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montaner dorfblatt

Montaner Dialekte

„Saggrament“ und „Sapperlott“ Auf den ersten Blick scheinen die beiden Schimpfwörter nicht viel gemeinsam haben, außer dass vielleicht das eine den gotteslästerlichen Fluch der dahintersteckt, doch klarer erkennen lässt, als das andere. In Saggrament steckt natürlich das heilige Sakrament, auch Saggra gehört dazu, das nicht nur als Schimpfwort gilt, sondern auch eine gewisse Bewunderung ausdrücken kann. Des isch a Saggra, kann durchaus bedeuten „das ist ein tüchtiger Kerl, der arbeitet wild“. Sapperlot und auch Sapperment hingegen sind nichts anderes als verhüllende Schimpfwörter, ganz ähnlich wie bei den Gott-Hund- und Gott-Schwein-Fluchwort des Italienischen, das in „zio can“ bzw. „porco zio“ umgewandelt wird. Die Verunglimpfung des Heiligen wird umgewandelt in einen harmlos klingenden Ausruf, um die mit dem Fluchen verbundene Gotteslästerung zu umgehen. Aber es ist wirklich so, dass oft auf Gott, auf religiöse Symbole geflucht wird. Warum das so ist, hat in Südtirol zum einen sicherlich mit der Nähe zum Italienischen zu tun- geflucht wird in Südtirol vor allem in Italienisch. Vielleicht weil die italienischen Flüche uns einfach näher stehen als „verflixt und zugenäht“ und vielleicht weil sie auch einfach „kraftvoller“ wirken. Zum anderen wird genau in traditionell stark katholischen Regionen (Italien, Portugal, Spanien bspw.) zu solchen blasphemischen Fluchwörtern gegriffen, in denen auf Gott und die Muttergottes geflucht wird. Im Deutschen beispielsweise gibt es solche Fluchwörter nicht. Vieles verwenden wir aber ganz unbewusst, weil es eben verhüllt wurde, wie Jesses und Jesches, das erst in Jesches, Maria und Josef klar wiedergibt, wen wir da tagtäglich „anrufen“, nämlich den Jesus, den Gottessohn selbst. Dass es damit eigentlich einem weitaus weniger harmlosen Madonna ziemlich nahekommt, ist uns wohl nicht so bewusst. Aber auch für die Muttergottes gibt es verhüllende Ausrufe, wie vielleicht Madoia. In anderen Fluchwörtern ist das gotteslästerliche Element für uns gar nicht mehr ersichtlich, oder haben sie schon mal über Candelloschtia nachgedacht. Aufgeschlüsselt steckt die HundHostienverbindung dahinter, eben can dell‘ostia. Übrigens stammt der Fluch aus dem venetischen Raum. Hardigatti und Hardimitzen sind typische dialektale Fluchwörter, ihre Herleitung ist aber nicht ganz so einfach. Der Fluch, den es auch im alten Wienerisch als „Hardek!“ oder „Hardex!“ gibt, kommt aus dem Ungarischen. „Ördög“ nämlich nennen die Ungarn den Satan, ein Wort persischer Herkunft. Bei Hardimitzen wird der Teufel in Verbindung mit der Abkürzung des weiblichen Vornamen „Maria“ gebracht, ob die Gottesmutter damit gemeint ist, ist fraglich, da für sie kaum diese Abkürzung verwendet wird. Einerseits sind beide Ausdrücke aus dem österreichischen Raum zu uns gekommen, und damit bleibt die Sache ungeklärt. Oschtrigatti könnte hingegen auf Südtiroler Boden gewachsen sein, da es anscheinend die italienische Hostie beinhaltet und einfach analog zu Hardigatti gebildet worden sein könnte. Ob auch Oschpele hierher gehört und die Hostie entstellt- gut möglich- jedenfalls klingt es recht harmlos und fast niedlich gegenüber dem gotteslästerlichen Oschtia. Gern wird das Schimpfwort in Verbindung mit muggen als Oschpele muggen gebraucht. Ähnlich harmlos klingt Porzellana, das auf den ersten Blick nur den Ursprung „Porzellan“ haben kann.

Ein Fluchwort, das man hingegen heute kaum mehr hört, ist Kruzitürken, auch das ein altösterreichisches Überbleibsel, mit Kreuz hat es aber wenig zu tun. „Kruzi“ geht zurück auf die Kuruzen. So wurden ursprünglich die Kreuzzugteilnehmer im Königreich Ungarn genannt, später wandelte sich die Bedeutung über Aufständische hin zu Räuber, Banditen. Im 18. Jahrhundert wurden Aufständische in den antihabsburgischen Kriegen als Kuruzen bezeichnet. Die Aufständischen unterstützten die Türken, und der Ruf „Die Kuruzen und die Türken kommen“ wurde irgendwann zum Fluch „Kruzitürken!“ (cw) Bäuerlichen Notstandsfonds BNF 2010

Weihnachtskartenaktion Mit einer kleinen Spende können auch Sie Menschen in Südtirol helfen, die sich aufgrund eines Schicksalsschlages in einer menschlich und finanziell schwierigen Situation befinden. Gleichzeitig bereiten Sie dem Empfänger eine kleine, persönliche und individuelle Freude. Dank Südtiroler Künstler und Hobbymaler, die uns die Originalmotive kostenlos zur Verfügung stellen, kann die Aktion zur Spendensammlung durchgeführt werden. Erstmals hat der Bäuerliche Notstandsfonds im Sortiment der Weihnachtskarten auch verschiedene, weihnachtliche Originalmotive, angefertigt mit getrockneten Bananenblättern von Frauen aus Lomin in Süd Sudan, aufgenommen.Mit dem Erwerb dieser Weihnachtskarten unterstützen Sie unverschuldet in Not geratene Familien in Südtirol. Gleichzeitig helfen Sie bedürftigen Familien in Süd Sudan im Rahmen des Frauenprojektes missio Bozen – Brixen, die sämtliche Kosten für die Gestaltung übernimmt. Helfen Sie uns helfen - herzlichen Dank! Kartenmotive und detaillierte Informationen: im Internet unter www.menschen-helfen.it und im Büro des Bäuerlichen Notstandsfonds in der Bauernbundzentrale in Bozen Kanonikus-Michael-Gamper-Str.5, 39100 Bozen Tel. 0471-999330 (vormittags)

Auf Wunsch werden die Karten auch mittels Frächter nach Hause geliefert.


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