Alevitisches Kulturzentrum Münster und Umgebung e.V

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Alevitisches Kulturzentrum Münster und Umgebung e.V.

ALEVITEN IN MÜNSTER Zum Anlass unseres 5 jährigen Jubiläums


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Münsteranerinnen und Münsteraner, Menschen alevitischen Glaubens werden zunehmend von der hiesigen Gesellschaft wahrgenommen. Mit Blick darauf, dass vor wenigen Jahren Aleviten kaum bekannt waren, kann heute von einem großen Erfolg der Aleviten in Europa und insbesondere in Deutschland gesprochen werden. Denn mittlerweile sind Aleviten europaweit wohlorganisiert, politisch aktiv und gelten als gesellschaftlich gut integriert. Die Eigenständigkeit des Alevitentums, äußert sich in einem aufgeklärtem Islamverständniss, dass sich in eigenen religiösen und kulturellen Traditionen zeigt. Münster als weltoffene Stadt mit dem obersten Prinzip des sozialen Friedens gilt auch für Aleviten, die in Münster leben, als sehr lebenswert. Wir verstehen Integration als eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, in der eine aktive Bürgergesellschaft vorhanden ist, die Verantwortung übernimmt, Eigeninitiativen entwickelt und trägt. Dieser Broschüre können Sie entnehmen, dass unser Kulturzentrum seit 2009 ein vielfältiges Angebot für die Migrantinnen und Migranten Münsters bietet. Dies alles war nur aufgrund des selbstlosen, ehrenamtlichen Engagements unserer Mitglieder möglich und hat zur Folge, dass sich unser Kulturzentrum zu einer Begegnungsstätte für Jung und Alt entwickelt hat. Ihr Einsatz hat seine Anerkennung unter anderem darin gefunden, dass wir als Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbands NRW anerkannt worden sind. Um jedoch auch in Zukunft unsere umfassende und von vielen Menschen geschätzte Arbeit fortsetzen zu können, sind wir unbedingt auf die Kooperation sowie Unterstützung seitens der Behörden, Organisationen und politischen Gremien angewiesen. Nach den Prinzipien der Toleranz, Akzeptanz, Achtung und Wertschätzung durch Kennenlernen und Dialog freuen wir uns, dass wir uns mit dieser Broschüre allen Münsteraner Bürgerinnen und Bürgern als Verein „Alevitisches Kulturzentrum Münster und Umgebung e.V.“ vorstellen können und freuen uns auf Ihre Teilnahme an gemeinsamen Initiativen.

Ismet Inan

Vorsitzender Alevitisches Kulturzentrum Münster und Umgebung e.V.


Inhaltsverzeichnis 4 - 5 Vorwort

Guntram Schneider (Minister für Arbeit, Integration und Soziales des NRW)

Markus Lewe (Oberbürgermeister der Stadt Münster)

6 - 7

Das Alevitische Kulturzentrum

Münster und Umgebung e.V.

8 - 9

Das Alevitentum

10 - 11 Glaubensinhalte 12 - 15

Fest- und Gedenktage

16 - 26

Aktivitäten des Vereins

Überblick über die Aktivitäten unseres Vereines

27 Danksagung 28 - 30

Presse Das Alevitische Kulturzentrum Münster e.V.

31 Kooperationspartner 32 - 37

Pressemitteilung der Aleviten in Deutschland

IMPRESSUM

38 - 47 Bildergalerie Herausgeber: ALEVITISCHES KULTURZENTRUM MÜNSTER UND UMGEBUNG e.V.

Adresse: Verspoel 7-8 48143 Münster

Projektleitung: Ismet Inan Auflage: 2.000

Tel.: 02 51 / 39 510 205 Fax: 02 51 / 39 510 207

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Werbeagentur Münster

Klosterstr. 58 48143 Münster www.maxim-design.de


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Münsteranerinnen und Münsteraner,

in NRW gibt es mehr als 2.000 Selbstorganisationen von Migrantinnen und Migran-ten. Sie leisten gute Arbeit und nehmen viele Funktionen wahr: Als Interessenvertreterin für die Belange von Migrantinnen und Migranten gegenüber politischen Gremien, als Beraterin von Verwaltungen in Fragen interkultureller Öffnung oder aber als Trägerin konkreter Maßnahmen und Projekte. In vielen dieser Organisationen leisten häufig ehrenamtliche Kräfte eine unverzichtbare Arbeit zur Stärkung der Teilhabechancen von Menschen mit Migrationshintergrund. Das Alevitische Kulturzentrum Münster und Umgebung e. V. stellt für mich ein ein-drucksvolles Beispiel für das breite und vielfältige Engagement von Migrantenselbstorganisationen insbesondere in Fragen der Bildung dar: Das Engagement des Vereins reicht von Angeboten kultureller Bildung im Sinne der Pflege und Vermittlung der alevitischen Kultur, über unterstützende Maßnahmen im Bereich schulischer und beruflicher Bildung bis hin zu Initiativen, die auf die Stärkung politischer Bildungsprozesse bei Kindern und Jugendlichen abzielen. Bemerkenswert ist dabei die explizit interkulturelle und intergenerative Ausrichtung des Kulturzentrums. So werden durch die vielfältigen Angebote bewusst Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft und Altersgruppen angesprochen. Integration ist eine Aufgabe, die nicht für, sondern gemeinsam mit den Menschen mit Migrationshintergrund zu gestalten ist. Integration erfordert das aktive Mitwirken von Menschen mit

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Migrationshintergrund und ihren Vereinen. Das Land NRW ist sich seit langem der Potentiale von Migrantenselbstorganisationen für den Integrationsprozess und die gesellschaftliche Entwicklung bewusst. Bereits in den 1990er Jahren hat NRW die Unterstützung und Förderung von Migrantenselbstorganisationen zu einer Leitlinie seiner Integrationspolitik erhoben. Dieser Grundsatz wurde zudem im 2012 verabschiedeten Teilhabe- und Integrationsgesetz nochmals mit Nachdruck bekräftigt. Ich danke dem Verein herzlich für sein Engagement in den letzten fünf Jahren und hoffe, dass die Vereinsmitglieder auch in Zukunft so engagiert weitermachen und damit weiterhin einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Interessen und gesell-schaftlichen Teilhabechancen von Menschen mit Migrationshintergrund leisten.

Guntram Schneider

Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen


Herzlichen Glückwunsch zum 5-jährigen Bestehen, des Alevitischen Kulturzentrums in Münster und Umgebung e.V.. Im Namen der Stadt Münster gratuliere ich allen Mitgliedern, Freunden und Förderern zu diesem Anlass recht herzlich. Gerne nehme ich dieses Jubiläum zum Anlass, mich bei Ihnen für Ihr Engagement und Ihren Einsatz für die Pflege und Einbindung der alevitischen Kultur in Münster und im Münsterland zu bedanken. Dadurch geben Sie vielen Menschen ein Stück Heimat und Vertrautheit in unserer Stadt und leisten so einen Beitrag dazu, dass sich hier Menschen aus über 160 Nationen wohl fühlen und hier gerne leben. Das liegt auch an der historischen Verantwortung des westfälischen Friedens in Münster. Menschen in Münster haben sich in der Vergangenheit immer wieder die historische Tragweite des Westfälischen Friedens von 1648 vergegenwärtigt und aus ihr heraus gehandelt. Ich freue mich, dass Sie diesen Geist täglich leben. So gelingt es uns gemeinsam, unsere Stadt für die Zukunft weiter zu entwickeln.

Markus Lewe

Oberbürgermeister der Stadt Münster

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Kulturzentrum

Das Alevitische Kulturzentrum M端nster und Umgebung e.V.

www.alevi-ms.de Seite 6


Kulturzentrum Das Alevitische Kulturzentrum Münster und Umgebung e. V. wurde im Jahre 2009 durch eine Studenteninitiative ins Leben gerufen und besteht heute aus ca. 135 Mitgliedern. Wir sind eine weltanschaulich offene Gemeinschaft, die jeden willkommen heißt. Unsere Mitglieder sind zwischen 18-75 Jahre alt, ca. 50% von ihnen sind weiblich. Es handelt sich überwiegend um Familienmitgliedschaften, so dass unser Wirkungskreis ca. 400 Personen umfasst. Ca. 60% unserer Mitglieder sind deutsche Staatsangehörige. Als Verein fördern wir neben der Pflege der alevitischen Glaubenslehre und Kultur den Grundgedanken der Integration der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in die gemeinsame Gesellschaft. Wichtig ist hierbei die Angleichung der Lebensbedingungen ohne Aufgabe der jeweils eigenen kulturellen Identität. Häufig werden in der Mehrheitsgesellschaft kulturelle und religiöse Unterschiede wahrgenommen, die soziale und politische Aspekte berühren. Wir alle werden damit vor die Aufgabe gestellt, den Alltag der Migranten zu verstehen, wenn aus dem Nebeneinander ein bleibendes Miteinander der Weltanschauungen und Religionen werden soll. Hierfür ist ein interkultureller und interreligiöser Dialog unerlässlich. Dieser lebt von den direkten Begegnungen zwischen den Menschen. Insoweit wollen wir zur Umsetzung unserer Ziele als eine interkulturelle Begegnungsstätte verstanden werden, in der Menschen verschiedener Altersgruppen, Nationali-

“Ein Weg ohne Wissenschaft endet in der Finsternis” Hz. Ali

täten, Kulturen und Religionen zusammenkommen. Durch freizeitpädagogische, integrative und generationsübergreifende Angebote soll ein Miteinander geschaffen werden, das geprägt ist durch Toleranz und gegenseitigen Respekt. Unsere Angebote sollen Kreativität und Phantasie fördern, Eigenaktivität anregen und den gegenseitigen Austausch unterstützen. Dadurch werden Vorurteile ab- und gegenseitiger Respekt und Toleranz aufgebaut. In alle Angebote sollen insbesondere auch Senioren und Menschen mit Behinderungen einbezogen werden, um sie aus der Isolation herauszuholen und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Das Alevitische Kulturzentrum Münster e.V. möchte Integrationschancen erkennen, benennen und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den freien und öffentlichen Trägern und Migrantenselbstorganisationen nach Unterstützungen und Lösungen suchen. Unser Zentrum möchte Beiträge für eine wirksame Integration in Münster und Umgebung anregen, Bewusstsein für die Aufgaben schaffen, Potenziale aktivieren, zusammenführen und interkulturell kompetent begleiten und die gemeinsame Integrationsarbeit moderieren. Der Schwerpunkt unserer Arbeit mit Bezug der Integration liegt jetzt auf dem bürgerschaftlichen Engagement und der Vernetzung der Akteure und Einrichtungen, der Interkulturellen Öffnung von Einrichtungen und Diensten und der sozialraumorientierten Arbeit.

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“Wer seine eigenen Fehler sieht, wird die Fehler der anderen nicht hervorheben�

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Alevitentum


“Meine Kaaba ist der Mensch” Hünkar Hacı Bektaş-ı Veli

Alevitentum

Das Alevitentum

Das Alevitentum ist eine eigenständige Religion, die sich aus der islamischen Schia eigenständige Religionsgemeinschaft entwickelt hat und zudem viele Elemente aus den verschiedenen vorislamischen Religionen Mesopotamiens und aus dem Sufismus in sich vereint. Es ist eine Glaubenslehre, die Humanismus, Naturverbundenheit, Toleranz, Weltoffenheit, Bescheidenheit und Nächstenliebe beinhaltet. Wir Aleviten stehen für Glaubensfreiheit, Einhaltung der Menschenrechte und Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft. Im Alevitentum steht der Mensch im Mittelpunkt. Das Alevitentum hat das Ziel; eine mit sich selbst, mit der Gesellschaft und mit der Natur in Einklang stehende Persönlichkeit zu schaffen: der „Vollkomme Mensch“(Insan i Kamil), der den Sinn des Lebens begriffen hat. Dies soll durch die Vier-Pforten-/Vierzig-Tore- (4 Kapi / 40 Makam), die das

alevitische Wertesystem darstellen, erreicht werden. Eine zentrale Rolle bei der Ausformung des Alevitentums wird Haci Bektas Veli zugeschrieben. Haci Bektas Veli, geboren im Jahre 1209 in Horasan (im Nordosten des Iran), gehört der 17. Generation des Imam Ali an. Bereits in jungen Jahren ist er der islamischen Mystik begegnet. Diese folgt einer anderen Auslegung des Islam als die strengen Scharia-Regeln. Seine Gedanken waren für seine Zeit gerade zu revolutionär. Er war als Vertreter des Humanismus, der Liberalität und der Toleranz bekannt, so dass er viele Menschen anzog. Die alevitisch-bektaschitische Lehre ist vereint mit Vorstellungen von Liebe, Toleranz und Respekt. Wegen Ihres Glaubens und Ihrer im Alltag gelebten Werte sind die Aleviten in vielen Ländern jahunderte lang und bis heute verfolgt worden, so vor allem im Osmanischem Reich und auch in der jetzigen Türkei.

„Betrachte alle Religionsgemeinschaften als gleichwertig.“ Hünkar Hacı Bektaş-ı Veli Seite 9


Glaubensinhalte Glaubensinhalte/gelebter Glaube

Aleviten bekennen sich zu Humanität, Demokratie und den allgemeinen Menschenrechten. Diesen Werten fühlen sie sich auf eine undogmatische Weise verpflichtet. Sie bejahen besonders die Meinungs- und Religionsfreiheit. Sie gestehen jedem Menschen ausdrücklich das freie Selbstbestimmungsrecht und damit das Recht auf einen eigenen Glauben zu. Sie lehnen Gewalt und Missionierung grundsätzlich ab. Jeder kann nach seiner Auffassung Rituale pflegen die mit seiner Religion im Einklang stehen, oder darf sogar Atheist sein, sofern er seine Ansichten nicht anderen aufzwingen will. Darum haben Aleviten zu anderen Religionen und Glaubensbekenntnissen ein sehr offenes Verhältnis. Aleviten versammeln sich unter der Leitung eines 1Pir/Dede zu religiösen Zeremonien, den Cem. Bei rituellem Tanz (Semah), sowie Musik und religiösen Erzählungen pflegen sie ihre Glaubensauffassung. Im Vordergrund der Cem-Zeremonie steht das Erleben der Einheit mit Gott durch die Erfahrung der Gemeinschaft.

Die Einheit der Gemeinschaft kann nur dadurch gewährleistet werden, dass bestehende Konflikte und Streitigkeiten unter den Teilnehmern im Laufe der Cem- Zeremonie mit Hilfe des Dede zur Sprache gebracht und schließlich zu einer Lösung geführt werden. Alevitische Cem-Zeremonien verfügen somit über natürliche Strategien, um bestehende soziale Konflikte innerhalb der Gemeinschaft gemeinsam zu lösen. Der sogenannte „Semah“ ist der Höhepunkt eines jeden Cem: zeremonieller Gang bzw. Tanz, begleitet von dem traditionellen Instrument, der Saz. Der Cem wird von Frauen und Männern gemeinsam im Kreis begangen. Er stellt einen universellen Bezug her und symbolisiert sowohl die Einheit zwischen Mensch, Natur und Gott als auch die Einheit der Gemeinschaft, unabhängig von geschlechtlicher, ökonomischer, sozialer oder kultureller Zugehörigkeit. Zum Abschluss der Veranstaltung nimmt die Gemeinde ein gemeinsames Mahl (lokma) ein.

“Mehr arbeiten und wenig beten ist besser als wenig arbeiten und mehr beten.” Hz. Ali

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Glaubensinhalte

Hünkar Hacı Bektaş-ı Veli “Betet nicht mit den Knien, sondern mit dem Herzen”

1 Pirs/Dedes sind Geistliche, die der Ehl-i Beyt (arab. Ahl al;Bait; wörtl. „Leute des Hauses“, „Familie“), auch pence-i ali aba genannt, zugehören und direkte Nachkommen des Propheten Mohammed sind. Frauen, die Nachkommen der Prophetenfamilie sind, werden als „Ana“ bezeichnet. Pirs/Dedes und Anas sind einzig autorisiert, geistliche Führer für die alevitische Gemeinschaft zu sein.

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Fest- und Gedenktage Gedenkmonat Muharrem Muharrem- Fasten mit gemeinsamem Fastenbrechen

Durch die zwölftägige Trauerzeit zeigen die Aleviten ihre Verbundenheit mit Imam Hüseyin und seiner Gefolgschaft, die im Jahre 680 n. Chr. in Kerbela ermordet wurden. Später wurden auch weitere Nachkommen der Prophetenfamilie (ehl-i beyt) von der Omaijadendynastie ermordet. Zu Ehren weiterer Imame wird deshalb zwölf Tage gefastet. Die beispiellose Widerstandsleistung von Imam Hüseyin gegen die Ungerechtigkeit nimmt in Anatolien bei der Erziehung der Kinder einen großen Platz ein. Jedes Jahr gedenken die Aleviten dem Martyrium von Kerbela. Um den Leidensweg des Imam Hüseyin und seiner Anhänger nachzuempfinden, wird bei der Trauer gefastet und Enthaltsamkeit ausgeübt. Das Fasten ist keine absolute Pflicht, aber je nach körperlicher Verfassung und persönlichen Umständen beträgt es zwölf Tage. Nach dem Abendessen wird nichts mehr gegessen und getrunken bis nach Sonnenuntergang des folgenden Tages. Zusätzlich verzichten viele Aleviten in dieser Zeit im Gedenken daran, dass die meisten Opfer von Kerbela verdurstet sind, vollständig auf klares Wasser, wobei sie an den Abenden jedoch in der Regel Flüssigkeiten in Form von Suppen oder Mischgetränken zu sich nehmen. Das Essen am Abend ist sehr einfach und nicht übermäßig, denn

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die Enthaltsamkeit ist immer der zentrale Punkt. Es wird nicht geschlachtet und in keiner Form Fleisch verzehrt; man achtet sehr darauf, dass kein Blut fließt. Streitigkeiten werden vermieden, Gefühle anderer werden nicht verletzt, keinem Lebewesen wird Leid zugefügt, auch die Natur wird dementsprechend behandelt. Während dieser Fastenzeit vermeiden Aleviten jegliche Form von Vergnügen (keine Feste wie Hochzeit, Verlobung, usw.).

Asure-Tag Das Muharrem- Fasten schließt mit dem Asure-Tag ab. Nach 12- tägigem Fasten wird Asure (Süßspeise) gekocht und unter Bekannten, Verwandten und Nachbarn verteilt und gemeinsam gegessen.


Fest- und Gedenktage Gedenktag Sivas Massaker

Am 2. Juli 1993 in Sivas trafen sich zahlreiche alevitische Dichter, Künstler, Schriftsteller und noch viele andere zu einem alevitischen Kulturfestival. Am gleichen Tag, nach dem Freitagsgebet, versammelten sich islamische Fundamentalisten und Ultranationalisten und Sie skandierten: „Es lebe die Scharia! Nieder mit dem Laizismus!“.

Die Aleviten nennen diesen Anschlag Sivas Massaker und sehen es als Angriff. Es prägt sie erheblich in ihrer Bewusstseinsbildung und Organisationsbildung.

Mit unglaublicher Brutalität wüteten sie gegen Menschen und vergriffen sich an Denkmälern welche zu Ehren der alevitischen Dichter Pir Sultan Abdal und Atatürk mitten in der Stadt errichtet worden waren. Schließlich belagerten sie das Madimak-Hotel und zündeten das an. Dabei wurden 35 Menschen verbrannt und 2 erschossen, der Autor Aziz Nesin, dem der Anschlag in erster Linie gegolten haben soll, entkam. Wegen einer aufgebrachten wütenden Menschenmenge vor dem Hotel konnten die Bewohner des Hotels nicht ins Freie, bis sie schließlich vom Feuer eingeschlossen waren. Obwohl Polizei, Armee und Feuerwehr frühzeitig alarmiert waren, griffen sie erst nach acht Stunden ein.

Bis Dato blieben wir mit unserer Identität als Alevite verborgen. Hier in Deutschland, haben wir zum ersten Mal Anerkennung und Toleranz erfahren. Jährlich wird mit Demonstrationen und Veranstaltungen an das Massaker angedacht.

Das Massaker in Sivas hat die Aleviten wach gerüttelt und war der Beginn der Gründung von Alevitischen Vereinen und Gemeinden.

Das Massaker von Sivas ist in der Tat, eines der schrecklichsten Verbrechen in der türkischen Geschichte. Doch immer wieder muss man sich fragen: Was hat die Täter dazu bewogen, so grausam und erbarmungslos wehrlose Menschen anzuzünden und sich an dem Todesfeuer zu erfreuen? Was bewegt die Menschen heute zu solchen ähnlichen Gräueltaten?

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Fest- und Gedenktage Asure-Tag Das Muharrem-Fasten schließt mit dem Asure-Tag ab. Nach 12- tägigem Fasten wird Asure (Süßspeise) gekocht und unter Bekannten, Verwandten und Nachbarn verteilt und gemeinsam gegessen.

Hızır-Fasten (Hızır orucu) Jedes Jahr wird die zweite Februarwoche als die „Woche von Hızır“ gefeiert. Hızır (Chidir, Chadhir, Khizer) ist der Schutzpatron, der Menschen in Not zu Hilfe eilt. Aleviten glauben daran, dass die heiligen Brüder Hızır und Ilyas als Propheten gelebt und das sogenannte „Wasser der Unsterblichkeit“ (Abu Hayat/ Abu Kevser) getrunken haben, um den Menschen zu helfen, insbesondere Reisenden (in diesem Kontext auch den Reisenden auf dem mystischen Pfad). Nach diesem Glauben kommt Hızır auf dem Land und Ilyas auf dem Meer zu Hilfe.

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Fest- und Gedenktage

Hünkar Hacı Bektaş-ı Veli “Was du suchst, suche es in Dir selbst”

5/6. Mai: Tag des Hızır Ilyas (Hıdırellez) Nach der Sage treffen sich Hızır (Schutzengel des Landes) und Ilyas (Schutzengel des Meeres) in der Nacht vom 5. auf den 6. Mai auf der Erde. In dieser Nacht werden Himmel und Erde eins und die Kraft der Schöpfung offenbart sich. Aus diesem Glauben heraus bitten viele Menschen an diesem Tag Gott um Gesundheit und Genesung. Am 6. Mai werden verschiedene Teigwaren gebacken und verteilt.

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Aktivitäten des Vereins Hier ein kurzer Überblick über die Aktivitäten unseres Vereines

Einführung in die Welt des Alevitentums

Obwohl Aleviten eine große Bevölkerungsgruppe unter den MigrantInnen in Deutschland darstellen, sind sie vielen unbekannt. Dieses Seminar stellt die Glaubensgeschichte und den kulturellen Hintergrund des Alevitentums vor:

1. Teil Entstehungsgeschichte der Aleviten 2. Teil Alevitische Heilige 3. Teil Die Werte und Regeln des Alevitischen Glaubens

“Ein Weg ohne Wissenschaft endet in der Finsternis.” Hz. Ali

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Aktivitäten des Vereins Kurs: Semah

Der Semah-Tanz ist ein unverzichtbares Element der alevitischen Kultur und elementarer Teil der alevitischen Identität. Es gibt ihn in verschiedenen Formen. Er wird von Männern und Frauen zur Musik der Saz aufgeführt und ist fester Bestandteil des Cem, einer Versammlung, die auf uralte Formen zurückgeht, und die wichtige Aspekte des sozialen und religiösen Lebens abdeckt.

Kurs: Bağlama – Saz

Bağlama und Saz sind nicht nur volkstümliche und traditionelle Musikinstrumente. Die alevitische Kultur ist ohne Bağlama und Saz nur schwer vorstellbar. Cem, die religiöse und soziale Versammlung der Aleviten, wäre ohne diese lautenähnlichen Instrumente undenkbar. Insbesondere MigrantInnen der zweiten und dritten Generation haben in diesen Kursen die Gelegenheit, sich intensiv mit türkischer Musik und Folklore zu befassen und so Zugang zu der Heimat ihrer Eltern und Großeltern zu finden.

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Aktivitäten des Vereins Kurs: Anatolische Folklore

Die Region der östlichen Türkei, auch als Anatolien bekannt, ist geprägt durch verschiedene Völker, Kulturen und Religionen. Dies spiegelt sich auch in einer unglaublichen Vielfalt der Tänze und der Musik wieder. Es werden verschiedene Tänze aus unterschiedlichen Regionen der Türkei mit einer reichen Vielfalt an Rhythmen, Stilen, Formen, Schritttechniken und Instrumentierungen vorgestellt und erlernt. Neben der methodisch anschaulichen Vermittlung der anatolischen Foklore-Tänze erfahren. Die Teilnehmer/innen bekommen daneben Wissenswertes zum kulturellen Hintergrund vermittelt. Seite 18


Aktivitäten des Vereins Hausaufgabenbetreuung/Nachhilfe Die Hausaufgabenbetreuung richtet sich an Schüler aller Altersgruppen und Schulformen bis zur 12. Klasse. Grundsätzlich findet die Hausaufgabenbetreuung in Gruppen statt. Bei Bedarf kann eine individuelle Nachhilfe, z.B. bei Nachprüfungen, erteilt werden.

Kurs: Muttersprachlicher Unterricht/Türkisch für Kinder und Jugendliche Dieser Kurs bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Kenntnisse in der Herkunftssprache türkisch zu vertiefen und zu erweitern. Durch die fortschreitende Globalisierung hat Mehrsprachigkeit ein großes Gewicht. Die Muttersprache hat jedoch an Bedeutung zugenommen, da heute erwiesen ist, dass eine weitere Sprache nur dann effektiv erlernt werden kann, wenn die Muttersprache gut beherrscht wird. Durch die Erweiterung und Vertiefung der sprachlichen Fähigkeiten werden auch die Beziehungen zu den Heimatländern mit ihren kulturellen Eigenheiten verstärkt. Darüber hinaus hat das Erlernen der Muttersprache positive Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes und wirkt sich positiv auf den Schulerfolg aus.

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Aktivitäten des Vereins Kinderspielgruppe / Interkulturelle Kompetenz bei Kindern

In einer multikulturellen Gesellschaft will der Umgang miteinander gelernt sein. Interkulturelle Kompetenz gilt heute als eine zentrale Schlüsselqualifikation für eine zukunftsfähige Gestaltung unserer multi-ethnischen Gesellschaft und sollte von daher auch Kindern möglichst früh vermittelt werden. Kinder bringen besonders gute Voraussetzungen und Ressourcen mit, um erfolgreich interkulturell zu lernen. In dieser Spielgruppe kommen Kinder aus unterschiedlichen Nationalitäten zusammen, um miteinander zu spielen und voneinander zu lernen. Dabei setzen sich die Kinder aktiv mit der eigenen Kultur und mit fremden Kulturen auseinander.

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“Wissen ist mehr als Reichtum, weil Reichtum beschützt du; aber Wissen beschützt dich.”

Aktivitäten des Vereins

Rechtsberatung

Wir bieten unseren Vereinsmitgliedern durch unsere Volljuristen wöchentlich eine umfassende Rechtsberatung, z.B. zum Ausländerrecht, Arbeitsrecht, Sozialrecht, Verkehrsrecht, Familienrecht an. In der Regel findet eine Einzelberatung statt. Zu Gesetzesänderungen und aktuellen Gerichtsentscheidungen, die für unsere Vereinsmitglieder interessant sind, werden in entsprechenden Vorträgen mitgeteilt. Diese werden vorher angekündigt.

Psychologische Beratung Viele Menschen haben eine große Hemmschwelle, über psychische Probleme oder Beziehungsprobleme zu sprechen. Die Akzeptanz psychologischer Beratung in Migrantenfamilien ist in der Regel geringer als bei Deutschen. Sie haben aber ebenso psychische Probleme und benötigen Hilfe und Unterstützung durch Fachleute. Es gibt zudem eine Reihe von Belastungen und Störungen, die mit dem Migrationsschicksal verbunden sind, besonders wenn die Migration unfreiwillig geschah, etwa im Fall von Vertreibung und Flucht, manchmal auch bei nachziehenden Ehegatten und Kindern. Gegenwärtig leiden viele Flüchtlinge unter erheblichen Traumatisierungen. Psychologische Beratung durch Information über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten soll Ängste abbauen und die Motivation zum Aufsuchen einer weiteren Hilfe aufbauen. Es ist geplant, Vorträge zu verschiedenen psychologischen Themenbereichen anzubieten, z.B. zu Depressionen, Angststörungen, Traumata.

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Aktivitäten des Vereins Gesundheitsberatung

Migranten haben in Deutschland häufig einen schlechteren Gesundheitsstatus als der Bevölkerungsdurchschnitt - dies belegen viele Statistiken. Insbesondere die Migranten der 1. und 2. Generation sind weniger über Vorsorgeuntersuchungen informiert und nehmen seltener an Impfungen teil. Ob Prostatabeschwerden oder Knoten in der Brust, die Brustkrebs sein könnten - es fällt vielen Migranten schwer, hierüber zu sprechen. Dies alles, obwohl ein Großteil von ihnen reguläre Kassenmitglieder sind, mit denselben Rechten und Möglichkeiten wie andere Kassenmitglieder auch. Ursachen sind Schwellenangst und kulturelle Unterschiede. Kommen die Berater aus demselben kulturellen und sprachlichen Umfeld, erreichen sie Familien mit Migrationshintergrund viel leichter. Um diese Zielgruppe besser zu erreichen und in das Gesundheitssystem zu integrieren, werden regelmäßige Vorträge durch Ärzte und andere Angehörige der Heilberufe angeboten.

„Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit.“

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Ludwig Börne


Aktivitäten des Vereins Interkulturelle Begegnung für Frauen

Gemeinsame Freizeitgestaltungen, wie z.B. Kochen, Ausflüge, etc. dienen in diesem Kurs als Ausgangspunkt für das gegenseitige Kennenlernen und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Aufgegriffen werden Aspekte wie die Rolle der Frau in den unterschiedlichen Herkunftskulturen und der deutschen Kultur, Frauen und Bildung, Frauen in Haushalt und Kindererziehung. Weitere Themen:

Beratung über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Gezielte Hilfestellung durch Sprachkurse, PC-Kurse, Bewerbungstraining, Hilfe bei der Suche nach Kinderbetreuungsangeboten

Gesprächskreis für Erwachsene und Senioren Dieser Gesprächskreis richtet sich an Senioren der eingewanderten 1. und 2. Generation. Es werden aktuelle politische Themen aufgegriffen und diskutiert insbesondere Themen aus der Lebenswelt der Teilnehmer, Einbürgerungstest, Bildung und Migration. Vor allem sollen hier auch die Bedeutung von Integration und Einbürgerung vermittelt werden.

„Unser Name ist Bescheidenheit. Unser Feind ist der Hass. Wir hassen niemanden. Alle sehen wir als Gleich und Eins an.“

Yunus Emre Seite 23


Hünkar Hacı Bektaş-ı Veli “Glücklich ist wer die Gedankenfinsternis erhellt”

Aktivitäten des Vereins

Gesprächskreis Integration

Integration ist der dauerhafte Prozess der Eingliederung der Zuwanderer und Menschen mit Migrationshintergrund in die Aufnahmegesellschaft. Der politische Gesprächskreis Integration ist offen für alle Altersgruppen. Zu jedem Termin steht ein neues Thema im Mittelpunkt, so z.B. Einbürgerung, Integration in der Kommune, Bildung und Migration, Schule und Integration. Zu den meisten Themen werden Referenten aus der Politik und der Kultur der Stadt Münster eingeladen.

Bewerbungstraining für Migranten/innen

Soziale Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen, die die Teilnehmer mitbringen, werden bewusst gemacht. Schwerpunktmäßig werden Anschreiben erstellt, Lebensläufe geschrieben, Bewerbungsmappen erstellt, Vorstellungsgespräche simuliert und Strategien für einen Wiedereinstieg in den Beruf erarbeitet.

Berufsvorbereitung für Migranten/innen Die berufliche Eingliederung ist für viele junge Menschen mit Migrationsgeschichte nach wie vor ein großes Problem. Deshalb werden in diesem Kurs und weiteren Veranstaltungen (z.B. mit der Handwerkskammer) die folgenden Themen behandelt:

Vertiefung berufsbezogener Deutschkenntnisse Bewerbungstraining, Orientierung auf dem Arbeitsmarkt, Stellenanzeigen lesen und verstehen, Stellensuche im Internet

tärkung der beruflichen und sozialen Kompetenzen. Hierzu wird eine Kooperation mit der Arbeitsagentur, der Handwerkskammer usw. angestrebt.

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Aktivitäten des Vereins Interkulturelle Begegnung von Kindern und Jugendlichen

Der Jugendausschuss des Vereins ist bestrebt, das gegenseitige Verständnis und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit innerhalb der Jugend verschiedener Nationalitäten und Glaubensrichtungen durch außerschulische und politische Bildung und die Entfaltung kultureller, religiöser und sportlicher Interessen zu fördern. Eine gemeinsame Freizeitgestaltung dient hier als Ausgangspunkt für das gegenseitige Kennenlernen und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen.

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Hünkar Hacı Bektaş-ı Veli

Aktivitäten des Vereins

“Das wichtigste Buch zum Lesen ist der Mensch”

Politische Bildung von Kindern und Jugendlichen

Der Jugendausschuss des Vereins ist weiterhin bestrebt, die Jugendlichen in Kooperation mit Einrichtungen der politischen Bildung über das demokratische System und die Parteienlandschaft in Deutschland zu informieren. Die Jugendlichen sollen sich als ein Teil der Gesellschaft verstehen und ihre Teilhabemöglichkeiten kennenlernen. Der Besuch in und Diskussion mit Parteien in Münster sowie mit dem Integrationsrat sollen Ihnen einen Einblick in die kommunalen Strukturen geben.

Veranstaltungsreihe: Umgang mit Diskriminierung und die Entwicklung von Empowermentstrategien Viele Menschen mit Migrationshintergrund erleben aufgrund Ihres Äußeren und ihres Akzents im Alltag und am Arbeitsplatz Vorurteile und Disskriminierungen. Wie man damit umgeht, welche rechtlichen Möglichkeiten einem zur Verfügung stehen, sollen in einer Veranstaltungsreihe in Kooperation mit Antidiskriminierungsstellen bearbeitet werden.

Frühstückscafè An jedem Sonntag in der Zeit von 11 bis 17 Uhr findet in den Räumlichkeiten des Kulturzentrums ein gemeinsames Frühstückscafe mit anschließender Diskussion über aktuelle Themen statt. In diesem Treffen wird ein anatolisches Frühstück, dass jeweils von der Frauengruppe vorbereitet wurde, gereicht. Dieses gut besuchte wöchentliche Treffen dient dem gegenseitigem Kennenlernen und dem Austausch. Es ist Generations- und Herkunftsübergreifend; es wird meist türkisch gesprochen. Seite 26


Danke Wir bedanken uns für die tolle Unterstützung: Ismet Inan Cemalettin Vedat Özer Ali Haydar Müßen Mehtap Yeleser Aynur Kücük Mustafa Schat Ela Sentürk Bülent Cidik Mehmet Serdar Sahinbas Prof. a.D. Dr. phil. Jürgen Hohmeier Mürsel Topal (Agentur MAXIM-DESIGN.DE)

Sparkasse Münsterland Ost

STADT Koordinierungsstelle für Migration und Interkulturelle Angelegenheiten

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Presse Das Alevitische Kulturzentrum M端nster e.V.

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Presse Das Alevitische Kulturzentrum Münster e.V. „Demokratie ist mehr als nur Wahlen“ Türkischer Abgeordneter zu Gast in Münster

Münsters Bundestagsabgeordneter und Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechte, Christoph Strässer (SPD), empfing in dieser Woche einen türkischen Amtskollegen, der auf Einladung des Alevitischen Kulturvereins nach Münster gekommen war. Der Abgeordnete der Oppositionspartei CHP, Riza Türmen, ist ehemaliger Richter am europäischen Menschenrechtsgerichtshof und setzt sich, wie Strässer, seit langem für die Durchsetzung von Menschenrechten ein. Als Mitglied der Opposition kritisiert Türmen die Politik des türkischen Präsidenten Erdogan und fehlende demokratische Strukturen in der Türkei. „Demokratie bedeutet mehr als nur die Durchführung von Wahlen“, so Strässer und Türmen einmütig, „darüber hinaus sind Rechtstaatlichkeit sowie Presse- und Meinungsfreiheit wichtige Merkmale der Demokratie.“ „Diese Prinzipien werden in der Türkei unter der Regierung Erdogans und der Partei AKP nicht genügend geachtet“, prangert der türkische Oppositionspolitiker an und weist weiterhin auf das Problem der Korruption in der Türkei hin. Beide Politiker sind Mitglied der selben Parteienfamilie und stellen fest, dass ein noch intensiverer Austausch zwischen den Schwesterparteien Synergieeffekte erzeugen könnte. „Durch eine stärkere Zusammenarbeit könnten wir noch viel mehr voneinander lernen“, so Türmen, der den Münsteraner und Menschenrechtsbeauftragten daraufhin direkt zu einem nächsten Treffen in die Türkei einlädt. Quelle: Facebook/ Christoph Strässer Oktober 2014

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Presse Das Alevitische Kulturzentrum Münster e.V. PM Treffen mit dem Alevitischen Kulturverein

Münster. Der Vorstand von Bündnis 90/ Die Grünen traf sich am Dienstag mit Mitgliedern des alevitischen Kulturvereins im Grünen Zentrum an der Windhorststraße. Der alevitische Kulturverein existiert in Münster seit gut fünf Jahren und hat aktuell 133 Mitglieder. Trotzdem sind der Verein und seine Aktivitäten in der Stadt kaum bekannt. Anlass für den Vorsitzenden Ismet Inan, dem grünen Vorstand Arbeit und Verein vorzustellen. Entstanden ist der Verein aus der Studentenbewegung. Schwerpunkte sind neben der Förderung alevitischer Kultur Integrationsangebote für Frauen, Kinder- und Jugendliche. An Schüler*innen der Klassen 5-10 richtet sich die kostenlose Nachhilfe im Zentrum am Verspoel 7-8. Außerdem trifft sich regelmäßig die Frauentanzgruppe. Mit Veranstaltungen wie kürzlich dem Grillfest am Muttertag möchte der Verein mehr Menschen in Münster erreichen. Sprecherin Anna Paul versicherte den Gästen, dass man auf jeden Fall in Kontakt bleiben wird.

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Kooperationspartner Die Paritätische NRW Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Stadt Münster –Kulturamt, Sozialamt, Jugendamt, Gesundheitsamt und KI Die Brücke -Das Internationale Zentrum der Universität Münster Asta/ ASV der Uni Münster Seniorengruppe der Stadt Münster Politische demokratische Parteien Jugendorganisationen der demokratischen politischen Parteien Multi- kulturelles Forum Lünen e.V. MOZAIK gemeinnützige Gesellschaft für interkulturelle Bildungs- und

Beratungsangebote mbH Deutsch –türkische Mediziner Gesellschaft –NRW e.V. Hilfe bei sozialen Notlagen und gegenseitige Unterstützung MAXIM-DESIGN Werbeagentur Münster Eltern Netzwerk NRW KI Kommunales Integrationszentrum Münster Seite 31


Pressemitteilung der Aleviten in Deutschland

Politik Integrationsvorbilder

Im Schneidersitz sitzen Mitglieder der Alevitischen Gemeinde in Berlin-Kreuzberg auf dem Perser-Teppich.

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Foto: Annette Hauschild/Ostkreuz


Pressemitteilung der Aleviten in Deutschland

Aleviten – die anderen Türken in Deutschland Die Integrationsdebatte übersieht Millionen Zuwanderer, die sich gegen die Zwangsislamisierung in der Türkei wenden: die Aleviten. Nein, es ist keine gestellte Filmszene. Tatsächlich strömt an diesem kalten, sonnigen Sonntag eine Schar türkischer Gläubiger in eine ehemalige Kirche in Berlin-Kreuzberg. Zwölf Jahre ist es her, da eröffnete hier das erste „Cem-Haus“, eine Gebetsstätte für die Religionsgemeinschaft der Aleviten. Cem ist türkisch und steht für Zusammenkunft, und so geht die ganze Familie gemeinsam in das Gebäude und nimmt im Schneidersitz auf den bunt gemusterten Perser-Teppichen Platz, auf denen bereits Kinder herumtollen. Die Stimmung ist gelöst, nur wenige ältere Frauen tragen ein Tuch lose um den Kopf geschlungen, ihre Männer sitzen neben ihnen. Viele Jugendliche sind gekommen, schwatzende Mädchen mit Röhrenjeans und glitzernden Klämmerchen in den Haaren. Man muss kein Islamexperte sein, um zu merken: Es ist anders als in einer Moschee. Der Vorsitzende des Kulturvereins Anatolischer Aleviten spricht ein paar Grußworte und widmet sie seiner Wahlheimat: Er bedankt sich bei Deutschland. Vor allem deshalb, weil sich die Aleviten hier zum ersten Mal organisieren können, ohne Repressionen zu fürchten – ganz im Gegensatz zum Land ihrer Väter, der Türkei.

Quelle: 04.03.11 Die Welt von Freia Peters

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Pressemitteilung der Aleviten in Deutschland

Gleichstellung des Islam

Scholz (2. v. r.) und Verbandsvertreter: „Historischer Tag für Hamburg und Deutschland“

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Pressemitteilung der Aleviten in Deutschland Religionsgemeinschaften:

Hamburg unterzeichnet Staatsvertrag mit Muslimen und Aleviten Der Islam gehört zu Hamburg: Als erstes Bundesland hat die Hansestadt einen Vertrag mit den muslimischen und alevitischen Verbänden geschlossen. Demnach dürfen sich Muslime an religiösen Feiertagen künftig freinehmen und Aleviten den Religionsunterricht mit planen. Hamburg - Hamburg hat als erstes Bundesland einen Staatsvertrag mit muslimischen Verbänden abgeschlossen. Am Dienstag unterzeichneten der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Vertreter dreier islamischer Religionsgemeinschaften sowie der Alevitischen Gemeinde Deutschland im Rathaus der Hansestadt die Verträge. Mit dem Staatsvertrag werden verfassungsrechtlich und gesetzlich garantierte Rechte und Pflichten bestätigt. Eine konkrete Änderung gibt es bezüglich der Feiertage. Danach erhalten die höchsten islamischen und alevitischen Feiertage den Status kirchlicher Feiertage - vergleichbar mit dem Buß- und Bettag. Gläubige haben an solchen Tagen ein Recht auf berufliche Freistellung, wie es auch für christliche Arbeitnehmer gilt. In einer fünfjährigen Entwicklungsphase soll zudem der Religionsunterricht an staatlichen Schulen an islamische und alevitische Religionsgemeinschaften angepasst werden: Vertreter der Gemeinschaften sollen an der Entwicklung des schulischen Religionsunterrichts beteiligt werden und künftig muslimische und alevitische Religionslehrer einsetzen. Scholz würdigte die Unterzeichnung der Verträge als „Meilenstein“. Zekeriya Altug, der Vorstandschef des Hamburger Landesverbands der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), sagte, es sei „ein historischer Tag für Hamburg, aber auch für Deutschland“. Außer der Ditib unterschrieben als weitere muslimische Verbände der Rat der islamischen Gemeinden Hamburg (Schura) und der Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ). Hamburg veröffentlichte den geplanten Staatsvertrag bereits im August. Dem Vertragsabschluss gingen fünfjährige Gesprächen mit den Verbänden voraus. Allerdings handelt es sich bei dem Vertrag vor allem um eine symbolische Geste, Muslime und Aleviten gleichberechtigt anzuerkennen, da sie nicht den rechtlichen Status wie die christlichen Kirchen in Deutschland erhalten. In Hamburg leben nach offiziellen Angaben etwa 130.000 Muslime. Die Aleviten geben ihre Zahl selbst mit 50.000 an. Der Vertrag muss noch durch die Bürgerschaft bestätigt werden. Quelle: www.spiegel.de

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Pressemitteilung der Aleviten in Deutschland

Gleichgestellung

Das Rathaus in Bremen. BĂźrgermeister Jens BĂśhrnsen hat am 14.10.2014 einen Staatsvertrag mit Vertretern der Aleviten unterzeichnet. Quelle: Carmen Jaspersen

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Pressemitteilung der Aleviten in Deutschland Bremen unterzeichnet Staatsvertrag mit Aleviten Der Islam gehört zu Bremen: Als zweites Bundesland nach Hamburg hat die Stadt einen Vertrag mit den muslimischen und alevitischen Verbänden geschlossen. Dabei geht es unter anderem um die offizielle Anerkennung alevitischer Feiertage und um das Recht, Gemeindehäuser bauen zu dürfen.

Bremen. Der Vertrag sei ein Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) am Dienstag bei einem Festakt. In Bremen und Bremerhaven gibt es etwa 10.000 meist türkischstämmige Aleviten, bundesweit sind es rund 800.000. Mit dem Vertrag werde die alevitische Gemeinde im Land Bremen den großen Kirchen und den jüdischen Gemeinden rechtlich gleichgestellt, betonte Gemeindevorstand Manuel Imam Diskaya. Durch die Unterzeichnung erkenne das Land die Arbeit der Aleviten an leiste einen wichtigen Beitrag zur Integration. Die Bremische Bürgerschaft hatte sich schon im September einmütig dafür ausgesprochen, den Vertrag zu schließen. Auch Niedersachsen plant einen Staatsvertrag mit den Aleviten. Die Aleviten sind eine eigenständige Glaubensrichtung mit muslimischen Wurzeln, die zum größten Teil aus der Türkei stammen. Mit einem Anteil von 13 Prozent stellen sie eigenen Angaben zufolge nach den Sunniten die zweitgrößte Gruppe der in Deutschland lebenden Muslime. Bundesvorsitzender Hüseyin Mat sagte, der Vertrag räume den Aleviten in Bremen Rechte ein, die sie in ihrem Heimatland nicht hätten. Er hoffe auf ein Signal Richtung Türkei. Dort leben nach seinen Worten etwa 20 Millionen Aleviten. Quelle: epd

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ALEVITISCHES KULTURZENTRUM MÜNSTER UND UMGEBUNG e.V.

Nordrhein-Westfalen

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Tel.: 02 51 / 39 510 205 Fax: 02 51 / 39 510 207 Mail: info@alevi-ms.de Web: www.alevi-ms.de

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