MFG - Das Magazin / Ausgabe 30

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URBAN

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Wirtschaftsdeutsch

von Johannes Reichl

In Zeiten der Wirtschafts-

Gewinn schreibt, sondern nur, dass der Gewinn

krise (Ja sorry, wir haben

niedriger ausfallen wird als im Vorjahr. In „Zeiten

eine. Und nein, wir bösen

wie diesen“ (was für eine schöne Redewendung, als

Medien schreiben sie nicht herbei) ist es unentbehr-

seien Zeiten wie diese nicht immer diese Zeiten)

lich, sich mit einigen Fachbegriffen vertraut zu ma-

wäre natürlich eine exkate Übersetzung tröstlicher:

chen. Diese dienen freilich nicht immer der exakten

„Achtung, Achtung, wir machen Gewinn!“ Jippieh!

Wiedergabe von Wortinhalten, sondern manchmal

Aber was will man erwarten in einer Welt, die den

genau ihrem Gegenteil, sollen also bewusst verwi-

Menschen zum „Humankapital“ degradiert hat,

schen, verharmlosen oder verschleiern.

also zur beliebig verschiebbaren Größeneinheit im

Wenig verwunderlich, dass derlei Ausdrücke zum

Wirtschaftsprozess, dem einmal mehr oder weniger

Gutteil in diversen Propaganada- und PR-Abtei-

Wert beigemessen wird. „Wert“ freilich immer nur

lungen geprägt werden.

bezogen auf seine Produktivität, nicht etwa seine

Im Gespräch machte Bankdirektor Kendler die Fest-

menschliche Würde oder dergleichen Schnick-

stellung, dass „der Mensch immer alles optimie-

schnack. Deshalb klingt es auch stets wie eine ge-

ren möchte.“ In diesem Kontext fiel mir auch der

fährliche Drohung (und ist eine), wenn Manager von

äußerst elegante Terminus „Gewinnmaximierung“

„schlanker Produktion“ reden oder, ganz böse, von

ein, und beides verweist im Grunde auf ein und die

„Entlassungsproduktivität“ – also davon, wie sehr

selbe miese Eigenschaft: unsere Gier!

die Produktivität steigt, wenn man Leute kündigt.

Ausgeblendet wird dabei freilich, worauf diese Ma-

Wobei so plump wird das natürlich nicht formu-

ximierung gründet, kurzum, auf wessen Kosten sie

liert, man ist ja nicht unmenschlich. Kündigungen

geht. Nicht selten auf jene der Arbeitnehmer. Von

heißen deshalb neuerdings „Freisetzungen“. Da

diesen verlangt man dann so lustige Sachen wie

ist man dann so schön frei (Die Krise als Chance),

„Nulllohnrunden“ (wie jetzt, krieg ich Lohn oder

dass man etwa, wie es Arbeitslosen in Deutschland

nicht?) oder man fordert sie überhaupt gleich zum

nach Hartz IV angeboten wurde, eine lustige ICH-AG

„Lohnverzicht“ auf. Sowieso schon Standard ist „Fle-

gründen kann, also nolens volens zum Einzelunter-

xibilisierung“, was man einfacher mit Ausbeutung

nehmer wird. Stellt sich natürlich die Frage, wofür

übersetzen könnte. Aber selbst dann ist man eigent-

AG steht. Aktiengesellschaft ist lächerlich. Arbeits-

lich noch relativ gut daran, weil der eigene Job nicht

gemeinschat ist auch irreführend. Dann wohl doch

dem „Outsourcing“ zum Opfer gefallen ist.

eher das Ich als Teil einer Angstgemeinschaft! Und

Manche Begriffe machen es eben einfach erträg-

die geht dieser Tage um, die Angst.

licher. In einer Welt, die „schöner, schneller, besser“

Im übrigen auch bei manch Spitzenmanagern, weil

zu ihren obersten Maximen erklärt hat und in der

da irgendwelche subversiven moralisierenden Na-

Wachstum als Fetisch schlechthin gilt, haben so-

senbohrer doch glatt behaupten, sie seien in Re-

denn auch böse Worte wie Stagnation ausgedient.

lation völlig überbezahlt. „Neiddebatte“ riefen sie

Deshalb heißt das jetzt „Nullwachstum“. Herrlich!

empört! Dabei gehören sie doch auch zu den Op-

Noch geiler ist „Minuswachstum“ für Schrumpfung,

fern, ebenso wie (dies wurde 2008 übrigens zum

und auch „Gewinnwarnung“ hat es in sich. Das

Unwort des Jahres in Deutschland gekürt) die „not-

heißt nämlich nicht, dass das Unternehmen keinen

leidenden Banken“. Die Ärmsten!

KriseNHerd It‘s the economy stupid 8 nie geschmiert? Schlossnagl in bester Gesellschaft 18

36

KULTUR SKW 83 Im Kunst-Schrebergarten 38 Schlömerei Festspielhaus als Offtheater 42

50

SZENE Band 21 Pop-Punk-Rock made in STP 52

God is a DJ „Drei Tage wach“ beim Beatpatrol 54

58

SPORT

der letzte VSE‘ler Nentwich has left the football ground 60 IMPRESSUM Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten Herausgeber: Bernard und René Voak Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Anzeigenleitung: Michael Müllner, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Tel.: 02742/71400-330; Email: michael.muellner@dasmfg.at Redaktionsteam: Claudia Degold, Florian Figl, Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Althea Müller, Michael Müllner, Primadonna, Patricia Rauscher, Michael Reibnagel, Ruth Riel, Thomas Schöpf, Eva Seidl, Anne-Sophie Settele, Katharina Vrana, Isabella Wohnhas, Markus Waldbauer. Szene in Zusammenarbeit mit newsboard.at Kolumnisten: Herbert Binder, Judith Goritschnig, Dietmar Haslinger, Althea Müller, Michael Müllner, Thomas Karl, Primadonna, Rosa Kritiker: Cigdem Dogan, Helmuth Fahrngruber, Judith Goritschnig, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Manuel Pernsteiner, Hermann Rauschmayr, Robert Stefan, René Voak, Markus Waldbauer Leiter der Bildredaktion: Hermann Rauschmayr Art Director & Layout: REBELTECH, Christoph Schipp Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH; Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten; Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich. Internet: http://www.dasmfg.at Offenlegung nach § 25 Medien-Gesetz: Medieninhaber: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Geschäftsführer: Bernard und René Voak MBA. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich.

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11. September 2009

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LESERFORUM

leserbriefe@dasmfg.at

Sehr interessante Darstellung „Wer wir sind. Sind wir wer?” Dazu: So provinziell wir in Wirklichkeit sind, so groß ist die Selbstüberschätzung mancher Herren! St.Pölten wird schon in Waidhofen a.d.Ybbs nicht mehr wahrgenommen, so schauts aus! Ich komme durch meine AgenturTätigkeit im Jahr in ca. 150 Städte in Europa, und ehrlich gesagt ist Ried im Innkreis (mit einer vollvermieteten Innenstadt, ohne Fußgängerzone und mit Parkplätzen auf allen 3 historischen Plätzen!) lebendiger als St.Pölten. Ich stimme mit Wagner/Steinperl völlig überein, dass hier alle von heißen Eislutschern träumen, aber nicht mal einen Superbazooka vom Automaten runter drücken können. Sämtliche erfolgreichen Modelle, unsere Stadt übers Stille Tal hinaus aufzuwerten, stammen ausschließlich aus Privatinitiativen. Nuke, Frequency, Beatpatrol, Höfefest, Seedose, Bühne im Hof, Cinema Paradiso ... alles das Verdienst von wenigen Heroes. Querdenker und kreative Köpfe waren und sind hier nie gern gesehen gewesen, und wenn, hat man ihre Ideen geklaut, sie aber niemals eingebunden, wie gegenteilig eben im vielzitierten Linz, wo der Bürgermeister Posthof-Gründungsmitglied war und die Hippies von Eela

Craig die Ars Electronica verursachten, ohne die Linz noch immer Linz wäre. Und mit Verlaub, die neue Plattform ist meiner Meinung nach ziiiiiiemlich platt! Es ist diesem Instrument, das ja grundsätzlich sensationell im Ansatz war, und hinter dem ich auch gestanden bin, in 3 Jahren nicht einmal gelungen einen Puh rauszudrücken, dann hätte es wenigstens einmal ordentlich gestunken. Und wenn dann Kreativ-Gurus (?) Wildburger-Slogans wie „fußläufig” gebetsmühlenartig nachplappern, schüttle ich nur mehr betroffen den Kopf. Ich traue mich zu behaupten, dass Veranstaltungen wie die Modeschauen meiner Frau in der Rathausgasse, ein Schreinergassenfest oder ein Galerien-Spektakel am Herrenplatz das Gelbe vom Ei für die Innenstadt sind, in diese Richtung muss gearbeitet werden. Ein autofreier Domplatz, bitte auch noch mit Kinderspielplatz und Grillstelle für unsere Migranten, ist grob fahrlässig. Mit der Verbannung der letzten Autos aus der Innenstadt kann die Plattform dann gleich den Dolch frei Haus an die City-Betriebe mitliefern! Das was die Plattform bislang gezeigt hat, kommt einer Innenstadtentleerung jedenfalls näher als einer Belebung. HASI

... Ich habe selten eine Stadt erlebt, die so wenige Spuren in einem hinterlassen kann. Sogar meine Mutter ist mit ihren 64 Jahren mit Sack und Pack nach Krems gezogen und lebt jetzt dort in ein einer Stadt, in der sie vom 1.Tag an zu Hause war... Das Problem mit St.Pölten sind die Menschen die darin leben und arbeiten. Der Horizont, der auf der einen Seite bei der Ostauffahrt in Wagram und auf der anderen beim Rosenberger in Völlerndorf aufhört... Die Kulturschaffendenbagasch, die sich ein bisschen selbst feiert und über den Spritzerglasrand so ab und zu schaut, was in Wien, Linz, Graz und Düsseldorf passiert, um die Sachen dann eins zu eins zu imitieren. Nur zehn Jahre zu spät und in der Plastikversion. St. Pölten ist ein einziges ‚Ich will. Aber ich kann nicht‘. Wenn man im St.Pöltner Krankenhaus auf die Welt kommt schießen sie einem mit der Pockenimpfung gleich auch eine ordentliche Ladung Minderwertigkeitskomplexe in den verknitterten Popo. Und das baut der Körper nicht mehr ab. Sonst könnt ich ja jetzt sagen: Ich komm aus St.Pölten. War eine schöne Zeit dort, würd jederzeit wieder hinziehen. STU Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

RICHTIGSTELLUNG Thomas Wagner begehrt nach § irgendwas folgende Richtigstellung: In der Ausgabe MFG 04/2009 vom 28. April 2009 wurde Herr Wagner auf S. 24 folgendermaßen abgebildet (Foto links). Tatsächlich sah Herr Wagner zum Zeitpunkt des Interviews aber folgendermaßen aus (Foto rechts). Wir bedauern die fälschliche Darstellung und haben unseren Fotografen natürlich sofort gefeuert!

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In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

In der man sich bei einem gemütlichen Bummel

In der eine Gratiszeitung, gar vermeintlich „Ein-

In

durch die St. Pöltner City wie im Urlaub wähnt,

zigartiges“ zu berichten wusste. So prangte

gangen ist! Anno dazumal, als der Rathausplatz

so chillig und entspannt läuft es bei uns ab. Von

gleich am Cover: „Erwärmend: Asylant mit An-

neu angelegt wurde, wartete dieser mit einer

wegen Sehnsucht nach Bella Italia und Dolce

stand“. Ein Nigerianer gab vergessenes Geld

hypermodernen,

Vita. Sobald bei uns die Plusgrade die Gänse-

vom Drive-In-Bankomaten in der Filiale ab. Ein

auf. Nicht nur die an ein Fußballstadion gemah-

haut-Schallmauer durchbrechen, füllen sich

Nigerianer! Ein Schwarzafrikaner!! Unglaublich!!!

nenden „Flutlichtmasten“ direkt am Platz sorgen

flugs die Schanigärten und es herrscht volles

Ein einziger Asylant mit Anstand unter all den

seither des Nächtens für ein Lichtdach, sondern

Leben bis in die Nacht hinein. Wenns sein muss,

gefühlten Millionen, die uns bekanntlich umzin-

früher wurden auch die Fassaden ringsum ele-

auch in eine Kuscheldecke gehüllt, die service-

geln, auflauern, Drogen verchecken, einbrechen

gant ins rechte Licht gerückt, bis... ja bis sich die

orientierte Wirte zur Verfügung stellen.

und sowieso nur das Böse im Sinn haben. Im

empfindlichen, sündteuren Spiegel des Licht-

Und wer lieber „Action“ hat – no problem. An al-

Blattinneren wusste man den Gedanken dann

systems aufzulösen begannen. Ersatz war dafür

len Ecken und Enden tut sich was. Da musiziert

„elegant“ fortzuspinnen mit der „großartigen“

nicht zu bekommen, weil bei der glorreichen

im Kreuzgang die capella incognita, am Herren-

Überschrift: „Ehrliche Haut, dunkle Farbe“. Passt

Herstellerfirma irgendwann die Lichter ausgin-

platz spielt auf Initiative von Uli Nesslinger eine

ja auch wirklich nicht zusammen! Die Geschichte

gen. Die Beleuchtungskörper an den Fassaden

Live-Band Salsaklänge, im Festspielhaus gastiert

war wohl gut gemeint (war sie das?), aber wie so

wurden zu blinden Zeugen vergangener glanz-

zwischendurch mit Nigel Kennedy der beste Gei-

oft ist gut gemeint das Gegenteil von gut! Einmal

voller Tage, die Fassaden selbst führten fortan

ger der Welt, im Warehouse präsentieren I am

mehr wurde offenbar, wie tief Fremdenfeind-

ein Schattendasein.

Cereals ihre neue CD, im VAZ sorgt Michael Nia-

lichkeit in unserem Alltagsdenken verankert ist.

Doch nun wurde offensichtlich nach dem Motto

varani für Lachstürme, im cinema diskutiert man

Eine Bekannte erzählte unlängst treuherzig: „Auf

„Es werde Licht“ eine Lösung gefunden, und

über den SKW83, im EGON gibt Gary Howard

Kur war es super. Mein Tischnachbar – der war

klammheimlich das Problem behoben, auf dass

von den Flying Pickets ein Benefizkonzert... Wer

zwar Bulgare – war wirklich total nett.“ Aber mit

der

noch einmal sagt, in St. Pölten ist nichts los –

der Kronenzeitung und der FPÖ hat das natür-

strahlt! Wer auch immer die Leuchte gewesen

sorry, dem kann nicht geholfen werden!

lich überhaupt nichts zu tun...

ist: Ab ins Rampenlicht!

durchgängigen

Beleuchtung

Rathausplatz wieder in voller Pracht er-

An Martin Graf National-Ratspräsident Märchenwald

Foto: zVg, fotolia.de, rauschmayr, Platzer, Vorlaufer

Serwas Graf Martin, Motz, alter Bruder! Als du einst gefragt wurdest, was du einmal werden möchtest, wenn du größer bist, hast du bestimmt gesagt: „G’scheit!“. Deppert... (dass es nicht geklappt hat!) Stattdessen wurde aus dir ein Olympia-Bruder, noch dazu einer, der sich gegen gemeine verbale Attacken lästiger Vereinsmeier (wie dieser Typ der Israelitischen Kultusgemeinde) notwehren muss. Immer wieder tauchen vorwiegend inmitten stark besiedelter Gebiete alte Fliegerbomben auf. Doch die gefährlichste, am meisten Fliegerbomben-verseuchte, Baustelle in Österreich ist wohl dein eigener Verein. Und du, alter Bruder, scheinst zu wissen, wo sie alle versteckt sind, bist doch du einer derjenigen mit der höchsten Trefferquote, was das Ausgraben und Hochjagen uralter, bedenklicher und hochnotpeinlicher Wortbomben betrifft. Somit ist aus dir doch noch was geworden: Fliegerbomben-Verschärfer! Doch als solcher solltest du den Trennungs-Wunsch deines Arbeitskollegiums erfüllen, bevor du dank unbeirrten Glaubens an und ungebremsten Ausspeiens von perfiden FPÖ-Theorien einen neuen Job antreten musst: Ex-olympischer-Fliegerbomber-Knastbruder! Mit freundlichen Grüssen Erato

der klammheimlich (wieder) ein Licht aufge-

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URBAN

Riskokapital Nach

den Spekulationsvorwürfen gegen LR So-

botka stellt sich die Frage, wie risikofreudig die Stadt St. Pölten mit Kapital umgeht. Laut Finanzausschuss-Mitglied Johannes Sassmann (ÖVP) wird mit 75% des Schuldenbestandes, das entspricht etwa 110 Millionen Euro, „Casino-Kapitalismus“ betrieben. Dabei verteilt man die Schulden auf einige SWAP-Grundgeschäfte und versucht das Risiko durch Begleitgeschäfte zu vermindern. „St. Pölten betreibt Spekulationen im Hochrisikobereich“, so Sassmann, der einräumt, dass auch die ÖVP ehemals diesen Geschäften zugestimmt hat. Das Risikolimit von 2% werde nur sehr selten eingehalten, was in bestimmten Fällen ein Risiko von bis zu 7 Millionen Euro Verlust beinhalte. Bislang habe man immer einen „Gewinn“ per Jahresende verzeichnt, aber der momentane Finanzmarkt erhöhe das Risiko um ein Vielfaches. Die Vorsitzende des Finanzausschusses Ingrid Heihs (SPÖ) gab uns keine Auskunft, ebenso wenig der zuständige Leiter der Finanzabteilung, Ernst Knoth, der überhaupt gleich wortlos das Gespräch beendete. Die Geschäfte laufen bis 2020, wir werden wieder nachfragen.

3100 ist folgsam

Ausgeflogen

Eine Babenberger-Operette könnte so aussehen: Konrad, Passauer Bischof aus Klosterneuburg, ist gut drauf. Sein Bruder, der Heinerle, hat sich daheim einen Herzogstitel ertrotzt. Aber ihm hat´s der Konrad gerade gezeigt: Zufleiß hat er einer Honoratiorenrunde in der ihm gehörenden Siedlung Sant Ypoelten „städtische“ Privilegien zugeschanzt, für die eigentlich der Heinerle als Landesherr zuständig gewesen wäre. 2.Akt: Matthias, ein fescher Bürgermeister, ist schlecht drauf. Wie soll er seine Bürger bei Laune halten? Da kommt ihm sein erlernter Beruf als Historiker, seine „Unique Selling Proposition“, kurz USP, zu Hilfe: Die St.Pöltner sollen doch so richtig stolz sein auf das, was da 1159 stattfand. Die Stadt, bisher eher Underdog, ja Stinky Town, sie würde auf einmal zur Altehrwürdigen. Im 3.Akt versucht in Buffo-Szenen die lokale Konkurrenz Terrain gutzumachen. Restbestände

JubelJubel! von Hebi

Foto: zVg, fotolia.de, rauschmayr, Platzer, Vorlaufer

Rund

zwei Drittel der 104 Empfehlungen, die der

Nachdem Gastro-Legende Leo Koll erst im März nach

Rechnungshof in den Jahren 2006 und 2007 in sei-

24 Jahren den Dienst quittiert hat, folgt nun mit der Fa-

nen Berichten an das Land Niederösterreich ausge-

milie Orhan ein noch älteres Urgestein der St. Pöltner

sprochen hatte, wurden bereits oder werden noch

Beislszene: Nach fast 29 Jahren wurde das Kuckucks-

umgesetzt. Für St. Pölten wurden die Teilgebiete der

nest an einen neuen Gastronomen verpachtet. „Die

Gebarung: Personal, Organisation und Informations-

Gründe dafür sind rein privater Natur“, räumt Ilhan

technologie behandelt. Hierbei setzte die Stadt rund

„Orli“ Orhan ein. Was er in Hinkunft angeht, verrät Orli

80% der Empfehlungen um. „Einige Punkte sind erst

noch nicht. Seinem Nachfolger, dem Melker Markus

in Umsetzung, da haben wir aktuelle Veränderungen

Madar, streut er jedenfalls Rosen. „Madar ist wie ein

abgewartet“, meint Bürgermeister Matthias Stadler. Lottosechser: Er ist kompetent, voller Enthusiasmus Für Vizebürgermeisterin Susanne Kysela ist es „ein

und Engagement. Wir hätten nicht an jeden das Nest

Beweis dafür, dass wir sehr gut unterwegs sind.“ Der

übergeben.“ Zwar wird der neue Pächter den Namen

Rechnungshof äußert sich wie folgt: „Die bereits reali-

des Lokals weiterführen, ansonsten wird es aber sehr

sierten Empfehlungen stellen einen wichtigen Beitrag

wohl ein neues Konzept, das mehr Richtung Kaffee-

zur Verwaltungsvereinfachung dar und führen zu einer

haus gehen dürfte, geben. Für Orli heißt es Abschied

Reduzierung der Ausgaben. Die Umsetzung der wei-

nehmen „mit einem lachenden Auge, weil ich mich

teren Empfehlungen würde daneben zu weiteren Ein-

auf die Zukunft freue, aber natürlich auch einem wei-

sparungen und zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des

nenden, immerhin sind die Gäste über die Jahre zu

Landesklinikums beitragen.“

echten Freunden geworden.“ Wie wahr!

indigener Wirtschaftstreibender zweifeln, angetrieben von politischer Todessehnsucht, die Sinnhaftigkeit von Schanigärten an. Alle Domplätze, inklusiver jener vor dem Stephans- und dem Petersdom, will man in wirtschaftsbelebende Zentralparkplätze umgestalten. Die FPÖ erinnert daran, dass vor 850 Jahren St.Pölten noch in Christenhand war und die Grünen grübeln, ob es im Mittelalter überhaupt schon Bio gab. Der 4.Akt zeigt Matthias gut gelaunt. Für den Fall, dass die Wirtschaftskrise doch länger dauern sollte, hat er schon was: für St.Pölten ein Jahresthema „Schön sprechen!“. Weg mit dem ordinären Meidlinger „E(d)l“! Und bitte Traisen mit ai und nicht „Dräsn“! Denn unser Bürgermeister ist auch Germanist, und diese seine zweite USP sollte doch auch locker rund 100 Veranstaltungen im Jahr hergeben.

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Sie ist unter uns

In deren Zuge hört man ganz ähnliche Ausdrücke

ausverkauftem Haus trällert, über die Wirtschafts-

so recht zur Kenntnis nehmen möchte – solange

wie „war überfällig“, „Gesundschrumpfen“, „die

lage und ihre Auswirkungen aufs Business. Der

er nicht muss! Dabei ist sie mitten unter uns.

fetten Jahre sind vorbei“. Freilich nur von jenen,

Vorarlberger Veranstalter ist überzeugt „dass,

die von der Krise (noch) nicht betroffen sind und

wenn überhaupt, eher bei anderen Luxusgütern

I must to the bank.

sich auf der sicheren Seite wähnen. „Ich bin im

gespart wird. Beim Zweitauto etwa, oder beim

Eine Wetter-Szenerie mit fast symbolischem Cha-

Dienstleistungssektor, was soll mir schon pas-

Wochenendtrip.“ Die „kleinen Freuden“ hingegen

rakter. Es ist stark bewölkt, zwischendurch gibt

sieren?“, meint etwa mein Freund Michael, Chef

würden durch die Krise nicht nur nicht tangiert,

es immer wieder kleine Schauer, aber der ganz

eines Entertainmentbetriebes. Das kleine Schön-

sondern vielleicht sogar mehr nachgefragt „das

große Wolkenbruch scheint überstanden. Der Ort

färbe 1x1 dieser Tage – nur die Rechnung geht

ist dann sozusagen das besondere Guzzi, das

passt ebenfalls: Europaplatz! Die Wirtschafskrise

nicht auf! Auch Mittermeier ist Dienstleister. Der

man sich noch gönnt.“ Dennoch lässt auch in

ist kein lokales Ereignis, sondern spielt sich in

Mitdreißiger schreibt für diverse Wirtschaftsma-

einem multifunktionalen Haus wie dem VAZ die

größeren Maßstäben ab. Österreich, Europa, die

gazine, fertigt Firmen-Pressemeldungen an, ver-

Krise grüßen. So hat etwa eine große Versiche-

ganze Welt. Just hier hat die Raiffeisenbank Re-

fasst Artikel für Kunden- und Industriezeitungen.

rung ihre traditionelle Weihnachtsfeier für über

gion St. Pölten ihr Headquarter aufgeschlagen.

Doch die Aufträge sind rar geworden – es fehlt

2000 Mitarbeiter gestrichen – komplett!

Der Bau des Finanzinstitutes gibt sich nach au-

offensichtlich selbst das Geld, die negativen

Und auch der öffentliche Dienst ist nicht gefeit,

ßen hin unterkühlt. Schwarzer Stein, überdimen-

News zu kommunizieren. Oder der Wille. Und

muss – wie man es neuerdings so gern formuliert

sionales Raiffeisen-Branding. Wir fahren mit dem

damit Geld für Mittermeiers Dienste, und dem

– „seinen Beitrag leisten“. „Wir haben Gehaltskür-

Lift in den 4. Stock hinauf und landen in einem

wiederum jenes für die Miete seines Büros. Ein

zungen im Ausmaß von 7%, und die Stunden in

stylischen, aber gemütliches Foyer. Witzige 70’ies

wirklich schönes. Sein ganzer Stolz. „Aber ich bin

der Abendschule wurden überhaupt gleich um

Retrostühle, viel Glas, das Transparenz vermitteln

gerade auf der Suche nach etwas kleinerem“,

fast ein Drittel gekürzt!“, beklagt ein HTL Pro-

soll, wo manche neuerdings Verdunklungsgefahr

meint er, und fügt dann seufzend hinzu: „Wenn

fessor. Der vermeintliche Sieg gegen Ministerin

vermuten. Auf einem Tisch liegen Zeitungen: Ku-

du etwas weißt...“

Schmied war ein Pyrrhus-Sieg. Aber letztlich ist

rier, Wirtschaftsblatt, St. Pölten konkret... ganz

Auch im Backstagebereich des VAZ diskutiert

alles eine Frage der Wahrnehmung. Wie die Krise

obenauf die Raiffeisenzeitung! Auch das könnte

man, während auf der Bühne Helene Fischer vor

selbst, von der zwar jeder spricht, die aber keiner

man symbolisch deuten. Ob es noch zutrifft? Die

Foto: fotolia.de

Rathausplatz. Ein lauer Frühsommerabend. Helmut Mittermeier sitzt gemütlich im Café Central, dennoch ist er nicht gut drauf. „Ging schon mal besser“, lässt er wissen. Sein Blick fällt auf die frisch renovierte Dreifaltigkeitssäule: „Irgendwie fast ein bisschen zu weiß geworden?“ Reingewaschen? Vom Unnötigen befreit? Analogien zur aktuellen Wirtschaftsdebatte tun sich auf. Von J. Reichl, R. Riel, E.Seidl. Fotos: H. Rauschmayr, D. Platzer.

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URBAN Aktien der Raiffeisen International haben inner-

auf „die Amis da drüben“, aber es gibt auch eine

Wenn ich aber mehr haben will, dann bedeutet

halb eines Jahres um 70% an Wert verloren. Die

europäische, ja eine österreichische Dimension,

das auch mehr Risiko“, so Kendler. Man könnte

Banken hat es voll erwischt. Freilich, die RI ist

welche die Alpenrepublik ihrerseits nach Osteur-

auch von Gier reden, und dem Bankdirektor liegt

nicht die Raiffeisenbank Region St. Pölten. Hier

opa exportiert hat. „Generaldirektor Püspök (RLB)

der Begriff wohl auf der Zunge, auch wenn er ihn

bäckt man kleinere, überschaubare Brötchen.

wurde ehemals fast ausgelacht, weil er in der

nicht ausspricht. Aber man weiß, worauf er hin-

„Das Geschäftsmodell ist ausschlaggebend. Wir

Frage der Fremdwährungskredite sehr restrik-

aus will, wenn er mehr Ethik einfordert, in seiner

als regionale Bank haben ein Umfeld von 100.000

tiv war und gewarnt hat.“ erinnert sich Kendler.

wie in jeder Branche, vor allem aber auch vom

Leuten. Das Einkommen der Leute vorort ist das

„Das ist ja ein Geschäftsmodell, das Sinn macht,

einzelnen. Dabei sei es Kendler zufolge weniger

Potential, das uns zur Verfügung steht.“ Das sagt

wenn ich in derselben Währung auch Einkünfte

an fehlenden Vorschriften gelegen, als viel mehr

einer, der es wissen muss: Direktor Karl Kend-

habe. Aber irgendwann begann man es auf sämt-

an deren Sanktionierung. „Persönlich bin ich

ler, der uns abholt. Eleganter grauer Anzug, vio-

liche Finanzierungsmodelle umzulegen. Die Kun-

überzeugt, dass die aktuellen Vorschriften aus-

lettes Hemd, dazu passende Krawatte, poliertes

den selbst begannen Bank zu spielen, denn plötz-

reichend gewesen wären.“ Wenn sich denn alle

Schuhwerk. Freundlich-distanziertes Auftreten.

lich gewann man Geld mit einem Kredit“, und das

daran gehalten hätten.

Ein Mann, der Seriosität ausstrahlt – und Under-

ist widersinnig und ging nur eine Zeitlang gut.

statement. Sein Büro ist geräumig, aber in keins-

Auch weil die Institute, auch Raiffeisen, aus Wett-

Kollateralschaden. Haben sie aber nicht, und

ter Weise protzig. So wie der Hausherr selbst, der

bewerbsgründen dem keinen Riegel vorschoben.

mit dem Fall „Lehman“ kam die ganze Branche in

uns höchstpersönlich Kaffee einschenkt.

„Dazu hätte es einer einheitlichen Regulierung

Verruf. Die Konsequenzen hat auch ein regionales

bedurft“, aber die gab es nicht.

Bankinstitut

Am Weltmeer & daheim. Auf einem Regal

Und so reizten alle das System so lange als

Kendler relativiert. „Wir haben 45000

erspähe ich das Modell eines Containerschiffes.

möglich aus, weil sich alle, Banken wie Kunden,

Jene, die uns für Kursverluste bei Veranlagungen

Kein „Spielzeug“, sondern Beispiel für eines jener

als Gewinner fühlten. Mit Ablaufdatum. „Es liegt

verantwortlich gemacht haben, kann man an der

Schiffe, an denen man sich beteiligen kann – ein

einfach in der Natur des Menschen, dass er im-

Hand abzählen.“ Dabei kann der Direktor die all-

Anlagehit der letzten Jahre. „Schiffsbeteiligungen

mer alles optimieren möchte. Er will mehr haben.

gemeine Enttäuschung nachvollziehen. „Wenn du

vorort

mitzutragen,

wenngleich Kunden.

sind eine gute Durchmischung des Portefeuilles“,

einen Depotauszug besprichst, wo viele Werte im

bestätigt Kendler „zugleich auch ein sensibler In-

Minus liegen, erhält die Kauflust natürlich einen

dikator für die Weltwirtschaft“. Und der hat zuletzt

Dämpfer. Und wenn ich nur Krise, Krise, Krise hör,

negativ ausgeschlagen. Tatsächlich wird draußen

bekomm ich sie auch irgendwann“, spielt er auf

auf den Weltmeeren die globale Dimension der

eine gewisse mediale Gehirnwäsche an, welche

aktuellen Krise am offensichtlichsten. „Die ZEIT“

die Krise als solche noch verschärfe. Aber letzt-

etwa begleitete einen deutschen Container-

lich seien dem Institut die Kunden treu geblieben,

schiff-Kapitän. Er fährt aktuell mit halber Fracht,

weil man für Seriosität stehe. „Wir hätten nie

so langsam wie möglich, um nicht lange in Häfen

Portefeuilles angeboten, wo z.B. nur Immobili-

verweilen und teure Hafenmaut bezahlen zu müs-

enaktien drin sind – auf die Streuung kommt es

sen. Aber immerhin fährt er noch! Andere Schiffe

an. Wir haben immer gemeinsam mit unseren

– das gab es seit Jahrzehnten nicht – laufen über-

Kunden die Anlagen erarbeitet, haben auch viele

haupt nicht aus. Auftragsflaute! Draußen auf See ist die Krise in halber Fahrtgeschwindigkeit messbar, bei uns neben medialer Dauerpenetrierung auch in Nuancen: so verdrängte im KURIER der Wirtschaftsteil die Chronik nach hinten. Zufall? Mitnichten, ebenso wenig wie das Platzen der Immobilienkrise in den USA und die damit korrelierende Banken- und Finanzkrise, die manche Wirtschaftsexperten prophezeit hatten. Aber nie in dieser Wucht. „Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft. Die Situation 2008, und darüber sind sich alle Experten einig, war einmalig, so etwas gab es seit 1929 nicht mehr“, bestätigt Kendler, der als regionaler Bankdirektor auch an den zur Krise führenden Faux Pas manch internationaler Institute mitzuleiden hat. „Es hat einige Institute gegeben, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Es wurde weltweit versucht, die Bilanzstruktur zu ändern. In den letzten Jahren gab

Foto: fotolia.de

es einen exzessiven Expansionsdrang, der eine Blase produziert hat. Am Immobilienmarkt, aber auch bei den Fremdwährungskrediten.“ Damit spielt er auf einen Aspekt an, der vielerorts fast untergegangen ist. Zwar schimpft man gern –9 – MFG

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Garantieprodukte vermarktet.“ Dass zuletzt eine

Sand zu stecken, sieht er aber keinen. „Es gibt

talität ist man mittlerweile dankenswerterweise

Flucht aus Wertpapieren zu konstatieren war, „ist

wirklich Licht am Ende des Tunnels, die Talsohle

abgekommen. Zwar vermeidet man das Wort

kein Geheimnis“, dafür „ist aber das Einlagenge-

ist erreicht!“ Fürs erste zumindest im Finanzsek-

„Krise“ nach wie vor wie der Teufel das Weihwas-

schäft gestiegen!“ Das heißt, die Leute suchen

tor! Die Realwirtschaft hingegen „wird 2009 und

ser, aber immerhin hat man sich zu einer Sprach-

wieder sichere Häfen á la Sparbuch. „Oder sie

auch 2010 noch zu kämpfen haben. Aber ich bin

regelung durchgerungen, die „Schwierigkeiten“

investieren in Häuser oder renovieren die Woh-

davon überzeugt, dass wir, und damit meine ich

einräumt . Bei einer Zahl von beispielsweise fast

nung fürs Enkerl.“ Irgendwie scheint plötzlich das

uns alle, die Krise positiv bewältigen werden,

15.000 Mitarbeitern in Kurzarbeit wäre alles an-

große Bedürfnis nach Sicherheit, Überschaubar-

wenngleich wir nachher nicht einfach zur Tages-

dere auch ein Hohn. „Es gibt Branchen mit klaren

keit, Handfestem um sich zu greifen. Lieber ein

ordnung übergehen dürfen!“

Problemen, etwa im Automobilbereich und den

Stück weniger verzinste Realität, als eine Speku-

mit ihm verbundenen Sektoren, Bereiche mit ge-

lation auf überproportionale Renditen. Realitäts-

Wie der Teufel das Weihwasser

sinn ist zurückgekehrt, oder schlichtweg die ein-

In der NÖ Wirtschaftskammer klirren in einem

vollen Auftragsbüchern!“, umreißt sodenn Chris-

fache (schmerzhafte?) Erkenntnis, dass, wo Risiko

Ambiente, das architektonisch an das New Yor-

tian Buchar, Pressesprecher von Wirtschaftskam-

draufsteht, eben auch Risiko drin ist. „Das ist wie

ker Guggenheim erinnert, die Sektgläser. Garne-

mer-Präsidentin Sonja Zwazl, die Lage.

mit dem Beipacktext beim Arzt, den nimmt auch

lenspießchen werden gereicht, ein DJ legt Dis-

Dabei muss man der Kammer zugestehen, dass

keiner ernst oder liest ihn durch“, ortet Kendler

comusik auf, mehrheitlich junge, extravagante

sie in einem gewissen Dilemma steckt. Spricht

eine gewisse Denkanalogie. Umgekehrt waren

Menschen (oder solche, die sich dafür halten)

sie offen von Krise, so demoralisiert sie die Mann-

aber auch manch „Ärzte“ in der Finanzdienstleis-

flanieren durchs Foyer. Nominierungsgala zum

schaft. Deshalb versucht man gegenzusteuern,

tungsbranche nicht gerade Meister ihres Faches.

„Goldenen Hahn“, dem Werbepreis des Landes.

wo möglich, wobei vielfach die psychologische

Die Werbewirtschaft feiert sich selbst.

Botschaft schwerer wiegt als die faktische Wir-

wissen Verunsicherungen und ebenso Firmen mit

Keine Kreditklemme. „Medizin“ tat auch

kung. Unter dem Motto „Stark trotz Krise“ bittet

manch österreichischer Bank not, wobei Kendler

man etwa medientauglich Unternehmen vor den

diesbezüglich der österreichischen Politik für ihre

Vorhang, die trotz Krise erfolgreich sind. Als be-

Erste Hilfe ein gutes Zeugnis ausstellt. “In Öster-

wusstes „Nach Regen kommt auch wieder Son-

reich konnte ein gröberer Schaden im Rahmen

nenschein“-Signal wurde das Programm 2010+

gehalten werden, da hat die Politik wirklich sehr

aus der Taufe gehoben, um sich auf die Zeit NACH

schnell und richtig gehandelt“ Er verweist damit

der Krise vorzubereiten. Überhaupt appelliert die

auf die angebotenen Staatsgelder zur Erhöhung

Präsidentin bei jeder Gelegenheit: „Wir dürfen uns

der Eigenkapitalausstattung bzw. Sicherung der

von aktuellen Problemen nicht den Blick für die

Liquidität der Institute, welche die Banken aller-

Notwendigkeiten für den Aufschwung von mor-

dings nicht, „wie gemeinhin der Eindruck ent-

gen verstellen lassen. Die Weichen dafür müssen

stand, geschenkt bekommen. Die Gelder müssen

jetzt gestellt werden!“

die Banken mit 8% Verzinsung zurückzahlen! Das

Durch die Umsetzung der neuen Vergaberichtli-

ist ein gutes Geschäft für den Finanzminister!“

nien des Landes, eine langjährige Forderung der

Durch diesen Schritt wurde ausreichend Liquidität

Wirtschaftskammer, erhofft man sich einen nachhaltigen Wirtschaftsimpuls, weil er „dafür sorgen

gesichert. Dass die Banken diese Gelder nunmehr nicht wieder in den Kreislauf pumpen, sondern

Bei manchen mag dennoch nicht so rechte Stim-

wird, dass das Geld der öffentlichen Hand im Land

horten, stellt Kendler zumindest für sein Institut

mung aufkommen. Ein Agenturboss berichtet

und in den Regionen bleiben wird!“ Freilich müss-

in Abrede. „Aus unserer Sicht gibt es keine Kre-

„dass es mit einem großen Auftrag fürs Land

ten auch die Banken, so ein weiterer Appell, wie-

ditklemme. Tatsächlich ist die Nachfrage aktuell

jetzt doch nichts wird, weil die sparen“, und ein

der „mehr Vertrauen in die Unternehmer“ setzen

auf sehr gedämpftem Niveau, weil viele Inves-

St. Pöltner Reisebüro-Betreiber beklagt, „dass wir

– sprich den Geldhahn aufdrehen. Um mit gutem

titionsvorhaben auf die lange Bank geschoben

die Krise sehr spüren. Die Leute buchen später,

Beispiel voranzugehen, hat die Wirtschaftskam-

werden.“ Faktum sei, dass manche Unternehmen

viele schauen sehr genau auf den Preis. In Grie-

mer Investitionen in die eigenen Bezirksstellen in

ihrerseits mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen

chenland haben wir Einbußen von 30% – 40%!“

Höhe von 28 Millionen Euro vorgezogen.

haben, es bestehe eher der Bedarf nach Über-

Im Saal drinnen kämpft sich derweil ein mittel-

Auch auf der Werbegala wird eine neue Kam-

brückungskrediten für Verlustfinanzierungen. Die

mäßiger Moderator durch die Veranstaltung. Den

pagne präsentiert: „Marke statt Krise“ „Klingt eher

Bank selbst habe ihre Strategie nicht geändert.

ganzen Abend hindurch, das ist sein Running-Gag,

wie ein Hilferuf“, amüsiert sich ein Werbeprofi.

„Die Kreditvergabe richtet sich bei uns immer

versucht er das Wort „Krise“ zu vermeiden und

Tatsächlich mutieren die Werber dieser Tage zur

nach der Bonität. Wobei wir unseren langjährigen

strapaziert es dadurch über Gebühr. Zum Lachen

Speerspitze des erhofften Aufschwungs bzw. zur

Kunden in guten wie in schlechten Zeiten beiste-

bringt das nur wenige. Als es dann doch fällt, das

letzten Bastion gegen den Zusammenbruch. Sie

hen. Zugleich sind wir verantwortlich für die Ein-

böse Wort, verzieht er sein Gesicht. „Jetzt ist sie

müssen durch ihre Botschaften den Konsum, die

lagen unserer Kunden.“

mir also doch herausgerutscht, die Krise!“

Kauflust von Max Mustermann am Laufen halten.

Die generelle Wirtschaftslage beurteilt Kendler

Mit dem patscherten Ausblenden des Wortes hat

„Krise trotz Marke wäre auch passend gewesen“,

differenziert. „Über weite Strecken trifft es Unter-

er freilich einiges mit den Funktionären gemein-

witzelt der Werbeguru und angelt sich noch ein

nehmen, die schon vorher Probleme hatten – da

sam. So wähnten sich heuer beim Neujahrsemp-

Gläschen Sekt, das er in einem Zug leert.

ist die jetzige Krise nur der Auslöser. Aber das

fang der Wirtschaftskammer viele Unternehmer

Ausmaß ist so groß und überraschend, dass es

im falschen Film, weil so getan wurde, als sei

Dicke Luft in Herzogenburg

auch gesunde Betriebe treffen wird“, prophezeit

alles Eitelwonne. Von dieser „Wir machen die

Sonntagnachmittag. Ein kleiner Ort in der Nähe St.

der Bankdirektor. Grund, deshalb den Kopf in den

Augen zu, dann findet uns die Krise nicht“-Men-

Pöltens. Die Sonne scheint. Kinder spielen im Gar-

– 10 – MFG

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URBAN ten. Der Geruch von Gegrilltem liegt in der Luft.

das zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat und

das Paket abgelehnt würde.“ Die Botschaft war

Wir sitzen auf der Terrasse, Herr Maier (ein Ali-

Gewerkschaft ausgehandelte Paket vorgelegt

unmissverständlich. „Für mich wäre das ein ak-

asname, seinen richtigen möchte er nicht in der

wurde. Daumen mal pi sollten die Angestellten

zeptabler Kompromiss gewesen“, räumt Maier

Zeitung lesen) schenkt Kaffee nach. Von einem

in Hinkunft auf rund 7% ihres Salärs verzichten,

ein, auch wenn er dadurch – wie er uns anhand

Freund hat man ein gebrauchtes Schwimmbad

die Arbeiter gar auf bis zu 12%! Warum es einen

des ebenfalls im Brief integrierten Musterlohn-

gekauft, dessen Aufstellung von den Kindern im

derartigen eklatanten, schon den Keim von Zwie-

zettels zeigt – gut 100 Euro seines Monatssalärs

Viertelstundentakt gefordert wird. Maiers stets

tracht in sich tragenden Unterschied zwischen

eingebüßt hätte. „Aber ich mache den Job gern.

geduldige Antwort: „Später“.

den Arbeitnehmergruppen gab, „hat niemand

Ich habe nicht weit in die Arbeit, die Arbeitszeiten

Alles scheint perfekt. Idylle pur. Und doch liegt

verstanden.“ Das Management selbst, so wurde

sind okay. Woanders wäre ich schlechter dran.“

da ein unsichtbarer Schleier von drückender Un-

mitgeteilt, gehe mit gutem Beispiel voran (und

sicherheit in der Luft, ein Damoklesschwert, das

setzt dies seit Mai tatsächlich um): Der CEO ver-

Urknall bei Urabstimmung. Ende April

seit Monaten quälend über Maier und seiner Fa-

zichte auf 20% seines Fixgehaltes, die Führungs-

fand die Urabstimmung über das Maßnahmenpa-

milie sowie der gesamten Belegschaft von Georg

kräfte des Konzerns auf 10%. Auch eine Art Ein-

ket statt, und die endete mit einem Big Bang: Das

Fischer (immerhin an die 1.300 Personen) hängt.

bußen-Ober-Schmerzgrenze wurde zugesichert.

Paket wurde abgelehnt! Während ca. 90% der

Der Herzogenburger Ableger des Schweizer Kon-

Die Angestellten etwa sollten maximal 400 Euro

Angestellten den Vorschlag mitgetragen hätten,

zerns ist u. a. in einer Branche aktiv, um die man

verlieren. „Insgesamt war von einem Einspar-

sprach sich das Gros der Arbeiter dagegen aus.

ihn aktuell nicht beneidet: Automobil. In Herzo-

potential durch die Maßnahmen von rund 3,9

„Die haben es offensichtlich einfach nicht ka-

genburg werden z. B. Türrahmen für die Mercedes

Millionen Euro die Rede.“ Der Brief schloss im

piert, dass uns dann wahrscheinlich überhaupt

S-Klasse produziert, Autos, deren Absatz laut Fi-

Fettdruck: „Bitte bedenken Sie, dass die Arbeits-

nichts mehr bleibt. Ich hab echt einen Grant!“,

nancial Times heuer bereits um rund 40% einge-

plätze am Standort massiv gefährdet sind, wenn

schüttelt Maier den Kopf. Dass vielleicht einen

brochen ist. Die „GF Automotive“ selbst berichtet von Umsatzeinbußen von 47% seit Herbst!

Aufziehende Gewitterwolken. „Damals wurde in den Medien viel von DER Krise gesprochen“, erinnert sich Maier. „Da machte sich schon Unsicherheit breit.“ Wie vor einem Gewit-

schauen getätigt, nach dem Motto „im Juni, Juli

„Wissen Sie, ich kann mich nicht die ganze Zeit fürchten“

werden wir 10.000 Teile produzieren. Aber die

Mitarbeiter Georg Fischer

ter zogen allmählich dunkle Wolken auf. Erster Donner grollte. „Früher haben wir großzügig Vor-

Vorschau-Zeiträume wurden immer kürzer.“ Mittlerweile scheint man froh, wenn man weiß, wie es im nächsten Monat weitergeht. Ein weiteres Alarmsignal waren außertourliche Schließtage. „Was uns alle erschüttert hat, waren Schließtage bei BMW. Die haben ihre Mitarbeiter vorübergehend in Urlaub geschickt – mitten im Jahr!“ Bald darauf war auch das eigene Werk betroffen. Die Produktion wurde zurückgefahren. Liefen früher die Maschinen die ganze Woche durch, so stehen sie jetzt Samstag und Sonntag still. Die Schichten sind von 25 auf 14 heruntergeschraubt worden. Leiharbeiter wurden entlassen, Zeitverträge nicht verlängert, der Abbau der Ferien- und Gleitzeitkonten eingeleitet. „Was uns all die Monate aber am meisten quälte, war die Frage, wie es überhaupt weitergeht.“ Doch die Geschäftsführung ließ die Belegschaft, wie man so schön sagt, deppert sterben. Es gab null Information, dementsprechend brodelte die Gerüchteküche, von „die wissen selbst nicht, was sie machen sollen“ über „die haben ein fixfertiges Sanierungskonzept im Ladl“ bis hin zu „wir werden geschlossen“.

Das Fettgedruckte. Dann, im April, trudelte endlich ein Brief unter dem Wortlaut „Persönliche Information über das GF Maßnahmenpaket“ ein. An jeden einzelnen Mitarbeiter, in dem –11 – MFG

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Arbeiter, der um ein Eck weniger als ein Ange-

zum gegeben Zeitpunkt berichten!“

Folge, dass er aktuell vier Wochen arbeiten ginge

stellter verdient, der prozentuelle Einschnitt un-

Kurzum. Das große Zittern wird prolongiert, und

„und jede fünfte Woche muss ich Urlaub neh-

gleich schwerer trifft, stellt er nicht in Abrede,

das zehrt gewaltig am Nervenkostüm. „Ganz ehr-

men!“ In seinem Säckl macht sich das Streichen

letztlich orten die Angestellten bei ihren Kolle-

lich, ich weiß nicht, wie es weitergeht, und es ist

der bezahlten Überstunden „mit einem Minus

gen dennoch kurzsichtige Betonierermentalität.

mir mittlerweile auch egal!“, meint Maier fast trot-

von rund 200-300 Euro bemerkbar.“ Das machte

„Mich ärgert, dass ich jetzt vielleicht wegen je-

zig. „Viele sind von einer Phase der Angst in eine

ihm angesichts laufender Kreditrückzahlungen

mandem, der nur dumm die Feile schwingt ohne

der Gleichgültigkeit hinübergeglitten.“ Fast ent-

anfangs extrem zu schaffen, ein wenig Entspan-

nachzudenken, auch den Job verliere.“ Freilich,

schuldigend fügt er hinzu: „Wissen Sie, ich kann

nung „hat aber die letzte Leitzinssenkung der EZB

die „Feilenschwinger“ bilden das Gros der Werks-

mich nicht die ganze Zeit fürchten. Das zermürbt

gebracht, dadurch ist auch die Kredittilgungsrate

mannschaft. Seitdem herrscht jedenfalls dicke

dich, macht dich fertig, und ändern kann ich oh-

geringer geworden.“ Dennoch, und dies hat er

Luft im Werk. „Eine Kluft zwischen Arbeitern und

nedies nichts.“ Das klingt wie die berühmten let-

mit vielen Kollegen gemeinsam, suchen viele zunehmend nach zusätzlichen Einnahmequellen – bis hin zum regelmäßigen Plasmaspenden. „Das kann man bis dreimal alle zwei Wochen. Bei ca. 20 Euro pro Spende bringt das im Monat bis zu 120 Euro in die Familienkasse!“ Auch

die

Personalvermittlungsagen-

turen stöhnen. „Wir bekommen die Krise ja als erste zu spüren, weil bei uns immer mehr Bewerber vorstellig werden, die umgekehrt gerade erst woanders ihren Job verloren haben. Die Vermittlung wird daher schwieriger!“, so Martin

Angestellten gab es schon immer, aber nach die-

zen Worte eines Buches, danach ist nichts mehr

Heiss, Geschäftsführer von Staff 24. Er schränkt

sem Erlebnis hat sie sich offen manifestiert.“ Ob

zu sagen. Maier blickt gedankenverloren auf den

aber ein, „dass die Nachfrage stark abhängig

die Zerstrittenheit der Belegschaft bei etwaigen

Tisch, als hätte man plötzlich die Pause-Taste ge-

von der Branche ist. Während im Gewerbe und

weiteren Verhandlungen zum Vorteil gereicht,

drückt. Unangenehmes Schweigen breitet sich

den Mittelständischen Unternehmen die Vermitt-

darf bezweifelt werden – wobei Verhandlungen

aus, bis uns der Sohnemann erlöst. „Papa, wann

lungsquote noch gleich hoch wie jene im Vorjahr

ohnedies kein Thema mehr sein dürften. So kom-

stellen wir endlich das Bad auf?“ Maier wirft mir

ist, lässt sich in der Industrie, und hier speziell in

mentiert der Marketing & Kommunikationsleiter

einen ratlosen Blick zu, dann wendet er sich lä-

der Autoindustrie rund um St. Pölten, ein Rück-

Harald Weber von der GF Automotive Mutter in

chelnd seinem Junior zu: „Jetzt mein Schatz“!

gang der Vermittlungen feststellen.“

Schaffhausen die Ablehnung der Abstimmung

Was im Kampf um einen Arbeitsplatz besonders

folgendermaßen. “Georg Fischer nahm diesen

Die anderen

Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis und muss

Georg Fischer ist nur ein Exempel, wo aktuell die

„Gut ausgebildete Arbeiter lassen sich leicht ver-

nun Maßnahmen durchführen, die von uns alleine

Zeichen auf Sturm stehen. Und die Mär, ja Hoff-

mitteln und werden weiterhin nachgefragt, wäh-

beeinflusst werden können.“ Maßnahmen, die

nung, dass es nur die Automobilindustrie trifft,

rend es für minder qualifizierte Arbeitskräfte und

keine rosigen Zeiten verheißen. So wurden die

wird rasch zunichte gemacht. Bereits im März si-

Hilfspersonal immer schwieriger wird.“

Mitarbeiter sowie die Medien Ende Mai von einer

gnalisierte etwa der Möbelhersteller Svoboda, bis

Reihe von Maßnahmen des Konzerns in Kenntnis

vor kurzem Arbeitgeber von immerhin 240 Mitar-

Kikantisch. Schwierig könnte es auch für Teile

gesetzt, worin es u. a. heißt, „dass für etwa 850

beitern, dass er mit der Krise zu kämpfen hat. Wie

des Handels werden. Bei Leiner/Kika etwa kursie-

Mitarbeitende Kündigungen nicht zu umgehen

man gegenüber dem Wirtschaftsblatt bestätigte,

ren Gerüchte über geplante Gehaltskürzungen.

sein werden.“ Davon könnte auch der Standort

wurden Urlaube und Zeitausgleiche abgebaut, die

Betriebsrat Freitag sagt dazu nur „dass wir dazu

Herzogenburg betroffen sein, zumal man hier

Zahl der Leiharbeiter wurde auf null gesetzt. „Die

gar nichts sagen“, und sagt damit eigentlich

„die drei Fabriken umstrukturiert und teilweise

Devise ist: Wir müssen möglichst flexibel blei-

schon sehr viel. Die Stimmung im Betrieb ist,

zusammengelegt werden!“ Was das heißt, um-

ben“, so damals Geschäftsführer Bernhard Hol-

wie einige Mitarbeiter bestätigen, „von Unsicher-

reißt Weber in Stichworten „Die Anpassung der

zer. Doch das allein reichte nicht aus. Mittlerweile

heit geprägt. Man hört Gerüchte, aber Konkretes

Kapazitäten an die Nachfrage. Die teilweise Ver-

wurden erste Kündigungen ausgesprochen.

gibt es nicht.“ Aufklärung über den Status Quo

lagerung von Produkten an andere Standorte. Die

Auch der Tiroler Holzwerkstoffhersteller Egger

schafft Leiner/Kika Geschäftsführer Paul Koch.

Rückgabe einzelner, nicht profitabler Produkte an

mit Dependance in St. Pölten drückt auf die Kos-

„Was es aktuell gibt, sind normale Bereinigungen,

den Markt. Die Reorganisation der Produktion am

tenbremse. Im Februar kündigte man per Aussen-

das heißt wir trennen uns von Mitarbeitern mit

Standort Herzogenburg“, um dann hinzuzufügen.

dung für die gesamte Egger-Gruppe einen „Abbau

unterdurchschnittlichen

„Weitere Details können wir erst im Laufe des

von Leiharbeitskräften, Urlaubs- und Überstun-

drei Jahre im Krankenstand sind etc. – da muss

Projektfortschritts nennen.“ Auch auf die Frage,

denabbau aber auch Kurzarbeit und die Kündi-

man im Sinne des Gesamtunternehmens einen

ob es Kündigungen geben wird, antwortet Weber

gung von Mitarbeitern“ an. Ein St. Pöltner Mit-

Schlussstrich ziehen. Wenn es gut geht, sind das

nebulös. „Die Entwicklung des Personalstandes

arbeiter, der namentlich nicht erwähnt werden

vielleicht 50 Mitarbeiter in Österreich, und derlei

hängt auch davon ab, wie die Umsetzung der

möchte, gibt an, dass „Überstunden zwar noch

Restrukturierungen hatten wir schon immer“, so

notwendigen Maßnahmen greifen. Freisetzungen

gemacht, aber nicht mehr ausbezahlt, sondern in

der Manager. „Ich will aber nicht schönreden,

sind nicht auszuschließen, Konkretes werden wir

Zeitausgleich abgegolten werden.“ Dies habe zur

dass man sich natürlich auch auf etwaige härtere

relevant wird, ist die Frage der Qualifizierung.

Zahlen,

solche

die

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03.06.2009 18:08:13

Foto: Leiner/KIKA, zVg

Mitarbeiterinformation

des Leiters „Georg Fischer Automotive“ nach der gescheiterten Urabstimmung


URBAN Als Vorstufe könnte

Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der

diesbezüglich eine prinzipielle Verschiebung des

man deuten, dass Mitarbeiter „mit exzessiven

für den Osten Horrorszenarien erstellte und Ös-

Kaufverhaltens ausmacht. „Das wurde im Zuge

Urlaubsständen“ gebeten wurden, diese sukzes-

terreich gar den Staatsbankrott prophezeite (was

der Verschrottungsprämie evident: Leute, die in

sive abzubauen. „Wir gehen da auf Führungse-

er vor kurzem „reuemütig“ zurücknahm), stoßen

diesem Segment einkaufen, investieren jetzt eher

bene mit gutem Beispiel voran“. Zudem stehen

ihm sauer auf. Zwar gäbe es schwächere Zahlen,

in ein neues Auto.“

weitere Maßnahmen zur Diskussion „etwa bei

„aber das ist ein Raunzen auf hohem Niveau. Wir

Was ebenfalls bei manchen Kaufleuten im Raum

Managern Teile des Gehalts zu kürzen, Boni zu

hatten in den letzten Jahren hohe Gewinne, teils

steht, ist eine Reduzierung der Werbeaktivi-

streichen, die Erreichung von Prämien nach oben

im zweistelligen Bereich, die fallen halt jetzt nicht

täten. Für Weiländer ein falsches Signal, „weil

zu setzen, Überstundenpauschalen einzuführen

mehr in dieser Dimension aus!“

die Marketinglehre besagt ja, dass man gerade

oder Leute teilweise geringer anzustellen, weil

Auswirkungen der Krise auf das Kaufverhalten

in schlechten Zeiten verstärkt in Präsenz und

es nicht Sinn macht, dass sie vielleicht Dienstag,

der Kunden könne man, wenn überhaupt, am

Vermarktung investieren soll!“ Auch Anzeichen

Mittwoch im Geschäft stehen, obwohl in ihrer

ehesten im Billigsegment orten, „weil die un-

von Dauerausverkauf hält er für kontraproduktiv.

Abteilung nichts los ist, während sie am Freitag,

teren Arbeiterschichten, Leiharbeiter etc. leider

„Ausverkauf macht ja nur Sinn, wenn Überkapa-

Samstag voll durcharbeiten könnten und dann

die ersten sind, die ihre Jobs verlieren. Da kann

zitäten im Lager bestehen. Ansonsten ist er aus

auch über das Provisionsmodell besser verdienen

man sich dann nicht mehr so leicht eine Garnitur

kaufmännischer Sicht problematisch, weil die

würden.“ Beschlossen ist aber noch nichts. Auch

um 399 Euro leisten. Büromitarbeiter, Versiche-

Margen zu gering sind.“ Die City setze daher auf

für den schlimmsten aller Fälle „liegen Szenarien

rungsbeamte, Ärzte etc. haben hingegen quasi

altbewährte Strategien wie Kundenbetreuung

in der Schublade, die wirklich drastisch aussehen

noch Geld.“ Deshalb gäbe es auch im Mittel- und

und Qualität. „Damit kann man die Krise hoffent-

und die ich mir mit meinen 32 Jahren gar nicht

Hochsegment aktuell keine Einbrüche gegenüber

lich, so sie denn kommt, umschiffen. Wir sind je-

vorstellen mag.“

den Vorjahren. „Leiner geht es sogar sehr gut!“

denfalls gerüstet für den Kampf.“

Dass diese aber je zum Einsatz kommen, hält

Man dürfe also nicht alles schwarzmalen, son-

Richtige falsche Nummer

Koch für unwahrscheinlich. Prinzipiell sei das

dern müsse, wie es Leiner/Kika seit zwei Jahren

Jene Institution, die im „Kampf“ an vorderster

Unternehmen gut aufgestellt. „Als Familienun-

praktiziert, mit neuen innovativen Konzepten

Front steht, ist das AMS. Hier schlägt der Seismo-

ternehmen haben wir immer auf eine gute Ei-

gegensteuern. „Im Moment geht es uns in Öster-

graph in Arbeitslosenzahlen aus. Wenn man als

genkapitalquote gesetzt, die bei uns im hohen

reich noch ganz gut. Was kommt, weiß natürlich

Jobsuchender erstmals anruft, könnte man die

zweistelligen Bereich liegt! Da wurden wir bis

keiner – wir können ja nicht Kaffeesud-Lesen.

gutgemeinte Warteschleifen-Stimme als Zynis-

vor kurzem noch von unseren Partnern und den

Aber es ist auch nicht alles so tragisch, wie im-

mus empfinden. „Herzlich willkommen bei Ihrem

Banken als die Blödis hingestellt, jetzt sind wir

mer kolportiert. Ich habe etwa gelesen, dass in

AMS. Sie haben die richtige Nummer gewählt!“

plötzlich dir Heroes! In Zeiten wie diesen ist das

Österreich der Möbelhandel um 8% geschrumpft

Wie, die richtige Nummer, wo man sie doch für

Gold wert.“ Auch deshalb, weil man dadurch eine

sei – das kann ich für uns ausschließen.“

grundfalsch hält. Niemals wollte man sich hier

Maßnahmen vorbereitet.“

Foto: Leiner/KIKA, zVg

gefüllte Kriegskasse hat – Stichwort Expansion.

melden. Und doch müssen das dieser Tage viele.

„Ich kann zwar das Schlagwort ‚Krise als Chance‘

Insbesondere Innenstadt. Noch keine

Wir treffen AMS-Leiterin Klaudia Wrba an einem

nicht mehr hören, aber wir bemühen uns natür-

gröberen Schwierigkeiten ortet auch Matthias

Montag. Die Bankreihen im AMS sind leer! „Bei

lich, jetzt Marktanteile zu gewinnen, ganz ein-

Weiländer von der Stadtentwicklungs GmbH. „Die

uns bekommen die Kunden genaue Termine.

fach weil wir den nötigen langen Atem haben!“

Krise ist im St. Pöltner Innnenstadthandel noch

Warteschlangen wie früher gibt es nicht mehr“,

Gerade im Hinblick auf die Ostaktivitäten ärgert

nicht angekommen!“ Zwar sei aktuell eine ge-

verweist Wrba auf den gestiegenen Servicecha-

sich Koch über das undifferenzierte Bild, das von

wisse Kaufflaute spürbar „aber die ist jedes Jahr

rakter. Wir besuchen sie in ihrem Büro im ersten

DER Wirtschafskrise gezeichnet wird. „Man kann

um diese Zeit zu registrieren.“ Wenn, dann könne

Stock. Ein einfaches Zimmer, Schreibtisch, Blick

nicht alles über einen Kamm scheren, es gibt re-

man bestenfalls bei höherpreisigen Konsumgü-

zum Interspar, ein Besprechungstisch, darauf Sei-

gionale Unterschiede.“ Auch die Aussagen von

tern Turbulenzen registrieren, wobei Weiländer

denblumen, die symbolisch irgendwie Stabilität

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vermitteln – sie werden niemals welken.

ren. Wir sind von der Höchstkonjunktur mit einem

Probleme Fuß zu fassen.“ Dabei offenbart sich

Wrba selbst scheint die richtige Frau am richtigen

Schlag total runtergerasselt.“

ein unheilvolles Paradoxon. „Die Unternehmen

Ort zu sein. Abgesehen davon, dass man schon

Wirklich bemerkbar wurde das am heimischen

möchten zwar Leute mit Praxis, nur wie sollen

mal jubelt, in dieser Stadt eine Dame in leitender

Arbeitsmarkt allerdings erst Anfang des Jahres.

die die Jungen bekommen, wenn sie keiner auf-

Position anzutreffen – Wrba ist Chefin über 90

„Bei uns ist die Krise mit etwas Verspätung ange-

nimmt?“ Das AMS reagiert darauf mit zahlreichen

Mitarbeiter – strahlt sie neben Kompetenz v. a.

kommen.“ Ein Phänomen, das Wrba schon häufig

Schulungen „mag sein, dass diese später nicht

eine Art positiv-optimistischer Mütterlichkeit aus.

beobachten konnte. „Der Bezirk St. Pölten rea-

immer gebraucht werden. Aber allein, dass man

Irgendwie hat man das Gefühl: Egal wie schlimm

giert zumeist etwas träger. Das liegt möglicher-

das Engagement zeigt, sich fortzubilden, kann die

es kommt, diese Frau kann helfen!

weise daran, dass wir sehr konservative Betriebe

Einstellungschancen erhöhen.“ Zudem kommt

Sie zeigt uns die aktuellen Statistiken. Die Ar-

haben, die weniger risikofreudig sind. Dadurch

den Schulungen neben dem Qualifizierungsas-

beitslosenzahlen sind stark gestiegen, wobei et-

sind wir nie ganz oben, aber umgekehrt auch nie

pekt auch ein psychologischer zu, auch für ältere

was eklatant auffällt: der Männerüberhang. „Bei

ganz unten mit dabei.“

Arbeitnehmer. „Nichts ist so schlimm, wie wenn

den Männern haben wir einen Anstieg gegenüber

Betroffen seien viele Branchen, es gäbe aber

man lange gearbeitet hat, und plötzlich den Job

dem Vorjahr um 52%, bei den Frauen sind es hin-

auch Segmente, die sich bislang als krisenresis-

verliert. Da unterstützen wir indirekt auch, um

gegen ‚nur‘ 12%“ Das klingt im ersten Moment

tent erweisen „der Handel etwa ist noch nicht so

Frust abzubauen und durch Perspektiven.“

viel – ist es auch. Insgesamt sind im Bezirk über

stark betroffen, auch im Dienstleistungsbereich,

4.000 Menschen auf Arbeitssuche, 1.000 weitere

bei den Bürokräften gibt es kaum Probleme.“

in Schulungen. Andererseits steht man damit in

In Bereitschaft. Die Unternehmer reagieren mit unterschiedlichen Strategien auf die Krise.

etwa auf dem Niveau von 2004 – also noch kein

Die Risikogruppen. Weniger „Glück“ haben

Die omnipräsent scheinende Kurzarbeit „hat

Gespenst á la 30’er Jahre Massenarbeitslosigkeit.

Leiharbeiter. Sie waren die ersten, die von den

in St. Pölten erst ein Betrieb eingeführt. Es gibt

Die wird auch, wie Wrba überzeugt ist, nicht kom-

Unternehmen auf die Straße gesetzt wurden

aber viele Anfragen dazu.“ Andere Modelle sind

men. „Derzeit weisen die Indikatoren darauf hin,

„weil Leiharbeit ein Modell ist, das für Boom-

Bildungskarenz oder, derzeit am häufigsten prak-

dass sich die Situation 2009 nicht mehr massiv

phasen entwickelt wurde.“ Und die sind definitiv

tiziert, eine Art Job-Rotation. „Die Unternehmen

verschlechtern wird, und im Laufe des Jahres

vorbei. „Große Schwierigkeiten haben auch Per-

haben aus früheren Zeiten gelernt. Wenn sie

2010 soll sie sich auf tiefem Niveau stabilisieren.“

sonen, die keine Ausbildung haben oder nur an-

Mitarbeiter kündigten, waren diese quasi gänz-

Das bleibt auch aus volkswirtschaftlichen Grün-

gelernt sind auf bestimmte Berufe, also wenig fle-

lich verloren. Jetzt möchte man aber gewapp-

den zu hoffen: Ein Arbeitsloser kostet dem Staat

xibel sind“, so Wrba weiter. In dieser Gruppe sind,

net sein, um sofort auf hohem Level loszulegen,

im Schnitt 2.000 Euro pro Monat!

sozusagen als Untergruppe, wiederum überpro-

wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Deshalb be-

portional Ausländer betroffen, weil Sprachdefizite

mühen sich die Firmen, die Stammmannschaft,

Von 100 auf 0. Zwar spricht die AMS-Chefin

die Situation noch verschärfen. „Es ist Faktum,

die erfahrenen Mitarbeiter zu halten. So werden

nicht gern von Krise, „weil man die auch herbei-

dass heute auch Hilfsarbeiter Kompetenz brau-

diese deshalb nicht gänzlich entlassen, sondern

reden kann“, aber sie gehört auch nicht zu der

chen, z.B. des Deutschen mächtig sein müssen,

eben abwechselnd monateweise beim AMS ge-

Fraktion der Pseudo-Zweckoptimisten. „Wer sagt,

um Anleitungen lesen zu können. Unsere Alpha-

meldet, um so den Personalstand zu entlasten

es gibt keine Krise, ist weltfremd“. Sie selbst hat

betisierungskurse boomen daher, wobei diese

und sie im Fall der Fälle sofort zurückzuholen.“

eine derartige Situation zuvor noch nie erlebt,

nicht nur Ausländer, sondern auch viele Inländer

Für Wrba indirekt ein positives Signal. „Das heißt,

und immerhin ist sie schon seit 1992 Chefin. „Al-

brauchen“, verweist Wrba auf das Phänomen des

viele glauben an eine baldige Erholung!“

les begann letzten Sommer. Ab dem Zeitpunkt,

sekundären Analphabetismus.

als die ersten Meldungen über die geplatzte Im-

Was der AMS-Leiterin zudem gehörig Kopfzerbre-

Die Ruhe vor dem Sturm

mobilienblase aus den USA kamen, haben unsere

chen bereitet, “ist der extreme Anstieg bei den

Doch bevor diese eintritt, wird auf zahlreiche

Betriebe ihre Ambitionen drastisch zurückgefah-

Jungen, also den 15-24jährigen. Sie haben massiv

Sozialeinrichtungen noch Schwerarbeit zukom-

–14 – MFG

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03.06.2009 18:08:37


URBAN men. Zwar meint etwa Roswitha Mikusch von der

fenden Einnahmen, insbesondere durch die Bun-

Schuldnerberatung, „dass wir derzeit noch keinen

desertragsanteile und durch die Mitfinanzierung

erhöhten Bedarf merken“ und auch Bernhard Herz-

der Steuerreform, die sich auch auf die Kommunen

berger von Emmaus bestätigt, „dass es aktuell noch

massiv auswirkt“, erklärt Pressesprecher Peter By-

keine große Zunahme gibt“, sehr wohl rechnet er

lica. Spielraum, um gegen die Krise anzukämpfen,

damit aber in ein paar Monaten. „Derzeit wird das

gibt es kaum mehr. „Die Stadt hat im Budget 3,6

Gros der Leute noch von den Präventionsmaß-

Millionen Euro Abgang ausgewiesen, und die Kos-

nahmen in Niederösterreich aufgefangen. Wir sind ja

ten steigen in allen Bereichen gravierend.“

die letzte Anlaufstelle!“, so Emmaus Bereichsleiter

Aufgrund der schlechten Konditionen werden zu-

Walter Steindl. Die Situation werde sich verschärfen.

sätzliche Darlehen derzeit vermieden. Man bedient

In extremis – und mit solchen Fällen ist die Emmaus

sich aus den eigenen Rücklagen. Projekte werden

am häufigsten konfrontiert – mit all ihren negativen

jedoch nicht hintangestellt, wie Bylica versichert:

Auswirkungen wie Depression, Alkoholsucht, Ag-

„Dies wäre zum jetzigen Zeitpunkt kontraproduk-

gression. „Momentan wird es viele geben, die ge-

tiv. Sanierungen, Straßenbau und allgemeine Bau-

rade noch durchkommen, aber wenn sie dann von

tätigkeiten bringen die größte Wertschöpfung und

Kurzarbeit oder Kündigung betroffen sind und ihre

werden daher prioritär behandelt.“ Allerdings, wie

Kredite nicht zahlen können, kommt es auch schnell

Insider behaupten, in gedrosseltem Maße. Manch

zu Problemen innerhalb der Familie. Damit rechnen

anstehende Straßensanierung würde auf die lange

wir in Zukunft häufiger.“

Bank geschoben. „Das bringt zwar jetzt Entlastung, in Wahrheit ist die Sanierung dafür aber in Zukunft

Sozialhilfe. Auch Peter Eigelsreiter, Leiter der

um ein Vielfaches teurer, als ob man sie laufend

städtischen Sozialhilfe, ist in Warteposition. „Viele

durchführen würde.“ Bylica betont freilich, „dass

Menschen, die momentan bei uns vorsprechen,

die Projekte im außerordentlichen Haushalt nicht

erzählen, dass sie aufgrund der Krise arbeitslos ge-

zurückgefahren werden.“

worden sind. Aus unserer Erfahrung können wir sa-

Ein kniffliges Thema ist logischerweise die Budge-

gen, dass sich eine derartige Krise immer zeitverzö-

terstellung: „Wie auch bei Bund und Land wird es

gert auswirkt.“ Eigelsreiter rechnet mit der Ankunft

2010 zu Einsparungen im ordentlichen Haushalt

der Welle in vier bis sechs Monaten. Den „Verzöge-

kommen müssen.“ Eine Arbeitsgruppe diskutiert

rungseffekt“ erklärt er damit, dass „viele Menschen,

deshalb bereits seit Jänner verschiedenste Szena-

die jetzt arbeitslos werden, ja lange Anspruch auf

rien und Einsparungspotentiale. „Wir können nicht

Arbeitslosengeld haben. Sie kommen also erst zu

ausschließen, dass es auf kommunaler Ebene zu

uns, wenn es anschließend zur Sozialhilfe geht.“

massiven Einsparungen kommt. Es ist zu hoffen,

Dass man die Lage definitiv ernst einschätzt, bestä-

dass die Öffentlichkeit dafür Verständnis zeigen

tigt allein die Tatsache, dass die Sozialhilfe ihr Per-

wird“, deutet Bylica Abgabenerhöhungen und Leis-

sonal aufstocken möchte, um den dann erhöhten

tungskürzungen an, und fügt fast entschuldigend

Bedarf zu bewältigen.

hinzu. „Die Kommunen haben die derzeitige Situ-

Wieviel die Krise letztlich der Stadt über die Sozi-

ation ebenso wenig wie die Bevölkerung mit ver-

alhilfe zusätzlich kosten wird, kann Eigelsreiter

schuldet. Bei allen Schwierigkeiten ist es aber wich-

schwer einschätzen. Aktuell werden diesbezüglich

tig, nicht die falschen Zeichen zu setzen, um nicht in

vom AMS und Sozialministerium Informationen ein-

völlige Krisenstimmung zu geraten.“

geholt, auf deren Basis dann eine Kostenschätzung erfolgt „die im Budget jedenfalls berücksichtigt wer-

Dazu besteht aber auch noch kein Grund, zumin-

den muss!“ Seiner Einschätzung nach könnte die

dest wenn man dem Glücksspielsektor trauen

Krise zwei bis vier Jahre lang dauern, wobei noch

darf. So berichtet Reinhard Knittl, Chef von Premi-

ein Aspekt zu berücksichtigen sei: „Im Jahr 2010 soll

ere Sportwetten in der Linzerstraße, „dass bei uns

die bedarfsorientierte Mindestsicherung eingeführt

von der Krise eigentlich noch nichts zu bemerken

werden. Da rechnet man heute schon mit zehn

ist.“ Und das ist ein gutes Zeichen, wenn für Knittl

bis 20 Prozent Mehrbeziehern!“ Die von der städ-

eigentlich von Nachteil, denn eine Binsenweisheit

tischen Sozialhilfe betreuten Personengruppen wer-

besagt, dass in Krisenzeiten der Glücksspielmarkt

den wohl ähnlich bleiben. „Am häufigsten betroffen

profitiert, was unlängst auch die australische Regie-

sind Alleinerziehende, Arbeitslose, davon speziell

rung zur Kenntnis nehmen musste. So kurbelte die

Personengruppen, die in gering bezahlten Jobs tätig

im Februar an sozial benachteiligte Personen aus-

waren und mit der Unterstützung vom Arbeitsamt

bezahlte Einmalzahlung in Höhe von 514 Euro nach-

nicht fähig sind, ihr Leben zu bestreiten.“ Kurzum,

gewiesenermaßen zwei Sektoren an: Brauereien

es trifft als erstes die Ärmsten.

und die Glücksspielindustrie! Doch Austria ist nicht Australia, und das gibt in Zeiten, da die Prognosen

Unverschuldet zum Handkuss. Die Stadt

über die Wirtschaftsentwicklung selbst zu einem

spürt die Krise freilich nicht nur unmittelbar über

Glücksspiel geworden sind, Hoffnung. Und die stirbt

die Sozialhilfe, sondern „vor allem bei schrump-

bekanntlich zuletzt!

Jede Kultur hat ihre Stärken – und die Österreicher brauen gerne vernünftiges Bier. Somit braucht auch jede anständige Stadt ihre eigene Brauerei. Seit kurzem ist das auch in St. Pölten so. Zwar gibt es das ortsansässige Industrieunternehmen Egger (aus Tirol!) schon lange, doch erst seit Kurzem kommunizieren Brauerei und Stadt gemeinsam: „Unser Saft stammt aus dem gleichen Wasser, wir haben uns lieb!“ Schön so. Zumal das lokale Bier ein Spiegelbild der Stadt an sich ist. Aus hartem Wasser gewonnen (und somit von Natur aus benachteiligt) ist es ein Arbeiterbier. Nicht besonders geistreich oder verspielt, eher gründlich geerdet und a bissl herb. Kein Bier, das man besonders schätzt. Nichts das man in der Hand hält, während man sexy Frauen anspricht, die man eventuell gerne mit nachhause nehmen würde.

My home is wie Egger

von Michael Müllner

Ein Bier, dessen Werbung nichts mit Innovation oder Kreativität zu tun hat. Wie die Stadt, die sich selber nicht zu blöd ist, Kaffeehäferl aus Porzellan mit Rosenmalerei zu produzieren und diese als offizielles Merchandisingprodukt im Tourismusbüro anzupreisen. Eine Stadt, die sich dank einer 850 Jahre alten Urkunde österreichweit aufplustert – um sich dann mit etwas Kleinkariertem wie einem Mittelalterspektakel auf den offiziellen Höhepunkt des Jubeljahres hinzufeiern. Und dennoch ist es gut so. Denn das Bier zählt zu den besten Bieren des Landes! Alle Jahre wieder schneidet es bei den Jury-Wertungen ganz vorne ab. Natürlich handelt es sich dabei um anonymisierte Blindverkostungen. Und genau so geht’s auch der Stadt: Wüßte man nicht, wo man ist, würde man sich wohl gar nichts Schlechtes dabei denken...

–15 – MFG

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03.06.2009 18:08:43


Loka ltipp

Atina ist ihrer Tante dankbar. Sie hat der jungen Frau aus Mazedonien ei-

sich das besondere Geschmackserlebnis: Es schmeckt völlig anders, als

nen Aushilfsjob in Wien vermittelt, dort jobbt sie jetzt schon seit zwei Wo-

beim Chinesen ums Eck. Atina: „Beim Sushi geht es um den Fisch, nicht

chen und lernt den japanischen Koch Kenichi kennen. Sie freunden sich

darum den Magen der Gäste mit schlecht gekochtem Reis vollzustop-

an und entdecken, dass beide zwei Jahre zeitgleich in Paris gelebt haben

fen.“ Kenichi lehnt Tiefkühlzutaten ab, sein Sushi und Maki ist frisch.

– ohne sich damals über den Weg zu laufen. In

Kenichi – sushi and more

Wien beginnt 1991 ihre Lovestory, die anfangs jedoch nur auf Französisch geschrieben wird. „Erst nach drei Jahren haben wir allmählich Deutsch miteinander gesprochen“, lacht Atina heute. Kenichi macht unterdessen Karriere als Starkoch in der Wiener Nobel-Hotellerie, kocht in vornehmen Stationen wie dem Ana Grand Hotel unter anderem für High-Society-Stars wie Luciano Pavarotti. Nach

Das japanische In-Lokal in St. Pölten Renkgasse 5, 3100 St.Pölten 02742 / 71886, www.kenichi.co.at Montag Ruhetag Dienstag, Mittwoch, Sonntag 11:30 - 14:30 Uhr & 17:30 - 22:30 Uhr Donnerstag, Freitag, Samstag 11:30 - 14:30 Uhr & 17:30 - 00:00 Uhr

Und siehe da: Qualität hat zwar ihren Preis, aber keinen höheren als bei anderen Lokalen, die weniger bieten. „Das liegt auch an der Hygiene“, unterstreicht er. Eine Grundlage für jede Küche, aber ein Sakrosankt für Kenichi. Und die obligate Frühlingsrolle? Atina lacht: „Immer diese Frühlingsrollen! Ja, die haben wir beim Mittagsbuffet auch. Die Gäste wollen die Klassiker, auch wenn wir viel innovativere Speisen zu bieten haben!“

der Geburt des zweiten Kinds steht eine große Veränderung ins Haus: Kenichi heuert in Moskau an, Frau Atina und die Kinder

Ruhige Stadt. Doch was verschafft St. Pölten die Ehre? Kenichi: „Ich

sollen jedoch nach Aomori, einer Großstadt im Norden Japans. Die Familie

wollte irgendwann weg aus Wien. Hier war es damals so schön ruhig.

von Kenichi wird sich dort um die junge Familie annehmen.

Jetzt ist es schon etwas lauter geworden“, schmunzelt er. Voriges Jahr fiel der vorerst letzte Meilenstein in der Kenichi-und-Atina-Saga: Das

Kulturschock in Aomori. In Japan angekommen erlebt Atina einen

kleine Lokal im Regierungsviertel wurde aufgelassen und zwischen La-

Kulturschock. „Ich konnte kein Wort Japanisch. Aber was blieb mir ande-

Boom und Reno im St. Pöltner Süden ein neues Lokal eröffnet. Top ge-

res über?“, erzählt sie. Binnen kürzester Zeit erlernt sie die japanische

stylt von Innenarchitekt Mario Schmelzenbach, bietet „Kenichi – sushi

Sprache – und die japanische Kultur. Atina: „Es ist alles viel strenger, viel

and more“ asiatische Küche auf exzellentem, internationalen Niveau.

ruhiger, viel geordneter als in Europa. Am Anfang war es sehr schwer für

Und Atina stellt mit ihrem unvergleichlichen, sehr persönlichen Service

mich. Aber ich wusste, dass es für die Familie das Beste ist – und dass

sicher, dass sich nicht nur die Stammgäste wohlfühlen, sondern man

bessere Zeiten kommen werden.“

schon beim ersten Besuch in diese Welt kippt. Atina: „Nur eines tut mir leid. Unsere Stammgäste sind so liebe, so un-

Woher kommt der Fisch? Irgendwann steht Österreich wieder am

glaublich nette Menschen. Und ich kann so

Plan, die Familie ist wieder vereint und Kenichi verfeinert seine Kochkünste:

schlecht Deutsch… ich sage immer: Es

„Ein gelernter Koch muss innovative, fantastische Ideen haben. Es geht um

bleibt so viel in meinem Herzen, das

Frische und Kreativität!“ Im Gespräch wird deutlich, was ihn von anderen

ich gerne sagen möchte, das ich

„Köchen“ unterscheidet. Kenichi: „Wenn du in Japan Koch werden willst,

aber nicht rüberbringe.“ Wenn

dann musst du den Beruf von der Pike auf erlernen. Im ersten Jahr putzt du.

sie sich da mal nicht täuscht!

Im zweiten Jahr wäschst du. Im dritten lernst du Schneiden. Und im vierten Jahr, wenn du würdig bist, dann kannst du anfangen zu kochen – und das lernst du dann, so lange du lebst“, lächelt er. „Was Kenichi damit sagen will“, führt Atina aus, „ist, dass er wirklich weiß, worum es in seinem Job geht. Er weiß, wie man Sushi macht. Wie man einen Fisch schneidet. Bei uns wird nichts einfach aufgetaut.“ Und wenn er Fisch bestellt fragt er nicht nach dem Preis. Es geht um Lieferdatum und den Hafen, woher der Fisch kommt. „Wenn ich in den Nachrichten was von einem Öltanker höre, dann frage ich zweimal nach.“

Knackiger Brokkoli. „Es gibt Leute, die entdecken erst bei uns, wie frisches lich knackig sein sollte“, stellt Atina

Nicht Magen mit Reis vollstopfen!

nachdenklich fest. Daraus ergibt

Atina & Kenichi

Gemüse schmeckt, dass Brokkoli eigent-

ingsrollen l h ü r F se ie d r e Nicht imm t zwie schafft man den Spaga chen nach St. Pölten? Wi Kü n he isc an noch h jap r tlic de en m amtea ses Lokal eig Wieso verirrt sich ein Dre gsrolle? Und wieso ist die hlin Frü en ilig we ng kla und der stin schen innovativem Sushi o: Hermann Rauschmayr. von Michael Müllner. Fot ng hlu pfe Em te rms wä ein Geheimtipp? Eine –16 – MFG

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MFG

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„Ich kann mich in den Spiegel schauen. Werfe der den ersten Stein, der ohne Schuld ist.“ Gerhard Schlossnagl

In allerbester Gesellschaft Nach über vier Jahren wurde das Urteil gegen den ehemaligen Gebäudemanager des Krankenhauses St. Pölten rechtskräftig – er hatte unerlaubte Geschenke von Firmen angenommen und muss nun für zwölf Monate in Haft. Im Gespräch mit MFG schildert er seine Sicht des „Kriminalfalls Spital“ und fühlt sich mit dem, wofür er verurteilt wurde, in allerbester Gesellschaft. Von Michael Müllner. Foto Hermann Rauschmayr. Was war der Auslöser für den Spitalkrimi?

Der Verwaltungsdirektor hat mich aufgrund einer

Und darin liegt für mich der wahre Kriminalfall

Im September 2004 gab es einen anonymen Brief,

Beschwerde zu sich zitiert. Ich habe erklärt, wer

Spital. Dass ein ranghoher Beamter, der der Wahr-

offensichtlich von einer armen kranken Seele, der

für die Missstände verantwortlich ist und um eine

heit verpflichtet sein sollte und eine Sekretärin

weder originell noch witzig war, und in dem in

Lösung des Problems ersucht. Gemeinsam mit

jemanden dermaßen anschwärzen und so viel

etwa 15 Mitarbeiter auf dümmliche Weise ange-

dem Personalchef war die Antwort dann, dass

lügen können, und dabei in Kauf nehmen- bzw.

patzt worden sind. Die Inhalte des Briefes hätten

wir da nichts machen können, da im Raum stand,

womöglich sogar darauf hinarbeiten, dass sich

jedoch nie zu Ermittlungen geführt, hätte nicht

dass der Beamte wohl schon bald der nächste

der in Haft das Leben nimmt. Diese Vernichtungs-

eine damalige Mitarbeiterin das Kontrollamt des

Magistratsdirektor werden könnte, „da würden

kampagne war das wirklich Kriminelle!

Magistrats mit falschen Unterstellungen versorgt.

wir uns selber ins Knie schießen“.

Die Anschuldigungen gegen mich spiegeln ge-

Das klingt nach einem korrupten System, aber Sie wurden rechtskräftig verurteilt...

selbst überaus gerne in Anspruch genommen

War der Spitalskrimi im Zuge der Übernahme politisch gesteuert?

hätte und zum Teil auch ohne mein Wissen ge-

Absolut NEIN! Ich kenne alle Ermittlungsunter-

verurteilt, weil ich im Wert von 10.000 Euro Ge-

tan hat. Frei nach dem Motto, was A über B sagt,

lagen, der gesamte Akt umfasst 13 A4-Ordner,

schenke angenommen habe. Ich habe mich im-

sagt mehr über A als über B aus. Forciert wurden

prall gefüllt, und aus diesen geht hervor, es war

mer gegen den Vorwurf der Korruption gewehrt.

die Aussagen noch von einem hohen Beamten im

ausschließlich eine interne Intrige. Zur Unter-

Die Kriminalpolizei hat bestens ermittelt, obwohl

Rathaus, der der Dame wohl zugeneigt war. So

mauerung, die Hauptbelastungszeugin hat den

sie durch die vielen Falschaussagen teilweise ins-

nahm die Intrige ihren Lauf und die Kripo nahm

Lebensgefährten meiner Ex-Frau mehrmals ange-

trumentalisiert wurde. Das System selbst ist nicht

die Ermittlungen auf. Die Mitarbeiterin hatte an

rufen und ersucht sie zu unterstützen mit wört-

korrupt, die Arbeitsabläufe sind transparent. Aber

Abrechnungen manipuliert und mir so ihre Pri-

lich protokolliertem Text: „Helfen sie mir, denn

im Kriminalfall Spital wurde immer wieder von

vateinkäufe untergejubelt. Ich wollte diese Miss-

ich bring den Schlossnagl mit aller Macht in den

falsch geschriebenen bzw. falsch titulierten Rech-

stände abstellen, sie verstand das als Mobbing,

Häfen, und zwar egal wie, weil dort bringt er sich

nungen gesprochen – und dazu muss man fest-

und so kam es zur Konfrontation. Sie hatte ja

eh selber um.“ Die Telefonate sind von der Kran-

halten: Rechnungen so abzufassen, dass Gremien

auch den Beamten im Rathaus als Fürsprecher.

kenhaustelefonanlage geführt worden.

des Gemeinderats umgangen worden sind, war

nau jene Vorgehensweise wider, die sie für sich

Ich wurde zu zwölf Monaten unbedingter Haft

–18 – MFG

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URBAN nicht meine Erfindung. Wenn ich von Vorgesetz-

Preis gewährleistet nicht immer eine optimale

ten im Rathaus die Direktive hatte, dass Gremien

Ausführung. Daher war bei der Vergabe immer

Kommentar

wie der Stadtsenat oder der Gemeinderat zu um-

auf Preis, Leistung und Qualität zu achten. Die bil-

von Michael Müllner

gehen seien und darum eben die Rechnungstitel

ligste Regiestunde ist nicht immer die beste.

oder die Beträge angepasst wurden, damit „die

Gerhard

Schlossnagl

bestreitet

seine

Schuld nicht. Aber er hat auch kein

so habe ich diesen Wünschen entsprochen.

Die Firmen werden wohl vor Gericht nicht sehr auskunftsfreudig gewesen sein?

Um eine ordentliche Laufbahn zu haben, muss

Was die Geschenkannahme und Spenden an

wesen. Was für manchen Bürger unglaub-

man in das Weltbild der Mächtigen passen, die

diverse Organisationen betroffen hat natürlich

lich klingt, gehörte laut seinen Aussagen

die Regeln machen. Ich hatte 21 Jahre lang exzel-

nicht. Was die Geschäftsgebarungen zwischen

zum modus operandi. Ist es wie so oft

lente Dienstbeurteilungen und jährliche Überprü-

Gebäudeverwaltung und den einzelnen Liefe-

„das System“, das es Einzelnen ermög-

fungen durch das Kontrollamt – nie wurde auch

ranten betroffen hat, ist den Behörden lückenlos

licht, sich auf moralisch und rechtlich

nur die geringste Rüge ausgesprochen. Aber das

Auskunft gegeben worden. Schließlich waren

falsches Handeln einzulassen, es womög-

war auch nie die Frage im Kriminalfall Spital.

diese Auskünfte letztendlich ausschlaggebend

lich sogar fördert? Soviel könnte man den

dafür, dass mehr als zwei Drittel der Anschuldi-

Erzählungen entnehmen. Und so viel mehr

Die damaligen politischen Verantwortlichen, heute in Pension, wußten davon?

gungen gegen mich freigesprochen wurden.

könnte er noch berichten, über so viele

Sie wussten nicht, dass ich Geschenke annehme,

Haben Sie ein schlechtes Gewissen?

In Schlossnagl’s Welt war es ohne Zweifel

das ist meine persönliche Verantwortung. Aber es

Was die Geschenkannahme betrifft, so befinde

ein Systemfehler, dass die Causa publik

gab teilweise die Linie, Firmen, welche im Kran-

ich mich in allerbester Gesellschaft. Es werfe

wurde und er vor Gericht landete. Seiner

kenhaus Aufträge erhalten haben, zum Spenden

hier der den ersten Stein, der ohne Schuld ist. Ich

Persönlichkeit zufolge bleibt seine Loyali-

für Vereine und Veranstaltungen zu ermuntern.

habe immer für mein Geld gearbeitet, jedem im

tät zum System ungebrochen. Nach vier

Rahmen meiner Möglichkeiten geholfen, ich habe

Jahren im Ausnahmezustand und einer

Wie sind Sie mit den zahlreichen gegen Sie erhobenen Vorwürfen umgegangen?

immer geschaut, dass alles geordnet abläuft, ich

bevorstehenden Haftstrafe wirkt er ruhig

habe mich nie durch Intrigen bereichert. So gese-

und zufrieden. Nur eines kann er nicht ak-

Mein Problem war, dass ich viele Vorwürfe nicht

hen kann ich mich in den Spiegel schauen! Wenn

zeptieren, dass er Opfer einer Intrige von

sofort entkräften konnte. Die entlastenden Be-

es um falsch titulierte Rechnungen geht, dann

Leuten wurde, die seiner Meinung nach

lege wurden von meinem Sekretariat bewusst

auch nicht, denn dieses System wurde nicht von

um keinen Deut besser sind, als er. Wo die

nicht rausgerückt. Ich selbst durfte nicht mehr

mir erfunden, ich hatte bloß den Auftrag.

Intrige aufhört und die Paranoia beginnt

Opposition sich nicht unnötig den Kopf zerbricht“,

schlechtes Gewissen. Vieles sei usus ge-

Andere... Und da sind wir beim Punkt.

liegt freilich einzig im Auge des Betrach-

ins Büro und auch nach der Entlassung aus der U-

ters. Und während die Staatsanwaltschaft

reden. So wurde vieles erst im Laufe des Verfah-

Lebt man da mit der Angst, dass irgendwann doch das ganze System auffliegt?

rens aufgeklärt. Etwa die Ermittlungen bei der

Ich hatte nie Angst, ich war ja Teil des Systems

ermittelt, wird die Zukunft zeigen, ob aus

Sondermüllentsorgung, rund 280.000 Euro wur-

und hab mich damit immer wohl gefühlt. Mir hat

dem „Kriminalfall Spital“ auch eine private

den mir von der Anklage vorgeworfen. Tatsache

meine Arbeit sehr viel Freude gemacht, ich habe

Vendetta des Gerhard Schlossnagl wird.

ist, dass vor Prozesseröffnung das Land NÖ die

die Gebäudeverwaltung neu strukturiert und bes-

Zurücklehnen können sich derweil jene,

Müllentsorgung neu ausgeschrieben hat, völlig

tens organisiert, um mich für interessante Aufga-

die sich auf „den Schlossi“ schon während

neue Akteure waren am Werk, ein anderes poli-

ben im Projektbereich und für Ausschreibungen

seiner aktiven Zeit verlassen konnten. Er

tisches Couleur, und trotzdem ist jene Firma, die

freizuspielen. Natürlich gab es auch immer wie-

hat’s gerichtet, wenn eine Spatenstich-

auch bei mir entsorgt hat, als Billigst- und Best-

der Anschuldigungen, beispielsweise wenn es

feier politisch opportun war, obwohl das

bieter hervorgegangen. Obwohl die Kosten um

um Geschäftsessen geht. Aber glauben Sie mir,

Budget wieder mal längst überschritten

einige Prozent höher sind, als zu meiner Zeit. Mir

die sind nicht immer ein reines Vergnügen, son-

war. Oder als ein parteinaher Sportverein

stellt sich da die Frage, wo die ganzen billigen Ja-

dern oft auch lästige Pflicht.

einen Sponsor nötig hatte, dann fand sich

Haft durfte ich mit den betroffenen Firmen nicht

sicher ein dankbarer Bauunternehmen auf

kobs nun sind, die sich zu meiner Zeit über meine Vergabeentscheidungen

beschwert

haben...

Grundsätzlich: der Anbieter mit dem billigsten

noch immer gegen andere Beschuldigte

Wie sehen Sie heute Ihren langjährigen Arbeitgeber, den Magistrat St. Pölten?

Schlossnagl’s Liste. In der Privatwirtschaft kann man zum Graubereich „Lobbying - Networking Sponsoring - Korruption“ stehen, wie man will. In den Bereichen der öffentlichen Hand geht es um Steuergelder. Hier wäre Transparenz und Kontrolle Ausdruck von politischer Kultur. Und hier sind wir beim Problem: In unserer Verbände- und Parteiengesellschaft muss man als gelernter Österreicher skeptisch sein. Aber das ist nicht die Schuld von Gerhard Schlossnagl. Denn er befindet sich ja „in allerbester Ge-

„Was A über B sagt, sagt mehr über A,

als über B.“

sellschaft“. Als typischer Österreicher.

Gerhard Schlossnagl

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URBAN Ich habe keinerlei Groll auf den Magistrat, der war immer ein erstklassiger Dienstgeber. Ich war

Welche Rolle spielt Ihr Parteibuch?

Teil des Systems, ich hätte jederzeit kündigen

Ich bin überzeugter Sozialdemokrat, aus Leiden-

können, aber nein, ich habe es mitgetragen und

schaft. Und daher auch Parteimitglied.

muss jetzt auch dazu stehen. Einzig die Ungleichzeitweise schon sehr gestört. Das sieht man auch

Dieses fragwürdige System wurde ja auch durch Parteibuchwirtschaft ermöglicht?

jetzt. Die Reaktion des anonymen Briefs gegen

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass vieles,

mich war eine umfassende Ermittlung. Als vor

das im öffentlichen Dienst möglich ist, im priva-

einiger Zeit ein anonymer Brief im Rathaus ein-

ten Bereich nicht möglich wäre. Es ist ja hinläng-

langte, der den eingangs erwähnten Beamten mit

lich bekannt, dass bis zum Ferialjob oft die Frage,

zahlreichen Verfehlungen anschwärzte, wurde

„ob das eh gute Rote sind“, bei Besetzungen mit-

behandlung von manchen Mitarbeitern hat mich

alles runtergespielt und auf Eis gelegt. Es stand

spielt. Das wird bei anderen Couleurs übrigens nicht anders sein. Und dass die Zahl der Parteibü-

polizei lesen. Viele der angeführten Verfehlungen

Man könnte behaupten, dass Sie mit dem Magistrat glücklich sind, weil Sie bis zur rechtskräftigen Verurteilung einen großen Teil Ihres Gehalts bezogen haben und der Magistrat auf weitere Schritte verzichtet. Gibt’s einen Deal?

wären durchaus überprüfenswert gewesen. Die

Nein, es gibt keinen Deal. Wieso auch? Die da-

Weltbild der Mächtigen passt. Und wenn ja, wenn

Ungleichstellung in der Behandlung dieses ano-

maligen Akteure sind längst von der Bühne ver-

man sich darauf einlässt und es mitspielt, dann

nymen Briefs und meiner Angelegenheit ist für

schwunden, die Jetzigen hatten mit alldem nichts

braucht man das Spiel später nicht kritisieren. Ich

mich zweifellos ein Störfaktor. Ich habe gearbei-

zu tun. Ich will nicht, dass die angepatzt werden.

habe nie groß darüber nachgedacht, sondern ge-

tet und mich schmieren lassen, okay. Sonst aber

Vor Prozessbeginn wollte der Magistrat wissen,

macht, was sie mir angeschafft haben.

habe ich den Vorstellungen der Vorgesetzten ent-

was ich über Rathaus und Partei so sagen würde.

Ein anderes Beispiel, das dieses System schön

sprochen. Andere werken viel ärger als ich, brin-

Meine Antwort war klar: nichts Schlechtes. Aber

darstellt: Wir hatten gute zehn Jahre im Kran-

gen keinerlei Leistung und deren Verfehlungen

wäre das Thema auf die Leute gekommen, die

kenhaus einen Mann beschäftigt, von dem kein

wird nicht nachgegangen?! Darüber hätte ich

mich so angeschwärzt haben, dann wussten alle,

Mensch wusste, was er eigentlich für eine Auf-

mich gerne mit den Verantwortlichen unterhal-

dass ich alles gesagt hätte. Für das Erstgericht

gabe im Haus hat. Offiziell hat er geschaut, ob die

ten...

war dies aber ohnedies kein Thema.

Liftanlagen eh da sind. Keine Liftwartung im ei-

im Raum, dass ich als Retourkutsche den Brief geschrieben habe, woraufhin ich mich mittels freiwilligen DNA-Tests frei bewiesen habe. Da war jede Menge DNA drauf, aber nicht meine. Ich konnte den Brief übrigens bei der Kriminal-

cher mit der Zahl der Stimmen bei Betriebsratswahlen nie zusammengestimmt hat, ist auch kein Geheimnis. Der Punkt ist, dass man erst in leitender Position für das System interessant wird. Da sind wir wieder bei der Frage, ob man in das

gentlichen Sinn, die war ja an eine externe Firma

„Ich weiß nichts von solchen Direktiven!“ Magistratsdirektor Thomas Dewina über die Causa Schlossnagl

vergeben. Dem Magistrat war ganz angenehm, dass entweder schwer verwendbare Mitarbeiter oder Leistungen, die fürs Magistrat erbracht wurden, im Krankenhaus angesiedelt wurden. Weil

Magistratsdirektor Thomas

an ihn seit seiner Suspendierung zurückzufor-

dort zahlte dann auch das Land NÖ mit.

Dewina führt auf unsere

dern? Dewina: „Der Magistrat verzichtet nicht

Und jetzt fragt sie in dieser Situation ein Vertre-

Anfrage an, dass zahlreiche

auf zivilrechtliche Schritte, sondern es hat

ter, ob sie einen Wunsch haben. Wenn Sie kei-

Kontrolleinrichtungen Ähn-

das zuständige Organ Stadtsenat beschlos-

nen haben, dann bekommen Sie eben sonstige

liches in Zukunft verhindern sollen: Vom

sen, ein zivilrechtliches Verfahren gegen Ing.

Zuwendungen. Wenn man weiß, was sich kreuz

Vier-Augen-Prinzip, über Kontrollamt, Kon-

Schlossnagl nicht einzuleiten. Dieser Be-

und quer abspielt, da denkst du dir nichts Böses

trollausschuss, Rechnungshof und Antikor-

schluss beruht auch auf einer ausdrücklichen

dabei, wenn du diese Zuwendungen annimmst.

ruptionsstaatsanwaltschaft. Besonderheiten

Empfehlung des Rechtsvertreters der Stadt

Einmal sagte ein Vertreter zu mir: „Du musst ja

in St. Pölten sieht er nicht: „Es gibt klare ge-

unter Hinweis auf das hohe Prozessrisiko. Der

nix nehmen. Wenn du in Pension gehst, dann

setzliche Bestimmungen. Letztlich ist jedoch

Stadt wurden aufgrund der Ermittlungen der

bekommst du dafür sicher einen Orden: den gol-

jeder selbst für sich verantwortlich und hat

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei im

denen Unsichtbaren.“ (Lacht.)

sich vor den dienstrechtlichen Behörden bis

strafrechtlichen Prozess bereits die festge-

hin zur Staatsanwaltschaft und den Gerichten

stellten Schadensersätze zugesprochen. Bei

zu verantworten.“ Und Dewina weiter: „Dass

einem darüber hinausgehenden zivilrecht-

Wie geht es dem Weinkeller, den Sie angeblich mit Steuergeld finanziert haben?

es eine Direktive aus dem Rathaus zur Erfül-

lichen Verfahren müsste die Stadt auf eigene

Auch diese Behauptung ist im Verfahren als Luft-

lung von Straftatbeständen gegeben hätte

Faust (und besser als die Kriminalpolizei) neue

blase zerplatzt. Ich habe einen Weinkeller gekauft

– wie angeblich Ing. Schlossnagl behauptet

Beweismittel ermitteln, um eine Klage über-

und ihn auf meine Kosten renoviert. Einmal habe

haben soll – ist völlig unvorstellbar. Ich jeden-

haupt formulieren zu können. Mit den Ge-

ich mir einen alten Porsche gekauft, der hat kein

falls weiß von solchen Direktiven nichts.“

haltsansprüchen des Ing. Schlossnagl aus den

Vermögen gekostet. In nächtelanger Arbeit hab

Weshalb verzichtet der Magistrat auf zivil-

einschlägigen dienstrechtlichen Vorschriften

ich ihn renoviert und dann wieder verkauft, an-

rechtliche Schritte gegen Schlossnagl? Wäre

während der Zeit seiner Suspendierung bis

dere sitzen in der Zeit im Wirtshaus. Da sind wir

man es nicht dem Steuerzahler schuldig ge-

zum Zeitpunkt der rechtskräftigen Verurtei-

wieder beim Thema Neid. Meiner Meinung nach

wesen, die jahrelang geleisteten Zahlungen

lung hat das überhaupt nichts zu tun.“

etwas Typisches für St. Pölten: Neid und Missgunst.

– 20 – MFG

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Die Allwetterrodelbahn „EIBL Jet“ liegt am Fuße des Eibls. Jumps, Wellen, 11 Kurven und 1 Kreisel sind die typischen Merkmale des „EIBL Jets“. Insider sind sich einig: Wer nicht ausprobiert, ist selber schuld. Der „EIBL Jet“ verspricht Freizeitvergnügen für Mütter, Väter und Kinder. Von den bisher gebauten Alpine Coaster ist unsere die steilste und attraktivste Allwetterrodelbahn. Bei jedem Wetter geht es mit Karacho den Berg hinab. Teilweise bis zu 7 m über den Boden, durch Steilkurven, über Wellen, Jumps und einen Kreisel. Dank Sicherheitsgurt, High Tech und Videokontrolle ist optimale Sicherheit gegeben. Kinder von 4- 8 Jahren dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen fahren. Ab 8 Jahre können Kinder alleine fahren. Neu: Hol dir dein persönliches Foto in unseren neuen Fotoshop ab. In unserem SHOP findest du unter anderem traumhafte Edelbrände, Honig aus dem Dirndltal (Pielachtal), EIBL Jet Leibchen und Souvenierartikel aller Art. Preis pro Erinnerungsfoto: € 3,00. Preise:

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office@gemeindealpe.at 2100 Eibl.indd 3

www.gemeindealpe.at 04.06.2009 09:20:47


Hirngespinst. Wenn man die Stadt sterben lassen will, soll man die Autos raushauen“, meint sie. „Man hat ja schon den Rathausplatz durch das Parkverbot umgebracht.“

Keine Hilfe. Im Gespräch kommen aber auch die kleinen Alltagssorgen zutage bzw. Wünsche, wie man die Marktsituation generell verbessern könnte. So wünscht sich Franziska König, Marktbeschickerin von einem Bio-Betrieb aus der Wachau, so wie Frau Bracher, eine Überdachung am Domplatz. Was sie sich da genau vorstellt? „Glaskuppeln vielleicht. Da können ja dann auch die Autos unter der Woche darunter parken.“ Momentan brauche man zwei Schirme für seinen Stand, „wenn jedoch der Wind geht kann man ja nicht beide gleichzeitig festhalten“. Außerdem drücken im Winter die Schneemassen die Überdachung ein, wie der Winter überhaupt so seine Tücken habe: Mangelnde Schneeräumung, zusammenbrechende Stromversorgung durch das Heizen, ausbleibende Kundschaft machen den Marktbeschickern während der kalten Jahreszeit zu schaffen. Und die Infrastruktur mit fehlenden Wasser- & Stromanschlüssen, die es am Rathausplatz gäbe, sei prinzipiell schlecht. „Am Domplatz wird nichts für uns getan!“, kann

Die Sache mit dem Markt

sich König einen Seitenhieb auf die Gemeinde nicht verkneifen und zeigt als „Beweis“ auf das kleine Blumenbeet rund um die Laterne. „Die

Der Domplatz soll ein Facelifiting erhalten. Soweit so gut, denn das Ambiente des Platzes ist wahrlich suboptimal bis lieblos. Die städtische Herangehensweise verdient allerdings das Prädikat „patschert“. So muss es als billiger PR-Gag gewertet werden, dass man gleich die gesamte Bevölkerung per Fragebogen um ihre Wünsche befragt, und als nichts anderes denn Arroganz, dass man die Marktstandler bislang außen vor lässt. Von Anne-Sophie Settele, Foto Hermann Rauschmayr.

Blumen hab ich selbst angesetzt.“ Die Stadtgärtnerei habe sich nicht zuständig gefühlt, nicht einmal ein paar Blumenaussetzer hätte man für die Bepflanzung übrig gehabt. „Dabei hätte ich mich sogar darum angenommen, mich um die Blumen zu kümmern“.

Kein Grab schaufeln. Mehr Grün wünscht sich auch Marktsprecher Erich Schaberger. Au-

Dies

ist umso unverständlicher, weil akutell

Domplatz für unrealisitsch: „Natürlich ist der

ßerdem fehle Gastronomie am Platz. Der Markt

ja auch groß über etwaige Änderungen des

Markt am Domplatz am besten besucht von

sei zwar gut besucht, weshalb er sich eventuell

Marktes diskutiert wird. Warum man da auf die

allen St. Pöltner Märkten. Es stellt sich halt die

einen dritten Markttag vorstellen könnte, aber

Involvierung der unmittelbar davon Betroffenen

Frage, ob ein täglicher Markt überhaupt Sinn

einem Dauermarkt erteilt auch Schaberger eine

verzichtet, die gleichzeitig auch die kompeten-

macht, wenn es die Frequenz dafür nicht gibt.“

Absage. „Ein Marktviertel jeden Tag ist einfach nicht möglich!“ Das bestätigt auch eine Bäu-

testen Experten in der Causa sind – nämlich die Marktbeschicker – ist völlig schleierhaft!

Markt am Rathausplatz. Dabei hätte sie

rin, die hier Äpfel, Säfte und andere Produkte

Dementsprechend sauer sind die Marktstandler

einen ganz anderen Vorschlag parat, der in Ver-

aus ihrer Landwirtschaft vertreibt. „Ich muss

dieser Tage, v. a. auch über die zur Schau getra-

gangenheit von den Marktbeschickern immer

ja auch zuhause arbeiten, ich kann nicht jeden

gene Präpotenz, „weil wir einige der Herren, die

wieder in die Diskussion eingebracht wurde

Tag hier sein“. Prinzipiell will Schaberger keine

da groß von ‚Marktviertel‘ und Änderung des

und auch für die Gestaltungsmöglichkeiten des

große Umgestaltung. „Sachen, die gut laufen,

Marktes sprechen, hier überhaupt noch nie zu

Domplatzes ganz neue Perspektiven eröffnete.

sollte man nicht verändern“. Und auch er ist

Gesicht bekommen haben!“ Auch dem Ansatz

„Warum macht man den Markt nicht am Rat-

überzeugt, dass ein Streichen von Parkplätzen

eines täglichen Marktes – zumindest bei be-

hausplatz? Dort sind die Infrastruktur und die

„tödlich wäre, damit gräbt man sich selbst sein

stehendem Personal – wird eine Abfuhr erteilt.

Parksituation viel besser! Außerdem würden die

eigenes Grab. Jeder, der das will, soll einmal mit

„80% der Marktbeschicker hier sind selbständig

Leute dann durch die Stadt flanieren und somit

10 Kilo Einkaufstaschen spazieren gehen, dann

und können daher gar nicht jeden Tag da sein“,

gleichzeitig die Innenstadt beleben“, ist Bracher

weiß er, wie das ist! Das geht einfach nicht!“

ärgert sich etwa Anna Bracher, Landwirtin aus

überzeugt. Jedenfalls sei es unerlässlich, auch

Aber die Schreibtischtäter im Magistrat werden

St. Pölten. Abgesehen davon hält sie die Über-

weiterhin die Parkmöglichkeiten zu erhalten,

den Marktbeschickern schon sagen, was geht

lebenschancen für einen täglichen Markt am

denn „keine Autos am Domplatz wären ein

und wie der Hase läuft...

– 22 – MFG

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URBAN

Welcher Domplatz-Typ sind Sie? Von Primadonna, J. Reichl Welchen Markt hätten Sie gern am Domplatz?

tung“. Den ausgefüllten Fragebogen stecken

Welchen völlig neuen Nutzen könnte der Domplatz nach seiner Neugestaltung haben?

Sie sich bitte an den Hut oder in ein Kuvert und

A man könnte ihn als Parkfläche nutzen

B Jahrmarkt

schicken ihn postlagernd an 3100 St. Pölten,

B man könnte dort einen Markt abhalten

C Supermarkt

Kennwort Kasperlpost. Wenn Sie bei einer Frage

C man könnte eine Parkanlage mit

D Holland Blumenmark

unsicher sind, fragen Sie Ihren Arzt, Apotheker

Biotop anlegen

oder irgendwen.

D man könnte ihn für Kirchenprozessionen

Wenn Ihnen noch andere abstruse Fragen oder

nutzen

Vorschläge einfallen, dürfen Sie diese gerne

Bitte nehmen Sie sich kurz Zeit für eine wichtige Umfrage zum Thema „Domplatz-Neugestal-

A Wochenmarkt

hierher schreiben. Wir werden Sie auch be-

Wieviel Sonnenschein hätten Sie gerne am Domplatz? A an mehr als 6 Monaten täglich Sonnenschein

Wenn Sie C angekreuzt haben, welche Fische sollten im Biotop ausgesetzt werden? (ansonsten bitte Frage überspringen!)

B Sonnenschein an Sonn- und Feiertagen

A Koi

------------------------------------------------------------

C Sonnenschein nur an Markttagen

B Goldfische

------------------------------------------------------------

D ist mir egal, Hauptsache am Herrenplatz

C dicke Fische

scheint die Sonne

D Piranhas

Warum soll der Domplatz eigentlich umgestaltet werden?

Welche Luft würden Sie gerne am Domplatz atmen?

sind. Pro beantworteter Frage gibt es 1 Punkt.

A ist mir auch schleierhaft

A heiße Luft (Achtung: Gibt es auch schon

0-6 Punkte: DER NAIVE

B bin ich der Herold?

am Rathausplatz!)

Sie glauben tatsächlich, dass die Beantwortung

C weil im Konkret ein lustiger Fragebogen

B frische Luft

der Fragen in irgendeiner Weise Eingang in die

drin war

C dünne Luft

Überlegungen über die Domplatz-Neugestal-

D Welcher Platz?

D Luft ist mir eigentlich nicht sooo wichtig

tung findet? Na dann träumen Sie mal weiter!

stimmt nicht lesen, aber uns köstlich amüsieren, dass Sie sich die Mühe gemacht haben!

AUSWERTUNG

Foto: Daniel Platzer

Überprüfen Sie nun, welcher Domplatztyp Sie

Prag heißt „Stadt der Türme“ aufgrund seiner

Affront, der belegt, wie „wirtschaftsfreundlich“

sondern just beim VAZ. Ein Schalk, der mehr

diesbezüglichen Bauwerke, San Gimignano auf-

die Stadt mit Betrieben umgeht – über die Auf-

oder gar Böses dahinter vermutet...

grund seiner imposanten Geschlechtertürme,

stellung nicht informiert, sondern einfach vor

Fragt sich nun natürlich, welche Firmen alsbald

New York aufgrund seiner atemberaubenden

vollendete Tatsachen gestellt, und dies wohl-

mit einem „attraktiven“, von der Autobahn aus

Sykline. St. Pölten wird dieses Epitheton bald

wissend, dass das VAZ mit der Brau Union ei-

sichtbaren Werbeturm (ein Magistratsbeamter

aufgrund seiner hässlichen Werbetürme ent-

nen anderen Hauptsponsor hat, ebenso wie das

sprach gar von einem neuen Wahrzeichen – Ja!

lang der Westautobahn im Süden tragen. So

Frequency mit Ottakringer! Egger wird damit

Bravo! Genau so wollen wir wahrgenommen

wurde nun zusätzlich zum VAZ-Turm in Höhe

zum cleveren Trittbrettfahrer. Zahlen nichts,

werden!) nachziehen werden. Es wird sich beim

des Eingangs zum VAZ-Freigelände ein Mega-

werden aber von den 500.000 Besuchern als

Egger-Turm ja wohl kaum um ein „Privilegium

Werbeturm der Firma Egger aufgestellt, den

„Sponsor“ wahrgenommen – sehr clever von

Egger“ handeln. Interessenten wenden sich an:

eine schneidige Egger Bierdose zieren wird.

Egger, eine Riesensauerei seitens der Stadt, die

Christoph

Detail am Rande: Der VAZ-Pächter wurde – ein

nicht erklären konnte, warum man den Turm

schaftsservicestelle St. Pölten, Tel. 02742

Schildbürgerstreich par excellance, ja ein übler

nicht an einer anderen Stelle aufstellen konnte,

333-2900, ecopoint@st-poelten.gv.at

Schwarz, ecopoint Wirt-

– 23 – MFG

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Unbenannt-7 24

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Unbenannt-7 25

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Spröde Geliebte aus Gotham City

Selbstsicht

Die Interviews über das Image der Stadt in der letzten Ausgabe haben für einige Auseinandersetzung gesorgt. Manch Leserbrief (siehe S. 4) trudelte ein, interessanterweise nur solche kritischen Inhalts. Daraus zu schließen, die St. Pöltner stünden ihrer Stadt durchwegs angewidert bis feindselig gegenüber, wäre ein grober Faux Pas. Aber die einseitige Reaktion zeigt doch einen Wesenszug: Uneingeschränkten Patriotismus, im Zuge dessen man sich mit Verve für die Stadt in die Schlacht wirft, findet man hierzulande selten. Von Johannes Reichl, Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Anne-Sophie Settele, Ruth Riel. Fotos Markus Waldbauer. Wie „gut“ oder wie „schlecht“ sind wir aber

vielen St. Pöltnern gemein.

den Binder wie folgt beschreibt. „Mit St. Pölten

wirklich? Wie nehmen wir uns selbst wahr, und

Herbert Binder, ehemaliger Chef des Pres-

assoziiere ich eine spröde Geliebte!“. Vielleicht

wie die anderen? Wie ist das so, mit der Selbst-

sehauses, ehemaliger Präsident des Zeitungs-

liegt dies zum Teil ja auch an den Mitbürgern,

und Fremdsicht.

herausgeberverbandes,

denn die sind in Binders Augen „manchmal

Um dies Daumen x pi herauszufinden, baten

schaftsquartett, Obmann des Fördervereins

wir St. Pöltner Bürger sowie Leute von aus-

Kulturbezirk, Literat, St. Pöltner Ikone und, und,

wärts um das Vervollständigen folgender drei

und gilt als glühender Patriot und kann schon

Ähnlich blumig antwortet Ferdinand Zeller,

Sätze: 1) St. Pölten ist für mich... 2) Mit St. Pöl-

mal sauer werden, wenn ihn Kremser Freunde

Hornist,

ten assoziiere ich... 2) Die St. Pöltner sind...

mit Feststellungen á la „Ach, so etwas habt ihr

Sprachenwunder, Häfndozent, ehemaliger Kul-

Mitglied

im

Wirt-

rechte Nudeldrucker“.

Professorenlegende,

Fußballfreak,

auch in St. Pölten?!“ kommen.

turamtsleiter etc. – kurzum ein Original! Auch

Die Eingeborenen.

Noch dazu, wo St. Pölten, wie er augenzwin-

bei ihm hört man eine allesdurchdringende

Sie kennen ihre Stadt besser als jeder andere.

kernd feststellt, eine wahrlich schwere Last zu

Ambivalenz heraus, wenn er meint „St. Pölten

Sie sind die Stadt selbst! Vielleicht fehlt ihnen

tragen hat. „St. Pölten ist für mich die letzte

ist für mich Flucht und Ziel“, zugleich assozi-

gerade deshalb, wie man bisweilen den Ein-

Bastion des Österreichischen vor dem Wiene-

iert er, der homo ludens, aber auch „Spaß und

druck gewinnt, der nötige Abstand. Eine ge-

rischen!“

Spiel“.

wisse (angeborene? wohl eher anerzogene)

Die Stadt selbst macht es einem nicht immer

Klingt ein bisschen nach Überraschungseier,

Ambivalenz im Verhältnis zur eigenen Stadt ist

leicht, sie zu lieben, hat einen herben Charme,

und dieses Unberechenbare schwingt vielleicht

Eine 850 Jahre alte Hydra namens St. Pölten –26 – MFG

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03.06.2009 16:24:13


URBAN sogar subversiv mit, wenn Zeller den fatalistischen

Die Zuagrasten

Nachsatz prägt „Weg ohne Ziel“. Die St. Pöltner

Und wie sieht es umgekehrt mit jenen aus, die

selbst durchschaut er trotz seiner sechs Jahr-

von woanders her nach St. Pölten gezogen sind?

zehnte am Buckel bis heute nicht so ganz. „Die St.

Zunächst fällt auf – und dieses Phänomen wird

Pöltner sind unbekannte Wesen!“

uns auch bei den Auswärtigen auffallen – dass sie nicht mit kurzen Statements auskommen (Thomas

Wirtelegende Tezcan Soylu wiederum empfindet

Fröhlich, Wiener in St. Pölten, hat überhaupt gleich

sich irgendwie als Pickengebliebener in der Stadt.

einen Kommentar verfasst), sondern das Bedürfnis

„St. Pölten ist für mich ein schöner Ort mit Vor-

haben, ihre Einstellungen ein bisschen zu unter-

stadtatmosphäre, von wo ich wegkommen wollte.“

mauern, und sei es einfach, um den St. Pöltnern zu

Wahrscheinlich hat er diesbezüglich die Rechnung

versichern, dass sie eigentlich eh in einer sehr läs-

allerdings ohne seine EGON-Gäste gemacht, die

sigen Stadt wohnen. Isabella Suppanz, Intendan-

sich eine Gastrowelt ohne ihren Lieblingswirten

tin des Landestheaters, hat ihren Umzug nach St. Pölten nie bereut. „St. Pölten

schlichtweg nicht vorstellen wollen. Mit der Stadt assoziiert Soylu vor allem „meine Kindheit

und

Jugendzeit“.

In Sachen St. Pöltnern hält

„Die St. Pöltner sind manchmal rechte Nudeldrucker.“

ist für mich eine überra-

Herbert Binder, St. Pölten

Sie ist überschaubar, bietet

schend schöne Stadt, der ich mich verbunden fühle. im innerstädtischen Bereich

er es mit Binders „Nudldrucker“-Verdikt. „Die St. Pöltner sind ideenlos und

eine erstaunlich hohe Lebensqualität, nicht zuletzt

brauchen immer Vorbilder zum Nachahmen.“

auch durch das große kulturelle Angebot und geht an den Randlagen in vielfältige, intakte und ange-

Nur Positives kann Tina Reichl, Lehrerin, Kolumnis-

nehm unspektakuläre Landschaften über, die zum

tin, Cellistin und Primadonna assoluta ihrer Hei-

Wandern, Verweilen und Nachdenken einladen.“

matstadt (die ersten zwei Wiener Jahre nach ihrer

Dreh- und Angelpunkt ihrer Verankerung ist der Be-

Geburt lassen wir jetzt einmal elegant unter den

ruf. „Mit St. Pölten assoziiere ich meine Arbeit am

Tisch fallen) abgewinnen. „St. Pölten ist einfach

Theater, die vom Publikum sehr gut angenommen

ein schöner Ort zum Leben“, sagt sie voll Über-

wird. Das macht mich dankbar!“ Die St. Pöltner

zeugung. Mit der Stadt verbindet sie, „ein warmes

nimmt sie als durchaus netten Menschenschlag

Gefühl, wenn ich vom Urlaub heimkomm!“, und für

wahr. „Sie sind mir offen und warmherzig begeg-

die St. Pöltner hat sie keine Häme über, vielleicht

net. Das Literaturfestival „Blätterwirbel“ etwa hat

auch deshalb, weil sie nicht so hochtrabende An-

das Landestheater inhaltlich und organisatorisch

sprüche an ihre Mitbürger stellt. „Die St. Pöltner

mit den Kulturinstitutionen der Stadt verwoben

sind mir lieb gewordene Bekannte!“

und mir menschlich wertvolle Begegnungen er-

Es gibt sie also doch, die uneingeschränkten Pa-

möglicht.“

trioten!

Die Auswärtigen Die verlorenen Kinder

Bleiben die Auswärtigen. Auch bei ihnen reichen

Interessant wird es, wenn von dannen gezogene

in der Regel kurze Statements nicht aus.

St. Pöltner ihre Heimatstadt aus der Ferne betrach-

Gotthard Fellerer aus Wiener Neustadt, bildender

ten. In der Fremde mutiert der Ärger über manch

Künstler, Kulturfunktionär, Pädagoge bildet da eine

vermeintliche St. Pöltner Schrulle zur beruhi-

Ausnahme, vielleicht auch deshalb, weil er als oft-

genden Feststellung, dass es anderswo eigentlich

maliger Gast der Stadt schon assimiliert ist. Und

auch ganz ähnlich abläuft. Wenig verwunderlich,

zwar gern! „St. Pölten ist für mich das pulsierende

dass viele Ehemalige daher eine differenziertere,

Herz Niederösterreichs.“ Mit der Stadt verbindet er

mildere, ja objektivere Sicht auf die Dinge haben.

durchwegs positive Assoziationen wie „verweilen,

Für Renate Bienert, die erfolgreich die Agentur

flanieren, kulturelle Vielfalt, barocke Liebenswür-

„RE*creation“ in Salzburg betreibt und u. a. bei

digkeit und Freundschaften“ Und die Landeshaupt-

den Salzburger Festspielen umrührt, ist „St. Pölten

städter muss man nicht kategorisieren, Erwar-

meine alte Heimat, die ich mit fremden, aber neu-

tungen an sie knüpfen etc., sondern „sie sind so

gierigen Augen betrachte“.

wie sie sind!“

Prof.

Mit St. Pölten verbindet sie vor allem Räume, wie „das Festspielhaus. Den Hammerpark. Das Cinema

Auch die Kremser Autorin Sylvia Treudl, ihres Zei-

Paradiso.“ Ihre ehemaligen Mitbürger entsprechen

chens Leiterin des Unabhängigen Literaturhauses

dem Durchschnitt. „Die St. Pöltner sind auch nicht

Niederösterreich, kennt St. Pölten gut. Für sie ist

unzugänglicher als Leute anderswo“, wobei dann

die Hauptstadt nicht wirklich fassbar, eindeutig.

doch ein schmunzelnder Nachsatz kommt: „Viel-

„St. Pölten ist für mich immer wieder überra-

leicht ein bissl eigener“ ...was das auch immer be-

schend. Ein Setting voller – oftmals gut verbor-

deuten mag.

gener – Schätze in architektonischer und kulturel-

Es ist unmöglich, Samstag vormittags in die Stadt zu gehen. Dabei hat alles so vielversprechend begonnen: Meinen Liebsten auf der einen Seite, die neue Handtasche auf der anderen stolziere ich lächelnd zum relaxten Shopping – denke ich! Doch schon am Herrenplatz werden wir zum netten Tratsch am SPÖ–Stehkaffee eingeladen, müssen uns drei Schritte weiter die Krankengeschichte einer ehemaligen Nachbarin anhören, und in der Kremsergasse die öden Urlaubserlebnisse eines Bekannten, die mit dem Satz beginnen „Am Montag war es etwas bewölkt!“ Hilfe! Ich flüchte in die nächste Marionnaud Filiale – doch als ich duftend wieder herauskomme, steht schon der nächste, mir völlig Fremde da und erzählt, „dass seine Samen leider nur mehr zu dreißig Prozent zeugungsfähig sind!“ Aha! Nachdem ich meinen Liebsten

Stadtbummel von Primadonna

schon dreimal in seinen Knackarsch gezwickt und heimlich meine Fingernägel in seinen Arm gebohrt habe, kommen wir endlich weiter. „Was hast du denn? Ist doch nett, wenn man ein paar Leute trifft und plaudern kann!“, meint Mr. Quatschkopf. Doch ich blicke ihn nur verständnislos an und erkläre ihm eindringlich, dass er nicht so überschwänglich grüßen soll, keinesfalls den Schritt verlangsamen und seinem „Servus“ schon gar kein „und – wie geht’s so?“ hinzufügen darf. Das 1x1 des unverbindlichen Grüßens eben! Doch bevor er etwas darauf erwidern kann, hält mir jemand von hinten die Augen zu und beginnt fürchterlich zu kreischen! Meine Freundin Elisa! „Das gibst ja nicht! Ewig nicht gesehen! Ist die Tasche neu?“ Und was soll ich sagen. Nach ca. fünf Minuten spüre ich den Ellbogen meines Liebsten in meinen Rippen. Lernen schnell – diese Männer!

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03.06.2009 16:24:13


ler Hinsicht, in einer weitgehend deprimierend

tige Niederösterreicher Martin Kirschbichler,

verfahrenstechniker Michael Lang, derzeit Be-

hässlichen Topografie eingesperrt.“ Ihr Verhält-

der derzeit in Graz lebt, zwar mit St. Pölten ein-

rufsschüler in St. Pölten. „St. Pölten ist für mich

nis zur Stadt speist sich aus Kindheitserinne-

fach „Landeshauptadt“, fügt aber hinzu „dass

in erster Linie Schulstadt. Das erste, was dir

rungen ebenso wie beruflichen Erfahrungen.

das an sich nicht gerade aufregend ist. Das

morgens über den Weg läuft, sind Schüler, die

„Mit St. Pölten assoziiere ich Glanzstoffgurken,

Kultur- und Freizeitprogramm ist für mich nicht

in eine der unendlich vielen Bildungsstätten

langweilige Kindheitstristezza bei öden Ein-

ansprechend. St. Pölten ist aber noch eine sehr

pilgern.“ Freizeittechnisch überzeugt St. Pölten

kaufstrips mit genervten Erwachsenen, schau-

junge Hauptstadt, da ist vieles noch im Auf-

Lang nicht vollends „Es ist sicher keiner der attraktivsten Orte, um seine Freitag- oder Sams-

derhaft schreckliche und erfrischende, gera-

tagabende zu verbringen.“ Umgekehrt besucht

das sich aus den Schattierungen ‚aufgesetzt‘,

„Die St. Pöltner sind Gebürtige oder Zugereiste, die kein Pauschalurteil verdienen.“

Gotham City-like und einer Wertschätzung

Sylvia Treudl, Krems

oder eine der doch sehr vielseitigen Bars bzw.

dezu euphorisierende Gastauftritte als Autorin. Ein mehr als ambivalentes ‚Hauptstadtgefühl‘,

er aber dann doch recht gern „das Warehouse, das Cinema Paradiso, das Hollywood Megaplex Cafes.“ Die St. Pöltner sind in seinen Augen

der Schlachtschiffarchitektur an der Traisen speist.“ Die St. Pöltner selbst empfindet sie

bau.“ Wenn er nach St. Pölten fährt, dann am

„ein bisschen verschlafen. Die Stadt gibt nicht

nicht als besonders, allerdings nicht negativ

ehesten noch „wenn ein gscheites Konzert ist.

wirklich viel Leben her. Die Probe aufs Exem-

gemeint. „Die St. Pöltner sind Gebürtige oder

Heuer freu ich mich etwa aufs Frequency im

pel könnte man leicht machen, indem man am

Zugereiste. Jedenfalls NiederösterreicherInnen,

VAZ, ab und zu besuch ich auch das Paradiso“,

Abend splitternackt durch die Straßen läuft.

die kein Pauschalurteil verdienen.“

ansonsten hat er eher den Eindruck „dass in

Es ist egal, denn man wird niemandem be-

St. Pölten nix los ist!“

gegnen.“ Was ihm dahingegen gut an den St. Pöltnern gefällt „ist das relativ große Maß an

Nicht gerade Bestnoten bekommt die Stadt bei jüngeren Semestern. So assoziiert der gebür-

In dieselbe Kerbe schlägt der Tullner Chemie-

Toleranz. Man findet auf den Straßen so ziem-

Fremdsicht

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URBAN lich alles in einem ausgeglichenen Verhältnis, von Emos und Punks über Metalheads bis hin zu Electronicfreaks, oder den diversen Radikalen in jeder Sparte.“ Kritisch fällt das Bild des Unternehmerehepaares Claudia und Markus Settele aus Aschbach bei Amstetten aus. „St. Pölten ist für mich nie wirklich akzeptierte Landeshauptstadt. Das ist in den Köpfen noch immer Wien. St. Pölten konnte neben Wien nie groß werden“, lautet Claudia Setteles Fazit. Zwar sieht sie im kulturellen Bereich sowie in der Gastronomie Ansätze, aber „die Angebote in St. Pölten sind nicht gerade großartig. Gute und interessante Lokale muss man suchen, das war vor 10 Jahren nicht anders. Das Kulturangebot im Zentrum gehörte noch ausgebaut. Jazz, Musicals, auch klassische Musik. Es gibt zwar das Festspielhaus, das Egon, die Bühne im Hof, aber die Veranstaltungen sind oft schlecht angekündigt.

Ungeordnetes zu St. Pölten Thomas Fröhlich

Auch ein Tanzlokal, so wie es sie in Linz oder Wien gibt, wo man vorher gut essen gehen

Man kann’s drehen, wie man will.

Kunst im öffentlichen Raum. Beisln. Buch-

kann und nachher ein bisschen tanzt, wäre

Leicht ist’s nicht.

handlungen. Museen. Theater. Ein Programm-

nett.“ Einkaufen fährt sie nach Amstetten ins

Gar nicht.

kino als Gesamtkunstwerk.

Einkaufszentrum, „wo das Angebot fast ver-

Nämlich diese Stadt ins Herz zu schließen.

Und alles in Gehweite.

gleichbar mit jenem in St. Pölten ist. Wenn ich

Zu viel Vervorortung.

Irgendwie: Stadt findet statt. Trotzdem. Halt

wirklich größeres Angebot suche, dann fahr ich

Zu viel Nicht-Fisch-noch-Fleisch.

nicht marktschreierisch. Vielleicht geht man

nach Linz.“ St. Pöltner kennt sie persönlich nur

Zu viele XXX-Baumärkte, MegaFun-Einkaufs-

auch nur zu wenig damit hausieren.

wenige, der Allgemeineindruck von den Haupt-

und -kinocontainer, Großraumdiscos mit Ko-

Vieles ist im Fluss. Eine Stadt am Fluss. Zu

städtern „ist aber nicht gerade überragend. Die

masauf-Garantie sowie riesige Flächen an

Fuß erreichbar: eine prächtig-wilde Auland-

Leute sind nicht so modern wie z. B. in Linz. Sie

Devotionalienshops zur Erwerbung der heili-

schaft. Zehn Minuten von der Innenstadt ent-

wirken bieder, nicht schrill. Es fehlen jene, die

gen Kuh der Österreicher, des Autos.

fernt, eine vom Regierungsviertel.

herausstechen.“

Dazwischen – auf der ehemals grünen Wiese,

Manches scheint unfertig. Brüche sind er-

gleich neben den immer blinkenden Tankstel-

kennbar. Der Architektur, der Lebensent-

Ihr Gatte Markus Settele assoziiert mit St.

len – abwechselnd geranienumflorte Häusl

würfe, der künstlerischen Äußerungen. Was

Pölten primär seine „Bundesheerzeit in den

-bauerhäusln und ein paar „Hochhäuser“,

nicht passt, wird nicht krampfhaft passend

80’ern, Biedermeier und Landeshauptstadt“

die der rumänischen Städteplanung früherer

gemacht. Aus welchen Gründen auch immer.

Er selbst hat 1986 für St. Pölten als Hauptstadt

Tage zur Ehre gereicht hätten.

Vielleicht ist es das, was St. Pölten ausmacht:

votiert, „weil es ein Drehpunkt ist, der letzte

Zu wenig Stadt. Zumindest auf den ersten

dass es keine museale Glättung gibt, zumin-

Ort im Mostviertel, alle anderen Vierteln sind

Blick. Auf den ersten Atemzug. Auf den ers-

dest nicht im Übermaß, kein mentales Rie-

gleich umliegend. Außerdem liegt St. Pölten an

ten Schritt in der zugigen Bahnhofsbaustelle

senrad, keine mentalen Fiaker, schon gar kei-

der Westbahn.“ Große Entwicklungen ortet er

der Landeshauptstadt.

nen Lindwurm, wenige vorgegebene Raster.

seit 1986 nicht, „außer, dass das Regierungs-

Doch tut man noch einen Schritt, offenen Au-

Vielmehr: eine Werkstatt, in der Zweifel, Un-

viertel dazugekommen ist, aber das nimmt kei-

ges, in die Stadt hinein, in die Altstadt, oder,

sicherheit und (gelegentlich auch) Mut zum

ner so wirklich wahr.“ Wie seine Frau ortet er

gleich daneben, ins neue Regierungsviertel,

Experiment gestattet sind. Keine trampelnde

Defizite im Gastroangebot, „am Sonntag haben

das für die meisten indigenen St. Pöltner im-

Ideologie, eher eine aus Selbstzweifeln gebo-

praktisch alle Cafés zu. Da ist ja in Amstetten

mer noch terra incognita darstellt, entdeckt

rene Identität.

mehr Action!“ Imagemäßig sei St. Pölten we-

man Spannendes: Barock neben Postmo-

Nur wenn ein Auswärtiger daherkommt und

der Fisch noch Fleisch, „und leidet unter Linz

derne, Jugendstil neben Gotik neben 60er-

sich erfrecht, St. Pölten zu dissen: Dann weht

und Wien, weil Linz mehr zu bieten hat, und

Jahre-Funktionalität.

der milde Hauch des Lokalpatriotismus durch

Wien noch immer eine Art Schirmherrschaft

die plötzlich in breite Boulevards übergehen.

Gewundene

Straßen,

die Gassen und Straßen... Immerhin!

ausübt.“ Den St. Pöltnern „fehlt der Pfeffer. Sie sind alt- und gutbürgerlich. Richtige Bie-

unter der starken Unterdrückung gelitten. Die

verkaufen. Da fehlt noch die Idee. Das Motto

dermeierbürger.“ Gründe für dieses schaum-

russischen Besatzer waren ja viel militanter

müsste lauten ‚Raus aus dem Dornröschen-

gebremste Verhalten ortet Settele einerseits

und strenger als etwa die Amerikaner, die auch

schlaf‘!“

in der jahrhundertelangen kirchlichen Prägung

Jazzmusik etc. zuließen. Deswegen ist ganz

durch Kloster und Bistum, andererseits auch in

NÖ soweit ‚hinten‘.“ Letztlich müsse sich „St.

Durchaus geschätzt wird St. Pölten von seinen

der Russenbesatzung. „Die Menschen haben

Pölten als selbstbewusste Landeshauptstadt

direkten Nachbargemeinden. So verbindet Ver-

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ena Kaiser aus Böheimkirchen mit „St. Pölten

ten österreichischen Popkulturwebmagazins

Und die Moral aus der Geschicht´

vor allem „die Einkaufs- und Fortgehmöglich-

EVOLVER, ist St. Pölten „die Hauptstadt des

... die gibt es nicht! St. Pölten ist nicht eindeu-

keiten in und rund um die Stadt, die deutlich

Bundeslandes, von dem wir, die Wiener, früher

tig, nicht geradlinig, nicht „so“ oder „so“. Nicht

besser sind, als in den Gemeinden im Umland.“

die Hauptstadt waren. Damals wurde noch von

nur gut, oder nur böse. Nicht nur schön, oder

Auch Susanne Riel aus Wilhelmsburg nutzt

der Herrengasse aus regiert. Und das hat ein-

nur hässlich. Nicht nur urban, oder nur provin-

„das reichhaltige Kulturprogramm. Seit es das

deutig besser ausgesehen als dieses protzige,

ziell. Diese Stadt ist definitiv, und das ist wohl

Festspielhaus, das Landestheater und Cinema

architektonisch misslungene jetzige Regie-

eines ihrer größten Potentiale überhaupt, trotz

Paradiso gibt, erfuhr St. Pölten eine große Auf-

rungsviertel.“

ihrer langen Historie noch immer work in pro-

wertung. Daher ist es oft nicht mehr nötig nach

Mit St. Pölten assoziiert er „den Gestank der

gress. Eine Baustelle – und Baustellen sind bei

Wien zu fahren, um das gewünschte Kulturpro-

Glanzstoff – und seit ein paar Monaten plötz-

Gott nichts Schlechtes, sondern etwas, das Zu-

gramm zu sehen!“ Auch ihre Tochter Ruth, die

lich bessere Luft, stets überfüllte Bahnwag-

kunft in sich trägt, eine Vision, wie es einmal

in Wien studiert, nutzt die Möglichkeiten der

gons von und nach Wien, Verwandtenbesuche,

sein könnte, wenn wir unser Ideal umsetzen.

„Die St. Pöltner sind anscheinend total auf Baumärkte, Autokauf und Tankstellen fixiert.“

kaufen, wo man ein großes vielfältiges Angebot vorfindet. In St. Pölten ist aber nie soviel los wie in Wien, man muss daher nicht ewig an der Kasse warten und ärgert sich auch nicht,

Peter Hiess, Wien

dass man keinen Parkplatz findet.“ Ihr Bruder

Das ist spannend. Herausfordernd. Ja, es gibt Defizite – an denen muss man arbeiten, selbstverständlich. Aber man braucht darob nicht in Depressionen oder gar Lethargie verfallen, auch Selbsthass ist nicht angebracht – als wären wir die einzigen, wo nicht immer

Walter Riel jun., der in St. Pölten zur Schule ge-

Auftritte in der Synagoge, im NÖ Landesthea-

alles rund läuft. Ebenso gibt es aber auch

gangen ist, verbindet mit der Stadt „vor allem

ter, das Drunter & Drüber, das Underground,

große Potentiale. Manche sind offensichtlich

viele Freunde, die ich dort habe.“ Für Walter

den Verlag Niederösterreichisches Pressehaus

und schon erschlossen, andere liegen noch im

Riel sen. sind die Hauptstäder „schon etwas

und ein schönes Landesmuseum.“

Verborgenen, blitzen aber bereits hervor. Diese

urbanere Stadtmenschen.“

Die St. Pöltner weisen für ihn vor allem einen

gilt es zu heben, zu nutzen, auszubauen, zu för-

abstrusen Wesenszug auf, denn „sie sind an-

dern – dann wird die spröde Geliebte mit der

Und wie beurteilen die Großstädter, die Wiener,

scheinend total auf Baumärkte, Autokauf und

Zeit wohl auch etwas zugänglicher werden.

die nur 60km entfernte niederösterreichische

Tankstellen fixiert. Wie sonst wäre es zu er-

Nur, ob wir ihr dann noch immer mit so viel Lei-

Landeshauptstadt?

klären, dass man auf den Straßen dieser Stadt

denschaft begegnen, wenn sie es uns sozusa-

Für Peter Hiess, seines Zeichens u. a. Journa-

eine derartige Unmenge dieser Etablissements

gen allzu leicht macht, sie zu lieben? Da hegen

list beim WIENER und Chefredakteur des größ-

sieht?“

wir unsere Zweifel...

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Foto: Robert Striegl

Stadt. „Ich gehe gerne in der Innenstadt ein-


URBAN

Eine Drive-Stadt

Ist in St. Pölten vom Imagewandel die Rede, fällt ein Name als großes Vorbild immer wieder: Linz. Heuer ist man gar Kulturhauptstadt, das Tüpfelchen auf dem i einer langen, kontinuierlichen Entwicklung wie Karin Frohner vom Linzer Stadtmarketing verriet und St. Pölten Mut macht. Von Eva Seidl Wie hat Linz den Imagewandel von der stinkenden Industriestadt zur Kulturstadt geschafft? Nach welchen Leitlinien ging man vor? Das ist im Grunde eine Entwicklung, die seit mindestens 20 Jahren andauert. Wobei ich schon festhalten möchte, dass sich Linz nicht davon distanziert, eine Industriestadt zu sein! Wir verstehen uns als Stadt der Kultur und der Industrie bzw. Wirtschaft. Als wir uns im Jahr 1989 entschieden haben, das Image der Stadt nachhaltig zu verändern, war es uns wichtig, die Stadt als zukunftsorientiert und dynamisch zu positionieren – Linz als eine Drive-Stadt. Eine Stadt, die experimentierfreudig, offen, visionär und modern ist. In der Kommunikation haben wir auf die drei Säulen Wirtschaft, Kultur und Lebensqualität gesetzt.

Wie lang hat die Implementierung des Prozesses gedauert, wie lange die Vorplanung? Wie viele Personen sind im Marketing involviert? Ich möchte hier besonders auf die Jahre vor der Kulturhauptstadt eingehen. Ab der Bewerbung zur Kulturhauptstadt war uns klar, dass wir in der Kommunikationsarbeit einen weiteren Schritt setzen müssen. Wir wussten, dass neue MitspielerInnen ins Boot kommen würden. Zuvor wurde der inhaltliche und optische Auftritt der Stadt im Wesentlichen durch die Stadtkommunikation Linz bearbeitet, wobei dieser Auftritt seit dem Slogan „Linz. Eine Stadt lebt auf“ auch vom Tourismus und Standortmarketing getragen wurde.

Das war quasi die Vorarbeit, wie gings weiter? Im Jahr 2005 haben wir mit einem umfassenden Markenprozess gestartet, der vom Bürgermeister initiiert wurde und an dem Politiker, Tourismus- und KulturvertreterInnen sowie VertreterInnen der Verwaltung beteiligt waren. Begleitet wurde dieser Prozess durch einen Marktforscher und durch unsere Werbeagentur. Nach Festlegung der Positionierungs-Statements für Linz wurde der Markenprozess auf eine nochmals breitere Basis gestellt. All jene, die in der Verwaltung bzw. in den städtischen Betrieben verantwortlich für Kommunikation sind, wurden

Foto: Robert Striegl

zu Markenworkshops eingeladen. Dieser Prozess wurde auch in einer

möglichst viele Beteiligte für die Markenkommunikation zu gewinnen.

Dokumentation festgehalten, die Ende 2006 erschienen ist. Ziel ist es,

dass möglichst viele Kommunikationsmaßnahmen in die Marke Linz ein-

Wie beurteilen Sie St. Pölten?

zahlen. Mit der Kommunikation zur Kulturhauptstadt, die von der Linz 09

Ich kenne St. Pölten leider viel zu wenig, um ein Urteil abgeben zu kön-

GesmbH betreut wird, haben wir uns entschlossen, nochmals am Slogan

nen. Aber ähnlich wie bei Linz höre ich von KennerInnen der Stadt sehr

und am optischen Auftritt der Stadt zu drehen. Dabei haben wir im Sinne

viel Lob über diese.

der Nachhaltigkeit den Slogan der Kulturhauptstadt „Linz verändert“

auch in der städtischen Kommunikation übernommen und daher das Stadtlogo und das Corporate Design angepasst.

Haben Sie Tipps für St. Pölten, in welche Richtung es weitergehen sollte?

Einen Richtungstipp habe ich nicht, da ich den Status von St. Pölten

Wie viel Geld wurde investiert?

nicht gut genug kenne. Ich kann nur sagen, was meines Erachtens in

Finanzielle Summen sind eher schwer zu nennen, da wir ja versuchen,

Linz funktioniert hat: Wir haben versucht, niemanden zu kopieren, son-

dass die Markenarbeit auf den verschiedenen Ebenen getragen werden

dern ein eigenständiges Profil zu entwickeln. Weiters war von Beginn an

soll. Der Markenprozess selbst hat rund 50.000 Euro gekostet. Die Jahre

klar, dass Kommunikations- und Marketingarbeit eine langfristige Auf-

nach 2009 werden sicherlich eine große Herausforderung sein, da na-

gabe ist. Neben der Kommunikation nach außen haben wir besonders

turgemäß nicht mehr so große Kommunikationsbudgets zur Verfügung

ab 2005 einen Schwerpunkt auf die „interne Kommunikation“ gesetzt,

stehen. Umso wichtiger wird es, dass wir weiterhin danach trachten,

um viele MitspielerInnen zu finden.

– 31– MFG

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Herr und Frau St. Pölten

Eine Umfrage *) hat nicht nur überraschend eindeutig ergeben, wie die Stadt St. Pölten als menschliche Person aussehen könnte. Darüber hinaus ist ein interessantes Faktum herausgekommen, das bei all dem Gehetze und Gesudere rund um unsere Landeshauptstadt zu denken gibt: Verdammt nochmal – wir MÖGEN St. Pölten! … von Althea Müller Sehr bekannt: Herr St. Pölten

Weniger bekannt, dafür eindeutigst: Frau St. Pölten

Alter

zwischen 31 und 40 Jahren, lässt manchmal aber auch das Kleinkind oder den Greis raushängen

Augenfarbe Haare Gesicht Statur Stimme Familienstand Sozialer Status

braun lang und eckig

Alter Augenfarbe Haare Gesicht Statur

zwischen 51 und 60 Jahren

mittlere Größe, schlank

ihre Diäten…)

eher tief, auf jeden Fall entspannt

verheiratet

Bekannte

Haustiere Typ

Hund(e) und Katze(n)

Revoluzzer

Eigenschaften

eigen, kontaktfreudig, wankelmütig und

Familienstand Sozialer Status Haustiere Typ Eigenschafte Ausbildung Beruf Kleidung

bescheiden

große tussige Tasche

Ausbildung

Matura, abgebrochenes BWL/VWL-Studium,

lange Ketten, viel Glimmer

derzeit Studium der Ethnologie/Soziologie

(evtl. auch schon abgeschlossen, aber wer weiß

braun, kurz und verwuschelt

mal Single, mal wilde Ehe; keine Kinder eher Einzelgänger, wenig Freunde, viele

absolut integriert, ein bissl Mitläufer, ab und zu

grau-braun grau, kurz und bieder Rund klein; mal dick, mal schlank (ja, Frauen und

wenig Freunde Katze(n) integrierte Mitläuferin eigen Lehre bodenständiges Handwerk eher legere, wichtiges Accessoire aber:

das schon so genau)

Beruf

engagiert sich sozial, macht in Kunst und gräbt

gern in staubigen Archiven rum

Schmuck Ausgehen Essen Fortbewegung Sport Sonstiges

Kleidung

legere in Jeans, Shirt und Turnschuhen, mimt ab

Heimatromane und Zeitungen

und zu aber auch mal den sympathischen Macho

Mag man sie?

Geht so.

mit Boots und großer präpotenter Gürtelschnalle

Schmuck

coole Ohrringe und Armbänder im Mix mit

religiösen Anhängern

Ausgehen Essen Musik Fortbewegung

nein bzw. nur am frühen Abend Allesfresser, Kaffee zu Fuß oder mit dem Fahrrad (Nordic) Walking mag Nikotin, Koffein und Tratschen, liest gern

Beislkultur, kleine Musikevents

Und ich?

Allesfresser, Kaffee, lieber Bier vor Wein

Ich mag diese ach so öde Stadt einfach. Keine andre hat mir so

Alternativ, Blues, 60er/70er

ausdauernd die Hand gehalten, ohne lästige Fragen zu stellen. Sie

zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem in

ist noch so suchend und identitätslos, dabei so voller interessanter

jedem Fall alten Auto

Leute und Geschichten, nur scheinbar wahllos zusammengestü-

Sport Sonstiges

am ehesten noch Fußball oder Basketball

ckelt, mal wunderbar offen, mal ekelhaft verschlossen, so geübt im

raucht Zigaretten, liebt Alkohol, ist Kaffeejunkie

Hinkleschen und so geschickt im Wiederaufstehen. Kämpft um An-

und zieht sich dann und wann mal Gras rein

erkennung und erfindet sich immer wieder neu, ganz egal, wie viele

Tattoos

kaum sichtbar, aber da – roter Arbeiterstern

Missgünstler auch ihre Tschickstummel auf ihr ausdrücken mögen.

zwischen den Schulterblättern und schwarzer

Ich mag es, Gesichter von vor zehn Jahren in der Fußgängerzone zu

Schriftzug am inneren Oberarm

sehen und selbst wiedererkannt zu werden, mag auch die immer

Mag man ihn?

Oh ja – man mag ihn sogar sehr!

neuen Gesichter (viele ziehen weiter, manche bleiben), mag psy-9, das Cinema Paradiso, das für mich immer noch C2 heißt, die Slumzonen, die Schülerhorden und toten Gassen, die Festln, mag die Energie, das Aufstreben, die Seen und die Festivals, den Mut wider aller

*) „Die Person St. Pölten“: Qualitative Studie, Feldzeit Mai 2009, Erfor-

Unkenrufe. Wenn ich persönlich mich irgendwo annähernd sicher und

schung mittels selbst erstelltem Fragebogen (face-to-face und per E-

heimisch fühle, dann darum hier, in der StP Rockcity. Ganz egal, wie

Mail) an ausgewählte, namentlich bekannte Personen mit flüchtigem bis

anti-lässig das klingt und was die andren sagen – wobei „die andren“

engem Bezug zur Stadt St. Pölten, 19-67 Jahre, ober- bis mittelschichtig,

ja in Wirklichkeit gar nicht soviel Böses sagen. Ich sehe es in meinen

in Ausbildung und/oder berufstätig bzw. in Pension. Rücklaufquote rd. 70

Fragebögen. Und freue mich. Alles Gute zum Geburtstag somit auch

% (von 66 Fragebögen 46 retour). Rückfragen: althea.mueller@gmx.net

von mir. Du komische Stadt, du.

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Bist wie ein kleines Bochum. Hässlich, aber echt. STP, das ist auch Mitglied im Taubenzuchtverein, Stammtisch und Hornbrille.

St. Pölten liebe ich und hasse ich.

Weiter so: bleib innovativ, mit verkehrsarmen Zonen, kulturell, sportlich und lebenswert! Liebes St. Pölten, tritt doch ein bisserl aus Deinem Mauerblümchen-Dasein heraus und sieh Dir an, wie schön Du bist: In Dir haben viele Nationen ein Heim gefunden, und was Du bist, bist Du, weil Du es Dir erarbeitet hast.

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URBAN je ernsthaft in Erwägung ziehen würde, woanders zu leben. Er ist akribisch darauf bedacht, seine Mundwinkel stets leicht nach unten zu ziehen, um den Anschein völliger Langeweile und völligen Desinteresses zu erwecken und um ja nicht versehentlich zu lächeln.

Ste ffi. Die Wien-Studentin Sie kommt nur noch am Wochenende von Wien

nach

Hause,

schlüpft zufrieden mit sich und der Welt in ihr altes Kinderzim-

WIR in DER CITY

mer und trifft sich am Samstagvormittag

Es ist herrlich, mitten in der Stadt zu sitzen und sich mit einer Freundin Geschichten über vorbeischlendernde Menschen auszudenken! Oder ist es gar die Wahrheit?! Eine kleine ausgewählte City-Besucher-Typologie. Von Primadonna. Foto Josef Vorlaufer.

im Cinema zum Frühstück – um halb zwölf!

Ihr Palästinensertuch hat sie sich lässig um den Hals geschwungen und ihr Handy summt und

E-

klingelt auf Dauerfeuer. Doch für Steffi ist das

RE

men und beurteilt wird). Bekannte werden laut-

kein Problem, sie schreibt mit der einen Hand

Sie parkt mit ihrem

hals und überschwänglich begrüßt „Seas! Ois

SMS, während sie mit der anderen ein Butter-

Mercedes SL bei den

okay? Geht’s guat?“, und deren immer gleiche

semmerl schmiert! Multitasking! Alle Achtung!

Damenparkplätzen

Antwort „Gestan is no gongan!“ wird herzlich

Nachdem die Schreckensgeschichten über die

in der Rathaustiefga-

belacht. Dabei erfährt Freddi die neuesten Ge-

ÖBB ausgetauscht sind, sämtliche Freundinnen

rage und stöckelt in

rüchte, es rennt der Schmäh („Für wen hängt´n

(Anwesende ausgenommen) ausgezählt wur-

ihren High Heels beim

die schwoaze Fahne bei da Sparkassa? Fia eana

den und ein Wiedersehen abends im Warehouse

Ausgang

Dorotheum

söwa?“), liest sämtliche Zeitungen, reißt heimlich

ausgemacht ist, macht sie sich auf den Weg zu

sogleich

in

dieses.

die Heurigenanzeigen aus der NÖN und bestellt

H&M, denn Teile, die in Wien schon längst ver-

nächste Anlass

nach zwei gemütlichen Stunden aus Dankbarkeit

griffen oder ob des Tumults unauffindbar sind,

kommt bestimmt und

noch ein Soda-Zitron. Bei seiner Heimfahrt kauft

hängen hier, schön geordnet an der Stange und

sie will nur schnell

er am Markt noch zwei Kilo Erdäpfel fürs Gulasch

warten auf Erlegung der Beute. Und dann muss

und eine Blutwurst fürs Abendessen.

sie noch unbedingt bei Mango-Outlet durch-

Der

die Auslage inspizieren und schon mal den völ-

Fö E-R

UM

schauen, die Kollektion ändert sich zwar nur ge-

lig überraschten Gesichtsausdruck proben für: „Schau mal! Oh, wie reizend diese Perlenohrringe

Christian . Der Intellektuelle

ring, aber die Preise sind unschlagbar.

aussehen! Findest du nicht?“ Klimper, klimper!

Er fährt mit dem LUP in

Nach einem kleinen Abstecher in die Wohnkultur

die City und steigt di-

Markus . Der Mann von Welt

(elektrische Pfeffermühle) führt sie ihr Weg Rich-

rekt am Bahnhofsplatz

Mit seinem SUV, der noch nie anderes Terrain

tung Riemerplatz, doch schon vor der Hausmann-

aus. Sogleich ersteht

denn Asphalt unter seinen Rädern zu spüren

Auslage kann sie nicht an dieser wunderschönen,

er den Augustin vom

bekam, parkt er eben mal kurz am Rathausplatz

roten Furla-Tasche vorbeigehen. Leider stolpert

Schwarzafrikaner Jim,

im Halteverbot. Er muss ja nur auf die Bank und

sie beim Herausgehen auch gleich in die gegen-

geht anschließend ziel-

anschließend zum Appleshop am Riemerplatz,

überliegende Boutique und bevor die Geschäfte

strebig zu Thalia und

denn sein bestelltes i-phone in winterweiß ist

schließen, kann sie gerade noch ein neues Kos-

verlässt zwei Stunden

eingetroffen und wartet darauf, am Wochen-

tüm bei Jones und bei Don Gil zwei edle Leder-

später das Geschäft

ende in Betrieb genommen zu werden. Da fällt

gürtel erstehen (einen für ihren Mann, und ei-

mit einem Hochgefühl

ihm ein, dass seine Gesichtscreme zur Neige

nen….zur Reserv!) Ihre schicken Einkaufstaschen

sowie einem Sackerl Weltliteratur. Jetzt freut er

geht und er schaut schnell bei Nägele & Strubel

schleppt sie, frisch einparfümiert bei Marionnaud,

sich schon auf den Falter und einen Espresso im

vorbei. Außerdem muss er unbedingt noch ins

in die Osteria, wo sie sich schon mit …der Reserv

Café Schubert, um, wie es schon Alfred Polgar

neue Teegeschäft wegen einer Packung „Gute-

auf ein Glas Aperol spritz verabredet hat.

formulierte, im Kaffeehaus in Gesellschaft allein

Laune-Tee“ und zur Apotheke am scharfen Eck,

zu sein. Vor lauter Standard-Rätsel lösen hätte er

denn er braucht dringend Vitamine – jetzt wo

Freddi. Der Frühpensionist

fast die Vernissage in der benachbarten Galerie

alle um ihn herum grippig im Bett liegen und

Er radelt vormittags um zehn zum Café Pusch

Maringer vergessen, doch als er eintrifft, ist der

im Unternehmen sich die Reihen lichten. Als er

und trifft sich dort mit zwei Gleichgesinnten zum

Künstler zum Glück noch anwesend und das Café

eine knappe Stunde später zum Auto zurück-

fröhlichen Verlängerten (bei wärmeren Tempera-

Schmalz spielt sich in sein Herz. Hier trifft er viele

kommt, entfernt er kopfschüttelnd das Organ-

turen mit Aussicht auf das vorbeischlendernde

Gleichgesinnte, mit denen es sich herrlich über

strafmandat. Dabei war er doch nur auf einen

Volk, das dann ordentlich unter die Lupe genom-

die Stadt nörgeln lässt, obwohl keiner von ihnen

Sprung in der City...

Je

E Foto: Fotolia.de

Marlene. Die Dame von Welt

1

mit zwei Freundinnen

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Nervenflattern

„Kammerflimmern“, so heißt das kürzlich im novum-Verlag erschienene Debütbuch der St. Pöltner Autorin Bianca Huber. Huber entdeckte schon in frühester Schulzeit die Liebe zu den Buchstaben, die seither beständig weiterwächst. Das Erstlingswerk der Jungautorin beinhaltet zwei aufwühlende Ge-

4) Schweineeingeweide

schichten, welche den Leser durch ständig wechselnde

5) Wehleidiges essbares Nachtschattengewächs 6) Gehörorgan der Sekretärin

Betrachterperspektiven

fesseln.

„Ein Buch für Selbstdenker, für Gedankenspinner, die nicht so gerne alles bis zum Ende vorgekaut bekommen möchten“, so Huber über die meist abrupten Enden ihrer Geschichten, die jede Menge Raum für Spekulationen bieten. „Kammerflimmern“ in ein Genre einzuordnen ist nicht leicht - Krimispannung erwartet den Leser ebenso wie trostlose Midlifecrisis-Symptomatik und Liebeswirren. Vermutlich beschreibt der

Geschütteltes

Untertitel „Zwei Geschichten von Liebe, Sehn-

Weißt du, wer sich im Nationalrat einem Problem rational naht?

sucht & Tod“ den Inhalt der skurrilen Welt der beiden Hauptcharaktere Peter und Caro aber am treffendsten…

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Tu nicht immer scherzen Kain, es ist so romantisch im Kerzenschein.

Barockes Feenkind

Der Sommer Kann kommen

SCHRÄG GEDACHT

von Thomas Karl

Ihr schreibt’s sche beide de Bescheide.

Die Dealer nach der Ware haschen, die Kathi , die tut Haare waschen. Wenn ich mich in die Rosen hock, zerreiß ich mir den Hosenrock.

Bis

21. Juni findet das Barockfestival St. Pölten

Wenn bei den St. Pöltner Bühnen die Vorhänge für

statt. Im Georg-Friedrich-Händel Jubiläumsjahr (250.

die Sommerpause fallen, dann bekommen einge-

Todestag) wird dem Komponisten mit zwei großen

fleischte Kulturgenießer noch lange nicht die Krise.

Konzerten gedacht. „Da Händel ohne Bach nicht

Im Sommer gehts zum Kulturgenuss ab in die Pro-

geht, spielt auch Johann Sebastian Bach eine große

vinz und so packt der wahre Kenner seine Tasche

Rolle in der heurigen Programmierung“, erläutert

mit Sitzpolster, Regenschutz und Kuscheldecke, die

Kulturamtsleiter Thomas Karl. Erstmals gibt es auch

Greenhorns trippeln in ihren High Heels über natur-

ein eigenes Kinderprogramm: Mit „Das Feenkind

belassene Pfade, alle aber genießen die Verbindung

oder Der klingende Schatz“ kommt ein Musikmär-

von Musik, Naturkulisse, lauer Sommerluft und

chen von Julia Auer zur Aufführung. Das zukünftige

einem Glas Sekt. Wo? Dort: Opern Air Gars 17.7.-

Festival „Nox Illuminata“ im Festspielhaus, das sich

9.8., Smetana: „Die verkaufte Braut“, www.opernair.

ebenfalls mit historischer Musik beschäftigt, sieht

at Opernfestspiele St. Margarethen 8.7.-23.8.,

Karl nicht als Konkurrenz: „Das gehört zur Alterna-

Verdi: „Rigoletto“, www.ofs.at Oper Klosterneu-

tivszene und spricht nicht unbedingt das selbe Ziel-

burg 12.7.-4.8., Donizetti: „Die Regimentstochter“,

publikum an. Eher tun dies die Melker Pfingsttage,

www.operklosterneuburg.at Burgarena Reinsberg

beide können aber problemlos nebeneinander be-

30.7.-15.8., Humperdinck: „Hänsel und Gretel“,

stehen.“ Als Highlights empfiehlt Karl das Kammer-

www.reinsberg.at Festspiele Rosenburg 3.7.-9.8. „Ein Sommernachtstraum“; www.shakespeare-fest-

6) Diktato(h)r 5) Automate 4) Saunieren 3) Transparente

orchester Basel mit Nuria Rial und Lawrence Zazzo.

2) Al(l)bern

„Die Veranstaltungen sind sehr unterschiedlich und

spiele.at. Musik Sommer Grafenegg 19.6.-6.9., Or-

alle sehr empfehlenswert!“ www.klangweile.at

chesterkonzerte www.grafenegg.at, u.v.m.

Foto: Klangweile, Haiden, zVg

Weil i hab‘ ka Ena(er)gie, muaß halt imma gähna i.

1) Verbindungsoffizier

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WWW.PIELACHTALEVENTS.AT

PROGRAMM

SEEBÜHNE PIELACHTAL DO, 09. 07.

MIKE SUPANCIC FR, 10. 07.

KARL HEINZ HACKL

SA, 11. 07.

ALFRED DORFER SO, 12. 07.

PIPPI LANGSTRUMPF FR, 17. 07.

DIE PALDAUER DO, 06. 08.

MASCHEK REDET.DRÜBER FR, 07. 08.

LEO LUKAS SA, 08.08.

ALF POIER NIEDERÖSTERREICH

SEEBÜHNE PIELACHTAL, MARIAZELLERSTRASSE 23, 3202 HOFSTETTEN (BEI SCHLECHTWETTER FESTSAAL DER HAUPTSCHULE HOFSTETTEN-GRÜNAU, KIRCHENPLATZ 5)


Parallelwelten „Save the place?“ Der Verein LAMES nutzt seit 10 Jahren das Gelände am Spratzerner Kirchenweg 81-83 für seine eigenwilligen Kunst- und Lebensentwürfe: Schrittmacher innovativer Kulturprojekte für die einen, subventionierte Alternativ-Schrebergärtner für die anderen. Nun soll ein Teil der Parkanlage von einer Wohnungsgenossenschaft verbaut werden. LAMES rührt die Medientrommel und disst die Stadt. Diese wiederum ist bezüglich der Vorgangsweise von LAMES „not amused“. Klare Bruchlinien also zwischen Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit? Wenn‘s nur so einfach wäre. Von Thomas Fröhlich, Fotos: LAMES. Wir schreiben den 7. Mai 2009, 20 Uhr abends.

boda und Jörg Stefke ist eine fein strukturierte

Rankl von der regierenden SPÖ die Unglücks-

Das Beislkino im Cinema Paradiso am Rathaus-

und rhythmisierte Dokumentation über Vorbe-

karte gezogen. Dieser hat nämlich die undank-

platz quillt vor Interessierten förmlich über. Doch

reitungen und Durchführung der im Jahr 2008

bare Aufgabe übernommen, die offizielle Haltung

keine Promi-Lesung, auch kein Konzert findet

stattgefundenen gleichnamigen Veranstaltung.

der Stadt St. Pölten zu verteidigen. Und die ist

heute statt. Anstelle dessen steht ein Abend über

Der Film selbst gibt im Zuge dessen Einblicke in

sicher nicht anti-LAMES, lässt aber ein weiteres

„Freiräume in St. Pölten“ auf dem Programm. In-

die Arbeit von LAMES und stellt das von Verbau-

unverändertes Gedeihen des Vereins unter der

itiiert wurde das Ganze vom Verein LAMES und

ung bedrohte Vereinsgelände am Spratzerner

bisherigen Adresse, SKW 81–83, zumindest frag-

umfasst die Filmpremiere des Dokumentarfilms

Kirchenweg (kurz: SKW) 81 - 83 vor. Der Film ist

lich erscheinen. Das Publikum reagiert wie er-

über das von LAMES organisierte Festival „Par-

ein klares Bekenntnis zu LAMES, Kritiker oder

wartet: Applaus, Jubel bei den Äußerungen aller

que del Sol 08“ sowie im Anschluss daran eine

gar Gegner kommen nicht zu Wort. Und auch

anderen, nachhaltige Zurückhaltung und Unmut

Diskussion betreffend „Freiräume in der Stadt

die vom Cinema Paradiso-Kulturchecker – und

bei denen von Rankl.

– zukunftsweisend oder vernachlässigbar?“ Also

selbst LAMES-Vorstandsmitglied – Christoph

Die Fronten scheinen also klar: hier das kleine,und

genau jene Themenstellung, die üblicherweise

Wagner eingeleitete und von Alexander Syllaba

mutige gallische Dorf LAMES, dort das betonier-

gerade einmal dreieinhalb Zuschauer mobilisiert.

moderierte Diskussion danach ist weitgehend

wütige St. Pöltner Stadt-Imperium. Oder gibt es

Doch heute ist alles anders. Ein zahlreich erschie-

von Pro-LAMES-Stimmen durchzogen. Neben der

da vielleicht eine weitere Verständnisebene, die

nenes, buntes Publikum ist in den Saal geströmt,

LAMES-Aktivistin Agnes Peschta finden Vertreter

sich einer eindeutigen Schwarzweiß-Zuordnung

sitzt zum Teil am Boden, steht, will nichts versäu-

der Kulturvernetzung Niederösterreich, der Grü-

entzieht? Zu diesem Zweck gehen wir jetzt ein-

men. Zu 99,9 Prozent haben wir es mit LAMES-

nen, der ÖVP, eine Proponentin des Wiener WUK

mal in der Zeit zurück – und anständig feiern …

Protagonisten, Fans und Sympathisanten zu tun.

und der Jugendkoordinator der Stadt St. Pölten, Wolfgang Matzl, auf dem Podium Platz. Während

Am SKW 83. Ein – nach längeren Regenfäl-

Ein Heimspiel. Um 20 Uhr 15 geht‘s dann

all diese ihre unbedingte – und großteils auch

len – lauer Sommerabend des Jahres 2008 am

los. Der etwa 50minütige Film „Parque del Sol

glaubwürdige – Zuneigung zu LAMES in den Vor-

SKW 81 - 83, etwa 21 Uhr: Aus einem der bei-

08“ der beiden jungen Filmemacher Roland Svo-

dergrund stellen, hat einzig der Stadtrat Johann

den sich dort inmitten einer sanft hügeligen

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KULTUR Parkanlage befindlichen Häusern dringt der wun-

zum SKW – und Andreas Fränzl (Bauchklang),

Subkulturschiene funktioniert, auch im Hinblick

derbare Dancefloor-Jazz der DJane Miss Marple

Thomas Richter (Musikproduzent) und Markus

auf eine überregionale bis internationale Vernet-

– es riecht nach Sommer, sattem Grün und in-

Weidmann gründeten hierauf den Verein „La Mu-

zung, zumindest in den Kreisen der „Wissenden“,

donesischen Gewürzzigaretten. Die mehrtägige

sique et sun“, kurz LAMES.

so sehr fand bis dato das Naturpark-Angebot für

Kunst- und Kulturparty „Parque del Sol“ findet

Und hier, an besagtem SKW mit seinen beiden

die Allgemeinheit unter praktischem Ausschluss

wieder einmal statt, oder wie es offiziell heißt:

Häusern inmitten einer mittelgroßen Dschun-

letzterer statt, was dem Verein auch den Ruf al-

„Parque del Sol – Symposion für interdisziplinäre

gel-Landschaft, etablierte sich LAMES in den

ternativer Schrebergärtnerei als Dauerhappening

Kunst“, inzwischen ein Fixpunkt im Kalender vie-

folgenden zehn Jahren als interdisziplinärer

anhaften ließ. Nicht, dass es verboten gewesen

ler Kunstschaffender und Eingeweihter bis weit

Kunst- und Kulturverein, der in und für St. Pölten

wäre, das Grundstück zu betreten: Es machte

über die Stadtgrenzen St. Pöltens hinaus. Seit ei-

und darüber hinaus wirken sollte. Zum Selbstbild

nur fast niemand davon Gebrauch, da ein Groß-

nigen Jahren organisiert LAMES hier das jeweils

des Vereins gehört die Verquickung von elektro-

teil der St. Pöltner gar nichts von der Existenz der

mehrtägige Symposion – soll heißen Vorträge

nischen Live-Acts, DJs, Visuals, Installationen und

Anlage wusste. „Kennen wir nicht!“ war vor zwei

plus Workshops plus Konzerte plus DJLines plus

Design: eine Vernetzung subkultureller Popa-

Jahren noch die Durchschnittsantwort, wenn

Party. Es findet auf einem Areal mit einem ins-

vantgarde, wenn man so will, abseits kommer-

man jemanden auf der Straße nach dem Weg zu

gesamt 50.000 Quadratmeter großen Park und

zieller Trampelpfade. In unregelmäßigen Abstän-

besagtem Ort fragte. Was aber nicht ausschließ-

zwei alten, renovierungsbedürftigen, gleichwohl

den stattfindende Workshops, Lectures, Partys

lich LAMES anzulasten ist, da es in St. Pölten, wie

charmanten Häusern statt. Die Stimmung ist ge-

und Konzerte, auch außerhalb der „Parque del

in jeder Stadt, höchstwahrscheinlich nur eine be-

löst, friedlich – die völlige Antithese zu den Fun-

Sol“-Symposien, untermauern das Wollen der

grenzte Anzahl motivierbarer Freigeister gibt, die

Bunkern der Stadt. Der Groove von Miss Marple

Macher. „Ein Kulturkonglomerat, das erfolgreich

ein Leben abseits genormter Weltmarkstruktur-

wird später abgelöst von den Noise-Attacken

Netzwerke knüpft und weit über die Grenzen der

Angebote einer dauermobilen Spaßgesellschaft

von „Krach der Roboter“ (alias Andreas Stoiber),

Stadt hinaus bekannt ist!“, so Wolfgang Matzl.

auch nur anzudenken bereit wären.

Mark Boombastics Selfmade-Techno oder dem

Zudem will LAMES ein Bindeglied

zwischen

Dennoch konnte man sich des Eindrucks nicht

formidablen HipHop von Chill-Ill oder Bauchklang,

Ästhetischem, bildender Kunst, Musik, Bildung,

erwehren, dass man vor Ort bis vor Kurzem zu-

die vom derzeit grassierenden dumpfen Aggro-

Naturbezogenheit und unterschiedlichen Le-

mindest nichts dagegen hatte, in aller Ruhe sein

Posing soweit entfernt sind wie der Schreiber

bensentwürfen sein. Das im Prinzip öffentlich zu-

eigenes Bio-Süppchen im Park zu kochen.

dieser Zeilen vom Häuslbauen. Oberton-Workshops mit der aus dem mongolischen Tuva stammenden Sainkho Namchylak oder instrumentale

„Ein Kulturkonglomerat, das erfolgreich Netzwerke knüpft.

Live-Improvisationen zu russischen Zeichentrickfilmen runden das Programm ab. Zehn Jahre gibt es LAMES heuer am SKW – und

Wolfgang Matzl,Stadt St. Pölten

nun droht das Gelände durch die „Allgemein gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft“ verbaut zu werden. Zumindest ein Teil davon. „Sollte das eintreten, gehen ein Großteil des wertvollen und einzigartigen Naturraumes im Süden der Stadt und die Ergebnisse von zehn Jahren Arbeit den Bach hinunter!“ meint Markus Weidmann, LAMES-Gründungsmitglied und SKW-Parkgestalter, der sich noch an die Quasi-Unzugänglichkeit des Geländes früherer Tage erinnert. Überhaupt reicht die Geschichte von LAMES viel weiter zurück. Und auch die der drohenden Verbauung hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel.

Aber der Reihe nach ... Begonnen hatte eigentlich alles 1999 in der Malerei Frostl. Die war seit Jahren im Besitz der Gebäudeverwaltung St. Pölten. Und diese stellte besagtes Gebäude für Proberäume zur Verfügung. Nachdem das Areal

gängliche und ungefähr fünf Hektar umfassende

Doch abgesehen davon: Der Vorteil (und Nach-

an eine Tochterfirma von NÖ-Plan verkauft wurde,

Gelände wurde – nicht zuletzt unter Feder- und

teil) einer kleineren Stadt wie St. Pölten sei halt,

hieß es dann für die Nutzer, die Räumlichkeiten

Gartenscherenführung von Markus Weidmann

so Andreas Fränzl, „eine gewisse Überschaubar-

zu verlassen. Als Ersatz bot die Stadt St. Pölten

– zur begehbaren Grünoase umgestaltet, wofür

keit“. Und LAMES stellt da eben eine Möglichkeit

eine – allerdings temporäre und auf mündlicher

LAMES 2006 sogar die Auszeichnung „Natur im

dar, dem „St. Pöltner Sud“, wie Fränzl sagt, et-

Zusage basierende – Nutzungsmöglichkeit der

Garten“ erhielt.

was entgegenzuhalten. Oder wie Thomas Weber,

Örtlichkeit am Spratzerner Kirchenweg an. Nach

Offen für alle, wie es von LAMES-Seite heißt.

Chefredakteur des Magazins Gap, meint: „Bei

einer nicht ganz friktionsfreien Räumung, bei der

Allerdings ist es gerade dieses Pochen auf den

LAMES handelt es sich um einen sympathisch

angeblich auch Instrumente der Musiker beschä-

breiten Öffentlichkeitsanspruch des Areals, das

friedlichen Nachzügler dessen, was die ARENA in

digt wurden, übersiedelten die Betroffenen also

manche etwas befremdet. So gut nämlich die

Wien war. Diese Freiräume, wie eben der SKW,

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„Es gibt offensichtlich keine Vertrauensbasis. Die reden völlig aneinader vorbei.“ Alois Stöckl, StockWerk

Naheverhältnisse und Bande zu hochoffiziellen

(Subventions)Stellen

bestehen zur Genüge. Nur im Rahmen von LAMES gibt man sich nach wie vor kompromisslos: Ein Hauch von Utopia in einer durchökonomisierten und krisengeschüttelten Welt? Oder eher das Aufrechterhalten eines lieb gewonnenen Selbstbildes zwischen Freiheit und Unbeugsamkeit? Frei nach dem Motto „Wir lassen uns nicht vereinnahmen“, indem alles, was „Ein symptathisch friedlicher Nachzügler dessen, was die ARENA in Wien war.“ Weber

auch nur ansatzweise den Mief von Amtlichem verströmt, a priori abgelehnt, Auszeichnungen und Förderungen aber dann doch gern angenommen zu werden scheinen, um an möglichen Futtertrögen mitnaschen zu dürfen? Zwischen LAMES und Stadt scheint es derzeit jedenfalls nicht so gut zu funktionieren. Denn jetzt scheint der Hut zu brennen: Dem SKW droht die Verbauung. Beziehungsweise einem Teil davon. Und nun wird auf Teufel komm raus Öffentlichkeitsarbeit geleistet und über die Medien Stadt und Genossenschaft mehr oder weniger subtil gedisst. Ein eigener kreuzbraver Folder macht seit Kurzem auf den Naturpark SKW aufmerksam – mit Fotos von bunten Blumen, farbfrohen Schmetterlingen und glücklichen Kindern neben possierlichen Igeln. Kein Mensch käme auf die Idee, dass es hier in erster Linie um eine Initiative geht, deren Hauptaugenmerk auf städtischer herausfordernder Kunst liegt. Und man darf die berechtigte Frage stellen, an wen sich das wenden soll. Und warum jetzt? Denn die Tatsache der dräuenden Teil-Verbauung ist ja nicht erst dieser Tage vom Himmel gefallen.

sind notwendig, da sie die unterschiedlichs-

genz angetan hat: „Die Leute hier sind einfach

Fragt man die Stadt, die ja das Ganze bis jetzt –

ten Leute zusammenkommen lassen. Das sind

nett – nicht so beinharte Business-Typen.“

laut Auskunft – kostenlos zur Verfügung gestellt und subventioniert hat, erfährt man Folgendes:

Brückenschläge zwischen eher rückwärtsgewandtem Hippietum und Leuten, die musikalisch

Etabliert und avanciert. Als Teil einer reinen

So wäre der spätere Verkauf des ganzen Gelän-

ziemlich vorn dabei sind.“ Und derlei spielt sich

Jugendkultur sollte man LAMES sowieso nicht

des an die Wohnungsgenossenschaft schon zu

in Österreich halt ausschließlich im subventio-

missverstehen. Dazu ist LAMES in seiner Kultur-

der Zeit festgestanden, als LAMES das SKW vor

nierten Bereich ab. Mit all dem „unbaren“ (co-

auffassung viel zu avanciert. Einige der Protago-

zehn Jahren zur vorübergehenden Nutzung er-

pyright Fränzl) Einsatz der ehrenamtlich wirken-

nisten (wie etwa Christoph Richter, Marcus Huf-

hielten. Zudem beinhaltete die Zusage im Grunde

den Mitglieder. Didi Neidhart vom Musikmagazin

nagl oder Fränzl selbst mit seiner erfolgreichen

nur die Nutzung des südseitigen Hauses, der Rest

Skug hebt den integrativen Gedanken hervor: „In

Band Bauchklang) sind längst schon etablierte

wäre von LAMES gleichsam scheibchenweise

Wien gibt’s diese Aufsplitterung in lauter Szenen.

Größen, nicht nur als Musikschaffende, sondern

dazu genommen worden, unter Duldung der

Hier redet der alte Bluesrocker mit den jungen

auch als Kulturvermittler, wie etwa Fränzl im

Stadt. Und im Dezember 2007 wurde das Grund-

Electronic-Leuten: weil sie alle dasselbe Haus

Beirat von „Come On“, der Jugendförderschiene

stück, und zwar das gesamte, mit Beschluss des

nützen.“ Und nicht zuletzt die menschliche Kom-

des Landes Niederösterreich, oder als Program-

Gemeinderates an die Wohnungsgenossenschaft

ponente ist’s, die es der Gast-DJane Electra Bre-

mierer des neuen Café Publik im Festspielhaus.

veräußert. Was es dieser im Grunde erlauben

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KULTUR würde, jederzeit zu bauen zu beginnen. Alles an-

Zurück in die Gegenwart: Die Diskussion

bezeichnet, leicht verärgert: „Da werden Dinge

dere wäre halt ein Entgegenkommen der Genos-

im Cinema Paradiso dauert an. Nicht alle sind

aus dem Hut gezogen, die etwas eigenartig an-

senschaft. Und Verträge sind in einem Rechts-

mit ihrem Fortgang glücklich. Eine Besucherin

muten. Es gibt offensichtlich überhaupt keine

staat nun einmal einzuhalten... Davon ist in all

ruft nach einer Replik von Stadtrat Johann Rankl

Vertrauensbasis. Die reden völlig aneinander vor-

den LAMES-Aussendungen aber keine Rede.

LAMES-enthusiasmiert: „Wir sind die Bürger!“ Ein

bei. Um das geht’s aber, nämlich, dass man sich

Doch auch innerhalb der Stadt erkennt man

verstärkter Gang an die Öffentlichkeit wird erwo-

z’samm’setzt und redet.“ Bis zur Drucklegung

Bruchlinien. So darf man sicher gehen, dass für

gen und auch angekündigt. Ob allerdings eine

dieser MFG-Ausgabe hat allerdings kein solches

Alt-Bürgermeister Willi Gruber derlei subkultu-

allgemeine Bürgerbeteiligung punkto LAMES das

Gespräch stattgefunden.

relles Tun nicht unbedingt im Zentrum seiner

Gelbe vom Ei wäre, sei dahingestellt. Denn au-

Eines ist schon klar: St. Pölten wäre ohne LAMES

Überlegungen stand. Matthias Stadler hingegen

ßerhalb der Nischen der „Auskenner“ dürfte das

ein gutes Stück ärmer. Denn allen vorgebrachten

hat sich mehrfach zu LAMES und dessen Zielen

Interesse an Projekten wie diesem endenwollend

Einwänden zum Trotz handelt es sich um eine

bekannt – und es ist, ausgehend von seinem

ausfallen. Wer’s nicht glaubt, möge einmal im

Schnittstelle, eine Andockmöglichkeit für – von

bisherigen Verhalten, anzunehmen, dass es sich

Junk Food-Restaurant oder der Vororte-Disco sei-

manchen immer noch als exotisch angesehene –

hier um keine leeren Worthülsen handelt.

ner Wahl nachfragen: „Problem, Oida?“ wird da

Ausdrucksformen und Inhalte, die es ansonsten

Doch scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt der

wahrscheinlich noch das freundlichste sein, was

in der Stadt nicht gäbe. Und schon darum sollte

Diskussion die Standortfrage – von LAMES-Seite

er oder sie zu hören kriegt. Und ob Herr und Frau

man LAMES nicht als subversiv anmutendes Fei-

– vorrangig zu bestehen. So wie‘s aber derzeit

Eigenheimbesitzer den Gedeih von LAMES am

genblatt, sondern als urbane Notwendigkeit mit

aussieht, müsste LAMES auf einen Teil des Parks

SKW auf ihre Hauptagenda setzen, darf ebenso

Strahlwirkung nach außen betrachten.

verzichten, darf aber die beiden Häuser und den

bezweifelt werden.

Dass das alles nicht unbedingt mehrheitsfähig

umgebenden Bereich weiterhin benutzen. Oder

LAMES jedenfalls pocht im Cinema Paradiso auf

ist, liegt auf der Hand, da kann LAMES mit hun-

gleich erwägen, ein neues von der Stadt zur Ver-

seinen Immer-schon-Nutzen für die breite Öffent-

dert „braven“ Foldern auf Mainstream machen.

fügung gestelltes Areal zu beziehen.

lichkeit, von der Gegenseite wird wiederum eine

Muss ja auch nicht sein. „Die Stadt ist eine Sied-

Beide Varianten stellen für LAMES, inzwischen

angebliche Bürgerinitiative gegen den jetzigen

lungsform, die die Begegnung einander fremder

auch Kulturpreisträger des Landes Niederöster-

Standort von LAMES erwähnt, von der aber sonst

Menschen wahrscheinlich macht.“ So der Sozio-

reich, allerdings keine wirklich akzeptable Option

noch niemand im Saal gehört haben dürfte. Zu

loge Richard Sennett.

dar. Obwohl man sich, laut Agnes Peschta, mit al-

all dem äußert sich der im Publikum anwesende

Zu ergänzen wäre noch: die Begegnung unter-

ternativen Wohnprojekten am SKW 81-83 durch-

Alois Stöckl von der Kulturinitiative StockWerk,

schiedlicher Menschen. Die Mehrheit kriegt ja eh

aus anfreunden könnte.

der sich selbst als „Parque del Sol-‚Konsument’“

bald ihr Fußballstadion.

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Ich freu mich auf Schlömer Jetzt hat er uns also sein erstes Programm hingeknallt, Joachim Schlömer. Da waren selbst die Wiener Journalisten-Kollegen platt: Labore, Beschwerdemusical, Parkour Community, Szenecafé und und und. Das klang eher nach New Yorker Offtheater denn hochsubventionierter Landesbühne. Und dann lauerte da noch die irritierende Frage: Darf der das überhaupt... in der Provinz? von Johannes Reichl. Foto Nick West. Na

und ob! Genau deshalb wurde Schlömer

in St. Pölten, wenn sie in 45 Minuten Entfernung

Er will all dies aber gemeinsam MIT den Besu-

nämlich ans Festspielhaus geholt: Mission Ent-

ohnedies ihr Stammhaus haben. Dass ihm die-

chern, nicht etwa gegen sie. Schlömer geht es

staubung. Aufbruch in Galaxien, wo noch nie ein

sen Cut einige – die sich gern im Prestige des

nicht um Provokation, es geht ihm um konstruk-

österreichischer Hochkultur-Tempel zuvor gewe-

weltberühmten Klangkörpers sonnten – übel-

tive Anstiftung, Begeisterung.

sen ist. Dabei ist Schlömer selbst ein „Hochkul-

nahmen, spricht für deren Kleinkariertheit, nicht

Ein erster symbolischer Akt diesbezüglich war

turgewächs“. Aber hoch und tief, E und U inter-

etwa jene Schlömers. Philharmoniker um der

die Erstellung des neuen Jahressujets, wofür

essieren ihn nicht. Letztlich geht es immer um

Philharmoniker willen, derlei platte Attitüden

ausnahmslos St. Pöltner in die Rolle der Akteure

Kunst. Und ein Künstler ist er allemal. Tänzer,

passen jedenfalls nicht in sein Konzept. Dafür

schlüpften. Die St. Pöltner als integraler Teil IH-

Choreograf, Regisseur. Aber auch Kompanie-Lei-

musste er bei der Abo-Präsentation auch in Kauf

RES Festspielhauses, als aktive Mitspieler, nicht

ter, Festspiel-Intendant. Alles andere, denn ein

nehmen, dass ihm von ein paar eingefleischten

etwa passive Konsumenten.

unbeschriebenes Blatt, und so kann es einem

Ultras ein Hauch von Misstrauen, gar Feindse-

„Wir sitzen alle im selben Boot, als gleichberech-

schon einmal passieren, dass man in Haren-

ligkeit entgegenschlug, nach dem Motto: „Was

tigte Partner.“ Das ist die Botschaft. Teamwork,

bergs Opernführer über seinen Namen stolpert,

will denn der junge Spund (nur, so jung ist der

Networking sind Schlömers Arbeitsmethoden.

wo seine Inszenierung von Wagners „Rheingold“

Bursche gar nicht mehr) da mit seinen neuen,

So marschierte er mit der gesamten Festspiel-

2003 als eine der besten der letzten Jahre ge-

komischen Ideen. Warum lassen wir nicht alles

haus-Mannschaft (jeder mit Fotoapparat bewaff-

feiert wird.

beim alten, war doch eh so schön!“ Aber schön

net) durch St. Pölten, auf dass die Mitarbeiter

Auch in St. Pölten sorgte Schlömer schon als

allein ist eben keine Kategorie. Dabei möchte er

sich mit ihrer Wirkungsstätte bewusst ausein-

Opernregisseur für Aufsehen. Trotzdem wird er

gar niemanden vor den Kopf stoßen, wie man-

andersetzen, ein Feeling dafür entwickeln, die

auf Opernproduktionen sowie klassisches Bal-

che wähnten und schon die Götterdämmerung

Augen öffnen. Auf diesen Pfad der Erkenntnis

lett bis auf weiteres verzichten. Warum? Ganz

heraufziehen sahen. Die Tonkünstler etwa sind

möchte er auch die St. Pöltner (ent)führen.

einfach, weil er um das teure Geld für diese

sakrosankt. Großartige Orchester und Tanzkom-

In einer Stadt im Umbruch, in einer Stadt, die

wenigen Produktionen viele andere Projekte

panien gastieren. Das bleiben Konstanten. Aber

sich allmählich von sich selbst emanzipiert, in

umsetzen kann. Umverteilung nach unten in ge-

Schlömer geht es darüberhinaus um mehr. Er

einer Stadt, die bereit ist ihr Profil mutig in der

wisser Weise, aber nicht im Sinne des Qualitäts-

möchte auch Neues, Spannendes, bisweilen Kon-

Auseinandersetzung zu schärfen und sich gönnt,

anspruchs. Der ist immer hoch! Auch die Wiener

troverselles präsentieren. Möchte aufbrechen,

Sachen auszuprobieren, in einer solchen Stadt

Philharmoniker sind diesem pragmatischen Kal-

hinterfragen, zur Auseinandersetzung anregen,

kommt ein Mann wie Schlömer gerade richtig!

kül zum Opfer gefallen. Wozu die Philharmoniker

auf dass die grauen Zellen arbeiten mögen!

Das Programm: www.festspielhaus.at

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ADVERTORIAL

HAPPY BIRTHDAY STP

Am 3. Juli wird die St. Pöltener Innenstadt beim Haupstadtfest wieder zum Schauplatz eines einzigartigen Partytreibens und Schlagerrummels mit Jahrmarktcharakter. So warten auf die Besucher zahlreiche Stars auf insgesamt fünf Bühnen und kulinarische Köstlichkeiten bei nicht weniger als 40 Gastroständen! Zudem gibt es für die Kleinsten 3 Kinderbereiche! Auf

der

NÖN Bühne am Domplatz heizen

nenden Abschluss des Schlagerreigens.

gramm aus Zirkus, Theater, Musik & Tanz gebo-

die „No Angels“, die legendären Siegerinnen der

Auf der

Warehouse Stage kommen Tanzwü-

ten: Angefangen mit dem „Zirkus Meer“ (Riesen-

ersten „Popstars Staffel“ dem Publikum gehörig

tige zu den Klängen von Boomarang Sound, Dou-

marionetten) und einem Theaterclown über den

ein. Unterstützt werden sie dabei von den beiden

ble Jeoparday und Rootsrunna Sound voll auf ihre

Marionettenclown Tom & Ferry sowie einer Dia-

heimischen Bands Cardiac Move (Gewinner des

Kosten. Bei der Afterhour im Warehouse geht ab

bolojonglage bis hin zur Theatercompany Traum-

Ö3-Soundchecks) sowie The Pure. Zudem hat DJ

23.00 Uhr die Party auf drei Floors bis in die frü-

tänzer und dem Ballett St. Pölten.

Matty Valentino die richtigen Schlager und Hits

hen Morgenstunden weiter.

Das St. Pöltner Stadtfest bietet auch heuer wieder

für eine coole Party parat, und natürlich rundet

Bei der After-Rock-Party erbebt der frei.raum

kulinarische Leckerbissen. Neben den nationalen

das traditionelle Riesenfeuerwerk das bunte Trei-

dank der rockigen Livemusik von der STP All Star-

Köstlichkeiten werden ebenso internationale

ben am Domplatz ab!

Combi „A.I.D.S.“ in seinen Grundfesten.

Schmankerl die Gaumen der Besucher erfreuen.

Auch den kleinen Besuchern wird Tolles geboten.

NÖN Heurigen (Steingötterhof) Köstlich-

Wie alle Jahre wieder erwarten die Besucher beim Der

Rathausplatz steht traditionell ganz im

Zeichen des Schlagers. Auf der ORF NÖ Schlager-

Am

Riemerplatz wird es neben diversen Kin-

keiten, erlesene Weine und tolle Stimmung, für

bühne startet die Blasmusikkapelle des Militär-

deraktivitäten die „Fire-Truck Rutsche“ geben, wo

die Joannis Raymond und The Meatballs sorgen

kommandos Niederösterreich die Festivität mit

sich Kinder auf ein Abenteuer freuen können.

werden.

einem Platzkonzert. Um 17 Uhr begrüßt Bürger-

Im

meister Stadler die Besucher am Stadtfest und

tiert das Kindertheater Harlekin „Die verzauberte

Die Sambaschule Rot-Weiß-Rot sorgt ab 15.00

lädt sie dann zum traditionellen Bieranstich ein.

Prinzessin“, ein Märchen mit Musik und Tanz zum

Uhr in der

Anschließend, ab 18 Uhr, ist Schunkel-Time an-

Mitspielen für Kinder ab 3 Jahren.

Flair mit österreichischen Trommlern. Kleinkunst

gesagt. Die Schlagersängerin Marlena Martinelli

In der

Palais Parzer & Reibenwein präsen-

Herrengasse wird ein buntes Pro-

Innenstadt für südamerikanisches

in allen ihren Facetten bietet das Teatro Banal.

wird mit ihrem Titel „Wenn Männer wüssten“ ihr

Die (Ex-) Gärtner der „Floraphoniker“ beweisen,

Bestes geben. Danach garantieren Wicked Wild-

dass mit ein bisschen Phantasie aus eintöniger

cats mit einer erfrischenden Mischung aus Texas

Gartenarbeit eine Symphonie erwachsen kann

Swing, Rockabilly und Country Rock Unterhaltung

und interpretieren Immergrüns (Evergreens) mit

auf höchstem Niveau. Die österreichische Schla-

eigenen deutschen Texten.

gersängerin Simone besticht mit emotional und

Wir sehen uns beim Hauptstadtfest!

musikalisch absolut hochwertigen Songs. Die Meissnitzer Band begeistert mit ihrem frechen Alpenrock die St. Pöltener Fans. Der Wahlmünchener Bruno Ferrara sorgt mit Songs wie „Amore mio“ für den nötigen Schmalzfaktor. Nik P. bildet mit seinem Erfolgstitel „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ den krö-

i-net: www.buerov.com

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ADVERTORIAL

NAPOLEON – Feldherr, Kaiser und Genie

Ausstellung auf Schloss Schallaburg bis 1. November 2009

Das

© Fonda tion N apoléon – Patrice Ma urin -Ber thier

Napoleon war eine der Schlüsselfiguren der europäischen Geschichte. Die schillernde Persönlichkeit fasziniert noch heute: Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, hoch gestiegen, tief gefallen - im Siegen so grandios wie im Scheitern. Alles über die faszinierende Figur Napoleons sowie Spaß und Unterhaltung bei Festen im Zeichen der damaligen Zeit erwartet die Besucher 2009 auf Schloss Schallaburg. Renaissanceschloss Schallaburg präsen-

tiert bis 1. November 2009 die Ausstellung „Napoleon – Feldherr, Kaiser und Genie“ und widmet sich Napoleons Persönlichkeit und Leben in allen Facetten. Kostbare Exponate aus den bedeutendsten Museen der Welt illustrie-

D as Zusa mmentre

ffen

N apoleons

und

Kaiser Fran z I. nach

der österreichischen

N iederlage

bei der

S chlacht

von

A usterlit

z

1805

ren Napoleons Leben, seine Kriegskunst, aber

welcher Ausrüstung gegen Napoleon in den

chen das Schloss zum perfekten Ausflugsziel.

auch seine privaten Seiten. Beeindruckende

Krieg gezogen wurde.

Im Schlossrestaurant schließlich kommt auch

Gemälde, wie „Napoleon im Krönungsornat“,

Ein napoleonisches Beet illustriert eine der

das leibliche Wohl nicht zu kurz.

über Uniformen, Orden, Waffen bis hin zu Na-

großen Leidenschaften Napoleons: Blumen.

poleons Bett in dem er auf St. Helena schlief,

Dahlien, Kaiserkronen, Phlox und der Kaiserin

Veranstaltungstipps 2009

geben Einblicke in Napoleons Welt.

Josephine gewidmete Rosensorten bzw. einige

14. Juni

Lesung „Marie Louise –

ihrer Lieblingsrosen verzaubern die Besucher.

Eine Habsburgerin für Napoleon

Das Rahmenprogramm

Aber auch überlebenswichtige Pflanzen, wie

20./21. Juni

Großes Naturgartenfest

Die gesamte Schallaburg steht während der

die Kartoffel, finden ihren Platz im Beet.

22./23. August Familienfest mit Napoleon

ganzen Ausstellungssaison im Zeichen Napo-

Jeden Sonntag sowie an Feiertagen warten

1. Oktober

leons: Neben den Militärlagern, die während

Animateure mit Unterhaltung aus der dama-

den zahlreichen Festen aufgebaut sind, gibt

ligen Zeit auf alle Fans der Napoleonik.

Ausstellung Schloss Schallaburg

es passend zur Ausstellung ein originalgetreu

Neben der Ausstellung lädt der historische

Napoleon – Feldherr, Kaiser und Genie

nachgebautes Feldlager der k.k. Armee, das bis

Turniergarten ein, seine Geheimnisse zu entde-

16. Mai bis 1. November 2009

November vom beschwerlichen Leben der Sol-

cken oder einfach die Seele baumeln zu lassen.

A-3382 Schallaburg 1,Tel: 02754/6317-0

daten zeugt. Ein spezielles Schauzelt zeigt, mit

Drei Wanderwege rund um die Schallaburg ma-

www.schallaburg.at

Fest der Goldenen Generation

„Endlich kommt der Sommer wieder, wir freuen uns, wir knien nieder…“ (Die Ärzte, Ein Sommer nur für mich) Poetische Höhenflüge wie diesen verspricht der neue newsboard.at Litaeraturwettbewerb. Von Julia Miehl Germanistikstudenten Bernhard Schubert so-

net, zumal es auch zu einer Event Community

wie dem Journalismus-Studenten und Blogger

wie Newsboard.at passt und Niederösterreich,

Jochen Hencke, prämiert.

insbesondere aber auch die Stadt St. Pölten, zu

einiges in St. Pölten und Umgebung. Passend

Zu gewinnen gibt es Geldpreise in Höhe von

einem wichtigen Festivalstandort gewachsen

dazu findet heuer zum ersten Mal der News-

500 Euro, 300 Euro und 100 Euro für die drei

ist. Die Jugendlichen, die hier leben, berührt

board.at Literaturwettbewerb, präsentiert von

Erstplatzierten. Die Gewinner dürfen außerdem

das mit Sicherheit und ich denke, dass dazu

der Volksbank NÖ-Mitte, statt. Unter dem klin-

ihre Texte bei der Preisverleihung am 23. Okto-

viele spannende Geschichten verfasst wer-

genden Titel „Schreibbar 2009“ sind diesmal

ber in der Buchhandlung Schubert vorlesen.

den“.

Kurzgeschichten zum Sommer 2009, Texte

„Mit der Ausschreibung dieses Jugendlitera-

über Festivals, Musik, Events und alles was

turwettbewerbs wollen wir bewusst auch jene

Einsendeschluss ist der 30. August 2009.

Drumherum passiert, gefragt!

ansprechen, die ihr literarisches Talent bislang

Die Texte im Umfang von maximal 18.000

Die Siegertexte werden von einer Jury, beste-

noch nicht für sich entdeckt haben“, so Florian

Zeichen können ausschließlich per Mail an

hend aus dem Newsboard.at Redaktionsteam,

Figl, Initiator und Redaktionsleiter auf News-

schreibbar@newsboard.at eingereicht werden.

der Schriftstellerin Cornelia Travnicek, dem

board.at. „Das Thema ist dazu perfekt geeig-

Teilnehmen können Personen bis 27 Jahre.

Festivalmäßig

tut sich ja diesen Sommer so

– 44 – MFG

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FÖRDERVEREIN KULTURBEZIRK ADVERTORIAL

St. Pölten in Alten Ansichten Schon vor der offiziellen Eröffnung konnten die Mitglieder des Fördervereins Kulturbezirk die Schau „Die Statutarstadt St. Pölten in Alten Ansichten“ in der Landesbibliothek bestaunen. Förderverein Kulturbezirk Obmann Dkfm. Herbert Binder freute sich dabei im besonderen, auch Bürgermeister Mag. Matthias Stadler unter den Gästen begrüßen zu dürfen, ebenso wie Frau Gutkas, Witwe des ehemaligen Kulturamtsleiters St. Pöltens, der durch seine wissenschaftliche Tätigkeit vielen Historikern Vorbild war, sich ebenfalls wissenschaftlich mit St. Pölten auseinanderzusetzen. Hausherr HR Dr. Gebhard König hieß die Gäste willkommen und strich den Beitrag der Landesbibliothek zum 850 Jahre Jubiläum der Stadt St. Pölten hervor. Mit gewisser Wehmut verwies er darauf, dass aufgrund von Sparmaßnahmen die Ausstellungstätigkeit der Landesbibliothek in Hinkunft bis auf weiteres ausfallen müsse.

Im Anschluss führte Ausstellungskurator, Dr. Ralph AndraschekHolzer, durch die kleine, aber feine Schau, welche nicht nach chronologischen, sondern gestalterischen Gesichtspunkten konzipiert ist. Die Besucher staunten über die bemerkenswerte Entwicklung St. Pöltens, welche sich anhand der Bilder, Ansichtskarten, Drucke etc. eindrucksvoll nachvollziehen ließ.

EXKLUSIV-TIPP Bei „Triumph des Tanzes“ mit dem Leipziger Ballett feiert der Förderverein am 6. Juni den Abschluss einer abwechslungsreichen Saison. Abschied nehmen heißt es von Prof. Michael Birkmeyer, der den Verein jahrelang begleitet hat. Danke! In die neue Saison starten wir im Zuge der „Eröffnungsshow“ im Festspielhaus am 26. September, wo wir den neuen künstlerischen Leiter Joachim Schlömer begrüßen dürfen.

Tanzvorstellungen / Workshops / Filme / Installationen / Diskussionen

Ö st e r r eich TA

crossing b o rd e rs 1 5. - 21.

Kurato

Juni 20

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4445 Foerderverein.indd 3

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aus.at

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NÖ Kulturforum auf der Seite der KünstlerInnen

Kulturministerin Dr. Claudia Schmied umrankt vom NÖ Kulturforum

Obmann Abg. z. NR Ewald Sach er f ordert w eit ere Verbesserung en Die von Kulturministerin Dr. Claudia Schmied präsentierte Studie zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler sorgte in letzter Zeit für zahlreiche Diskussionen. „Die Situation ist sehr prekär, vor allem der Aspekt der Sozialversicherung ist ein belastendes Thema“, so der Obmann des NÖ Kulturforum NR Ewald Sacher, der sich als Mitglied im Kulturausschuss des Parlaments eingehend mit der Problematik beschäftigte. Der Studie ist zu entnehmen, dass die Lebenssituation der Kunstschaffenden von einem niedrigen subjektiven Wohlbefinden gekennzeichnet ist. „Wenn 3/4 der rund 1.800 an der Untersuchung

beteiligten auch anderen Tätigkeiten nachgehen müssen, um ihr Überleben zu sichern, kann etwas nicht in Ordnung sein“, so Sacher weiter. Die Beschäftigungsperspektiven in der künstlerischen Arbeit sind in der Regel kurzfristig, Aufträge und Anstellungen bewegen sich überwiegend im zeitlichen Umfang von bis zu drei Monaten. Die Aufstellung zeigt, dass ca. die Hälfte über ein sehr geringes Einkommen aus künstlerischer Tätigkeit verfügt, dieses liegt bei unter 5.000 Euro und bleibt damit eindeutlich unter dem anderer Berufsgruppen. „Die soziale Absicherung und die Einkommenssi-

cherung sind die zentralen Punkte. Hier müssen in der nächsten Zeit diverse Maßnahmen ergriffen werden“, fordert Ewald Sacher, der die fehlende leistbare Absicherung gegen Verdienstausfall bei Krankheit oder Unfall aufzeigt. Sacher weiter: „Der von Ministerin Schmied per Verordnung erhöhte maximale Beitragszuschuss im Rahmen der Künstlersozialversicherung von 1.026 € auf 1.230 € seit 1. Jänner 2009 war auf alle Fälle ein wichtiger und richtiger Schritt.“ „In weiterer Folge wurde eine interministerielle Arbeitsgruppe eingerichtet, die im April erstmals getagt hat“, so Ewald Sacher abschließend.

– 46 – MFG

4647 Kulturforum.indd 2

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NÖ KULTURFORUM ADVERTORIAL

AUSSTELLUNG Ausst ellung Gottha rd Fe ll erer auf Schl oss Greill enst ein im Wald viert el

Jubiläum 100 Jah re WACHAUBAHN

Im Schloss Greillenstein bei Horn ist aktuell eine Ausstellung von Bildern Gotthard Fellerers zu sehen, die einen Überblick über sein Schaffen der letzten Jahre bietet. Schlossherr Kuefstein konnte bei der Eröffnung

Das ist der Titel einer Sonderschau im Schifffahrtsmuseum Spitz/Donau, die aus Anlass des Jubiläums des Bahnbaus durch das Donautal gezeigt wird. Auch hier ist das NÖ Kulturforum als Sponsor mit im Zug. Nicht zuletzt verdankt die Welt dem Bahnbau den Fund der wohl berühmtesten Frauenfigur, der Venus von Willendorf, vor 100 Jahren. „Heute geht es um den Erhalt dieser herausragenden Bahnlinie im Weltkulturerbe Wachau“, betonte NR Ewald Sacher.

zahlreiche Künstlerfreunde Fellerers begrüßen, unter ihnen NR Ewald Sacher, Obmann des NÖ Kulturforums, der auch die Eröffnung vornahm. Die Ausstellung ist noch bis in den Sommer zu sehen.

VERANSTALTUNG Oper im Hell erhof Paud orf Am Freitag, 17.Juli, 20 Uhr, geht in Paudorf/Göttweig die Freiluft-Oper über die Bühne. Diesmal stehen „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai auf dem Programm. Namhafte KünstlerInnen wie Hans Sisa, Armando Puklavec, Johannes Chum, Elke Slawitschek, Christine Esterhazy und Claudia Chmelar bilden das Ensemble. Die musikalische Leitung hat wieder der Grazer Dirigent Prof. Alois Hochstrasser. Die Gesamtkoordination liegt bei Sophia Larson. Die veranstaltende Gemeinde wird wieder vom NÖ Kulturforum gefördert. Kartenvorverkauf: Gemeinde Paudorf (02736/657515) oder Raiba Paudorf.

NÖ Kulturforum: Aktiv in der NÖ Kulturlandschaft General versammlung b estätigt Vorst and und ba ut auf b reit e Basis. Das NÖ Kulturforum ist aus dem Kulturgeschehen in NÖ nicht mehr wegzudenken. Seit rund 35 Jahren setzt es als Kulturvermittler und Kunstförderer spürbare Akzente. Seinem Leitbild, niederösterreichischen Künstlerinnen und Künstlern zur Seite zu stehen, regionale Kulturarbeit und Projekte zu unterstützen, Kreativität und Initiativen zu fördern, ist das NÖ Kulturforum bis heute unbeirrt treu geblieben. So konnte daher auch der nunmehr zum zweiten Mal zum Vorsitzenden gewählte Obmann, Nationalrat Ewald Sacher aus Krems, einen erfreulichen Bericht über die vielfältigen Aktivitäten erstatten. Auch seitens des Landes Niederösterreich kommt Anerkennung, wurde doch nach erfolgter Einschau durch die Kulturabteilung dem NÖ Kulturforum kompetente und korrekte Arbeit bestätigt. Der Vorstand des NÖ Kulturforums wurde bei der Generalversammlung bestätigt und ergänzt. Mit kompetenten Persönlichkeiten, die in den Regionen Niederösterreichs kulturell aktiv sind, wurde die Basis verbreitert und gestärkt. So wird hinkünftig Mag. Thomas Pulle aus St. Pölten als stellvertretender Obmann fungieren. Prof. Gotthard Fellerer aus Wr. Neustadt,

schon seit der Gründung einer der Motoren, agiert als künstlerischer Leiter. Die weiteren Vorstandsmitglieder setzen sich aus Vertretern aller Regionen des Landes

zusammen, was, so Vorsitzender NR Sacher, eine weitere Verdichtung und neue Impulse für die Arbeit des NÖ Kulturforums bringen wird.

Ein Teil der Mitglieder des Vorsandes des NÖ Kulturforums (v.l.n.r.): Johann Lichtl, Alfred Zach, Elisabeth Schwarzinger, NR Ewald Sacher, Mag. Thomas Pulle, Mag. Klaus Bergmaier, Susanne Buschenreiter – 47 – MFG

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03.06.2009 20:11:41

Die ges lang abe


feln/im Laub/im Gatsch verstecken. Auf jeden

sieht gleich ganz anders aus, wenn man sie als

Fall steckt ganz viel Kraft in Wäldern. Ein Glück,

Urlaubsdestination wahrnimmt: interessanter, le-

dass NÖ fast zur Hälfte davon bedeckt ist. Es gel-

benswerter, liebenswerter.

ten übrigens immer noch dieselben Wald-Regeln wie in unserer Kindheit: Nicht rumbrüllen, keinen Ghettoblaster mitnehmen und weder Feuer ma-

S wie Sonne Das beste Antidepressivum

chen noch Mist entsorgen.

ever und zurzeit endlich auch wieder in Österreich erhält-

X wie American History X

lich! Aber wie bei allem, was

Schönstes Filmzitat: „Hate is baggage. Life’s too

Spaß macht, gilt natürlich

short to be pissed off all the time.“ Nämlich.

auch hier: Konsum in Maßen. Y wie Yin und Yang T wie Tiere

Das Traumauto ist klasse,

Wer etwas Gutes für die Tierheit dieses Planeten

aber teuer? Der Job aufre-

tun möchte – in Form von Spenden, Mitarbeit,

gend, aber auszehrend? Das

Mund-zu-Mund-Propaganda – der sieht sich mal

Haar lang, aber strohig? Nicht

auf www.animalspirit.at um.

verzweifeln. Ist nur das uralte Prinzip von Licht und Schat-

U wie Umweltschutz

ten, hell und dunkel, Yin und Yang. Das Leben ist

Umwelt ist ganz groß und ganz klein, und was

so einfach. Und einfach so.

man zu ihrem Erhalt beiträgt, detto. Wer sich das teure Öko-T-Shirt nicht leisten kann, dafür aber

Z wie Zeitungen

einen Igel von der Straße rollt, bevor er vom

Damit kann man, abgesehen vom Lesen, einfach

nächsten Auto überfahren wird, ist somit auch

alles machen: Geschenke einwickeln, schicke

ein Held.

Hütchen basteln und Flieger (die nicht fliegen, aber egal), Umzugskisten ausstopfen oder als

V wie Verwurschten

Sonnenschirm verwenden. Zeitungen sind des-

Ein lustiger, landläufig üblicher und umgangs-

halb quasi das achte Weltwunder. Also ruhig wei-

sprachlich beliebter Ausdruck für Mord.

terhin kaufen. Internet hin oder her.

Auf www.biologisch.at gibt’s umfangreiche BioDatenbanken – Lebensmittel, Kosmetik, Urlaube, Wohnen etc. Interessant auch für alle, die selbst „in Bio“ machen (wollen).

K

ER G R T D

ÜN

WEbIO

E PU N

Coming up next: Grüner Wohnen und biologisch verwertbare Promis

E PU N

4800 Oeko.indd 2

die Viechaln, die sich unter der Erde/in den Wip-

eines Touristen zu sehen.“ Et voila – die Welt

ÜN

in Klausur zu schicken: Reden über utopisch ferne Leben, Tändeln über Sachen, die nicht wichtig sind. Aber bloß kein Wort über die Echtzeit – die Kasse, die heuer keinen Urlaub springen lässt, die Arbeit, in der man gedisst wurde, die Sorgen, die einen nicht einschlafen lassen. Und ja kein Sterbenswörtchen über die eigenen gebrochenen Herzen und diesen ganzen, großen, realistischen Scheiß. Morgen wieder Probleme wälzen, von Pontius bis Pilatus rennen, verlieren und gewinnen und mit dem Kopf an die Wand schlagen vor Wut und sich fragen, ob das immer so weitergeht. (Ja.) Nur heute aber bei den Reichs und Schöns dieser Welt bleiben. Uns erholen von uns selbst. Schließlich kriegen Angie und Ice-T ja auch viel Geld dafür, unsere Gladiatoren zu sein…

Mag sein, dass es die alten Bäume sind. Oder

zu deine alltägliche Umgebung mit den Augen

DE R G R

von Althea Müller

W wie Waldgeflüster

Eine weise Frau sagte mir mal: „Versuch ab und

T

CHICKEN

R wie Reise

K

Heute geht‘s um nichts. Sitzen auf der Couch von Lieblingsfreundin Sil, am Tisch Erdbeerpago und Kuchen, draußen fauler Nachmittag. Geratsche über Brad und warum Jennifer die Beste ist, während Angelina mit der viel zu guten Figur sich brausen gehen soll. Geätze über parlamentarische Sprüche inklusive Krokodilen mit Großpappn. Gegackere über Modelstiefmutter Klum und ihre Kollegin Kraus, die Wunderbare. Kurzausflug zu Justin, der doch, hach, so gut zu Cam gepasst hätte. Gerede, warum der einstige Copkiller Ice-T heute selber Cop spielt und wie viel Kohle wohl dahinter steckt. Exkurs, dass Krautsuppe sicher die perverse Spitze aller Diäten ist und warum sich Muskelaufbau und skinny Jeans gegenseitig ausschließen. Ja, Couchtreffen bei Sil sind wie Brot und Spiele für das Volk, nur freiwillig und wissentlich auferlegt. Eh nicht oft, nur ganz manchmal halt, um die grauen Zellen

Ohne Konservierunsstoffe, künstliche Aromen und Farbstoffe!

03.06.2009 15:56:48

F

S

E B


Charlie Furthner & Mika Stokkinen present the

summer

organized by: büro V gmbH,werbe- und veranstaltungsagentur

blues

stp0 fest 9 ival

SIGGI FASSL (SOLO)

MIKA STOKKINEN BAND

(feat. Hermann Posch & Reverend Frank T.T)

HANS THEESSINK & INSINGIZI MOJO BLUES BAND HELI DEINBOEK BAND

Finale - GEMEINSAME JAMSESSION (powered by Bezirksblätter)

Sa. 18.Juli

Einlas s: 17:00 Uhr Beginn: 18:00 Uhr

4800 Oeko.indd 3

St. Pölten Ratzersdorfer See

03.06.2009 15:56:48


SZENE Heute stell ich euch meine Freundin C. vor. C., das Wunder der leidenden Liebenden. C., die mich erst vor vier Tagen ganz unverhofft mit Aussagen wie „Ich brauche bloß Sex und keinen Mann, der jeden Abend – gehüllt in gutes, altes Flanell – neben mir auf der Matratze liegt und dem ich nach dem morgendlichen Gang aufs Klo für seine Leistungen ein dickes Lob aussprechen muss“. C. steht auf Sex, redet viel und gerne über Sex und ist sexy. Doch erst nach ihrem siebenjährigen Ehe-Intermezzo ist C.

Drei

außerordentlich partyerprobte Herren, die

aufgrund eines Studiums bzw. eines Praktikums in Wien gelandet sind, hatten im Wintersemester 2008 die glorreiche Idee eines außergewöhnlichen Studentenfestes, das im November unter dem Titel „STPiennale“ im Bach in Ottakring erstmals über die Bühne ging. „Wir wollten ein Studentenfest von und für St. Pöltner mit möglichst niedrigen Preisen und diversen DJ’s aus der St. Pöltner Szene in Wien veranstalten.

STP goes Vienna Eine Art kleines Pendant zum Woodman (Anm.: Veranstaltungsreihe, die sich hauptsächlich an Waldviertler richtet)“, so Jasmin Kuric, einer der Veranstalter. Das kleine St. Pölten Schaufenster, das auch von den Wiener Freunden genutzt

IT‘S ROSA TIME von Rosa

ist der Sex mit verheirateten Männern reizvoller, als jener, den man selbst in der Ehe hat? Und warum sind immer die am unglücklichsten, die eigentlich das Glück gepachtet haben? Was zum Teufel ist denn los? Da sitzt sie also, C. Nippt gedankenverloren an ihrem Wein und überdenkt ihr Leben, ihre Ex-Ehe und ihren neuen Liebhaber. Der wiederum hätte eigentlich alles, was C. sich wünscht: Endlich einer, der nicht klammert, die Welt und wahrscheinlich sogar Gott kennt und C. beim Sex so richtig festnagelt. Wären da bloß nicht all die anderen Frauen, die er auf seinen zahlreichen Reisen, in den zahlreichen Hotelbetten umwalzt und begockelt. Wahrscheinlich gehört das zum neuen Lebensabschnitt der C. dazu – wäre ja langweilig, ein L(i)eben ohne Leiden! Danke C.! Rosa weiß jetzt endlich, was Frauen wirklich brauchen.

wurde, schlug ein wie eine Bombe. „Man kann wirklich sagen, dass es ein voller Erfolg war“. Auch die zweite Auflage am 29. April war, wie zu erwarten, bestens besucht. Local Heroes wie beispielsweise Andi Fränzl, Marky Mushroom & Co. legten auf. St. Pölten lässt grüßen! Mehr Infos dazu findet man unter stp.rockt.at.

Kommerz im Freiraum? Wie predigte die Stadt

immer:

Koll reloaded Der gebürtige

Der

Pöltener

St.

Walter

Freiraum ist keine

Franek betreibt seit

Konkurrenz für pri-

1. Mai das ehema-

vate

Betreiber,

es

lige Gasthaus Koll,

dort

nur

welches er „AKIWI“

finden

„nichtkommerzielle“

taufte: A

Ve ra n s t a l t u n g e n

penbahnhof, K wie

statt. Es geht ja, wie

Kulturbeisl;

man auch der städ-

Ideenkultur, W wie

tischen

Wohlfühloase und I

Homepage

entnehmen

kann,

wie

wie AlI

wie

Internationale

um Förderung von Jugend-Subkultur. Jaja, so die

Gäste. Die Beweggründe für die Übernahme sind

Versprechungen. Nun trat der populäre irische Mu-

familiären Ursprungs. So befand sich das Gasthaus,

siker Sean Keane auf. „Der Freiraum bietet eine tolle

in dem „ich glückliche Stunden meiner Kindheit ver-

Ton- und Lichtanlage und schließt mit seiner Größe

brachte“ seit den 1930ern bis 1998 im Besitz seiner

die Lücke zwischen der etwas zu großen Bühne im

Großeltern. Franek, im Brotberuf Chemiker und Er-

Hof und dem etwas zu kleinen Egon bzw. Cinema

nährungswissenschaftler war es ein Anliegen „die

Paradiso“, erklärt Dietmar Hasling die Gründe für die

Stammgäste und die Urigkeit des Gasthauses zu

Locationauswahl. Das ändert freilich nichts am Fak-

behalten“. So wurden die Kellner und Speisekarte

tum, dass Sean Keane weder der Jugendkultur zuzu-

von Koll übernommen, „damit die Gäste sehen, dass

ordnen ist, noch einer Subkultur angehört und daher

sich nicht allzu viel verändert hat“. Neu ist, dass

streng genommen nicht in die Philosophie des Frei-

Sonntags Frühstück angeboten wird, „um Familien

raumes passt. Jugendkoordinator Wolfgang Matzl:

mit Kindern und Wanderer anzulocken“. Die „Nähe

„Der Freiraum kümmert sich hauptsächlich um Ju-

zum Kaiserwald und die Romantik der Alpen“ sind

gendkultur – nicht ausschließlich! Zudem war an

dabei ein entscheidendes Kriterium. Im Kulturbe-

diesem Tag keine Jugendveranstaltung geplant, die

reich orientiert sich Franek ebenfalls an den Ideen

sich mit dem Auftritt überschnitten hätte. Wäre das

seines Vorgängers: Veranstaltungen von DJs, Künst-

der Fall gewesen, hätten wir nicht zugesagt.“

lern und Vereinen sind geplant.

Foto: GepaPictures/ADEG, Martin Butala, HOR, zVg

soweit, sich endlich verstehen zu lernen. Und Rosa versucht es ebenso, bisher noch ohne großen Erfolg. Kann man sich so in Freundinnen täuschen? Oder täuscht C. sich selbst? Und warum bewundert man den einen, wofür man den anderen hasst und verlässt? Warum

– 50 – MFG

5051 SC Szene.indd 2

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FH_IN


Willkommen in der Zukunft! Jetzt informieren und anmelden für:

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Foto: GepaPictures/ADEG, Martin Butala, HOR, zVg

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05.05.2009 18:57:23 13:17:11 03.06.2009


Bandportrait / in Kooperation mit newsboard.at

20 + 1 = Einundzwanzig Getrost kann man behaupten, dass die Zahl 21 keineswegs unbedeutend ist. Wir leben im 21. Jahrhundert, und wir sind dem Kartenspiel 17+4 noch genauso verfallen wie die Menschen zu Großmutters Zeiten. Viele von uns lieben Creme 21, und auch musikalisch steht „Einundzwanzig“ seit ein paar Jahren hoch im Kurs. Von Claudia Degold, Foto Hermann Rauschmayr. Was aber hat es auf sich, wenn sich eine Band

Songs „Tomorrow“ und „Lightened Shadows“

kenswerte Hoffnung in der österreichischen

schlichtweg „Einundzwanzig“ nennt? „Wir ha-

aufzunehmen.

Punkmusikszene. Die Erwartungshaltung an

ben früher ‚Node’ geheißen und uns überlegt -

Und warum machen die vier Jungs von ein-

„Einundzwanzig“ ist aber keine ausschließlich

genau genommen sind wir wohl eher dazu ge-

undzwanzig eigentlich Musik? „Ich denke ich

künstlerische, sondern auch eine wirtschaft-

zwungen worden - unseren Namen zu ändern,

spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir

liche: Wenn schon eine nominierte New Comer

da es schon eine gleichnamige italienische Me-

Musik über alles lieben und dass es immer eine

Band, dann bitte mit Verkaufserfolg. Zumindest

tal-Band gab“, erklärt Sänger Michael Mader.

Freude ist, das Publikum lachen zu sehen und

wenn es nach vielen Label Managern geht. Das

„Einundzwanzig heißen wir nun seit 2006, da

wieviel Spaß es hat“, so Sebastian Stoerchle.

Problem dabei: „Einundzwanzig“ denkt nicht so. „Ich würde niemals bei einem Label unter-

uns die Einfachheit des Wortes, die Zahl selbst so gut gefallen hat. Der Bandname ist halt ein-

Pop-Punk-Rock. Gegründet wurde die

schreiben, wo unsere Kreativität eingeschränkt

fach zu merken.“ Eine wahre Beständigkeit, in

St. Pöltner Band übrigens im Jahr 2004– von

wird. “, meint Gitarrist Maximilian.

welcher Sprache die Songs geschrieben und

Schlagzeuger Christoph Schindler (20) und den

Derzeit schreiben die Jungs eifrig an den

gesungen werden, scheint es ebenso wenig

Brüdern Maximilian (20, Gitarre) und Sebastian

Liedtexten für ihr Debütalbum. Bei den Zu-

zu geben, wie beim Bandnamen. „Jedenfalls

Stoerchle (20, Bass). Sänger Michael Mader

kunftsvisionen bleiben die Jungs am Boden der

sind wir von den deutschen Versionen wieder

(19) stieß nach unzähligen Castings zur Band

Realität und laut Sebastian Stoerchle „wäre es

abgekommen und verfassen unsere Liedtexte

dazu. Ihre Musik ist eine Mischung aus Pop-

auch ein Ziel wenn wir zuerst in Österreich be-

wieder in englischer Sprache. Deswegen sind

Punk und Rock. Sie konnten bereits beacht-

kannt werden. Auf den größten heimischen

wir momentan auch am überlegen, ob wir den

liche Erfolge bei diversen Wettbewerben, wie

Festivals zu spielen, wäre natürlich auch ein

Bandnamen nicht erneut wechseln sollten“,

dem Landswettbewerb „podium.jazz.pop.rock“

Traum.“ Mit ein wenig Glück und der Unterstüt-

so Michael. Im Sommer 2008 hörten die Fans

des Musikschulmanagement Niederösterreich,

zung ihrer Fans werden „Einundzwanzig“ heuer

erstmals die in englischer Sprache gesungenen

verzeichnen. Nicht zuletzt aufgrund ihrer No-

sogar als Lokalmatadoren auf der Open Stage

Lieder bei den Live-Gigs. Danach folgte ein

minierung für den „Austrian Newcomer Award

des FM4 Frequency Festivals spielen. Gevotet

Studiobesuch in Pottenbrunn, um die beiden

2009“ gelten „Einundzwanzig“ als eine bemer-

werden kann dafür noch bis Ende Juni.

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03.06.2009 15:48:08


w-house-Sommer

l ganz besondere Mühe, Im Juni gibt sich das Warehouse noch einma bieten. Am Mittwoch, zu Feiern um Gelegenheiten zum Tanzen und onic Night und am Electr te belieb die r den 10. Juni gibt’s wiede me Förderunterricht utono schula der findet Juni 11. den Donnerstag, Rock´n´Roll Highdie uns „How to Party“ statt. Tags darauf beehrt für Starkstroms ist Juni 13. der school mit 2 Ska-Punk-Bands und dreht auch Juni 20. Am iert. reserv lform „VierMalVier“ in Spezia se mit `Prop erpau Somm der vor Runde letzte die Latenztrend delic`(SUI) und einiDylan`(SWE) feat. `iLL Tick P.O.E. (SWE), `DJ Funky uns am 26. Juni wird “ Home g gen mehr. Auch „The Shit Is Comin tlich einheizen! orden system Sound z Knarzz mit Barbecue und dem

Hauptstadtfest / Afterparty:

Auch dieses Jahr gibt es natürlich wieder eine Warehouse-Stage am Hauptstadtfest. Selecta Weasel & Capt. Dex feiern ihr 10-jähriges DJ-Dasein und außerdem noch Capt. Dexs Birthday – natürlich in der Reggae Hauptstadt! Die anschließende Afterparty im Warehouse (Beginn 23.30 Uhr) wird bunt gemischt mit nationalen Topacts und auf mehreren Floors stattfinden!

City of Bass – last4summer Die Ferien- und Sommerzeit ist in Sicht und mit City of Bass wird dieses Mal auf 3 Floors groß gefeiert. `City Lock`(GER) sind schon bestätigt. Beste Stimmung – garantiert!!

5300 W-House.indd 3

03.06.2009 17:50:40


PAUL VAN DYK

FELIX DA HOUSECAT

FAITLESS ALLSTARS

IAMX DJ HYPE SKAZI BAND JOACHIM auf fünf Stages in- GARRAUD und outdoor

ADAM FREELAND

God is a DJ

Wie stellen FAITHLESS in ihrer gleichnamigen Hymne fest: „God Is A DJ“ Eben! Und deshalb bringen am 24./25. Juli über 100 Jünger auf fünf Stages in- und outdoor die Frohbotschaft des Beats unters Volk. Codewort: Beatpatrol Festival. Schauplatz: VAZ St. Pölten!

RONI SIZE

Bereits am 23. Juli Juli steigt die BEATPATROL PREPARTY mit dem wohl aktuell angesagtesten GOA-Act: INFECTED MUSHROOM! Erst unlängst wurden sie wieder unter die Top10 DJs der Welt gelistet. Außerdem mit dabei: Der britische Drum`n`Bass-DJ und Produzent Ed Rush. Be prepared!

Crème de la Crème Selbstredend, dass beim Beatpatrol Festival FAITHLESS feat. Sister Bliss & Sudha mit von der Partie sind, ebenso wie PAUL VAN DYK, der dieser Tage sein Best Of Album herausgebracht hat, wo man eindrucksvoll nachvollziehen kann, warum er als weltbester DJ gehandelt wird! Auch ein anderer geistert derzeit mit seinem Album „Kingdom Of Welcome Addiction“ erfolgreich durch die Charts: IAMX ist aktuelle Nr. 2 in den FM4 Charts. Heiß herbeiersehnt wurde auch SANTIGOLD. Beim Beatpatrol wird sie erstmals in Österreich auf der Bühne stehen, ebenso wie SKAZI erstmals samt Band! PAUL KALKBRENNER, der aktuell

im Kultstreifen „Berlin Calling“ brilliert, wird in St. Pölten höchstselbst seine sensationellen Grooves vom Stapel lassen. Die ASIAN DUB FOUNDATION wiederum tourten schon mit den Beastie Boys, Radiohead oder Rage Against The Machine durch die Lande, am Beatpatrol Festival heizen sie höchstselbst mit Hits wie „Flyover“ ein. Auf ein Wiedersehen darf man sich mit KOSHEEN und den Stereo MC’s freuen. Und es gäbe noch so viele hervorzuheben, weil die Acts einfacht genial sind! Kurzum: Das Beatpatrol ist Pflicht, wobei das inoffizielle Festivalmotto heuer LÜTZENKIRCHEN vorgibt: Drei Tage wach! Be there!

Tickets: VAZ St. Pölten (www.vaz.at), Raiffeisenbanken & Ticketcorner Vertriebsstellen (www.ticketbox.at), Ö-Ticket (www.oeticket.com), www.wien-ticket.at!

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FESTIVAL

Ein Festival ist nicht nur ein musikalischer Event, sondern impliziert darüber hinaus ein ganz eigenes Lebensgefühl. Um als Camper für die Festivaltage perfekt gerüstet zu sein, gibt’s hier vorab ein paar Anregungen, die über die Necessaires wie Zelt, Kleidung und Bier hinausgehen. Von Anne-Sophie Settele

Und einmal im Ferienlager... Wichtig bei der Ankunft ist es sofort sein Revier

zu markieren. Um sich deutlich von den anderen Besuchern abzuheben und

allem zum Amusement dienen. Eine Sonnencreme etwa hilft nicht nur dem

zu jeder Tages- & Nachtzeit selbst im Delirium seinen Zeltplatz wieder zu

bösen Hautkrebs vorzubeugen, sondern eignet sich auch wunderbar zur

finden, braucht man als allererstes eine eigene Zeltfahne, die man entweder

Verzierung herumliegender, betrunkener Festivalgäste. In Kombination mit

noch zuhause als Einstimmung oder direkt vor Ort mit seiner Gruppe (stärkt

einem intensiven Sonnenbad kann sich dieser Effekt sehen lassen!

Körperkult. Was banal klingt, kann durchaus hilfreich sein und vor

das Zusammengehörigkeitsgefühl!) nach dem Motto „Wer bastelt mit“ kreiert. Hier gilt: Je origineller, desto besser! National-Fahnen sind out, kreative

Individual-Fahnen absolut im Trend!

relanger Erfahrung schafft es der Großteil noch immer nicht, sich mit Gum-

Verhütung mit Gummi – und zwar vor dem Regen, denn trotz jah-

mistiefel auszustatten. Die schauen nichts gleich? Von wegen. Auch wenn

Alternative Kühltruhe. Die Stimmung sollte man sich auf keinen

es nur alte Fischerstiefel sind – ein Edding kann Wunder wirken. Entweder

Fall durch warmes, bereits siedendes Bier zunichte machen. Daher emp-

man wird damit zum Gummistiefel-Picasso, oder – auch eine Option –sam-

fiehlt sich eine große Styropor-Box gefüllt mit Trockeneis, damit man immer

melt damit einfach klassisch Unterschriften. Und nein, auch wenn’s nicht

ein kühles Blondes parat hat und mit den süßen Damen und Herren von

regnet, sind die Dinger nicht umsonst! Hallo?! Schon mal was von Gummi-

nebenan nicht nur warmes gegen kaltes Bier austauschen kann.

stiefel-Weitschießen gehört?!

Fett ade. Obwohl einem durch die ungeschriebene Festival-Regel

Willkommen in unserem Reich. Natürlich darf das altbewährte

„Wer duscht, verliert“ das Anstellen vor den Duschen erspart bleibt, sieht

Partyzelt nicht fehlen - ein Must-Have, um Connections zu knüpfen oder zu

man einem fettiges Haar leider trotzdem an. Gepriesen sei die Erfindung des

vertiefen. Zum Sitzen empfiehlt sich ein altes Sofa oder der klassische Cam-

Trockenshampoos, das Abhilfe schafft. Einfach ins Haar sprühen, auskäm-

pingsessel, jedoch in der festivaltauglichsten Ausführung mit zwei Bier-Hal-

men et... voilá! Aber Vorsicht – am besten bei Tageslicht durchführen, damit

terungen. Eine Seite fürs Bier, die andere für Tschick + Handy. Als Tisch dient

man wirklich wieder alles ausbürstet und nicht mit ergrautem Haar auf Auf-

die alternative Kühltruhe. Um den ganzen Schnick-Schnack unter gerings-

riss geht! Es sei denn man ist auf den Lovely Days unterwegs und möchte

tem Aufwand in kürzester Zeit vom Auto zum Zeltplatz zu transportieren, ist

ein bisschen reifer wirken!

eine Sackrodl unerlässlich. In diesem Sinne: Mögen die Spiele beginnen!

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H s a u

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Mit „Nenti“ geht der letzte echte VSEler Als Bub ist er allein mit dem Bus aus Weissenkirchen zum St. Pöltner Bahnhof gefahren und dann zu Fuß zum Voith-Platz gepilgert. Die Bundesliga-Sendung hat er sich derweil aufgezeichnet, damit er sich die VSESpiele dann noch mehrmals anschauen hat können. Bis Thomas Nentwich es selbst (via SV Würmla und BNZ St. Pölten) zum VSE-Kicker brachte. Nun hat er seine Karriere – wie es sich für einen echten „Wolf“ gehört – in St. Pölten beendet. Von Thomas Schöpf. Keiner hat in St. Pölten jemals so perfekte Pässe geschlagen wie Mario

reitete damit dem Spuk ein Ende. „Damals war es ein schwerer Schritt.

Kempes beim VSE. Keiner hat die Kugel derart gestreichelt wie Lajos De-

Heute weiß ich, es war notwendig. Wir hätten Jahre verloren, hätten nun

tari beim FCN. Keiner hat das Spiel der Gegner dermaßen kompromisslos

keinen gesunden Verein wie den SKN, und in St. Pölten – wenn überhaupt

zerstört wie Hans Peter Frühwirth. Es gab Haudegen wie Leopold Rotter,

- gar nur mehr Fußball auf Landesliga-Niveau.“

Schlitzohre wie Ernst Ogris, Raketen wie Slobodan Brankovic und Sirs wie Franz Zach. Aber es gab nur einen, der sowohl für den VSE, den FCN als auch für den SKN kickte und das Theater um Flash St. Pölten miterlebte: Thomas Nentwich. Er war es auch, der nach der Flash-Posse um den mysteriösen Investor aus den USA den Scherbenhaufen aufräumen ließ. Der vermeintliche

Ein Ehrenmann tritt ab. Dem SKN traut er es zu, irgendwann in die

„Ich glaub, ich hab das Maximum für mich rausgeholt.“ Thomas Nentwich

Bundesliga zu kommen: „Wenn man zu der jungen Truppe drei passende Routiniers findet, könnte es sich ausgehen.“ Für den 33-Jährigen geht es sich nicht mehr aus. „Ich wollte als Leistungsträger abtreten. Meine Regenerationsphasen sind schon im-

Strohmann Benjamin Englisch hatte sich bekanntlich als Märchenonkel

mer länger geworden, und ich bin auch ein wenig froh, dass der ständige

entpuppt, die versprochenen 300 Millionen Schilling pro Saison für die

Stress der Doppelbelastung durch unseren Betrieb (Anm.: Baumschule,

Champions League waren (s)ein Hirngespinst gewesen. Nentwich, Kapi-

Gartengestaltung, Floristik) vorbei ist. Jetzt kann ich mal beruflich nach

tän des FCN, brachte folglich bei Gericht einen Konkursantrag gegen den

Holland oder Italien fliegen oder privat am Wochenende in Ruhe entspan-

schon länger zahlungsunfähig dahin vegetierenden Verein ein und be-

nen.“

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Dass er in der Bundesliga-Zeit des VSE (bis 1994) noch zu jung war und das geplante Stadion nur mehr als Zuschauer erleben wird, stört Nentwich nicht. „Ich glaube, ich habe das Maximum für mich herausgeholt. Ich war nie der Talentierteste. Schon im Nachwuchs hat es weitaus Bessere gegeben. Ich war nie in irgendeiner Auswahl, habe es aber durch Zweikampf- und Einsatzbereitschaft bis in die Bundesliga gebracht.“ In Ried, für das er von 2000 bis 2005 kickte, trug er noch dazu als „Auswärtiger“ eineinhalb Jahre lang die Kapitänsschleife. Wohl auch, weil er den Innviertlern trotz des Abstiegs (2002/03) treu geblieben ist. „Noch am selben Abend habe ich unseren Präsidenten gefragt, ob er zu seinem

Laut in STP

Äußerst produktiv (und erfolgreich) zeigen sich aktuell St. Pöltens Musikschaffende. So haben gleich drei Formationen dieser Tage neue Tonträger auf den Markt gebracht. Von Michael Reibnagel

Wort steht, dass ich gehen kann, obwohl in meinem Vertrag keine Ausihm gleich gesagt, dass ich bleibe und wir das gemeinsam reparieren.“

Auf das Debutalbum „I AM CEREALS“ der gleichnamigen Gruppe

Tags darauf rief Trainer Werner Gregoritsch von Aufsteiger Mattersburg

haben wir ja bereits letzte Ausgabe

an - und bekam von Nentwich eine Absage. Ein Mann der Ehre, der hält,

hingewiesen (siehe auch S. 62 dieser

was er verspricht!

Ausgabe). Tatsächlich hat das Ouevre,

stiegsklausel war. Er hat mir gesagt, dass sein Wort gilt. Dann habe ich

wie man so schön sagt, eingeschlaMemories. Den Wiederaufstieg mit Ried 2005 und den Regionalliga-

gen. Karl Fluch etwa jubelt im Standard „Von Beck über Shawn Lee bis

Meistertitel mit dem SKN St. Pölten 2008 bezeichnet Nentwich als seine

zu Friendly Fires reicht da der Referenzrahmen. [...] Dazu frickelt die

schönsten Erfolge. Ein deklariertes Lieblingsspiel hat er auch: Das ORF-

Elektronik, es flirren die Gitarren, das Schlagzeug spielt Disco und aus

Live-Spiel Ried gegen Rapid (April 2001), als die Innviertler den Titelfavo-

den Keyboards brummt und groovt es.“ Beim Beatpatrol-Festival kann

riten daheim 2:0 bezwangen, er das erste Tor erzielte und Stürmer René

man die Jungs live erleben. www.iamcereals.com

Wagner kalt stellte: „Der war der schmutzigste Gegenspieler, hat dir während eines Spiels gleich mehrmals ins Gesicht gespuckt.“ Sportlich am schwierigsten seien die Duelle gegen den trickreichen Ivica Vastic ge-

Seit Jahren ist St. Pölten und die nä-

wesen. Als größte Förderer in den eigenen Reihen bezeichnet Nentwich

here Umgebung ein fruchtbarer Nähr-

Leopold Rotter und Hans Peter Frühwirth: „Sie haben mich damals beim

boden

VSE, obwohl ich ihre Position gespielt habe, als Jungen voll akzeptiert und

Musikmix. Nicht nur die Quantität der

mir viel weiter geholfen.“ Am meisten als Mitspieler beeindruckt hat ihn

erscheinenden Alben und Demos ist

Lajos Detari, der 1996 bis 98 beim FCN kickte (und 1988 mit einer Ablö-

beachtlich, sondern vor allem die Qua-

sesumme von umgerechnet 7,5 Mio. Euro, die Olympiakos an Frankfurt

für

einen

breitgefächerten

lität dieser Tonträger! Aktuell wären

House Of Riddim

zahlte, noch teuerster Spieler der Welt gewesen ist). „Wenn es irgend-

diesbezüglich zum Beispiel die „Altspatzen“ von

welche Probleme gegeben hat, hat er sich immer vor die Mannschaft

zu nennen, die mit ihrer neuen CD „Für Alle“ am Start sind. Die House

gestellt. Beim Training hat er so lange Vollgas gegeben bis er nicht mehr

Of Riddim Band rund um Sam Gilly gilt seit Jahren als die wichtigste

konnte und dann sofort aufgehört.“ Trainer „Schani“ Skocik hat diese Ei-

Reggae-Band der österreichischen Kulturlandschaft und hat mit einigen

genart des Ungarn, der per Ferrari von Budapest nach St. Pölten pendelte,

der renommiertesten Artists des Genres zusammengearbeitet. Nicht

freilich weniger getaugt.

nur als Backingband auf der Bühne, u.a. beim gleichnamigen Festival

Foto: GepaPictures/ADEG, Martin Butala, HOR, zVg

oder auch beim Chiemseefestival, sondern auch im Studio unterstützte Trainerzukunft? Über viele seiner Trainer hat Nentwich im Zuge des

House Of Riddim bereits Leute wie Gentleman, Marlene Johnson, Uwe

Gesprächs übrigens wenig gute Worte gefunden. Einigen bescheinigt er

Banton, Nosliw und andere. Dies ist auf dem neuen Album nicht anders,

Defizite in der Personalführung. Genau deswegen würde ihn selbst ein

finden sich darauf doch Größen wie D-Flame, Ganjaman, Texta, Benjie

Trainerjob durchaus reizen: „In unserem Betrieb haben wir 28 Leute, für

oder Mono & Nikitaman. Mit „Für Alle“ will die Band jedoch nicht nur

die ich seit einigen Jahren mitverantwortlich bin. Das ist eine Ausbildung

„ihre Vibes“ verbreiten, sondern darauf ist „das gesamte Themenspekt-

in Menschenführung. Ich habe viele Trainer gehabt, die es nicht zusam-

rum der deutschen Reggaekultur von Politik über Tanzkultur bis hin zum

men gebracht haben, den Spielern ihre ehrliche Meinung ins Gesicht zu

Aufruf zum Individualismus vertreten“, so Sam! Na denn: Reinhören un-

sagen.“

ter www.houseofriddim.com!

Dafür hat eine Spieler-Legende, Willi Kreuz, als erster Trainer auf ihn gesetzt und Nentwich 1995 in einem ganz besonderen Pflichtspiel debütieren lassen: Im Cup-Achtelfinale des VSE St. Pölten gegen Austria Salzburg,

Auch die bis weit über die Grenzen

das drei Tage zuvor mit Kickern wie Jurcevic, Pfeifenberger, Feiersinger

hinweg bekannte Fantasy Folk Band

und Keeper Otto Konrad ins Europacup-Finale eingezogen war. Nach dem

Ballycotton meldet sich nach zwei

Abschlusstraining holte Kreuz den 19-Jährigen in der Landessportschule

Jahren Pause mit einem neuen Mach-

zu sich auf ein Sofa. Nentwich erinnert sich noch genau an dessen Worte.

werk zurück. Auf „Jenseits vom Ende

„Tommy, setzt dich her! Morgen montierst den Hermann Stadler ab. Setzt

der Zeit“ finden sich ausschließlich

dich näher zu mir, vielleicht springt a bisserl was von mein G’fühl zu dir

Instrumentalstücke, die sich zwischen

rüber“, sagte Kreuz. Stadler hat dann beim 2:0-Sieg einmal getroffen und

Folk und Gypsy Musik bewegen. Auf den 13 Tracks, mit so wohlklin-

ein „Kreuzsches Goldpratzerl“ hat Nentwich auch nicht wirklich bekom-

genden Titeln wie „Metamorphose“, „Nebelstreif“, „Begegnung im Ho-

men; aber mit seiner Geradlinigkeit und Zielstrebigkeit einiges erreicht

rizont“ oder „Traumtänzer“, hört man, wie qualitativ hochwertige Musik

und auch bewegt.

klingen muss! www.ballycotton.at – 59 – MFG

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Keine Gnade für die Wade – aber für die Seele! Wer sich auf eine spirituelle Reise der besonderen Art begeben möchte, sollte sich ernsthaft überlegen, mit dem Rad eine Pilgerreise zu machen. Die Motive dafür können die verschiedensten sein. Eine bestandene Prüfung, ein neuer Lebensabschnitt, Selbstfindung oder aber auch religiöse Aspekte verleiten immer mehr Leute dazu, sich auf das Rad zu schmeißen und gen Mariazell zu treten. Der positive Nebeneffekt: Man trainiert dabei den ganzen Körper und es ist Balsam für die Seele. Der Wille überquert Berge. Der Traisental-Radweg erstreckt

sich auf insgesamt 111 Kilometer von Traismauer über Lilienfeld nach Hohenberg über das Gscheid und endet schließlich in Mariazell. Seit 2007 ist die gesamte Strecke durchgehend befahrbar und hat sich mittlerweile zu einem der attraktivsten Radwege in Niederösterreich entwickelt. Entlang der Strecke bezaubern und verändern sich die Mostviertler Landschaften. Von mild bis wild, von sanften Hüglen südlich der Donau bis hinauf in die imposante Bergwelt der Mosviertler Alpen. Die Route bietet verschiedene Möglichkeiten, sie zu bestreiten. Für die Hartgesottenen empfiehlt sich die komplette Tour von Traismauer bis zur Basilika Mariazell. Hierbei hat man auf zwei Drittel der Gesamtstrecke einen stetigen leichten Anstieg, der sich an manchen Stellen zu einer starken Steigung entwickelt. Die gemütlichere Variante: Man fährt mit dem Zug nach Mariazell und von dort aus mit dem Rad wieder zurück. Somit führt die Route von alpinem Gelände über das Alpenvorland mit der Landeshauptstadt bis zum Weinbaugebiet des unteren Traisentals und mündet direkt an der Donau in den international bekannten Donauradweg. Gerade zum Kennenlernen der Route empfiehlt sich diese Version, da es in diese Richtung meistens leicht bergab geht. Eine Herausforderung ist es aber allemal. Diesen Weg hat auch der Student und begeisterte Biker Manuel Zehetner gewählt, der diese Reise zum Anlass nahm, einmal Mariazell zu sehen, seine Grenzen kennen zu lernen und die ein oder andere kleine Sünde auf der Strecke zu lassen.

Der Weg ist das Ziel. Auf die Minute genau kommt die Mariazel-

lerbahn am Alpenbahnhof St. Pölten an. Noch schnell das Bike verstaut und ab geht´s! Man kann der Bahn nostalgischen Charme und Traditionsbewusstsein nachsagen, aber eines nicht – Schnelligkeit. Zweieinhalb Stunden für etwas mehr als 80 Kilometer und den plötzlichen Totalausfall des Zuges im Nirgendwo muss man in Kauf nehmen. Aber auch das hat seinen Charme! Außerdem hat man genug Zeit, die wunderschöne Landschaft auf sich wirken zu lassen, ausgenommen man befindet sich in einem der zahlreichen Tunnel, die besonders auf Kinder eine schaurig-spannende Wirkung haben. In Mariazell angekommen schnallt sich Manuel noch schnell den Pulsmesser um den Bauch und synchronisiert seinen Tacho mit integriertem Höhenmesser mit den Angaben des Schildes am Bahnhof. Ausgangssituation: 850 m Seehöhe. Erste Anlaufstelle ist natürlich die Basilika. Nach etwa 10 Minuten hat man diese erreicht. Prunkvoll steht sie da und gibt einem Zuversicht für die kommende Reise. Jetzt noch schnell ein paar Fotos für´s Album und weiter geht´s. Unser nächstes Ziel ist die „Wuchtelwirtin“ beim Hubertussee in der Walstern. Serpentinen bergab zu fahren macht mit dem Fahrrad doppelt so viel Spaß, das merkt auch Mani, der seinem Gefühl mit einem lauten „Yeah!“ bei vollem Speed Ausdruck verleiht. Irgendwann geht es dann links Richtung Walstern. Wir halten immer Ausschau nach den grünen Radschildern, die uns ohne Umwege nach Hause leiten sollen. Immer einen kleinen Fluss entlang radelt man gemütlich in einer atemberaubenden Landschaft, geprägt von kleinen Wasserfällen, sattgrünen Wiesen, kleinen Kapellen, Denkmälern und natürlich Seen. Der Hubertussee besticht vor allem

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theater in Kernhof machen, das vor allem für Familien empfehlenswert ist. Im gleichen Ort verspricht das Gasthaus Gnedt urige Wirtshauskultur. Hier gibt es die besten kulinarischen Schmankerln der Region und ein attraktives und umfangreiches Freizeitangebot für Groß und Klein.

Fotos: Markus Waldbauer

Lieber mit dem Fahrrad ins Gasthaus, als mit dem Mercedes in die Arbeit. Weiter geht´s über Hohenberg und

durch die Ruhe, die man dort findet. Hier machen wir eine kurze Pause und saugen die Landschaft schweigend in uns auf. Da sich mittlerweile auch der Hunger bemerkbar macht und durch lautes Magenknurren die Ruhe stört, schwingen wir uns wieder auf den Sattel und statten der berühmten „Wuchtelwirtin“ einen Besuch ab. Manuel bestellt sich passenderweise einen „Radler“ und ein Gemüseschnitzel. Nachdem wir köstlichst gespeist haben, machen wir noch ein Foto mit der Schwester der Wirtin und starten die nächste Etappe – das Gscheid.

Rauf und davon! Hier gilt es, auf einer Strecke von etwa 20 Kilometern knapp 200 Höhenmeter gut zu machen, es geht also ständig bergauf. Auf dieser Strecke hat man genug Zeit, um über Gott und die Welt nachzudenken. Alle Probleme, die man hat, kann man auf dem Berg lassen und verliert dadurch ein großes Stück Ballast. Ein Blick auf den Tacho und Manuel weiß, wie viel noch fehlt. Als am Waldrand noch Schnee auftaucht, fühlen wir, dass es nicht mehr weit sein kann und dann erreichen wir endlich den höchsten Punkt der gesamten Route auf 1.000 m Seehöhe. Die darauf folgende Abfahrt ist an Action nicht zu überbieten. Nur für die „wilden Hunde“ empfiehlt es sich, diese auf der Straße und nicht am Radweg zu machen, da man selbst mit einem Mountainbike die 70 km/h-Grenze überschreitet. Für die anderen gilt „Vorsicht am Radweg“, denn obwohl man sie nicht sieht und nicht hört, sind sie da – die Fußgänger und Wanderer. Frei nach dem Motto „wer später bremst ist länger schnell“ gelangt man im Nu nach St. Aegyd am Neuwalde. Vorher kann man aber noch einen Abstecher zum Kamel-

Freiland nach Lilienfeld, wo das Stift ein absolutes „Must See“ und immer einen Besuch wert ist. Danach radeln wir weiter nach Traisen und schließlich nach „Wümschburg“, das ebenfalls mit einer Reihe von Sehenswürdigkeiten auftrumpft. Im Geschirrmuseum kann man sich beispielsweise seltene Stücke aus dem 18. Jahrhundert sowie die verschiedenen Designs und Produktionsverfahren vom „Lilien-Porzellan“ zu Gemüte führen. Hier im Ort machen wir einen weiteren Halt um unseren leicht schmerzenden Hintern eine Pause zu gönnen. Bei der „Monschi“ am Minigolfplatz trifft sich die radelnde Gesellschaft öfters und hier rennt der Schmäh! „Heim geht es immer schneller. Es geht bergab, du hast Rückenwind und der Drang nach Hause zu kommen ist auch sehr groß“, meint zum Beispiel Klausi, einer der Gäste. Wer allerdings Rückenwind hat, ist in der Regel zu langsam unterwegs und so beenden wir nach einem weiteren Radler und vielen Kommentaren später unseren Besuch und machen uns wieder auf den Weg gen St. Pölten. Bei der „Seedose“ am Viehofner See wollen wir uns noch einmal für die letzte Etappe stärken. An dieser Stelle endet aber unsere Pilgerfahrt, da uns das Wetter einen satten Strich durch die Rechnung macht. Nach vier Stunden und 15 Minuten Fahrtzeit und getretenen 80 Kilometern sind wir der Meinung, zumindest ein paar Sünden abgebüßt zu haben. Beim nächsten Mal, so sind wir uns einig, werden wir den gesamten Traisental-Radweg in die andere Richtung in Angriff nehmen! Karten- und Informationsmaterial:

„Die schönsten Ausflüge rund ums Traisental“ Die kostenlose Erlebniskarte informiert über den Streckenverlauf, Stationen und 17 gekennzeichnete radfreundliche Gastgeber.

„St. Pöltener Radschläge“ Auf 34 Seiten findet man 820 km Radroutenvorschläge (inklusive detailliertem Kartenmaterial) in und um St. Pölten. Reservierungen für Radtransport, Prospekte und Beratung unter: Mostviertel Tourismus, Adalbert Stifter-Straße 4, 3250 Wieselburg, T +43 / (0) 7416 / 521 91, F 530 87 / info@traisentalradweg.at, www.traisentalradweg.at

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KRITIKEN

Zum Hören

Manshee, mikeSnare, Knolli, DJ Annettehalbestunde, Rob.STP, Gitsche (von links nach rechts)

i am ce re al s

Die Zutaten bei I Am Cereals sind wie ein ballaststoffreiches Frühstück: Inhaltsstoffe wie Singer-Songwriter Ben Martin, Gerald Huber (Bauchklang), Marcus Hufnagl (Capella Incognita), um nur einige zu nennen. Das Sextett, aus dem St. Pöltner Umfeld, jongliert mit fast allen Musik-Genres um den perfekten Popsong zu kreieren. Ein Feel-Good-Album, welches ich in den Sommermonaten jedem ans Herz legen möchte!

IAMX

Kin gdo m o f...

nasha v3

variou s artists Wenn sich Weltmusik-Samples in elektronische Musik einschleichen, so ist die Gefahr groß, dass aus dem Schmelz- ein Schmalztiegel wird nachzuhören auf Cafe del Mar 342 usw. Klar, ganz unschuldig kommt auch diese Londoner Nabelschau nicht davon. Dennoch versehen hier die atmosphärischen Samples [aus dem reichen Nährboden des indischen Subkontinents] dem solidem Drum‘n‘Bass & Dubstep Unterbau eine durchaus interessante Note.

kings of Leon

Travel the G al axy

Nach dem eher mäßigen letzten Album knüpfen die Herren nun an ihre Wurzeln an. „Travel the Galaxy“ ist kompromissloser, reduzierter und puristischer und erinnert stark an „Wormhole“, das Album, das ihnen 1999 Kultstatus verschafft hat. Drum&Bass wird allgemein wieder minimaler bzw. breakbeatlastiger, die Zeiten des überladenen Pendulum-Sounds sind vorbei - Ed Rush & Optical, einmal mehr, wieder die Speerspitze!

Zum Schauen

Zum Spielen

the limits of control

Das mittlerweile achte reguläre Studioalbum der 3-köpfigen Punkkultband hat ein Hauptthema: Zeitkritik pur. Musikalisch minimalistisch aber niemals banal, wechseln einander kraftvolle Punksongs mit Balladen ab, wobei vor allem Billie Joe Armstrong´s Songwriting hervorzuheben ist. Auf dem Silberling befinden sich außerdem sage und schreibe 18 Tracks. Nicht umsonst stehen Green Day wieder dort, wo sie hingehören – nämlich an der Spitze!

EDRUSH&OPTICAL

Chris Corner schafft auf seinem dritten Album einen Wandel vom früheren IAMX-Material, das vor allem mit rhythmischen Dance-Beats und hartem Elektropop überzeugte, zur wärmeren, emotionaleren Seite. Das Album reicht von der wunderbaren Ballade „My Secret Friend“ mit Imogen Heap über marzistische Klänge in „Kingdom Of Welcome Addiction“ bis zu den urwüchsigen Dancefloor-Rhythmen von „Nature Of Inviting“.

Manshee, Cigdem Dogan

green day

21st Cen tury B re akdown

Markus Waldbauer

O nl y by the ni ght „Sex on fire“ hörte ich… und war heiß auf den Sommer. „Use somebody“… hörte ich und war bereit, diesen Sommer glühend zu zelebrieren. Dann kaufte ich das ganze Album der drei Brüder (und einem Cousin) und war latent ernüchtert ob des eintönigen Tenors des gesamten Albums. Trotzdem: stimmige Platte für laue, scharfe Sommernächte am Lagerfeuer… 17 again…

Zum Lesen

H. Fahrngruber, W. Hintermeier

Jim Jarmusch

E xoze t Game s

CATAN

Christine Bauer-Jelinek

Ein geheimnisvoller Fremder reist nach Spanien. Er hat dort einen Auftrag zu erledigen. Alles deutet darauf hin, dass sich sein Vorhaben nicht ganz im Rahmen des Gesetzes bewegt. Auf verschiedenen Stationen seiner Odyssee übermitteln ihm mysteriöse Gestalten rätselhafte Botschaften. Ist ihnen zu trauen?

„Die Siedler von Catan“ ist eines der erfolgreichsten Brettspiele und nun auch auf Nintendos Handheld „DS“ erhältlich. Das Hantieren mit Rohstoffen und der Tauschhandel gehören hier, wie auch im Original, zu den Hauptaufgaben und bieten einen langfristigen Spielspaß, der aber durch ein kompliziertes Tauschsystem und mangelnde Übersicht im Game getrübt wird.

Ziele gegen Widerstände durchzusetzen, dazu braucht es Macht, sei es versteckte, auch unbewusste Machtausübung oder offen geäußerter Machtanspruch. Macht haftet ein schändlicher Geruch an. Aber ständig Dinge gegen die eigene Überzeugung tun zu müssen, weil es andere eben gut finden, ist doch auch unerfreulich. Sich daraus befreien, wie geht das?

Terminator: Die Erlösung

Virtua Tennis 2009 Se ga

Von je tzt auf glei ch

Wir schreiben das Jahr 2018. John Conner führt den Widerstand der Menschen gegen die Armee von Terminators an. Doch dann taucht ein Mann namens Marcus Wright auf. Der glaubt ein Mensch zu sein, besteht aber aus viel Eisen. Zusammen mit ihm macht sich Conner auf den Weg ins Innere der Organisation von Skynet, wo sie grausame Geheimnisse zur Vernichtung der gesamten Menschheit aufdecken. Ab 5. Juni im Kino!

Die mittlerweile schon legendäre Tennis-Spiel-Serie „Virtua Tennis“ versucht auch 2009 mit einem neuen Release aufzutrumpfen. Leider bietet das Game neben der überarbeiteten Grafik und neuen Akustik nicht viel Neues. Gerade im Karriere-Modus wäre noch sehr viel Verbesserungspotenzial gewesen, das man leider nicht umgesetzt hat. Allerdings ist es im Zwei- oder Multiplayer-Modus immer wieder ein Heidenspaß.

Jordans Leben könnte so schön sein. Doch ihre Chefin stiehlt ihre Ideen, ihr Verlobter nützt sie schamlos aus und bei jedem Wetter muss sie mit dem Fahrrad zur Arbeit. Doch als sie dabei von einem Auto angefahren wird, kommt ihr eine geniale Idee: Sie gibt vor, an Amnesie zu leiden. Jordan streift ihr altes Leben ab, behauptet sich selbstbewusst und kann endlich so sein, wie sie immer wollte. Doch das Schicksal lässt sich nicht austricksen!

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Caprice Crane

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24. Oldtimer und Teilemarkt Der Oldtimer und Teilemarkt, der heuer nun schon zum 24. mal in St. Pölten stattfindet, hat sich mit über 20.000 Besuchern und ca. 600 Anbietern aus ganz Europa zu einer der größten Veranstaltungen dieser Art in Österreich entwickelt. Angebot: Autos, Motorräder, Nutzfahrzeuge, Fahrräder, Teile, Zubehör, Automobilia, Literatur, Bekleidung, etc. aus allen Epochen. Vielleicht ist das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Und das alles bei freiem Eintritt!

14./15. August 2009

seit 30. 04. im besten al ter Die Ausstellung „Stadt im besten Alter - 850 Jahre Stadt St. Pölten“ im Stadtmuseum nähert sich in vielen Facetten, mitunter auch mit etwas Augenzwinkern, der Geschichte St. Pöltens, wobei auch ein kurzer visionärer Ausblick in unsere Zukunft gewagt wird. Neben bekannten „Local Heroes“ werden auch unbekannte St. Pöltner Pioniere in Erinnerung gerufen! st adtmuseum GH Koll

ausstellung

19./20. 06. grenzen-los feiern Das Fest der Begegnung findet am 19. 06. im Cinema Paradiso statt, am 20. 06. auf dem Rathausplatz. Programmpunkte sind unter anderem: Film „Ein Augenblick Freiheit“, Präsentation des Buches „Requiem for Pescho“, Konzerte, DJ Night, Kulinarisches aus aller Welt, Workshops und vieles mehr. Nähere Infos auf www.festderbegegnung.at.tf fest

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18. 07.

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Am 18. Juli gastieren zahlreiche Bluesgrößen beim „Summer Bluesfestival“ in St. Pölten. Das line up liest sich wie das „Who is Who“ der deutschsprachigen Bluesszene: Mika Stokkinen Band, Mojo Blues Band, Heli Deinboek & Band u.a. Die Mischung aus Line-Up und einzigartigem Ambiente des Ratzersdorfer Sees versprechen einen unvergesslichen Abend! festival

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gartenfest

ab 12. 06.

Ein lauschiges Sommerfest im gemütlichen Innenhof des Café Egon: Mit dabei AKM, die sich mit unterschiedlichsten Musikrichtungen beschäftigen. Man darf sich auf Jazzstandards, Bossa Nova, Latin, Swing, Blues, aber auch „Klassiker“ der Rockmusik freuen. Beginn des Festes ist um 18 Uhr. Und das ganze bei freiem Eintritt! Was will man da noch mehr? konzert

01. 07.

egon

verfluc ht

Shakespeares blutigstes Drama gilt als verflucht, ist finster und erbarmungslos, manchmal erschreckend und komisch oder beides zugleich. PERPETUUM verwandelt dafür St. Pöltens Passage in Schottland und spielt das schottische Stück „Macbeth“ ebendort. Bis 27. 06, (Fr. und Sa. jew. um 20:00 Uhr). Passage: Eingang Wienerstraße. theater

passa ge

16. 06.

baroque for

kids

In diesem Jahr wird erstmals das Barockfestival St. Pölten mit einem speziellen Angebot für die Jüngsten erweitert. Baroque for Kids präsentiert am 16. Juni in der ehemaligen Synagoge ein Märchen mit Musik. Das Feenkind (der klingende Schatz) von Julia Auer, erzählt von Nina Blum. Diese Aufführung ist geeignet für Kinder ab 4 Jahren. Beginn 14:30 Uhr! festival

ehem. syna go ge

sc hella c kabend

Der 1. Juli steht in der Seedose ganz unter dem Motto „Musik aus dem Trichter“: „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Veronika, der Lenz ist da“, Bubikopf, Charleston, Börsenkrach prägen diese Zeitepoche, die Comedian Harmonists, Zarah Leander, Marlene Dietrich, feierten Welterfolge. Beginn: 19:30 Uhr. Tischreservierungen unter 0650 / 475 10 89, Eintritt frei! musik

23. 07.

seedose

pre-p arty

Beatpatrol PreParty auf zwei Floors: Wer kann wohl besser auf das zweitägige Beatpatrol-Festival einstimmen als die Goa-Größen „Infected Mushroom“ und neben ihnen der britische Drum`n`Bass-DJ und Produzent „Ed Rush“? Wohl kaum jemand! Ermäßigung gibt es mit Beatpatrol Zwei-Tages-Pass und weitere Infos unter: www.beatpatrol.at - The Beat Goes On! party

ware house

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