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Wirtschaft
Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit Die Varioprint AG in Heiden feiert 2020 ihr 50-Jahre-Jubiläum. Mit seiner Innovationskraft gehört das Ausserrhoder Unternehmen zu Europas führenden Leiterplattenherstellern. Das unterstreichen einerseits Auszeichnungen wie der «Unternehmerpreis Ostschweiz», der «Swiss Technology Award» oder der «Entrepreneur Of The Year»Preis, andererseits die Tatsache, dass der Leiterplattenhersteller seit einem halben Jahrhundert in einem hart umkämpften Markt erfolgreich bestehen kann. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat Eigentümer Andreas Schmidheini sein Unternehmen nun in jüngere Hände übergeben.
1970 ging die Varioprint aus der HWB Wolfhalden hervor. Anfänglich bedruckte sie Schilder und Plastikmappen. In Zusammenarbeit mit Industriekunden wie Zellweger Uster, Cerberus oder Alcatel wurden aber bereits kurz nach der Gründung die ersten gedruckten Schaltungen hergestellt. Schnell stellten sich erste Erfolge ein, was die Eigentümer veranlasste, den steigenden Bedarf in einem Neubau am heutigen Standort zu produzieren. 1987, 1999, 2003, 2007 und 2009 wurde dieser sukzessive erweitert. Ein Zehntel hat überlebt 1993 folgte eine Zäsur: Wegen der Wirtschaftskrise stand das Unternehmen kurz vor dem Konkurs. Die junge Geschäftsleitung um den von extern dazugestossenen Sanierer Andreas Schmidheini (*1957) übernahm die Varioprint AG in einem Management-Buy-out und rettete die 85 Arbeitsplätze. Es sei ein Risiko gewesen, sagte Schmidheini damals zum «Tagblatt»: «Wir waren aber vom Potenzial der Firma und der Belegschaft überzeugt.» Heute erinnert er sich: «Zu jener Zeit gab es in Europa noch rund 2 000 Leiterplattenhersteller. Heute sind es nicht mal mehr 200.» Das zeigt, wie gross der Konkurrenzdruck geworden ist und in welchem Ausmass sich die Fertigung von Leiterplatten nach Asien verlagerte. Unter der neuen Leitung startete das Unternehmen durch: Nach nur sechs Jahren – 1999 – hatte sich der Umsatz verdoppelt und die Belegschaft auf 125 Mitarbeiter erhöht. Heute sind es gegenüber damals 145 mit dem dreifachen Umsatz. Schmidheini über das Erfolgsrezept: «Wir sind bodenständig, zuverlässig und nahe beim Kunden. Wir setzen Bedürfnisse LEADER | Juni | Juli 2020
schnell um.» Gegenüber den grossen Mitbewerbern sei man beim Umsetzen von Ideen flexibler, kundenorientierter und entscheidungsfreudiger. 2020 nun könnte die Varioprint AG ihr 50-Jahre-Jubiläum feiern. Könnte: Auch ihr hat das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch Andreas Schmidheini ist keiner, der sich davon ins Bockshorn jagen lässt: «Wir haben die Jubiläumsfeierlichkeiten kurzerhand um ein Jahr verschoben.» Was er allerdings nicht verschoben hat, ist seine Nachfolge: Bereits seit 2016 läuft die Planung mit Einbindung aller Aktionäre.
«Wir haben die Jubiläumsfeierlichkeiten um ein Jahr verschoben.» Härtsch übernimmt Auf der Suche nach einem jungen, unternehmerisch denkenden Nachfolger wurde Schmidheini in der Person von Nicolas Härtsch fündig: Der Jurist und HSG-Absolvent aus Flawil (*1984) war u. a. CEO des familieneigenen Unternehmens Flawa, das 2017 wesentliche Teile an U.S. Cotton verkauft hat. Seit gut einem Jahr engagiert sich Härtsch nun bei der Varioprint, anfänglich als Leiter Corporate Services. Seit März leitet der Vollblutunternehmer zusammen mit Andreas Schmidheini die AG als gleichberechtigter Co-CEO. Ab Juli übernimmt Härtsch komplett.