Mitte Sommer 2014

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Breminent mit Tim Fischer

„Bremen ist meine künstlerische Heimat“ Sänger, Schauspieler und Musicalstar in Personalunion – das ist Tim Fischer. Gerade einmal 41 Jahre alt, hat der gebürtige Delmenhorster 25 Jahre Bühnenpräsenz, 20 veröffentlichte Alben sowie Rollen in TV und Kino vorzuweisen. Die Neue Zürcher Zeitung feierte ihn als „Entertainer von Weltformat“, während die FAZ feststellt: „Ihm gelingt, was mittlerweile fast unmöglich geworden ist: zu singen, ohne zu lügen.“ Nach seinen Hommagen an Zarah Leander, Hildegard Knef und Georg Kreisler ist Fischer seit einigen Monaten mit „Geliebte Lieder“ auf deutschsprachigen Bühnen unterwegs. Dazwischen blieb dennoch Zeit für einen Plausch über Lili Marleen, Drogen im Musikmilieu und neue CD-Projekte.

Interview Bastian Korte

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err Fischer, welche musikalische Intention steckt hinter Ihrem neuen Programm? Im Laufe meiner Karriere sind mir bestimmte Lieder ans Herz gewachsen, die ich aber aus unerfindlichen Gründen nie selbst auf der Bühne gesungen habe. Dies holen wir nun zum 25-jährigen Bühnenjubiläum nach. Zum Repertoire des Abends zählen aber auch jene Klassiker, die man schon seit jeher untrennbar mit mir in Verbindung bringt – etwa die Rinnsteinprinzessin. Die Songauswahl orientiert sich an Themen, die uns alle beschäftigen: Liebe, Tod und Teufel. So soll ein gemeinsamer Geist, eine Einheit zwischen Publikum und Interpret geschaffen werden. Ihre ersten Auftritte haben Sie sich im Alter von 15 Jahren in Lokalen von Oldenburg bis Bremen selbst organisiert. Was begeisterte Sie in so jungen Jahren am Gesang in der Öffentlichkeit? Die Initialzündung war das Lied Lili Marleen, das ich immer mit meiner norwegischen Großtante sang. Aber auch bei meinen Großmüttern habe ich viele Chansons zu hören bekommen – von Édith Piaf bis Jacques Brel.

Mitte – Das Bremer Citymagazin

Die musikalisch verpackten Geschichten haben mich begeistert. Ich entdeckte Musik als einen Weg, meine verborgensten Gefühle zu verbalisieren. Diese Emotionen wollte ich auch bei anderen wecken. Außerdem faszinierte mich, dass die Liedtexte immer viel Interpretationsspielraum bieten, während beim Schlager die Aussage meist exakt so gemeint ist, wie sie auf dem Papier steht. Schnell wurden Sie zum deutschen „Wunderknaben des Chansons“ ernannt. Birgt ein solch rapider Aufstieg auch Gefahren der Überforderung? Definitiv. Ich bin relativ schnell nach Hamburg und Berlin gegangen und dort in einen Mix aus Drogensumpf und Dauerdepression gestrudelt. Mich da allein rauszukämpfen, seit langer Zeit wieder clean zu leben und ich selbst zu sein – darauf bin ich stolz. Sie wurden in Delmenhorst geboren, wuchsen nahe Oldenburg auf und sind heute Wahl-Berliner. Dennoch weist Ihre Biographie auch eine spezielle Beziehung zu Bremen auf. Absolut, Bremen ist meine künstlerische Heimat! Modernes, Moments, Schwankhalle, Stadionbad – es gibt kaum einen Bremer Fleck, an dem ich noch nicht aufgetreten bin. Im Jungen Theater, früher noch in der Friesenstraße beheimatet, erlebte ich eine ultrakreative Zeit, die ich nie vergessen werde. Dank Peter Schulze (Musikjournalist und Produzent; Anm. d. Red.) nahm ich zahlreiche meiner CDs im Sendesaal von Radio Bremen auf. Und auch privat ist die Stadt immer wieSeite 16

der Bezugspunkt: Meine Mutter, mein Bruder und meine beiden Patenkinder leben hier. Am 27. Mai kommen Sie nun also wieder nach Hause. Was erwarten Sie vom Abend im Theater am Goetheplatz? Erwarten tue ich gar nichts. Ich komme ja, um zu geben (grinst). Ich freue mich einfach wahnsinnig auf die Bremer, die mich als singenden Jungspund kennen und zu denen ich jetzt als alter Chanson-Pop-Knacker wiederkehre. Auf das Urteil des Bremer Publikums lege ich deshalb größten Wert. Und obwohl das Programm ernste Themen bereithält, soll es die Gäste aus dem Alltag reißen und unterhalten. Sie sagten einmal: „In meinem Beruf kann man nie genug arbeiten.“ Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Im Sommer steht für eine neue CD eine Kreativphase an, in der ich mich mehr Richtung Pop orientieren und auch ein jüngeres Publikum ansprechen werde. Ich möchte nicht nur in die Chanson-Schublade gesteckt werden, Glitter und Schminke waren gestern. Je älter ich werde, desto eher komme ich in der Gegenwart an. Ich entdecke zunehmend einen neuen Tim – und den möchte ich auch zeigen.

Sie wollen dabei sein, wenn Tim Fischer sein Programm »Geliebten Lieder« am 27. Mai im Bremer Theater am Goetheplatz aufführt? Unter 0421 36 53 333 können Kurzentschlossene noch Resttickets ergattern.


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