Unser TEGERNSEE 7

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Jubiläum

ihr Engagement trieb sie den Bau des Tegernseer Krankenhauses maßgeblich voran. Als Protestantin war auch sie es, die die erste evangelische Gemeinde gründete. 1841 übernahm Prinz Karl von Bayern, zweitgeborener Sohn des Königs aus dessen erster Ehe, das Tegernseer Erbe. Dieser hatte eine militärische Laufbahn eingeschlagen, wurde 1841 zum Feldmarschall ernannt und führte 1866 Bayern im Krieg gegen Preußen an. Auch er schuf zahlreiche wohltätige Stiftungen im Tegernseer Tal. Da er ein großer Naturfreund war, verhinderte er das Aufstellen von Telegrafenmasten, um die Landschaft in ihrer Schönheit zu erhalten und ließ die Telegrafenkabel unterseeisch auf seine Kosten verlegen. Die Prinzenruh, ein wunderbarer, hoch gelegener Aussichtsplatz in Bad Wiessee, und der Prinzenweg im Altbachtal von Tegernsee erinnern bis heute an den Naturliebhaber und begeisterten Reiter. 1875 verunglückte Prinz Karl tödlich mit seinem Pferd zwischen Tegernsee und Rottach-Egern. Die

Prinz-Karl-Kapelle erinnert noch heute an den Ort dieses tragischen Geschehens. Prinz Karl von Bayern war zwar zweimal verheiratet, beide Male jedoch nicht standesgemäß, wodurch sein Erbe laut Hausgesetz der Wittelsbacher 1875 an seinen Neffen Herzog Carl Theodor überging. Dieser war der Sohn seiner Halbschwester Ludovika und Bruder von

Kaiserin Sisi von Österreich. Mit ihm gingen die Tegernseer Besitzungen von der regierenden Linie, der von Bayern, auf die nicht regierende Linie, derer in Bayern, über. Herzog Carl Theodor durchlief keine militärische Laufbahn wie sein Onkel, sondern studierte in München Medizin, promovierte 1872 zum Dr. med. und wurde ein begnadeter Augenarzt. Er praktizierte in München, Tegernsee und Meran und führte über 5000 Staroperationen durch. Viele Menschen aus der ärmeren Bevölkerung behandelte er kostenlos. Er unterstützte und förderte das Krankenhaus in Tegernsee. Von seinem Lebenswerk profitieren wir noch heute mit der Augenklinik Herzog Carl Theodor in der Nymphenburger Straße in München, die großes Renommee in der Augenheilkunde genießt. Mit dem Tode von Herzog Carl Theodor im Jahr 1909 übernahm sein Sohn Herzog Ludwig Wilhelm die Besitztümer am Tegernsee. Er war ein echter „Hiasiger“, war er doch in Schloss Tegernsee geboren worden. Auch er studierte Medizin, leistete

bürgerlich-rechtlichem Sinne). So wurde die Linie der Herzöge in Bayern aufrechterhalten. Der studierte Betriebswirt lebte viele Jahre mit seiner Familie in Wildbad Kreuth, ehe er nach Schloss Wildenwart am Chiemsee zog. Die Verwaltung der Herzoglichen Besitzungen am Tegernsee und anderswo leitete er mit viel Geschick. Zwei seiner fünf Töchter haben mittlerweile die Nachfolge ihres Vaters angetreten.

Herzogin Maria Anna ist seit 2004 Schloss- und Brauherrin in Tegernsee. Herzogin Helene ist seit 2006 verantwortlich für Wildbad Kreuth mit Siebenhütten und die Almen und Wälder im Kreuther Tal. Der väterliche Rat wird ihnen beiden aber sicherlich bei so mancher Entscheidung helfen und die Tegernseer Besitzungen der Wittelsbacher auch weiterhin in eine gute Zukunft führen.

seinen Militärdienst im ersten Weltkrieg und widmete sich später voll und ganz der Verwaltung der herzoglichen Liegenschaften. Seinen Wohnsitz wählte er jedoch nicht im Schloss. Er zog es vor, auf der Schanz bei Wildbad Kreuth, einem relativ einfachen Bauernhaus, zu leben. In den Jahren 1939 bis 1946 musste er ins Exil gehen und verbrachte dies in Kanada, wo er als landwirtschaftlicher Berater tätig war. Seine Verbundenheit zum Tegernseer Tal und zu seinen Bewohnern, zu Brauchtum und Tradition war überaus groß. Die Jagd war seine größte Freude. Als großer Förderer der Volksmusik unterstützte er den Kiem Pauli, der Lieder und Jodler aus dem Oberland zusammentrug, um diese für nachfolgende Generationen zu erhalten. Außerdem stellte er dem Gymnasium ab dem Jahr 1949 Räume im Schloss zu Verfügung. Da die Ehe von Herzog Ludwig Wilhelm kinderlos blieb, adoptierte er 1965 seinen Großneffen Prinz Max Emanuel von Bayern, der fortan den Namen Herzog Max Emanuel in Bayern trug (dies jedoch nur in

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