Magazin Museum.de Nr. 34

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MUSEUM

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Nr. 34 6,80 €

Herbst 2018

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MAGAZIN M USEUM.DE

Museum Marta Herford


www.rob-light.com


In diesem Heft

Seite

Ruhr Museum Essen – Albert Renger-Patzsch 4 Die Ruhrgebietsfotografien MUSEUMSTREFFEN 2018 9 Kunstgewerbemuseum Prag 12 PALEIS HET LOO 22 Stiftung Neue Synagoge Berlin – 44 Centrum Judaicum Schloss Krobnitz 64 Mode(rne) Zeiten Museum Marta Herford 70 Aischgründer Karpfenmuseum 82 Museum Schloss Fürstenberg 90 Kunstmuseum in der Wassermühle Schwaan 102 Château du Rivau 106 Deichdorfmuseum Bislich 116 ABBA THE MUSEUM 126 Messner Mountain Museum 136

„Der fremde Raum“ im Werk „Parietal Passage“ von Henrique Oliveira, 2016, © Marta Herford, Foto: Hans Schröder

MAGAZIN MUSEUM.DE

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eichdorfmuseum Bislich

Eine meiner kürzesten Dienstreisen war die Fahrt von Xanten zum Dorfdeichmuseum in Bislich. Die beiden Orte trennen nur wenige Kilometer, allerdings gilt es den Rhein zu überwinden. So machte ich mich bei höchst sommerlichen Temperaturen mit dem Fahrrad auf den Weg und wurde von der Fähre „Keer Tröch“ sicher ans östliche Ufer gebracht. Auf dem idyllischen Fahrradweg entlang der Deichkroene schweifen die der Blicke durch eine wunderbar weite Landschaft mit viel Grün. Hier kann man seine Alltagssorgen mal vergessen. Nach kurzer Fahrt auf dem Rheindamm biegt man nach rechts Richtung Ortskern ab. Hier haben Mensch und Natur eine gemeinsame Geschichte, die im Museum sehr anschaulich vorgestellt wird. Die Rheinschifffahrt spielte stehts eine wichtige Rolle für die Einwohner in Bislich, gab es doch schon vor vielen hundert Jahren bereits eine Fährverbindung. Als wirt-

schaftliche Grundlage diente ihnen u.a. der Fischfang und die Ziegelproduktion. Erstaunlich sind auch die ausgestellten Funde aus der urzeitlichen Pflanzen- und Tierwelt. Seit dem letztem Jahr hat das Haus eine neue Museumsleiterin, Frau Dr. Rinn-Kupka. Ich lasse mich von ihrer fröhlichen Art anstecken und stelle fest, dass auch alle hier ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter mit viel Herzblut bei der Sache sind. In einem Nebenraum hinter der Kasse duftet es nach Kaffee und Kuchen. Hier scheint die zentrale Schaltstelle des Heimatvereins zu sein, denke ich mir. Hier werden Informationen schneller ausgetauscht, als es die modernste Glasfaser jemals schafften könnte. Dieses Museum ist nicht nur ein Ort, an dem die Gäste willkommen sind. Es ist gleichzeitig auch die Anlaufstelle für heimatverbundene Menschen, die in Bislich zuhause sind. Mein Tipp: Fahrrad aus dem Keller holen, Reifen aufpumen und ab nach Bislich! Herzlichst Ihr Uwe Strauch

Dr. Barbara Rinn-Kupka, Leiterin vom Deichdorfmuseum Bislich und Uwe Strauch (Gründer museum.de) neben dem Abguss des antiken „Lüttinger Knaben“. Das Original wurde 1858 von Lachsfischern im Rhein gefunden

Ausgabe Nr. 34

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Ostwall 2

Telefon 02801-9882072

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Druck: Gutenberg Beuys Feindruckerei

Herbst 2018

Uwe Strauch, Dipl.-Inf. TU

46509 Xanten

Telefax 02801-9882073

www.museum.de

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Albert Renger-Patzsch. Die Ruhrgebietsfotografien Sonderausstellung im Ruhr Museum vom 8.10 bis 3.2.2019. Autoren: Stefanie Grebe, Prof. Heinrich Theodor GrĂźtter 4


Unter dem Titel „Albert Renger-Patzsch. Die Ruhrgebietsfotografien“ zeigt das Ruhr Museum das vielseitige Werk zur Ruhr-Region von Albert Renger-Patzsch, einem der wichtigsten Fotografen der Neuen Sachlichkeit, der stilbildend für die Fotografie des Ruhrgebiets war. Seine berühmten „Ruhrgebietslandschaften“ wurden 2016/17 erstmals umfassend in einer Ausstellung in der Pinakothek der Moderne, München präsentiert und befinden sich dort im Albert Renger-Patzsch Archiv der Stiftung Ann und Jürgen Wilde. Das Ruhr Museum zeigt die Münchner Ausstellung mit 100 Bildern in seinem Sonderausstellungsraum auf der Bunkerebene in der ehemaligen Kohlenwäsche auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein. Entstanden ist

Links. Albert Renger-Patzsch: Zeche Zollverein, Essen 1932 Oben. Albert Renger-Patzsch: Bergarbeiterhäuser in Essen-Stoppenberg 1929 Unten. Albert Renger-Patzsch: Essen 1930 Bildnachweis für alle Fotografien Albert Renger-Patzsch: Albert Renger-Patzsch Archiv / Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Pinakothek der Moderne, München © Albert Renger-Patzsch / Archiv Ann und Jürgen Wilde, Zülpich / VG Bild-Kunst, Bonn 2018

die Serie von Stadtrand- und Haldenlandschaften, Landstraßen, Hinterhöfen und Vorstadthäusern, Schrebergärten und Zechenanlagen im Ruhrgebiet zwischen 1927 und 1935 als eine der wenigen nicht auftragsgebundenen Arbeiten von Renger-Patzsch. Die Bilder stehen für die Entdeckung der Industrielandschaft als künstlerisches Bildmotiv. Renger-Patzschs

nüchterner und objektiver Blick lässt diese Aufnahmen zeitlos und bis heute faszinierend erscheinen. Ergänzt werden die Ruhrgebietslandschaften um 200 Fotografien, die Albert Renger-Patzsch bis in die 1960er Jahre im Ruhrgebiet aufgenommen hat. Die Aufnahmen werden in den Seitenräumen

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Albert Renger-Patzsch: „Kühe a. d. Ruhrmündung“, Duisburg-Ruhrort 1930

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präsentiert und zeigen Architekturfotografien, Aufnahmen der Villa Hügel, des Essener Münsters, der Gartenstadt Margarethenhöhe und verschiedener von Fritz Schupp und Martin Kremmer geplanter Zechen, wie der Zeche Zollverein. Für das Museum Folkwang dokumentierte er den Museumsneubau 1929 und die Exponate. Porträt-, Objekt- und Industrieaufnahmen sowie Fotografien der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt Essen ergänzen das Bild eines vielseitig arbeitenden Fotografen. Bei den gezeigten Schwarz-Weiß-Fotografien handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um vom Fotografen selbst erstellte Abzüge. Ihre Qualität ist einzigartig und sie stellen einen Höhepunkt in der Präsentation historischer Fotografien im Ruhr Museum dar. Die Ausstellung ist die umfassendste Schau der Ruhrgebietsfotografien von Albert Renger-Patzsch. Hierzu erscheint ein

umfangreicher, von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung geförderter Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König. Neben dem Hauptleihgeber, der Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Pinakothek der Moderne, München, sind unter anderem folgende Leihgeber vertreten: Archiv Ann und Jürgen Wilde, Zülpich; Museum Folkwang, Essen; Montanhistorisches Dokumentationszentrum am Deutschen Bergbau-Museum Bochum; Konzernarchiv Evonik Industries, Standort Marl; Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge / Historisches Archiv Krupp; Architekturmuseum der Technischen Universität München; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Akademie der Künste, Berlin (Mary-Wigman-Archiv), Bernward Dickerhoff, Bochum; Christel Humpert, Bochum und Otto-Bartning-Archiv der TU Darmstadt.

Foto: Albert Renger-Patzsch: Winterlandschaft mit Zeche Pluto, Wanne-Eickel 1929

Der Fotograf Albert Renger-Patzsch (1897 –1966) zog 1929 ins Ruhrgebiet. In den eineinhalb Jahrzehnten in Essen profilierte er sich als erfolgreicher Auftragsfoto-

graf inner- und außerhalb der Region. Er steht für einen kühl-objektiven Stil und wohlkomponierte Fotografien und ist als künstlerischer Fotograf der Neuen Sachlichkeit bekannt. Berühmt wurde er 1928 durch sein Buch ‚Die Welt ist schön‘. Der Bildband, der ursprünglich ‚Die Dinge‘ heißen sollte, wurde häufig als ästhetisches Manifest für einen fragmentierenden, sachlichen Blick rezipiert. Renger-Patzsch ist aber nicht nur ‚Fotograf der Dinge‘, er hat auch Menschen porträtiert, dokumentarisch im Stadtraum gearbeitet und zahlreiche Aufträge stilistisch durchaus unterschiedlich realisiert.

Ruhr Museum UNESCO-Welterbe Zollverein Areal A [Schacht XII] Kohlenwäsche [A 14] Gelsenkirchener Straße 181 45309 Essen Tel. +49 (0)201 24681 444 www.ruhrmuseum.de


EINLADUNG MUSEUMSTREFFEN 2018 Motto: „Die Ausstellungsobjekte – sie sind die Stars der Museen“ am 27. September 2018 im Ruhr Museum, UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen

Oben: Außenansicht Ruhr Museum, © Ruhr Museum, Foto: Brigida Gonzaléz Rechts: Blick in die Ausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“. Foto: © Uwe Strauch

Das MUSEUMSTREFFEN 2018 findet am 27. September 2018 im Ruhr Museum in Essen statt. Sie sind zu einem inspirierenden Tag eingeladen, an dem sich Museumsfreunde in entspannter Atmosphäre austauschen können. Einen stimmungsvollen Rahmen für das Museumstreffen bietet das Areal vom UNESCO- Welterbe Zollverein. Wie in den vergangenen Jahren referieren wieder acht Museumsdirektoren. Die Redner schildern ihre eigenen Erfahrungen, Visionen und Pläne bezugnehmend auf das

Tagungsmotto „Die Ausstellungsobjekte – sie sind die Stars der Museen“. Unmittelbar nach den halbstündigen Beiträgen sind Fragen aus dem Publikum möglich und erwünscht. Während der Pausen gibt es für die Tagungsteilnehmer Gelegenheit zum „networken“. Als letzten und außergewöhnlichen Programmpunkt erwartet die Tagungsgäste ein gemeinsamer Besuch der Sonderausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ mit Get Together bei einem „Bergmannsmenü“.

Die Einladung zum MUSEUMSTREFFEN richtet sich an Museumsmitarbeiter (mit Festanstellung, Zeitverträgen, Ehrenamtler), Mitglieder der Freundes- und Fördervereine von Museen, Volontäre und Studenten. Ebenso können auch interessierte Gäste teilnehmen, die beruflich oder privat in Verbindung mit Museen stehen. Die Tagungspauschale beträgt einheitlich für jeden Gast 69 Euro. Darin enthalten ist die ganztägige Verpflegung. Weitere Infos und die Anmeldung zur Veranstaltung finden Sie unter www.museum.de/museumstreffen

Ein Dankeschön gilt den Sponsoren der Veranstaltung:

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REFERENTEN MUSEUMSTREFFEN 2018 Das MUSEUMSTREFFEN 2018 findet am 27. September im Ruhr Museum in Essen statt. Motto: „Die Ausstellungsobjekte - sie sind die Stars der Museen“. Anmeldung unter www.museum.de/museumstreffen 09:40 - 10:10 08:15 Einlass Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern Dr. Dirk Blübaum Leiter Abt. Staatliches Museum Schwerin

08:30 - 09:00 Frühstück

09:00 - 09:10

„Sie haben die Uhr – wir die Zeit“

Uwe Strauch Gründer museum.de, Xanten 10:10 - 11:00 Kaffeepause 50 Minuten

Begrüßung : „Die Ausstellungsobjekte – sie sind die Stars der Museen“

11:00 - 11:30 Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss Direktor Archäologisches Museum Hamburg „Das Exponat im Boden – Hamburgs Ursprünge in situ präsentiert“

Foto: © AMH

11:30 - 12:00 Dr. Annette Ludwig Direktorin Gutenberg-Museum, Mainz „Bibliophile Kronjuwelen – Die Gutenberg-Bibeln im Gutenberg-Museum“

Foto: © Ruhr Museum, Rothenberg

09:10 - 9:40

12:00 - 13:15 Mittagsbuffet 75 Minuten

Dr. Frank Kerner Stellvertretender Direktor Ruhr Museum

13:15 - 13:45

„Natur. Kultur. Geschichte.

Dr. Denise Roth Leitung Faust-Museum/Faust-Archiv in Knittlingen

Die Dauerausstellung des Ruhr Museums“ „Giftschrank, Zauberformel und Erstausgabe – Orbit der Exponate um einen Mythos: Faust“

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MUSEUMSTREFFEN 2018

13:45 - 14:15 Prof. Dr. Beate Reifenscheid Direktorin Ludwig Museum im Deutschherrenhaus, Koblenz Präsidentin ICOM Deutschland „Objekt – Kontext – Inszenierung zeitgenössischer Kunst“

Moderation: Petra Albrecht WDR Düsseldorf

Foto: © Ludwig Museum 2018

14:15 - 15:00 Kaffeepause 45 Minuten

15:00 - 15:30 Prof. Dr. Lars-Christian Koch Sammlungsdirektor der Staatlichen Museen im Humboldt Forum, Berlin Direktor Ethnologisches Museum „Flüchtige Objekte – immaterielle Kultur im Museum“ Foto: © K-Photographie

15:30 - 16:00 Dr. Michael Farrenkopf Leitung Montanhistorisches Dokumentationszentrum und Mitglied des Direktoriums des Deutschen Bergbau-Museums Bochum

Foto: © Seda Karaoglu

„... ein helles Licht bei der Nacht“. Faszination und Herausforderungen der materiellen Überlieferung des Bergbaus.

16:00 - ca. 18:00 l Gemeinsame Besichtigung der Ausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ in der Kokerei / Mischanlage, UNESCO-Welterbe Zollverein

Blick in die Trichterebene. Foto: © museum.de

l Get together mit Bergmanns-Menü In Kombination mit der Ausstellungsbesichtigung erwartet die Teilnehmer das Get Together in der Trichterebene der Kokerei mit „Bergmannsmenü“ und Pils vom Faß

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Anzeige Es ist ziemlich genau 50 Jahre her, dass ein Ereignis die Welt erschüttert: Der Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei. Er wird die Reformen von Alexander Dubcek ersticken. Es ist das forcierte Ende des Prager Frühlings, gegen das sich die Bevölkerung der Tschechoslowakei mit dem Mut der Verzweiflung wehrt. Ein Mann, 30 Jahre alt, dokumentiert den gewaltlosen Protest der Bevölkerung. In den Tagen rund um diesen 21. August 1968 ist er in den Straßen der tschechoslowakischen Hauptstadt unterwegs, die Kamera immer in der Hand. Mit seiner Exakta hält er die Wut und die Trauer der Menschen fest, ihr Aufbegehren gegen die Besatzung und die Wunden, die der Einmarsch in die Stadtlandschaft geschlagen hat. Ein Jahr später, zum ersten Jahrestag der Invasion, erscheinen seine Fotos im Sunday Times Magazine. Elliott Erwitt, der Präsident der Agentur Magnum Photos, hatte sie der Presse zugespielt. Um den Fotografen zu schützen, sind sie lediglich mit P.P. signiert: Prague Photographer. Wiederum einige Monate später, im Mai 1970, sitzt der Prague Photographer auf einer Bank im Hyde Park und fällt eine Entscheidung: Er wird den kurzen Auslandsaufenthalt in London nutzen, um nicht mehr in seine Heimat zurückzukehren und in Großbritannien Asyl zu beantragen. Zu groß ist die Gefahr, zu Hause Opfer politischer Repressionen zu werden. Bislang kann man es ihm nicht nachweisen, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass er, Josef Koudelka, Urheber der Fotografien ist. In diesen Tagen ist er, wie er heute lachend bemerkt, der berühmteste anonyme Fotograf der Welt.

Der berühmteste anonyme Fotograf: Josef Koudelka ist zurück in Prag Koudelka: Návraty/ Returning. Autorin: Dr. Claudia Klein 13


„Dadurch, dass ich die Tschechoslowakei verließ, habe ich die Welt entdeckt. Allem voran wollte ich reisen, um fotografieren zu können. Ich wollte nichts von dem haben, was die Leute ein „Zuhause“ nennen. Ich wollte nicht irgendwohin zurückkehren müssen. Für mich war es wichtig zu wissen, dass niemand mich nirgendwo erwartete, dass ich da sein sollte, wo ich war, und wenn ich nichts mehr zu fotografieren fand, dann war es Zeit weiterzuziehen.“ 1 Koudelka bleibt im Westen und entscheidet sich für ein asketisches Wanderleben. Ohne festen Wohnsitz reist er jahrelang durch Spanien, Frankreich, England, Holland oder Irland und richtet seinen Blick und sein Objektiv auf die fremden Menschen und ihre Gewohnheiten: „Du bist anders als sie, darum müssen deine Fotos anders sein“, so resümiert er seine Lebenssituation. Obwohl er Mitglied bei Magnum ist, nimmt er keine Aufträge an, sondern lebt und arbeitet ausschließlich nach selbstgewählten Motiven. Er bleibt sich treu und nimmt rasch ein Thema wieder auf, das ihn bereits in der Tschechoslowakei beschäftigt hat: Das Leben der Sinti und Roma wird sich wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk ziehen. Er porträtiert Nomaden und Entwurzelte, die ihm selbst ähnlich sind. Daneben widmet er sich den mediterranen Landschaften und fotografiert sie als breitformatige Panoramen. Er zeigt die Natur in ihrer Verwundbarkeit und die oftmals entstellenden Eingriffe des Menschen. Industriebrachen, verlassene Ruinen oder ein einsamer Baum, der dem Schnee trotzt – sind es tatsächliche Orte, die man dort sieht? Oder viel eher Nicht-Orte? Kaum zu entscheiden. Doch ist Koudelka kein Künstler, der um jeden Preis schockiert. Sein Blick ist melancholisch und seine Fotoserien geben sich bescheiden und unspektakulär. So ist es genau dieser poetische, skurrile und manchmal augenzwinkernde Blick, der ihn zu einem der bedeutendsten Chronisten des ausgehenden 20. Jahrhunderts macht. Als er 1990 erstmals nach 20 Jahren wieder in die Tschechoslowakei reist, kommt es ihm unwirklich vor, seine Muttersprache auf der Straße zu hören, so berichtet er staunend. Er bleibt bis heute ein Wanderer zwischen den Welten. _______________________ 1 Zitat Koudelka: La fabrique d‘exils, éditions du Centre Pompidou, Paris 2017, S. 38, übers. Dr. Claudia Klein

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Jetzt, zum 80. Geburtstag des Künstlers und zum 50. Jahrestags der Niederschlagung des Prager Frühlings, richtet das Kunstgewerbemuseum Prag eine umfassende Retrospektive aus. Die Schau präsentiert die ästhetische Sprache Koudelkas in ihrer ganzen Breite: von den Anfängen des knapp 20-Jährigen über seine Arbeiten am Theater, die historischen Bilder des Sommers 68 bis hin zu den Exil- und Panorama-Serien. Josef Koudelka wird dem Kunstgewerbemuse-

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um nach und nach einen Großteil seines Werkes übereignen und zeigt sich auf der Ausstellungseröffnung gut gelaunt und voller Energie. Fotografieren sei eine hoch emotionale Angelegenheit, und er sei überzeugt, dass ein einzelnes Foto viele unterschiedliche Geschichten erzählen müsse. Dies gelte in besonderem Maße für den Sommer 1968: „Wo immer Sie hinschauten, war ein Fotomotiv.“ Und so wie Koudelka die Motive ihre Ge-

schichten erzählen lässt, so gibt auch die sorgfältig kuratierte Ausstellung dem Bild und dem Blick des Künstlers den Vorrang. Sparsam betextet, lässt sie das Werk Koudelkas allein aus sich heraus wirken. Das unauffällig elegante Ausstellungsdesign trägt das seine dazu bei: Es bildet einen harmonischen Kontrast zu den opulenten Schmuckelementen des frisch restaurierten Neorenaissance-Baus und gibt Werk und Betrachter den nötigen Freiraum, um miteinander ins Gespräch zu kommen.


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Unaufdringlich, zurückgenommen und elegant wirken die Schwarz-Weiß-Fotografien auf hellgrauen Stellwänden, aus denen die Prager Ausstellungsmacher die verschiedensten Räume geschaffen haben: langgezogene Abfolgen der Bilderserien, ein labyrinthischer Wald aus Landschaftspanoramen und, als echter Hingucker: die ausführliche Biographie Koudelkas, die harmonisch im Halbrund präsentiert wird. Das Kunstgewerbemuseum schafft die perfekte Verbindung einer historisieren-

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den Architektur mit anspruchsvollem zeitgenössischem Ausstellungsdesign. Und wer die Koudelka-Ausstellung besucht, der versteht, was Helena Koenigsmarková, die Direktorin des Hauses meint, wenn sie von ihrem Wunsch spricht, das altehrwürdige Gebäude mit heutiger Schönheit, Ästhetik und Kultur zu füllen. Návraty – Rückkehr heißt die Ausstellung im Prager Kunstgewerbemuseum. Josef Koudelka ist nach Prag zurückgekommen, zweifelsohne. Doch wer Leben und

Werk dieses außergewöhnlichen Künstlers Revue passieren lässt, hat es keinesfalls mit Heimkehr und Ruhe zu tun. Er stößt unweigerlich auf immer neue Aufbrüche in eine elegische Welt voller Rätsel und Melancholie. Die Ausstellung ist noch bis zum 23. September 2018 im Kunstgewerbemuseum in Prag zu sehen. Der Eintritt beträgt 150 Kronen. Fotos: © Kunstgewerbemuseum Prag und © MBA


Das Prager Kunstgewerbemuseum wurde 1885 gegründet und zog 1900 in den vom Architekten Josef Schulz entworfenen Neorenaissance-Bau. Das Museum befindet sich in der Josefstadt (Josefov), in unmittelbarer Nähe zum Jüdischen Friedhof und ist für seine einzigartigen Glas- und Keramiksammlungen bekannt. Der Lesesaal der angeschlossenen Fachbibliothek gehört zu den schönsten Orten in Prag. Das Museum präsentiert seine umfangreiche Sammlung in einer zweigeschossigen Dauerausstellung. Seit 1990 widmet es sich auch vermehrt dem zeitgenössischen Kunstschaffen und zeigt jährlich drei bis vier Sonderausstellungen, die die Angewandten Künsten in all ihren Facetten darstellen. Umfangreiche Restaurationsmaßnahmen der letzten Jahre haben eines der wichtigsten staatlichen Museen in altem und neuem Glanz erstrahlen lassen. Erstmals für die Koudelka-Ausstellung wurde nun auf das Stellwandsystem Mila-wall der deutschen Firma MBA zurückgegriffen, das in Tschechien von der Firma DYTEC vertrieben wird. Es zeichnet sich durch hohe Flexibilität und ungewöhnliche Lösungen aus. So machte das Mila-wall-System beispielsweise die elegante Halbrund-Wand auf Seite 16/17 möglich.

Unter dem QR-Code finden Sie einen kurzen Film über das Haus, den Aufbau und die Eröffnung der Ausstellung in Anwesenheit des Künstlers.

Kunstgewerbemuseum Prag (Umeleckoprumyslové museum) 17. listopadu 2 110 00 Praha 1- Altstadt (Staré Mesto) Tel. ++ 420 778 543 902 info@upm.cz http://www.upm.cz (Seite auf Tschechisch und Englisch)

www.mila-wall.de

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Paleis Het Loo. Foto: Š Hollandluchtfoto, Maarten van de Biezen

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PALEIS HET LOO Das Kรถnigsschloss in Apeldoorn, Niederlande

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Im Herzen der Niederlande, am Stadtrand von Apeldoorn, liegt Paleis Het Loo. Mehr als 300 Jahre lebten und arbeiteten die Oranier auf Paleis Het Loo. Was als Jagdschloss für einen Statthalter begann, wurde ein Königsschloss. Es wurde wieder aufgebaut und modernisiert, es wurde Kunst gesammelt und ein Garten entworfen. Die Oranier empfingen hier ihre Gäste nicht nur für Geschäfte,

sondern auch zur Unterhaltung. Deshalb wurden die Gärten und Stallungen mit Sorgfalt entworfen. Die Pferde bekamen eine königliche Unterkunft in den Remisen, in denen auch die Kutschen ihren Platz fanden. In den Gärten wurden exotischen Blumen und Pflanzen angelegt. Diese reiche und glanzvolle Vergangenheit ist immer noch auf Paleis Het Loo zu sehen.

Geschichte des Schlosses 1684 kaufte Statthalter Willem III. das mittelalterliche Jagdschloss Het Loo, Het Oude Loo, mit den umliegenden Gebäuden, Wäldern, Ländereien und Wasserläufen. Hier wollte er ein neues Jagdschloss bauen, das den Landsitzen anderer europäischer Fürsten in nichts nachstehen sollte. Willem und seine Gemahlin Mary Stuart, die spätere Königin Mary II., waren Liebhaber der Architektur und Gartenkunst. Dieses neue Loo sollte eine großzügig angelegte Sommerresidenz werden, Fotos Linke Seite: Garten im Sommer. Paleis Het Loo Rechts: Willem III Fotos: © Paleis Het Loo

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die dem Statthalter Gelegenheit zur Jagd bot und auf der er hohe Gäste fürstlich empfangen konnte. 1686 waren das Schloss und die Gärten so gut wie fertig.

Drei Jahre später, 1689, wurden Willem und Mary König und Königin von England, Schottland und Irland. Zu dieser international bedeutenden Stellung gehörte

ein repräsentatives Schloss. Daher wurden die Gärten vergrößert und um das Schloss vier Pavillons errichtet, die das Mittelstück mit dem Ost- und Westflügel verbinden.

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Nach dem Tod des König-Statthalters Willem III. diente das Schloss den nachfolgenden Statthaltern, Königen und Königinnen als Jagdschloss und Sommerresidenz. Het Witte Loo 1795 flüchtete Willem V., der letzte Oranier-Statthalter, nach England. Das Schloss und die Gärten verfielen. 1806 ging das Schloss in den Besitz von Ludwig Napoleon über, der von seinem Bruder Napoleon Bonaparte als König von Holland eingesetzt wurde. Ludwig Napoleon ließ das Schloss weitgehend umgestalten: Es wurde grau-weiß verputzt und so entstand ‚Het Witte Loo‘, das weiße Loo. Über den Barockgärten des 17. Jahrhunderts ließ er einen Landschaftspark im romantischen Stil anlegen.

Linke Seite: Garten im Sommer Paleis Het Loo Rechts, oben: ‚Het Witte Loo‘, Schelfhout Unten: Prinzessin Margriet und Ihre Familie, Paleis Het Loo 1974. Fotos: © Paleis Het Loo

Rückkehr der Oranier 1813 kam der Sohn des früheren Statthalters Willem V. nach jahrelangem Exil wieder zurück in die Niederlande und bestieg 1815 als König Willem I. den Thron. In demselben Jahr wurde beschlossen, Paleis Het Loo von nun an dem Staatsoberhaupt als Sommerresidenz zur Verfügung zu stellen. Erweiterung 1911 wurde das Corps de Logis, der Mittelteil des Schlosses, im Auftrag von Königin Wilhelmina mit einer Etage aufgestockt. An der Ostseite wurden mehrere Gebäude hinzugefügt, in denen sich heute Büroräume befinden. Durch diesen Umbau ging die ursprüngliche Symmetrie des Schlosses teilweise verloren. Im Zweiten Weltkrieg war das Schloss von deutschen Soldaten besetzt. Nach dem Krieg kehrte Königin Wilhelmina auf Het Loo zurück, das sie zu ihrem Lieblingsschloss erklärte. Nach ihrem Abtreten im Jahr 1948 zog sich die ehema-

lige Königin auf Het Loo zurück, wo sie am 28. November 1962 verstarb. Letzte Bewohner Die Schwester der früheren Königin Beatrix, Prinzessin Margriet und ihr Mann, Professor mr. Pieter van Vollenhoven, waren mit ihren vier Söhnen die letzten Bewohner des Schlosses. Sie wohnten von 1967 bis 1975 im Ostflügel. Jedes Jahr zu Weihnachten kann man jetzt noch die Weihnachtstafel von Prinzessin Margriet auf Het Loo bewundern.

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Museum 1970 wurde beschlossen, das Schloss als Museum einzurichten. Im Jahr 1977 begannen die Restaurierungsarbeiten. Die Fassade des Schlosses sollte wieder so aussehen wie im 17. Jahrhundert. Außerdem wurden die Zubauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, wie die Etage auf dem Corps de Logis, und der weiße Verputz entfernt. Auch der Barockgarten wurde wieder im Stil des 17. Jahrhunderts angelegt. 1984 wurde dann das Museum eröffnet. Die Gärten Die Gärten von Paleis Het Loo sind oft in der Form geändert worden. In der franzö-

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sischen Zeit lebte Louis Napoleon auf Het Loo. Er ließ die Gärten mit einer großen Schicht von Sand bedecken und richtete ein englischen Landschaftsparks ein. Später wurden die Gärten im Stil der niederländischen Barockgarten aus der Zeit der ersten Bewohner, König-Statthalter William III. und seiner Frau Mary Stuart II, wiederhergestellt. Ein symmetrischer Garten mit vielen Parterren, beeindruckenden Brunnen und historischen Pflanzen. Historische als auch zeitgenössische Blumen verleihen den Palastgärten jede Saison eine besondere Atmosphäre. Springbrunnen und Statuen Von April bis Oktober kann man sich an

den Springbrunnen erfreuen. Die Gärten von Paleis Het Loo sind im Vergleich zu den Gärten von Schloss Versailles von bescheidenem Umfang. Die Springbrunnen, die laufend mit frischem Wasser aus den höher gelegenen Quellen versorgt werden, übertreffen jedoch die auf Schloss Versailles. Der 13 Meter hohe ‚Koningssprong‘ stieß seinerzeit Europas höchste Fontäne aus. Die Statuen stellen Götter und Göttinnen aus der griechischen Mythologie dar. Sie symbolisieren das Blühen und Gedeihen der Gärten sowie die Leistung, die vollbracht wurde, um aus einer ursprünglich dürren Heide eine grüne Oase zu schaffen. Im Mittelpunkt steht Venus, die Göttin der Liebe. Museum Paleis Het Loo hat

den offiziellen Status „Botanischer Garten“, eine Auszeichnung für eine jahrzehntelange sachkundige Betreuung. Die Gärten von Paleis Het Loo gehören zu den schönsten von Europa. Stallungen und Kutschenhäuser Von der Kasse im Eintrittsgebäude gelangen Sie auf den ‚Stallenplein‘, dem Platz vor den Stallungen und zu den Kutschenhäusern, die in dem niedrigen Gebäude rechts und links des Platzes untergebracht sind. Sie wurden zwischen

Linke Seite: Stallungen Oben: Kutschenhaus. Fotos: © Paleis Het Loo

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1907 und 1909 im Auftrag von Königin Wilhelmina (1880-1962) gebaut. Unter der Überdachung, unter der jetzt die Kutschen und Fahrzeuge untergebracht sind, befindet sich der Anspannplatz. Neue Einrichtung Seit dem Frühjahr 2015 ist die Präsentation des Fuhrparks des niederländischen Königshauses renoviert. Besucher können im Kutschenhaus die königlichen Kutschen, Autos und Schlitten aus nächster Nähe sehen. Prunkstück in der Sammlung ist die Cadillac-Cabrio-Limousine. Im Jahr 1949 kauf-

te Prinzessin Wilhelmina dieses Auto. Seit Jahren schien dieses Auto verschwunden zu sein, aber vor kurzem tauchte es in den USA auf. Paleis Het Loo erwarb das Auto, das mehr Seemeilen als Kilometer auf der Straße zurückgelegt hat. Im Jahr 2016 kehrte es wieder auf Paleis Het Loo zurück! Königliche Pferde In den Stallungen ist für 88 Pferde Platz. In der linken Box genießen zwei Pferde, die jahrelang im Dienst des Königshauses standen, ihren Ruhestand. Ein Teil der Stallungen wird noch immer vom Königliches Stalldepartement in Den Haag genutzt. Seit 1984 ist dieses ehemalige königliche Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich. Mehr als 30 Jahre nach seiner Eröffnung als Museum ist eine Renovierung erforderlich. Das Schloss bleibt daher bis Mitte 2021 geschlossen. Paleis Het Loo ist ‚Geöffnet, aber anders‘. Sie sind herzlich eingeladen, die Gärten, Stallungen und Restaurants von Paleis Het Loo zu besuchen.

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Oben: Ausblick auf die Baustelle Mitte: Stallungen Unten: Garten Paleis Het Loo Fotos: © Paleis Het Loo

Paleis Het Loo Koninklijk Park 1 7513 JA Apeldoorn, Niederlande +31 (0)55 – 577 24 00 info@paleishetloo.nl www.paleishetloo.de


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D I G I TA L P O T E N Z I A L Immer mehr Werbungtreibende erkennen, dass Eintrittskarten, richtig verwendet, über digitales Potenzial verfügen und ein Marketingmittel sind, mit dem sie Zielgruppen exakt und ohne hohe Streuverluste erreichen können. Industrie, Handel und Gastronomie nutzen deshalb Tickets zunehmend für Aktionen, die digital mit einer Website oder einer Social MediaPlattform interagieren können. Dazu werden möglichst große, aussagekräftige Eintrittskarten benötigt und ein Einzelcode pro Ticket. Beckerbillett hat diesen Trend rechtzeitig erkannt und bietet allen Kunden die Möglichkeit, jedes einzelne Ticket im laufenden Druckprozess auf der Vorder- oder Rückseite mit einem individuellen QR-, Strich-, Nummern- oder Wortcode zu versehen. Gern informieren wir Sie. Rufen Sie uns einfach an.

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Kunsthalle 4.0 Niedrigschwelliger Zugang als Element einer umfassenden digitalen Strategie. Autor: Florian Rogge 32


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Am 01. Juni fand in Mannheim die wohl meistbeachteteste Neueröffnung einer Kulturinstitution in Deutschland in diesem Jahr statt. Mit einem Grand Opening waren alle Interessierten geladen, die Kunsthalle Mannheim, insbesondere den vielbeachteten, vom weltbekannten Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner gestalteten Neubau zu besichtigen. Für den derzeit größten Neubau eines Kunstmuseums in Deutschland investierten vor allem private Mäzene, aber auch die Stadt Mannheim und das Land Baden-Württemberg rund 70 Millionen Euro. Das Ergebnis ist eine maßgeschneiderte, innovative Architektur, konzipiert nach dem architektonischen Prinzip der „Stadt in der Stadt“ als eine offene, frei zugängliche Gebäude- und Raumstruktur. Der spektakuläre Gebäudekomplex an Mannheims schönstem Platz zieht mit seiner barrierefreien Weiterführung in das urbane Umfeld das Publikum bis ins zentrale Atrium und ermöglicht so einen freien Zugang der Kunsthalle aus dem Stadtraum heraus.

Dabei begeistert die Kunsthalle nicht nur mit ihrer Architektur und der kuratorischen Konzeption. Aktuell sind Installationen von William Kentridge, Rebecca Horn und Alicja Kwade, Gemälde von Edouard Manet über Max Beckmann bis Francis Bacon, Arbeiten von Anselm Kiefer und Skulpturen von Auguste Rodin über Umberto Boccioni, Max Ernst und Alberto Giacometti bis zu Thomas Hirschhorn zu sehen. Der schon zuvor beeindruckende Altbau erscheint ebenfalls in neuem

Linke Seite: Die Fassade der Kunsthalle Mannheim im Sonnenlicht Foto: © Kunsthalle Mannheim / Lukac Diehl 2017 Rechte Seite: Oben: Besucher bewegen sich am Eröffnungswochenende zwischen den Skulpturen im Kubus 2 der Kunsthalle Mannheim Foto: © Kunsthalle Mannheim / Dietrich Bechtel Links: Blick in das Atrium des Neubaus am Grand Opening Rechts: Warten auf das Grand Opening Fotos: © Kunsthalle Mannheim / Maria Schumann

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Gewand und legt in den dort gezeigten Eröffnungsausstellungen einen Fokus auf die Ausstellungsgeschichte des Hauses, auf die umfangreich untersuchte Institutionsgeschichte sowie auf die Ergebnisse der mehrere Jahre vorbildlich durchgeführten Provenienzforschung, die alle höchst anschaulich präsentiert werden. Neben Kunst und Architektur fand aber vor allem die Digitale Strategie der Kunsthalle Mannheim großen Anklang in der Fachwelt. Denn neben die analoge Kunsthalle als Erlebnisort tritt die Kunsthalle 4.0 – für alle weltweit und jederzeit zugänglich. Im Zentrum dieser digitalen „Revolution“ stehen kulturelle Bildung, Beteiligung, Emanzipation des Besuchers

Linke Seite: In der Skulpturendisco schaffen die Besucher durch ihre Bewegungen ein temporäres Kunstwerk Oben: Easter Egg: Ein überraschender Anruf von Hafis vor der Schenke Mitte: Der Graphiktisch bietet tiefe Einblicke in die Graphische Sammlung Unten: Die Collection Wall im Atrium des Neubaus Fotos: © Kunsthalle Mannheim / Dietrich Bechtel

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vom Museum als reiner Bildungsort sowie die Ansprache neuer Publikumsschichten. Dieses Konzept eines barrierefreien Zugangs zur Kunst, baulich wie funktional, ist Teil einer innovativen digitalen Strategie, mit der die Kunsthalle Mannheim sich neue Handlungs- und Wirkungsfelder eröffnet. Zentrale und vielbeachtete digitale Angebote sind die Kunsthalle Mannheim App, die Collection Wall, das Creative Lab, die Möglichkeit einen persönlichen Museumskatalog zu erstellen und der Graphiktisch, der es ermöglicht, die graphische Sammlung mittels hochauflösenden Touch-Displays zu erforschen. Neben diesen Bestandteilen und der zugrundeliegenden umfassenden Konzeption wird die digitale Strategie auch systemisch unterstützt. Hierbei greifen verschiedene Systeme ineinander und ermöglichen der Kunsthalle so, Inhalte effizient zu verwalten.

Mithilfe einer Brücke überqueren die Besucher im 1. OG das Atrium. Foto: © Kunsthalle Mannheim / Dietrich Bechtel Rechte Seite: Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin der Kunsthalle Mannheim, an der Collection Wall im Atrium des Neu-

baus. Foto: © Kunsthalle Mannheim / Dietrich Bechtel Unten: Ausstellungsansicht von „JEFF WALL. APPEARANCE“ in der Kunsthalle Mannheim courtesy the artist © Jeff Wall. Foto: © Kunsthalle Mannheim / Rainer Diehl

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Oben: „Menschenmenge“ – Ausstellungsansicht Kubus 2, Ebene 1 Foto: © Kunsthalle Mannheim / Rainer Diehl Rechte Seite: Rebecca Horn, o.T. (Inferno), 1993 11 Metallbetten, 4 Geigen, Motoren, 1.300 cm hoch Kunsthalle Mannheim, Leihgabe aus Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Ein wichtiger Bestandteil im systemischen Umfeld ist dabei das Besuchermanagement. Die Kunsthalle hat sich hierbei für den Best of Breed Ansatz entschieden und nutzt Systeme unterschiedliche Hersteller, welche per Schnittstelle verbunden sind. Das ermöglicht der Kunsthalle den kontingentierten Vertrieb von Tickets, Jahreskarten und Veranstaltungen über alle bisher angebundenen Verkaufskanäle. Dass das E-Commerce Angebot dabei responsiv gestaltet ist, der Online-Shop sich also an das Gerät anpasst, auf dem er angezeigt werden soll und die Erfordernisse der Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG) 2.0 auf Konformitätsstufe AA erfüllt, ist heutzutage selbstverständlich. Niedrigschwelliger Zugang ist hier also in der Form realisiert, dass die Zugänglichkeit auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen gegeben ist, der Shop auf allen gängigen Endgeräten funktioniert, alle Veranstaltungen direkt buchbar sind und keine Gebühren erhoben werden.

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Künftig geplante Projekte wie In-App-Ticketing, Passbook-Tickets, die Bereitstellung von Dokumenten für Lehrer und Schulklassen im Online-Buchungs- bzw. Anfrageprozess, eine engere Einbindung der im Besuchermanagementsystem gespeicherten Daten der Bildungsabteilung in Digital Signage und Veranstaltungskalender auf der Webseite gliedern sich in die Strategie hervorragend ein.

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Sehen, hören, verstehen Vitra Design Museum setzt Besucher-Guide TelMe von Albrecht ein. Autor: Stefan Winter

Das Schaudepot als neuester Ausstellungsbereich des international renommierten Vitra Design Museum sowie als weiteres Gebäude auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein begeistert täglich seine zahlreichen Besucher. Das Vitra Design Museum stellt im Schaudepot ganz besondere Schlüsselobjekte seiner umfangreichen Sammlung aus und schafft damit eine der weltweit größten Dauerausstellungen und zugleich Forschungsstätten für Möbeldesign. Die persönliche Informationsvermittlung nimmt im Vitra Design Museum einen hohen Stellenwert ein. Ein geschultes Team erarbeitet dazu spezifische Angebote, die Besuchergruppen gezielt ansprechen und damit den Zugang zu Design und Architektur anbieten. Für die informativen Besucherführungen im Schaudepot kommt seit der Eröffnung im Juni 2016 das zuverlässige und sehr komfortable Audiokommunikationssystem TelMe von Albrecht zum Einsatz. Die Präsentation der Exponate im Schaudepot gliedert sich in drei Bereiche, die zusammen einer Gesamtfläche von etwa

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1.600 Quadratmeter entsprechen. Im Erdgeschoß befindet sich die Haupthalle, auf der die umfangreiche Dauerausstellung präsentiert wird. Im Zentrum steht eine Auswahl von über 400 besonderen Objekten des modernen Möbeldesigns. Ikonen der klassischen Moderne von Le Corbusier oder Alvar Aalto sind ebenso zu entdecken wie jüngere Entwürfe aus dem 3D-Drucker oder anonyme Objekte oder Prototypen. Ergänzt wird diese Präsentation um kleinere Wechselausstellungen zu sammlungsbezogenen Themen. Ausführliche Informationen zu den Objekten erhalten die Besucher über den digitalen Katalog, der im Schaudepot über das eigene Smartphone oder über ein

Tablet-Leihgerät abgerufen werden kann. Ergänzend zu diesem Angebot starten täglich Führungen mit durchschnittlich 15 bis maximal 20 Personen, die in deutscher und englischer Sprache zu den Exponaten informieren. Seit Eröffnung des Schaudepots werden diese Gruppenführungen mit dem Kommunikationssystem Albrecht TelMe mit Audio-Funkübertragung durchgeführt. Das kleine TelMe Empfängergerät wird zusammen mit einem Kopfhörer vom Team Hosts des Vitra Design Museums vorbereitet und vor dem Start der Führung an die Besucher ausgegeben. Das sehr leichte Gerät kann bequem mit dem Umhängeband um den Hals oder über der Schulter getragen wer-


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den. Die jeweiligen Tour-Guides verwenden das angenehm zu tragende Headset zusammen mit dem ebenfalls sehr kleinen und leichten Sendegerät der Personenführungsanlage. Nach einem Jahr Erfahrung mit dem Albrecht TelMe zieht Annika Schlozer, Leiterin der Abteilung „Welcome & Information“, eine positive Bilanz: „Wir sind sehr zufrieden mit der Sprach- und Empfangsqualität sowie der intuitiven Bedienung des Albrecht TelMe Besucherführungssystems. Die Tonqua-

ligen Gruppe durch das Schaudepot sehr angenehm zu tragen.“

Komfortable Informationsvermittlung Dank der Verwendung des Funk-Audiokommunikationssystems können die Führungsteilnehmer entspannt den Informationen des Redners folgen. Zugleich

dio-Funkübertragung oder Ausfälle von einzelnen Geräten konnten beim bisherigen Betrieb nicht verzeichnet werden,“ weiß Annika Schlozer zu berichten. Beim Albrecht TelMe können neben dem leicht zu reinigenden und somit sehr hygienischen On-Ear-Kopfhörer auch die eigenen Kopfhörer mit Kabel der Besucher verwendet werden, die sie mit ihrem Smartphone oder MP3-Player bereits mitführen. Sprachübertragung ohne Tonverlust Während die Dauerausstellung in der Haupthalle des Schaudepots chronologisch gegliedert ist, zeigen die Einblicke im Untergeschoss unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Zudem wird ein Einblick hinter die Kulissen des Museums ermöglicht, wo Konservatoren und Kuratoren täglich mit den Sammlungsobjekten umgehen. Die einsehbare Restaurierungswerkstatt kann im Rahmen von Besucherführungen ebenfalls besichtigt werden.

lität für die Besucher über den kleinen Kopfhörer ist optimal und so wird unser Guide bei den Führungen stets sehr gut verstanden. Diese Rückmeldung bekommen wir regelmäßig von unseren Gästen. Und auch für die Mitarbeiter ist das Headset beim Sprechen und Leiten der jewei-

werden die anderen Besucher im Schaudepot, die die Ausstellung lieber für sich entdecken oder nach einer geführten Tour noch weiter das Museum genießen möchten, nicht von den Erläuterungen und Ausführungen einer Gruppenführung gestört. „Technische Probleme bei der Au-

Linke Seite, oben: Außenansicht Vitra Schaudepot © Vitra Design Museum, Foto: Julien Lanoo Links: Schaudepot Lab. Rechts: Innenansicht Vitra Schaudepot © Vitra Design Museum, Fotos: Mark Niedermann Hintergrundfoto: © Vitra Design Museum

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ren Funkgruppen sorgen zudem für eine geringe Anfälligkeit für Störungen. Sollte daher mal ein Teilnehmer einer Führung länger an einem Exponat oder in einem bestimmten Gebäudebereich verweilen, verliert er trotzdem nicht den Kontakt und somit den Anschluss an seine entsprechende Gruppe. Lange Laufzeit – kurze Ladezeit

Gerade in solchen Gebäudebereichen spielt eine hohe Qualität der Funkübertragung eine große Rolle. „Zwar achten unsere Mitarbeiter darauf, dass die Gruppe immer überschaubar zusammen bleibt, aber die Sicherheit, dass der Funkkontakt auch bei etwas weiteren Distanzen im Gebäude nicht abreißt, finden wir sehr gut,“ sagt Annika Schlozer. Das TelMe von Albrecht sichert eine klare Sprachübertragung bis zu einer Entfernung von 100 Metern dank Audio-Funk mit 2,4 GHz ISM Band. Die 39 wählba-

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Das Albrecht TelMe erreicht zuverlässig eine Betriebszeit von bis zu 20 Stunden. Somit müssen die Empfängergeräte nach jedem Rundgang nicht sofort wieder geladen werden. Sie werden vom Team Hosts entgegen genommen, kurz geprüft und erst über Nacht in die entsprechende Mehrfach-Ladeeinrichtung gesetzt. Zu einem Ausfall wegen zu geringer Ladekapazität kommt es nicht. Auch die Tour-Guides, die das Sendegerät mit Headset über den Tag mehrfach bei den zahlreichen Führungen verwenden, können von keinem Geräteausfall berichten.

Tag für Tag im Einsatz Mit der reibungslosen und täglichen Verwendung des Albrecht TelMe Besucherführungssystems ist man nicht nur im Vitra Design Museum sehr zufrieden. Auch der Hersteller Alan Electronics GmbH freut sich über den erfolgreichen Einsatz des Albrecht TelMe im Schaudepot des weltweit bekannten Museums in Weil am Rhein.

Über das Vitra Design Museum Das Vitra Design Museum zählt zu den führenden Designmuseen weltweit. Es erforscht und vermittelt die Geschichte und

Linke Seite, oben: Schaudepot Lab Unten: Einblick in die Sammlung im Untergeschoss © Vitra Design Museum, Fotos: Mark Niedermann Rechte Seite: Audiokommunikationssystem TelMe von Albrecht. Fotos: © Alan Electronics GmbH


Gegenwart des Designs und setzt diese in Beziehung zu Architektur, Kunst und Alltagskultur. Im Hauptgebäude von Frank Gehry präsentiert das Museum jährlich zwei große Wechselausstellungen. Parallel dazu werden in der Vitra Design Museum Gallery, dem Ausstellungsraum nebenan, kleinere Ausstellungen gezeigt. Viele Ausstellungen entstehen in Zusammenarbeit mit bekannten Designern und befassen sich mit zeitgenössischen Themen wie Zukunftstechnologien, Nachhaltigkeit, Mobilität oder sozialer Verantwortung. Andere richten ihren Fokus auf historische Themen oder zeigen das Gesamtwerk bedeutender Gestaltungspersönlichkeiten. Grundlage der Arbeit des Vitra Design Museums ist eine Sammlung, die neben Schlüsselstücken der Designgeschichte auch mehrere bedeutende Nachlässe umfasst (u.a. von Charles & Ray Eames, George Nelson, Verner Panton und Alexander Girard). Vitra Schaudepot Am 3. Juni 2016 wurde auf dem Vitra Campus ein neues Gebäude eröffnet: das Vitra Schaudepot, entworfen von den Basler Architekten Herzog & de Meuron. Im Schaudepot präsentiert das Vitra Design Museum besondere Objekte seiner umfangreichen Sammlung der Öffentlichkeit, ergänzt durch ein neues Café und einen Shop. In diesem Zusammenhang entsteht ein zweiter Eingang zum Vitra Campus, der dadurch noch besser an die Städte Basel und Weil am Rhein angebunden wird. Infos unter: www.design-museum.de Über Albrecht & Alan Electronics: Albrecht ist eine Marke der Alan Electronics GmbH, einem führenden Hersteller von Kommunikationstechniken und Unterhaltungselektronik mit Standorten in Dreieich bei Frankfurt und in Lütjensee bei Hamburg. Zum Produktsortiment von Albrecht gehören die bekannten Funksprechgeräte für Freizeit und Beruf im Bereich PMR 446, CB- und Amateurfunk. Das umfangreiche Fachwissen im Bereich der Funktechnik spiegelt sich zudem bei den zahlreichen Personenkommunikationssystemen für verschiedenste Touristikbereiche wieder. Die Audiokommunikationssysteme von Albrecht sind beispielsweise seit vielen Jahren sehr erfolgreich im Einsatz bei Studiosus, dem führenden Anbieter von Studienreisen in Europa.

Alan Electronics wurde 1989 gegründet und ist Teil der internationalen CTE-Firmengruppe mit Sitz in Italien. Sie umfasst derzeit 14 unabhängige Unternehmen weltweit und kann auf über 40 Jahre Erfahrung und technisches Wissen zurückgreifen. Speziell bei der Produktentwicklung ist daher die intensive Zusammenarbeit der Partner von großer Bedeutung. Weltweit sind die Produkte von Alan Electronics bekannt mit den Marken Albrecht, Albrecht Audio (Digital- und Internetradios, Bluetooth-Lautsprecher) und Midland (Funktechnik mit PMR446, CB-Marine- und Amateurfunkgeräten, Bluetooth-Kommunikationssysteme für Motorrad- und Skifahrer sowie Action-Kameras mit Zubehör, Power-Banks und Audiozubehör).

Weitere Infos siehe Produktfilm:

Alan Electronics GmbH Daimlerstraße 1K D-63303 Dreieich Telefon +49-6103/ 9481-0 info@alan-electronics.de www.albrecht-tourguide.de

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Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum Neue Dauerausstellung. Autorin: Anja Siegemund, Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum 44


Tuet auf die Pforten… so beginnt die Inschrift über den Portalen der 1866 eingeweihten Neuen Synagoge und so beginnt auch die neue Ausstellung an ihrem historischen Ort, indem sie die hebräischen Originalletter zeigt. In unserer Interpretation steht die Inschrift auch für die Öffnung, die die jüdische Gemeinschaft seit der Emanzipation anstrebte – eine Öffnung zur Stadt und Gesellschaft der Umgebung. Dabei betont die Fortsetzung des Jesaja-Zitats über den Portalen „dass einziehe das gerechte Volk, das wahret die Treue“ bei allem Adaptionsprozess und Teilhabewillen das feste Stehen im Judentum. Eben dies demonstriert nicht nur die hebräische Sprache des Zitats, sondern auch die Gebäudearchitektur mit ihrem maurischen, an den Orient und den Ursprung des Judentums erinnernden Stil. Die Lage in der Mitte Berlins wie die Pracht dieser schönsten und größten Synagoge Deutschlands verkündete: wir sind nicht nur geografisch mittendrin, sondern Teil der deutschen Gesellschaft. Die Neue Synagoge war damit ein architektonisches Symbol für das Selbstverständnis, deutsch, berlinerisch und jüdisch gleichermaßen zu sein. Das Ringen um diese Anerkennung einer eigenen Identitäts-Melange wie die entsprechenden innerjüdischen Auseinandersetzungen darum begleiteten die deutschen Juden ohne Unterlass. Was religiöse Auslegung und Ritus betraf, setzte sich in Deutschland das „liberale“ Judentum durch, das später in vielen Ländern zur bestimmenden Kraft wurde bzw. heute noch ist. Die Neue Synagoge ist eines der herausragendsten Ursprungsorte und Dokumente dieses liberalen Judentums – und ein einzigartiges Zeugnis für deutsch-jüdische Geschichte. Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Neuen Synagoge als Mittelpunkt Berliner jüdischen Lebens während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik sowie die gewaltsame Zerstörung in der NS-Zeit bis hin zum teilweisen Wiederaufbau seit Ende der 1980er Jahre.

Neuen Synagoge eröffnet worden und damit inzwischen 23 Jahre alt. Die Neukonzipierung nutzt daher stärker moderne museale Präsentationsformen, setzt auf filmisches und/oder Audiomaterial. Dies beginnt mit dem Originalmitschnitt des Gebets „Kol Nidre“, das die Vereinigten Synagögenchöre 1932 für die Deutsche Wochenschau aufgenommen haben, und das in einer innovativen „Clair Obscur“ Technik präsentiert wird. Es reicht weiter über bisher nie gezeigtes Material, das 1986 von der damaligen noch nicht wiederaufgebauten Ruine der Neuen Synagoge gefilmt wurde, bis hin zu interaktiven Touch-Screen-Medientischen, mit Bild- und Textmaterial zur Neuen Synagoge sowie jüdischen Institutionen in ihrer Umgebung im zeitlichen Längsschnitt. Im schönsten Raum des Gebäudes - dem neu renovierten und nun hell erstrahlenden „Repräsentantensaal“, in dem sich einst die Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde zu Berlin trafen – werden neun Interviews mit Menschen gezeigt, die als Kinder und Jugendliche aus Berlin fliehen mussten oder die Berlin in der Tradierung ihrer Eltern und Großeltern erlebten. Zum Teil sind es Zeugnisse von Menschen, die gerade noch an ihrem Lebensabend befragt werden konnten, zum Teil ist es die Generation von 60 bis 70-Jährigen, die von Berlin in den Erzählungen zuhause hörten, mit Objekte und Fotos aus Berlin aufwuchsen und die Stadt später für sich

Die erste Dauerausstellung im Centrum Judaicum war im Jahr 1995 am Ort der

Links: Eingang Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum, Blick Oranienburger Straße. Foto: © Henry Lucke

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selbst entdeckten. Diese Interviews und andere Lebensläufe, die Geschichten von Menschen um die Neue Synagoge, sind ein roter Faden der neuen Ausstellung. In dem Film „Das ist nicht Papier, das ist unser Leben“ erzählt Ruth Gross der Filmemacherin Britta Wauer vom Leben ihrer Familie und von ihrem Vater, dem Fotografen Abraham Pisarek, der bis 1941 jüdisches Leben in Berlin mit seinen Aufnahmen festhielt und dessen Bildarchiv eine bedeutende Chronik darstellt. Die Ausstellung setzt jedoch keineswegs nur auf mediale Präsentation, sondern gleichzeitig stark auf die Wirkung historischer Objekte. Das eigentliche Hauptobjekt ist das historische Gebäude selbst. Dem trägt die Ausstellungsarchitektur Rechnung, die - sofern es möglich war - Abstand zum Gebäude hält. Ein im Zentrum der Ausstellungsräume angeordnetes, in der Mitte „zerschnittenes“ Element verbindet diese miteinander und bekräftigt das Gebäude als Fragment. Auf diesem Element sind die Reste der bei den Restaurierungsarbeiten ab Ende der 1980er Jahre aufgefundenen Bimah und Kanzel nun neu präsentiert. Parallel zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung hat das Centrum Judaicum begonnen, seine Bildungs- und Vermittlungsarbeit zu intensivieren. Unser museumspädagogisches Konzept und unsere zielgruppenspezifischen Vermittlungsangebote werden insbesondere die Verbindung zum historischen Ort, seiner Geschichte und Gegenwart herstellen. Wir begreifen dies als Teil unseres gesamtgesellschaftlichen Auftrags und werden dabei von der Szloma-Albam-Stiftung und der Robert Bosch Stiftung gefördert. Unter dem Titel „Erinnerungen, Heute und Zukunft. Juden in Deutschland“ werden Formate entwickelt, bei denen es um das Leben von Jüdinnen und Juden im heutigen Deutschland und um das Kennenlernen von deutsch-jüdischen Biografien geht. Unsere Bildungsangebote wollen Teilhabe an kulturellem Wissen und gesellschaftlichen Diskussionen ermöglichen. Ziel ist dabei auch die Sensibilisierung für die Bedeutung der Erinnerungskultur als wichtigen Teil deutschen Selbstverständnisses.

Oben: Ewige Lampe. Unten: Modell Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. Fotos: © Henry Lucke Rechts: Dauerausstellung / Kuppel. Foto: © Anna Fischer

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Rotunde – Centrum Judaicum. Foto: © Henry Lucke

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„Ausgewiesen! Berlin, 28.10.1938. Die Geschichte der „Polenaktion“ (noch bis zum 30. Dezember 2018) Am 28. und 29. Oktober 1938 verhafteten die Nationalsozialisten rund 17.000 Juden und wiesen sie zwangsweise nach Polen aus, weil sie polnische Staatsangehörige waren. Diese Ausweisungen können, noch vor dem Novemberpogrom, als der relativ unbekannte Auftakt zur Vernichtung der europäischen Juden gelten. Die meisten der Ausgewiesenen mussten, an die deutsch-polnische Grenze gebracht, diese zu Fuß überqueren. Rund zehn Monate harrten sie in improvisierten Notunterkünften in der Grenzstadt Zbasyzn (Bentschen) aus. Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht gerieten sie hier in die Fänge der Besatzer. Viele von ihnen wurden in den Ghettos und Lagern ermordet. Die Ausstellung erzählt die Geschichte von sechs jüdischen Berliner Familien vor, während und nach dem 28. Oktober 1938. Viele von ihnen lebten in unmittelbarer Nachbarschaft des heutigen Centrum Judaicum. Die Ausstellung wurde

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von einer Arbeitsgruppe der Freien Universität in Kooperation mit dem Aktiven Museum konzipiert.

Jüdisch, Berlinerisch, alt-neu. Wir sind … ein Museum für Besucher aus dem In- und Ausland, die jüdisches Berlin und seine Geschichte am authentischen Ort entdecken wollen l

l ein Kommunikations-Forum, in dem sich jüdische und nichtjüdische Stadt gesellschaft, Berliner und Nicht Berliner treffen

Oben: Modell Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. Foto: © Henry Lucke Unten: Blick v. Telekomgebäude. Foto: © Anna Fischer

l ein Lernort, der Teilhabe an kulturellem Wissen ermöglicht, Erinnern und Refle xion ins Heute mitnimmt

ein Speicher für historische Archivquel- len mit Nutzern aus aller Welt l

l ein internationaler Gedächtnisort für ehemalige Berlinerinnen und Berliner und ihre Familien.

Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum Oranienburger Straße 28-30 10117 Berlin Tel. +49 30 88028-316 info@centrumjudaicum.de www.centrumjudaicum.de


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Burg Hohenzollern. Blick in die Ausstellung. Foto: © Burg Hohenzollern

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Das Unternehmen aus der Nähe von Den Haag ist ein renommierter Spezialist für Vitrinen und Sockel mit mehr als 15 Jahren Erfahrung. Mit einer eigenen Werkstatt und einem Team von Spezialisten sowie Partnern in Europa entwickelt und fertigt das Unternehmen individuelle Vitrinen-lösungen für höchste Ansprüche. Immer mehr führende Museen und Galerien vertrauen auf die Kompetenz von dieser niederländischen Firma – vor allem wenn es darum geht, ganz besonderes Ausstellungsgut perfekt und flexibel zu präsentieren. Die Firma begann als 2-Personen-Kunsthandelsunternehmen im Bereich Skulpturen und Plastiken. Im Laufe der Zeit wollten immer mehr Kunden auch die dazugehörigen Sockel erwerben. Darum stellte sich Solits sehr bald auf die Produktion von Ausstellungssockeln und später auch auf die Herstellung von Vitrinen um. Die Niederländer bildeten ein interdiszip-

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linäres Team von Schreinern, Designern, IT-Spezialisten und internationalen Mitarbeitern für Kunden aus ganz Europa. Solits gelingt es so immer wieder, gemeinsam mit Auftraggebern ein erstklassiges Produkt zu liefern. Trends werden in Gesprächen und auf Messen genau beobachtet, ausgearbeitet und weiterentwickelt. Klienten im Kunstbereich aber auch Geschäftskunden schätzen vor allem die unkonventionelle und flexible Einstellung. Sonderwünsche werden schnell und mit viel Engagement umgesetzt. Hintergrundbild: Hipp / Pelzmann. Ausstellung „Wie das Neue in uns wächst“ in der Hipphalle Gmunden mit Bronzeskulpturen (mit der im Blickfeld „Tango“ aus 2018) von der österreichischen Bildhauerin Sabine Pelzmann. Foto: @ Rudi Gigler Oben: Skulptur in einen Sockel für den Außenbereich im MOCO - Modern Contemporary Museum Amsterdam Foto: @ MOCO & Isabel Janssen


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Der persönliche Kontakt mit dem Expertenteam aber auch der eigene Webshop für schnelle online Bestellungen kommen gut an. Kennzeichnend für die Produkte sind die besondere Flexibilität bei der Präsentation vor allem bei wechselnden Ausstellungen. Die Liste der Referenzprojekte von Museen und Galerien ist inzwischen lang. Miriam Grassman, französische Mitarbeiterin im Solits-Team, erinnert sich gern an den außergewöhnlichen Wunsch des historischen Museums in Bastia auf Korsika, Exponate in zum Beispiel Wandvitrinen zeigen zu wollen. „Unseren Designern und dem Produktionsteam wurde einiges abverlangt, aber das Ergebnis konnte sich

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wirklich sehen lassen. Tja, was soll ich sagen: Wir lieben eben Herausforderungen.“ In manchen Fällen wünschen sich Kunden eher schlichte Sockel, damit sich der Blickwinkel des Betrachters mehr auf das Kunstwerk richtet. Der für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständige Mitarbeiter Gunnar Planitzer denkt dabei an einen Auftrag der Burg Hohenzollern zurück. „Die Statuen heben sich von den prunklosen und dezenten Sockeln ab. Die Sockel dienen eher als Unterstützung in den herrschaftlichen Räumlichkeiten. Das passte perfekt”, berichtet Planitzer. Auch die eher schmucklosen Präsentationssockel, locker aufgestellt in zu einer

Ausstellungshalle umgewandelten alten Fabrikationsstätte der Firma Hipp in Gmunden, bildeten mit den eindrucksvollen Bronzeskulpturen der österreichischen Künstlerin Sabine Pelzmann ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Industrialisierung, Kunst und Moderne. Einen besonderen Auftrag erhielt Diego Kooy, Inhaber des Betriebes, von einer belgischen Künstlerin, die sich einen schwarzen Hochglanzsockel mit einer Drehscheibe

Oben: Wandsockel im Musée de Bastia / Korsika. Foto: @ Jean André BERTOZZI Photographe Rechte Seite, oben: Kunstausstellung in Paris in Château de Vincennes. Foto: @ Château de Vincennes


wünschte. Diego Kooy erklärt: „In der Deckelscheibe der Glasvitrine wurden kleine LED-Punkte realisiert. Die Stromdrähte sind haarfein und beinahe nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen. Diese Sockelvitrine wurde im Diamantmuseum in Antwerpen aufgestellt und zieht den Betrachter beinahe magisch an.” Solits wird in den Niederlanden, dem „Heimathafen“ der Firma, als kompetenter Partner für vor allem komplexe Ausstellungsprojekte gesehen. Berühmte Galerien und Museen zählen zum festen Kundenstamm: das Prinsenhof Museum in Delft, das Afrika Museum in Berg en Dal, das Rembrandt Museum und das MOCO-Museum in Amsterdam. Das MOCO, offiziell Modern Contemporary Museum, hatte einen außergewöhnlichen Auftrag: eine Kubusvitrine mit einer Schutzhaube aus Acrylglas für den Außenbereich zur Präsentation einer Skulptur mit einem Traggewicht von mehr als 1000 kg. Die Skulptur sollte im vor dem Museum aufgestellt werden. Neben Schutz vor Vandalismus und Witterung war auch eine gewisse Schlichtheit in der Ausführung gefragt. Der Sockel wurde schlussendlich aus schwarzen Betonverschalungsplatten

mit einer demontierbaren Haube aus 10mm dickem Acrylglas gefertigt. Eines steht fest: auch das Jahr 2019 hat für das junge Solits-Team aus der Nähe von Den Haag vielversprechende Herausforderungen in petto. Der Aufbau einer Tochterfiliale in Spanien, die Intensivierung und Partnersuche in Großbritannien und Skandinavien aber auch die Weiterentwicklung der bestehenden Vitrinen-einrichtung stehen an. „Es freut uns, dass wir im November 2018 mit unserer Firma auf der MUTEC in Leipzig präsent sein dürfen”, sagt Gunnar Planitzer. Gemeinsam mit seinen Kollegen möchte er noch mehr Museen und Galerien mit der für Solits so eigenen innovativen Vitrinen-& Sockellösungen vertraut machen.

Für eine ausführliche und kompetente Beratung steht Kunden in Deutschland, Österreich und in der Schweiz Gunnar Planitzer zur Verfügung. Mit seiner jahrelangen Erfahrung im Kunstbereich und Enthusiasmus ist er der treibende Motor für diese 3 Länder innerhalb der Firma.

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Eine perfekte Inszenierung mit FOTOBODENTM Autorin: Silke Hüsgen Großflächiger, fotorealistischer Druck ist dank FOTOBODEN™ kein Problem mehr. Für Kreative, Museen und Kunstvereine wird somit eine Möglichkeit geboten eine Fläche großflächig, ohne großen Aufwand mit individueller Gestaltung auf den Boden zu bringen. Für die Ausstellung Fischerspooner – SIR: character studies, promotional materials, self actualization and contemporary photography 2013 – 2018, die im NAK Neuer Aachener Kunstverein vom 08.04.27.05.2018 stattfand, wurden auf eine Fläche von insgesamt circa 530 Quadratmeter Fotos verschiedener Künstler auf Boden und Wand gebracht. Für den Boden wurde der individuell bedruckbare FOTOBODEN™ verwendet. So wurde aus den Ausstellungsräumlichkeiten eine einzige riesige Collage, die den Protagonisten Casey Spooner auf seiner Suche nach einer neuen visuellen Identität und einem neuen Charakter illustrierte. Das so entstandene Konvolut fotografischer

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Ansätze steht im Diskurs gegenwärtiger digitaler Kultur, die von einer ständigen Bildproduktion und -reproduktion geprägt wird. Fischerspooner überbrückten mit ihrer Installation im NAK die popkulturellen Grenzen zwischen high und low culture und überführten Ideen aus Musik, Performance, Tanz und Fashion gekonnt in den Kunstbetrieb.

Projekt hat man auch nicht alle Tage“, betont Timo Michalik, Vorstand, visuals united ag. „Wir freuen uns also auf weitere Projekte und sind gespannt, welche Ideen als nächstes umgesetzt werden und möchten uns auch beim Fotografen Simon Vogel und beim NAK für die Nutzungsmöglichkeit der Bilder bedanken.“

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All we need is change – Kulturelle Bildung und Veränderungsprozesse in Kulturbetrieben Symposium Kulturelle Bildung auf Schloss Augustusburg bei Chemnitz

Jede kulturelle Einrichtung sieht sich heute vor neuen Herausforderungen. Das Rezeptionsverhalten des Publikums ist einem grundlegenden Wandel unterworfen, ebenso die Erwartungen an Ausstellungen, Theateraufführungen oder Museen haben sich spürbar gewandelt. Die Gründe liegen in der Digitalisierung unseres Alltags: Mit Notebook, Tablet und vor allem dem Smartphone haben sich Online-Portale, Blogs, Podcasts oder Apps Platz Eins unserer Aufmerksamkeit erobert. Wenn wir miteinander kommunizieren, „chatten“ wir. Rankings, Likes oder Followers zeigen, was „in“ ist. Museum, Schule und Kulturverein sind längst angekommen in der schönen, neuen Welt. Diese Welt mit ihren interaktiven Oberflächen, virtuellen Welten und blitzschnellen Sequenzen ist das eine, der öffentliche Auftrag des Sammelns, Bewahrens und Vermittelns kultureller Werte das andere. Die Frage ist, wie kommen historisches Erbe und Rezipient zukünftig zueinander? Das zweitägige Symposium auf Schloss Augustusburg widmet sich der Frage, welche Konzepte, Ansätze, Trends, Mo-

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delle und Ideen auf verschiedenen Ebenen unter den verschiedenen Voraussetzungen vorwärtsweisend sind. Wie können die Zielgruppen Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene auch in Zukunft erreicht werden? Was konkret ist unter „lebenslangem Lernen“ zu verstehen und welche Konzepte führen zum Erfolg? Welche besonderen Bedingungen stellen sich unterschiedliche Regionen unter Berücksichtigung des Destinations-Begriffs und touristischer Angebotsprofile? Dabei sind vor allem Bildungsbeauftragte, Pädagogen/innen Museumspädagogen/innen, Museologen/innen und Museumsdirektoren/innen, aber auch alle an der Thematik Kulturelle Bildung Interessierten herzlich eingeladen, mit Expertenvorträgen, Diskussionen und Praxisbeispielen gemeinsam eine Definition für kulturelle Bildung zu finden.

Symposium Kulturelle Bildung Kulturelle Bildung und Veränderungsprozesse in Kulturbetrieben 18./19. Oktober 2018 Vollständiges Programm und Anmeldung unter www.die-sehenswerten-drei.de Teilnehmergebühr: 85,00 € pro Person (65,00 € pro Person für Mitglieder des Vereins Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.) Anmeldeschluss ist der 5. Oktober 2018. Kontakt: Schloss Augustusburg, 09573 Augustusburg Tel: 037291 3800 Fax: 037291 38024 E-Mail: service@die-sehenswerten-drei.de www.die-sehenswerten-drei.de Foto: © Rainer Weisflog

Denn ohne die Gewinnung neuer, vor allem jüngerer Zielgruppen, wird sich Kulturelle Bildung vor leeren Stuhlreihen wiederfinden. „ALL WE NEED IS CHANGE“, können wir sagen in Anlehnung an den unvergessenen Song der Beatles „All we need is love“, der mit seiner Erstaufführung 1967 längst zum historischen Erbe zählt.

Mit freundlicher Unterstützung und Kooperation des Vereins Schlösser und Gärten Deutschland e. V.


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Mode(rne) Zeiten Autorin: Anja Köhler

Schloss Krobnitz bei Reichenbach in der Oberlausitz war einst Altersruhesitz von Albrecht Theodor Emil Graf von Roon. Im neoklassizistischen Stil erbaut, ist es umgeben von einem Landschaftspark und widmet sich dem Leben und Wirken des Kriegsministers und Generalfeldmarschalls sowie seiner Familie. Mitte dieses Jahres wurde im Schloss Krobnitz eine Sonderausstellung eröffnet, die sich nicht mit Krieg und Zerstörung beschäftigt, sondern mit bauschenden Röcken, steifen Kragen und engsitzenden Korsetts. Seit dem 27. Mai 2018 erlebt der Besucher „Mode(rne) Zeiten“. Kleidung hatte schon immer nicht nur die Aufgabe, den Menschen zu schützen, sondern spielte auch eine repräsentative Rolle. Anhand der gewählten Materialien und Schnitte konnte die soziale Stellung

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Anzeige eines Menschen abgelesen werden. Bestimmte Farben symbolisierten beispielsweise die Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe oder Glaubensgemeinschaft. Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich Moden heraus, bei deren Entwicklung Frankreich von Beginn an eine Führungsrolle einnahm. Mal waren eher natürliche Körperformen geschätzt, mal wurde der Körper in kunstvolle Formen gepresst. Aber immer gab der Adel als führende soziale Schicht den Ton an. Dies änderte sich erst im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen einer neuen, wohlhabenden Schicht: dem Bürgertum. Jetzt wurde Mode eine Angelegenheit breiterer Bevölkerungsschichten, die auf der einen Seite weiterhin unpraktische, aber elegante, teure Modelle forderten. Auf der anderen Seite schuf die Industrialisierung mit der Arbeiterklasse eine Bevölkerungsschicht, die billigere und zweckmäßigere Kleidung forderte. Die fabrikmäßige Produktion von Kleidung begann. Es standen sich seit dem 19. Jahrhundert zwei Richtungen gegenüber: ausgefallene Modeschöpfungen für die Reichen, Massenware für die Armen.

Das gesamte 19. Jahrhundert war von einer Vielzahl von Umbrüchen, Veränderungen und Aufbrüchen gekennzeichnet. Begonnen hatte es mit einer Revolution in Frankreich, die die Grundfesten der Gesellschaft erschütterte. Beendet wurde es begleitet von noch viel gravierenderen gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen, die noch weit in das 20. Jahrhundert hinein wirkten und langfristig gesehen, auch uns heute noch beeinflussen. Der Beginn des 19. Jahrhunderts kannte trotz Revolution und neuen freiheitlichen Ideen der Selbstbestimmung noch klar gegliederte gesellschaftliche Schichten. Mit Fortschreiten des Jahrhunderts, besonders jedoch in der zweiten Hälfte, verschob sich diese klare Gliederung, die

schließlich im 20. Jahrhundert gänzlich verschwand. All diese gesellschaftlichen Veränderungen hatten auch Auswirkungen auf die Mode, auf Kleidungsschnitt und Kleidungsstil. Während der Beginn des 19. Jahrhunderts von leichten, luftigen Damenkleidern geprägt war, die die Ideale der französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit widerspiegelten, wandelte sich die Mode im Verlauf des Jahrhunderts wieder hin zu einem den Körper bewusst formenden,

mancher mag behaupten einengenden Kleidungsstil. Die Kleider wurden bis zur Jahrhundertmitte am Oberkörper enger, während die Röcke immer weiter wurden. Diese Entwicklung setzte sich bis zum Ende des Jahrhunderts fort, jedoch wurden die Röcke wieder enger – im Ex-

Linke Seite, oben: Kleider 1930- 1950, auch Fallschirmseide diente als Material. Foto: © Dr. Johannes Ansorge Unten: Führung „mit Stil“. Foto: Romy Pietsch Rechts: „Gesundheitsunterkleider“ und Reformkleidung Foto: © Dr. Johannes Ansorge

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trem so eng, dass viele Frauen gar nicht mehr laufen konnten – bis sie schließlich die klassische A-Linie annahmen, die auch heute noch beliebt ist. Auch in der Männermode gab es einschneidende Veränderungen. Während zu Beginn des Jahrhunderts immer noch Kniebundhose, Frack und hohe Krawatten en vogue waren, wurde die Hose im Laufe des Jahrhunderts immer länger, ebenso wie die Jacken. Der hohe, steife Kragen verdrängte die hochgebundene Krawatte. Das 20. Jahrhundert schließlich brachte neue Kleidungsstücke hervor: Frauen trugen nun Hosen und Anzüge, die von Herrenschneidern gefertigt wurden. Die Reformbewegung sorgte dafür, dass die Damenkleidung sich lockerte und das Korsett, das bisher die Körperform jeder Frau definierte, langsam verschwand. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs war schließlich alles möglich: die Säume rutschten immer weiter nach oben, die Taillen wurden lockerer und bewegten sich nach unten. Den kürzer werdenden Kleidern folgten die Damenfrisuren – der Bubikopf wurde erfunden und war Ausdruck einer neuen Lebenseinstellung. Die 1930er Jahre brachten eine teilweise Rückbesinnung auf die Mode der Jahrhundertwende, jedoch ohne das Korsett in seiner extremen Form wiederzubeleben. Die Kriegs- und Nachkriegszeit war gekennzeichnet von Not und Erfindungsreichtum. Fallschirme wurden zu Kleidungsstücken umgearbeitet, Schuhe aus Materialien hergestellt, die eigentlich ungeeignet waren. Mit dem Wirtschaftswunder der 1950er und 1960er Jahre wehte auch ein frischer Wind in die Kleiderschränke: Der Petticoat bewegte die (Damen)Welt und Jeans und T-Shirt wurden salonfähig. Die 1960er Jahre schließlich schockierten die Welt mit dem Minirock, Papierkleidern und langen Männerhaaren. Der technologische Fortschritt leistete neben den gesellschaftlichen Entwicklungen einen ebenso wichtigen Beitrag. Neue, Oben: Auch die Unterwäsche entwickelte sich mit der Mode Mitte: Uniformen und Arbeitskleidung, die Bluejeans erobert Amerika Unten: Kinderkleidung noch ganz im Stil „der Großen“ alle 3 Fotos: © Dr. J. Ansorge Rechte Seite, oben: Schloss Krobnitz

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Eisenbahn, Automobil oder Fahrrad stellten besondere Anforderungen an die Gestaltung von Kleidung.

künstlich hergestellte Farben sorgten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts für wahre Farbexplosionen und die industrielle Nutzung der Nähmaschine verkürzte die Herstellungsdauer für Kleidungsstücke auf ein Minimum. Anfang des 20. Jahrhunderts drängten die ersten synthetischen Fasern auf den Markt und neue Verschlüsse revolutionierten die Mode. Jedoch auch neue Transportmittel wie

Die Sonderausstellung „Mode(rne) Zeiten“, die noch bis zum 12.Mai 2019 im Schloss Krobnitz besichtigt werden kann, stellt auf 3 Etagen verschiedene Aspekte der Modegeschichte im Kontext der gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts dar. In zahlreichen Inszenierungen werden Themen wie Reform- oder Kinderkleidung, aber auch die Entwicklung des Kaufhauses oder der Arbeitskleidung anschaulich erläutert. In verschiedenen Mitmachstationen wird Modegeschichte „begreifbar“, wenn Stoffe gefühlt oder Unterhosen angezogen werden dürfen. Die Sonderausstellung wird durch ein

umfangreiches Begleitprogramm ergänzt, das von Führungen und museumspädagogischen Projektangeboten über ein Kolloquium und ein festliches Diner reicht. Weitere Informationen erhalten Sie auf der homepage der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH (www.museum-oberlausitz.de), bei facebook oder instagram.

Schloss Krobnitz Am Friedenstal 5, 02894 Reichenbach, OT Krobnitz Tel 035828 / 88700 info@museumsverbund-ol.de Herausgeber: Schlesisch- Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH Geschäftsstelle Elisabethstraße 40 02826 Görlitz Tel. 03581 32901 0 info@museumsverbund-ol.de www.oberlausitz-museum.de

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Museum Marta Herford Autoren: Team Ă–ffentlichkeitsarbeit des Museums

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Hintergrundbild: Š Marta Herford, Denis Karabasch Rechte Seite, Fotos: Š Marta Herford, Helmut Claus

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Steigt man im Bahnhof aus dem Zug und macht sich zum ersten Mal auf den etwa fünfminütigen Fußweg zum Museum Marta Herford, dann erlebt man in der Goebenstraße eine kleine Überraschung: Zuerst trifft man direkt auf eine fast vier Meter große, hochglänzende Metallkugel, die mitten auf einer Verkehrsinsel, den gesamten Straßenzug spiegelt. Von hier läuft ein breites Textband die Fahrbahn hinunter, und die Buchstaben sind so groß, dass man tatsächlich auf dem begehbaren Mittelstreifen entlangwandern muss, um die Worte aus dem Gedicht „Der Ball“ von Rainer Maria Rilke zu entziffern. Man ist auf Luciano Fabros Installation „La palla“ gestoßen. Vor allem aber neigt sich auf sehr eigenwillige, elegante Weise eine erst gar nicht richtig zuzuordnende rote Backsteinwand in die gründerzeitliche Häuserflucht. Will man es etwas poetisch sehen, so scheint es von Ferne fast wie ein augenzwinkerndes Versteckspiel, das ein Gebäude, welches sich etwas hinter die Bebauungskante zurückzieht, mit dem ankommenden Besucher treibt. Schon bald jedoch erschließt sich dieser ambitionierte Museumsbau in ganzer Größe: Fassade und

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Bodenbelag bestehen aus dem gleichen dunkelroten Ziegel, ein Edelstahldach wölbt sich schwungvoll über die unregelmäßig gebogenen, fließenden Außenwände, ein gläserner Windfang markiert den Eingang auf der von drei Seiten umbauten Plaza. Schiebt man den Museumsbesuch noch etwas auf und umkreist das Haus vollständig, dann entdeckt man dahinter noch einen idyllischen Fluss: Die flache Aa fließt direkt am Gebäude vorbei, das hinten sogar noch eine Terrasse schwebend über den Fluss schiebt. An einem sonnigen Tag ist man schon hier gefangen von der Atmosphäre, die das eigenwillige Bauwerk mit immer neuen und spektakulären Perspektiven schafft. Schon immer war es dem kalifornischen Star-Architekten Frank Gehry wichtig, dass seine Bauten skulptural gedacht und auch erfasst werden, dass sie umschritten, als Volumina erfahren werden, und dass die äußere Form des Gebäudes keine unmittelbaren Rückschlüsse auf die innere Struktur des Hauses eröffnet. Dieses Museum will körperlich erschlossen werden, mit den Augen ertastet, mit dem

Körper erlebt. Vielleicht war es für den erfolgsverwöhnten Architekten sogar eine besondere Chance, dass in Herford nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch der zu bebauende Ort beschränkt und zudem noch von einem kleineren historischen Industriegebäude unter Denkmalschutz besetzt war. Entstanden ist eine architektonische Umarmung, die Gehry-Baukörper umschließen die historische Industriearchitektur des einstigen Textilunternehmens Ahlers vollständig und verwandeln sie in das strahlend weiße und doch erst auf den zweiten Blick wahrnehmbare Herz seines Museumsprojekts. Die Ausstellungsräume wahren trotz der typischen Imposanz der architektonischen Gesten ein menschliches Maß, halten die Balance zwischen hochstrebender Öffnung zum Tageslicht und eleganter Deckenführung eines auf den Körper bezogenen Raums.

Oben: Blick in das Skylight. Foto: © Marta Herford, Foto: Felix Hüffelmann Rechte Seite: Blick in die Ausstellung „Willkommen im Labyrinth“ mit Werk von Peter Kogler © Der Künstler, Foto: Hans Schröder


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Blick in die Ausstellung „Willkommen im Labyrinth“ (2018) mit „Secret Passage, 2018“ von Chiharu Shiota © Die Künstlerin und VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Felix Hüffelmann Nächste Doppelseite: Blick in die Ausstellung „Willkommen im Labyrinth“ mit „Everywhere, 2016-2017“ von Song Dong © Der Künstler, Foto: Felix Hüffelmann

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ken setzen, die die Übergänge zu Design und Architektur ausleuchten und mit Künstlern gezielt auf die räumlichen Gegebenheiten eingehen. Das wird dann mitunter so ortsspezifisch, dass Ausstellungen wie „Willkommen im Labyrinth“ in diesem Sommer oder vor zwei Jahren „Der fremde Raum“ nur für dieses Museum denkbar und kaum auf andere Häuser übertragbar sind: Zwingende und betörende Künstlerräume, die mehr sind als eine ungewöhnliche optische Erfahrung, sondern sich konkret an Architektur und Gesellschaft reiben, sie kritisch befragen und ästhetisch verwandeln. Aber auch kulturhistorisch inspirierte Ausstellungen wie „Die innere Haut“ über

Heute, über dreizehn Jahre nach seiner Eröffnung, ist das Marta Herford längst aus den Kinderschuhen entwachsen. Die rund 60.000 jährlichen Besucher kommen nur noch zu einem kleinen Teil wegen der ausgefalle-nen Architektur,

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vielmehr locken heute die immer wieder eigenwillig und nah am Zeitgeist entwickelten Aus-stellungen. Das sind in der Mehrzahl thematische Präsentationen, die die zeitgenössische Kunst in einen anregenden Dialog mit historischen Wer-

Oben: Blick in die Ausstellung „Willkommen im Labyrinth“ mit Werken von Anne Hardy und Song Dong © Die Künstler, Foto: Felix Hüffelmann Unten: Außen. Foto: © Marta Herford, Helmut Claus Rechte Seite: Robert Delaunay, Air, fer, eau, 1937 (Detail), FNAC 15274Centre national des arts plastiques © Domaine public / Cnap / Foto: Fabrice Lindor


Kunst und Scham oder „Booster – Kunst Sound Maschine“ sind hier erstmals zu sehen. Kritische Präsentationen wie „Brutal schön – Gewalt und Gegenwartsdesign“ oder ab September „Kreaturen nach Maß – Tiere und Gegenwartsdesign“ werden ebenso erarbeitet wie historische Themen, die auf ihre aktuelle Relevanz hin überprüft werden: „Revolution in Rotgelbblau“ beispielsweise aktualisierte die Perspektive auf Gerrit Rietveld, „Der entfesselte Blick“ stellte die Brüder Rasch und ihre Impulse für die moderne Architektur vor. Und ab 13. Oktober wird unter dem Titel „Brisante Träume“ die Kunst der Weltausstellung aufgearbeitet, für die unter anderem das riesige, rund 15 m breite und 10 m hohe Gemälde „Air, fer, eau,“ von Robert Delaunay erstmals seit 1937 und vollständig restauriert zu sehen sein wird – im Dialog mit der Gegenwart. So präsentiert sich dieses junge Museum neugierig, offen und experimentell. Diskussionen zum „Museum der Zukunft“ prägen den Geist des Hauses wie beispielsweise ein Symposion zum Umgang mit dem Bild- und Urheberrecht in der digitalen Gesellschaft. So setzt ein ambitio-

niertes Ausstellungshaus abseits der großen Metropolen immer wieder Maßstäbe. Innovativ gedacht und zukunftsweisend geführt ist es ein Ort, an dem sich Wissen, Denken und Kreativität mit Lebensfreude verbinden. Hier treffen Fragen an die Gegenwart auf Ideen für Morgen. Marta Herford

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Blick in die Ausstellung „Der fremde Raum“ (2016) mit „Konturen innerer Zustände, 2016“ von Esther Stocker © Die Künstlerin, Foto: Hans Schröder

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Ein Museum fĂźr den Karpfen Autor: Jochen Ringer M.A. 82


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Das heimliche Wappentier des Aischgrundes in Mittelfranken ist zweifellos der Karpfen. Seit dem 8. Jahrhundert werden in Franken Karpfen gezüchtet, mit der Zeit entstand im Aischgrund eine ausgedehnte Weiherlandschaft. Es waren adelige

Grundherren und Klöster, aber auch städtische und bäuerliche Teichwirtschaften, die zu tragenden Säulen der Karpfenteichwirtschaft wurden. Heute existieren im Aischgrund über 7000 bewirtschaftete Weiher, von denen aus der Aischgründer

Spiegelkarpfen als besondere Delikatesse sogar ins Ausland geliefert wird.

Oben: Blick in die Kulinarik-Abteilung des Aischgründer Karpfenmuseums. Foto: © Riedel

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Dieser Erfolgsgeschichte widmet sich seit mittlerweile schon zehn Jahren das Aischgründer Karpfenmuseum in Neustadt an der Aisch. Aber nicht nur die Geschichte der Teichwirtschaft, auch die Arbeit der Teichwirte im Jahreskreislauf wird beleuchtet. Bei einem interaktiven Diorama wird außerdem die Tier- und Pflanzenwelt der Teiche lebendig, denn der Lebensraum Teich ist ein faszinierendes Ökosystem, das nicht nur Karpfen eine Heimat bietet. Vor allem Kinder kommen bei dem Diorama auf ihre Kosten, wenn sie die Stimmen der zahlreichen Wasservögel ertönen lassen. Ein großformatiges Aquarium lässt die Besucher schließlich staunen. In ihm bewegen sich lebende Karpfen, Schleien, Edelkrebse und andere Wasserbewohner direkt vor dem Auge des Betrachters. An den Fischen im Aquarium wird auch der Unterschied zwischen Spiegel- und Schuppenkarpfen deutlich: Im Gegensatz zu letzterem ist der Spiegelkarpfen als besondere Zuchtform nämlich hochrückig und schuppenarm. Die wenigen verbliebenen Schuppen haben dafür eine glän-

Linke Seite, oben: Gerätschaften der Teichwirte Mitte: Lebende Fische tummeln sich im Aquarium des Museums Unten: Im Alten Schloss in Neustadt an der Aisch befindet sich das Aischgründer Karpfenmuseum. Rechte Seite, unten: Rezepte aus dem Karpfenmuseum Alle Fotos: © Ringer

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zende und spiegelnde Oberfläche angenommen, die dem Tier seinen Namen verleiht. Zucht und Züchter sind dann auch ein Thema für sich, natürliche Fortpflanzung, naturnahe Zucht im Aischgrund und Aquakultur werden genauso vorgestellt wie einige der wichtigsten Züchter und Wissenschaftler dieses und des letzten Jahrhunderts. Das Museum lüftet außerdem manches kulinarisches Geheimnis. In Monaten mit einem „R“, sprich von September bis April, bestimmt der Karpfen den Speiseplan der zahlreichen Gastwirtschaften im Aischgrund, am häufigsten als Halber Gebackener, gefolgt von blau gesotten. Von der Zubereitung bis zum Verzehr, von historischen Kochbüchern bis zum Fischgeschirr, in der Dauerausstellung wird alles gezeigt, was man über das Karpfen-Essen wissen muss. Wer mag, kann die teils exotischen Rezepte natürlich zu Hause nachkochen. Schließlich zeigt das Museum sogar Kunst rund um den Karpfen und überrascht mit allerlei Kuriositäten. Glück soll es beispielsweise bringen, einen Karpfenstein in der Geldbörse zu tragen. Diese Kauplatten, denn nichts weiter sind Karpfensteine, lassen sich natürlich auch zu Schmuck verarbeiten, Stickereien mit Karpfenschuppen oder Etuis aus Karpfenleder schließen den Kreis. Das Fazit ist klar: Nirgendwo sonst findet sich eine so umfangreiche wie unterhaltsame Dokumentation der Karpfenteichwirtschaft. Ein Besuch in diesem außergewöhnlichen Museum lohnt sich daher für jeden, nicht nur für Fischliebhaber und Angler.

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Augmented Reality – Erweiterte Realität im Museum Autorin: Isabel Jäger

Neue Technologien sind auf dem Vormarsch und halten auch in Museen Einzug. Insbesondere die Wissensvermittlung auf digitalem Wege wird an informellen Lernorten immer attraktiver. Der Einsatz von virtuellen 3DModellen und Annotationen auf realen Objekten wird im Museumskontext zunehmend thematisiert. Beim Stichwort Augmented Reality horchen viele Museen auf, suchen jedoch noch nach geeigneten Anwendungsfeldern in ihrer Ausstellung und unterschätzen womöglich das enorme Potential der erweiterten Realität. Was bedeutet also Augmented Reality (kurz AR) für die Museumswelt und wie kann ein Projekt aussehen, das Augmented Reality beinhaltet? Über Augmented Reality - übersetzt erweiterte Realität - werden Sachverhalte visuell dargestellt und in das reale Umfeld eingebunden. Auch im Museumsbereich

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ist Virtual Reality kein vollkommen unbekannter Begriff mehr. Sie eröffnet neue Wege der Wissensvermittlung und schafft durch die Verknüpfung der digitalen mit der physischen Welt eine neue Dimension des Besuchserlebnisses.

Oben: Virtueller T. rex im Museum für Naturkunde Berlin Foto: © shoutr labs UG Unten: Augmented Reality ist auch nach dem Museumsbesuch erfahrbar. Foto: © shoutr labs UG Rechts: Mit der App TECHNOmedia präsentiert das TECHNOSEUM in seiner Ausstellung Inhalte in Augmented Reality. Foto: © TECHNOSEUM, Klaus Luginsland


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Vor allem geht es darum, mit digitalen Angeboten Ausstellungen bewusst zu ergänzen. Dabei können Museen am Point of Interest, beispielsweise an realen Objekten, vertiefende Zusatzinformationen einblenden lassen und spielerisch Wissen vermitteln. Darüber hinaus können verschollene, zerstörte oder empfindliche Exponate digital nachmodelliert und mittels AR präsentiert werden. Diese Art der Inszenierung der Ausstellungsstücke ermöglicht es, Exponate für die Besucher*innen auf eine neue Art und Weise greifbar zu machen. Eine AR-Anwendung ist einfach bedienbar: Über die Kamerafunktion von Smartphone oder Tablet wird die reale Umgebung aufgenommen und auf dem Bildschirm des Gerätes in Echtzeit um virtuelle 3D-Modelle augmentiert. AR kann demnach auf den eigenen mobilen Endgeräten der Besucher*innen erlebt werden. Mit der Einbindung visuell ansprechender und informativer Inhalte erzielt das Museum eine emotionale Bindung bei den Besucher*innen. Gleichzeitig werden durch interaktive 3D-Modelle und Animationen verschiedene Sinne angesprochen, die den Lernerfolg im Museum steigern. Das TECHNOSEUM, eines der größten Technikmuseen Deutschlands, traut sich bereits an diese digitale Vermittlungsform heran. In der Dauerausstellung “Mediengeschichte”, die seit Ende Juni 2018 zu sehen ist, zeigt das Museum mediale Entwicklungen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und gibt einen Ausblick in die Zukunft. In vier verschiedenen Ausstellungsbereichen finden Besucher*innen interaktive Stationen rund um das Thema Kommunikationstechnik. Die Themenhäuser befassen sich mit der Telegrafie, dem Rundfunk, dem Fernseher und dem Smartphone sowie den Auswirkungen des medialen Wandels auf die Gesellschaft. Unter anderem mithilfe moderner Technologien wie Augmented Reality wird die Geschichte der Objekte an die Besucher*innen vermittelt: Es ist zum Beispiel möglich, einen Telegrafenarbeiter bei der Arbeit zu beobachten und die einst genutzte Ausrüstung in Aktion zu sehen. Darüber hinaus werden die Funktionsweise eines D-Zug-Radios und Röhrenfernsehers sowie die Zusammensetzung eines Smartphones animiert. Das TECHNOSEUM ermöglicht mit dem Einsatz von AR innerhalb seiner Ausstellung den Zugang zu komplexen Zusam-

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menhängen und erweckt längst vergangene Handwerksberufe wieder zum Leben. Augmented Reality wird in dieser Objektpräsentation so platziert, dass sie die Ausstellung ergänzt und die Besucher*innenerfahrung bereichert. Im TECHNOSEUM sollen vor allem junge Besucher*innengruppen angesprochen werden. „Hat sich die Medienrealität in den letzten zehn Jahren grundsätzlich verändert, so waren auch die Methoden der Wissensvermittlung einem Wandel unterworfen”, so Dr. Mareike Munsch, Projektleiterin der Dauerausstellung. Aus diesem Grund integriert das TECHNOSEUM moderne Technologien und greift damit neue Bildungs- und Wissensvermittlungsansätze auf.

Das TECHNOSEUM sieht den Einsatz von Augmented Reality als Chance, Besucher*innen neue Medientrends zur Verfügung zu stellen, ohne analogen und personalen Vermittlungsmethoden den Raum zu nehmen.

Unten: Die Explosionsansicht eines Smartphones ist nur eines von vielen Augmented-Reality-Elementen in der Dauerausstellung “Mediengeschichte”. Foto: © TECHNOSEUM, Klaus Luginsland Rechte Seite, oben: Besucherin mit Multimediaguide in Dalí – Die Ausstellung am Potsdamer Platz. Entwickelt wurde die Lösung ohne App von shoutr labs UG. Foto: © DaliBerlin.de Mitte: Ganz neue Vorstellung des Rhein-Stroms von Basel bis Coblenz, Nürnberg 1794, Foto: © Deutsches Historisches Museum


Historische Ereignisse, Schlachten und Verträge in dieser Region werden mittels AR auf der realen Karte visualisiert und erschaffen so einen direkten Kontext zum Exponat. Gefördert wird die Entwicklung der Medienstation vom Deutsch-Französischen Jugendwerk im Rahmen ihrer Initiative “100 Projekte für den Frieden”. Daher tragen auch deutsche und französische Schüler*innen zu den Inhalten bei.

Ronald Liebermann, Co-Founder shoutr labs UG. Foto: © shoutr labs UG

Berlin, das u.a. mit dem Innovationspreis Berlin Brandenburg (2016) und als “Innovator des Jahres 2017” ausgezeichnet wurde. shoutr labs bieten multimediale Lösungen im Museums- und Ausstellungsbereich an. Das interdisziplinäre Team setzt sich aus spezialisierten Mitarbeiter*innen aus dem IT- und Kulturbereich zusammen. Die Gründer Sebastian Winkler, Christian Beier, Benjamin Werner und Ronald Liebermann entwickelten das shoutr.System, dass das Streaming umfangreicher Multimedia-Daten auf mobile Endgeräte nach dem BYOD-Prinzip (“Bring Your Own Device”) ermöglicht. Das Team stellt mithilfe des Systems die technische Infrastruktur zur Inhaltsauslieferung bereit und setzt Multimedia-Anwendungen für den Browser oder als native App um.

Für die Umsetzung des Projekts sind shoutr labs verantwortlich, ein 2013 gegründetes Technologieunternehmen aus

Ein weiteres AR-Projekt setzen shoutr labs in Kürze gemeinsam mit dem Deutschen Historischen Museum Berlin um. Eine historische Karte des “Rhein-Stroms von Basel bis Coblenz” aus dem Jahr 1794 wird um Augmented Reality erweitert.

Ronald Liebermann, Co-Founder von shoutr labs, ist sich sicher, dass die erweiterte Realität großes Potential hat, um im Bildungsbereich eine zunehmend wichtige Rolle einzunehmen: “Gerade in der Vermittlung und Bildung sehe ich für Augmented Reality vielversprechende Anwendungsmöglichkeiten.”

shoutr labs UG Wolfener Str. 32-34, Haus K Berlin 12681 Tel. +49 30 555 794 560 info@shoutrlabs.com www.shoutrlabs.com TECHNOSEUM Museumsstraße 1 68165 Mannheim www.technoseum.de Deutsches Historisches Museum Unter den Linden 2 10117 Berlin www.dhm.de

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MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG Sonderausstellung Porcelain Couture – Porzellan trifft Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent. Autor: Dr. Lechelt

Bis zum 4. November 2018 sind die Ausstellungsräume vom MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG Bühne für die internationale Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent. In eindrucksvollen Inszenierungen führt die Sonderausstellung Porcelain Couture den Besuchern vor Augen, wie unmittelbar uns Mode und Porzellan im Leben begleiten und welche faszinierenden Wechselwirkungen zwischen den beiden exklusiven Branchen existieren. Was haben ein Chanel-Kostüm und kostbares FÜRSTENBERG Porzellan gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Niemand führt eine Teekanne als neuestes Accessoire wie eine Handtasche aus, um damit möglichst bewundernde Blicke zu ernten. Doch bei genauerem Hinsehen verbindet dies beide Luxusbranchen mehr, als man denkt. Die Ausstellung Porcelain Couture – Porzellan trifft Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent macht dies auf anschauliche Art deutlich. „Jeden Tag überlegen wir, was wir anziehen, und jeden Tag nutzen wir Porzellan, um zu essen und zu trinken. Stilentwicklungen und Lifestyletrends verbinden die beiden Branchen eng miteinander. Porzellan ist ein Spiegelbild der Mode“, sagt Museumsleiter Dr. Christian Lechelt. Porzellan und Mode haben dieselbe Geburtsepoche: das von Exklusivität und Stilbewusstsein übersprudelnde 18. Jahrhundert. Dabei war Porzellan nicht nur ein Spiegelbild sich ständig wandelnder Mode(n) in dieser Zeit, sondern selbst Impulsgeber für avantgardistische Couture. Beide stehen zudem für die Idee von echtem Luxus: hervorragendes Material, aufwendige Verarbeitung, Liebe zum Detail – und anspruchsvolles Design. Kuratorenteam: Museumsleiter Dr. Christian Lechelt und Designer Peter Kempe Die Sonderausstellung Porcelain Couture wurde gemeinsam von Dr. Christian Lechelt und Designer Peter Kempe kura-

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tiert. „Als Kuratorenteam ergänzen wir uns perfekt. Hilfreich ist, dass Peter Kempe schon eine lange Zusammenarbeit mit der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG verbindet. Als Berater und Designer ist er wiederholt für die Manufaktur tätig. Darüber hinaus ist er aber auch ein versierter Connaisseur der Mode, selbst Sammler

und bestens international vernetzt. Somit basiert das einmalige und ungewöhnliche Konzept der Ausstellung auf unser beiLinks: Indisch inspiriert: FÜRSTENBERG Dekor RAJASTHAN von Designer Peter Kempe 2012 kreiert. Rechts: Pretty in pink! Im Boudoir beginnt die Ausstellung „Porcelain Couture“ im Museum Schloss Fürstenberg


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der, jeweils ganz individueller Expertise“, erzählt Dr. Christian Lechelt und ergänzt: „Der unmittelbare Kontakt zu den Exponaten und eindrucksvolle Inszenierungen sollen die Besucher begeistern und verzaubern. Dies geht zusammen mit einer fundierten inhaltlichen Konzeption, die von internationaler Couture bis zur Entwicklung von Sneaker-Kultur und Sportswear reicht, und der mutigen Integration von Elementen der Sonderschau in die Dauerausstellung. So wird etwa die Mixand-Match Tafel im Weitsch-Saal für ein imaginäres Couturier-Diner gestaltet, bei dem ganz unterschiedliche Modepersönlichkeiten wie Karl Lagerfeld und Anna Wintour Platz nehmen.“

Vernissage Im August wurde Sonderausstellung „Porcelain Couture – Porzellan trifft Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent“ eröff-

net. Die Erwartungen von Museumsleiter Dr. Christian Lechelt wurden auf das Schönste übertroffen, als die Besucherzahl deutlich über 150 stieg. Eilig herbei geschaffte Stühle ergänzten die vorberei-

Links: Der schrille Pop der Siebziger Jahre: Kleid von Pierre Cardin und FÜRSTENBERG Service Form F mit Keramglasur. Rechts, oben: Gute Stimmung beim Vernissagetalk zwischen Kurator Peter Kempe, Museumsleiter Dr. Christian Lechelt und Couture-Sammlerin Monika Gottlieb. Unten, links: Bearbrick Chanel, 2006 von Karl Lagerfeld designet Unten, rechts: Seidenkleider von Yves Saint Laurent aus seiner Sommerkollektion von 1983.

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teten Sitzreihen, dennoch standen viele Besucher und freuten sich auf das Programm. André Scheffler, Vertriebsleiter der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG, begrüßte als erster die Gäste, darunter die Couturesammlerin Monika Gottlieb aus Düsseldorf, die Modedesignerin Siggi Spiegelburg aus Münster, die niedersächsische Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt, die Landrätin des Kreises Holzminden Angela Schürzeberg und Höxters Bürgermeister Alexander Fischer mit seiner Gattin Saskia Fischer-Lensen. Nach seinem Grußwort übergab André Scheffler an Museumsleiter Dr. Christian Lechelt, der die

Gelegenheit nutzte, insbesondere dem Gastkurator Peter Kempe, seinem Team, den Förderern der Ausstellung und der anwesenden Leihgeberin Monika Gottlieb zu danken. Sodann leitete Lechelt über in eine anregende und angeregte Talkrunde, zu der er Kempe und Gottlieb auf die Bühne bat. Es entstand ein Austausch über die ganz persönlichen Beziehungen zur Mode und zum Porzellan, die Entstehung der Ausstellung und die Lust auf die Verbindung dieser beiden Luxusbranchen.

Fotos: Illustre Gäste und tolle Stimmung bei der Vernissage.

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Anschließend schwärmten die Gäste in die Museums- und Sonderausstellungsräume aus, um sich von den aufwändigen Inszenierungen aus internationaler Couture und FÜRSTENBERG Porzellan verzaubern zu lassen. Die Ausstellung zieht sich durch das ganze Museum: Schwerpunkte sind in den beiden Sonderausstellungsräumen gesetzt, innerhalb der Dauerausstellung treten einzelne Inszenierungsinseln in Dialog mit der Sammlung. Oben: Aufwendig bestickt: Haute Couture von Emilio Pucci. Unten: Roben von Yves Saint Laurent neben einem Knabenkostüm aus dem späten 18. Jahrhundert. Rechts: Farbenfrohes Seidenkleid von James Galanos, 1978.

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Die historische Grundlage – das so luxusorientierte wie dekadente 18. Jahrhundert – wird im ersten Ausstellungsteil wirkungsvoll als leuchtend pinkfarbenes

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Boudoir mit zerwühltem Bett in Szene gesetzt. In einer großen Vitrine haben die Galanteriekrämer ihre Porzellanschätze ausgebreitet: seltene Tabatieren, Na-

deletuis, Lichthütchen, Gewandknöpfe, Stockknäufe, Flakon – all die raffinierten und unerhört kostbaren kleinen Dinge, mit denen die Kokotten und Galane im


Rokoko ihre Outfits komplettierten. Neben vielen Stücken aus der eigenen Museumssammlung und der berühmten Sammlung Reichmann sind hochkarätige

Leihgaben aus dem Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, dem Focke-Museum, Bremen, dem Museum August Kestner, Hannover, dem Herzog Anton

Oben: Kostbare Abendkleider im Patchworkstil von Yves Saint Laurent aus den Neunziger Jahren. Alle Fotos: © MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG

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Ulrich-Museum, dem Braunschweigischen Landesmuseum und dem Städtischen Museum, Braunschweig sowie aus Privatbesitz darunter. Gegenübergestellt sind kunstvolle Entwürfe von Yves Saint Laurent aus den 1970er bis 1990er Jahren, die die verfeinerte Raffinesse dieses Jahrhundert-Couturieres belegen und ihn zu einem elaborierten Nachfolger des Rokoko machen. Die publikumsnah konzipierte Ausstellung wartet mit starken Eindrücken und individuellen, assoziativen Zusammenstellungen auf. Bewusst hat das Kuratorenteam aus Designer Peter Kempe und Museumsleiter Dr. Christian Lechelt einen klassischen, akademischen Themenzugriff ebenso vermieden wie eine allzu offensichtlich belehrende Ausrichtung. Als im besten Sinne unterhaltende Schau, werden die Wechselwirkungen von Modedesign und Porzellangestaltung mustergültig vor Augen geführt.

MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG Am 3. März 2017 wurde mit Unterstützung des Hauptsponsors, der Deutsche Sparkassen-Giroverband, sowie weiteren Förderpartnern das neu gestaltete und renovierte MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG wiedereröffnet und bietet mit seinem neuen Ausstellungskonzept stundenlang Spaß und Infotainment für alle Generationen. Das MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG befindet sich mitten im Weserbergland im ehemaligen Grenzposten und Jagdschloss der braunschweigischen Herzöge. Es zeigt in verschiedenen teilweise interaktiven Ausstellungsbereichen auf rund 1.800 Quadratmetern und auf drei Stockwerken die Herstellungs- und Kulturgeschichte von FÜRSTENBERG Porzellan. Der Werksverkauf ist ganzjährig geöffnet und bietet alle Produkte der aktuellen FÜRSTENBERG und SIEGER BY FÜRSTENBERG Kollektion. Das Schlosscafé & Restaurant rundet das Programm kulinarisch ab.

MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG Meinbrexener Str. 2 37699 Fürstenberg Telefon: +49 5271 966778-10 www.fuerstenberg-schloss.com

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Foto Werner Huthmacher

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kennenzulernen, brachten Kollegen mit und manche von ihnen blieben ein Leben lang. Sie malten gemeinsam und doch jeder in seinem eigenen Stil. So schufen sie wahre Kaleidoskope ein und derselben Landschaft. Die Vielfalt der Perspektiven und der Wunsch, ein breites Spektrum an Interessen abzudecken – das alles ist auch in der Kunstmühle Schwaan spürbar: Wer das historische Gebäude betritt, gelangt zuerst in einen Raum, in dem alle Freunde der Technikgeschichte strahlende Augen bekommen dürften: Mühlantrieb, Absackeinrichtung, Getreidewaage – all das ist noch vollständig erhalten, denn hier wurde noch bis in die 1980er Jahre hinein gemahlen! Heute erläutern schön gestaltete Informationstafeln die Funktionsweise der Mühle, deren einzelne Komponenten sowie die einstige Bedeutung von Mühlen

Überraschendes Fundstück im Hinterland der Ostsee Ein örtliches Museum erweckt die Schwaaner Künstlerkolonie wieder zum Leben Autorin: Dr. Claudia Klein

Eine alte Wassermühle, ein liebevoll geführtes Museum, ein Stück Europa in Mecklenburg: 20 Kilometer vor Rostock liegt Schwaan, eine malerische Kleinstadt, die den Umweg lohnt. Schwaan war einst die Heimat einer ganzen Künstlerkolonie, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Städtchen prägte. Heute gehört Schwaan zu dem europaweiten Netzwerk EuroArt, in dem mittlerweile 43 ehemalige Künst-

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lerkolonien von Finnland bis Frankreich kooperieren: Von Barbizon und Fontainebleau über Ahrenshoop, Worpswede und Murnau bis nach Szentendre haben sich die geschichtsträchtigen Künstlerorte hier zusammengeschlossen. Raus aus den Städten, rein in die Natur! Das sagten sich im 19. Jahrhundert die Maler. Sie zogen aus, um das Landleben


im ländlichen Mecklenburg. Und schon hier begegnet den kleinen und großen Besuchern ein ganz besonderer Bewohner des Museums: Die Mühlenmaus wird noch an vielen Stationen der Ausstellung ihre Pfötchen im Spiel haben. Gegenüber dem alten Mühlenraum, am Shop vorbei, geht es dann in die Ausstellung. Auch die beginnt historisch: Die Künstlerkolonie Schwaan gründete sich Ende des 19. Jahrhunderts um den Maler Franz Bunke herum. Bunke, 1857 in Schwaan als Sohn eines Mühlenbauers geboren, war Professor für Landschaftsmalerei in Weimar geworden und brachte ab den 1880er Jahren Kollegen und Schüler zur Sommerfrische mit ins ländliche Mecklenburg. Schon bald gehörten andere Schwaaner Künstler wie Rudolf Bartels und Peter Paul Draewing dazu. Otto Tarnogrocki, Richard Starcke und Alfred Heinsohn stießen von außen zu dem Künstlerzirkel – Landschaftsmaler, deren Werke im Realismus verankert sind, doch mitunter weit in den Expressionismus und gar in die abstrakte Malerei ausgreifen. Rudolf Bartels beeindruckende Laternenkinder-Gemälde beispielsweise. Eine nächtliche Szenerie, in der die farbenfrohen Lampions wie Himmelskörper leuchten und Gesicht und Kleider der Kinder bescheinen. Bartels entwickelte das Motiv über drei Jahrzehnte in mindestens acht

Arbeiten und stellte sich damit in die Tradition eines Claude Monet, dessen Heuschober-Serie er als Student in Weimar gesehen hatte. Gleich daneben erhebt sich strahlend ein Regenbogen über einer erding-grünen Sumpflandschaft. Und ein paar Schritte weiter locken drei Ge-

Linke Seite, oben: Das Mühlengebäude rückseitig Mitte: Würfel Ansichten offen Mitte II: Eingang Kunstmuseum Unten: Historischer Mühlenraum EG Rechte Seite, oben: Die Mühlenmaus auf pädagogischem Material im Ausstellungsraum. Rechts: Antriebstechnik im Mühlenraum Foto: © Kunstmühle Schwaan

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mälde Alfred Heinsohns den Besucher in ein nahegelegenes Wäldchen hinein: Die Werke „Frühling im Lindenbruch“ atmen die verhaltene Stille eines zu neuem Leben erwachenden Waldes. Weite, Licht und Luft – wie ein roter Faden ziehen sich diese Themen durch die Bilder der Schwaaner Künstlerkolonie. Auf vielen Gemälden blickt der trutzige Turm der örtlichen

Paulus-Kirche durch die Baumwipfel oder zwischen den Häusern hindurch. Doch das Museum begnügt sich nicht mit der Präsentation seines erstklassigen Bestandes. Die Mühlenmaus erklärt Maltechniken und lenkt den Blick der Kinder auf besondere Bilddetails. Für die großen Besucher tauchen immer wieder kleine

Oben: Rudolf Bartels, Laternenkinder, um 1910, Ostdeutsche Sparkassenstiftung Ostsee, Sparkasse Rostock Mitte und unten: Blick in die Ausstellungsräume Rechte Seite: Alfred Heinsohn. Fruehling im Lindenbruch II Kunstmuseum Schwaan Fotos: © Kunstmühle Schwaan

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So hing beispielsweise das „Stillleben mit Brathering, Bier und Radieschen“ jahrzehntelang in einer Rostocker Gartenlaube. Als diese abgerissen werden sollte, stellten die Besitzer das Werk auf die Straße – zur Entsorgung durch den Sperrmüll. Ein kunstliebender Nachbar alarmierte das Museum und so kann es heute, nach eingehender Restaurierung, wieder gezeigt werden. Ein anderes Gemälde wurde von seinen Besitzern jahrzehntelang für das Bildnis eines anonymen Kapitäns gehalten – bis der Direktor der Kunstmühle es als Porträt des Schwaaner Künstlers Alfred Heinsohn identifizierte. Aus dem Kellerschrank zog es um in die Ausstellungsäle.

Geschichten in der Ausstellung auf: Anekdoten zu den einzelnen Künstlern, Recherchen zu einzelnen Motiven, und vor allem: besonders abenteuerliche Fundgeschichten.

Schenkungen, Nachlässe, Auktionen, Flohmärkte und manchmal sogar der Sperrmüll – in nur fünfzehn Jahren ist der Bestand der Schwaaner Kunstmühle ist von einer Handvoll Werken auf fast 200 eigene Gemälde, ebenso viele Zeichnungen und Grafiken und 300 Dauerleihgaben angewachsen. Eine stolze Sammlung und eine beachtliche museale Leistung, die Respekt verdient! Im Gegensatz zu anderen Künstlerkolonien wie Ahrensho-

op oder Worpswede liegt Schwaan noch im Dornröschenschlaf. Zu Unrecht! Denn die Werke, die in der Kunstmühle gezeigt werden, halten jedem Vergleich stand. Und die sorgfältige Präsentation allemal! Wer nach dem Museumsbesuch noch nicht genug hat, der kann in einem großzügigen Park hinter dem Haus Rast machen oder die Kleinstadt auf ihrem Kunstpfad erkunden, einem Rundweg mit zehn Haltepunkten, der Sie die wichtigsten Stationen der Künstlerkolonie führt. Es gibt viel zu entdecken! Und wer sucht, wird fündig in Schwaan. Es genügt, den Blick zu schärfen und genau hinzuschauen.

Kunstmuseum in der Wassermühle Schwaan Mühlenstr. 12 18258 Schwaan Tel. 03844 / 89 17 92 info@kunstmuseum-schwaan.de www.kunstmuseum-schwaan.de

Sonderausstellung im Museum und Forum Schloss Homburg, Nümbrecht

Zug der Kraniche Flügelschläge zwischen Natur, Kunst und Kultur

21. September 2018 bis 10. Februar 2019 Katalog zur Ausstellung erschienen im Kerber Verlag

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MUSEUM UND FORUM SCHLOSS HOMBURG Schloss Homburg 1 · 51588 Nümbrecht Telefon 02293 9101-0 · Fax 02293 9101-40 schloss-homburg@obk.de www.facebook.com/SchlossHomburg


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Château du Rivau Ein Märchenschloss an der Loire in Frankreich

Schloss Château du Rivau liegt im LoireTal zwischen Chinon und Richelieu. Außen bildet es eine Festung mit Wehrturm, Burggraben, Zugbrücke (noch in Betrieb) und Wehrgang. Innen ist es eher ein Lustschloss. Über dem Eingang befinden sich noch das Wappen und der Wahlspruch der Familie Beauvau. Von hier aus betritt der Besucher die nach oben führende Wendeltreppe, an deren Wänden Inschriften aus dem 15. Jahrhundert zu finden sind. Geschichte Die Geschichte des mittelalterlichen Schlosses ist eng mit der Familie Beauvau verbunden. Sie waren verwandt mit den Grafen von Anjou und hatten seit dem 11. Jahrhundert das Privileg, ihrem Lehnsherrn aufrecht, mit dem Schwert an der Seite und bedeckten Hauptes die Ehre zu erweisen. Im 13. Jahrhundert traten die Beauvaus in die Dienste der Könige von Frankreich. 1454 verbanden sie sich, durch die Heirat von Isabeau de Beauvau mit Jean II de Bourbon, mit der königlichen Familie. Die Beauvaus waren treue Diener des Königs und viele von ihnen gaben ihr Leben für die Krone. Der Bau des Schlosses Rivau wurde 1420 begonnen. Es kam 1438 als Mitgift in die Familie Beauvau durch die Vermählung von Anne de Fontenay mit Pierre de Beauvau, der, als erster Kammerherr von Charles VII, 1442 die Erlaubnis erhielt, sein mittelalterliches Schloss zu befestigen. Das Château du Rivau ist somit eines der ältesten Loire-Schlösser. Pierre de Beauvau starb 1453 in der Schlacht von Castillon. Mit dieser Schlacht wurde der Hundertjährige Krieg beendet. Foto: © Château du Rivau, Luftbild

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Sein Nachfahre François de Beauvau, Kapitän zur See unter François I, ließ 1510 im Anschluss an die Wirtschaftsgebäude die prächtigen Stallungen errichten, in denen Hengste für den Königshof gezüchtet wurden. Er kam am 30. April 1524 in der Schlacht von Romagne an der Seite von Bayard ums Leben. Während der Renaissance war der Rivau – halb Lustschloss, halb Festung – einer der bedeutendsten Schauplätze der Touraine. Rabelais erwähnt den Rivau, Gargantua schenkt ihm seinem Kapitän Tolmère als Belohnung für dessen Siege im Picrocholine-Krieg. Im 17. Jahrhundert entgeht der Rivau der Zerstörung durch Kardinal Richelieu, der die meisten Schlösser im näheren Umkreis hatte schleifen lassen, da seine Schwester Françoise mit Jean de Beauvau, dem Herrn von Rivau, verheiratet war. Nachdem die Beauvaus Prinzen von Lothringen geworden waren, verließen sie die Touraine. Der Rivau blieb somit 247 Jahre lang im Besitz der Beauvaus.

Nach den Beauvaus Im 18. Jahrhundert, genauer gesagt 1768, erwarb der Marquis Michel-Ange de Castellane, Herr von Villandry, das Château du Rivau. Es blieb bis 1796 im Besitz seiner Familie. 1918 erreichte Alphonse de Moncel de Perrin, der am Dekor des Petit Palais in Paris arbeitete, dass der Rivau den denkmalgeschützten Bauwerken zugeordnet wurde. Der Maler Pierre-Laurent Brenot bewohnte den Rivau von 1960 bis 1992. Ende des 20. Jahrhunderts wurde dann der Zauberstab geschwungen: Das Rivau erhält nach 10-jähriger Renovierungsdauer seinen ursprünglichen Glanz zurück. Es scheint einem Bilderbuch von Märchen und Legenden entsprungen zu sein. Die Architektur Seine architektonische Authentizität und die Attraktivität dieses zurückhaltenden und gleichzeitig harmonischen wirkenden Hauses machen es zu einem einzigartigen Zeugnis des Zeitgeistes.

Nachdem man am Eingang vom Beauvau-Motto „Beauvau sans départir“ („Beauvaus geben niemals auf“) begrüßt wird, betritt man rechts den Beauvau-Raum, wo eine Sammlung antiker Keramik ausgestellt ist. Im hinteren Bereich ist Die Christus-Darstellung „Salvatore Mundi“ von Jan Fabre zu sehen. Im gleichen Raum befindet sich das Porträt eines prominenten Mitglieds der Rivau-Familie, das vom köngilichen Maler Hyacinthe Rigaud (1659-1743) erstellt wurde. In der Großen Halle, kombiniert mit der Sammlung von Jagdtrophäen der Familie, werden u.a. die zeitgenössischen Arbeiten der Künstler Jeff Koons, Theo Mercier, Marnie Weber gezeigt. Der Festsaal des Balthasar zeugt vom kulturellen Reichtum der Renaissance: Die bemalte Decke eines italienischen Künstlers gibt die eindrucksvolle Kulisse für einen Kaminsims, der von einem flämischen Künstler bemalt wurde. Ein Meisterwerk aus dem XVI Jh., das St. Martin, den Schutzheiligen der Region darstellt.

Jeanne d’Arc Zum Ende des Hundertjährigen Krieges suchte Jeanne d’Arc mit ihren Gefährten auf dem Château du Rivau, das damals schon für die Qualität der dort gezüchteten Schlachtrösser bekannt war, nach Pferden für ihre Truppe, und dies kurz vor der Belagerung von Orléans im Jahre 1429.

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Die mittelalterliche Architektur der Festung entspricht denn auch der Lebensart der Renaissance. Weit entfernt von den traditionellen Schlössern wählte der Rivau einen humorvollen Dialog zwischen der Moderne und dem Mittelalter, indem er jedes Jahr zeitgenössische Künstler einlud, damit sie sich von Rivau inspirieren lassen konnten.

Im Obergeschoss, auf der linken Seite, wird der Damensaal von einem wunderschönen im 16. Jahrhundert gewobenen Wandteppich aus Brüssel geschmückt – eine Hommage an Zenobia, Königin von Palmyra, die sich den Römern widersetzte. Rechts: Kapelle der Jeanne d‘Arc Unten: Damensaal. Fotos: © Château du Rivau, Darrault


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Festsaal. Foto: © Château du Rivau, David Darrault

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Der Märchengarten Patricia Laigneau ist eine wahre Gartenkünstlerin, auch wenn sie ursprünglich ein Studium der konventionellen Landschaftsgärtnerei an der „Ecole Nationale du Paysage“ in Versailles abgelegt hat. Weitab vom typisch französischen Garten ähnelt der sehr natürliche Stil ihrer Gärten, inspiriert von moderner Kunst, eher den englischen Gärten. Dank Ihres ersten Studiums der modernen Kunst an der „Ecole du Louvre“ in Paris verfügt Patricia Laigneau über ein sehr ausgeprägtes Gespür für Farben und Ästhetik. Ihr offener Geist, ihre Visionen und ihre Kreativität entfachten den Wunsch und ermöglichten es ihr schließlich, die

Gärten des Schlosses Rivau zu entwerfen. Ihr einzigartiges, riesiges Kunstwerk stützt sich auf ihr breitgefächertes Fachwissen über Botanik und ihr Auge für Kunst. Auf 6 Hektaren experimentiert die Schlossherrin mit neuen Kombinationen von auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Pflanzen, spielt mit der Breitenwirkung von Farben und gibt ihrer Liebe zu übergroßen Skulpturen Raum. So gelingt es Patricia Laigneau, mit ihren Blumenkreationen und Wäldern, eine magische Wirkung auf ihre Besucher auszuüben und sie in den Bann der Märchen zu ziehen, die auf Schloss Rivau zu neuem Leben erwachen. Ein Paradies für Botaniker Im Herzen des „Gartens von Frankreich“, der Region Centre, gelegen, wurden die Gärten des Château du Rivau vom Kulturministerium als sehenswerte Gärten eingestuft, in denen zahlreiche Sorten von Duftrosen geschützt und erhalten werden. Mehr als 450 Rosensorten und tausende sonstiger Pflanzen machen den Garten des Château du Rivau zu einem echten botanischen Garten. Er ist ein Paradies für Rosenliebhaber und für Hobbygärtner. Jede Pflanze ist des Weiteren mit

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einem kleinen Schild versehen, auf dem die entsprechenden einheimischen und lateinischen Namen erklärt werden. Eine Sammlung von 450 Duftrosen Eine regelrechte Verzauberung der Sinne: Ist die nach Tee, Myrrhe und Safranblüten duftende The Pilgrim verführerischer als die Golden Celebration? Letztere öffnet sich mit einem Teeparfum, das sich im Laufe des Tages in Zitrone und dann in Brombeere verwandelt. Die Graham Thomas mit den rein-gelben Blütenblättern duftet nach Tee mit Veilchen. Die schöne Jude the Obscure mit goldener Verzierung duftet nach …Weißwein. Die Lady Emma Hamilton mit orange-mandarinenfarbenen Blütenblättern verströmt einen Duft von gemischten Früchten, Birne, Traube, Zitrone und Orange, das Wasser läuft einem im Munde zusammen. Und die Evelyn im aprikosenfarbigen Gewand duftet berauschend nach Aprikose mit einem Hauch von von Pfirsich. Oben: Gemüsegarten. Unten: Le Rivau Tess of the d‘Ubervilles Rechte Seite, oben: Invendusbottes. Lilian Bourgeat Steven Fremont Unten: Basserode, Foret qui court. Fotos: © C. du Rivau


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Künstlergruppe. Foto: © Château du Rivau

Die zeitgenössische Kunstausstellung Die Schöne und das Biest des Rivau Das sagenumwobene Château du Rivau, ein Märchenschloss der Ritter und Prinzessinnen von einst, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fantasie seiner kleinen und großen Besucher anzuregen. Dazu empfängt es zu einer kreativen Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart. Jedes Jahr aufs Neue lädt Familie Laigneau moderne Künstler ein, sich vom alten Gemäuer ihres Schlosses inspirieren zu lassen und sich bei der Anfertigung ihrer Kunstwerke in der Welt des Fabelhaften des Château du Rivau zu verlieren. Auf diese Weise entstehen einzigartige Werke, die diesen magischen Ort, seine Märchen und das Fabelhafte verbinden. Im Jahr 2018 ist die zeitgenössische Kunstausstellung im Innern des Schlosses mit dem Volksmärchen „Die Schöne und

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das Biest“, das 1757 von Mme Leprince de Beaumont aufgeschrieben wurde, verknüpft. Die französische Autorin wählt in ihrer Erzählung die Themen des Opfers, der Verwandlung und der Liebe und berichtet in ihrer Geschichte von einem Vater, der nicht davor zurückschreckt, im Schloss eines abscheulichen Biestes eine Rose für seine geliebte Tochter zu pflücken. Als Strafe wird seine Tochter vom Biest eingesperrt, doch mit der Zeit entdeckt die junge Frau immer mehr die innere Schönheit hinter der Fassade des Biests und verliebt sich schließlich in seinen Charakter. Eine dynamische Interaktion zwischen dem Château du Rivau (mit seinen hohen Türmen im Herzen seiner Gärten, die eine umfangreiche Rosensammlung und eine Kunstsammlung ganz im Thema des Fabelhaften beherbergen) und dem zauberhaften Bild, dass das Märchen „Die Schöne und das Biest“ abbildet, entsteht.

Dieses Jahr präsentieren dreißig verschiedene Künstler ihre zeitgenössischen Interpretationen von „Die Schöne, der Schöne und das Biest“ und spiegeln in ihren Werken das beliebte Volksmärchen wider. Im Verständnis der plastischen Künstler von heute hat sich das Schöne, das einst Symbol für Klugheit und die Spitze der Gesellschaft war, zu etwas Ungewöhnlichem und Seltsamem entwickelt. „Die Schönheit, die die Welt retten wird“ (nach den Brüder Karamazov de Fiodor Dostoïevski) fasziniert auch weiterhin die Künstler unserer Epoche. Der oder die Schöne ist somit nicht mehr zwangsläufig das Gegenteil der Bestie, sondern offenbart sich vielmehr im Innern eines Charakters.

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Deichdorfmuseum Bislich Erlebnisort für Deichbau und Regionalgeschichte am Niederrhein. Autorin: Dr. Barbara Rinn-Kupka

Gleich aus mehreren Gründen bietet sich Bislich als Verweilort bei den zu Recht immer beliebter werdenden Rhein-Radtouren an. Direkt gegenüber der alten Bischofsstadt Xanten gelegen, hat man genau hier einen wunderbaren Blick über die Flusslandschaft hinweg zu den Doppeltürmen des dortigen Domes. Leise gleiten unzählige Schubverbände und das

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ein oder andere Kreuzfahrtschiff vorbei. Graugansgruppen mit Störchen als Farbtupfer beleben die Wiesen, während am Deich Schafe grasen. Rheinkilometer 825 Das Dorf selbst, heute ein Stadtteil der Hansestadt Wesel, zeigt zunächst nur

wenig von seinen Besonderheiten. Überraschend groß allerdings schon auf den ersten Blick die Hauptkirche, deren Turm direkt am Deich liegt. Der Weg zum historischen Dorfkern führt entlang eines niedrigen, sich fast hinter den Deich duckenden Hauses mit einem Jahreszahlanker aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert, Restbestand einer dörflichen Struktur, be-


vor auch hier die Bewohner begannen, im Stil der Städte zu bauen. Die Schilder und Straßennamen lassen aber bereits erahnen, dass sich auch mehr hinter Bislich verbirgt. Auf dem Postdeich verkehrte tatsächlich schon die Postkutsche, eine Fährverbindung zum Xantener Zwischen Sonntag vor Ostern und bis weit in den Oktober pendelt die Rad- und Personenfähre Keer Tröch II zumindest Freitags, Samstags und Sonntags tagsüber zwischen Xanten-Beek und Bislich (s. bislich.de Fähre)

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Ufer ist bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt und der ein oder andere Radler oder Wanderer stoppte vielleicht sogar schon an einem alten Schmiedegebäude, das noch vor dem Dorf direkt am Deichweg liegt und zu ausgesuchten Terminen Sonntags mit Schmiedevorführungen geöffnet ist. Zu einem Ort, der die Besonderheiten des Dorfes wie auch der regionalen Landschaft erklärt und veranschaulicht, führt der Weg von der Dorflinde aus vorbei an den Klassikern ehemaligen und heutigen Dorflebens: einer zweiten, deutlich kleineren Kirche, einer ehemaligen Gaststätte mit Saalanbau, einer heutigen Gaststätte mit Bäckerei und Biergarten sowie einem ehemaligen Schulbau, an den der aktuelle angrenzt.

Linke Seite, oben: Alleebäume vor dem Eingang des Deichdorfmuseums Mitte: Eingangsbereich mit Schnelldurchlauf durch die Geschichte Unten: Ausstellungsgebäude auf dem Innenhof, links die Scheune mit Ziegelausstellung, rechts hinter dem Backhaus der Eingang zur Rhein-Deich-Ausstellung Rechte Seite: Artefakte der Schifffahrt auf dem Innenhof des Museums und Blick auf das Dorf vom Deichweg aus

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Mehrere Alleebäume verdecken den eher unauffälligen, langgestreckten Ziegelbau fast vollständig: das Deichdorfmuseum ist erreicht. Regionale Kultur- und Naturgeschichte auf viel Fläche Darstellung und Bewahrung der lokalen Geschichte und Vermittlung der regionalen Naturgeschichte ist der Bildungsauftrag des Museums. Ein Museum für Deich, Dorf und Ziegel kann man die Inhalte der Ausstellungen auf einen Punkt bringen und vernachlässigt dabei zugleich das ein oder andere, das auf immerhin gut 700m2 Ausstellungsflächen geboten wird.

Natürlich viel zu viel für eine nur kurze Unterbrechung der Fahrrad- oder Wandertour, aber die Möglichkeit, zu weiteren Entdeckungen wieder zu kommen. Nicht nur das Hauptgebäude entlang der Dorfstraße ist Ausstellungsbereich und bietet Platz für zusätzliche Sonderausstellungen und eine Kreativecke für Kinder. Hinter diesem schließt sich noch ein großzügiger Innenhof an, an dem weitere Gebäude mit Ausstellungsflächen liegen. In einer großen, auf dem Gelände wiedererrichteten Ziegelscheune aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befindet sich die Rhein-Deich-Ausstellung, die den Lebensraum Rhein und Wissenswertes zum Deichbau zum Thema hat. Eine weitere Scheune, ein Neubau im Stil historischer Ziegelschuppen der Region, beheimatet die Ziegelausstellung, die sich vor allem der Geschichte der lokalen Produktion widmet. Zwischen Ankern und landwirtschaftlichen Geräten im Hofbereich erinnert ein Backhausnachbau daran, dass früher auf vielen Höfen selbst gebacken wurde. Er wird bei besonderen Anlässen und für Gruppenbuchungen von ehrenamtlichen

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Helferinnen und Helfer originalgetreu angeheizt und sorgt dann für das zu Recht sehr beliebte Bislicher Backhausbrot. Treffpunkt und Ausstellungsangebot Im Eingangsbereich mit Informationstheke für Veranstaltungsangebote und Unternehmungsmöglichkeiten aller Art in der Region beginnt bereits die Ausstellung. In einem modern gestalteten Schnelldurchlauf durch die Geschichte Bislichs werden bedeutende historische und naturkundliche Eckpunkte vorgestellt. Originale Funde der reichen urzeitlichen Pflanzen- und Tierwelt der Region stehen neben bronzezeitlichen Äxten und anderen Artefakten aus der Weseler Aue. Sie waren Göttergaben und Zeichen einer bereits früh einsetzenden Besiedlung der Region. Weiter geht es mit dem Verweis auf das fränkische Gräberfeld, das in den 1970er Jahren entdeckt, den Namen des Ortes auch in Archäologenkreisen bekannt machte. Es dürfte eng zusammenhängen mit einem Heerlager Karls des Großen (742814), das als Lippeham in den Chroniken Erwähnung findet und zwischen Bislich und Wesel verortet wird. In der Neuzeit wurde Bislich dann bis 1821 Filialkirchenort des Stiftes Xanten. Von dessen ganz offensichtlich nicht unbedeutenden Plänen für den Ort zeugt noch die am Deich stehende Kirche St. Johannes, deren Bauteile bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Der Ausstellungsbereich „Religiöses Leben“ führt tief in die Dorfgeschichte. Ein Kaminnachbau erinnert an die ehemals offenen Feuerstellen in den Häusern. Direkt anschließend führt der Rundgang in den Bereich des dörflichen Lebens im 19. und 20. Jahrhundert, das in Bislich früher durch die vielen Dorfhandwerker geprägt war. Ihre Kunst wurde für die Fährleute, Durchreisenden und Schiffer benötigt, die hier Station machten.

Linke Seite, oben: Nachgebaute Kaminstelle Mitte: Ausstellungsbereich „Religiöses Leben“ Unten: In der Ziegler-Ausstellung Rechte Seite, oben: Originalgetreues Modell eines niederrheinisches Fischerbootes Mitte: Blick in das Vogelwelt-Panorama im Obergeschoss des Haupthauses Unten: Originalteil einer „Bailey Bridge“ von 1945

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Im Durchgang vor dem Sonderausstellungsraum erinnert wie vor dem Museum ein Originalteil einer sogenannten „Bailey Bridge“ von 1945 daran, dass Bislich einer der Rheinorte war, von dem aus die britische Armee im Zweiten Weltkrieg die linksrheinischen Gebiete für eine freie Welt zurückeroberte. An diese Zeit mit vielen Opfern auf allen Seiten mahnt am Deich auch eine kleine Gedenkstätte mit Pietà-Skulptur. Zu den Highlights der Rhein-Deich-Scheune im Hof, die viel über den Rheinverlauf heute und früher erfahrbar macht, gehört auch ein Ausstellungsteil zur Fischerei im 19. Jahrhundert. Auffälligstes Aus-

stellungsobjekt ist hier der Nachguss der heute in Berlin befindlichen römischen Bronzestatue, die von Bislicher Fischern gefunden wurde. Im Obergeschoss kann man dann viel über Deichbau lernen und erfährt so, warum die zahlreichen „Woys“ der Region keine normalen Teiche sind. Die Naturgegebenheiten waren es auch,

die im Bislicher Raum im 19. Jahrhundert eine Dachziegelproduktion entstehen ließen, deren Reste im Landschaftsbild wohl nur erkennt, wer die Ausstellung zur Ziegelgeschichte besucht hat. Historisches und Künstlerisches aus und mit Ton stehen sich in dieser Ausstellung gegenüber und werden in den Sommermonaten zudem durch Besucher-Workshops zu diesem Material ergänzt.

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Im Obergeschoss des Haupthauses kann schließlich in einer Art Panorama die Vogelwelt am Niederrhein mit fast allen ihren auch nur zeitweiligen Gästen aus der Ferne insbesondere Kindern nahegebracht werden. Im Storchendorf Bislich mit mehreren, gut verteilten Nestern ist die „Storchencam“, die die Geschehnisse im Nest ins Internet überträgt, ein weiteres Highlight. Geschichte des Museums Hervorgegangen ist das Deichdorfmuseum Bislich aus einem im Mai 1983 eröffneten Heimatmuseum. Auf Initiative einiger Geschichtsenthusiasten aus der Dorfgemeinschaft gegründet, stand und steht es bis heute in der Trägerschaft des Heimat- und Bürgervereins Bislich e.V. . Eingerichtet zunächst als klassisches „Einraummuseum“ in einem von der Stadt Wesel hierfür zur Verfügung gestellten Gebäudekomplex – dem „Haus der Vereine“ – wurde der Museumsbereich dank umsichtiger Planungen, Sammlungsergänzungen, starkem ehrenamtlichen Engagement und dankenswerter finanzieller Förderung von vielen Seiten schnell größer. Im Jahr 2000 konnte die Rhein-Deich-Geschichtsausstellung als Rhein-Deich-Museum eröffnet werden, im Jahr 2006 die Ziegelausstellung als bisher einziges Zieglermuseum der Region. Zuletzt kam 2014 das historische Schmiedegebäude – die „Schmiede Kock“ am Marwick 11 – als Außenstelle des Museums hinzu. Servicegedanke und Ankerort für Geschichtsinteressierte Ganz bewusst bietet das Deichdorfmuseum Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren freien Eintritt. Tourenradler mit Gepäck haben zudem die Möglichkeit, nach Absprache mit den Aufsichtskräften ihre Räder im Innenhof zu parken, um sich unbesorgt dem Museumsbesuch zu widmen. Die meisten Ausstellungsbereiche wie der „Schnelldurchlauf“, „Religiöses Leben“, „Dorfleben im 19. und 20. Jahrhundert“, der Sonderausstellungsraum und die Kreativecke sind barrierearm erreichbar. Dies gilt auch für die Ausstellung im Ziegelmuseum und im Erdgeschoss der Rhein-

Bild: Waschen war früher harte Arbeit. Eine kleine Museumsbesucherin probiert es heimlich aus

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Deich-Scheune. Ein rollstuhlgerechter Sanitärbereich ergänzt das Angebot. Das Museum ist aber nicht nur ein Ausstellungsbetrieb, es betreut auch das Dorf-

archiv und Sammlungen wie z.B. eine bedeutende Gelege-Sammlung, die Interessierten für Forschungen auf Anfrage zur Verfügung stehen.

Oben: auch eine Ehrenamtlerin gönnt sich mal eine Tasse Kaffee Unten: Museumsaussenstelle Schmiede Kock direkt am Deichradweg. Alle Fotos: © Uwe Strauch

Betrieben wird das Museum unter fachlicher Leitung von ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfern. Sie ermöglichen die Öffnungszeiten und führen nach Vor-

anfrage auch Gruppen durch die Ausstellungen. In der Saison von Ende März bis Ende Oktober bereichern Sonderausstellungen, Filmvorführungen, Workshops und Kreativangebote das Museumsleben. Fast schon legendär sind die Kunsthandwerkermärkte im Frühjahr und im Herbst, bei denen Kreative aus Nah und Fern ihre Kunst im und am Museum zeigen. Neben den festen Öffnungszeiten können Gruppen Termine auch nach Wunsch und zudem Führungen durchs Dorf buchen. In den Monaten November bis zum Saisonstart in Frühjahr kann ein Museumsbesuch auf vorherige Anfrage hin ermöglicht werden. Gerade für Rad- und Tourenwandertouristen bieten die Ausstellungen im Deichdorfmuseum Bislich die Möglichkeit, mehr zu sehen und zu erkennen, während links oder rechts des Weges die Landschaft vorbeizieht. Deichdorfmuseum Bislich Dorfstraße 24, D – 46487 Wesel Tel: +49 02859 1519 (temporär besetzt) museum@bislich.de www.deichdorfmuseum.de

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ABBA THE MUSEUM 36 years have passed since Sweden‘s most successful music export stopped playing together, but these days their songs are listened to more than ever before. ABBA The Museum celebrates its 5th anniversary in 2018 and is marking the occasion by opening a new interactive exhibition with 15 new attractions.

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ABBA The Museum Photo: © Katla Studios / ABBA The Museum

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The new exhibition at ABBA The Museum begins with a film produced by Jonas Åkerlund, with material from all four members‘ own projects from 1982 until the present day. The various attractions include the Chess display (where visitors can try their hand at conducting the Gothenburg Symphony Orchestra in an interactive experience to the score of Chess or One Night In Bangkok), the Mamma Mia! display (where visitors can virtually help Donna paint a door and window shutters), and the BAO display (where visitors can dance to the Benny Anderssons Orkester as it is projected on the wall). The exhibition also features special displays dedicated to the careers and solo projects of the four members after 1982, with video clips, live performances and newly recorded interviews. - „We depict the musicals, solo albums and films through the use of both digital and analogue techniques. In true ABBA The Museum style we create imaginative settings and tell the story with exciting interactivity,“ says Ingmarie Halling, Creative Director/Curator, ABBA The Museum.

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- „Some music never dies – it multiplies, is the best way to sum up the new interactive exhibition, which will be an important complement to the existing attractions at ABBA The Museum. The pop sensa-

tion that was ABBA remains a never-ending source of musical inspiration, and it is only right that we have a permanent exhibition dedicated to the worldwide achievements of the band‘s members.


This exhibition will provide a huge boost, not only for the museum itself, but for the whole of Djurgården as a tourist attraction in Stockholm. I heartily welcome visitors from all corners of the globe to ABBA The Museum“ says Mattias Tengblad, Managing Director and Group CEO, ABBA The Museum at POP House Stockholm

Left page, top: ABBA: Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad and Benny Andersson Photo: © Pål Allan / ABBA The Museum Below: THE AIRPORT – Visitors get to go through a gate at Arlanda airport that symbolises when the four band members flew to London for a record release that would turn out to be their last such release together as ABBA. Right page: CHESS – The Conductor, an interactive experience. A chance to try one‘s hand as a conductor to the score of the musical pieces Chess and One Night In Bangkok. The points are saved on the ticket. Buttom: FRIDA AND AGNETHA – Two ”houses” dedicated to Frida and Agnetha and their solo projects and careers after 1982. This attraction includes clips from music videos, live performances and interviews as well as original clothes etc. Photos: © Katla Studios / ABBA The Museum

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ABBA reunited when MAMMA MIA! THE PARTY had its world premiere in Stockholm on Jan. 2016 The super group ABBA was reunited when Björn Ulvaeus presented the world premiere of MAMMA MIA! THE PARTY. Together with director Roine Söderlundh, Björn Ulvaeus has created an extraordinary experience for all fans of MAMMA MIA!, the musical that has been seen by 55 million people around the world. The world premiere of MAMMA MIA! THE PARTY was held in Stockholm. The world premiere of MAMMA MIA THE PARTY! was an historic occasion as all four ABBA members, Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad, Benny Andersson and Björn Ulvaeus, attended. About MAMMA MIA! THE PARTY MAMMA MIA! began as a musical in 1999, with music and lyrics by Björn Ulvaeus and Benny Andersson (some songs together with Stikkan Andersson). MAMMA MIA! THE PARTY has its premiere on 20 January 2016 at Tyrol, Gröna Lund in Stockholm. Björn Ulvaeus is the executive producer and one of the founders of MAMMA MIA! THE PARTY. More information is available at www.mammamiatheparty.com. Photo: © Byline David Sica for Zap PR, MAMMA MIA! THE PARTY Right: Gold Records. © Katla Studios / ABBA The Museum

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MAMMA MIA! – An attraction that provides visitors with the experience of virtually painting a door and window shutters on Donna‘s house - Help Donna fix the house. Other features include video clips from both Mamma Mia! films, behind-the-scenes material

and original clothes. Adjacent to this attraction there is also a display of the original model for Mamma Mia! The Party that was made by Bengt Fröderberg and Anna Söderberg. Photo: © Katla Studios / ABBA The Museum

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BAO left page, top A dance floor where visitors can experience, and dance to, the Benny Anderssons Orkester as it is projected on one of the walls. SING-ALONG WITH KALLE MORAEUS This attraction provides an opportunity to interact with Kalle Moraeus and Göran Arnberg from BAO. Visitors are also invited to sing along when they perform Thank You For The Music! MIXBOX Right page A chance for visitors to mix music by using various pre-recorded soundtracks. Photo: © Katla Studios / ABBA The Museum

ABBA THE MUSEUM Djurgårdsvägen 68 115 21 Stockholm Sweden www.abbathemuseum.com


Messner Mountain Museum MMM – Ein Museum mit sechs Standorten in Südtirol

Reinhold Messner ist 1944 in Südtirol geboren, hat als Felskletterer, Expeditionsbergsteiger, Pol- und Wüstendurchquerer immer wieder Tabus gebrochen. Vier Jahrzehnte lang hat er an den äußersten Rändern der Erde Erfahrungen gesammelt, die es ihm heute erlauben, eine Museumskette zum Thema Berg zu gestalten – das Messner Mountain Museum. Als seinen „15. Achttausender“ bezeichnet Messner selbst dieses Projekt. Im Messner Mountain Museum gibt Reinhold Messner sein Erbe, sein Wissen, seine Erfahrungen, und die Geschichten, welche aus den Begegnungen zwischen Mensch und Berg entstehen, an den Besucher weiter: „Das Messner Mountain Museum ist eine Begegnungsstätte mit dem Berg, mit der Menschheit und letztlich auch mit sich selbst“. Jedes der Museen ist einem spezifischen Thema gewidmet und in einen besonderen historischen und geografischen Kontext eingegliedert. Das Projekt stellt eine wichtige touristische Attraktion für Südtirol dar und ist gleichzeitig Kern- und Angelpunkt einer Thematik, die weltweit vom kulturellen als auch thematischen Gesichtspunkt ihresgleichen sucht. Mosaik „MMM” Das Messner Mountain Museum beinhaltet sechs Museen: MMM Firmian in Schloss Sigmundskron bei Bozen ist das Zentrum des Bergmuseums; MMM Ortles in Sulden erzählt von den Gletschern, dem Ewigen Eis; MMM Dolomites, auf dem Monte Rite südlich von Cortina, befasst sich mit dem Thema Fels und dem

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Alpinismus in den Dolomiten; MMM Juval auf Schloss Juval im Vinschgau ist dem Mythos Berg gewidmet; das MMM Ripa im Schloss Bruneck befasst sich mit dem Thema Bergvölker und im Juli 2015 ist das MMM Corones eröffnet worden. MMM Firmian Das Herzstück des Messner Mountain Museums, MMM Firmian auf Schloss Sigmundskron bei Bozen, thematisiert die Auseinandersetzung Mensch-Berg. Zwischen Schlern und Texelgruppe draußen – Kunst, Installationen, Reliquien drinnen – gibt die großräumige Anlage einen Parcours vor. Die Wege, Treppen, Türme führen die Besucher aus der Tiefe der Gebirge, wo Entstehung und Ausbeutung der Berge nachvollziehbar werden, über die religiöse Bedeutung der Gipfel als Orientierungshilfe und Brücke zum Jenseits, bis zur Geschichte des Bergsteigens und zum alpinen Tourismus unserer Tage. Zudem beherbergt der große Saal jedes Jahr eine Sonderausstellung.

Alle Fotos: MMM Firmian. Linke Seite, oben: Untere Hof Unten: MMM Firmian, Sigmundskron. Rechte Seite, oben: MMM Firmian, Tower North Georg Fotos: © Georg Tappeiner AG Unten:Ausstellung und Architektur. Foto: © Paolo Zanzi

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MMM Juval Im Museum auf Schloss Juval im Vinschgau, dem Mythos Berg gewidmet, sind mehrere Kunstsammlungen untergebracht: Tibetika-Sammlung, die Galerie mit Bildern der Heiligen Berge der Welt, Maskensammlung aus fünf Kontinenten, die einmalige Ausstellung zu Gesar Ling, der Tantra-Raum und der Expeditionskeller. Die gesamte Ausstellung wird von geschulten Führern erklärt. Dazu gibt es

einen kleinen Bergtierpark, im Schloßwirt hofeigene Produkte, im Unterortl exzellente Weine und am Fuß des Burghügels einen Bauernladen. Schloss Juval verlassen alle mit starken Eindrücken. Alle Fotos: MMM Juval. Hintergrund: Außenansicht. Foto: © Leidgschwendner Rechts: Außenansicht Kastelbell-Vinschgau. Links: Innenhof, Milarepa-Statue. Fotos: © Tappeiner

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MMM Dolomites Im Herzen der Dolomiten, zwischen Pieve di Cadore und Cortina d’Ampezzo, erhebt sich der Monte Rite (2181 m). Von seinem Gipfelplateau aus eröffnet sich ein Rundblick von 360 Grad auf die spektakulärsten Dolomitengipfel: Monte Schi-

ara, Monte Agnèr, Monte Civetta, Marmolata, Monte Pelmo, Tofana di Rozes, Sorapis, Antelao, Marmarole. Das Museum im alten Fort zeigt das Thema Fels und erzählt die Erschließungsgeschichte der Dolomiten anhand jener Forscher und Kletterer, die mit ihren Entdeckungen, neuen Wegen und Erstbegehungen alpi-

ne Geschichte geschrieben haben. Das Herzstück des Museums ist eine große Galerie einmaliger Dolomiten-Bilder von der Romantik bis heute. Jährlich finden Sonderausstellungen statt. Fotos: MMM Dolomites. Oben: Außenansicht Unten: Mt. Rite, Ausstellung. Fotos: © Tappeiner

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MMM Ortles Das Museum in Sulden am Ortler, auf 1900 m unterirdisch angelegt, ist dem Thema Eis gewidmet. Im MMM Ortles erzählt Reinhold Messner von den Schrecken des Eises und der Finsternis, von Schneemenschen und Schneelöwen, vom White Out und dem dritten Pol. Die weltweit größte Sammlung von Ortler-Bildern ist zu sehen sowie Eisgeräte aus zwei

Jahrhunderten. Skilauf, Eisklettern, Polfahrten werden hier thematisiert. Der Besucher geht förmlich in den Berg hinein, kann sich ein Bild machen von Eisgebirgen, Arktis und Antarktis, von der Kraft der Lawinen und der Mühe der Künstler Eis darzustellen. Draußen ist das Eis real und daneben, im Yak&Yeti, gibt es neben Südtiroler Küche auch Gerichte aus dem Schneeland Himalaja. Jährliche Sonderausstellung.

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Alle Fotos: MMM Ortles. Oben: Aussenansicht mit Ortler im Hintergund Mitte: Gletscherspalte Unten: Eingang Fotos: © Tappeiner Rechte Seite: Innenansicht. Foto: © Paolo Zanzi


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MMM Ripa In Schloss Bruneck, einst Sommersitz der Fürstbischöfe, stellt Reinhold Messner Bergvölker aus Asien, Afrika, Südamerika und Europa vor, wobei ihre Kultur, ihre Religion sowie der jeweilige Tourismus beleuchtet werden. Die Bergkultur spiegelt sich im Alltag der Bergbewohner wider, die den Gebirgen der Erde Leben und Geschichte geben. Dieses „Erbe der Berge“, das seit Jahrtausenden auch das

Überleben hoch oben am Abgrund sichert, kann im MMM Ripa nachempfunden werden: mithilfe von Wohnstätten, Filmen und Begegnungen. Jährliche Sonderausstellung zu einer Bergregion.

Alle Fotos: MMM Ripa. Oben: Ausstellung Behausungen Unten: Ripa in Bruneck, Aussenansicht Rechte Seite, oben und unten: Blick in die Ausstellung Fotos: © Tappeiner

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MMM Corones Im Juli 2015 wurde der sechste Sitz des Messner Mountain Museums, das MMM Corones, eröffnet. Das Museum befindet sich im Pustertal auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes (2275 m) und wurde von der Architektin Zaha Hadid entworfen. Das MMM Corones ist der Königsdisziplin des Bergstei-

gens gewidmet: dem traditionellen Alpinismus, der und den Reinhold Messner bis heute entscheidend prägt. Hier wird Alpingeschichte erzählt sowie der einmalige Blick auf die großen Wände der Dolomiten und Alpen in die Ausstellung miteinbezogen. Jährlich wechselnde Filmvorführung. Alle Fotos: MMM Corones, Eröffnung. Fotos: © wisthaler.com

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Messner Mountain Museum www.messner-mountain-museum.it Foto: MMM Corones. Foto: Š wisthaler.com

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Digitale Konzepte für Museen und Kultur


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