Chronik Michaeliswoche

Page 1

80 JAHRE MICHAELISWOCHE 1930–2010 EINE CHRONIK WWW.MICHAELISWOCHE.DE


Ein herzlicher Dank gilt den Sponsoren, die mit ihrem Engagement das Erscheinen dieser Chronik ermรถglicht haben.


80 Jahre Michaeliswoche 1930–2010


80 JAHRE MICHAELISWOCHE 1930–2010 EINE CHRONIK WWW.MICHAELISWOCHE.DE


Impressum

Herausgeber

Verein Michaeliswoche e.V. | Gütersloh

Texte

Johannes Bitter | Hartwig Fischer | Stephan Grimm Giesbert Nunnemann | Christian Schröter

Fotonachweis

Stadtarchiv Gütersloh Pressefotos Stadt Gütersloh | Verein Michaeliswoche e.V. Die Glocke | Neue Westfälische | Westfalen-Blatt Alexander Franz Köllner | Renate Köllner Friederike Edler | Henrik Martinschledde

Redaktion

Hartwig Fischer | Giesbert Nunnemann | Christian Schröter

Gestaltung und Druck

Graphischer Betrieb Rehling GmbH | Rietberg

Copyright

Verein Michaeliswoche e.V. | Gütersloh Flöttmann Verlag GmbH | Gütersloh und die Autoren

ISBN

978-3-924088-13-2


Lieber Leser, liebe Leserin, die Michaeliswoche feiert ihren 80. Geburtstag und ist damit das älteste Stadtfest Güterslohs. Sie steht für Tradition und hat eine bewegte und spannende Geschichte. Alt? Ist sie sicher nicht, eher rüstig. In die Jahre gekommen? Ist sie auch nicht, eher traditionell mit einem Schuss Moderne. Langweilig? Ist sie schon gar nicht. Denn die Gütersloherinnen und Gütersloher bewegen was! Kurz: Die Michaeliswoche hat immer Spaß gemacht und wird immer Spaß machen. Jede Besucherin und jeder Besucher erinnert sich an die eine oder andere Attraktion, das eine oder andere Erlebnis. Kann etwas dazu im Gespräch beisteuern und denkt immer gerne dran zurück. So ist es unser Ziel, daran anzuknüpfen. Getreu dem Spruch: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“, nach Thomas Morus. Geboren wurde die Idee einer Oktoberwoche damals aus der Not heraus. Konkurse und fehlender Konsum, verursacht durch die Weltwirtschaftskrise, führten auch in Gütersloh zu dramatischen Umsatzrückgängen und tiefgreifenden wirtschaftlichen Depressionen. Darüber hinaus machten die Nachbargemeinden und -städte Werbung mit der Parole „Kauft am Platze“. Das führte dazu, dass auswärtige Kunden nicht mehr in Gütersloh ihren Bedarf deckten. Die Einzelhändler kamen daher 1930 zu dem Ergebnis, dass die Stadt in den letzten Jahren durch zu geringe Werbung an Geltung eingebüßt habe und jetzt verlorene Positionen zurückgewinnen müsse – mit einer Werbewoche und Ausstellung. Das war die Geburtsstunde der Gütersloher Michaeliswoche. Schon die Vorbereitung und Durchführung der ersten Oktobermesse war aus heutiger Sicht spannend und interessant. So reduzierte die Stadt den Strompreis für die Einzelhändler um 25 Prozent, um die Schaufenster in den Abendstunden zu beleuchten. Für den Pendelverkehr von Wiedenbrück wurde sogar ein Bus angemietet,

„bis der Landrat kam und den Wagen beschlagnahmte, obwohl er mein bester Freund war“.

Vorwort

Damals wie heute gab es Parallelen in der Diskussion über das Für und Wider einer solchen Festwoche und das Argument von 1931, „selbstverständlich müsse in einer Notzeit jede unnütze Ausgabe vermieden werden, man dürfe aber nicht glauben, dass die Wirtschaft allein mit Sparmaßnahmen wieder in Fluss zu bringen sei“, hat auch heute nach wie vor seine Gültigkeit. Die Gütersloher Michaeliswoche und die hiesige Kaufmannschaft haben seit 1931 einige wirtschaftliche Krisen gemeistert und sind oftmals gestärkt daraus hervorgegangen. Bei einer Bündelung aller Kräfte und in Zusammenarbeit mit der Stadt und allen Werbung treibenden Akteuren wird es gelingen, Gütersloh weiter einen hervorragenden Platz im Wirtschafts- und Kulturleben der Region zu sichern. Lieber Leser, liebe Leserin, wir danken allen, die an dieser Chronik mitgearbeitet haben, allen voran Stephan Grimm vom Stadtarchiv und dem Redaktionsteam. Außerdem danken wir allen Sponsoren, ohne die die Michaeliswoche und alles, was damit zusammenhängt nicht möglich wäre. Ein großer Dank geht auch an die vielen Vereine und Organisationen, die sich an dem Gelingen des Festes mit großem Engagement beteiligen und an August Schneider, den „Vater“ der großen Kirmes. Und wir danken natürlich Ihnen, dass Sie die Michaeliswoche besuchen, sie erleben und genießen. Herzliche Grüße vom Vorstand des Vereins Michaeliswoche

Gabriele Conert, Wilhelm Kottmann, Heidi Ostmeier, Christian Schröter und Matthias Trepper Gütersloh, im September 2011

80 Jahre Michaeliswoche

5


Chronik der Michaeliswoche

Stephan Grimm

Ihre Prägung und ihre Bedeutung erhielt die Stadt Gütersloh durch das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum im 19. und 20. Jahrhundert. 1825 wurde das Dorf durch den preußischen König zur Stadt erhoben, verharrte jedoch vorerst in den dörflichen und kleinräumigen Strukturen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts trugen Industrialisierung, Gebietserweiterungen, repräsentative Neubauten im öffentlichen und privaten Bereich sowie der Ausbau der Verkehrswege und Infrastrukturen zur Ausbildung eines städtischen Charakters bei. Heute sind in der Stadt rund 80 Industrie- und mittelständische Betriebe angesiedelt. Etwa 97.000 Einwohner verteilen sich auf ein Gebiet von rund 112 Quadratkilometer, während die Stadt vor einhundert Jahren nur 1,9 Quadratkilometer groß war und etwa 7.400 Bewohner zählte.

Die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich und lag 1818 bereits um das Dreifache höher als in den Nachbarstädten

6

80 Jahre Michaeliswoche

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts lag das damalige Dorf im Schatten der benachbarten Regierungssitze und Verwaltungsmittelpunkte Rheda (Herrschaft Rheda), Wiedenbrück (osnabrückisches Amt Reckenberg) und Rietberg (Grafschaft Rietberg). Mit dem Ende der weltlichen und geistlichen Landesherrschaften in den Jahren zwischen 1803 und 1808 nahm auch die Bedeutung dieser Städte ab. Das Dorf Gütersloh hatte bereits durch ein reges Gewerbe- und Handelsaufkommen eine besondere Bedeutung erlangt. Mit dem Beginn der Selbstverwaltung, zuerst unter französischer, dann unter preußischer Herrschaft, eröffneten sich weitere Chancen des Bedeutungszuwachses als Wirtschafts- und Verwaltungszentrum in der Region. Die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich und lag 1818 bereits um das Dreifache höher als in den Nachbarstädten. Umgeben von den größeren Städten Bielefeld, Münster, Paderborn und Osnabrück konnte Gütersloh nicht nur zur Kreisstadt, sondern auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort in Ostwestfalen aufsteigen.❚


Der alte Siedlungskern um die Apostelkirche erweiterte sich seit dem 17. Jahrhundert spinnenförmig entlang der Berliner Straße, Kirchstraße, Blessenstätte, Münsterstraße und Königstraße. Hier besaßen die Handwerker und Händler ihre Werkstätten und Verkaufsgeschäfte. 1819 wurden gezählt: 23 Schneider, 15 Bäcker, zwölf Fleischer, 18 Schuhmacher, 16 Tischler, fünf Drechsler, fünf Zimmerleute, fünf Hufschmiede, jeweils vier Maurer, Sattler und Uhrmacher, jeweils drei Glaser, Stellmacher, Klempner, Böttcher, Messer- oder Büchsenschmiede, zwei Hutmacher, zwei Buchbinder, ein Glockengießer, ein Kupferschmied und ein Seifensieder. In der durch Garnspinnerei, Viktualienhandel, Frachtfuhrwesen und Branntweinbrennerei geprägten Stadt siedelten sich im Zuge der zunehmenden Mechanisierung und Industrialisierung viele neue Unternehmen an. Behörden, Banken und Versicherungen eröffneten

hier ihre Filialen und Verwaltungssitze. 1825 wurde Gütersloh zur Stadt erhoben, 1842 folgten die ersten städtischen Verwaltungsstrukturen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten stieg die Zahl der Einwohner kontinuierlich durch zunehmende Arbeitsmöglichkeiten, steigenden Wohnraum und attraktive Bildungsmöglichkeiten. Dem wachsenden Raumbedarf konnte durch die Eingemeindung umliegender Orte begegnet werden. Am 1. April 1910 wurden die Bauernschaften des Amtes Gütersloh Pavenstädt, Blankenhagen, Nordhorn und Sundern sowie die Bauernschaft Kattenstroth aus dem Amt Reckenberg eingegliedert. Am 1. Januar 1970 folgten die Gemeinden Isselhorst, Hollen, Ebbesloh, Niehorst, das Amt Avenwedde mit Friedrichsdorf, Avenwedde und Spexard. Mittelpunkt 1825 städtider Alte Kirch-

Wirtschaft und Handel im 19. Jahrhundert

des dörflichen – seit schen – Geschehens war platz. Mit dem Neubau

80 Jahre Michaeliswoche

7


des Rathauses an der Berliner Straße im Jahr 1864, gegenüber der Neuen Kirche (heute Martin-Luther-Kirche), entstand ein neuer zentraler Ort für Wochenmärkte und Versammlungen. Für die monatlichen Viehmärkte wurden im Oktober 1877 der Hammelmarkt, später Dreiecksplatz und im Jahr 1878 der Marktplatz im Norden der Stadt (heute Standort des Städtischen Gymnasiums) hergerichtet. Im Oktober 1875 berichtet der Bürgermeister Mangelsdorf, dass die Stadt „vorzugsweise eine Handels- und erst in zweiter Linie eine Ackerstadt“ ist. Der Ackerbau stehe hier zugleich im Dienste des Handels. Es finde ein lebhafter Handelsverkehr unter andeAuffällig rem nach Bielefeld, sind die BranMinden und Dortchenverbindungen der mund mit selbstge40 Kaufleute zogenen Pflanzen, Sämereien und Gartenfrüchten statt. Abgesehen von der Seidenfabrikation und der Bierbrauerei sei die Industrie nicht entwickelt, „obgleich Gütersloh ein für industrielle Anlagen ganz geeigneter Ort zu nennen sein dürfte“. Die allgemeine Klage über Stockungen im Handel und über schlechte Geschäfte, besonders der Fleischwarenproduzenten, hervorgerufen durch die Nachwirkungen der Überspekulation und Produktion der Jahre 1871 bis 1873, sei auch in Gütersloh zu hören. Die Zahl der Kaufleute habe sich jedenfalls seit dem Jahr 1851 von 41 auf 76 und der Kleinhändler von 68 auf 104 erhöht. Die Zahl der Gastwirte stieg von 18 im Jahr 1851 auf 32 im Jahr 1878. Aus dem Jahr 1880 liegt ein Verzeichnis der Industrie- und Handelskammer vor, das 88 Betriebe in der Stadt aufführt. Auffällig sind die Branchenverbindungen der 40 Kaufleute, die in unterschiedlichen Kombinationen mit Viktualien, Fettwaren, Kolonialwaren und Landes-

8

80 Jahre Michaeliswoche

produkten handelten. Auch die Kombination der 19 Manufakturwarenhandlungen mit Kurz-, Woll-, Weiß-, Galanterie-, Leinen-, Baumwoll-, Putz-, Seiler-, Schreib-, Kolonial- und Eisenwaren ist bemerkenswert. Darüber hinaus werden erwähnt: eine Lohgerberei, zwei Wagenfabriken, eine Holzhandlung, eine Sägemühle, ein Pferdehandel, drei Agenturen, eine Apotheke, zwei Buchhandlungen, eine Porzellan- und Glaswarenhandlung, eine Glasfabrikation, eine Destillation, eine Destillation und Tabak- und Zigarrenhandlung, eine Zigarrenfabrik und Kolonial- und Manufakturwarenhandlung, eine Bierbrauerei, eine Weinhandlung und Speditionsgeschäft, eine Stärkefabrik, ein Mühlenbetrieb, eine Dampfmühle mit Mehlhandlung, eine Buch- und Kunsthandlung, eine Buchhandlung und Verlagsbuchdruckerei, eine Seidenfabrik, eine Baumwollwarenfabrik, eine Baumwoll- und Wollwarenfabrik, eine Fabrikation von Nessel und gedruckten Zeugen und zwei Seilerwarenfabriken. Ein Betrieb ist ohne Branchenangabe. Der Vergleich mit den Städten Wiedenbrück (50 Firmen), Rheda (46 Firmen), Amt Rietberg (24 Firmen), Amt Herzebrock (19 Firmen), Verl (zehn Firmen) und Amt Reckenberg (sechs Firmen) belegt die herausragende wirtschaftliche Bedeutung der Stadt Gütersloh im Kreisgebiet. 1883 wurde unter dem Vorsitz des Uhrmachermeisters Aloys Pütt (1836 bis 1912) ein Gewerbeverein mit 104 stimmberechtigten Mitgliedern gegründet, dessen Ziel die Stärkung des Handwerks und des Gewerbes war. Dies sollte erreicht werden durch den Anschluss an den Zentral-Gewerbeverein für Rheinland und Westfalen in Düsseldorf, durch die Errichtung einer Zeichenschule für Lehrlinge und Gesellen im Jahr 1883, durch die Sammlung von „guten technischen Vorbildern in Zeichnungen und Modellen“, durch die Anschaffung von


Michaeliswoche 1973: Fußgruppe der deutsch-griechischen Gesellschaft im Umzug.

Zeitschriften und Büchern für gewerbliche Zwecke und durch die Ausstellung von Erzeugnissen des hiesigen Handwerks. 1938 gibt der Vorsitzende des Heimatvereins, Studienrat Kellner, einen Auszug aus dem Ausstellungskatalog von 1883 wieder. Er enthielt 115 Ausstellungsstücke, von der Mustersammlung gebräuchlicher Schriften der Druckerei Ludwig

Flöttmann bis hin zu einem Werkstück des Formschneiders Gronemeyer, von einer Kollektion des Buchbinders Carl Kolbe bis zu den bibliophilen Büchern des Carl Bertelsmann Verlages, von Uhrenbestandteilen des Uhrmachers Aloys Pütt über zwei Blätter Marmorimitierung des Malers Brocke bis hin zu einer Pfeifensammlung Heckmanns.❚

80 Jahre Michaeliswoche

9


Der Vorläuferverein

Die wachsende Mechanisierung der Produktion hatte einen härteren Wettbewerb zur Folge, dem die kleineren Betriebe auf Dauer zu unterliegen drohten. Im Handel verschärfte die Konkurrenz der großen Warenhäuser und Versandgeschäfte das Geschäftsklima. Der Landrat hielt in dem Jahresbericht an den Regierungspräsidenten von 1898 fest, dass „die Detailgeschäfte (Einzelhandelsgeschäfte, S. G.) in kleineren Städten des Kreises zum großen Teil ganz übertrieben hohe Gewinne nehmen und hierdurch die Einwohner zwingen, ihren Bedarf soweit wie möglich auswärts zu de1894 fand eine cken“. Die Handelskamachttägige mer stellte in ihrem JahAusstellung resbericht für 1898/99 im „Schankfest, dass „in den letzhaus zur Krone“ in der ten Jahren wiederholt Blessenstätte Klagen darüber laut gestatt, die worden sind, dass selbstnur heimische ständige GewerbetreiAussteller bende, welche bisher zuließ ihr Fortkommen durch den in geringerem Umfange betriebenen Kleinhandel sicherten, sich durch die Konkurrenz kapitalkräftiger Unternehmer bedrängt finden. Die von diesen unterhaltenen großen Warenhäuser, Lager und Versandgeschäfte vermehren sich, wie aus Kreisen des Detailhandels geltend gemacht wird, nicht bloß der Zeit nach, sondern ihre Ausstattung wird immer großartiger gestaltet und ihr Betrieb durch Ausdehnung auf die verschiedensten Warenbranchen und durch Gründung von zahlreichen Filialen für den bedrohten Kleinhandel in geringem und mittlerem Umsatze immer gefährlicher“. Zur Abwehr der drohenden Gefahren fand sich am 8. Dezember 1891 im Gasthof „Westfälischer Hof“ eine Anzahl von Einzelhändlern

10

80 Jahre Michaeliswoche

der Stadt zusammen und gründeten einen Verein unter dem Namen „Verein zur Wahrung lokaler Handelsinteressen“. Zum Vorsitzenden wurde der Manufaktur- und Modewarenhändler Conrad Vincke gewählt, weitere Vorstandsmitglieder waren die Kaufleute Heinrich Manecke, Wilhelm Horstmann, Roggenkamp, Pollkläsener, Joseph Kirchhoff und Max Daltrop. Mit „Einigkeit und etwas gutem Willen“ wollte man vor allem der „modernen Gewerbefreiheit“ entgegentreten, soweit sie das „reguläre Hausgeschäft benachteilige“. Während über die Aktivitäten des neuen Vereins nichts weiter berichtet wird, setzte der Gewerbeverein seine Ausstellungen fort. 1894 fand eine achttägige Ausstellung im „Schankhaus zur Krone“ in der Blessenstätte statt, die nur heimische Aussteller zuließ. 60 Gewerbetreibende stellten ihre Arbeit und ihre Produkte vor, vor allem die Leistungen des Kunsthandwerks wurden hervorgehoben. Als Zweigverein des Zentral-Gewerbevereins für Rheinland und Westfalen blieb er unter dem Vorsitz des Kaufmannes Carl Stahl bis in das 20. Jahrhundert bestehen. Den Jahresberichten der Handelskammer und den vierteljährlichen Berichten des Wiedenbrücker Landrates an die Regierung in Minden lässt sich entnehmen, dass erst nach einigen schwierigen Jahren ab 1895 eine allgemeine wirtschaftliche Besserung eingetreten war. Vor dem Hintergrund einer euphorischen Außenpolitik nahm das wirtschaftliche Leben bis 1913 eine relativ günstige Entwicklung. Jedoch störten starke Preisschwankungen bei Getreide und Fleisch, aber auch in der Seidenund Baumwollindustrie, um die Jahrhundertwende das Geschäftsklima. Auch „geübte einheimische Arbeitskräfte“, so der Bürgermeister im Oktober 1900, seien nicht zu haben. Zu einer Wirtschaftsflaute kam es im Kreis Wiedenbrück jedoch nicht. ❚


80 Jahre Michaeliswoche

11


Gründung des Ladeninhabervereins 1910

Aloys Pütt – Vorsitzender des Ladeninhaber-Vereins (1910 bis 1912).

12

80 Jahre Michaeliswoche

Nachdem es bereits 1907 in Bielefeld zur Gründung eines „Detaillistenvereins der Textilbranche“, dem Vorläufer des heutigen Einzelhandelverbandes, gekommen war, begannen auch in Gütersloh Überlegungen zur Gründung einer berufsständischen Organisation. Am 31. JanuDas Ergebnis ar 1910 versammelten der Zusamsich etwa 50 Ladeninmenkunft haber der Stadt, um bestand in der die Einführung der Einladung an „Sonntagsruhe“ und sämtliche Ladeninhaber, einer Ladenschlusszeit am Abend des um 20 Uhr zu erörtern. 11. Mai zu Leiter der Versammlung einer Generalwar der Kaufmann versammlung Her mann Zumwinkel in den Saal der Gastwirt(„Spieker“), der die schaft Gehle Vorteile eines früheren zusammenLadenschlusses für die zukommen Angestellten und die Geschäftsinhaber aus sozialen und familiären Gründen herausstellte. Die Gegner beriefen sich auf die örtlichen Verhältnisse und die arbeitende Bevölkerung, die längere Öffnungszeiten erforderlich machten. Eine Kommission wurde gebildet und eine Unterschriftenliste angelegt, deren Ziel es war, eine Petition bei den zuständigen Behörden einzureichen. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit wurde jedoch verfehlt und das Projekt verlief im Sande.

Sager, Hermann Zumwinkel, August Heinrich Diekötter und Christian Behrens im Lokal Gehle an der Bahnhofstraße (heute Eickhoffstraße), um einen Ladeninhaber-Verein zu gründen. Zum Vorsitzenden wurde Aloys Pütt, zum zweiten Vorsitzenden Hermann Zumwinkel, zum ersten Schriftführer August H. Diekötter, zum zweiten Schriftführer Clemens Müller und zum Kassierer August Goldstein gewählt. Die Herren Manecke, Schrewe, Sager und Behrens übernahmen die Ausarbeitung der Statuten. Am 7. April 1910 kam der Vorstand erneut zusammen, um die Satzung zu beraten. Das Ergebnis der Zusammenkunft bestand in der Einladung an sämtliche Ladeninhaber, am Abend des 11. Mai zu einer Generalversammlung in den Saal der Gastwirtschaft Gehle zusammenzukommen. Dort wurde über die Zweckmäßigkeit des Vereins diskutiert, die Satzung bekannt gegeben und ein erstes Mitgliederverzeichnis mit 22 Personen angelegt. Unter ihnen befanden sich die Unterzeichner der Satzung: Aloys Pütt, Fr. Schrewe sen., Clemens Müller, Hans Sager, August Goldstein, Hermann Zumwinkel, A. H. Diekötter, Chr. Behrens, Heinrich Manecke, Ernst Lachmann, Gottfried Heitmann und Bernhard Daltrop. Der Verein trug den Namen „Verein der Ladeninhaber zu Gütersloh und Umgegend“ und wurde am 16. März 1915 in das Vereinsregister eingetragen. Er sollte überparteilich und überkonfessionell agieren, die gemeinsamen Interessen der Mitglieder vertreten, Missstände im geschäftlichen Verkehr abwehren und den Stand der Geschäftsinhaber im Allgemeinen fördern.

Einige Händler gaben jedoch nicht auf. Um den Feierabend und den freien Sonntag zu erreichen, war der Zusammenschluss aller Kräfte erforderlich. Am 3. März 1910 trafen sich der Uhrmacher Aloys Pütt, der Buchhändler August Goldstein und die Kaufleute Clemens Müller, Friedrich Schrewe sen., Hans

Der Jahresbeitrag betrug drei Mark. Jedes Mitglied verpflichtete sich, bei voller Wahrung der eigenen Interessen die geschäftliche Konkurrenz in würdiger und anständiger Weise auszuüben. Eine Auflösung des Vereins konnte nicht erfolgen, solange noch zehn Mitglieder für den Fortbestand plädierten.❚

1910


„Gasthof zum Bahnhof“ August Gehle, Gütersloh. (Obstausstellung)

Ziele des Vereins In der Satzung wurde festgelegt, wie die genannten Ziele erreicht werden sollten: ❙ die Überwachung der Innehaltung der für den Gewerbe- und Handelsstand gegebenen Gesetze ❙ die Verhinderung schwindelhafter Reklame, unwahrer Angaben, schleuderhafter Angebote, Auktionen und dergleichen zum Schutze des Publikums ❙ die Aufklärung des Publikums durch die Presse ❙ die Regelung des Borgwesens ❙ den Anschluss und das Zusammenwirken mit Vereinen gleicher Bestrebungen

Vorbereitet durch die dritte Vorstandsversammlung am 18. Mai 1910 fand zwei Tage später die zweite Mitgliederversammlung des Vereins im Lokal der Gastwirtschaft von August Gehle statt. In seinen Begrüßungsworten sagte der Bürgermeister Gustav Tummes seine Unterstützung zu. Anschließend hielt der Elektrotechniker und spätere Leiter des städtischen Elektrizitätswerkes, Carl Theodor Müller, einen Vortrag über die „zweckmäßige Verwendung der Elektrizität für Licht- und Kraftzwecke speziell für Ladeninhaber“. Die Neue Gütersloher Zeitung würdigte den Vortrag und „seine anregenden Verhandlungen“ als Beweis, dass der Verein „in vielen Beziehungen für seine Mitglieder belehrend und aufklärend wirken kann“.

1910

1920

Bald stellten sich die ersten Erfolge der Vereinstätigkeit ein. Neben den Bereichen Steuerwesen, Arbeits- und Tarifrecht widmeten sich die Mitglieder den Themen Kürzung der Ladenschlusszeiten und Abschaffung von Sonderrabatten.

Die Jahre von 1910 bis 1922

Die Forderung, „mit Rücksicht auf das Geschäft, auf uns selbst, auf unseren Stand und auf die der Käufer“ die Schließung der Geschäfte an Sonntagen zu erreichen, wurde am 21. Oktober 1912 durchgesetzt. Mit 31 gegen sechs Stimmen wurde die „SechsTage-Woche“ für Geschäftsleute beschlossen, 1913 schließlich der 8-Uhr-Ladenschluss erreicht.

80 Jahre Michaeliswoche

13


Zum Wohle: Bürgermeister Heinz Kollmeyer (links) und Stadtdirektor Dr. Gerd Wixforth stoßen auf die Michaeliswoche 1965 an.

Im Juni 1913 beschlossen die Inhaber der Manufaktur-, Konfektions- und Kurzwarengeschäfte auf Anregung des Vereins, ab 1. Juli keinen Sonderrabatt zu bewilligen, um den Kunden eine gerechte Behandlung zuteil werden zu lassen. Ein Barzahlungsrabatt von maximal vier Prozent wurde allerdings weiterhin eingeräumt. Bei Zuwiderhandlung waren 50 Mark an den Verein zu zahlen. Ein weiteres Thema war die Bitte an das Gütersloher Tageblatt, die Anzeigen auswärtiger Firmen nach Möglichkeit nicht aufzunehmen und bei Bielefelder Firmen nicht um Inserate zu werben. Die Zeitung erklärte sich nach längeren Verhandlungen bereit, jede „Werbung auswärtiger Inserenten, die den Interessen der Gütersloher Ladeninhaber zuwider laufen“, abzulehnen. Für auswärtige Inserate sollte ein Zeilenpreis von 15 Pfennig berechnet werden, die Rabatte für heimische Geschäfte sollten nicht gewährt werden.

Hermann Zumwinkel – Vorsitzender von 1912 bis 1916.

14

80 Jahre Michaeliswoche

Am 17. Oktober 1912 wurde durch den Tod des ersten Vorsitzenden eine Neuwahl des Vorstandes erforderlich. Anstelle des verstorbenen Aloys Pütt wurde Hermann Zumwinkel zum ersten Vorsitzenden, Bernhard Daltrop zum ersten Schriftführer und Alfred Köhler zum zweiten Schriftführer gewählt. Das Mitglieder-

1910

1920

verzeichnis des Jahres 1912 enthält 280 Namen, unter ihnen befanden sich 97 Lebensmittel- und Kolonialwaren-, 51 Textilwaren-, 22 Haushalt- und Eisenwaren-, 19 Schuhwaren-, zehn Buch- und Papierwaren- und zehn Möbelwarenhändler sowie zehn Schankwirte, drei Bierverleger, fünf Uhrmacher und Goldschmiede, ein Fotograf und drei Friseure. Im Jahr 1914 wurde der Verkauf von Brot durch die Lebensmittelhändler als Konkurrenzmittel gegen die Konsumvereine und das Flaschenpfand eingeführt. Die Mitgliederzahl erhöhte sich auf 127, 1915 fiel sie auf 87. Daraufhin wurde beschlossen, den Mitgliedsbeitrag von drei auf zwei Mark zu senken. Einstimmig wurde auch der Antrag angenommen, bereits 1913 die Einführung des Ladenschlusses probeweise um 20 Uhr einzuführen, dann ab Dezember 1914 die Geschäfte werktags um 20 Uhr und samstags um 21 Uhr zu schließen und vom 15. Dezember an die Ladenschlusszeit werktags um 21 Uhr und samstags um 13 Uhr einzuführen. Neuer Vorsitzender des Vereins wurde 1916 der Kaufmann Hans Sager, der einen Eisenwaren-, Werkzeug-, Haus- und Küchengerätehandel in der Berliner Straße Nr. 7 betrieb. In den Notzeiten des Ersten Weltkrieges mit


knappen Rohstoffen und Bezugsscheinen, Tarif-, Steuer- und Rabattfragen und der sich anschließenden Teuerung und Inflation waren besondere Fähigkeiten gefragt. Sager meisterte die Schwierigkeiten zum Wohl des Vereins und seiner Mitglieder. 1918 musste die Anhebung der Umsatzsteuer (heute Mehrwertsteuer) auf 0,5 Prozent (!) hingenommen werden. Im Februar 1918 begann die Stadtverwaltung mit der Herausgabe von Notgeldscheinen (Kleingeldersatzscheinen) im Nennwert von zehn, 25 und 50 Pfennig. Am 27. Februar 1922 bat der Verein den Kreisausschuss, das Notgeld einzuziehen, was bis zum 1. August des Jahres auch erfolgte. Bis Ende 1923 stabilisierten sich die Verhältnisse auf dem Geldmarkt wieder. Aus finanziellen Gründen war der Verein nicht bereit, dem Einzelhandelsverband für Rheinland und Westfalen mit Sitz in Düsseldorf beizutreten. Lediglich im Einzelhandelsausschuss der Bielefelder Handelskammer war man durch die Kaufleute Heinrich Manecke und Johannes Sager vertreten. In Sachen Ladenschluss fasste die 51köpfige Mitgliederversammlung am 12. Oktober 1922 den einstimmigen Beschluss, die Geschäfte ab 15. Oktober um 18 Uhr zu schließen, um die hohen Geschäftskosten für Kohle und Licht zu verringern. Nur an den Sonnabenden sollen die Läden bis 19 Uhr geöffnet sein, die Mittagschlusszeit von 13 bis 14.30 Uhr sollte beibehalten werden. Die Zahl der Mitglieder verringerte sich bis 1918 auf 63, stieg jedoch von 110 im Jahr 1919 auf 137 an. Diese Entwicklung ist ein Beleg dafür, dass in schwierigen Zeiten der Zusammenhalt wuchs und neue Mitstreiter gewonnen werden konnten, wenn es darum ging, gegen die wirtschaftliche Not anzugehen.❚

1910

1920

Am 5. Januar 1923 übernahm der Kaufmann Alfred Köhler (1870 bis 1958) den Vorsitz. Köhler stammte aus Sachsen, besuchte die höhere Schule in Osterode (Harz), absolvierte eine kaufmännische Lehre in einem Manufakturwarengeschäft in Northeim und arbeitete als Handlungsgehilfe in Harburg. Nach seiner Militärdienstzeit in Kolmar sowie Tätigkeiten in Uelzen und Hamburg kam er 1897 nach Gütersloh, wo er als Geschäftsführer, 1898 als Teilhaber des Manufaktur- und Modewarengeschäftes J. H. Grohmann, Berliner Straße Nr. 238 (heute: Krönigsche Apotheke, Nr. 11), fungierte. 1905 übernahm er den Betrieb in eigener Regie. 1908 wurde er Kommissar der Provinzial-Feuersozietät in Münster, von 1914 bis 1938 war er Mitglied, später Beiratsmitglied, der Industrie- und Handelskammer in Bielefeld und konnte hier die Interessen des Gütersloher Einzelhandels vertreten. Bereits 1921 hatte er als Mitglied des Einzelhandelsverbandes für Rheinland und Westfalen an der 1. ordentlichen Verbandsversammlung in Düsseldorf teilgenommen. Das Hauptthema der Veranstaltung war die Beendigung der Kriegswirtschaftspolitik und die Planung von Widerstandsmaßnahmen gegen den verordneten künstlichen Preisabbau. Weitere Funktionen übte er als Mitglied des Gewerbesteuerausschusses des Kreises Wiedenbrück aus, seit 1906 war er Mitglied und später Aufsichtsratsvorsitzender des Gütersloher Glasversicherungsvereins. 1932 wurde er in den Aufsichtsrat der Gütersloher Bank (heute Volksbank) gewählt und 1955 zum Aufsichtsratsvorsitzenden. Auch als Mitglied mehrerer Vereine war er eine einflussreiche Persönlichkeit der Stadt. Das Geschäft übergab er 1938 seinem Schwiegersohn, Hermann Schulte.❚

Der neue Vorsitzende Alfred Köhler

Das Hauptthema der Veranstaltung war die Beendigung der Kriegswirtschaftspolitik und die Planung von Widerstandsmaßnahmen gegen den verordneten künstlichen Preisabbau

Alfred Köhler – Vorsitzender von 1923 bis 1935.

80 Jahre Michaeliswoche

15


Aktivitäten 1923 bis 1931

Zu Beginn von Köhlers Leitung stand die Überweisung von 173.250 Mark, die der Einzelhandel für die Notgemeinschaft zusammenbrachte. Im Dezember 1923 waren es bereits 474 Billionen. Köhler berichtete später, dass er an einem Tage mit der Tageseinnahme von 200 Millionen Mark nach Bielefeld fuhr, um neue Ware zu holen. Statt des erhofften Erlöses von drei Kupons Stoff erhielt er nur ein kleines Stückchen. Täglich kamen die Einzelhändler zusammen und setzten die Preise nach den Börsenkursen fest. Nach der Inflation kam die Deflation, ehe sich bis 1928 die Verhältnisse stabilisierten. Nach 1928 setzte erneut der Niedergang in der Form von Arbeitslosigkeit und Geldknappheit ein. Erfolgreich setzte sich der Verein für die Einrichtung von Omnibuslinien in das Umland und die Verbesserung der Eisenbahnverbindungen ein. Am 28. September 1925 schloss sich der Verein an das Handwerksamt Gütersloh an, am 21. April 1926 trat man der „Arbeitsgemeinschaft des Einzelhandels im Handelskammerbezirk Bielefeld“ bei, für die Vertreterversammlung wurden aus Gütersloh August Goldstein, Alfred Köhler und Clemens Müller benannt. 1927 wurde beim Magistrat die Gründung eines Verkehrsvereins angeregt. Auf den Vorstandssitzungen und Generalversammlungen des Vereins wurden unter anderem die Themen „offene Sonntage“, Rabatte für Anzeigen für Vereinsmitglieder in den Lokalzeitungen, Herausgabe einer Weihnachtsausgabe in der Gütersloher Zeitung, zu hohe Strompreise des städtischen Elektrizitätswerkes und die Prämiensätze der Gütersloher Spiegelglasversicherung besprochen. Ab und zu hielten Gastreferenten Fachvorträge, zum Beispiel der Mittelschulrektor Hermann Goldstein zum Thema „Schule und Wirtschaft“ und der Syndikus Franz Langmann über „Mittelstand und Versicherungsfragen“. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sich die Zahl der Vereinsmitglieder bis 1930 auf 93 verringerte. Bis 1933 stieg sie jedoch wieder auf 141 an.❚

1931: Planungen zur 1. Oktobermesse

Die Anfänge der „Gütersloher Oktobermesse“ als Werbeveranstaltung der heimischen Geschäftsleute liegen im Jahr 1930. 1929 bescheinigte das Statistische Landesamt der örtlichen Wirtschaft noch einen guten (20.) Platz im Kreis der westfälischen Städte. Doch nach einer wirtschaftlichen Scheinblüte verschlechterte sich die Lage durch die Weltwirtschaftskrise. Bis Ende 1931 stieg die Zahl der Arbeitslosen reichsweit auf 4.887.000 an, 1932 waren es über sechs Millionen. Wegen der Kriegsschulden und Reparationslasten erließ die Regierung unter dem Kanzler Brüning zahlreiche Notverordnungen, die unter anderem die Löhne senkten und einen Preisabbau für Artikel des täglichen Bedarfs zur Folge hatten. Die Stundenlöhne der Tiefbauarbeiter wurden auf 71 Pfennig, die der Maurer auf 1,14 Mark festgesetzt, das bedeutete eine Senkung um zwölf Prozent. Konkurse und fehlender Konsum führten zu dramatischen Umsatzrückgängen im Einzelhandel und zu einer tief greifenden wirtschaftlichen Depression. In Gütersloh lebten 1931 25.230 Einwohner, die Zahl der Wohnungen betrug 5.529. Mit 350 Arbeitslosen (jeder 14. von 1.000 Einwohnern) noch etwas besser als in Westfalen (36 von 1.000). Um die heimische Wirtschaft neu zu beleben, war die Eigeninitiative der Geschäftsleute

16

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930


Die Organisatoren der 1. Oktobermesse 1931.

gefragt. Am 18. März 1930 stellte Köhler in der Generalversammlung im Hotel Barkey fest, dass gute Schaufenster und gute Bedienung die Grundbedingungen des Erfolges seien. In den Städten und Gemeinden des Kreises Wiedenbrück startete die örtliche Wirtschaft mit den Parolen „Kauft am Platze“, mit der Folge, dass die auswärtigen Kunden wegblieben. Bereits 1929 wurde an den Litfasssäulen das Plakat „Kauft in Gütersloh“ angebracht, was eine starke Werbekraft besaß. 1930 wurde die Aktion weitergeführt. Doch diese Maßnahme allein reichte nicht aus. Der Vorstand um den Vorsitzenden Alfred Köhler, Willy Eickholt, August Goldstein, Burghard Müller, Wilhelm Roggenkamp, Friedrich Schrewe, Alfred Temme, Wilhelm Wagener und Hans Zumwinkel erkannten, dass die Stadt in den letzten Jahren durch zu geringe Werbung an Geltung eingebüßt habe und seine verlorene Position wieder zurückgewinnen musste. Auf der Generalversammlung vom 11. November 1930 im Hotel Kaiserhof brachten Hans Zumwinkel und Alfred Köhler ihre Idee

1910

1920

1930

zur Sprache, in Gütersloh eine Werbewoche nach Lippstädter Vorbild zu veranstalten. Am 17. November trafen sich die Mitglieder erneut und hörten die Berichte über die Herbstwoche in Lippstadt, die Bielefelder „Rot-Weiß-Woche“ und Reklameaktionen in Wiedenbrück. Einstimmig beschlossen sie, „im kommenden Jahr eine Werbewoche zu veranstalten“. Der Termin wurde auf die Zeit vom 10. bis 18. Oktober 1931 festgelegt, um eine Überschneidung mit der Wiedenbrücker Kirmes am 1. Sonntag und Montag des Monats zu vermeiden. Bis zu diesem Termin fanden 15 weitere Sitzungen des Vorstandes und der Mitglieder statt, in denen vor allem das Programm und die begleitenden Werbeaktionen beraten wurden. Mit Musikkapellen auf Leiterwagen ging es hinaus in die Dörfer. Ein Autobus wurde angemietet, der im Pendelverkehr zwischen Gütersloh und Wiedenbrück Besucher für 50

Bereits 1929 wurde an den Litfasssäulen das Plakat „Kauft in Gütersloh“ angebracht, was eine starke Werbekraft besaß

80 Jahre Michaeliswoche

17


Hotel Kaiserhof um 1930.

Pfennige in die Stadt brachte, „bis der Landrat kam und den Wagen beschlagnahmte, obwohl er mein bester Freund war“, so der Vorsitzende in seinen Erinnerungen 25 Jahre später. Im August 1931 äußerte sich Köhler auf einer Mitgliederversammlung zum Thema „Sparen in Notzeiten“: „Selbstverständlich müsse in einer Notzeit jede unnütze Ausgabe vermieden werden, man dürfe aber doch nicht glauben, dass die Wirtschaft allein mit Sparmaßnahmen wieder in Fluss zu bringen sei. Es sei auch unsinnig, alle Feste ausfallen zu lassen. Durch solche übertriebene Rücksichtnahme auf die gegenwärtigen Verhältnisse würden viele Volksgenossen brotlos“. Aufkommenden Stimmen gegen die geplante Werbewoche begegnete Köhler mit dem Satz: „Dem Mutigen gehört die Welt“. In einer Notzeit sei Sparen zwar gut, so Köhler, jedoch sei ein reger Umsatz für den Einzelhändler selbst und im Interesse der Gesamtwirtschaft immer begrüßenswert. Zur Belebung des Geschäfts könne man nicht die Hände in den Schoß legen und den Ereignissen tatenlos abwartend zusehen.

18

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

Die Messe bot den Firmen, Handwerksbetrieben und Einzelhändlern der Stadt die Möglichkeit, mit eigenen Ständen auf ihre Produkte und Leistungen hinzuweisen und zu werben. Voraussetzung für eine Erfolg versprechende Durchführung war allerdings die finanzielle Unterstützung durch die Stadt. Diese sagte zu, den Strompreis auf 25 Prozent zu reduzieren, die öffentlichen Gebäude, besonders das Rathaus, zu beleuchten, die Sätze der Vergnügungssteuer zu senken und den Marktplatz an der Schulstraße kostenlos bereitzustellen. Die Gesamtleitung der Veranstaltung übernahm Dr. Franz Langmann, der das Messebüro in seiner Dienststelle, dem Handwerks- und Gewerbeamt in der Roonstraße Nr. 2, einrichtete. Er erhielt für seine Tätigkeit ein Honorar von 350 Mark. Die Gesamtkosten der Veranstaltung wurden mit 1.500 Mark veranschlagt und je zur Hälfte vom Ladeninhaberverein und vom Wirteverein getragen.


Die Kommissionen Für eine reibungslose Organisation wurden verschiedene Kommissionen gewählt: ❙ die Etatkommission, bestehend aus den Kaufleuten Vogt, Goldstein, Eickholt, Manecke und Eisenstein, Thümmel und Westerbarkey als Vertreter der Zeitungen, Dr. Franz Langmann, Syndikus des Handwerksamtes, die Berufsvertretung des selbstständigen Handwerks und der städtische Verwaltungsdirektor Hermann Schumann ❙ die Ausschmückungskommission mit den Herren Lenzen, Brockmann und Temme ❙ eine Verkehrskommission ❙ eine Platzkommission (Ordnungskommission), der die Herren Langmann, Manecke, Zumwinkel jr., Jäger und Nitsch angehörten. Sie sollten während ihrer Tätigkeit auf dem Marktplatz mit grün-weißen Armbinden versehen werden

Der Leiter der Fortbildungsschule, Bicknese, wurde mit der Ausschreibung eines werbewirksamen Plakats beauftragt, die eingehenden Schülerarbeiten sollten mit Geldpreisen prämiert werden. Aus der Reihe der vorgelegten Entwürfe fand schließlich das Messeplakat der Druckerei Ludwig Flöttmann mit den drei Kirchtürmen einstimmige Zustimmung und wurde in einer Auflage von 1.500 Stück gedruckt. In Sachen Veranstaltungswerbung war Folgendes geplant: Die Fliegerschule in Münster wurde gebeten, Plakate abzuwerfen, Reklameautos mit Musik unter Führung des „SpiekerAutos“ sollten durch die weitere Umgegend fahren, dazu Luftballons in den städtischen Farben grün und weiß zum Preis von acht Pfennigen verkauft werden, die neben der Firmenwerbung die Aufschrift „Werbe-Woche“ trugen. Am Bahnhof sollte ein Transparent mit einem Willkommensgruß und eines von vier Werbetransparenten mit der Aufschrift „10.–18. Oktobermesse“ angebracht werden. Weitere Trans-

1910

1920

1930

parente befanden sich an den Eingängen zur Innenstadt: an der Berliner Straße in der Nähe der Gaststätte „Handelshof“, Unter den Ulmen und an Spiekers Ecke (J. F. Zumwinkel) an der Hohenzollernstraße. Für einen Stand auf dem Marktplatz sollten nur diejenigen Schausteller eine Genehmigung erhalten, die das „Gütersloher Handwerk und Gewerbe nicht schädigen“. Über die Zulassung von Buden, Karussells, Hippodrom (Reitschule) und Zirkus entschied der Vereinsvorstand. Jeden Tag sollte nachmittags ab 15.30 Uhr ein Kirmestreiben auf dem Marktplatz stattfinden. Der Wirteverein beabsichtigte, ein Zelt von rund 250 Quadratmetern aufzustellen. Die Kinos wurden gebeten, in der Woche ein besonders zugkräftiges Programm anzubieten. Verbilligte Busverbindungen zur Messe wurden ebenso angeboten, wie verkaufsoffene Geschäfte an den beiden Sonntagen von 11.30 bis 17.30 Uhr. Auf dem Dreiecksplatz soll für turnerische Vorführungen ein Podium errichtet werden, für den Donnerstag war eine Modenschau im Saal der Gesellschaft „Eintracht“ und am Freitag bei dem Wirt Schettler im Hotel Barkey vorgesehen. Models und Moderation stellte das Bielefelder Stadttheater. Geplant war darüber hinaus ein Schaufensterwettbewerb mit Preisausschreiben, das Aufsteigen eines Freiballons durch den Flugverein, ein Reiterfest des Landwirtschaftlichen Vereins, Möbel- und Bilderausstellungen im Evangelischen und Katholischen Vereinshaus, im Saal Gehle, in der (alte Töchterschule) Moltkestraße und im Hotel Barkey, darüber hinaus Vorträge von Referenten der Landwirtschaftskammer Münster. Auch eine Besichtigung der Mielewerke sollte für auswärtige Gruppen angeboten werden. Die Gütersloher Zeitung bot an, jeden Abend um 19 Uhr die neuesten politischen Tagesmeldungen per Lautsprecher an der Geschäftsstelle in der Kökerstraße bekannt zu geben.❚

Am Bahnhof sollte ein Transparent mit einem Willkommensgruß und eines von vier Werbetransparenten angebracht werden

80 Jahre Michaeliswoche

19


Durchführung der 1. Oktobermesse

Am Samstag, 10. Oktober 1931, begann um 16 Uhr die erste „Gütersloher Oktobermesse“ mit Kirmesrummel. Um 18 Uhr wurde die Messewoche offiziell mit einem Konzert auf dem Rathausplatz eröffnet. In seinem Geleitwort stellte der Bürgermeister Gustav Tummes (1908 bis 1934) heraus, dass „der Erfolg der Messe nicht nur darin bestehen soll, dass viele Einkäufe gemacht werden, sondern vor allem darin, dass durch die Messe die alte Kundschaft zufrieden gestellt und recht viele neue Kundschaft gewonnen wird […] Der Wagemut unserer Kaufmannschaft zeige, dass sie sich nicht unterkriegen lassen will und verzagt den Kopf hängen lässt“. Der Sonntag begann um 11 Uhr mit einem Platzkonzert vor dem Rathaus, am Nachmittag fanden sportliche Wettkämpfe (Fußball, Handball, Reiten), am Abend ein „elektrisches Keulenschwingen mit Konzert“ auf dem Dreiecksplatz statt. Montag, den 12. Oktober, 15 Uhr gab es ein erneutes Platzkonzert, abends fand eine Tagung des Gütersloher Handels und Gewerbes statt. Am Dienstagvormittag versammelten sich die Fachgruppen des Einzelhandels, am Abend führten die Niederdeutschen Heimatspiele im Evangelischen Vereinshaus, Molt-

Bürgermeister Gustav Tummes – (1908 bis 1935).

20

80 Jahre Michaeliswoche

Wiltmannsche Festsäle.

1910

1920

1930

kestraße, das Stück „Dä Student van Mönster“ auf. Der Mittwoch war mit Fachversammlungen am Vormittag, Schülerkonzerten am Nachmittag und verbilligtem Kinobesuch für Vereinsmitglieder am Abend ausgefüllt. Am Donnerstag, 15. Oktober, fand unter anderem eine Tagung der „Hausfrauen aus Stadt und Land“ im Katholischen Vereinshaus statt. Das Thema der Veranstaltung lautete: „Wie kann die Frau zum Absatz deutscher Erzeugnisse beitragen?“ Der Freitag, 16. Oktober, war vorgesehen für Fachversammlungen, der Sonnabend für Kinderbelustigungen, Konzert und Kinobesuch. Am letzten Samstag wurde von 15 bis 16.30 Uhr auf dem Schulhof der Altstadtschule eine „Kinderunterhaltungsstunde“ mit Kasperletheater veranstaltet, die mit einem Festzug mit Lampions durch die Stadt endete. Der letzte Messetag, Sonntag, der 18. Oktober, endete mit sportlichen Veranstaltungen, unter anderem mit dem Staffellauf „Quer durch Gütersloh“, dem Gaufechtertag des Turnvereins von 1879 in den Wiltmannschen Sälen, einem Gesangsfest des Vereins „Harmonie“ im Schützenhof, einer Blumenkorsofahrt durch die Stadt und einem Familienabend des Gütersloher Einzelhandels im Hotel Barkey.


Die Schlussbilanz der 1. Gütersloher Oktobermesse wurde als „insgesamt befriedigend“ bezeichnet. Auch wenn nicht alle Erwartungen erfüllt wurden, habe die Oktobermesse doch gezeigt, „dass mutige Tat die Gespenster Resignation und Wirtschaftsmüdigkeit verscheucht“. Der moralische Gewinn sei größer als der finanzielle gewesen, resümierte die Gütersloher Zeitung. Rund 40.000, das heißt täglich 5.000 Auswärtige, hätten die Stadt besucht, bei einer Ausgabe von 2,50 Mark pro Person seien 100.000 Mark hereingekommen, rechnete Hans Zumwinkel vor. Andere Quellen nennen ca. 60.000 Besucher, die zu einer Umsatzsteigerung von etwa 500.000 Mark gegenüber den Vorwochen geführt hatten. 100 Arbeitslosen sei durch die Messe Lohn und Brot verschafft worden. Bemängelt wurden hauptsächlich die unzureichenden Verkehrsverbindungen und Umleitungen. Zufrieden konnte der Vorsitzende den Zuwachs von 50 neuen Mitgliedern bekannt geben. Auch die Zusammenarbeit mit der Presse verlief positiv, die Gütersloher Zeitung veröffentlichte eine Sonderbeilage. Der Verlauf der Messe habe gezeigt, so Alfred Köhler, „dass dem Mutigen die Welt gehöre“. Der Jahresrückblick des Kassierers August Goldstein am 3. März 1932 verzeichnete einen Anstieg der Mitgliederzahlen von 127 im Jahr 1912 auf 142 im Jahr 1932. Immer noch diskutiert wurde über die im Februar 1932 erfolgte Gründung eines Rabattsparvereins, der sich allerdings auf den Lebensmittelhandel und die Bäckereien beschränkte. Die Planung verkaufsfreier Sonntage und die Einheitsbewertung der Gebäude und Grundstücke beschäftigte die Mitglieder bis zur Planung der nächsten Messewoche. Auf der Generalversammlung vom 25. November 1931 wurde bereits einstimmig beschlossen, im nächsten Jahr erneut eine Ok-

1910

1920

1930

Hotel Barkey.

tobermesse durchzuführen. In der Zeit zunehmender Schwierigkeiten und starker Umsatzrückgänge wuchs jedoch die Zahl der ablehnenden Stimmen, auch im Vorstand. In der Generalversammlung vom 11. Juli 1932 im Hotel Barkey sprach der Syndikus des Handwerksund Gewerbeamtes, Dr. Hans Bertram (1899 bis 1935), von einer „vaterländischen Pflicht“, die es zu erfüllen gelte und befürwortete die erneute Abhaltung einer Werbewoche mit dem Slogan „Verkehr schafft Verkehr“. Es kam zu einer erneuten Abstimmung, die sich mit 32 gegen 13 Stimmen bei drei Enthaltungen für eine Neuauflage der Oktobermesse aussprach.

80 Jahre Michaeliswoche

21


Werbung zur ersten Oktobermesse 1931.

Eine weitere Maßnahme zur „Anhebung des Verkehrs“ bestand in der Aufstellung des ersten Telefonhäuschens in der Stadt. Auf dem Rathausplatz wurde die Reklamesäule der westdeutschen Lichtreklame entfernt und am 24. Dezember der erste öffentliche Fernspre-

22

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

cher in Betrieb genommen. Für die Beleuchtung zahlte die Post zehn Reichsmark jährlich an die Stadt, die den Anschluss an das elektrische Leitungsnetz herstellte. Etwas später wurde in dem Häuschen ein Briefmarkenautomat angebracht.❚


Am 19. Juli 1932 wurde Dr. Bertram als Nachfolger von Dr. Langmann Geschäftsführer der Oktobermesse. Er übte diese Tätigkeit bis 1934 aus. Am 1. Januar 1935 übernahm er die Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft Lübbecke. Am 30. Januar 1935 ereilte ihn ein plötzlicher Unfalltod. Am 26. Juli wurden auf einer Vorstandsund Kommissionssitzung in Anwesenheit aller Mitglieder die Komitees für die Ausschmückung, Werbung, Platz, Verlosung, Theater und Saal, Konzert und Kinderbelustigung, Ausstellung, Modenschau und Sportvereine gewählt. Erstmals wurde ein Messeführer herausgegeben, der über die Einzelheiten der Stände und des Begleitprogramms informierte und für 20 Pfennig verkauft werden sollte. 53 heimische Aussteller verteilten sich auf das Evangelische Vereinshaus, Katholisches Vereinshaus und Berufsschule mit Turnhalle und ehemaliger Töchterschule. Schwerpunkt im Kath. Vereinshaus war „der elektrische Haushalt“. Die Einzelkarten sollten je Ausstellungsgebäude zehn Pfennig, Schulklassen pauschal eine Mark kosten.

Leitung von Paul Bröder trugen Volksweisen und eine altwestfälische Bauernhochzeit von Karl Wagenfeld vor.

1932

Wie schon im letzten Jahr fand eine Wirtschaftstagung im Hotel Barkey statt, auf welcher der Syndikus Dr. Holzapfel von der Handwerkskammer Bielefeld am Montag, 10. Oktober, zum Thema „Der Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft“ sprach. Für den vierten und fünften Messetag waren jeweils zwei Wiener Modenschauen im Hotel Gehle vorgesehen, die von der Wiener Mode-Gesellschaft unter Beteiligung Gütersloher Firmen mit Kabarett, Musik und Tanzeinlagen präsentiert wurden. In den neu eröffneten Stadttheater-Lichtspielen in der Bahnhofstraße (heute Eickhoffstraße) fand am 13. Oktober eine Sondervorstellung statt. Ein Gastspiel der „Konzerthaus-

Die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich und lag 1818 bereits um das Dreifache höher als in den Nachbarstädten

Am Samstag, 8. Oktober, wurden die Ausstellungen um 15 Uhr eröffnet, die täglich von 10 bis 21 Uhr zu besichtigen waren. Ein Herrenabend des Vorstandes mit Rundgang auf dem Rummelplatz war für 20.30 Uhr geplant. Der Sonntag begann mit einem Herbstgeländelauf des „Gaues Ravensberg im Westdeutschen Spielverband“ mit Start und Ziel im Heidewald, es folgte ein „Reklame-Festzug“ der Gütersloher Wirtschaft, das Fußball-Verbandsspiel Sportvereinigung gegen Fußballverein Wittekind-Enger auf dem Platz der Sportvereinigung am Stadtgarten und ein Heimatabend des Heimatvereins im Bahnhofs-Hotel Gehle. Der Vorsitzende, Dr. Hans Richter, hielt eine Ansprache, der Volkstanzkreis Gütersloh und ein gemischtes Doppelquartett unter der

1910

1920

1930

Plakat der Oktobermesse 1932.

80 Jahre Michaeliswoche

23


Michaeliswoche 1934: Wagen und Fußgruppe der Schule Kattenstroth-Nord als Zigeuner.

Künstlerspiele Bielefeld“, Kabarett, die „neueste tönende Woche der UFA“, und zum Abschluss der Film „Liebeskommando“ mit Dolly Haas, Gustav Fröhlich und Anton Pointner. Der Logenpreis betrug 1,50, Balkon 1,20, erster Platz eine und zweiter Platz 0,70 Reichsmark. Am Freitag trat bei Gehle eine 15-köpfige Spielgruppe der Inselbewohner von Spiekeroog mit dem ostfriesischen, plattdeutschen Heimatspiel „De verlorne Söhns“ auf. Am achten Messetag fand wieder ein Kinderfest statt, um 17 Uhr startete am Bahnhof der Staffellauf durch die Stadt, um 18.30 Uhr gab es den Kinder-Fackelzug unter Mitwirkung der Kapelle des Evangelischen Jünglings- und Männervereins. Um 20 Uhr wiederholte der Heimatverein seinen Heimatabend. Der Schlusstag der zweiten Oktobermesse (16. Oktober) begann um 11 Uhr mit dem Handball-Verbandsspiel der 1. Mannschaften des DSC gegen Spiel und Sport Bielefeld auf dem Sportplatz am Bockskrug, um 13.30 Uhr folgte das Spiel der Sportvereinigung gegen den Deutschen Sportclub. Auf dem gleichen Platz fand um 15 Uhr der „Verbandsfußballkampf der beiden Ortsrivalen Spiel und Sport gegen Sportvereinigung“ statt. Um 20 Uhr gab es den abschließenden Gesellschaftsabend für die Veranstalter und Teilnehmer. Das Ergebnis der Messewoche übertraf trotz der schlechten Witterung, besonders

24

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

während der letzten beiden Tage, die Erwartungen. Es konnte sogar ein Überschuss von 1.871,70 Reichsmark verbucht werden, der als eiserne Reserve angelegt wurde, um im Falle zukünftiger Fehlschläge, zum Beispiel wegen schlechter Witterung, gerüstet zu sein. Man konnte feststellen, dass sich die Zahl auswärtiger Besucher vergrößert hat. Von zahlreichen Verkehrsämtern und Wirtschaftsgruppen bis nach Schlesien und Sachsen gingen Anfragen nach dem Erfolgsrezept der Veranstaltung ein und ermutigten den Vorstand, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Trotzdem machte sich der Geschäftsführer Dr. Betram in der Presse Gedanken über die Zukunft der Trägerschaft. Im Januar 1933 regte er öffentlich die Gründung eines Verkehrsvereins an. Weil nur ein Teil der heimischen Wirtschaft Träger der Oktobermesse sei, müsse nach dem „erfolgreichen Verlauf der beiden bisherigen Messen das Streben dahin gehen, die Gesamtheit der heimischen Wirtschaft, Industrie, Handel, Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft zum gemeinsamen Träger und Förderer dieses Heimatfestes zu gewinnen“. Er stellte sich vor, dass der bereits bestehende Verschönerungsverein „Taufpate“ des Vereins werden könne. Ein aus dem Verkehrsverein gebildeter Arbeitsausschuss könnte die „praktischen Aufgaben“ übernehmen und ein größerer Kreis des Arbeitsausschusses den geschäftsführenden Vorstand bilden, der das erforderliche Verkehrsamt betreut.❚


Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler, am 27. Februar setzte die Notverordnung zum „Schutz von Volk und Staat“ die bürgerlichen und persönlichen Freiheiten außer Kraft. Aus den Reichstagswahlen am 5. März gingen die Nationalsozialisten als Sieger hervor. Erste Boykotte gegen jüdische Geschäfte, eine schrittweise Zentralisierung des öffentlichen Lebens und die Auflösung der föderalen Reichsverfassung durch das Ermächtigungsgesetz vom 31. März veränderten das politische und gesellschaftliche Leben. Das Ende der Parteien und Gewerkschaften wurde bis Ende Juni vollzogen. Bis Mitte August sanken die Arbeitslosenzahlen, ein Milliardenkredit des Staates für ein Arbeitsbeschaffungsprogramm wurde der Wirtschaft bereitgestellt. Hinsichtlich des verordneten Boykotttages gegen jüdische Geschäfte am 1. April 1933 vereinbarte der Vereinsvorstand mit dem Führer der SA, dass Beschädigungen und das Beschreiben der Schaufenster und Häuser hiesiger Geschäftsleute vermieden werden sollten. SA und SS sagten die Vermeidung von Plünderungen und „persönliche Belästigungen der Geschäfte“ zu. Die Unkosten der SA und SS sollten durch eine Sammlung bei nichtjüdischen Geschäften gedeckt werden. Der Verein zog es jedoch vor, die entstandenen Kosten von 110 Mark aus dem Überschuss der letztjährigen Oktobermesse zu bestreiten.

„Die neue Zeit“ 1933

Mitgliederversammlung des Vereins Michaeliswoche am 1. Oktober 1982 im Bockskrug. Ehrenvorsitzender Jürgen Hintzler erhält ein süßes Dankeschön von Schausteller August Schneider (rechts).

Am 5. Mai hielt der Ortskommissar des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand, Fritz Hahne, einen Vortrag im Hotel Barkey, um für die Nebenorganisation der NSDAP zu werben. Keine Berufsgruppe dürfe etwas gegen den Führer unternehmen, so der Redner, daher sei das bevorstehende Zugabeverbot und das Verbot zur Errichtung neuer Gewerbetriebe als Schutzmaßnahme des „bodenständigen Deutschtums“ anzusehen. Die Einstellung der Schank- und Lebensmittelverkäufe in den Warenhäusern, ein Gesetz über Filialsteuer und Warenhaussteuer sei in Vorbereitung. Alles diene der Existenzsicherung des Einzelnen, auch die kommende Neufassung des Arbeitsrechtes würde keinesfalls den Mittelständler und die Unternehmer schädigen. Nach dem Ende des Vortrags meldeten sich fast alle Vereinsmitglieder als Mitglieder im Kampfbund an. Widerstand gegen die neue Entwicklung meldete der Kaufmann und Heimatdichter Fritz Steinhaus („Kiek süh“) schriftlich an, in dem er die „hanebüchenen Grobheiten“ und „tölpelhaft unverschämten“ Äußerungen des Werbeleiters und Leiter des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand, Heinrich Birkenhake, anprangerte. Dieser hatte in einem öffentlichen Aufruf an alle Bürger auf den Notstand der örtlichen Wirtschaft hingewiesen und kundgetan, dass er „im Falle eines eintretenden Preiswuchers dafür bürge, dass er den Schuldigen sofort unschädlich und das Geschäft äußerlich kennzeichnen lassen werde“. Die verzweifelte Lage vieler Mitbürger zwinge ihn, „scharf darüber wachen zu lassen, wer ungeachtet dieses Aufrufes seine Einkäufe weiterhin auswärts tätigt. Er werde „ohne Ansehen der Person“ an einer ihm „geeignet erscheinenden Stelle moralisch richten, der nicht sein Geld in den Mauern Güterslohs lässt“.❚

1910

1920

1930

80 Jahre Michaeliswoche

25


1933

„Die 3. Gütersloher Oktober-Messe fällt in eine neue Zeit, die dem gesunden Optimismus, dem zuversichtlichen Vertrauen in die deutsche Wirtschaft und in den einigen deutschen Aufbauwillen Raum gibt“, frohlockte die Gütersloher Zeitung. Im Januar des Jahres gab der Verein allgemeine Richtlinien für die Wiederholung einer Oktobermesse heraus. Die Messe sollte am ersten Sonnabend des Oktober beginnen und rechtzeitig angekündigt werden. Die Vorbereitungssitzungen sollten möglichst bei allen Wirten stattfinden, auch dürfe die Repräsentation nicht dem Vorsitzenden allein aufgebürdet werden. Die Geschäftsführung müsse sich den Beschlüssen des Vorstandes anpassen, alle Unternehmungen und Der WagenAnschaffungen sollumzug mit ten vorher finanziell vier Märchenfestgestellt werden bildern und um nachträgliche Übetwa 2.000 erforderungen zu vermit Blumen geschmückten meiden. HauptanlieKindern durch gen sei es, dass „von die ganze vornherein zum AusStadt war druck gebracht werein großer den muss, dass die Erfolg Oktobermesse Allgemeingut der Gütersloher sein muss, das jeder mit Interesse hegt und pflegt. Der Verein der Ladeninhaber wirkt ja nur als Veranstalter“. Gemeinsam mit dem Innungsausschuss des Handwerks wurde die diesjährige Oktobermesse organisiert. Der Ladeninhaber-Verein stellte den Vorsitzenden und den Kassierer, das Handwerksamt den Geschäftsführer, Schirmherr war der Oberpräsident der Provinz Westfalen, Freiherr von Lüninck, der zum Bedauern der Veranstalter die Stadt nicht besuchte. Den Ehrenausschuss bildeten Landrat Klein, Bürgermeister Thummes, der Präsident

26

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

der Handwerkskammer Bielefeld, Ernst Potthoff, der Präsident der Industrie- und Handelskammer Bielefeld, Oberschelp, der Kreisleiter der NSDAP, Kreisbaumeister Fritz Horn und der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Albert Feigel. Die Messeleitung bestand aus: Alfred Köhler (Vorsitzender), Dr. Hans Bertram (Geschäftsführer) vom Handwerks- und Gewerbeamt, Hermann Zumwinkel, Willi Wagener, Heinrich Eickholt und August Goldstein für den Einzelhandel, Hermann Fritzenkötter, Fritz Maas jr., Walter Sieg, Heinrich Breenkötter und Fritz Jacke für das Handwerk, Gustav Rehm, Kreisleiter der Nationalsozialistischen Handwerks- Handelund Gewerbeorganisation (NS-Hago) und Vertreter der Wirte und Heinrich Birkenhake als Orts-Hagoleiter. Auf der Generalversammlung vom 11. September stand nicht nur die Vorstellung des Programms für den 1. bis 8. Oktober auf der Tagesordnung, sondern auch eine Erörterung des Verhältnisses der Nachbarstädte Wiedenbrück und Gütersloh. In jedem Fall werde ein friedliches Miteinander begrüßt, daher solle eine Pause am ersten Messemontag eingelegt werden, um allen Bürgern den Besuch der Ausstellungen in Wiedenbrück zu ermöglichen. Die ebenfalls angeschnittene Frage nach einer Trennung von Handwerk und Einzelhandel („Ständische Gliederung“) wurde dahingehend beantwortet, dass beide organisch gewachsen seien. In Gütersloh gebe es bei der Durchführung des ständischen Gedankens keine Schwierigkeiten, da fast 99 Prozent aller Einzelhändler im Ladeninhaberverein zusammengeschlossen seien. Einige Schwachpunkte, die bei der letzten Messe festgestellt wurden, sollten dieses Mal abgestellt werden: die geringe Ausschmückung und Beflaggung der Häuser, die unzureichende Plakatierung in der Umgebung, die mangelhafte Organisation der Musikveranstaltungen


Festumzug in der Berliner Straße.

und die Einteilung der Ausstellungsboxen. Die Zahl der Aussteller und der Sonderausstellungen erhöhte sich auf 67, die Ausstellungsflächen mussten entsprechend erweitert werden. Neben dem Evangelischen Vereinshaus wurden der „Messehof“ und der Schulhof neben der Berufsschule Moltkestraße, die Turnhalle der Berufsschule, die Altstadtschule und der Marktplatz selbst für eine Geflügel-Ausstellung vorgesehen. Neben den Wirtschaftstagungen („Unsere Stellung in der Wiederaufbau-Front“), Modenschauen, Heimatabenden des Heimatvereins, plattdeutschen Theateraufführungen („Klüngelkamps Heinrich“) und Platzkonzerten wurden erstmals zwei Messe-Festzüge der Gütersloher Wirtschaft, Rundflüge über die Stadt und mehrere Radrennen im Adolf-Hitler-Stadion, heute Heidewaldstadion, durchgeführt. Unter anderem fand der Endlauf der Gütersloher Stadtmeisterschaft und ein Wettbewerb nach dem Vorbild der Sechstagerennen statt. Der Wagenumzug mit vier Märchenbildern und etwa 2.000 mit Blumen geschmückten Kindern durch die ganze Stadt war ein großer Erfolg. Die Fassade des Rathauses wurde besonders hergerichtet. Neben den vielfarbigen Lichterketten erhielten die acht „vogelähnlichen Figuren“ auf den beiden Rathaustürmen jeweils eine Fassung in den Schnabel, um vor ihrem „etwaigen Fortzuge noch einmal ihr Licht leuchten zu lassen“. Die Stadt selbst war wie immer mit Fahnen, Werbeschildern und Transparenten geschmückt, die Schaufenster waren aufwendig dekoriert, besonders der wenig ansehnliche Schulhof zwischen den beiden Berufsschulen an der Moltkestraße war als Messehof in eine gärtnerische Anlage mit Rasen und Strauchpyramiden verwandelt worden, in deren Mitte ein „deutscher Adler“ auf einem Obelisken stehend, seine Schwingen ausbreitete.

1910

1920

1930

80 Jahre Michaeliswoche

27


Ein besonderer Höhepunkt war die Taufe des zweiten selbstgebauten Segelflugzeugs der Gütersloher Segelfluggruppe im Deutschen Segelflieger-Verein. Auf dem Rathausvorplatz hielt der Führer der Untergruppe Minden Ravensberg und stellvertretende Landesführer des deutschen Luftsportverbandes, von Fabrice aus Bad Oeynhausen, die Taufrede und verlieh den Namen des legendären Weltkriegspiloten „Manfred von Richthofen“.

Der zweite Vorsitzende, Hermann Zumwinkel, wies in seinem Rückblick darauf hin, dass die Messe durch neue Ideen vor Wiederholungen und Veraltung bewahrt werden müsse. Dieses sei in diesem Jahr „sehr wohl“ gelungen. Für die kommende Veranstaltung schlage er die Prämierung des Häuserschmuckes, eine Zusammenlegung von Außen- und Geschäftsreklame und die Werbung von Verein zu Verein vor.❚

Das Ausstellerverzeichnis 1933.

28

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930


Im Februar 1934 verabschiedete sich Zumwinkel aufgrund seines Wegzuges nach Hiddesen aus der Vorstands- und Vereinsarbeit, sein Sohn Hans rückte an seine Stelle nach. Mit ihm erhielten auch Hans Zumwinkel sen. und Friedrich Schrewe sen. die Ehrenmitgliedschaft. Zum Abschied wurde ihm ein Bild des Kunstmalers Paul Westerfrölke überreicht, das die Stadt Gütersloh zeigt. Die Stimmung des Einzelhandels war in diesem Jahr geprägt von dem Willen „am wirtschaftlichen Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes“ mitzuarbeiten. Schlagworte wie „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, „Gemeinschaftsgeist“, „kulturelles Streben“ und „Volksgemeinschaft“ waren die zentralen Begriffe im Vorwort des Programmheftes. Offiziell hieß die Veranstaltung jetzt „Oktoberwoche“. Als Vertreter Alfred Köhlers leitete Willy Eickholt die Vorbereitungssitzungen. Am 21. September 1934 gab er auf der Generalversammlung im Hotel Kaiserhof bekannt, dass das Institut für Wirtschaftspropaganda die selbstständige Abhaltung der Oktoberwoche genehmigt habe. Der Vorstand, bestehend aus den Herren Köhler, Goldstein, Roggenkamp, Schrewe sen., Eickholt, Temme, Wagener, Hans Zumwinkel, Dr. Bertram, 25 Vereinsmitgliedern, Vertreter der Gütersloher Zeitung, der Gütersloher Volkszeitung, des Gütersloher Stadtanzeigers, Eduard Scheck von der Wirtevereinigung, Heinrich Breenkötter als Vertreter der Ausschmückungskommission, Anton Kees vom Elektrizitätswerk und Sturmbannführer Wilhelm Johanningmeier als Vertreter der Polizei beschlossen das Programm. Die diesjährige Veranstaltung fand vom 6. bis zum 14. Oktober statt und stand unter der Schirmherrschaft des Regierungspräsidenten Freiherr von Oeynhausen. Sie trug das Motto „Stadt im Licht“. Alle Beteiligten, die Geschäftsinhaber, die Hauseigentümer sowie die

1910

1920

1930

Stadtverwaltung trugen zur Beleuchtung der Straßen und Plätze bei. Bei dem zentralen Großereignis der Herbstwoche zeigte sich, wie die politischen Ereignisse das Fest beeinflussten. Am Sonntagabend, den 7. Oktober, fand im Adolf-Hitler-Stadion ein Riesenfeuerwerk statt, das als Umrahmung einer groß angelegten Saarkundgebung (im Januar 1935 sollte die Saarbevölkerung über ihre Zugehörigkeit zu Deutschland oder Frankreich abstimmen) gedacht war. Die Gütersloher Zeitung, kündigte begeistert an: „Bomben (!) über Gütersloh […] Es werden Spezialbomben abgeschossen wie auf dem diesjährigen Parteitag der NSDAP, ebenso die ‚Königin der Nacht‘, die über 50 Pfund schwer ist. In achtzig Meter Breite wird der Saarspruch aufleuchten: Wir wollen zurück zur Heimat. Riesenbomben von einem halben Zentner Gewicht werden eine Höhe von 150 Metern erreichen, während Reklamebomben über den Nachbargemeinden platzen und je 6.000 Flugzettel in die Lüfte flattern lassen …“ Das bereits traditionelle Programm, bestehend aus Konzert und Theater, Wirtschaftstagung, viermaliger Modenschau, Festzug, Kindertag und die Staffel „Quer durch Gütersloh“ wurde ergänzt durch die Sonderschau „Bäuerliches Kulturgut“ in der Altstadtschule. Sie sollte zeigen, dass sich „der Bauer seiner Vergangenheit und Vorfahren nicht zu schämen braucht“. Verschiedene Abteilungen wie „Vorzeit“, „Ahnen“, „Erbhof“, „Trachten“, „Bäuerliche Wohnstube und Küche“ und eine Darstellung landwirtschaftlicher Veredelungsprodukte waren unter Mithilfe der Landesbauernschaft Münster, des Heimatvereins und des Ortsbauernführers Barkey zusammengestellt worden. Erstmals wurde ein Werbefestzug der Gütersloher Wirtschaft veranstaltet, der am Schlusstag um 14 Uhr an der Tankstelle Schmäling in der Berliner Straße begann und unter Musikbegleitung der Kapellen der freiwilligen Feuer-

1934

Hans Zumwinkel (*1904 – † 1956).

80 Jahre Michaeliswoche

29


wehr und des Stahlhelm (NS-Frontkämpferbund) die Königstraße, Hindenburgstraße (heute Feldstraße), Blessenstätte, Domhof, Kirchstraße, Wilhelmstraße (heute Carl-Bertelsmann-Straße), Kaiserstraße, Kökerstraße, Königstraße, Moltkestraße und Bismarckstraße passierte.

Auf Anforderung zwei Essenkarten gratis

Feier des 25-jährigen Vereinsjubiläums

In der abschließenden Bewertung der Messe konnte festgestellt werden, dass die erneut erfolgreich verlaufene Woche aus dem Veranstaltungsleben der Stadt nicht mehr wegzudenken war. Es sollten jedoch Anstrengungen unternommen werden, eine große Ausstellungshalle zu errichten, um „endlich Gütersloh zum Wirtschaftszentrum unseres Heimatbezirkes zu machen“. Die Oktoberwoche sei inzwischen eine Angelegenheit der Gesamtbevölkerung geworden, 70.601 Ausstellungsbesucher, davon 16.138 am letzten (verregneten) Sonntag sowie 20.000 Besucher bei dem Großfeuerwerk hätten den erhofften Zustrom gebracht. Für die einheitliche Ausschmückung der Straßen wurde den verantwortlichen Fritz Husemann und Heinrich Breenkötter gedankt.❚

Am 4. Februar 1935 kam der Vorstand im Lokal Barkey zusammen und gedachte des tödlich verunglückten Messe-Geschäftsführers Dr. Bertram. Sein Nachfolger wurde der Syndikus der Kreishandwerkerschaft, Heinz Lamkemeyer. Ebenfalls erinnert wurde an die Gründung des Vereins vor 25 Jahren. Hans Zumwinkelsen wurde mit der Herausgabe einer Festschrift beauftragt. Den Text verfasste der bereits im April 1935 verstorbene Redaktionssekretär der Gütersloher Zeitung, Hans Lerch. Am 30. März fand die Jubiläumsfeier im Katholischen Vereinshaus statt, unter den 133 Teilnehmern waren auch die jüdischen Kaufleute Bernhard Daltrop, Benjamin Eisenstein und Otto Gottschalk. Jedes Vereinsmitglied erhielt auf Anforderung zwei Essenkarten gratis. Zur Unterhaltung spielten vier Musiker, die Spielgruppe des Schuhmachermeisters und Laien-Theaterspielers Fritz Walger führten das Bühnenstück „Heartens-Fännand“ („Herzens-Ferdinand“) auf. Der Gesamtvorstand ließ ein Gruppenfoto anfertigen, Fritz Steinhaus verfasste in plattdeutscher Sprache das in der Festschrift abgedruckte Jubiläumsgedicht „An use Ladenkauplüe-Härns“ („An unsere Herren Ladenkaufleute“, S. G.). Die Ehrenmitgliedschaft wurde den Mitgliedern Hermann Zumwinkel und Hans Sager verliehen, Ehrendiplome erhielten Christian Behrens, Friedrich Schrewe sen., August Goldstein und Clemens Müller.❚

1935

30

80 Jahre Michaeliswoche

Den Auftrag zur Leitung der diesjährigen Oktoberwoche vom 21. bis 29. September erhielt der zweite Vorsitzende, Willy Eickholt, sein Stellvertreter war der Baumeister Heinrich Breenkötter. Der Termin wurde in den September verlegt, um eine Überschneidung mit dem Wiedenbrücker Pferdemarkt am 6. und 7. Oktober zu vermeiden. Als Besonderheit wurde dieses Jahr eine Gemäldeausstellung ins Programm genommen, die unter der Leitung von Paul Westerfrölke stand, der selbst eine Reihe seiner Werke ausstellte. In der Turnhalle des HindenburgLyzeums (heute Elly-Heuss-Knapp-Realschule) wurden unter anderem zwei Gemälde des holländischen Malers Jan Steen aus dem 17. Jahrhundert gezeigt. Die Gütersloher Zeitung merkte dazu an, dass „von den lebenden Malern nur solche Werke angenommen worden waren, die

1910

1920

1930


im Besitz des Scheines der Reichskulturkammer seien“. 41 Stände verteilten sich auf die Gebäude Evangelisches Vereinshaus, Berufsschule I Moltkestraße 11, Berufsschule II am Schulhof und Turnhalle Moltkestraße, neu hinzugekommen war der neue Wochenmarktplatz an der Strengerstraße. Das Rahmenprogramm bot neben Theateraufführungen, Konzerten, Modenschauen, Schaufensterwettbewerb und Kreiswirtschaftstagung den „August-Kraak-Gedächtnisstaffellauf“, benannt nach dem früh verstorbenen Leiter der Leichtathletikabteilung des Deutschen Sportclubs Gütersloh, August Kraak (19021934). Der „musikalische Mittwoch“ (11. September) bot neben einigen Drehorgeln eine singende Edelstahlsäge, mit der ein arbeitsloser Artist Schlager intonierte. Der Presse war zu entnehmen, dass sein Begleiter auf der Ziehharmonika seiner Aufgabe nicht ganz gewachsen war, „sonst hätten wir tatsächlich einen vollendeten Ohrenschmaus gehabt“. Außer dem Werbefestzug der Gütersloher Wirtschaft fand am Freitag, 27. September, um 14 Uhr ein Kinderfestzug mit anschließendem Kinderfest (für die Jungen auf dem Schulhof der Altstadtschule, für die Mädchen auf dem Lyzeumsschulhof) statt. 3.000 Kinder traten mit ihren geschmückten Fahrrädern, Rollern und Puppenwagen vom Gymnasium bis zum Johanneum in der Hindenburgstraße (heute Feldstraße) an und marschierten unter Begleitung von zwei Kapellen und zwei Trommlerkorps durch die Innenstadt. Die Schlussbilanz war erneut positiv. Die Zahl der verkauften Messeführer konnte von 13.000 auf 14.500 gesteigert werden, die geglückte Verbindung von Wirtschaft und Heimatgedanke wurde hervorgehoben. Die Modenschauen verbuchten die Rekordzahl von 2.334 Besuchern.❚

1910

1920

1930

Die Unabhängigkeit des Vereins passte nicht in die nationalsozialistischen Gleichschaltungsbestrebungen. Der Beitritt in eine gesetzliche Pflichtorganisation musste demnach möglichst bald erfolgen. Im August 1935 versuchte die Nationalsozialistische Handwerks-, Handel- und Gewerbeorganisation (NSHago), amtliche und parteiliche Hilfe zur Auflösung des Ladeninhabervereins zu erhalten. Der Kreisleiter stimmte dem Ansinnen grundsätzlich zu, wollte jedoch erst den Abschluss der Oktoberwoche abwarten.

Auflösung des Vereins

Mit der Selbstauflösung auf der Generalversammlung vom 24. Oktober 1935 kam der Verein diesem Verfahren zuvor. Vor Eröffnung der Zusammenkunft fand auf Vereinskosten ein gemeinsames Pfefferpotthast-Essen statt, dazu gab es Wein aus der frisch gekürten WeinPatenstadt Lorch am Rhein. Hans Zumwinkel sen. referierte über die Geschichte des Vereins, dessen Arbeit mit dem Leitspruch „Leistung, Fortschritt, Erfolg“ zur Sanierung der Gütersloher Geschäftsverhältnisse beigetragen habe. Er würdigte besonders die Verdienste des Vorsitzenden Alfred Köhler, auf dessen Schultern die meiste Arbeit gelegen habe. Anschließend wurde die Auflösung des Ladeninhabervereins zum 25. Oktober 1935 und gleichzeitig die Gründung der „Ortsgruppe Gütersloh der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel“ beschlossen. Damit wurde der Übergang in eine überörtliche Einzelhandelsorganisation vollzogen. In der jetzt neu gegründeten Ortsgruppe wurden Alfred Köhler zum Leiter und Wilhelm Eickholt zu seinem Stellvertreter berufen. Der alte Vorstand blieb als Beirat für die Ortsgruppe bestehen. Er bestand aus den Kaufleuten Goldstein (Kassierer), Wagener (Schriftführer), Roggenkamp, Temme, Zumwinkel und Burghard Müller. Die Ortsgruppe gehörte der Untergruppe Ostwestfalen-Lippe und damit dem Bezirksverband Westfalen an. Die

Kurator der ersten Gütersloher Kunstausstellung, Paul Westerfrölke.

80 Jahre Michaeliswoche

31


Weinstand der Patenstadt Lorch vor dem Rathaus.


Geschäftsstelle befand sich in Dortmund. Die Leitung der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel

Einig waren sich alle Beteiligten über ihren Erhalt. Da jedoch nicht sichergestellt werden konnte, dass der erste Messesonntag im Oktober in die Messewoche fällt, sah man sich „wohl oder übel“ gezwungen, „die Werbewoche in die letzte Septemberwoche zu verlegen“. Eine Namensänderung war deshalb nicht zu vermeiden. Der 29. September gilt als der Tag des heiligen Erzengels Michael oder Michaelistag, an dem in früherer Zeit die jährliche Pachtabgabe an den Grundherrn und das Messekorn für die Unterhaltung der Pfarrer fällig wurde. Vermutlich noch aus der Zeit vor der Reformation stammte das von Kindern gesungene Ansingelied „Micheel, Micheel is en Hilgesmann“, das nach Erkenntnissen des Heimatforschers Paul Eickhoff (1850 bis 1931) nur in Gütersloh gesungen wurde und eine volkskundliche Besonderheit in Westfalen darstellt. In Anlehnung an dieses Lied wurden die Oktoberwoche in die für Gütersloh typische „Michaeliswoche“ und der Budenmarkt mit Kirmes in „Michaelismarkt“ umbenannt.

auf Reichsgebiet hatte Dr. Heiler, Berlin, inne.❚

Umbenennung der „Oktoberwoche“ in „Michaeliswoche“

Die Stadt selbst erlebte in diesem Jahr zwei besondere Ereignisse. Die Einwohnerzahl überstieg die Marke von 27.000 und der seit 1908 amtierende Bürgermeister Gustav Thummes schied mit Erreichen der Altersgrenze zum Ende des Jahres aus dem Amt. An seine Stelle trat bereits im Oktober der ehemalige Bürgermeister von Rheda, Josef Bauer. Am 1. November wurde Gütersloh nach intensiven Bemühungen der Verwaltungsspitze Garnisonstadt, eine Luftnachrichtenkompanie zog in die neuerbaute Kaserne an der Verler Straße ein.❚ Das „Gütersloher Micheel-Lied“.

1910

1920

1930

80 Jahre Michaeliswoche

33


1936

Plakat und Ausstellungsführer der Michaeliswoche 1936.

In diesem Jahr legte Alfred Köhler die Messeleitung in jüngere Hände. Der Inhaber des Tapeten-, Farben-, Teppich- und Gardinenhandels an der Berliner Straße Nr. 114, Wilhelm Eickholt, übernahm diese Aufgabe. Durch die organisatorischen Veränderungen versprach man sich neue Ideen und größere Gemeinsamkeit bei der Ausstellungsgestaltung und des Werbeumzugs. Die weniger gut besuchten Heimatabende sollten durch die Einbeziehung der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ belebt werden. War in den Anfangsjahren die Selbsthilfe der Händler und Handwerker der Beweggrund der Werbewoche, traten jetzt, nach dem Ende der wirtschaftlichen Notzeiten, Heimatpflege („Dienst an der Heimat“) und politische Kundgebungen in den Vordergrund. Die neu aufgenommenen Programmpunkte spiegelten die zunehmende Bedeutung des kriegerischen und nationalsozialistischen Gedankengutes wider. Nach der Eröffnung der 6. Michaeliswoche am 19. September im Sitzungssaal des Rathauses fand im Saal Gehle ein Rheinischer Abend statt, veranstaltet von der Organisation „Kraft durch Freude“, gleichzeitig wurde im Katholischen Vereinshaus ein Fest der Luftsport-Ortsgruppe Gütersloh unter Mitwirkung der FliegerhorstKapelle Lippstadt veranstaltet. Nach dem Staffellauf am Sonntag,

34

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

20. September, begann um 15 Uhr an der Jahn-Turnhalle, Bismarckstraße, der historische Festzug „Gütersloh und Soldaten“. Der „Heimatfestzug“ sollte in Uniformen und Verkleidungen die Geschichte der Stadt darstellen, in der sich „das Schicksal ganz Deutschlands spiegelt“. Er bestand aus den 14 Gruppen St. Michael, Germanischer Jagdzug, Römerzug, die Franken, Erbfolgestreit um Rheda, der Osnabrücker Einfall 1549, der 30-jährige Krieg, der siebenjährige Krieg, Franzosenzeit, Krieg im Frieden (preußische Soldaten als Einquartierungen), der deutsch-französische Krieg, Ausbruch des Weltkrieges, das Offiziers-Gefangenen-Lager und die neue Garnison. Am Sonnabend, den 26. September, gab es Manöverbälle unter aktiver Beteiligung der Wehrmacht in den Sälen des Katholischen Vereinshauses und der Gesellschaft „Eintracht“, die die Verbundenheit der Bevölkerung mit den in Gütersloh stationierten Soldaten zum Ausdruck brachten. Unter dem Motto „Die Heimat im Bild“ stellten 46 Amateurfotografen im Evangelischen Vereinshaus mehr als 500 Fotos aus Gütersloh und dem Kreis Wiedenbrück aus, in der Turnhalle des Städtischen Lyzeums zeigte die Westfälische Künstler-Vereinigung auf Einladung Paul Westerfrölkes die Gemäldeausstellung „Die Schanze“. Gemeinsam mit der Weinpatenstadt Lorch am Rhein („Frohe Stimmung in Güterslorch“) wurde wie im Vorjahr das „Fest des deutschen Weines und der Traube“ durchgeführt. Trotz der hochgesteckten Ziele spielte das Wetter vor allem am letzten Wochenende nicht mit. Der Redakteur der Gütersloher Zeitung, Hellmuth H. Führing, kommentierte in der Montagsausgabe wie folgt: „Berstenvolle Manöverball-Säle und Großverkehr in allen Lokalen […] Von heute ab wird Gütersloh wieder solide. Es hat es stellenweise außerordentlich nötig“.❚


Der Leiter der Michaeliswoche, Willy Eickholt, gab in einem Interview zur diesjährigen Veranstaltung zu verstehen, dass Gütersloh infolge der Motorisierung aus dem Einkaufsbereich der Landbevölkerung geraten sei und diese wegen der besseren Verkehrsanbindung andere Einkaufzentren aufsuche. Daher sei die Werbewoche notwendig und unverzichtbar. Auch sei die Stadt seit dem Dienstantritt Bürgermeister Bauers stärker in die Leitung und Organisation eingebunden. Über die Bereitstellung von Lichtquellen hinaus sei sie an der Gestaltung der Ausstellungen beteiligt und habe sich für die Aufnahme des diesjährigen Michaelismarktes in das Messe- und Märkteverzeichnis des Oberpräsidenten eingesetzt.

1937

Eine stärkere Betonung des heimischen Einzelhandels und der Handwerkerschaft wurde durch die Ausstellung „Das schöne Heim“, unter Mitwirkung der Kreishandwerkerschaft und der Deutschen Arbeitsfront erzielt. Auch der Festzug wurde in diesem Jahr ganz auf das Handwerk und den Einzelhandel abgestimmt. Den 16 Innungsgruppen schlossen sich Gruppen des Einzelhandels, der Industrie und sonstiger Gewerbe an. Beginn und Ende des Zuges war bei der Tankstelle Schmäling, Berliner Straße 148, Ecke Kaiserstraße. Die Modenschauen wurden in diesem Jahr nicht von der Damenschneiderinnung, sondern vom Textileinzelhandel getragen. Die bekannte Filmschauspielerin Gerda Maurus („Die Frau im Mond“) war am 22. September persönlich anwesend, gab Autogramme und „wartete mit einigen charmanten Vorträgen auf“. Die Messewoche vom 18. bis zum 26. September endete erstmals mit einem Festzug der Schulen zum „Tag des deutschen Volkstums“, gleichzeitig ein „Fest der deutschen Schule“. Bei strahlendem Sonnenschein zogen etwa 2.400 Jugendliche durch die Straßen, die durch Trachten, Wagen und Bildtafeln an die Geschichte und das Leben der im Ausland wohnenden Deutschen erinnerten.❚

„Die Veranstaltung legt Zeugnis ab von dem hohen Können unseres Handwerks, der Regsamkeit des Gewerbes und der Mannigfaltigkeit, Güte und Preiswürdigkeit Gütersloher Erzeugnisse. Sie ist eine wertvolle Maßnahme zur Hebung von Handel und Verkehr und eine nicht mehr wegzudenkende Bereicherung des Wirtschaftslebens unserer Stadt, deren uneingeschränkten Förderung sie sich erfreut“, stellte der Bürgermeister in dem Verwaltungsbericht der Stadt von 1932 bis 1938 fest. Keiner der Beteiligten ahnte, dass es die letzte Werbewoche vor dem Zweiten Weltkrieg sein würde.

Werbung des Schuhmachers Fritz Walger zur Michaeliswoche 1936.

1938

Am 2. September 1938 trafen sich die Mitglieder der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel im Hotel Barkey, um einstimmig die Herbstwoche vom 17. bis zum 25. des Monats zu beschließen. Im Beisein des Bürgermeisters Bauer, des Geschäftsführers der Wirtschaftsgruppe, Dr. Wirth aus Bielefeld und dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Boshoff, wurde das Programm festgelegt. Am Eröffnungstag wurde in der Turnhalle des Lyzeums die Ausstellung „Kunst und Handwerk im Kreis Wiedenbrück“ durch den Landesleiter der Reichskammer der Bildenden Künste eröffnet.

1910

1920

1930

80 Jahre Michaeliswoche

35


Otto Winkelsträter und Hans Witte zu besichtigen. Am Abend veranstaltete die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ im Saal des Katholischen Vereinshauses ein abendliches Großvarieté, auf dem Marktplatz fand das bekannte Kirmestreiben statt. Am Sonntag startete der Festzug der Gütersloher Schulen unter dem Thema „Eine Reise durch Großdeutschland“, in dem sich in Form von 20 Trachtengruppen „alle Zeiten und alle Gaue unseres Vaterlandes ein Stelldichein“ gaben. 40.000 Besucher wohnten dem Spektakel bei. In der Gütersloher Zeitung wird der Reporter eines Prager Rundfunksenders zitiert, dem beim Gang durch die Stadt „Knaben im Alter von zwölf bis 15 Jahren, in Uniformen eingekleidet, mit Helm und Waffen“ begegneten, „so weit ist es also in Deutschland gekommen, dass man selbst die Kinder zum Militarismus heranholt …“ Die Gütersloher Zeitung stellte ironisch fest, dass die Prager Meldung stimme, „vermutlich die erste wahre Meldung dieses lügenhaften Lufterschütterers“. Der Berichterstatter habe den Charakter des Festzuges völlig verkannt, erst wenn man „dem Treiben einige Zeit zugeschaut hat, merkt man, welche Unsumme von Arbeit, körperlicher und geistiger, in einem solchen Festzug enthalten ist […] ein großer Gedanke muss da sein, der den gesamten Zug zusammenhält“.

Plakat der Herbstwoche 1938.

36

80 Jahre Michaeliswoche

Sie war in diesem Jahr dem Gedenken an den 1830 in Herzebrock geborenen Bildhauer Caspar Zumbusch gewidmet, der als Direktor der Wiener Kunstakademie 1880 das BeethovenDenkmal auf dem Christinenplatz und 1888 das Denkmal Maria Theresias geschaffen hatte. Darüber hinaus waren unter anderem Werke von Heinz Beck, Walter Lüns, Heinrich und Willy Repke, Hans Schmidt, Paul Westerfrölke,

1910

1920

1930

Im August 1939 wurden aufgrund des sich abzeichnenden Kriegsbeginns die Vorbereitungen für die „Herbstwoche“ abgebrochen und für die Dauer des Krieges untersagt. Die Umstellung auf die Kriegswirtschaft und die Einführung der Lebensmittelkarten für die Bevölkerung (bis 1950) veränderten die Rahmenbedingungen. Die Geschäfte entwickelten sich notgedrungen zu Warenverteilern. Ein normales Geschäftsleben fand nicht mehr statt. Auch wurden durch die Kriegseinwirkungen und Bomben viele Existenzen zugrunde gerichtet.❚


Nach Kriegsende, Neuordnung und Beginn des Wiederaufbaues bedeuteten die Aufhebung der Zwangswirtschaft und die Währungsreform im Juni 1948 die wichtigsten Schritte zur Normalisierung des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens. Nach einer Zeit des Tauschhandels und der Kompensationen trat allmählich eine spürbare Verbesserung der Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Gebrauchsgegenständen ein. Viele Geschäftsleute konnten ihren bis dahin zurückgehaltenen Warenbestand auffüllen und in den Schaufenstern präsentieren. Die Bewirtschaftung von Eisen- und Metallwaren, zum Beispiel Fahrräder, Nähmaschinen und Besteck, Holz-, Glasund Keramikwaren wurde aufgehoben. Für Textil- und Lederwaren wurden neben den Lebensmittelkarten Punktkarten ausgestellt, wobei jeder Erwachsene 20 Punkte für Textilien und zwei Punkte für Schuhe zugeteilt bekam. Die bisherige überörtliche Organisationsform wurde beibehalten, um eine starke Vertretung gegenüber den zentralen Wirtschafts- und Regierungsstellen zu gewährleisten. Aus der „Wirtschaftsgruppe Einzelhandel“ wurde der Einzelhandelsverband Ostwestfalen, Ortsvereinigung Gütersloh, deren Vorsitz der Kaufmann Carl Janssen und die Geschäftsführung der Rechtsanwalt Dr. Walter Hiersemann übernahm. 1948 erreichte den inzwischen 78-jährigen Alfred Köhler die Bitte des Stadtdirektors Thönes, nach Möglichkeit mitzuhelfen, „damit

Bürgermeister Hans Hossius (1948 bis 1951) sagte den Antragstellern die Unterstützung der Stadt zu. Für die Michaeliswoche vom 1. bis zum 9. Oktober wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt, um Straßen und Schaufenster hell zu beleuchten. Das Messebüro wurde im Reise- und Verkehrsbüro Sattler,

1910

1920

1930

1940

Gütersloh seine Michaeliswoche wiederbekommt“. Der Vorsitzende des Verbandes, Carl Janssen, rief daraufhin eine größere Zahl von Interessenten zusammen, um über das Vorhaben zu beraten. Thöne wies darauf hin, dass seit 1945 immer wieder das Aufleben der alten Michaelis-Messe gefordert wurde. „Wenn auch die heutige wirtschaftliche Lage und der verlorene Krieg es verbieten, große Ausstellungen aufzuziehen und Festzüge zu veranstalten, so sollte doch der Einzelhandel im Rahmen einer solchen Veranstaltung nach Maßgabe der heutigen Gegebenheiten werbend für sich, aber gleichzeitig auch für die aufstrebende Stadt vor die Öffentlichkeit treten“. Auch wollte man nicht hinter den anderen Städten und Gemeinden in der Umgebung zurückstehen, die die alten Messen wieder ins Leben gerufen hätten. „Gütersloh dürfe nicht in einem Dornröschenschlaf verharren“, bekräftigte der Drogist Walter Hoffschildt. Ein Arbeitsausschuss wurde gebildet, dem für den Einzelhandel Walter Hoffschildt und Wilhelm Wagener sen., für das Handwerk Dr. Wilhelm Roggenkamp und Heinrich Breenkötter, Gastwirt Friedrich Sundermann („Zur Deutschen Eiche“) und Ludwig Grabemann als Vertreter der Industrie angehörten. Ebenfalls beteiligt waren aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen Alfred Köhler und August Goldstein.❚

Strengerstraße 1, untergebracht, die Geschäftsführung hatte der Syndikus der Kreishandwerkerschaft, Dr. Roggenkamp, inne.

Neubeginn 1948

Gütersloh dürfe nicht in einem Dornröschenschlaf verharren

1949

Die Leitung der Michaeliswoche oblag dem Kaufmann und Drogisten, Walter Hoffschildt (1907 bis 1978). Er war seit 1926 in

80 Jahre Michaeliswoche

37


der väterlichen „Löwen-Drogerie“ an der Berliner Straße tätig, die er ab 1944 gemeinsam mit seinem Bruder Ernst führte. Bereits vor dem Krieg war Walter Hoffschildt an der Planung der „Gütersloher Oktoberwoche“ beteiligt, seit 1954 als Vorsitzender des Verkehrsvereins und als zweiter Vorsitzender im Einzelhandelsverband Ostwestfalen, Ortsvereinigung Gütersloh. Ebenso aktiv war Hoffschildt als Ratsherr der CDU im Finanz-, Kultur-, Rechnungsprüfungs- und Verkehrsausschuss von 1952 bis 1961. 10.000 Exemplare des ersten Nachkriegs-„Messeführers“, der eine Mark kostete

Mit der Wiederbelebung der Werbewoche sollte der Versuch unternommen werden, dass Gütersloh „nicht nur ein leistungsfähiger Wirtschaftsstandort, sondern auch eine Stadt ist, wo sich künstlerisches Leben mit starken Impulsen entfaltet“. Die Firma Ludwig Flöttmann druckte 10.000 Exemplare des ersten Nachkriegs-„Messeführers“, der eine Mark kostete. Auf 118 Seiten wurden die 84 Firmen aufgelistet, die sich an der Ausstellung „Schaffendes Gütersloh“ beteiligten. Beiträge zur Geschichte und zu den charakteristischen Besonderheiten der Stadt rundeten das Heft ab. Die Ausstellung war in den Räumen des Evangelischen Vereinshauses, der Altstadtschule, im Mädchengymnasium und im Hof der Altstadtschule zu sehen. In der Turnhalle des Mädchengymnasiums wurden Werke der einheimischen Künstler Paul Westerfrölke, Siegfried Kortemeier, Wilhelm Ohlbrock, Prof. Gerhard Ulrich, Heinz Beck, Woldemar Winkler, Hertha UlrichRühmkorf, Temme, Benno Misiak, Bretschneider, Hans Brune und Bruno Schmitz gezeigt. Der Eröffnung durch den Bürgermeister am 1. Oktober wohnten unter anderem ein Vertreter des Regierungspräsidenten, der Oberbürgermeister von Herford, Landrat Verhoff, Oberkreisdirektor Kluthe und der stellvertretende Stadtdirektor, Walter Wixforth, bei. Am Nachmittag fand ein Festkonzert des Musik-

38

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

korps der Freiwilligen Feuerwehr auf dem Rathausplatz statt, um 19 Uhr das Michaelissingen der Gütersloher Jugend auf dem Alten Kirchplatz, am Dreiecksplatz, Rathausplatz und vor der Städt. Sparkasse. Anschließend folgte ein Fackelzug durch die Stadt und um 20.45 Uhr ein großes Feuerwerk, dessen Erlös der TbcHilfe zukam. Der Sport war durch den traditionellen August-Kraak-Gedächtnis-Staffellauf der Gütersloher Leichtathleten, mit einem Straßen-Radrennen des RV Möwe durch die Stadt und ein Bahn-Radrennen des SV Spexard im Heidewaldstadion vertreten. Heimatabende, Theateraufführungen, ein Kabarettabend mit Otto Franz Krauss, Modenschauen, Hausfrauennachmittag, Tagungen der Wirtschaft im Kreis Wiedenbrück, des Landwirtschaftlichen Vereins, der Kreishandwerker und der Landfrauen rundeten das Programm ab. Das im Programmheft als „Vergnügungspark“ ausgewiesene Gelände zwischen Moltke-,

1. Michaeliswoche nach dem Zweiten Weltkrieg.


Michaeliswoche 1932: Schon damals war August Schneider mit seinen Fahrgeschäften auf dem Festplatz vertreten.

Bismarck- und Schulstraße (alter Marktplatz, heute Städtisches Gymnasium) war für das Kirmesvergnügen vorgesehen, das bereits der traditionsreiche Schaustellerbetrieb von August Schneider organisierte. Bis in die Gegenwart ist der in Gütersloh und Lippstadt beheimatete Betrieb Veranstalter der Michaeliskirmes.

fred Köhler hatte sich erneut als „Vater der Michaeliswoche“ erwiesen, der beim Betreten des Ausstellungsraumes im Evangelischen Vereinshaus ausgerufen haben soll: „Gütersloh ist wieder da“. Noch im Oktober wurde er vom Ausschuss der Michaeliswoche zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Das als Wagnis begonnene Unternehmen endete mit einem großen Erfolg. 150.000 Besucher waren der Beweis, dass eine Fortsetzung der Michaeliswoche gewünscht wird. Al-

Drei Wochen nach ihrem Ende durfte die fünf Jahre zuvor eingestellte Gütersloher Zeitung wieder erscheinen und von den Ereignissen der Festwoche berichten.❚

Am 11. Mai 1950 wurde der 40. Gründungstag des Vereins der Ladeninhaber begangen. Aus diesem Anlass fand im Katholischen Vereinshaus die Jahreshauptversammlung mit einem Vortrag des neuen Geschäftsführers Gröndahl von der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels in Frankfurt statt. In einem Pressetext der Geschäftsstelle des Einzelhandelsverbandes für Gütersloh und

Wiedenbrück werden die Bemühungen des Vereins hervorgehoben, die wirtschaftliche, städtebauliche und verkehrsmäßige Entwicklung der Stadt zu fördern. Auch sei die Entwicklung der Mitgliederzahlen der Ortsvereinigung Gütersloh auf 270 sehr positiv. Den verdienten Mitgliedern Alfred Köhler und August Goldstein wurde darüber hinaus die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

1910

1920

1930

1940

1950

1950 bis 1951

80 Jahre Michaeliswoche

39


Zehnte Michaeliswoche vom 7. bis zum 15. Oktober 1950

Die Lokalpresse lobte das „Fest der Freude und der Leistung“

40

80 Jahre Michaeliswoche

Über die Michaeliswoche und das Vereinsjubiläum hinaus beschäftigte sich die Ortsvereinigung des Einzelhandelsverbandes mit weiteren Themen. So sei eine wirksamere Gewerbekontrolle erforderlich, da es nach Angaben des Geschäftsführers, Dr. Hiersemann, in Gütersloh Bäckereien gebe, die ohne Genehmi-

gung Schokolade und Süßwaren verkauften, Fleischer, die mit Butter und Margarine handelten und Schneider, die auch Herrenwäsche anboten. Mit der Berufsschule sollte über die eingeführten Unterrichtsstunden an Nachmittagen verhandelt werden, da dies für einige Geschäfte zu Schwierigkeiten geführt habe.❚

Der Erfolg des Vorjahres führte zu der sowohl von den Veranstaltern als auch von der Bevölkerung gewünschten Neuauflage. 85 Aussteller zeigten ihre Leistungen, sie spiegelten den Optimismus der Wiederaufbauzeit wieder. Güterslohs gesunde Wirtschaftsstruktur zog weitere Arbeitskräfte in die Stadt und führte zu einem Anstieg der Bevölkerung auf über 42.000. Die britische Militärregierung musste wegen der katastrophalen Lage auf dem Wohnungsmarkt eine Zugangssperre verhängen.

Gab es als gutes Vorzeichen am Eröffnungsabend noch das „Riesen-Brillant-Feuerwerk Mohns Park in Flammen“, fiel nach drei Tagen die gesamte Stromversorgung in der Stadt aus. Eine der drei Hauptversorgungsleitungen der Vereinigten Elektrizitätswerke versagte, die Folge war das automatische Abschalten einiger Transformatoren. Der allgemein guten Stimmung tat der Vorfall jedoch keinen Abbruch.

Die Ausstellungen im Mädchengymnasium Moltkestraße, Evangelischen Vereinshaus, Berufsschulgebäude I und II an der Moltkestraße, Altstadtschule und auf dem Freigelände des Schulhofes trugen wie im Vorjahr das Motto „Schaffendes Gütersloh“. Die Stände der Firmen wurden erstmals nicht nach Branchen, sondern gemischt angeordnet. Die Gaststätten zeigten erstmals eine Gemeinschaftsschau. Besondere Anziehungspunkte bildeten ein Riesen-Fußball von 1,50 Meter Durchmesser bei den Sportgeräten, ein unsinkbares Gummiboot mit eingebauten Luftschläuchen und unsinkbare Badeanzüge für Nichtschwimmer mit eingewebten Luftkanälen. Technische Neuheiten wie die ausziehbare Daunendecke, die gläserne Waschmaschine und der Allzweck-Bulldog für den Landwirt gab es ebenso zu bestaunen wie den „Wasch-Roboter“, der einen „Ehemann mit aufgekrempelten Hemdsärmeln, Schlips und Kragen zeigt, der sich stundenlang an einem Waschbrett müht“.

1910

1920

1930

1940

1950

Die Tagung des Bäckerhandwerks, die Wirtschaftstagung „Droht eine neue Inflation?“ und die Modenschauen wurden begleitet von der Kirmes auf dem Marktplatz, dem „großen Werbekorso der heimischen Wirtschaft“, vom Radrennen, dem Staffellauf, dem Fackelzug der Jugend mit einem abendlichen Michaelisfeuer auf Barkeys Hof, einem Hausfrauennachmittag und dem ostdeutschen Heimatabend. Operetten- und Theateraufführungen sowie das Volks- und Heimatliedersingen heimischer Männerchöre auf dem Rathausplatz ergänzten das reichhaltige Programm. Das 125-jährige Stadtjubiläum fand, bis auf eine kleine Chronik und eine kurze „heimatgeschichtliche Betrachtung“ des städtischen Verwaltungsdirektors a. D. Hermann Schumann, im Festprogramm des Messeführers keine Berücksichtigung. Die Lokalpresse lobte das „Fest der Freude und der Leistung“. Bemerkenswert war die große Zahl der Ball- und Tanzveranstaltungen: Ball der Radsportler, Tanzabend mit Dirigenten-Wettstreit, Tanzabend für Jung und Alt


Mit den bisherigen Erfolgen gab sich die Leitung der Michaeliswoche nicht zufrieden. „Der Name von Gütersloh ist durch Qualitätserzeugnisse weithin bekannt geworden, doch noch nicht in dem Maße wie es für unsere aufstrebende Stadt wünschenswert wäre“, heißt es im Vorwort zum diesjährigen Programmheft.

11. Michaeliswoche vom 6. bis zum 14. Oktober 1951

„Unter dem Aspekt der Tradition sei Gütersloh arm“, so der Geschäftsführer, Dr. Roggenkamp, „weder bedeutende historische Bauten noch große geschichtliche Ereignisse würden einen Fremden bewegen, nach hier zu kommen. Vom Standpunkt der allmählichen Hinleitung der Michaeliswoche zu einem Volksund Heimatfest habe jedoch die Tradition immer noch eine große Bedeutung […] Ein wahres Volksfest müsse auf Dauer die ganze Stadt in ihren Bann ziehen und allmählich den Charakter eines multiplizierten Dorfes verwischen, den Gütersloh heute in vielen Dingen noch aufweise“.

1950 – 125 Jahre Stadt Gütersloh.

„Wie’s früher war – wie’s heute ist“, „Grinzing in Gütersloh“, Künstler-Ball und der Michaelisschlussball mit Luftballon-Schlacht. Es gab einige Regentage, die – besonders am Schlusstag – die Besucherzahlen drückten und auch Kritik an der Dauer und der Gestaltung der Ausstellungsräume laut werden ließen. Der Stromausfall verhinderte nicht nur die Kür einer „Michaeliskönigin“, sondern hatte auch die Zahl der Fahrraddiebstähle ansteigen lassen. Konstatiert wurde ein enormer Anstieg der Polizeieinsätze.❚

1910

1920

1930

1940

1950

Wegen des Neubaus der Berufsschule an der Wiesenstraße wurde der Berufsschullehrer Friedrich Roggenkamp von der Organisation und Leitung der Ausstellung „Schaffendes Gütersloh 1951“ abgelöst und durch den Architekten Walter Wegner ersetzt. Über 20.000 Besucher, davon 6.000 am ersten Sonntag, besichtigten die 40 Stände, die erstmals nicht mehr in den Schulen der Innenstadt, sondern in sechs zusammengestellten Zelten auf dem neuen Marktplatz, Eingang Marktstraße/Bismarckstraße, aufgebaut waren. Die Fußball- und Radsportveranstaltungen, das Wettfliegen von 2.000 Luftballons, der Fackelzug der Jugend durch die Stadt, eine Korsofahrt mit der Reiterabteilung der Reitschule Gütersloh E. Mattejat, Motorrädern, dem RV Möve und der Rollschuh-Wettlauf auf der erstmals asphaltierten Berliner Straße trugen zum Erfolg der Festwoche bei. Auch die neu eröffnete Raubvogelwarte an der Spielwiese im Stadtpark zog neue Besucher an.

80 Jahre Michaeliswoche

41


Weshalb – Wieso – Warum? Michaeliswoche 1951.

Eine besondere Freude erlebte der 46-jährige Tischlermeister Heinrich Wiltmann aus Versmold: als 20.000. Ausstellungsbesucher wurde ihm eine fabrikneue Schreibmaschine der Firma Thiesbrummel, eine Nähleuchte der Firma Wulfhorst und fünf Kilo Margarine-Kokosfett des Bäckereibedarfsgeschäftes Rech überreicht.❚

1952 Gründung des Vereins „Michaeliswoche Gütersloh“

Zum Beginn des Jahres 1952 kam es in der Ortsvereinigung des Einzelhandelsverbandes zu einem Wechsel im Vorstand. Kommissarischer Nachfolger von Carl Janssen wurde bis zur Jahreshauptversammlung am 18. April 1952 Walter Hoffschildt, der wiederum von dem Inhaber des Textilkaufhauses Otto Honcamp Nachf., Heinrich Laufenberg (1898 bis 1966) abgelöst wurde. Nachfolger Laufenbergs wurde 1959 der Lederwarenhändler Carl Schlink (1905 bis 1986), der dieses Amt bis 1974 ausübte. Am 19 Mai 1952 versammelten sich einige der Mitglieder in der Gaststätte „Bremer Schlüssel“, Am Domhof 2, um den Verein „Michaeliswoche Gütersloh“ zu gründen: Schuhmachermeister Heinrich Breenkötter (1894 bis 1983), Gastwirt Julius Grebe jun. (1911 bis 1982), Rechtsanwalt Dr. Walter Hiersemann (1913 bis 1989), Drogist Walter Hoffschildt (1907 bis 1978), Kaufmann Heinz Laufenberg (1898 bis 1966), Syndikus Dr. Wilhelm Roggenkamp (1895 bis 1953), Installationsmeister Gustav Schulte zur Oven (1908 bis 1978), Gastwirt Fritz Sundermann (1901 bis

42

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950


1969), Stadtkämmerer Walter Wixforth (1904 bis 1965) und der Rechtsanwalt und Notar Otto Dustmann. Zum Vorsitzenden wurde einstimmig Walter Hoffschildt, zum stellvertretenden Vorsitzenden Gustav Schulte zur Oven und Fritz Sundermann (1901 bis 1969), zum Geschäftsführer Dr. Roggenkamp gewählt. Die jährliche Durchführung der Michaeliswoche und die auf Wirtschaftswerbung konzentrierten Aktivitäten erforderten einen Aufwand, der sich am besten durch die Gründung eines entsprechenden Vereins bewältigen ließ. Der neue Verein war gleichsam als Kind des Einzelhandelsverbandes Gütersloh anzusehen, der in inhaltlicher und personeller Hinsicht mehrfache Überschneidungen mit der „Mutterorganisation“ besaß.

Die Aufgaben des Vereins In der Satzung wurde die Aufgabe des neuen Vereins festgelegt: ❙ „Stadtwerbung zu betreiben und den Gemeinsinn in der Bürgerschaft zu fördern durch Unterstützung und Zusammenfassung von Maßnahmen und Veranstaltungen Dritter auf kulturellem, heimatlichem, sportlichem und geselligem Gebiet sowie auf dem Gebiet der Wirtschaftswerbung“ (§ 1 Abs. 3). Mitglieder konnten Vertreter von in Gütersloh tätigen Vereinen, Verbänden und sonstigen Organisationen werden, ebenso „Personen, die die Zwecke des Vereins in besonderem Maße fördern können“ (§ 2 Abs. 1, 2 ).

Neben dem vierköpfigen Vorstand und fünf Beisitzern wurde ein Beirat gebildet, der für die Vorbereitung und die Durchführung der Michaeliswoche vorgesehen war. Die Mitgliederversammlung wurde jährlich für die Entgegennahme des Kassen- und Prüfungsberichtes oder für besondere Angelegenheiten einberufen.❚

1910

1920

1930

1940

1950

In einem Artikel der Glocke vom 27. September 1952 reagierte der Rechtsanwalt Dr. Walter Hiersemann auf die kritischen Stimmen zur Michaeliswoche. Er vermutete eine „bedauerliche Entfremdung eines Teiles unserer Bevölkerung von den Trägern des wirtschaftlichen Lebens“. Verständnis brachte der Autor der Kritik am Rummel entgegen, die „Lenkung und Erziehung der Jugend“ werde dadurch erschwert, fehlende Nacht- und Sonntagsruhe, unnötige Geldausgaben und die „Neigung unserer Zeit zur Oberflächlichkeit und Zerstreuung“ würden dadurch gefördert. Keinesfalls sollte die Michaeliswoche grundsätzlich in Frage gestellt werden, Überlegungen zur Vermeidung von Auswüchsen müssten jedoch angestellt werden. Wegen der geringen Akzeptanz der „kulturellen, erzieherischen und heimatlichen Belange“ sollte der Gedanke der Heimatpflege, ggf. in Verbindung mit dem kirchlichen Erntedankfest, verstärkt werden.

Zwölfte Michaeliswoche vom 27. September bis zum 5. Oktober 1952

Gegenüber dem Vorjahr gab es eine besondere Programmänderung. Nachdem der Werbe-Festzug der Wirtschaft 1951 bereits geringer ausgefallen war, wurde er in diesem Jahr ganz gestrichen. Wie bereits in der Ausgabe des Vorjahres reicherten die Veranstalter das Programmheft mit Fotos an, die städtebauliche Veränderungen der Innenstadt zeigten und warben auf diese Weise für ein fortschrittliches Gütersloh. Das Heft erschien in einer Auflage von 10.000 Stück und kostete inkl. einer Eintrittskarte für die große Ausstellung eine Mark. Die Festansprache zur Eröffnung hielt der Künstler Prof. Gerhard Ulrich, der sich wie auch der Bürgermeister Vogelsang (1951 bis 1952) für eine Ausdehnung des kulturellen Lebens in weitere Bevölkerungskreise und eine Weiterentwicklung der Veranstaltung zu einer „echten Heimatwoche“ aussprach. Anschließend fand ein Rundgang durch die Ausstellung in der PaulThöne-Halle mit dem Künstler Siegfried Kortemeier statt. Mit einem Bus wurden die Ehren-

Walter Hoffschildt – 1. Vorsitzender des Vereins Michaeliswoche (1952 bis 1965).

80 Jahre Michaeliswoche

43


gäste zum Marktplatz gebracht, wo die Gewerbeausstellung und die „Messe-Ausstellung“ der Küchengerätehersteller besichtigt wurden. 72 Aussteller freuten sich über den Besuch von über 15.000 Gästen. Nach witte-

1953

Karl-Ernst Strothmann – Bürgermeister von Gütersloh (1985 bis 1994) und Geschäftsführer des Vereins Michaeliswoche (1953 bis 1973).

44

80 Jahre Michaeliswoche

Während der Vorbereitungen zur diesjährigen Michaeliswoche verstarb der Geschäftsführer Dr. Roggenkamp. Walter Hoffschildt und der Kaufmann Hans Diekötter (1908 bis 1974), Inhaber des Modehauses A. H. Diekötter, Berliner Straße 47, leiteten in diesem Jahr die Woche. Am 30. Januar 1953 übernahm die Geschäftsführung der Industriekaufmann Karl-Ernst Strothmann (geboren 1928), der gleichzeitig auch der neue Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes war. Im Zentrum der Werbewoche vom 26. September bis zum 4. Oktober stand in diesem Jahr die Verschönerung und Ausschmückung des Stadtbildes. Das Verbot von Transparenten über den Straßen, Fahnen und Girlanden am Bahnhof und in den Straßen, ein mit Blumen und grün-weißer Festbeleuchtung geschmücktes Rathaus, ein Ehrenbogen mit anschließender Fahnenallee vor dem Eingang zum Ausstellungsgelände sollten zeigen, dass Gütersloh eine sehenswerte Stadt ist. Die wiederum von dem Hauptlehrer und späteren Rektor der Schule Kattenstroth, Ewald Kissing, redigierte Festschrift betonte noch stärker als in den Vorjahren den Charakter der Heimatwoche. Alte und neue Geschichten und Bilder von „Gütersloher Originalen“, der Kirchen, der Gütersloher Bühne, die Geschichte einer Spinnlehrerin aus Gütersloh in Eidinghausen, Kreis Minden, sowie eine plattdeutsche Erzählung sind nur einige Beispiele. Nach den Plänen des Architekten Wegner konnten sich die Besucher in neun Zelten mit

1910

1920

1930

1940

1950

rungsbedingten Programmverschiebungen klang die Woche mit dem Fackelzug der Jugend und einer abendlichen Abschlussfeier vor dem Stiftischen Gymnasium aus. Das Gebäude wurde eigens zu diesem Zweck in den Landes- und Stadtfarben erleuchtet.❚

40 Ausstellungsboxen wegen des benachbarten Lunaparks ohne Freigelände einen Überblick über den Leistungsstand der Stadt verschaffen. Besonderheiten waren eine Zigarrenmacherei, ein historischer Webstuhl des Weberhauses Horstkotte-Winkler und das Sonderzelt der Rundfunkfachhändler Femmer, Pauli, Upmann und Amtenbrink. Auf 300 Quadratmetern wurden hier die Neuheiten der letzten Rundfunk-, Phono- und Fernsehausstellung in Düsseldorf gezeigt, insbesondere die Vorführung des Fernsehers. Im Hinblick auf die vielen nach dem Krieg zugezogenen Neubürger sollte der Gedanke der Bürgergemeinschaft verstärkt werden. Durch so genannte „Nachbarschaftszusammenkünfte“ hatten die Bewohner bestimmter Straßenzüge die Gelegenheit, sich näher kennen zu lernen und bestehende Ressentiments abzubauen. Am 30. September fand der „Tag der Jugend“ statt. Eingeleitet durch einen Festzug der Schulen und ostdeutscher Jugendgruppen („Das deutsche Lied im Bild“) gab es ein Volksliedsingen auf der Freilichtbühne Mohns Park. Am 1. Oktober veranstaltete der Bund der vertriebenen Deutschen, Ortsverband Gütersloh, den „Tag der ostdeutschen Landsmannschaften“. Der darauf folgende Tag war dem „Tag der Gütersloher Bühne“ gewidmet. Den Abschluss bildete am Sonntag, den 4. Oktober, der „Tag des Erntedankes“, den die beiden Kirchengemeinden gestalteten. Während der Michaeliswoche 1953 fand auch ein Motor-


radrennen, der „Große Preis der Michaeliswoche“, im Heidewald statt. Gewinner war Werner Strathoff auf Matchless. Die abschließenden Kommentare der Glocke: „Flammende Lichter – flammende Heimatliebe“ und der „Freien Presse“: „Michaeliswoche wie nie zuvor“ belegten den herausragenden Erfolg der Festwoche, die sich mehr und mehr zu einem „echten Heimatfest“ entwickelte.❚ Festumzug 1954 mit den Volks- und Realschulen.

Professor Dr. Ernst Schrewe aus Hamburg hielt in diesem Jahr den Eröffnungsvortrag zur 14. Michaeliswoche, die vom 25. September bis zum 3. Oktober stattfand. Das Thema lautete: „Soziale Sicherheit aus persönlicher Verantwortung – eine kritische Stellungnahme zu den wirtschafts- und sozialpolitischen Ordnungsfragen der Gegenwart“. Er ging dabei auf das aktuelle Sicherheitsbedürfnis der Menschen ein, die durch eine mangelhafte Selbstständigkeit auf der Suche nach heimatlicher Gebundenheit seien. „Vom Wirtschaftlichen her könne dem Menschen die angestrebte Sicherheit nicht gegeben werden, denn im Streben nach Fortschritt stecke schon die Unsicherheit dadurch, dass Gutes ständig durch Besseres ersetzt werde, Dieser dynamische Prozess der Entwicklung verhindere die kontinuierliche Sicherheit …“ Der Eröffnungsabend auf der Freilichtbühne Mohns Park wurde durch den Gütersloher Turnverein von 1879 gestaltet, 2.000 Lichter auf der Festwiese, Feuerschwingen von 50 Realschülern, Männerchöre und Turnvorführungen füllten den Abend. Am 26. September trafen sich 27 Spielmannszüge des Regierungsbezirks Detmold zu ihrem Bezirkstreffen in der Stadt. Um 9 Uhr begann ein Wettbewerb der Solo-Trommler und Solo-Flötisten, der wegen

1910

1920

1930

1940

1950

Dauerregens in das Zelt am Festplatz verlegt werden musste. Am Nachmittag fand ein Sternmarsch zum Rathausplatz statt, anschließend intonierten 400 Musiker den Marsch „Preußens Gloria“ und der Festmarsch setzte sich in Richtung Festzelt in Bewegung, wo es um die besten Züge und Tambourmajore ging.

1954

Der Festzug der Volks- und Realschulen mit 14 Festwagen am 29. September trug das Motto „Wer will das fleißige Handwerk sehen?“ Um 17 Uhr fand das „Tonn’bandrennen der Büsker“ zwischen der Gaststätte „Handelshof“ und der Dalke-Apotheke (heute Rats-Apotheke) statt. Am Abend wurde die Winterspielzeit der Gütersloher Bühne mit den „Nibelungen“ von Frau Hebbel eröffnet. Zum ersten Male fand am Montag nach dem offiziellen Ende der Ausstellung ein Festkonzert in den Stadttheater-Lichtspielen, Eickhoffstraße, statt. Die Nordwestdeutsche Philharmonie und der Chor des Städtischen Musikvereins spielten unter Leitung von Matthias Büchel Werke von W. A. Mozart, Philipp Mohler und Peter Tschaikowsky. Das Ausstellungsgelände war durch den Gartenarchitekten Reuter besonders gestaltet worden. Als Vorgarten diente ein künstlicher

80 Jahre Michaeliswoche

45


Michaeliswoche 1932: Kirmesvergnügen auf der modernen „Schnellbahn“.

Teich mit Springbrunnen und Wasser speiendem Seehund. Darüber hinaus gab es einen Urwelts-Mammutbaum, eine Schirmtanne, einen Bächerblattbaum (eine Kreuzung aus Laubund Nadelgehölz) und die nördlichste Zwergbirke aus der Polargegend zu sehen. Über die Präsentationen von 45 Ausstellern hinaus konnten die Besucher eine „denkende Nähmaschine“, eine Weltzeituhr, eine Miniatur des Oerlinghauser Flugplatzes, einen Kanarienvogelstand, eine Eisenbahnmodellschau und einen Töpferstand bestaunen, an dem ei-

1955

Zum letzten Mal fand die Michaeliswoche vom 1. bis 10. Oktober unter der Leitung von Hans Diekötter statt. Das Ausstellungsgelände wurde von 2.200 auf 4.250 Quadratmeter erweitert. Die Zahl der Aussteller vergrößerte sich auf 51. Erstmals wurde das Festzelt an der Prekerstraße in das Ausstellungsgelände einbezogen. Hier befand sich an einer Seitenwand eine „Wasserorgel“, die so genannten Tanzenden Fontänen, die zehnmal täglich vorgeführt wurden und auch nach Ausstellungsschluss zu besichtigen waren. In einem besonderen Rundfunk- und Fernsehraum wurde ein eigener Fernsehsender aufgestellt, dessen Bildschirm das Treiben in der Stadt und bei den Veranstaltungen zeigte. Den Eröffnungsvortrag „Zur wirtschaftspolitischen Situation“ in der Paul-Thöne-Halle hielt der aus Gütersloh stammende Ministeri-

46

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

ne „junge blondhaarige Dame zeigt, wie man aus unförmigen Tonklumpen allerlei Tongerät macht“. In Dezember verstarb der Mitbegründer und ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Ladeninhabervereins und Leiter der Oktoberwoche, Kaufmann Wilhelm Eickholt (1894 bis 1954). Als waschechter „Büsker“ hatte er das elterliche Tapeten- und Teppichgeschäft an der Berliner Straße zu einem bekannten Großund Einzelhandel ausgeweitet. Er entwickelte die Festwoche in den 1930er Jahren mehr und mehr zu einer Heimatwoche.❚

aldirektor im Bundeswirtschaftsministerium, Ludwig Kattenstroth. Er beschrieb ein weitgehend positives Bild der wirtschaftlichen Entwicklung seit 1948. Er erinnerte auch an die Schattenseiten der Hochkonjunktur: fehlende Arbeitskräfte, wirtschaftsschädigende Abwerbemanöver von Unternehmern, gefährliche Lohn-Preis-Spirale und das Außerachtlassen der sozialen Verantwortung. An dem Abschlussfest am 10. Oktober nahmen im Katholischen Vereinshaus als Ehrengäste Bürgermeister Ibrügger, Stadtdirektor Diestelmeier und die beiden Gründungsmitglieder Alfred Köhler und August Goldstein teil. 28.600 Personen hatten die Ausstellung besucht. „Das harmonische Miteinander von Wirtschaft und Kultur“, so der Realschullehrer Friedel Maaß, „werde erreichen, dass das aufstrebende Gütersloh im Kranz der blühenden


deutschen Städte den ihm gebührenden Platz einnimmt“. Der Rektor der Overbergschule, Anton Meschede, rief anlässlich der Abendfeier auf dem Schulhof des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums die Jugend auf, der Michaeliswoche neben dem Sinn der wirtschaftlichen Werbung mehr Bedeutung als eine Kultur und Heimatwoche zu geben. „Echte Volksbräuche müssten wieder Begleiter des Menschen von Wiege bis zur Bahre sein“.❚

Auf der Mitgliederversammlung am 25. April 1956 wurde für Walter Hoffschildt, der den Vorsitz des Verkehrsvereins übernahm, der Textilkaufmann Hans Diekötter zum Vorsitzenden gewählt. Nachfolger des verstorbenen Dr. Wilhelm Roggenkamp wurde der bereits als Geschäftsführer tätige Karl-Ernst Strothmann (geboren 1928) aus Bielefeld. Strothmann wurde 1961 für die CDU in den Gütersloher Rat gewählt und war von 1985 bis 1994 Bürgermeister. Die bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Gustav Schulte zur Oven und Fritz Sundermann wurden wiedergewählt. Die Veränderung wurde am 8. Juni 1956 in das Ver-

Festumzug 1956: von Gütersloh in die Welt – das Flagschiff des Carl-Bertelsmann-Verlags.

einsregister des Amtsgerichtes eingetragen. Festzustellen ist jedoch, dass Walter Hoffschildt seinen Wunsch auszuscheiden, spätestens 1959 wieder rückgängig machte und bis 1965 weiter amtierte.

1956

Zum 25-jährigen Jubiläum der Michaeliswoche veröffentlichte das Gütersloher Morgenblatt (heute Westfalen-Blatt) in seiner Sonderbeilage Auszüge einer „Plauderei mit Alfred Köhler“. Der 86-Jährige wusste „munter wie ein Wiesel“ von den Anfängen 1931 zu erzählen. Er erinnerte sich an den Martinszug, den er einmal in Düsseldorf gesehen habe. Für GüGewerbeausstellung 1956.

1910

1920

1930

1940

1950

80 Jahre Michaeliswoche

47


Plakat 1956 „25 Jahre Michaeliswoche“.


tersloh habe er die Anregung in die Tat umgesetzt. Die wechselvollen Jahre bis zur Gegenwart verliefen nicht ohne persönliche Anfeindungen, „doch haben wir mit der Zeit alle unter einen Hut gebracht, auch wenn es manchmal nicht ganz leicht war“.

August Ibrügger und des Stadtdirektors Diestelmeier. „Die Michaeliswoche als Heimatwoche soll nicht nur Freude, sondern auch Besinnung auf die Heimat und ihre Geschichte sein“, lautete die Botschaft.

Der Mitbegründer der Michaeliswoche, Textilkaufmann Wilhelm Wagener (1894 bis 1959), beging in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum als Schriftführer des Vereins. Der „im mer fröhliche und mit erheiterndem Humor ausgestattete Ur-Büsker“ galt als einer der wichtigsten Förderer und Mitarbeiter der Michaeliswoche. Als Vorsitzender des Ausschusses für die Ausschmückung der Stadt leistete er wertvolle Arbeit. Die Glocke resümierte, dass die Leitung der Michaeliswoche „nie auf ihn wird verzichten können“.

Bis zum 8. Oktober fanden 40 Veranstaltungen statt, die eine Mischung aus Gewerbeausstellung, Vergnügungspark, Konzerten, bunten Nachmittagen, Bällen, Topfblumenwettbewerb, plattdeutschem Heimatabend, Modenschauen und den Sportveranstaltungen Boxen, Ringen, Radrennen und August-Kraak-GedächtnisStaffellauf darstellten. Weitere Höhepunkte waren die Einweihung des zweiten Sportplatzes im Heidewald und das Konzert des Kantoreiorchesters mit einer Bläservereinigung von Altschülern zugunsten des Wiederaufbauvereins des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums.

Anlässlich der Eröffnung der 16. Michaeliswoche am 29. September erhielten Köhler und Wagener aus der Hand des Vorsitzenden Diekötter Ehrendiplome des Vereins für ihre verdienstvolle Tätigkeit. Der Eröffnungsvortrag des Hauptlehrers Ewald Kissing stellte einen Abriss der Geschichte der Stadt dar – von den bronzezeitlichen Funden südlich der Wapel bis zur gegenwärtigen Amtszeit des Bürgermeisters

Tausende Schaulustige sahen den Festzug der Gütersloher Schulen „Von Gütersloh in die Welt“, den Sternmarsch mit Fackelzug von 2.000 Schülern und die Michaelis-Abendfeier auf dem alten Marktplatz mit dem Abschlusschoral „Ich bete an die Macht der Liebe“, gespielt von den drei Musikzügen der Feuerwehrkapelle Gütersloh, Spexard und der Gymnasialkapelle. ❚

Für die Festwoche vom 28. September bis zum 6. Oktober gab es in diesem Jahr weder eine Ausstellung noch ein Programmheft. Alles Beschwören der Tradition blieb vergebens, wegen der stark zurückgegangenen Zahl der Aussteller und des festgestellten Missverhältnisses von Aufwand und Ergebnis blieb den Verantwortlichen keine andere Wahl, als beide Projekte abzusagen. Die Warnung vor dem Sog der benachbarten Großstädte blieb ungehört. Hans Diekötter gab jedoch zu verstehen, dass die Gewerbeausstellung nicht „für

immer ausgeklammert, sondern später besonders interessant und ansprechend neu gestaltet wird“. Die Diskussion um eine grundsätzliche Neugestaltung hatte jedoch begonnen.

1910

1920

1930

1940

1950

Die Warnung vor dem Sog der benachbarten Großstädte blieb ungehört

1957

Wie in den Vorjahren wurden die Geschäfte und die Straßen festlich geschmückt. Durch die Stadt fuhren bunt geschmückte Wagen, die allerdings für den Besuch einer Ausstellung in der Nachbarschaft warben. Das Programm beinhaltete Tagungen und Vortragsveranstaltungen der Gütersloher Frauenverbände („Die Frau an

80 Jahre Michaeliswoche

49


der Schwelle des Atomzeitalters“), des Kulturkreises der Wirtschaft („Der Sinn des Lebens und die Freizeit – menschliche Probleme der Arbeitszeitverkürzung“) und des Obst- und Gemüsebauverbandes für Westfalen und Lippe, eine Blumenschau der Schulkinder, ein Konzert des BundeswehrMusikkorps im Mohns Park, als besondere Attraktion das Baier-Eisballett, einen plattdeutschen Heimatabend mit Wilm Bökenholt, den Ostdeutschen Abend des Ortsverbandes des Bundes vertriebener Deutscher, Theateraufführungen, Modenschauen der Firma Alfred Köhler Nachf. und des Pelzhauses Schnatmeyer, Sportveranstaltungen und als Finale den Fackelzug der Jugend. Als Festredner war der Leiter der Presse- und Informationsstelle der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion), Georg Streiter aus Luxemburg, eingeladen worden. In seinem Vortrag beschäftigte er sich mit dem Thema „Gemeinsamer Markt und Euratom“. Das eindrücklichste Erlebnis für die Einheimischen war die Vorführung des Farbfilmes „Afrikafahrt“ von Pastor Vollrath Müller in der Aula des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums.❚

1958

Lediglich eine Kirmes (Luna-Park) veranstaltet

Am 9. Februar verstarb der „Vater der Michaeliswoche“, Alfred Köhler. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten hatte er sich, zuletzt als Berater, für den Erfolg und den Erhalt der Michaeliswoche eingesetzt und den Interessen des Gütersloher Einzelhandels eine Stimme gegeben. Bei einer Zusammenkunft des Vorstandes in der Gaststätte „Deutsche Eiche“ bestand Einigkeit darüber, die Ausstellung wieder durchzuführen. Wilhelm Wagener warnte, die Michaeliswoche in eine Michaeliskirmes abgleiten zu lassen. Seine Mahnung blieb ungehört, denn mitten in die Vorbereitungen platzte Ende Juli der Beschluss einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, in diesem Jahr keine Michaeliswoche zu veranstalten, weil die Voraussetzungen für eine Durchführung sich geändert hätten. Stattdessen wurde vom 27. September bis zum 5. Oktober lediglich eine Kirmes (Luna-Park) veranstaltet. Die Attraktionen wurden dafür zu einem „fast großstädtischen Rahmen“ ausgeweitet: Achterbahn, Auto-Skooter, Schiffschaukeln, Turmflieger, CortinaBob-Bahn, Amor-Bahn und ein Riesenrad wie im Prater … hinzu kamen Varieté-Schauen, die Auto-Steilwand „Thies Motor-Drom“, ein Velodrom, Wahrsageautomat und Ladenstraßen. Nach anfänglichen Versuchen intensiver Vorbereitungen gab es eine zwar nicht in allen Fällen unbegründete, aber dennoch für die Bevölkerung enttäuschende Absage. Der erhoffte schwungvolle Start in das zweite Vierteljahrhundert endete in einem luftleeren Raum. Die Tradition hielt die 1954 ins Leben gerufene „Plattdütske Voeinigung“ aufrecht. Sie veranstaltete am 3. Oktober als eine Art Heimatabend, den so genannten Michaelisabend im Katholischen Vereinshaus. Aufgeführt wurde das Bühnenstück „Piepenbrinks up Briutschau“ von Eduard Schoneweg. Trotz der fehlenden Gewerbeschau war die Berliner Straße von der Strengerstraße bis zum Rathausplatz mit Girlanden geschmückt und die Schaufenster der Geschäfte präsentierten sich in neuer Gestalt.❚

50

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950


Wilhelm Wagener, einer der Mitbegründer und damals jüngstes Mitglied des Ladeninhabervereins, verstarb am 2. August. Es war ihm nicht mehr vergönnt, die „neue“ Michaeliswoche mitzuerleben. Überraschend stellte sich Walter Hoffschildt im Programmheft als Vorsitzender der Michaeliswoche vor. Er nahm das Amt kommissarisch bis zur Neuwahl des Vorsitzenden im Jahr 1965 wahr. Bereits im März war eine Satzungsänderung erfolgt, die bestimmte, dass die Leitung der Michaeliswoche dem Beirat obliegt, der jährlich den Leiter der Michaeliswoche im Einvernehmen mit dem Vorstand wählt. In einer Zeit, die alle Menschen stark in Anspruch nahm, sollte jährlich eine neue Persönlichkeit mit der Leitung der Woche betraut werden. In diesem Jahr war es der Realschullehrer und Vorsitzende der „Platt dütsken Voeinigung“, Walter Sundermann, der die Leitung der Michaeliswoche vom 25. September bis zum 4. Oktober übernommen und unter das Motto „Heimat und Heimatpflege“ gestellt hatte. Ihm zur Seite standen Oberstudienrat Kellner, Studienrat Dr. Strenger, Verwaltungsdirektor i. R. Schumann, Betriebsleiter i. R. Ludwig Grabemann, Rektor Ewald Kissing und Rektor

i. R. Siegfried Drewniok. Den Entwurf zum diesjährigen Plakat der „Werbe-, Fest- und Heimatwoche“ entwarf der Oberprimaner des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums, Lothar Binger.

1959

An dem Festzug der Fahnen und Wimpel durch die Stadt am Eröffnungstag beteiligten sich 37 Vereine, Verbände und Jugendorganisationen. Den Festvortrag am Freitag, 25. September, hielt der Geschäftsführer des Westfälischen Heimatbundes, Dr. Hans Riepenhausen, zum Thema: „Der deutsche Mensch von heute zwischen Tradition und Fortschritt“. Auf dem traditionellen Frühschoppen des Gütersloher Einzelhandels im Café Ridder (heute Stadtcafé) erlebten die Teilnehmer eine temperamentvolle Ansprache des Bundestagsabgeordneten und Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU im Bundestag, Dr. Rainer Barzel, über „Mittelstandspolitik im Gemeinsamen Markt“. Im diesjährigen Weltflüchtlingsjahr gedachten während des „Tages der Ostdeutschen Landsmannschaften“ im Katholischen Vereinshaus auch die in Gütersloh wohnhaften Ostvertriebenen und Sowjetzonenflüchtlinge Ausstellung 1959 auf dem neuen Marktplatz.

1910

1920

1930

1940

1950

80 Jahre Michaeliswoche

51


ihrer Heimat. Sie machten ungefähr ein Viertel der rund 53.000 Einwohner Güterslohs aus. Am Sonnabend, 3. Oktober, fand im neu erbauten Verwaltungsgebäude der Stadt eine Ausstellung des im Aufbau begriffenen Stadtarchivs und der Heimatbücherei statt. Der Hauptlehrer der Eichendorffschule, Drewniok, zeigte eine Auswahl heimatkundlicher Bücher und Schriften. Ausstellung „Gütersloher Künstler sehen ihre Heimat“

52

80 Jahre Michaeliswoche

Nach zweijähriger Pause gab es auf dem neuen Marktplatz an der Prekerstraße/Blücherstraße wieder eine Ausstellung von Handel, Handwerk und Gewerbe. Viele Einzelhändler mussten jedoch absagen, weil sie keine Möglichkeit sahen, ihre Stände auf dem Marktplatz aufzubauen und eine Woche lang zu betreuen. Mehr als 700 Besucher kamen am Eröffnungstag (vor zwei Jahren waren es 450), 5.000 am darauf folgenden Sonntag und belohnten so die Bemühungen der rund 40 Aussteller. Am Ende wurden 20.041 Besucher (1956: 19.768 Besucher) gezählt, zusammen mit den 30 Veranstaltungen übertraf der Erfolg die Erwartungen der Veranstalter. Auch die unter der Beteiligung der Kunstmaler Paul Westerfrölke, Johannes Misiak und Heinz Beck gestaltete Ausstellung „Gütersloher Künstler sehen ihre Heimat“ beeindruckte das Publikum. Die 16jährige Helga Franke präsentierte beispielsweise ein Modell der Städtischen Sparkasse, das sie in 68 Stunden aus rund 9.300 Streichhölzern zusammengesetzt hatte. Schüler der Pestalozzischule fertigten eine Nachbildung der Stadt von 1822 und 1959 an. In der „Weberstube“ des Ausstellungszeltes trug die Blücherschule unter Leitung von Rektor Sundermann Lieder auf Platt, Tänze in Holzschuhen und das Spiel „Spinn, spinn“ vor. In dem überfüllten Saal des Katholischen Vereinshauses unterhielten Schülerinnen und Schüler die Zuschauer mit Geschichten des Heimatdichters Fritz Steinhaus und mit der „Viärlske Quadrille“ (Verler Quadrille).

1910

1920

1930

1940

1950

Der Heimatabend unter der Leitung des Oberstudienrates Kellner erinnerte in Texten und szenischen Darstellungen an „merkwürdige Begebenheiten aus der Geschichte Güterslohs“. Mitglieder des Heimatvereins stellten eine Szene vor dem Goding (Gerichtssitzung) um 1400 nach, traten als Landsknechte des Jahres 1549 auf, die im Kirchspiel wüteten oder gaben einen Eindruck von einer Visitation der alten Kirche (Apostelkirche) durch den Generalvikar Lucenius. Eine Briefmarkenausstellung der Philatelisten mit Sonderpostamt im Schalterraum der Sparkasse und drei Maschinen der heimischen Flugsportvereine, die für Rundflüge über die Stadt gebucht werden konnten, rundeten das Programm ab. Den Schlussakzent setzte ein plattdeutscher Gottesdienst zum Erntedankfest in der Apostelkirche durch den in Schwerte tätigen Pfarrer Dr. Kleßmann. Anerkennung fanden auch die Bemühungen der Stadt, seit der letzten Michaeliswoche die Verkehrsengpässe zu beseitigen: der Abriss der Kapelle des St.-Elisabeth-Hospitals an der Dalkestraße, Ecke Domhof, das Eckhaus an der Kreuzung Blessenstätte/Unter den Ulmen, der Ausbau der Kirchstraße zur Wiederinbetriebnahme des Hotels „Kaiserhof“, der Ausbau der Hohenzollernund Eickhoffstraße und der Beginn des Ausbaus der Moltkestraße. Ende des Jahres beschlossen die Mitglieder des Vereins, dass im kommenden Jahr der Sport den Schwerpunkt bilden sollte. In Abstimmung mit dem Stadtverband für Leibesübungen wurden der Studienrat des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums, Hermann Meyer, zum Leiter der Michaeliswoche 1960 und der Vorsitzende des Radsportvereins GüterslohSpexard, Engelbert Mörchen, zu seinem Vertreter gewählt.❚


In diesem Jahr beging der Gütersloher Einzelhandelsverband unter der Leitung von Carl Schlink sein 50-jähriges Bestehen. In seiner Festrede im Saal Teismann am 13. Juni würdigte er die Michaeliswoche als „ein Ereignis von überragender Bedeutung“. Sie sei inzwischen zu einer echten Heimatwoche geworden und aus dem Jahresablauf nicht mehr wegzudenken. Passend zu den Olympischen Spielen in Rom lautete das Thema der diesjährigen Michaeliswoche: „Leibesübungen und Sport“. Die Eröffnung des Hallenbades am 2. April, die Einweihung des neuen Sportplatzes zwischen Schledebrück- und Schalückstraße (LudwigWolker-Platz), die Fertigstellung der Turnhallen

Das Sportprogramm Das diesmal besonders umfangreiche Sportprogramm sah wie folgt aus: ❙ Internationales Volleyballturnier mit einer türkischen und einer lettischen Mannschaft, veranstaltet vom Eichenkreuz im CVJM in der Turnhalle Sundern ❙ ADAC-Gauausscheidungsturnier im Geschicklichkeitsfahren ❙ Badminton-Turnier ❙ Kreismeisterschaften der Schwimmer ❙ Sportfest der im Stadtverband für Leibesübungen zusammengeschlossenen Vereine im Heidewaldstadion ❙ Fußball-Freundschaftsspiel SVA Gütersloh gegen Meidericher SV ❙ Boxabend SVA Gütersloh gegen eine Ostwestfalen-Auswahl im Festzelt auf dem Marktplatz ❙ Fußballspiel der Westfälisch-Lippischen Landjugenden des Kreises Wiedenbrück gegen den Kreis Unna auf dem neuen Sportplatz an der Schledebrückstraße ❙ Ringer-Freundschaftskampf des KSV 02 gegen den Norddeutschen Meister VfL Wolfsburg im Festzelt ❙ Straßen-Radrennen um den „Großen Michaelispreis von Gütersloh“

1910

1920

1930

1940

1950

für die Schulen Sundern und Kattenstroth und die Fertigstellung der Minigolfanlage im Stadtpark zeigten den Willen der Stadt, den Breitensport zu fördern. Die neuen Sportstätten wurden sofort in das Veranstaltungsprogramm integriert.

1960

Erstmals wurden die Turn- und Sportvereine an der Planung und Durchführung der Festwoche beteiligt. Sie fand vom 24. September bis zum 2. Oktober statt. Walter Hoffschildt dankte dem Leiter der Gewerbeausstellung, Architekt Wegner, und dem Leiter der Schülerausstellung, Studienrat Bretschneider, für ihren Einsatz. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler hatten Zeichnungen und Bastelarbeiten zum Thema angefertigt, von denen die besten prämiert wurden. Besondere Zugkraft besaß das Forumgespräch über den Fünfjahresplan des Landessportbundes, an dem dessen Vorsitzender und Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Willi Weyer, teilnahm. In der Eröffnungsveranstaltung im angestrahlten Mohns Park führte Engelbert Mörchen durch das Programm: Tischsprünge des „Eichenkreuzes“ im CVJM, lustige Schuhplattler in Trachten, vorgetragen vom Skiverein, Vorführungen von sechs- bis siebenjährigen Mitgliedern der Judoabteilung des Sportclubs „Eintracht“, Fechtübungen des Gütersloher Turnvereins unter der Leitung von Hermann Altewischer und zum Abschluss die Kunstradfahrer des Radsportvereins „Möve“.

Eröffnungsveranstaltung im angestrahlten Mohns Park

An der Spitze des Festzuges, der am 25. September zum Heidewaldstadion marschierte, ging der Vorsitzende des Stadtsportverbandes, der Ratsherr und Buchhändler Werner Reinhardt, der sich bis zu seinem Tod 1961 unermüdlich für den Bau von Sportstätten, Turnhallen und Schwimmbädern eingesetzt hat.

1960

80 Jahre Michaeliswoche

53


und zum Aufbau der Persönlichkeit führen. „Die härteste Strafe für einen Spieler, der Feldverweis, entspricht der Todesstrafe im Gemeinschaftsleben, das Urteil kann nicht widerrufen werden“. Neben der Ausstellung „Blumen – Bienen – Früchte“ in der Paul-Thöne-Halle präsentierten 40 Aussteller, darunter erstmals auch auswärtige Firmen, ihr Warenangebot auf einer auf 3.300 Quadratmeter erweiterten Fläche auf dem neuen Marktplatz. Die Resonanz war geringer als im Vorjahr, da die „heimischen Geschäfte in Gestalt ihrer Läden und Fenster über derart gute Ausstellungsflächen verfügten, dass das Publikum ständig auf dem Laufenden ist und nicht auf einer Ausstellung erst darüber belehrt werden muss“.

1960: Sportfest im Heidewald.

Der Dichter Manfred Hausmann, dessen Schauspiel „Die Zauberin von Buxtehude“ am 30. September im Evangelischen Vereinshaus aufgeführt wurde, hielt am 1. Oktober in der Aula des Evangelisch-Stiftischen-Gymnasiums den Festvortrag zum Thema „Spiegel des Lebens“. Er zeigte an mehreren Beispielen die Verflechtungen zwischen Leib und Seele auf. Beim Fußballspiel sind es die Regeln und die Mannschaft, die den Einzelnen zur Selbstzucht

54

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

In der Presse wurden Stimmen laut, dass auch die ungünstige Jahreszeit und die Kälte im Festzelt zu dem Besucherschwund beigetragen hätten. Auch die bereits 1955 gezeigte Wasserorgel mit dem musikalisch untermalten Fontänenspiel konnte den Besucherschwund nicht aufhalten. Das Gütersloher Morgenblatt glaubte, dass die Michaeliswoche „nur dann über den Rahmen einer üblichen Werbewoche hinausgeht, wenn sie Mittelpunkt des allgemein geselligen Lebens der Stadt ist und nicht sein Saisonabschluss“. „Es kann auch nicht im Interesse des heimischen Einzelhandels sein“, so die Gütersloher Zeitung, „die Ausstellung durch auswärtige Aussteller zu vergrößern oder gar zu erhalten. Da sich die Zeiten gegenüber 1931 geändert haben, müssen in anderen Zeiten neue Wege und Formen gesucht werden, um die Fest- oder Michaeliswoche zu organisieren und durchzuführen“. Viel Beifall gab es für den plattdeutschen Abend im Katholischen Vereinshaus, wo zu wenige Plätze für die zahlreichen Besucher vorhanden waren. Der Vorsitzende, Walter Sunder-

1960


mann, nutzte die Gelegenheit und unterstrich die Forderung nach dem Bau einer Stadthalle. Einen Zwischenfall besonderer Art gab es bei dem Michaelis-Radrennen am Schlusstag. Entgegen der Absprache starteten Radsportler aus der Sowjetzone (Leipzig und Berlin) mit den sichtbaren Emblemen der DDR, Hammer und Zirkel mit Ährenkranz, auf den Rennhosen. Das Zeigen der Symbole war aufgrund einer Verordnung des Innenministeriums in Nordrhein-Westfalen verboten. Es hatte nicht genügt, lediglich die Embleme auf den Trikots mit

Wegen der fehlenden Ausstellung und, wie die Gütersloher Zeitung feststellte, „wegen des überall fühlbaren Personalmangels“ wurde 1961 keine Michaeliswoche durchgeführt. Am 18. Mai 1961 gibt der Vorstand bekannt, dass „das Interesse an einer Ausstellung, wie sie bisher war, sowohl bei den Ausstellern als auch bei

1910

1920

1930

1940

1950

den Startnummern zu verdecken. Die Sportler, darunter die Weltmeister Gustav Adolf Schur und Bernhard Eckstein, weigerten sich, die beanstandeten Symbole zu verdecken. Mit einem Aufgebot an Polizei und Bundesgrenzschutz wurde ihnen Startverbot erteilt. Heftige Reaktionen in der ostdeutschen Presse waren die Folge. Der Vorsitzende des Gütersloher Radsportvereins wandte sich Hilfe suchend an den Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Willi Daume, der sich jedoch „außer Stande sah, der Drohung des CDU-Innenministers zu begegnen“.❚

den Besuchern gering ist. Die Ausstellung durch Aussteller von auswärts zu vergrößern, bzw. überhaupt erst möglich zu machen, liegt nicht im Interesse des heimischen Einzelhandels“. Am 23. September begann die Michaeliskirmes, die traditionell von der Firma August

1960

1961 bis 1964

Modenschau anlässlich der Michaeliswoche 1956.

80 Jahre Michaeliswoche

55


Startaufstellung zum traditionellen Michaelisradrennen am 2. Oktober 1960. Links im Bild: Organisator und Moderator Engelbert Mörchen. Start- und Zielplatz war unter den Ulmen.

Schneider ausgerichtet wurde. Bis zum 1. Oktober zogen 17 Fahrgeschäfte, 15 Verlosungen und 15 Verkaufsbuden auf dem Marktplatz die Besucher an. Der Heimatverein, der sich im Februar mit der „Plattdütsken Voeinigung“ zusammengeschlossen hatte, begann sein Veranstaltungsprogramm für das kommende Winterhalbjahr mit der Einstudierung des Michaelisabends im Katholischen Vereinshaus. Kurzspiele, Gedichte und Chorvorträge des Werkmeistergesangvereins bildeten das Programm. Das es wieder „rummelt“ auf dem neuem Marktplatz, war den Lokalzeitungen im September 1962 eine Schlagzeile wert. Etwas bescheidener warf die „Freie Presse“ in ihrem Artikel zur Michaeliskirmes vom 22. bis zum 30. September 1962 die Frage auf: „Ist die Gütersloher Michaeliswoche tot?“ Bürgermeister Brune, Stadtdirektor Diestelmeier, Walter Sundermann und zahlreiche Einwohner bedauerten den erneuten Ausfall. Walter Hoffschildt und Carl Schlink führten die Absagen auf Personalmangel bei den Ausstellern zurück. Das Hauptproblem schien jedoch die Gewichtung von Heimat- und Werbewoche zu sein.

56

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

Einzig der Heimatverein setzte sein Veranstaltungsprogramm in Form des Michaelisabends am 29. September dem Michaelistag, fort. Auch das Rundstreckenrennen des Radsportvereins (Michaelisradrennen) fand statt. Auch 1963 blieb es bei der Kirmes vom 28. September bis zum 6. Oktober auf dem neuen Marktplatz. Als Besonderheit gab es ein „Gütersloher Oktoberfest“ mit großem Bierzelt und Bayern-Kapelle. 35 Fahrgeschäfte, Schieß-, Schau- und Losbuden, 17 Verkaufs- und vier Schankbuden waren aufgebaut. Während Lou van Burg am 1. Oktober 1964 in den Stadttheater-Lichtspielen in einer Ausgabe seiner Spiel- und Quizshow den Bundesliga-Experten suchte, wartete die Kirmes mit neuen Überraschungen auf. Vom 26. September bis zum 4. Oktober gab es für Vergnügungslustige Neuheiten wie den „Sputnik“, „Baion“, „Air-Lift“, „Großglocknerbahn“, „ Raupenbahn“, „Elektro-Turmflieger” und „Autoselbstfahrer mit Automatik”. Nach wie vor vermisst wurde die „alte“ Michaeliswoche mit Beteiligung der Schulen und der Vereine. Sollte man daher nicht besser die „Michaeliswoche“ in „Michaeliskirmes“ umbenennen?❚

1960


In der Mitgliederversammlung am 22. März 1965 im Katholischen Vereinshaus wurde einstimmig der Sparkassendirektor Jürgen Hintzler (1904 bis 2002) zum neuen Vorsitzenden gewählt. Vorgänger Walter Hoffschildt meinte dazu: „Hier haben wir sicherlich den Mann gefunden, der in der Lage ist, wirksam die gesamte Bevölkerung anzusprechen“. Der neue Vorsitzende hoffte, dass die Michaeliswoche wieder zu einer Traditionsveranstaltung in Gütersloh erhoben werden könne. Die Mitarbeit aller sei dazu allerdings erforderlich. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurden der Gastwirt Fritz Sundermann und der Verkaufsleiter Engelbert Mörchen gewählt. Geschäftsführer blieb Karl-Ernst Strothmann. Beisitzer wurden eine noch zu benennende Vertreterin des Hausfrauenbundes, Manfred Flöttmann (Vorsitzender des Stadtjugendringes), Walter Sundermann (Heimatverein), August Godejohann (Männergesangvereine) und ein Vertreter der örtlichen Gewerkschaft. Kassenprüfer waren Carl Schlink und Hans Beckord (Vorsitzender des Stadtverbandes für Leibesübungen). Auf der von der „Glocke“ als Wiedergründungsversammlung bezeichneten Zusammenkunft wurde auch die Satzung geändert: Die „ideellen Träger des Vereins sind die in Gütersloh tätigen Vereine, Verbände und sonstigen Organisationen, soweit sie auf einem Gebiet tätig sind, das dem Vereinszweck entspricht“. Auf Anregung von Fritz Sundermann wurde der Passus eingefügt, dass der jeweilige Bürgermeister der Stadt Gütersloh gebeten werden soll, die Schirmherrschaft über die Michaeliswoche zu übernehmen. Mitgliedsbeiträge werden nicht erhoben. Unter der Schirmherrschaft des 1964 gewählten Bürgermeisters Heinz Kollmeyer („Die Michaeliswoche soll eine Volksveranstaltung werden“) wurde die inzwischen 20. Michaeliswoche wieder belebt. Nach fünfjähriger Pause sollte in der Zeit vom 25. September bis zum

1910

1920

1930

1940

1950

3. Oktober wieder eine Ausstellung stattfinden. Erstmals wurde sie von einer auswärtigen Firma, der Firma Bauer-Goldberg aus Bad Honnef, ausgerichtet. Der Geschäftsführer Strothmann hatte vorher deutlich gemacht, dass es wichtiger sei, überhaupt etwas zu veranstalten, was die Menschen aus der weiteren Umgebung anzieht, als die Beteiligung auswärtiger Unternehmen in Frage zu stellen.

1965

An dem Freitag vor Beginn der Festwoche wurde das Mädchengymnasium auf dem Gelände des früheren alten Marktplatzes an der Schulstraße eingeweiht. Am darauf folgenden Samstag wurde in der Aula der Schule die Michaeliswoche eröffnet. Den Festvortrag hielt der Schriftsteller Anton Zischka über das Thema: „War es ein Wunder?“ Damit meinte er allerdings den Wiederaufstieg Deutschlands in den Jahren von 1945 bis 1965. Unter den Ehrengästen befanden sich der britische Konsul Haiger und Group Captain Evans von der Royal Air Force. Während des Vortrages verfolgte eine Menschenmenge am Bahnhof die Ankunft eines roten Doppeldeckerbusses mit Fahrern aus Gateshead/England und einem „Bobby“ aus London. Der Bus transportierte acht Tage lang in 114 Fahrten rund 9.000 Menschen vom Bahnhof zum Messegelände. Er war mit Werbebeschriftungen heimischer Unternehmen versehen. Nachdem bereits im Mai die britische Königin Elizabeth II. die Stadt besucht hatte, sollte durch Vermittlung des britischen Generalkonsulates und des „Board of Trade“ auf Anregung des Anglo-German-Clubs dadurch die Teilnahme der englischen Freunde an dem Geschehen der Stadt unter Beweis gestellt werden. Anschließend wurden die Ausstellungen der Hilfe leistenden Verbände (unter anderem Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz) und der hauswirtschaftlichen Ausstellung „Sie + Er“ eröffnet. Neben den zahlreichen Sport-

1960

Sparkassendirektor Jürgen Hintzler, Vorsitzender der Michaeliswoche von 1965 bis 1982.

80 Jahre Michaeliswoche

57


Ausstellung „Sie + Er“ 1965.

veranstaltungen bildete der „Britische Tag“ mit einer Fallschirmspringer- und Hubschrauberschau auf dem Hof Wixforth, einem Platzkonzert der Royal Force Central Band auf dem Rathausplatz und der Originalfassung des Musicals „West Side Story“ im „Bambi-Kino“ einen besonderen Höhepunkt. Tausende von Besuchern erlebten trotz zunehmenden Regens den Festzug am Sonntagnachmittag „Musik, Trachten, Sport“ mit zum Teil auswärtigen Fanfaren- und Spielmannszügen, Volkstanz- und Sportlergruppen. Am Schluss des Zuges fuhr der mit Kindern vollbesetzte Doppeldeckerbus aus England. Ein Feuerwerk beendete am Mittwochabend, 29. September, die Schau „Musik und Sport“ auf der Freilichtbühne im Mohns Park. 3.200 Zuschauer (2.897 zahlende, 350 Mitwirkende) begeisterten sich an den Darbietungen der Turner, Sänger und Fackelschwinger. Bürgermeister Heinz Kollmeyer (1964 bis 1979).

58

80 Jahre Michaeliswoche

Auch der traditionelle Heimatabend (Michaelisabend) des Heimatvereins, unter anderem mit dem plattdeutschen Theaterstück von

1910

1920

1930

1940

1950

Ludwig Grabemann („De Giergenschlag“) zog mehr Besucher an, als der Saal des Katholischen Vereinshauses fassen konnte. Veranstalter, Aussteller und Gäste zogen eine positive Schlussbilanz. Mit 120.000 Besuchern an 80 Ständen erlebte die Ausstellung „Sie + Er“ einen Rekordbesuch. Der eingeschlagene Weg zum Überregionalen und Internationalen sei richtig und weiterzuverfolgen. „Der Aufwand habe sich gelohnt, die Bürger haben mitgemacht und das gibt uns den Mut, die Sache weiter fortzusetzen“, meinte der Vorsitzende Jürgen Hintzler. 48 Stunden nach Beendigung der Woche wurde in der Gaststätte „Pankoke“ für das nächste Jahr eine Neuauflage geplant, 1967 sollte eine Pause eingelegt werden. Hintzler und Strothmann waren der Meinung, dass das hohe Niveau nicht jedes Jahr gehalten werden könne. Die hauswirtschaftliche Ausstellung sollte stets mit der Michaeliswoche gekoppelt werden. Eine zweijährige Veranstaltungsfolge erreiche eine größere Aufmerksamkeit und sollte ab 1968 eingeführt werden.❚

1960


Am 23. September wurde die 21. Michaeliswoche in der Aula des Mädchengymnasiums eröffnet. Den Festvortrag hielt Prof. Richard Behrendt von der Freien Universität Berlin über die „Probleme und Möglichkeiten des Menschen in der dynamischen Gesellschaft“. „Der Mensch in dynamischer Gesellschaft muss verantwortlich lernen, sich aus dem Bann einengender Traditionen zu lösen, neue Wege suchen, Überkommenes nicht als Norm hinnehmen, sondern mithelfen, die Welt so einzurichten, dass möglichst viele Menschen frei und menschenwürdig darin leben können,“ lautete eine der Kernaussagen des Redners. Die Ausstellung „Sie und Er“ öffnete am 24. September ihre Pforten auf dem neuen Marktplatz zum kostenlosen Besuch. Die Ausstellungsfläche war um 1.500 Quadratmeter auf 4.500 Quadratmeter vergrößert worden, erstmals waren auch ausländische Unternehmen vertreten. Von den rund 100 ausstellenden Firmen kamen zwei Drittel aus Gütersloh. Eine viel beachtete Neuheit war der Trockenrasierer, der „an Ort und Stelle von einer jungen Dame bei den Kaufinteressenten ausprobiert wurde“. Die niederländische Botschaft veranstaltete in Verbindung mit dem Lions-Club die Ausstellung „Die Niederlande – Land und Leute“. Im neuen Verwaltungsgebäude gab es auch moderne niederländische Literatur zu sehen. Am Abend fand eine Wachparade und feierliche Flaggenhissung der an der Michaeliswoche beteiligten Nationen Dänemark, Belgien, Frankreich, England, Niederlande und Deutschland) statt, die unter den Klängen der Nationalhymnen vor dem Rathaus hochgezogen wurden. Aus dem Rahmenprogramm sind zu nennen: der Jugend-Tanzabend mit den „Rockets“ im Festzelt, der erste Auftritt des Albert-Mangelsdorff-Quintetts in Gütersloh (Stadttheater-

1910

1920

1930

1940

1950

Lichtspiele) und die Wiederholung der Abendveranstaltung „Musik und Sport“ mit abschließendem Großfeuerwerk. Nicht nur der große Festzug, sondern auch der Lampionzug der Gütersloher Kinder brachte Tausende von Zuschauern auf die Beine. Zum ersten Mal in der Geschichte der Kinderfestzüge ritt der heilige Michael in Kettenhemd und Kettenhose mit. Das lange blonde Haar, der purpurrote Umhang und ein „kunstvolles“ Schwert an seiner Seite wiesen ihn als Beschützer der Jugend aus. Am Schlusstag startete um 14 Uhr das humorvolle „Michaelisradrennen für Prominente“, eine halbe Stunde später das „Kriterium der Asse“, das Straßenrennen über 100 Kilometer. Unter den 30 männlichen Prominenten befand sich mit Eva Meinerts die einzige Frau, die ihre Vorgabe mit weiblichem Geschick nutzte und sich von dem Vorsitzenden des Radsportvereins „Sturmvogel“, Mertens, als Siegerin über die Ziellinie schieben ließ. Knapp dahinter folgte Bürgermeister Kollmeyer. Die Glocke berichtete, dass der Kreishandwerksmeister Martin Dodt, Reverend Howard John und Jochen Sundermann vom Anglo-German-Club als Kavaliere zurückstanden. Dem Letzten winkte eine Flasche Schnaps, die der Polizeiobermeister Benno Bobe auf seinem Hochrad erhielt!

1966

Zum zweiten Mal konnte der neue Vorstand eine erfolgreiche Michaeliswoche unter seiner Regie verbuchen

Zum zweiten Mal konnte der neue Vorstand eine erfolgreiche Michaeliswoche unter seiner Regie verbuchen. Ein Rekord von 180.000 Ausstellungsbesuchern wurde verbucht. Großen Anteil daran hatte der Jacquard-Webstuhl an dem Stand der Bandweberei Güth & Wolf, dessen Arbeitsabläufe durch Lochkarten gesteuert wurden. Vom 23. September bis zum 1. Oktober 1967 fand nur die Michaeliskirmes statt. Mit 38 Fahrgeschäften, Schieß- und Losbuden sowie 30 Verkaufs- und Schankbuden hatte sie in etwa die gleiche Größe wie die des Vorjahres.❚

1960

80 Jahre Michaeliswoche

59


Festumzug „Musik, Trachten, Sport“ 1966.


„Vom Dirndlkleid bis zum Automobil ist bei uns alles vertreten“, sagte der Chef der Goldberg-Austellungen, Heinz L. Bauer, zur Eröffnung der Hauswirtschaftsausstellung „Sie und Er“ am 28. September 1968. Auf 5.000 Quadratmeter wuchs die Ausstellungsfläche an, die von den Eingängen Blücherstraße und vom Kirmesplatz aus betreten werden konnte. Erstmals war das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen mit einer 60 Quadratmeter großen Informationsschau über die Problematik und Geschichte der Wiedervereinigungsbemühungen vertreten. In der Aula des Mädchengymnasiums warnte der frühere Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Paul Mikat, in seinem Vortrag „Der Sport als gesellschaftspolitische Aufgabe“ davor, den Sport zum Lebensziel zu stempeln. Er sei vielmehr als Ausgleich und Lebenshilfe zu verstehen, der dem Menschen helfe, Schwächen zu überwinden. Im neuen Rathausgebäude zeigte der Lions-Club durch Vermittlung der niederländischen Botschaft in Bonn eine Ausstellung über den Maler Vincent van Gogh. Die Bundespost eröffnete in den Räumen der Städtischen Sparkasse die erste Gütersloher PostwertzeichenAusstellung „Güposta“ mit ihrem begehrten Sonderstempel. Die Aquarienfreunde Gütersloh präsentierten in der Blücherschule 40 Aquarien und Terrarien mit „tropischen Attraktionen“, die

Nach der Eingemeindung der Ortschaften Isselhorst, Hollen, Ebbesloh, Niehorst, Friedrichsdorf, Avenwedde und Spexard am 1. Januar 1970 stieg die Bevölkerungszahl auf 80.400, das Stadtgebiet vergrößerte sich auf 111,95 Quadratkilometer. Nicht nur die Aufgaben der Stadt, auch die des Vereins nahmen zu. Zur Entlastung des Geschäftsführers Karl-Ernst Strothmann wurde am 5. Mai 1970 der Stadtober-

1910

1920

1930

1940

1950

Kanarienzucht- und Vogelliebhaber waren in der Turnhalle der Altstadtschule vertreten. Ein deutsch-holländischer Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche, ein Erntedank-Gottesdienst mit plattdeutscher Predigt in der Apostelkirche, Sportveranstaltungen, der kilometerlange Michaelisfestzug der Vereine und Kapellen, der Lampionzug der Kinder, die publikumswirksame Abendveranstaltung „Musik und Sport“ in Mohns Park, der wiederum zugkräftige Michaelisabend des Heimatvereins mit Tanz und Unterhaltung im Katholischen Vereinshaus, Bälle, Platzkonzerte, ein Volksmusikabend in der Aula des Mädchengymnasiums, Fachvorträge und ein Hausfrauennachmittag unter Mitwirkung von Künstlern des Landestheaters Detmold bildeten das umfangreiche Programm. Ein besonderes Ereignis war der Turniersieg des Ehepaars Neitzke auf dem Michaelisball des Tanzturnierclubs Grün-Weiß-Casino. Auf der Kirmes boten die vier Brüder Kroll auf ihren Motorrädern in einem Stahlkäfig von fünf Metern Durchmesser atemberaubende Kunststücke als „fliegende Menschen“. Die Festwoche endete am 6. Oktober.

1968

Die „Sparefroh’s“ von der Sparkasse im Festzug 1968.

Im Jahr 1969 fand vom 27. September bis 5. Oktober nur eine Kirmes („Luna-Park“) statt.❚

amtmann Rudolf Schreiber (1925 bis 2001) mit den Aufgaben als Organisator und Verbindungsmann für die Stadt beauftragt. Als Beisitzer fungierten Walter Sundermann (Heimatverein), Albert Ramforth (Sängerbezirk), Günther Schandert (DGB-Geschäftsführer), Erna Diekmann (Deutscher Hausfrauenbund), Helmut Flöttmann (Stadtjugendring), Paul Kaldenbach (Sportabzeichen-Obmann) und Erwin Kühnl.

1960

1970

1970

80 Jahre Michaeliswoche

61


Nach der Gemeindereform nehmen auch die Turner des TV Isselhorst mit ihrem Vorsitzenden Heinrich Stertkamp am Festzug 1970 teil.

Die Gütersloher Grafikerin Ute Lore Homann-Kasper entwarf das neue Plakat der Michaeliswoche, das auch auf der Titelseite des Programmheftes erschien. An zehn bunten Luftballons, die auf Veranstaltungen der Festwoche hinwiesen, stieg das traditionelle Symbol der Michaeliswoche mit den drei roten Kirchtürmen in den gegenübergestellten, schwarz-weißen Buchstaben MW, in den blauen Himmel. In seiner Eröffnungsrede hob der Vorsitzende Hintzler den Bürgersinn hervor, der in der Vergangenheit wurzelt, in der Gegenwart aufgeschlossen ist und in der Zukunft auf die Bewältigung aller Probleme vertraut.

In seiner Eröffnungsrede hob der Vorsitzende Hintzler den Bürgersinn hervor

An dem Eröffnungsakt vor dem alten Rathaus wurden unter den Klängen der jeweiligen Nationalhymnen die Flaggen von zehn beteiligten Nationen gehisst. Nach einer Musikschau des Fürstlichen Trompeterkorps Rheda und „The Queen’s Dragoon Guards“ erklang zum Schluss, gemeinsam mit der Kapelle der freiwilligen Feuerwehr, der Marsch „Alte Kameraden“. Gleichsam als Willkommensgeschenk veranstaltete die Volkshochschule Isselhorst im Katholischen Vereinshaus einen dörflichen Heimatabend mit dem Titel „Isselhorst grüßt Gütersloh“. Die „Westfälischen Nachtigallen“, ein bekannter Mädchenchor aus Ahlen, waren der Höhepunkt des Volksmusikabends in der Aula des

62

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

Mädchengymnasiums. Der Realschullehrer Friedel Maaß bot zum Preis von fünf Mark eine große Stadtrundfahrt durch Gütersloh an, inklusive Kaffee und Kuchen. Auf dem Ausstellungsgelände lockte der Stand der Molkerei H. Strothmann mit bekannten Sportlern, die zur Förderung der Stiftung „Deutsche Sporthilfe“ eingeladen wurden: Weltrekordschwimmer Gerhard Hetz, Zehnkämpfer und Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele von Tokio, Willi Holdorf, Hans-Peter Lanig, sechsfacher Deutscher Meister im Abfahrtslauf und Silbermedaillengewinner aus Sqaw Valley, der Altbundestrainer Sepp Herberger, der Ehrenspielführer der Deutschen Fußballnationalmannschaft und Fußballweltmeister 1954, Fritz Walter, der Fußballnationalspieler Reinhard „Stan“ Libuda von Schalke 04, Dr. Rainer Klimke und die Fünfkampf-Olympiasiegerin Ingrid Mickler-Becker. Vom 26. September bis zum 4. Oktober wurde die Michaeliswoche mit ihren bekannten Ausstellungen („Sie + Er“, Aquarienausstellung, Briefmarkenausstellung, Kanarienzucht) abgehalten. Hinzugekommen war die Sonderausstellung „Bauen + Wohnen”. Der Lunapark auf dem Marktplatz war täglich von 15 bis 23 Uhr geöffnet und hatte sich auf insgesamt 61 Geschäfte und Buden vergrößert. Die Witterung blieb ein Sorgenkind der Veranstalter. Die Schau „Musik und Sport“ fiel zum wiederholten Mal förmlich ins Wasser und reduzierte

1960

1970


die Einnahmen. Lediglich das Abschlussfeuerwerk war ein Lichtblick. Anfang Dezember beschloss die Mitgliederversammlung, 1971 wieder eine Michae-

liswoche durchzuführen und dann zum zweijährigen Turnus zurückzukehren. Der Grund lag darin, dass 1975, dem Jahr des 150-jährigen Stadtjubiläums, auf eine Michaeliswoche nicht verzichtet werden sollte.❚

Michaelis-Woche 1970.

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

80 Jahre Michaeliswoche

63


1971

40.000 Zuschauer erlebten den Michaelisfestzug durch das Stadtzentrum

Vierzig Jahre nach der ersten Oktobermesse hat sich die Gütersloher Michaeliswoche von einer Werbewoche über Verkaufsförderung zu einer Festwoche entwickelt. Jürgen Hintzler stellte zutreffend fest, dass sie der Selbstdarstellung der Stadt diene. In ihr repräsentiere sich das vielfältige bürgerschaftliche und gesellschaftliche Leben. Als Termin wurde in diesem Jahr der 25. September bis zum 3. Oktober festgelegt. Die inzwischen fünfte hauswirtschaftliche Ausstellung „Sie + Er”, bestehend aus 100 Ausstellern, lockte rund 110.000 Besucher an. Die Mode war durch einen Sonderstand des Textilbüros Gütersloh vertreten. Dessen Vorsitzender, Dr. Günter Maßmann, durchschnitt das Eröffnungsband für die Ehrengäste, der Fabrikant Herbert Niemöller sprach die Begrüßungsworte. Conférencier Heinz Wessel aus Sennestadt führte durch die anschließende Moderevue mit Mannequins und zwei Dressmen. Das Festzelt wurde erstmals an der Bismarckstraße aufgestellt, was zu Irritationen führte, weil einige Gütersloher das Zelt nicht fanden. Als Festwirt wurde der Gastwirt Kurt Kerstingjohänner (Waldgasthof Schloß Holte) engagiert. Die Neue Westfälische beobachtete hier die „Internationale Künstlerparade der Spitzenklasse“ mit Musical- und Komikerstars, die mit „Beifallsgeplätscher“ begann und in einem „Schunkelsturm“ endete. Es wurden Ausstellungen der AOK zur Gesundheit, der Johanniter-Unfallhilfe auf dem Büskerplatz, des Kanarienzuchtvereins in der Turnhalle der Altstadtschule und die bekannte Aquarien- und Terrarienschau in der Blücherschule gezeigt. 40.000 Zuschauer erlebten den Michaelisfestzug durch das Stadtzentrum. Unter den 61 Festwagen befanden sich 21 Kapellen, Spiel-

64

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

mannszüge und Fanfarenkorps, die zum Teil aus Holland, Jugoslawien, Griechenland, Lettland und Belgien stammten. Der stellv. Vorsitzende Engelbert Mörchen kommentierte vom alten Rathaus die vorbeiziehenden Gruppen der Vereine DJK, SVA, GTV, TV Isselhorst, Gütersloher Skifreunde, Radsportverein, Faltbootgilde, DLRG, Schwimmverein, Reitervereine, Azolla-Zierfischfreunde, Imkerverein und Gütersloher Schützenverein. Die Aquarienliebhaber feierten übrigens mit ihren Aktionen ihr 50jähriges Vereinsjubiläum. Vermisst wurde eine Beteiligung des Gütersloher Handels, lediglich zwei Kaufhäuser, ein Möbelhaus und eine Sanitärfirma waren mit einem Wagen vertreten. Auf dem Jahnplatz (GTV-Sportplatz) im Mohns Park sahen 2.000 Zuschauer eine zum ersten Mal veranstaltete „Internationale Musikund Trachtenschau“, an der sich zwölf Musik-, Spielmanns- und Fanfarenzüge sowie neun Trachtengruppen beteiligten. Im Katholischen Vereinshaus versetzten der Zauberer Brunetti, der ehemalige Mainzer Hofsänger Alfred Ysner und WDR-Rundfunksprecher Tommy Ric mit seinen Witzen die Teilnehmerinnen des von der Stadtsparkasse veranstalteten Hausfrauennachmittages in eine heitere Stimmung. Seine Premiere feierte der Flohmarkt in der Berliner Straße. Die erforderliche Sperrung des mittleren Straßenabschnittes für den Verkehr gab einen positiven Vorgeschmack auf die für das kommende Jahr vorgesehene Eröffnung der Fußgängerzone zwischen Köker- und Strengerstraße. Am 5. November 1971 trafen sich die Veranstalter und die Vertreter der Vereine im „Bockskrug“ und hielten Rückschau. Gut dokumentiert wurden die Ereignisse durch den Farbfilm des Friseurmeisters Reinhard Schwenner.

1960

1970


Rudolf Schreiber (3. Reihe links), Geschäftsführer 1973 bis 1989 1. Reihe: Bürgermeister Heinz Kollmeyer, Stellvertreter Günther Schandert; 2. Reihe: Paul Kaldenbach, Engelbert Mörchen; 3. Reihe: Willy Eichberg (rechts) bei der Eröffnung der Michaeliswoche 1973.


1973

Die Veranstaltungskosten von rund 36.000 Mark konnten gedeckt werden, alle Veranstaltungen waren fast immer ausverkauft, trotz mancher Verbesserungsvorschläge sprachen alle Beteiligten von einer gelungenen Festwoche.

Vom 23. September bis zum 1. Oktober 1972 wurde die Michaeliskirmes veranstaltet, die mit 37 Fahrgeschäften, Schieß-, Schauund Verlosungsbuden, 28 Verkaufsbuden und sechs sonstigen Ständen (Ausschank) eine weitere Steigerung verzeichnete.❚

Am 9. Februar 1973 wählte die Mitgliederversammlung des Vereins an Stelle des 1969 verstorbenen Walter Sundermann den bisherigen Geschäftsführer Karl-Ernst Strothmann zum stellvertretenden Vorsitzenden. Strothmann musste seinen Dienstsitz nach Bielefeld verlagern und konnte seine Aufgaben nicht mehr im bisherigen Umfang wahrnehmen. Zum Geschäftsführer wurde Rudolf Schreiber gewählt. Der geschäftsführende Vorstand bestand aus folgenden Personen: Jürgen Hintzler, erster Vorsitzender, Engelbert Mörchen und Karl-Ernst Strothmann, stellvertretender Vorsitzender, Rudolf Schreiber, Geschäftsführer. Als Beisitzer fungierten Helmut Flöttmann,

Stadtjugendring, Erich Diekmann, Deutscher Gewerkschaftsbund, Else Smuda (später Poppenburg), Hausfrauenbund, Paul Kaldenbach und Erwin Kühnl. Mit einem neuen Titel konnte die Stadt zur diesjährigen Michaeliswoche einladen. Mit dem Inkrafttreten des so genannten BielefeldGesetzes am 1. Januar 1973 wurde Gütersloh Kreisstadt. Erstmals fand die Eröffnung mit der Flaggenhissung der zehn teilnehmenden Nationen vor dem neuen Rathaus statt. Vorsitzender Hintzler würdigte den „uneigennützigen Bürgersinn und den ausdauernden Leistungswillen“.

Autogrammstunde mit Michael Zeisner, Olympiateilnehmer 1972 im Schießen.

Die Höhepunkte Höhepunkte der vom vom 22. bis zum 30. September 1973 durchgeführten Festwoche waren: ❙ der Bunte Abend („Musik-Humor-Sport“), ein internationales Künstlerprogramm mit Tanz im Festzelt am Eröffnungsabend ❙ das große Unterhaltungsprogramm des Werkmeister-Gesangsverein in der Aula des Städtischen Gymnasiums, unter anderem mit den „Queen’s Royal Irish Hussars“ unter der Leitung von Peter B. Smith ❙ in der neuen Fußgängerzone „Centrum mit Herz“ begeisterte der 1,97 Meter große Cherokese Silkirtis Nichols alias „Buffalo Child Long Lance“ die Kinder mit indianischen Tänzen ❙ die Stadtrundfahrt für Senioren unter der Leitung von Friedel Maaß und der Altennachmittag mit dem Westdeutschen Rundfunk „Aus der guten alten Zeit“ ❙ Dalke-Fete der Jugend im Jugendheim Wiesenstraße ❙ Michaelis-Ball und der öffentliche Ball der Schützen im Katholischen Vereinshaus

66

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970


Das Festzelt wurde wieder direkt auf dem Marktplatz platziert und bot täglich ab 14 Uhr Musik und Unterhaltungsveranstaltungen mit Tanz. Auf dem Informationsstand der Stadtwerke im Ausstellungszelt wurde gemeinsam mit der Fa. Siemens der Film „Technik für Olympia 72“ gezeigt. Er beschrieb den Einsatz der Technik bei den Olympischen Spielen in München 1972. Michael Zeisner aus Gütersloh, Olympiateilnehmer im Schießen, Disziplin „laufender Keiler“, gab an zwei Abenden Autogramme.

und informierten über Folterungen in 28 Staaten der Welt. Im Ausstellungszelt „Sie + Er“ baten sie an ihrem Stand um Unterschriften. Alles in allem war man am Ende zufrieden mit dem Ergebnis der Woche. Kritik gab es an der Einseitigkeit der Ausstellung, die als zu wenig werbewirksam eingestuft wurde. Verkaufsund Informationsstände sollten getrennt werden. Zu der Organisation des Hausfrauennachmittags, des Festzuges und des Kinderlampionzuges gab es ebenfalls Verbesserungsvorschläge.

Die Gütersloher Gruppe von „Amnesty International“ und ihr Sekretär, Dr. Dietrich Mevenkamp, nutzten erstmals die Gelegenheit

Vom 28. September bis zum 6. Oktober 1974 fand die Michaeliskirmes statt, die inzwischen auf 72 Buden und Fahrgeschäfte erweitert wurde.❚

Am 17. März gab der erste Vorsitzende des Stadtjugendringes, Helmut Flöttmann, in der Vorstandssitzung in der Gaststätte Beckord seinen Rücktritt bekannt. Zu seinem Nachfol-

ger wurde Dietrich Falk gewählt. In der Mitgliederversammlung vom 9. Juni teilte Bürgermeister Kollmeyer mit, dass die Michaeliswoche nicht als offizielle Jubiläumswoche der

1975

Am Festzug zum 150-jährigen Stadtjubiläum 1975 nehmen auch „Marten“ und „Miele“ teil.

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

80 Jahre Michaeliswoche

67


Stadt gefeiert wird, für den Herbst sei eine eigene Veranstaltung zum Stadtjubiläum geplant. Jürgen Hintzler stellte klar, dass das Motto „150 Jahre Stadt Gütersloh“ lediglich zu Werbezwecken verwendet werde. Das Jubiläum beruht auf einer Verordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. vom 14. November 1825. Darin wurde festgelegt, welche Orte zu den Städten gerechnet wurden, die einen AbgePlakat für 1975 von GrafikDesigner Helmut Richter.

ordneten für die ständische Vertretung der Provinz Westfalen wählen konnten. Das 2.400Seelen-Dorf Gütersloh gehörte dazu und durfte sich fortan als Stadt bezeichnen. Bereits im Januar begannen die Vorbereitungen für die Michaeliswoche, die vom 27. September bis zum 5. Oktober gefeiert wurde. Als Hauptveranstaltungsort wurde der Marktplatz um das benachbarte Sportgelände erweitert. Dank städtischer Unterstützung vergrößerte sich die Ausstellungsfläche von 3.500 auf 6.000 Quadratmeter und einem Freigelände von 1.200 Quadratmeter. An die Stelle der hauswirtschaftlichen Ausstellung „Sie + Er“ trat die Gütersloher Wirtschaftsausstellung GÜWA ’75, die von dem Unternehmen Hans-Joachim Saniter aus Hannover betreut wurde. Erstmals wurde ein Eintrittsgeld von einer Mark für Erwachsene und 50 Pfennig für Kinder erhoben. Damit war beabsichtigt, das die „unliebsamen Begleiterscheinungen früherer kostenloser Besuche fortfallen“. Der heimische Grafik-Designer Helmut Richter entwarf ein neues Werbeplakat, das auch für die Titelseite des Programmheftes verwandt wurde. Es zeigt eine von der Städtischen Sparkasse herausgegebene Goldmedaille mit Motiven aus Altund Neu-Gütersloh. Im Programm fand das Stadtjubiläum seine Berücksichtigung durch den Festzug. 100.000 Menschen sahen den mit 116 Wagen, mit Spielmanns-, Musik- und Fanfarenzügen bisher längsten Zug in der Geschichte der Michaeliswoche. In Biedermeierkostümen, Bauerntrachten um 1900, altertümlichen Automobilen und drei in den 1930er Jahren gebauten Motorrädern („Pättkenschnüwer“) aus dem Museum der Firma Miele wurde die Vergangenheit lebendig. Kontrovers waren dagegen die Meinungen über die Teilnahme von fünf auf Wagen befestigten historischen Kanonen der britischen Stationierungskräfte.

68

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970


Seit 1925 organisiert die Familie Schneider die Michaeliskirmes in Gütersloh.

265 Kinder beteiligten sich auf dem Schulhof der Altstadtschule an der Pflastermalerei zum Thema „Festzug und Kirmes“. Eine Uraufführung besonderer Art präsentierten die Bläser der Feuerwehrkapelle unter der Leitung von Kurt Glass: den von Wilm Zuijdervelt aus Gütersloh komponierten „Gütersloher Jubiläumsmarsch“. Dem langjährigen Betreiber des Vergnügungsparks, August Schneider, wurde vom Bürgermeister Kollmeyer für seine 50-jährige Verbundenheit mit der Stadt Gütersloh ein Stich von Alt-Gütersloh überreicht. Vom 25. September bis zum 3. Oktober 1976 fand die Michaeliskirmes statt.❚

1910

1920

1930

1940

1950

Im Mai veranstaltete die Werbegemeinschaft Gütersloher Einzelhändler zum ersten Mal den „City-Treff“. Nach 1978, 1979 und 1980 fand das Innenstadtfest nur noch alle zwei Jahre, im Wechsel mit der Michaeliswoche, statt. Die Geschäftsleute der Innenstadt erhofften sich von der Frühjahrsveranstaltung weitere wirtschaftliche Erfolge.

1977

Für die Michaeliswoche vom 23. September bis zum 2. Oktober erklärten sich Vereine, Verbände, Handel, Handwerk und Industrie wieder bereit, unter der Leitung des geschäftsführenden Vorstandes sowohl bei der GÜ-WA ’77 als auch beim Festprogramm mitzuwirken. In diesem Jahr stand der Abschluss der Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Châteauroux am 23. September 1977 im Vor-

1960

1970

80 Jahre Michaeliswoche

69


Erstmals auf der Michaeliswoche 1977 präsentiert sich die Partnerstadt Châteauroux/Frankreich.

dergrund. Am Abend wurde die Michaeliswoche mit der Flaggenhissung und dem Abspielen der Nationalhymnen vor dem Rathaus eröffnet, anschließend tanzte unter anderem eine Folkloregruppe aus Châteauroux unter der Begleitung von Radleier- und Dudelsackklängen. Die aufkeimenden wirtschaftlichen Beziehungen dokumentierte ein 145 Quadratmeter großer Stand der französischen Delegation auf der GÜ-WA, vor dem der Vorsitzende Hintzler auch die offizielle Ausstellungseröffnung vornahm. Die Franzosen warben mit Köstlichkeiten aus der Stadt und dem Departement Indre. Der Verein für Philatelie bot aus Anlass der Partnerschaft im Sonderpostamt im Rathaus einen Sonderstempel mit den Wappen beider Städte an. Erstmals kreiste über der Stadt ein Flugzeug mit einem Gütersloher Werbetransparent. Die Stadtwerke setzten während des Festumzuges 16 Großraumbusse ein, die kostenlos zwischen der Innenstadt und den Parkplätzen am Stadtrand pendelten. Das Theater der Stadt organisierte einen „Theaterrummel und Tag der offenen Tür“ mit

70

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

Jazzfrühschoppen, Puppentheater, Kostümbasar, öffentlichen Proben, Westernfilmen mit John Wayne, Aktionen wie „Gütersloher Künstler signieren Theaterplakate“, „Schminken für Zuschauer“, einem „musischen Flohmarkt“ und „Tingeltangel mit Musik“ mit Mitgliedern des Osnabrücker Theaters. Als Neuheit gab es ein Stelldichein tierliebender Kinder mit ihren Lieblingstieren (ausgenommen Hunde) beim Kinderzoo auf dem Rathausplatz unter dem Glockenspiel. Bei dem traditionellen Michaelisball des Tanzturnierclubs „Grün-Weiß-Casino“ im Kath. Vereinshaus gewannen die Gütersloher Dr. Walter und Elisabeth Topperzer zum zweiten Mal die Grün-Weiß-Trophy und erhielten darüber hinaus den Ehrenteller der Stadt. Überfüllt war der Folkloreabend der 1971 gegründeten Portugiesischen Vereinigung im Saal Teismann. Der anwesende Botschafter der Republik Portugal stellte fest, dass er in Deutschland seit langem keine so stark besuchte und gelungene Veranstaltung miterlebt habe.❚

1960

1970


1978 war die Michaeliskirmes mit 93 Fahrgeschäften, Verkaufs-, Schieß-, Schankund Losbuden die bisher größte in ihrer Geschichte. Sie fand vom 23. September bis zum 1. Oktober 1978 statt. Am 6. April 1979 wurde eine weitere Partnerschaft mit der englischen Stadt Broxtowe geschlossen. Etwa 250 Bürger aus beiden Städten nahmen an der Michaeliswoche teil. Im Programmheft wurden zum ersten Mal die Grußworte in drei Sprachen gedruckt, auch stellten sich Vorstand und Beirat mit den Zielen des Vereins kurz vor. Der Eröffnung am 21. September folgte am Sonnabend, 22. September, die Eröffnung der Aquarienschau, die Ausstellung „Gütersloh und seine Umwelt – Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh“ im Heimathaus am Domhof 5, der GÜ-WA ’79 und die Michaeliskirmes. Die GÜ-WA war mit 9.000 Quadratmetern, davon 6.500 Quadratmeter überdacht, noch nie so groß wie in diesem Jahr. Der Verkehrsverein war, wie die Stadt selbst, erstmals mit einem Stand vertreten. Ein Festzelt wurde nicht aufgebaut, daher fanden viele Veranstaltungen in der am 7. September 1979 eröffneten Stadthalle statt. Zum letzten Male nahm der Bürgermeister Heinz Kollmeyer die Eröffnung vor, am 16. Oktober 1979 wurde der CDU-Ratsherr Adolf Gräwe zu seinem Nachfolger gewählt. Das Programmheft „Michaelisführer“ wurde in einer Auflage von 12.000 Exemplaren gedruckt und führte rund 200 Aussteller auf, die Hälfte von ihnen aus dem Kreis Gütersloh. Der Festzug trug das Motto „Gütersloh – Partner in Europa“ und enthielt 36 Musikgruppen, acht Folkloregruppen und rund 50 Festwagen beziehungsweise Fußgruppen. Die Selbstdarstellung der Vereine und die Vielfalt der sportlichen Aktionen begeisterten erneut die Zuschauer, die zu Tausenden die Straßen säumten.

1910

1920

1930

1940

1950

Der Musikzug der freiwilligen Feuerwehr, der am 19. September sein 100-jähriges Jubiläum beging, demonstrierte mit von Hand gezogenen Spritzen und von Pferden gezogenen Schlauch- und Leiterwagen aus dem vorigen Jahrhundert sowie einer kombinierten Schaum- und Wasserkanone den technischen Fortschritt im Feuerlöschwesen.

1979

750 Gäste konnte Sparkassendirektor Bennewitz zum Hausfrauennachmittag in der Stadthalle begrüßen. Die aus 130 Mitgliedern bestehende Sing- und Spielgruppe Marienfeld trug Lieder aus deutschen Landen, aus der Taiga, aus Südamerika und Westernsongs vor. Höhepunkt der Veranstaltung war der Zauberer Brunetti, der eine „schwebende Jungfrau“ präsentierte. Am Donnerstag, dem 27. September, sendete Radio Luxemburg (RTL) live aus der Gütersloher Stadthalle („12 Uhr mittags“). 300 Zuschauer applaudierten unter anderem den Schlagerstars Cindy & Bert und Peter Rubin.

Der Festzug trug das Motto „Gütersloh – Partner in Europa“

Die Abschlussveranstaltung „Musik – Gesang – Sport – großer Zapfenstreich – Feuerwerk“ am 30. September im Heidewald war „gut, aber kurz“, wie die Glocke kommentierte. Von 64 Sportvereinen der Stadt nahmen nur der Gütersloher Turnverein und der TuS Friedrichsdorf teil. Dafür intonierte ein Großchor, bestehend aus den Männergesangvereinen Harmonie Gütersloh, Buchfinken, Turnergesangverein und Werkmeister-Gesangverein unter der Leitung von Carl-Theodor Hütterott unter anderen das Lied „Wohlauf in Gottes schöne Welt“. Der Große Zapfenstreich mit Deutschlandlied leitete über zum abschließenden Feuerwerk. 1980 fand die Michaeliskirmes vom 27. September bis zum 5. Oktober statt.❚

1960

1970

80 Jahre Michaeliswoche

71


1981

Großes Jubiläum: 50 Jahre MichaelisWoche Gütersloh

Zum 50-jährigen Jubiläum der Michaeliswoche verfasste der Redakteur Fritz Gempp einen historischen Rückblick für das neu gestaltete Programmheft. Der Grafiker Bunnemann entwarf ein neues Plakatmotiv, das unter dem Titel „50 Jahre Michaeliswoche Gütersloh“ auf dem neuen Heft erschien. Das traditionelle „Wappen“ der Michaeliswoche war verschwunden, die Buchstaben M und W bildeten jetzt als Schatten den Hintergrund für drei schwarze Kirchtürme, die vor einem weißen Hintergrund mit einem grün-weiß-roten Längsbalken aufragten. Das Programm vom 25. September bis zum 4. Oktober fiel noch reichhaltiger als im Vorjahr aus. Die inzwischen 29. Festwoche seit der 1. Oktobermesse 1931 präsentierte neben der GÜ-WA ’81 und der Aquarienschau weitere Ausstellungen: Die Sparkasse informierte in ihren Räumen über „Korallenriffe des Roten Meeres“, der Heimatverein stellte im Heimathaus „Häuser – Gesichter unserer Stadt“ vor, der Kunstverein zeigte im Veerhoffhaus „Graphik aus der Barockzeit“, die Deutsche Verkehrswacht war mit einem Seh- und Rettungswagen sowie mit abendlichen Filmaufführungen an der Rathauswand vertreten. Die Patenschaft mit der Weinstadt Lorch im Rheingau wurde neu belebt, auf dem Berliner Platz baute das Kaufhaus Hertie in Verbindung mit der Stadt Lorch ein „Weindorf“ mit Weinbrunnen auf, in dem es neben acht Weinsorten aus Lorch auch einen besonderen Michaelisfestwein zu kaufen gab. Die Gütersloher Einzelhändler führten eine Verlosung durch, bei der „Gütersloher Spezialitäten-Päckchen“ mit Pumpernickel, Wurstwaren, Schnaps und Frottierwaren zu gewinnen waren. Mehr als 200 Geschäftsleute und Firmen beteiligten sich an der Wirtschaftsausstellung, davon 65 aus dem Stadtgebiet. Erstmals

72

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

waren das Land Nordrhein-Westfalen und der Kreis Gütersloh mit Informationsständen vertreten. An die 300 Bürger aus Châteauroux, darunter der stellvertretende Bürgermeister Dr. Pierre Gasnier, weilten in Gütersloh, um an der Festwoche teilzunehmen. Nach der offiziellen Eröffnung veranstaltete der Verein am Freitagabend, 25. September, im Katholischen Vereinshaus einen Kommers aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens. Der ebenfalls 1931 gegründete Radsportverein (RSV) Gütersloh organisierte im Jubiläumsjahr neben einer ganzen Reihe von Veranstaltungen am 3. und 4. Oktober das „Internationale Zwei-Etappen-Radrennen“ um den neu gestifteten Wanderpreis der Michaeliswoche. Engelbert Möhrchen, stellvertretender Vorsitzender des Vereins und launiger Kommentator zahlreicher Veranstaltungen, amtierte bereits seit 1953. Der Verein für Philatelie führte am Sonntag, dem 27. September die erste Heißballonfahrt mit Postbeförderung durch. Extra zu diesem Zweck hergestellte Sonderschmuckumschläge konnten erworben und versehen mit Sonderstempeln befördert werden. Der Postsack wurde über Gütersloher Gebiet abgeworfen und von der Post weiterbefördert. Mittelpunkt der Herbstwoche war wiederum der Festzug. 36 Musikgruppen, vier Folkloregruppen, 18 Sportvereine, 17 Interessengruppen und Liebhabervereine, vier Schützenvereine sowie, 16 Gewerbe- und Industriebetriebe stellten Wagen oder Fußgruppen. Die Internationale Musikschau im Heidewald, ein Abend mit Harald Juhnke in der Stadthalle, ein Straßenmalwettbewerb auf dem Pausenhof des Städtischen Gymnasiums,

1960

1970

1980


die „Hit-Rakete“ mit Chris Howland, Bernhard Brink, Chris Roberts, Hoffmann & Hoffmann, Goombay Dance Band und Siw Inger in der Stadthalle, der Kinderlampionzug mit Feuerwerk auf dem Schulhof der Altstadtschule, das Internationale Tanzturnier „Grand Prix d’Europe“ mit der Kapelle Hugo Strasser in der Stadthalle und die Abschlussveranstaltung „MusikSport-Tanz-Feuerwerk“ waren weitere Highlights des Jubiläumsprogramms.

77 Schausteller luden im Jubiläumsjahr zur Kirmes ein, die vom Schaustellerverband Gütersloh-Lippstadt unter dem Vorsitz von August Schneider und W. Lemoine organisiert wurde. Vor der Großschaukel „Alte Liebe“ fand am 26. September die Eröffnung und eine Ehrung der Schausteller statt, die seit über 25 Jahren nach Gütersloh kommen. Anschließend gab es für 30 Minuten freie Fahrt auf allen Karussells und Bahnen.❚

Kinder am Michaelisabend 1955 beim Sammeln und Singen des Michaelisliedes an den Haustüren der Stadt.

In der Vorstandssitzung vom 28. Mai 1982 teilte Jürgen Hintzler mit, dass er den Wunsch habe, mit nunmehr 78 Jahren vom Amt des ersten Vorsitzenden zurückzutreten. Zu seinem Nachfolger wurde einstimmig der seit 1963 in Gütersloh wohnhafte Sparkassendirektor Rolf Bennewitz (geboren 1927) gewählt. Hintzler wurde zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt. Bürgermeister Gräwe, August Schneider vom Schaustellerverband, Ausstellungsleiter Hans-Joachim Saniter und KarlErnst Strothmann dankten ihm für gelungene zehn Festwochen und 17 Jahre Vorstandstätigkeit.

1982

Am 17. Januar verstarb im Alter von 77 Jahren der Lehrer und engagierte Mitarbeiter des Vereins, Friedel Maaß. Besonders seine Stadtrundfahrten während der Michaeliswochen erfreuten sich großer Beliebtheit. Am 29. Dezember verstarb die Vertreterin des Deutschen Hausfrauenbundes im Beirat, Else Poppenburg. Für sie rückte Erika Laubner nach. Mit zuverlässiger Genauigkeit hielt der Geschäftsführer Rudolf Schreiber fest, dass an der Kirmes vom 25. September bis zum 3. Oktober 1982 zehn Fahrgeschäfte, fünf Vergnügungsbetriebe, 14 Ausspielungsbetriebe, fünf Schießwagen und 40 Verkaufsstände beteiligt waren.❚

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

Sparkassendirektor Rolf Bennewitz Vorsitzender der Michaeliswoche von 1982 bis 2003.

80 Jahre Michaeliswoche

73


1981

Schätzungsweise 100.000 Zuschauer aus ganz Ostwestfalen wohnten dem Spektakel bei

Vom 24. September bis zum 2. Oktober fand die Michaeliswoche mit der fünften Gütersloher Wirtschaftsausstellung GÜ-WA statt. Die Eintrittspreise wurden von drei auf 3,50 Mark für Erwachsene und von einer auf 1,50 Mark für Kinder erhöht. Trotzdem wurden mehr Besucher gegenüber 1981 gezählt. Ausstellungszelte und Kirmesbetrieb teilten sich wie bisher die Fläche auf dem Marktplatz. Auf rund 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche konnten trotz weiterer Anmeldungen nur 200 Aussteller berücksichtigt werden. Ein besonderer Akzent lag auf den Bereichen „Bauen + Wohnen“ sowie dem Einsparen von Energie. Der Bürgermeister der französischen Partnerstadt, Daniel Bernadet, freute sich darüber, dass die Stände von Gütersloh und Châteauroux „wie Zwillinge“ nebeneinander stehen, der französische Ausdruck für Partnerschaft „jumelage“ komme von „jumeaux“ (Zwillinge). Die Landesregierung war mit einem Informationsstand zum Thema „Frauen in Nordrhein-Westfalen“ vertreten und sollte die Frauenpolitik des Kabinetts um Johannes Rau verdeutlichen. Prominentester Besucher der Ausstellung war der Minister für Wissenschaft und Forschung in Nordrhein-Westfalen, Hans Schwier. Der Flöttmann-Verlag stellte das neue „Heimat-Jahrbuch Kreis Gütersloh 1984“ vor, das mehr als 40 Beiträge zur Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Natur und Landschaft, Plattdeutsches und Anekdoten enthielt. Herausgeber war der Kreis Gütersloh in Zusammenarbeit mit den Heimatvereinen. Der Kinderlampionzug wurde auf den Sonntagabend, 2. Oktober, vorverlegt, an dessen Schluss ein Feuerwerk auf dem Rathausvorplatz abgebrannt wurde. Zur Eröffnung erklangen lediglich die Nationalhymnen der Partnerstädte aus England und Frankreich, die Flaggen der anderen beteiligten Nationen wurden beim Abspielen der

74

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

deutschen Hymne aufgezogen. Besonders gelobt wurde der Auftritt der Ballettgruppe des Turnvereins Isselhorst während der Eröffnungsfeier. An der Musikschau im Heidewaldstadion nahmen 16 Gruppen aus den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Großbritannien und Deutschland teil. Die Zahl der zahlenden Zuschauer übertraf die aller bisherigen Veranstaltungen. An dem sonntäglichen Festzug nahmen 108 Musik- und Fußgruppen teil. Angeführt wurde der Zug von der „Eastwood Arcadians Showband“ aus Broxtowe, den Schluss bildete ein Truck mit dem Country-Club. Schätzungsweise 100.000 Zuschauer aus ganz Ostwestfalen wohnten dem Spektakel bei. Das Kaufhaus Hertie eröffnete am ersten Sonntag in Zusammenarbeit mit der Weinstadt Lorch auf dem Berliner Platz die „Lorcher WeinSchänke“. Am Donnerstag, 29. September, stellte die Band „Ina & F.A.N“ aus Langenberg auf dem Podium des Berliner Platzes ihre erste Langspielplatte vor. Das Freundschaftsspiel im Heidewaldstadion gegen den Zweitligisten FC Schalke 04 (unter anderem mit Dietz, Täuber, Opitz, Abel und Abramczik) gewann der FC Gütersloh (u.a. mit Graul, Fuhsy und Castillo) mit 4 : 0. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Festwoche gab der stellvertretende Vorsitzende, Engelbert Mörchen, im November 1983 aus persönlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt. Trotz zahlreicher Veranstaltungen im Rahmen der 800-Jahr-Feier (die erste urkundliche Erwähnung Güterslohs stammt aus dem Jahr 1184) der Stadt 1984 fand keine zusätzliche Michaeliswoche statt. Vom 29. September bis zum 7. Oktober war die Michaeliskirmes das Ereignis im Herbst.❚

1960

1970

1980


Veranstaltungen zur Michaeliswoche locken immer viele Zuschauer an. Hier eine Aufnahme aus dem Jahre 1965 nach dem Platzkonzert einer englischen Militärkapelle vor dem Rathaus. Völkerverständigung demonstrieren auf der Straße ein englischer Bobby und ein deutscher Polizist.

Nicht nur die erste Erwähnung vor 800 Jahren, auch die Eröffnung der neuen Stadtbibliothek und des Bürgerzentrums „Alte Weberei“ wurden in der Stadt gefeiert. Beide Institutionen wurden in das diesjährige Programm einbezogen. Ein Folkkonzert in der „Alten Weberei“, ein „Tag der offenen Tür“, Lesungen, die Ausstellungen „Hobby-Künstler“ und „Grün Kaputt – Landschaft und Gärten der Deutschen“ sowie ein Gespräch von Schülern mit alten Güterslohern zum Thema „Gütersloher erzählen Geschichte“ in den Räumen der Stadtbibliothek bereicherten das bekannte und bewährte Programm. Keine Berücksichtigung fand das 75-jährige Bestehen des Einzelhandelsverbandes, der sein Jubiläum bereits in der ersten Septemberwoche gefeiert hatte. Von Seiten des Vorstandes wurde bedauert, dass die Beteiligung des Einzelhandels zu wünschen übrig ließ. Festzustellen ist, dass sich die Michaeliswoche im Lauf ihrer Geschichte von einer Werbeveranstaltung einzelner Interessengruppen, besonders des Einzelhandels und des Hand-

1910

1920

1930

1940

1950

werks, zu einer Selbstdarstellung der zahlreichen und vielfältigen Interessengemeinschaften der Stadt entwickelt hatte.

1985

Die 26. Michaeliswoche fand vom 27. September bis zum 6. Oktober statt. Die Eröffnung nahm der am 25. Januar 1985 zum Bürgermeister gewählte Karl Ernst Strothmann vor. Der nach der Kommunalwahl 1984 gewählte Bürgermeister Adolf Gräwe (gestorben 1986) war aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Die Behindertensportgemeinschaft Gütersloh feierte während der Festwoche ihr 30jähriges Bestehen mit einem Bosselturnier, einem Prellball- und einem Sitzballturnier. Erstmals wurde am Sonnabend, dem 5. Oktober am Rathaus ein 1.000-Kilometer-Non-StopLauf in die Partnerstadt Châteauroux gestartet, der von der Laufgemeinschaft des Postsportvereins veranstaltet wurde. Die Gütersloher Schützengesellschaft führte die gesamte Fest-

1960

1970

1980

80 Jahre Michaeliswoche

75


woche hindurch einen internationalen Schießsportwettbewerb durch. Der 6. Oktober war mit mehreren Veranstaltungen dem 25-jährigen Bestehen des Hallenbades an der Herzebrocker Straße gewidmet. Der Kneipp-Verein lud am 28. September um 19 Uhr zu einer „Halloween-Mondscheinwanderung“ ein.

Rund 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche reichten für die Zahl der Anmeldungen nicht aus

1987

76

80 Jahre Michaeliswoche

Die 6. Gütersloher Wirtschaftsausstellung GÜ-WA ’85 hatte den gleichen Umfang wir vor zwei Jahren. Stadt und Verkehrsverein hatten einen gemeinsamen Stand unter dem Motto „Künstlercafé Stadt Gütersloh“. Auf dem Stand der Landesregierung wurde für sieben Tage das seit 1980 in Nordrhein-Westfalen eingerichtete „Grüne Telefon“ für Umweltschutzfragen installiert. Die Sparkasse stellte in ihren Geschäftsräumen ihre Notgeldsammlung vor und animierte 7.000 Teilnehmer zur Beteiligung an dem erstmals veranstalteten Gewinnspiel „Sparkassen-Roulette“. Der Erlös kam dem Verein Lebenshilfe zugute. Der Fotograf Ydo Sol dokumentierte das im Januar 1984 eröffnete Bürgerzentrum „Alte Weberei“ und der Verein für Philatelie widmete sich in der Stadtbibliothek dem Thema „Die Umwelt des Menschen“. Die Aquarienschau mit mehr als 40 Aquarien in der Stadthalle rundete den Ausstellungsreigen ab.

Heidewaldstadion in die Fußgängerzone verlegt und hielt die Besucher in der Innenstadt. Der Festzug am Nachmittag brach alle Rekorde. Mit 117 Wagen, Musik- und Fußgruppen war er so lang wie nie zuvor. Wie bereits beim Festzug 1983 schrieb die Sparkasse ein Gewinnspiel aus, das die Zuschauer zur Bewertung der Wagen und Gruppen des Festzuges aufrief. Diesjähriger Gewinner war der Kattenstrother Karnevalsclub. Der 17. Hausfrauennachmittag der Sparkasse und der Ortsgruppe des Hausfrauenbundes unter der Moderation von Erwin Kühnl begeisterte die 650 Teilnehmerinnen ebenso wie der Unterhaltungsnachmittag für Senioren („Ein bunter Herbststrauß“) in der Stadthalle. Der Plattdeutsche Abend des Heimatvereins in der Aula des Städtischen Gymnasiums, der Kulturabend der Heimatvertriebenen „Vor 40 Jahren aus der Heimat vertrieben – 40 Jahre in Gütersloh zu Hause“, der Kinder-Flohmarkt auf dem Berliner Platz und der Kinderlampionzug waren ebenfalls erfolgreiche Veranstaltungen.

Die traditionelle Trachten- und Musikschau am ersten Michaelissonntag wurde aus dem

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Weinpatenschaft mit der Stadt Lorch nahm der Begründer der Patenschaft, der Gütersloher Ehrenbürger Carl Miele, im Lorcher Weindorf auf dem Berliner Platz einen Jubiläumspatenwein (1984er Rheingauer Riesling) entgegen. Überreicht wurde er von der Weinprinzessin von 1935, Luise Wolf.❚

Im April 1987 verstarb das Beiratsmitglied Erwin Kühnl. Seit 1958 arbeitete er im Verein mit, vor allem als Mitglied des Beirates. Kühnl wurde nicht nur als Planer, sondern auch als Gestalter von Veranstaltungen geschätzt. Auf eigenen Wunsch schied Erich Diekmann aus, der seit 1971 als Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Beirat aktiv war. Für ihn rückte Horst Kurt Bednarzik nach. Dem Vorstand ge-

hörten danach noch sieben Personen an: Vorsitzender Rolf Bennewitz, Sparkassendirektor i. R., stellvertretender Vorsitzender Karl-Ernst Strothmann, Verbandsgeschäftsführer, Geschäftsführer Rudolf Schreiber, städtischer Oberverwaltungsrat, Beirat: Horst Bednarzik, Posthauptsekretär, Dietrich Falk, Architekt, Paul Kaldenbach, Geschäftsführer i. R. (Sonopress), Erika Laubner, Hauswirtschaftsmeisterin.

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980


Unmittelbar nach dem Ende der Michaeliskirmes am 5. Oktober 1986 begann der Vorstand mit den Beratungen zum Programm der Michaeliswoche 1987, die vom 25. September bis zum 4. Oktober 1987 stattfand. In diesem Jahr wurde das zehnjährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Châteauroux und mit Broxtowe im Jahr 1988 gefeiert. Nahezu 800 Gäste aus den Partnerstädten beteiligten sich an den Veranstaltungen. Die Kirmes und die 7. GÜ-WA ’87 teilten sich wieder das Marktplatzgelände, die rund 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche reichten für die Zahl der Anmeldungen nicht aus. Erstmals war die Stadt Lorch mit einem Stand vertreten. Der Verkehrsverein bot die schon zur Tradition gewordene „Michaelis-Stadtrundfahrt“ an und informierte über die für 1988 geplanten Aktionen „Gütersloher Sommer“, Gütersloher Kunsthandwerkermarkt, Stadtparkbeleuchtung und Martinszug am 11. November. Am Ende wurden 85.000 Besucher gezählt, zur Zufriedenheit von Ausstellungsleiter Saniter und der 186 Aussteller. 130 Fahnen wurden im Stadtgebiet angebracht, dazu das Stadtwappen und das Michaeliswochen-Emblem in leuchtenden Farben. Die Spar- und Darlehnskasse zeigte in ihren Geschäftsräumen an der Moltkestraße Fotos aus der Partnerstadt Châteauroux, die Stadtbibliothek stellte ihre Räume für die Ausstellungen „Wir Sonntagsmaler, Gütersloher Hobbykünstler stellen sich vor“ und „Jahrmarktslebkuchen, Firma Heinrich Schulte Borgholzhausen“ zur Verfügung. Die Gütersloher Schützengesellschaft veranstaltete die dritten Internationalen Schießsporttage im Heidewald, die Werbegemeinschaft organisierte einen Michaelis-Luftballonwettflug in der Fußgängerzone. Zum 18. Mal fand der Hausfrauennachmittag statt, das Motto lautete „Von der Waterkant bis Gütersloh“.

1910

1920

1930

1940

1950

Das illuminierte Symbol der Michaeliswoche 1987.

Von den 62 Musikgruppen des Festzuges lag die Militärkapelle Châteauroux in der Zuschauergunst vorne, bei den Festwagen gewann der Kleingärtnerverein „Stiller Friede“ und bei den Vereinen der TV Isselhorst den Wettbewerb der Sparkasse um den schönsten Beitrag. In der Vorstandssitzung vom 24. Oktober 1988 im Gasthof „Haus Niemuth“ gab der Vorsitzende bekannt, dass der Geschäftsführer Rudolf Schreiber Ende September 1988 aus dem aktiven Dienst der Stadt Gütersloh ausgeschieden sei und deshalb auch die Tätigkeit

1960

1970

1980

80 Jahre Michaeliswoche

77


im Vorstand aufgeben wolle. Zu seinem Nachfolger wurde in der Mitgliederversammlung vom 16. Januar 1989 Giesbert Nunnemann, Mitarbeiter des Hauptamtes der Stadt Gütersloh, gewählt. Rudolf Schreiber wurde zum

stellvertretenden Geschäftsführer, Paul Kaldenbach zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der Leiter des Jugend- und Sportamtes, Udo Mauritz, erklärte sich bereit, im Beirat mitzuarbeiten.❚

Das Plakat zur Festwoche 1989.

78

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980


Für die diesjährige Festwoche vom 22. September bis zum 1. Oktober 1989 wurde ein neues Plakat aufgelegt, dem der Originalentwurf der Firma Flöttmann zur ersten Michaeliswoche nach dem Krieg von 1949 zugrunde lag. Am 22. September wurde im Rathaus die Partnerschaftsurkunde mit der polnischen Stadt Grudziadz (Graudenz) unterzeichnet. Eine Delegation unter der Leitung des Ratsvorsitzenden Zygmunt Bona und des Stadtpräsidenten Boleslaw Tafelski nahm an der Eröffnung teil. Die Vertreter der Partnerstädte sprachen Grußworte. Am Abend des Eröffnungstages startete am Rathaus der zweite Gütersloher Stadtlauf (Michaelislauf) um den Preis der Stadt Gütersloh. Teilnahmeberechtigt waren die Bürgerinnen und Bürger aller Altersklassen. Besuchermagnet war erneut der kilometerlange Festumzug mit mehr als 100 Festwagen, Musikzügen und Fußgruppen aus ganz Europa. Die Internationale Musikshow am Sonntagmorgen, 24. September, litt unter dem Dauerregen, die 80.000 Zuschauer des Festzuges konnten zumindest zeitweilig ihre Regenschirme zuspannen. Neben der Kirmes war die mobile Hai-Show eine besondere Attraktion, bei der junge Taucherinnen zu den Raubfischen in das Panzerglasbecken kletterten.

Für den Vorstand des Vereins war es immer wieder eine Herausforderung, neue Akzente und Themen zu finden, um die Michaeliswoche anziehend und abwechslungsreich zu gestalten. In diesem Jahr stand das erste Wochenende vom 27. September bis zum 6. Oktober 1991 ganz im Zeichen des Schützenwesens. Am 28. und 29. September waren der Heidewald und der Schießstand der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Avenwedde

1910

1920

1930

1940

1950

In einem Pavillon des Städtischen Gymnasiums zeigte der Amateur-Radio-Club Gütersloh die Ausstellung „40 Jahre Amateurfunk in Gütersloh“ und nahm weltweite Verbindungen mit Funkamateuren auf. Die Stadtbibliothek hatte wieder eine Ausstellung von Gütersloher Freizeitkünstlern im Programm. Die fünften Internationalen Schießsporttage, das DFB-Pokalspiel des FC Gütersloh gegen den VfB Stuttgart (Endergebnis 0 : 2 nach Verlängerung), die Michaeliswanderung ins Blaue, ein fröhlicher Trimm-Trab für jedermann im Stadtpark und die Pättkesfahrt „Gütersloh – romantisch und historisch“ des Kneipp-Vereins, die erste Gütersloher Stadtmeisterschaft um den PotthoffCup im Skateboard fahren für Amateure auf der Halfpipe im Mohns Park, das MichaelisBosselturnier der Behindertensportgemeinschaft, eine Fahrradrallye des Stadtjugendringes waren die sportlichen Highlights der Festwoche. Der abschließende Kinder-Lampionzug unter Mitwirkung von zehn Musik-, Fanfarenund Spielmannszügen schlängelte sich erstmals von der Dalkestraße durch das Bachschemm und den Tunnel des einstigen Mühlenpättkens, um zur Wiese am Stadtparkteich zu gelangen. Ein stimmungsvolles Feuerwerk des Pyrotechnikers Busch aus Bielefeld setzte den Schlusspunkt.❚

Austragungsorte des Bundeskönigsschießens, an dem mehr als 30.000 Schützen aus dem Bundesgebiet teilnahmen. Aus diesem Grund hatte der Verein auch auf den traditionellen Festzug verzichtet.

1989

Gisbert Nunnemann, Geschäftsführer 1989 bis 2003.

1991

Die Werbeagentur Bunnemann entwarf ein neues Plakat mit drei stilisierten Kirchtürmen, die in bunter Strichzeichnung von den in blau gehaltenen, einander gegenübergestellten

1960

1970

1980

1990

80 Jahre Michaeliswoche

79


Buchstaben M und W, eingerahmt wurden. Hinzu kam ein dreiteiliges Logo, das die Verbindung von GÜ-WA, Michaeliswoche und Kirmes deutlich macht.

Zu den herausragenden Veranstaltungen gehörte das große Michaeliskonzert

Die neunte Gütersloher Wirtschaftsausstellung GÜ-WA ’91 bot in zwei großen rechteckigen Zelthallen über 200 Ausstellern die Möglichkeit der Selbstdarstellung. Der Schwerpunkt lag auf dem Thema „Bauen – Renovieren – Energiesparen – Wohnen“. Stadt und Kreis Gütersloh informierten auf einem gemeinsamen Stand über Umweltfragen, Eigenkompostierung und die „umweltfreundliche Schultasche“. Ein Verkehrsinformationsbus des Straßenverkehrsamtes lud zu Fahrsimulationen ein, die Kreispolizeibehörde zeigte Geräte zur Verkehrssicherheit, zum Beispiel ein Radargerät, ein Alcotestgerät und ein Funkrad. Die Region Lausitz stellte sich durch die Partnerkreise Senftenberg, Cottbus und Hoyerswerda mit sorbischen Trachten, Kunsthandwerk, Vorführungen am Spinnrad und Informationen zur Wirtschaft und Landschaft vor. In der Kökerstraße zeigte das Stadtmuseum im Rahmen der Sonderausstellung „Abgestaubt“ Teile aus den Beständen des Muse-

1993

In der Vorstands- und Beiratssitzung am 30. August 1993 wurde der Geschäftsführer des Jugendkulturringes, Frank Mertens, einstimmig zum neuen Beiratsmitglied gewählt. In den Beirat wurde ebenfalls Manfred Kleinerüschkamp als Vertreter des Stadtsportverbandes aufgenommen. Bereits 1991 war darüber beraten worden, wegen der räumlichen Enge auf dem Marktplatz Kirmes und GÜ-WA zeitgleich, je-

80

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

ums. Auf dem Berliner Platz war das Amt für Umweltschutz, der Landesbausparkasse und der Sparkasse Gütersloh mit der Informationsausstellung „Gesunde Umwelt – schöne Wohnwelt“ vertreten. Bei der Eröffnung der Michaeliswoche wurde bei der Flaggenhissung auf das Abspielen der Nationalhymnen verzichtet und erstmals die Europafanfare gespielt. Während am Abend der Gütersloher Stadtlauf (Citylauf) veranstaltet wurde, spielten in der Stadthalle Rockgruppen aus der Region, unter anderem die Thunderbirds, Berry & The Backbeats und Tomcat. Hoch her ging es auch bei der Superfete zur Deutschen Nacht des CDU-Kreisverbandes Gütersloh in der Stadthalle und auf dem Aktionstag des Reifenhauses Gerhard Pott in der Scharnhorststraße. Zu den herausragenden Veranstaltungen gehörte das große Michaeliskonzert, zu dem die Musikschule Ligensa eingeladen hatte. Der Werkmeister-Gesangverein, das von Ligensa gegründete Akkordeonorchester, der Musikzug der freiwilligen Feuerwehr unter Peter Bernhard Smith, die Gardegrenadiere Altenbeken und eine Volkstanzgruppe aus Châteauroux boten einen abwechslungsreichen Musikabend in der Stadthalle.❚

doch räumlich getrennt, durchzuführen. Die Stadtverwaltung genehmigte den Antrag, Teile der Kirmes in Form einer Straßenkirmes über die Bismarckstraße, Friedrich-Ebert-Straße und Berliner Straße bis zum Parkplatz vor der Sparkasse in die Stadt hineinzuziehen. Die GÜ-WA konnte dadurch wie bisher auf der westlichen Platzhälfte des Marktplatzes durchgeführt werden. Da der Rathausvorplatz nicht mehr zur Verfügung stand, wurde der TheodorHeuss-Platz (Stadthallenvorplatz) für die Eröff-

1960

1970

1980

1990


nungsveranstaltung gewählt. Vom 24. September bis zum 3. Oktober 1993 zogen wieder Tausende in die Stadt, um sowohl den neuen, als auch den bekannten Veranstaltungen der inzwischen 35. Festwoche beizuwohnen. Neben der zehnten Gütersloher Wirtschaftsausstellung GÜ-WA ’93, der Kirmes und der Ausstellung Gütersloher Freizeitkünstler in der Stadtbibliothek stellte die Filiale der Citibank in ihren Geschäftsräumen „Bedrohte Natur unserer Heimat“ vor. Die Künstlerin Beate Freier stellte in der Galerie Grabenheinrich „Golfbilder“ aus. Hauptereignisse waren die neunten Internationalen Schießsporttage, der Gütersloher Stadtlauf um den Preis der Stadt, veranstaltet vom Gütersloher Schwimmverein, der Michaelisball des TTC Blau Gold, die Michaelisstadtrundfahrt des Verkehrsvereins, der Festumzug mit 30 Festwagen und mehr als 25 Musikzügen und Trachtengruppen,

1910

1920

1930

1940

1950

der Seniorennachmittag mit Pat & Paul, dem „Gesangsduo des Nordens“ und einer Volkstanzgruppe aus der erstmals in Gütersloh vertretenen schwedischen Stadt Falun, der Kinderflohmarkt und der abschließende Kinderlampionzug. Neu war das Oktoberfest der Interessengemeinschaft Busch/Obere Berliner Straße.

Michaeliswoche 2003: der Gütersloher Turnverein mit seinem bunten Festwagen.

Auf der GÜ-WA ’93 gelang es dem Ausstellungsleiter Saniter, neue regionale und lokale Aspekte zur Geltung zu bringen. Eine Automobilausstellung mit hiesigen Händlern, tägliche Berichte durch den 1991 in Betrieb genommenen Lokalsender Radio Gütersloh sowie ein Biergarten und eine Cafeteria im Freigelände waren die Publikumsmagneten. Die Lokalpresse wertete die von 100.000 Gästen besuchte Ausstellung als die bisher erfolgreichste Messe in der Wirtschaftsgeschichte der Stadt.❚

1960

1970

1980

1990

80 Jahre Michaeliswoche

81


1995

In der Mitgliederversammlung vom 12. September stellte der Vorsitzende, Rolf Bennewitz, fest, dass die Imagewerbung für die Stadt nicht allein von den drei werbetreibenden Vereinen Verkehrsverein, Werbegemeinschaft und Michaeliswoche betrieben werden könne. An eine Fusion sei nicht gedacht, jedoch an eine Mitarbeit bei einer möglichen Institution mit der Bezeichnung „Stadtmarketing“. Aufgrund finanzieller Probleme der Fa. Saniter wurde die Durchführung der elften GÜWA ’95 an die Firma DEAG aus Düsseldorf vergeben. 150 Firmen stellten auf 10.000 Quadratmetern direkt neben dem Kirmesplatz aus. Eröffnet wurde sie von der am 4. November 1994 gewählten Bürgermeisterin Maria Unger. Der Stand von Stadt und Verkehrsverein trug das Motto „Gütersloh in Europa – Kultur in Gütersloh“. Auf einer elektronischen Europakarte konnten Besucher mit einem Griffel die aus Kupferrohr hergestellte Route zu den Partnerstädten „abfahren“. Dem fehlerlosen Fahrer winkte ein Preis.

Der Schausteller August Schneider konnte für den Aufbau der Kirmes die linke Seite der Friedrich-Ebert-Straße von der Prekerstraße bis zur Feuerwehr und einen Teil der Bismarckstraße nutzen. Beim Michaelisball des TTC Blau-Gold Gütersloh spielte das Jochen-Brauer-Sextett auf, die Schülervertretung der Michaelisschule veranstaltete einen Tanzabend. Der Michaelisfestzug durch die Innenstadt startete unter der Führung des viel fotografierten Gütersloher Fuhrmannes erstmals vom Güterbahnhof am Langen Weg aus. Während der Festwoche wurden erstmals der Berliner Platz und der KonradAdenauer-Platz für Wochenmärkte freigegeben. Nahezu 100 Wagen und Gruppen verbreiteten internationales Flair auf dem Michaelisumzug. „Bonbons im Regen galt der Jubel“, titelte die Glocke. Die Foto- und Textdokumentation „Frauen in der Computerwelt“ wurde im Gebäude der Führt 1995 den Umzug an: der Gütersloher Fuhrmann.

Die Neuigkeiten In der vom 22. September bis zum 1. Oktober 1995 veranstalteten Festwoche gab es einige Neuheiten: ❙ „Partnerschaftsolympiade“ mit Mannschaften der Partnerstädte Châteauroux, Falun, Graudenz und Valmiera ❙ Bayerische Nacht als erstes Gütersloher Oktoberfest, veranstaltet von der Stadthalle ❙ „Hamburger Fischmarkt“ auf dem Berliner Platz ❙ historische Dampfzugfahrt von Ibbenbüren nach Gütersloh (Samba-Fahrt mit Tanzwagen) auf der Strecke der Teutoburger Wald-Eisenbahn ❙ „Grand-Prix de Junior“, der Große Preis der Sparkasse Gütersloh, Europas einzige KinderMotor-Show auf dem Konrad-Adenauer-Platz

82

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990


Die Partnerstadt Falun stellt sich 1995 auf der GÜ-WA vor.

Volkshochschule gezeigt, Gouachen, Farbholzschnitte und Klappraden der Holzschneiderin Editha Pröbstle im Veerhoffhaus. Zeichnungen der türkischen Malerin Meryen Metin („… dass

jeder des anderen Sprache verstehe!“) und Skulpturen des portugiesischen Bildhauers Aureliano de Aguiar konnten in der Weberei-Galerie besichtigt werden.❚

Rolf Bennewitz eröffnet die Festwoche und GÜ-WA ’95.

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

80 Jahre Michaeliswoche

83


1997

Nachdem Ende 1995 das Beiratsmitglied Erika Laubner wegen der Auflösung des Hausfrauenbundes ausgeschieden war, setzte sich der Vorstand des Vereins aus folgenden Personen zusammen: Ehrenvorsitzender Jürgen Hintzler, Vorsitzender Rolf Bennewitz, stellvertretender Vorsitzender Karl Ernst Strothmann, Geschäftsführer Giesbert Nunnemann, Beiratsmitglieder Horst Bednarzik, Dietrich Falk, Helmut Flöttmann, Manfred Kleinerüschkamp, Udo Mauritz, Frank Mertens und Rudolf Schreiber. Bei der Festwoche vom 26. September bis zum 5. Oktober 1997 kam es zu einigen Änderungen. Die traditionellen Veranstaltungen Festumzug, Kindernachmittag und Seniorennachmittag blieben erhalten. Die Eröffnungsveranstaltung konnte nicht mehr durchgeführt werden, da die Freiflächen Berliner Platz und Adenauer Platz durch Märkte belegt waren und ein Podium mit Zeltdach als Witterungsschutz für die elektrischen Anlagen nicht aufgebaut werden konnte. Die Musikschau, die vor zwei Jahren

noch vor der Stadthalle stattfand, wurde wegen mangelnden Zuschauerzuspruchs abgesagt. Nach dem Einspruch einer Eigentümerin und aus ordnungsrechtlichen Gründen konnte der Lampionzug mit Feuerwerk ebenfalls nicht mehr durchgeführt werden. Rund 100 Schausteller waren auf der Michaeliskirmes vertreten, welche die Besucher unter anderem zu den Neuheiten „Tal der Könige“ und die Salto mortale-Attraktion „Top Skan“ einlud. Die Friedrich-Ebert-Straße blieb diesmal wieder „kirmesfrei“. Am 27. September wurde das „Volksfest für die ganze Familie“, so Veranstalter August Schneider, am Riesenrad durch die Bürgermeisterin Maria Unger eröffnet. Die herausragende Bedeutung der Städtepartnerschaften zeigte sich im Programm der diesjährigen Michaeliswoche. Zum 20-jährigen Jubiläum der Partnerschaften mit Châteauroux und Broxtowe taten sich der Anglo-German-

Die Schützen im Michaelisumzug 2003.

84

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990


Club und der TTC Blau-Gold zusammen und veranstalteten gemeinsam den Michaelisball „Europa tanzt in der Stadthalle“. Für 28 Mark Eintritt konnte jeder dabei sein. Das Showprogramm wurde von Almuth Wessel und Friedel Beckmann moderiert.

Kunstausstellung „Durchgedreht“ der Rietberger Künstlerin Christel Schulte-Hanhardt und in den Räumen der Volksbank, Friedrich-EbertStraße die Fotoausstellung „Rundgang durch Grudziadz (Graudenz)“ mit Fotos von Piotr Bilski und Gerard Szukay zu sehen.

Die zwölfte GÜ-WA organisierte die Firma Jansen International aus Tönisvorst bei Krefeld. Der Projektleiter, Detlef Fuhrmann, hatte die Firma gewechselt und war erneut für die Durchführung verantwortlich. Der Eintrittspreis wurde um eine Mark gegenüber 1995 auf fünf Mark gesenkt. Auf 6.400 Quadratmetern zeigten 156 Aussteller ihre Leistungen und Produkte, nur 17 von ihnen kamen nicht aus Gütersloh. Die Stadt war zum ersten Mal auf einem Gemeinschaftsstand mit ihren Partnerstädten Broxtowe, Châteauroux, Falun und Grudziadz vertreten. Wein, Käse und Schokolade aus Frankreich lockten die Besucher ebenso wie die Informationsstände der anderen Städte und die Präsentation der neuen Internetseiten unter „www.stadt.guetersloh.de“. Eine neue (15.) Ausgabe der Gästezeitschrift Gütersloher Fuhrmannspostille wurde von der Stadt und dem Verkehrsverein verteilt. Der Volleyball-Förderverein, die Sportvereine Tanzclub Royal, Boxclub, Kraftsportverein 02, Flugverein Gütersloh, Gütersloher Turnverein von 1879, die Turnvereine aus Friedrichsdorf und Isselhorst und der FC Gütersloh waren auf einem Stand vertreten. Letzterer präsentierte sich mit Demonstrationen der Jugendabteilung, Torwandschießen und Gesprächen mit dem Trainer Hannes Linßen und Torwart Matysek. Erstmals war die Stadthalle mit einem eigenen, 640 Quadratmeter großen Veranstaltungsbereich dabei. Von hier aus übertrug auch Radio Gütersloh seine Livesendungen. Mit rund 40.000 Besuchern hatte die GÜ-WA ’97 eine gute Resonanz.

Der Ibbenbürener Verein Eisenbahn-Tradition bot am 3. Oktober Dampfzugfahrten in historischen Wagen auf der TWE-Strecke von Ibbenbüren nach Gütersloh an, der Modellflugsportverein Albatros Gütersloh feierte sein 25-jähriges Bestehen und zeigte auf dem Fluggelände an der Paderborner Straße zwischen Friedrichsdorf und Verl seine ferngesteuerten Modelle.

Neben der GÜ-WA waren in der Stadtbibliothek eine Hobby-Kunstausstellung und die

1910

1920

1930

1940

1950

Weberei, Kulturamt, Volkshochschule und die Tanzschule Stüwe-Weissenberg trugen mit eigenen Veranstaltungen zu einem abwechslungsreichen und gelungenen Programm bei. Mehr als 50.000 Zuschauer verfolgten den Festumzug durch die Innenstadt, eine Mischung aus Heimatverbundenheit, Folklore, Vereinsleben, Sport und Musik. 3.000 Aktive in 90 Gruppen, davon 30 Musikkapellen waren mit von der Partie, den Schluss bildeten die Pipers und Drummers aus Schottland. Höchste Punktzahl im Publikumswettbewerb bei den 35 Festwagen erreichte der Landfrauenverband Avenwedde, bei den Fußgruppen war es die Volkstanzgruppe Marienfeld und bei den Musikkapellen die Showband Gifhorn. Bereits zum achten Mal lobte die Sparkasse Preise für die schönsten Festwagen, Fußgruppen und Musikkapellen aus.

Mehr als 50.000 Zuschauer verfolgten den Festumzug durch die Innenstadt

Die Abschlussveranstaltung auf der Freilichtbühne im Mohns Park wurde von dem Jugendmusikkorps Avenwedde/Stadt Gütersloh gestaltet. Ein Musikfeuerwerk, choreographiert zu einem Musikschnitt aus der Feuerwerksmusik von Händel, beendete den Abend und eine gut besuchte Festwoche.❚

1960

1970

1980

1990

80 Jahre Michaeliswoche

85


1999

Das Plakat zur Festwoche 1999.

95.000 Einwohner zählte die Stadt 1999, seit dem Neustart der Michaeliswoche nach dem Krieg hatte sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Entsprechend groß dimensioniert war die auf 7.000 Quadratmeter erweiterte Ausstellungsfläche der 13. GÜ-WA ’99. Sie beherbergte 168 Aussteller überwiegend aus Gütersloh, ein Beleg für die Bedeutung und Vielfalt des heimischen Handels und Gewerbes. Organisiert wurde die Ausstellung von Detlef Fuhrmann mit seiner neuen Firma Fuhrmann Messe und Veranstaltungen GmbH (FMV). Das Er-

scheinungsbild der GÜ-WA wurde modernisiert, statt nackter Bretterböden gab es auf den Gängen graue Auslegware, statt selbst gezimmerter Buden präsentierten sich die Firmen, Vereine und Organisationen in freundlich und modern gestalteten Messeständen. Unter dem Slogan „Freu dich auf Gütersloh“ lockten vom 25. September bis zum 3. Oktober 1999 Wirtschaftsausstellung, Kirmes und zahlreiche größere und kleinere Veranstaltungen Menschen in die Stadt. Eingeweiht wurde der neu gestaltete Berliner Platz und die neu hergerichtete Kirchstraße. Die Interessengemeinschaft Stadtkern Gütersloh lud zur Eröffnung am 2. Oktober mit Livemusik, Künstlern, historischen Filmen, Münzprägungen und einem Malwettbewerb zu einem Straßenfest am Alten Kirchplatz ein. Wegen der umfangreichen Bauarbeiten in der Innenstadt (Kolbeplatz) wurde der traditionelle Festumzug abgesagt und im Jahr 2000, dem Jahr des 175-jährigen Stadtjubiläums, nachgeholt. Im Vorfeld des Stadtjubiläums präsentierte die Stadt auf ihrem Stand ein neues Logo, dessen Farben grün und blau mit Bodypainting und Brushing-Aktionen „hautnah“ vorgestellt wurden. Eine Zeitreise in Bildern und Plänen zum Thema „175 Jahre Stadtentwicklung“ sowie die Dokumentation „Gütersloh im Bild – eine Reise durch 100 Jahre Fotogeschichte“, wurden gemeinsam von Stadtarchiv und Verkehrsverein zusammengestellt. Die Ergebnisse eines Senioren-Fotowettbewerbs zum Internationalen Jahr der Senioren 1999 konnten auf dem Stand der Stadt Stiftung bewundert werden, darunter waren auch preisgekrönte Aufnahmen von Teilnehmern aus den Partnerstädten von Gütersloh (ohne Broxtowe). Sein 25-jähriges Bestehen feierte der SMC Nautilus Gütersloh mit einer Schiffsmodellaus-

86

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990


stellung im Parkbad. Der Kunstverein war mit Objekten und Installationen (tubes) der Künstlerin Margarete Hesse im Veerhoffhaus vertreten. Die Kunsthandlung Grabenheinrich, seit 1993 im Veranstaltungsprogramm vertreten, feierte ihr 20-jähriges Bestehen mit einer Ausstellung von Werken der Künstler Otto Beckmann, Manfred Billinger, Norbert Murken und Fritz Wutzdorff. Das Stadtmuseum zeigte zum 100-jährigen Bestehen der Firma Miele eine Ausstellung zu den Wechselwirkungen zwischen der Stadt und ihrem ersten industriellen „Weltunternehmen“. Die Sparkasse Gütersloh präsentierte am 2. und 3. Oktober in der Hauptstelle am Konrad-Adenauer-Platz eine Neuauflage ihrer erfolgreichen Immobilienausstellung. Wegen einer Panne fiel das Abschlussfeuerwerk im Mohns Park aus. Trotzdem waren der

1910

1920

1930

1940

1950

Vorsitzende Rolf Bennewitz, der Geschäftsführer Giesbert Nunnemann sowie der Messeorganisator Fuhrmann mit dem Verlauf sehr zufrieden. 54.000 Messebesucher honorierten die Bemühungen der Aussteller, die sich ebenfalls zufrieden äußerten.

Ein imposanter Zugbeitrag im Michaelisumzug 2003: eine Gruppe Stelzenläufer in historischen Kostümen.

Nach Abschluss der Michaeliswoche wurde das Beiratsmitglied Rudolf Schreiber aus dem Verein verabschiedet. Bis zu seiner Pensionierung als Leiter des städtischen Hauptamtes im Jahr 1988 hatte er mehr als zehn Jahre lang die Geschäftsführung des Vereins inne. Unter seiner Leitung wurden zehn Michaeliswochen durchgeführt, denen er einen Großteil seiner Freizeit opferte. Anschließend arbeitete er noch elf Jahre lang im Beirat mit.❚

1960

1970

1980

1990

80 Jahre Michaeliswoche

87


Geballter Frohsinn schon im Spätsommer: der Elferrat des Kattenstrother Karnevalsclubs im Michaelisumzug.

2001

Im September wurde der Leiter der Sparkasse Gütersloh, Hans-Hermann Kirschner, in den Beirat des Vereins aufgenommen. Mit eindeutiger Mehrheit sprach sich die Mitgliederversammlung am 17. September 2001 im Gütersloher Brauhaus dafür aus, trotz der Anschläge vom 11. September in New York, die Michaeliswoche vom 28. September bis zum 7. Oktober, jedoch ohne Feuerwerk, stattfinden zu lassen. Auf die Herausgabe eines Veranstaltungsprogramms mit GÜ-WA-Ausstellerverzeichnis wurde in diesem Jahr verzichtet. Das Gütersloher Stadtmagazin GT-INFO veröffentlichte die Grußworte und alle notwendigen Informationen in seiner Oktoberausgabe. Die Eröffnungsveranstaltung auf dem Berliner Platz gestaltete die Wolfgang Petry-Show mit Double Dirk Maron und Big John Russel. Der Michaelisumzug durch die Innenstadt, die Senioren- und Kindernachmittage, eine Neuauflage des Shantykonzertes in der Stadthalle, die Präsentationen Gütersloher Vereine auf der 14. Gütersloher Wirtschaftsausstellung, Musikund Showprogramme in der Aktionshalle der

88

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

GÜ-WA und nicht zuletzt der verkaufsoffene Sonntag am 7. Oktober lockte scharenweise die Besucher in die Stadt. Schausteller August Schneider schätzte die Zahl der Kirmesbesucher auf 350.000. In zwei großen Zelten fand die GÜ-WA mit 165 Ausstellern statt, mehr als 90 Prozent stammten aus Gütersloh. Erstmals richtete der Verein die GÜ-WA in Eigenregie aus und trug deshalb selbst das wirtschaftliche Risiko. In der Eröffnungsveranstaltung faszinierte die 25-jährige Tänzerin Delphine Pasquet aus Châteauroux die Gäste, als sie mit ihrem Partner eine Hommage an ihren vor 20 Jahren verstorbenen Großvater, Henri Pasquet, darbot. Henri Pasquet war Gründervater der Partnerschaft zwischen Gütersloh und Châteauroux, der im August 1976 den Abschluss der Städtepartnerschaft vorschlug. Ein gemeinsamer Stand der insgesamt 20 Gemeinden der evangelischen und katholischen Kirche stellte die Zusammengehörigkeit der Christen in Gütersloh heraus, deren gemeinsame Wurzel in der ersten schriftlichen Er-

1960

1970

1980

1990

2000


wähnung des Kirchspiels vor 800 Jahren dokumentiert wurde. Am 29. und 30. September boten die „Eine-Welt-Kreise“ beider Kirchen die Produkte ihrer Weltläden an. Die Kolpingsfamilie, der Sozialdienst Katholischer Frauen, die konfessionellen Kindergärten, der Förderverein historischer Kirchen und der Verband „Christen in der Wirtschaft“ stellten sich vor. Auf dem Stand der Verkehrswacht erhielt der Dummy „Fliegolin“ seinen Namen, der Kindertag am 5. Oktober begeisterte unter dem Moderator Peter Clark mit dem „Till EulenspiegelTanz“ des RWG-Kinderballets ebenso, wie die Schminkaktionen, das wandelnde Maskottchen „Euro-Eddy“ und das Mitmach-Programm der Kinderabteilung des TuS Friedrichsdorf.

Die Stadtwerke präsentierten mit ihrer Tochtergesellschaft GTelnet auf 90 Quadratmetern ihre Dienstleistungen Strom, Gas, Trinkwasser, Bäder, öffentlicher Verkehr, Energieberatung und Telekommunikation. Mit 70.000 Besuchern war die Ausstellung ein voller Erfolg. Vielfach gelobt wurde die Qualität der Zelte und der Stände. Nach den Worten des Geschäftsführers Nunnemann habe sich die Investition in die Ausstattung ausgezahlt. Der Rekordbesuch bei der GÜ-WA, ein Massenandrang auf der Kirmes und die mit Menschen gefüllte Innenstadt am verkaufsoffenen Sonntag ließ nicht nur wegen des sonnigen Wetters die Gesichter strahlen.❚

Im März 2002 verstarb das Beiratsmitglied Manfred Kleinerüschkamp. Seit 1995 hatte er als Vorsitzender des Stadtsportverbandes und als sachkundiger Bürger im Sportausschuss, in beiden Funktionen seit 1991, im Verein und zuletzt bei der GÜ-WA 2001 aktiv mitgearbeitet. Sein Nachfolger wurde Wolfgang Reckeweg, der im Dezember 2002 im Alter von 44 Jahren starb. Auch das Beiratsmitglied Udo Mauritz, Leiter der Gütersloher Bäderbetriebe, schied aus, für ihn rückte der Leiter des Fachbereichs Sport in der Stadtverwaltung, Wilhelm Kottmann, nach.

Bennewitz dankte dem seit 1954 im Verein tätigen Strothmann für seine Treue: „Sie haben den Verein zu dem gemacht, was er jetzt ist, nämlich ein Verein, der hohes Ansehen genießt“. Neu in den Beirat gewählt wurde Martin Balkausky, Wirtschaftsförderer der Stadt. Aus Krankheitsgründen gab Horst Bednarzik seine Funktion als Mitglied des Beirates auf. Der Geschäftsführer, Giesbert Nunnemann, kündigte an, nach der diesjährigen Michaeliswoche die Geschäftsführung abgeben zu wollen. Sein Nachfolger wurde der in diesem Jahr zum Leiter des Stadtmarketings berufene Jörg Konken.

Im Februar 2003 wurde der langjährige Vorsitzende, Rolf Bennewitz, durch Hans-Hermann Kirschner (geboren 1958) abgelöst, der einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Kirschner ist, wie seine Vorgänger Hintzler und Bennewitz, Direktor der Sparkasse Gütersloh. Bennewitz blieb dem Verein jedoch als zweiter Vorsitzender erhalten. Seinen Posten als stellvertretender Vorsitzender gab der Altbürgermeister Karl Ernst Strothmann auf. Rolf

Vom 26. September bis 5. Oktober 2003 fand erneut eine gemeinsame Veranstaltung von Michaeliswoche und GÜ-WA statt. Neben 155 Ausstellern wurde erstmals ein OWL-Dorf aufgebaut und Spezialitäten aus der Region vorgestellt. Neu hinzu kam eine Bühne für Aufführungen und Karaokevorstellungen. Unter dem Titel „Gütersloh spezial“ präsentierte die Stadt einen Querschnitt von Gütersloher Besonderheiten: das Nachtsanggeläut, den Bo-

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2002 bis 2003

Sparkassendirektor Hans-Hermann Kirschner, Vorsitzender des Vereins Michaeliswoche seit 2003.

80 Jahre Michaeliswoche

89


tanischen Garten, die „langenachtderkunst“ oder die Nachbildung der Skulptur „Hunu“ als Teil des Fabelpfades des Künstlers Manfred Billinger. Das Palmengarten-Café bot lukullische Spezialitäten an, verschiedene Einrich-

tungen wie Stadtmuseum, Förderverein Botanischer Garten, Stadtbibliothek, Fachbereich Jugend oder Ausländer- und Seniorenbeirat stellten ihre Aktivitäten vor. Der traditionelle Michaelisumzug begeisterte rund 50.000 Zu-

Das Plakat zur Festwoche 2003.

90

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000


schauer, mehr als 80 Gruppen und 3.500 Teilnehmer sorgten für eine bunte und vielfältige Abwechslung. Der Verkauf von Ansteckherzen mit dem Motto „Gütersloh zeigt Herz“ erfüllte nicht ganz die angestrebte Zahl von 15.000 verkauften Exemplaren, knapp 11.000 wurden zum Preis von sechs Euro veräußert. Insgesamt konnte

Nach dem Ausscheiden von Jörg Konken als Chef des Stadtmarketings 2004 übernahm der bisherige Leiter des Jugendkulturrings und Vorsitzende des Anglo-German-Clubs, Frank Mertens, das Amt. Am 21. Februar 2005 trat er die Nachfolge von Giesbert Nunnemann als Geschäftsführer des Vereins an. Mertens war bereits seit 1997 Mitglied des Beirates. Unter seiner Mitwirkung erfolgten bereits die Planungen für die kommende Festwoche vom 23. September bis zum 3. Oktober 2005. „Überraschend, anders, gut!“ – so lautete in diesem Jahr das Motto der Festwoche. Und in der Tat kam die Michaeliswoche 2005 etwas anders als gewohnt daher. Gestartet wurde mit einer „Mordsgaudi“, dem 1. Gütersloher Oktoberfest. Festwirt Andreas Kerkhoff vom Hotel-Restaurant Appelbaum sorgte mit seinem Team im zünftig bayrisch geschmückten GÜ-WA-Festzelt auf dem Marktplatz für deftige Wiesnstimmung. Eröffnet wurde das Oktoberfest mit dem Fassanstich durch Bürgermeisterin Maria Unger. Typisch bayrische Leckerbissen, eine zünftige Maß und die wiesnerprobte Band „Bavaria Express“ sorgten für ausgelassenes bajuwarisches Treiben. An den beiden Veranstaltungstagen haben insgesamt mehr als 3.000 Ostwestfalen ihre Oktoberfesttauglichkeit bewiesen.

1910

1920

1930

1940

1950

der Etat von 500.000 Euro durch die Einnahmen der GÜ-WA und durch Sponsoren gedeckt werden. Aus dem Erlös wurden 10.000 Euro an zwanzig Kindergärten überreicht, die an einem Malwettbewerb teilgenommen hatten. Der GÜ-WA-Organisator Detlev Fuhrmann zog eine zufrieden stellende Bilanz: „Wir haben unser Ziel erreicht, die heimische Wirtschaft gut zu präsentieren und anzukurbeln“.❚

Rund ging es auch auf der Michaeliskirmes, die traditionsgemäß von Bürgermeisterin Maria Unger am Riesenrad eröffnet wurde. Mehr als 100 Fahrgeschäfte und Buden warteten auf die kleinen und großen Besucher. Auch in diesem Jahr war es dem Organisator August Schneider gelungen, mit den Fahrgeschäften „Techno-Power“, „Hard-Rock-Drive“ und „Power-Welle“ für besondere Attraktionen zu sorgen. Selbstverständlich fehlten auch Kirmesklassiker wie Auto-Scooter und Geisterbahn nicht. Besinnlicher ging es an dem ersten Wochenende der Michaeliswoche beim ersten Gütersloher Kirchentag in den GÜ-WA-Hallen 1 bis 5 zu: „Wir wollen die Kirche mitten in die Stadt bringen“, so Pastor Hans-Günter Simon und Pfarrer Andreas Walczak-Detert, die für den Christenrat mit seinen sieben Mitgliedsgemeinden diese Veranstaltung organisiert hatten. Unter dem Motto „Wer ist Michael?“ wurde mit Konzerten, Theater, Comedy, InfoStänden und verschiedenen Aktionen „Kirche zum Anfassen“ geboten.

2004 bis 2005

Gestartet wurde mit einer „Mordsgaudi“, dem 1. Gütersloher Oktoberfest

In der GÜ-WA-Halle 6 stellten 50 Künstler und Künstlerinnen aus dem Kreis Gütersloh erstmals im Rahmen der Michaeliswoche eine Auswahl ihrer Werke vor. Abgerundet wurde diese Ausstellung mit ihrer vielseitigen Auswahl an Kunstwerken durch Tanz-, Sprach- und Mu-

1960

1970

1980

1990

2000

80 Jahre Michaeliswoche

91


siktheater und einer Podiumsdiskussion zum Thema „Kunst und Gesundheit“. „run + fun“ – unter diesem Motto fiel zum Auftakt der Michaeliswoche der Startschuss für die dritten Sparkassen-City-Classics. Mehr als 1.000 Breiten- und Spitzensportler zeigten an diesem Abend in der Innenstadt ihr Können. Die Percussion-Formation „Sambacana“ und DJ Tom sorgten während der Läufe und nach der Siegerehrung für prächtige Stimmung.

Tatjana Wanner, Andreas Kerkhoff, Hans-Hermann Kirschner, Rainer Kerner und Frank Mertens.

92

80 Jahre Michaeliswoche

Neu in diesem Jahr war das alte ostwestfälische Bauerndorf auf dem Kolbeplatz. Handwerker, Händler und Gaukler sorgten hier drei Tage lang für ein buntes, mittelalterliches Markttreiben.

1910

1920

1930

1940

1950

Mit 100 Festwagen, Fuß- und Musikgruppen bahnte sich der traditionelle Michaelisumzug wieder seine Bahn durch die Innenstadt. Von A wie Auto-Pavillion bis Z wie Zucht-, Reitund Fahrverein Gütersloh waren viele Vereine, Verbände, Unternehmen und Firmen, aber auch Schulen und Kindergärten vertreten und boten den zigtausenden Besuchern ein buntes, mehrstündiges Spektakel. Am letzten Wochenende öffnete die GÜWA ihre Pforten – organisiert unter der Federführung der Gütersloh Marketing GmbH vom Partnerunternehmen MWV unter der Leitung von Detlef Fuhrmann. Komprimiert auf vier Öffnungstage boten 120 Aussteller in sieben Zelten mit einer Grundfläche von rund 6.000 Quadratme-

1960

1970

1980

1990

2000


tern ihre Produkte und Dienstleistungen an. Zu den Themenbereichen gehörten u.a. Bauen und Wohnen, Neue Technologien und Kommunikation, Garten und Umwelt, Gesundheit und Wellness. Ein Highlight bei dem anspruchsvollen Bühnenprogramm, das die Ausstellung begleitete, war sicher der Meisterschaftskampf im Ringen, KSV Gütersloh gegen Germania Krefeld. Da nicht alle Ausstellungsflächen vermarktet werden konnten, war der für den Verein wichtige wirtschaftliche Erfolg dieser Messe nicht gegeben. Einen Tag vor Beginn der GÜ-WA präsentierte sich das offene Forum „gtogether – Unternehmen vor Ort“ in den Messehallen. Auf Initiative des Wirtschaftsförderers der Stadt, Martin Balkausky, hatten sich kleine und mittlere Firmen aus Stadt und Kreis zum Netzwerk „gtogether“ zusammengeschlossen, die an diesem Tag ihr breitgefächertes Leistungsspektrum vorstellten. Abgerundet wurde dieser Tag durch die offizielle Eröffnung der GÜ-WA im

1910

1920

1930

1940

1950

Rahmen des Mittelstandsempfangs der Stadt in Anwesenheit der Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl.

Der Gütersloher Fuhrmann ist traditionell beim Umzug immer mit dabei.

Zum verkaufsoffenen Sonntag, der wieder Zigtausenden aus Stadt und Land Shoppingspaß bescherte, veranstaltete der Hegering Gütersloh auf dem Berliner Platz eine große Informationsveranstaltung, bei der sich die Besucher über die unterschiedlichsten Aspekte der Jagd, aber auch über Hege und Pflege informieren konnten. Begleitet wurde die Veranstaltung von den Jagdhornbläsern „Hubertus Wiedenbrück“. Ein besonderes Highlight der diesjährigen Festwoche war das 1. Gütersloher DekaBank City-Karting, bei dem 19 lokale Teams auf einer 700 Meter langen Rennstrecke in der Innenstadt um Pole-Position und Pokale kämpften. Für einen Tag vermittelten das freie Training, das Qualifying und das zweistündige Rennen – natürlich ohne Tempolimit – Formel-1-Atmosphäre in Gütersloh.❚

1960

1970

1980

1990

2000

80 Jahre Michaeliswoche

93


2006

Die Wiederholung der erfolgreichen Veranstaltungen wie Oktoberfest und City-Karting wurden gewünscht

Der bisherige Geschäftsführer der Gütersloh Marketing GmbH, Frank Mertens, war Anfang des Jahres aus seinem Amt ausgeschieden und hatte neue Aufgaben innerhalb der Stadtverwaltung Güterslohs übernommen. Auf eigenen Wunsch wurde Herr Mertens auch von den Aufgaben als Geschäftsführer des Vereins Michaeliswoche entbunden. Auf der Mitgliederversammlung am 27. März 2006 wurde als neue Geschäftsführerin Marianne Nunnemann gewählt. Da kaum vermittelbar ist, dass – wie in den vergangenen Jahren – die Michaeliswoche nur alle zwei Jahre in den ungeraden Jahren durchgeführt wird, wurde auf Vorschlag von HansHermann Kirschner in der gleichen Sitzung beschlossen, die Michaeliswoche auch in den geraden Jahren nicht nur mit der Kirmes, sondern mit besonderen Programmpunkten stattfinden zu lassen. Die Wiederholung der erfolgreichen Veranstaltungen, wie Oktoberfest und City-Karting wurden gewünscht. Da für das Oktoberfest auf dem Marktplatz bereits die Anmietung eines

Großzeltes erforderlich war, wurde aus Gründen der Kostenreduzierung als sinnvolle Nachnutzung die Durchführung der Wirtschaftsausstellung GÜ-WA in kleinerer Form beschlossen. Weiter wurde beschlossen, die Kooperation mit der Gütersloh Marketing GmbH, die bis Mitte des Jahres durch den Interimsgeschäftsführer Frank Heinze vertreten wurde, fortzusetzen. Aufgrund der Umbruchsituation und der Neuausrichtung der Marketing GmbH war eine Zusammenarbeit allerdings in diesem Jahr nicht möglich. Es wurde jedoch vereinbart, dass die Michaeliswoche Gütersloh und die Gütersloh Markting GmbH – entsprechend den Vorgaben aus der Kommunalpolitik – zukünftig intensiver kooperieren werden mit dem Ziel, Aufgaben im Rahmen der Durchführung der Michaeliswoche der Gütersloh Marketing GmbH zu übertragen. Am 1. Juli hat Jan-Erik Weinekötter das Amt des Geschäftsführers der Gütersloh Marketing GmbH übernommen, so dass die Gespräche über die beabsichtigte Kooperation in den Folgemonaten fortgesetzt werden konnten.

Die Veranstaltungen

94

80 Jahre Michaeliswoche

Trotz der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit wurden zur „kleinen“ Michaeliswoche

neben der traditionellen Kirmes folgende Veranstaltungen durchgeführt:

❙ das zweite Gütersloher Oktoberfest mit einem noch höheren Besucherzuspruch als bei der Premiere im Vorjahr ❙ die Sparkassen-City-Classics als Auftaktveranstaltung, ebenfalls mit einer Steigerung bei den Teilnehmerzahlen auf insgesamt 1.300 aktive Läufer ❙ das Tiroler Dorf auf dem Kolbe-Platz mit seinem breit gefächerten Spezialitäten aus dem Alpenraum als zentraler Treffpunkt während der Festwoche ❙ der Mittelaltermarkt rund um die Apostelkirche ❙ das zweite SWG-City-Karting, das mit 28 teilnehmenden Teams ausgebucht war. Die verän-

derte Streckenführung mit der Verlegung des Fahrerlagers vom Berliner Platz auf den KonradAdenauer-Platz hatte sich bewährt. Besonders die 180-Grad-Kehre vor dem Rathaus des nunmehr 880 Meter langen Rundkurses war bei den mehr als 30.000 Besuchern sehr beliebt ❙ die „kleine“ GÜ-WA auf dem Marktplatz, die bei einem kostenlosen Eintritt für fünf Tage ihre Pforten geöffnet hatte. Besonders beeindruckt waren Aussteller und Besucher von der Ausstattung der Messehalle, die in Kooperation mit der Firma creative&deko, Gütersloh, erstellt worden war. Aufgrund der Kürze der Zeit war jedoch eine 100-prozentige Auslastung der Ausstellungsflächen nicht gegeben.

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000


Mit der Organisation der GÜ-WA und der Märkte in der Innenstadt zur Michaeliswoche war wieder die MWV GmbH beauftragt worden. Aufgrund verschiedener organisatorischer Mängel wurde der Kooperationsvertrag im Juli gekündigt und die Durchführung der Veranstaltungen in Eigenregie übernommen. Ein wenig überschattet wurde die Michaeliswoche durch Veröffentlichungen der MWV

1910

1920

1930

1940

1950

GmbH wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten beim Verein. Die sich andeutenden juristischen Auseinandersetzungen sollten sich bis 2008 hinziehen.

O’ zapft is! Bürgermeisterin Maria Unger, Hans-Hermann Kirschner und Andreas Kerkhoff.

Zum Abschluss des Jahres beteiligte sich der Verein erstmals mit einem „Tiroler Weihnachtsdorf“ auf dem Vorplatz der Martin-Luther-Kirche am Weihnachtsmarkt der Werbegemeinschaft Gütersloh.❚

1960

1970

1980

1990

2000

80 Jahre Michaeliswoche

95


Beste Stimmung bei vollem Haus.

2007

Bei den Planungen für die Michaeliswoche war von vornherein klar, dass es sich der Verein nicht mehr leisten konnte, die GÜ-WA erneut mit einem Defizit abzuschließen. Da trotz umfangreicher Akquisetätigkeit und bundesweiter Bewerbung der Veranstaltung im Mai nur eine Vermarktung von 65 Prozent der Ausstellungsflächen – von den vorliegenden 120 Anmeldungen waren 50 Prozent Neuaussteller – gegeben war, wurde wegen des bestehenden wirtschaftlichen Restrisikos aus rein kaufmännischen Überlegungen die Ausstellung abgesagt. Trotz der Absage der GÜ-WA wurde auch in diesem Jahr wieder ein umfangreiches Veranstaltungspaket geschnürt. Um der traditionellen Michaeliskirmes den entsprechenden Raum zu geben, wurden die Veranstaltungen im Festzelt um zwei Wochen vorgezogen. So begann die Michaeliswoche bereits am 14. September 2007 mit einer neuen Attraktion, dem „Spektakel im Zelt“. Geboten wurden von Andreas Kerkhoff und seinem „AppelbaumTeam“ eine faszinierende Show auf der Bühne

96

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

und zwischendurch verblüffende Attraktionen an Tischen, garniert mit einem exzellenten VierGänge-Menü als Top-Act. Eine Woche später folgte die dritte Auflage des mittlerweile etablierten Gütersloher Oktoberfestes mit seinem bayerischen Frühschoppen; eine Veranstaltung, die Jahr für Jahr immer mehr Besucher für ein Wochenende in ihren Bann zieht. Innerhalb von 24 Stunden war die 2.700 Quadratmeter umfassende Zeltanlage abgebaut und der Platz für die Schausteller hergerichtet, so dass die Kirmes pünktlich mit drei Böllerschüssen durch Bürgermeisterin Maria Unger eröffnet werden konnte. Die fünften Sparkassen-City-Classics, mittlerweile auch zur Tradition gewordene Laufveranstaltung im Rahmen der Michaeliswoche, zog mehr als 1.500 aktive Läuferinnen und Läufer an. Daniela Schlimm und Matthias Trepper von der ausrichtenden Sparkasse Güters-

1960

1970

1980

1990

2000


loh zeigten sich zufrieden mit dieser Resonanz und dem großen Rahmenprogramm, das den Teilnehmern und Besuchern im Start- und Zielbereich geboten wurde. Der große Festumzug – die Organisation dieses Programmmoduls war der Gütersloh Marketing GmbH übertragen worden – zog zigtausende Besucher in die Innenstadt, die von 80 Festwagen, Musik- und Fußgruppen begeistert waren. Auch die offiziellen Vertreter aus den Partnerstädten Broxtowe, Châteauroux, Falun und Graudenz genossen in ihren offenen Kutschen bei herrlichem Wetter diese besondere Stadtrundfahrt.

Jugend in Aktion beim Schülerlauf. Roland Stüwe, Marketingleiter der Stadtwerke, Dr. Dirk von Lojewski, Geschäftsführer der Stadtwerke Gütersloh GmbH, Marc Leberg, Kartbahn Harsewinkel, Marianne Nunnemann, Verein Michaeliswoche.

Neben dem verkaufsoffenen Sonntag lockte die Innenstadt auch mit den Michaelismärkten in Form des Tiroler Dorfes auf dem Kolbeplatz und dem mittelalterlichen Markt rund um die Apostelkirche. Bewährtes Highlight war wieder die dritte Auflage des SWG-City-Kartings am Tag der Deutschen Einheit. Mehr als 20.000 Menschen verfolgten die verschiedenen Läufe auf der bewährten Rennstrecke durch die Innenstadt. Bei den Amateuren belegten das Team Wöstmann-Markenmöbel den ersten Platz, gefolgt von der Teamgemeinschft Manke-Plast/N & B Projektentwicklung und AVIA-Franke. Sieger beim Sponsorenrennen wurde Gert Schmidt von der Bertelsmann AG. Abgerundet wurde die Michaeliswoche 2007 durch einen ökumenischen Gottesdienst der Kirchengemeinden der Innenstadt in der Martin-Luther-Kirche. Im Mittelpunkt stand der Erzengel Michael. Die musikalische Gestaltung hatte die Choralsingschule unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Sigmund Bothmann übernommen. Laut Pfarrer Elmar Quante war die Besucherresonanz „sehr ermutigend“ für weitere Veranstaltung dieser Art.❚

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

80 Jahre Michaeliswoche

97


In abgesicherter Bahn durch die Innenstadt.


Plakat MiWo 2008.

Neu zur Michaeliswoche war die Michaelishütte Bar & Café auf dem Vorplatz der Martin-Luther-Kirche als zentraler Treffpunkt mit täglich wechselnden Programmpunkten. Das vierte SWG-City-Karting durch die Gütersloher Innenstadt lockte wieder mehr als 20.000 Besucher in die City. Von den gestarteten 18 Teams gewann das dreistündige Hauptrennen nach 144 Runden (126 Kilometer) das Phone-House-Team vor den Mannschaften des Huxohl Sägewerkes und der AviaTankstelle Franke. Das Prominentenrennen entschied Elmar Höddinghaus von Radio Gütersloh für sich. Für eine Schrecksekunde sorgte ein Kartpilot, der in einer scharfen Kurve frontal in die Absperrung fuhr. Dabei trug eine Zuschauerin leichte Blessuren davon. Nach medizinischer Versorgung der Leichtverletzten und der Wiederherrichtung der Sicherheitsbegrenzung konnte das Rennen ohne weitere Zwischenfälle zu Ende gefahren werden.

1910

1920

1930

1940

1950

Weitere Bestandteile der Michaeliswoche waren der ökumenische Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche, der Seniorennachmittag mit Kaffee, Kuchen und musikalischem Rahmenprogramm und der traditionelle verkaufsoffene Sonntag. Die juristischen Auseinandersetzungen mit der inzwischen insolventen MWV GmbH konnten beendet werden. Dabei ist bestätigt worden, dass die Kündigung des Vertragsverhältnisses mit der MWV GmbH im Jahr 2006 rechtmäßig war, alle erhobenen Anschuldigungen unbegründet und haltlos waren und sich der Verein in allen Belangen korrekt verhalten hatte. Alle anhängigen Verfahren wurden eingestellt beziehungsweise abgewiesen. Kommunalpolitisch so gewollt wurden aufgrund der Vereinbarung aus dem Jahr 2006 die Aufgaben des Vereins Michaeliswoche im Bereich des Veranstaltungsmanagements der Gütersloh Marketing GmbH übertragen.❚

1960

1970

1980

1990

2000

2008

Das vierte SWG-CityKarting durch die Gütersloher Innenstadt lockte wieder mehr als 20.000 Besucher in die City

80 Jahre Michaeliswoche

99


2009

Ihren krönenden Abschluss fand „Michaelis“ 2009 mit einem großartig inszenierten Feuerwerk

Unter dem Namen „Michaelis“ wurde ein neues Konzept mit dem Ziel erstellt, Tradition und Moderne zu verbinden. Mit 60.000 Euro aus dem Förderprogramm des Landes „Ab in die Mitte“ wurde die mehrwöchige Veranstaltungsreihe unterstützt. Da Kirmesveranstaltungen nicht Bestandteil des geförderten Gesamtprogramms sein durften, musste die Veranstaltungsreihe zu Beginn der eigentlichen Michaeliswoche beendet werden. Bestandteile von Michaelis waren das Straßentheaterfestival Platzwechsel, der Tag der Gütersloher Vereine, Chöre und Initiativen auf dem Berliner Platz, der traditionelle Seniorennachmittag in der Stadthalle, die LichtKinder-Aktion an der Martin-Luther-Kirche, das Late-Night-Shopping „Güte Nacht“, die Lichtaktion im und am Stadtmuseum und ein generationenübergreifendes Tanzprojekt mit Laien in der Aula des Städtischen Gymnasiums. Die Michaeliskirmes konnte ihr 60-jähriges Bestehen feiern. Begonnen hatte alles im Jahr 1949 mit drei Fahrgeschäften. Heute zählt die Kirmes, stets von den Schaustellerfamilien

Schneider erfolgreich organisiert, mit zu den größten Volksfesten in Ostwestfalen-Lippe. Aus Anlass des Jubiläums gab es für einen Tag an allen Fahrgeschäften und Ständen ermäßigte Preise. Das für die Michaeliswoche geplante fünfte City-Kart-Rennen musste wegen mangelnder Anmeldezahlen abgesagt werden. „Um echtes Rennfeeling aufkommen zu lassen“, so Gütersloh Marketing GmbH-Chef Jan-Erik Weinekötter, „bedarf es auch einer entsprechenden Anzahl an Teams. Dies war bei Meldeschluss nicht gegeben, so dass wir leider diese Entscheidung treffen mussten“. Ihren krönenden Abschluss fand „Michaelis“ 2009 mit einem großartig inszenierten Feuerwerk auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Eine Bielefelder Firma, die beispielsweise während der Tina-Turner-Tour im selben Jahr für tolle Effekte gesorgt hatte, hat speziell für Gütersloh eine atemberaubende Inszenierung mit Feuer, Licht und Performance konzipiert.❚

Das Tanzprojekt – ein beeindruckender Erfolg.

100

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000


Großartiges Feuerwerk auf dem Konrad-Adenauer-Platz zum Abschluss des »Michaelis« 2009.

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

80 Jahre Michaeliswoche

101


2010

Auf der Mitgliederversammlung am 2. August 2010 wurden einstimmig Gabriele Conert zur Vorsitzenden und Matthias Trepper und Wilhelm Kottmann zu stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Wahl eines Geschäftsführers wurde verschoben, da zuvor die Satzung des Vereins noch überarbeitet werden sollte und zudem das operative Geschäft von der Gütersloh Marke-

ting GmbH wahrgenommen wird. Der bisherige Vorstand hatte auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Für die Michaeliswoche 2010 war unter der Federführung der Gütersloh Marketing GmbH wieder eine große Auswahl an Veranstaltungen für Jung und Alt vorbereitet worden. Gestartet wurde mit den Sparkassen-CityClassics, gefolgt von dem Tag der Vereine, Ver-

Beim »Tag der Vereine« präsentierten sich zahlreiche Vereine auf dem Berliner Platz.

102

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000 2010 –


bände, Chöre und Initiativen auf dem Berliner Platz. Nicht fehlen durfte der Generationennachmittag, in diesem Jahr im neuen Theater der Stadt, in dem nach Kaffee und Kuchen auf der Studiobühne ein Programm mit Kabarett, Artistik und Jonglage für alle Altersklassen geboten wurde. Kinder erlebten bei der Lichterführung einen ganz besonderen Stadtrundgang.

1910

1920

1930

1940

1950

Abgerundet wurde das Programm mit der Präsentation des Netzwerkes „gtogether – Unternehmen vor Ort“ vor der Martin-Luther-Kirche und dem Tag der Vereine auf dem Berliner Platz. Selbstverständlich waren auch die Michaeliskirmes und der verkaufsoffene Sonntag als Traditionsveranstaltungen Bestandteile des Programms.❚

1960

1970

1980

1990

2000 2010 –

80 Jahre Michaeliswoche

103


2011

Die Michaeliswoche 2011 wird auch mit Tablettunterlagen bei McDonald’s beworben.

104

80 Jahre Michaeliswoche

Für das Jahr 2011 sind seitens der Gütersloh Marketing GmbH wieder die bewährten Veranstaltungen der vergangenen Jahre wie der „Tag der Vereine“, der Generationennachmittag und die täglichen Kinder-Lichterführungen vom Rathaus bis zur Kirmes vorgesehen. Nach Kaffee und Kuchen im Foyer des Theaters gibt es beim Generationennachmittag auf der Studiobühne eine aufregende Show mit Kabarett, Artistik und Jonglage für alle Altersklassen. Der in den vergangenen Jahren erfolgreiche „Tag der Vereine“ findet erstmals auf dem Theatervorplatz statt. Mehr als 50 Gütersloher Vereine, Chöre und Initiativen präsentieren sich hier den Besuchern mit Ständen und

1910

1920

1930

1940

1950

einem umfangreichen Bühnenprogramm. Zeitgleich findet ein Tag der offenen Tür im Theater Gütersloh statt. Aber auch die Michaeliskirmes und der verkaufsoffene Sonntag fehlen nicht. Abgerundet wird die Veranstaltungswoche durch die Ausstellung „80 Jahre Michaeliswoche“ im Stadtmuseum. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung von der Oktobermesse zum Traditionsvolksfest Michaeliswoche. Beschrieben wird neben der Geschichte des Vereins Michaeliswoche auch der Weg des organisierten Einzelhandels vom Ladeninhaberverein vor 100 Jahren über den Einzelhandelsverband zur Werbegemeinschaft.❚

1960

1970

1980

1990

2000 2010 –


1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000 2010 –

80 Jahre Michaeliswoche

105


80 Jahre Michaeliswoche im Überblick Johannes Bitter – Hartwig Fischer – Giesbert Nunnemann

1910 Gütersloher Kaufleute gründen den

1933 Dritte Gütersloher Oktobermesse vom

Ladeninhaberverein und wählen Aloys Pütt zum Vorsitzenden.

1. bis zum 8. Oktober.

1934 Aus der Oktobermesse wird offiziell 1912 Hermann Zumwinkel wird Nachfolger von Aloys Pütt.

die Gütersloher Oktoberwoche, die zum vierten Mal in der Zeit vom 6. bis zum 14. Oktober veranstaltet wird.

1916 Neuer Vorsitzender wird Kaufmann 1935 25 Jahre Ladeninhaberverein Güters-

Hans Sager.

1923 Alfred Köhler wird zum Vorsitzenden gewählt.

1930 Alfred Köhler und Hans Zumwinkel bringen die Idee zur Sprache, eine Werbewoche nach dem Vorbild der Lippstädter Herbstwoche zu veranstalten.

1931 Erste Gütersloher Oktobermesse vom 10. bis zum 18. Oktober mit 40.000 Besuchern; 100 Arbeitslose erhalten durch die Messe Lohn und Brot.

1932 Zweite Gütersloher Oktobermesse vom 8. bis zum 16. Oktober erwirtschaftet einen Überschuss von 1.871,70 Reichsmark.

Michaeliswoche 1934: Wagen und Fußgruppe der Schule KattenstrothNord als Zigeuner.

106

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

loh und 5. Oktoberwoche vom 21. bis zum 29. September, um eine Überschneidung mit dem Wiedenbrücker Pferdemarkt zu vermeiden. Da die Unabhängigkeit des Landeninhabervereins nicht mit den nationalsozialistischen Gleichschaltungsbestrebungen übereinstimmte, beschloss die Generalversammlung am 24. Oktober die Selbstauflösung und die gleichzeitige Gündung der „Ortsgruppe Gütersloh der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel“. Alfred Köhler wurde zum Leiter der neugegründeten Ortsgruppe berufen. Aus der Oktoberwoche wird künftig die Michaeliswoche und aus dem Budenmarkt der Michaelismarkt.


1936 Alfred Köhler überträgt die Messeleitung auf Wilhelm Eickholt. Die sechste Michaeliswoche findet vom 19. bis zum 27. September statt.

1949 Ausnahmegenehmigung zur ersten Michaeliswoche nach dem Krieg, die vom 1. bis zum 9. Oktober veranstaltet wurde und 150.000 Besucher zählte.

1937 Siebte Michaeliswoche vom 18. bis zum 26. September mit einem Festzug der Schulen zum „Tag des deutschen Volkstums“.

1950 40. Gründungstag des Ladeninhabervereins und zehnte Michaeliswoche vom 7. bis zum 15. Oktober; 125-jähriges Stadtjubiläum von Gütersloh.

1938 Achte Michaeliswoche vom 17. bis zum 25. September mit einem Festzug der Schulen unter dem Thema „Eine Reise durch Großdeutschland“. 1939 Die Vorbereitungen der Herbstwoche wurden auf Grund des sich abzeichnenden Krieges abgebrochen und die Veranstaltung für die Dauer des Krieges untersagt. 1948 Aus der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel wurde der Einzelhandelsverband Ostwestfalen, Ortsvereinigung Gütersloh. Den Vorsitz übernahm Kaufmann Carl Janssen und die Geschäftsführung Rechtsanwalt Dr. Walter Hiersemann. Erste Pläne, die Michaeliswoche neu zu beleben.

1951 11. Michaeliswoche vom 6. bis zum 14. Oktober und der Ausstellung „Schaffendes Gütersloh 1951“ mit mehr als 20.000 Besuchern. 1952 Kommissarischer Nachfolger von Carl Janssen im Einzelhandelsverband Gütersloh wurde Walter Hoffschildt und am 18. April Heinrich Laufenberg. Am 19. Mai wird der Verein Michaeliswoche gegründet und Walter Hoffschildt zum Vorsitzenden gewählt. Zwölfte Michaeliswoche vom 27. September bis zum 5. Oktober ohne „Werbe-Festzug“.

Michaeliswoche 1932: Schon damals war August Schneider mit seinen Fahrgeschäften auf dem Festplatz vertreten.

1910

1920

1930

1940

1950

80 Jahre Michaeliswoche

107


1953 Karl-Ernst Strothmann übernimmt als

1958 Am 9. Februar verstarb der „Vater der

Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes auch die Geschäftsführung im Verein Michaeliswoche. Die 13. Michaeliswoche findet vom 26. September bis zum 4. Oktober statt.

Michaeliswoche“, Alfred Köhler. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde beschlossen, in diesem Jahr keine Michaeliswoche durchzuführen, sondern lediglich einen „Luna-Park“, eine Kirmes vom 27. September bis zum 5. Oktober, zu veranstalten.

1954 14. Michaeliswoche vom 25. September bis zum 3. Oktober mit einem Festzug der Volks- und Realschulen unter dem Motto „Wer will das fleißige Handwerk sehen?“

1955 15. Michaeliswoche vom 1. bis zum 10. Oktober mit einer Vergrößerung des Ausstellungsgeländes auf 4.250 Quadratmeter und 51 Aussteller. 28.600 Ausstellungsbesucher.

1956 Hans Diekötter wird als Nachfolger von Walter Hoffschildt Vorsitzender des Vereins Michaeliswoche. 16. Festwoche vom 29. September bis zum 8. Oktober mit 40 Veranstaltungen und dem Festzug der Gütersloher Schulen zum Thema „Von Gütersloh in die Welt“.

1959 Überraschend präsentierte sich wieder Walter Hoffschildt als Vorsitzender der Michaeliswoche. Die 18. Festwoche fand vom 25. September bis zum 4. Oktober wieder mit einer Ausstellung mit 40 Ausstellern und einem Festzug mit 37 Vereinen statt.

1960 19. Michaeliswoche vom 24. September bis zum 2. Oktober mit Festzug und einer Ausstellung, an der erstmals auswärtige Firmen teilnehmen konnten.

1961 und in den Jahren bis 1964 fand keine Michaeliswoche, sondern nur eine Kirmes auf dem Marktplatz statt.

1965 Sparkassendirektor Jürgen Hintzler 1957 17. Michaeliswoche vom 28. September bis zum 6. Oktober erstmals ohne Ausstellung und Programmheft aufgrund zu hoher Kosten. Michaeliswoche 1953: Berliner Straße mit Fahnenschmuck.

wurde als Nachfolger von Walter Hoffschildt zum neuen Vorsitzenden des Vereins Michaeliswoche gewählt. Nach fünfjähriger Pause fand die 20. Michaeliswoche wieder mit einer Ausstellung und einem Festzug statt. Die Ausstellung „Sie + Er“ mit 80 Ausstellern besuchten 120.000 Interessenten.

1966 21. Michaeliswoche vom 23. September bis zum 1. Oktober mit der 4.500 Quadratmeter großen Ausstellung „Sie + Er“ und 100 ausstellenden Firmen sowie einem Festumzug. 1968 22. Michaeliswoche vom 28. September bis zum 6. Oktober mit einer 5.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche und einem kilometerlangen Festzug.

108

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

1960


1970 Nach der kommunalen Gebietsreform findet die 23. Michaeliswoche vom 26. September bis zum 4. Oktober wieder mit der Ausstellung „Sie + Er“ und einem Festzug statt. Die Mitgliederversammlung beschließt, auch 1971 eine Festwoche durchzuführen und dann zum zweijährigen Turnus zurückzukehren. Grund dafür ist das 150-jährige Stadtjubiläum im Jahr 1975. 1971 40 Jahre nach der 1. Oktoberwoche findet die 24. Michaeliswoche vom 25. September bis zum 3. Oktober statt. 100 Aussteller locken 110.000 Besucher in die Ausstellung und den Festzug erleben 40.000 Zuschauer. 1973 Rudolf Schreiber wird als Nachfolger von Karl-Ernst Strothmann neuer Geschäftsführer der Michaeliswoche. Gütersloh wird am 1. Januar Kreisstadt und die 24. Festwoche findet vom 22. bis zum 30. September statt. 1975 Die 25. Michaeliswoche vom 27. September bis zum 5. Oktober stand ganz im Zeichen des 150-jährigen Stadtjubiläums. Die hauswirtschaftliche Ausstellung „Sie + Er“ wurde abgelöst durch die Gütersloher Wirtschaftsausstellung GÜ-WA; die Ausstellungsfläche wurde auf 6.000 Quadratmeter und ein Freigelände von 1.200 Quadratmetern vergrößert; den Festumzug sahen 100.000 Menschen. August Schneider, Veranstalter der Kirmes, wurde für seine 50-jährige Verbundenheit zur Stadt Gütersloh geehrt.

1977 26. Michaeliswoche vom 23. September bis 2. Oktober mit dem Abschluss der Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Châteauroux, der GÜ-WA und einem Festzug.

1910

1920

1930

1940

1950

1979 27. Michaeliswoche vom 21. bis zum 29. September und den neuen Städtepartner Broxtowe aus England. Die GÜ-WA präsentierte sich auf 9.000 Quadratmetern mit 200 Ausstellern. Die Veranstaltungen fanden erstmals in der am 7. September eröffneten Stadthalle statt. 1981 28. Festwoche vom 25. September bis zum 4. Oktober unter dem Motto „50 Jahre Michaeliswoche Gütersloh“ und einem neuen Signet. Die Weinpatenschaft mit der Stadt Lorch wurde neu belebt; die GÜ-WA präsentiert 200 Aussteller und der Festzug besteht aus 95 Musik-, Sport- und Folkloregruppen. 77 Schausteller laden zur Kirmes ein. 1982 Als Nachfolger von Jürgen Hintzler wird Sparkassendirektor Rolf Bennewitz zum Vorsitzenden der Michaeliswoche gewählt; Hintzler wird zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1983 Die 29. Michaeliswoche und fünfte GÜ-WA finden vom 24. September bis zum 2. Oktober statt. Die Ausstellungsfläche wird auf 10.000 Quadratmeter vergrößert und 100.000 Besucher säumten die Straßen beim Festumzug. 1984 Zur 800-Jahr-Feier von Gütersloh fand keine Michaeliswoche statt. 1985 30. Michaeliswoche vom 27. September bis zum 6. Oktober mit der sechsten GÜWA, dem 17. Hausfrauennachmittag und einem Festzug, der alle Rekorde brach. 1987 31. Michaeliswoche vom 25. September bis zum 4. Oktober und dem zehnjährigen Bestehen der Städtepartnerschaft mit Châteauroux. Die GÜ-WA mit 186 Ausstellern besuchten 85.000 Menschen. Giesbert Nunnemann übernahm die Geschäftsführung des Verein von Rudolf Schreiber.

1960

1970

1980

80 Jahre Michaeliswoche

109


1989 32. Michaeliswoche vom 22. September bis zum 1. Oktober mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit der polnischen Stadt Grudziadz (Graudenz), der GÜ-WA und dem Festzug mit 80.000 Zuschauern.

1990 33. Festwoche vom 27. September bis zum 6. Oktober mit der neunten GÜ-WA. Auf einen Festumzug wurde zugunsten eines Umzuges der historischen katholischen Schützenbruderschaften mit 30.000 Teilnehmern verzichtet.

1993 34. Michaeliswoche vom 24. September bis zum 3. Oktober mit 100.000 Besuchern der GÜ-WA und erstmals einer Kirmes in der Innenstadt. Die neue Partnerstadt Falun aus Schweden stellte sich mit einer Volkstanzgruppe im Festzug vor.

jedoch ohne ein Feuerwerk zum Abschluss. Die 14. GÜ-WA wurde erstmals in der Regie des Vereins durchgeführt und war mit 70.000 Besuchern ein Erfolg. Die Kirmes verbuchte mit schätzungsweise 350.000 Gästen einen neuen Rekord und der Umzug lockte scharenweise die Besucher in die Stadt.

2003 Sparkassendirektor Hans-Hermann Kirschner übernimmt von Rolf Bennewitz das Amt des ersten Vorsitzenden. Die 39. Festwoche findet mit GÜ-WA und Festumzug vom 26. September bis zum 5. Oktober statt. Der Umzug mit 3.500 Teilnehmern begeisterte 50.000 Besucher und auch der Ausstellungsorganisator Detlev Fuhrmann zog eine zufriedenstellende Bilanz. Giesbert Nunnemann übergibt die Geschäftsführung des Vereins an Jörg Konken, Geschäftsführer der Gütersloh Marketing GmbH.

1994 Die 35. Michaeliswoche mit der GÜWA und dem Festumzug findet vom 22. September bis zum 1. Oktober statt. Die Kirmes ist wieder auf den Straßen vom Ausstellungszelt bis zur Innenstadt.

1997 Mehr als 100 Schausteller waren auf der Kirmes der 36. Michaeliswoche vom 26. September bis zum 5. Oktober vertreten; die GÜ-WA besuchten 40.000 Interessenten und 50.000 Zuschauer verfolgten den Festumzug.

2005 70 Jahre nach den ersten Ideen für eine Werbewoche in Gütersloh wird die 40. Michaeliswoche vom 23. September bis zum 3. Oktober mit einigen Neuerungen und einem neuen Geschäftsführer veranstaltet. Neu ist eine auf vier Tage verkürzte Ausstellung und die erstmalige Ausrichtung eines „Gütersloher Oktoberfestes“ durch Andreas Kerkhoff vom Hotel-Restaurant Appelbaum.

2006 Marianne Nunnemann wurde auf der 1998 Die 37. Michaeliswoche vom 25. September bis zum 3. Oktober fand aufgrund umfangreicher Bauarbeiten in der Innenstadt ohne einen Festumzug statt. Die GÜ-WA präsentierte auf 7.000 Quadratmetern 168 Aussteller und wurde von 54.000 Menschen besucht.

2001 Trotz der Terroranschläge in New York sprach sich die Mitgliederversammlung dafür aus, die 38. Michaeliswoche vom 28. September bis zum 7. Oktober stattfinden zu lassen,

110

80 Jahre Michaeliswoche

1910

1920

1930

1940

1950

Mitgliederversammlung am 27. März 2006 als Nachfolgerin von Frank Mertens auf der Mitgliederversammlung am 27. März 2006 zur neuen Geschäftsführerin gewählt. Gleichzeitig wurde beschlossen, die Festwoche anstelle im bisherigen zweijährigen Turnus künftig jährlich stattfinden zu lassen. Ebenso sollen die Verhandlungen über die angestrebte Kooperation mit der Gütersloh Marketing GmbH fortgesetzt werden. Die Michaeliswoche fand vom 22. September bis zum 3. Oktober 2006 mit den traditionellen Veranstaltungen statt. Zudem

1960

1970

1980

1980

2000


wurde eine „kleine“ GÜ-WA mit kostenlosem Eintritt veranstaltet. Der Verein beteiligte sich erstmals am Weihnachtsmarkt der Werbegemeinschaft Gütersloh.

2007 Die Michaeliswoche mit der bisher größten Anzahl an Veranstaltungen fand vom 14. September bis zum 7. Oktober 2007 statt. Aufgrund der Vielzahl an Attraktionen war eine Ausweitung des Veranstaltungszeitraumes um zwei weitere Wochen erforderlich. Aus rein kaufmännischen Überlegungen musste die GÜ-WA abgesagt werden. 2008 Die „kleine“ Michaeliswoche wurde vom 26. September bis zum 5. Oktober 2008 durchgeführt. Hauptattraktion war dabei das vierte SWG-City-Karting, zu dem mehr als 20.000 Besucher in die Innenstadt kamen. Die Aufgaben im Bereich des Veranstaltungsmanagements wurden der Gütersloh Marketing GmbH übertragen. 2009 Unter dem Namen „Michaelis“ wurde von der Gütersloh Marketing GmbH vom 26. September bis zum 4. Oktober 2009 eine um-

1910

1920

1930

1940

1950

fangreiche Veranstaltungsreihe zur Michaeliswoche organisiert. Die Michaeliskirmes feierte ihr 60-jähriges Bestehen. Das fünfte City-KartRennen musste wegen zu geringer Beteiligung abgesagt werden.

2010 Auf der Mitgliederversammlung am 2. August 2010 wurde mit Gabriele Conert als Vorsitzende und Matthias Trepper und Wilhelm Kottmann als stellvertretenden Vorsitzenden ein neuer Vorstand gewählt. Die Organisation der Michaeliswoche vom 25. September bis zum 3. Oktober 2010 hatte die Gütersloh Marketing GmbH übernommen. Neben traditionellen Veranstaltungen gab es verschiedene Neuerungen. 2011 Die Michaeliswoche wird vom 24. September bis zum 3. Oktober 2011 wieder von der Gütersloh Marketing GmbH organisiert und orientiert sich an den bewährten Veranstaltungen der vergangenen Jahre. Ergänzt wird das Programm durch die Ausstellung im Stadtmuseum Gütersloh aus Anlass des 80-jährigen Bestehens des Vereins.

1960

1970

1980

1990

2000 2010 –

80 Jahre Michaeliswoche

111


Benutzte Quellen

❚ Chronik der Stadt Gütersloh 1818–1890 ❚ Werner Freitag (Hrsg.), Geschichte der Stadt Gütersloh, Bielefeld 2001 ❚ Johannes Blotenberg, Gesunde Vielfalt in Industrie und Handel, Schriftenreihe „Monographie des Landkreises Wiedenbrück“, Gütersloh 1966 ❚ Martin Pollklas, Der Kreis Wiedenbrück 1933–1936 in den geheimen Lageberichten des Landrates. Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Gütersloh, Band 6, Bielefeld 2002 ❚ Einwohnerbuch für Gütersloh und Umgegend 1903, 1907, 1911, 1921, 1925, 1932, 1937, 1953 ❚ Jahresberichte über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Gütersloh für die Jahre 1874/75 und 1875/76 ❚ Verwaltungsberichte der Stadt Gütersloh für die Zeit vom 1. Januar 1931 bis 31. Dezember 1931 beziehungsweise 31. März 1932, vom 1. April 1932 bis 31. März 1938 ❚ Festschrift „25 Jahre Gütersloher Ladeninhaberverein 1910–1935“

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins 1929–1932, StadtAGT Akten S 49 ❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins 1933–1936, StadtAGT Akten S 50 ❚ Schriftwechsel des Einzelhandelsverbandes 1948–1972, StadtAGT Akten S 51 ❚ Einladungen und Protokolle des Vorstandes 1970–2011 ❚ Einladungen und Protokolle der Mitgliederversammlungen 1970–2011 ❚ Ausschnitte und Sonderbeilagen der Westfälischen Zeitung (Gütersloher Zeitung), Westfälische Neueste Nachrichten, Freie Presse, Die Glocke, Gütersloher Morgenblatt, Neue Westfälische, Westfalen-Blatt ❚ Zeitungsausschnittsammlung (ZAS) des Stadtarchivs Gütersloh ❚ Messe-Führer 1932, 1933, 1934, 1935, 1936, 1937, 1938

❚ Protokolle von Vorstands- und Generalversammlungen des Ladeninhabervereins 1912–1915, Schriftwechsel bis 1919, Stadtarchiv Gütersloh (StadtAGT) Akten S 45 ❚ Satzung des Vereins der Ladeninhaber Gütersloh vom 16. März 1915

❚ GT-INFO, 26. Jahrgang, Nr. 303, Oktober 2001

❚ Protokollbuch des Ladeninhabervereins Nr. 3 vom 18. März 1930 bis 21. April 1937 ❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins 1920–1921, StadtAGT Akten S 46

80 Jahre Michaeliswoche

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins 1926–1928, StadtAGT Akten S 48

❚ Programme der Michaeliswochen 1949, 1950, 1951, 1952, 1953, 1954, 1955, 1956, 1959, 1960, 1968, 1970, 1971, 1973, 1975, 1977, 1979, 1981, 1983, 1985, 1987, 1989, 1991, 1993, 1995, 1997, 1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011

❚ Durchführung der Oktobermessen, Herbstwoche und Michaeliswochen 1931–1938, StadtAGT Akten D 757

112

❚ Schriftwechsel des Ladeninhabervereins 1922–1925, StadtAGT Akten S 47


Ein herzlicher Dank gilt den Sponsoren, die mit ihrem Engagement das Erscheinen dieser Chronik ermรถglicht haben.


80 JAHRE MICHAELISWOCHE 1930–2010 EINE CHRONIK WWW.MICHAELISWOCHE.DE


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.