Abschlussdokumentation Perspektive 50plus

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PERSPEKTIVE 50PLUS Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen Abschlussdokumentation des Bundesprogramms (2005–2015)



PERSPEKTIVE 50PLUS Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen Abschlussdokumentation des Bundesprogramms (2005–2015)



Inhalt Vorwort BMAS

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Das Bundesprogramm Perspektive 50plus Entstehung Perspektive 50plus – ein Programm macht Schule Ziele und Ergebnisse Perspektive 50plus – von der Entstehung bis zur Evaluation Besonderheiten Die Philosophie des Bundesprogramms Perspektive 50plus auf einen Blick

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Gute Praxis Aktivierung Auf Augenhöhe Organisation, Prozesse und Qualifizierung Professionalisierung – der Schlüssel zum Erfolg Unternehmensansprache Der Weg zu den Arbeitgebern Integrationen Die Rückkehr ins Berufsleben Netzwerke Gemeinsam mehr erreichen: vielfältig gelebte Netzwerke Gesundheitsförderung Gesundheit als Ressource Mobilität Bessere Chancen für einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt Impuls 50plus Neuer Modellansatz mit ganzheitlicher Ausrichtung Themenschwerpunkt 2012 Langzeitarbeitslose 55plus Themenschwerpunkt 2013 Motivation versus Sanktion – Anstoß zu einer Debatte Themenschwerpunkt 2014 Nachhaltige Integrationen – Beschäftigung dauerhaft festigen Öffentlichkeitsarbeit 77 Marken unter einem Dach Transfer Gute Praxis sichern und weitergeben

22 25 28 30 32 35 38 39 42 43 44 45 48

Ausblick Fazit Die Bilanz des Bundesprogramms

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Übersicht aller teilnehmenden Beschäftigungspakte

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Impressum

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vorwort

Perspektive 50plus

D

er demografische Wandel stellt unser Land vor große Herausforderungen. Er verändert unsere Arbeitswelt und wirkt sich langfristig auch auf unsere sozialen Sicherungssysteme aus. Der steigende Bedarf an Fachkräften, aber auch die Entscheidung, das Renteneintrittsalter schrittweise zu erhöhen, sind Folgen einer schrumpfenden, immer älter werdenden Gesellschaft. Um die Chancen von Älteren auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, wurde 2005 das Bundesprogramm Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen initiiert. Insbesondere sollte die Beschäftigungsfähigkeit älterer Langzeitarbeitsloser verbessert und ihre Reintegration in den allgemeinen Arbeitsmarkt erleichtert werden. Dieses Vorhaben forderte nicht nur zahlreiche Unternehmen zum Umdenken auf. Auch die Jobcenter mussten neue Wege bei der Aktivierung und Integration beschreiten.

Perspektive 50plus gab den Beteiligten den Freiraum und die notwendige Flexibilität, gewohnte Sichtweisen zu ändern, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln. In den zehn Jahren Perspektive 50plus hat sich so eine Programmphilosophie entwickelt, die sich durch Experimentierfreude und die Fähigkeit, voneinander zu lernen, auszeichnet. In den drei Programmphasen sind innovative Ansätze entstanden, die zeigen wie ältere Langzeitarbeitslose aktiviert und integriert werden können: durch Stärkung der individuellen Kompetenzen und Fähigkeiten und eine enge und umfassende Betreuung und Begleitung. Diese Erfahrungen verändern die Arbeit der Jobcenter insgesamt inzwischen nachhaltig. Durch die vielfältigen, kreativen und öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen in den Beschäftigungspakten vor Ort und auf Bundesebene hat das Bundesprogramm Perspektive 50plus wirksam auf die besondere Situation älterer Langzeitarbeitsloser aufmerksam gemacht. Es hat Vorurteile beseitigt und für alle deutlich gemacht: Diese Menschen können etwas und sie werden gebraucht! Insgesamt haben 424.000 Menschen auf diesem Weg eine neue Beschäftigung gefunden. Einen solchen Erfolg hätte zu Beginn von Perspektive 50plus kaum jemand erwartet. Damit hat das Programm einen deutlichen Beitrag zum bundesweiten Anstieg der Beschäftigungsquote der über 50-Jährigen geleistet. Ich freue mich, dass die innovativen Herangehensweisen der Beteiligten aus zehn Jahren Bundesprogramm Perspektive 50plus in der vorliegenden Broschüre noch einmal eindrucksvoll sichtbar werden, und ich wünsche mir, dass viele dieser guten Ansätze auch in Zukunft die Aktivierungs- und Integrationsarbeit der Jobcenter weiter bereichern und somit allen Langzeitarbeitslosen zugutekommen werden. Viel Spaß beim Lesen!

Andrea Nahles


Bundesprogramm



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entstehung

Perspektive 50plus – ein Programm macht Schule Der Hintergrund Vom Ideenaufruf bis zur ersten Programmphase Die Bekanntmachung des „Ideenwettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ wurde am 15. Juni 2005 im Bundesanzeiger veröffentlicht. Der Aufruf richtete sich an die im selben Jahr entstandenen ARGEN (Arbeitsgemeinschaften) und Optionskommunen, heute als Jobcenter bekannt. In den meisten Grundsicherungsstellen waren bereits U25-Teams etabliert. Was aber sollte mit den älteren SGB-II-Empfängern geschehen, für die die Grundsicherungsstellen ebenfalls zuständig waren? Es bestand durchaus die Gefahr, dass die Älteren bei den Vermittlungsbemühungen nicht im Fokus stehen würden. Die aktive Unterstützung der über 50- oder auch 55-Jährigen bei der Arbeitsaufnahme, anstelle der vorher üblichen Frühverrentung, war von der Politik zwar vollzogen, es fehlten aber die konkrete programmatische Umsetzung und der entsprechende Mentalitätswechsel bei den direkt Betroffenen sowie den Arbeitsmarktakteuren. Vor diesem Hintergrund ist der eingangs zitierte Aufruf zu sehen, der jedoch einen breiteren Ansatz im Rahmen der Agenda 2010 verfolgte. Ein Ziel der damaligen Bundesregierung war es, Beschäftigungspakte mit der Wirtschaft, den Ländern und – dies war neu – auch mit den Regionen zu schließen, um älteren Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven am Arbeitsmarkt zu eröffnen. Eingebettet waren diese Vorhaben in eine Initiative der Bundesregierung, die zum Ziel hatte, die Potenziale Älterer durch abgestimmte Maßnahmen in den Bereichen Arbeit, Gesundheit und Bildung für den Arbeitsmarkt sowie

für die Gesellschaft besser zu nutzen. Dies mündete auch in gesetzliche Änderungen, unter anderem im Bereich der Weiterbildung Älterer oder im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Zusatzjobs für Bezieher/-innen von Arbeitslosengeld II ab Vollendung des 58. Lebensjahres. Das in den Regionen bislang unzureichend genutzte Potenzial vieler Älterer sollte durch die regionalen Beschäftigungspakte gehoben werden. Per Ideenaufruf sollten die besten 50 Eingliederungskonzepte mit jeweils fünf Millionen Euro für zwei Jahre gefördert werden.

Mit der Ausrichtung auf die Regionen verfolgte die Bundesregierung drei zentrale Ziele: • ein Bewusstsein für die schwierige Situation älterer Langzeitarbeitsloser auf dem Arbeitsmarkt und für ein konzertiertes regionales Vorgehen zu schaffen • die Suche nach den besten Lösungsansätzen in den Regionen (Gute Praxis) • die Generierung neuer Förderformen auf Bundesebene Es bestand die Erwartung, dass nur solche Projekte erfolgreich sein können, die in einer engen regionalen Kooperation umgesetzt werden. Erstmals wandte sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit deshalb direkt an die Regionen und verzichtete auf eine zentral und bundesweit einheitlich gestaltete Instrumentenumsetzung. Für die Einreichung der Konzepte hatten die Grundsicherungsstellen sechs Wochen Zeit, circa 270 Grundsicherungsstellen mit über 200 Konzepten beteiligten sich.


Das Bundesprogramm Perspektive 50plus

Die Vorauswahl wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit mit Unterstützung des beauftragten Dienstleisters, der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH (gsub mbH), durchgeführt. Eine hochrangige Steuerungsrunde unter Vorsitz des damaligen Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement entschied im Herbst 2005 über die eingereichten Projekte und prämierte schließlich 62 Konzepte, an denen 93 Grundsicherungsstellen beteiligt waren.

Die erste Programmphase 2005–2007 Ende 2005 startete die erste Programmphase – die als eine „Experimentierphase“ galt. Die Pakte hatten ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit. Es ging darum, bei der Wiederaufnahme von Beschäftigung älterer Menschen, die im Schnitt circa vier Jahre arbeitslos waren, neue Wege zu beschreiten sowie neue Formen der Aktivierung und Integration zu entwickeln und umzusetzen. Das Wie war nicht vorgegeben, sondern der Verantwortung der regionalen und operativen Akteure vor Ort überlassen. Dementsprechend entstanden viele neue Ideen und Aktivitäten. Im Fokus stand hierbei nicht so sehr die Entwicklung besonderer Instrumente, sondern die Verknüpfung bekannter und neuer Ansätze, die auf die regionalen Bedarfe und Bedürfnisse der älteren Zielgruppe abgestimmt waren. Der progressive Lohnkostenzuschuss im Hochsauerlandkreis, die umfassende Einbeziehung aller relevanten Akteure in Form eines den Beschäftigungspakt konstituierenden Vereins in Coburg oder das „Saft-Mobil“ im Unstrut-Hainich-Kreis, mit dem sich ältere Langzeitarbeitslose selbstständig machten (und das übrigens bis heute existiert), seien hier stellvertretend für viele innovative Ansätze genannt.

Die zweite Programmphase 2008–2010 In der zweiten Programmphase wurden einerseits die Pakte erheblich erweitert, sodass zum Ende dieser Phase rund 85 Prozent aller Grundsicherungsstellen in den Pakten vertreten waren. Die Erweiterung der Paktlandschaft vollzog sich im Sinne eines geografischen „Mainstreamings“, das heißt, dass vorhandene Pakte neue Jobcenter einbezogen und ihr Know-how an diese weitergaben. Andererseits

ging es darum, die besten Ansätze aus der ersten Programmphase zu konsolidieren. Funktionierende Vorhaben einer Grundsicherungsstelle oder eines Paktes wurden, befördert durch den Fachaustausch auf Regional- und Jahreskonferenzen sowie weitere Formate, auf andere übertragen oder von diesen adaptiert. Dieser Austausch zog sich durch alle drei Programmphasen hindurch („lernendes Programm“). Im Gegensatz zur ersten Programmphase stand ab der zweiten Programmphase die Integration der Älteren in Arbeit im Vordergrund. Aber auch Aktivierungsmaßnahmen, die vor allem auch die Gesundheit Älterer in den Blick nahmen, waren einer der Themenschwerpunkte.

Die dritte Programmphase 2011–2015 Im Januar 2011 begann die dritte Programmphase, die sich noch stärker als die bisherigen Phasen der Aktivierung gering qualifizierter Langzeitarbeitsuchender über 50 Jahre und der Integration in Arbeit widmete. Mit der dritten Phase wurde Perspektive 50plus auch bundesweit umgesetzt, da sich, bis auf eine Handvoll, alle Jobcenter an der Umsetzung beteiligten. Zu Anfang der dritten Phase war es zudem möglich, neue Pakte zu gründen, sodass die Zahl der Beschäftigungspakte von bisher 62 auf insgesamt 78 stieg. Dies stellte die Beschäftigungspakte vor neue Herausforderungen. Im Mittelpunkt der dritten Phase standen die Identifizierung, Sammlung und Verbreitung Guter Praxis sowie der Transfer ins sogenannte Regelgeschäft. Die Erwerbstätigenquote Älterer lag zu Beginn von Perspektive 50plus bei 45,5 Prozent, also nicht einmal die Hälfte der Menschen in der Altersklasse zwischen 55 und 64 Jahren war zu dieser Zeit erwerbstätig. 2014, in der dritten Programmphase, betrug diese Zahl für Deutschland 65,6 Prozent – was eine Steigerung von über 20 Prozentpunkten bedeutete. Viele Faktoren spielten hierbei eine tragende Rolle. Auch das Bundesprogramm Perspektive 50plus mit insgesamt rund 424.000 Integrationen im Zeitraum von 2005 bis 2015 hatte seinen Anteil daran. Dr. Reiner Aster, Geschäftsführer gsub mbH


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ziele und ergebnisse

Perspektive 50plus – von der Entstehung bis zur Evaluation Hintergrund Wie in vielen anderen Ländern, so hatte man auch in Deutschland bei der Bewältigung des Strukturwandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft in den 1980er-Jahren in starkem Maße auf Vorruhestandsprogramme gesetzt. In ähnlicher Weise versuchte man den krisenhaft beschleunigten Strukturwandel zu verarbeiten, der durch die Wirtschafts- und Währungsunion in den neuen Bundesländern ab Anfang der 1990er-Jahre ausgelöst wurde. Im Ergebnis entwickelten die Arbeitnehmer/-innen in Deutschland Erwartungen bezüglich ihres Altersübergangs, die von vielen Autorinnen/Autoren als „Frühausstiegskultur“ beschrieben wurden. Vor dem Hintergrund der Alterung der Bevölkerung und der Verschiebung der Größenverhältnisse zwischen ihrem aktiven und ihrem zu versorgenden Teil erschien eine Fortsetzung dieses Musters auf Dauer nicht möglich. Bereits 2003 hatte die Rürup-Kommission empfohlen, das gesetzliche Rentenalter auf 67 Jahre anzuheben, was dann im Koalitionsvertrag der Großen Koalition Ende 2005 auch vereinbart wurde. Jedoch hatte die vierte Stufe der Hartz-Reformen, die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, zu einem „technischen“ Anstieg der Arbeitslosigkeit vor allem bei Älteren geführt: Die Zahl der Arbeitslosen über 50 Jahre, die im September 2003 noch gut eine Million betragen hatte, stieg im Jahresdurchschnitt 2005 auf über 1,2 Millionen. Bei einer Erwerbstätigenquote der 55- bis 65-Jährigen von etwa 40 Prozent, einer Quote sozialversiche-

rungspflichtiger Beschäftigung von circa 30 Prozent und steigenden Zahlen älterer Arbeitsloser konnte eine Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters kaum realisierbar und akzeptabel erscheinen, wenn nicht gleichzeitig Anstrengungen zur Verbesserung der Beschäftigungssituation Älterer unternommen wurden. Für die Beschäftigten, die länger in den Betrieben gehalten werden sollten, war das die schon im Jahr 2002 gestartete Initiative Neue Qualität der Arbeit; für die älteren Arbeitslosen war es das Bundesprogramm Perspektive 50plus. Der Aufruf des damaligen Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit zum Ideenwettbewerb stellte dieses Programm ausdrücklich in den Kontext der „Maßnahmen der Bundesregierung zur Fortsetzung der Agenda 2010“.

Ziele und Adressaten Ziel des Programms war es, durch „Beschäftigungspakte mit der Wirtschaft, mit den Ländern und in den Regionen“ ältere Arbeitslose ab Vollendung des 50. Lebensjahres verstärkt in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzugliedern. Adressatinnen/Adressaten dieses im Juni 2005 gestarteten Ideenwettbewerbs waren die seit Januar 2005 für die Umsetzung der „Grundsicherung für Arbeitsuchende“ (SGB II) zuständigen Stellen, die damals noch nicht „Jobcenter“ hießen. Es war sicherlich ein ambitioniertes Unterfangen, diese „Grundsicherungsträger“, nur knapp sechs Monate nach ihrer Gründung, mit einem höchst anspruchsvollen Programm anzusprechen. Neu gegenüber früheren Sonderprogrammen des Bundes war dabei die Freiwilligkeit der


Das Bundesprogramm Perspektive 50plus

Beteiligung. Anders wäre eine Einbeziehung der zugelassenen kommunalen Träger auch gar nicht möglich gewesen. Die Ausgestaltung des Programms als Wettbewerb um die besten Konzepte machte aus dieser Not erfolgreich eine Tugend: Statt der zunächst vorgesehenen 50 Beschäftigungspakte wurden gleich zu Beginn 62 gefördert, an denen 93 Grundsicherungsstellen beteiligt waren, und in der dritten Förderphase ab 2011 hatte sich das Programm nahezu flächendeckend ausgebreitet. Mit einer Laufzeit von insgesamt zehn Jahren hatte es einen ungewöhnlich weiten zeitlichen Horizont. Einzigartig im Vergleich zu früheren und späteren Programmen war der Spielraum der Grundsicherungsstellen bei der Mittelverwendung — für eigenes Personal oder für die Beauftragung von Dritten, in Kombination mit gesetzlich definierten Maßnahmen oder unabhängig davon. Das Programm war als Experiment konzipiert: Es sollte „festgestellt werden, welche Lösungsansätze zu dem größten Erfolg führen“, und „erfolgreiche Konzepte können Vorbild für neue Förderformen auf der Bundesebene sein“.

Ergebnisse Im Laufe von zehn Jahren wurden 1,3 Millionen ältere Arbeitslose, ganz überwiegend Bezieher/innen von Arbeitslosengeld II, in Maßnahmen des Programms einbezogen („aktiviert“); mehr als 400.000 von ihnen nahmen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf. Die Integrationsquote (Beschäftigungsaufnahmen im Verhältnis zu den aktiv einbezogenen Teilnehmenden) stieg im Programmverlauf auf 37 Prozent im Jahr 2014 an. Bemerkenswert ist, dass der tiefe wirtschaftliche Einbruch des Jahres 2009 den Erfolg des Programms ebenso wenig beeinträchtigte wie der 2011 einsetzende allgemeine Rückgang der Übergänge aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit. Mehr als die Hälfte der Stellen wurde in Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten gefunden. Ob die im Aufruf zum Ideenwettbewerb angedeutete Erwartung, „neue Förderformen“ zu finden, als erfüllt betrachtet werden kann, hängt davon ab, welcher Maßstab für die Neuartigkeit der Förderung angelegt wird. Das Profil der Maßnahmen im Bundesprogramm unterschied sich insofern von der Regelförderung für die gleiche Altersgruppe, als die Förderung der gesundheitlichen Befindlichkeit und

der geografischen Mobilität, die berufliche Qualifizierung, die Förderung von Existenzgründungen und die individuelle Begleitung bei Orientierung, Arbeitsuche und während der Eingewöhnungszeit im Betrieb – im Programmverlauf zunehmend als „Coaching“ bezeichnet – einen größeren Raum einnahmen. Andererseits wird man kaum sagen können, dass im Bundesprogramm etwas getan wurde, was vorher gänzlich unbekannt war. Entscheidend für den Erfolg des Programms waren nicht zuletzt die günstigeren Betreuungsrelationen – sei es in den Jobcentern, sei es bei Trägern – und die damit mögliche kontinuierlichere und intensivere Begleitung und Unterstützung. Neu war aber auch – wenn man von MoZArT absieht, der Vorbereitung der Hartz-Reformen durch „Modellvorhaben zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Arbeitsämtern und Trägern der Sozialhilfe“ –, dass für die Programmkoordination und -administration einschließlich Beratung der Jobcenter und Organisation des Erfahrungsaustausches ein privatrechtlich verfasster Dienstleister eingeschaltet wurde. Dadurch konnte man Kompetenzen und Flexibilitätspotenziale nutzen, die bei öffentlichen Verwaltungen in der Regel nicht vorhanden sind.

Evaluation In den ersten beiden Programmphasen, also von 2005 bis 2010, wurde das Programm durch Evaluationsforschung begleitet. Dabei ging es zum einen um die Umsetzung in den Regionen, die Entwicklung neuer Ansätze der Förderung und die Qualität der Zusammenarbeit in den Beschäftigungspakten. Zum anderen wurden Teilnehmende telefonisch befragt, um mehr über ihren Hintergrund und darüber, wie sie das Programm einschätzen, zu erfahren. Eine kausale Wirkungsanalyse in der zweiten Programmphase zielte darauf ab, die Nettowirkungen des Programms zu ermitteln, das heißt durch Vergleich mit nicht am Programm Teilnehmenden die Größenordnung von Beschäftigungsaufnahmen zu schätzen, die ohne das Programm nicht zustande gekommen wären. Dieser Teil der Evaluation konzentrierte sich auf die Teilnehmenden des Jahres 2010, weil die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen für diese Analysen nicht eher geklärt werden konnten.


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Die Evaluation ergab, dass die Teilnehmenden im Durchschnitt ganz erheblich vom Arbeitsmarkt entfernt waren. In der ersten Programmphase wurde festgestellt, dass die letzte Tätigkeit im allgemeinen Arbeitsmarkt bei 45 Prozent der Teilnehmenden mehr als vier Jahre zurücklag. In der zweiten Programmphase konnte für die Teilnehmenden des Jahres 2010 ermittelt werden, dass 18 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen in den zurückliegenden zehn Jahren nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen waren und dass die letzte Beschäftigung im Durchschnitt mehr als drei Jahre zurücklag. Unter Einbeziehung von Minijobs betrug dieser Wert immer noch 29 Monate bei den Männern und 24 Monate bei den Frauen. Weniger als die Hälfte der im Jahr 2010 Befragten sah sich gesundheitlich in der Lage, täglich acht Stunden zu arbeiten; etwa 25 Prozent trauten sich nicht einmal sechs Stunden zu. Diese Werte beziehen sich auf Teilnehmende des Normalprogramms; Teilnehmende der Intensivförderung wiesen noch erheblich ungünstigere Voraussetzungen auf. Die mikroökonometrische Kausalanalyse ergab positive Nettowirkungen der Programmteilnahme – im Vergleich zu möglichst ähnlichen

Nichtteilnehmenden – von Beginn an. Nach etwa einem Jahr der Teilnahme wurde der Programmeffekt auf einen Zuwachs der Beschäftigungsaufnahmen um zehn Prozentpunkte (7,5 Prozentpunkte mehr „nachhaltige“ Beschäftigungsaufnahmen von mindestens sechs Monaten Dauer) geschätzt. Positive Wirkungen insofern, als die Teilnehmenden keine Leistungen mehr beziehen mussten, ließen sich jedoch nicht feststellen, da ein großer Teil der aufgenommenen Beschäftigungen nicht voll bedarfsdeckend war. Die Kosten des Programms pro Integration lagen etwas niedriger als in der Regelförderung – ausweislich der Eingliederungsbilanzen 2010 – für die gleiche Altersgruppe. Die Teilnehmenden selbst waren mit der aufgenommenen Tätigkeit überwiegend hochzufrieden und äußerten zu 86 Prozent den Wunsch, diese bis zur Rente fortzusetzen. Ihre Lebenszufriedenheit war nach Aufnahme der Erwerbstätigkeit signifikant höher, und auch ihre gesellschaftliche Teilhabe verbesserte sich. Prof. Dr. Matthias Knuth, IAQ


besonderheiten

Die Philosophie des Bundesprogramms Sonderprogramm Bei Perspektive 50plus handelte es sich um ein regional ausgerichtetes Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit – und später des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales – außerhalb des „Regelgeschäfts“. Das Programm richtete sich an ältere Langzeitarbeitslose über 50 Jahre mit dem Ziel der Reintegration in den Arbeitsmarkt. Die außergewöhnlich lange Laufzeit von zehn Jahren war nicht geplant. Fokus auf Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt Das Programm zielte eindeutig auf die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Beschäftigungspakte Empfänger der Bundesmittel waren Beschäftigungspakte, die sich in der Regel aus mindestens zwei Jobcentern und weiteren arbeitsmarktpolitischen Akteuren vor Ort zusammensetzten. Regionalisierung Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit wandte sich in diesem Programm direkt an die Regionen – damals (2005) ein Novum in der bundesdeutschen Arbeitsmarktpolitik. Gestaltungsfreiheit Die Beschäftigungspakte verfügten über eine hohe Gestaltungsfreiheit bei der Konzeption und Umsetzung des Programms. Welche Wege beschritten wurden, um ältere Langzeitarbeitslose zu aktivieren und in Arbeit zu integrieren, blieb den regionalen Verbünden weitgehend selbst überlassen.

Dennoch galten für alle Fördermittelempfängerinnen/-empfänger schrittweise vereinheitlichte Regelungen. Diese Regelungen waren durch das ab der zweiten Phase (seit 2008) anzuwendende Zuwendungsrecht vorgegeben und resultierten zudem aus dem Dialog zwischen Ministerium, Dienstleister und Beschäftigungspakten. Diese Regelungen dienten der Transparenz, Klarheit und Nachvollziehbarkeit des Mitteleinsatzes. Sie waren in einem „Förderleitfaden“ fortgeschrieben und wurden durch ein „Leitbild“ flankiert. Bestimmte Regelungen wurden aufgrund zweimaliger Prüfungen des Bundesrechnungshofs eingeführt. Bis zum Schluss blieben jedoch Freiräume zur inhaltlichen Ausgestaltung der Aktivierungs- und Integrationsstrategien erhalten und wurden aktiv genutzt.

Zielvereinbarungen und Art der Mittelvergabe Während im Regelgeschäft – vereinfacht ausgedrückt – die Mittel nach „Problemdruck“ vergeben werden, wonach Regionen mit der höchsten Arbeitslosigkeit die meisten Mittel bekommen, richtete sich die Mittelvergabe von Perspektive 50plus nach den selbst gesetzten Zielen, die in einer jährlichen Zielvereinbarung zwischen Ministerium, Dienstleister und Pakten ausgehandelt und niedergelegt wurden. Die Steuerung erfolgte vorhaben- und erfolgsorientiert. Ab der dritten Programmphase wurden moderate Regelungen für den Fall der Nichterreichung von Zielen oder – umgekehrt – des Übertreffens von Zielen mit Wirkungen für das Folgejahr eingeführt (Kürzungen beziehungsweise zusätzliche Mittel).


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Unternehmensversteher Die Beschäftigungspakte beschritten zahlreiche Wege, um Unternehmen für die besondere Lage älterer Langzeitarbeitsloser zu sensibilisieren und für die Einstellung Älterer zu gewinnen. Dabei wurde die übliche Dichotomie zwischen stellenund bewerberorientierter Vermittlung teilweise aufgehoben, indem sich die Vermittler/-innen, Fallmanager/-innen oder JobScouts zwar auf die Bedarfe der Unternehmen einließen, gleichzeitig aber die Möglichkeiten, Fähigkeiten und Grenzen der ihnen anvertrauten Menschen im Blick behielten. Kümmerer Die Fachvermittlungskräfte der Jobcenter und der Träger verstanden sich in erster Linie als Begleiter/-innen und Berater/-innen, die sich mit kleineren Betreuungsschlüsseln als im Regelgeschäft intensiv mit den Stärken und Schwächen der Älteren auseinandersetzten. Im Mittelpunkt stand ein ganzheitliches Profiling, um die (oft versteckten) Fähig- und Fertigkeiten jeder/jedes Einzelnen herauszuarbeiten. Es ging darum, das Selbstvertrauen und die Motivation der Menschen zu stärken, sie zu selbstständigem Handeln zu ermutigen („Empowerment“, „Hilfe zur Selbsthilfe“). Dabei spielten Einzel- und Gruppencoachings, die Arbeit an räumlicher und mentaler Mobilität, an Kompetenzen und vor allem die Unterstützung gesundheitlicher Aktivitäten, bis hin zur Zusammenarbeit mit Krankenkassen, eine große Rolle. Innovative Ansätze Die Beschäftigungspakte brachten selbst innovative Ansätze hervor, zum Beispiel im Hinblick auf die Aktivierungsarbeit, die Organisationsstruktur oder die Zusammenarbeit mit Dritten. In der Mehrzahl kombinierten sie bekannte Ansätze auf neue Weise oder passten sie den besonderen Bedingungen der Zielgruppe und der regionalen Gegebenheiten an. Die Sammlung Guter Praxis und gelungener Transferbeispiele in der dritten Programmphase zeigt, dass diese Fähigkeit zur Innovation bis zum Schluss des Programms erhalten blieb. Um „CreamingEffekten“ entgegenzuwirken und auch diejenigen zu

erreichen, die besonders weit vom Arbeitsmarkt entfernt waren, wurde in der zweiten Programmphase eine weitere Säule unter dem Namen Impuls 50plus eingeführt, die sich explizit an die am schwersten vermittelbaren Menschen wandte. Weitgehend ohne „Integrationsdruck“ konnten die Teilnehmenden so in einem Zeitraum von bis zu 36 Monaten allmählich an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Hierzu wurden methodisch ausgefeilte Konzepte entwickelt und umgesetzt.

Lernendes Programm Über den Dienstleister wurden von Beginn an Regional- und Jahreskonferenzen, thematische Workshops und weitere Formate organisiert. Diese dienten dem Austausch und der Verbreitung von Wissen über erfolgreiche Strategien, Ansätze und Methoden. Häufig wurden Ansätze, die sich in einem Beschäftigungspakt oder einem Jobcenter bewährt hatten, von anderen Beschäftigungspakten oder Jobcentern übernommen oder an die dortigen Gegebenheiten angepasst. Die Bereitschaft zur Weitergabe von Wissen war ungewöhnlich hoch. Eine wesentliche Rolle für den Erfolg des Programms spielte auch die permanente und mit Programmdauer intensivierte Fortbildung der Fachvermittlungskräfte im Sinne der Programmziele. Dialog auf Augenhöhe Das Programm war weniger hierarchisch ausgerichtet als im Regelgeschäft. Zahlreiche Regelungen und Vereinbarungen wurden im „Dialog auf Augenhöhe“ zwischen Ministerium, Dienstleistern und Beschäftigungspakten diskutiert und vereinbart, bis hin zur Festlegung der Höhe der Gratifikationen von Aktivierungen und Integrationen und der entsprechenden „Spielregeln“. Evaluation Die Evaluation des Bundesprogramms empfahl unter anderem, die Steuerungsmechanismen des Programms auch auf andere Zielgruppen und Kontexte zu übertragen und sie sollte somit Eingang in die bundesdeutsche Arbeitsmarktpolitik finden.


Das Bundesprogramm Perspektive 50plus

Wir …

1. … sind „Unternehmensversteher“ und bieten den Unternehmen verlässliche Dienstleistungen an. 2. … fördern und fordern als „Kümmerer“ ältere Langzeitarbeitslose in ihren Stärken und Talenten durch Motivation, Aktivierung und Qualifizierung unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen individuellen Ausgangslage. 3. … verstehen uns als Partner und arbeiten respektvoll und vertrauensvoll zusammen. 4. … gestalten und nutzen Netzwerke partnerschaftlich, verbindlich und effektiv. 5. … verstetigen regional entwickelte und an den Bedarf vor Ort angepasste Konzepte und verbessern innovative Ansätze durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Regionen. Der Kodex wird als pragmatischer „Werkzeugkasten“ verstanden. Er ist eine Grundlage für die Sicherung, Bekanntmachung und Weiterentwicklung sowohl der Programmphilosophie von Perspektive 50plus als auch konkret erprobter Methoden und Ansätze aus den Beschäftigungspakten.

laufzeit des bundesprogramms

übersicht der beschäftigungspakte in den regionen

Beteiligung der Grundsicherungsstellen und Zusammenschluss der regionalen Beschäftigungspakte während der einzelnen Programmphasen. I. Programmphase 2005–2007 Beschäftigungspakte

62

Grundsicherungsstellen

93

Norden Osten

II. Programmphase 2008–2010 Beschäftigungspakte

62

Grundsicherungsstellen

349

Westen

III. Programmphase 2011–2015 400+

Grundsicherungsstellen

2007

seit 2012

78

Beschäftigungspakte

2008

Süden

2009

2010

2011


18 19 struktur eines beschäftigungspaktes:

budget: 2005–2007: Initiierung und Innovation 2008–2010: Erweiterung und Konsolidierung 2011–2015: Transfer und Mainstreaming

Bildungs- bzw. Beschäftigungsträger

Jobcenter

250 Mio. €

Unternehmen, Unternehmensverbände

500 Mio. €

1.750 Mio. €

weitere Akteure

aktivierungs- und integrationsergebnisse bundesprogramm perspektive 50plus 2005–2015: Im Mittelpunkt der bundesweiten Evaluation zum Bundesprogramm Perspektive 50plus steht die Bewertung der Ergebnisse der Programmumsetzung in den Jahren 2008 bis 2010. Die Evaluation wurde vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen (IAQ) und vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Tübingen, durchgeführt. 2005–2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

80.000

23.000

74.000

19.000

125.000

31.000

180.000

56.000

200.000

70.000

173.000

63.000

173.000

60.000

196.000

62.000

104.000

40.000 Aktivierungen Integrationen


Das Bundesprogramm Perspektive 50plus

verteilung der massnahmen: Mobilitätsförderung Sozialintegrative Leistungen Individuelle Begleitung bei der Arbeitsuche Coachingangebote Eignungsfeststellung Qualifizierungen Bewerbungstraining Sprachförderung Existenzgründungsförderung Öffentlich geförderte Beschäftigung Ehrenamt Eingliederungs-/Vermittlungsgutschein

14,1 6,4 62,5 48,1 52,5 26,9 27,3 5,5 11,8 10,6 0,5 3,7 Angaben in Prozent; Stand 2010

durchschnittliche zufriedenheit mit … Im Rahmen der bundesweiten Evaluation wurden Langzeitarbeitslose über 50 Jahre befragt, die an Perspektive 50plus teilnahmen. In den Interviews gaben die Befragten Auskunft darüber, wie zufrieden sie mit den Angeboten der Beschäftigungspakte und der Betreuung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren. … der Sachkenntnis des Betreuers Befragungsgruppe „Experimentierklausel“ Ergebnisse einer Befragung von Langzeitarbeitslosen zwischen 50 und 57 Jahren, im Rahmen der Evaluation der Experimentierklausel nach § 6c SGB II, veröffentlicht im Jahr 2008

… der Freundlichkeit des Betreuers

… der Förderung der berufl ichen Fähigkeiten

… dem Verständnis für meine persönliche Situation

Befragungsgruppe „Perspektive 50plus“ Ergebnisse der Befragung von Langzeitarbeitslosen, die am Bundesprogramm Perspektive 50plus teilnehmen, veröffentlicht im Jahr 2012

… der Zeit, die man sich genommen hat

… den Maßnahmen in der Betreuung im Programm insgesamt

eher unzufrieden

eher zufrieden

unterm strich: Hauptergebnis: qualitativ Die intensive und kontinuierliche Betreuung im Bundesprogramm bewirkt eine Verbesserung der Lebenszufriedenheit und der sozialen Teilhabe bei älteren Langzeitarbeitslosen. Der Fokus der Betreuung liegt auf der Förderung und Entwicklung individueller Potenziale, Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen. Insgesamt nehmen individualisierte Angebote wie Coaching und personengebundene Dienstleistungen einen sehr hohen Stellenwert in der Arbeit der Beschäftigungspakte ein.

Hauptergebnis: quantitativ Die Mehrheit der im Bundesprogramm erzielten Integrationen erfolgt in sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse. Die Mehrheit der Integrationen im Bundesprogramm kommt ohne finanzielle Förderung der Unternehmen zustande. Allerdings erweisen sich geförderte Integrationen als etwas stabiler. Nachhaltige Integrationen im Bundesprogramm erfolgen überwiegend in Betriebe unter 500 Beschäftigten sowie in sehr kleine Betriebe.


Gute Praxis



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aktivierung

Auf Augenhöhe

M

it der Grundhaltung „Jeder kann etwas – jeder wird gebraucht“ entwickelten die bundesweiten Akteure von Perspektive 50plus innovative Ideen und Strategien mit dem Ziel, die Beschäftigungsfähigkeit von Langzeitarbeitslosen zu verbessern und sie wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Perspektive 50plus: lernender Ansatz vom Programmauftakt bis zum Transfer Die intensive Arbeit mit den Teilnehmenden sensibilisierte die beteiligten Akteure in den Jobcentern und bei den Bildungsträgern für deren besondere Problemlagen und multiplen Vermittlungshemmnisse. Themen wie Gesundheitsförderung und Mobilität gewannen an Bedeutung. Netzwerkpartner wie Krankenkassen, Reha-Träger, Sucht- und Schuldnerberatungsstellen sowie psychosoziale Einrichtungen wurden gezielt in den Aktivierungsund Beratungsprozess eingebunden, um gemeinsam Vermittlungshemmnisse abzubauen. Das enge Betreuungsverhältnis zwischen Beraterinnen/Berater und Teilnehmenden hat sich als wesentlicher Erfolgsfaktor auf dem Weg zur Integration herausgestellt. Die Aktivierungsansätze wurden in den Beschäftigungspakten während der Umsetzung fortlaufend weiterentwickelt. Vielfach wurden gezielte und umfassende Qualifizierungen für die Perspektive 50plus-Teams in den Jobcentern organisiert. Die Jobcenter-Mitarbeiter/-innen haben sich auf diesem Wege zusätzliche Beratungs- und Methodenkompetenzen angeeignet. Sie entwickelten spezielle Aktivierungsangebote für die Teilnehmenden und leiteten Workshop- und Gruppenformate. So entstanden ganzheitliche, zielgruppenspezifische

Beratungs- und Aktivierungsansätze in den Pakten, die vielfach in das Regelgeschäft der Jobcenter überführt wurden.

Empowerment: Stärkenorientierung als Schlüssel für erfolgreiche Aktivierung Das Empowerment-Konzept basiert auf einer Mut machenden Beratung, einem wertschätzenden Umgang und der Förderung des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen, um so die Eigenverantwortung und das Selbstmanagement zu stärken. In Perspektive 50plus entstand eine Vielzahl von Angeboten, die statt der üblichen Defizitorientierung den Fokus auf die unentdeckten und „verschütteten“ Stärken der Teilnehmenden richteten. Das Resultat: Die Teilnehmer/-innen entwickelten ein neues, positives Selbstverständnis und Selbstwertgefühl. Sie erlebten Berater/-innen in den Jobcentern, die als „Kümmerer“ Mut machten und in Zeiten von Rückschlägen auch Beistand leisteten.

»Jeder kann etwas – jeder wird gebraucht.«


Gute Praxis

Jobtraining in Märkisch-Oderland: eine neue Form der Aktivierung Das Jobcenter Märkisch-Oderland hat im Jahr 2012 ein Jobtraining als neue Form der Kundenaktivierung für ältere Arbeitsuchende entwickelt. Dabei wurde die Einzelfallberatung der Arbeitsvermittler/-innen ergänzt durch die Gruppenarbeit mit den Teilnehmenden. Die gruppendynamischen Prozesse, die persönlichen Kontakte, die gegenseitigen, durchaus auch kritischen Rückmeldungen von gleichermaßen Betroffenen sollten die Aktivierungsarbeit bereichern. In den Gruppen wurden ältere Langzeitarbeitslose mit gleichen Voraussetzungen, beruflichen Merkmalen sowie sozialen Problemlagen zusammengeführt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Kombination von Einzelberatung und Gruppenarbeit die Teilnehmenden stärkt. Der erfolgreiche Ansatz wird in modifizierter Form bereits im Regelgeschäft fortgeführt. ProArbeit 50PLUS: Gruppendynamik motiviert! Für die Teilnehmer/-innen des Beschäftigungspaktes ProArbeit 50PLUS, die sich unter anderem der Beratung entzogen hatten, für den Jobcoachingprozess noch nicht bereit waren, überzogene Gehaltsvorstellungen oder sich in ihren SGB-II-Leistungen eingerichtet hatten, wurde als Aktivierungsansatz das Format der Gruppenveranstaltung konzipiert. Ziel war die Stärkung der Mitwirkungskompetenz der/des Einzelnen. Denn eine Verweigerungshaltung ist per se nicht immer gleichbedeutend mit „Ich will nicht“. Oftmals verbergen sich dahinter Problemlagen wie zum Beispiel Suchtverhalten oder Schulden. Brunhilde Link, Paktkoordinatorin von ProArbeit 50PLUS: „Durch die Gruppenveranstaltung wurden die Teilnehmenden in die Lage versetzt, sich gegenseitig zu stützen, Feedback zu geben und Entscheidungen autonomer zu treffen. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Teilnehmer/-innen kritisches Feedback eher akzeptiert haben, wenn es von anderen Programmteilnehmenden kam als nur vom zuständigen Jobcoach. Bereits unmittelbar nach der Gruppenveranstaltung wurden so positive Veränderungen sichtbar.“ Die mehrjährigen Erfahrungen aus diversen Gruppenveranstaltungen haben gezeigt, dass die Gruppendynamik und aktive Beteiligung der Teilnehmer/-innen zu den besonderen Erfolgsfaktoren dieses Konzeptes gehörten.

Projektteilnehmende des Jobtrainings im Beschäftigungspakt Regionaler Arbeits-und Wachstumsfonds Märkisch-Oderland-Frankfurt (Oder)

Die Berufskompetenzwerkstatt ü50 im Projekt NETZWERK Ü50 Beim Antritt einer neuen Arbeitsstelle haben viele Teilnehmende die Berufskompetenzwerkstatt ü50 mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Der Erfolg spricht für sich: Denn fast 40 Prozent der Programmteilnehmer/-innen haben jährlich die Berufskompetenzwerkstatt ü50 verlassen, weil sie eine Arbeitsstelle gefunden hatten. Während ihrer Projektteilnahme haben sie viel gemeinsam gestemmt: So haben sie zusammen Fortbildungen gemeistert, Flensburger Firmen besichtigt, ihre Beziehungen beim Sport, Kochen oder Werkeln intensiviert. Stärken wurden gemeinsam beim Verfassen der Bewerbungen bekräftigt und auch nach Misserfolgen bei der Stellensuche motivierten die Teilnehmenden sich gegenseitig. Das gemeinsame Ziel, die Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit, die kollektive Ausgestaltung der Inhalte sowie die Unterstützung in der bewusst heterogenen Gruppe haben die Berufskompetenzwerkstatt ü50 so erfolgreich gemacht.


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Beschäftigungspakt Südwest: ein „Open Space“ für die Anliegen und Ideen der Projektteilnehmenden Zu einer deutschlandweit bis dato einmaligen Veranstaltung lud die Perspektive 50plus der Kommunalen Arbeitsförderung Ortenaukreis (KOA) im Juni 2014 ein: Unter dem Titel „50plus und arbeitslos – was brauche ich und wünsche ich mir?“ sollten einmal nicht die Arbeitsmarktprofis, sondern die Arbeitsuchenden selbst zu Wort kommen. Rund 100 Langzeitarbeitslose über 50 Jahre nutzten die Chance, ihre persönlichen Erfahrungen, Anregungen und Hoffnungen wiederzugeben. Dank der dabei angewandten „Open-Space“-Methode, die durch ihre inhaltliche Offenheit gekennzeichnet ist,

Christian Klemp, „Open Space“, Beschäftigungspakt Südwest

brachten die Veranstaltungsteilnehmenden zahlreiche Themen ein, die in Kleingruppen diskutiert, formuliert und am Ende im Plenum vorgestellt wurden. Im Nachgang wurden die Ergebnisse des „Open Space“ im Projektteam weiterentwickelt und verschiedene Vorschläge, soweit möglich, in die Tat umgesetzt. Dem Wunsch nach mehr direkten Arbeitgeberkontakten wurde durch eine Arbeitgeberveranstaltung entsprochen. Die soziale Integration konnte durch ein „Kontakt-Café“ verbessert werden und durch einen regelmäßigen Newsletter wurden Informationsdefizite ausgeräumt.


organisation, prozesse und qualifizierung

Professionalisierung – der Schlüssel zum Erfolg

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ie Akteure des Beschäftigungspaktes LEILA 50plus, der aus sechs Jobcentern besteht, suchten von Anfang an neue Wege in der Aktivierungs- und Integrationsarbeit. Alle waren an diesem Prozess beteiligt: Paktkoordination, Projektleitung, Führungskräfte vor Ort und die Teams. Sie waren sich einig: Der Schlüssel zum Erfolg war die Professionalisierung der eigenen Arbeit. Der erste Schritt war die Qualifizierung der Mitarbeiter/-innen zum „Jobpromotor“ (2006). Diese berufsbegleitende Fortbildung vermittelte effiziente Methoden der Gesprächsführung, des Profilings, der Entscheidungs- und Bewerbungsunterstützung. Das Curriculum ist in vielen Ländern ein anerkannter Qualitätsstandard für Vermittlungscoaching und eine gute Erweiterung der standardisierten Qualifikationen der Bundesagentur für Arbeit. Von 2006 bis 2014 wurden fast alle Mitarbeiter/innen von LEILA 50plus und der beteiligten Jobcenter geschult. Die Beteiligung der Jobcenter-Beschäftigten aus dem Regelgeschäft legte frühzeitig den Grundstein für den erfolgreichen Transfer neuer Ansätze. Die LEILA-Teams haben zusätzlich an zahlreichen anderen Fortbildungen teilgenommen. Als Beispiele seien hier genannt: der „Mental Health Facilitator“ zur Mitwirkung bei Gesundheitspräventionen und bei der Förderung der psychischen Gesundheit, der Umgang mit Suchtproblematiken, kollektive Fallberatungen sowie regelmäßige professionell begleitete Teamsupervisionen. Das neu eingeführte Gruppencoaching im Sondermodell Impuls 50plus hatte positive Auswirkungen

auf die Aktivierung und die Motivation der Teilnehmenden. Grundlage war auch hier zunächst eine Qualifizierung der Teams in der gruppenorientierten Kundenaktivierung. Der Ansatz wurde nach der erfolgreichen Erprobung fester Bestandteil in der Vermittlungsarbeit im Projekt und im Regelgeschäft der Jobcenter. Durch Professionalisierung wurde erreicht, dass die Mitarbeiter/-innen heute eine höhere Fach- und Methodenkompetenz besitzen als vor LEILA 50plus. Es steht fest, dass die im Projekt entstandenen Professionalisierungsansätze weiterentwickelt und im Regelgeschäft sowie in Folgeprojekten eingesetzt werden (zum Beispiel Motiv AG, ESF-Bundesprogramm Langzeitarbeitslose, ESF-Coaching von Bedarfsgemeinschaften).

„Kompetenzzentrum Pakt50 – Beratung aus einer Hand und unter einem Dach“ Neue und innovative Ansätze in der Aktivierung und Integration von Langzeitarbeitslosen entstehen durch die Veränderung von Organisationsstrukturen und durch die gezielte Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter/-innen. Wie kann ein Jobcenter die Integrationsquote älterer Erwerbsloser steigern, die Beratungsqualität erhöhen und gleichzeitig erreichen, dass die Vermittler/-innen mit ihrer Arbeit zufriedener sind? Was herausfordernd klingt, ist im Beschäftigungspakt Pakt50 für Nürnberg und Fürth mit dem Kompetenzzentrum Pakt50 bereits Realität.


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»Unser Erfolg ist messbar und wir sind überzeugt, dass sich der ganzheitliche Ansatz des Kompetenzzentrums auf andere Zielgruppen übertragen lässt.« Grit Nordhaus ist Paktkoordinatorin Pakt50 für Nürnberg und Fürth www.pakt50.de/projektinformationen/kompetenzzentrum-pakt50.html

Interview mit Grit Nordhaus Was ist das Kompetenzzentrum Pakt50 und wie funktioniert es? Grit Nordhaus: Das Kompetenzzentrum Pakt50 ist eine zentrale Anlaufstelle, die sowohl Angebote und Unterstützung für ältere Arbeitslose bereithält als auch Unternehmen speziell über die Zielgruppe informiert und sie zu diesem Thema berät. Im Kompetenzzentrum Pakt50 befindet sich ein Bewerbungszentrum mit internetfähigen PCs. Das Angebot umfasst die Hilfestellung bei der Stellensuche, bei Online-Bewerbungen oder bei der Erstellung aktueller Bewerbungsunterlagen. Weiterhin finden regelmäßig niedrigschwellige PC-Kurse zur Stellensuche und zum Einstieg ins Internet statt. Zwei Mitarbeiter/-innen im Kompetenzzentrum sind für die Arbeitgeberansprache zuständig. Wir arbeiten aktiv mit Kammern, Verbänden, Unternehmen und Wohlfahrtseinrichtungen zusammen und bauen unser Netzwerk weiter aus. Seit wann gibt es das Kompetenzzentrum und was war ausschlaggebend für die Gründung? Start des Kompetenzzentrums war Anfang 2011. Wir wollten für alle Bedarfslagen der Teilnehmer/innen ein ganzheitliches Angebot schaffen und nach außen mit einheitlichem „Gesicht“ auftreten, auch um die Außendarstellung des Paktes zu verbessern. Welche Ziele haben Sie sich mit dem Kompetenzzentrum gesetzt? Wir hatten uns vorgenommen, die Integrationsquote zu steigern, den Betreuungsschlüssel zu senken und die Beratungsqualität zu verbessern. Weiterführende Ziele waren die Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter/-innen sowie die Erweiterung ihrer Aufgaben- und Methodenvielfalt. Die Bewerbungsunterlagen sowie das Bewerbungsverhalten der Teilnehmenden sollten verbessert werden. Welche Strukturen haben Sie intern geändert, um diese Ziele zu erreichen? In den ersten zwei Programmphasen wurden die

Teilnehmer/-innen im Pakt50 über einen Zeitraum von sechs Monaten von externen Trägern betreut. Zum 1. Januar 2009 startete in Nürnberg zusätzlich das Pilotprojekt Neue Wege 50plus – die Umsetzung erfolgte mit eigenem Personal. Aufgrund der gesammelten Erfahrungen im Pilotprojekt wurde die Umsetzung vorrangig in das Jobcenter verlagert und das Kompetenzzentrum gegründet. Welche Neuerungen haben Sie mit dem Kompetenzzentrum bewirkt? Mit dem Kompetenzzentrum bieten wir Beratung aus einer Hand und unter einem Dach an, unterstützt durch ein eigenes Workshopkonzept, das individuell einsetzbar ist. Die Zufriedenheit in der Zusammenarbeit von Vermittlungskräften und Teilnehmenden wurde gesteigert, ebenso deren Motivation bei der Arbeitsuche. Wie viele Jobcenter wirken an der Umsetzung mit und wie werden diese eingebunden? Die Jobcenter Nürnberg-Stadt, Fürth-Stadt, Nürnberger Land, Roth und Schwabach sind mitbeteiligt. Pro Jobcenter koordiniert eine feste Ansprechperson die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum. Wie sichern Sie die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter/-innen? Durch regelmäßigen Austausch, Teambesprechungen, kollegiale Fallberatung und Supervision, aber auch durch weiterführende Qualifizierungen haben wir die Zufriedenheit erhöht. Lassen sich Ihre Erfahrungen auf andere Zielgruppen übertragen? Unser Erfolg ist messbar und wir sind überzeugt, dass sich der ganzheitliche Ansatz des Kompetenzzentrums auf andere Zielgruppen übertragen lässt.


Gute Praxis

Vom Kompetenzzentrum Pakt50 zum Aktivierungszentrum

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as Jobcenter Nürnberg hat im Rahmen von Perspektive 50plus verschiedene Aktivierungsansätze entwickelt und erfolgreich erprobt. Kombiniert mit der guten Praxis aus anderen Modellprogrammen wird in dem ab 2016 startenden Aktivierungszentrum ganzheitliche, auf

soziale Teilhabe und Integration ausgerichtete Aktivierung für alle Langzeitarbeitslosen angeboten. Das Aktivierungszentrum ist ein Beispiel unter vielen wie die Jobcenter erfolgreiche Modelle aus Perspektive 50plus in die Regelstrukturen übertragen.

Aktivierungszentrum Jobcenter Nürnberg 1. Zentrum für Intensivcoaching

2. Inklusion von schwerbehinderten Menschen

mit vier Handlungsfeldern: Netzwerkpflege, Bewerbungszentrum, gruppenspezifische Informationsveranstaltungen, Integration von speziellen Zielgruppen

(BMAS)

3. Langzeitarbeitslosen Bundesprogramm

4. Gesundheitsprävention

ESF-LZA

BA/GKV: Gesundheitspräventionsansatz der Bundesagentur für Arbeit und der gesetzlichen Krankenkassen

5. Brücke

6. Perspektiven für Familien

Auswahl, Betreuung und Coaching von Teilnehmenden in Arbeitsgelegenheiten (AGH)

Unterstützung von Bedarfsgemeinschaften mit Kindern (in Kooperation mit SGB VIII)

bahnhofsplatz 2, 90443 nürnberg


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unternehmensansprache

Der Weg zu den Arbeitgebern

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eben der individuellen Aktivierung ist der gute Kontakt zu den Unternehmen der Schlüssel zur erfolgreichen Integration. Vielfältige Ideen und Ansätze wurden entwickelt, um Arbeitgeber zu kontaktieren, für die Beschäftigung älterer Langzeitarbeitsloser aufzuschließen und systematisch in den Vermittlungsprozess einzubeziehen. Hierzu gehört vor allem eine konstruktive und direkte Ansprache insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen und anderer Akteure des regionalen Arbeitsmarktes. Aber auch der indirekte Weg über die Öffentlichkeitsarbeit bietet viele Möglichkeiten, Unternehmen auf die Zielgruppe der älteren Langzeitarbeitslosen aufmerksam zu machen. So haben die Teilnahme an geeigneten Veranstaltungen und eine Präsenz in ausgewählten Medien oft für eine regionale Bekanntheit von Perspektive 50plus gesorgt.

Messen und Job-Speed-Dating Der Beschäftigungspakt für über 50-jährige Arbeitslose im Landkreis Görlitz hat sich auf diese öffentlichkeitswirksamen Formen der Arbeitgeberansprache spezialisiert. Paktkoordinator Giselher Woite schildert, wie der Beschäftigungspakt auf die Arbeitgeber zuging: „Wir nutzten zahlreiche Möglichkeiten, die Zielgruppen zu informieren und Perspektive 50plus bekannt zu machen, sei es durch Mailing-Aktionen oder Zeitungsanzeigen. Darüber hinaus präsentierten wir uns auf regionalen Messen als kompetente Ansprechpartner. Gerade durch Veranstaltungen, bei denen Arbeitgeber und Programmteilnehmer/-innen aufeinandertrafen, ließen sich immer wieder gute Integrationsergebnisse erzielen. Der Vorteil für die Arbeitgeber bestand

darin, in kurzer Zeit viele Bewerber/-innen in einem ungezwungenen Rahmen kennenzulernen. Gleichzeitig wurde den Bewerberinnen/Bewerber, die auf diese Treffen im Vorfeld gut vorbereitet waren, die Schwellenangst genommen. Wir organisierten regelmäßig an allen Standorten mehrere zentrale Zeitarbeitsbörsen und Job-SpeedDatings. Hierzu wurden Arbeitgeber aus verschiedenen Branchen und die Programmteilnehmer/-innen eingeladen, um in kurzen Gesprächen einen ersten persönlichen Eindruck voneinander zu gewinnen. Bei dieser Gelegenheit wurden immer wieder Probearbeiten vereinbart, die häufig zu einer Integration führten. Im Nachgang nutzten die Arbeitgeber gerne auch ihren Kontakt zum 50plus-Team, um Bewerber/-innen erneut einzuladen. Denn ein persönlicher Eindruck hat eine nachhaltigere Wirkung als Papier. Ähnlich erfolgreich gestaltete sich das Format ‚Coffee-to-Job‘, das wir für besonders arbeitsmarktferne Programmteilnehmer/-innen angeboten haben. Diese konnten sich in ungezwungener Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen mit potenziellen Arbeitgebern austauschen.

Videobewerbung Um die Unternehmen in der Region effektiv und individuell anzusprechen, hat der Beschäftigungspakt Chance 50plus die Videobewerbung als Mittel zur Unternehmensansprache eingeführt. So wurden mit interessierten Teilnehmenden kurze Filmsequenzen von ein bis zwei Minuten aufgenommen, in denen sie sich den potenziellen Arbeitgebern vorstellten.


Gute Praxis

Fachvermittler/-innen nutzten die Videos im Rahmen der Stellensondierung und in Gesprächen mit den Arbeitgebern. Da diese Filme einen unmittelbaren Eindruck von Sprache, Verhalten und Aussehen der Bewerber/-innen vermittelten, erleichterten sie die Einschätzung, ob die jeweilige Person ins Unternehmen passen könnte. Gleichzeitig lenkten die Filme den Blick von den schriftlichen Bewerbungsunterlagen weg, in denen brüchige Erwerbsbiografien oder mangelnde Qualifikationen deutlicher sichtbar waren.

Arbeitgeberbefragungen Ein anderer Weg der Unternehmensansprache waren Arbeitgeberbefragungen, die die Erwartungen und Wünsche der Arbeitgeber an ihr Personal sichtbar machten. So wurden Unternehmen nach ihrer Zufriedenheit mit den älteren Mitarbeitenden befragt, die zuvor langzeitarbeitslos gewesen waren. Das überraschende Ergebnis machte nicht nur den Vermittlerinnen/Vermittler Mut, sondern sensibilisierte auch die beteiligten Arbeitgeber erneut. Sie bestätigten, dass gerade die Erfahrung und die

Per Speed-Dating zum Job: In einem kurzen Gespräch lernen sich Arbeitsuchender und Arbeitgeber kennen. Foto: Beschäftigungspakt für über 50jährige Langzeitarbeitslose im Landkreis Görlitz

Durch die Mitarbeit an ihrem eigenen Bewerbervideo profitierten die Teilnehmer/-innen nicht nur von besseren Vermittlungschancen, sondern stärkten ihr Selbstvertrauen und steigerten ihre Motivation. Das Mittel der Arbeitgeberansprache über Videos wurde in mehreren Beschäftigungspakten genutzt, zum Beispiel in AGIL in Thüringen, 50Top! in der Region Braunschweig-Hannover oder im Beschäftigungspakt Neustart 50plus in Sachsen.

Zuverlässigkeit älterer ehemaliger Langzeitarbeitsloser zu den Stärken gehören, die die Mitarbeit der Älteren im Unternehmen so wertvoll machen. Über 90 Prozent aller befragten Unternehmen sahen daher auch keinen gravierenden Leistungsunterschied zu den jüngeren Mitarbeitenden. Die Beschäftigungspakte jobFOKUS 50+ und Chance 50plus führten diese Umfragen bei ihren Arbeitgebern durch.


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integrationen

Die Rückkehr ins Berufsleben Entwicklungsbeschäftigungen – ein Sonderweg der Integration

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ntwicklungsbeschäftigungen werden vom Magdeburger Beschäftigungspakt Kompetenz und Erfahrung für die Region in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Fachhochschulen für langzeitarbeitslose Akademiker/-innen organisiert. Für sechs Monate werden motivierte und fachlich geeignete Bewerber/-innen in bestehende Arbeitsteams integriert und übernehmen dort, zunächst unter Anleitung, anspruchsvolle Aufgaben. Für die Akademiker/-innen ist es eine Möglichkeit, ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Auch die Rückbesinnung auf vorhandenes und verschüttetes Wissen sowie die Anerkennung für die geleistete Arbeit motivieren und stärken ihr Selbstwertgefühl. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch die Chance auf eine aktuelle Referenz durch die Tätigkeit in einer anerkannten Institution. Ähnlich geht man im Beschäftigungspakt Jobwerkstatt ALTERnativ vor. Hier durchlaufen die Teilnehmer/-innen ein zwölfmonatiges Traineeprogramm. Während dieser Zeit werden sowohl Arbeitnehmer/-innen als auch Arbeitgeber intensiv von den Mitarbeitenden des Jobcenters betreut.

Bewerberorientierte Vermittlung Obwohl die älteren Langzeitarbeitslosen im Beschäftigungspakt smart 50plus fachlich und mental gut auf einen beruflichen Neuanfang vorbereitet wurden, blieb die Vermittlungsquote zunächst

hinter den Erwartungen zurück. Um die Schnittstelle zwischen Beratung und Vermittlung zu optimieren, wurde die Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice neu strukturiert. Gemeinsam bereiten sie die potenziellen Bewerber/-innen auf eine konkrete Tätigkeit vor und stellen vor dem Hintergrund der fachlichen und sozialen Kompetenzen deren Eignung fest. Bei Übereinstimmung der Profile werden die interessierten Arbeitslosen umfänglich über das Unternehmen, die Tätigkeit und die damit verbundenen Anforderungen informiert. Im Ergebnis wissen die Mitarbeiter/-innen genau, wer für welchen Job geeignet ist, und können so den Arbeitgebern passgenaue Bewerberprofile anbieten. Durch die bewerberorientierte Vermittlung wurden deutlich mehr Vermittlungen in Arbeit, noch dazu mit größerer Nachhaltigkeit, erzielt. Das Modell hat Schule gemacht und die enge Abstimmung mit dem Arbeitgeberservice wurde auf alle arbeitsmarktnahen Teilnehmer/-innen im Regelgeschäft des Jobcenters ausgedehnt.


Gute Praxis

»Wichtig ist, die Menschen, die vermittelt werden, zu kennen und die Arbeitgeber für die Berufs- und Lebenserfahrung der Generation 50plus zu sensibilisieren.« Regina Romahn ist JobScout im Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf

Interview mit Regina Romahn

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enn Teilnehmer/-innen aktiviert und die Arbeitgeber angesprochen sind, kommt es darauf an, beide Seiten zusammenzubringen, um ein Beschäftigungsverhältnis abzuschließen. Hierzu sind in den Beschäftigungspakten von Perspektive 50plus ganz unterschiedliche Ansätze und Ideen entwickelt worden. Im Berliner Beschäftigungspakt Berliner BÄr wurden die Teilnehmer/-innen über sogenannte JobScouts vermittelt. Die Idee für eine gezielte Arbeitgeberansprache und die damit verbundene bewerberorientierte Vermittlung wurde in fünf Berliner Jobcentern realisiert. Regina Romahn, ein JobScout im Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf, schildert ihre Aufgaben. Was macht Ihre Arbeit als JobScout so erfolgreich? Wichtig ist, die Menschen, die vermittelt werden, zu kennen und die Arbeitgeber für die Berufsund Lebenserfahrung der Generation 50plus zu sensibilisieren. Was ist das Besondere bei Ihrem Vorgehen? Ich habe viele Gespräche ohne Zeitdruck geführt, gezielt nach individuellen Erfahrungen gefragt und so die Wünsche und Träume der Menschen kennengelernt. Innerhalb kurzer Zeit konnte ich eine Vielzahl motivierter Teilnehmer/-innen erleben und besser verstehen. Wie erreichen Sie die Arbeitgeber? Hierfür kontaktiere ich kleine und mittelständische

Unternehmen in Berlin und frage sie, ob sie sich vorstellen können, auch Ältere zu beschäftigen. Dabei stelle ich die Vorzüge des Alters, wie Bedachtsam- und Gründlichkeit, Loyalität und Lebenserfahrung, im Gespräch heraus. Wie stehen die Arbeitgeber zur Einstellung älterer Arbeitsloser? Für die meisten Arbeitgeber ist dies kein Problem. Allerdings fehlt zum Teil die Möglichkeit, eine längere Einarbeitungsphase zu gewähren, da diese mit Betreuung und Zuwendung einhergeht. Wie verstehen Sie Ihre Rolle als JobScout während der Einarbeitungsphase? Hier sehe ich mich als Mittlerin zwischen Arbeitgebern und arbeitsuchenden Menschen und agiere geschickt zwischen beiden Parteien. Es gilt, einerseits vorhandene Hemmnisse der Arbeitsuchenden, wie geringes Selbstvertrauen oder Angst vor neuen Herausforderungen, abzubauen und andererseits die Erwartungen der Arbeitgeber zu erfüllen.


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netzwerke

Gemeinsam mehr erreichen: vielfältig gelebte Netzwerke

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etzwerke zu bilden und zu pflegen war ein Kern des Bundesprogramms: über den Tellerrand der eigenen Routinen hinausschauen, Informationen und bewährtes Wissen austauschen, Inspirationen von Partnern einfangen, dadurch die eigene Arbeit kritisch reflektieren, gemeinsam innovative Ansätze entwickeln und mittendrin die Jobcenter als Schlüsselakteure. Bereits 2005, im Aufruf zur ersten Programmphase, wurden der „Aufbau und die Weiterentwicklung von regionalen Netzwerken zu verbindlichen Paktstrukturen“ verlangt und dieses Ziel nahm im Laufe der Programmumsetzung in vielen Varianten Gestalt an. Die Netzwerke und Kooperationen in Perspektive 50plus förderten die Wissens- und Kompetenzentwicklung der/des Einzelnen beziehungsweise der jeweiligen Organisation. Gemeinsam wurde mehr erreicht. Dies belegen die folgenden drei Beispiele für Vernetzungsaktivitäten.

Beschäftigungspakte vernetzen sich intern Ein Beispiel dafür, wie die Jobcenter im Beschäftigungspakt Informationsfluss und Wissensaustausch organisieren, ist der NiederRhein-Ruhr-Westfalen Pakt 50plus (NRRW-Pakt 50plus). Die im Pakt zusammengeschlossenen Jobcenter (Kreis Wesel, Essen, Krefeld, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss und Kreis Borken) haben neben Lenkungskreissitzungen auch Facharbeitskreise und Transferworkshops als Austauschplattformen etabliert, um allen Mitarbeitenden Gute Praxis und bewährte Verfahren sichtbar und zugänglich zu machen.

Die Facharbeitskreise sind „strategische Motoren“. Als Fachleute für Schwerpunktthemen haben die Teilnehmenden die Aufgabe, Handlungsfelder und Arbeitsansätze weiterzuentwickeln. Zu Themen wie Aktivierung oder Integrationsfortschritte werden zum Beispiel Dokumente, in denen Ablauf- und Aufbauorganisation beschrieben sind, gemeinsam erstellt und allen Mitarbeitenden für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt. Um den Ideen- und Erfahrungsaustausch zu unterstützen, finden Transferworkshops statt: Alle Akteure im Pakt (Träger, Vermittler/-innen, Team- und Bereichsleiter/-innen) werden eingeladen, damit sie sich intensiv mit verschiedenen Themengebieten beschäftigen. Im Sommer 2014 fand in diesem Rahmen eine „OpenSpace“-Veranstaltung mit 120 Teilnehmenden statt, bei der rund um Perspektive 50plus diskutiert wurde. Die Ergebnisse der Workshops fließen in die übergreifende Paktarbeit ein. So entsteht nicht nur ein starker innovativer Impuls, oft werden dadurch auch Fragen und Schulungsbedarfe der Mitarbeiter/-innen transparent.

Evaluation zur „Wirkungsweise/Effizienz der Paktstruktur als Organisationsmodell“ Der Pakt Beschäftigungsinitiative Süd 50plus mit 19 Grundsicherungsstellen in BayerischSchwaben und Oberbayern hat sein Organisationsmodell evaluieren lassen. Eine zentrale Handlungsempfehlung war, dass Erfahrungsaustausche auch außerhalb der Paktstruktur fortgeführt werden sollten.


Gute Praxis

Von Beginn an setzte der Beschäftigungspakt Jahresringe auf die Synergieeffekte des Netzwerkes – auch beim Transferworkshop 2015. Foto: Jahresringe

Beschäftigungspakte netzwerken in ihrer Region

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eschäftigungspakte sollen im Bundesprogramm keine vereinzelten Satelliten in ihrer Region sein, sondern mit weiteren (regionalen) Partnern kooperieren. So wurde im Aufruf zur dritten Programmphase hervorgehoben, dass „so viele wie möglich, mindestens jedoch zwei [weitere] Arbeitsmarktakteure aktiv und verbindlich als Paktpartner beteiligt werden“ sollten. Der Beschäftigungspakt Jahresringe ist ein Beispiel dafür, wie sich eine gelebte Vernetzung mit Partnern in der Region gestaltet und das Netzwerken zum Erfolgsfaktor der Paktarbeit wird. Die Paktstruktur von Jahresringe beruht auf einem Kooperationsverbund, bestehend aus dem Jobcenter als Projektträger und verschiedenen Bildungseinrichtungen, Vereinen und Unternehmen. Ergänzt wird dieses Kernnetzwerk durch den Beirat mit Vertreterinnen/Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die über ihre Kanäle wiederum die Paktidee weitertragen. Von Beginn an wurde über das Kernnetzwerk hinaus ein erweitertes Netzwerk in der Region geknüpft. So besteht ein langjähriges Zusammenwirken mit Unternehmen verschiedener Branchen, der Wirtschaftsförderung, Arbeitgeberverbänden (Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft) und Kommunen. Über verschiedene Formate, wie Wirtschaftstreffen,

Unternehmerstammtische, Messen und Bewerberbörsen, wird Kontakt mit diesen Partnern aufgenommen und vertieft. Hier führen die Beteiligten persönliche Gespräche auf Augenhöhe. Auf diese Weise können sich die Projektmitarbeiter/-innen von Jahresringe über Entwicklungen in der Wirtschaft informieren und gleichzeitig für die Langzeitarbeitslosen als potenzielle Arbeitnehmer/-innen werben. Um den Beschäftigungspakt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde 2006 TV Halle als Medienpartner gewonnen und gemeinsam die monatliche Sendung „Blickpunkt Arbeit“ entwickelt. Der Sender unterstützt Jahresringe auch bei Workshops, zu denen Mitarbeiter/-innen, kooperierende Unternehmen und weitere Netzwerkpartner eingeladen werden, um sich über diverse Themen auszutauschen. Mit Blick in die Zukunft setzt der Beschäftigungspakt auf die Synergieeffekte des Netzwerkes: Im April 2015 wurde ein Workshop zum Thema „Was war – was bleibt?“ durchgeführt. Im engagierten Dialog und guten Zusammenwirken der verschiedenen Partner wurde hier noch einmal der „Erfolgsfaktor Netzwerk“ lebendig.


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»Unser Erfolg ist messbar und wir sind überzeugt, dass sich der ganzheitliche Ansatz des Kompetenzzentrums auf andere Zielgruppen übertragen lässt.«

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Silke Ristau, Paktkoordinatorin von Neustart 50plus des Landkreises Bautzen

Beschäftigungspakte schließen sich zu neuen Netzwerken zusammen – Interview mit Silke Ristau Sachsennetzwerk 50plus

Görlitz Leipzig

Bautzen

Meißen Dresden Mittelsachsen

Seit April 2012 wird in Sachsen im Netzwerk gearbeitet. Warum? Weil wir uns davon Nutzen und Vorteile versprachen! Erfahrungen austauschen, voneinander lernen, Themen gemeinsam anpacken und die Potenziale effektiv nutzen. Das definiert unseren „Netz-Wert“.

Sächsische-Schweiz Osterzgebirge

Erzgebirge

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m Laufe der Programmumsetzung etablierten sich im gesamten Bundesgebiet auch Netzwerke zwischen den Beschäftigungspakten, um sich auszutauschen und im Verbund das Bundesprogramm zum Beispiel auf Landesebene stärker sichtbar zu machen. Ein Beispiel dafür ist der Zusammenschluss zum Sachsennetzwerk. Silke Ristau, Paktkoordinatorin von Neustart 50plus des Landkreises Bautzen, verrät, mit welchen Zielen der Aufbau dieses Netzwerkes erfolgte. „Unser Sachsennetzwerk 50plus ist ein Zusammenschluss sächsischer Beschäftigungspakte aus den Regionen Dresden, Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, Meißen, Görlitz, Mittelsachsen, Erzgebirgskreis, Leipzig und Bautzen.

Aber auch gemeinsam Ideen voranzutreiben und umzusetzen, die für einen einzelnen Pakt zu umfangreich sind, sind klare Pluspunkte unseres Netzwerks. Das Ausloten einer paktübergreifenden Öffentlichkeitsarbeit wurde mit der Idee besiegelt, die Veranstaltung ‚Unternehmen mit Weitblick‘ gemeinsam durchzuführen. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg. Die mediale Präsenz erhöhte sich durch das ,Bündeln‘ unserer Pakte deutlich. Unsere kooperative Netzwerkarbeit spiegelt sich in gemeinsamen Anzeigenschaltungen, in regelmäßigen Erfahrungsaustauschen sowie Hospitationen und Workshops wider. Auch praktische Hilfe, wie zum Beispiel bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter/-innen, zeigt die lebendige Kooperationsbereitschaft.“

Beispiele für weitere Landesnetzwerke: Im hessischen Netzwerk versammeln sich die sechs Beschäftigungspakte des Bundeslandes (jobs für best!agers, ComeBack@50, Chance 50 plus, Beschäftigungspakt in Nordhessen, Regionalpakt 50plus Hessen, ProArbeit 50PLUS). Beim jährlichen Hessentag gestalten sie einen gemeinsamen Auftritt, bei dem sie pressewirksam über Perspektive 50plus informieren und neue Kontakte, insbesondere zu Arbeitgebern, knüpfen. Auch die vier Thüringer Beschäftigungspakte (COOP, PerFEKT, AGIL, Jobwerkstatt ALTERnativ) sind miteinander vernetzt: Bei der jährlichen Thüringen-Ausstellung in Erfurt präsentierten sie ihre Arbeit mit einem gemeinsamen Stand und beim Thüringer Wald Firmenlauf, der vom Beschäftigungspakt AGIL als „größte Netzwerkparty Thüringens“ bezeichnet wird, tauscht man sich unkompliziert aus.


gesundheitsförderung

Gesundheit als Ressource

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er Kreislauf „Langzeitarbeitslos aufgrund von Krankheit“ und „Krank aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit“ ist bereits früh im Bundesprogramm Perspektive 50plus erkannt worden. Diesen zu durchbrechen, haben sich die Beschäftigungspakte in der zehnjährigen Programmlaufzeit erfolgreich zum Auftrag gemacht.

Die Ansätze reichen von der Erprobung einzelner Bausteine zum Thema Gesundheitsförderung bis zu fundierten ganzheitlichen Konzepten. Unterstützt werden diese Ansätze durch: • •

Tendenziell hat sich die Gesundheitsförderung im Programm Perspektive 50plus zu einer Schlüsselrolle in der Aktivierung und Integration der älteren Langzeitarbeitslosen entwickelt: Der Ansatz der Selbstbefähigung, des Empowerments in den Beschäftigungspakten korrespondiert mit der Übernahme von Selbstverantwortung für die Gesundheit. Das Zusammenspiel von individueller Sicht auf die einzelne Person und hohem Stellenwert von Gruppenangeboten in der Gesundheitsförderung verstärkt diese positive Wirkung. Eine große Bandbreite an Konzepten und Angeboten wurde entwickelt. Zielsetzung war, sowohl die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen als auch die Integrationsfachkräfte und Führungsebenen in den Jobcentern zu sensibilisieren und Anstöße für neue Denk- und Bewusstseinsprozesse zum Thema Gesundheit zu geben. Im Blickpunkt stand, Hemmnisse, Scham und Passivität abzubauen, die Motivation zu erhöhen, Einstellungen (Gesundheitsbewusstsein und Eigenverantwortung) und Verhaltensweisen zu ändern sowie Fitness, Leistungsfähigkeit, Bewegung und Ernährung zu verbessern.

gesundheitsspezifische Qualifizierung der Integrationsfachkräfte Öffentlichkeitsmaterialien, wie zum Beispiel Broschüren, Flyer, Vorträge und Präsentationen Veranstaltungen (Gesundheitstage, Großveranstaltungen, Fachtagungen)

Die Gesundheitsförderung erfolgt häufig unter der Federführung der Jobcenter, oft als ergänzendes Angebot der Aktivierungsunterstützung durch externe Träger. Ein Netzwerk an Fachleuten und Partnern (Krankenkassen, Kliniken, Ernährungsberater/-innen, Physiotherapeutinnen/therapeuten, Ärztinnen/Ärzte, Suchtberater/-innen etc.) unterstützt und ergänzt die Angebote auf professioneller Ebene. Die konkreten Gesundheitsangebote für die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen beziehen sich auf sechs Hauptthemenfelder, deren theoretische und praktische Anteile sowie methodische Grundsätze der Betreuung (einzeln und in Gruppen) je nach Pakt verschieden gewichtet sind: einführende Gesundheitsgespräche, Ernährung, Bewegung (Kondition, Beweglichkeit, Koordination), Entspannung, Umgang mit psychischen Erkrankungen, Gesundheitstage, sportliche Großveranstaltungen.


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Psychische Erkrankungen – Wege der Unterstützung durch Perspektive 50plus Zentrale Ergebnisse • Gesundheitsfördernde Ansätze werden in den Jobcentern, die am Programm Perspektive 50plus teilnehmen, nahezu flächendeckend und selbstverständlich praktiziert. •

Mittlerweile ist der Aspekt der Gesundheitsförderung auch bei der Bundesagentur für Arbeit Teil einer jeden Ausschreibung zum Thema „Aktivierung von Langzeitarbeitslosen“. Viele Beschäftigungspakte „leben“ vor Ort funktionierende Kooperationen mit Sportvereinen, Krankenkassen und Netzwerken, die auch nach Programmende weiterbestehen können.

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sychische Erkrankungen stellen bei langzeitarbeitslosen Menschen ein großes Vermittlungshemmnis dar. Häufig führen schwierige familiäre Situationen oder soziale Isolation zu großen Belastungen, ohne dass bestehende Hilfs- oder Beratungsangebote in Anspruch genommen werden. Diesen Menschen gerecht zu werden, stellt für die Mitarbeiter/-innen in den Jobcentern eine besondere Herausforderung dar. Um die Arbeitsuchenden, aber auch die JobcenterMitarbeiter/-innen im Umgang mit psychisch Erkrankten zu unterstützen, sind unterschiedliche Beratungsansätze entwickelt und erfolgreich erprobt worden. So sind Vermittler/-innen gezielt von Psychologinnen/Psychologen geschult worden, um psychosoziale Probleme bei den Projektteilnehmenden zu erkennen und dann ein geeignetes Angebot zu unterbreiten. Es sind aber auch Psychologinnen/Psychologen im Jobcenter beschäftigt, um kurze Wege zu ermöglichen und den regelmäßigen Austausch zu den Vermittlerinnen/Vermittlern zu halten. Der Leipziger Beschäftigungspakt MehrWert 50plus hat sich für eine Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig entschieden und richtet das Angebot eines externen psychosozialen Coachings für Teilnehmende ein. Dieses hat eine Lotsenfunktion für den Zugang zu bestehenden Hilfs- und Beratungsangeboten. Der Beschäftigungspakt Perspektive 50plus Nordhessen hingegen entwickelt Handreichungen mit Empfehlungen zur Gesprächsführung mit Menschen in der Arbeitsberatung, bei denen psychische Beeinträchtigungen vermutet werden, um diese Personen an professionelle Unterstützungs- und Beratungsstellen weiterempfehlen zu können. Darüber hinaus werden Einzelberatungen, aber auch niedrigschwellige Gruppenangebote zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen Therapieplatz oder zur Entlastung bei schwierigen Lebenssituationen angeboten.


Gute Praxis

Eine neue Stelle im Jobcenter: die Gesundheitslotsin

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er fit und vital ist, kann effektiv und zielorientiert seine berufliche Zukunft in die Hand nehmen. Das Jobcenter Soest im Beschäftigungspakt 50+Aktiv widmet sich seit 2012 einer ganzheitlichen Arbeitsvermittlung und berücksichtigt dabei die Gesundheit der Projektteilnehmenden auf besondere Weise. Über die Stelle einer Gesundheitslotsin im Jobcenter Soest werden verschiedene Unterstützungsformate rund um das Thema Gesundheit zur Verfügung gestellt. Das Angebot umfasst folgende drei Formate:

1. Individuelle Beratung In Einzelgesprächen gibt die Gesundheitslotsin individuelle Hilfestellungen zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation. In den Gesprächen werden die Themen Ernährung, Bewegung, Umgang mit Sucht, allgemeine Lebensführung sowie Stressempfinden erläutert. Gemeinsam mit der/dem Arbeitslosen werden Handlungsstrategien entwickelt, die anschließend in Eigeninitiative und Eigenverantwortung umgesetzt werden.

Aktivtage 50plus: Steffen Rotte, Geschäftsführer Jobcenter Landkreis Wittenberg, Eicke Belle, Geschäftsführerin Jobcenter Elbe-Elster und Jens Krause, Geschäftsführer Jobcenter Dessau-Roßlau (v. l. n. r.) Foto: 50plus Punkte

2. Gruppenangebote Die soziale Begegnung in Gruppen kann neben der Einzelberatung zusätzliche Anreize und Motivation zur gesundheitsfördernden Aktivität geben. Vor diesem Hintergrund können sich die Arbeitslosen nach dem Prinzip der Freiwilligkeit im Rahmen von Workshops zu den Themen Ernährung und Bewegung austauschen und erhalten praktische Alltagstipps. 3. Regionale Gesundheitsdatenbank Über die Gesundheitslotsin wurde ein Netzwerk mit verschiedenen regionalen Gesundheitsakteuren aufgebaut. Diese sind in einer öffentlich zugänglichen Gesundheitsdatenbank (www.gesund-im-kreis-soest. de) erfasst. Über diese Datenbank können ergänzend zur Beratung passgenaue Angebote aus den Bereichen Bewegung, Entspannung, Ernährung, Sucht und soziales Erleben gefunden werden, die zusätzlich die Motivation und Eigenverantwortung stärken. www.gesund-im-kreis-soest.de

Die Aktivtage 50plus: Team 50plus mit Projektteilnehmenden aus dem Landkreis Wittenberg. Foto: 50plus Punkte


38 39

mobilität

Bessere Chancen für einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt

D

er Weg zurück in den Beruf sollte nicht am Weg zur Arbeit oder an fehlender Mobilität scheitern. In der Beratung besteht der erste Schritt mitunter darin, die älteren Langzeitarbeitslosen für die Vorstellung zu öffnen, weiter entfernte Arbeitsplätze anzunehmen. Im zweiten Schritt kann dann die geografische Mobilität angegangen werden. Die Beschäftigungspakte förderten diese Mobilität zum Beispiel mit speziellen Angeboten beim Erwerb des Führerscheins oder von Fahrzeugen (Fahrräder, Motorroller oder Pkw) oder mit Fahrsicherheitstrainings. Einzelne Pakte verfügten sogar über Fahrzeugpools oder hatten spezielle Vereinbarungen mit Leihwagenfirmen abgeschlossen, um die Teilnehmenden bei der Arbeitsaufnahme anfänglich zu unterstützen.

entwickelte das Team 50plus aus dem Beschäftigungspakt Jobwerkstatt ALTERnativ des Jobcenters Unstrut-Hainich-Kreis ein besonderes Mobilitätskonzept:

In (groß)städtischen Gebieten reichte es mitunter aus, die Personen mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vertraut zu machen. Die Nutzung des ÖPNV wurde bei Arbeitsaufnahme häufig finanziell unterstützt.

Aufgrund der durchweg positiven Resonanz wurde das Konzept 2013 analog bei einem weiteren regionalen Arbeitgeber für den Saisonbetrieb angewendet und im Landkreis Nordhausen bereits übernommen. Denn im Ergebnis ist diese Art der Förderung günstiger als die konventionelle (Teil-)Erstattung von Fahrtkosten.

Den Betriebsbus neu entdeckt: Jobwerkstatt ALTERnativ 2012 siedelte sich in Erfurt ein großes mittelständisches Unternehmen der Lager- und Logistikbranche an. Mehrere Tausend neue Arbeitsplätze sollten geschaffen werden. Die Herausforderung bestand darin, die Chancengleichheit älterer Langzeitarbeitsloser mit Mobilitätseinschränkungen bei der Besetzung vakanter Positionen des Logistikunternehmens zu stärken. Als Lösungsansatz

Eine eigene Betriebsbuslinie, zunächst nur für Bewerber/-innen, die im Rahmen des Bundesprogramms betreut wurden, ermöglichte es, die Fahrten vom Wohnort zum Standort zu bestreiten. Später konnten alle erwerbsfähigen Leistungsberechtigten des Jobcenters Unstrut-Hainich-Kreis in SGB-II-Bezug dieses Busangebot nutzen. Das Mobilitätskonzept wurde nach öffentlicher Ausschreibung von einem regionalen Busunternehmen realisiert – das Jobcenter fungierte hierbei zunächst als Auftraggeber.


Thema

impuls 50plus

Neuer Modellansatz mit ganzheitlicher Ausrichtung

B

ei vielen Programmteilnehmenden wurden zunehmend Vermittlungshemmnisse wie gesundheitliche Beschwerden, Sprachdefizite, Lese- und Schreibschwäche, psychische Beeinträchtigungen sowie Suchtprobleme beobachtet. Daraufhin wurde 2010 ein Sonderprogramm unter dem Namen Impuls 50plus als neuer Modellansatz innerhalb des Bundesprogramms aufgesetzt. Für die Einführung und Umsetzung wurden ab Beginn der dritten Programmphase circa 15 Prozent der Gesamtmittel des Bundesprogramms (circa 50 Millionen Euro) reserviert. Teilnehmen konnten alle, die in den letzten 24 Monaten nicht mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen waren. Diese Zielgruppe sollte in einem Betreuungszeitraum von bis zu drei Jahren mit einem deutlich verbesserten Betreuungsschlüssel aktiviert und integriert werden. Man setzte auf Synergien zwischen klassischer Arbeitsmarktberatung und den Methoden sowie dem Know-how der Sozialarbeit. In den eingereichten Konzepten dominierten sozialintegrative Ansätze mit neuen, anspruchsvollen Formen der Betreuung, mit aufsuchender Sozialarbeit und mit psychosozialen Beratungsangeboten. Sie setzten auf individuelle, ganzheitliche Beratung und Aktivierung, verstärkte fachliche Vernetzung, Einbeziehung professioneller Hilfsangebote sowie die Anwendung neuer Coachingund Beratungsverfahren. Im Mittelpunkt standen die motivierende Zusammenarbeit und der Kontakt auf Augenhöhe zwischen persönlicher Ansprechperson und Teilnehmenden. Die ganzheitliche

Ausrichtung vieler Konzepte stellte hohe Anforderungen an die Mitarbeiter/-innen. Fachliche Qualifizierung, der regelmäßige interne und externe Austausch sowie Supervision und regelmäßige Fallbesprechungen wurden immer wichtiger.

Impulse Allianz 50plus Seit 2011 wird das Projekt im Jobcenter HamelnPyrmont umgesetzt. Auf der Basis freiwilliger Teilnahme wird der Stabilisierungs- und Unterstützungsprozess auf die individuellen Stärken ausgerichtet und orientiert sich jeweils an den realistisch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sowie an den individuellen Bedarfen und Interessen. Dabei greifen die Fallmanager/-innen auf eine Fülle von Methoden zurück. Die Projektmitarbeiter/-innen werden in allen angewandten Modulen und Methoden qualifiziert.

Ein Resultat: Die Teilnehmer/-innen fangen im Projekt an, ihr Leben wieder selbst aktiv in die Hand zu nehmen. Sie entwickeln eine optimistischere und realistischere Sicht auf ihre Lebenslage. Ihr Selbstwertgefühl steigt, sie kümmern sich aktiver um die eigene Gesundheit, suchen aktiv Hilfe im Rahmen der Netzwerkarbeit, engagieren sich ehrenamtlich oder bemühen sich intensiver um Arbeit. Bereits 2012 wurden zwölf Personen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integriert. Elf haben geringfügige Tätigkeiten aufgenommen.


40 41

Assessment zur „Feststellung der Leistungsfähigkeit“ Die Gutachten zur Leistungsfähigkeit der Arbeitsuchenden stehen oft im Widerspruch zur subjektiven Einschätzung und führen zu Konflikten. In diesem Kontext ist im Jobcenter Emmendingen mit der „Feststellung der Leistungsfähigkeit“ ein Verfahren entstanden, das auch von den Betroffenen akzeptiert wird. Ein Team aus Ärztinnen/Ärzten, Psychologinnen/ Psychologen, Physiotherapeutinnen/ -therapeuten, Arbeitspädagoginnen/-pädagogen und Rehabilitationsberaterinnen/-beratern befasst sich auf Grundlage eines ganzheitlichen Ansatzes mit den berufsbezogenen Problemen des Teilnehmenden. Zu den primärdiagnostischen Untersuchungen zählen die Ermittlung der körperlichen Leistungsfähigkeit, die psychologische Untersuchung, eine sorgfältige Anamnese mit Fokus auf psychischen und sozialen Aspekten der aktuellen gesundheitlichen Beeinträchtigung, die Rehabilitationsund Sozialberatung und die arbeitspsychologische Diagnostik. Eine berufsbezogene Belastungserprobung und ein Praktikum ermöglichen zusätzliche Erkenntnisse. Am Ende findet ein umfassendes Abschlussgespräch mit dem/der Teilnehmer/in, dem Untersuchungsteam sowie dem/der Fallmanager/-in statt. Das Jobcenter erhält einen detaillierten Abschlussbericht mit den Ergebnissen der Untersuchungen sowie daraus resultierenden Empfehlungen für das weitere Vorgehen bei der beruflichen Reintegration.

„Straubinger Punktemodell“ Eine individuelle Vorgehensweise im Rahmen von Einzel-, Gruppen- und Netzwerkangeboten soll den Teilnehmenden Integrationsfortschritte ermöglichen. Der/die Vermittler/-in erhält zuerst ein virtuelles Punktebudget und weist die passenden Teilnehmer/-innen dem Träger zu. Dieser wird über Teilschritte damit beauftragt, individuelle Vermittlungshemmnisse abzustellen. Pro Teilschritt werden spezifische und messbare Kriterien festgelegt. Im Erfolgsfall kann der Träger eine vorher festgelegte Anzahl von Punkten einlösen, die wiederum Geld wert sind. Durch ein elaborier-

tes Anamneseverfahren, die Erkenntnisse der/des Vermittlerin/Vermittlers und das Verhalten der Teilnehmer/-innen entsteht eine vollständige Übersicht über Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken. Dadurch wird es möglich, Handlungsbedarfe konkret abzuleiten. Da es erst mit dem nachgewiesenen Abbau der Hemmnisse möglich ist, Punkte einzulösen, motiviert das Punktesystem den Träger zusätzlich, eine zielorientierte Strategie festzulegen.

„Bildung von Eventgruppen“ Grund für die Entwicklung des Projekts im Jobcenter Berchtesgadener Land war die geringe Eigeninitiative der Arbeitslosen. Aufgrund fehlender sozialer Kontakte und mangelnder finanzieller Ressourcen war eine Teilhabe am öffentlichen Leben oft nicht möglich gewesen, was zu Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit und Motivationsmangel führte. Im Projekt sammelten die Teilnehmenden Ideen für Aktivitäten beziehungsweise Ausflüge, die dann von einem selbst gebildeten Eventteam (freiwillige Teilnahme) geplant und durchgeführt wurden. Die Jobcenter-Mitarbeiter/-innen fungierten hier als Moderatorinnen/Moderatoren, Initiatorinnen/ Initiatoren und Kontrolleurinnen/Kontrolleure und begleiteten die Teilnehmer/-innen als Ansprechpersonen. Sie waren stets darauf bedacht, nicht in das eigenverantwortliche Handeln oder die Entscheidungen einzugreifen. Die Aktivierung durch Bildung der Eventgruppen ist als sehr positiv zu bewerten. Sie stärkte deutlich die Eigenverantwortung der Arbeitslosen und half, persönliche Hürden zu überwinden.

Kunst- und Kulturprojekte Viele innovative Konzepte setzten auf die Wirkung von Kunst und Kultur. So gab es bei ProArbeit 50PLUS mehrere erfolgreiche Theateraufführungen, in Frankfurt am Main ein Theaterprojekt, in Darmstadt einen Chor und in Oberhausen das Musikprojekt BEST MOMENT ORCHESTRA. Während man in Gelsenkirchen und in Westmittelfranken auf die kreative Wirkung einer Schreibwerkstatt setzte, entstand in den Landkreisen Rastatt und Baden-Baden in Kooperation mit der PROJEKTFABRIK das Theater- und Qualifizierungsprojekt „Lingua Szena“. In Emden organisierten die Teilnehmer/-innen eigenständig unter dem Gruppennamen „Phönix“ eine erfolgreiche Kunstausstellung mit eigenen Werken.


Gute Praxis

ergebnisse aus dem assessment zur „feststellung der leistungsfähigkeit“ Angaben in Prozent, Stand 30.6.2015 Arbeitsaufnahme auf dem 1. AM

38

Erwerbsminderungsrente

32

Umzug/Verzicht auf Leistungen

8

Geringfügige Beschäftigung

5

Selbstständigkeit

2

Geförderte Beschäftigung

1 5

10

15

20

25

30

35

aufbau impulse allianz 50plus Arbeitsbündnis Vertrauensaufbau • Erstgespräch • ABC-Messung Seminar Mitwirkungskompetenz Coaching Psychosoziale Beratung Profiling und Assessment Profiling Reassessment • ABC-Messung Gesundheitsförderung • AktivA

Idealablauf

Integrationsplanung Einzel- und Gruppencoaching ABC-Berufe-Matching Gesundheitsförderung • Stressmanagement • Gesundheitstag • Kulturelle Aktivitäten Betriebsbesichtigungen Praktika Speed-Dating / Messen Psychosoziale Beratung Informationsveranstaltungen • Ehrenamt • Bundesfreiwilligendienst • Stromsparcheck Fallsteuerung Einzel- und Gruppencoaching Netzwerkarbeit • Arbeitswelt • Gesundheitswesen • Beratungsstellen Bewerberorientierte Vermittlung Integration Nachbetreuung

Je nach den individuellen Voraussetzungen des Teilnehmenden kann wahlweise/optional ein Modul wiederholt bzw. an einer bestimmten Modulstufe weitergearbeitet werden.


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themenschwerpunkt 2012

Langzeitarbeitslose 55plus

D

as Schwerpunktthema „Langzeitarbeitslose 55plus“ im Jahr 2012 resultierte aus der Programmerfahrung, dass die Integrationsquoten mit steigendem Alter abnahmen. Aber was waren die genauen Ursachen dafür? Vorurteile aufseiten der Unternehmen, zusätzliche Einschränkungen mit zunehmendem Alter oder die sich ändernde Lebensplanung mit nahendem Renteneintritt? Auf Veranstaltungen unterschiedlichen Formats tauschten sich die Beschäftigungspakte zu diesen Fragen intensiv aus. Die zentralen Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Relevanz der Altersgrenze 55plus Die Altersgrenze 55plus wird eher als theoretische, künstliche Trennlinie in den europäischen Statistikvorgaben verstanden. In der arbeitsmarktpolitischen Praxis zeigt sich, dass sich vor allem die Integration von Langzeitarbeitslosen über das 60. Lebensjahr hinaus deutlich schwieriger gestaltet. Rente als Orientierungsrahmen Mit nahendem Renteneintrittsalter empfiehlt es sich, das Thema Rente in die Beratung mit einzubeziehen. Bei manchen Langzeitarbeitslosen wirkt sich die Perspektive des absehbaren Renteneintritts motivationshemmend auf die Aufnahme einer Beschäftigung aus. Andere bringen Offenheit und Gelassenheit mit, weil sie sich und anderen nichts mehr beweisen müssen. Für diese Personengruppe stellen Minijobs oder niedrigschwellige Existenzgründungen für die Zeit vor und nach Renten-

eintritt eine sinnvolle Alternative dar. Bei wieder anderen löst der Renteneintritt zusätzliche Existenzsorgen aus. Vor diesem Hintergrund hatten einige Beschäftigungspakte unterschiedliche Ansätze zur Rentenberatung entwickelt. Hierbei ging es neben praktischer Unterstützung, zum Beispiel rund um die Kontenklärung, auch um die Sensibilisierung bezüglich der finanziellen Folgen von Erwerbslosigkeit für das Rentenniveau.

Spezielle Beratung versus integrierte Lösungen Sonderprojekte nur für die Altersgruppe 55plus, zum Beispiel in Form spezieller Maßnahmen, bildeten nicht die Regel. Es zeigte sich, dass Angebote wie Gesundheitsförderung, Gruppenprojekte, Unternehmensansprache oder Nachbetreuung sich nicht nach der Altersgrenze 55plus unterscheiden. Als deutlich effektiver hat sich eine heterogene Gruppenzusammensetzung erwiesen, bei der weder nach Alter noch nach anderen Merkmalen unterschieden wurde.

Mit differenzierten Prämien zum Erfolg Die Aktivierung im Beschäftigungspakt WestSüd-West erfolgte vorrangig über externe Träger in sogenannten Vermittlungszentren. Über ein ausgeklügeltes System von Prämien für die Vermittlungszentren wurden gezielt Anreize für die Integration solcher Teilnehmergruppen gesetzt, die statistisch eine geringere Zahl von Vermittlungen aufwiesen. Auf diese Weise konnten in der Altersgruppe 55 bis 64 überdurchschnittlich viele Personen integriert werden.


themenschwerpunkt 2013

Motivation versus Sanktion – Anstoß zu einer Debatte

P

erspektive 50plus ist ein Angebot für ältere Langzeitarbeitslose, das heißt, die Teilnahme ist freiwillig und dennoch verbindlich – ein Spannungsfeld, in dem sich nicht nur die Arbeitsuchenden bewegen, sondern auch die Mitarbeiter/-innen der Beschäftigungspakte. Dabei geht es um die richtige Balance zwischen Fördern und Fordern sowie Motivieren und Sanktionieren. Werden beispielsweise Gesprächstermine nicht wahrgenommen, stehen die 50plus-Vermittler/innen vor der Entscheidung, wie sie damit umgehen sollen: Handelt es sich um eine einmalige oder eine wiederholte Verweigerung? Liegen nachvollziehbare persönliche Gründe oder gar weiter reichende soziale Ursachen für das Verhalten vor? Eine zentrale Erkenntnis im fachlichen Diskurs war, dass es nicht nur auf die zu beratende Person ankommt, sondern dass sich auch die Beratungsfachkraft stets situativ und flexibel ausrichten muss. Der Beschäftigungspakt fünfzigPLUSarbeit in Unterfranken hat 2013 fachliche Schulungen und Gruppencoachings für das gesamte Team zur Reflexion der eigenen Rolle durchgeführt. Unter dem Motto „Spielräume schaffen“ wurden Anregungen zum Umgang mit Teilnehmenden gegeben. Im Gespräch berichten zwei Arbeitsvermittlerinnen, Bettina Kraus (Jobcenter Stadt Schweinfurt) und Gabriele Kirchner (Jobcenter Rhön-Grabfeld), über ihre Erfahrungen zu Motivation und Sanktion im Vermittlungsgeschäft.

Was heißt für Sie, auf Motivation zu setzen? Bettina Kraus: „Es ist wichtig, die Teilnehmenden einzubeziehen, um herauszufinden, welche Ziele und Wünsche sie haben. Erwartungen, Ängste und Bedenken müssen geklärt werden. Wir möchten Teilnehmende zu eigener Handlungsfähigkeit motivieren.“ Durch welche Haltung vermeidet man Sanktionen im Beratungs- und Vermittlungsprozess? Gabriele Kirchner: „Durch Transparenz, Motivation sowie individuelle und kleinteilige Schritte!“ Bettina Kraus: „Meiner Meinung nach durch eine respektvolle, offene Haltung. Nicht (vor)verurteilen, sondern versuchen, eine neutrale, fragende Haltung einzunehmen. Die Teilnehmenden als Menschen wertschätzen – selbst wenn sie Verhaltensweisen zeigen, die ich nicht gut finde.“ Sehen Sie sich mitunter im Rollenkonflikt bei der Entscheidung zwischen Motivation und Sanktion? Gabriele Kirchner: „Manchmal. Im Projekt habe ich die Erfahrung gemacht, dass durch Vertrauen, Klarheit und gemeinsame Ziele kaum Sanktionen notwendig waren. Es gab aber dennoch Situationen, in denen es nicht funktionierte. Als Arbeitsvermittlerin muss ich deshalb auch in meiner Rolle als Vertreterin einer staatlichen Behörde agieren und gesetzliche Regelungen nachhalten. Bei der Arbeitsvermittlung beinhaltet dies eben auch Sanktionsprüfungen.“


44 45

themenschwerpunkt 2014

»Anfangen ist leicht, Beharren ist Kunst.«

(dt. Sprichwort)

Nachhaltige Integrationen – Beschäftigung dauerhaft festigen

U

nter dem Themenschwerpunkt „Nachhaltigkeit von Integrationen“ wurde 2014 eine Vielzahl von Aktivitäten zur Förderung von Beschäftigung im Bundesprogramm angestoßen. Der Fachaustausch im Rahmen regionaler Workshops und bundesweiter Veranstaltungen verdeutlichte, an welch unterschiedlichen Stellen Nachhaltigkeit in Beschäftigung gefördert werden kann. Modellhaft lassen sich die Aktivitäten in folgende Cluster unterteilen (vgl. Schaubild).

I. Übergreifende Aktivitäten: Der Beschäftigungspakt VITAL ab 50 in Sachsen beauftragte 2013 ein externes Institut mit der Evaluation der eigenen Nachbetreuungsaktivitäten. Die Erkenntnisse aus den qualitativen Interviews mit Arbeitgebern und Mitarbeiter/-innen wurden genutzt, um die Nachbetreuung weiter zu professionalisieren. II. Aktivitäten vor der Integration: Ausgehend von einer internen Befragung von Bewerberinnen/ Bewerbern und Arbeitgebern wurde im Jobcenter Bremerhaven ein ganzheitliches Bewerbercoaching zur Stärkung in den ersten 100 Tagen im Betrieb entwickelt. Vor Jobbeginn erhielten die Bewerber/-innen

eine Schulung, die neben der konkreten Bewerbungsunterstützung auch eine Auseinandersetzung mit Ängsten und Erwartungen im Zusammenhang mit der Arbeitsaufnahme beinhaltete.

III. Aktivitäten um die Integration: Mit der „Krankenstands-Ausfallkompensation“ entwickelte der Beschäftigungspakt ComeBack@50 ein Förderinstrument für Arbeitgeber, das die in krankheitsbedingten Fehlzeiten anfallenden Unkosten kompensierte. Dank dieses Angebots einer anlassbezogenen Aufwandsentschädigung wurden die Einstellungshürden aufseiten der Arbeitgeber deutlich minimiert und die Beschäftigung gerade in der Anfangszeit stabilisiert. IV. Aktivitäten nach der Integration: Seit 2012 wird im Jobcenter Bielefeld (Beschäftigungspakt Generation Gold) ein abgestuftes Nachbetreuungsangebot über die „Joblotsen“ umgesetzt. Die erfolgreiche Umsetzung und vertrauensvollen Kontakte resultieren nicht zuletzt aus einer Reihe von Angeboten, die bereits vor der Integration ansetzen. Hierzu zählen unter anderem die Vermittlung in Erprobungsplätze bei Unternehmen oder die Akquisition von Arbeitsplätzen.

i. übergreifende aktivitäten

aktivierung

ii. aktivitäten vor der integration

beschäftigung

iii. aktivitäten um die integration

iv. aktivitäten nach der integration


öffentlichkeitsarbeit

77 Marken unter einem Dach

P

erspektive 50plus startete angesichts des demografischen Wandels mit dem Anliegen, die Beschäftigungschancen älterer Langzeitarbeitsloser in der Arbeitswelt zu verbessern. Diese Herausforderung wurde in den Beschäftigungspakten mit einer eigenen regionalen Öffentlichkeitsarbeit begleitet.

Bewusstseinswandel initiieren Zunächst standen die Beschäftigungspakte vor der Aufgabe, das negative Altersbild und die Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmenden in der Gesellschaft, vor allem aber bei den Unternehmen positiv zu verändern. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen wurden für die Auswirkungen des demografischen Wandels sensibilisiert. Abseits etablierter Jobcenter-Strukturen entwickelten die Beschäftigungspakte innovative und unkonventionelle Ideen, um die verschiedenen Zielgruppen vom Potenzial älterer Langzeitarbeitsloser zu überzeugen. Durch Werbemaßnahmen, Ausstellungen, Veranstaltungen und aktives Netzwerken wurden die regional relevanten Akteure angesprochen, die wiederum die Themen in ihre eigenen Netzwerke transportierten. Durch die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit positionierten sich die Beschäftigungspakte schnell als eigenständige Marke, mit einem Corporate Design, eigenem Logo und einer Website, die sich vom traditionellen Erscheinungsbild der Jobcenter absetzten. Mit ungewöhnlich vielen Freiräumen für eigene Aktionen, Veranstaltungen und Pressearbeit wuchs die Bekanntheit bei den unterschiedlichen Akteuren

in der Region. Heute werden die Beschäftigungspakte als zuverlässige Partner wahrgenommen, wenn es um die Vermittlung kompetenter, leistungsfähiger und aktiver über 50-Jähriger geht.

Für jeden das passende Format Die Aktionen der Beschäftigungspakte reichten vom „Kundenfrühstück“ als informellem und niedrigschwelligem Informationsangebot für die Projektteilnehmenden über Formate wie „Arbeitgeberzeitschriften“, die insbesondere kompetente über 50-jährige Arbeitnehmer/-innen thematisierten, bis hin zu Rockkonzerten bekannter Musiker über 50. Mit dem Veranstaltungsformat „Unternehmen mit Weitblick“ wurden Unternehmen ausgezeichnet, die ältere Langzeitarbeitslose eingestellt hatten. Die Prämierungsveranstaltung, für die der Regionalpakt 50plus Hessen Impulsgeber war, fand eine so positive Resonanz, dass das Format vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aufgegriffen wurde und ab 2006 auch bundesweit mehrfach stattfand. Insgesamt wurden über 380 Unternehmen ausgezeichnet, die älteren Langzeitarbeitslosen einen Wiedereinstieg in reguläre Beschäftigung ermöglichten. „Unternehmen mit Weitblick“ war fester Bestandteil des Bundesprogramms mit dem Ziel, Unternehmen und die Zielgruppe der älteren Langzeitarbeitslosen stärker zu vernetzen.


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»Uns ist es gelungen, viele Teilnehmende dauerhaft in Arbeit zu bringen.«

Rosemarie Straub, Regionalkoordinatorin Öffentlichkeitsarbeit im Beschäftigungspakt jobFOKUS 50+

Interview mit Rosemarie Straub Rosemarie Straub, Regionalkoordinatorin Öffentlichkeitsarbeit, zur regionalen Veranstaltungsreihe im Beschäftigungspakt jobFOKUS 50+: Welche Ziele hatte die Öffentlichkeitsarbeit in Ihrem Beschäftigungspakt? Die Öffentlichkeitsarbeit trug wesentlich dazu bei, das Bundesprogramm in den Landkreisen MansfeldSüdharz und Harz sichtbar und die Arbeitgeber auf die hoch motivierte Zielgruppe der über 50-Jährigen aufmerksam zu machen. Gezielt durchgeführte Veranstaltungen, wie unsere „Gesundheitstage“, haben die regionale Aufmerksamkeit noch verstärkt. Was war das Besondere an der Auszeichnung „Unternehmen mit Weitblick“? Die Prämierung war ein Bestandteil unserer jährlich stattfindenden „Herbsttagung“. Diese diente einerseits der öffentlichkeitswirksamen Darstellung aktueller Arbeitsstände und dem Fachaustausch, andererseits dem Kontakt zu regionalen Unternehmern, Bildungsträgern und kommunalen Einrichtungen. Ziel unserer Auszeichnung war es, die Aufgeschlossenheit gegenüber den Programmteilnehmenden zu erhöhen. Die Unternehmen haben erkannt, dass sie den Fachkräftemangel durch die Beschäftigung älterer Arbeitsuchender in der Region verringern können.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Unternehmen ausgewählt? Für die Veranstaltung wurden Unternehmen ausgewählt, die die vielen positiven Eigenschaften, wie Erfahrung, Flexibilität, Zuverlässigkeit und Loyalität, die ältere Arbeitnehmer/-innen mitbringen, wertschätzen und die Lebenserfahrung und Motivation der über 50-Jährigen gezielt in ihrem Unternehmen nutzen. Was wurde bei Ihnen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit transferiert? Durch Perspektive 50plus wurden auch im Bereich Öffentlichkeitsarbeit neue Impulse in die Jobcenter hineingetragen. So gibt es jetzt vor Ort den neuen Online-Auftritt des Jobcenters sowie eine eigene Pressesprecherin.

»Wichtig ist, dass alles zusammenpasst: Anforderungen, Team und Eignung.« Christian Conrad, Geschäftsführer ENDEA GmbH

»Motivation und Erfahrung der älteren Mitarbeiter sind Voraussetzung für Produkte mit Spitzenqualität.« Gerhard Bauer, Friedrich Döbrich Druckgießerei GmbH & Co.


Gute Praxis

Regionale Prämierung „Unternehmen mit Weitblick“ 2012: Georg Lohr, Projektkoordinator jobFOKUS 50+, Monika Wilke, Fachbereichsleiterin Arbeitsmarktpolitik der Kommunalen Beschäftigungsagentur Jobcenter Landkreis Harz, Tino Haake, Prokurist der Sicherheits-Service Halberstadt GmbH (ausgezeichnetes Unternehmen), Dirk Michelmann, Geschäftsführer der Kommunalen Beschäftigungsagentur Jobcenter Landkreis Harz, Florian Wend, Geschäftsführer der Kranken- & Altenpflege Wend GmbH (ausgezeichnetes Unternehmen), Dr. Christian Landmann, Geschäftsführer des Jobcenters Mansfeld-Südharz (v. l. n. r.)

»Ältere Arbeitnehmer strahlen eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aus, denn durch ihren Erfahrungsschatz behalten sie den Überblick.« Helmut Ostermann, Geschäftsführer

»Somit gewinnen wir langfristig zuverlässige Mitarbeiter, die bereit sind, sich zu engagieren.« Cornelia Beau, Geschäftsführerin HAINICH Konserven GmbH

»Die Erfahrung der älteren Beschäftigten sichert den guten Ausbildungsstand der jüngeren Mitarbeiter.« Andreas Niederlöhner, NQ Anlagentechnik GmbH


48 49

transfer

»Kopieren wird nicht nur geduldet, sondern ist ausdrücklich erwünscht.«

Gute Praxis sichern und weitergeben

N

ach dieser Devise des VoneinanderLernens wurde bereits seit den ersten Programmjahren von Perspektive 50plus dem Wissensaustausch und dem Praxistransfer ein hoher Wert beigemessen. Transparenz, der Aufbau von Netzwerken sowie der Wille, voneinander im konkurrenzfreien Raum zu lernen, waren wichtige Bedingungen für erfolgreiche Transferprozesse. Aber was heißt Transfer konkret im Bundesprogramm Perspektive 50plus? Für die Erklärung bietet sich eine Zweiteilung an, die die Stoßrichtungen des Transfers erfolgreicher Ansätze skizziert:

Horizontaler Transfer Viele Projekte, die in einer Region entwickelt wurden, dienten als Vorlage für die Anpassung und Umsetzung der Idee an einem anderen Ort. Ausgangspunkt war in der Regel der Austausch im Rahmen von Programmveranstaltungen sowie über den Paktservice. Um eine bedarfsgerechte Anpassung zu erzielen, ist jedoch der direkte Kontakt in Form von persönlichen Besuchen, Besichtigungen und Workshops vor Ort unerlässlich. Beispiel: West-Süd-West und Z.I.E.L 50plus Was tun, wenn der eigene Projektansatz ins Stocken geraten ist? Unterstützung von einem anderen Beschäftigungspakt einholen, sich austauschen, gute Ansätze an die eigenen Bedingungen anpassen und übertragen. Auf der Suche nach einem geeigneten Umsetzungsmodell wurde der Beschäftigungspakt Z.I.E.L 50plus München beim Regionalpakt West-Süd-West fündig. Über einen längeren Zeitraum arbeiteten dort 37 Jobcenter aus Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen und Nordrhein-

Westfalen erfolgreich auf Grundlage eines Zwei-Säulen-Modells zusammen. Die erste Säule bildeten durch externe Bildungsträger umgesetzte Vermittlungszentren mit intensiven Einzel- und Gruppenangeboten. Über die zweite Säule, die sogenannten Kümmerer in den Jobcentern, erfolgte eine enge Abstimmung, die schnelle und nachhaltige Lösungen für die älteren Langzeitarbeitslosen bot. 2013 wurde damit begonnen, das Modell zu übertragen – ein intensiver Prozess. Begleitet durch gegenseitige Besuche, gemeinsame Workshops und Hospitationen konnte der Ansatz schließlich erfolgreich an die Gegebenheiten in München angepasst und dort eingeführt werden.

Vertikaler Transfer Die vielfältigen guten Ansätze, Methoden und Erfahrungswerte aus zehn Jahren intensiver Programmarbeit zu bewahren ist mehr als eine ambitionierte Aufgabe. Wie gelingt der nachhaltige Transfer ins Regelgeschäft, wenn die organisatorischen und finanziellen Ressourcen der Projektförderung wegfallen? Die Transfermöglichkeiten werden seit 2013 auf Konferenzen und in Workshops intensiv diskutiert. In vielen Jobcentern wurde die Überführung erfolgreicher Ansätze in das Regelgeschäft systematisch vorbereitet und umgesetzt.

Beispiel: Elbe-Elster Seit 2013 wird das Programm im Beschäftigungspakt 50plus-Punkte Elbe-Elster an drei dezentralen Standorten (Bad Liebenwerda, Herzberg, Finsterwalde) in sogenannten Anlaufstellen, den „50plus-


Gute Praxis

Punkten“, umgesetzt. Mitarbeiter/-innen des Jobcenters sowie eines Trägers machen den älteren Langzeitarbeitslosen gemeinsam Unterstützungsangebote. Hierzu zählen individuelle Bewerbungsunterstützung, Infoveranstaltungen und Gruppenangebote zu Themen der Gesundheitsförderung, Qualifizierungen und Praktika.

Ab 2016 ist geplant, an zwei Standorten die „50plusPunkte“ als sogenannte „Jobpunkte“ mit gleichem Konzept, jedoch für eine erweiterte Zielgruppe fortzuführen.

ein modell zur planung von transferprozessen Was soll erreicht werden?

Wann gilt das Ziel als erreicht?

Welche Veränderungen sollten sichergestellt werden?

Wie stellt man fest, dass vorgegebene Ziele erreicht wurden? ZIELE

Welchen Nutzen hat der Transfer?

Wie kann ich für Transfer motivieren? Welcher Ansatz sollte übernommen werden? MOTI VATION

NUTZEN

Wen muss ich motivieren?

TR ANSFER Wie wird der Nutzen sichtbar?

Wofür benötige ich sie? Welche Ressourcen sind vorhanden?

Wie können sie aktiviert werden? Wer sollte eingebunden werden?

RESSOURCEN

Welche Ressourcen benötige ich wofür?

Wer ist für welchen Prozess zuständig?

PROMOTOREN

Welche Aufgaben sollten sie übernehmen?

Motivation: Begeisterungsfähigkeit für die Übertragung von Wissen und Erfahrungen auslösen und stiften. Nutzen: Sinn und Nutzen des Transfers für alle Akteure transparent machen und halten. Ressourcen: Einbeziehung aller Akteure, die am Transferprozess beteiligt sind und werden sollen. Ziele: Ohne Ziel kein Transfer! Promotoren: Entscheider, Verantwortliche und Multiplikatoren sowie Unterstützer für den Transfer suchen. Transfermodell in Anlehnung an Dr. Kunert


Ausblick



52 53

fazit

Die Bilanz des Bundesprogramms

D

ie Situation Älterer am Arbeitsmarkt hat sich während der Programmlaufzeit deutlich gewandelt. Im europäischen Vergleich sind die Erwerbslosenquoten in der Altersgruppe 55 bis unter 65 Jahre kontinuierlich zurückgegangen – von 12,8 Prozent im Jahr 2004 auf 5,1 Prozent im Jahr 2014 1. Umgekehrt ist die Erwerbstätigenquote dieser Altersgruppe im gleichen Zeitraum in keinem anderen europäischen Land so stark angestiegen wie in Deutschland.

Trend profitiert hätte. Immerhin gelang es dem Programm – ungeachtet der jeweiligen Rahmenbedingungen – stetig seine Ziele zu erreichen und so bis jetzt 424.000 Langzeitarbeitslose über 50 Jahre in reguläre Beschäftigung zu bringen.

Was sind nun die Erfolgsfaktoren in der zehnjährigen Umsetzung von Perspektive 50plus? Was hat sich bewährt? Die Aktivierung und die Integration älterer Langzeitarbeitsloser sind ganzheitliche komplexe Dienstleistungen, die auf eine reibungslose Zusammenarbeit der Jobcenter und Netzwerkpartner angewiesen sind. Zu den organisatorischen Erfolgsfaktoren zählen folgerichtig eine hohe Betreuungsdichte gepaart mit einem niedrigen Betreuungsschlüssel sowie die funktionierende Vernetzung verschiedener Angebote wie Schuldner- und Suchtberatung, psychosoziale Beratungs-

Der Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in diesem Zeitraum geht fast ausschließlich auf das Konto der Altersgruppen ab 50. Dies ist jedoch nur in geringem Maße auf gestiegene Einstellungschancen Älterer zurückzuführen, sondern ganz überwiegend auf den längeren Verbleib in bestehenden Beschäftigungsverhältnissen. Insofern kann der Erfolg des Bundesprogramms kaum damit erklärt werden, dass es einfach vom

anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten an der jeweiligen bevölkerung nach altersklassen Beschäftigungsquoten zum Stichtag 30.6.; in Prozent | Quelle: Bundesagentur für Arbeit 70 60 50 40 30 20 10 0

2005 15 bis u. 65 Jahre

1

2006

2007

15 bis u. 20 Jahre

Quelle: Eurostat-Datenbank vom 28.9.2015

2008 20 bis u. 25 Jahre

2009

2010

25 bis u. 50 Jahre

2011 50 bis u. 55 Jahre

2012

2013

55 bis u. 60 Jahre

2014 60 bis u. 65 Jahre


Ausblick

leistungen, Gesundheitsförderung bis hin zu internen und externen Aktivierungs- und Integrationsangeboten. Ganzheitliche Aktivierungs- und Integrationsarbeit erfordert eine hohe Beratungskompetenz. Viele Beschäftigungspakte haben daher gezielt in die Weiterbildung ihrer Projektmitarbeiter/-innen investiert und so kontinuierlich die Qualität der Beratung erhöht und das Beratungsspektrum erweitert. Erfolgreich etabliert haben sich Coachingangebote, bei denen die Arbeitsuchenden wieder an ihre eigenen Handlungsressourcen herangeführt werden und so das Vertrauen in eine erfolgreiche Lebensgestaltung und Arbeitsuche zurückgewinnen. Denn das Vertrauen in die eigenen Stärken ist eine Voraussetzung für die positiv motivierte Aufnahme einer Beschäftigung. Die gezielte Ansprache von Unternehmen als weiteren Erfolgsfaktor haben die Beschäftigungspakte unter dem Dach von Perspektive 50plus in vielfältiger Art und Weise weiterentwickelt. Dahinter steht die Erfahrung, dass Arbeitgeber Stellen für arbeitsmarktferne Bewerber/-innen in der Regel nicht melden, sondern dass solche Stellen aktiv und durch Beratung vor allem von kleinen Betrieben eingeworben werden müssen. Die Beschäftigungspakte haben somit teilweise Aufgaben einer verlängerten Personalabteilung übernommen. Auch das Konstrukt der Beschäftigungspakte, das mehrere Jobcenter und vor allem weitere regionale Akteure umfasst, hat sich bewährt, wobei es hier nicht so sehr darauf ankam, möglichst viele Partner zusammenzubringen, sondern die „richtigen“, das heißt diejenigen, die sich engagiert für Langzeitarbeitslose einsetzen und auf deren erfolgreiche Integration auch Einfluss nehmen können. Vor allem ging es darum, die Unternehmen zu erreichen und für die besondere Lage älterer Langzeitarbeitsloser zu sensibilisieren. Das Veranstaltungsformat „Unternehmen mit Weitblick“ würdigte denn auch Unternehmen, die Ältere einstellen, und fand eine weite Verbreitung, nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in den Regionen. Zahlreiche erfolgreiche Ansätze von Perspektive 50plus sind inzwischen in die Regel-

arbeit der Jobcenter transferiert worden – in der Abschlussdokumentation finden sich dafür viele Beispiele. Themen wie Gesundheitsförderung sind auch durch Perspektive 50plus heute Standardbausteine der Aktivierung von Langzeitarbeitslosen. Der vorhaben- und erfolgsorientierte Mitteleinsatz im Rahmen von Perspektive 50plus, wonach die Mittel anhand von selbstgesetzten Zielen vergeben werden anstatt nach dem „Problemdruck“ der jeweiligen Region, war eine bewusste Abkehr von den Verteilungsmechanismen der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II. Hierdurch wurde ein Anreiz geschaffen, ambitionierte Ziele zu verfolgen. Wesentliche Erkenntnisse und Elemente von Perspektive 50plus finden sich auch in anderen Bundesprogrammen: Die Arbeit mit kleinen Betreuungsschlüsseln und höherem Personaleinsatz fand bundesweite Resonanz und ist zum Beispiel in der „Berliner Joboffensive“, die auch in weiteren Bundesländern zum Tragen kam, sowie in Programmen der Bundesagentur für Arbeit zu finden. Schließlich berücksichtigte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die positiven Erfahrungen von Perspektive 50plus im Konzept zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit „Chancen eröffnen – soziale Teilhabe sichern“. Coaching und eine gezielte Arbeitgeberansprache bilden ein Kernelement des 2015 gestarteten „ESF-Bundesprogramm zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“. Ziel der „Netzwerke für Aktivierung, Beratung und Chancen“ ist ein Transfer der Guten Praxis von Perspektive 50plus in das Regelgeschäft der Jobcenter. Die in Perspektive 50plus entwickelten umfassenden und maßgeschneiderten Betreuungsangebote sollen für die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen fortgeführt und weiterentwickelt werden. Ebenso wird der Erfahrungs- und Fachaustausch zwischen den Jobcentern, der Perspektive 50plus als „Lernendes Programm“ kennzeichnete, in den Netzwerken für Aktivierung, Beratung und Chancen fortgesetzt. Eine Botschaft, die die zehnjährige Umsetzung von Perspektive 50plus geprägt hat, sollte in Erinnerung bleiben: Jeder kann etwas, jeder wird gebraucht!


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Norden

Schleswig-Holstein Projekt NETZWERK Ü50 Jobcenter Flensburg, Kreis Schleswig-Flensburg PI-Quadrat-Integration Jobcenter Dithmarschen, Jobcenter Pinneberg, Jobcenter Steinburg 50+KERNig Jobcenter Neumünster, Jobcenter Rendsburg-Eckernförde, Jobcenter Kiel

Oldenburg 50plus.de Jobcenter Delmenhorst, Jobcenter im Landkreis Vechta, Jobcenter Oldenburg 50plus – Erfahrung zählt! Jobcenter Hildesheim, JobCenter Holzminden, Jobcenter Landkreis Göttingen, Jobcenter Landkreis Northeim, Jobcenter Landkreis Osterode am Harz, Landkreis Peine – Jobcenter Mecklenburg-Vorpommern

Hamburg mitnmang – Initiative für Arbeit 50 plus Jobcenter Herzogtum Lauenburg, Jobcenter Kreis Plön, Jobcenter Kreis Segeberg, Jobcenter Lübeck, Jobcenter Stormarn, Jobcenter team.arbeit. hamburg Bremen Chance 50+ Aufwind für Ältere am Arbeitsmarkt in Bremen, in Bremerhaven und im Landkreis Cuxhaven Jobcenter Bremen, Jobcenter Bremerhaven, Jobcenter Cuxhaven Niedersachsen 50TOP! Testen, Orientieren, Potenziale nutzen Jobcenter Braunschweig, Jobcenter Celle, Jobcenter Goslar, Jobcenter Nienburg, JobCenter Region Hannover, Jobcenter Salzgitter, Jobcenter Wolfenbüttel Zukunft braucht Erfahrung Emsland Landkreis Jobcenter, Jobcenter Kreis Steinfurt, Jobcenter Osnabrück, Landkreis Grafschaft Bentheim, Grafschafter Jobcenter, Landkreis Heidekreis, Jobcenter Heidekreis, Landkreis Leer Zentrum für Arbeit Jobcenter, Landkreis Osnabrück MaßArbeit Jobcenter, Landkreis Osterholz ProArbeit KAöR Jobcenter REIFE LEISTUNG! Süderelbe packt an. Jobcenter Landkreis Harburg, Jobcenter Landkreis Lüneburg, Jobcenter Landkreis Rotenburg (Wümme), Jobcenter Landkreis Uelzen, Jobcenter Lüchow Dannenberg, Jobcenter Stade Beschäftigungspakt Jade-Weser-Region – arbeitsmarkt50.de Job-Center Friesland, Jobcenter Wesermarsch, Job-Center Wilhelmshaven, Jobcenter Wittmund Allianz 50plus – Der Beschäftigungspakt für Ältere in den Regionen Jobcenter Hameln-Pyrmont, Landkreis Oberhavel, Landkreis Uckermark, Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte Süd Perspektive 50plus der Jobcenter Emden-Aurich-Norden Jobcenter Emden, Jobcenter Landkreis Aurich 50plus – Chancen für unsere Region Jobcenter im Landkreis Gifhorn, Jobcenter im Landkreis Helmstedt, Jobcenter Wolfsburg

Top für Job 50+ Hanse Jobcenter Rostock (HJC), Jobcenter Güstrow TRANSIT 50 Jobcenter Landkreis Bad Doberan, Jobcenter Ludwigslust-Parchim, Jobcenter Prignitz Job-direkt 100 Beschäftigungspakt für Ältere Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte Nord, Jobcenter Landkreis Ostholstein Pakt an! Beschäftigungspakt 50plus Vorpommern und Miesbach Jobcenter Vorpommern-Greifswald Nord, Jobcenter VorpommernGreifswald Süd, Kommunales Jobcenter Vorpommern-Rügen, Landkreis Miesbach QuEo – Qualifizierungs- und Erfahrungsoffensive Jobcenter Nordwestmecklenburg, Jobcenter Schwerin


Osten

Brandenburg

Thüringen

ALTERnativen in der Lausitz Jobcenter Cottbus, Jobcenter Oberspreewald-Lausitz, Jobcenter Spree-Neiße

AGIL Aeltere Gehen In Lohn „Perspektive 50plus“ Kommunales Jobcenter Schmalkalden-Meiningen, Jobcenter Eisenach, Jobcenter Hildburghausen, Jobcenter Ilm-Kreis, Jobcenter Sonneberg, Jobcenter Suhl, Jobcenter Wartburgkreis

Regionaler Arbeits-und Wachstumsfonds Märkisch-Oderland–Frankfurt (Oder) Jobcenter Frankfurt (Oder), Jobcenter Märkisch-Oderland Havel Perspektive 50+ Jobcenter Havelland, Jobcenter Stadt Brandenburg an der Havel 50plusPunkte Jobcenter Dessau-Roßlau, Jobcenter Elbe-Elster, Jobcenter Landkreis Wittenberg STÄRKEN 50+ Standortchancen Älterer in den Regionalkernen Landkreise Dahme-Spreewald, Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark Jobcenter Dahme-Spreewald, Jobcenter Potsdam-Mittelmark, Jobcenter Teltow-Fläming Berlin Berliner BÄr – Berliner Betriebe nutzen die Kompetenzen Älterer Jobcenter Barnim, Jobcenter Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Jobcenter Berlin Friedrichshain-Kreuzberg, Jobcenter Berlin MarzahnHellersdorf, Jobcenter Berlin Pankow, Jobcenter Berlin Reinickendorf, Jobcenter Berlin Spandau BÄN.AG – Beschäftigung für Ältere ArbeitNehmerinnen AktionsGemeinschaft Jobcenter Neukölln, Kommunales Jobcenter – Landkreis OstprignitzRuppin ÄMMI – Ältere Mobilisieren Motivieren Integrieren Jobcenter Treptow-Köpenick Sachsen-Anhalt jobFOKUS 50plus Jobcenter Mansfeld-Südharz, Kommunale Beschäftigungsagentur Jobcenter Landkreis Harz Magdeburger Beschäftigungspakt „Kompetenz und Erfahrung für die Region“ Jobcenter Börde, Jobcenter Jerichower Land, Jobcenter Landeshauptstadt Magdeburg, Jobcenter Salzlandkreis Jahresringe Jobcenter Halle (Saale) Netzwerk-Altmark 50++ Jobcenter Altmarkkreis Salzwedel, Jobcenter Stendal Lebenswissen für eine starke Region südliches Sachsen-Anhalt Jobcenter Burgenlandkreis, Eigenbetrieb für Arbeit - Jobcenter Saalekreis

COOP[+]3 Jobcenter Altenburg, Jobcenter der Stadt Jena -jenarbeit-, Jobcenter Greiz, Jobcenter Saale-Holzland-Kreis, Jobcenter Saale-OrlaKreis, Jobcenter Saalfeld-Rudolstadt, Jobcenter Stadt Gera, Jobcenter Stadt Weimar, Jobcenter Weimarer Land PerFEKT Perspektive Fünfzig+ Eichsfeld-Kyffhäuser-Territorium und Landkreis Sömmerda Grundsicherungsamt Jobcenter des Landkreises Eichsfeld, Jobcenter Kyffhäuserkreis, Jobcenter Sömmerda >>Jobwerkstatt ALTERnativ<< Jobcenter Erfurt, Jobcenter im Landkreis Gotha, Jobcenter Landkreis Nordhausen, Jobcenter Unstrut-Hainich-Kreis smart 50plus Jobcenter KomBA-Abi


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Süden Sachsen Mehrwert 50plus – Beschäftigungspakt der Region Leipzig Jobcenter Leipzig, Jobcenter Nordsachsen, Kommunales Jobcenter Landkreis Leipzig VITAL ab 50 – Ziel Z Jobcenter Chemnitz, Jobcenter Vogtland, Jobcenter Zwickau Beschäftigungspakt für über 50jährige Arbeitslose im Landkreis Görlitz Jobcenter Landkreis Görlitz Meißen 50plus Jobcenter Meißen come back 50plus Mittelsachsen Jobcenter Mittelsachsen Erzgebirge 50plus Jobcenter Erzgebirgskreis Beschäftigungspakt „Neustart 50plus“ des Landkreises Bautzen Jobcenter Bautzen, Jobcenter Dresden, Jobcenter Sächsische SchweizOsterzgebirge Bayern Beschäftigungspakt Westmittelfranken Jobcenter Landkreis Ansbach, Jobcenter Landkreis Fürth, Jobcenter Neustadt/Aisch–Bad Windsheim, Jobcenter Stadt Ansbach, Jobcenter Weißenburg-Gunzenhausen Arbeitsmarktprojekt 50+ Oberpfalz Niederbayern Jobcenter Landkreis Dingolfing-Landau, Jobcenter Landkreis FreyungGrafenau, Jobcenter Landkreis Cham, Jobcenter Landkreis Schwandorf, Jobcenter Landkreis Kelheim, Jobcenter Landkreis Landshut, Jobcenter Landkreis Neumarkt, Jobcenter Landkreis Passau, Jobcenter Landkreis Regensburg, Jobcenter Landkreis Rottal-Inn, Jobcenter Landshut-Stadt, Jobcenter Passau Stadt, Jobcenter Regensburg Stadt, Jobcenter Landkreis Tirschenreuth, Jobcenter Landkreis Weiden-Neustadt ema50plus – Individuelles Eingliederungs-Management für berufserfahrene Arbeitsuchende Jobcenter Bayreuth Land, Jobcenter Bayreuth Stadt, Jobcenter Erlangen-Höchstadt, Jobcenter Forchheim, Jobcenter Kulmbach, Jobcenter Landkreis Bamberg, Jobcenter Stadt Bamberg Unternehmenspatenschaften 50plus Jobcenter Altötting, Jobcenter Berchtesgadener Land, Jobcenter Mühldorf, Jobcenter Rosenheim Land, Jobcenter Rosenheim Stadt, Jobcenter Traunstein Kompetenzcenter 50plus für AQT Kompetenznetzwerk für Arbeit, Qualifizierung und Transfer, Jobcenter ARUSO Erding, Jobcenter Bad Tölz-Wolfratshausen, Jobcenter Ebersberg, Jobcenter Freising, Jobcenter München, Jobcenter Starnberg, Landratsamt München Beschäftigungsinitiative Süd 50plus Jobcenter Augsburg Stadt, Jobcenter Augsburger Land, Jobcenter Dillingen a.d. Donau, Jobcenter Donau-Ries, Jobcenter Garmisch-Partenkirchen, Jobcenter Günzburg, Jobcenter Kaufbeuren, Jobcenter Kempten, Jobcenter Landkreis Dachau, Jobcenter Landkreis Fürstenfeldbruck, Jobcenter Landsberg am Lech, Jobcenter Lindau, Jobcenter Memmingen, Jobcenter Neu-Ulm, Jobcenter Oberallgäu, Jobcenter Ostallgäu, Jobcenter Unterallgäu, Jobcenter Weilheim-Schongau, Jobcenter Wittelsbacher Land

fünfzig PLUS arbeit Jobcenter Arbeit und Grundsicherung Kitzingen, Jobcenter Arbeit und Grundsicherung Würzburg, Jobcenter Schweinfurt Stadt, Jobcenter des Landkreises Bad Kissingen, Jobcenter des Landkreises Rhön-Grabfeld, Jobcenter des Landkreises Haßberge, Jobcenter Landkreis Schweinfurt, Jobcenter Landratsamt Würzburg Pakt 50 für Nürnberg und Fürth Jobcenter Fürth Stadt, Jobcenter Nürnberger Land, Jobcenter Nürnberg Stadt, Jobcenter Roth, Jobcenter Schwabach 50plus Erlangen-Ingolstadt GGFA AöR/Jobcenter Erlangen, Jobcenter AM-AS, Jobcenter Eichstätt, Jobcenter Ingolstadt, Jobcenter Neuburg-Schrobenhausen, Jobcenter Pfaffenhofen a.d. Ilm LEILA 50plus JobCenter für Arbeit und Soziales (AGAS Main-Tauber), JobCenter Landkreis Aschaffenburg, JobCenter Landkreis Miltenberg, JobCenter MainSpessart, JobCenter Neckar-Odenwald, JobCenter Stadt Aschaffenburg 50plus in Oberfranken e.V. Jobcenter Coburg Land, Jobcenter Coburg Stadt, Jobcenter Landkreis Hof, Jobcenter Landkreis Kronach, Jobcenter Landkreis Lichtenfels, Jobcenter Stadt Hof, Jobcenter Fichtelgebirge Beschäftigungspakt 50plus Deggendorf-Straubing-Regen JobCenter Deggendorf, Jobcenter Landkreis Regen, Jobcenter Straubing-Bogen Baden-Württemberg Job-Integrationsprogramm 50plus Jobcenter Böblingen, Jobcenter Heidelberg, Jobcenter Landkreis Schwäbisch Hall, Jobcenter Mannheim, Jobcenter Rems-Murr, Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis Silverstars Jobcenter Alb-Donau, Jobcenter Enzkreis, Jobcenter Heidenheim, Jobcenter Hohenlohekreis, Jobcenter Landkreis Calw, Jobcenter Landkreis Esslingen, Jobcenter Landkreis Freudenstadt, Jobcenter Landkreis Göppingen, Jobcenter Landkreis Heilbronn, Jobcenter Landkreis Karlsruhe, Jobcenter Landkreis Konstanz, Jobcenter Landkreis Ludwigsburg, Jobcenter Landkreis Ravensburg, Jobcenter Landkreis Reutlingen, Jobcenter Landkreis Rottweil, Jobcenter Landkreis Sigmaringen, Jobcenter Landkreis Tübingen, Jobcenter Ostalbkreis, Jobcenter Pforzheim, Jobcenter Schwarzwald-Baar-Kreis, Jobcenter Stadt Heilbronn, Jobcenter Stadt Karlsruhe, Jobcenter Stuttgart, Jobcenter Ulm, Jobcenter Zollernalbkreis Beschäftigungspakt Mittelbaden Jobcenter Baden-Baden, Jobcenter Landkreis Rastatt Beschäftigungspakt Südwest Jobcenter Breisgau-Hochschwarzwald, Jobcenter Freiburg, Jobcenter Landkreis Biberach, Jobcenter Landkreis Emmendingen, Jobcenter Waldshut, Kommunale Arbeitsförderung Ortenaukreis, Jobcenter Landkreis Lörrach, Landratsamt Bodenseekreis-Jobcenter, Landratsamt Tuttlingen – Kommunales Jobcenter


Westen

Saarland/Rheinland-Pfalz

Nordrhein-Westfalen

Neustart 50plus Saarpfalz und Neunkirchen Jobcenter Landkreis Neunkirchen, Jobcenter Saarpfalz-Kreis

BEST AGER – Der Beschäftigungspakt für Ältere im Revier Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen – das Jobcenter, Jobcenter Arbeit für Bottrop (AfB), Jobcenter Bochum, JobCenter Dortmund, Jobcenter Herne, Jobcenter Kreis Recklinghausen, Jobcenter Oberhausen, Sozialagentur Jobcenter Mülheim

Regionalpakt West-Süd-West Jobcenter Landkreis Ahrweiler, Jobcenter Kreis Altenkirchen, Jobcenter für Arbeitsmarktintegration Alzey-Worms, Jobcenter Bad Kreuznach, Jobcenter Landkreis Bernkastel-Wittlich, Jobcenter Landkreis Birkenfeld, Jobcenter Eifelkreis Bitburg-Prüm, Jobcenter Landkreis CochemZell, JobCenter Landkreis Vulkaneifel, Jobcenter Deutsche Weinstraße, Jobcenter Donnersbergkreis, Jobcenter Rhein-Erft-Kreis, Jobcenter Landkreis Germersheim, Jobcenter Stadt Kaiserslautern, Jobcenter Stadt Koblenz, Jobcenter Landau – Südliche Weinstraße, Jobcenter LimburgWeilburg, Jobcenter für Arbeitsmarktintegration Mainz, JobCenter Mainz-Bingen, Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz, Jobcenter MerzigWadern, Jobcenter Landkreis Neuwied, Jobcenter Pirmasens, Jobcenter Remscheid, Jobcenter Rhein-Hunsrück-Kreis, Jobcenter Rhein-Lahn Bad Ems, Jobcenter im Landkreis Saarlouis, Jobcenter Solingen, Jobcenter Regionalverband Saarbrücken, Kommunales Jobcenter Landkreis Südwestpfalz, Jobcenter Trier, Jobcenter Landkreis Trier-Saarburg, Jobcenter Vorderpfalz-Ludwigshafen, Jobcenter Westerwaldkreis, Jobcenter für Arbeitsmarktintegration Worms, Jobcenter Wuppertal AöR, Jobcenter Zweibrücken; Jobcenter Landkreis Kaiserslautern Hessen ComeBack@50 Kommunales Jobcenter Lahn-Dill, KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf – Kommunales Jobcenter Regionalpakt 50plus Hessen Landkreis Fulda, Kommunales Kreisjobcenter, Landkreis HersfeldRotenburg, Kommunale Vermittlung in Arbeit Main-Taunus-Kreis, Amt für Arbeit und Soziales Kreisausschuss des Odenwaldkreises, Kommunales Jobcenter KVA Vogelsbergkreis – Kommunales Jobcenter Perspektive 50plus Beschäftigungspakt Nordhessen Jobcenter Landkreis Kassel, Jobcenter Schwalm-Eder, Jobcenter Stadt Kassel, Jobcenter Waldeck-Frankenberg, Jobcenter Werra-Meißner ProArbeit 50PLUS Kreisagentur für Beschäftigung Darmstadt-Dieburg, Kommunales Jobcenter Rheingau-Taunus-Kreis, Landkreis St. Wendel, Kommunale Arbeitsförderung, Jobcenter Neue Wege Kreis Bergstraße Eigenbetrieb, Pro Arbeit – Kreis Offenbach Chance 50 plus – Leistung zählt Jobcenter Gießen, Jobcenter Hochtaunuskreis, Jobcenter Kreis GroßGerau, Jobcenter Landeshauptstadt Wiesbaden, Jobcenter Wetterau, MainArbeitJobcenter Stadt Offenbach Jobs für best!agers Jobcenter Darmstadt, Jobcenter Frankfurt/Main

Perspektive 50plus Region Aachen/Duisburg Jobcenter Duisburg, Jobcenter EU-aktiv, Jobcenter Kreis Heinsberg, Jobcenter StädteRegion Aachen, job-com, Jobcenter des Kreises Düren 50+ Aktiv Jobcenter Arbeit Hellweg Aktiv, Kreis Soest, Jobcenter Arbeit und Grundsicherung Leverkusen (AGL), Jobcenter Bonn, Jobcenter Stadt Münster, Jobcenter Oberberg, Jobcenter Rhein-Berg, Jobcenter RheinSieg 50fit – der arbeitspakt für silberfüchse Jobcenter Kreis Viersen, Jobcenter Kreis Kleve JobOffensive50plus Jobcenter EN, Jobcenter Hagen, Jobcenter im Kreis Warendorf, Jobcenter Kreis Unna, Jobcenter Märkischer Kreis, Kommunales JobCenter Hamm AöR GENERATION GOLD – Potenziale für den Arbeitsmarkt in OWL Amt pro Arbeit Jobcenter Kreis Minden-Lübbecke, Jobcenter Arbeitplus Bielefeld, Jobcenter Herford, Jobcenter im Landkreis Diepholz, Jobcenter Kreis Gütersloh, Jobcenter Kreis Höxter, Jobcenter Kreis Paderborn, Jobcenter Lippe, Jobcenter Schaumburg Durchstarten: gemeinsam MEhr erreichen: Beschäftigungspakt 50plus Düsseldorf-Mettmann Jobcenter Düsseldorf, Jobcenter Mettmann NiederRhein-Ruhr-Westfalen-Pakt 50plus (NRRW-Pakt 50plus) JobCenter Essen, Jobcenter im Kreis Borken, Jobcenter Krefeld, Jobcenter Kreis Wesel, Jobcenter Mönchengladbach, Jobcenter Rhein-Kreis Neuss Kompetenznetzwerk 50plus Kreis Nordfriesland, Kreis Coesfeld, Hochsauerlandkreis Landkreis


Herausgeber Bundesministerium für Arbeit und Soziales 10117 Berlin Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ www.perspektive50plus.de Gestaltung www.studioadhoc.de Druck DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH Bildnachweise Seite 25: Magdalena Schneider Seite 36: Sebastian.Gerold Seite 38: shotshop.com Seite 42/43: bfz Schweinfurt Seite 48: Andreas Oetker-Kast Seite 50/51: Peter Schmitt Seite 52: shotshop.com Stand 2015



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