Medijuana 70

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Nr. 70 5/2023 Okt-Nov

Medical & Harm Reduction Magazine

INZWISCHEN IN AMERIKA Legalizierung in der Praxis

DIE ERNTE IST NACH

Deutschland: Grünes Licht für Legalisierung

DAS NETZ ALS FALLE Ausweg aus der Onlinesucht

KENNE DEINE MEDIKAMENTE! Schadensminimierung mit Cannabis ist möglich

18+



Liebe Leute!

J

etzt dauert es wirklich nur noch ein paar Monate, und endlich kann jeder, dem danach ist, in Deutschland frei Cannabis anbauen. Im Zusammenhang damit liefert unser Autor erneut einen Überblick über die derzeitige Lage sowie über mögliche Abänderungen, mit denen die Betroffen bestimmt zu rechnen haben. Am interessantesten wird sein, wie sich die Zahl der registrierten Patient:innen entwickelt, und das ist auch die wichtigste Frage für die ersten Jahre. Sowie, in welcher Weise es gelingen wird, jene Situation zu lösen, wenn einige Bundesländer – wie beispielsweise Bayern – trotz der Legalisierung auf Bundesebene auf kommunaler Ebene weiterhin verbietende oder zumindest einschränkende Maßnahmen einführen. Die Situation der Patient:innen ist insbesondere unter dem Gesichtspunkt der anbaubaren Menge interessant, doch wie

IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Petra Bedő, Jack Pot, Tamás Kardos, Josef König Übersetzung: Eva Zador Design: Judit Bódi Coverbild: Sweet Seeds Orange Apricot Glue XL Auto® Herausgeber: Medijuana Publishing GmbH 1050 Wien, Franzensgasse 11/1 E-Mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

die Behörden jeweils auf spezielle Situationen reagieren werden, wirft ebenfalls zahlreiche Fragen auf. Zum Beispiel, wenn in einer Familie ein oder beide Elternteile Cannabis konsumieren und auch zu Hause anbauen, dabei aber die Gesetze befolgen. Wie wird man in diesem Fall bestimmen können, ab wann der Cannabis-Konsum der Eltern als problematisch gilt und damit ein behördliches Einschreiten begründet ist. Selbstverständlich ist es ein großer Unterschied, wenn es sich bei dem Elternteil um eine/n Cannabis-Patient:in handelt und der Konsum einer größeren Dosis THC keine Passion ist, sondern eine Notwendigkeit. Wenngleich es Personen gibt, die der Ansicht sind, dass die Anwendung von Cannabis eigentlich in jedem Fall medizinisch ist, der Unterschied nur darin liegt, ob sich die betreffende Person sich dessen bewusst ist oder ihr Konsum in Wirklichkeit durch eine nicht diagnostizierte Krankheit oder einen mentalen Zustand motiviert ist. Da ist durchaus viel Wahres dran, vor allem, wenn man an die meist nicht diagnostizierte PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) oder an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) oder andere mentale Erkrankungen denkt, oder aber an die Rolle von Cannabis im Prozess der Trauerarbeit, was ebenfalls eine sehr häufige Lebenssituation ist. Obwohl Deutschland nicht das erste europäische Land ist, das den Anbau von Cannabis erlaubt, ist es eine Tatsache, dass es das größte unter diesen Ländern ist und als solches die europäische Politik stark beeinflusst, und wir hoffen, dass ihm bald auch andere auf dem Kontinent folgen werden. Gabor Holland

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX BARNEY’S FARM

30–33

CANNA

U2

CULTIVA HEMPEXPO

13

GM-PLANTS

9

LUCY’S RAUSCH

12

MEDIJUANA CBD

U4, 11, 17, 23

MEDIJUANA WEBSHOP

27, U3

NACHTSCHATTEN VERLAG

40

NEAR DARK

7

SWEET SEEDS

36–37

XPERT NUTRIENTS

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die InhaberIn des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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INHALT CANNA+GLOBE DIE ERNTE IST NACH 4–5 Ampel-Regierung gibt grünes Licht für Legalisierung WÄHRENDDESSEN IN DEN USA

6–7

DAS NETZ ALS FALLE Suche nach einem Ausweg aus der Onlinesucht

8–11 4

MEDI+GREEN STARTSCHUSS FÜR BÜRGERINITIATIVE ZUR LEGALISIERUNG VON MEDIZINALHANFBLÜTEN IN ÖSTERREICH MEHR ALS NUR EINE FREIZEITDROGE Die Heilwirkungen von THC werden unterschätzt

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6

12 15

MEDIZIN FRAGWÜRDIGE QUALITÄT BEI CBD-ÖL Auch wir können zur Verbesserung beitragen

16–17

DOSIERUNG VON CBD-ÖL Wie viel CBD brauche ich?

18–19

12

DOSIERUNG V VON CBD-ÖL (TEIL 2) 22–23 Mit einer niedrigen Dosis beginnen und langsam steigern 8 30 26

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INHALT MEDI+GREEN 25

WAS MACHT CANNABIS MEDIZINISCH? Eine komplexe Antwort auf eine scheinbar einfache Frage

Gesunde Fette unterstützen die Absorption 26 15

NATÜRLICHES ODER SYNTHETISCHES CBD?

28 WIE KANN DIE EFFIFIZIENZ VON CBD-ÖL GESTEIGERT 16

WERDEN? Gesunde Fette unterstützen die Absorption

MEDIZIN 30–31

KENNE DEINE MEDIKAMENTE! Schadensminimierung mit Cannabis ist möglich

VOLLBUT 25

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RED MIMOSA XL AUTO Ertragreich und aromatisch, mit einem Hauch von Lila

36–38

WEDDING CAKE „Einmal Blütentorte mit reichlich Harz Zuckerguss, bitte!“ 28

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CANNA+GLOBE

Die Ernte ist nach

Ampel-Regierung gibt grünes Licht für Legalisierung

Jeder Grower weiß: Hanf-Keimlinge wachsen manchmal langsam. So verhält es sich in Deutschland mit dem Cannabis-Gesetz (CanG) in Deutschland. Die Blüte- und Erntezeit naht: Die Legalisierung ist auf dem parlamentarischen Weg, es kann nicht mehr viel schief gehen.

D

ie Ministerriege der deutschen Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP hat am 16. August 2023 einem Gesetzentwurf zugestimmt, der eine Teillegalisierung des Cannabis-Anbaus und -Konsums vorsieht. Der Gesetzentwurf geht im Herbst ins Beratungsverfahren des Deutschen Bundestag, in dem die Parteien der Ampel-Regierung über die Mehrheit verfügen. Der Bundesrat wird beraten, ist aber nicht zustimmungspflichtig. Die Hanfszene hofft auf wesentliche Änderun-

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gen, bis das Cannabis Gesetz (CanG) am 1. Januar 2024 in Kraft treten kann. Der 160 Seite lange Gesetzentwurf von Karl Lauterbach (SPD) sieht unter vor, Cannabis im Betäubungsmittelgesetz von der Liste der verbotenen Substanzen zu streichen. Für Volljährige ab 18 Jahre soll der Besitz von 25 Gramm erlaubt sein. Zudem können Privatpersonen mit bis zu drei Pflanzen selbst Cannabis anbauen. In neu zu gründenden „nichtgewerblichen“ Cannabis-Clubs mit bis zu 500 Mitgliedern soll zudem für den privaten

Konsum Cannabis angebaut werden dürfen. Die Abgabe soll für Mitglieder auf 25 Gramm pro Tag und 50 Gramm pro Monat beschränkt werden. Das Produkt darf ausschließlich an Mitglieder abgegeben werden. Der Konsum ist jedoch in den Vereinsräumen und in deren Nähe nicht gestattet. Räume und Grundstücke der Cannabis-Clubs müssen umzäunt und einbruchssicher gestaltet werden, Gewächshäuser brauchen einen Sichtschutz. Jeder Verein soll ein Gesundheits- und Jugendschutzkonzept erstellen


und einen Sucht-und Präventionsbeauftragten benennen müssen, der sich schulen lassen und regelmäßige Auffrischungsschulungen machen muss. Die Bundesländer entscheiden aber selbst, ob sie solche Anbaugruppen zulassen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will zudem Obergrenzen für den Konsum des Rauschmittels beim Autofahren vorlegen. Ziel der Bundesregierung ist es, „die Qualität von Cannabis zu kontrollieren und den illegalen Cannabis-Markt einzudämmen“. Das Gesetz soll zu einem verbesserten Gesundheitsschutz beitragen, die cannabisbezogene Aufklärung und Prävention stärken, den Kinder- und Jugendschutz stärken. Das Bundesgesundheitsministerium wird mit einer Kampagne, Jugendliche und junge Erwachsene auf die Gefahren von Cannabis hinweisen. Die christlich-demokratische Opposition wird indes nicht müde, gegen die CannabisFreigabe anzukämpfen. Cannabis könnte auch der Einstieg in den Konsum harter Drogen sein, ist das nicht mehr ganz tau-frische Argument der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Silvia Breher, die den Kabinettsbeschluss als „schweren Fehler“ bezeichnete. Erst im zweiten Schritt nach Eigenanbau und Cannabis-Vereinen soll der regulierte Verkauf in Modellregionen erprobt werden. Gerade im größten Bundesland NordrheinWestfalen (NRW) bewerben sich immer mehr Städte wie Köln oder Dortmund als solche Cannabis-Vorzeigestädte. Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) lehnt aber die Legalisierung von Cannabis grundsätzlich ab. Eine gesetzliche Grundlage steht noch aus. Unklar bleibt, ob die Städte bei ablehnender Haltung durch die Landesregierung überhaupt am Modellversuch teilnehmen können. Innerhalb der schwarz-grünen Landesregierung herrscht in dieser Frage keine Einigkeit. Während Innenminister Herbert Reul (CDU) neben Laumann als Hardliner gegen die Legalisierung gilt, ist Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) dafür.

Eines scheint sicher: Die erste legale Ernte ist den Deutschen bald vergönnt. Das CanG muss nach Unterschrift durch den Bundespräsidenten auch im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Solange bleibt Cannabis verboten wie bisher. Positive Nachrichten kamen aus den USA: Die Aussicht auf eine mögliche Lockerung der Cannabis-Gesetze auf Bundesebene treibt die Aktien der Hersteller an. Das US-Gesundheitsministerium hat nach einer elfmonatigen Überprüfung die Neuklassifizierung von Cannabis als Substanz mit geringerem Risiko empfohlen. Marihuana ist in den USA auf Bundesebene illegal, obwohl fast 40 Bundesstaaten seinen Konsum in gewissen Formen legalisiert haben. Die Neuklassifizierung gilt als erster Schritt zu einer umfassenderen Legalisierung. Erfreulicherweise stellt sich die deutsche Justiz auf die bald kommende Legalisierung ein: Der Prozess gegen die "Hanfbar" in Braunschweig ist laut NDR-Bericht endgültig abgeschlossen. Das Landgericht Braunschweig hatte den Prozess Ende August wegen Geringfügigkeit endgültig eingestellt. Im Gegenzug haben die beiden angeklagten Hanfbar-Betreiber darauf verzichtet, rund 33000 Euro Bargeld sowie sichergestellte Waren zurückzufordern. Das Amtsgericht München hat vier Jahre nach einer Großrazzia das Verfahren wegen Beihilfe zum unerlaubten Drogenhandel gegen einen Verkäufer von Hanftee, CBD-Haschisch und Cannabis-Öl eingestellt. Er musste 300 Euro Geldauflage bezahlen. Das Amtsgericht Landshut hat ein Verfahren wegen Drogenhandels gegen den Geschäftsführer eines Hanfladens ausgesetzt.

text: von Josef König


CANNA+GLOBE

W

Währenddessen in den USA

ährend wir hier in Europa darauf warten, dass es endlich eine Regierung gibt, die in der Lage ist, eine einigermaßen sinnvolle Legalisierung einzuführen, hat in den USA mehr als die Hälfte der Bundesstaaten Cannabis bereits legalisiert. Während auf Bundesebene Cannabis weiterhin illegal ist und einige Bundesstaaten, wie etwa Texas, eine Legalisierung auch gar nicht planen, haben die Bürger:innen des benachbarten Colorado das Recht, darüber anders zu denken. Im Übrigen nennt man genau das Demokratie, wenn der Wille der Mehrheit geltend gemacht wird, unabhängig davon,

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ob die Mehrheit recht hat. In der Demokratie geht es nämlich nicht um die Wahrheit, sondern um den Willen der Mehrheit. Wenn also die Mehrheit der Ansicht ist, dass der Konsum von Cannabis überhaupt nicht unter Strafe gestellt werden sollte, dann müsste man die diesbezüglichen Gesetze in einem demokratischen Rechtsstaat dementsprechend modifizieren und nicht der Mehrheit erklären, dass ihre Ansichten falsch sind. Die Ermächtigung und die damit einhergehenden Rechte und Mittel wurden dem Staat nicht deswegen erteilt, damit er uns erklärt, was für uns gut wäre,

sondern, damit er das organisiert und vollzieht, was wir sagen! In den Vereinigten Staaten interessiert es die Leute nicht, was die Republikaner von der Legalisierung oder die Demokraten vom Waffenbesitz halten. Es zählt nämlich, was die Mehrheit denkt. So kann Cannabis in Colorado legal und im benachbarten Texas illegal sein. Übrigens ist, wenn man in Texas startet und dann durch New Mexico, Arizona, Nevada und Kalifornien ganz bis Oregon reist, nichts davon zu sehen, wie unterschiedlich die Regulierungen von Cannabis in diesen Staaten sind. In Texas gibt es an den Autobahnen


ebenso Plakate mit Cannabis-Blättern, nur machen dort Rechtsanwälte Reklame für ihre Dienstleistungen, falls man wegen Konsums angeklagt wird, während in Nevada CannabisShops Werbung dafür machen, wie viel Rabatt man beim ersten Kauf oder als registierte/r Cannabis-Patient:in bekommt. Trifft man in einer Stadt ein, bemerkt man die Cannabis-Fachgeschäfte dank der strengen Werbevorschriften kaum. Die Schaufenster oder Fassaden der Shops sind meist schlicht gehalten, es ist fast gar nicht zu erkennen, dass es sich dabei um ein CannabisFachgeschäft handelt. Das Design ist überaus vielfältig, vom Shop, der an die Zeit der Hippies erinnert, über den östlichen Laden im buddhistischen Style bis hin zum Cannabis-Shop, der aus einer Bäckerei umgestaltet wurde, gibt es alles. Letzterer existiert wirklich und trägt den Namen The Bakery, und wir sind tatsächlich auf der Hauptstraße von Fort Bragg im Mendocino County an ihm vorbeigelaufen, als wäre es eine Bäckerei. Was aber in allen Shops fast identisch ist, das ist der Service. Ich war in meinem Leben nur in wenigen Läden, die so kundenorientiert waren und wo ich einen derart umfassenden Service bekommen habe. In Europa ist nicht einmal das unbedingt selbstverständlich, dass die Verkäufer:innen alles über die einzelnen Produkte, Herstellerfirmen oder den Herkunftsort der Produkte wissen, doch wir waren sogar in einem Shop, dessen Eigentümer seine Mitarbeiter:innen regelmäßig zu Konferenzen über medizinisches Cannabis schickt, damit sie über den neuesten Forschungsstand, Therapien und Produkte informiert sind, all das natürlich auf Kosten der Firma. Währenddessen diskutieren wir hier, mitten in Europa, darüber, ob ein erwachsener Mensch in seinem eigenen Haus zu seinem eigenen Gebrauch überhaupt Cannabis anbauen darf, als ob das auch nur irgendjemanden außer die mit ihm zusammen Lebenden etwas anginge.

text: von G. Holland


CANNA+GLOBE

Das Netz als Falle

Suche nach einem Ausweg aus der Onlinesucht

Heute besteht kein Zweifel mehr daran, dass der zwanghafte Gebrauch von Informationsmitteln und das ständige Onlinesein ähnliche Symptome hervorrufen, wie die Drogenabhängigkeit. Abhandengekommen ist, ähnlich wie beim Drogenmissbrauch, auch das gesunde Gleichgewicht. Bewusster Gebrauch und Schadensbegrenzung helfen, und bereits bieten kommerzielle Unternehmen Rehabilitation im Dienste der digitalen Entgiftung an.

I

n einer Episode der Kultserie Black Mirror wird jede kollektive Interaktion online bewertet. Wer uns im Lift anlächelt, bekommt ein paar Punkte auf sein Profil. Drängelt jemand im Café, gibt es einen Abzug. Alle sind User des sozialen Netzwerks, das auf der Grundlage von Bewertungen eine Art modernes Kastensystem in der Gesell-

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schaft herausbildet. Mit der entsprechenden Punktzahl eröffnen sich Möglichkeiten, einen günstigeren Kredit zu bekommen, eine bessere Stellung oder Immobilie zu erhalten und somit seine Popularität zu steigern. Und schließlich scheint auch der Lifestyle der oberen Zehntausend zum Greifen nah. Mehrere negative Bewertungen können den

Beginn einer Abwärtsspirale sein und leicht finden wir uns an der Peripherie wieder. Als gesellschaftlich marginalisierter Paria können wir kaum jemals wieder unseren früheren Status erreichen. Die Stärke dieser Episode von Black Mirror, die uns eine bedrückende Welt zeigt, liegt darin, dass das gezeigte Bild der Zukunft zum Greifen nahe ist und die


befindet sich vorläufig im Testbetrieb. Genannt wird es „Gesellschaftliches Kreditsystem“, und wenn alles nach Plan läuft, wird es 2020 starten. Bis dahin kann man freiwillig teilnehmen. Grundgedanke ist hier – einem kommunistischen Staat würdig – das begeisterte Befolgen der Systemideologie und deren euphorische Verbreitung. Wenn man als nützliches Zahnrädchen rechtzeitig seine Steuern zahlt, sich durch seinen Lebensstil, seine Hobbys und politischen Äußerungen als guter Untertan erweist, erhält man zur Belohnung einen Einkaufsgutschein, wird bei Reisen bevorzugt abgefertigt und kann sogar ein Visum nach Europa erhalten. Wenn man jedoch regierungskritische Inhalte teilt, vielleicht sogar zu viel Zeit mit als schädlich beurteilten Videospielen verbringt, kann man mit der allerniedrigsten Punktezahl rechnen. Dies ist bisher nur die Probephase, einmal in Betrieb genommen werden sicherlich noch eine Vielzahl weiterer Äußerungen staatlich sanktioniert werden. Aus westlicher Sicht mag man glauben, dass dieses System, das fatal an den „Großen Bruder“ erinnert und die Privatsphäre vernichtet, für uns keine Bedrohung darstellt. Vielleicht stimmt das auch. Wir neigen jedoch dazu, zu vergessen, dass wir online Tag für Tag freiwillig mitspielen, auch wenn der Staat uns nicht dafür belohnt, sondern nur die chemischen Reaktionen in unserem Gehirn.

Bewusstes abhängig werden

nötigen Instrumente zur Realisierung schon jetzt zur Verfügung stehen. Ausgangspunkt für diese Episode ist ein reales Modell. Es wird gegenwärtig in China aufgebaut und

Sean Parker, ausgestiegener Mitbegründer von Facebook, gab Ende letzten Jahres unumwunden zu, dass die Oberfläche des bekanntesten sozialen Netzwerks mit Absicht so gestaltet wurde, dass sie den User immer länger bindet, ihn quasi abhängig macht. Nach Parkers Erklärung führten die Schöpfer bewusst Likes ein, um eine Bestärkung durch die Community zu schaffen, die der User

nach einer Zeit einfordern wird. Facebook verschaffte mit den Likes, den Kommentaren und dem Teilen dem Gehirn praktisch einen Dopaminschub. Populäre geteilte Inhalte, eine Vielzahl von Kommentaren und Likes wirken auf die Instinkte des Users, der ebenfalls einen ähnlichen virtuellen Erfolg erzielen möchte und sich schlecht fühlen wird, wenn seine Posts zu schnell in Vergessenheit geraten. „Jagd nach Likes“ nennt man eine solche Betätigung. Am Ende der Timeline kann jeder zahlreiche Beispiele dafür sehen, wie die Bekannten um die Beschaffung der täglichen Dosis von Likes kämpfen. Im vergangenen Dezember beschäftigten sich außer dem zurückgetretenen Mitbegründer auch die Forscher von Facebook in einen Blogpost mit den potenziellen Schäden an der mentalen Gesundheit durch soziale Medien. Natürlich wollten sie die User nicht dazu bewegen, unverzüglich ihre Profile zu löschen und sich eine weniger riskante Betätigung zu suchen. Sie nutzten die Gelegenheit, um Neuentwicklungen vorzustellen, die negative Einflüsse durch Facebook verringern sollen. Der Verursacher der Sucht also, die durch seine schädlichen Aktivitäten entstanden ist, schuf diese Schäden gleich einer Onlineschadensbegrenzung. Dieser Schritt ähnelt, wenn man eine Parallele zum Cannabis ziehen will, einem Coffeeshop, der weniger riskante Sorten – beispielsweise mit weniger THC und mehr CBD – in den Vordergrund stellt, und für ihren Konsum anstelle eines Joints den Vaporizer propagiert.

Entgiftung Facebook wäre natürlich dumm gewesen, als Erstes Anwendungen für den maßvollen Gebrauch zu schaffen. Es gibt schon Apps auf dem Markt, welche die Onlinezeit reduzieren und auf ihre Optimierung abzielen. Dazu zählen die 2013 entstandenen

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CANNA+GLOBE

Entwicklungen der Firma Kovert. Das Unternehmen beschäftigt auch Psychologen, Neurologen und Philosophen, welche die Verbindung von menschlichem Verhalten und Technologien analysieren. Der Firmengründer wurde von Studien motiviert, welche die schädlichen Auswirkungen eines übertriebenen Internetgebrauchs analysieren. Sie zeigen unter anderem, dass die sozialen Medien narzisstische Neigungen fördern, der übermäßige Gebrauch von Smartphones Schlafstörungen verursachen bzw. bei Kindern die Empathie verringern kann. Grundlegend beschäftigt sich die Firma mit Forschungsarbeiten, aber es gibt auch Produkte, beispielsweise ein intelligentes Schmuckstück, das dafür sorgt, dass wir nur dann Benachrichtigungen bekommen, wenn sie wirklich wichtig sind. Die Firma führte auch ein Experiment zum Entzug von digitalen Gadgets mit 35 Personen durch, für die Technologie im Zentrum stand. Nach drei Tagen ohne Gadgets und Internet wandten sich die Versuchspersonen mit größerem Interesse einander zu und ihre Körpersprache zeigte größere Offenheit an. Der Blickkontakt verbesserte sich, sie sprachen mit größerem Selbstvertrauen und Empathie und zeigten größere Bereitschaft, tiefere Kontakte zu knüpfen. Durch die direkte Teilnahme an den Gesprächen konnten sie 10

sich auch an mehr Details erinnern und die Qualität des Schlafs verbesserte sich. Eine der überraschenden Ergebnisse im Experiment war, dass die TeilnehmerInnen mehr Bereitschaft zeigten, bei ihrer Arbeit oder im Privatleben entscheidende Veränderungen in Angriff zu nehmen. Viele schworen, in Zukunft gesünder zu leben. Das erreichten ein paar Tage Gadgetentzug!

Rückkehr in die Wirklichkeit Anders ist die Situation, wenn wir nicht freiwillig auf unser Telefon oder Gadget verzichten, sondern wir Opfer eines Diebstahls werden. Schon, wenn wir einmal unser Smartphone zu

Hause vergessen, wird klar, in welchem Maße unser Leben schon mit der Onlinewelt verwoben ist. Wenn unser Telefon, das Korrespondenz, Kontakte, Fotos und Aktivitäten in den sozialen Medien, oder sogar unsere am besten gehütete Geheimnisse enthält, in unbefugte Hände gerät, würden wir alles tun, um es wieder zu beschaffen. Wenn unsere Fantasie nicht dazu ausreicht, uns vorzustellen, wie man unsere Daten missbrauchen kann, helfen ein paar Episoden von Black Mirror auf die Sprünge. Obwohl es Möglichkeiten gibt, die persönlichen Daten sichern zu können, zeigt sich in einem solchen Fall, dass unsere Symbiose mit intelligenten Geräten zu stark ist. Gibt es einen Ausweg aus dem ewigen Gadgetrausch? Nach Ansicht von Spezialisten für Technologieabhängige muss zunächst die Zeit, die man mit diesen Geräten verbringt, reduziert werden, damit wir mehr Aufmerksamkeit für das Geschehen in der wahren Welt und die persönlichen Kontakte aufbringen können. Es kann hilfreich sein, sich Regeln aufzustellen, bei bestimmten Tätigkeiten nicht zu elektronischen Gerätschaften zu greifen und ihren Gebrauch zu gewissen Tageszeiten vollkommen zu unterlassen. Wie bei der Bekämpfung von übermäßigem Drogengebrauch kann es auch sehr hilfreich sein, sich realistische Ziele zu setzen und sie Schritt für


Schritt zu erreichen. Ziel ist gewöhnlich nicht, Virtuelles vollkommen zu verbannen, sondern nur, nicht jeden Augenblick mit Scrollen in den sozialen Medien und dem Lesen unserer E-Mails zu verbringen, auch beim Essen am Tisch und im Schlafzimmer. Das Starren auf die Hintergrundbeleuchtung des Telefons in den Stunden vor dem Einschlafen ist der direkte Weg zu einer Schlafstörung. Wenn wir uns eine Woche an einen verminderten Be-

trieb halten können, sind wir schon auf einem guten Weg. Hilfreich sein können auch bestimmte Phasen, ähnlich der trockenen Monate bei Alkoholikern, oder der Austausch mit SchicksalsgenossenInnen, um an der digitalen Entgiftung zu arbeiten. Wie bei den Drogen entsteht durch den Einzug der Gadgets ein Gefühl der Leere oder der Begierde. Daher ist es sinnvoll, sich eine Ersatzaktivität auszudenken, die ein angenehmes Gefühl verschafft

und die Entzugserscheinungen lindert oder sogar vergessen lässt. Wer spürt, dass er ohne fremde Hilfe nicht in der Lage ist, den Kampf mit dem virtuellen Entzug zu führen und über das nötige Geld für eine Veränderung verfügt, kann sich auch in ein internetfreies Hotel zur Rehabilitation zurückziehen. Bei der irischen Hotelkette Westin kann man für ein schönes Sümmchen das Wellnesspaket Digital Detox buchen. Die BesucherInnen geben bei der Anmeldung ihr Mobiltelefon an der Rezeption ab und verbringen ihre Zeit, statt mit chatten und scrollen, mit Zeitung lesen, Massagen und Spaziergängen. Auf den ersten Blick eine seltsame Geschäftsidee, für den Entzug von Dienstleistungen einen Aufpreis zu verlangen. Die Tatsache aber, dass immer mehr solcher Angebote erscheinen, spricht für die Realität des Gadgetproblems. Wenn wir nicht in die Falle des Internets geraten wollen, müssen wir über unsere virtuellen Aktivitäten vom Smartphone bis hin zu den sozialen Medien nachdenken, und wenn wir sehen, dass sie auf Kosten der Aktivitäten im wirklichen Leben – oder unserem sogenannten Offlinedasein – gehen, müssen unbedingt die nötigen Schritte folgen.

Text: von Tamás Kardos


MEDI+GREEN

Startschuss für Bürgerinitiative zur Legalisierung von Medizinalhanfblüten in Österreich

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ie Cultiva-Messe in Österreich markiert nicht nur einen Treffpunkt für Interessierte und Fachleute, sondern auch den Beginn einer wegweisenden Bürgerinitiative, die von der ARGE CANNA ins Leben gerufen wurde. Diese Initiative setzt sich für eine Neuregelung der Verwendung von

Medizinalhanfblüten in Österreich ein. Das Hauptanliegen besteht darin, das bestehende Verschreibungsverbot gemäß der Suchtgiftverordnung zu überdenken und zu reformieren. Dabei soll das österreichische Modell sich an den in Deutschland bereits erfolgreich umgesetzten Regelungen orientieren.

Die Befürworter dieser Initiative unterstreichen die zahlreichen medizinischen Vorteile, die Cannabisblüten im Vergleich zu isolierten Reinsubstanzen bieten. Ein Blick über die Grenze zeigt, dass Deutschland bereits seit 2017 positive Erfahrungen mit einer solchen Regelung sammelt. Dies stellt Österreich in den Schatten, da es im europäischen Vergleich in dieser Hinsicht noch zurückliegt. Die Verfechter der Initiative sind der Meinung, dass es im besten Interesse der Patienten liegt, in enger Zusammenarbeit mit ihren Ärzten die optimale Behandlung auswählen zu können. Darüber hinaus könnten durch die Liberalisierung und Öffnung des Marktes für Medizinalhanfblüten auch wirtschaftliche Impulse für das Land generiert werden. Abschließend rufen die Initiatoren den Nationalrat dazu auf, sich nicht von veralteten Vorstellungen leiten zu lassen. Stattdessen sollten aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und erfolgreiche internationale Modelle als Grundlage für eine moderne und patientenorientierte Regelung in Österreich dienen.



10 ARGUMENTE FÜR CBD Zehn Argumente, warum sich immer mehr Menschen für CBD zur Gesundheitsvorsorge, Schmerzlinderung und Angstlinderung entscheiden:

1.

CBD gelöst in Hanfsamenöl ist extrem reich an Mineralien, Flavonoiden und Terpenen.

2.

Die Ethanolextraktion bewahrt andere nützliche Inhaltsstoffe der Hanfpflanze (Terpene, Phytocannabinoide). Natürliches organisches Hanfsamenöl hat eine positive physiologische Wirkung, verbessert die Durchblutung und unterstützt das reibungslose Funktionieren des Immunsystems.

3.

Im Gegensatz zu THC, dem bekanntesten Cannabinoid, hat CBD keine bewusstseinsverändernde Wirkung! Es verursacht keine Euphorie und macht nicht high, aber es hilft dem Körper, seine eigenen inneren Cannabinoide effizienter zu verwenden.

4. Die ersten unglaublichen Heilungsgeschichten ermutigten die PatientInnen, da sie keine psychoaktiven

Effekte, Nebenwirkungen oder gar die Strenge des Gesetzes fürchten mussten. CBD ist legal in den EULändern!

5.

CBD verhindert, dass der Körper den Cannabinoid-Neurotransmitter Anandamid absorbiert, der für die Regulierung von Schmerzen notwendig ist. Erhöhte Anandamidspiegel in der Blutbahn können die Menge an Schmerzen reduzieren, die von einer Person empfunden wird.

6. CBD kann auch Entzündungen des Gehirns und des Nervensystems begrenzen, was für Menschen, die unter Schmerzen oder Schlaflosigkeit leiden, von Vorteil sein kann.

7.

Hilft effektiv bei der Behandlung von psychischen Störungen. Forscher*innen resümierten die Ergebnisse, nach denen CBD im Fall von Schizophrenie, sozialen Angststörungen, Autismus-Spektrum-Störung (ASD), Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Angst, bipolarer Störung, Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) und dem Tourettesyndrom empfohlen wird.

8. CBD lindert Heißhunger und Angst als Symptome der Sucht und verringert Stresshormonspiegel und Herzfrequenz.

9. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) entfernte Cannabidiol (CBD) von der Liste der verbotenen Sub­

stanzen am 10. Januar 2018, in der Erkenntnis, dass es ein risikofreier Schritt ist, weil es ein nichtpsychoaktiver Bestandteil von Cannabis ist, der eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen hat. Seine krampflösenden, entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkungen werden von vielen Athlet*innen gelobt. Es wurde als eines der wirksamsten Medikamente bei der Behandlung von entzündlichen Symptomen, Schmerzen und körperlicher Anstrengung genannt, mit denen sich Weltklasse-Athlet*innen regelmäßig konfrontieren.

10. Ein attraktives Merkmal bei der Verwendung von CBD ist die einfache Verfügbarkeit des Produkts, die Verfügbarkeit unabhängiger Forschungen und die medizinische Empfehlung.

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MEDI+GREEN

Mehr als nur eine Freizeitdroge Die Heilwirkungen von THC werden unterschätzt Auch wenn in den letzten Jahren CBD quasi aus dem Wasserhahn fließt, stellen die Erfahrungen von Erkrankten die verbreitete Ansicht infrage, dass es bei der Linderung von Symptomen die Hauptrolle spielt. PatientInnen berichten, dass THC ein bedeutendes medizinisches Potenzial in sich birgt. Mehr als die meisten glauben.

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as Aufkommen und die Verbreitung von CBD-Produkten führte zu einer vollkommen neuen Situation. Zum Erkennen möglicher Einsatzgebiete haben neben wissenschaftlichen Untersuchungen auch die Erfahrungen vieler PatientInnen beigetragen. Zu seiner Erfolgsgeschichte trug bei, dass CBD, anders als THC, keine bewusstseinsverändernde Wirkung hat. An einen rekreativen Gebrauch ist also nicht zu denken. Folglich erlauben die Gesetze in vielen Ländern den Konsum, stellen aber die Verwendung in Lebensmitteln unter Kontrolle. Die ersten unglaublichen Heilungsgeschichten motivierten viele Erkrankte zur Einnahme von CBD, da sie weder mit psychoaktiven Wirkungen, Nebenwirkungen oder Strafen rechnen mussten. Subjektive Berichte und irreführende Nachrichten in den Medien führten dazu, dass im Hype um das CBD in der öffentlichen Meinung nur Cannabissorten mit einem hohen CBD-Gehalt und allenfalls geringen Spuren von THC als medizinisch eingestuft werden. In der Folge wird allgemein CBD als einziger Inhaltsstoff des medizinischen Cannabis angesehen, den die PatientInnen benötigen. Diese falsche Ein-

schätzung ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern stigmatisiert auch die Erkrankten, deren Symptome zum THC-Konsum zwingen. Mithilfe einer neuen Erhebung dürfte es nun möglich sein, diesen populären Irrglauben zu korrigieren. Forscher der Universität von New Mexico analysierten die ReleafApp-Daten medizinischer CannabispatientInnen, um ihre Vorlieben herauszufinden. Die BenutzerInnen der App konnten die Art des konsumierten Produkts angeben (zum Beispiel Blüten oder Konzentrat), die Anwendungsform, die angewandten Cannabissorten und die Wirkungsweise auf die Symptome. In 27 Symptomkategorien wurde die Analyse von etwa 20.000 KonsumentInnendaten durchgeführt. Die PatientInnen gaben auf einer Skala von 1–10 die Wirkung auf ihre Symptome an. Am häufigsten wurden Cannabisblüten konsumiert, die sich auch als am wirkungsvollsten bei der sofortigen Linderung der Beschwerden erwiesen. Es ist keine Überraschung, dass sich nach Auswertung der Daten als wichtigste Komponenten THC und CBD herauskristallisierten. Im Gegensatz zu der bis heute verbreiteten Ansicht offenbarte die Analyse, dass THC in einem beträchtlichen

Maße Linderung verschafft, obwohl es sicher mit mehr Nebenwirkungen einhergeht als CBD. „Die Alltagsweisheiten, die von der Presse und der Populärwissenschaft verkündet werden, dass nur CBD eine positive medizinische Wirkung in sich birgt, während THC nur zum Berauschen taugt, wird von den Ergebnissen nicht untermauert. Sie zeigen, dass dem THC in der Therapie eine größere Rolle zukommt als dem CBD. Nach unseren Untersuchungen scheint es, dass CBD nur eine geringe Wirkung entfaltet, während THC eine messbare Linderung der Symptome verschafft. Die Ergebnisse legen nahe, außer dem Hanf auch alle Cannabissorten mit sofortiger Wirkung neu zu kategorisieren, damit auch THC-haltiges Cannabis allgemein für medizinische Zwecken erhältlich wird“, sagte Untersuchungsleiter Jacob Miguel Vigil. Die Aktualität der Untersuchung ist nach Meinung der ForscherInnen auch dadurch gegeben, dass momentan auf dem Markt zahllose CBD-Präparate von recht geringer Qualität erhältlich sind, zu denen irreführende Angaben gemacht werden. Die Forschungsarbeit könnte ein erster Schritt dazu sein, dass neben dem CBD auch die medizinische Bedeutung des THC anerkannt wird. Jedoch bedarf es weiterer ähnlicher Analysen, um den alten Irrglauben aus der Welt zu schaffen. 15


MEDIZIN

Fragwürdige Qualität bei CBD-Öl Auch wir können zur Verbesserung beitragen

Bei zahlreichen CBD-Produkten schwankt die Qualität aufgrund fehlender Normen. Die Regierungen reagieren unterschiedlich, doch eine Lösung ist von ihnen ohnehin nicht zu erwarten. Wenn wir einige Punkte beachten, können wir durch unser Kaufverhalten dazu beitragen, dass künftig hochwertige Produkte den Qualitätsmaßstab bilden.

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BD ist heutzutage der bekannteste Inhaltsstoff von Cannabis. Laut einer kürzlich erstellten Umfrage hat jede/r fünfte erwachsene AmerikanerIn es schon einmal probiert, in der Hoffnung damit Schmerzen, Entzündungen und Angstbeklemmungen zu verringern. Auch Schlaflosigkeit wird damit bekämpft und auch sein kosmetisches Potenzial darf man nicht unterschätzen. Die steile Karriere des CBD hat auch das Ansehen von Cannabis verbessert, daher stellt es ein ernstes Problem dar, dass die Produktion von CBD und der Handel mit ihm in den meisten Ländern der Welt nicht geregelt ist. Der Markt wächst ständig, aber für die KonsumentInnen gibt es nur wenig zuverlässige Informationen über die Produkte. Die Behörden versuchen weltweit, dieses Problem in den Griff zu bekommen, es

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gibt aber keinerlei gesetzliche Regelungen. Mancherorts wird der Handel als Lebensmittelzusatz eingeschränkt und CBD nur für Medikamente zugelassen. In Italien versucht man jetzt, CBD-haltige Hanfblüten, die über Nacht populär geworden waren, zu verbieten und weitere Länder könnten folgen. Schwer vorhersehbar, was die Zukunft für den europäischen CBD-Markt bringen wird, doch schauen wir in die USA, wo die Regulierung schon Formen annimmt.

Abweichender CBD-Gehalt und Verunreinigungen Die FDA, die amerikanische Food and Drug Administration, veranstaltete im vergangenen Jahr eine öffentliche Anhörung von Sachverständigen zur Reglementierung von

CBD. Als größtes Problem wurden dabei die Verunreinigungen in den CBD-Produkten genannt. Bei Laboruntersuchungen hatte man in zahlreichen Produkten Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle, Bakterien und andere nicht weiter spezifizierte Chemikalien gefunden. Das zweite ernsthafte Problem sind irreführende Etikettierungen. Mehr als zwei Drittel der CBD-Produkte wiesen bei der Untersuchung fehlerhafte Informationen über den Wirkstoffgehalt auf. Der CBD-Gehalt lag teilweise über, teilweise unter dem angegebenen Wert und auch das THC überschritt oft die erlaubten Werte. Solange die KonsumentInnen keine verlässlichen Informationen erhalten, ist nicht auszuschließen, dass sie Produkte mit einer nicht erwünschten Konzentration anwenden. Nur gut, dass man sich damit keinen Schaden zufügen kann.


Die Hersteller müssen die KonsumentInnen zufriedenstellen und deshalb können sich die KäuferInnen für eine höhere Qualität einsetzen, wenn sie ein paar Punkte beachten.

Finde die minimale Dosierung heraus! Nach den bisherigen Erkenntnissen geht vom CBD keinerlei Risiko raus, da es weder über bewusstseinsverändernde noch den Organismus schädigende Wirkungen verfügt. Eine Überdosierung ist auch bei sehr großen Mengen (600–800 mg) nicht möglich, allerdings können bei einer solchen Dosierung in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten Nebenwirkungen auftreten. Ebenfalls ist dann eine Einschränkung der Heilwirkung zu befürchten. Da CBD-Produkte momentan ziemlich teuer sind, sollte man nicht sofort mit einer hohen Dosis zu beginnen, da möglicherweise eine geringere Menge zur Linderung der Symptome genügt. Wenn wir so die richtige Dosierung finden, schonen wir auch unseren Geldbeutel. Neben dem materiellen Gesichtspunkt empfiehlt sich eine geringere Anfangsdosis auch aus Sicherheitsgründen. Man beginne mit ungefähr 10 mg pro Tag und wenn sich das als zu wenig erweist, kann man die Dosierung stufenweise erhöhen, bis die gewünschte Wirkung ein-

setzt. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir Öl von niedrigerer oder höherer Konzentration zu uns nehmen, doch ist es ratsam, statt reinem CBD Extrakte zu wählen, die das volle Spektrum enthalten. Mehrere Untersuchungen sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Produkte, die das volle Spektrum – nämlich auch andere Cannabinoide außer CBD – enthalten, in den meisten Fällen wirkungsvoller sind. Man sollte also diese Produkte bevorzugen.

Bleib bei der bewährten Qualität! Ein ebenfalls wichtiger Punkt ist, dass der Hersteller mit Laboruntersuchungen belegen kann, dass seine Produkte wirklich den angegebenen CBD-Gehalt erreichen und frei von Verunreinigungen sind. Man darf nicht vergessen, dass die Ergebnisse jeweils für eine bestimmte Menge Öl gelten und deshalb regelmäßige Untersuchungen nötig sind. In Oregon gelten beispielsweise sieben Kilo Blüten als Bezugseinheit, sind sie verarbeitet, muss erneut getestet werden. In Indiana müssen die Hersteller die Untersuchungsergebnisse auf ihren Produkten mit einem QR-Code belegen. Die Produkte können auch bestimmte Gütesiegel erhalten, für die der Hersteller Nachweise erbringen muss. In Europa findet man oft als organisch dekla-

riertes CBD-Öl. In den USA ist die Klassifizierung „organisch“ bei Hanfprodukten nicht zugelassen, stattdessen kann man bei CBDÖl die Auszeichnung „GMP“ (good manufacturing practices) finden. Manche Hersteller erbringen auch Zeugnisse über die ethische Produktion und die Nachhaltigkeit. Wenn die Mehrheit der KonsumentInnen auf die Einhaltung der genannten Kriterien achtet, trägt sie mit dazu bei, dass auf dem Markt bald nur noch CBD-Öl in einer einwandfreien Qualität vertrieben wird.

Text: von Tamás Kardos


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Dosierung von CBD-Öl Wie viel CBD brauche ich?

Die richtige Dosierung von CBD variiert von Person zu Person. Das liegt daran, dass sich bei jedem das Endocannabinoid-Systems in einem anderen Zustand befindet. Dieses ist ein physiologisches System im Körper, das bei der Entwicklung und Behandlung der meisten bekannten Krankheiten eine wichtige Rolle spielt. Wenn das System nicht richtig funktioniert, kann das für die Gesundheit erforderliche Gleichgewicht gestört sein. Die richtige CBD-Dosis für den Körper wird nicht – wie bei einigen medikamentösen Behandlungen – von Gewicht oder Alter bestimmt.

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as Endocannabinoid-System reguliert unter anderem die Funktionen des Immunsystems, des Verdauungssystems und des Nervensystems. CBD kann das Endocannabinoid-System unterstützen und sicherstellen, dass es weiterhin ordnungsgemäß funktioniert. Beginne am besten mit einer niedrigen CBD-Dosis und erhöhe die Dosis dann langsam, bis du das gewünschte Ergebnis erzielst. Du musst auf den Körper hören

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und beobachten, ob du eine Veränderung bemerkst. Im Allgemeinen machen viele den Fehler, CBD nur kurze Zeit anzuwenden. CBD wird oft bei Problemen eingesetzt, die sich im Laufe von Jahren angehäuft haben. Bei chronischen Erkrankungen ist fast immer eine Langzeitanwendung, z. B. mit Anti-epileptika nötig. Oftmals stellen sich bereits behandelte Symptome wieder ein, wenn die Behandlung mit CBD abgebrochen wird. Die Verwendung von CBD

führt häufig zu einem raschen Abklingen der Beschwerden, doch muss man dem Körper genügend Zeit geben, damit er sich regenerieren kann. Es ist ein weiterer häufiger Fehler, dass manche Menschen aus Furcht vor einer hohen Dosis nicht genügend CBD verwenden. Die Substanz ist ungiftig, es gibt keine Überdosis, daher kann sie bedenkenlos in größeren Dosen eingenommen werden, auch von Kindern, wie klinische Forschungen belegen.


Beginn der CBD-Dosierung und die Einstellung Beginnen wir mit einer kleinen Dosis CBD und beobachten die Reaktionen unseres Körpers 1–3 Wochen lang. Da Cannabinoide im Fett gespeichert werden, dauert es ungefähr so lange, bis CBD vom Körper aufgenommen wird und zu wirken beginnt. Dies ist wichtig zu wissen, da bei der Verabreichung von Cannabis ein sogenannter „Glockenkurveneffekt“ auftritt, der auch als zweiphasiger Effekt bezeichnet wird. Cannabisverbindungen haben wie Koffein zweiphasige Eigenschaften, was bedeutet, dass niedrige und hohe Dosen derselben Substanz entgegengesetzte Wirkungen ausüben können. Bei niedrigen Dosen stimuliert CBD und bei hohen Dosen sediert es. Es sind bei normalen Dosen von CBD keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt, aber Arzneimittelwechselwirkungen bei höheren Dosen können problematisch sein. Übermäßiges CBD kann weniger wirksam sein als eine moderate Dosis. Bei der Cannabis-Therapie verfährt man häufig nach dem Grundsatz „Weniger ist mehr“. Dies bedeutet, dass Cannabis die beste therapeutische Wirkung hat, solange die Dosis erhöht wird und der/ die PatientIn die optimale Dosis nicht erreicht. Erhöhungen darüber hinaus können die therapeutischen Wirkungen verringern und Nebenwirkungen verursachen. Das Herausfinden der optimalen Dosis ist für die PatientInnen wichtig, da Cannabis nicht wie ein herkömmliches Medikament verabreicht werden kann. „Cannabis-Therapien sind personenbezogen. Kein Arzt kann Ihnen die individuell richtige Dosis mitteilen, aber er kann Ihnen helfen, die richtige Therapie zu entwickeln. “ (Dr. Dustin Sulak) Wenn die Wirkung nach einer Zeit aussetzt oder sich zu verringern scheint, kann das bedeuten, dass die für den/die Patienten/ in optimale Dosis überschritten wurde. Cannabinoidrezeptoren können funktionsunfähig werden, wenn zu viele Cannabinoide in das System eingebracht werden. Ein sogenannter Neustart oder Spülen (wash out) kann dazu beitragen, die Rezeptoren wieder zu sensibilisieren. Beispielsweise kann man nach 3 Wochen Gebrauch von Cannabis oder CBD-Öl 4–5 Tage lang spülen. In dieser Zeit wird die Verwendung von CBD-Öl (Cannabis) vollständig eingestellt. Der Neustart kann mit einer niedrigeren Dosis, bis zur Hälfte der bisherigen Dosis, unternommen werden, da die Rezeptoren nun viel empfindlicher sind, sodass mit einer niedrigeren Dosis der gleiche Effekt erzielt werden kann. Es dauert ungefähr 1–3 Wochen bis sich wieder die volle Wirkung der vorherigen

Dosierung entfaltet. Wenn du sie also zu schnell erhöhst, bemerkst du das vollständige Ergebnis nicht und du erhöhst die Dosis erneut. Dadurch staut sich im Laufe der Zeit CBD an und beispielsweise bei autistischen Kindern, die sehr empfindlich sind, stellen wir fest, dass eine Überdosierung von bis zu ½ mg sie aus dem therapeutischen Fenster fallen lässt (dem Dosisbereich, in dem CBD therapeutisch wirksam ist). Fangen wir also sehr niedrig an. Wenn mit einer Dosis überhaupt kein Ergebnis erzielt wird (überhaupt keine Wirkung, selbst die kleinste positive Änderung wird als Ergebnis betrachtet), kannst du die Dosis erhöhen und in gleicher Weise vorgehen. Wenn sich etwas ändert, bleiben wir mindestens drei Wochen oder länger bei dieser Dosierung, bis wir eine klare Vorstellung davon gewonnen haben, wie die Dosis wirkt. (In schweren Fällen kann man die Dosis natürlich schneller erhöhen.) Die Dosis wird dann nach dem gleichen Verfahren weiter heraufgesetzt. Wenn du damit kein besseres Ergebnis erzielst, kehrst du zur vorherigen Dosis zurück. Sobald die positiven Effekte verschwunden sind, startest du die Dosierung erneut (zwei oder mehr Tage ohne Öl) und beginnst erneut mit der Dosis, die zuerst gute Ergebnisse erzielt hat, je nachdem, wie lange du die Dosis verwendet hast, welche die Rezeptoren „gesättigt“ hat. Gehen wir davon aus, jemand verwendet ein Öl mit 3 mg/Tropfen Wirkstoff und erhöht die Dosis alle 3–4 Tage. Wenn der Körper sie aufgenommen hat, liegt er möglicherweise einige Tropfen über dem Punkt, der sich bisher als ideal erwiesen hatte, sodass er unter Umständen zu einer viel geringeren Dosis zurückgehen muss. Man kann immer langsam und vorsichtig zu größeren Dosen zurückzukehren und damit die „Grenzen des therapeutischen Fensters“ finden.

Nehmen wir an, jemand bekommt 11 mg und steigert langsam (1 mg/Tag). Wenn wir eine Verringerung der therapeutischen Wirkungen oder erste Anzeichen einer Verschlechterung sehen (etwa bei 20 mg), kennen wir den therapeutischen Bereich, in dessen Grenzen experimentiert werden kann. Wir stellen fest, dass es möglich ist, zur vorherigen Stufe zurückzukehren und dort zu bleiben, wenn die Dosis erhöht wird und mit den neuen Dosen keine besseren Ergebnisse erzielt werden. Wahrscheinlich liegt irgendwo dort die richtige Dosis. Ein Patient hat seit langer Zeit 16 mg/ Tag erhalten und sein Zustand beginnt sich zu verschlechtern. Daraus können wir schließen, dass dem Körper bei jeder Einnahme ein wenig mehr verabreicht wurde als er benötigt, und es lange gedauert hat, bis sich diese vielen kleinen zusätzlichen Dosen im Organismus eingelagert haben, daher muss man wahrscheinlich wieder auf 14 oder 15 mg umstellen. Wenn man die Dosierung zu schnell anhebt, basiert der aktuell erreichte gute Effekt auf einer früheren niedrigeren Dosis. Man muss also länger bei einer Dosierung bleiben. Nach medizinischen Beobachtungen ist es nach dem Neustart möglich, die Therapie mit der Hälfte der letzten Arbeitsdosis wieder aufzunehmen und noch bessere Ergebnisse erzielen. Forschungsdaten zur Dosierung sind in der Regel rein informativ und dienen nur als Richtlinie. Jede Dosierung ist individuell. Es gibt unter keinen Umständen eine vorherbestimmbare Dosis. Es gibt therapeutische Bereiche, innerhalb derer bei einigen Krankheiten genaue Anhaltspunkte gegeben werden können, dennoch muss jeder seine individuelle Dosis finden.

Text: Ungarische Vereinigung für medizinisches Cannabis

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Dosierung von CBD-Öl (Teil 2) Mit einer niedrigen Dosis beginnen und langsam steigern Die meisten Dosierungsempfehlungen stimmen darin überein, dass es ratsam ist, mit einer kleinen Menge zu beginnen und eintretende Änderungen zu beobachten. Deren Ausmaß entscheidet über die nachfolgende Dosierung. Der allgemein akzeptierte Bereich der therapeutischen Dosis beträgt 0,1 mg/kg bis 25 mg/kg pro Tag.

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annabinoide werden im Fettgewebe des Körpers gespeichert. Es dauert drei Wochen, bis die Wirkung einer veränderten Dosierung vollständig beurteilt werden kann – sei es eine Steigerung oder Senkung. Erst nach Ablauf dieser drei Wochen, wenn wir ein klares Bild von der Wirkung dieser Dosis auf den Patienten/die Patientin haben, können wir eine weitere Erhöhung vornehmen. Wenn wir dabei keine weitere Besserung der Symptome beobachten, kehren wir in den Bereich zurück, in dem zuvor eine Verbesserung beobachtet wurde, also zur vorherigen Dosis und bleiben dann dabei. Nach einer Weile, wenn sich der Patient/ die Patientin stabilisiert hat und wir erneut eine höhere Dosis versuchen möchten, können wir diese wieder erhöhen und genauso vorgehen. Diese Methode bietet eine gewisse Garantie dafür, dass wir die ideale Dosis („Sweet Spot“) nicht überschreiten, was sogar zu einem möglichen Wiederauftreten früherer Symptome führen könnte.

Dosierung nach Körpergewicht Wenn der Patient/die Patientin rechnerisch 20 kg wiegt, kann die tägliche Dosis zwischen 20 kg x 0,1 mg = 2 mg und 20 kg x 25 mg = 500 mg liegen. Dieser signifikante Mengenunterschied kann als großes therapeutisches „Fenster“ verstanden werden, in dessen Rahmen der/die PatientIn eine tägliche Gesamtdosis von 2 bis 50 mg in drei Teildosen erhalten 22

kann. Der Ausgangspunkt liegt bei 2 mg/Tag und von diesem kann man sich langsam nach oben tasten. Es sind Fälle bekannt, in denen die ideale Dosis bei PatientInnen weniger als 1 mg täglich betrug, besonders bei PatientInnen, die neurologisch „empfindlich“ sind. Zeigt sich bei den oben genannten niedrigsten Dosen kein Ergebnis, kann es ratsam sein (besonders wenn die Symptome zunehmen), die Menge zu reduzieren, statt sie zu erhöhen. In beiden Fällen ist es sehr wichtig, die verabreichte Dosis und ihre Auswirkungen aufzuzeichnen. Dieses Tagebuch wird in Zukunft sehr nützlich sein, wenn die Dosierung neu gestartet wird und man die optimale Dosis finden will. Unabhängig von der Anfangsdosis wird die Dosierung immer auf die gleiche Weise erhöht. Man wartet nach jeder Erhöhung mindestens 4–5 Tage und beobachtet die Reaktion des Patienten/ der Patientin. Bei Menschen, die nicht in der Lage sind, zu kommunizieren, oder beispielsweise bei PatientInnen mit Epilepsie, die nicht jeden Tag Anfälle haben, kann es noch länger dauern. Möglicherweise benötigt man mehr Zeit, um festzustellen, ob sich der Zustand verbessert hat. In manchen Fällen lohnt es sich, 10–12 Tage zu warten. Wenn wir in keinem Bereich positive Reaktionen erzielt haben – vielleicht nicht unbedingt bei dem Symptom, bei dem wir eine Verbesserung erwarten –, fahren wir mit der nächst höheren Dosis fort. Stellt man jetzt eine

positive Veränderung fest (möglicherweise bei Schlafmuster, dem Appetit, Verhaltensproblemen oder sogar ein allgemeines Gefühl des „Wohlbefindens“), bleibt man für 3 Wochen bei dieser Dosis. Es ist wichtig, zu beachten, dass jede Änderung der Dosierung der eingenommenen Medikamente die Stimmung und/oder den klinischen Zustand des Patienten/der Patientin verändern kann. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich die Symptome für ein oder zwei Wochen (oder sogar länger bei Medikamenten wie Benzodiazepinen) verschlechtern, bevor das Gleichgewicht wiederhergestellt ist. Man sollte versuchen, die Dosierung der Medikamente nicht zu verändern, bis man ein stabiles und klares Bild der Wirkung des Öls erhalten hat. Es ist schwierig, Veränderungen bei PatientInnen richtig zu beobachten, wenn sich mehrere Faktoren gleichzeitig ändern. Beim Absetzen von Medikamenten muss man immer sehr langsam vorgehen, um nicht zu riskieren, dass mit einem schnellen „Entzug“ gute Ergebnisse verloren gehen. Die Einnahme einer Vielzahl von Medikamenten kann für den Körper Stress bedeuten und die Entzugserscheinungen können sogar gravierend sein. Man sei sich dessen bewusst und recherchiere zu diesem Thema. Das Finden der idealen Dosis kann zeitaufwendig und oft frustrierend sein. Wenn wir sehr gründlich und geduldig sind, können wir diesen Prozess verkürzen und so eine effiziente Zeitinvestition erzielen.


Die Verwendung von CBD-Öl ist in Ungarn legal und die Einbeziehung des behandelnden Arztes/der behandelnden Ärztin ist nicht nur möglich, sondern wird dringend empfohlen. In jedem Fall sollte der Arzt/die Ärztin wissen, welche anderen Arzneimittel sein Patient/seine Patientin verwendet. Es ist wichtig, diese zu kennen und genau unter die Lupe zu nehmen. Jeder wird ermutigt, seinen Arzt/seine Ärztin einzubeziehen und mit ihm/ihr zusammenzuarbeiten, um die Dosis zu ermitteln, die für ihn am besten geeignet ist.

Krebs Es gibt keine genauen Dosierungen für die verschiedenen Krebsarten, aber basierend auf medizinischen Empfehlungen und Untersuchungen liegt die empfohlene Tagesdosis zwischen 30 und 1.500 Milligramm. Exakte Dosierungen zu empfehlen und nachgewiesene Wirkungen zu versprechen, ist eine Irreführung der PatientInnen. CBD sollte nicht gleichzeitig mit den Krebsmedikamenten (Chemotherapie) eingenommen werden, sondern im Abstand von mindestens 2–3 Stunden (manchmal, in Absprache mit dem Arzt, mit einer Pause von bis zu einem Tag), um die potenziellen Risiken durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auszuschließen. Eine solche Kur sollte am besten mit Extrakten mit einem höheren

Wirkstoffgehalt (1.500–5.000 mg) durchgeführt werden, da sie höhere CBD-Konzentrationen enthalten und so die Verabreichung höherer Dosen ermöglichen.

Epilepsie Daten aus mehreren klinischen Studien belegen, dass die wirksame Dosis bei PatientInnen mit schwerer, unbehandelbarer Epilepsie bei 20 bis 25 mg/kg/Tag beträgt. Diese Menge beträgt bei einem durchschnittlichen Kind von 25 kg etwa 500 mg/Tag. Da das Gesetz derzeit den Anbau von hochwirksamen Cannabispflanzen (5–15 %) in Ungarn nicht zulässt und die Herstellung von CBD-Produkten aus Industriehanf (1–2 %) die Verwendung großer Mengen an Rohstoffen erfordert, können diese Extrakte derzeit eine ernsthafte finanzielle Belastung für die PatientInnen und deren Familien darstellen. Der Durchschnittspreis für ein Produkt mit 500 mg CBD beträgt 29 Euro. In diesem Fall können die monatlichen Kosten für die CBD-Therapie schnell bis zu 870 Euro erreichen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass so große Mengen an CBD nicht immer erforderlich sind, dies die gute Nachricht. Nach klinischen Studien wurden nur 9 % der ProbandInnen anfallsfrei. Es gibt jedoch medizinische Beobachtungen, die zeigen, dass mit viel weniger CBD größere Erfolge erzielt werden können. Nachfolgend wird der

Fall eines amerikanischen kleinen Mädchens geschildert, das nach nur wenigen Monaten CBDBehandlung eine fast vollständige Anfallslinderung (98 % Reduktion) erreicht hat. Im Fall von Maddie, einem amerikanischen Mädchen mit Lennox-Gastaut-Syndrom, der durch die Weltpresse ging, wurde CBD-Öl zum Preis von 100 US-Dollar für die Behandlung in den ersten zwei Monaten gekauft. Eine Flasche Öl enthielt 2.000 mg CBD. In diesem Fall wurden 33 mg pro Tag gegeben. Nach der zuvor zitierten Forschungsarbeit wäre von 25 mg/kg, das heißt 875 mg für ein 35 kg schweres Kind, auszugehen gewesen. Maddie erhielt nur einen Bruchteil dieser Dosis (weniger als 4 % davon). Und wenn eine so geringe Dosis so gut funktioniert, ist es möglicherweise nicht notwendig, große finanzielle Opfer zu bringen. Was ein Segen für viele finanziell angeschlagene Familien wäre. Wichtig ist es, zu beachten, dass die CBDDosierung in der Regel nicht vom Körpergewicht, Alter, Geschlecht oder der Art der Krankheit abhängt. Jeder Fall ist anders und jede Dosierung ist individuell. Dosierungsanweisungen und Erfahrung anderer PatientInnen können nur als Ausgangspunkte dienen! Text: Ungarische Vereinigung für medizinisches Cannabis

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PREIS GETEILT DURCH

MILLIGRAMM Tipps zur Wahl der richtigen Menge und Qualität

Die therapeutischen Wirkungen von Cannabis können vielfältig eingesetzt werden, und viele von ihnen machen überhaupt nicht high. In den letzten Jahren gerieten zunehmend stärkere Konzentrate, CBD-Produkte und ähnliche rauchfreie, innovative Erfindungen in den Fokus, denn viele Menschen möchten nur die Vorzüge genießen, ohne die Strenge des Gesetzes oder psychotrope Wirkungen des Produkts fürchten zu müssen. CBD, auch als Cannabidiol bekannt, ist eine von mehr als 120 Verbindungen, die als Cannabinoide bezeichnet werden und meist aus den Blättern und Blüten von Industriehanf extrahiert wird. Im Gegensatz zu THC, dem bekanntesten Cannabinoid, besitzt CBD keine bewusstseinsverändernde Wirkung. Dies liegt daran, dass CBD nicht dieselben Rezeptoren anspricht wie THC.

WIE WIRKT CBD AUF DEN ORGANISMUS?

Somit hat CBD keine psychotrope Wirkung, d. h. es verursacht weder Euphorie noch ein High-Gefühl, hilft aber dem Körper, seine eigenen inneren Cannabinoide effektiver einzusetzen. Einer Studie zufolge ist dies auf die Tatsache zurückzuführen, dass CBD nur eine minimale Wirkung auf das Endocannabinoid-System ausübt, jedoch andere Verbindungen im Endocannabinoid-System aktiviert oder hemmt. Zum Beispiel hindert CBD den Körper, den Cannabinoid-Neurotransmitter Anandamid zu absorbieren, der zur Schmerzbekämpfung benötigt wird. Ein erhöhter Anandamidspiegel im Blut kann Schmerzen verringern. Auf die gleiche Weise kann CBD auch Entzündungen im Gehirn und im Nervensystem begrenzen, wovon Menschen profitieren können, die unter Schmerzen oder Schlaflosigkeit leiden.

WIE VIELE TROPFEN AM ANFANG?

Jeder Mensch wird mit einem anderen EndocannabinoidSystem geboren, daher variieren auch die wirksamen CBD-

Dosen. Neben individuellen Unterschieden wird die verwendete Menge durch das Körpergewicht und das zu behandelnde Symptom beeinflusst. Im Allgemeinen ist es ratsam, mit einer niedrigen Dosis zu beginnen - fünf bis fünfzehn Milligramm pro Tag - und die Dosis langsam und kontinuierlich zu erhöhen, bis die gewünschte Wirkung eintritt.

SPARSAM SEIN UND AUF DEN WIRKSTOFFGEHALT ACHTEN! Vollspektrum-CBD-Öle sind nicht alle gleich. Neben CBD enthalten diese Produkte auch andere Wirkstoffe, hauptsächlich andere Cannabinoide und Terpene, welche die Wirkung beeinflussen und ergänzen. Es lohnt sich beispielsweise, die Analyse der Ungarischen Medizinischen Cannabis-Vereinigung zu betrachten, die 5%ige CBD-Öle getestet hat. Während der Anteil an CBD nahezu gleich ist, zeigt der Anteil an anderen Wirkstoffen bereits signifikante Unterschiede. Es kann ein oder zwei Jahre dauern, bis man das ideale Produkt und die ideale Dosierung gefunden hat. Die meisten Hersteller verkaufen stärkere Öle zu einem verhältnismäßig günstigeren Preis, um damit an die Sparsamkeit zu appellieren. Man sollte nachrechnen und den Preis durch Milligramm dividieren. So erfährt man, wie viel ein Milligramm CBD jeweils tatsächlich kostet. Übrigens: Man meide Öl ohne Wirkstoffgehaltsangabe in Milligramm!


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Was macht Cannabis medizinisch?

Eine komplexe Antwort auf eine scheinbar einfache Frage

Wenn es um die medizinische Verwendung geht, wird regelmäßig argumentiert, dass Cannabis dann medizinisch ist, wenn es überwiegend CBD enthält, da dieser Inhaltstoff die gesundheitlichen Vorteile ausmacht. 22 % THC und weniger als 1 % CBD. Das israelische medizinische Cannabiszentrum Tikun Olam verwendet auch verschiedene Sorten mit hohem THC- und niedrigem CBD-Gehalt. Nach ihren Angaben werden diese vorwiegend PatientInnen verabreicht, die zuvor ihre Schmerzen mit Opiaten gelindert haben.

Kontrollierte Qualität Eines der Hauptmerkmale von medizinischem Cannabis ist seine stabile und kontrollierte Qualität. Das bedeutet einerseits, dass es frei von Kontaminationen und Fremdsubstanzen ist, ebenso kann man als Kriterium festlegen, dass ein unveränderbares Cannabinoidprofil vorliegt. Für die PatientInnen ist die kontinuierliche Qualität am wichtigsten: Haben sie die für sie wirksame Sorte gefunden, wollen sie nicht weitersuchen, sondern diese langfristig anwenden. Um dies zu erreichen, empfiehlt es sich, eine Sorte zu kaufen, die nach medizinischen Standards produziert wurde.

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ir haben einige Argumente gesammelt, die zeigen, dass dem nicht unbedingt so ist. In den 1980er Jahren konnte man in den Vereinigten Staaten Cannabis noch nicht auf Rezepte besorgen, daher wurden die Opfer der damaligen AIDS-Epidemie bis Ende der 90er Jahre heimlich mit Marihuana von der Straße oder aus eigenem Anbau behandelt. Wenn wir nun die Frage stellen, ob diese PatientInnen Cannabis zur Freizeitgestaltung oder medizinischen Zwecken verwendet haben, müssen wir nicht lange über die Antwort nachdenken. Weniger klar ist jedoch, ob das von ihnen konsumierte Cannabis tatsächlich medizinisch war. Wann ist die gleiche Pflanze rekreativ und wann ist sie medizinisch?

Verwendungszweck Wir stimmen vielen Experten zu, dass sich der Begriff „medizinisches Cannabis“ nicht

primär auf die konsumierte Pflanze bezieht, sondern auf die Gründe, sie zu verwenden. So kann die gleiche Sorte dem Freizeitgebrauch des einen dienen, während sie bei dem anderen gesundheitliche Beschwerden lindert. Auf der anderen Seite gibt es Sorten, die speziell für bestimmte Symptome gezüchtet wurden und die sich bei den entsprechenden PatientInnen bewährt haben, womit wir zum nächsten Punkt kommen.

Anteil der Cannabinoide Es wird allgemein angenommen, dass medizinische Cannabissorten einen höheren CBDund einen niedrigeren THC-Gehalt aufweisen. Auch wenn das häufig der Fall ist, kann die medizinische Qualität nicht allein auf dieses Verhältnis reduziert werden, da sowohl CBD als auch THC eine breite Palette von medizinischen Eigenschaften aufweisen. Zum Beispiel hat Bedrocan®, die seit Langem in Europa am häufigsten verwendete Sorte,

Art der Anwendung Großen Einfluss auf die Absorption haben die Verwendungsrate und die Wirkdauer, unabhängig davon, ob Cannabis geraucht, verdampft oder als Öl verwendet wird. Obwohl Rauchen aufgrund seiner schädlichen Nebenwirkungen oft widerstrebend als medizinische Verwendung bezeichnet wird, halten viele PatientInnen es für die effektivste Form des Konsums, während andere auf Extrakte oder Öle schwören. Am besten findet jede/r PatientIn selbst die ihm angenehmste Art des Konsums heraus. Schließlich dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass es vor allem der Verbreitung von medizinischen Cannabisprogrammen zu verdanken ist, dass die Vorurteile gegen Cannabis abgebaut wurden. Wenn wir also die Frage stellen, wer neben den PatientInnen von medizinischem Cannabis profitiert, können wir voller Zuversicht sagen, dass es die gesamte Gesellschaft ist, und sich dies langsam auch weltweit durchsetzt. 25


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Eine Anleitung zur Auswahl des idealen CBD-Öls

Natürliches oder synthetisches CBD? Neben pflanzlichen Präparaten erscheinen auf dem Markt immer mehr Produkte mit künstlichem CBD. Niedrigere Preise können einen Kaufanreiz darstellen, bevor man sich aber entscheidet, sollte man klären, was man von welchem Produkt erwarten kann.

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annabinoide sind die bekanntesten Inhaltsstoffe von Cannabis. Da sie pflanzlichen Ursprungs sind, werden sie auch Phytocannabinoide genannt. Dank der Forschung kennen wir heute mehr als hundert Phytocannabinoide, aber der eigentliche Durchbruch bedeutet die Entdeckung des sogenannten internen Endocannabinoid-Systems. Nun wissen wir, dass Säugetiere selbst Cannabinoide produzieren, die bei wichtigen physiologischen Prozessen eine Rolle spielen. Dies hat uns geholfen, die Auswirkungen bestimmter Cannabinoide wie CBD und THC auf unseren Körper besser zu verstehen. Pflanzenextrakte enthalten normalerweise eine kleine Menge mehrerer Cannabinoide. Beispielsweise enthalten aus Hanf extrahierte CBD-Öle minimale Mengen an THC und anderen Cannabinoiden (in den Medijuana-Ölen sind dies z. B. CBG, CBC und CBN). Erhältlich ist auch „gereinigtes“, isoliertes CBD-Öl, das frei von allen anderen Cannabinoiden ist, sowie im Labor hergestelltes synthetisches CBD.

Vor- und Nachteile Da synthetisches CBD keiner Pflanzung, Verarbeitung und Extraktion bedarf, ist die Herstellung viel billiger, was sich auf den Preis des 26

Endprodukts niederschlägt. Der Hauptvorteil dieser Produkte besteht darin, dass der Wirkstoff, wie bei Arzneimitteln, in reiner Form, ohne andere Inhaltsstoffe vorliegt. Dies ist beispielsweise ideal für LeistungssportlerInnen, bei denen der Nachweis auch einer geringen Menge THC als Doping gilt. Über die Wirkung von synthetischem CBD ist nur wenig bekannt. Es gibt mehrere synthetische Analoga von CBD sowie synthetische Cannabinoide, die THC imitieren, diese sind auch als Designerdrogen bekannt. Es wurde aufgezeigt, dass sie sehr unterschiedlich auf das Endocannabinoid-System wirken. Daher kann es vorkommen, dass ein Produkt, das synthetisches CBD enthält, uns entgegen unserer Erwartungen anders beeinflusst als natürliches CBD. Um unerwartete Effekte zu vermeiden, verwenden klinische Studien CBD üblicherweise nicht in synthetischer, sondern in isolierter, kristalliner Form, die ebenfalls frei von anderen Cannabinoiden ist. Obwohl die Vorzüge in dieser Form klar erkennbar sind, hat die Erfahrung gezeigt, dass das „therapeutische Fenster“ (der Dosisbereich, in dem das CBD bei einer bestimmten Behandlung wirksam ist) sehr eng ist. Dies bedeutet, dass keine vorteilhaften physiologischen Wirkungen oberhalb oder unterhalb der geeigneten Dosis auftreten. ForscherInnen bezeichnen dieses

Phänomen auch als Glockenkurve. Wenn wir den Effekt von isoliertem CBD in einer Grafik darstellen, erhalten wir eine Glockenform: Mit zunehmender Dosis nimmt der Effekt allmählich zu, nach dem Höhepunkt nimmt er wieder ab. Es ist daher notwendig, die mittlere Dosis zu finden, die am effektivsten wirkt. Dies ist bei den meisten Krankheiten nicht ganz einfach, da das Endocannabinoid-System jedes Menschen unterschiedlich ist und daher unterschiedliche Dosen wirksam sind.

Die Lösung der Natur Die Erfahrung mit natürlichen CBD-Produkten ist eine ganz andere. Aus Hanf oder Cannabis gewonnenes Vollspektrum-CBD-Öl verfügt über einen sogenannten „kombinierten Effekt“. Kurz gesagt kommen in ihm CBD und andere Cannabinoide in geringen Mengen zusammen vor und sind wirksamer als reines CBD. Nach unserem Kenntnisstand erhalten wir die meisten vorteilhaften therapeutischen Wirkungen und das weiteste „therapeutische Fenster“ in dieser Form. Für alle, die keine LeistungssportlerInnen sind, sondern CBD-Öl gegen bestimmte Krankheitssymptome oder zur allgemeinen Vitalisierung anwenden, sind mit Sicherheit natürliche Vollspektrumextrakte die beste Wahl.



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Wie kann die Effizienz von CBD-Öl gesteigert werden? Gesunde Fette unterstützen die Absorption

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ehrere Studien belegen, dass die CBD-Konzentration im Blut zunimmt, wenn das Öl mit einer fettreichen Mahlzeit in den Körper aufgenommen wird. Experimente zeigen, dass die biologische Verfügbarkeit von Cannabidiol (CBD) bzw. CBD durch den gleichzeitigen Verzehr eines fettreichen Frühstücks multipliziert wird. Dies wurde durch eine placebokontrollierte Studie nachgewiesen: Zwölf ProbandInnen erhielten 1.500 Milligramm CBD auf nüchternen Magen beziehungsweise mit einem fettreichen Frühstück. Keine/r der TeilnehmerInnen hatte in den letzten zehn Stunden davor etwas gegessen. Das herzhafte Frühstück enthielt 900 Kalorien, diese nahmen die Proband­­Innen innerhalb von zwanzig Minuten zu sich. Das CBD wurde 30 Minuten nach Beginn des Frühstücks eingenommen.

Ergebnis Nach Einnahme von CBD ohne Frühstück stieg der CBD-Spiegel im Plasma um 330 Nanogramm/ml, bei der Einnahme nach dem Frühstück um 1.630 Nanogramm/ml. Dies bedeutet, dass sich die systemische biologische Verfügbarkeit von CBD nach dem Frühstück mehr als vervierfacht hat. Mit systemischer biologische Verfügbarkeit ist der Grad des CBD-Gehalts gemeint, der seine Wirkung im Blutkreislauf ausübt. 28

Erläuterung Die ForscherInnen erklärten, dass Fett die Ausscheidung von Gallensäuren erhöht. Gallensäure löst lipophile Substanzen, einschließlich der Cannabinoide. Gallensäure erhöht somit die Aufnahme von Cannabinoiden. Eine andere Erklärung ist, dass die meisten Cannabinoide über das intestinale Lymphsystem absorbiert werden, wenn sie gleichzeitig mit Fett eingenommen werden. Infolgedessen wird der Abbau von Cannabinoiden in der Leber verzögert.

Hinweis Fettreiche Lebensmittel sind nicht immer gefährlich und bestimmte Lebensmittel schützen dank ihrer gesunden Fettsäuren und wichtigen Nährstoffe das Kreislaufsystem und das Gehirn. Wenn du zum Frühstück eine gesunde, aber fettreiche Mahlzeit zu dir nehmen möchtest, um CBD-Öl besser aufzunehmen, probiere die folgenden Lebensmittel: • Joghurt enthält, zusätzlich zu seinem hohen Fettgehalt, Mineralien, probiotische Bakterien und hilft bei der Verdauung. • Nüsse enthalten gesunde Fette und Ballaststoffe, hervorragende Proteinquellen, aber auch Vitamin E, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren. Sie reduzieren das Risiko für Herzerkrankungen, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes.

• Avocados sind ebenfalls fettreich und enthalten mehr Fett als viele Lebensmittel tierischen Ursprungs. Sie wirken wohltuend auf das Herz und helfen durch ihre gesunden Fette auch bei den Symptomen der chronischen Arthritis (Arthrose). Besonders wertvoll ist, dass sie beim Verzehr mit anderen Lebensmitteln die Fähigkeit des Körpers verbessern, Nährstoffe aufzunehmen. Die Hälfte einer mittelgroßen Avocado enthält ungefähr 115–160 Kalorien. • Ein mittleres Ei enthält weniger als 5 Gramm überwiegend gesunde Fette. Trotz des hohen Cholesteringehalts sind Eier sehr gesund, schützen das Herz durch Erhöhung des HDL-Cholesterinspiegels und enthalten zudem Selen und Omega-3-Fettsäuren. Denk daran: Das Frühstück ist die Hauptmahlzeit. Guten Appetit! Wenn du Hilfe bei der Wahl des CBDÖls benötigst, das am besten für deine Ernährung und deinen Lebensstil geeignet ist, besuche unseren Webshop oder unsere Facebook-Seite mit weiteren nützlichen Informationen: www.cbd.medijuana.eu https://shop.medijuana.eu/ https://www.facebook.com/



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Kenne deine Medikamente! Schadensminimierung mit Cannabis ist möglich Ist es vorstellbar, dass der Anstieg des Graskonsums keine erschreckende Tendenz ist, sondern genau das Gegenteil? Kürzlich erschienene Forschungsarbeiten lassen darauf schließen, dass viele Menschen von gesundheitsschädlicheren Mitteln auf das relativ unbedenkliche Ganja umsteigen.

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n den Vereinigten Staaten haben die durchgeführten Legalisierungen das früher schon rege Geschäft mit dem Gras noch mehr belebt. Innerhalb von ein paar Monaten erschienen eine Menge neuer Marken auf dem Cannabismarkt und mit dem gesetzlichen Segen ist das Kiffen nun

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weitgehend akzeptiert. Die mit Werbung stimulierte Kauffreude, die ausgereifteren Methoden des Kiffens und der allgemeine Hype um die Pflanze lassen den Menschen das Ganja nun als um einiges unbedenklicher erscheinen als zur Zeit des Verbots. Sébastien Béguerie, Gründer von Alpha-CAT,

eines Labors, das Qualitätsproben an Cannabis durchführt, ging in seinem Vortrag auf dem Cannafest in Prag der Frage nach, ob dadurch nicht das Suchtrisiko verstärkt wird. Nach den neuesten Forschungsergebnissen stellt sich die Frage jedoch anders: Ist es möglich, dass die Verbreitung des


Cannabisgebrauchs die Abhängigkeit von gefährlicheren Mitteln verringert?

Von der Einstiegsdroge zur Ausstiegsdroge Bei der Beantwortung der Frage ging Béguerie von seinem Fachgebiet aus. Von den 141 aktuell bekannten Cannabinoiden im Marihuana hob er das CBD (Cannabidiol) hervor, das nach dem momentanen Kenntnisstand über die größte Palette therapeutischer Eigenschaften verfügt. Er bezog sich auf eine kalifornische Untersuchung aus dem Jahr 2009, die mit CannabispatientInnen durchgeführt wurde. Die Mehrzahl der Testpersonen benutzte Cannabis gegen Schmerzen und parallel zur Behandlung mentaler Symptome. Mehr als ein Drittel von ihnen ersetzte mit Gras die herkömmlichen Medikamente, zwei Drittel benutzten Cannabis statt Alkohol oder anderer Drogen. Zwei Drittel der PatientInnen berichteten über geringere Nebenwirkungen, ein Drittel über eine Verringerung der Entzugserscheinungen. Mit diesen Zahlen untermauerte Béguerie die schadensbegrenzende therapeutische Wirkung von Cannabis bei der erfolgreichen und risikoarmen Suchttherapie. Auf die Frage, wie die Sorten mit Cannabinoidprofil diese Ergebnisse zeitigten, fand der Fachmann für Qualitätskontrolle auch in der Fachliteratur keine Erklärung. Vermuten kann man jedoch, dass das CBD dabei eine wichtige Rolle spielt. Béguerie führte seine Forschungen fort. Im Jahr 2013 publizierte er seine Feststellung, dass heroinabhängige Ratten, die mit CBD behandelt wurden, nach weniger Heroin verlangten. Beim Abgleich mit früheren Referenzstudien über Cannabis und Suchttherapie kam er zu dem wichtigen und gleichzeitig traurigen Ergebnis, dass bisher nur 47 Personen an entsprechenden Untersuchungen teilgenommen hatten. Nicht nur die Zahl der Forschungsarbeiten sei deshalb zu erhöhen, sondern sie müssten auch breiter angelegt sein. Ein erster Lichtblick zeigte sich bereits: In der Fachzeitschrift Drug and Alcohol Review erschien im September 2015 eine Analyse der Ergebnisse von Forschungsarbeiten aus den Jahren 2011 bis 2012, bei welchen nun zum ersten Mal nicht nur eine Handvoll Menschen teilnahm, sondern 414 Personen. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen. In 80% der Fälle setzten die PatientInnen erfolgreich ihre rezeptpflichtigen Medikamente ab, in die bei – 52% der Fälle aufgrund einer Alkoholsucht, bei 32% aufgrund der Sucht nach unterschiedlichen Drogen eingenommen wurden – und ersetzten sie durch Marihuana. Denn Cannabis ist keine Einstiegsdroge, sondern eine Ausstiegsdroge, wenigstens kann man es bei unterschiedlichen Fällen des Drogenkonsums als effektives Mittel zur Schadensminimierung betrachten. Nach Angaben von Béguerie kann man bei den Nachrichten über den Anstieg des

Cannabiskonsums davon ausgehen, dass viele Menschen gefährliche Medikamente, Alkohol und andere Drogen gegen das weniger risikobehaftete Marihuana eingetauscht und sich so nicht nur von der Sucht, sondern auch von den Nebenwirkungen befreit haben.

Kenne deine Medikamente! Wie aber sieht es mit der Marihuanaabhängigkeit aus? Zwar sind die Entzugserscheinungen schwächer als bei rezeptpflichtigen Medikamenten oder Alkohol, dennoch steht für die Wissenschaft die Existenz einer Marihuanaabhängigkeit heute außer Frage. Hervorgerufen wird sie durch die reduzierte Wirkung des CB1-Rezeptors im Hirn. Die vom THC beim Grasrauchen ausgelösten Wirkungen schwinden, wenn die Einnahme gestoppt wird, allerdings treten Nebenwirkungen wie Angststörungen, Schlaflosigkeit, verringerter Appetit, Reizbarkeit oder Migräne auf. Ein Witz der Natur ist es jedoch, dass das im Marihuana enthaltene CBD diese Symptome wahrscheinlich ausgezeichnet lindert. Aber es sind noch zahlreiche Untersuchungen nötig, um dies zweifelsfrei zu bestätigen. Schon jetzt ist bekannt, dass CBD nicht toxisch ist, den Appetit nicht beeinflusst, Puls und Blutdruck nicht erhöht. Daher ist sein Genuss noch weniger bedenklich als der von natürlichem Cannabis. Am Ende seines Vortrags betrachtete Béguerie die Frage der Schadensminimierung von der anderen Seite. Wie sind die unangenehmen Begleiterscheinungen des Graskonsums

zu vermeiden? Hier erwähnte er den Konsum in Speisen, der wegen der langsamen Absorption eine vorsichtige Dosierung erfordert. Im Allgemeinen ist den KonsumentInnen bekannt, dass die Leber das THC abbaut, wenn es in den Magen gelangt ist, und dass daher eine größere Dosis nötig ist als beim Rauchen oder Vaporisieren, und trotzdem wird die nötige Menge oft zu hoch eingeschätzt. Als ein Vorteil der Legalisierung sind nun Lebensmittel mit standardisierten Inhalten erhältlich, was die Dosierung erleichtert und dem/der KonsumentIn erlaubt, seine/ihre persönliche Toleranzschwelle zu erkunden. Außerdem wurde die in Europa wenig bekannte „Dab“-Kultur erwähnt, bei der mit einer Wasserpfeife ein Konzentrat mit 90-prozentigem THC-Gehalt konsumiert wird. Dab verhalte sich zu Gras wie Crack zu Kokain, sagte Béguerie und merkte an, dass ein Zug von diesem Konzentrat dem Rauchen von zehn Joints gleichkomme. Es könne im Körper vollkommen ungewohnte Wirkungen hervorrufen und selbst bei einem erfahrenen Konsumenten zu Übelkeit führen. Genaue Kenntnis der Medikamente und der Cannabinoidprofile der Pflanzen, die man konsumiert, sowie natürlich der Dosierung sei erforderlich, sagte der Vortragende. Außerdem müsse man sicher sein, dass sie nicht verunreinigt sind. Firmen wie Alpha-CAT können durch Qualitätskontrollen bei Cannabis helfen, die Inhaltsstoffe zu analysieren.

Text: von Tamás Kardos


VOLLBUT

Red Mimosa XL Auto

Ertragreich und aromatisch, mit einem Hauch von Lila Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie eine Marihuana-Pflanze mit lila oder violetten Blüten aussehen könnte? Wir laden dich ein, weiterzulesen und den Schatz von Sweet Seeds zu entdecken: die Red Mimosa XL Auto.

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nter den selbstblühenden Sorten, die Sweet Seeds in diesem Jahr vorgestellt hat, ist die Red Mimosa XL Auto eine der interessantesten lila und grünen Cannabispflanzen, mit vollkommen einzigartigen Aromen und Farben. Nicht nur wegen der rötlichen Farbe der Knospen, sondern auch aufgrund ihrer reichen, die gesamte Knospe bedeckenden Trichom-Produktion. Ganz zu schweigen von dem rasanten Wachstum und der wundervollen Größe, die sie erreicht, denn die Pflanzen sind oft mehr als einen Meter hoch. Tauche ein in die wundervolle Welt dieser Pflanze, die sowohl die Expert:innen unter den Marihuana-Anbauer:innen wie auch begeisterte Anfänger:innen fasziniert. Die Pflanzen der Sorte Red Mimosa XL Auto sind mittelgroß und verfügen über eine herausragende mittlere Knospe, die – wie für die beste Indica-Genetik typisch – zahlreiche seitliche Knospen von gu-

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ter Größe ergänzen. In jeder Phase ihres Lebenszyklus liefert sie sehr gute Ergebnisse und eignet sich sowohl zum Indoor- wie auch zum Outdoor-Anbau. Die Pflanzen sind etwa 8 Wochen nach der Keimung zur Ernte bereit. Nach Möglichkeit ist der Gebrauch von organischen Düngern zu empfehlen, da diese einen sehr viel reineren und sanfteren Geschmack im Endprodukt hinterlassen. Die Anthocyane sind für die Farben dieser selbstblühenden Cannabis-Pflanze verantwortlich, somit ist das farbige Erscheinungsbild ein wichtiger Bestandteil der genetischen Eigenschaften dieses Stammes. Das bedeutet, dass die Pflanzen keine niedrige Temperatur benötigen, damit wir uns an diesen wundervollen lilafarbenen Knospen erfreuen können. Die Trichom-Produktion von ausgezeichneter Qualität ist ebenso ein wichtiges Merkmal, daher solltet ihr nicht versäumen, euch ein paar dieser Samen zu besorgen. (x)



MEDIZIN

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CBD-reiche Sorten

Black Jack CBD Sweet Seeds

Blue Dream CBD Humboldt Seed Organization

CBD Blue Shark Barney’s Farm

Gorilla Dinafem Seeds

Dinamed CBD Dinafem Seeds

Dinamed Kush CBD Dinafem Seeds

Early Amnesia CBD Dinafem Seeds

Green Crack CBD Humboldt Seed Organization

Green Poison CBD Sweet Seeds

Quick Dinamed CBD Dinafem Seeds

Red Pure Auto CBD Sweet Seeds

S.A.D. (Sweet Afgani Delicious CBD) – Sweet Seeds

CBD Critical Cure Barney’s Farm

Unsere Partner in der Unterstützung von Patienten: text: Szerző 35


VOLLBLUT

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in weiterer ungemein beliebter Strain aus der Süßspeisen-Abteilung der Cannabissorten ist Wedding Cake, die HanfHochzeitstorte aus Los Angeles, ursprünglich kreiert von Seed Junky Genetics. Deren Wedding Cake ist aber eine selektierte KlonPflanze, es gab sie nie als reine Samensorte zu kaufen, sondern nur als Bestandteil einer Kreuzung. Doch wie bei allen anderen „Clone only“-Sorten auch kann man als sehr gut vernetzter Cannabiszüchter an einen originalen Steckling von Wedding Cake gelangen, und es überrascht nicht, dass dies Derry, dem Inhaber und Breeder von Barney’s Farm, dank seiner exzellenten Kalifornien-Connection gelungen ist. Doch Derry wollte sich nicht damit begnügen, Wedding Cake als bloße Nachbau-Sorte herauszubringen, denn das wäre nicht der Stil von Barney’s Farm. Stattdessen beschloss er, die ursprüngliche Kreuzungskonstellation von Wedding Cake Cherry Pie x Girl Scout Cookies – zu erweitern, indem er etwas OG Kush hinzukreuzte und das Original somit stärker Indica-dominant machte (80% Indica / 20 %Sativa). Das Ergebnis ist ein Champion-Strain mit grandiosen Eigenschaften: Innerhalb von lediglich 55-60 Blütetagen produziert Wedding Cake à la Barney’s indoors auf einem Quadratmeter bis zu opulente 650 Gramm, draußen können es unter Idealbedingungen gar bis zu 2 kg pro Pflanze werden, schon Ende September können Outdoor-Grower die Ernteschere zücken. Überdurchschnittlich hohe Werte erzielt diese mittelhoch wachsende Sorte auch beim THC-Gehalt, der mit stolzen 24% zur Kategorie „ziemlich heftig“ zu zählen ist. Und dann soll diese Pflanze auch noch sehr leicht anzubauen sein, mit einem Schwierigkeitsgrad von 1 auf einer Skala von 1 bis 5, was eine gute Nachricht für GrowAnfänger ist. Wedding Cakes Aroma hält für den Konsumenten ein markantes süß-saures, erdiges Bouquet bereit, das mit Skunk- und Vanille-Noten angereichert ist. Die Wirkung dieses Strains ist sowohl von entspannender als auch euphorisierender Natur und dank des hohen THC-Gehalts sehr intensiv und von langer Dauer.

Die vegetative Phase: Ein sehr vitaler Beginn der „Hochzeitsreise“ Der weltweite Hype um Wedding Cake war natürlich auch The Doc nicht verborgen geblieben, und wie viele andere Grower war er verdammt scharf darauf. Und da er auf Barney’s Farm-Genetik steht, fackelte er nach dem Erscheinen dieser Sorte nicht lange und setzte zwei der flugs bestellten feminisierten Samen zur Keimung an. Welche fix aus den Startlöchern kamen, nach weniger als drei Tagen konnte die „Hochzeitsreise“ beginnen. Der erste Abschnitt dieser Reise

Wedding Cake „Einmal Blütentorte mit reichlich Harz Zuckerguss, bitte!“ war die vierwöchige vegetative Phase, in der sich die beiden Jungpflanzen sehr gut entwickelten, sich früh verzweigten, vital und einheitlich heranwuchsen. Als The Doc nach vier Wochen die Blütephase einläutete, hatten sie mittelbreite dunkelgrüne Blätter und waren von dichter buschiger Statur, mit Höhen von 29 und 32 cm. .

süß-sauer definieren lässt. Ich musste etwas überlegen, um meine Geruchswahrnehmung zu konkretisieren, doch dann kam ich drauf: Dieses Aroma roch wie eine Mischung aus Mandarine und Gurke, ziemlich abgefahren!“

Die Blütephase: Starke Streckung und früh einsetzende „Zuckerguss“- Produktion

Fast schon strebermäßig pünktlich erreichten die zwei Pflanzen die Erntereife, nach genau 59 Tagen war es bei beiden soweit. Am Ende ragten sie 88 und 96 cm in die Höhe. The Doc: „Zwei Hochzeitstorten, bei denen nun wirklich nicht an der klebrig-süßen Glasur gespart wurde! Die Blüten sind massiv eingezuckert, zu weiten Teilen sogar die obersten Laubblätter. Echt der Hammer, diese beiden Wedding Cakes sind zwei absolute Sahneschnitten geworden!“ Die zusammen 148 Gramm trocken auf die Waage brachten, wie zuckerglasiert aussehende, köstlich duftende Genießer-Buds. Nach der Trocknung und leichten Fermentierung hatte sich das Blütenaroma noch mal etwas verändert, präsentierte sich aber nicht minder extraordinär: Es roch nun laut The Doc wie „Vanille-Milch mit einem Schuss Mandarine und

Nach 28 Tagen Blüte berichtete The Doc: „Hui, diese beiden Wedding Cakes legen eine ausgeprägte Streckungsfreudigkeit an den Tag! Hätte ich nicht gedacht, angesichts von 80% Indica. Aber von OG Kush weiß man ja, dass sie eine Indica mit starker Streckung ist, offenkundig macht sich ihr Einfluss hier bemerkbar. Jedenfalls sind die Zwei geradezu explodiert und haben sich bis zu Höhen von 73 und 79 cm emporgewunden. Was mit einer Öffnung ihrer Gestalt einherging, die deutlich weiteren Internodien haben für mehr Luft, Raum und damit auch Licht im Pflanzeninneren gesorgt. Gleichzeitig haben es die beide Pflanzen aber auch nicht versäumt, sich der Blütenbildung zu widmen, man sieht jede Menge schöne knubbelige Tops im Indica-Stil. Und wie es sich für diese berühmte Hochzeitstorte unter den Hanfsorten gehört, ist auch schon die „Zuckerguss“-Produktion gut angelaufen, da schimmern bereits jede Menge klebrige Harztröpfchen.“.

Reif und super-klebrig: Zwei absolute Sahneschnitten

Es kommt Farbe ins Spiel, sowie ein ganz besonderer Duft Die beiden Wedding Cakes blühten sechs Wochen, als The Doc notierte: „Herrlich, der Zuckerguss strömt immer reichlicher aus den Blüten heraus. Welche mittlerweile schön füllig geworden sind, sie haben diese rundlich-knollige Indica-Form. Die beiden Wedding CakeExemplare sehen nach wie vor sehr einheitlich aus und zeugen von der Stabilität dieser Sorte. Der einzige nennenswerte Unterschied besteht darin, dass die Buds bei einer Pflanze angefangen haben, teilweise purple zu werden, während die der anderen offenbar komplett grün bleiben. Doch unabhängig von der Farbgebung geht von allen Buds ein ganz besonderer Duft aus, der sich wie beschrieben eindeutig als 37


VOLLBLUT einem Topping aus gerösteten Haselnüssen.“ Zugegeben, das klingt wie aus dem Reich der blühenden Fantasie, zeigt aber nur, wie stark dieser außergewöhnliche Wedding Cake-Duft The Docs Sinne beflügelte…

Der Konsumtest: Wie aus der Dampf-Molekularküche, wärmend, exquisit und euphorisierend Für den mit Spannung erwarteten Konsumtest schnitt sich The Doc ein ordentliches Stück vom Hochzeitskuchen ab – „die einzige Art von Kuchen, bei dem mir ein halbes Gramm gut reichen sollte“, merkte er grinsend an. Als er eine erste große Wedding Cake-Wolke aus seinem Crafty+-Verdampfer in seine Lungen sog, löste sie ein „seidiges“, cremig-weiches Geschmackserlebnis in seinem Mund aus, „schmeckt wie Quark-Mandarinen-Torte aus der Dampf-Molekularküche, ein delikat süß-saurer, fruchtiger Cannabis-Gourmet-Geschmack!“, entzückte sich The Doc. Die hohe THC-Dosis sorgte dafür, dass dem Geschmacks- sehr schnell das Wirkungserlebnis folgte: Nach wenigen Crafty+Hits fühlte sich The Doc, als wenn er sich vor ein Heizungsgebläse gestellt hätte, als wenn sein ganzer Körper in einen warmen Umschlag gewickelt worden wäre – Wedding Cake hatte ein wärmendes, schön behagliches Indica-Feuer entfacht. Dieses warme Körpergefühl ging mit einem starken Entspannungsfaktor einher, der die durch einen langen Arbeitstag entstandene physische Verspannung einfach wegzuschmel-

Genetik

Wedding Cake à la Barney’s (Cherry Pie x Girl Scout Cookies x OG Kush)

Wachstumsphase

Vier Wochen (nach Keimung)

Blütephase

59 Tage / allgemein 55-60 Tage

Medium

Plagron Grow Mix-Erde, 11 Liter-Töpfe

pH

6,2-6,6

EC

1,2–1,8 mS

Licht

bis zu 8 x SANlight Q6W = 1720 Watt

Temperatur

19-28°C

Luftfeuchtigkeit

40-60%

Bewässerung

manuell

Düngung

Organic Bloom Liquid von Green Buzz Liquids

Zusätze/Stimulanzien

Living Organics, More Roots, Humin Säure Plus, Big Fruits, Fast Buds und Clean Fruits von Green Buzz Liquids

Eingesetzte Geräte

CleanLight Pro zur Schimmelprävention

Höhe

88 und 96 cm

Ertrag

zusammen 148 Gramm

zen schien. Aber auch die psychische – The Doc’s zuvor ziemlich schlechte Laune wich einer glücklichen Erleichterung, mit einem aufseufzenden „haaaa, herrlich“ quittierte er die euphorisierende Wirkung des Wedding CakeGrases. Sein Konsumtest wurde also zu einer wonnigen Relax-Session, die von langer Dauer war, deutlich über zwei Stunden währte. „Wie die Genetik dieser Sorte, so ist auch ihr Turn deutlich Indica-dominant, dies aber nicht in überwältigender Knock Out-Manier: man ist, wenn auch begrenzter, geistig noch aufnahmefähig und bei Bedarf auch gesellschaftsfähig – okay, dann wäre es aber schon besser, wenn alle stoned sind…“, berichtete er lachend. „Einmal Blütentorte mit reichlich HarzZuckerguss, bitte! Wedding Cake hat bei mir ab sofort einen festen Platz auf der Bestellkarte“, bilanzierte The Doc. „Dieser Strain hat in allen Bereichen voll geliefert und die vielen Vorschusslorbeeren samt und sonders gerechtfertigt. Barney’s Farm ist mit seiner Wedding Cake-Version mal wieder eine großartige Adaption einer aktuellen TrendSorte gelungen.“

Text & Fotos: von G.B.I.

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