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MFG EDITORIAL
DRACHENTÖTERINNEN von Johannes Reichl
Schickt man sich an, eine große Magazinstrecke zum überfrachteten Thema „Feminismus“ zu machen, lassen die Reaktionen nicht lange auf sich warten. So bescherte uns ein facebook-Aufruf an unsere Leserinnen, sie mögen uns doch bitte Fotos fürs Cover zuschicken, sogleich den reflexartigen Einwand „Warum immer wieder Feminismus?“ Ganz einfach, weil zwar gesetzlich weitestgehend Gleichberechtigung herrscht, sie aber in der Realität noch immer nicht gänzlich durchgesetzt ist. Sie ist es nicht – und ich gebe nur ein paar Splitter persönlicher Erfahrungen wieder – solange Frauen, die ihre Karriere rasch nach der Entbindung wieder aufnehmen, als „Rabenmütter“ abgestempelt werden, im selben Atemzug aber keiner die Frage aufwirft, ob stattdessen der Mann in Karenz geht. Sie ist es nicht, solange Männer mehr verdienen als Frauen, was auch im Hinblick auf die Karenz Auswirkungen zeitigt, weil in der Regel aus ökonomischen Gründen der Besserverdiener arbeiten geht. Sie ist es nicht, solange Frauen, die bewusst länger bei ihren Kindern bleiben möchten, von Kolleginnen angefeindet werden, weil sie durch Verzicht auf Karriere die Sache der Frauen verraten würden. Sie ist es nicht, solange Männer, die den Papamonat in Anspruch nehmen oder in Karenz gehen, als Superhelden gefeiert werden. Oder hätten Sie schon jemals gehört, dass jemand zu einer Mutter sagt: „Finde ich großartig, dass du in Karenz gehst.“ Sie ist es nicht, solange Medien – im besonderen die kaum an Schizophrenie zu überbietenden „Frauenmagazine“ – ein völlig verzerrtes Bild der Realität zeichnen und Druck ausüben, indem sie von „starken Frauen“ schwafeln, die alles locker-flockig – Kind, Beruf, Ehe, Haushalt – unter einen Hut bringen, dabei aber gerne unerwähnt lassen, dass diese Beispiele häufig aufgrund höheren Wohlstandes Hilfsleistungen von Reinigungsdamen (!), Nannys (!) & Co. zukaufen können, während sich Otto Normalverbraucherin zerreißt. Vom brutalen Existenzkampf der Alleinerzieherinnen wollen wir gar nicht erst sprechen – und der Beitrag des Mannes bleibt in diesen Artikeln gänzlich ausgeblendet.
Sie ist es nicht, solange durch die Überbetonung des Geschlechts nur Scheingefechte an Nebenfronten ausgetragen werden (wie z.B. der Binnen-I-Wahnsinn), während der Blick auf das Wesentliche, nämlich die Gleichberechtigung von Menschen (egal welchen Geschlechts), verstellt wird. Sie ist es nicht, solange in der Debatte die Begrifflichkeiten „Gleichberechtigung“ und „Gleichheit“ vermischt werden. Frauen müssen nicht Männer und Männer keine Frauen werden. Sie müssen aber die selben Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten haben, und sie müssen frei entscheiden können. Die Gleichberechtigung ist also noch nicht gänzlich Realität! Die Richtung stimmt aber, wobei der alles entscheidende Schlüssel die Erziehung ist, ganz im Sinne Pestalozzis Wort: „Erziehung ist Liebe und Vorbild.“ Wenn die Erwachsenen Gleichberechtigung vorleben, wird sie auch Wirklichkeit werden, und dann werden wir auch nicht mehr darüber schreiben müssen, weil sie gar kein Thema mehr ist. Es bedarf dazu Konsequenz, zugleich aber bitte auch Gelassenheit. Man muss etwa keinen feministischen Zuckaus bekommen, nur weil der Junior mit der Oma Prinz und Prinzessin spielt und die Omi erzählt: „Der Maxi-Prinz hat die Prinzessin gerettet und dann haben sie geheiratet. Dafür hat sie ihm als Belohnung etwas Gutes gekocht!“ Okay, ein modernes Rollenbild sieht anders aus – andererseits hat die Oma aber auf ihrer „Zauberwand“ auch Weisheiten wie jene Jodie Fosters stehen: „Natürlich tun mir die Männer leid, aber die letzten paar 1.000 Jahre haben sie es doch wirklich gut gehabt.“ Und spätestens seitdem ein 7-jähriges Mädchen weltweit für Schlagzeilen sorgte, weil es von LEGO eine Erklärung forderte, warum denn immer nur die Lego-Männchen die Helden sind, während die raren Lego-Damen klischeemäßig shoppen oder zum Friseur gehen, dürfte auch diesbezüglich alsbald Normalität einkehren. Dann werden auch Prinzessinnen ganz selbstverständlich den Drachen besiegen, während der Prinz zuhause mit dem Essen wartet – und umgekehrt. Ist doch egal, Hauptsache die beiden sind glücklich – weil sie gleichberechtigt sind!
Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak MBA. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Anne-Sophie Settele Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Michael Käfer, Wolfgang Matzl, Michael Müllner, Marion Pfeffer, Andreas Reichebner, Sophie Schiesser, Thomas Schöpf, Anne-Sophie Settele, Beate Steiner Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Primadonna, Rosa, Roul Starka, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Felicitas Nouschak, Manuel Pernsteiner, Johannes Reichl, Sophie Schiesser, Robert Stefan, Markus Waldbauer Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Simon Höllerschmid, Hermann Rauschmayr Coverfotos: zVg Art Director & Layout: Mr. Shitakii Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.
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INHALT
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ST. PÖLTNER FRAUENBILDER EVA ROSSMANN auf den spuren der frauen MICHAELA Stockinger Amtsmissbrauch & Untreue? JOSEF WILDBURGER – EIN ECHTER SCHWARZER! DIE VIELEN GESICHTER DES Eduard Habsburg St. PÖLTEN im ERSTEN Weltkrieg
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KULTUR 48 54
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6 IN WAS FÜR EINER STADT 7 SHORTCUTS URBAN 46 SHORTCUTS KULTUR 60 SHORTCUTS SZENE 76 KRITIKEN 77 VERANSTALTUNGEN
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In der uns SPÖ und ÖVP immer wieder durch neuen Wahnsinn bei Laune halten. Was war passiert? Am 18.2. lud die ÖVP für 20.2., 9 Uhr, zur Pressekonferenz (PK) zum Thema „Neue Fragen in Sachen Finanzgeschäfte der Stadt St. Pölten“, eines, das der SPÖ nicht unbedingt behagt. Einen Tag vor der PK flatterte plötzlich eine Einladung der SPÖ zum Thema „Änderungen im Gemeinderat“ ein. Beginnzeit: 9.15 Uhr! Ein Schelm, wer in der praktisch zeitgleichen Terminansetzung einen bewussten Sabotageakt der SPÖ vermutet, um die PK der ÖVP zu torpedieren … War man als geladener Journalist noch nicht aus dem Kopfschütteln heraus, folgte alsbald die Quadratur des Kreises. Die ÖVP bekam kalte Füße und verlegte ihre PK auf 8.30 Uhr vor. Die Angst, vielleicht vor leeren Rängen zu sitzen, war stärker als die Aussicht, selbige möglicherweise dem Stadtoberhaupt bei seiner Parallelveranstaltung zu bescheren. Ein Gefühl der Leere empfanden auch die Journalisten, und man gedachte, abgewandelt, der Worte Giovanni Trappatonis: „Politiker ... ware schwach wie eine Flasche leer.“
In der sich ÖVP und SPÖ mittlerweile nicht einmal mehr darüber einig sind, ob etwas im Gemeinderat beschlossen wurde. So stellte die ÖVP eine offizielle Anfrage an den Bürgermeister, weil es für die Einsetzung eines Bankers zu Beratungszwecken in der SWAP-Causa angeblich keinen Beschluss gibt. Der Bürgermeister konterte via NÖN: „Es ist geradezu jämmerlich, wenn ein VP-Stadtrat nicht weiß, bei welchen Beschlüssen er dabei war.“ In Insiderkreisen wiederum wird gemunkelt, es habe einen Beschluss gegeben, allerdings in der nicht öffentlichen Sitzung des Gemeinderates für ein Unternehmen, hinter dem besagter Banker stehe. Erst die Beantwortung wird offenlegen, wer recht hat – und wer lügt. Sollte der Beschluss aber tatsächlich in der nichtöffentlichen Sitzung gefällt worden sein, stellt sich die Frage „Warum?“ Einmal mehr macht sich der schale Beigeschmack breit, dass in diesem Gremium gewisse Materien – wie lange Zeit die SWAP-Causa an sich unter dem Deckmäntelchen „Schaden von der Stadt abzuhalten“ – bewusst an der Öffentlichkeit vorbeigespielt werden.
In der sich SPÖ und ÖVP (vertreten durch deren vorgelagerte Jugendtruppen SJ bzw. JVP) darüber streiten, wer denn den Wunsch nach „mehr“ W-LAN früher, besser, richtiger erkannt und gefordert hat. Nachdem die SJ am 7. Februar die Facebook-Seite „Gratis WLAN für St. Pölten jetzt“ gegründet und bald über 1.000 Likes gesammelt hatte, nahm der Streit rasch Fahrt auf. Auch die JVP habe dieses Thema schon vor Jahren gefordert, ein gemeinsamer Antrag von (jungen) Gemeinderatsmandataren der SPÖ und ÖVP kam trotzdem nicht zustande, kleinkariertes Partei-Hick-Hack im Stil der Großen ging vor – zumindest vorerst. In Folge wurden auch weitere Organisationen wie Katholische oder Alevitische Jugend eingebunden – um genauer zu erheben, welche Wünsche die jungen St. Pöltner mit Gratis-W-LAN denn genau verbinden. Vielleicht lässt sich so noch klären, weshalb man in Zeiten von Smartphones mit „superschnellem Internet“ überhaupt das rare Steuergeld in den Ausbau kostenloser Hotspots stecken sollte? Tu Felix St. Pöltner Jugend?
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In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
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Endlich neue Themen
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Die Arbeitsbedingungen in Österreichs Spitälern wurden in den letzten Wochen heftig diskutiert. Auch uns erreichten Berichte aus dem Arbeitsalltag des Pflegepersonals und der Ärzte im St. Pöltner Landesklinikum. Für die nächste Ausgabe entsteht eine größere Reportage, weitere Gesprächspartner können sich gerne melden und uns (auf Wunsch anonym) aus ihrem Alltag berichten (office@dasmfg.at). Im Sinne einer möglichst umfassenden und objektiven Berichterstattung haben wir die kaufmännische Direktion um offizielle Interviews mit Verantwortlichen ersucht. Nach 18 Tagen kam als Antwort: „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu diesem Thema keinen Beitrag leisten können. Sehr gerne können wir Ihnen eine Reportage über unser neues Logistikzentrum anbieten. Die Eröffnung findet diesen Sommer statt. Nähere Informationen dazu finden Sie auf unserer Bauwebsite www.klinikausbau.at.“ Die Redaktion ersucht die geneigte Leserschaft sich – bei Interesse – darüber bitte selber ein Bild zu machen.
Für immer jung . . . Zwei SP-Politiker haben es dank ihrer Verdienste geschafft, als „Jung-Gemeinderäte“ ins Stadtparlament einzuziehen. An Jahren jung ist allerdings nur einer der beiden. „Jung“ ist im Gemeinderat über-
haupt eine relative Kategorie. Was der Jugendausschuss klar belegt: Durchschnittsalter im Jugend-Gremium: 50,5 Jahre. Vorsitzender Matthias Stadler (49) zählt da noch zu den Jungspunden: Vier sind zwischen 40 und 50, eine zwischen 50 und 60 und drei über 60 Jahre alt. Ja, und ein Stadtrat „stört“ den Alten-Schnitt: Markus Krempl (29, VP). Unsere per Gesetz offizielle Jugendgemeinderätin Nika Hayden (27, SP), als Jahrgang 1986 genau fünf Tage älter als Österreichs Außenminister, ist offensichtlich noch zu jung für den Jugendausschuss. Sie hat es nicht einmal auf die Ersatzmitgliederliste geschafft. Wie auch – dort ist der Altersschnitt 52,6 Jahre.
Kein Honiglecken ist´s, in einer blaugelben Statutarstadt zweitstärkste Partei zu sein. Zum Unterschied von allen anderen Kommunen, wo es „geschäftsführende“ Stadt- oder Gemeinderäte gibt, politische Chefs verschiedener Couleur also für Bereiche wie etwa Verkehr, Finanzen, Soziales, ressortiert in einer Statutarstadt, schwarz oder rot, rechtlich im Prinzip alles zum Bürgermeister. Das macht ihn für Sympathisanten zum Hero, für Kritiker zum Bissknochen. Die St. Pöltner Opposition (die ja eigentlich formal gar keine ist, weil Stadträte hat sie ja, sogar bezahlt, aber kraft Gesetz ohne Portefeuille), sie leidet nun schon seit Generationen vor uns hin. Zumal man ja auch der Rathausmehrheit nicht nachsagen kann, ihre politischen Wettbewerber ständig mit Einladungen zur Partizipation in Verlegenheit zu bringen. Und der Stadt-ÖVP nicht, in ihrem Streben nach Themenführerschaft im abgelaufenen Jahrzehnt besonders kreativ gewesen zu sein: Das Hallenbad als Zankapfel geht inzwischen Zehntausenden Schwimmern und Nichtschwimmern auf den Nerv. Jetzt hammas halt, what shalls. Das Thema „Domplatz = Parkplatz“, getragen von der bebenden Erregung der Erben des St. Pöltner Besitzbürgertums wie von garagenscheuen Vorstädtern, es ist dabei, im Lichte der Kriterien zeitgemäßer Urbanität vom Ärgerlichen zum Lächerlichen zu mutieren. Lasset uns also neue, aktuelle Themen suchen: Sollte mit dem diesen Winter übrig gebliebenen Vogelfutter GuerillaGardening entlang der Promenade für Bürger erlaubt werden? Was ist mit dem kaum je bepissten, inzwischen demontierten Nirosta-Häusl vom Domplatz politisch angedacht? Und auf welchen Tellern landet eigentlich das Wildbret vom Stadtwald-Gehege?
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ST. PÖLTNER FRAUENBILDER
Die Vision des Feminismus ist nicht eine „weibliche Zukunft“. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn. Sagte Johanna Dohnal, die Ikone der österreichischen Frauenbewegung, vor ziemlich genau zehn Jahren. Wie viel von dieser Vision bereits Wirklichkeit geworden ist, hier in der Kleinstadt St. Pölten, erzählen Frauen, die da ihre Spuren hinterlassen (haben).
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TEXT: BEATE STEINER, MARION PFEFFER, sophie schiesser, ANNE-SOPHIE SETTELE | Fotos: olly, Karin & Uwe Annas (beide fotolia.com), PRIVAT/ZVG
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nd zwar die unterschiedlichsten Spuren. Denn Lebensplanung und Lebensläufe lassen sich nicht so einfach am Geschlecht festmachen, glücklicherweise nicht mehr. Frauen haben unterschiedliche Weltansichten, unterschiedliche Interessen – und können diese dank der „Vorarbeit“ starker und durchsetzungskräftiger Ahnen jetzt auch aus- und erleben (siehe Kasten „Historie“). Das ist noch nicht lange selbstverständlich. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Ehe wurde erst vor etwa einer Generation, in der Familienrechtsreform 1975, Gesetz. Seit 1919, also seit der Jugendzeit unserer (Ur)Großmütter, dürfen Frauen wählen gehen. Und „waren ‚wahnsinnig’, wenn sie damals studiert haben“, weiß St. Pöltens Frauenbeauftragte Martina Eigelsreiter. Sie kennt die „starken Frauen“ der Stadt, im vorigen Jahrhundert Vorreiterinnen für eine Gleichstellung mit den Männern, sie führt zu deren Spuren im Rahmen von Themenspaziergängen. Etwa zu Maria Emhart, 1901 als Maria Raps geboren in die Armut eines Proletarierhaushalts. Emhart engagierte sich als Betriebsrätin, war 1932 erste St. Pöltner Gemeinderätin und nach zahlreichen Schicksalsschlägen einzige weibliche Landtagsabgeordnete. Oder Pauline Wimmer, VP-Gemeinderätin nach 1945 und Leiterin des weiblichen Rot-Kreuz-Hilfsdienstes. Oder Dr. Rosa Kubin, erste Schülerin im St. Pöltner Bubengymnasium, die ihre akademische Laufbahn dank ihrer und der Hartnäckigkeit ihres Vaters ab 1925 erkämpfte. Jetzt, 90 Jahre später, gibt es mehr Maturantinnen als Maturanten, Mädchen stehen alle Bildungs- und Berufs-wege offen. Wenn sie diese nutzen – und wenn sie aus einem gesellschaftlichen Umfeld kommen, das Bildung als erstrebenswert ansieht. Wozu braucht’s dann noch Frauenpolitik? Also rein rechtlich wär damit ja alles paletti mit der Chancengleichheit von Mann und Frau. Die Praxis sieht allerdings anders aus. Wenige Frauen sind in führenden Jobs zu finden, wenige Männer führen den Haushalt und betreuen Kinder. Trotz der bemühten Angebote und Initiativen aus der Politik: Papa-Monat, Elternkarenz und bessere Betreuungsangebote für Kleinkinder werden zögerlich genutzt, sind ideologisches Dogma, können die Mehrheit nicht aus über Generationen überlieferten Rollenbildern fallen lassen. Dazu kommen natürlich die ökonomischen Rahmenbedingungen, die den Männern das Leben leichter machen: Laut Statistik Austria verdienen Männer durchschnittlich um ein Drittel mehr, andrerseits gehören zur einkommensschwächsten Gruppe (unter 712 Euro) rund 14 Prozent der erwerbstätigen Frauen, aber nur sechs Prozent Männer. Dass dagegen etwas getan werden muss, sind sich St. Pöltner Frauenorganisationen aller weltanschaulichen Richtungen einig und treten als Frauenplattform seit 1992 gemeinsam bei Aktionstagen wie dem Equal Pay Day oder dem Tag gegen Gewalt an Frauen auf. „Wir haben schon viel bewegt, haben dabei oft gehört ‚Schaut Euch die deppaten Weiber an‘“, sagt
Stadträtin Renate Gamsjäger. In St. Pölten gibt es zahlreiche Einrichtungen, die benachteiligten Frauen helfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, etwa das Frauenzentrum als niederschwellige Einrichtung, das Haus der Frau, das Gewalt-Opfer aufnimmt, ein Frauenwohnheim. Und die Stadt leistet sich das Büro für Diversität, die österreichweit einzige Verwaltungsstelle für Integration, Menschen mit Behinderung und, ja, Frauen. „Wir wollen Chancengleichheit ermöglichen“, sagt Leiterin Martina Eigelsreiter, denn „Diskriminierung gibt es noch immer, das ist ein gesellschaftspolitisches Problem.“ Die österreichische „Macht-Expertin“ Elfriede BauerJelinek sieht das anders: „Halbe-Halbe ist gescheitert – die zwanghafte Gleichverteilung überfordert Frauen wie Männer“, schreibt die Autorin, und: „Der aktuelle Feminismus ist ein Rückschritt – er bedroht den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“ Ist der Feminismus überholt? „Wir erleben einen Backlash – Feministinnen sterben aus“, sagt Liesl Höfinger-Hampel. Für die Frauenexpertin gibt es dafür vier Gründe: Einerseits ist das Patriarchat so mächtig, dass es sich durchsetzt. Außerdem ist es für Frauen nach wie vor mühsam, alle Herausforderungen im Leben unter einen Hut zu bringen, es ist viel einfacher, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Dieser EntwickFrauenpolitische Meilensteine 1918: Einführung des Allgemeinen Frauenwahlrechts. Im Februar 1919 wurde die 1. Wahl mit Frauenbeteiligung abgehalten. 87 Prozent der Männer und 84 Prozent der Frauen gingen wählen. Acht Frauen zogen in den mit 170 Abgeordneten besetzten Nationalrat ein.
1975: Familienrechtreform 1976: Scheidungsreform 1978: Straffreier Schwangerschaftsabbruch (§144) 1979: Gleichbehandlungsgesetz: Gleiche Bezahlung für gleiche Leistung. Bei den Verhandlungen galt es etwa folgendes Argument zu überwinden: Frauen können kochen und nähen, müssen sich diese Dienstleistungen nicht dazu kaufen, daher ist es nur fair, wenn Männer mehr verdienen. 1989: Wegweiserecht 1989: Ledige Mütter erhalten das Sorgerecht. Vorher wurde es dem Erzeuger oder der Jugendwohlfahrt zugesprochen.
1990: Johanna Dohnal wird 1. Frauenministerin Österreichs. 1990: Höferecht: Auch Frauen dürfen den elterlichen bzw. Erb-Hof übernehmen. 1997: Gewaltschutzgesetz 1998: Gleichstellung der Geschlechter in der Verfassung 1999: Die partnerschaftliche Teilung der Versorgungsarbeit wird in das Ehegesetz integriert. 2004: Vergewaltigung in der Ehe oder Lebensgemeinschaft gilt uneingeschränkt als Offizialdelikt. 2009: Das Bundesverfassungsgesetz verpflichtet Bund, Länder und Gemeinden zu Gender Budgeting.
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lung kommt entgegen, dass Menschen heutzutage öfter den Job wechseln: „Frauen, die länger bei ihren Kindern zu Hause bleiben, hoffen daher, dass sie nach der Karenz leichter wieder wo unterkommen“, begründet HöfingerHampel. Und zusätzlich habe die Karriereleiter für viele Frauen nicht die Anziehungskraft, die sie für Männer hat: „Schuld ist meist die Sozialisierung der Frauen.“ Dann gibt es noch viele junge Frauen, die nicht glauben, dass es einen Unterschied macht, ob sie als Mann oder Frau weiterkommen wollen: „In der Schule oder im Studium sind Mädchen und Buben gleichberechtigt. Heikel wird’s, wenn es um Anstellung und Aufstieg im Job geht. Da machen dann die Männerbünde und Netzwerke den Frauen den Aufstieg schwer“, so die pensionierte Lehrerin, selbst vierfache Mutter. Wie hat sie das geschafft in den 1960er und 70er-Jahren, Job, vier Kinder, ein vielbeschäftigter Politiker als Mann? „Mit viel Organisation, Einteilung, mit Netzwerken – und die Schule ist schon sehr familienfreundlich.“ Auch Hermine Binder, ebenfalls Vierfachmutter und Frauenunterstützerin, unterstreicht die Aussagen ihrer Generations-Kollegin und sieht in der Gesellschaft eine Rückentwicklung: „Vor 50 Jahren hat sich mehr getan für Frauenanliegen“, sagt sie. „Johanna Dohnal war da eine wichtige Frau, hat die Sachen auf den Punkt gebracht und bis zum Gesetz durchgezogen.“ Jetzt gehe vieles in
Maida Schuller setzt junge Initiativen gegen Gewalt an Frauen.
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die falsche Richtung, sei unterschwellig frauenfeindlich. „Die Strukturen sind nach wie vor Männer dominiert und bei der katholischen Kirche kommt die Angst vor Frauen dazu.“ Viele Frauen würden leider nicht mehr um ihre Rechte kämpfen, „das hat mit Bequemlichkeit zu tun.“ Außerdem „ist Feminismus derzeit uncool“, bestätigt St. Pöltens Frauenbeauftragte Martina Eigelsreiter. Medien tun das Ihre dazu. Hübsch geschönte Klischee-Bilderl in Girlie- und Frauenzeitschriften lassen Mädels vom Prinz auf dem weißen Schimmel träumen, der sie ins Paradies holt: „Das sind Fluchtgedanken, das ist die Sehnsucht der Frauen, aus der Leistungsgesellschaft auszubrechen.“ Paradies und Prinz existieren allerdings nur im Märchen oder im Fernsehfilm, die Realität schaut anders aus. Eine Vielfalt an Lebensrealitäten Frauenwelten sind vielgestaltig, quer durch die Geschichte. Das zeigt Kuratorin Elisabeth Vavra derzeit in der Ausstellung „Frauenleben“ im Landesmuseum (siehe Artikel „Auf den Spuren der Frauen“). Erfüllte Frauenleben heutzutage sind wohl auch individuell geplant. So wie die dieser St. Pöltnerinnen aus mehreren Generationen. Maida Schuller Studentin. Es gibt sie noch in der jungen Generation, die Kämpferinnen für Frauenrechte. Wie zum Beispiel FH-
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Studentin Maida Schuller. Ihr Studium finanziert sie sich aus eigener Kraft – mit einem Job im Cinema Paradiso. Die 20-Jährige ist seit mittlerweile sechs Jahren politisch aktiv, gehört auch dem Vorstand der Sozialistischen Jugend St. Pölten an, engagiert sich dort besonders für frauenpolitische Aktivitäten. Derzeit setzt sie sich für die Einführung von Selbstverteidigungskursen für Mädchen in den Schulunterricht ein. „In Österreich hat etwa jede vierte Frau zwischen 16 und 85 Jahren im Schnitt zumindest einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Daraus leitet sich ein gesellschaftlicher Auftrag ab: Wir müssen Mädels auf den Ernstfall vorbereiten“, ist Maida sicher. Und: „Diese Maßnahme kostet keinen Cent, weil die ohnehin budgetierten Sportstunden für die Kurse genutzt werden könnten.“ Für ihr weiteres Leben hat Maida konkrete Pläne: Zuerst will sie ihre Ausbildung abschließen und mit dem Start ins Berufsleben auf eigenen Beinen stehen. Erst dann käme eine Familienplanung in Frage, so die selbstbestimmte junge Frau. Hermine Binder Vierfachmutter, Hausfrau, engagierte Frauenunterstützerin. Die gelernte Pastoralassistentin und Mutter von
vier Töchtern hat sich ehrenamtlich engagiert, nachdem ihre Kinder sie losgelassen haben. „Ich brauch Frauen, ich fühl mich wohl unter Frauen.“ Hermine Binder hat viel für Geschlechtsgenossinnen getan, zum Beispiel eine gratis Kinderstube in der Franziskanergasse organisiert. „Da haben Mütter ihre Kinder abgeben können, wenn sie einkaufen oder zum Arzt gegangen sind.“ Dann kam das Haus der Frau, gegründet von der Frauenbewegung, in dem Hermine Binder auch Nachtdienste gemacht hat: „Mit Kindern ist man einseitig gefragt, das war sehr wichtig, dass ich rausgegangen bin.“ Bei ihren Töchtern ist das anders: „Die bringen Familie und Job unter einen Hut.“ So gut, dass der dreijährige Enkel der Oma erklärt hat, dass er zu Hause einmal nicht so viel arbeiten will wie sein Papa. Die sportliche und junggebliebene Hermine Binder hat einen genau definierten Teil der Hausarbeit an Pensionisten-Gatten Herbert abgetreten, geht mehrmals in der Woche tanzen, und es ist ihr bewusst, dass eine stabile finanzielle Situation und die richtige Berufswahl viel zu einem gelungenen Frauenleben beitragen. Elfriede Mikesa Witwe mit zwei Söhnen. Schon früh im Leben hatte El-
friede Mikesa mit Schicksalsschlägen zu kämpfen. Als Witwe von zarten 25 Jahren und mit zwei Buben im Alter von vier und acht Jahren hat es heutzutage niemand leicht, aber in den 60er Jahren war es beinahe unmöglich. „Ich hatte das Glück, dass meine Schwiegereltern mir immer den Rücken gestärkt haben.“ Über Frauenbewegungen und Feminismus hat sie sich aber nie Gedanken gemacht: „Das sind jetzt keine Begriffe, mit denen ich etwas anfange. Aber Feministin bin ich wahrscheinlich schon. Ich hatte auch gar keine andere Wahl, als mich
Die sportliche Powerfrau Hermine Binder hat rund um ihren 70er 70 Berggipfel in Österreich bestiegen.
durchzusetzen.“ Eine Veränderung in der Gesellschaft bemerkt sie allerdings täglich: „Ich habe immer in der Innenstadt gewohnt und viel kommen und gehen gesehen. Heute können Frauen grundsätzlich alles, was Männer können. Ich habe früher ohne Mann nicht einmal ordentliche Auskünfte bei der Bank oder den Ämtern erhalten, geschweige denn allein ins Kaffeehaus gehen können.“ Was sie sich noch wünscht – Respekt, ohne darum kämpfen zu müssen. Susanne Kysela Top-Politikerin, die ihre Karriere beendet hat. Die kinderlose ehemalige Vize-Bür-
germeisterin hat sich aus privaten Gründen aus dem Polit-Leben zurückgezogen. Typisch Frau? „Für mich ist der Vorzug von privatem Glück gegenüber einer beruflichen Spitzenposition sicherlich nicht frauenspezifisch“, sagt sie, „es ist eher das Setzen von persönlichen Prioritäten.“ Zu einem erfüllten Leben zählt für Susanne Kysela in erster Linie Gesundheit. Und sie glaubt nicht, dass es hundertprozentige Chancengleichheit jemals geben wird: „Weil es die Natur nicht vorgesehen hat, weil Frauen körperlich einfach für manches nicht geschaffen sind, weil sich das gesellschaftliche Denken nur langMFG 03.14
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sam ändert.“ Bessere Rahmenbedingungen für Frauen und Netzwerke sind freilich notwendig, Frauenquoten nützen nur, wenn Frauen führende Positionen auch anstreben: „Leider fehlt manchmal der Mut und oftmals der Biss für die Herausforderung. Da ist der Partner, der nicht einverstanden ist oder es sein könnte, die Kinder, die ihre Mutter brauchen oder das schlechte Gewissen.“ Branka Kovacevic Verheiratet, zweifache Mutter, vorübergehend Reinigungskraft. „Ich will die Kinder
nicht alleine lassen“, sagt die 30-jährige Handelsschulabsolventin, „darum beiß ich die Zähne zusammen und geh zwei Jahre putzen, bis meine Söhne auch am Nachmittag die Schule oder eine Betreuungseinrichtung besuchen können.“ 13 Stunden am Tag arbeitet die in Österreich geborene serbisch-stämmige Branka Kovacevic: „Mein Mann ist in Serbien bei seinen Großeltern aufgewachsen, dort haben Frauen schon einen anderen Stellenwert.“ Dass sich ein Vater mit seinen Kindern beschäftigt, dafür haben andere Männer kein Verständnis, das ist nicht üblich. Branka Kovacevic ist anders erzogen, sie fühlt sich gleichberechtigt, hat ihren Freiraum in der Ehe, genau so wie ihr Gatte: „Den Geschirrspüler räumt aus, wer gerade Luft hat“, und auch mit den beiden Söhnen verbringt der gelernte Dachdecker viel Zeit. Toleranz ist Branka Kovacevic wichtig, „man kann ja alles ausdiskutieren“, und dass Frauen dank ihrer Ausbildung auf eigenen Beinen stehen können: „Das gibt Sicherheit, dass ich mich und meine Kinder durchbringen kann.“ Was sie schätzt: „Heutzutage gibt es Gott sei Dank viele Organisationen, die Frauen helfen, wenn sie Unterstützung brauchen.“
hat genauso Ziegel geschupft wie Kuchen gebacken.“ Frauen, die nicht die Energie der sportlichen Managerin haben, rät Petra Meyer: „Heraussteigen aus dem Sumpf der Schuldgefühle, Hilfe holen, nichts offen haben auf dieser Welt.“ Brigitte Schlögl Managerin. Brigitte Schlögl steht ihren
Mann: Ein Satz, den die Geschäftsführerin des Landesmuseums gar nicht gerne hört. Sie ist sich sicher: „Das Wichtigste für jeden Menschen ist es, authentisch zu bleiben. Eine Frau ist kein Mann, wird es nie sein und soll es auch nicht sein.“ Man müsse sich nicht wie ein Mann kleiden und gebärden, um den Job zu machen, den man möchte. „Ganz im Gegenteil: Ich darf bitte orange tragen. Es laufen schon zu viele im schwarzen Anzug herum“, konstatiert sie selbstbewusst. Sie ist mittlerweile seit 25 Jahren in Führungsebenen tätig und hat vieles in der Geschäftswelt schon erlebt. Wie arbeitet es sich so in den österreichischen Führungsriegen, die nach wie vor eine Männerdomäne darstellen? „Man braucht als Frau vielleicht einen längeren Anlauf, um akzeptiert zu werden. Ist die Akzeptanz aber einmal da, gibt es kein Problem mehr. Frauen haben ihre eigenen Stärken in der Geschäftswelt, die sie auch ausspielen müssen. Ich
Petra Meyer Mutter und Managerin. „Ich hab schon wichtigere Pro-
bleme gehabt, als darüber nachzudenken, ob ich ein Weiberl oder Manderl bin“, sagt Petra Meyer. Zum Beispiel damals, als sie als alleinerziehende Mutter ihr Studium aufgeben und von 470 Euro im Monat leben musste: „Das hat mir meine Ängste aufgezeigt.“ Zielgerichtet hat sie ihr Leben in die Hand genommen, lebt jetzt mit ihrem Mann, ihrem 13-jährigen Sohn aus einer früheren Beziehung und ihrem Vater zusamen und leitet ein Unternehmen mit 37 Mitarbeitern – 30 davon sind Männer. Wie natürlich auch viele Kunden der ATC Metallwelt. Deren Geschäftsführerin verbraucht wenig Energie für Dinge, die sie ärgern, arbeitet daran, „worum es wirklich geht.“ Im Job zum Beispiel um ein gemeinsames Ziel, zu dem sie ihre Ideen beisteuert, dann macht jeder das, was er am besten kann, mit „Überblick“ der Chefin. Petra Meyer sind Respekt vor anderen, Selbstbestimmung und Gleichstellung wichtig, „das ist möglich, hängt nur von den Gehaltsverhandlungen ab.“ Dass ihr Geschlecht sie nicht differenziert, hat sie von ihrer Mutter mitbekommen: „Sie 12
Petra Meyer liebt sportliche Betätigung.
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habe in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt, dass ich von einem Mann abgedrängt wurde. Am Ende des Tages geht es um Leistung“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Als Karrierefrau würde sie sich selbst nicht bezeichnen, das dürfen gerne andere tun. Schlögl sieht ihren Werdegang pragmatisch: „Ich habe immer das getan, was der nächste logische Schritt war. Ich habe die meisten Positionen, in denen ich war, selbst geschaffen und daher gab es auch nie einen Gehaltskonflikt mit einem männlichen Kollegen. Ich habe verlangt, was ich das Gefühl hatte, wert zu sein. Frauen müssen aufhören, tief zu stapeln und auch für das einstehen, was ihnen zusteht. Da muss ich mich selbst auch bei der Nase nehmen.“ Die vorsichtige Herangehensweise an die eigene Karriere sei der große Hemmschuh einer Frau. „Vielleicht liegt es doch am Testosteron“, schmunzelt Schlögl. Ob sie auch dort stehen würde, hätte sie Familie, fragt sie sich nicht. Für sie war es keine Entscheidung zwischen Kind und Karriere, sondern Kind hat sich einfach nicht ergeben. Aber auch das soll möglich sein. „Das alte 8 bis 17 Uhr Arbeitsmodell hat schon längst ausgedient. Die Zukunft sind flexible Lösungen, die – und das sage ich auch als Arbeitgeberin – in den meisten Jobs möglich sind.“ Wer leisten möchte, soll das auch tun können. Hier sei die Politik gefragt, die Schlögls Ansicht nach hier grob säumig ist. „Die Geschäftswelt wird härter. Aber die Küche für Frauen ist auch keine Lösung. Flexibilität tut uns allen gut!“ Gabriele Hintermeier Spitzenjuristin mit drei Kindern. Kleine Kinder und Beruf
– das war eine schwierige Zeit in den 1980er-Jahren. Für Juristinnen gab es damals keine Teilauslastung, die Richterin hatte den Job zu erfüllen ohne Rücksicht auf die Familie. Das hat der Dienstgeber klar gestellt, auf Gabriele Hintermeiers Rolle als dreifache Mutter wurde keine Rücksicht genommen. Von einer anderen Seite ist sie allerdings auch kritisiert worden: „Wie kann sie ihrer Mutterrolle gerecht werden mit einem Fulltime-Job, habe ich oft gehört.“ Gabriele Hintermeier ist seit 1990 Richterin (1989 ist Alexander auf die Welt gekommen) und weiß aus Erfahrung: „Ohne Unterstützung wär das Leben damals nicht möglich gewesen. Ich hatte eine Tagesmutter, zusätzlich meine Schwiegermutter, ohne diese Netzwerke, ohne die Hilfe, hätte das nicht funktioniert. Ich bin zeitig in der Früh nach Amstetten gefahren, damit ich möglichst früh am Nachmittag wieder zuhause war. Urteile habe ich dann oft in der Nacht geschrieben. Das Wochenende habe ich meiner Familie gewidmet.“ Später hat sie dann die neue Möglichkeit einer Teilauslastung genutzt, bis ihr jüngster Sohn 14 Jahre alt war. Für Gabriele Hintermeier war es immer wichtig, Beruf und Familie zu vereinbaren. Dafür hat sie allerdings schon auf eine andere Art der Karriere verzichtet: „Ich hätte die Chance gehabt, an das Oberlandesgericht nach Wien zu gehen, das hab ich abgelehnt. Das wäre mit meiner Familie schwer vereinbar gewesen.“ Jetzt ist sie als Leiterin des St. Pöltner Bezirksge-
Top-Juristin Gabriele Hintermeier entspannt bei Reisen.
richts erfolgreich: „Wir haben ausgezeichnete Noten und einen ausgezeichneten Ruf. Ich habe als Chefin keine Probleme, habe 45 Leute unter mir, wir akzeptieren einander, haben ein amikales Verhältnis zueinander.“ In Gabriele Hintermeiers Welt funktioniert das Leben mit Familie und Job. Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit – das ist in der Justiz selbstverständlich. Frauen verdienen allerdings oft weniger, weil sie Teilzeit arbeiten. „Und Frauen verzichten wegen der Kinder oft auf hochdotierte Jobs. Deshalb sind Manager meistens Männer“, sagt die Juristin, die überzeugt ist: „Außergewöhnliche Frauen hinterlassen Spuren, wenn sie das selbst wollen. Sie werden in unserer Gesellschaft nicht mehr daran gehindert.“ TEODORA PRUCKNER Alleinerziehende Zweifach-Mutter, kreative Kinderbetreuerin. Die gebürtige
Rumänin war 18 Jahre alt und kurz vor der Matura, als sie nach Österreich kam und einen Landwirt ehelichte: „So jung zu heiraten ist bei uns in der Familie üblich.“ Tochter Bernadette kam zur Welt, Teodora bildete sich weiter, bekam ein Problem: „Mein Mann hatte kein Verständnis dafür, er wünschte sich eine Bäuerin, ich konnte das nicht sein.“ Auch ihre zweite Ehe ging schief: „Mein Mann wollte nicht, dass ich KarriMFG 03.14
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Frauenquote in der Politik Gemeinderat (St. Pölten): 1992: 14,29 % 2014: 28,57 % Land NÖ (Abgeordnete, Regierung): 1992: 22,5 % 2014: 44,4 % Bügermeisterinnen in NÖ: 2014: 5,9 %
Frauenquote in Führungspositionen (GroSSunternehmen in St. Pölten) 2014: durchschnittlich 8,8 %
Arbeitslosigkeit St. Pölten: 2013: Frauen 2.001, 2,06 % / Männer 2.908, 2,9 % Österreich: 2013: Frauen 7 % / Männer 8,2 %
Durchschnittseinkommen Mann/Frau St. Pölten-Bezirk 1982: Frauen 7.870 öS (571,93 €) / Männer 12.179 öS (885,08 €) St. Pölten-Land: 2013: Frauen 1.338 € / Männer 2.204 € St. Pölten-Stadt 2013: Frauen 1.729 € / Männer 2.505 € Männer verdienen in St. Pölten um 31 % mehr als Frauen!
Alleinerzieherinnenquote Niederösterreich: 2014: 38.700 Frauen / 8.700 Männer
Teilzeitbeschäftigung Niederösterreich 2012: Frauen 45,4 % / Männer 7,7 %
Begeisterte Mama Elisabeth Czastka mit ihrer kleinen Isabella.
Erwerbsquote Frauen
Elisabeth Czastka
Österreich: 1961: 36 % 2006: 44 %
Alterspensionen Österreich: AP liegt im Schnitt um 52,5 % unter jener der der Männer.
ere mache.“ Da hatte die soziale Powerfrau mit mittlerweile zwei Kindern schon ihre Kindergruppen gegründet, berufsbegleitend studiert, die Ausbildung zum Familiencoach gemacht: „Jetzt, als alleinerziehende Mutter, fühl ich mich sehr wohl.“ Teodora Pruckner berät Schicksalsgenossinnen, zeigt Wege auf: „Man braucht keinen Mann, um das Leben zu schaffen.“ Mit ihrem Konzept der flexiblen multikulturellen Kindergruppen schafft die kreative junge Frau leistbare Einrichtungen in St. Pölten, die in unserer Gesellschaft bis jetzt gefehlt haben – Betreuung ist auch am Nachmittag möglich, Kleinkinder mit fremder Muttersprache lernen Deutsch: „Ich freue mich, wenn ich anderen helfen kann, wenn das funktioniert.“ Und die selbstbestimmte Frau hat ihre eigene Definition von „Feminismus“: „Eine Frau soll eine Frau bleiben, ihren Mann verwöhnen, wenn sie zuhause ist. Aber im Beruf soll sie ein Mann sein, das ist das Geheimnis des Erfolges.“ 14
Karenzierte Redaktionsleiterin. Niederösterreichs Journalistin des Jahres 2011 leitete drei Jahre lang die NÖ-Redaktion der Tageszeitung „Heute“, genießt jetzt bewusst die Zeit mit ihrem Mann und ihrer eineinhalbjährigen Tochter: „Seit der Geburt von Isabella haben sich für mich die Prioritäten verschoben. Der Job muss nicht immer die Hauptrolle spielen.“ Und der 38-Jährigen fällt zu Hause noch nicht die Decke auf den Kopf: „Ich freu mich daran, wie unsere kleine Tochter die Welt entdeckt. Eine für mich völlig neue Form von Lebensqualität!“ Elisabeth Czastka ist überzeugt, dass Frauen wohl immer einen Spagat zwischen Beruf und Familie hinlegen müssen, aber „mehr und mehr meistern diese Aufgabe – sie sind Vorbild.“ Dass sich noch immer wenige Frauen in Führungsetagen finden, bedauert die Top-Journalistin: „Leider gibt es noch zu oft für Frauen weniger Geld für die gleiche Arbeit. Viele wollen sich Spitzen-Jobs aber auch nicht antun. Wir Frauen brauchen mehr Mut zum Erfolg.“ Und dafür ist es wichtig zu tun was einen glücklich macht, und es so gut wie möglich zu machen, nach dem Motto: „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!“
Frauenquote, Netzwerke – Gleichberechtigung? „Frausein“ ist also kein politisches Programm, und ökonomische und soziale Benachteiligung hängen nicht not-
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gedrungen vom Geschlecht ab, obwohl Frauen häufiger davon betroffen sind. Welcher Weg zum Ziel „Gleichberechtigung“ führt, darüber gehen die weiblichen Ansichten diametral auseinander. „Wir brauchen eine Frauenquote“, betont Feministin Liesl Höfinger-Hampel, „dadurch müssen Frauen kommen. Wenn Frauen das anders sehen, unterschätzen sie die Männerlobby.“ Richterin Gabriele Hintermeier ist strikt gegen Pflicht-Frauen in Unternehmen: „Wir brauchen keine Frauenquote. Ich will, dass meine Leistung anerkannt wird. Ich will nicht bevorzugt werden, weil ich eine Frau bin, das ist diskriminierend.“ Auch Journalistin Elisabeth Czastka ist der Ansicht, dass Qualifikation im Job entscheidend sein sollte: „Was wir Frauen brauchen, ist mehr Mut zum Erfolg.“ Das bestärkt Ex-Politikerin Susanne Kysela: „Frauenquoten nützen nur, wenn Frauen führende Positionen auch anstreben.“ Und die strengste Quotenregelung wird ihr Ziel verfehlen, wenn Frauen auf die ganz große Karriere verzichten, weil sie mit Kinderaufzucht unvereinbar ist. Etwa deshalb, weil Kinderbetreuungseinrichtungen nicht offen haben, wenn Frau Chefin bei einem Meeting anwesend sein muss, oder schlicht und einfach, weil in einem 80-Stunden-Job wenige Stunden für die Beschäftigung mit dem Nachwuchs übrig bleiben. Auch bei Vätern nicht. Beim Netzwerken haben die Männer einen Riesenvorsprung gegenüber den Frauen. „Seit der Steinzeit haben sich Männer verbündet, die können das viel besser spielen“, erklärt Martina Eigelsreiter. Männerbünde haben eine lange Tradition, wissen, wie sie ihre Macht einsetzen können – „und werden von Frauen oft unterschätzt“, warnt Liesl Höfinger-Hampel. Wie viel „Frau“ ist angeboren? Typisch Frau – typisch Mann: „Was ist Natur, was ist Kultur, was ist angeboren, was anerzogen? „Die Ansichten darüber divergieren noch immer von 0 Prozent bis 100 Prozent“, sagt Feministin Liesl Höfinger-Hampl. Bekannte Theorien lieferten etwa Simone de Beauvoir („Man wird nicht als Frau geboren, man wird zur Frau“, 1948), die amerikanische Philosophin Judith Butler („Nur durch wiederholte Sprechakte und Zeichen wird die Identität des Menschen markiert“, 1990) und der deutsche Hirnforscher Onur Güntürkün, der 2012 mit einer Studie belegte, dass bereits im Mutterleib eine geschlechtstypische Prägung stattfindet, an der Sexualhormone beteiligt sind. Nach der Geburt wird das Geschlechtsverhalten durch Umwelteinflüsse ebenfalls beeinflusst. Letzteres deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen aus den späten 1980erJahren: Meine Tochter sollte mit demselben „geschlechtsneutralen“ Spielzeug aufwachsen wie ihr Bruder, und um Himmels willen nicht als rosa gekleidetes Mäderl herumlaufen. Sie hat allerdings überall anderen kleinen Mädchen die Puppen weggenommen – bis Oma ihr eine schenkte. Und sie ist immer todunglücklich gewesen, wenn sie nicht in Lila oder Rosa auftreten durfte. Diese Phase ging vor-
bei. Als erwachsene Frau behauptet sie sich jetzt stilsicher und erfolgreich in ihrem Job. Sag mir, wo die Frauen sind . . . Nicht in Aufsichtsräten, nicht auf Vorstandsposten. Oder halt selten in Wirtschafts-Spitzenpositionen. Das belegt die brandneue Studie der Arbeiterkammer: 34 Frauen besetzen Geschäftsführungsposten von insgesamt 606 in Österreichs 200 umsatzstärksten Unternehmen. Das ist ein Anteil von 5,6 Prozent. Umgelegt auf St. Pölten schaut’s noch magerer aus: Keine Bankdirektorin, keine Aufsichtsratsvorsitzende in einem großen Betrieb. Aber: Drei Theater, drei Intendantinnen. Neun höhere Schulen mit fünf Direktorinnen und vier Direktoren. Spitzenpositionen in der Kulturszene, im Bildungswesen, bei der Justiz sind also keine Männerdomäne (mehr). Angeblich gibt es im gesamten öffentlichen Dienst keine gläsernen Decken für Frauen. Der St. Pöltner Magistrat ist allerdings (noch?) ziemlich männerlastig: 11 Spitzenjobs sind besetzt von neun Behördenleitern und zwei Leiterinnen. Auch zu politischen Ämtern haben es in der Hauptstadt nicht viele Frauen gebracht, v. a. nicht zu hohen: Von 42 Gemeinderatsmitgliedern sind 12 weiblich, drei davon sind Stadträtinnen, das Stadtoberhaupt und seine beide Stellvertreter sind Männer. Keine Änderung in Sicht: Auf die jüngst freigewordenen Stadtparlaments-Plätze wurden zwei verdienstvolle Männer gesetzt ...
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EVA ROSSMANN
„Frausein an sich ist kein Programm“ Was Deutschland Alice Schwarzer ist Österreich – wenn es sich auch um zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten handelt – Eva Rossmann. Als Mitinitiatorin des FrauenVolksBegehrens 1997 sowie Autorin zahlreicher Sachbücher, die sich mit der Situation der Frau auseinandersetzen, avancierte sie zur österreichischen Feminismus-Ikone. Wir erreichten die vielseitige Autorin in der Karibik, wo sie gerade an ihrem neuen Krimi „Alles rot“ schreibt, und plauderten mit ihr über schlechtes Gewissen, unreflektierte Medien, echte Chancengleichheit und die Notwendigkeit von Vielfalt.
In Bezug auf den Feminismus geistert in den letzten Jahren gerne der Befund: „Die Revolution frisst ihre Kinder“ durch diverse Gazetten, Lebensratgeber, Stammtische & Co. Trügt der Schein, oder ist der Feminismus tatsächlich nach seinen Kämpfen/ Errungenschaften des 20. Jahrhunderts mit Beginn des 21. Jahrhunderts in eine Art reaktionäre Wende eingetreten? Die Müttergeneration beklagt, dass die Töchter sozusagen das schwer erkämpfte Erbe verspielen, diese wiederum kontern, das Frauenund Männerbild der Mütter sei in den 70er Jahren stecken geblieben.
Generation findet die eigenen Mittel. Ich kann mich gut erinnern, als wir vor bereits 17 Jahren das Frauenvolksbegehren gemacht haben. Damals hat die „ältere“ Feministinnen-Generation auch ganz schön misstrauisch auf uns geschaut. Ist eben so. Und ist übrigens auch Thema in meinem aktuellen Krimi „Männerfallen“. Wenn die Jungen die Frauen- und Männerbilder immer neu hinterfragen und weiterentwickeln, dann ist das auch gut so. In den letzten hundert Jahren wurde viel erreicht, einiges wieder verspielt und es gibt eben auch noch etwas zu tun.
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So ist es. Aber da sind wir eben bei den neu zu definie-
Naja, in dem Fall scheinen ja eher die Kinder die Revolution zu fressen! Aber so dramatisch würde ich das gar nicht sehen. Wenn an „Stammtischen“ quasi beklagt wird, dass der Feminismus auch nicht mehr ist, was er einmal war, ist das schon lustig. Weil gerade die haben sich ja am meisten über Gleichstellungs-Forderungen und ihre Proponentinnen aufgeregt … Tja, jetzt ist es die „gute alte“ Zeit. Man sieht, dass noch viel zu tun ist. Nicht nur was das Bewusstsein angeht, sondern auch was die Fakten betrifft. Frauen verdienen noch immer erheblich weniger als Männer. Und sie sind deutlich seltener in Führungspositionen. Dafür übernehmen sie einen Großteil der Familien- und Betreuungsaufgaben. Und so lange das so ist, wird und muss es auch Frauen – und Männer – geben, die gegen solche Ungerechtigkeiten etwas unternehmen. Jede
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Eines der grundlegenden Themen ist nach wie vor die Rolle der Frau als Mutter, in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der Kinderbetreuung. Zwar blühen zarte Pflänzchen von gemeinsamer Elternkarenz, Ausbau Kinderkrippen, Papamonat etc. – all dies geht jedoch sehr zäh und nicht ohne ideologischen Streit ab. Die Grundkrux scheint neben nach wie vor resistenten Rollenbildern – die Frau umsorgt die Kinder, der Mann schafft das Geld herbei – vor allem auch die generelle Frage des Missverhältnisses der generellen Aufgabenteilung – also Kinderbetreuung, Haushalt, Arbeit – zwischen Partnern zu sein sowie die Frage der gesellschaftlichen, auch ökonomischen Bewertung dieser Arbeiten.
„Ich halte die allumfassende Frauensolidarität für ein Märchen, das sich missliebige Männer ausgedacht haben. Sie ist Unsinn!“
TEXT: Johannes Reichl | Fotos: edith Walzl, cornelia Krebs
ternehmen nachzuweisen, was sie ganz konkret in Richtung Chancengleichheit unternehmen. Und nur wenn das erfüllt wird, soll es öffentliche Gelder geben dürfen. Mütter sehen sich oft zwei widersprüchlichen Reaktionen ausgesetzt: Zum einen klagen Frauen, die rasch in den Job zurückkehren, Wert auf ihre Arbeit und Karriere legen, dass sie als „Rabenmütter“ punziert werden – das Ergebnis ist schlechtes Gewissen. Zum anderen klagen Frauen, die aus freiem Willen länger bei den Kindern zuhause bleiben möchten, Kinderbetreuung bewusst vor Karriere stellen, ebenfalls angefeindet zu werden und dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, sie würden der Emanzipationsbewegung in den Rücken fallen. Wie kommt man aus dieser Spirale heraus und woher rührt Ihrer Meinung nach dieser Zwiespalt, der nicht selten einer von Frauen befeuerter ist?
Der Zwiespalt hat viel mit dem schlechten Gewissen zu tun, das den Frauen eingeredet wird und das sie sich auch wechselseitig einreden. Solange nicht klar ist, dass jede Frau selbstbewusst so leben kann, wie es ihr entspricht, werden wir immer wieder mit solchen Phänomenen zu rechnen haben. Ich finde es sehr okay, wenn Frauen gerne und freiwillig bei den Kindern zuhause bleiben wollen – allerdings sage ich ihnen schon auch, dass sie sehr gefährlich leben: Weil eine Ehe ist keine Lebensversicherung mehr. Und wenn sie kein eigenes Einkommen, damit auch keine Chance auf eine ordentliche Pension haben, dann könnten sie nach einer Scheidung ganz schön arm dastehen. Wobei: In vielen Familien stellt sich die Frage gar nicht. Da müssen sowieso beide arbeiten gehen, um halbwegs über die Runden zu kommen. Wichtig wäre es da nur, dass nicht die Frau bloß als „Dazuverdienerin“, die sich nebenbei „natürlich“ um alles andere zu kümmern hat, dasteht. Weil irgendwann schafft man das nicht mehr. Und: Beruflicher Aufstieg kann sich so auch nicht ausgehen. renden Frauen- und Männerbildern. Erst wenn wir erkennen, dass es um die Freiheit von Rollenzuschreibungen geht, kommen wir weiter. Ein Mann darf sich auch in erster Linie der Karriere widmen. Eine Frau darf sich auch in erster Linie den Kindern widmen. Aber ebenso darf eine Frau vor allem an ihrem Job interessiert sein und ein Mann – ganz selbstverständlich – für Kinder oder zu pflegende Angehörige da sein. Erst wenn Tätigkeiten nicht mehr automatisch mit „Mann“ oder „Frau“ verbunden werden, haben wir eine Chance, solche Aufgabenzuschreibungen zu verändern. Was die Gesellschaft und die Politik dazu beitragen kann? Es braucht Rahmenbedingungen, die ermutigen die alteingeführten Pfade zu verlassen. Die Chance auf sehr flexible und teilbare Karenzzeiten gehört da ebenso dazu wie ein System von Betriebskindergärten oder die Verpflichtung von Un-
Von einer gewissen Zwiespältigkeit, ja fast Schizophrenie sind zahlreiche sogenannte „Frauenzeitschriften“ geprägt. Dem Aufruf „Sei du selbst“, „Mut zu deinen Rundungen“ und der Beschreibung diverser Karrierefrauen, steht zwei Seiten später „In 2 Wochen zur Bikinifigur“, „So machst du ihn glücklich – 10 neue Sextipps“, Berichte über die neuesten Schönheits OP’s & Co. Die Zeitungen sind zugepflastert mit gärtenschlanken Supermodels ... Welche Rolle spielen Medien in der Frage der Rollenbilder – auch im speziellen jene, die ihren Fokus angeblich auf Frauen richten. Bilden diese die Realität ab oder versuchen sie diese aus ökonomischen, chauvinistischen Gründen zu konstruieren?
Vieles, was in den Medien passiert, ist einfach unreflektiert. Es wird das gebracht, das angeblich die Meisten MFG 03.14
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interessiert. Hohe Auflagen bringen hohe Inseratenpreise. Und: Natürlich gibt es Inseraten-Auftraggeber, die im Umfeld ihrer Werbung schon passende (Rollen)Bilder haben möchten. Mit Produkten, die schlank machen, kann man mehr verdienen, als wenn man sagt, iss, was du möchtest. Schönheits-Operationen sind ein Riesen-Business geworden – das hab ich ja auch in meinem Krimi „Unterm Messer“ verarbeitet. Am absurdesten finde ich ja die Reportagen über sogenannte „Powerfrauen“: Da werden uns armen durchschnittlichen Frauen welche vorgeführt, die ALLES schaffen: Schlank, schön, Karriere, Vorzeigefamilie. Aber abgesehen davon, dass diese Frauen ja auch nicht alles erzählen, haben sie meist einen ganz gewaltigen Vorteil: Sie haben Geld. Sie können sich Kinder- und Altenbetreuung zukaufen. Sie haben jemanden, der putzt und den Garten betreut. Uns soll vermittelt werden: Wenn du gut bist, schaffst du alles! Und wenn du nicht alles schaffst, dann bist du nicht gut genug! In der Wirklichkeit haben die Rahmenbedingungen eine Menge damit zu tun, was Frau – oder Mann – schaffen kann. Ausbildung, finanzieller Hintergrund, Lebensumgebung, geographische und soziale Herkunft, etc. In Österreich hat im Vorjahr das Buch „Der falsche Feind – Schuld sind nicht die Männer“ von Christine Bauer-Jelinek zu hitzigen Debatten geführt. Der Grundtenor findet sich in dem Zitat „Die Unterdrückung der Frauen durch die Männer ist ein Mythos – Frauen müssen sich nicht ständig als Opfer fühlen.“ Im Kern sieht Bauer-Jelinek die Forderungen des Feminismus erfüllt, dieser habe sich nunmehr zu einer Art pseudowissenschaftlichen Gender-Ideologie ausgewachsen, die Scheingefechte inszeniert während die wirklichen Probleme weniger geschlechtsspezifischer, als vielmehr ökonomischer Natur seien – es gelte den Neoliberalismus zu überwinden. Wie beurteilen Sie diesen Ansatz?
Hätte Frau Bauer-Jelinek sich in ihrem Buch wirklich mehr mit den ökonomischen Rahmenbedingungen und weniger mit dem angeblich gestrigen Feminismus beschäftigt, wäre es für mich interessanter gewesen. Jede soll glauben, was sie will. Tatsache ist, dass Frauen immer wieder – aber natürlich nicht immer – Opfer sind. Von Gewalt, die ausgeübt werden kann, weil Frauen keinen ökonomischen Ausweg haben. Von Diskriminierung, weil Männer Angst haben, sich der Konkurrenz zu stellen. Von engen Rollenzuschreibungen, weil es für viele bequemer ist, alles beim Alten zu lassen. Dass der
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„Es geht nicht um Gleichmacherei, sondern um gleiche Chancen unabhängig vom biologischen Geschlecht.“
Neoliberalismus jene bevorzugt, die egoistisch nur ihren eigenen Vorteil suchen, liegt auf der Hand. Und das sind momentan eben eher mehr Männer als Frauen. Wenn so etwas wie eine geregelte Marktwirtschaft Bestand haben soll – und ich hoffe das – muss sie erkennen, dass sie zu ihrer Weiterentwicklung die unterschiedlichsten Fähigkeiten und Talente braucht. Enge Ehrgeiz-Kriterien sind da viel zu wenig, sie lassen nicht zu, dass auf Herausforderungen kreativ und mit größerer Perspektive umgegangen wird. Hengstschläger, der ja nun nicht gerade als linker Revolutionär gilt, hat dazu ein großartiges Buch geschrieben: „Die Durchschnittsfalle“. Darin beschreibt er, wie wichtig es ist, für die Herausforderungen der Zukunft alle unsere Talente und Fähigkeiten zu entwickeln, wertzuschätzen und zu verwenden. Simone de Beauvoir hat gemeint „Man wird nicht als Frau geboren, man wird Frau.“ Seither wogt der Streit zwischen Biologie und Soziologie hin und her, wie viel sozusagen genetische Determination, wie viel soziokulturelle Prägung ist. Warum wird die Debatte darüber im 21. Jahrhundert noch immer so
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„Uns soll vermittelt werden: Wenn du gut bist, schaffst du alles! Und wenn du nicht alles schaffst, dann bist du nicht gut genug!“
erbittert und, wie es scheint, unverhältnismäßig geführt? Stellt der oft herumgeisternde Ansatz, Gleichberechtigung im Sinne von Gleichheit und Egalisierung der Geschlechter zu verstehen, nicht eine der Grunddiskrepanzen in der Diskussion dar, weil sie von der eigentlichen Kernfrage „Gleichberechtigung“ weg und hin zu Scheindebatten führt?
So ist es! Es geht nicht um Gleichmacherei, sondern um gleiche Chancen unabhängig vom biologischen Geschlecht. Auch alle Frauen oder alle Männer gleich zu machen, wäre lächerlich. Wir brauchen Vielfalt, nicht Einfalt. Und manchmal hab ich den Eindruck, dass es vielleicht der wirkliche Fortschritt der letzten Jahrzehnte war, zumindest etwas mehr von dieser Vielfalt zuzulassen. Es ist gleichzeitig eine der größten Herausforderungen für die Zukunft, es ist auf diesem Weg noch viel zu tun. Unterschiedlichste Lebensformen, Geschlechter, Sprachen, Lebenszugänge als bereichernd und nicht als bedrohend zu empfinden. Nur so ließen sich übrigens auch ökonomisch alle Chancen und Fähigkeiten bestmöglich nutzen. Ist Feminismus als einheitlicher Begriff noch zeitgemäß, oder ist er nicht mittlerweile in verschiedene, zum Teil widersprüchliche Tendenzen zerfallen? Ist die Solidarität der Frauen untereinander – vielleicht auch als Ergebnis der Errungenschaften früherer Emanzipationsbewegungen – brüchig geworden, ist umgekehrt aus Ihrer Sicht die Solidarität der Männer mit den Frauen gestiegen?
Ich halte die allumfassende Frauensolidarität für ein Märchen, das sich missliebige Männer ausgedacht haben, um zu erklären, warum es mit der Gleichstellung nicht weitergeht. Sie ist Unsinn. Warum sollte ich mit einer Frau solidarisch sein, die – überspitzt gesagt – nicht alles, was Hitler getan hat, schlecht findet, die Türkinnen heimschicken oder gleich ins Meer werfen will? Oder warum sollte ich mit einer solidarisch sein, die findet, jede soll einfach für sich alles rausholen, was geht – und die anderen sind egal? Ich glaube, es gibt größere und kleinere Frauen-Solidaritäts-Bündnisse. Je nach Thema und Zweck. Und die machen auch Sinn. So wie damals das FrauenVolksBegehren. Das übrigens zu einem Drittel von Männern unterschieben wurde. Oder parteiübergreifende Aktionen von Frauen im Parlament, weil „ihre Männer“ gewisse Gleichstellungsfragen für nicht wichtig erachten. Aber Frausein an sich ist kein Programm. Da wären wir nämlich genau wieder bei biologischen Zuschreibungen.
Deswegen finde ich übrigens auch, dass eine Frauenpartei keinen Sinn hat. Uns verbinden zwar unter Umständen einengende Rollenzuschreibungen, aber schon über die Frage, ob sie zu bekämpfen sind, wäre man unterschiedlicher Ansicht. Wo orten Sie persönlich auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Menschen, von Frau und Mann, noch die größten Brocken am Weg – und wie können diese Ihrer Meinung nach ausgeräumt werden?
Genauso, wie sich die Gesellschaft weiterentwickelt, gibt es immer wieder neue Herausforderungen bei der Gleichstellung von Frauen und Männern. Ein ganz wichtiger Punkt scheint mir zu sein, wie wir mit Frauen aus anderen Ländern, mit anderen sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen umgehen. Es geht darum, sie weder als Bedrohung noch als arme Opfer, denen man helfen muss, zu betrachten. Es geht – wieder einmal – um die Entwicklung und die Unterstützung von freier Vielfalt. Klar ist, dass nicht nur Frauenrollen, sondern auch Männerrollen hinterfragt werden müssen. Das Ziel kann nur ein Ende der biologistischen Rollenzuschreibungen sein. Für alle. Die Frage, welche geschlechtsspezifischen Auswirkungen unser Wirtschaftssystem hat und wie man es intelligent weiterentwickeln könnte, ist ebenso ganz zentral. Es geht nicht um kommunistische Gleichmacherei, sondern um gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen für alle, damit sie ihre individuellen Fähigkeiten auch nützen können. Dazu brauchen wir nicht die „Ich-AG“ und die neoliberal angestrebte Vereinzelung, sondern kreative Solidarität. Es bleibt also spannend … und es macht Freude, am Weg mit dabei zu sein.
VIELSEITIG Eva Rossmann ist ein vielseitiger Mensch. Die gebürtige Steirerin, die mittlerweile im Weinviertel lebt, arbeitete zunächst als Verfassungsjuristin, später als (freie) Journalistin, u.a. für die Süddeutsche Zeitung, die Oberösterreichischen Nachrichten oder den ORF, wo sie auch als Moderatorin des „Club2“ in Erscheinung trat. Rossmann schrieb zahlreiche Sachbücher, insbesondere zu Frauenthemen, Drehbücher für die TV-Serie SOKO Kitzbühel, das Kochbuch „Mira kocht“ oder den Reise(ver)führer „Auf ins Weinviertel“. Seit 1994 ist sie als Krimi-Autorin erfolgreich – in ihrer Krimireihe rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnisch stämmige Putzfrau und Freundin Vesna Krajner greift sie immer wieder auch aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf – so wird es im neuen Roman „Alles rot“ u.a. um die Folgen der EU-Finanzkrise gehen. Zuletzt erschien ihr Krimi „Männerfallen“. Seit ihrer Recherche für den Krimi „Ausgekocht“ in der Küche von Manfred Buchingers Gasthaus „Zur Alten Schule“ ist Rossmann zudem ebendort auch als Köchin tätig und hat dafür 2004 eigens den Lehrabschluss zur staatlich geprüften Köchin nachgeholt.
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ELISABETH VAVRA
Auf den Spuren der Frauen
Frauen hinterlassen so wenige Spuren in der Geschichte, „als ein Schiff Spuren hinterlässt auf seinem Weg durch die Wellen“. Diese Worte Anna Maria von Schürmanns leiten die aktuelle Ausstellung „Frauenleben in Niederösterreich“ im Landesmuseum ein denn bis auf wenige Ausnahmen ist unsere Geschichte männlich dominiert.
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uratorin Elisabeth Vavra stellt in der Ausstellung daher bewusst nicht „Ausnahmefrauen“, sondern die Frau von nebenan in den Mittelpunkt. „Ich habe versucht typische Frauen aus Niederösterreich zu finden“, erzählt die wissenschaftliche Leiterin für Geschichte im Landesmuseum. Mehr als 80 Heimatmuseen hat sie auf der Suche nach Frauenschicksalen und Gegenständen aus dem (Frauen-)Alltag bereist. Mit Hilfe von „Frauenschicksalen“ erzählt sie in persönlichen Dialogen über das Leben der Frauen. „Durch reale und fiktive Geschichten möchte ich veranschaulichen, welche Probleme sie hatten und wie sie diese bewältigt haben.“ Der zeitliche Bogen spannt sich dabei vom Mittelalter bis zur Generation unserer Großmütter.
Ein Teil der Ausstellung widmet sich dem Thema Migration. „Ich will damit zeigen, dass es nicht DIE Frau aus Niederösterreich gibt, sondern dass verschiedenes Blut in unseren Adern fließt“, so Vavra. Da kommt zum einen die Arbeitsmigrantin Maruska (geb. 1875) zu Wort, die als 14-Jährige mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, getrieben von Not und Hunger, nach Niederösterreich kam, 20
um Arbeit zu suchen. Oder Helena (geb. 1931), die aufgrund eines Dekretes nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches am 31. Mai über Nacht von der Tschechoslowakei nach Österreich emigrieren musste. Eine Nacht, in der die Milizen Helena und zahlreiche junge Mädchen und Frauen aus ihren Nachtlagern holten und vergewaltigten. Reicher Kindersegen Ein großer Schwerpunkt wird weiters dem Thema „Ehefrau und Mutter“ gewidmet. „Die Anbahnung erfolgte früher über die Familie“, erklärt die Kuratorin. Der künftige Bräutigam wurde von Vater, Bruder oder Onkel ausgesucht. „Liebesheiraten waren eher die Ausnahme.“ Ziel der Ehe war reicher Kindersegen. Wie auch bei Elisabeth (geb. 1623) wurde darauf geachtet, dass die zukünftige Partnerin aus einer fruchtbaren Familie stammt. In 27 Jahren gebar die Adelige 23 Kinder, aufgrund der hohen Kindersterblichkeit überlebte nur etwa die Hälfte. Während zahlreicher Nachwuchs in adeligen Kreisen Prestige und Gewissheit des Familien-Fortbestandes bedeutete, waren Kinder in weniger wohlhabenden Familien vor allem ein zusätzliches Händepaar zum Anpacken sowie ein Garant für die Altersvorsorge.
TEXT: Anne-SOPHIE settele | Foto: ZVG/LANDESMUSEUM NÖ
Neben ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter mussten viele auch im bäuerlichen Betrieb, bei Heimarbeit oder Handwerk mithelfen, um das finanzielle Überleben zu sichern. „Typische Arbeitsbereiche in Niederösterreich waren das textile Verlagswesen im Waldviertel und die Fabrikarbeit im Industrieviertel“, erläutert Vavra. Dabei wurden Frauen für dieselbe Arbeit stets schlechter entlohnt als ihre männlichen Kollegen, wie etwa die Fabriksarbeiterin Ludmilla (geb. 1895): Ihr Nachbar am Webstuhl verdiente 15,10 Kronen, sie selbst nur 12,10 Kronen. Nicht jeder Frau kam die Rolle als Ehefrau und Mutter zu Teil. „Manche sind freiwillig ins Kloster eingetreten, da sie dort bessere Entfaltungsmöglichkeiten hatten, wie etwa Hildegard von Bingen“, erklärt die Kuratorin. Andere wiederum fanden keinen Mann bzw. wurden nicht „auserwählt“ und gingen daher in eine geistliche Gemeinschaft. „Viele Frauen, die beide Weltkriege erlebt haben, blieben ledig, da viele Männer im Krieg gefallen sind.“ Dieses Schicksal musste auch Mizzi (geb. 1891) erleben, deren zukünftiger Bräutigam kurz vor der Eheschließung 1914 einrücken musste und nicht mehr zurückkam. „Ledige Frauen wurden dann oft von ihrer Familie ausgenutzt und mussten ihr Leben lang nur schuften. Ihnen blieb nichts vom Leben.“ So blieb auch Mizzi bis zu ihrem Tod nicht mehr als eine billige Arbeitskraft im Haus ihres Bruders.
Schönheitswa(h)ndel Der erste Weltkrieg war auch ein großer Wendepunkt in der Frauengeschichte. Die Fortpflanzung stand nicht mehr primär im Vordergrund, denn „Frauen wurden nun als Arbeitskräfte benötigt. Auch das allgemeine Wahlrecht für Frauen wurde eingeführt“, so Vavra. Heute sind wir Frauen emanzipiert. Dennoch: „Der Druck, den Frauen früher hatten, viele Kinder zu kriegen, fällt zwar heute weg, dafür machen wir uns nun selbst den nächsten Druck mit dem Schönheitswahn“, resümiert Vavra und nennt ein Beispiel: „Heute gilt man mit Kleidergröße 42, ja sogar schon 40, als dick. Früher wäre dazu Größe 48 nötig gewesen.“ Besonders erschütternd: Frauen, die hungern, um schlank zu sein, nehmen nicht mehr Kalorien zu sich als jene in der Kriegszeit, die Hunger leiden mussten.
AUSSTELLUNG „FRAUENLEBEN“ 23. Februar bis 19. Oktober 2014, Landesmuseum NÖ Filmschwerpunkt Internationaler Frauentag u.a. mit Filmabenden, Lesung mit Liedern zur Geschichte der Frauenbewegung mit Käthe Kratz, Eva Dité uvm.
5. bis 31. März 2014, Cinema Paradiso, St. Pölten
Regional-TV für den Zentralraum NÖ
RUND UM DIE UHR IM KABELNETZ DER Christian Barnath
Julia Karner
UND Yurdagül Sener
ALS LIVESTREAM AUF P3TV.AT Rudolf Vajda
MFG URBAN
Michaela Stockinger
„Es ist an der Zeit, die Opferrolle aufzugeben!“ Die St. Pöltnerin Michaela Stockinger ist Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologin und hat bereits mehrere Publikationen zum Thema Frauenförderung veröffentlicht.
Derzeit ist ein Feminismus-Backlash zu beobachten. Viele Frauen interessieren sich nicht mehr für Frauenanliegen. Die einen, weil sie offensichtlich von den Errungenschaften ihrer Mütter profitieren und keine spürbaren Nachteile im Frauenleben erfahren, die anderen, weil ihnen die Mama-Papa-Rolle als bequeme Lebensform reicht. Was tun dagegen, bevor erkämpfte Gleichberechtigung wieder schwindet?
Ich denke, dass eine gewisse Sättigung mit den feministischen Themen eingetreten ist. Die Feministinnen haben sehr viel erreicht im letzten Jahrhundert, aber jetzt schauen die Herausforderungen anders aus. Und die Männer fühlen sich mit all den Frauenförderprogrammen schön langsam ziemlich benachteiligt, was auch wissenschaftlich zunehmend belegt wird. Zum Beispiel bei der Benachteiligung von Buben in der Schule. Unser Schulsystem ist maßgeschneidert auf weibliche Bedürfnisse wie Fleiß, Disziplin, Ausdauer etc. Die Mädchen sind hier eindeutig auf der Überholspur, wir müssen aufpassen, dass die Benachteiligung der Burschen nicht Überhand nimmt, das droht in die falsche Richtung zu kippen. (Ab-)Wertung schafft schlechtes Gewissen und Aggression: Mütter, die nur zu Hause bleiben, werden als Hausmütterchen punziert, die, die ihre Karriere „auf Kosten der Kinder“ verfolgen, als Rabenmütter angefeindet. Woher kommen diese Extreme, warum fühlen sich die einen von den anderen bedroht?
Ich denke die Extreme haben viel mit der Darstellung in den Medien und in den Filmen zutun. Niemand schafft Kinderkriegen ohne einen Preis zu zahlen. Vater oder Mutter müssen eine gewisse Zeit beruflich zurück stecken und einer der beiden wird danach länger brauchen, um seine Karriere wieder in Schwung zu bringen, das ist eine Tatsache. Heutzutage bei den Kindern daheim zu bleiben, ist extrem schwierig, wird auch von den Feministinnen verteufelt, damit ist die Frauensolidarität auch in Frage gestellt.
Diese Schizophrenie spiegeln auch die Frauenzeitschriften wieder – mit „Sei du selbst“ kontra „Die neueste Diät“ – welche Rolle spielen die Medien bei den Rollenbildern?
Diese Rollenbilder werden zunehmend unrealistisch, ich denke, dass sich viele Frauen schon davon abwenden. Es ist sogar ein Backlash Richtung „Traditionelle Zweisamkeit mit Kind“ zu beobachten, verursacht durch die Wirtschaftskrise und die große Verunsicherung, die diese Rollenbilder erzeugen, sowohl bei Männern als auch Frauen. Was macht „Frausein“ aus, was macht „Mannsein“ aus? Wie viel ist Ihrer Meinung nach angeboren, wie viel sozialisiert?
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Insera
TEXT: Beate Steiner| Foto: ZVG
Wir werden doch als Frauen und Männer geboren, es gibt natürlich biologische Unterschiede. Sozialisiert wird auch allerhand, aber ich weise nochmal darauf hin, dass es mittlerweile die Burschen im Kleinkindalter schwerer haben – sie werden oft nur von den Müttern erzogen, kommen in den Kindergarten, wo es nur in Ausnahmefällen (in NÖ zwei, Anm.) männliche Kindergärtner gibt, wechseln dann in die Volksschule, wo die einzige männliche Bezugsperson oft der Schulwart ist … wo sind da die Rollenvorbilder, bis sie zehn Jahre alt sind? Hier plädiere ich für mehr Männer in diesen Berufen, damit sich das System wieder ausgleicht. Allerdings ist meine Hoffnung hier schon sehr gering, wenn ich mir die Studienanfänger-Geschlechtsverteilung an den Pädagogischen Hochschulen anschaue. Somit sind hier schlechte Startvoraussetzungen für das Mannsein gegeben, das Frausein fällt sicher leichter, wird aber zunehmend schwieriger, wenn es um die Kinderfrage geht. Da wird es wieder tra-
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„Ich würde all den Fördermaßnahmen ein Ende setzen oder sogar in Richtung der Burschen ausbauen.“
ditioneller, nicht umsonst sind wir fast Teilzeit-Weltmeister, wobei der Großteil der Frauen Teilzeit arbeitet. Was auch Konsequenzen für die Karriere und natürlich auch die Pension hat. Beides fällt ernüchternd aus. Was muss passieren, dass die Potenziale von Frauen künftig besser genutzt werden?
Ich denke, dass die Potenziale von Frauen schon sehr gut genutzt werden, ich würde auch all den Fördermaßnahmen ein Ende setzen oder sogar in Richtung der Burschen ausbauen. Frauen könnten sich aber sicher mehr für naturwissenschaftliche oder technische Berufe interessieren. Dort wird nach wie vor mehr bezahlt und der Gender Pay Gap existiert nicht. Ich denke, dass es an der Zeit ist, die Opferrolle aufzugeben, wir sind selbstbestimmt, gut ausgebildet und es stehen uns alle Möglichkeiten offen – eine ganz andere Situation als vor 100 Jahren! Brauchen wir eine Frauenquote/Frauennetzwerke?
Nein, ich denke, dass wir keine Frauenquoten brauchen, sie sind nicht effektiv, wie nun das Beispiel Norwegen deutlich zeigt. Dort hat man es mit den Quoten für weibliche Vorstände deutlich übertrieben. Netzwerke halte ich prinzipiell für eine gute Idee, Frauen haben hierbei sicher noch Aufholbedarf.
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MFG URBAN
INTERPRETATION
Michael Müllner
Foto: Dreaming Andy/Fotolia.com
Vom großen Glück für dieses Medium zu schreiben – und was dabei schiefgehen kann. Wir haben hier etwa Platz und Zeit, um uns bei unserer Recherche in Details zu verlieren. Wir können auch mit Fachleuten diskutieren ohne daraus sofort eine schnelle Geschichte machen zu müssen. Gerade bei so komplexen, aber auch hoch-relevanten Themen, wie dem SWAP RLNBNW 707843, macht das viel Sinn. Wir wollen Sie mit möglichst objektiven Berichten versorgen, damit Sie sich Ihre eigene Meinung bilden können. Schütten die Schwarzen die Stadt an? Vertuschen die Roten bis heute? Der Meinungsbogen spannt sich weit, dazwischen liegen einzelne Aspekte und Sichtweisen, die oft erst am zweiten Blick spannend werden. Gerade aus diesem unglaublich umfangreichen Pool an Einzelaspekten stricken wir dann unsere Storys und berichten beispielsweise auf dieser Doppelseite über die Frage, ob jetzt zwei politische Parteien um eine möglichst günstige Ausgangslage für die Gemeinderatswahl 2016 rangeln, oder ob sich ein Amtsträger strafbar gemacht hat. Fest steht nur, dass nach wie vor das politische Klima in der Stadt vergiftet ist – ohne Aussicht auf Besserung in den nächsten Jahren, was wohl das beste Argument dafür wäre, dass unabhängige Staatsanwälte auch in St. Pölten mit juristischen Tatsachen die Zeit der Mutmaßung beenden. Apropos: Zuletzt hatte ich hier geschrieben, dass es laut Staatsanwaltschaft „keine Ermittlungen gegen Stadler und Knoth gab, zumal deren Geschäfte durch einen Gemeinderatsbeschluss gedeckt waren.“ Eine unpräzise Formulierung, die mir beim Korrekturlesen und Kürzen passiert war. Tatsächlich stellte sie nur fest, dass es keine Ermittlungen gab – ohne inhaltlicher Interpretation des Beschlusses. Diese kam im Kontext nämlich erst von mir. Ich bedaure!
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Amtsmissbrauch und Untreue?
Während im Zivilprozess zwischen St. Pölten und Raiffeisen kein Ende in Sicht scheint, unterstellt die ÖVP Bürgermeister Stadler Amtsmissbrauch und Untreue. Dieser kontert mit dem Vorwurf, die ÖVP vertrete nicht mehr die Interessen der Stadt.
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oni Wagner und Peter Krammer sind treue Gäste von Martin Ogris. Lädt der Richter am Handelsgericht Wien die Vertreter von Stadt St. Pölten und Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien zur Verhandlung, dann sitzen die beiden Vertreter der oppositionellen ÖVP auf den Zuhörerplätzen neben Vertretern des Magistrats und der Medien. Als Gemeinderatsmandatare haben sie keine leichte Rolle. Sie sollten die Position der Stadt als klagender Partei nicht schädigen – sonst hängt ihnen das Rathaus sofort die Rolle der Nestbeschmutzer um, die im Auftrag von Raiffeisen agieren. Zugleich sind sie aber auch als Oppositionspartei in der Lage, die Geschehnisse vor Gericht – zumal unter Wahrheitspflicht
ausgesagt – anders zu interpretieren als gewöhnliche Zuhörer. Auch ohne parteipolitische Brille kann in der Zusammenschau mit internen Informationen aus Finanzausschuss und Gemeinderat die St. Pöltner Schuldenbewirtschaftung interpretiert werden. Und an unterschiedlichen Interpretationen ist dieses Thema wahrlich reich. Da wäre etwa die Frage, ob denn nicht Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) das eingeklagte Geschäft – wie viele andere auch – gar nicht hätte schließen dürfen. Und das geht laut ÖVP-Klubobmann Krammer so: „Unter Bürgermeister Willi Gruber war die St. Pöltner Schuldenbewirtschaftung noch okay, damals gab es eine Vereinbarung, dass kein Geschäft ein größeres Risiko als
TEXT: Michael Müllner | Foto: peter Atikins/FotoliA.com
50.000 Euro in sich bergen dürfe. Ich frage mich, was Stadler 2005 dazu bewogen hat, als erstmals auch Verluste eintraten, hier weiter zu spekulieren. Diese Taktik, einen realisierten Verlust mit einer Upfrontzahlung aus einem neuen Spekulationsgeschäft vor dem Gemeinderat zu verstecken, die kam erst mit Stadler auf. Die Risikolimits, die der Gemeinderat auferlegt hat, die hat er nicht eingehalten.“ Und Krammer geht noch einen Schritt weiter: „Dass wir heute überhaupt vor Gericht darüber streiten müssen, ob wir das Geschäft noch einklagen dürfen, das ist die Schuld von Stadler. Die Gefahr einer Verjährung besteht nur, weil es sein politischer Wille war, nicht vor der Gemeinderatswahl 2011 eine Klage einbringen zu müssen und sich somit auch der öffentlichen Diskussion zu stellen. Ich frage mich, ob das nicht Amtsmissbrauch und Untreue ist?“ Im Nachhinein ist man natürlich immer klüger. So lässt sich mit dem Wissen von heute natürlich ein früherer Ausstieg aus dem umstrittenen Geschäft leicht rechtfertigen. So eine frühzeitige Schließung des Geschäfts soll etwa im Jänner 2008 um „bescheidene“ 4,6 Millionen möglich gewesen sein – laut Krammer. Heute kursieren vor Gericht – freilich theoretische – Schließungskosten von 80 Millionen. Doch auch die Bank bekommt von Krammer ihr Fett weg: „Natürlich hätte die RLB unserer Meinung nach das innere Verhältnis des Geschäftspartners prüfen müssen – und hätte dabei festgestellt, dass der Bürgermeister gar nicht geschäftsfähig war, weil laut NÖ Gemeindeordnung bzw. Stadtrechtsorganisationsgesetz (STROG) dafür ein eigener Gemeinderatsbeschluss notwendig gewesen wäre und der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats von 2006 immer ein Risikolimit vorsah.“ Eben dieses Limit habe das klagsgegenständliche Geschäft (SWAP RLBNW 707843) von Anfang an überschritten. Als dann ein neues Wertpapiergesetz die Bank zum Jahreswechsel 2007/2008 zwang von allen Kunden ein „Anlegerprofil“ un-
terfertigen zu lassen, so wäre hier laut Krammer der letzte Ausstieg möglich gewesen. „Die RLB hat verlangt, dass Stadler bereit sei ein ‚unbegrenztes Verlustrisiko’ zu tragen. Andernfalls hätten sie gedroht das Geschäft zu schließen. Genau darauf hätte es Stadler ankommen lassen müssen! Immerhin verpflichtet uns § 60 des NÖ STROG eindeutig: ‚Das Vermögen der Stadt ist möglichst ohne Verminderung der Substanz zu erhalten. Es ist nach wirtschaftlichen Grundsätzen zu verwalten.’ Hätte sich Stadler daran gehalten, hätte er das Anlegerprofil niemals unterschreiben dürfen. Auch hier frage ich mich: Was ist das denn bitte, wenn nicht Amtsmissbrauch und Untreue?“ Das Rathaus reagiert auf diese Vorwürfe scharf: „Sämtliche Unterlagen und Zeugenaussagen belegen, dass Bürgermeister Stadler immer im besten Interesse der Stadt gehandelt hat. Der Vowurf der Untreue oder des Amtsmissbrauchs ist absurd und billiger Polit-Aktionismus der ÖVP. Abgesehen davon ist es ein starkes Stück eines Stadtrats den Bürgermeister mit locker dahingesagten Vorwürfen in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Das sind höchstpersönliche Anschuldigungen, die Stadtrat Krammer zu verantworten hat.“ Laut Stadler hätte die Bank das Geschäft tatsächlich nicht schließen dürfen – der wahre Charakter des Geschäfts sei zu riskant gewesen, den hätte die Bank aber erst im Gerichtsverfahren offengelegt, auch darum sei das Geschäft nichtig. Im politischen Infight dreht Stadler den Spieß um, die Diskussion rund um die Bestellung des Stadt-Beraters Günter Matuschka interpretiert der Bürgermeister so: „Jetzt ist wenigstens öffentlich, dass die ÖVP-St. Pölten die Interessen der Raiffeisen-Landesbank und nicht die Interessen der Landeshauptstadt vertritt.“ Die Bestellung von Matuschka „wurde im Gemeinderat mitbeschlossen. Es ist geradezu jämmerlich, wenn ein ÖVP-Stadtrat
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Risiko? Nein, danke! Aus Schaden wird man bekanntlich klug. Zumindest wäre dies wohl die Mindestanforderung der Bürger an ihre Politik – auch wenn es um schiefgegangene Finanzierungen in Stadt- und Länderbudgets geht. Im NÖ Landtag wird dieser Tage an einem Gesetz zur „risikoaversen Finanzgebarung“ gearbeitet, auch auf der Ebene der Gemeinden und Städte mit eigenem Statut (wie St. Pölten) sollen gesetzliche Änderungen diese neue Philosophie in der „Schuldenbewirtschaftung“ sicherstellen. Konkret sieht die geplante Änderung des NÖ Stadtrechtsorganisationsgesetzes (NÖ STROG) vor, dass Fremdwährungsfinanzierungen nunmehr generell verboten sind. Auch bei den langfristigen Veranlagungen über mindestens zehn Jahre gibt es Änderungen: So dürfen diese nur mehr dann in Fremdwährungen abgeschlossen werden, wenn nicht mehr als 20 Prozent des Gesamtnominales davon in Fremdwährungen vorgenommen werden (bis dato sind es 30 Prozent). Auch die Berichtspflichten der Gemeinden (und ihrer ausgelagerten Unternehmungen) werden durch die neuen Gesetze ausgedehnt und erweitert. Beschlossen wurde die Gesetzesänderung in der Sitzung am 20. Februar zwar noch nicht, es kann sich aber nur mehr um eine Frage von Wochen handeln, hört man aus dem Landhaus. Angeblich sollen sogar weitere Verschärfungen überlegt werden. Anlässe gäbe es ja derer genug. Neben dem Monster-Prozess von St. Pölten (gegen die Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien wegen eines SWAP-Geschäftes) steht Wiener Neustadt seit Jahren als budgetpolitischer Problemfall in den Medien. Und das „Multi-Desaster“ rund um Schwechats „Multiversum“ und einen vernichtenden Rechnungshofbericht wird wohl auch in diesem Jahr noch für weitere Negativschlagzeilen sorgen. Kein Wunder, dass da jeder Schritt in Richtung Transparenz und Risikoreduzierung der Bürgerseele gut tut.
nicht weiß, bei welchen Beschlüssen er dabei war“, ärgert sich Stadler. Weder bei der Wiener Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft noch bei der St. Pöltner Staatsanwaltschaft sind Anzeigen eingegangen, somit wurden auch keine Verfahren eröffnet. Bleibt es beim Theaterdonner auf der St. Pöltner Politbühne?
„Die ÖVP-St. Pölten vertritt die Interessen der Raiffeisen-Landesbank.“ | MATTHIAS STADLER MFG 03.14
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Ein echter Schwarzer!
Erfolgsunternehmer, Lobbyist, reicher Schnösel, Schattenbürgermeister, Herr Obergscheit, Visionär – Josef Wildburger wird von seinen Zeitgenossen unterschiedlich wahrgenommen. Gar keine Meinung hat kaum jemand zu ihm, wie er umgekehrt zu allem eine Meinung hat und damit auch nicht hinterm Berg hält.
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iplomatie ist definitv nicht Wildburgers Hauptfach – der Mann polarisiert, was in einer brachial-gemütlichen österreichischen „Ja, aber“-Gesellschaft zwecks Reibungswiderstand vielleicht gar kein Nachteil ist. Wobei sich Wildburger selbst ohnedies mehr down to earth sieht. „Im Grunde bin ich ein echter Schwarzer!“, lacht er, und spielt damit nicht etwa auf seine politisch bürgerliche Prägung an, sondern seine Zunft: Wildburger ist quasi Niederösterreichs „Oberrauchfangkehrer“, ein Big Gambler im 26
Rußgewerbe mit Zweigstellen in St. Pölten und Gmünd. Auch wenn der „Herr Doktor“ vielen St. Pöltnern als „Mastermind der Plattform 2020“ und als Politagitator, also eher von der akademischstrategischen Ebene her bekannt ist, spielt der Rauchfangkehrerbetrieb eine fundamentale Rolle. Da ist Historie im Spiel! Bis ins 12. Jahrhundert lässt sich die Geschichte der Willburger von Wilburg zurückverfolgen, einem adeligen Rittergeschlecht aus der Bodensee-Region, das erst rund 600 Jahre später auf-
grund eines Abschreibfehlers um ein Binnen-d bereichert wurde. „Seitdem heißen wir Wildburger“, schmunzelt der Nachfahre. Spätestens ab Mitte des 18. Jahrhunderts ist auch der Rauchfangkehrerbetrieb belegt und kreuzen sich die Wege der Wildburger mit St. Pölten. „Damals, 1751, erhielt eine mit meinem Urgroßvater verschwägerte Familie die Rauchfangkehrerkonzession!“ Ein beliehenes Gewerbe, das – der Atem der Habsburger währte lange – bis 1973 als Maria Theresien Konzession aufrecht war, die den Wildburgers aufgrund ihrer Vererbbarkeit über Generationen hinweg den Berufsstand sicherte. Irgendwann brachte es die „Dynastie“ auf über zehn Betriebe, wobei manch Vorfahre bereits damit begonnen hatte, seinen unternehmerischen Geist auch auf andere Felder auszudehnen. Der Großvater etwa erfand Kaminaufsätze, Großonkel Bruno gründete einen Installations- und Anlagenbaubetrieb, die ehemalige Spedition Gärtner und das heutige Reisebüro wurden von Großtante Trude Koch betrieben, Wildburgers Vater studierte Pharmazie und betrieb „ne-
TEXT: Johannes Reichl | Fotos: Hermann rauschmayr, ZVG/PRIVAT
benher“ die Alte Spora Apotheke. Eat The Rich. Die Familie erarbeitete sich so über die Jahrhunderte einen gewissen Wohlstand und sozialen Status – man verstand sich als bürgerliche Unternehmer und wurde von der Bevölkerung auch so wahrgenommen, zugleich, und das prägt Wildburger bis heute, war man aufgrund der eigenen Betriebe immer auch in direkter Tuchfühlung zur arbeitenden Bevölkerung. Freilich bildeten sich über die Jahrhunderte bisweilen gewisse Standesdünkel heraus, die allerdings familienintern wieder überwunden wurden. „Die großbäuerliche Linie seitens meiner Großmutter wurde etwa lange Zeit vor mir eher nicht erwähnt, obwohl sie aufgrund ihrer Mitgift vieles überhaupt erst finanziell ermöglicht hatte. Und bei meinen Eltern war es noch so, dass meine Mutter bis zwei Wochen vor der Hochzeit nicht einmal das Haus betreten durfte, weil sie meiner Großmutter als Kleingewerbetreibende als nicht gut genug galt“, schüttelt Wildburger den Kopf. „Allerdings wird mein Großvater Josef als das genaue Gegenteil beschrieben: großbürgerlich, großzügig, generös, tolerant: Er hat sogar Alimente für Ausrutscher seiner Gesellen bezahlt.“ Die Eltern ließen sich - auch dank
„Nach der Matura hab ich mir überlegt: ‚Wovon verstehst du eigentlich am wenigsten?‘“ Unterstützung des Großvaters - ohnedies nicht abhalten, Wildburger und seine zwei Geschwister sind der lebende Beweis dafür. Wie selbstverständlich wachsen sie im unternehmerischen Umfeld auf. Von seinen Eltern wird Wildburger unterschiedlich geprägt. „Mein Vater war der Schöngeist, humanistisch gebildet, historisch sehr interessiert – von ihm habe ich sicher meine diesbezüglichen Leidenschaften.“ Die Mutter wiederum ist die eigentliche Geschäftsfrau: „Sie ist eine unglaublich starke Frau. Im Grunde genommen hat sie den Rauchfangkehrerbetrieb geführt und
uns gleichzeitig großgezogen. Von ihr haben wir Disziplin, Unternehmergeist, Managementfähigkeiten.“ Welche Rolle spielte das großbürgerliche Milieu? „Das ist natürlich zum Teil eine eigene Welt, in die du da hineingeboren wirst. Man ist mit vielen Unternehmerfamilien auf Du & Du, erlebt dadurch Siege und Niederlagen in diesem Bereich hautnah mit.“ Als Teil einer Elite habe er sich aber nicht gefühlt. „Ich glaube, es geht nicht um privilegiert, sondern es ist eine gewisse gesellschaftliche Automatik, wie du sozusagen wahrgenommen wirst. Ich kann mich gut daran erinnern, dass mich im Alter von 16 Jahren ein Lehrer fragte ‚Na, hast schon dein Moped gekriegt?‘, und mit 18 ‚Jetzt kriegst sicher einen Porsche.‘ D. h. es gab – und gibt – schon so eine Art ‚Eat The Rich‘Mentalität, auch eine gewisse Neidgesellschaft. Dabei ist diese Automatik durchaus zweischneidig, denn selbstverständlich eröffnen sich für dich, wenn du so aufwächst, große Chancen. Zugleich ist da aber auch – von der Familie ebenso wie von der Gesellschaft – ein großer Druck.“ Möglicherweise liegt gerade in dieser Ambivalenz die Grundwurzel von Wildburgers Darstellungsbedürfnis, seines unbändigen Ehrgeizes sowie seiner Zielstrebigkeit. Er möchte allen beweisen, dass er auf niemanden angewiesen ist, keinen behütenden Background braucht. Werkstatt der Weltverschwörrung. Schon in der Schule zählt er zu den Besten – und Aufmümpfigsten. „Ich war ein sehr guter Schüler – heute würde man wohl hochbegabt sagen“. So wie die heute derart Eingestuften, kämpft auch Wildburger mit ähnlichen Kollateralschäden: Er fühlt sich vielfach unterfordert, sucht den Reibewiderstand der Lehrer, eckt an und gilt alsbald als undiszipliniert – an Selbstbewusstsein mangelt es dem Jungen nicht. Einmal geht er sich beim Direktor beschweren, weil ein Lehrer schlechter sei als er. Ein anderes Mal organisiert er einen Test-
boykott, an dem die Klasse geschlossen teilnimmt. Die „Pädagogen“ reagieren „typisch“: Man versucht den Buben zu isolieren „neben mir durfte niemand mehr sitzen“, schließlich überlegt man den Rauswurf. „Mit einer Stimme Mehrheit durfte ich
„Mir war immer wichtig, dass ich niemals von jemandem abhängig bin.“ bleiben, aber es war symptomatisch: Was macht man mit einem begabten Schüler, der unbequem ist – man sieht ihn als Systemfeind. Soviel zum viel diskutierten Gymnasium als Hort der Elitenbildung.“ Verbittert ist Wildburger im Blick zurück aber nicht. „Es war keine belastende Zeit – es gab ja auch viele gute Lehrer – definitiv war es aber eine sehr prägende. Zum einen kristallisierte sich damals meine Führungskompetenz heraus, ich lernte, wie man Einfluss nimmt – die Schule war eine Art Werkstatt der Weltverschwörung. Zum anderen erkannte ich früh, dass das Leben eben nicht ‚gerecht‘ oder ‚perfekt‘ ist, sondern jedes Ding zwei Seiten hat, und es nicht um Maximum oder um Minimum geht, sondern darum, das Optimum herauszuholen!“ Was sich Wildburger in diesen Jugendtagen ebenfalls aneignet, ist ein philosophischer Unterbau, den er bemerkenswerterweise in der Katholischen Jugend erhält. „Der Dom zu St. Pölten war damals sehr liberal. Wir studierten die Religionskritiker und die Moralphilosophen, von Marx und Engels über Nietzsche und Freud bis hin zu Immanuel Kant und seinem kategorischen Imperativ.“ Auch die Faszination für den Renaissancemenschen als ein Ideal bildet sich in diesen Jahren heraus und wird ihn zeitlebens, selbst im Zuge seiner Firmengründungen, nicht loslassen. Negative Auslese. Für seinen weiteren Werdegang ist die Sehnsucht, diesem Ideal möglichst nahe zu kommen, nicht ohne Bedeutung, denn anders als der übliche Maturant wählt Wildburger sein StuMFG 03.14
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dium nicht nach seinen Interessen aus, sondern trifft eine Art negative Auslese: „Nach der Matura hab ich mir überlegt: ‚Wovon verstehst du eigentlich am wenigsten?‘ Da lagen die Naturwissenschaften, die in meinem neusprachlichen Gymnasium eine geringere Rolle gespielt hatten, nahe.“ Wildburger inskribiert an der TU Technische Chemie, und muss – im Gegensatz zur Schule – zum ersten Mal kämpfen. Zugleich befeuert die intellektuelle Herausforderung einmal mehr seinen Ehrgeiz – am Schluss beantragt er Studienzeitverkürzung und gehört zu den ersten drei seines Jahrganges. Als „Belohnung“ flattert ein heißbegehrtes Fullbright-Stipendium an das MIT (Massachusettes Institute of Technology) in Cambridge/Boston ein. Eine Ehre, die den damals 22-Jährigen zugleich vor eine Grundsatzentscheidung stellt. „Sollte ich das Stipendium annehmen und damit den Weg in die Spitzenforschung einschlagen, mit dem Ziel einer der Besten der Welt zu werden, also z.B. den Nobelpreis anzustreben, oder übernehme ich unter anderem den elterlichen Betrieb und werde Unternehmer.“ Wildburger entscheidet sich letztlich für eine Art Mittelweg. Er hält der Heimat die Treue, bildet sich aber akademisch weiter. „Ich habe Verfahrenstechnik zu studieren begonnen mit Fokus auf Umwelttechnik, Brennstofftechnik, Gas- und Feuerungstechnik.“ Zum „Drüberstreuen“ beginnt er zudem ein Betriebswirtschaftsstudium, das er aber nicht abschließen wird – zu viel läuft parallel in Sachen „Karriereplanung“: So macht er „nebenher“ die
StationEN „Autofreak“; Weltenbummler; Rauchfangkehrer; Uni-Lektor; Bande zur Landes- und Stadtpolitik; CAMCO-Börsegang am 25. 4. 2006 in London – am selben Abend leitete Wildburger die Gründung der Plattform stp 2020 in St. Pölten.
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LEBENSINGREDIENZIEN. Familienwappen, KWI, St. Pölten 2020, Bulldogge Codo. Und der
Baum? Die Willburger sollen so stark gewesen sein, dass sie sogar Bäume ausreißen konnten.
Rauchfangkehrermeisterprüfung, die Prüfung zum Zivilingenieur für technische Chemie, erwirbt die Berechtigung zur Führung technischer Büros und Installationsbetriebe und erstellt als Uni-Assistent sowie Uni-Lektor diverse Gutachten. „Eine ganz wichtige Schule, weil ich dadurch ein Gespür bekam, was – auch verwaltungsrechtlich – möglich und plausibel ist und was nicht.“ Big Business. Als Wildburger 1989, mittlerweile zum Doktor promoviert, den elterlichen Rauchfangkehrerbetrieb übernimmt, fühlt er sich dank seiner Studien bestens gerüstet. „Mir war immer wichtig, dass ich niemals von jemandem abhängig bin. Ich muss eine Ahnung haben von allem, muss die Sachen beurteilen können.“ Der Wissenschaft und Forschung kehrt er dennoch nicht den Rücken, sondern implementiert diese in seine
Berufswirklichkeit, ja versucht sein humanistisches Ideal der Verquickung von Lehre und Praxis in ein ganzheitliches Unternehmensmodell der Gegenwart zu gießen – die Geburtsstunde der KWI. „Wir wollten in der Unternehmensberatung, verknüpft mit der Ingenieursleistung, den Auftraggebern bei der Errichtung sowie dem Betrieb von Anlagen und Bauwerken ein System in die Hand geben, das rechtliche, technische und wirtschaftliche Belange zusammenführt.“ Wildburger träumt einmal mehr von „multifakultärer Interdisziplinarität“, stößt damit aber in einer monostrukturell aufgebauten Wirtschaftswelt rasch an Grenzen. „Im Grunde“, so gesteht er lachend und einigermaßen überraschend ein „bin ich grandios gescheitert!“ Es ist freilich ein „leichtes“ Lachen, denn die KWI entwickelt sich trotzdem äußerst positiv, am Schluss wird
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es sechs Firmen unter diesem Dach geben: eine Ingenieursleistungsfirma, eine Unternehmensberatungsfirma, eine IT-Firma, ein Wasser-, Schlammund Bodenlabor, eine Immobilienentwicklungsfirma sowie eine Business- und Projekt Development Firma, wobei letztere, kurz CAMCO genannt, die glamouröseste Entwicklung nimmt. „Wir brachten sie 2006 an die Londoner Börse, wo sie am Alternative Investment Market zum Börsengang des Monats avancierte.“ Im Schlepptau des Kyotoprotokolls und bei Einführung des Emissionshandelssystems der EU spezialisierte sich die CAMCO auf die Projektierung, Umsetzung und Vermittlung des ‚handelbaren CO2’ von großen Energieprojekten in Schwellenländern. Ein Erfolgsmodell „solange die EU an ihren ambitionierten Umweltzielen festhielt.“ Als sie aber damit begann, viel zu große Gratiskontingente zu vergeben, brach der CO2 Handel ein. Damit einhergehend zerbröselte auch der Wert der CAMCO von ehemals etwa 100 Millionen Euro „auf aktuell etwa 10 Millionen, wobei sie nach wie vor ein innovatives Unternehmen ist.“ Heute ist Wildburger bei der CAMCO „nur“ mehr ein major shareholder und member des advisory boards, wie er sich überhaupt – mit Ausnahme der Immobilienfirma – sukzessive aus der KWI zurückgezogen hat. „Der Zeitpunkt für den jeweiligen Verkauf war einfach gut“, erklärt er ohne Sentimentalität und blickt zufrieden zurück. „Die ehemalige KWI Holding AG hat selbst sicher über 100 Arbeitsplätze geschaffen und aus Folgefirmen so-
wie Abspaltungen entstanden wohl weitere 1.000 Jobs.“ Dass Wildburger geschäftlich gerade an den „old school“ Unternehmen – dem Rauchfangkehrerbetrieb sowie der Installationsfirma, die er 1992 gegründet hatte – festhielt, ist wohl auch kein Zufall. Zuletzt sah er seinen Grundansatz der umfassenden Beratung zusehends zu einem sich selbst erhaltenden System pervertiert. „Das Niveau in manchen Bereichen der Wirtschaft ist ja rapide gesunken. Heute geht es im Qualitätsmanagement oft nicht mehr um die Qualität des Endproduktes an sich, sondern das Hauptaugenmerk wird auf die Dokumentation gelegt, auch wenn
„Es gibt eine immer mehr ausufernde Anzahl an Personen, die im Grunde oft Nichts Substanzielles leisten, außer Unmengen von Papier und elektronische Datenfriedhöfe zu produzieren.“ das bedeutet, dass einfach nur immer schlechtere Qualitäten festgehalten werden. Es gibt eine immer mehr ausufernde Anzahl an Personen – im Beauftragtenwesen für eh Alles, Projektmanager, Projektsteuerung, Projektcontrolling, externe Bauherrenvertretung etc. – die im Grunde oft nichts Substanzielles leisten, außer Unmengen von Papier und elektronische Datenfriedhöfe zu produzieren, die dann wieder evaluiert werden müssen, und damit den finanziellen Aufwand in astronomische Höhen treiben. Bestes Beispiel dafür war zuletzt der Skylink des Flughafen Wien. In so einem Markt hat es mich einfach nicht mehr zu arbeiten gefreut!“
Ebenso ging Wildburger die überbordende Verpolitisierung zusehends gegen den Strich. „Gerade im Consultance-Bereich wirst du immer öfter gezwungen, Gefälligkeitsmeinungen zu vertreten – das stürzt dich als Person aber in einen moralischen Konflikt. Sollst du sagen, dass etwas falsch ist – dann kriegst du den einen Auftrag gar nicht. Oder sollst du es wider besseren Wissens machen, dich also verbiegen, weil es ja nicht nur um dich allein geht, sondern um deine Mitarbeiter und ihre Familien, die am Unternehmen dran hängen.“ Als ein Beispiel bringt Wildburger das „an sich gute“ Technopol-Konzept des Landes. „Da ist St. Pölten à priori ausgeschlossen worden, obwohl es objektiv der beste Standort ist. Das konnte ich einfach nicht vertreten.“ Mit dem Verkauf der KWIFirmen habe er sich „letztendlich Freiheit erkauft. Heute bin ich als One-Man-Show unterwegs und wirtschaftlich unabhängig!“ „Politiker“ im Schatten. Dass Politik dabei nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, empfindet Wildburger nicht als Widerspruch. „Es geht bei meiner Tätigkeit ja letztlich um die Umsetzung sachpolitischer Inhalte.“ Auch, dass er in seiner Funktion als Obmann der Plattform 2020 selbst zu einem politischen Faktor der Stadt geworden ist, stellt Wildburger nicht in Abrede – es kollidiert auch nicht mit seinem Verständnis von Demokratie. „Ich verstehe meine Rolle sicher nicht nur als Berater, sondern als handelnde Person der zweiten Reihe im Hinblick auf die Umsetzung politstrategischer Ziele. Das ist schon
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SCHATTENBÜRGERMEISTER? Wildburger zieht ganz gerne im Hintergrund die Fäden. „Ich bin einfach lieber der Regisseur als der Schauspieler.“
eine einflussreiche Position.“ Eine, die den KURIER einmal sogar vom „Schattenbürgermeister“ sprechen ließ. Hat ihm das gefallen? „Also, wenn man es positiv meint im Sinne, dass da jemand ist, der vieles einbringen kann zum Wohl der Stadt, dann freut es mich durchaus. Wenn es aber negativ gemeint ist im Sinne, der Bürgermeister sei so schwach und hänge an meinem Gängelband, dann ist es natürlich völlig lächerlich, weil es nicht stimmt – in dem Sinne wäre es nur beleidigend.“ Warum er überhaupt lieber im Schatten, sprich im Hintergrund die Fäden zieht, begründet Wildburger mit seinem Naturell: „Ich bin einfach lieber der Regisseur als der Schauspieler.“ Dabei stand in Vergangenheit durchaus einmal auch der Schritt in den Vordergrund im Raum. Als er als Wirtschaftsbundvorstandsmitglied in St. Pölten und als Funktionär der Bezirkswirtschaftskammer eine Reorganisation der Systeme fordert und sich in leitender Funktion anbietet, stößt er rasch auf Widerstand gewisser Kreise in der Volkspartei. „Im Unterschied zu anderen wollte ich halt nicht nur gescheit daher reden, sondern auch etwas umsetzen“, meint er rückblickend und fügt emotionslos hinzu „dadurch fanden 30
meine politischen Ambitionen relativ rasch wieder ein Ende. Mit manchen Leuten wollte ich auch nichts zu tun haben. Heute bin ich froh darüber! Wenn ich sehe, dass früher von mir respektvoll gesehene, überbezahlte Nationalbankdirektoren die Konkursverhinderung einer Lokalbank – etwas, was für jeden Unternehmer mit Gefängnis enden würde und mit einer unvorstellbar hohen Summe zu 100% zu Lasten des Steuerzahlers geht – als wirtschaftlich probates
„Das Management der Mittelmäßigen führt uns direkt in die Diktatur der Dilettanten!“ Mittel empfehlen, und eine Bundesregierung diesen Rat annimmt, dann kann ich nur wiederholen, wovor ich seinerzeit schon gewarnt habe: Das Management der Mittelmäßigen führt uns direkt in die Diktatur der Dilettanten!“ St. Pölten 2020. Dass sich mit der Plattform 2020 quasi eine andere agitatorische „Spielwiese“ auftat, hat sich – wenn ab einem gewissen Punkt vielleicht auch unter Nachhilfe – letztlich so ergeben. Als der damalige Bürgermeister Willi Gruber 2004 an die KWI und Wildburger herantrat, die Stadt beim Aufbau einer Wirt-
schaftsservicestelle zu beraten, war dies der Auftakt einer intensiven Zusammenarbeit, welche eine Reihe von Ergebnissen und Prozessen zeitigte: Ecopoint – die Wirtschaftsservicestelle der Stadt wurde gegründet; der in Auflösung befindliche City-Club wurde, unter Einbezug sämtlicher City-Player – also neben Handel auch Gastro, Hausbesitzer, Institutionen, Politik etc. - als InnenstadtPlattform (heute Plattform 2020) auf neue Beine gestellt; die Erstellung eines Masterplans für die Innenstadt wurde in Angriff genommen. Alsbald dehnten sich diese Überlegungen auf die gesamte Stadt aus. Als der Masterplan 2008 mit großem Trara präsentiert wurde, machte sich bei manchen – möglicherweise aufgrund einer zu hohen, herbeipropagierten Erwartungshaltung – Enttäuschung breit: War das nicht bloß eine lose Aneinanderreihung von Überschriften, mehr Nabelschau denn Blick nach vorne, standen doch auch viele längst auf Schiene befindlichen Projekte wie Bahnhofsneubau oder die Vertiefung der Fachhochschule auf der Agenda. In Wildburgers Augen haben diese Kritiker damals nicht den Kern der Sache bzw. deren innere Logik begriffen. „Das Ganze ist ja ein strukturierter Aufbauprozess, basierend auf einem gemeinsamen Bild der Zukunft, einer Vision. Im ersten Schritt ging es natürlich unabdingbar darum, einmal den Ist-Zustand zu erheben – auch die Beschlüsse, die sozusagen schon gefasst waren. Dass da etwa der Bahnhof und Ähnliches dabei waren – na Gott sei Dank – denn wenn es hierfür keine nahe Realisierungsperspektive gegeben hätte, hätte ich mich erst gar nicht engagiert!“ Der nächste Step umfasste die Fragen „wo wollen wir hin mit der Stadt, was fehlt, was macht überhaupt Sinn, weil wir dafür schon gute Voraussetzungen haben, etc.“ Erst als diese Vision definiert war, konnte man sich der Frage ihrer Realisierung zuwenden, „welche Strategie also zielführend ist und welche Instrumentarien und Organisations-
EIN ECHTER SCHWARZER!
modelle überhaupt notwendig sind, um die Politik bei der Umsetzung zu unterstützen.“ Herausgekommen ist dabei ein Private Public Partnership, die Stadtentwicklungs GmbH (mittlerweile Marketing St. Pölten
„Ich verstehe meine Rolle sicher nicht nur als Berater, sondern als handelnde Person der 2. Reihe im Hinblick auf die Umsetzung polit-strategischer Ziele.“ GmbH), an der die Stadt 40% und die Plattform 2020 60% hält. Ein bisschen erinnert das Konstrukt in seiner Grundidee an ein Sozialpartnerschaftsmodell: Unter Einbindung möglichst aller involvierten Interessensgruppen wird bereits im „vorpolitischen“ Bereich versucht, Leitlinien abzustecken, Umsetzungen auf Schiene zu bringen, Konflikte, wenn möglich, auszuräumen. Der Gemeinderat nickt das so Ausverhandelte mehr oder weniger ab. Ist die Marketing St. Pölten GmbH in diesem Sinne so etwas wie die Gralshüterin der Vision und des Masterplanes, so ist sie im operativen Bereich, nomen est omen, mittlerweile tatsächlich zum kommunalen und standortbezogenen Marketinginstrumentarium geworden. Ein Erfolgsmodell, wie Wildburger überzeugt ist, das er auch mit Zahlen untermauert: So konnte in einer bereits 2012 gelegten Zwischenbilanz die en gros positive (wirtschaftliche) Entwicklung der Hauptstadt im letzten Jahrzehnt nachgewiesen werden, ein Umstand, den sich nicht zuletzt die Plattform 2020 als Verdienst auf ihre Fahnen heftet. Dabei geht es Wildburger beim Visionsprozess gar nicht um das „Spektakuläre – wir müssen sicher nicht größenwahnsinnig werden“, sondern als solider Fluchtpunkt aller Bemühungen steht letztlich der simpel klingende, aber substanzielle Vorsatz „St. Pölten zu einer prosperierenden Mittelstadt zu machen. Unsere Aufgabe ist es, einen gesunden Wachstumsprozess zu unterstützen!“ Einen, der nach Wildburgers Überzeugung primär von der Wirtschaft getragen wer-
den muss. „Schon Bill Clinton sagte zurecht: ‚It‘s the economy stupid‘. D. h. es geht um wirtschaftlich gesundes Wachstum, dem die Bevölkerungsentwicklung und alles andere in logischer Konsequenz folgen.“ Wobei sich Wildburger als Anhänger realistischer Wachstumsgeschwindigkeiten outet. Noch heute ärgert er sich über ehemals angestellte Bevölkerungsprognosen im Vorfeld der Hauptstadterhebung, die von 80.000 und mehr St. Pöltnern bis zum Jahr 2000 fantasierten. „In Wahrheit waren diese Studien völlig an den Haaren herbeigezogen, und jene, die sie machten, ebenso wie jene, die sie politisch propagierten, agierten akademisch verantwortungslos. Durch die falsche Prognose wurde eine völlig überzogene Erwartungshaltung heraufbeschworen, die u.a. in einer sehr schädlichen kleinen lokalen Immobilienblase Niederschlag fand.“ Dies hätte die Entwicklung St. Pöltens nachhaltig verzögert. „Im Grunde genommen treten wir erst jetzt in die Phase, in der wir unser Potenzial wirklich ausschöpfen können.“ POTENZIALE. Dass Potenzial alleine freilich auch nicht immer ausreicht – und hier kommt wieder die Politik ins Spiel – musste Wildburger zuletzt in Sachen privater Gesundheitsuniversität, für die er sich stark gemacht hatte, bitter zur Kenntnis nehmen. Eine solche wurde nämlich nach Landesintervention und dank Landesförderung in Krems errichtet „obwohl die Voraussetzungen in St. Pölten wegen des NÖ Landesklinikums eindeutig besser sind. So etwas ist schon frustrierend, weil dieser Prozess ja irreversibel ist – mit all seinen negativen Auswirkungen auf den gesamten Raum.“ Nicht geschlagen gibt sich Wildburger dafür in der Frage einer Tiefgarage unter dem Bischofsgarten, womit wohl auch die Vision eines „gänzlich stellplatzfreien, nicht autofreien Domplatzes“ ein gutes Stück realistischer werden würde. „Ich hoffe, dass dies in Kirchenkreisen vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder spruchreif wird.“
Aktuell geht Wildburger aber auch mit einer neuen Idee für St. Pölten schwanger, die einmal mehr seinem Renaissance-Ideal geschuldet scheint: Die Verquickung von Handwerk und Bildung. „Dieses Entweder-oder, also hier Theoretiker, dort Praktiker ist völliger Nonsens. Ganz im Gegenteil, die duale Ausbildung wird weltweit immer wichtiger – jeder Meister muss auch ein guter Theoretiker sein.“ Gerade St. Pölten mit seiner langen industriellen und gewerblichen Tradition sowie seiner Ausstattung mit hervorragenden pädagogischen Einrichtungen wie WIFI, NDU, HTL usw. würde sich als Standort für eine vertiefende Verschmelzung von Handwerk und Bildung, auch auf akademischer Ebene, geradezu anbieten. Ein ohne jeden Zweifel spannender Gedanke, den Josef Wildburger wieder – wie alle seine Visionen für St. Pölten – mit Verve und voller Überzeugung vertreten wird. Nötigenfalls auch gegen Widerstand und auf die Gefahr hin, als Herr Obergscheit zu gelten, wie ihm bisweilen vorgeworfen wird. „Ich weiß, dass ich manchmal zu professoral und oberlehrerhaft rüberkomme, mitunter zu ungeduldig bin, eine vorgefasste Meinung habe und das Gegenüber manchmal gar nicht erst richtig aussprechen lasse“, überrascht er diesbezüglich mit einem gehörigen Schuss Selbstreflexion, um dann aber im selben Atemzug lachend hinzuzufügen: „Nur, wirklich falsch liegen tue ich halt auch nicht oft!“
ST. PÖLTEN 2020. Mittlerweile zur „Dachmarke“ stp2020.at ausgewachsen.
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MFG URBAN AUSSENSICHT
Und manchmal ist es doch schön, in St. Pölten zu leben. Jetzt gerade ist so ein Zeitpunkt. Im Konzert der Landeshauptstädte hatte St. Pölten ja lange den Status des ungeliebten Cousins, der beim Familienfest gnadenhalber auch mit am Tisch sitzen darf. Kein raugebirgiger Charme wie Innsbruck. Statt Mozart nur Jakob Prandtauer. Glanzstoff-Mief statt Stahlstadt-Image. Und der Ratzersdorfer ist halt kein Wörthersee. Gerade Letzteres entpuppte sich in den vergangenen Monaten jedoch als glücklicher Zufall. Vor allem in finanzieller Hinsicht. Dass nämlich die Zentrale der Hypo NÖ mit Teflon beschichtet wurde, hat rein bauphysikalische Gründe. Mit der gebeutelten Kärntner Bank teilt man lediglich einen Teil der Namensbezeichnung. Für jene Leichen, die St. Pölten im Keller hat, interessieren sich in erster Linie Archäologen am Domplatz. Zugegeben, die Stadt an der Traisen ging auch schon durch härtere Zeiten. Der kirchliche Hardliner Kurt Krenn oder die Vorgänge im Priesterseminar machten St. Pölten nicht nur bei Kirchenkritikern zum roten
Tuch. Long ago, far away. Heute wird die Stadt überregional in erster Linie mit Wahlerfolgen und Stimmgewalt eines Erwin Pröll in Verbindung gebracht. Dass der eigene Bürgermeister, wiewohl anderer Couleur zuzuordnen, über ähnlich hohen Zuspruch seiner Städter jubeln darf, ist zwar vorwiegend St. Pöltnern bekannt, sagt aber einiges über die herrschende Zufriedenheit der Bürger mit ihrer politischen Führung aus. Der Glanzstoff-Mief ist weg, die Lebensqualität St. Pöltens hat nicht nur in olfaktorischer Hinsicht in den vergangenen Jahren spürbar angezogen. Davon zeugt auch die neu entdeckte Beisl-Kultur, die es einem erlaubt, beim Feierabend-Getränk erleichtert aufzuseufzen: „Manchmal ist es doch schön in St. Pölten zu leben.“ Matthias Hofer, 34, ist in Loosdorf aufgewachsen und hat St. Pölten als die erste Großstadt seiner Kindheit erlebt. Seit fünfzehn Jahren ist er Redakteur in der Niederösterreich-Redaktion des KURIER. @matthias_hofer
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G e fu n de n!
MFG URBAN
lung des Fragebogens zuständig war – also unser Mann.
Themenverfehlung?
Magere 156 beantwortete „Papstfragebögen“ bei 516.000 Katholiken in der Diözese St. Pölten – damit lag St. Pölten beim Rücklauf der von Papst Franziskus initiierten weltweit angelegten „Familienumfrage“, wie sie die Bischofskonferenz nannte, weit abgeschlagen an letzter Stelle in Österreich. Wir wollten wissen, warum.
Z
um Vergleich: In Graz-Seckau, als „Spitzenreiter“, wurden 14.221 ausgefüllte Fragebögen abgegeben, in Wien waren es über 8.000, in Innsbruck mehr als 5.000, in Klagenfurt etwa 1.700 und in der mit 245.118 Gläubigen nicht einmal halb so großen Diözese Feldkirch auch immerhin noch 1.500, also fast zehnmal so viele wie in St. Pölten. Was in einer ersten Aussendung der Österreichischen Bischofskonferenz zum Thema eben-
Zur Person Dr. Helmut Prader studierte u. a. am Johannes Paul II Institut für Ehe und Familie in Rom. Er ist Pfarrer von Neuhofen/Ybbs, Diözesanrichter in St. Pölten sowie Lehrbeauftragter für „Moraltheologie“ und Dozent für die Dozentur „Ehe und Familie“ an der Hochschule Heiligenkreuz. Von Bischof Klaus Küng wurde er 2011 zum Bischofsvikar für Ehe, Familie und Lebensschutz bestellt.
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falls auffiel: Während zahlreiche Diözesen ganz konkrete Ergebnisse samt Prozentzahlen vorlegten – deren Aussage die Bischofskonferenz so zusammenfasste: „Die größte Diskrepanz gibt es in Fragen der Empfängnisregelung, des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen, bei vorehelichen Beziehungen und – weniger deutlich – hinsichtlich Homosexualität“ – blieb St. Pölten konkrete Zahlen „schuldig“ und lieferte stattdessen eine eigene, vorwegnehmende Interpretation: „Bei der Bischofssynode wird es nicht darum gehen, die Lehre der Kirche zu ändern, sondern neue und bessere Wege der Verkündigung zu finden und den Eheleuten und Familien zu helfen, die Lehre der Kirche umzusetzen und freudig zu leben.“ Diese Worte stammen von dem für Ehe, Familien und Lebensschutz zuständigen Bischofsvikar Dr. Helmut Prader, welcher auch für die Abwick-
Das hat der Papst nicht gefragt Wir treffen einander vorm Dom, wobei ich Prader schon vom Herrenplatz aus sehen kann. Der stattliche Priester wirkt schon rein äußerlich standhaft, ein Eindruck, der sich auch im Hinblick auf seine konsequente Auslegung der gültigen römisch-katholischen Lehre fortzusetzen scheint. Für den schwachen Rücklauf des Fragebogens hat Prader eine einfache Erklärung parat: „Der Fragebogen war viel zu kompliziert. Er war an Spezialisten gerichtet.“ Kurzum, die breite Basis sei gar nicht der direkte Ansprechpartner gewesen. Wenn man das sperrige und mit Fachtermini gespickte Originalkonvolut liest, klingt das plausibel – keine einzige Frage ist direkt an die Gläubigen gerichtet, sondern scheint eher den Mittlern gestellt, die dem Heiligen Stuhl sozusagen über die „Lage der Nation“ Auskunft geben sollten. Freilich, der „Beipacktext“ zum sogenannten Vorbereitungsdokument für die Sonderbischofssynode ließ diesbezüglich einen gewissen Deutungsspielraum offen. So heißt es eingangs: „Die 39 Fragen richten sich an die Bischöfe, die ihrerseits gehalten sind, möglichst breit Antworten bis auf die Ebene der Dekanate und Pfarrgemeinden einzuholen.“ Ob sie diese freilich bei den Experten einholen, wie es offensichtlich Diözesen wie St. Pölten verstanden haben, oder direkt – und aktiv – bei den Gläubigen nachfragen, wie es die Diözesen Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg gemacht haben, darüber gehen die Meinungen auseinander. „Die Grazer haben den Fragebogen vereinfacht und die Fragen ganz stark abgeändert, die mit dem Original nichts mehr zu tun haben. Nur, das war nicht die Intention des Papstes“, ist Prader überzeugt. Er hat eher den Eindruck, „dass manche Kreise halt die Chance nutzen wollten, um Druck auszuüben“, womit er auf die liberalen Strömungen innerhalb der katholischen Kirche
TEXT: Johannes Reichl Foto: Johannes Reichl
Eine Frage des Marketings Die Lehre als solche stand also gar nicht zur Diskussion, weil sie in Praders Augen schlicht außer Frage steht. „Ich kann ja nicht die Bibel, das verkündete Wort umschreiben. Es heißt etwa in Bezug auf die Ehe: ‚Was Gott verbunden, das darf der Mensch nicht trennen.‘ Das finden wir an fünf, sechs Stellen in der Bibel. Jesus Christus selbst hat die Ehe zum heiligen Sakrament gemacht.“ Kurzum – da gäbe es nichts zu rüttlen. Wo Prader dahingegen Handlungsbedarf ortet, ist die Frage der Vermittlung. „Wenn Sie es mit der Wirtschaft vergleichen möchten: Wir haben zwar ein Spitzenprodukt, das richtig, wahr, gut und schön ist, aber wir haben ein miserables Marketing!“ Die Vermittlung der Inhalte gehe vielfach an den Menschen vorbei „viele wissen ja gar nicht, was wir eigentlich genau meinen bzw. was hinter den jeweiligen Positionen steckt. Wie soll ein Mensch aber etwas richtig leben, das ihm gar nicht bekannt ist.“ Den tiefen Sinn, das müsse man also wieder verständlich
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gründe zu erfassen, und diese deshalb oftmals gar nicht vermittelt haben.“ Dies müsse sich ändern „wobei wir niemandem etwas aufzwingen möchten, sondern es geht um die freie Entscheidung des einzelnen Gläubigen, der es aus Überzeugung tut.“ Bleibt ein solches Ansinnen angesichts der – auch durch den Fragebogen zutage geförderten – Diskrepanz zwischen den konservativen Positionen der römisch-katholischen Lehre einerseits und der liberaleren Lebenseinstellung der Gläubigen andererseits nicht ein frommer Wunsch? Prader schüttelt energisch den Kopf. „Ich bin voller Zuversicht, dass uns dies gelingen wird, und werde diesbezüglich auch keine Abstriche machen, weil ich in der Praxis sehe, dass es funktioniert und Früchte trägt. Ein Leben im christlichen Sinne macht die Menschen, macht Eheleute und Familien glücklicher, hilft ihnen auf ihrem Lebensweg, erfüllt sie.“ Eines steht fest: Wer im Fragebogen als solchem – wie manch Medien und liberale Kirchenkreise – schon ein Rütteln an Doktrinen zu Themen wie Wiederverheiratung, Kommunion für Geschiedene, Homosexualität, künstliche Befruchtung, Empfängnisverhütung, vorehelichen Geschlechtsverkehr etc. erwartet hat, könnte enttäuscht werden.
„Wir haben ein Spitzenprodukt, aber ein Riesenproblem mit dem Marketing.“
machen, nicht die Doktrin an sich in Frage stellen. „Um einen Vergleich zu bringen: Was macht ein Lehrer, wenn die Schüler die Grundrechnungsarten nicht beherrschen – wird er die Grundrechnungsarten an sich in Frage stellen und verwerfen, oder wird er versuchen, andere Methoden der Vermittlung zu finden, damit sie die Schüler nachvollziehen können?“ Wobei er den Vergleich mit Schülern nicht falsch verstanden wissen möchte. „Das war lange das Problem der Kirche, dass wir den Gläubigen – mündigen, erwachsenen Menschen – zu wenig zugetraut haben, die Hinter-
Wie der Papst den Fragebogen aber tatsächlich gemeint hat – ob nun als Einladung zur Meinungsäußerung oder als reine Erhebung des Status Quo – wird wohl spätestens die diesjährige Sonderbischofssynode zum Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ zutage fördern. Bis dahin bleibt die jeweilige Auslegung eine Glaubensfrage, die nicht zuletzt auch den Riss innerhalb der römisch-katholischen Kirche Österreichs zwischen liberalen und konservativen Strömungen und Diözesen offenlegt.
Liebes Facebook!
Roul Starka Liebes Facebook, nur mit dir kann ich gleichzeitig nasenbohren und gescheit sein. Nur du hast noch nie gesagt, dass ich zugenommen hab. Mit dir muss ich nie „heute endlich mal“ spazierengehen. Du verzeihst mir meine Tippfehler und zeigst mir Urlaubsfotos von den schönsten Töchtern. Nie wieder vergesse ich Geburtstage von Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Mit dir bekommt man keine Geschlechtskrankheiten und muss auch nicht den Kaffee bezahlen, den man gar nicht bestellt hat. Mit dir muss ich nie am Samstag zum ‚bellaflora‘ fahren und supergünstige Blumentöpfe schleppen. Mit dir weiß ich immer, wann wer Golf spielt und wann wer wo raufklettert. Früher hab ich Bücher gelesen, du kannst dir ja nicht vorstellen, wie das anstrengend war. Und da waren nur Buchstaben! Keine tollen Autos, kein Busen, kein gar nix! Furchtbar. Manchmal geh ich fremd und tu fernsehen, ich geb’s zu. Und natürlich kann es noch immer passieren, dass ich OFF-LINE bin. Dann versuch ich dich zu täuschen und lass den Computer laufen, das ist so ein Trick von mir. Letztens hast du sogar gesagt: „Was ist los, Roul?“ Okay, es tut mir leid, ich will mich da jetzt auch nicht rausreden. Früher wurde ich nie täglich zu 276 verschiedenen Veranstaltungen eingeladen, da sieht man gleich, wie mich alle liebhaben, super! Es kennen schon tausende Firmen meinen Namen und sagen mir auch, wie meine Frau heißt oder wann sie Geburtstag hat. Ich weiß jetzt ganz genau, was krebserregend ist, und dass bei Vollmond der Mond voll ist. Eine Studie besagt, dass seit Facebook viel mehr Menschen viel mehr Studien lesen, und eine andere Studie besagt, dass eine Studie eine Studie ist, also – da kannst schon stolz sein. Bussi!
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Foto: zVg
anspielt. „Der Papst hat aber nicht gefragt, was wir ändern sollen, sondern er will wissen, wie sich die Situation darstellt und wie wir besser verkünden können.“
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MFG URBAN
Die vielen Gesichter des
Eduard Habsburg
Wäre es anders gekommen, dann wäre er heute ein Erzherzog. Aber auch im Hier und Jetzt ist das Leben des Eduard Habsburg spannend und vielseitig – wie eine gute Geschichte eben sein muss. Über einen blaublütigen Autor, sechsfachen Familienvater, gelernten Katholiken, James-Bond-Experten und Steven-King-Fan – der im Fernsehen schon mal eine orangene Hose trägt und mit Europas Thronfolgern am Strand spazieren geht. Wie beginnt ein typischer Tag im Leben des Eduard Habsburg?
Jeder Tag beginnt und endet mit meiner Familie. Unsere Grundaufteilung ist: Ich kümmere mich um das Aufstehen, das Frühstück und das ZurSchule-gehen, tagsüber übernimmt meine Frau, abends bin ich dann wieder im Einsatz. Ich habe sechs Kinder, alles Töchter. Vier sind unter 13 Jahre alt, da wird einem nie fad. 36
Wären Sie eine Frau würde ich jetzt wohl fragen: Wie schaffen Sie Karriere und sechs Kinder unter einen Hut zu bringen...
Das ist eine sehr kluge Frage, die natürlich auch Männern gestellt werden sollte. Tatsächlich ist es, wenn man so will, die größte Baustelle. Wir wohnen in einem Haus an der Grenze zwischen Wald- und Weinviertel, ziehen jetzt aber zu acht nach Wien
auf 150m². Das klingt total verrückt, aber die Idee kam von unseren Kindern. Sie wollten noch für ein paar Jahre als echte Großfamilie zusammenwohnen. Also ja, Familie hat für mich immer die oberste Priorität. War für Sie immer klar, dass Sie viele Kinder möchten? Mit sechs Kindern ist man ja nicht gerade die Durchschnittsfamilie.
TEXT: MICHAEL MÜLLNER | Fotos: WOLFGANG ZARL
Ich erinnere mich noch, als ich früher gesagt habe, dass ich fünf Kinder habe. Das war gerade noch ‚tolerabel‘. Wenn ich aber heute sage, dass wir sechs Kinder haben, dann klappt beim Gegenüber immer der Mund auf! Meine Frau und ich hatten beide Geschwister, von daher war uns wohl schon immer klar, dass wir dem was abgewinnen können. Unsere Idee war aber: Wir bekommen jetzt mal eines und dann schauen wir, ob noch Platz ist. Es war, wie man sieht, noch viel Platz. Und Geschwister sind einfach etwas Großartiges. Es ist sensationell zu sehen, wie Geschwister immer und überall voneinander lernen, allein schon wenn sie gemeinsam am Tisch sitzen… wenn einfach immer wer für einen da ist. Da ist die Großfamilie schon etwas Großartiges. Dazu gleich eine Klischee-Frage: Ist Ihre Frau auch adelig?
Ja, aber das ist wirklich nur Zufall! Früher war das noch ein Thema, da ging es um Vermögen und Erbe. Heute spielt es keine große Rolle mehr – zum Glück. Ist es ein schweres Erbe, als Habsburger durchs Leben zu gehen?
Nein, es ist ein Luxus. Ich habe die Freiheit der Moderne, kann aber aus einer reichen Vergangenheit schöpfen. Es ist ja so, wäre ich vor hundert Jahren auf die Welt gekommen, mein Leben wäre vordefiniert gewesen. Es wäre ganz klar gewesen, wen ich hätte heiraten müssen, welchen Beruf ich hätte ergreifen müssen. Ich weine der „guten, alten Zeit“ nicht nach. Apropos Moderne: Sie twittern, sind auf Facebook und im Hause Habsburg für die Kommunikation zuständig. Wie läuft das ab?
VIELSEITIG. Das bunte Leben des Eduard Habsburg bricht mit gängigen Sisi-Klischees.
Es ist jedenfalls sehr spannend. Hin und wieder suche ich beispielsweise auf Twitter nach dem Hashtag „Habsburg“ und schaue, was da so abgeht. Dabei hab ich vor ein paar Wochen einen Tweet entdeckt: Ein junger Amerikaner fragt sich, wie es das gibt, dass die Habsburger noch leben und sogar noch etwas Einfluss haben. Ich hab ihm dann frei nach „Pinky and the Brain“ geantwortet, er soll nur warten, bis wir die Weltherrschaft an uns reißen. Und als er mir nicht so recht glauben wollte, dass ich ein ‚echter‘ Habsburger bin, hab ich ihm den Beweis dank Wikipedia erbracht. Das sind unterhaltsame
Momente. Aber natürlich gibt es auch gerade in diesen Tagen Herausforderungen. Es jährt sich der Erste Weltkrieg und wir müssen uns damit auseinandersetzen. Karl Habsburg, als Chef des Hauses ist er für alle Habsburger verantwortlich, und ich haben schon vor einiger Zeit erkannt, dass wir auch intern darüber reden müssen. Für viele von uns ist das ja gar nicht mehr präsent und die Frage, wie man zur eigenen Vergangenheit steht, oft nicht leicht zu beantworten. Meine Tochter hat mich etwa gefragt, ob die Habsburger schuld sind am Ersten Weltkrieg. Das ist schon eine relevante Frage für uns, wir sind ja nicht alle Historiker und können das einordnen und argumentieren. Und? Sind Sie schuld?
Wir haben intern eine Gruppe eingesetzt mit Historikern, haben geschaut was die Forschung sagt und haben unsere Wordings abgestimmt. Selbstverständlich hatte Kaiser Franz Josef eine Mitschuld, so wie viele andere Staatsführer damals auch. Aus einem
AHNENTAFEL Eduard (Karl Joseph Michael Marcus Antonius Koloman Volkhold Maria) HabsburgLothringen wurde am 12. Jänner 1967 in München geboren, wo er auch 25 Jahre lang lebte. Seinen deutschen Pass hat er noch – einen österreichischen noch nicht, „weil mir irgendwie bis dato das Beantragen eines österreichischen Passes zu aufwändig war“, wie er im Gespräch mit MFG erzählt. Der Sohn von Michael Habsburg-Lothringen (*1942) und Christiana, geborene Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (*1940), ist verheiratet und zog vor Jahren mit seiner Frau nach Österreich, wo die Familie (sechs Töchter) an der Grenze von Waldund Weinviertel und in Wien lebt. Sein Großvater väterlicherseits war Erzherzog Josef Franz von Habsburg-Lothringen (1895-1957). Bewegt man Finger an der historischen Ahnentafel entlang, so landet man irgendwann bei Kaiser Franz Joseph I. und Elisabeth – Eduard Habsburg ist ihr Urururenkel. Gäbe es noch Adelstitel, so würden wir ihn heute übrigens mit „Erzherzog“ ansprechen. Was aber etwas weniger beeindruckend klingt, wenn man weiß, dass es dann noch rund 200 weitere Erzherzöge gäbe. Ob er denn eine Chance auf den Thron hätte, sozusagen im internen Habsburger-Ranking? „Ich bin der ältere Sohn des jüngsten Habsburgers der jüngsten Linie, müsste also ein Blutbad anrichten, um Kaiser zu werden, und hätte als Familie nur noch meinen Bruder“, meint Habsburg ironisch.
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Wie groß ist denn der Vorbehalt gegen die ehemaligen Regenten noch unter uns Österreichern?
WORK IN PROGRESS Die ersten Publikationen des jungen Eduard Habsburg waren wohl eher was für Feinspitze der katholischen Theologie und Philosophie. Nach seinem Studium an der „Katholischen Universität Eichstätt“ promovierte er magna cum laude über „Das Ende des Neuthomismus“ (eine Philosphie des Thomas von Aquin). Massentauglicher waren da wohl eher seine Drehbücher für Filme wie „Der Weihnachtshund“ (2004), „Zwei Weihnachtshunde“ (2005) sowie SOKO Donau (ab 2005). An der theologischen Fakultät im schweizerischen Lugano wirkte er kurzzeitig als Professor und hielt auf Italienisch Blockseminare über Comics und Philosophie. 2008 erschienen sein erster Roman „Die Reise mit Nella“, eine Übersetzung eines christlichen Kinderbuchs und im Thiele-Verlag zwei Bände der Serie „Die Welt in 60 Minuten“. Dabei erfährt der Leser in einer Stunde alles Wissenswertes zum Thema „James Bond“ bzw. „Harry Potter“ – denn „zu beiden Figuren weiß ich einfach alles.“ 2014 strahlte Servus TV die ersten Folgen der Docutainment-Serie „Wo Grafen schlafen“ aus (siehe Kasten Seite 39). Dort liegt auch momentan der Fokus des Habsburgischen Schaffens: „Ich freue mich auf vier weitere Folgen auf ServusTV, zudem wird es eine zweite Staffel geben.“ Auch als Autor ist er „immer am Schreiben. Momentan arbeite ich an meiner großen, fast ungesunden, Leidenschaft – den Horrorromanen. Oder vielleicht wird’s ja auch ein Zombiefilm – ich liebe Zombiefilme! Vielleicht mach ich da mal was Österreichisches draus?“
regionalen Balkankrieg wurde ein Weltkrieg. Nach dem Attentat gab es vier Wochen Zeit, diesen Stein, der ins Rollen gebracht wurde, irgendwie zu stoppen. Aber das geschah nicht, daran haben viele Mitschuld. Auch wir sehen uns heute in einer Mitverantwortung. Wir müssen uns damit auseinandersetzen. Uns fragen, was wir daraus lernen können. Für uns ist jedenfalls klar, dass auf die Geschehnisse niemand stolz sein braucht… Wie viele Personen zählt das ‚Haus Habsburg‘ eigentlich?
Zählt man nur die Namensträger, dann sind es rund 400 Personen. Der Name wird ja in der Regel nur von 38
den Männern übernommen, so gesehen sind wir noch viel mehr. Meist kennt man aber nur einen Bruchteil, eben jene, die geografisch in der Nähe leben. Ein Anliegen von Karl ist, dass er die Familie zusammenbringen will. Wir waren etwa vor einiger Zeit für drei Tage auf Madeira, 100 Habsburger haben wir am Grab von Kaiser Karl zusammengebracht. Viele von uns vernetzen sich auf Facebook, da betreue ich eine Gruppe und versuche alle zusammenzuführen. Es ist ein großartiges Geschenk, wenn man rund um den Globus Familie hat. Wenn du verreist und am anderen Ende der Welt Cousinen leben, die dich willkommen heißen.
Das hat sich massiv verändert. In den Sechzigern wurde Otto noch sehr aggressiv aufgenommen, gegen Ende hat man ihn dann schon als großen Europäer verstanden. Mit der Rückkehr von Otto und Zita entstand so etwas wie Neugierde, heute steuern wir auf völlige Entkrampfung zu. Besonders großartig finde ich an der Stelle ja, dass es mit Ulrich Habsburg gerade ein Grüner Mandatar ist, der die Regelung zu Fall brachte, dass ein Habsburger nicht Bundespräsident werden dürfe. Da bringt der Ausspruch von seiner Schwiegertochter Gabriele die Lächerlichkeit dieser Sorge schon auf den Punkt: „Bis eine Minute vor meiner Hochzeit hätte ich Bundespräsidentin werden können. Jetzt heiße ich Habsburg und darf nicht mehr kandidieren?!“ Zwar liest man schon vereinzelt noch hasserfüllte Kommentare in Onlineforen, das ist mir dann immer unbegreiflich, woher dieser Hass kommt, aber im persönlichen Kontakt kann ich nur von interessierter Neugierde berichten, wenn man meinen Namen erfährt. Es geht langsam aber beständig in die richtige Richtung. Eine Rückkehr der Monarchie ist überhaupt kein Thema mehr?
Karl hat gesagt, dass in unserem Land nicht die Zeit für eine Monarchie ist. Natürlich sind einige der besten Länder Europas Monarchien. Ich kann also an einer konstitutionellen Monarchie nichts Schlechtes erkennen. Der zentrale Vorteil ist wohl, dass Regenten im Bewusstsein aufwachsen, dass sie geboren sind, um ihrem Land zu dienen. Sie kennen ihr Land und die Menschen in- und auswendig, sie müssen sich nicht alle Jahre wählen lassen – das hat natürlich nicht nur Vorteile, schon klar. Ich habe viele dieser jungen Monarchen bzw. Thronfolger in Europa kennengelernt und bin überzeugt, dass sie ihren Ländern sehr gut dienen werden. Aber für Österreich ist dafür nicht die Zeit, das ist kein Thema.
Die vielen Gesichter des Eduard Habsburg
Wie lernt man denn den Thronfolger von Spanien kennen?
Man kann sagen, dass man sich unter Adeligen anders behandelt. Unter ehemals Regierenden ist das nochmal etwas spezieller. Prinz Felipe von Spanien hab ich beispielsweise vor Jahren auf einer Hochzeit der Prinzessin von Jordanien kennengelernt. Mit Willem-Alexander, dem heutigen König der Niederlande, bin ich bei dieser Hochzeit am Strand spazieren gegangen und habe mit ihm stundenlang über Demokratie gesprochen, über den Luxus, aber auch den Albtraum des Jobs, wenn der beste Freund der Leibwächter ist. So lernt man diese Leute halt kennen. Aber ich würde um nichts in der Welt mit ihnen tauschen wollen. Ein Habsburger als Sprecher von Bischof Küng – welch Klischee. Wie ist der Bischof als Chef?
Ja, da kann man schon ein Klischee darin sehen. Als Medienreferent beobachte ich Medien und bringe mich ein, ich spreche aber nicht in seinem Namen, das kommt schon alles von ihm selber. Als Chef ist er unglaublich cool. Das klingt zwar seltsam für einen Mann mit 73 Jahren, aber er ist es tatsächlich. Schon alleine, dass er sich auf mich eingelassen hat! Ich bin ja doch eher unkonventionell. Er verbringt naturgemäß viel Zeit auf der Rückbank von Autos, da schreibt er ständig an seinem Communicator. Ich maile ihm Texte, er verbessert sie und mailt sie ganz selbstverständlich schon nach wenigen Minuten zurück – mit 73 Jahren! Andere würden da höchstens handschriftliche Korrekturen machen. Wie kamen Sie zu dem Job – und muss man sich da nicht öfters verbiegen?
Ich hatte mir gedacht, als Drehbuchautor und Vater von sechs Kindern wäre es nicht schlecht, wenn man auch ein regelmäßiges Einkommen hätte. Ich hab dann einen Radius um meinen Wohnort gezogen und überlegt, wo könnte man mich brauchen. Ich hatte ihn schon einmal getroffen
und habe mich dann bei ihm vorgestellt, gesagt was ich kann und gefragt, ob er mich brauchen kann. Ein halbes Jahr später kam der Anruf. Und zum Thema Verbiegen: Ich kann katholisch. Ich habe sechs Kinder, er ist Familienbischof – da verbindet uns ein zentrales Thema. Bischof Küng weiß über die Probleme von Familien Bescheid, ich lebe sozusagen das vor, was er predigt. Wenn man so will, lebe ich das Idealbild der Kirche. Gibt es nicht Punkte, wo man mit der offiziellen Linie nicht mit kann? Etwa beim Kondomverbot?
Ein schwieriges Thema. Ich kenne in meinem Umfeld so viele glückliche Familien, die dieses Ideal sehr wohl leben. Es geht, das kann also nicht so daneben sein. Aber die Position der Kirche zum Sexualleben kann man nicht in drei Sätzen erklären, Abtreibung und Co sind Themen für Fortgeschrittene, da erklärt sich die Lehre der Kirche auch aus einem jahrhundertelangen Prozess der Entwicklung des Menschen heraus. Sehr große Köpfe haben lange über den Menschen nachgedacht, bis dann diese Meinung rausgekommen ist, mit der Würde des Lebens im Mittelpunkt, der Tatsache, dass Gott Mensch geworden ist. Heute wird oft nicht mehr hinterfragt, wieso die Position der Kirche so ist. Vor 100 Jahren war die Gesellschaft ein geschlossenes Biotop, das ist heute nicht mehr so. Heute lernt ein Großteil der Kinder die Grundlagen des christlichen Glaubens nur mehr am Rande, ob-
wohl wir so viele Informationen haben, wie nie zuvor. Wenn ich eine Kirche betrete, begrüße ich Gott durch eine Kniebeuge – diese Geste hilft mir gewisse Dinge im Leben einzuordnen. Für viele wird das aber ein völlig seltsames Verhalten sein. Was heißt denn Glauben für Sie?
Glauben heißt zu versuchen, dass Gott uns im Alltag begleitet. Ich gebe gerne zu, dass ich gelegentlich zum Atheisten werde und mich frage, ob wir Gott nicht sowieso wurscht sind. Ich bin mir immer bewusst, dass das alles auch nicht stimmen könnte. Wenn es keinen Gott gäbe, dann würde ich es nie erfahren. Aber wenn doch, dann würde ich es ewig bedauern, wenn ich mich nicht schon jetzt mit ihm auseinandergesetzt hätte. Ich war erst vor kurzem mit dem Auto in der ganzen Diözese unterwegs, auf ganz kleinen Wegen von einem Mini-Dorf zum nächsten. Und überall gibt es die Kirche, flächendeckend präsent, ganz nah am Menschen. Gerade auch am Land sehr individuell geprägt, mit vielen Dingen, mächtig in Veränderung begriffen... lebendig! Aber gibt es nicht einen Bruch zwischen Basis und der Leitung?
Die Linie verläuft nicht zwischen Leitung und Basis, sondern zwischen jenen, die aufgegeben haben, und jenen, die voller Passion sind – die machen den totalen Unterschied. Eine Spaltung will niemand. Aber wir gehören zu einer Weltkirche, das sollte man nicht aus den Augen verlieren.
Wo Grafen schlafen (Buch & TV) Begonnen hat es als Buch im Jahr 2011. Eduard Habsburg stellt vor, was in einem Schloss wo ist und warum. Im deutschsprachigen Raum reiste er herum und portraitierte Schlösser und ihre Eigentümer. Seit Jänner 2014 läuft auf ServusTV donnerstags die gleichnamige Docutainment-Serie. Dabei tritt Eduard Habsburg erstmals in seinem Leben vor die Kamera und führt gemeinsam mit Schauspielerin Jessica Schwarz auf humorvolle Art und Weise durch bezaubernde Gemäuer. Neben historischen Erzählungen, dargebracht auf kurzweilige und unterhaltsame Art und Weise, wird auch gezeigt, wie das Leben in den Schlössern heute abläuft. Für die klischeehafte Prinzessinnen-Romantik ist dabei wenig Platz, viel erfährt man aber über die tagtäglichen Probleme, die 240 Fenster, 13 Küchen, 26 Hektar Landschaftspark etc. mit sich bringen.
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St. PÖLTEN im ersten Weltkrieg
Schicksalsjahre 1914-1918: Siegfried Nasko über anfängliche Kriegsbegeisterung, erste Tote, Kriegswirtschaft, italienische Fabriksarbeiter, russische Gefangene, eine hungernde Bevölkerung und zunehmende Arbeiterunruhen.
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m späten Nachmittag des 28. Juni erreichte die Nachricht von den Ereignissen in Sarajevo auch St. Pölten. Sie verursachte einen „niederschmetternden Eindruck“ und soll vorerst eher unglaubwürdig aufgenommen worden sein. Während von einigen Gebäuden bereits Trauerfahnen wehten, fanden Wiener Extrablätter, die bereits detailliert vom „entsetzlichen Verbrechen serbischer Mordbuben an unserem Vaterlande“ berichteten, reißenden Absatz. Tags darauf erschien auch eine Extraausgabe der „St. Pöltner Zeitung“ mit der Schlagzeile „Österreichs Thronfolger und seine Gemahlin ermordet“, während die „St. Pöltner Deutsche Volkszeitung“ erst am 2. Juli regulär auf das Attentat einging. 40
Kaiser Franz Joseph I. reiste Montag Vormittag von Bad Ischl nach Wien und passierte um 10 Uhr St. Pölten. In den zum Bahnhof führenden Straßen hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, wenngleich der Perron selbst abgesperrt geblieben war. Erzherzog Franz Salvator und Erzherzogin Marie Valerie, die in Amstetten dem Hofzug zugestiegen waren, verließen denselben wieder in St. Pölten, um per Auto nach Wallsee zurückzukehren. Im St. Pöltner Rathaus trat am Vormittag des 30. Juni die Gemeindevertretung zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Bürgermeister Otto Eybner sprach vom „Entsetzen über die verbrecherischen Anschläge am Erzherzogspaar“, von „Grauen
und Abscheu gegenüber der fluchwürdigen Tat“ und von „hellster Empörung“. Schließlich wurde die Absendung eines Beileids-Telegramms an die Kabinettskanzlei des Kaisers beschlossen. Die „St. Pöltener Zeitung“ bemängelte in Folge, dass die Anordnung einer allgemeinen Trauerbeflaggung durch den Gemeinderat übersehen worden zu sein schien. Der Trauerzug mit den Leichen des Thronfolgerpaares traf am 4. Juli kurz vor Mitternacht am Bahnhof St. Pölten ein, wo er kurzen Aufenthalt nahm. Eingefunden hatten sich dazu Bezirkshauptmann Hofrat R. von Wanjek mit den Spitzen der Zivilbehörden, Bischof Dr. Rößler, das gesamte Offizierskorps sowie Bürgermeister Eybner mit den Mitglie-
TEXT: SIEGFRIED NASKO | Fotos: STADTARCHIV st. pölten, renner museum
dern der Gemeindevertretung. Von sämtlichen Türmen der Stadt tönten um Mitternacht die Kirchenglocken. Hunderte von Personen hatten sich längs des Bahndammes aufgestellt, nach wenigen Minuten setzte der Zug seine Fahrt nach Pöchlarn fort. Zahlreiche Organisationen richteten Ergebenheitstelegramme an die Kabinettskanzlei in Wien. Dem Aufruf des Bischofs entsprechend, fanden in den St. Pöltner Kirchen Trauergottesdienste statt. Am 6. Juli zelebrierte der Bischof selbst eine Trauermesse. Die Israelitische Kultusgemeinde hatte bereits am 2. Juli eine Trauersitzung abgehalten, am 12. Juli fand in der Kaiser Franz JosephsHuldigungssynagoge ein Trauergottesdienst statt. Nach einem Gebet für den Kaiser wurde die Veranstaltung mit der Volkshymne beschlossen. Mit größter Spannung waren am 25. Juli die Wiener Zeitungen gelesen worden. Während die „Neue Freie Presse“ noch von Friedenssicherung schrieb, sollte die „Reichspost“ mit ihrer Kriegsprophezeihung Recht behalten. Die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien wurde von den damals verantwortlichen Politikern, einschließlich des greisen Monarchen, leichtfertig und ohne Berücksichtigung der Bündnisautomatik vom Zaun gebrochen. Jubel für den Krieg. Der sozialdemokratische Politiker Heinrich Schneidmadl hielt in seinen Erinnerungen fest: „Am Sonntag früh traf die Nachricht von der Kriegserklärung in St. Pölten ein. In der Stadt wurde die vom Kaiser unterzeichnete Proklamation affichiert. Noch am Vormittag kam es zu einer spontanen Kundgebung. Etwa 1.000 Männer, Frauen und Jugendliche zogen jubelnd durch die Straßen. ,Die Serben müssen sterben‘ johlte die Menge. Nicht nur diese Demonstranten, sondern auch die Mehrheit der Bevölkerung war überzeugt, dass es sich nach Jahrzehnten des Friedens nur um einen militärischen Spaziergang handle mit der willkommenen Gelegenheit, neue ,Lorbeerreiser‘ zum
Kranz für Habsburgs alte Krone zu winden. Und der Krieg selber werde in 14 Tagen zu Ende sein.“ Vor einem Auslagenfenster der Eisenhandlung Benedikt, in dem ein Kaiser-Huldigungs-Porträt angebracht war, gab es schon in der Nacht ständig Menschenansammlungen. Tausende durchfluteten die Stadt und formten sich zu einem Zug. Man sang begeistert die Volkshymne, und Hochrufe auf den Kaiser sowie auf die Armee und auf Österreich tönten durch die Nacht. Fahnen wurden herbeigeschafft und ein Kaiserbild vorangetragen. Bürgermeister Eybner sowie mehrere Offiziere wurden wiederholt von der Menge auf die Schultern gehoben. Am 28. Juli war trotz unfreundlichen Wetters ganz St. Pölten auf den Beinen. Schon in den Morgenstunden pilgerte die Menge zum Denkmal an der Traisen. Dann ging es zum Einquartierungshaus und schließlich zum Bahnhofplatz, wo Bürgermeister Eybner das Wort ergriff: „In denkwürdiger, historischer Stunde, die wohl das Herz aller Österreicher höher schlagen lässt, kann ich es ... nur aufs freudigste begrüßen, dass das allzeit getreue St. Pölten hiermit seine patriotische Gesinnung so würdig zum Ausdruck bringt.“ Die Menge marschierte weiter. In der Andreas Hofer Straße versicherte Oberst von Dietrich der Menge, die strammen Hesser und „21er“ würden sich auf den Schlachtfeldern siegreich neue Lorbeeren holen. Am Bahnhofplatz ersuchte der sichtlich gerührte Bürgermeister Eybner die Menge, sich zu zerstreuen. In den folgenden Tagen war St. Pölten von patriotischen Kundgebungen geprägt. In den Stadtsälen hatte am Sonntagabend ein patriotisches Konzert der Stadtkapelle stattgefunden. Bereits am Sonntagvormittag war es in der Domkirche zu einer spontanen patriotischen Kundgebung gekommen, als der Organist plötzlich die Volkshymne spielte. In der Heßstraße ließen es sich zwei Jugendliche nicht nehmen, zwei Soldaten zu ersetzen, die einen Wagen zogen. Und am Montag, 29. Juli wurde das k.u.k. Telegraphen-
regiment vor seiner Verabschiedung am Rathausplatz gesegnet. Oberst Stransky sagte dabei zu den Soldaten: „Der heiligste Augenblick ist für uns gekommen. Die schönste Stunde, die wir uns träumten, ist da, zu kämpfen, zu siegen und zu sterben.“ Anschließend flehte Pater Clemens Holzheu „den Segen des Himmels auf ihre Waffen“ herab. In der Nacht vom 1. auf den 2. August verließen die einberufenen Truppen des bosnischen Bataillons sowie des Hausregiments Freiherr von Heß Nr. 49 St. Pölten. Am Abend zuvor war ihnen am Rathausplatz der Kriegseid abgenommen worden. Im Rathaus nahm an diesem Tag Bürgermeister Eybner vor dem Gemeinderat zu den Kriegsereignissen Stellung. Mit Fassung und Mannhaftigkeit sehe man den kommenden Ereignissen entgegen. Man hoffe und vertraue auf den Sieg des Vaterlandes. St. Pöltens Straßen waren voll von Menschen, immer neue Kolonnen wurden zur Mobilisierung in die Stadt gebracht. Gleichzeitig setzte die öffentliche Wohltätigkeit von Sammlungen ein, in Aufrufen wurde die Bevölkerung beruhigt, weiter ihr Geld bei der Sparkasse einzuzahlen. Wie in vielen Orten, wurde 1914/15 auch in St. Pölten am Bahnhofsplatz ein
TRAUERZUG. Am 4. Juli läuteten knapp vor Mitternacht alle Glocken der Stadt.
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während der Besatzungszeit am Beginn der Zweiten Republik litt Emil Portisch unter dem Trauma dieser Flucht.
KRIEGSPROPAGANDA. In St. Pölten wurde am Bahnhofplatz ein „Werhmann aus Eisen“ aufgestellt. Gegen eine Spende durfte man einen Nagel in das Objekt einschlagen.
„Wehrmann aus Eisen“ aufgestellt. Diese hölzerne Figur wurde mit Nägeln beschlagen. Josef Emil Spora verfasste ein „Soldatenlied 1914“: „Nun wollen wir marschieren in Mörder-Peters-Land, die Serben zu traktieren mit Bissen aller Hand: mit Kugeln, heiß gebraten in Mannlicher Gewehr, mit Bomben und Granaten aus den Geschützen schwer.“ Am 3. September 1914 kamen die ersten Verwundeten in St. Pölten an, 516 Verwundete waren vom Kriegsschauplatz zurückgekehrt. Und schon 14 Tage später berichteten die Lokalblätter vom Tod am Schlachtfeld. Zu den ersten gehörte Dr. Rudolf Mrazek, der noch schwer verwundet zurückkehrte und erst zu Hause starb. Den Krieg erlebten die St. Pöltner im neuen Medium des Films mit, gab es doch bereits Louis Genis Zeltkino am Platz hinter dem Bahnhof. Als „Kaiser-Panorama“ wurde am Bahnhofsplatz über die Kämpfe in Südtirol, das wieder eroberte Siebenbürgen und die Königskrönung in Ungarn informiert. Ein gemauertes Kino eröffnete Geni 1914 in Neuviehofen. Auch im Stadttheater und im Hotel Pittner 42
gab es Filmvorführungen, in Wagram entstand das Elite-Kino. Der spätere Lyriker des Traisentales Walter Sachs besuchte seit 1915 das Lehrerseminar, Hans Auf gründete den FC Austria in Neuviehofen mit und Emmy Feiks-Waldhäusl maturierte 1917 am Institut der Englischen Fräulein. Egon Schiele besuchte 1916 St. Pölten, am Stadttheater spielte Alexander Girardi in der Operette „Künstlerblut“, weiters wurde Karl Schönherrs „Volk in Not“ gezeigt. Der sensible und depressive Maler, Grafiker, Schriftsteller und Musiker Ernst Stöhr erhängte sich am 17. Juni 1917 in der Wohnung seiner Eltern. Otto Tressler trat im Mai 1918 in „Elga“ im Stadttheater auf, während sich Bürgermeister Karl Heitzler einen Monat danach auf Plakaten über das unbotmäßige Verhalten der Jugend beklagte. St. Pölten wurde in diesem Weltkrieg zwar nicht zum Ziel von Kriegshandlungen, aber so gut wie jeder Haushalt hatte den Tod eines oder mehrerer männlicher Familienmitglieder zu beklagen. Auch Emil Portisch, der Vater von Hugo Portisch, wurde 1914 zum Kriegsdienst eingezogen und konnte erst sechs Jahre später nach einer mehrjährigen abenteuerlichen und gefahrvollen Flucht aus russischer Gefangenschaft zurückkehren. Noch
Stadtentwicklung und Wirtschaft Der Erste Weltkrieg unterbrach die Entwicklung der aufstrebenden Stadt rapide. Der Kriegsbeginn hatte St. Pölten in einem Moment getroffen, „als die kommunalen Einrichtungen der Entwicklung und Bedeutung St. Pöltens nicht mehr entsprachen“. Das Truppenspital in der Matthias Corvinus Straße im Norden der Stadt musste durch Baracken erweitert werden, um den kriegsbedingten Anforderungen zu entsprechen. Später wurden diese Baracken langfristig zu Notquartieren umfunktioniert. St. Pölten war während des Ersten Weltkriegs ein wichtiger Truppenübungsplatz, hatten hier doch die Hesser, die Kopaljäger, ein Landwehrregiment und der Landsturm sowie ein Telegrafenregiment ihre Ersatztruppenteile. Ein großes Gefangenenlager für Russen war in Spratzern entstanden, wo nach Karl Gutkas‘ „Geschichte des Landes Niederösterreich“ unglaubliche 10.000 Personen gestorben sein sollen. Daran erinnert noch heute ein Russenfriedhof. Im Süden schloss sich an das Lager eine ärarische Werkstätte für Geschützprotzen und Munitionswagen an als Vorläufer des späteren Holzwerkes in Wörth. Mit Kriegsausbruch setzte sofort eine Depression in der Produktion ein, die erst im zweiten Quartal 1915 überwunden wurde. Qualifizierte Arbeitskräfte wurden vom Militärdienst frei gestellt, Sonn- und Feiertagsruhe wurden eingeschränkt, und zögernd setzte auch die Bewirtschaftung ein. In vielen Branchen war an Stelle der Weltwirtschaft die auftragsbereite Kriegswirtschaft getreten, die sogar positive Impulse entband. Einschränkungen für die Zivilbevölkerung waren spürbar, trotz einer Verschlechterung des Verhältnisses der Papierkrone zur Friedenskrone konnten sich in diesen Jahren zahlreiche Betriebe mittels der Kriegsgewinne aus der Vormundschaft der Banken befreien.
St. PÖLTEN im ersten Weltkrieg
Mit dem Kriegseintritt Italiens wurde 1915 die Torpedofabrik Whitehead & Co. aus Fiume nach Viehofen verlegt. Dafür musste die GlanzstoffFabrik Grundstücke an der Grenze von St. Pölten und Viehofen abtreten. Mittransferiert wurde die italienische Belegschaft. Der Linienschiffsleutnant und erfolgreichste Seeflieger Österreichs im Ersten Weltkrieg Gottfried Freiherr von Banfield hatte 1901 in St. Pölten die Militärunterrealschule absolviert. Im Alleinflug verhinderte er am 1. August 1916 die Bombardierung von Fiume durch 14 italienische Kampfflugzeuge. Die damals 14-jährige Maria Emhart, die später als „Mutter Courage“ der St. Pöltner Februarerhebung 1934 bekannt werden sollte, begann 1915 in der Seidenspinnerei der GlanzstoffFabrik. In diesem unter militärischer Leitung stehenden Betrieb musste sie Nachtarbeit leisten, von der Lauge waren ihre Finger zerfressen und ihre Augen litten meist unter Bindehautentzündung. Mit ihrer Schwester schlief Emhart in einem Bett, beide mussten sich auf Kommando umdrehen, um Platz zu haben. So lebte die dichtgedrängte Industriebevölkerung, bedrückt von sozialer Not, Kinderelend und Wohnungs- sowie Lebensmittelmangel. Auch die Holzwollefabrik Kirschnek in Unterradlberg musste die gesamte Produktion an die k.u.k. Heeresverwaltung abliefern. Wegen Einberufung von Arbeitern, die vorerst vom Kriegsdienst freigestellt waren, durften zwölf Frauen über 18 Jahre neu eingestellt werden. Sie erhielten bei zehn täglichen Arbeitsstunden die gleichen Löhne wie die Männer.
und kaum Zucker. Die sozialdemokratische Frauenvorsitzende Marianne Schnofl führte gemeinsam mit dem Führer der Abordnung Philipp einen Marsch von 300 betroffenen Frauen zur Bezirkshauptmannschaft an, wo man 150 Brotkarten erhielt. Philipp zerschnitt diese und verteilte die jeweils halben Karten an die darbenden Frauen. Zwei Sozialdemokraten waren in den Approvisionierungsausschuss gekommen, wodurch sich die Lage verbesserte: An Stelle von Ausgabestellen von Bettelsuppen wurden nun zwei wirkliche Volksküchen errichtet, die täglich 2.000 Portionen zu verkraftbaren Preisen ausgaben. In einem Bericht des Innenministeriums an den Statthalter von Wien wurde am 12. April 1917 von einer gedrückten Stimmung
als Folge der Lebensmittelknappheit und von Demonstrationen in St. Pölten berichtet, was den Klassenhass stark verschärft habe. Man befürchtete eine gewaltsame Massenempörung und bereitete sich auf einen möglicher Weise stürmischen Ausbruch von Leidenschaften vor. Sechs Tage danach weilte Kaiser Karl I. per Auto zu einem Kurzbesuch in St. Pölten. Er besichtigte die MilitärSchießstätte und inspizierte am großen Exerzierplatz die anwesenden Truppen. Hier überreichte ihm „die kleine Oser-Tochter“ einen Blumenstrauß. Am Kollerberg bei der Staatsbahnwerkstätte kam es zu Menschenansammlungen, viele wollten dem Kaiser Anliegen vorbringen. Der Gesprächs impuls ging schließlich von Karl I. selbst aus, indem er die Arbeiterfrauen nach ihren Problemen fragte. Daraufhin trat die Großmutter der späteren Nationalrätin Adelheid Praher, Anna Gsöll, vor und klagte dem Kaiser die allgemeine Not der Arbeiterschaft, die Lebensmittelknappheit und das Schicksal der Soldaten. Der Kaiser
Kaiserbesuch und Aufbäumen. Im Frühjahr 1916 gab es in St. Pölten eine große Lebensmittelknappheit – es gab kein Fett, kein Mehl, keine Kartoffeln, kaum Brot, kaum Milch MFG 03.14
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hörte aufmerksam zu, gab der Frau seine Hand und lobte ihren Mut. Der in Aussicht stehende baldige Friede werde die Lage bald verbessern, versicherte er. Zwei Wochen danach brachte ein Vertreter der Behörde in die Wohnung von Frau Gsöll einen Korb mit Lebensmitteln, während in der Staatsbahn-Hauptwerkstätte ein Waggon mit Kartoffeln eintraf. In St. Pölten hatte der Kaiser noch die damalige Rainer-Kaserne, den kleinen Exerzierplatz und die Militärunterrealschule besucht. Nach einem militärischen Etablissement hatte der Monarch auch die Torpedofabrik in der Herzogenburger Straße besichtigt. Voith beschäftigte damals bei einer 60-Stunden-Woche 920 Arbeiter. Wenn die Arbeiter im Betrieb zweimal zusammenliefen und trotz Sprechverbots debattierten, mussten mehrere Kollegen zur Strafe an die Front einrücken. In der Werkzeugfabrik Meuser waren neben 24 Zivilarbeitern vor allem Sträflinge und gefangene Russen beschäftigt. Nur drei Kollegen erhielten eine Teuerungszulage, der Verdienst lag überaus niedrig. Nach einem halbtägigen Streik im Juli 1917 klagte die Gewerkschaft bei der seit Jahresbeginn bestehenden Lohnund Beschwerdekommission. Sie galt wegen ihres Vorsitzenden Feldmarschall Gerold von Skoda als eine der miesesten derartigen Einrichtungen, trug aber dennoch zur Verbesserung bei. Die Belegschaft der Torpedofabrik trat damals nach einem beispielhaften
Zur Person Der Historiker Prof. Dr. Siegfried Nasko war langjähriger Archivdirektor und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt St. Pölten. Politisch war er u. a. als Kulturstadtrat sowie Landtagsabgeordneter aktiv. Er setzt sich seit vier Jahrzehnten intensiv mit Dr. Karl Renner auseinander und ist u.a. wissenschaftlicher Leiter des Dr. Karl Renner Museums in Gloggnitz. Zudem war Nasko im wissenschaftlichen Team von Hugo Portisch‘ Österreich II.
WELTKRIEGSAUSSTELLUNG Gloggnitz Nasko hat die großartige Ausstellung „Hoppla, wir leben – mit ‚Hurra‘ in den Untergang“ im Renner Museum gestaltet! Noch bis 8.12.2014.
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BLUTZOLL. Der Erste Weltkrieg zählte ca. 9,5 Millionen Tote, darunter 675 St. Pöltner. Allein auf dem Gebiet Restösterreichs erhielten ca. 100.000 Kriegsinvalide staatliche Unterstützung.
Arbeitsvertrag geschlossen der Gewerkschaft bei. Da auch Frauen aus Südtirol beigetreten waren, wetterte der italienische Pater Otaviano auf Plakaten an der Kirche von Unterradl berg gegen diesen „niederträchtigen und gottfeindlichen Bund mit Sozialisten.“ In der Papierfabrik Elbemühl hatte sich ein 13-jähriges Mädchen an einer Querschneidemaschine schwerst verletzt, ihre um Entschädigung vorsprechende Mutter wurde von der Betriebsleitung beschimpft und hinausgetreten. Im Oktober 1917 mutmaßte das Innenministerium, dass in den Fällen größerer Ruhestörungen in St. Pölten bisher nicht immer der Mangel an Lebensmitteln, sondern auch politische Motive eine vorrangige Rolle gespielt hatten. Der politische Volksverein „Karl Marx“ für St. Pölten und Umgebung führte am 18. November 1917 in St. Pölten zwei Friedens-Versammlungen durch. Die Redner Polke, Domes und Gabriele Proft wünschten die Annahme des russischen Friedensangebots: Trotz Behördenverbots für Kundgebungen waren 6.000 Arbeiter der Torpedofabrik, von Voith, Gasser, Glanzstoff, die Eisenbahner sowie mehrere Stadtteilgruppen durch die Wiener Straße, Kremser Gasse und Klostergasse über die Bezirkshaupt-
mannschaft zum Gasthaus Fugger marschiert. Jänner-Streik 1918. Als die Nahrungsmittelversorgung ihren Tiefpunkt erreichte und die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk nicht voranschritten, setzte die österreichische Arbeiterschaft zur mächtigsten Streikaktion ihrer Geschichte an. In Wien, Niederösterreich mit Wiener Neustadt als Zentrum, Ober österreich, Obersteiermark, Krakau, Brünn und Budapest befanden sich von 14. bis 22. Jänner 1918 insgesamt nahezu eine Million Arbeiter im Ausstand. Alleine in Niederösterreich gab es 300.000 Ausständische. Diese Ereignisse bewogen die junge Maria Emhart damals, sich der Sozialdemokratie anzuschließen:„In St. Pölten war damals das Standrecht ausgebrochen. Die Kremser Gasse hatte keine ganze Glasscheibe. Ab 8 Uhr abends durfte niemand auf der Straße sein. Für die Nachtschicht brauchten wir Passierscheine. Viele Frauen wurden von Wohnungen aus fotografiert, wie sie Steine in die Auslagen warfen, und es gab für manche bis zu drei Monate Kerker.“ In St. Pölten hatten hunderte Arbeiter, auch Soldaten, ja sogar Chargen demonstriert. In sämtlichen Be-
St. PÖLTEN im ersten Weltkrieg
trieben herrschte Arbeitsruhe. Eine Versammlungswelle folgte der anderen. Obwohl die Sozialdemokratie schließlich die Wiederaufnahme der Arbeit empfahl, drang sie damit nur zögerlich durch. Entrüstet war man über Detektive, die im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft in Wohnungen nach Lebensmitteln suchten. Noch am 22. Jänner waren von den insgesamt 8.890 Arbeitern 3.150 im Streik. Vor allem die Arbeiter der Torpedofabrik hinderte die Belegschaft anderer Fabriken daran, die Arbeit wieder aufzunehmen. Der spätere erste sozialdemokratische Bürgermeister Hubert Schnofl versuchte zu vermitteln. Eine St. Pöltner Geschäftsfrau hatte am 21. Jänner der Bezirkshauptmannschaft das ihr zugetragene Gerücht anvertraut, dass die St. Pöltner Arbeiter in acht Tagen nach Wien marschieren würden, um dort die „Niederlegung des Throns“ zu erwirken. „Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung“. Am 21. Mai 1918 legten sämtliche 800 Arbeiter der Torpedofabrik ihre Arbeit nieder zwecks Wiedererlangung der zuvor entzogenen Kriegszulage. Schließlich bekräftigten sie, überhaupt nicht mehr arbeiten zu wollen, sondern zu ihren Familien nach Fiume zurück zu kehren. Sie fühlten sich durch die Trennung von ihren Familien wirtschaftlich geschädigt. Sie wollten die Rückverlegung der Torpedofabrik nach Fiume daher erzwingen. Da sich nun im Spratzerner Lager auch gefangene italienische Offiziere befanden, nahm die Unruhe zu. Die Überwachung der sich ansonsten frei bewegenden italienischen Gefangenen wurde ins Auge gefasst. Der k.u.k. Militärkommandant drohte den Arbeitern für den Fall weiterer Arbeitsverweigerung die volle Anwendung der Gesetze an. Gegen drei Arbeiter, die tatsächlich abreisen wollten, wurden Maßnahmen ergriffen. In einer Versammlung formulierten die Arbeiter am 31. Mai acht Bedingungen zur vor allem sozialen Verbesserung. Gegen eine zwangsweise Vorführung der Arbeiter bot sich Hubert Schnofl als
Vermittler an. Auch der Gewerkschafter Franz Domes trat in einer Versammlung über das Kriegsleistungsgesetz als Anwalt des Staates auf und versuchte, unter Missfallensrufen, die Zuhörer auf Linie zu bringen. Auf stärkste Kritik stieß in der zweiten Junihälfte eine von der Regierung verfügte Brotkürzung. Deshalb streikten auch die Voithler von 20. bis 25. Juni. Der bereits stark geschrumpfte St. Pöltner Gemeinderat beschloss am 20. September 1918 eine einstimmige Entschließung an die Kabinettskanzlei des Kaisers gegen „das verhetzende Treiben der Tschechen und Südslawen“ und voller dynastischer Treue. Weiters wurde eine Erhöhung der Sargpreise für Militär- und Armenleichen um je 5 Kronen beschlossen. Ende September drang die grassierende Spanische Grippe nach St. Pölten ein, die Krankenstände stiegen unmittelbar um 130 %, nicht aber die Sterbeziffern, ja die Spanische Grippe flaute sogar ab. Seit 21. September traf in St. Pölten keine Kohle mehr ein und der Verein „Karl Marx“ urgierte in einer Resolution Maßnahmen gegen die Wohnungsnot. Am 3. Oktober forderte der deutschradikale Wiener Neustädter Gemeinderat Pechall auf einer Parteiversammlung in St. Pölten den Zusammenschluss aller deutschgesinnten Kreise zum Verteidigungskampf. Bischof Dr. Rößler führte eine Friedenswallfahrt nach Mariazell. Der Gründer der St. Pöltner Kinderbewahranstalt und Ehrenbürger Anton Kalcher starb am 17. Oktober. Gegen die tags zuvor affichierten Doppelbögenplakate mit dem Völkermanifest des Kaisers ätzte die sozialdemokratische „Volkswacht“, die k.u.k. Statthalterei habe wohl noch nichts von der herrschenden Papiernot gehört. Am 28. Oktober gedachte der greise Bürgermeister Karl Heitzler im Gemeinderat „der Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung“ und entbot der deutschösterreichischen Nationalversammlung in Wien den „Gruß der Stadtgemeinde St. Pölten“. Am 30. Oktober 1918 fand am Rathausplatz eine Kundgebung für die neue Republik Deutschösterreich
statt, während im Rathaus Heinrich Schneidmadl der alten Gemeindevertretung riet, nach vier Jahren Zwangsentbehrung in den nächsten Monaten freiwillig die Not zu ertragen, bis die Verhältnisse endlich geordnet würden. Als der Erste Weltkrieg bereits beendet war, führte der St. Pöltner Sappeur-Kompanie-Kommandant und Oberleutnant Julius Raab, der in der Zweiten Republik „Staatsvertragskanzler“ werden sollte, seine Kompanie mit Angehörigen aller Nationalitäten vom 6. bis 23. November 1918 in einem Marsch von der italienischen Front über die Steiermark nach Hause bis St. Pölten, wo im Bauhof Wohlmeyer abgerüstet wurde. Raab hatte die Leute in zehn Isonzo-Schlachten geführt, dabei 2.000 Mann verloren. Man vertraute ihm. Aus dem vermeintlichen Spaziergang zur Bestrafung der unbotmäßigen Serben war ein vierjähriger Weltenbrand geworden, an dessen Ende auch St. Pölten mit offiziell 675 Kriegstoten und allen Problemen der Nachkriegszeit unter neuen demokratischen Autoritäten zaghaft und schwungvoll zugleich einen neuen Anfang setzte.
HEINRICH RAAB. Der St. Pöltner Bürgermeister der Systemzeit nahm am Weltkrieg teil.
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SHORTCUT KULTUR
FLUCHTWEG
Thomas Fröhlich
Bibliotheken sind bekanntlich Orte der Begegnung. Dass diese mittlerweile nicht nur mehr in der physischen Realität, sondern auch digital passieren kann, beweist das Projekt NOE-BOOK.AT, an dem 180 öffentliche Bibliotheken Niederösterreichs teilnehmen – und damit den Schritt in ein neues Zeitalter gewagt haben. „Aktuell sind es rund 4.000 Leser, die bereits E-Books, E-Videos und E-Audios auf den verschiedensten Endgeräten wie Smartphone, Tablet, MP3-Player, etc. nutzen“, erklärt Birgit Hinterhofer die Funktionsweise. Als Projektmitarbeiterin ist sie mit viel Engagement und Freude für die Betreuung der teilnehmenden Bibliotheken zuständig. Sie informiert interessierte Bibliotheken über das Angebot NOE-BOOK.AT sowie die Bedingungen zur Teilnahme, zudem steht sie mit Rat und Tat bei Fragen und Problemen zur Verfügung. Wie sang dereinst FALCO: „Read A Book“ – dass man dies einmal online machen würde und z.B. auf einem Smartphone, das hätte selbst den Falken überrascht.
Horváth-Land Das Bürgertheater 2.0 findet heuer ganz im Zeichen Ödön von Horváths statt. Einmal mehr nehmen daran Laien quer durch die Altersbank teil, darunter auch Andrea Fiedler. Ursprünglich wollte sie eigentlich nur
eine Freundin begleiten, blieb dann aber selbst hängen – und das mit großer Begeisterung. „Schon früher im Internat hat mich Theaterspielen fasziniert“, verrät sie. Die Gruppe von rund 25 Leuten trifft sich jede Woche und erarbeitet aus verschiedenen Dramen Horváths ein ganz neues – wie es Fiedler bezeichnet – „eigenartiges“ Theaterstück. Die Schauspieler haben hierfür im Laufe des Probenprozesses jeder eine Art „Typ“ Mensch von Renate Aichinger, der Leiterin des Bürgertheaters, zugeteilt bekommen. Andrea Fiedler fühlt sich mit ihrem „Typ“ sehr wohl, was auch dazu geführt hat, dass das Lampenfieber mittlerweile großer Vorfreude auf die Premiere am 8. Mai im Landestheater gewichen ist.
Hermann J. Painitz, František (Frank) Kupka, 2001 (ausschnitt), © Land Niederösterreich. Bildrecht, Wien 2014. Foto: Christoph Fuchs
NOE-BOOK.AT
Fotos: Café Rouge, zVg
Wenn diese MFG-Ausgabe erscheint, liegt die Burlesque and Cabaret Night des Cirque Rouge in der Bühne am Hof schon einige Tage zurück. Schade. Denn die Mischung aus Glamour, Eleganz, erwachsenem Witz, geschwungenen Reden und ebensolchen Tanzbeinen sowie betörender Sinnlichkeit ließ die Besucherinnen und Besucher für einen kurzen Moment die JogginghosenTristesse im Hundekackhaufen-Ambiente vor der Tür (also die Realität) vergessen. Nicht strip, sondern tease lautet das Zauberwort: Verführung, gebettet in trashige Noblesse, die eine dunkel-verheißungsvolle Schönheit verströmt. Eskapismus? Ja, unbedingt. Stellvertretend für eine bessere, fantasievollere Welt. Denn sehe ich mir die so genannte Wirklichkeit an, kommt mir eh das Frühstück vom Vortag hoch. Da randaliert etwa die Antifa-Dummlinke in der Bundeshauptstadt, weil ihr die Dummrechte beim Feiern missfällt: ein Stellvertreterkrieg zwischen Pest und Cholera. Da darf man im Reality-Dschungel-TV einem minderbegabten und -bemittelten Provinzpolitikertöchterl mit russischem Namen beim Deppatsein zusehen statt das eigene Leben in den Griff zu kriegen. Und da stänkert eine militante Nichtraucherin und ausgewiesene Feindin jeglicher Genusskultur in einem St. Pöltner Café doch des Nächtens (!), dass sie und ihr seit Stunden plärrendes Kleinkind dem bösen, bösen Rauch aus dem Nebenraum ausgesetzt seien. Während draußen die Abgase des Individualverkehrs mäandern. Fazit: Um sehr frei mit dem großartigen Beatnik-Autor – und Raucher – William Burroughs zu sprechen, „Realität ist etwas für Menschen, die mit Drogen nicht umgehen können.“ Oder – stellvertretend – mit Genuss. Fantasie. Ich will sofort zurück. Ins Rouge.
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ZKNO
Hermann J. Painitz, František (Frank) Kupka, 2001 (ausschnitt), © Land Niederösterreich. Bildrecht, Wien 2014. Foto: Christoph Fuchs
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MFG KULTUR
Der Boss der Bosse Paul Gessl ist ein Energiebündel, und so überrascht es wenig, als er plötzlich im lässig aufgeknöpften Hemd mit einem Apfel in der Hand vor mir steht und mich in sein Büro geleitet. Dieses ist mittlerweile vom Festspielhaus in das Versichungsgebäude eines Gesellschafters gezogen, was für eine Kulturwirtschaft GmbH gar nicht so unschlüssig scheint. Als Konzerngeschäftsführer der NÖKU ist Gessl der mächtigste Kulturmanager des Landes mit direktem Einfluss auf fast 30 Marken. Wir plauderten mit dem „Boss der Bosse“ über das Antikorruptionsgesetz, den Burgtheater-Skandal sowie das Gerücht, demnach die Kunstsektion des Landesmuseums nach Krems abwandern soll. Unser letztes großes Interview liegt schon wieder einige Jährchen zurück, datiert aus dem Jahr 2005. Damals hatte die NÖKU 9 Gesellschaften und 17 Marken. Mittlerweile umfasst sie 12 Gesellschaften mit 28 Marken – gibt es eigentlich eine Grenze?
Zunächst ist es uns nie um Größe gegangen – das ist keine Kategorie für uns. Wir haben aber eine Struktur der Organisation geschaffen, die durchaus auch auf weitere Betriebe angewandt werden kann – so betrachtet haben wir noch Spielraum. Es gibt drei ineinandergreifende Ebenen: Die Holding – die Gesellschaften – die einzelnen Marken. Die Holding ist dabei für die Standardisierung in Bereichen wie z.B. Ticketing, Beschaffung, IT etc. zuständig. Hierfür haben wir Module geschaffen, die auf alle Betriebe anwendbar sind und auch von uns zentral gesteuert werden. Über die Gesellschaftsstruktur hat die Holding die direkte Möglichkeit, zu- und durchzugreifen, um die Dinge umzusetzen! Was nicht immer allen Kulturbetrieben unbedingt gefallen hat?
Anfangs war es natürlich schwierig, die Protagonisten von allgemeinen Standards für alle zu überzeugen – jeder hat für sich reklamiert, individuell zu sein. Letztlich ist es uns aber gelungen, und zwar mit nachhaltigem Mehrwert für alle. Deshalb ist das System mittlerweile anerkannt. Auch, weil die anfängliche Panik vor einer politisch-künstlerischen Einflussnahme durch die Holding ausgeräumt werden konnte? 48
Die Holding hat ganz klar definierte Bereiche, und diese enden dort, wo die künstlerische Leitung beginnt. Wir denken zwar den Gesamtrahmen mit, mischen uns aber nicht in künstlerische Belange ein. Unsere Aufgabe ist vielmehr, bestmöglichen Service zu bieten, in diesem Sinne als Dienstleister für die Politik und die Künstler zu fungieren. Ein guter Kulturmanager schafft es als Teil eines gleichseitigen Dreiecks die Balance zwischen Politik und Kunst herzustellen. Klingt wohl einfacher, als es ist – wie schaffen Sie das?
Indem ich allen Stakeholdern klarzumachen versuche, dass wir dieselben Ziele verfolgen. Ich führe viele Gespräche, es geht darum, ganz klare Ziele zu formulieren sowie Transparenz und Nachvollziehbarkeit in der Umsetzung zu schaffen. Warum etwa soll die künstlerische Leitung, die Bevölkerung nicht wissen, welches Budget wofür zur Verfügung steht? Meine Aufgabe ist in diesem Sinne sicher zu 50% mediatorischer Natur. Läuft man nicht Gefahr, zwischen den nicht unbedingt als uneitel geltenden Politikern und Künstlern aufgerieben zu werden?
Du musst sicher auf dein eigenes Energiepotenzial aufpassen bzw. aus dir selbst heraus immer wieder Energie schöpfen. Ganz wichtig ist, dass du nicht das Gefühl bekommst, fremdbestimmt zu sein – aber das habe ich nicht, ganz im Gegenteil. Ich bin jetzt seit 12 Jahren dabei, und für mich persönlich ist es noch immer unglaublich, mit welcher Unabhängigkeit wir arbeiten können, und zwar
in praktisch allen Belangen, egal ob jetzt im Künstlerischen oder auch in personellen Fragen – es gab kaum politische Interventionen! Umgekehrt ist wohl genau das der Nährboden für die professionelle Arbeit, die wir leisten. Es gibt ein gutes Miteinander. Die Rahmenbedingungen werden von politischer Seite – Stichwort gedeckelte Budgets – dennoch nicht leichter?
Es gibt ein klares politisches Commitment zur Kulturarbeit in Niederösterreich. Unsere Aufgabe ist es, transparent zu machen, was das kostet und was dafür nötig ist. Natürlich bemühen wir uns als NÖKU in unseren eigenen Bereichen die sinnvollen Einsparungspotentiale auszuschöpfen. Wir haben etwa im letzten Jahr durch interne Anpassungen rund zwei Millionen Euro eingespart – wir machen also unsere Hausaufgaben. Umgekehrt ist es Faktum, dass unsere Kulturbetriebe nicht ohne öffentliche Förderung existieren können, jetzt ganz abgesehen davon, ob sie 30, 40 oder 50% Eigenquote erwirtschaften. Das heißt, wir haben einen sehr engen Handlungsspielraum, der irgendwann an seine Grenzen stößt. Wie kann man sich das vortellen – welche Reaktionsmöglichkeiten bleiben dann überhaupt?
Im Grunde gibt es immer drei Szenarien: Entweder du sparst derart ein, dass man etwa mehr Schließtage hat, weniger Produktionen umsetzt etc. – d.h. im Umkehrschluss aber, dass das ursprüngliche Konzept nicht mehr umsetzbar ist. Oder du bekommst
TEXT: Johannes Reichl | Fotos: Udo Titz, Lukas Beck
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„Ein guter Kulturmanager schafft es in einem gleichseitigen Dreieck die Balance zwischen Politik und Kunst herzustellen.“ MFG 03.14
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mehr Geld von der öffentlichen Hand – was in diesen Zeiten immer unwahrscheinlicher wird. Oder du steigerst die Eigenerlöse, was aber ebenfalls extrem schwierig ist. Vor allem müsste man hierfür wohl die Eintrittspreise erhöhen?
Diesbezüglich ist aber eine große Preissensibilität zu spüren. Die Leute in diesem Raum, egal ob sie jetzt eine Veranstaltung in Grafenegg besuchen oder eine im Festspielhaus, wollen nicht 90 Euro oder mehr für eine Konzertkarte ausgeben. Das haben wir etwa beim Konzert des London Symphonie Orchestra gesehen. Alle Kategorien waren ausverkauft, bis auf die zwei teuersten – die ersten Reihen blieben deshalb leer. Diese Tickets waren den Besuchern schlicht zu teuer.
Weil Sie Grafenegg und Festspielhaus erwähnt haben: Da gab es im Zuge der Etablierung Grafeneggs ja die Befürchtung, das könnte auf Kosten des Festspielhauses gehen?
Ich denke, die ist vom Tisch. Ich habe die beiden Häuser nie als Konkurrenz gesehen, sondern im Gegenteil als Bereicherung und Ergänzung – genau das ist ja auch ein Grundasset der NÖKU, dass wir die Betriebe unterschiedlich positionieren können, so dass es eben zu keiner Konkurrenzsituation kommt: Grafenegg mit dem Hauptfokus auf die klassische Musik und insbesondere dem Sommfestival-Betrieb, das Festpsielhaus wiederum als Mehrspartenhaus im Saisonbetrieb, wo die Tonkünstler ein Zuhause haben, aber ebenso Tanztheater und Weltmusik eine wichtige Rolle spielen. Ich glaube, man hat mittlerweile begriffen, dass ein starkes Grafenegg ein starkes Festspielhaus bedingt und umgekehrt. Welche Perspektiven ortien Sie noch fürs Festspielhaus?
Da sehe ich noch viele Möglichkeiten. Ich war etwa unlängst in Bamberg, einer Stadt mit etwa 70.000 Einwohnern, also mit St. Pöl50
ten vergleichbar. Dort spielt die Bamberger Philharmonie 32 Konzerte für die Menschen im Einzugsgebiet. Im Festspielhaus spielen die Tonkünstler 24. Ich denke, dass wir gerade im Hinblick auf das Publikum Richtung Amstetten, Wieselburg, Scheibbs, aber auch in den Wiener Speckgürtel hinein noch großes Potenzial haben. Auch die Wiener können wir dank der neuen, schnellen Zugverbindung noch stärker ansprechen. Das ist vor allem eine Kommunikationsaufgabe, der wir uns stellen müssen. Bleiben wir bei Wien: Was sagen Sie zum Burgtheater-Skandal? Wäre derlei – in Wien besteht ja mit der Bundestheaterholding eine ähnliche Konstruktion wie in NÖ mit der NÖKU – auch in einem Ihrer Betrieb möglich?
Also die Aussage „So etwas kann es bei uns niemals geben“ werden Sie von mir sicher nicht hören. Aber wir haben ganz klare Regeln und Standards geschaffen, die wir kontrollieren und mit denen wir bislang auch ganz gut fahren. Eines zeigt sich ganz grundsätzlich: Es hängt eben nicht nur davon ab, dass man Regeln und Standards schafft, sondern dass man diese auch wirklich lebt und umsetzt – also nicht, wie scheinbar passiert, eine Ebene darunter Parallelstrukturen aufbaut. Wenn wir in der NÖKU
vom Vier-Augen-Prinzip reden, dann geht es um Kontrolle, ebenso um die Überzeugung, dass vier Augen eben mehr sehen als zwei, zwei Köpfe mehr Hirnschmalz produzieren als einer. Die involvierten Protagonisten sollen sich gegenseitig helfen und ergänzen, und nicht erst recht wieder voneinander abgrenzen oder gar gegeneinander arbeiten. Ein anderes überregionales Thema betrifft die Auswirkungen des Antikorruptionsgesetzes. Viele Kulturinstitutionen klagen, dass dadurch die Abnahme von Kartenkontingenten durch Unternehmen ausgeblieben ist, auch die Sponsoringbeiträge würden einbrechen. Wie stellt sich die Situation in der NÖKU dar?
Die Verschärfung des Antikorruptionsgesetzes und damit einhergehend die Frage der Amtsträger sowie der Einladungspolitik hat eine Kettenreaktion ausgelöst, die auch auf unsere Betriebe Auswirkungen hat. Ich habe zwar zum Teil noch langfristige Sponsorverträge, aber wir merken schon jetzt, dass die darin enthaltenen Kartenkontingente nicht mehr so stark abgerufen werden wie früher – das ist ein Faktum. Wenn diese alten Verträge auslaufen, muss ich auf diesen Gegebenheiten fußend neue ausverhandeln – die Rahmenbedingungen sind also nicht besser gewor-
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den. Weiters hat uns die neue Gesetzgebung auch einen bürokratischen Mehraufwand beschert, weil ja viele unserer Mitarbeiter selbst Amtsträger sind. Wir haben daher Compliance geschult – wie gehe ich mit Einladungen um, wen darf ich überhaupt einladen, wie verhalte ich mich richtig, um kein strafrechtliches Delikt zu begehen. Schließlich kommt noch ein steuerrechtlicher Aspekt hinzu: Wenn ich Unternehmen Karten-Kontingente anbiete, und sie geben diese Tickets z. B. an ihre Mitarbeiter weiter, handelt es sich um einen Sachbezug, der versteuert werden muss. Das bedeutet der ursprüngliche Sinn, einen Mehrwert, eine Motivation, eine Belohnung etc. für die eigenen Mitarbeiter zu schaffen bzw. zu lukrieren, wird durch die neuen Regelungen in gewisser Weise untergraben. Warum wird dann eigentlich nicht in einem Schulterschluss der Kulturbetriebe eine „Reparatur“ des Gesetzes gefordert?
Weil das ein extrem sensibles Thema ist und jeder, der es anpackt, sofort in die Defensive gedrängt wird und in den Geruch gerät, Korruption, Bestechung oder Anfütterung Vorschub zu leisten. Man kommt unter der aktuellen gesellschaftlichen Wahrnehmung argumentativ einfach nicht durch. Deshalb schmerzt mich die Geschichte rund um das Burgtheater und die daraus resultierenden Kollateralschäden für den ganzen Sektor ja umso mehr. Denn jenen, die aktuell zurecht mehr öffentliche Unterstützung fordern und diese bräuchten, wird eine Pauschalverurteilung entgegengehalten: „Geh bitte, in den Kulturbetrieben herrscht sowieso keine Transparenz, da verschwinden Millionenbeiträge irgendwo, da ist Korruption im Spiel“ etc. – das ist eine fatale Entwicklung!
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Sie haben vorher die negativen Auswirkungen des Gesetzes auf Sponsorverhandlungen erwähnt.
Wir haben die Situation, dass auf der einen Seite öffentliche Fördermittel eingefroren werden und wir daher gefordert sind, verstärkt externe Quellen für Sponsoring zu gewinnen. Auf der anderen Seite sponsern Firmen aber nur Gegenleistungen, die ganz klar bewertet und dokumentiert werden können, weil kein Geschäftsführer oder Vorstand Gefahr laufen möchte, sich wegen Untreue verantworten zu müssen. Mittels klar bewerteter Kartenkontingente als Gegenleistung ist das ganz gut regelbar. Dadurch aber, dass diese Kontingente aufgrund des neuen Gesetzes nicht mehr so stark nachgefragt werden, können wir sie auch nicht mehr im selben Maß wie früher einbringen. Dadurch schmälert sich der Gegenleistungswert, mit der Quintessenz, dass der Sponsor weniger Geld dafür anbieten wird. Sind die veränderten Rahmenbedingungen mitverantwortlich für eine gewisse Neuorientierung?
Die NÖKU ist in einem steten Prozess. Die Konstruktion besteht ja seit März 2000. Waren die ersten Jahre von einer starken Wachstumsstrategie geprägt, so befinden wir uns aktuell in einer der Reorganisation. Es geht darum, zu optimieren, gewisse Themen zu konzentrieren, andere zu hinterfragen. Gerade im letzten Jahr gab es diesbezüglich große Veränderungen. Zum einen wurden Gesellschaften zusammengelegt, andere wiederum wurden – wie zum Beispiel Grafenegg und die Tonkünstler Niederösterreich – wieder stärker getrennt. Einige Marken haben wir ganz auslaufen lassen, etwa den Klangturm, die Kulturfabrik Hainburg als fixe Ausstellungshalle oder
„Es hängt eben nicht nur davon ab, dass man Regeln und Standards schafft, sondern dass man diese auch wirklich lebt und umsetzt.“
das Kontraste Festival, dahingegen haben wir das Donaufestival und die Kunsthalle stärker verschränkt. Ein ganz besonderes Projekt ist MAMUZ 2014. Früher hatten wir Frühgeschichte in Traismauer, Urgeschichte in Asparn und Ausstellungen in Mistelbach. Mit dem neuen Urzeitgeschichtemuseum MAMUZ an den Standorten Asparn und Mistelbach haben wir jetzt 40.000 Jahre Urgeschichte komplett neu dar- und aufgestellt – damit gewährleisten wir eine praktisch lückenlose historischen Gesamtdarstellung Niederösterreichs: Urgeschichte im MAMUZ, die römische Geschichte in Carnuntum, Volkskunde in Niedersulz sowie die Geschichte ab dem Mittelalter im Landesmuseum. Wir schaffen damit Klarheit in den Strukturen auf Basis strategischen Handelns. Es muss nicht immer alles so bleiben, wie es einmal war, sondern man muss immer nachjustieren und anpassen. Dies betrifft etwa auch den Bereich der zeitgenössischen Kunst – da fragen wir laufend, welche sinnvollen Plattformen wir diesem geben können. Das führt uns zum hartnäckigen Gerücht, dass die Kunstsektion des Landesmuseums möglicherweise nach Krems verlegt werden soll. Ist da etwas dran?
Gerüchte gibt es viele. Faktum ist, dass wir konzeptiv laufend überprüfen, was Sinn macht. Was wo funktioniert oder nicht, wie es sich auch im geografischen Kontext darstellt, welche Marktteilnehmer es noch gibt – und da reden wir von einem Raum, der auch die benachbarten Bundesländer umfasst. Diesbezüglich hat sich im Museumssektor ja extrem viel getan in den letzten Jahren, denken wir an den Beschluss eines Neubaus des Wien Museums, ein neues Landesmuseum im Burgenland, die Neue Galerie Graz im Joanneumsviertel oder die neue Landesgalerie in Linz. Unsere Aufgabe ist es, auch in St. Pölten ein modernes, zeitgemäßes Landesmuseum zu fördern und nach der sinnvollsten Nutzung zu fraMFG 03.14
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Das Landestheater wiederum ist so erfolgreich, dass zuletzt der Ruf nach einer Probebühne laut wurde, weil man Erfolgsproduktionen aufgrund der Belegung der Bühnen für Proben der nächsten Stücke nicht verlängern konnte.
gen – da gibt es verschiedene Optionen, wobei zwei Aspekte fundamental sind: Das Landesmuseum muss ein Museum der Vermittlung sein, und es muss allen voran eines für Familien und Schüler sein, welche die Hauptzielgruppen darstellen. Klingt jetzt nicht unbedingt danach, dass die Kunst bleibt!
Ich sag gar nicht, es muss etwas weg – das würde den Prozess, in dem wir uns befinden, präjudizieren. Aber ich sage, wir müssen uns alles genau anschauen: Als das Museum 2002 eröffnet wurde, war der Schwerpunkt, wie seit jeher, auf Flora und Fauna gelegt – in diesem Segment haben wir auch die meisten Besucher. Dann haben wir vor vier Jahren einen eigenen Raum für die Landeskunde geschaffen. Dieser Bereich spielt aber in Hinkunft eine noch bedeutendere Rolle im Hinblick auf unser Zielpublikum, auch das muss in die Überlegungen miteinfließen. Keine Angst, dass allein durch das Gerücht wieder die Diskussion nach der „Kulturhauptstadt“ – St. Pölten oder Krems – aufflammt?
Mir gefällt, dass wir mittlerweile von diesem Denken „die kriegen mehr als wir“ weggekommen sind, weil es halt auch einfach nicht stimmt: Es ist überall etwas jeweils Schlüssiges 52
umgesetzt worden – in St. Pölten etwa ein Kunstdepot auf der grünen Wiese, der Zubau für die Bühne im Hof, die Landeskunde im Landesmuseum. In Krems wiederum der Campus der Donau-Uni mit den dort angedockten künstlerischen Outlets wie Archiv der Zeitgenossen oder Kino im Kesselhaus. Unsere Aufgabe als NÖKU ist es, koordiniert vorzugehen: So haben wir etwa Sommertheater ganz bewusst nicht in Krems gemacht, weil wir bereits in St. Pölten hinsichtlich der Bühnen sehr gut aufgestellt sind. Wenn man da noch das cinema paradiso oder das VAZ dazunimmt – dann haben wir in der Hauptstadt eine Dichte an guten Angeboten, die es in Relation kein zweites Mal in Österreich gibt. Kommen wir vielleicht kurz auf die St. Pöltner NÖKU-Betriebe zu sprechen. Stichwort Bühne im Hof – dort wird ja in absehbarer Zeit ein Wechsel in der künstlerischen Leitung anstehen, wie man hört.
Mimi Wunderer wird noch bis 2015 im Amt sein. Sie hat hier ja unglaubliche Aufbauarbeit geleistet.
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Diesbezüglich haben wir schon reagiert, indem wir die Probebühne 1 des Festspielhauses – ganz im Sinne, vorhandene Synergien zwischen den Betrieben zu nutzen – heuer für zwei, im nächsten Jahr sogar für vier Produktionen dem Landestheater zur Verfügung stellen. Von der Struktur her gibt es sicher keinen besseren Raum dafür! Genau das sehe ich auch als meine Aufgabe – über den Tellerrand hinauszuschauen, zu untersuchen, wo es vielleicht noch Reserven gibt bzw. wo Ressourcen brachliegen – das macht Sinn! Jeder Neubau hätte enorm viel Geld verschlungen, sowohl in der Etablierung als auch bei den Personalkosten. Troubleshooting scheint überhaupt Teil Ihrer Jobdescription zu sein. Immer wieder spielen Sie Feuerwehr und fungieren als Leiter eines NÖKU-Betriebes, wenn Not am Mann ist.
Ich springe ein, wo notwendig, und sobald es die Rahmenbedingungen erlauben, ziehe ich mich wieder zurück auf meinen Kernjob. Für mich persönlich ist das natürlich eine Mehrbelastung, aber es ist stringent, weil die Holding ja sehr stark mit den einzelnen Betrieben verwoben ist, d.h. ich tu mir leichter, gewisse Positionen und Aufgaben zu übernehmen. Trotz allem also ein Traumberuf?
Ja, ich glaube schon! Aber wie heißts so schön: Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. (lacht) Aber das gehört dazu.
„Ich sag gar nicht, es muss etwas weg – das würde den Prozess, in dem wir uns befinden, präjudizieren. Aber ich sage, wir müssen uns alles genau anschauen.“
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ANDREAS GRUBER
Der Angstmacher
Er schreibt die so ziemlich spannendsten (und für manche Zeitgenossen auch grauslichsten) Thriller, die Österreich zu bieten hat. Er sucht nicht nur regelmäßig St. Pölten heim, sondern schickt – wie in seinem aktuellen Roman „Herzgrab“ – die Protagonisten seiner Romane und Erzählungen regelmäßig an die Abgründe der menschlichen Seele und darüber hinaus. Er heißt Andreas Gruber und hat die Lizenz zum Angst einjagen.
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er Bär!“, ruft eine nicht ganz unbekannte österreichische Schriftstellerin bei einem unserer Treffen aus, als die Sprache auf Andreas Gruber kommt, und lacht. Sie meint natürlich: Teddybär. Das sei die liebevolle Bezeichnung der österreichischen Krimi-Autorenschaft, wenn es um besagten Herrn geht. Ich kann‘s nachvollziehen: Es gibt kaum einen deutschsprachigen Vertreter der schreibenden Zunft, der dermaßen freundlich, unkompliziert und humorvoll ist wie Gruber. In seiner Gegenwart fühlt man sich in Sekundenschnelle unglaublich wohl. Seine finstere Seite zeigt er in seinen Büchern: ob Horror, Science Fiction oder – seit einigen Jahren – erfolgreiche Thriller, die regelmäßig an der 100.000er-Auflagen-Marke kratzen. Nicht schlecht für einen Teddy. Der mir schon einige Male schlaflose Nächte bereitet hat, mit der Geschichte der dünnen Männer etwa, die einen Wiener Hausflur entlang schleichen. Und dann klopfen sie … O Gott! „Schreiben wollte ich immer schon“, erinnert er sich. „Zu einem Zeitpunkt, als ich noch zu klein war, um schreiben zu können, hab‘ ich Comics gezeichnet, um Geschichten zu erzählen. In den Sprechblasen waren dann irgendwelche Zeichen, die halt aussehen sollten wie Schrift.“ 54
TEXT: Thomas Fröhlich | Fotos: ZVG
Geschichten erzählen – das ist der Punkt. Aber halt nicht irgendwelche: „Im Grunde schreib‘ ich das, was ich selbst gerne lese. Und das sind nun einmal Horror- und SciFi-Stories, Thriller und Krimis.“ Wobei er seit Beginn seiner Karriere umgehend in Deutschland akzeptiert wurde – in Österreich ließ sich das aufgrund seiner Genre-Bezogenheit und seiner Weigerung, permanent zu irgendwelchen sozialen oder politischen Themen (literarisch) Stellung zu nehmen, eher zäh an und er galt hier jahrelang als „Geheimtipp“. Das etcetera der LitGes St. Pölten war wohl eine der wenigen österreichischen Publikationen, in denen Gruber regelmäßig veröffentlichte – bei einigen Lesungen in St. Pölten, beim Blätterwirbel im Landestheater oder im Cinema Paradiso etwa, zementierte er persönlich seinen Ruf als präziser Chronist des Schreckens. Nicht, dass Gruber an gesellschaftlichen Themen uninteressiert wäre – im Gegenteil. „Aber wenn ich über die Überwachung à la NSA schreiben tät‘, gegen die alles von Orwell verblasst, würde das mit soviel Wut im Bauch passieren ...“ Da schon lieber gemütliche Serienkiller, Tentakelmonster from outer space oder Racheengel aus der Mitte der so genannten guten Gesellschaft. Am stärksten ist Gruber ja dann, wenn er, wie im soeben bei Goldmann erschienen Roman Herzgrab, die Leserschaft in der scheinbaren Sicherheit der Normalität wiegt, um dann schleichend Düsternis und Grauen an den Rändern einsickern lässt. Gruber ist gebürtiger Wiener und erblickte im mythenverhangenen Jahr 1968 das fahle Licht der Welt. Nach einer „von Raumschiff Enterprise und Clever und Smart-Comics versüßten und inspirierten Kindheit“ lernte er an der Wirtschaftsuniversität Wien die Trockenheit des „wirk-
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lichen“ Lebens kennen – und möglicherweise den wahren Horror, der sich hinter Kürzeln wie BWL, VWL oder Nebelbegriffen wie Shareholder Value versteckt. Derzeit arbeitet Gruber halbtags im Büro eines Pharmakonzerns und lebt mit Ehefrau Heidemarie und jeder Menge Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. „Das Landleben hat für mich nur Vorteile,“ meint Gruber, der ja auch die Großstadt zur Genüge kennt. „In der Früh kommen die Rehe aus dem
Romane Der Judas-Schrein (Festa Verlag, 2005) Schwarze Dame (Festa Verlag, 2007) Das Eulentor (Blitz Verlag, 2008) Die Engelsmühle (Festa Verlag, 2008) Rachesommer (Bertelsmann, 2010) Todesfrist (Club Bertelsmann, 2012) Herzgrab (Goldmann Verlag, 2013)
nahe gelegenen Wald bis fast vor die Haustür, es ist ruhig – und ich komme zum Schreiben.“ Was er ab 2015 ausschließlich betreiben wird. „Es ist jetzt soweit.“ Er, der mit Veröffentlichungen bei Klein- und Kleinstverlagen begonnen hat, darf nun auf einen von seinem Literaturagenten vermittelten Vertrag über mehrere Bücher beim Goldmann-Verlag blicken, was
Freiheiten aber auch Verpflichtungen bringt. „Der Buchmarkt ist unglaublich hart. Und es ist leider so: Dein Buch kann noch so gut sein – wenn es nicht g‘scheit beworben wird, du also keine gute Marketing-Abteilung im Verlag hast, gelangt das nie an ein größeres Publikum.“ Er selbst nahm drei Anläufe, den dritten im Alter von 29. „1996 hatte ich Grippe, war zwei Wochen ans Bett gefesselt, fad war mir, also hab‘ ich meinen Laptop hergenommen und im Krankenstand meinen ersten Roman geschrieben.“ Er schmunzelt: „Und genauso liest er sich auch. Der ist zurecht nie veröffentlicht worden.“ Doch seitdem schrieb er regelmäßig – für Fanzines, Fantastikmagazine, Literaturzeitschriften, Anthologien, verfasste Erzählbände und Romane, vieles davon preisgekrönt. Dabei sei ihm das Talent dazu gar nicht in die Wiege gelegt worden. „Zum Musiker, Regisseur, Maler oder Comiczeichner hatte ich allerdings noch weniger Talent. Also besuchte ich diverse Schreibseminare, um es zu lernen.“ Denn Schreiben sei zum überwiegenden Teil Handwerk. Plus ein paar gute, in seinem Fall wunderbar grauenhafte Plotideen. Und langjährige harte Arbeit. „Darum empfehle ich auch Jungautoren, sich ernsthaft zu fragen, ob sie dieses ‚Müssen‘ verspüren. Denn wenn das Schreiben ohne Herzblut passiert, werden da nur ein paar sinnlos verschissene Jahre daraus.“ Sprachlich versiert zieht Gruber nun seit Jahren schon die Spannungsschraube an und vergießt dabei nicht nur jede Menge Herzblut. Für Ende 2014 ist der nächste Anschlag aufs Nervenkostüm der Leserschaft geplant. Und er beweist damit wieder einmal, dass die literarisch perfidesten Ideen mitunter von den nettesten Menschen ausgebrütet werden.
„Wenn das Schreiben ohne Herzblut passiert, werden da nur ein paar sinnlos verschissene Jahre daraus!“ MFG 03.14
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MFG ADVERTORIAL
Keine Musik ohne Leidenschaft Ist es nicht Musik, die die Menschen zusammen bringt, der kleinste gemeinsame Nenner aller Kulturen? Individuell ist sie bestimmt, aber nie ohne Leidenschaft. Wann lebt man mehr, als in dem Moment, in welchem man ganz in Musik eintaucht?
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ie erste Geige in einem Kulturhaus spielt immer die Emotion, die Leidenschaft, welche durch Musik, Tanz und Geschichte hervorgerufen wird. Das Festspielhaus St. Pölten ist dafür bekannt, ein Tor zur Welt zu sein, großartige Produktionen in die Landeshauptstadt zu holen und dem Publikum zu ermöglichen, vor der Haustüre in eine andere Welt einzutauchen, nur um nach einigen Stunden wie aus einem wunderschönen Traum zu erwachen. Auch in der zweiten Hälfte der Spielsaison 2013/2014 enttäuscht das Haus keineswegs, sondern begeistert mit internationalen Größen und kritischen, komplexen und herausragenden Produktionen von Welt.
Gustostückerl der Musik
„Ich hatte genug davon, den sicheren Weg zu nehmen und als ein weiterer afrikanischer Musiker abgestempelt zu werden“, verrät Salif Keïta. Der aus Mali stammende PopMusiker verbindet in seiner Musik traditionelle westafrikanische Musikstile mit Einflüssen, die aus Europa und Nordamerika stammen. Musikinstrumente, die Keïta in seinen Stücken einsetzt, sind unter anderem Balafon, Djembe, Gitarre, Kora, Orgel, Saxophon und Synthesizer. Sein Zugang zur Musik: „Wir wollen den Weg ebnen, sodass die Menschen einen ganzen Kontinent neuer Musik entdecken.“ Afrikanische Musik mit neuem Geschmack gibt es bei seinem Konzert im Festspielhaus St. Pölten am 5. April zum Kosten. Mischa Maisky wurde von seinem Mentor Mstislaw
Rostropowitsch, seines Zeichens selbst gefeierter Künstler der russischen Musikszene, als „…eines der herausragendsten Talente in der jüngeren Cellisten-Generation“ 56
Die Faszination Kino hat das Publikum vom ersten Tag des Lichttheaters an gefesselt. Ein besonderes Erlebnis bietet am 17. Mai das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung eines des derzeit renommiertesten Synchrondirigenten, Frank Strobel. Der Klassiker des Stumm-
Fotos: Richard Dumas, Hideki Shiozawa, Filmarchiv Austria, JC Carbonne, MAU
bezeichnet. Sein Spiel verbindet Poetik und hervorragendes Feingefühl mit viel Temperament und brillanter Technik. Gemeinsam mit dem von Katharina der Großen 1776 gegründeten Bolshoi-Orchester unter der Leitung des Dirigenten Alan Buribayev, der für Sinnlichkeit und Perfektion steht, ist er am 10. April im Festspielhaus zu Gast. Maisky gibt Ottorino Respighis „Adagio con variazioni“ in einer vibrierenden Vorstellung am Cello. Das Bolshoi-Orchester spielt im Anschluss Tschaikowskis dritte Symphonie, die seinerzeit von einem Kritiker als „größtes musikalisches Ereignis des Jahrzehnts“ gefeiert wurde.
films „Der Rosenkavalier“ von Hugo von Hofmannsthal unter der Regie von Robert Wiene und der Musik Richard Strauss’ live zum Leben erweckt. „Stummfilme sind zeitlose Gesamtkunstwerke ganz im Wagnerschen Sinne. Sie funktionieren heute noch genau so wie damals in der Frühzeit des Kinos. Es kann sich der Verbindung der visuellen Kraft einer großen Leinwand mit der emotionalen Kraft der Musik, die von einem Symphonieorchester live zum Film gespielt wird, keiner entziehen.“ schwärmt Strobel.
Dance, dance, dance
samoanischen Legende mit der heutigen Überwachungsgesellschaft und den Social Networks in einer Welt, die alles sieht und nichts vergisst, auseinander. Dabei schafft er neue, klischeelose Raum- und Zeiterfahrungen eindringlich verlangsamter Bildwelten aus Bewegung, Licht und Schatten, die von den Mythen und Ritualen des pazifischen Raums in eine radikale und neue Theatererfahrung führen.
Der französische Choreograf Angelin Preljocaj verzauberte bereits das Publikum mit seiner erotischen Inszenierung „Les Nuits“ beim Saisonauftakt im September. Jetzt kehrt er mit der Österreich-Premiere seiner Produktion „And Then, One Thousand Years of Peace“ ins Festspielhaus zurück. Seine Stücke sind bekannt als Gefühlsexplosion, verbinden sie doch tänzerische Körperkunst mit hochrangigen Namen aus der Modewelt, welche einzigartige Kostümkreationen garantieren, ebenso wie das Who is Who der Musikszene. Das Bühnenbild gestaltete der international renommierte indische Künstler Subodh Gupta, der Alltagsgegenstände in kultische Objekte verwandelt. Der französische Technostar Laurent Garnier, den Angelin Preljocaj als „Voodoo-Soundschöpfer“ bezeichnet, komponierte die Musik. Perfekter Ausklang des Abends findet sich im Anschluss in der Dance-Lounge mit Weinbegleitung des Winzerhofes Schöller. Der samoanische Theaterkünstler Lemi Ponifasio wurde durch Peter Sellars und dessen New Crowned Hope Festival 2006 nicht nur erstmals in Wien, sondern auch europaweit bekannt. Mittlerweile ist er mit der neuseeländischen Compagnie MAU weltweit auf den großen Festivals zu Gast. Seine neueste Arbeit „The CRIMSON HOUSE“, die am 28. März im Festspielhaus zur Europa-Premiere gelangt, ist benannt nach dem samoanischen Fale’ula, einem scharlachroten Haus, errichtet von den Göttern, um die Menschen zu beobachten. Ponifasio setzt sich anhand dieser
Dass brasilianischer Tanz weit mehr ist als nur Samba – dafür steht seit Jahrzehnten v. a. ein Name: Grupo Corpo, die weltweit bekannte Compagnie aus Belo Horizonte. Am 8. Mai ist sie mit ihrer Österreich-Premiere der international gefeierten Produktion „Sem Mim“ („Ohne mich“), die auf mittelalterlichen Troubadour-Gesängen basiert, sowie der 1997 entstandenen Kreation „Parabelo“ im Festspielhaus zu Gast. Das Erfolgsrezept des Ensembles, das mit seinem faszinierend-wilden Stil bei ausgedehnten Tourneen auf der ganzen Welt Furore gemacht hat, gründet in der wunderbaren Mischung aus zeitgenössischem Ballett, das sich auch in musikalischen und tänzerischen Traditionen mit der farbenfrohen Lebenslust Brasiliens verbindet.
Ein Blick ins Programm zahlt sich aus www.festspielhaus.at MFG 03.14
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MFG ADVERTORIAL
TERMINE Sa, 29. März, 19.30 Uhr Landestheater Niederösterreich MEINE MUTTER, KLEOPATRA von Attila Bartis
Do, 10. April, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten BOLSHOI-ORCHESTER: RESPIGHI/SAINT-SAENS/TSCHAIKOWSKI
Do, 08. Mai, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten GRUPO CORPO: SEM MIM
Fr, 13. Juni Dach NÖ Versicherung SOMMERFEST
Tipp1: Gratis in LandesmusEen Fördervereins Mitglieder haben unter Vorlage ihrer Mitgliedskarte freien Eintritt in zahlreiche Landesmuseen in Österreich und Liechtenstein. Eine genaue Liste der teilnehmenden Museen finden Sie auf unserer Homepage www.kulturbezirk.at unter dem Button „Förderverein“.
Tipp2: Review Nach jeder unserer Veranstaltung stellen wir auf unsere Homepage www.kulturbezirk.at ein paar Schnappschüsse des Empfangs, um ein bisschen in Erinnerung schwelgen zu können.
Mitglied werden und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previes, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter 02742/908080812, foerderverein@kulturbezirk.at
FÖRDERVEREIN
Frühlingserwachen
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as Jahr 2014 ist noch jung, körper nicht nur Tschaikowskis 3. und doch haben wir vom Symphonie zum Besten geben, sonFörderverein Kulturbezirk dern mit einem der berühmtesten Celschon einige großartige Produkti- listen der Gegenwart Ottorino Resonen miterleben dürfen. Und in dieser pighis „Adagio con variazioni“ sowie „Tonart“ geht es noch bis Juni, bevor Camille Saint-Saëns’ 1. Cellokonzert wir uns eine kleine Sommerpause gön- musizieren wird: Freuen Sie sich auf nen, weiter! den grandiosen Virtuosen Mischa Gleich unser nächster gemeinsamer Maisky! Abend am 29. März im LandestheNach Theater und Musik fehlt soater, wo wir Attila Bartis „Meine zusagen noch die dritte künstlerische Mutter Kleopatra“ beiwohnen dür- Trademark der Landeshauptstadt: fen, verspricht Spannung – und zwar Tanz! In diesem Genre dürfen wir nicht nur aus dramatischer, sondern diesmal einer „Premiere“ beiwohnen. auch politischer Sicht. Handelt das So wird erstmals die weltberühmte auf Bartis Roman „Die Ruhe“ basie- Tanz-Compagnie „Grupo Corpo“ aus rende Stück, aufgehängt Belo Horizonte am 8. auf einer FamiliengeMai im Festspielhaus schichte, den Wandel St. Pölten gastieren. Ungarns vom KommuDie temperamentvollen nismus zum freien Staat Brasilianer sind beab, so konnte für die kannt für ihre KombiRegie in St. Pölten mit nation aus zeitgenösRóbert Alföldi selbst sischem Ballett und eine „historische“ Perfarbenfroher Lebenslust son gewonnen werden. und sorgten mit ihrem Der geschasste Intenfaszinierend-wilden Stil dant des Ungarischen bereits weltweit für FuNationaltheaters, der so rore. In St. Pölten prägar nicht ins rechts-nasentieren sie ihre umjutionalistische Konzept belte Produktion „Sem Róbert Alföldi inszeniert am der Regierung Orbán Mim“ („Ohne mich“). Landestheater. passte und daher unter Wie schon Tradition, großen Protesten (und Druck) abge- laden wir im Anschluss an die Veranlöst wurde, steht in gewisser Weise für staltungen zum exklusiven Förderverdie bisweilen nach wie vor aufwal- eins-Empfang, wo uns auch der eine lenden antidemokratischen Schübe oder andere Künstler einen Besuch unseres Nachbarlandes, gar so, als abstatten wird. schriebe sich der historische Stoff des „Abgerundet“ wird die diesjährige Stückes in der Person des Regisseurs Saison dann am 13. Juni mit unserem in die Gegenwart weiter. schon traditionellen Sommerfest im Am 10. April dürfen wir dann im Biennalsprung auf dem Dach der NÖ Festspielhaus einem Konzert un- Versicherung! ter dem Motto – verzeihen Sie mir In diesem Sinne freue ich mich den verbalen Ausflug in die Welt des schon auf schöne gemeinsame StunFußballs – „Champions League“ bei- den im Förderverein wohnen. So gastiert das Bolschoi Orchester unter dem Dirigat von Vassily Ihr Sinaisky, wobei der großartige KlangLothar Fiedler
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www.kulturbezirk.at, Tel.: 02742/908080 58
Collage Frauenleben © IMAREAL, Fotos: Peter Böttcher
23.02. bis 19.10.2014
FRAUENLEBEN IN NIEDERÖSTERREICH
www.landesmuseum.net
SHORTCUT SZENE
Rosa kocht
Rosa
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Stangen-Tanz
Früher fand man sich räkelnde Frauen an Stangen in einschlägigen Etablissements – heute ist es DIE neue Trendsportart, die mittlerweile auch St. Pölten erreicht hat. MFG schickte Redakteurin Tina Reichl zur Poledance Schnupperstunde im neuen Passion4Pole Studio. „Anfangs waren meine Freundinnen skeptisch und fragten ‚Das willst du machen?‘“, doch spätestens als sie ihnen ein Video ihres ersten „SPIN“ schickte, waren sie überzeugt! Poledance kombiniert Kraft, Eleganz und Ästhetik. Man braucht keine Modelmaße und muss auch nicht zusätzlich trainieren. „Eine Sportart ganz nach meinem Geschmack!“, lacht Reichl, auch wenn sich zwei Tage später „ein brutaler Muskelkater einstellte.“ Für Trainerin Bettina Weidenauer keine Überraschung: „Bei den Figuren an der Stange werden vor allem Oberkörper, Rumpf und Körperspannung trainiert.“ All jenen, die jetzt nicht mehr an einem Verkehrsschild vorbeigehen können, ohne sich darum zu schlingen, sei der nächste Schnupperkurs am 18. März, 18.00-19.00 Uhr ans Herz gelegt. www.passion4pole.at
Graffiti-City Wer hätte das gedacht – waren Graffitis ehemals der Albtraum jeder Kommune und zumeist Ausdruck jugendlichen Protests, wird das Sprayen mittlerweile als Kunstform anerkannt. So sehr, dass die Stadt St. Pölten unlängst eine Pres-
sekonferenz zum Thema gab, in deren Zuge der „Mai-Jam“ des Jugendzentrums Steppenwolf vorgestellt wurde samt (von der öffentlichen Hand unterstützter) Publikation. Die Anerkennung manifestiert sich v.a. aber im ZurVerfügung-Stellen öffentlicher Flächen für Sprayer, in Kürze etwa eine Straßenunterführung bei der Grillparzer Schule. Um sich als absolute GraffitiCity zu positionieren, sollten die Protagonisten noch einen Schritt weiter gehen und mit der HL-AG in Kontakt treten: Die „St. Pöltner Mauer“ – die den Süden St. Pöltens kilometerlang in Form der GZU-Lärmschutzwand durchschneidet – schreit förmlich danach, vom deprimierenden Grau in bunte Graffitis verwandelt zu werden!
Fotos: Lavinia Mayerhof, Clemens Bartenbach, zVg
Es ist Zeit für das perfekte Dinner, Ladies. Kurz noch mal die Checkliste konsultiert, den Kühlschrank inspiziert und die Einkäufe sortiert. Showtime. Rosa kocht. Ladies night am Dingelberg. Die Reise treten diesmal an: vier Vorarlbergerinnen, die ihren Berg mal eben so überqueren, weil es lustig ist. Das kann doch nicht so schwierig sein, vier hungrige Vorarlberger Leckermäuler mit hausgemachter pasta und dolce zu stopfen – und Alkohol. Natürlich. Vino und Wahrheit. Wird Zeit, dass ihr mal was Neues kennenlernt. Zuviel Bergkäse, Käsknöpfle, Funkaküachle oder Fraxner Kirsch kann auf Dauer nicht gesund sein. Als Rahmenprogramm werden wir Rosas Heimatstädtchen by night besuchen und dann wird uns nach St. Pölten auch die Wachau kennenlernen. Mädels, Istanbul haben wir doch auch gerockt. Okay, das Nachtleben Istanbuls mit dem eines 8.000 Seelen Heimatstädtchens zu vergleichen, ist vielleicht etwas gewagt, aber das wird schon. Und Rosa wollte eigentlich gar nicht schreiben, dass sich für manche Vorarlberger Lady der Höhepunkt der Sehenswürdigkeiten St. Pöltens im Inneren des Mango Outlet auftut. Aber hey, ist doch super. Wenigstens diese Nachricht hat sich bis in den Westen verbreitet. Und den Rest St. Pöltens werden sie auch noch lieben lernen, gelle! Rosa macht das schon. Hoi! (Vorarlbergerisch für Hallo). Rosa unterwegs in Sachen Kulturaustausch. Liebe St. Pöltnerinnen und St. Pöltner: In den nächsten Tagen kann es zu einer geballten Ansammlung anderssprachiger – aber garantiert sehr liebenswürdiger, attraktiver und unterhaltsamer – Frauen im Großraum St. Pölten kommen. Bitte seien Sie freundlich, überholen Sie nicht und versuchen Sie, uns zu verstehen. Oder: Studiert schon mal die deutsche Sprache, Mädels. Xibergerinnen, Rosa freut sich auf euch. Sehr sogar. Habidere.
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MFG SZENE
Aus dem Bauch heraus
20 Jahre „on Tour“, 20 Jahre Musik aus aller Frauen und Herren Länder – 20 Jahre „Weltenklang“. Das klingt nach einer Musikagentur mit massig vielen Köpfen – ist es aber nicht. Hinter „Weltenklang“ steckt nur ein Haupt, das des St. Pöltners Dietmar „Hasi“ Haslinger. Heuer feiert er Jubiläum – mit einer ansehnlichen CD-Compilation.
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ollt Ihr auch dabei sein?“ So lautete der letzte Satz im E-Mail, das Haslinger bescheiden, fast schüchtern an die mit ihm seit Jahren tourenden Künstler schickte. „Ich hab mir immer gedacht, eine Rückschau wäre toll, aber der Aufwand, das Problem mit den unterschiedlichen Rechten, hat mich zurückschrecken lassen“, so Haslinger, der zuvor für sich selbst einen Soundstick mit 80 Titeln zusammengestellt hatte. Der hörte sich so gut an, dass die Idee zu einer Jubiläumscompilation immer dringlicher wurde. Nun, das besagte Mail, des Nächtens expediert, entwickelte eine gewaltige Eigendynamik. „You can use any track you want“, war die erste Reaktion eines Künstlers – keinem Geringerem als Dire Straits Gründer David Knopfler. „Die ganze Nacht habe ich positive Antwortmails erhalten“, erinnert sich Haslinger, der nun die CD „Weltenklang 20 – the first years“ realisiert hat und in unserer Geschichte ab sofort zum „Hasi“ mutieren wird. Denn so kennt man ihn nicht nur in St. Pölten, sondern auch in einem beträchtlichen Teil der Musikwelt. Sein Spitzname Hasi geht ohnedies besser mit der Art und Weise, wie er 62
mit Künstlern umgeht, einher. Sein Erfolgsgeheimnis ist, dass „viel Herz in meiner Agentur liegt“. Persönliche Betreuung ist oberste Prämisse. Hasi geht nicht mit Cashcows, sondern mit Freunden auf Tour.
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„Ich bin halt ein exaltierter Freak.“
Das erste Mal Wie es dazu kam? Wir sind im Winter 1992/93, Hasi war Kellner im Szenelokal Narrenkastl und überaus beliebt. Weniger beliebt zu dieser Zeit, von Jörg Haider und Konsorten öffentlich durch das Volksbegehren „Österreich zuerst“ drangsaliert, waren in Österreich abertausende Migranten. André Heller und SOS
Mitmensch riefen zum Lichtermeer in Wien auf. In Ermangelung einer St. Pöltner Veranstaltung trat Hasi mit seinem Freund Harry Friedl auf den Plan. Nach der Kontaktaufnahme zu Heller und Resetarits wurden den beiden Rechte und Logo der Aktion zur Verfügung gestellt. Kurz gesagt, das heimische Lichtermeer wurde ein Erfolg – vor allem der Menschlichkeit und Streitbarkeit von Haslinger. Hasis erste organisatorische Bewährungsprobe, weitere sollten folgen: „‚Sie hätte da eine Idee für ein Festival‘, rief mich eines Tages Michaela Steiner an“, erinnert er sich. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte par excellence und unter dem Namen „Höfefest“ nicht nur in der österreichischen Kulturszene hinreichend bekannt.
TEXT: Andreas reichebner | Fotos: ZVG/Dietmar Haslinger
Danach hätte sich Hasi wieder auf das Kellnerieren konzentrieren können, wäre da nicht dieser junge irische Songwriter beim Höfefest aufgetaucht. „Das taugt mir, wie du das machst, kannst du nicht auch für mich was tun?“, fragte Sean Keane um organisatorischen Beistand. Für Hasi eine Überlegung wert. Als auch die Managerin der legendären Holmes Brothers bei ihm vorstellig wurde, ließ er sich als Ober beurlauben und zog in die weite Welat hinaus – ging auf Tour. „Real World Studios“ von Musikerlegende Peter Gabriel, die erste Adresse für Weltmusik, schickte weitere Künstler. Zeit für eine Musikagentur, dachte sich Hasi, „rennt doch wie am Schnürchen“. Passiert ist ihm dabei der Name „Weltenklang“ – „der war einfach da“. Kataloge wurden gedruckt, als Massensendung an sämtliche Kulturveranstalter geschickt. „Eine Woche ist überhaupt nix passiert, hab dann nachtelefoniert, aber viele Absagen erhalten“. Gleiches Szenario ein halbes Jahr später. „Scheiß auf das …“, Hasi war drauf und dran alles hinzuschmeißen, als plötzlich nach ein paar Telefonaten der Posthof, das Metropol und Alf Kraulitz vom Donaufestival mit ihm zusammenarbeiten wollten. Von da an gings bergauf! Etliche Selbstläufer wie die Fado- oder Irish-ChristmasTour hat er im Programm und immer
wieder neue, aufstrebende Künstler aus dem Bereich der Weltmusik mit folkloristischem Hintergrund – von der grünen Insel, aus Rumänien, Frankreich, Portugal, Schweden, Kanada, den USA ... Ausverkaufte Häuser sind heutzutage das Credo der Kulturveranstalter – Hasi schafft das immer wieder. „Zu meinem Erfolgsgeheimnis zählen etwa die Jahresprogrammhefte auf jedem Sitzplatz. Da weiß man gleich, ah, der ist das mit den Holmes Brothers und dem Fado …“ Gehört zur Familie Längst ist er ein Holmes Brother geworden, gehört zur Familie und erlebte schon viele Geschichterln mit anderen prominenten Künstlern. Auf Tour kann es da schon mal passieren, dass er beim Sundance Festival mit einem älteren Rothaarigen, der sich später als Robert Redford entpuppte, ein Bierchen tschechert oder Joe Strummer, dem legendären Sänger und Gitarristen der Punk-Band „The Clash“ einen Ofen dreht. „Mir hat noch nie ein Mann Wäsche geschenkt“, sagte zu ihm die Blues und Gospel singenden Ikone der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung Odetta Holmes mit Tränen in den Augen – Hasi hatte der Sängerin, weil ihr fror, während einer Tournee Strümpfe bei Wolford gekauft.
FAMILY AFFAIRS. Zu manchen seiner Künstler verbinden Hasi fast familiäre Bande, wie etwa zu den Holmes Brothers – im Bild zu Besuch mit ihnen bei Milica & Hans Theessink.
WELTOFFEN. Hasi, der „European Tuareg“ in Marrakesch.
„Ich bin ein Mensch, der aus dem Bauch lebt, hab sehr viel Glück gehabt“, blickt Hasi zurück, „meine damalige Frau Johanna hat mich unglaublich unterstützt. Es war ein Wahnsinns-Job, ich selbst ein exaltierter Freak.“ Mit Johanna hat er drei Töchter, Lena, Hannah und Marie, denen er regelmäßig Postkarten von seinen Touren schickt. „Ein Steckenpferd von mir.“ Metamorphosen Hasi war schon vieles, Hippie, Mod …, nun hat er seine vorläufige Metamorphose eingenommen – als „European Tuareg“. So nennen ihn die Einheimischen, wenn er, bekleidet mit der Djellaba, dem traditionellen nordafrikanischen Gewand, gemeinsam mit Frau Renate in seiner geistigen Wahlheimat Marokko unterwegs ist. Mit dem St. Pöltner Establishment hat er schwerstens abgeschlossen, „ich mache hier circa 10 Gigs, Emotionen gibt es kaum mehr.“ Viele Ideen und Konzepte, die noch in Schubladen liegen, hat er abgeliefert, „beruflich hat man nie etwas getan für mich.“ Glücksgefühle erlebt Hasi eher, wie seine Musiker, beim Schlussapplaus. „Wenn´s Standing Ovation gibt, bin ich happy. Dann habe ich die Leute vom Fernseher weggebeamt und sie mit echter, lebendiger Kultur beseelt.“ www.weltenklang.at
MFG 03.14
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MFG SZENE
TEXT: MICHAEL KÄFER | Foto: ZVG
Sucht
Beate
Foto: styleuneed/Fotolia.com
Hilfe, ich bin abhängig. Schwer, sehr schwer. Fast lebensbedrohlich. Mein Alltag funktioniert nicht ohne, mein soziales Umfeld ist blitzartig verschwunden, ist nicht mehr greifbar, ich sitz im seltsam stillen Raum. Mitten in der Stadt, mit einem Feeling wie nächtens im tiefen Wald. Aggressiv, wütend. Weil ich nicht tun kann, was ich mir vorgenommen hab, weil ich nicht liefern kann, was ich versprochen hab, weil mir die Zeit davonläuft, indem ich versuche, mein normales Sein wieder herzustellen. Aber was ich auch tu, das Scheiß-Modem springt nicht an. Nichts geht mehr. Kein Internet, kein Fernseher, keine Musik – weil die bei mir auch aus dem Kastl kommt. Keine Möglichkeit, die Mails abzurufen, mit wichtigen Infos für meine Story. Zu spät, um technische Hilfe zu holen. Keine Chance, ein böses Mail an den Multimedia-Anbieter zu schreiben, der Schuld ist an meinem explosiven Zustand. Oder ärger ich mich vielleicht doch über mich selbst? Weil ich ohne nicht kann? Mich nicht wohlfühle, abgeschnitten von meinen virtuellen Kontakten, ohne digitale News, ohne beruhigendes Fernsehberieseln, ohne laute Musik aus meinem W-Lan-verbundenen Lautsprecher? Wär doch gelacht! Schluss mit Modem-Kastl-Denken. Improvisation ist angesagt. Los geht’s: Infos verwerten, die schon im Desktop-Ordner oder auf Papier ihrer Geschichte harren. Und endlich die Glosse schreiben fürs „mfg“. Wegschicken kann ich sie ja dann, wenn die Normalität wieder eingekehrt ist, wenn ich wieder hänge am alles verbindenden Netz. Weil in der Früh, da sag ich dem Kabel kappenden Koffer, der mich ins digitale Jenseits befördert hat, derart meine Meinung, dass er sich herbeamt, um den Schaden zu reparieren. Was er wirklich getan hat. Sonst könnten Sie’s nicht lesen.
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Alle unter einem Dach Der vor Kurzem bezogene Neubau ist bereits der vierte Standort des städtischen Jugendzentrums Steppenwolf – Jugendliche und Sozialarbeiter konnten die Räumlichkeiten mitkonzipieren.
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öglich gemacht hat dies ein Deal zwischen Stadt St. Pölten und Arbeiterkammer, deren NÖ-Zentrale ja aktuell am ehemaligen Schlachthof-Areal entsteht. Dieser mussten Jugendzentrum und Jugendkulturhalle weichen – allerdings nur vermeintlich, denn wenige Meter vom ursprünglichen Standort sind sie nun völlig neu und integriert entstanden, wobei das Jugendzentrum bereits seine Pforten geöffnet hat. Der frei:raum folgt im April. Jugendzentrum-Leiterin Barbara Obernigg und die AK sehen durch die Nähe eine winwin-Situation für beide Einrichtungen: „Dadurch können Schwellenängste der Jugendlichen gegenüber der AK überwunden werden, was wichtig ist – schließlich sind Schulden, rechtliche Probleme von Lehrlingen mit Arbeitgebern oder auch Konsumentenschutz Themen, die von Jugendlichen nachgefragt werden. Nun haben sie den Ansprechpartner gleich um die Ecke.“ 30-70 Jugendliche pro Tag Im Steppenwolf arbeiten vier Sozialarbeiter, welche die Jugendlichen – welche oft aus finanziell schwächeren Schichten kommen – bei ihrer sinnvollen Freizeitgestaltung unterstützen.
Sämtliche Angebote sind gratis. „Der Tagesbetrieb, DJ- und Graffiti-Workshops sowie die Skatehalle bringen Jugendliche aus allen Schichten, Sprachkreisen, Altersgruppen und Ländern bei uns zusammen.“ Rund um den Steppenwolf hat sich das ehemalige „Glasscherbenviertel“ stark verändert. Neubauten wie die FH, Studentenwohnheime, die NDU Factory, die Villa sowie nunmehr die neue AK haben dem Viertel einen Aufschwung beschert. Sozial schwächere Schichten sind zum Teil in andere Stadtteile umgezogen – mit ihnen auch das Klientel. „Grundsätzlich gäbe es ja keinen Mangel an interessierten Jugendlichen – es ist allerdings ein Unterschied, extra Wege auf sich zu nehmen oder kurz auf eine halbe Stunde ins Jugendzentrum um die Ecke zu schauen“, so Obernigg. Wurde daher der Steppenwolf früher von Jugendlichen als „Wohnzimmer“ betrachtet, in dem man vor allem im Winter seine Freizeit verbrachte, muss man die Jugendeinrichtung und ihre Projekte mittlerweile aktiv über die Medien bewerben. Eines ist fix: Der Steppenwolf ist und bleibt ein wichtiger Baustein im Gefüge der St. Pöltner Jugendbetreuung.
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MFG SZENE
Das Zweipersonen-
Gesamtkunstwerk Hereinspaziert ins Unterweger-Universum. Ein Treffen mit Paulus (30) und Johannes (27) Unterweger, das ist vergnüglich verbrachte fliegende Zeit, besser als so mancher Kabarett abend, mit schnell wechselnden Inhalten, von Musik über das Projekt „Hacklstrumpf“ und „tiefere Themen“ bis zum Kochen.
PAULUS
Was, bitte, ist ein „Hacklstrumpf“?
Paulus: Der Name entspringt der Phantasiewelt meines Bruders. Johannes: Es ist der Nachname von „Helmoslip Hacklstrumpf“, einem Charakter aus „Johnny Prackers Abenteuer“, einem humoristischen Werk von mir.
Hacklstrumpf ist also euer aktuelles Projekt. Da verhelft ihr dem Publikum vor allem mit Mundartliedern zu Lachkrämpfen. Wie schafft ihr das? Johannes: Ich bemühe mich, unterhaltsame Texte über
Themen zu schreiben, die anderen Autoren in diesem Zusammenhang gar nicht einfallen würden. Zum Beispiel über Hendln, Morcheln, Fürze oder die Fragen, die ich bei Kreuzworträtseln nicht beantworten kann. Paulus: Abgesehen von den Texten bemühen wir uns auch, die Musik und die Bühnenshow so unterhaltsam wie möglich zu gestalten. Wenn ich mir ein Konzert ansehe, will ich ja auch amüsiert und zufrieden nach Hause gehen. Uns ist das ein großes Anliegen. Also wenn wir bei der Probe eine witzige Idee haben, findet die auch meistens den Weg auf die Bühne. Johannes: Unser musikalischer Stil ist übrigens ein extraordinärer Mix aus Rock, Blues, Country, Reggae, Polka, Rap und mehr, der sich mit eingängigen Melodien und teilweise verschachtelten Rhythmen zu den hacklstrümpfischen Liedern wohlwollend vereint. Eine vergnügliche Einheit für Augen und Ohren also. Ihr baut ja auch eure Bühnen-Deko selber. Und Johannes hat schon Bilder ausgestellt.
Paulus: Egal ob Musik, Malerei, Film oder sogar Kochen, des san jo ois de söbm Sochn! Mein Bruder und ich interessieren uns einfach für jegliche Form der Kunst und haben in unserem Schlagzeuger Johannes Forstreiter alias Brad Senfried Hendlman einen würdigen Mit-
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streiter gefunden, mit dem wir unsere Idee eines Gesamtkunstwerkes verwirklichen können. Johannes: Nachdem ich schon eine Ausstellung mit Computerbildern hatte, beschäftige ich mich zurzeit mehr mit Zeichnungen und habe auch begonnen ein Buch zu schreiben. Vorher erscheint aber noch eure neue CD.
Johannes: Wir nehmen gerade mit Florian Höfinger die
erste Hacklstrumpf-CD „Kannst Du schon die Spülung hören?“, mit fünfzehn selbst komponierten und getexteten Nummern im niederösterreichischen Dialekt auf. Verkleidet Ihr Euch gern? Paulus trägt ja jetzt auch abseits der Bühne die rote Zipfelmütze und den Ziegenbart. Johannes ist seit Jahren nur mehr mit charakteristischer Kopfbedeckung zu sehen.
TEXT: BEATE STEINER | Fotos: Valentin Reiter, AleXander Wille
JOHANNES
bewegen uns stilistisch mehr denn je in Richtung Metal. Die nächsten Konzerte finden am 7. März beim Local Heroes und am 21. März im Rahmen des Metalchamp Wettbewerbs, beide im Warehouse, statt. Gibt’s eine musikalische Verbindung zwischen euren Bands? Paulus: Ja, uns!
Miteinander arbeiten, proben, musizieren – kracht’s da nicht manchmal? Johannes: Es ist unseren Mitmusikanten seit Jahren be-
kannt, dass wir uns bei Proben manchmal in die Barthaare kriegen, allerdings wissen sie, dass es nur kurzfristig und nicht ernstzunehmend ist. Obgleich wir uns unserer identen Ansichten bewusst sind, kommen wir uns durch unterschiedliche Herangehensweisen und deren Aussprache des Öfteren in die Quere. Paulus: Entweder wir finden einen Kompromiss, oder einer redet den anderen nieder. Selbst mit unserem Vater diskutieren wir zeitweise stundenlang, um danach festzustellen von Vornherein einer Meinung gewesen zu sein. Apropos Vater Martin. Der hat auch in jungen Jahren Musik gemacht, war mit einem Tonstudio tätig. Welchen Einfluss hatte er auf euch? Paulus: Wahrscheinlich einen größeren als ihm lieb ist. Johannes: Ohne Hut fühl ich mich nackert. Paulus: Verkleiden im eigentlichen Sinn tun wir uns nicht,
wir haben einfach einen gewissen Stil, den wir sowohl privat als auch in der Öffentlichkeit beibehalten. Ihr seid ja seit vielen Jahren in immer wechselnden Formationen aufgetreten, Bloody Stew, Adrenaline Kings, Brute, Fried Freak Orchestra, Titikazoo, A.I.D.S. – welche ist noch aktiv? Johannes: Nachdem sich Titikazoo aufgelöst hat, grün-
deten wir Hacklstrumpf. Abgesehen davon habe ich mit Klaus Höfinger und Florian Gruber das Projekt „Die fetten Haubitzenbuam“, mit denen ich im Dezember 2011 ein vierteiliges Werk geschrieben und aufgeführt habe, welches eine humoristische Mischung aus Rockoper, Hörspiel und Bilderbuch ist: „Johnny Prackers Abenteuer“ setzt sich aus Songs mit Kübelschlagzeug, Bontempi-Orgel und Gitarre, und auch aus Dialogen und „trashigen“ Computerbildern zusammen und wir sind gerade dabei, die Studioversion mit Sebastian Haas aufzunehmen. Paulus: Neben Hacklstrumpf ist mein einziges Hauptprojekt Brute, zusammen mit Mario Sluga (Gitarre, Gesang) und Thomas Küttner (Schlagzeug). 2011 haben wir das Album „Matterman“ herausgebracht, das man über unsere Homepage (www.brute.at) auch käuflich erwerben kann. Zurzeit arbeiten wir an ganz neuem Material und
Musik war immer allgegenwärtig. Ob wir im Garten des Studios mit Musikern Sandburgen bauten, Papa bei Veranstaltungen besuchten oder uns durch seine Plattensammlung wühlten, für uns war das Normalität. Trotzdem wurden wir von unseren Eltern nie in irgendeine Richtung gedrängt und bei unseren musikalischen und künstlerischen Tätigkeiten immer unterstützt. Johannes: Den ersten Blues, an den ich mich erinnern kann, hat uns unser Vater auf der Gitarre vorgespielt. Außerdem habe ich die meisten meiner damaligen und auch heutigen Lieblingsbands wie Grateful Dead, The Who, Johnny Winter oder Queen durch seine alten Kassetten kennen gelernt. In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder eine Situation ein, in der sich unser Vater ein paar wichtige und verlorengegangene Klassiker seiner Jugend neu gekauft hat und sie uns voll Stolz vorgespielt hat. Darunter waren Lynyrd Skynyrds „One More From The Road“ und Deep Purples „Made in Japan“, die bis heute zu unseren Lieblingsplatten gehören. Öffentliche Sessions macht ihr im Underground.
Paulus: Ja, seit fünf Jahren organisieren wir erfolgreich mit dem Underground-Wirten Walter Göbel eine monatliche Jam Session. Seit dem heurigen Jahr wurde der Termin auf den dritten Samstag im Monat verschoben und am 26. April feiern wir mit einem Jubiläumsjam auch die Geburtstage von Walter und seinem Lokal.
MFG 03.14
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MFG ADVERTORIAL
Warehouse
TAKTGEFÜHL
04.04.
05.04.
Taktgefühl Mitbegründer und “Everybody’s Darling” Bilgin Yalpi feiert Geburtstag, und wo ginge das besser als im Warehouse? Die Gratulantenschar liest sich wie das “who is who” der heimischen Technound Deep-House Szeneaus: Jürgen Kloihofer, Robert Thoma, Daniel Prundianu und Patrick Schmid. Last but not least darf hier das Geburtstagskind himself nicht fehlen, der die Tanzschuhe der anwesenden Gäste zum Glühen bringen wird. Für alle Technound Deep-House Liebhaber (und all jene, die es noch werden wollen) der Tipp des Monats April!
CITY OF BASS
METALCHAMP
ISAAC MAYA
Am 5. April findet im Warehouse St. Pölten wieder DIE Nummer-Eins-Party mit Jungle, Drum&Bass, Reggae und Dancehall statt. Der Top Jungle Dj "Isaac Maya" aus Mexico, bekannt geworden durch seine Remixes von Bob Marley's "Waiting In Vain" und Sean Paul's "I'm Stil in Love", ist dieses Mal zu Gast und wird uns ordentlich einheizen.
21.03.
Der härteste Bandcontest, den Österreich je gesehen hat. Am 21. März stellen sich Ashes To Dust, Brut, Devoted To Your Moment, El Reyy, Röhren und The Last Revolt der fachkundigen Jury im spannenden Viertelfinale von Metalchamp. web / www.w-house.at FACEBOOK / www.facebook.com/warehouseSTP
PROGRAMM MÄRZ / APRIL
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SA 08.03. WEASEL & Friends
DO 13.03. THOMAS DAVID
FR, SA 14. & 15.03. TRIPUDIUM
FR 21.03. METALCHAMP
Birthday Bash
Die große Chance
Indoor Festival
Viertelfinale
SA 22.03. SUPREME STYLEZ
SA 29.03. D'N'B CITY
FR 04.04. TAKTGEFÜHL
SA 05.04. CITY OF BASS
Bilgin's Birthday
Isaac Maya (Mex)
MFG SZENE
Vom Fünf-Uhr-Tee zum Frequency
Wie schon in der letzten Ausgabe geschrieben – die St. Pöltner Musikszene war seit Beginn eine lebendige und mit Vertretern wie den „Swing Boys“ oder später der „New Malformation“ auch landesweit an der Spitze. Aber was Mitte der 80er Jahre plötzlich abging, das war doch einzigartig.
B
uchstäblich aus den Probekellern schafften es zwei junge Bands, „Peter Pan“ und „Espresso“, in die Ö3 Charts, und bald darauf folgte ihnen „Paul Coxx“. Drei St. Pöltner Bands zur gleichen Zeit in den Top Ten! Wie so oft hatte auch hier der Erfolg mehrere Väter . Es gab ja schon Erfahrungen, auf die man aufbauen konnte, das Umfeld hatte bereits eine gewisse Professionalität entwickelt. So waren etwa die meisten Mitglieder von Espresso familiär vorbelastet – der Vater von Keyboarder Oliver Jung war selbst Musiker, der Bruder von Sänger Christian Deix – als Cartoonist weltberühmt – war Schlagzeuger bei „Top Secret“, der Bruder von Mario und Silvio Berger, Chico, war und ist selbst einer der bekanntesten Musiker der Stadt. In Kombination mit einem professionellen Management durch Edwin 70
und Stefan Prochaska („2P Management“) waren das gute Voraussetzungen für den rasanten Erfolg. Die beiden Musikmanager nahmen auch Peter Pan unter ihre Fittiche. Paul Coxx wiederum wurde vom ehemaligen Sänger der „New Malformation“, Albin Wegerbauer, gemanagt. Und alle hatten sie viel von Ed Knappl, einem der Wegbereiter als Musiker und Manager, gelernt. Und damit sind wir schon bei einer Besonderheit der St. Pöltner Musikszene, die beinahe, um es mit einem Wort aus dem Marketing zu benennen, ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Es gab nämlich bei aller Rivalität und kleineren Reibereien immer einen Zusammenhalt, einen Austausch und eine gegenseitige Unterstützung unter den Bands. Das geht so weit, dass Mitglieder verschiedener Bands in diversen Projekten miteinander auf der Bühne ste-
hen, von „De Icco & The Stoolgang“ über „Ugly Fritz“ bis zu den „wilden Jungen“ von „A.I.D.S. – The Band“. Und großartige Musiker haben wir in St. Pölten immer schon gehabt: Helmut Scherner, Wolfgang Blaha, Reinhard Flatischler, Werner Sandhacker, Peter Pansky, Bernd Tenner, Mario Berger, Silvio Berger, Oliver Jung, Dieter Libuda, Georg Domböck, Sam Gilly, Johannes Maria Knoll, Martin Rotheneder, Paulus und Johannes Unterweger, Johannes Forstreiter, Gerald Schaffhauser, Harry Stöckl … die Aufzählung würde den Platz hier sprengen. Und da haben wir noch nicht mal von der äußerst lebendigen DJ-Szene gesprochen. Aber zuerst nochmal ein Stück zurück – oder vor, nämlich von den 80ern in die 90er Jahre und was danach noch kam. Zuerst einmal kam Punk und in seinem Windschatten der Grunge und definierte für viele den Bandbegriff neu: nicht monatelang im Proberaum schwitzen, bevor man auf der Bühne das Erlernte darbietet, sondern gleich on Stage, roh und direkt. Virtuosität ist Nebensache, wenn nicht gar hinderlich. Bands und Bandprojekte schossen aus dem Boden, die Szene war bunt und vielfältig wie noch nie. Mit der Ausdifferenzierung der Szene wuchs der Bedarf an Treffpunkten, man schielte nach Wien, nach Linz und Graz, wo die Punks, die Skater, die Rocker, die Elektro-
CHARTSTÜRMER. Peter Pan (Bild oben) und Espresso (u.) landeten in den Top 10!
TEXT: Wolfgang Matzl | Fotos: ZVG
POLEDANCE
PRIMADONNA
niker, die Heavy-Metaler und alle anderen ihre eigenen Locations hatten, in denen sie ihr cooles Wissen pflegten und vermehrten. St. Pölten war schließlich schon einige Zeit Landeshauptstadt, also wurde verglichen. Was hatten wir vorzuweisen? Nun, das war überschaubar. Der Koll beim Alpenbahnhof, das Café Kuckucksnest am Mühlweg, ein paar Lokale, die sich bemühten und hin und wieder Konzerte veranstalteten, ein Jugendzentrum für kleinere Underground-Veranstaltungen und die Stadtsäle, wo ein paarmal im Jahr was Größeres stattfinden konnte. Relativ unbefriedigend für eine junge, hungrige Szene, die sich folgerichtig auch formierte und bei der Stadtpolitik ihre Forderung nach einer standesgemäßen Location deponierte. Zuerst in Gesprächen, dann in Form einer großen Demo vor dem Rathaus. Um die Geschichte abzukürzen, nach einigen Planungen und Wirren wurde 2005 der frei:raum am Gelände des stillgelegten Schlachthofs eröffnet, aber schon zuvor entstanden einige Lokale und Bühnen durch Privatinitiative wie Drunter & Drüber, Egon, Warehouse, Underground, Salzamt. Und kreative Veranstalter wie dasProton, Rock’n’Roll Highschool, lames, Kuhbus oder Norbert „Pauli“ Bauer entwickelten neue Veranstaltungskonzepte in diesen und ganz neuen Locations. Die alte Dampfbäckerei, der ehemalige „Wintergarten“ in Ober-Grafendorf, das Gasthaus Kloiber in Karlstetten, die Kulturwerkstatt, überall fand die
Szene temporär ihre Homebase. Mit der Öffnung des VAZ für (Groß-) Konzerte durch den ehemaligen „Büro V“-Leiter René Voak war auch dieses Segment abgedeckt. Und es war auch Voak, der 2006 den großen Coup landete und das NUKE Festival sowie das Lovely Days Festival nach St. Pölten lotste, dem ab 2009 das Beatpatrol und das Frequency folgten. Hier schließt sich für’s erste der Kreis „Vom Fünf-Uhr-Tee zum Frequency“, ein Rückblick auf sechs Jahrzehnte Musikszene in St. Pölten. Wenn Ihr Interesse geweckt ist, lassen Sie sich die gleichnamige Ausstellung nicht entgehen. Eröffnet wird am 27. April mit dem ersten Fünf-Uhr-Tee in St. Pölten seit Jahrzehnten. Welche Band spielen wird? So viel wird hier noch nicht verraten. Aber eines: „It’s gonna be legen… wait for it …dary!
AUSSTELLUNG „Vom Fünf-Uhr-Tee zum Frequency“, eine multimediale Retrospektive über sechs Jahrzehnte Musikszene St. Pölten im Parkhaus der im Bau befindlichen Landesstelle der Arbeiterkammer St. Pölten, Herzogenburgerstraße 10. Es erwarten Sie hunderte Großformatbilder, Videos und Artefakte von Bands, KünstlerInnen und Events von den 50er Jahren bis heute. Von 27. April bis 15. September bei freiem Eintritt geöffnet, jeweils Fr/Sa/So und Feiertags von 14:00 - 21:00 Uhr. Beachten Sie die Ankündigungen für das Rahmenprogramm! Info: stp.ausstellung@gmail.com
Als Kind war das noch kein Thema: „Sport“ kam damals in meinem Wortschatz nicht vor. Ich bin wie alle anderen herumgelaufen, hab die Nachmittage mit meinem geliebten Rad auf den „Schmutzbergen“ im Hof verbracht, bin stundenlang mit meinen vierrädrigen Rollschuhen samt Stopper um den Block gefahren und hab sogar Badminton gespielt. Beim Schifahren war ich als kleine Pistensau mit Fangriemen und Helm unterwegs und im Sommer brachte mich nichts und niemand aus dem Wasser. Einige Jahre war ich sogar beim Union Schwimmtraining und beim Alpenverein. Dann allerdings verliert sich die Spur! Was anfangs noch so viel Spaß machte, wurde mühsam. Ich erinnere mich dunkel an Fitnessstunden namens „Bauch-Bein-Po“, die ich vor der Hochzeit für die Brautkleidfigur absolvierte. In den Räumen roch es nach Schweiß und Ehrgeiz, und ich war heilfroh, als nach dem anstrengenden Teil endlich das Dehnen an der Reihe war. Wandern kam mir einfach sinnlos vor, wenn auf den Berg ja auch ein Lift oder eine Straße geht, und Laufen detto. Auf der Suche nach dem richtigen Sport für mich, hab ich mich am Powerplate durchrütteln lassen und mir Rollerblades gekauft. Ich besitze Walkingstöcke, einen Hometrainer, einen Stepper und ein nagelneues „Sportdress“ für ein Probetraining bei Mrs. Sporty. Aber trotzdem werd‘ ich wohl nie Sporty Spice. Das dachte ich zumindest bis letzte Woche. Denn jetzt hab ich es wieder gefunden, dieses Gefühl, etwas einfach nur zum Spaß zu machen – ohne Pulsmesser. Etwas, das den ganzen Körper trainiert, ohne, dass man es eigentlich will. Es passiert einfach. Man fühlt sich sexy dabei, kann Musik hören, schwitzt nicht und es sieht auch noch toll aus. Der einzige Nachteil: Blaue Flecken, und ich muss ständig erklären, dass ich mich dabei nicht ausziehe!
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Foto: Ocskay Bence/Fotolia.com
BAUCHKLANG. 1996 war die Geburtsstunde von Bauchklang. Das vocal groove project kreierte einen völlig eigenständigen a cappella-Sound und gewann 2002 und 2010 den AMADEUS.
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MFG ADVERTORIAL
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17.02.14 15:13
MFG SPORT
SKN TRAINER GERALD BAUMGARTNER
Schluss mit der Ankündigungspolitik in der täglichen Arbeit liegt die Kraft
Er kam, sah, siegte bald, und hat sich den Betreuerstab seines Vertrauens zusammengestellt. Gerald Baumgartner hat die vielen jungen „Wölfe“ des Vereins wieder bissig gemacht, wünscht sich VollzeitSpartentrainer und meidet Wörter wie Aufstieg, Meistertitel und Wunschspieler tunlichst.
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in Vierteljahrhundert ist es her, dass ein St. Pölter Fußballverein in die höchste heimische Liga aufgestiegen ist. Dem VSE gelang dies 1988 unter Trainer Thomas Parits mit Ex-Weltstar Mario Kempes (1978 Weltmeister mit Argentinien und WM-Torschützenkönig) und einem Haufen Nobodys wie z. B. den bei Rapid, Austria bzw. Admira ausgemusterten Leopold Rotter, Hans-Peter Frühwirth und Herbert Maul. Seit dem SKN St. Pölten die NV Arena geschenkt wurde, ist der Aufstieg wieder ein lanciertes Thema. Vor Saisonbeginn 2013/2014 ging es der Klub ungewohnt offensiv an und sprach vom „Gipfelsturm 4.1 – 4 Etappen, ein Ziel.“ Doch schon vor Ende des ersten Viertels mit drei Siegen 74
und fünf Niederlagen war klar: Das wird nix! Trainer Martin Scherb, vom Naturell alles andere als ein Ankündigungsweltmeister, musste nach über sechs Jahren den Sessel räumen – im heimischen Fußball eine Ewigkeit und bester Beweis für seine gute Arbeit. Seither schwingt Gerald Baumgartner das Szepter und hat mittlerweile mit Co-Trainer Renato Gligoroski, Konditrainer Christoph Reisinger, Tormanntrainer Mario Weibold und Scout Ernst Scherr die Männer seines Vertrauens um sich. „Sie arbeiten alle weit über das, was in ihren Arbeitsverträgen steht, hinaus, aber sie sind leider keine Profis. Noch. Im Training bin ich manchmal mit 24 Spielern allein am Platz, weil sie arbeiten sind“, spricht Baumgart-
TEXT: Thomas Schöpf | Fotos: GEPA/zvg
nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben!“
geht“. Mitte April steht das Highlight im Cup mit dem Viertelfinale in Ried an. Baumgartner ist in diesem Bewerb schon zwölf Spiele in Folge siegreich (sieben Mal mit Pasching, davor drei Mal mit den Red Bull Salzburg Juniors und zwei Mal mit dem SKN). Aber über Ried möchte er auch keine Worte verlieren. „Das wäre ja grob fahrlässig, jetzt schon an dieses Spiel zu denken“, und philosophiert kaum einen Atemzug später über die tägliche Arbeit und „aggressives Pressing, schnelle Balleroberungen und das Umschaltspiel.“ Womit wir auch wieder beim Spartentraining wären ...
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„Andi Dober hat große Qualitäten. Manchmal muss ich bei ihm halt die Leine etwas kürzer halten.“
PRIMÄRZIEL. „In der ausgeglichenen Liga so rasch wie möglich
fü r de Pre r M mi ei um st C e Pr im rsc orn o M ha er ein Tic är ft Ta lö ket sb is z sh ge 20 ei s ar t n . m Kei ur 1 14 ms tick . ög ne G pi e lic B u el ts h. ar tsc e a
ner einen Problemherd offen an. Im internationalen Fußball sind vollbeschäftigte Spartentrainer normal, hierzulande eher die Ausnahme. Die Worte „Meister“ oder „Titelkampf“ nimmt Baumgartner im Gespräch mit dem MFG-Magazin kein einziges Mal in den Mund. Er will „die Spieler Woche für Woche weiterentwickeln“ und „ihre Mentalität schulen“. Nur, wer mit Druck umgehen könne, werde erfolgreich. Dass der 49-jährige Ex-Spieler (u. a. Austria Salzburg und Austria Wien) ein guter Fußball-Lehrer ist, hat er letzte Saison mit Regionalligist Pasching eindrucksvoll bewiesen. Mit den Oberösterreichern holte er als erster Drittligist den Österreichischen Cup, mit Auswärtssiegen bei Rapid (1:0), Red Bull Salzburg (2:1) und im Finale im Happel Stadion gegen Meister Austria (1:0). Und das, wie er selbst sagt, mit von anderen Klubs „ausgemusterten Spielern“ wie dem Spanier Casanova (zuvor bei Ried), Daniel Sobkova (Grödig und LASK) oder Martin Grasegger (Grödig und Ried). Letzteren hat er im Jänner nach St. Pölten geholt, wie auch Lukas Kragl (LASK) und Bernhard Fucik (Vienna und Admira). Fucik ist noch verletzt, Grasegger in der Defensive universell einsetzbar und Kragl für Baumgartner ein Außenspieler oder Stürmer: „Er ist enorm motiviert und dankbar, dass er nach zuletzt wenigen Einsätzen für Austria Lustenau hier noch einmal eine Chance bekommt.“ Es gilt also ähnliches wie 1988 – vielleicht schaffen es gerade die vermeintlich „gestrandeten Talente“ St. Pölten wieder irgendwann einmal in die oberste Spielklasse zu schießen. Ein Weltstar à la Kempes ist von der Traisen-Metropole allerdings genauso weit entfernt wie Cordoba. Bezeichnenderweise ist mit Andreas Dober ein Außenverteidiger Führungsspieler der „Wölfe“, der mit 19 Jahren 2005 in Wembley beim 0:1 Österreichs gegen England einer der Besten war, nachher nur mehr zwei Mal für sein Land gespielt hat und zwischenzeitlich knapp vor dem Karriereende stand. Beim 27-Jährigen zeigt sich Baumgartner diplomatisch: „Er hat große Qualitäten. Manchmal muss ich bei ihm halt die Leine etwas kürzer halten.“ Das Sagen neben Kapitän Michael Ambichl und Dominik Hofbauer hat jedenfalls Abwehrchef Tomasz Wisio, der mit 32 fast schon der Methusalem unter den SKNlern ist und Stationen wie Bielefeld, Ergotelis oder Red Bull Leipzig auf seiner Visitenkarte stehen hat. Der Rest der Wolfsbande ist fast ausschließlich zwischen 19 und 23 Jahre alt, also lernfähig. Die Vorbereitung ist, obwohl diesmal kein Trainingslager im Ausland drin war, zur vollen Zufriedenheit Baumgartners verlaufen. Sein Nahziel ist „in der ausgeglichenen Liga so rasch wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben“ und dann „schauen, was vielleicht nach vorne
MFG 03.14
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MFG KRITIKEN
ZUM HÖREN
Manshee, mikeSnare, Thomas Fröhlich, Dr. Schramek, Rob.STP, Jagdfee (von links nach rechts)
+++ (CROSSES)
Chino Moreno, Mastermind der Band Deftones, versetzt uns mit einer neuen Band ins Staunen. Genrestücke aus allen Teilen der Musikwelt werden zu Songs zusammengebastelt, ohne unwillkürlich abzuheben. Was jetzt vielleicht sehr komplex klingt, ist im Album dann in Pop-Electro-Folk-Metall-RockSongs verpackt. Jeder der Songs hat einen seelischen Höhepunkt und wird beim öfters Hören verstärkt. Kurz gesagt ein facettenreiches Album, das in jede Schublade passt ...
WELTENKLANG THE FIRST 20 YEARS
„A Musical Journey Around The Planet“ nennt Dietmar „Hasi“ Haslinger seine feine, höchstselbst zusammengestellte Compilation, die er anlässlich des 20-jährigen Bestehens seiner Agentur Weltenklang herausgebracht hat. Und er verspricht nicht zuviel – das Teil sprüht regelrecht vor praller Vielfalt und bringt auf nicht weniger als fünf (!) CDs einen Begriff davon, was unter Weltmusik wirklich zu verstehen ist! Ein wunderbarer bunter Ausreißer von Welt in Zeiten des 0815 Mainstream.
ZUM SCHAUEN
Manshee, Felicitas Nouschak
PIXIES EP2
Über die kolikartige Veröffentlichungspolitik der letzten Pixies-Nummern (Single-EP1EP2) mag man diskutieren, jedoch sind einige der stärksten Songs der letzten Jahre auf ihnen zu finden. Noch etwas bewirkt die Beschränkung auf nur vier Songs: Wesentlich öfters, und auch achtsamer widmet man sich jedem der Sprösslinge. „Greens and Blues“, infizierend melodiös. Das mystische „Magdalena“. Herrlich brachial der Opener „Blue Eyed Hexe“. Dann noch „Snakes“... episch!
BODY&SOUL REBIRTH
Da Eigenlob stinkt, werde ich mich in dieser Ausgabe mit Superlativen zurückhalten. Die erste Single-Auskoppelung des Debut-Albums „Rebirth“ schaffte es bereits in der ersten Woche instant auf Platz 3 der systemrelevanten Beatport Charts. Die LP ist ein eklektischer Mix mit reichlich Einfluss aus der guten alten Zeit der Nuller Jahre, kombiniert mit den neuesten Errungenschaften auf dem Sektor Neurofunk, ohne dabei auf irgendeinen rollenden Zug aufzuspringen. Reinhören!
ZUM SPIELEN Markus Waldbauer
ROMA AMOR ON THE WIRE
Die dunkle Chanson-Grandezza früherer Großtaten hat man hinter sich gelassen. Das immer noch herzzerreißend melancholische Akkordeon schwelgt diesmal in wavigen Neo Folk/Cabaret-Gefilden, zu denen man guten Gewissens auch Pop sagen darf. Synthies, Drumbeats und die rauchige Stimme von Sängerin Euski, die Erinnerungen an Marianne Faithful und Patti Smith weckt, sorgen für zwielichtige Schönheit. Erschienen bei Klanggalerie.
RAINHARD FENDRICH BESSER WIRD’S NICHT
Fendrich packt in sein neues Album jede Menge Kritik an Gewalt und Spätkapitalismus. Mit Humor nimmt er auch die heutigen Medien unter die Lupe wie z. B. Doku Soaps, die das Leben anderer zeigen, um nicht über sein eigenes nachdenken zu müssen oder dass Werbung heutzutage oft aufwendiger produziert wird als so mancher Spielfilm. Mit „Club der Milliardäre“ oder „Schön shoppen“ hat er es nach seinem tiefen Fall wieder geschafft, Lieder mit Hitpotential zu produzieren.
ZUM LESEN
H. Fahrngruber, W. Hintermeier
NYMPHOMANIAC 1
GRAN TURISMO 6
IN DER NACHT
Die selbsterklärte Nymphomanin Joe wird an einem kalten Winterabend von Seligman, einem alten Junggesellen, bewusstlos und zusammengeschlagen in einer Seitenstrasse aufgefunden. Er bringt sie in seine Wohnung und beschließt die Fremde dort gesund zu pflegen. Während des Heilungsprozesses erzählt ihm die 50-Jährige aus ihrem reichen Schatz an sexuellen Erfahrungen – äußerst detailgenau.
Die Rennsimulationsserie Gran Turismo meldet sich zurück und kann auch dieses Mal nicht an die starken Vorgänger anknüpfen. Die hervorragende Fahrphysik, der gigantische Umfang, die zahlreichen TuningOptionen, Tag-/Nachtwechsel und dynamisches Wetter überspielen leider nicht die miserable KI, die einem den Spielspaß so richtig verdirbt. Gran Turismo hat die goldenen Zeiten leider hinter sich.
USA der 1920er und 1930er: Das organisierte Verbrechen blüht, der Alkoholschmuggel bedeutet für die Mafia ein einträgliches Geschäft. Junggangster Joe Coughlin startet in der Bostoner Unterwelt und bringt es zum großen Boss des Schwarzhandels im Süden der USA. Reichlich Luxus und hohes Ansehen paaren sich mit nackter Angst, selbst das nächste Opfer einer tödlichen Kontroverse um Macht und Einfluss zu sein...
A LONG WAY DOWN
CALL OF DUTY: GHOSTS
DER TOD FÄHRT AUDI
Zu Silvester treffen vier Lebensmüde auf dem Dach eines Londoner Hochhauses aufeinander. Am Ende der Nacht schließen sie einen Pakt: Vor dem Valentinstag darf keiner Selbstmord begehen. Dabei entwickeln sich Tragik und Komik durch die Originalität der Figuren, die mit Pierce Brosnan, Aaron Paul, Toni Collette und Imogen Poots nicht besser besetzt sein könnten.
„Unser tägliches Call of Duty gib uns heute“ ist die Devise. Es gibt nichts, was man nicht schon gesehen hat. Aber Call of Duty lebt vom Onlinemodus und der ist leider geil! In schnellen und hektischen Gefechten kann man sich in den durchwegs gelungenen Maps neue Mods für den Charakter, Waffen und Ausrüstungen freispielen. Der KoopModus erlaubt es diesmal fünf Freunden gleichzeitig gegen die Bots zu kämpfen.
Asger verdient sich sein Geld als Werbetexter, bis ihm eine Nachlässigkeit den Job kostet. Irgendwann muss er sich doch wieder Arbeit suchen und landet als Pflegehelfer bei einem schwerkranken jungen Mann. Die Tage verstreichen ohne große Aufregungen. Doch dann findet Waldemar im Internet den Bericht von einem Wunderheiler in Marokko. In einem VW-Bus brechen die beiden zu einer abenteuerlichen Reise auf.
LARS VON TRIER
PASCAL CHAUMEIL
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POLYPHONY DIGITAL
ACTIVISION
DENNIS LEHANE
KRISTIAN BANG FOSS
Fotos: zVg
+++ (CROSSES)
MFG VERANSTALTUNGEN
HIGHLIGHT VAZ St. Pölten
PETER CORNELIUS & BAND Seit über 35 Jahren ist Peter Cornelius auf fast sämtlichen deutschsprachigen Bühnen unterwegs. Mit seinen Songs bringt er das Lebensgefühl ganzer Generationen zum Ausdruck – „Reif für die Insel“, „I leb in einer Wolk’n“, „Du entschuldige i kenn di“, „Segel im Wind“ u.s.w. Nun steht er gemeinsam mit seiner erstklassigen Band auf der Bühne des VAZ und präsentiert seinem Publikum einen breit gefächerten Querschnitt durch vier Jahrzehnte seines erfolgreichen Schaffens. 24. April 2014
20.03. HOCH LEBE DER AUSTROPOP
21.03.-12.04. GOTT DES GEMETZELS
22.03.
„Wir steh´n drauf“, so der neue EGONChef David. Er widmet diesen Abend den letzten Jahrzehnten der österreichischen Musikgeschichte seit der Entstehung des Austropops. Angefangen von Ambros bis Zabine findet man viele bekannte Interpretationen aber auch seltener Gehörtes im Repertoire. Es herrscht Mitsinggarantie.
Am Anfang ist ein Streit zwischen den Söhnen, den die Eltern „zivilisiert“ ausräumen möchten. Am Schluss befinden sie sich in einem Wortgemetzel, im Zuge dessen sich die Ehepaare gegenseitig an die „Gurgel“ gehen und sich auch beziehungsintern Abgründe auftun. Ein grandioses Kammerspiel von Yasmina Reza. Jeweils freitags und samstags.
Erzählt wird das musikalische Märchen „Peter und der Wolf“. Die international besetzte Orchester-Gala lädt mit einem anregenden und abwechslungsreichen „Best of“-Programm zum Genießen ein. Unter den Spitzenkünstlern sind unter anderem Katharina Stemberger, Franz Chmel, Anna Fedorova und das Vienna International Orchestra mit dabei.
PARTY
EGON
THEATER
EHEM. FORUM KINO
GARISH
27.03. SYMPATHY FOR STRAWBERRY
Garish sind zurück mit ihrem neuen Album „Trumpf“! Die fünf Ausnahmemusiker haben sich zum Glück wieder zusammen gefunden. Das Ergebnis sind zehn neue Nummern voll dicht gepackter Energie. Selten erlebt man so große Könner an ihren Instrumenten, noch seltener ist es, wenn sie so voller Spielfreude und Hingabe auf der Bühne performen.
Ausdrucksstark, energetisch und kraftvoll soll es sein – die Interpretation dieser Grundpfeiler ist bei den Mitgliedern von Sympathy for Strawberry durchaus unterschiedlich. Doch gerade diese Reibung führt zu ihrer eigenständigen Note und entzieht die Songs dem herkömmlichen Genre-Denken. Nicht zuletzt durch ihre emotionalen, aber auch politischen Texten.
27.03.
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Salif Keïta ist nicht nur einer der bekanntesten Sänger und Songschreiber afrikanischer Popmusik, sondern auch musikalischer „Botschafter“ von Mali. Mit seiner Stimme, so reich an Ausdruck und Emotion, prägte er die afrikanische Popmusik und wurde zum Sprachrohr eines ganzen Kontinents für Gerechtigkeit, Liebe und Zufriedenheit. KONZERT
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DIE ST. PÖLTNER Seit nunmehr über 90 Jahren sieht es die Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft als ihre Mission an, leistbaren Wohnraum für die Bürger zu schaffen. Alleine in St. Pölten hat die St. Pöltner ca. 5.200 Woh-
nungen, Reihen- und Doppelhäuser errichtet, aber auch im öffentlichen Wohnbau wurde Nachhaltiges geschaffen, wie z. B. das Seniorenwohnheim am Stadtwald oder die Polizeistation im Süden. Die St. Pöltner blieb dabei immer am Puls der Zeit. Aktuell setzt man z.B. ein Projekt für „Junges Wohnen“ in der Tauschergasse ebenso um wie eine Passiv-Wohnhausanlage mit leistbaren, behindertengerechten Wohnungen in der Maria Sturm-Straße. Zugleich hat man immer wieder den „Altbestand“ zeitgemäß adaptiert - jüngst wurde etwa das Haus Josefstraße 97 (Bild links) vorbildlich saniert!
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