine mit Originalgegenständen.
auch Hans verlieren im Krieg Freunde. Durch ihre Erfahrungen kommen die beiden Männer auch in Friedenszeiten nicht zur Ruhe, auch wenn die Ursache „nur“ in der Berufsunfähigkeit zu finden ist. Dennoch gelingt es ihnen immer wieder sich aufzuraffen. Léo und Hans heiraten, gründen Familien und bekommen Kinder. Léo verfällt dem Alkohol und hat nicht viel Geld, findet aber 1970 eine neue Identität als Kriegsheld und als gefeierter Veteran. Hans findet seinen Platz in der Politik. Der Mann, der Kommunismus und Nazismus am eigenen Leibe erfuhr, wird ein Politiker der Mitte. „Vermeide das Extreme und denke selbst“ so sein Motto. Und egal wie wir Hans Rolle als Besetzer bewerten, die Botschaft bleibt positiv.
Epilog
Der Epilog der Ausstellung zeigt, wie es den beiden Männern in ihrem weiteren Leben ergangen ist.
Léo geht wieder zum Militär und wird für seine Leistungen im Koreakrieg erneut ausgezeichnet. In den 60er und 70er Jahren beginnt er unter seinen Kriegserlebnissen zu leiden. Er trinkt und wird manchmal gewalttätig.
Im Alter wird er als Veteran gefeiert, der als „Befreier von Zwolle“ regelmäßig in die Niederlande zurückkehrt. Immer wenn er dort ist, besucht er das Grab seines Freundes Welly.
Hans wird Monteur, wird aber aufgrund seiner Kriegsverletzungen letztendlich für erwerbsunfähig erklärt. Er entschließt sich, Lokalpolitiker zu werden und setzt sich lange Zeit für die CDU ein. Auch er
besucht im Alter den letzten Ruheort seines Freundes Johannes Findei auf dem Friedhof Ysselstein.
Nicht nur die Geschichte der beiden Männer ist beeindruckend. Es ist dem NMM gelungen, mit Materialien aus der eigenen Sammlung und einigen Leihgaben ein spektakuläres Display mit Fahrzeugen und Waffen beider Partien im Kampf zusammenzustellen. In der Ausstellung werden beispielsweise ein Panzerkampfwagen VI „Königstiger“ und eine – mög-
licherweise noch seltenere – Fieseler Fi 103R „Reichenberg“, die bemannte V1, gezeigt! Von den Kanadiern sehen wir u. a. den gefürchteten „Wasp“ Flammenwerfer und den enormen, amphibischen Panzer „Buffalo“. Eine der großen Besonderheiten stammt von einem Privatsammler aus England: der Mercedes G4 mit dem Adolf Hitler ins Sudetenland fuhr. Schuldiges Erbgut, das ist sicher. Aber erzieherisch ungemein wichtig.
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Ausstellung im Deutschen Historischen Museum – realisiert mit einer Kombination aus der VX Modul Ausstellungswand und dem VOMO SMART Wandsystem. Konzept, Foto, Umsetzung: Nadine Rasche, Werner Schulte
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FOCUS: Kulturtourismus, Besuchermanagement und Marketing für Museen
Autorin: Mareike Heimberg
Bereits zum siebten Mal werden Museumsfachleute und Experten aus dem Kulturbereich vor der Kulisse des altehrwürdigen Pauliklosters zusammenkommen, um gemeinsam über aktuelle Entwicklungen, Zukunftstrends sowie Chancen und Herausforderungen im heutigen Museums- und Ausstellungsbetrieb zu diskutieren und sich auszutauschen.
Die mittlerweile sehr beliebte FOCUS-Reihe startete im Jahr 2014 mit dem Thema „Neue Medien in Museen und Ausstellungen“ und hat sich seither zu einem kleinen, aber sehr feinen Format etabliert, das sowohl eine Kommunikationsplattform als auch eine „Kontaktbörse“ für Akteure aus dem Museums- und Kulturbetrieb gleichermaßen darstellt.
Weitere Themen, die in den vergangenen Jahren bei FOCUS: MUSEUM, wo bis zu 300 Akteure zu in der Regel 30 bis 35 Vorträgen, Workshops und weiteren Kommunikationsformaten zusammenkommen, behandelt wurden, waren „Menschen. Machen. Museum“, „Ausstellung zwischen Technik und Inszenierung“ sowie „Change-Management im Museum“. 2019 war der Themenschwerpunkt „Depotplanung und Sammlungsmanagement“, ein Bereich, bei dem es offensichtlich einen sehr hohen Bedarf an Austausch und Informationen gibt, denn hinsichtlich der Besucherzahl brach er alle Rekorde. Aber auch das Thema „Inklusion und Barrierefreiheit im Museum“ zog zahlreiche Interessierte aus dem Museums- und Ausstellungsbereich ins Paulikloster.
In diesem Jahr liegt der Themenschwerpunkt auf „Kulturtourismus, Besuchermanagement und Marketing für Museen“, ein Feld, das im Hinblick auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die Erschließung neuer Besuchergruppen und zunehmende Wirtschaftlichkeitsüberlegungen von Museen von großer und wachsender Bedeutung ist.
Schließlich stellen (Kultur-)Touristen einen Wachstumsfaktor dar, besonders natürlich in Städten, zunehmend aber auch im ländlichen Raum. Museen können – und sollten – von diesem Trend profitieren, indem sie ihre Besucherzahlen erhöhen und neue Zielgruppen erreichen. Doch wer sind Kulturtouristen eigentlich? Welche Bedürfnisse und Wünsche haben sie? Und wie können Museen und andere Kultureinrichtungen sie erfolgreich ansprechen?
Diesen und vielen weiteren Fragen wird bei FOCUS in Form von zahlreichen Vorträgen und Erfahrungsberichten zu aktuellen Projekten, neuen Entwicklungen und ausgewählten Anwendungsbeispielen nachgegangen. Vertreter aus Museen,
Fachdienstleister und Entwickler zeigen mit verschiedenen Best-Practice-Beispielen, wie sie z. B. durch Social Media und andere Marketing-Aktivitäten neue Besuchergruppen erreichen und Guest Communities aufbauen. Oder wie sie digitale Vermittlungsformen und Storytelling nutzen, um ihre Sammlungsbestände auf neue Weise zu präsentieren. Neben Audience Development, Destinationsmarketing und Besucherforschung wird es auch um Veranstaltungs- und Besuchersoftware, die Rolle von Fördervereinen, Museumsshops bzw. Merchandising sowie das wichtige Thema Sponsoring und Fördermittel gehen.
Neben dem sehr dichten Vortragsprogramm, das unter www.focus-museum. de einzusehen ist, wird es wie immer viel Gelegenheit zu Gesprächen, Diskussionen und zum Netzwerken geben. Bei einer Fishbowl-Diskussion etwa unterhalten sich Experten darüber, wie die „Kooperation von Museen und (Kultur-)Tourismus“ gelingen kann. Bei einer zweiten steht die Frage im Raum: ‚Welche Innovationen brauchen die Museen von morgen?‘.
Parallel werden auch wieder verschiedene Workshops angeboten, bei denen man in kleiner Gruppe detaillierte Themenfragen wie etwa „Finanzierungsstrategien für Museen“, „Nicht-Besucherforschung“ oder „Innovationsprozesse in Museen“ erörtert.
Und schließlich findet – wie jedes Jahr –im Kirchenschiff des Pauliklosters begleitend eine Messe mit Fachunternehmen statt, die die neuesten Software- und
Medienanwendungen, Dienstleistungen, Plattformen und Produkte zum Themenschwerpunkt und darüber hinaus vorstellen. Viele Aussteller halten der FOCUS-Veranstaltung schon seit Jahren die Treue und schätzen das Format aufgrund des besonderen und persönlichen Kontakts zu einem ausgewählten Fachpublikum.
Auch in Zukunft möchte sich die Veranstaltungsreihe FOCUS: MUSEUM aktuellen und drängenden Fragen aus dem Museums- und Ausstellungsbetrieb widmen. So ist für die nächste Veranstaltung der Themenkomplex „Sicherheit, Notfallplanung, Gebäudetechnik, Energieeffizienz für Museen“ geplant.
Weitere Informationen zu der Veranstaltungsreihe finden Sie unter www. focus-museum.de (mit Newsletter-Anmeldung), bei Facebook und bei Twitter. Bitte beachten Sie, dass die FOCUS-Veranstaltung nicht wie ursprünglich geplant im April stattfinden wird, sondern bis auf Weiteres auf den 2. bis 4. September 2020 verschoben ist. Aktuelle Informationen hierzu finden Sie auf der Webseite www.focus-museum.de.
Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast zeigt bis zum 1. Juni 2020 „Untold Stories“ von Peter Lindbergh. Über zwei Jahre lang hat er selbst die Werkschau – in Zusammenarbeit mit Thoaï Niradeth, verantwortlich für die Ausstellungsarchitektur (Peter Lindbergh Foundation, Paris), und Felicity Korn (Museum Kunstpalast, Düsseldorf) – kuratiert. Eröffnet wurde der Abend im Februar von Felix Krämer, dem Direktor des Kunstpalasts.
Die Ausstellung umfasst 140 Arbeiten: Landschaftsbilder, Stillleben, Auftragsarbeiten und die legendären Portraits der Supermodels; laut Lindbergh sieht man
das „Best-of“ aus 40 Jahren seines Schaffens. Einige der Fotos sind bis dahin noch nie gezeigt worden. Dem Betrachter eröffnet sich ein neuer Blick auf Peter Lindberghs Œuvre. Der Auswahlprozess hatte für Lindbergh eine durchaus existentielle Dimension, deren war er sich bewusst: Im September 2019 – also kurz vor seinem Tod – hat er diese Arbeit als „Kampf auf Leben und Tod“ bezeichnet.
Drei Kapitel
Die Ausstellung besteht aus drei Teilen: Als erstes sieht man die „Bluebacks“, auf Affichenpapier gedruckte Collagen seiner
Fotos, die acht Meter in die Höhe ragen, und so beginnt die Ausstellung mit einem überwältigenden Grand Projet. Diese Ouvertüre kann als Resümee der gesamten Ausstellung gesehen werden.
Das Herzstück der Ausstellung ist eine assoziative Zusammenstellung seiner Fotos. Peter Lindbergh beschreibt das so: „… in 120 Werken eine Geschichte erzählen, die keinem Raster folgt, trotzdem abwechslungsreich ist und nicht langweilig wird. Wenn einem das gelingt, kommt man in eine andere Dimension, kann frei experimentieren, neue Zusammenhänge finden und offenlegen.“
Den Abschluss bildet die Videoarbeit „Testament“ von 2013. Elmer Carroll, ein 1990 verurteilter Mörder und Insasse einer Todeszelle in Florida, betrachtet sich hier 30 Minuten lang bewegungslos in einem Spiegel, hinter dem sich Lindberghs Kamera verbarg. Diesen Prozess filmte Lindbergh ohne Schnitt und konfrontiert den Betrachter mit einem Schwerverbrecher, ohne Hinweise auf dessen Straftaten zu geben. Als Vorbereitung zu „Testament“ hat Lindbergh mehr als 300 Prozessakten studiert und sich mit Fragen wie Schuld, Empathie und Freiheit auseinandergesetzt. Dabei beschäftigte ihn insbesondere die Frage, ob das Böse sichtbar gemacht und fotografiert werden könne. Dieses Phänomen hat Hannah Arendt bei Eichmann beobachtet und beschrieben: Man sehe niemandem an, was er für Abgründe in sich birgt. Und das Erschrecken bestehe eben darin, dass es dafür keine Indizien oder Hinweise gibt.
Hannah Arendt nennt das „die Banalität des Bösen“.
Der Film „Testament“, der nie zuvor in einer Lindbergh-Ausstellung gezeigt worden ist, offenbart völlig neue Aspekte seines Schaffens. Nicht zuletzt deshalb zählt Peter Lindbergh zu den „photographes humanistes“, denn mit seinen Recherchen und Studien ist er weit über die Modefotografie hinausgegangen. Groß geworden ist er mit den US-amerikanischen Reportagefotografen wie Dorothea Lange und Walker Evans, später mit dem Werk von Diane Arbus. Der Street Photographer Garry Winogrand war sein Vorbild; er hat Lindbergh dazu inspiriert, Modefotografie nicht nur als Kampagne für ein Label zu verstehen. So hat er Mitte der 1990er Jahre eine neue Ära der Modefotografie geprägt. Fotoshootings in den Straßen von Manhattan, in Brooklyn oder in Berlin. Er machte keine Vorgaben, die Models bewegen sich völlig frei; Lindbergh folgte ihnen mit der Kamera, fasziniert von deren Improvisationsgabe. Sein Leitgedanke war: „Die Courage, man selbst zu sein, macht Schönheit aus“.
Bodenständigkeit
Eine internationale Karriere hat Lindbergh wohl gemacht, weil er über all die Jahre autobiographische Erfahrungen in seine Arbeit eingebracht hat. Dabei ist er bodenständig geblieben; ist immer wieder an die Orte seiner Kindheit und Jugend zurückgekehrt, in die tristen Industrielandschaften, zu den Kohlebergwerken von Duisburg, wo er während der Nachkriegszeit aufwuchs, in das Grau von Asterlagen, er spürt dem rot-schwarzen Kupferstaub von Rheinhausen nach, streift durch die Rheinauen. Bis zu seinem Lebensende ist er, wie er selbst sagt, ein „Duisburger Junge“ geblieben.
Lindbergh entwickelt Shootings in Anlehnung an diese Orte: Die Bildstrecken, die in Fabrikhallen entstehen, sind Reminiszenzen an die Kulissen und die Unbeschwertheit seiner Kindheit. Mitte der 1980er Jahre fotografiert er in Duisburg Models u.a. Amanda Cazalet, die einen 50er-Jahre Kinderwagen hinter sich herzieht, der mit Bierflaschen gefüllt ist.
1988 entsteht eine bemerkenswerte Schwarz-Weiß-Bildstrecke in der Szenerie des Schwerindustrie-Gebietes an den Hochöfen des französischen Pontà-Mousson in Lothringen. Die Models
Linda Evangelista, Michaela Bercu und Kirsten Owen tragen Ensembles des japanischen Modelabels Comme des Garçons: Schwarz, streng, eine Art Novizinnentracht. Lindbergh inszeniert seine Protagonistinnen wie in der sizilianischen Trauerszene der Oper Cavalleria Rusticana von Mascagni oder der Tragödie Bernarda Albas Haus von Federico García Lorca. Anklänge an die Trauer südländischer Frauen prägen das Bild.
Linke Seite, oben: Peter Lindbergh, New York, 2016
Ganz gleich, was Peter Lindbergh fotografiert, sei es Lynne Koester in einer Fabrikhalle, einen aufwärts ins Visier genommenen stählernen Hochspannungsmast („Force of Men. Hommage to Rodtchenko“, Duisburg 1984), Tina Turner in High Heels auf dem Eiffelturm (1989) oder Porsche-Modelle, wie den Mission E, Prototyp des Taycan, und den Sportwagen-Klassiker 911, während eines Shootings im Morgengrauen am Strand bei Ault in Nordfrankreich (2018). Lindbergh entdeckt die Erotik des Objekts, und das macht seine Schönheit aus.
Lindberghs Beziehung zu seinen Modellen
Die Beziehungen, die Peter Lindbergh zu seinen Modellen und den Menschen, die er portraitiert, aufbaut, sind herzlich, zugewandt, gehen über das professionelle Maß hinaus. Seine Fotos entstehen quasi en passant, sind von großer Intensität und Intimität, resultieren aus rückhaltlosem Vertrauen. Sie werden gleichsam von einer Sehnsucht getrieben, die über der Szenerie spürbar ist.
Lindbergh bewundert Frauen, die er als selbstbestimmt empfindet; er liebt das Charisma androgyner, starker, sinnlicher Frauen. Er beschreitet ein unbekanntes Terrain in der Geschichte der Modefotografie und er war einer der ersten, der den Fokus auf die Persönlichkeit und die natürliche, ungeschminkte Schönheit seiner Modelle konzentrierte. Lindbergh interessiert sich für die Verletzlichkeit, Melancholie und Sensibilität seiner Modelle und reichert die Modefotografie mit
deren Lebensgeschichte an. Ein melancholischer Blick fasziniert ihn mehr als ein Lachen; Zeichen der Vergangenheit oder kleine Schönheitsfehler in einem Gesicht werden zu Erkennungsmerkmalen der Modelle und bedeuten ihren Aufstieg in
den „Olymp der Supermodels“. Immer wieder hat er sich gegen die Norm standardisierter Schönheitsideale gewendet: „Wie verrückt und unwirklich ist doch die Idee, alle Erfahrungen aus einem Gesicht zu eliminieren?!“
Geschichte der Modelle
“The birth of the supermodels” tituliert die Britische Vogue 1990
Lindberghs Modelle sind stark besetzt von dem Frauentyp, den er während seines Kunststudiums kennengelernt hat. Frauen, die ihn nachhaltig beeindruckten und die stilbildend für ihn waren. Er wollte Frauenportraits machen, die die wahre Seele zeigen, die authentisch sind, die Grenzen zwischen den Geschlechtern
auflösen, die Trends überdauern. Seine Arbeit folgt einem Rhythmus, der durch ihn definiert wird, darin haben die Frauen jede Freiheit der Selbstdarstellung. So entstand 1988, ursprünglich für die US-amerikanische Vogue, das „White Shirts“-Foto am Stand von Malibu: Estelle Lefébure, Karen Alexander, Rachel Williams, Linda Evangelista, Tatjana Patitz und Christy Turlington; eines der fantastischsten Bilder in der Geschichte der Modefotografie. In dem Buch „On the Edge: Images from 100 Years of VOGUE“, wurde es das „wichtigste Foto der 80er Jahre“ genannt.
Über viele Jahre arbeitet Lindbergh immer wieder mit denselben Modellen, wie Kate Moss, Linda Evangelista, Naomi Campbell, Nadja Auermann, Amber Valletta, Michaela Bercu… Er fotografiert Milla Jovovich seit ihrem Alter von 15 Jahren. Linda Evangelista wurde zum Weltstar dank Lindberghs Empfehlung, sich die Haare (von Julien d’Ys) kurz schneiden zu lassen.
Lindbergh hat seine Modelle nie gegen jüngere Frauen ausgetauscht, denn ihn fasziniert der Zauber der älter werdenden Frau, die er zum Kunstwerk stilisiert. Er erfasst deren Wesen, entdeckt deren Geschichte und verbindet diese wiederum mit seinen Geschichten. Diese werden zu einem Ganzen, zu einer Geschichte verwoben.
Lindbergh bevorzugt ein natürliches Styling und lehnt digitale Manipulation, retuschierte Fotos prinzipiell ab. Erfahrungen, die sich in einem Gesicht widerspiegeln, werden von ihm nicht wegretuschiert. Seine Devise ist „Take the make-up off!“. Er bevorzugt ein verhaltenes, monochromes Make-up und wird so zum „Albtraum jedes Stylisten“.
Er macht kein Geheimnis daraus, dass er dem menschlichen Wesen – insbesondere den Frauen – mehr Aufmerksamkeit und Interesse widmet als dem Wert des Produkts, das es zu fotografieren gilt. Die Welt des Glamours und des Konsums lässt ihn kalt. Das Produkt entfaltet eher beiläufig seine Wirksamkeit.
„Der Raum zwischen dem Fotografen und seinem Modell ist das, was man fotografiert“
Seine strengen Schwarz-Weiß-Fotografien, deren Grobkörnigkeit, das Dunkle, die Oberflächenstruktur seiner Fotos sind mit dem Auge spürbar – sie stehen für einen neuen Realismus und führen den Blick des Betrachters direkt durch die Seelenlandschaften seiner Modelle. Der Minimalismus dieser Ästhetik geht, so Lindbergh, „unter die Haut“, wohingegen die Farbfotografie an der Oberfläche klebt und deshalb nicht zum Wesentlichen einer Person vordringt.
Peter Lindbergh wird Künstler
Peter Lindberghs Arbeiten werden zu Kunst. Am Ende seines Lebens hat der Werbefotograf die wichtigsten Museen
der Welt erobert. Lindberghs Arbeiten sind selbst zu Kunstwerken der zeitgenössischen Fotografie geworden und werden im Centre Pompidou in Paris, der Kunsthalle München, der Kunsthalle Rotterdam, dem Museum of Modern Art in New York gezeigt.
Die Ausstellung „Peter Lindbergh. Untold Stories“ im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, wurde in Kooperation mit der Peter Lindbergh Foundation, Paris, realisiert. Die Werkschau wurde von Peter Lindbergh selbst kuratiert. Weitere Stationen der Ausstellung sind:
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 20. Juni bis 1. November 2020
Hessisches Landesmuseum, Darmstadt 4. Dezember 2020 bis 7. März 2021
MADRE, Museo d’Arte Contemporanea Donnaregina, Neapel, Italien März bis Mai 2021
Der Ausstellungskatalog „Peter Lindbergh. Untold Stories“ ist beim TASCHEN Verlag als mehrsprachige Ausgabe in Deutsch, Englisch und Französisch erschienen und umfasst 320 Seiten; als Museumsausgabe und im Buchhandel für 60 € erhältlich.
„Peter Lindbergh. Untold Stories“ ist noch bis zum 1. Juni 2020 im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen. www.kunstpalast.de
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Alberto Giacometti – Peter Lindbergh.
Seizing the Invisible
Autorin: Anna Blume
Die Ausstellung mit dem Titel „Alberto Giacometti – Peter Lindbergh. Das Unsichtbare erfassen“, war erstmals 2019 im Institut Giacometti in Paris zu sehen. Jetzt wird sie vom 1. April bis 24. September 2020 im MMIPO – Museu da Misericórdia in Porto präsentiert. Gezeigt werden ca. 60 Fotografien von Peter Lindbergh und Skulpturen von Alberto Giacometti. Peter Lindbergh hat vor seinem Tod im September 2019 federführend an der Konzeption der Ausstellung mitgearbeitet.
Die Architektur des Museumsgebäudes, mit ihrem lichtdurchfluteten Atrium – eine der schönsten Eisen- und Glasarchitekturen der Stadt – hat Lindbergh in seine Ausstellungvorbereitungen einbezogen. Das Museum beherbergt eine der wertvollsten Sammlungen sakraler Kunst und Portraitmalerei aus dem 15. bis ins 17. Jahrhundert. Das MMIPO befindet sich in der Rua das Flores, dem historischen Zentrum von Porto.
Carte Blanche:
Das Universum Giacomettis
Lindberghs Faszination für Alberto Giacometti ist bekannt. Die ersten Fotografien der Bronzen und Gipsskulpturen des Bildhauers hat er 2016 im Museumsdepot des Kunsthauses Zürich aufgenommen, im folgenden Jahr setzte er diese Arbeit im Giacometti-Institut in Paris fort. Mehrere Tage konnte Lindbergh ungestört in der Intimität und Abgeschiedenheit der Depots arbeiten. Später sagt er, dass er sich als „Blutsbruder“ Giacomettis erlebt und dessen Werk von Grund auf verstanden habe.
Magie des Lichts
Der Vorgang des Fotografierens glich einem lebendigen, kommunikativen Akt. Lindbergh beschrieb diese Arbeit als „wunderbare Zeit“ und er glaubte, sein „Herz würde zerspringen“. Noch nie zuvor wurden Giacomettis Werke in Figu-
rengruppen dargestellt. Die Lichtverhältnisse in den Depots – mit ihren Schatten und dem Wechsel der Tages- und Nachtzeiten – dienten ihm als Mittel der Modulation und Vervielfältigung. Unschärfe weckt laut Lindbergh Emotionen; er folgt weder einer Ordnung noch einem Prinzip: mischt Bronzen, Büsten und Gipsskulpturen aus unterschiedlichen Materialien und Schaffensphasen des Bildhauers und stellt sie in Beziehung miteinander. So gelingt es Lindbergh, Giacomettis Skulpturen und Statuetten, teilweise dünn wie ein Schatten, aus ungewohnter Perspektive zu beleuchten und zu neuem Leben zu erwecken. Die unterschiedlich großen, fragilen, langgestreckten Figuren und Büsten kommunizieren miteinander und erwecken den Eindruck, als schreiten sie aufeinander zu; nehmen direkt Blickkontakt mit dem Betrachter auf. Lindberghs Blick auf das Œuvre Giacomettis spiegelt
die Stimmungen und Facetten, die aufgerauten, zerklüfteten Oberflächen, die Blessuren der Skulpturen, genauestens wider. Durch die Vergrößerung und die Wahl der Perspektive macht er deren reliefhafte Struktur und minimale Details für das bloße Auge sichtbar.
Blick in die Seelen der Modelle –Dynamik der Blicke
Es gibt zahlreiche Parallelen im Werk von Giacometti und Lindbergh: Das Monochrome, der Sinn für Kompositionen, die Entscheidung für Schwarz-Weiß, die Skala von Grautönen, Akzentuierung mittels Farbe erst im Nachhinein. Beide beschäftigen sich intensiv mit dem menschlichen Wesen, vorzugsweise schlanken, extrem langen Silhouetten und Figuren.
Peter Lindbergh sieht und fotografiert die Skulpturen von Giacometti, die ihn ansehen, die wir mit Lindberghs Blick betrachten – und so entsteht ein aufregendes Netzwerk von Blicken zwischen dem Bildhauer, dem Fotografen und den Betrachtern ihrer Werke. Diese überraschenden Dialoge machen nicht zuletzt die Spannung dieser Begegnung aus.
Oben: Peter Lindbergh, Alberto Giacometti, Head on a base (called head without a skull) and other sculptures, Paris, 2017
„Alles versinkt, alles lebt, alles bewegt sich, alles kehrt wieder, nichts ist vergangen – der Wendepunkt.“
Alberto Giacometti: Gestern, Flugsand. Schriften
Skulpturen von Alberto Giacometti und Fotografien von Peter Lindbergh in Ausstellungen
Die Fotografien, die Lindbergh 2016 von Giacomettis Skulpturen aufgenommen hat, wurden erstmals 2017 in der Ausstellung „Alberto Giacometti – Beyond Bronze“ im Kunsthaus Zürich gezeigt. Die Sammlung im Kunsthaus Zürich gehört mit 150 Skulpturen, Gemälden und Zeichnungen Giacomettis zu den bedeutendsten weltweit.
Eine weitere Ausstellung wurde von Mai bis Juli 2017 unter dem Titel „Substance and Shadow“ in der Gagosian Gallery in London gezeigt. Die Galerie zeigte neben Skulpturen von Alberto Giacometti Fotografien von Peter Lindbergh. Die Ausstellung „Alberto Giacometti –
Peter Lindbergh. Saisir l’invisible“ wurde von Januar bis März 2019 im Institut Giacometti in Paris präsentiert.
„Alberto Giacometti – Peter Lindbergh. Seizing the Invisible“
1. April bis 24. September 2020 im MMIPO – Museu da Misericórdia do Porto Kuratoren: Serena Bucalo-Mussely und Peter Lindbergh, Ausstellungsarchitektur: Architect Duarte Morais Soares.
Die Ausstellung wurde von der Giacometti Foundation in Zusammenarbeit mit der Peter Lindbergh Foundation, Paris, und dem MMIPO – Museu da Misericórdia do Porto konzipiert.
Vernetzung der Welt. Pionierfahrten und Luftverkehr über den Atlantik
Sonderausstellung vom 12. November 2019 bis 1. November 2020 im Zeppelin Museum Friedrichshafen
1919 wurde der Atlantik erstmals – und zwar fast gleichzeitig von einem Flugzeug und einem Luftschiff – ohne Zwischenstopp überquert. Den Wettkampf der Systeme gewann die britische Vickers Vimy mit John Alcock und Arthur Whitten Brown knapp vor dem ebenfalls britischen Luftschiff R 34. Nur wenige Tage lagen zwischen den beiden Erstfahrten.
Mit technischen und witterungsbedingten Problemen, einem blinden Passagier
und einer Katze an Bord, gekrönt von einem triumphalen Empfang in New York bietet die Fahrt an dramatischem Potenzial alles, was eine spektakuläre Erstfahrt braucht.
Anhand eines interaktiven, eigens für diesen Anlass gebauten, drei Meter langen Schnittmodells, wird die Fahrt entlang
der Logbuchaufzeichnungen des Commanders Edward Maitland wie in einem Diorama erzählt. Mediale Einspielungen ergänzen die Inszenierung.
Ein Highlight der Ausstellung ist die älteste vollständig erhaltene Gondel eines Zeppelin-Luftschiffs, des Marineluftschiffs
L 30, das praktisch baugleich zu R 34 war. L 30 wurde nach dem Ersten Weltkrieg Belgien als Reparationsleistung zugesprochen und hat sich bis heute erhalten. Die Gondel hat erstmals überhaupt das Royal Museum of the Armed Forces and Military History in Brüssel verlassen und ist an ein Museum ausgeliehen.
Ausstellungsansicht Vernetzung der Welt Gondel L30, 2019
Mit diesen und anderen Pionierflügen entwickelte sich die Luftfahrt, bis dahin überwiegend für militärische Zwecke genutzt, hin zur zivilen und verkehrstechnischen.
Im Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg, so schwierig diese Zeit politisch und wirt-
schaftlich war, setzten im Bereich des völlig neuartigen Luftverkehrs bahnbrechende Entwicklungen ein.
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LZ 127 Graf Zeppelin wurde 1929 berühmt für seine Fahrt um die ganze Welt, ab 1931 etablierte sich der routinemäßige Liniendienst mit Passagieren, Post und Fracht nach Rio de Janeiro. LZ 129 Hindenburg setzte 1936 Maßstäbe in Geschwindigkeit und Komfort auf der Nordatlantikroute nach New York. Brauchte einer der schnellsten Passagierdampfer um 1930 etwa fünf Tage von Europa nach New York, schaffte das Luftschiff die Strecke in 60 Stunden.
Linke Seite, Bild 1: Passagiere gehen an Bord von LZ 127, 1934
Bild 2: Postkarte LZ 127 über Rio de Janeiro, 1930
Bild 3: Landung nach der Weltfahrt in Friedrichshafen, 1929
Die Ausstellung konzentriert sich aber keineswegs nur auf die Zeppelin-Luftschifffahrt. Sowohl die Erstleistungen und Entwicklungen des Konkurrenzsystems Flugzeug werden in den Blick genommen, als auch die ambitionierten und technisch faszinierenden Großluftschiffprojekte in Großbritannien, R 100 und R 101 um 1930, die im weltumspannenden Verkehr innerhalb des britischen Empires eine wichtige Rolle spielen sollten, diese jedoch nie erreichten.
Die Geschichte der Atlantiküberquerung durch die Luft ist die Geschichte der Beschleunigung des Verkehrs, der Vernetzung, der Kommunikation und des kulturellen und wirtschaftlichen Austauschs,
der Erschließung und Verteidigung politischer Einflusszonen und merkantiler Absatzmärkte.
Das Flugzeug hat den Systemkampf für sich entschieden und ist in seiner Schnelligkeit unübertroffen. Die Ausstellung zeigt die weitere Entwicklung des Transatlantikverkehrs, wie wir ihn heute kennen: routinemäßig, schnell und vergleichsweise günstig. Doch das Fliegen ist auch energetisch höchst aufwendig und stellt zunehmend eine Belastung für die Umwelt dar.
Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH
Seestraße 22 88045 Friedrichshafen
Tel: +49 7541-3801-0
info@zeppelin-museum.de www.zeppelin-museum.de
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Das Top Mountain Motorcycle Museum
Redaktion: Silvia Otto
Die Fahrt über das ca. 2.500 Meter hohe Timmelsjoch, Österreichs höchstgelegener Straßengrenzübergang, ist ein beeindruckendes und unvergessliches Erlebnis. Die vielen Kehren und Windungen der Timmelsjocher Hochalpenstraße, die das Ötztal mit Südtirol verbindet, führen entlang der wunderschönen und spektakulären Kulisse der hochalpinen Landschaft und bescheren einem jeden Motorradoder Automobilfan ein außergewöhnliches Fahrerlebnis. Die 60 Kilometer lange Strecke verläuft entlang saftig grüner Almwiesen, weiter durch die Ötztaler Gletscherwelt, über die Weinberge des südtiroler Passeiertales bis hin zu der Kurstadt Meran. Aufgrund der abwechslungsreichen Schönheit und Beschaffenheit der Strecke ist die Timmelsjocher
Hochalpenstraße ein äußerst beliebtes Ausflugsziel.
In Hochgurgl, am Fuße und am Ausgangspunkt der Timmelsjoch Passstraße, befindet sich der Top Mountain Crosspoint, ein absolutes Highlight was alpines Bauen und Multifunktionalität betrifft. Es ist der Sammlerleidenschaft der Zwillingsbrüder Alban und Attila Scheiber zu verdanken, dass an dem beliebten Alpenpass die-
ses neue Highlight entstehen konnte. Die Brüder verwirklichten zielstrebig ihre Idee des multifunktionalen Top Mountain Cross Points, der die Mautstation der Timmelsjocher Hochalpenstraße, ein Restaurant mit dem Besten aus regionaler und internationaler Küche sowie eine technisch innovative 10er-Gondelbahn umfasst. Das Herzstück des Top Mountain Cross Points ist jedoch das Motorradmuseum.
Schon von Kindesbeinen an wurde die Leidenschaft der Brüder Alban und Attila Scheiber – beide selbst begeisterte Motorradfahrer – für Motoren durch ihren Vater Alban Scheiber senior gefördert, der selbst früher als Profi-Rennfahrer aktiv war. Seit April 2016 können nun auch die Besucher des Top Mountain Motorcycle Museums Zeuge dieser Leidenschaft werden und die rund 320 Motorräder von circa 120 Herstellern sowie weitere Exponate bestaunen, die auf einer Fläche von ca. 3.000 m² ausgestellt sind.
Untergebracht ist der Top Mountain Cross Point und somit auch das Museum in einem Gebäude voller architektonischer Finesse, das sich durch seine geschwungene Architektur nahtlos in das Gesamtbild der hochalpinen Umgebung einfügt. Auch innerhalb des Museums setzt sich die zeitgemäße Formensprache des Außenbereiches fort. Dort wurde ein besonderer Wert auf natürliche Materialien wie zum Beispiel Holz gelegt, um die Exponate in den Vordergrund zu stellen und sie so dem Besucher bestmöglich präsentieren zu können. Besonders eindrucksvoll ist dabei die hölzerne Steilkurve, die den
Besucher fast glauben lassen mag, er befinde sich am Rande einer Rennstrecke. Geschaffen und gestaltet wurde die gesamte Anlage von dem Tiroler Architekten Michael Brötz.
Alban und Attila Scheiber haben in den letzten Jahren eine der umfangreichsten und kostbarsten Sammlungen historischer Motorräder in Österreich aufgebaut und durch die Museumseröffnung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu den Exponaten des höchstgelegenen Motorradmuseums Europas gehören rund 320 Maschinen der Marken Motoguzzi, MV Augusta, Ducati, BMW, DKW, Zündapp, Triumph, Sunbeam, Matchless, Brough Superior, Vincent, Honda, Henderson, Indian und natürlich Harley Davidson. Die Ausstellung ist nach Ländern und Marken gegliedert und nimmt die Besucher des Museums mit auf eine Weltreise, bei der jede Marke und alle Motorräder detailreich beschrieben werden. Besondere Highlights der Ausstellung sind eine Harley-Davidson aus dem Jahr 1914, eine Indian von 1912, eine Brough Superior von 1939, die der legendäre Konstrukteur George Brough selbst gefahren haben soll,
sowie das älteste Motorrad der Ausstellung: eine Laurin & Klement von 1905.
Die Ausstellung umfasst jedoch nicht nur Motorräder, sondern auch einige ausgewählte Automobile und deren Geschichte. So können die Museumsbesucher unter anderem einen Ferrari Californian Spider, einen Porsche 959 und einen Lotus 23 B bestaunen.
Der Top Mountain Cross Point und als Teil davon das Top Mountain Motorcycle Mu-
seum sind Orte der Zusammenkunft: sie sind ein Treffpunkt für jedermann, egal ob Motorrad- oder Autoliebhaber, Skioder Radfahrer, Kulturinteressierte oder Bewunderer des hochalpinen Panoramas.
Top Mountain Motorcycle Museum Timmelsjochstrasse 8 AT-6456 Hochgurgl Tel.: +43 (0) 5256 - 6265 910 crosspoint@tophochgurgl.com www.crosspoint.tirol
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Woher kommen wir? Wer sind wir? Was machen wir? Wohin gehen wir nach dem Tod? Die Beschäftigung mit diesen vier grundlegenden Fragen bildet die Grundpfeiler der Dauerausstellung des Musée des Confluences. Dabei wurde das Museum eher als Ort des permanenten Lernens konzipiert als eine einfache Sammlung von Objekten.
Das Museum wurde an der Stelle errichtet, an der die Saône in die Rhone mündet. Es liegt also direkt an dem Ort des Zusammenflusses (franz. für Zusammenfluss = Confluence, Anm.d.Red.) der beiden Flüsse und verfügt über eine außergewöhnliche Architektur, die von den beiden konvergierenden Gewässern zu seinen Füßen inspiriert wurde: eine 33 Meter hohe Glaskonstruktion, bezeichnet als der ‚Kristall‘, bildet die monumentale Eingangshalle des Museums, die in natürliches Licht getaucht wird. In seiner Mitte ‚wirbelt‘ der Schwerkraftbrunnen und wirkt, als wäre er zwischen den beiden Wasserströmen gefangen, während er die gesamte Struktur der Eingangshalle trägt. Die ‚Wolke‘, das 5.000 Quadratmeter große Herz des Museums, beherbergt die Dauer- und Wechselausstellungen. Wenn der Besucher zuletzt das Dach erreicht, bietet sich ihm auf der Dachterrasse ein unvergleichlicher Panoramablick auf Lyon und seine Umgebung mit der Kette der Alpen und dem Mont Blanc als Höhepunkt.
Ein Pfad durch die Dauerausstellung
Das in Lyon unverzichtbare Musée des Confluences erzählt die Geschichte der Menschheit und die Geschichte des Lebens. In der Welt der europäischen Museen beispiellos, stellt es einen Dialog zwischen allen Wissenschaften her, um die
Welt besser verstehen zu können. Um dies dem Besucher näher zu bringen, bietet das Musée des Confluences eine Art Leitfaden durch seine Ausstellung, einen Pfad, dem die Museumsbesucher folgen können und der die vier großen Hauptthemen des Museums miteinander verbindet. Erstellt in Zusammenarbeit mit weltbekannten Wissenschaftlern und Denkern und ergänzt durch spezifische Szenografien, bietet jede der vier Dauerausstellungen ein lebendiges Besuchserlebnis und ist szenografisch eng mit dem Thema verbunden, das sie verkörpert.
Dieser Pfad beginnt dort, wo alles beginnt – bei den Ursprüngen. Alle Menschen teilen die gleichen Fragen über den Ursprung der Welt und ihren Platz darin. Zahlreiche Erzählungen aus der Inuit-, Aborigine- und chinesischen Kultur sowie den indianisierten Zivilisationen Asiens liefern in der Dauerausstellung des Museums Interpretationen des Beginns des Universums, des Lebens und der Menschheit. Das Interesse daran seitens der Wissenschaft ist ungebrochen. Der erste Teil der Ausstellung lädt seine Besucher dazu ein, in die Zeit des Urknalls zurückzukehren und schlägt dabei zwei Ansätze zur Erklärung der Welt vor: der eine entstammt der Paläontologie sowie den Naturwissenschaften, während der andere aus den Geisteswissenschaften entspringt und durch ethnografische Sammlungen und zeitgenössische Werke illustriert wird. Diese beiden Ansätze er-
gänzen sich während der gesamten Ausstellung in hohem Maße und stehen im ständigen Dialog miteinander. Erste Schritte in Richtung der Erforschung der Herkunft der Menschen werden schon am Eingang der Ausstellung gemacht: Der Besucher wird von drei weiblichen Hominiden begrüßt, die aus fossilen Knochenresten rekonstruiert wurden. Diese drei Frauen sind Vertreterinnen von drei menschlichen Linien, die vor 25.000 Jahren nebeneinander existierten: Neandertaler, Homo sapiens und Homo floresiensis. Zu Beginn und am Ende der Ausstellung fragen sie die Besucher nach ihrem Platz in der Geschichte der Menschheit und nach ihrer Zukunft.
Spezies – das Netz des Lebens
Die Untersuchung der Verbindung zwischen dem, was als Natur des Menschen und als Natur des Tieres bezeichnet wird, ist eine universelle Beschäftigung. Die Ausstellung hinterfragt, wie Menschen die Welt sehen, in sie integriert sind und zur Veränderung beitragen. Menschliche und nichtmenschliche Lebewesen bilden ein Netzwerk vielfältiger Verbindungen in der Welt, ein Netz, in dem alles zusammenhängt und korrespondiert. Der Weg durch diesen Teil der Ausstellung ist durch ein Netz aus insgesamt 27 Kilometern an Seilen strukturiert. Alles in allem macht diese Szenografie das Netzwerk komplexer Verbindungen greifbar, die die verschiedenen Spezies der lebenden Welt vereinen.
Oben: Szenografie des „Spezies“-Ausstellungsbereichs
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Gesellschaften –
Menschliches Theater
Ein Mensch ist ein Migrant, der in der Lage ist, mit anderen zusammenzukommen, eine Zeit lang anzuhalten und Gesellschaften, Kulturen und Zivilisationen zu bilden. Die Ausstellung hinterfragt diese Funktionsweise anhand von drei Konstanten, nämlich Organisation, Austausch und Schöpfung. Besucher der Ausstellung können sich zwischen den Sammlungen verschiedener Kulturen und Epochen bewegen, die sich nie hätten treffen können, deren Verbindung aber die Neugier weckt.
Vom Eingang aus entfaltet sich der erste Ausstellungsraum in Form eines Fächers hinter einem feinen Netz kleiner Bildschirme mit einer Reihe von Aktionsverben, die in acht Sprachen verfügbar sind. Diese grafische Komposition, begleitet von Klanglandschaften, lenkt das Thema sofort auf die Vielfalt der Welt und menschlicher Handlungen.
Was ist der Tod in der heutigen Zeit, wenn seine Grenzen ständig zurückgedrängt werden? Im Gegensatz zu anderen Lebewesen fragt der Mensch nach dem Leben nach dem Tod.
Bestattungsriten drücken unter anderem den Wunsch aus, über dieses unvorstellbare Ende hinauszugehen. Sie machen die Trennung von Lebenden und Toten akzeptabel und bieten eine andere Perspektive auf das Verschwinden. Zeremonien, Gesten und Worte tragen dazu bei, eine zerbrochene Gesellschaftsordnung wiederherzustellen.
Dieser Teil der Ausstellung befasst sich mit dem Thema „Wohin gehen wir?“, indem zeitgenössische Fragen denen von Zivilisationen aus verschiedenen Epochen (indianische, afrikanische, altägyptische, altperuanische, eisenzeitliche (Koban-) Kulturen) gegenübergestellt werden.
Neben diesen vier Themenkomplexen, die den Kern der Dauerausstellung des Musée des Confluences bilden, zeigt das Museum verschiedenste spannende Sonderausstellungen. Bis Ende August 2020 ist beispielsweise die Ausstellung „Prison, au‐delà des murs“ (zu Deutsch: „Gefängnis, jenseits der Mauern“ Anm.d.Red.) für den Besucher zugänglich. Bei der Ausstellung handelt es sich um ein trinationales Kooperationsprojekt, an dem neben dem Musée des Confluences auch das
Deutsche Hygiene-Museum in Dresden und das Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf beteiligt sind. Diese Ausstellung wurde nach ihrer Eröffnung im Februar 2019 in der Schweiz im Oktober 2019 in Lyon präsentiert und wird anschließend von September 2020 bis Mai 2021 unter dem Titel „Im Gefängnis. Vom Entzug der Freiheit“ im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden zu sehen sein.
Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde damit begonnen, Verbrechen, die normalerweise mit einer Hinrichtung bestraft worden wären, stattdessen mit Gefängnisstrafen zu sanktionieren. Die Inhaftierung wurde als humaner angesehen, als die zuvor oft verhängten Kapital- und Körperstrafen. Das Ziel des Gefängnisses war es, Isolation, körperliche Eingrenzung und geistige Unterwerfung zu verbinden und dadurch Kriminelle zu bestrafen und auszuschließen, um die Gesellschaft zu schützen. Die Sonderausstellung untersucht das Paradoxon, das im folgenden Jahrhundert entstand: wie kann man Menschen ausschließen, während gleichzeitig Vorbereitungen auf ihre Rückkehr in die Freiheit getroffen werden? Die Ausstellung vereint verschiedene Be-
richte, um die Standpunkte der Insassen, des Gefängnispersonals und der Gefängnisexperten miteinander zu vergleichen. Des Weiteren werden Alltagsgegenstände sowie Fotografien und Kunstwerke präsentiert, insbesondere solche, die von Insassen hergestellt wurden. Die französische Version der Ausstellung im Musée des Confluences enthält zudem eine einzigartige Theaterproduktion vom Théâtre Nouvelle Génération de Lyon.
Durch die Illusionen kleiner „Théâtres Optiques“ (optische Theater, Anm.d.Red.) erleben Besucher eine Inhaftierung in drei Akten. Die drei Sequenzen in Form von drei fiktiven Kammern wurden aus bestehenden Theaterwerken geschaffen oder von Workshops inspiriert, die 2019 mit Gefangenen durchgeführt wurden. Die Sequenzen lassen die Grenzen zwischen innen und außen verwischen, sodass sich der Besucher unweigerlich fragen muss, ob er tatsächlich nur ein Besucher ist oder sich auch in Haft befindet.
Historische, philosophische, anthropologische, soziologische und künstlerische Perspektiven malen ein komplexes Bild, das Stereotypen aufdeckt und das Paradoxon der Gefängnisse in Frage stellt.
Oben und links: Sonderausstellung „Gefängnis, jenseits der Mauern“ im Musée des Confluences