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Das Auge isst mit! Foodbloggerin & -Fotografin Lisa Nieschlag

Klar, ein Gericht muss zunächst einmal schmecken. Doch in Zeiten von Instagram und Co. ist die Optik des Essens heute fast genauso wichtig. Foodstyling ist deshalb eine Kunst, die jedes Restaurant beherrschen sollte. Denn das Auge isst mit – im Restaurant und im Netz, wo viele Bilder besonders schön angerichteter Gerichte auf die ein oder andere Art landen. Eine Expertin, die sich ganz ausführlich mit diesem Thema beschäftigt, ist die Münsteraner Foodbloggerin, Kochbuchautorin, Fotografin und Foodstylisten Lisa Nieschlag. Schon lange gibt sie auch Workshops zum Thema „Foodstyling und Fotografie“.

Lisa, woher kommt die Leidenschaft, Essen zu fotografieren?

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Ich bin Designerin und habe mich vor 22 Jahren mit Lars Wentrup mit der Agentur Nieschlag + Wentrup selbstständig gemacht. Vor 12 Jahren haben wir zusammen mit dem Aschendorff Verlag das Kochbuch „Anni kocht in Münster“ herausgebracht. Das Thema Food-Fotografie hat mich so begeistert, dass ich mich nachfolgend intensiv damit beschäftigt habe. 2009 habe ich dann den Food-Blog „Liz & Friends“ ins Leben gerufen.

Worauf kommt es beim Anrichten und Ablichten von Essen besonders an. Gibt es einfache Faustregeln?

Grundsätzlich gilt: Das Auge isst immer mit! Beim Anrichten sollte man darauf achten, dass Teller nie überladen wirken, aber auch nicht zu leer. Indem man farbenfrohe Zutaten oder frische Kräuter dem Gericht hinzufügt, kann es interessanter gestaltet werden und Appetit machen.

Beim Platzieren des Gerichts auf einem Hintergrund, um es zu fotografieren, sollte man darauf achten, dass der Hintergrund nicht vom Essen ablenkt. Ganz wichtig: Wenn man Essen fotografiert, sollte man natürliches Licht nutzen und alle anderen Lichtquellen (Glühbirnen-Licht, LED o.ä.) ausschalten.

Wie laufen die Workshops ab?

Ich biete Einzel-, Zweier- oder Gruppen-Workshops für Food-Begeisterte an. Dabei gibt es immer einen theoretischen Teil, in dem es um die Themen Kamera-Basics, Licht, Bild-Komposition, Perspektiven, Hintergründe und Requisiten geht. Danach kommt der praktische Teil, in dem wir verschiedene Sets aufbauen und ganz praktisch Gerichte fotografieren und die Ergebnisse besprechen, analysieren und ggf. verbessern. Dabei biete ich Workshops an, die sich auf den Umgang mit Spiegelreflex-Kameras fokussieren, aber auch Workshops für Smartphones.

Wer nimmt an den Workshops teil? Die Workshops sind für alle offen. Die Teilnehmer kommen oft aus der Gastronomie oder aber aus dem Lifestyle-Bereich und haben Berührungspunkte mit Food. Oft sind es auch Influencer, Content Creatoren, die in den Sozialen Medien unterwegs sind, oder auch Fotografen.

Du fotografierst für eure Kochbücher, aber auch für Restaurants. Gibt es einen Unterschied bei der Herangehensweise? Und was sollten Restaurants generell beachten, wenn sie Bilder ihrer Gerichte veröffentlichen. Bei den Kochbüchern ist entscheidend, was für einen fotografischen Stil ich für das jeweilige Buch erzielen möchte und suche dann gezielt nach Requisiten oder Untergründen. Bei der Fotografie für Restaurants ist natürlich der Stil und die Richtung des jeweiligen Restaurants wichtig und das fotografische Konzept wird darum erarbeitet. Für Restaurants sind appetitliche und ansprechende Fotos der Gerichte heute sehr wichtig. Ich meine, bei diesem Punkt des Marketings sollte man nicht nicht sparen. Schließlich isst auch hier das Auge immer mit und macht Lust auf mehr.

Präparierst Du die Gerichte für das Foto? Fixierst sie mit Haarspray oder ähnlichem?

Das Gericht wird natürlich schön und appetitlich angerichtet. Das, was ich fotografiere, ist aber immer nach dem Shooting noch essbar. Ich benutze keinen Rasierschaum, um Sahne zu imitieren, keine Emulgatoren und auch sonst nichts Künstliches.

Gibt es Lebensmittel, die sich schlecht fotografieren lassen? Ich denke an Hackfleisch.

Oder braunes Gulasch. Aber da arbeite ich dann viel mit Kräutern und bringe Farbe und Kontrast durch entsprechende Teller ein. Requisiten sind wichtig, um Stimmungen zu erzeugen. Wenn ich einen Kuchen fotografiere, der heimelig auf der Kaffeetafel steht, würde ich eher einen Teller von Oma und nicht das eckige japanische Geschirr auswählen. Es muss alles zu der Geschichte passen, die man erzählen möchte.

Eure Kochbücher sind viel mehr als reine Rezeptsammlungen. Sie erzählen immer auch Geschichten … z.B. von Münster oder New York. Da ich halbe Amerikanerin bin, meine Mutter ist in Manhattan aufgewachsen, entstand 2015 die Idee für das Buch „New York Christmas“. Das war so erfolg-

Mehr über

, ihren Blog und ihre Workshops erfährt man hier www.lizandfriends.de, @liz.and.friends reich und hat so viel Spaß gemacht, dass wir seither noch vier weitere New York-Bücher veröffentlicht haben. „Verliebt in New York“ heißt das jüngste. Zuletzt erschienen ist aber ein Buch über Rom und die dortige Küche: „Ti Amo Roma“. Unsere Bücher sind immer voll von Geschichten und Sehnsüchten.

Wie wichtig ist der visuelle Aspekt, wenn Du für dich selbst kochst?

Ich baue keine Erbsentürmchen. Wenn ich für mich und meine Tochter oder Familie koche, muss es schnell und einfach gehen. Ich bin auch kein Fan von langen Einkaufslisten. Das zeichnet auch unsere Bücher aus. Uns geht es nicht darum, kulinarische Extravaganzen zu zeigen. Wir möchten einen Lebensstil, eine Sehnsucht vermitteln.