LEADER Januar/Februar 2021

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Wirtschaft

Die Lichtzähmer aus dem Appenzellerland Der Urgrossvater von CEO Albert Zeller startete 1934 mit radioaktiven pharmazeutischen Produkten. Heute beliefert die RC Tritec AG aus Teufen die ganze Welt mit Nachleuchtpigmenten, vor allem für die Uhrenindustrie. Radioaktiv sind diese schon lange nicht mehr.

Albert Zeller, was tragen Sie für eine Armbanduhr? Im Moment trage ich eine Panerai Luminor 1950 10 Days GMT. Eine wunderbare Uhr mit vielen technischen Raffinessen und einer super Ablesbarkeit im Dunkeln. Ich nehme an, auch die Zeiger Ihrer Uhr leuchten nachts dank den Leuchtpigmenten «Made in Teufen»? Selbstverständlich! Jetzt bedienen Sie aber nicht nur die Uhrenindustrie mit Leuchtpigmenten, sondern auch weitere Branchen? Das ist so. Wir versuchen, möglichst jeden Kundenwunsch nach guter Sichtbarkeit im Dunkeln wahr werden zu lassen. Dies hat zu Produkten wie nachleuchtenden Fluchtwegmarkierungs-Schildern in Tunneln, im Dunkeln sichtbaren Garnen, leuchtenden Kunststoffen für den Spritzguss von Sackmesserschalen, Nuggis, Zifferblättern oder Dispersionsfarben für die Markierung von Pistenbegrenzungen geführt.

«Sogar unser Firmenname wurde in China kopiert und als Marke eingetragen.» Und wie setzt sich Ihr Produktportfolio anteilsmässig zusammen? Etwa die Hälfte unseres Umsatzes machen wir in der Uhrenindustrie. Der Rest setzt sich aus anderen Anwendungen im Bereich von nachleuchten Produkten, Dienstleistungen für die Pharmaindustrie und ionisierender Quellen zusammen. Wie hoch ist Ihr Anteil am Weltmarkt, sind Sie Marktführer? In der Uhrenindustrie darf man das so sagen. Wir haben das Privileg, die komplette weltweite Uhrenindustrie mit unseren Swiss-Super-LumiNova Pigmenten beliefern zu dürfen. Die LEADER | Jan.|Feb. 2021

einzige Ausnahme bildet der japanische Markt, der von unserer Partnerfirma Nemoto aus Japan bedient wird. Und wieviele Prozente Ihrer Produktion gehen ins Ausland? Etwa die Hälfte unserer Nachleuchtpigmente wird mengenmässig exportiert. Diese Pigmente werden dann hauptsächlich in asiatischen Regionen direkt bei Unterlieferanten der Uhrenindustrie auf Komponenten wie Zifferblatt und Zeiger aufgebracht. Früher wurde Radium, dann Tritium für die Uhrenleuchtfarben eingesetzt, beide sind radioaktiv. Ist das heute noch so, oder aus was setzt sich ein solcher Nachleuchtstoff zusammen? Unsere Nachleuchtpigmente sind heutzutage absolut ungefährlich. Es handelt sich dabei um keramische Kristalle, die mit seltenen Erden dotiert werden. Die Radioaktivität hat in Anwendungen dieser Art glücklicherweise seit mehr als 30 Jahren ausgedient. Kann man heute das ganze Farbspektrum nachleuchtend haben, oder sind hier noch physikalische bzw. chemische Grenzen gesetzt? Was die Körperfarbe bei Tageslicht anbelangt, so können wir praktisch jeden Farbwunsch unserer Kunden erfüllen. Vom tiefsten Schwarz bis hin zu irgendwelchen speziellen Holztönen ist alles möglich. Im Dunkeln haben wir bis jetzt acht verschiedene Nachleuchtfarben in drei Qualitäten entwickelt. Wir arbeiten aber ständig daran, gerade auch diese Palette für unsere Partner zu erweitern. Ihr Urgrossvater Albert Moritz Zeller hat das Unternehmen 1934 als «Radium Chemie Zeller» gegründet. Mit welchen Produkten ist er gestartet? Damals fand die Radioaktivität vor allem in pharmazeutischen Produkten wie Trinkkuren Anwendung. Im gleichen Atemzug wurden wir in den 30ern auch einer der vielen Anbieter


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