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Wald Zeitung

Ausgabe 12

Winter 2023/24

www.waldverein.at

Waldbiodiversität Holznutzung fördert auch die Artenvielfalt

20 Vögel in Vorarlberg

Drei Fragen zur Win-win-Situation

Vögel bereichern Wälder, ­Siedlungen und Landschaft

Biodiversität und Waldbewirtschaftung

Pferderückung Wie Holz bodenschonend aus dem Wald kommt


Wald Zeitung Winter 2023/24

Unser Wald kann viel! Biodiversität und Waldwirtschaft sind kein Widerspruch. Eine Vielzahl an Studien bestätigt dies und unterstreicht die diesbezügliche Leistung der multifunktionalen Waldwirtschaft. Aus meiner Sicht ist eine schonende und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder nicht nur die beste Option, sondern alternativlos, wenn man es gesamthaft ­betrachtet und Fakten wie Klimawandel, Waldfunktionserfüllung, Substitution von ­treibhausgasverursachenden

­ ohstoffen und Gesellschaft mitberückR sichtigt – und das ist wohl unumgänglich! Kleinflächige Außernutzungs­ stellung von Waldflächen wie zum Beispiel Trittsteinbiotope haben dazwischen natürlich auch Platz und ergänzen das wunderbare Ökosystem Wald.

MAG. WALTER AMANN Obmann Waldverein Vorarlberg

Vorwort

Natur Natur sein lassen ist kein Klimaschutz! Sind sich selbst überlassene Waldlandschaften bessere Klimaschützer? Das Maß für die Kohlenstoffsenke Wald ist der Nettozuwachs, der in Naturschutzwäldern mit zunehmendem Alter gegen Null geht. Naturschutzwälder haben keine höheren Kohlenstoffvorräte als Wirtschaftswälder, naturnahe Waldwirtschaft dagegen sorgt für laufend hohen Zuwachs, erhält die Holzvorräte auf hohem Niveau und vermeidet Kohlenstoffschulden. Dreißig Kubikmeter Totholz liegen auf jedem Hektar österreichischen Waldes, dafür verzichten wir auf die Nutzung von sechs Millionen Kubikmetern Holz, jedes Jahr. Das ist gut so! Über die Artenvielfalt entscheidet jedoch die Vielfalt der Baumarten und Habitate, nicht die Totholzmenge. Viel hilft nicht viel, auch nicht beim Humusaufbau, denn Totholz ist kurzlebiger als der Holzproduktpool. Holz regional zu nutzen ist Biodiversitätsschutz, Holzimporte dagegen zerstören Biodiversität andernorts! Globaler Artenschutz gebietet die nachhaltige Abschöpfung des heimischen

Holzzuwachses. Unser Wald ist Kulturwald, Licht und Dunkel wechseln sich darin ab, eine vielfältige Mischung an Baumarten kommt allen Organismen zugute. Nutzungsverzicht hat keine Vorteile für die Biodiversität. Holz wird prioritär zur Herstellung von Produkten verwendet. Möbel und Häuser aus Holz speichern Kohlenstoff, bei ihrer Herstellung werden fossile Emissionen vermieden. Resthölzer, Späne und am Ende der Nutzungskaskade auch Holzprodukte werden energetisch verwertet. Die spezifische CO2-Emission der Holzverbrennung belastet das Klima bei nachhaltiger Waldwirtschaft nicht, weil Kohlenstoff im Holz schon immer Teil des biosphärisch-atmosphärischen Kreislaufs ist. Holzenergie aus unserem Wald ist klimaneutral. Verrottet Totholz, wird der darin gebundene Kohlenstoff frei und gelangt als CO2 in die Atmosphäre. Wenn wir damit heizen, vermeiden wir fossile Emissionen. Verzicht auf Holzenergie verschenkt ein gewaltiges Potenzial an Klimaschutz! Bewirtschaftete Wälder kühlen besser. Sich

Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Waldverein Vorarlberg, Geschäftsstelle Rathaus Dornbirn, Rathausplatz 2, 6850 Dornbirn, T +43 (0)670 404 -1884 · Konzeption und Gestaltung: Baschnegger Ammann und Partner, Zollgasse 7, 6850 Dornbirn · Redaktion: Walter Amann, Andreas Amann, Thomas Ölz, Monika Moosbrugger, Christian Natter, Dorothee Glöckle · Redaktions­adresse: Baschnegger Ammann und Partner, „Wald Zeitung“, Zollgasse 7, 6850 Dornbirn · Lektorat: Merle Rüdisser · Bildbearbeitung: www.profiler.cc · Druck: Russmedia GmbH, Gutenbergstraße 1, 6858 Schwarzach · Bildnachweise: Seite 4–5: Stephan Philipp · Seite 6: Adobe Stock (oben li., oben re.), Thomas Rüscher (unten li., unten re.) · Seite 7: Cramers Gallery of Nature · Seite 8–9: Thomas Ölz, LK Vorarlberg · Seite 10: Martin Bösch (oben li.), Florian Raidt (unten li.), Georg Nenning (oben Mitte), Prof. Dr. Schulze (oben re., unten re.) · Seite 12: Christian Natter (oben li.), Selina Türtscher (unten re.) · Seite 15: Andreas Amann (oben li., Mitte, re.) · Seite 16: Thomas Ölz, LK Vorarlberg Titelbild: Holzbringung mit Seilkran am Bürserberg, Foto: W. Amann

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selbst überlassene Wälder verlichten, sie werden im Klimawandel zur Kohlenstoffquelle. Wälder nicht mehr zu nutzen, ist ergo Greenwashing, eine Täuschung der Öffentlichkeit, weil biogene Senken wie vermiedene Emissionen behandelt werden. Das politische Versprechen eines weiteren Holzvorratsaufbaus zeugt von mangelnder Verantwortung für künftige Generationen. Sich selbst überlassene Wälder sterben schneller, weil im dichten Wald viel Regen in den Baumkronen hängen bleibt. Waldpflege dagegen bringt Wasser auf den Boden und steigert die Vitalität der Bäume, ermöglicht rechtzeitige Verjüngung und erhöht die Resilienz. Naturnahe Wirtschaftswälder sind die besseren Klimaschützer!

Prof. a. D. Roland Irslinger Mitglied im Kuratorium Nachhaltig Wirtschaften, Tübingen, ­ E irslinger@gmx.de

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Wald Zeitung Winter 2023/24

Inhalt Seite 4

Waldbiodiversität

Holznutzung fördert auch die Artenvielfalt. ······ Seite 6

Regeln im Wald

Für WaldbesitzerInnen und BesucherInnen ······

Future Gates im Vorderwald Der Wald von morgen

Seite 4

······ Seite 7

20 Vögel in Vorarlberg

Vögel bereichern Wälder, Siedlungen und Landschaft auf vielfältige Weise. Seite 7

······ Seite 8

Holznutzung in Bildstein ······

Seite 10

Drei Fragen zur Win-win-­ Situation um Biodiversität und Waldbewirtschaftung ······

Seite 11

Kluges Bauen

Seite 10

Transformation zur Ressourcenschonung, Umnutzung, Wiedernutzung und Weiternutzung ······ Seite 12

Traumberuf: FörsterIn!

Der schönste und gesündeste Beruf der Welt ······ Seite 13

Der Wald in früheren Zeiten

Seite 8

Teil 3 ······ Seite 14

Zahlen, Daten, Fakten ······

Wussten Sie, dass … ······

Veranstaltungen ······

Buch-Tipp

Seite 13

······ Seite 15

Pferderückung

Wie Holz bodenschonend aus dem Wald kommt ······

Buch-Tipp ······

Wegbereiter der Klimaneutralität

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Waldbiodiversität Holznutzung fördert auch die Artenvielfalt.

Ebene liegt in den funktionalen B ­ eziehung zwischen Arten, also wie einzelne Bäume, Insekten, Pilze etc. in Wechselwirkung stehen. Die meisten Menschen denken nur auf der Artenebene und interessieren sich hier besonders für sogenannte „sexy species“. Dieser Begriff stammt aus dem Naturschutz und erklärt, weshalb man lieber für Pandabären spendet als für Schleimpilze oder Spinnen.

Waldameisen erfüllen wichtige Aufgaben im Ökosystem. Ihre Bauten müssen bei der Holzernte geschützt werden, sie sollten auch niemals komplett zuwachsen. Mit wenig Aufwand kann man hier viel Gutes bewirken.

Forstwirtschaft: Pro und Kontra

Holzernte schafft Lichtschächte, in denen junge Bäume nachwachsen und lichtliebende krautige Pflanzen sowie Insekten ein temporäres Habitat finden.

Neben der Klimakrise wird auch die Biodiversitätskrise immer mehr ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt. Das globale Artensterben ist dramatisch, und viele sterben aus, bevor sie entdeckt wurden. Neben der Verantwortung für die Schöpfung ist es aber auch in unserem eigenen Interesse, die Vielfalt des Lebens zu bewahren. Sie ist wichtig für die Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme an Störungen und an den Klimawandel, sie ist ein reicher Schatz an Lebens- wie Arzneimitteln und wichtig für die menschliche Gesundheit. Insbesondere die Bergwälder in unserem Raum sind Heimat vieler seltener und spezialisierter Arten, weshalb den WaldbewirtschafterInnen hier auch eine besondere Verantwortung zukommt.

Holznutzung vs. Naturschutz Es ist gut erklärbar, dass die Nutzung des Holzes die Waldfunktionen fördert. Ein Urwald kann von Erholungssuchenden nicht betreten werden, liefert kein Holz und ist zumindest zeitweise in seiner Schutzfunktion eingeschränkt, wenn er in Zerfallsphasen kommt. Auch die Wohlfahrtsfunktion kann man durch gezielte

Baumartenmischung und Pflegeeingriffe fördern. Beim Thema Naturschutz aber sieht ein Teil der Bevölkerung das Fällen von Bäumen als großen Frevel. Die Forderung nach Nutzungsverzicht und Stilllegungen werden vielfach erhoben. Oft werden hier bewusst falsche Bilder gezeichnet und die Waldwirtschaft bei uns wird mit den brennenden Regenwäldern in Brasilien oder großen Kahlschlagsflächen in Nadelholzplantagen in Verbindung gebracht. Wer jedoch mit offenen Augen durch unser Land geht, sieht ganz andere Bilder, wie zum Beispiel artenreiche Mischwälder oder unsere schönen Plenterwälder. Wenn man diese zeigt, denken die meisten Menschen, sie wären in einem Urwald, obwohl die Bestände seit Jahrhunderten bewirtschaftet sind.

Was ist Biodiversität? Wichtig ist in der Debatte, zuerst einmal zu definieren, worüber man spricht. Biodiversität hat mehrere Ebenen: die Ebene der Ökosysteme, also z. B. die Zahl der unterschiedlichen Waldgesellschaften in einer Region; dann die Zahl der verschiedenen Arten, also z. B. welche verschiedenen Bäume dort wachsen; dann die innerartliche Ebene, also die Vielfalt der Gene – so kann eine Monokultur auf genetischer Ebene eine hohe Diversität aufweisen. Und die letzte

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Was ist jetzt aber die Rolle der Forstwirtschaft? Sie wird seit Jahrhunderten ausgeübt und hat eigentlich keine großen Probleme verursacht – zumindest in Vorarlberg. Auch bei uns gibt es Fichtenmonokulturen, manchmal v. a. kalamitätsbedingt größere Schläge oder eine Befahrung des Bodens außerhalb von Rückegassen, die Bodenschäden zur Folge hat. Das ist aber die Ausnahme, und bezogen auf die Ebenen der Biodiversität ist keine einzige natürliche Waldgesellschaft verschwunden. Manche sind selten geworden, wie z. B. der Silberweidenauwald, was aber an der Begradigung von Flüssen und der Rodung der Flächen liegt. Keine Baumart ist durch die Forstwirtschaft ausgestorben – ganz im Gegenteil. Es wurde manche Gastbaumart in unsere durch die Eiszeit sehr verarmten Wälder eingebracht, um ihre Stärken im Klimawandel zu nützen. Und auch hinsichtlich des Genpools haben wir eine große Vielfalt. Es geht aber auch um die anderen Lebewesen im Wald, also Tiere, Pflanzen, Pilze und andere Mikroorganismen. Wie sieht es hier aus? Verglichen mit dem Offenland sehr gut, aber natürlich ist nicht Holzernte ausnahmslos gut, sondern sie muss so erfolgen, wie sie in Vorarlberg seit Generationen ausgeübt wird – kleinflächig und nachhaltig. Der Plenterwald ist hier ein Paradebeispiel. Er schafft zahlreiche ökologische Nischen, in ihm finden sich alte, dicke Bäume und im besten Fall auch eine ausreichende Menge Totholz.

Biodiversität in der Vorarlberger Waldstrategie 2030+ Die Waldstrategie 2030+ des Landes Vorarlberg enthält als Ziel die Förderung der biologischen Vielfalt. Hierzu werden bereits zahlreiche Projekte und Maßnahmen umgesetzt. Sehr wichtige Strukturen sind z. B. Waldränder. Hier kann


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Waldbiodiversität Forstliche Maßnahme

Nutzen

Jungbestandspflege

Erhalt von seltenen Mischbaumarten

Pflanzung/Saat

Einbringen von Mischbaumarten; Erhöhung der genetischen Vielfalt

Forstwegebau

Schaffung von Waldinnenrändern an den ­Böschungen, begünstigt z. B. Schmetterlinge und lichtbedürftige Bäume und Sträucher

Holzernte

Lichtschächte schaffen günstiges Kleinklima; es entsteht eine horizontale und vertikale ­Strukturvielfalt.

Waldrandpflege

Hotspot der Biodiversität; Förderung seltener Arten, zahlreiche Mikrohabitate

Verzicht auf einzelne Stämme

Stehendes Totholz ist wichtig für die Biotopvernetzung, ein artenreicher Lebensraum sowie eine wichtige N ­ ahrungsgrundlage.

Erhalt alter Bäume

Förderung von Vögeln, Fledermäusen, Moosen und Flechten.

Erhöhung des Totholzanteils

begünstigt zahlreiche Pilz- und Insektenarten

Erhalt/Schaffung von ­Sonderstrukturen

z. B. Tümpel für Gelbbauchunke, Steinhaufen am Waldrand für Eidechsen, Mulmhöhlen für Insekten

Totholz, vor allem stehendes, ist von hoher Bedeutung für die Biodiversität – insbesondere für Pilze und Insekten.

Kleinstrukturen im Wald – wie dieser kleine Wasserlauf mit viel Totholz – sind wichtige Mikrohabitate, die auch der Vernetzung von Populationen (Trittsteinkonzept) dienen können.

man mit wenig Aufwand viel tun, um vor allem Insekten und Kleinlebewesen zu fördern. Man kann Sträucher setzen, die mit ihren Beeren Winternahrung für Vögel bieten. Besonnte Kleinstrukturen wie Steinhaufen helfen Reptilien. Seltene Baumarten wie der Wildapfel oder der Speierling bieten in der Blüte Nahrung für Bienen und später für das Schalenwild.

Sehr wichtig für zahlreiche Lebewesen ist eine ausreichende Totholzmenge in den Wäldern. Sofern es nicht problematisch hinsichtlich Waldbrand, Borkenkäfer oder Wanderern ist, können alte, zusammenbrechende Bäume gerne stehen bleiben. Auf größerer Ebene ist die Biotopvernetzung wichtig. Arten sollten zwischen verschiedenen Lebensräumen wandern können, damit sie nicht genetisch verarmen. Diese Vernetzung erfolgt über sogenannte Trittsteinbiotope und abwechslungsreiche Waldstrukturen. Hierfür gibt es spezielle Förderprogramme des Bundesamts für Wald BFW.

Unterm Strich muss man sagen, dass die Forstwirtschaft in Vorarlberg einen sehr positiven Beitrag zur Biodiversität leistet. Sie hat keine Probleme verursacht, sondern viele Arten und Lebensräume bewahrt. Gerade auch die kleinteilige Besitzstruktur sowie eine Vielfalt der Bewirtschaftungsformen und -intensitäten schaffen viele Nischen. Wenn verstärkt auf spezielle Arten geachtet wird, die mit einfachen Maßnahmen gefördert werden können, und neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis transferiert werden, kann mit einer verantwortungsvollen Bewirtschaftung die Anpassung der Wälder an Klimaveränderungen gelingen.

Zu guter Letzt ist es auch für die Forschung und manche Arten wichtig, dass es auch unbewirtschaftete Flächen gibt. Dies wird z. B. mit Naturwaldreservaten und österreichweit auch mit sechs Nationalparks sichergestellt. Sträucher, die Früchte tragen, sind an unseren Waldrändern besonders wichtig als Vogelnahrung.

Wichtig im Waldnaturschutz ist es auch, bestimmte Schirmarten im Blick zu haben. Ein Projekt, das von mehreren Akteuren im Land Vorarlberg durchgeführt wurde, widmete sich dem Auerhuhn. Es profitiert von einer zielgerichteten Holzernte, da dunkle, zugewachsene Wälder kein geeigneter Lebensraum sind. Auch Forstwege kommen ihm daher zugute, wenn diese nicht in ausgewiesene Ruhegebiete ­führen. Daher werden alle Projekte genau geprüft und solche Aspekte mit einbezogen. Wege sind grundsätzlich eher förderlich für die Biodiversität, wie auch eine Studie der Österreichischen Bundesforste aufgezeigt hat. Dies liegt an den Lichtschächten und Wald­randeffekten an den Böschungen.

Unsere Bergwälder sind ein wichtiger Lebensraum. Eine multifunktionale Bewirtschaftung muss alle dort vorkommenden Lebewesen berücksichtigen. Das heißt aber nicht, dass man die Käseglocke über den Wald stülpt.

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Regeln im Wald Die WaldbesitzerInnen fördern mit einer aktiven Waldbewirtschaftung eine Vielzahl von Lebensräumen und Kleinhabitaten. Wir alle sind aufgefordert, Ruhegebiete und Schutzzonen zu respektieren.

Nicht schlecht, Herr Specht!

Skifahren im Wald

Viele meinen, im nicht bewirtschafteten Wald sei die Biodiversität höher. Das ist nicht so! Die Bewirtschaftung hat grundsätzlich Struktur und Mischung für eine Vielzahl von Arten zur Folge und bringt damit eine höhere Biodiversität in den Wald. Mit den in Vorarlberg praktizierten naturnahen Eingriffen in der Waldbewirtschaftung wird also im Gegenteil die vorhandene Biodiversität gefördert. Vielfältige Baumartenmischungen können entstehen und die Biotopstrukturen werden gefördert, die wiederum die Voraussetzung für die hohe Biodiversität darstellen. Viele wissenschaftliche Studien belegen diese positiven Auswirkungen. Es gilt damit die Regel für alle WaldbesitzerInnen: Je mehr Holznutzungen im Rahmen des nachhaltigen Zuwachses gemacht werden, desto besser ist es um die Artenvielfalt im Wald bestellt!

Im Bereich von 500 Meter um Skilifte (oder 30 Minuten Gehzeit) ist das Skifahren im Wald verboten. Das Befahren von Jungwuchsflächen unter 3 Metern Höhe ist im gesamten Wald wegen der Verletzungsgefahr für die jungen Bäume durch Skikanten nicht erlaubt. Dieses Verbot gilt auch ohne Kennzeichnung (Geldstrafe bis zu € 730,– oder Arrest bis zu einer Woche). Im Rahmen der Initiative „Respektiere deine Grenzen“ plädieren wir an alle unbedingt, ausgewiesene Ruhezonen und Schutzgebiete zu berücksichtigen. Bei Wildtieren geht es bei mehreren energieaufwendigen Fluchten ums Überleben, und der sensible Schutzwald kann durch einen erhöhten Verbiss der Jungpflanzen geschädigt werden. Bitte im Winterwald ausgewiesene Routen benutzen. Hunde an die Leine nehmen!

Lichte Wälder für das Auerwild Das Hauptproblem für das Auerwild stellt das Zuwachsen der Waldbestände dar (mit der Klimaänderung sogar verstärkt). Beunruhigungseffekte durch Tourismus- und Freizeitnutzung spielen zwar eine Rolle, aber ohne lichte Wälder ist ein Biotop für Auerwild von vornherein schon nicht geeignet. Direkt mit der Lichtung einer Forststraße, aber auch indirekt mit den damit verbundenen Holznutzungen kann unserem größten geschützten Waldvogel geholfen werden. Deshalb ergibt sich kurz gefasst die Win-win-Regel: Mit einer aktiven Waldbewirtschaftung in vorhandenen und potenziellen Auerwildlebensräumen profitieren das Auerwild – und wir alle mit der zur Verfügungstellung eines heimischen, nachhaltigen und klimafreundlichen Rohstoffes (weitere Infos in der neuen Vorarlberger Auerwildstudie).

Future Gates im Vorderwald Der Wald von morgen

Im Rahmen des „KLAR!“-Projekts wurden im Vorderbregenzerwald insgesamt 13 Demoflächen in verschiedenen Höhenlagen angelegt. Auf ihnen wurden Baumarten gepflanzt, die zwar nicht alle zu den heimischen Baumarten zählen, die aber gut in unseren Wald passen würden. Ihr Wachstum und die

Vitalität werden hier genau beobachtet, um daraus Rückschlüsse auf die Eignung zu ziehen. Das ist besonders für ein zukünftiges Klima, das bedeutend wärmer sein wird als heute, interessant. Darum nennen wir sie salopp Future Gates, weil sie einen kleinen Einblick in den möglichen Wald von morgen bieten.

zu einem wunderbaren Aussichtspunkt führt. In Egg liegt der „Klimawald“ ebenfalls an einem Wanderweg, der im Zentrum von Egg beginnend parallel zur Bregenzerach flussaufwärts führt. Die Fläche liegt etwas unterhalb der Landesstraße von Egg nach Schwarzenberg.

Hintergrund: Vielerorts sind unsere Wälder in Vorarlberg gut gemischt. Das ist gut so, weil dadurch ihre Vielfalt steigt und die Stabilität und Gesundheit gestärkt wird. Im Vergleich zu Nordamerika ist die gesamte Palette an Baumarten in unseren Wäldern aber relativ bescheiden. Das hat unter anderem mit der Waldentwicklung nach der letzten Eiszeit vor 10–15000 Jahren zu tun – aber das wäre dann noch eine eigene Geschichte.

Bei Fragen: Klar! Region Vorderwald-Egg would2050.at, info@would2050.at

Jeweils eine dieser Demoflächen liegt besonders gut erreichbar in Egg bzw. Sibratsgfäll. Am Weg von der Waldrast aufs 1400 m hohe Renkknie befindet sich eine kleine, eingezäunte Fläche direkt rechts vom Wanderweg, der zudem

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SchülerInnen des BORG Egg e ­ xperimentieren in „ihrem“ Klimawald


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Jetzt Information zu den heimischen Vögeln abrufen

20 Vögel in Vorarlberg

Vögel bereichern Wälder, Siedlungen und Landschaft auf vielfältige Weise, sei es durch ihren Gesang, ihr Verhalten oder die Schönheit ihres Federkleides. Im Winter kommen viele davon in unsere Siedlungen und können auf der Suche nach Nahrung beobachtet werden. Auf der Website der Schweizer Vogelwarte Sempach finden Sie übersichtliche Informationen über viele heimische Vögel.

Der Distelfink STIEGLITZ

Der laute Zwerg ZAUNKÖNIG

Der Menschenfreund ROTKEHLCHEN

Die Opernsängerin AMSEL

Die Einwanderin WACHOLDERDROSSEL

Ernährt sich von Distelsamen und anderen Sämereien, aber auch von Blattläusen. Bewohner von lichten Wäldern und baumreichen Landschaften in ganz Europa bis Ostasien.

Ernährt sich von Insekten und Spinnen, gelegentlich auch von Beeren. Weltweit verbreitet in kühl gemäßigten Zonen in lichten Wäldern mit Unterwuchs, liebt Feuchtigkeit. Sehr lauter Gesang.

Allesfresser, zur Brutzeit vorwiegend Bodeninsekten, später auch Beeren und Trauben. Bevorzugt Laub- und Misch­ wälder mit dichtem Unterholz, Hecken und buschreiche Gärten. Im Winter häufiger Besucher von Vogelhäuschen.

Allesfresser: Würmer, Insekten und auch Schnecken, ab Juli auch Obst und Beeren. Lebensraum in Park- und Gartenanlagen in Büschen und Hecken. Markanter und schöner Gesang.

Allesfresser, vorwiegend Insekten und Gehäuseschnecken; im Herbst allerlei ­Beeren. Liebt Waldränder von Misch­ wäldern, die an Feuchtgebiete stoßen, auch Siedlungsnähe. Früher beliebter Speisevogel (Krammetsvogel).

Der Sonnenkönig SOMMERGOLDHÄHNCHEN

Der Metzger NEUNTÖTER

Die Gartenbesucherin KOHLMEISE

Der Strohwitwer BUCHFINK

Der Nomade FICHTENKREUZSCHNABEL

Ernährt sich von Kleininsekten und auch Nadelholzsamen. Brütet in Nadelund Mischwäldern in Mitteleuropa, auch in Siedlungsnähe. In kühleren Gebieten Zugvogel.

Ernährt sich von Würmern und größeren Insekten, die er zur feineren Zerteilung auf Dornen aufspießt. Liebt offenes Gelände mit Büschen, bevorzugt dornige Hecken in Feldgehölzen.

Häufiger Allesfresser, der sich von ­ leininsekten, Beeren und Sämereien K ernährt. In Europa in Laub- und Misch­ wäldern sowie im Siedlungsraum ver­ breitet. Häufiger Gartenbesucher, der sehr lernfähig ist.

Ernährt sich überwiegend vegetarisch; Jugendaufzucht aber mit Insekten. Nestbau und Brut in Bäumen; vom Wald bis zum Siedlungsraum weit verbreitet. Häufigster Brutvogel. Männchen bleiben im Winter, Weibchen und Jungvögel im Winter Zugvögel.

Frisst vorwiegend Nadelholzsamen, die er mit seinem Schnabel zwischen den Zapfenschuppen hervorholt. In allen großen Fichtenwaldgebieten nomadisierend auf der Suche nach reifen Zapfen.

Der Exot PIROL

Der Sammler EICHELHÄHER

Die Räuberin ELSTER

Die Meteorologin MEHLSCHWALBE

Der Farbenprächtige GRÜNSPECHT

Zugvogel, der sich nur ca. drei Monate bei uns aufhält. Ernährt sich von Raupen und Schmetterlingen, aber auch von Beeren und Obst. Nester meist hoch in Laubbäumen, daher trotz auffälliger Farbe selten zu sehen.

Ernährt sich von großen Baumsamen, Würmern und Insekten, Eiern, Jungvögeln. Verbreitet in Wäldern und Baumlandschaften. Legt für den Winter Nahrungsdepots aus Eicheln an.

Allesfresser von Insekten, Mäusen, Jungvögeln, Eiern sowie Beeren und Baumsamen. Kulturfolger, der offene Parklandschaften bevorzugt. Stiehlt auch glänzende Gegenstände.

Ernährt sich von Insekten, die sie im Flug erschnappt. Zugvogel, der Nester außen an Gebäuden anlegt. Früher sagte man, das Wetter werde gut, wenn die Schwalben hoch flogen.

Sammelt meist am Boden Ameisen, Wespen, Grillen, Käfer. Brütet in Baumhöhlen im Offenland oder an Waldrändern.

Der Schönling WIEDEHOPF

Der Schillernde EISVOGEL

Der Frühlingsrufer KUCKUCK

Der Elegante ROTMILAN

Der Tarnkünstler ALPENSCHNEEHUHN

Verzehrt Spinnen, Insekten, Eidechsen und Schnecken. Wärmeliebender Zugvogel, der bevorzugt in lichten, parkähnlichen Landschaften anzutreffen ist.

Lebt von Fischen und Wassertieren. Brütet in Erdhöhlen in Gewässernähe – gerne an steilen Bachböschungen. Guter Flieger und Taucher.

Ernährt sich vorwiegend von behaarten Raupen. In jedem Gelände vorkommend. Legt Eier in Nester anderer Singvögel und lässt diese brüten.

Lebt von Kleinsäugern wie Mäusen, frisst aber auch Kleinvögel, Frösche und Aas. Liebt offenes Gelände mit altem Baum­bestand. Überfliegt sein Jagdrevier oft in elegantem Flug in Bodennähe.

Vorwiegend Pflanzenfresser, z. B. Beeren, Knospen, Blüten und Blattspitzen – im Winter auch Tannennadeln. Lebt in Gebirgen oberhalb der Baumgrenze. Wechselt nach Jahreszeiten dreimal das Federkleid von gelbbraun bis weiß.

Poster zum Download unter waldverein.at

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Winteridylle Holznutzung in Bildstein

Holzakkordant Andreas Höfle aus Dornbirn nutzt im Auftrag eines Waldbesitzers im s­ chönen Winterwald in Bildstein erntefähiges Nutzholz. Das Holz wird vom / von der WaldaufseherIn

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ausgezeigt, mit der M ­ otorsäge gefällt, mit einer Seilkranlage zur Straße gebracht und dann mit einem auf einem Bagger angebrachten ­Prozessorkopf endentastet und abgelängt.


Wald Zeitung Winter 2023/24

Das ist zusammen mit der Bodenrückung mit ­Traktor und Seilwinde die häufigste Bringungs­ art in V ­ orarlberg. Durch die kleinflächigen ­Eingriffe kommt Licht in den Wald und es

­ ntstehen diverse Kleinhabitate für eine e ­Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Das nennen wir nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft.

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info@waldverein.at www.waldverein.at


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Drei Fragen zur Win-win-­ Situation um Biodiversität und Waldbewirtschaftung In der Bevölkerung herrscht die Meinung, dass die Biodiversität im nicht bewirtschafteten Wald höher sei als im bewirtschafteten. Das ist nicht grundsätzlich so! Eine naturnahe Bewirtschaftung bringt Struktur und Mischung in den Wald und ermöglicht damit die Entstehung vieler unterschiedlicher Lebensräume (Habitate) und eine große Artenvielfalt. So wird eine sehr hohe Biodiversitäts­leistung erreicht, die auch jene eines unbewirtschafteten Waldes deutlich übersteigen kann.

Frage 1: Was sagen Sie zur Win-win-Situation, dass die naturnahe ­Waldbewirtschaftung zu einer höheren Biodiversität führt?

Frage 3: WaldbesitzerInnen haben durch eine naturnahe Bewirtschaftung der Wälder teilweise höhere Aufwände oder geringere Erträge bzw. bei einer Außernutzungsstellung von Waldflächen gar keinen Ertrag. Wie soll oder kann der oder die WaldbesitzerIn für Naturschutzleistungen entlohnt werden?

Frage 2: Wir setzen in Vorarlberg auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung und haben auch sehr hohe Totholzvorräte. Wie könnte das bereits gute Niveau nochmals verbessert werden?

Mag. DI Martin Bösch

Georg Nenning

Regionsmanager Europaschutzgebiete

Waldbesitzer und ­Jagdausschussobmann

1. Dem stimme ich zu, wenn es den waldbaulichen & naturschutzfachlichen Zielen entsprechend fachlich begleitet wird. Man stellt vom Au- bis zum Gebirgswald unterschiedliche Ansprüche, daher gibt es keine Einheitsmethode. Umgekehrt bietet es viel Potenzial für interdisziplinäre Zusammenarbeit. 2. Mit Fokus auf Totholzqualität: z. B. Volumen, Zerfallsstadium, stehend/liegend etc. Letztlich kommt es dem Wald und damit den EigentümerInnen wieder zugute.

1. Von einem artenreichen Wald profitiert auch der Waldbesitzer selber, da dieser weniger anfällig ist und Nützlinge wie z. B. Spechte vorhanden sind. Durch die naturnahe Waldbewirtschaftung können auch Kosten für Aufforstung und Pflege gespart werden. Bewirtschaftete Wälder haben kein geschlossenes Kronendach. Dadurch kommt Licht an den Waldboden und es können sich Krautschichten mit unzähligen Insekten und Amphibien bilden. Auch Säugetiere wie Reh, Dachs und andere profitieren davon. Allerdings zu hohe Schalenwildbestände minimieren die Artenvielfalt dramatisch. 2. Wenn wir nach dem Plenterwaldprinzip – mäßig, aber regelmäßig – den Wald bewirtschaften, können wir kaum noch etwas besser machen. Aktiv könnte Totholz durch „Ringeln“ von Laubbäumen, die weniger als Nutzholz geeignet sind, erreicht werden. Aufgrund der hohen Bringungskosten in unseren Gebirgs­ lagen bleibt regelmäßig Schadholz als Totholz im Wald.

3. So pauschal glaub ich das nicht. Im Gegenteil. Mit der Waldqualität steigern sich Bodenaufbau, Wasserverfügbarkeit, Resistenz bzw. Resilienz und letztlich – wie immer im Wald natürlich langfristig – der Ertrag mit seiner Sicherstellung. Es wird mit Fördersystemen bereits entlohnt und aktuell im neuen Bundesbudget – Stichwort Waldfonds – noch erhöht. Ob es genug ist, liegt im Auge des Betrachters. Forstgesetzliche Ziele wie die Wohlfahrtsfunktion müssen und sollen sozioökonomisch eben nicht vollends in monetärer Abgeltung zur Produktionsfunktion stehen.

3. Außernutzungsstellungen sollten die Ausnahme bleiben, da Holz der beste Rohstoff ist. Für stabile, artenreiche Wälder mit guter Schutzwirkung sollte es eine Erfolgsförderung geben. Das derzeitige Fördersystem hat einige Widersprüche in sich: Es wird die Entnahme von Schadholz einerseits und das Stehenlassen von Totholz andererseits gefördert. Zudem gibt es Förderungen, die eine Abwärtsspirale des Holzpreises noch unterstützen. Für eine naturnahe Waldbewirtschaftung ist eine gute Erschließung Voraussetzung. Eine gute Förderung der Forstwege ist die wichtigste Grundlage hierfür. Langfristig ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung, wie es im Bregenzerwald üblich ist, auch für die Öffentlichkeit günstiger, da viele Folgekosten wie für Aufforstung oder technische Verbauungen zum Schutz vor Lawinen und Muren eingespart werden können.

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Prof. Dr. Ernst Detlef Schulze Waldbesitzer, Professor für Bio­ geochemie und Pflanzen­ökologie, Direktor em. Max-Planck Institut für Biogeochemie 1. Es gibt begutachtete Arbeiten der Universität Göttingen, die zeigen, dass die höchste Artenvielfalt von 16 Organismengruppen wie z. B. Käfer, Flechten, Gefäßpflanzen etc. in gleichaltrigen fichtendominierten Wäldern erreicht wird (Steffi Heinrichs et al., 2019, und Peter Schall et al., 2020). Das Ergebnis ist erstaunlich, denn die größte Baumartenvielfalt wird im kleinparzellierten Bauerwald erreicht, in dem jede Baumart eine eigene Funktion hat.

2. Die Artenvielfalt kann dadurch erhöht werden, dass möglichst viele Baumarten beteiligt werden. Die Baumartenvielfalt steuert die Vielfalt an Pilzen und Insekten. Aber einen Vorarlberger Tannenplenterwald in einen Mischwald zu verwandeln, würde dazu führen, dass die Lebensräume für an den Plenterwald gebundene Arten kleiner werden; ich denke zum Beispiel an den Bärlapp oder an den 3-Zehen Specht. Ich würde das nicht als sinnvoll erachten. Die naturnahe Ausrichtung der Waldbewirtschaftung ist sicher ein Weg auf höchstem Niveau. 3. Ich plädiere dafür, dass sich die EigentümerInnen verpflichten, dass auch in fünf Jahren diese oder jene Baumindividuen noch im Wald zu fi ­ nden sein werden, und dafür sollten sie entlohnt werden. Dies müsste auf der Ebene der EU in Gang gesetzt werden.


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Kluges Bauen Transformation zur Ressourcenschonung, Umnutzung, Wiedernutzung und Weiternutzung

Hier können Sie viele weitere Beispiele des Holzbaupreises anschauen

CO2-Speicherwirkung und enorme CO2-Minderungswirkung mit gesunder Holzumgebung mit klugem Bauen mit Holzplus (Auszeichnung Vorarlberger Holzbaupreis 2023, Bergholz-Haus, ­Sonntag, Foto Zimmerei Heisler).

In einer umfassenden Betrachtung ist es sehr klug, mit Holz zu bauen. Heuer wurde beim international renommierten Vorarlberger Holzbaupreis zum klugen Bauen mit Holz noch ein dickes Plus aufgesetzt. Holz bietet viele Vorteile. Angefangen damit, dass Holz nachhaltig in unseren Wäldern wächst, ist Holz bei richtiger Planung und Einsatz ein unschlagbarer Baustoff mit hervorragenden technischen Eigenschaften. Er hat eine hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht; die Bauteile sind viel leichter als solche aus Beton, Stahl oder Ziegel. Fundamente können dadurch kleiner sein, es können Platz und Kosten gespart werden. Gebäudeaufstockungen und Nachverdichtungen sind einfach möglich. Holz brennt zwar, trotzdem sind Holzhäuser mindestens so sicher wie Häuser aus anderen Materialien. Wenn es zu einem Brand kommt, dann ist das Verhalten im Gegensatz zu anderen Materialien gut berechenbar und kontrollierbar. Das alte Vorurteil stimmt heute sicher nicht mehr.

Holz fühlt sich gut an Was aber sicher stimmt und eigentlich auch jede und jeder von uns bestätigt: Holz riecht gut, fühlt sich gut an und sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Es ist ein warmer Baustoff, der dem menschlichen Körper keine Wärme entzieht. Holz kann Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben und sorgt damit für ein natürlich reguliertes Raumklima.

Mehrzweck- und Mehrparteienhaus in Schwarzenberg: Kluges Bauen mit regionalem Holz zum Nachahmen wurde mit einem Sonderpreis beim Vorarlberger Holzbaupreis 2023 ausgezeichnet (MFH Hof 30, Zimmerei Berchtold, Schwarzenberg, Foto Gabriele Metzler).

Klimaschutz mit aktiver Waldbewirtschaftung Mit den Vorteilen im Klimaschutz müsste es eigentlich eine generelle Verpflichtung für uns alle zum Holzbau geben. Wie in einem zweiten Wald wird in Holzbauten längerfristig CO2 gespeichert. Mit der nachhaltigen Holznutzung bleibt der Wald dabei zuwachskräftig und kann mehr CO2 binden als als ein unbewirtschafteter Wald. Auch die Biodiversität und die Schutzwirkungen kommen dabei nicht zu kurz, im Gegenteil: Sie profitieren von einer aktiven Waldbewirtschaftung. Eine sehr hohe Menge CO2 wird unserer Atmosphäre auch erspart, weil andere, CO2-­ intensive und sehr klimaschädliche Baustoffe wie Beton oder Stahl ersetzt werden können.

Kluges Bauen mit ­Holzbau Plus Bei der heurigen Vorarlberger Holzbau­ preisverleihung wurde eine Transformation der Holzbauarchitektur zu den Kennwerten Ressourcenschonung, Umnutzung, Wiedernutzung und Weiternutzung eingeleitet. Mit klugen Einsparungen, mit mehr Wiederverwendung und mehr Weiterverwendung von Bauteilen und Baustoffen sollen neue Kon­ struktionskonzepte und Materialkombinationen umgesetzt werden. Sehr erfreulich ist, dass in dieser neuen Kategorie beim diesjährigen Vorarlberger Holzbaupreis ein Mehrparteien- und Mehrzweckgebäude, bei dem ausschließlich Holz aus der regionalen Wertschöpfungskette

eingesetzt wurde, mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Das verwendete Weißtannenholz stammt aus einem Umkreis von 30 Kilometern. Die CO2-Speichereffekte bei gleichzeitig sehr geringem Anfall in der Verarbeitungskette und im Transport sind enorm. Die Jury war erfreut, dass das „Wert-Vollholz-Haus“ wahrscheinlich 200 Jahre am gleichen Ort verweilen kann, ohne an Substanz und Wohnqualität zu verlieren. Oder es wird am Ende der Nutzungsdauer zurückgebaut und kann an anderer Stelle wiederverwendet werden. So kann Kreislaufwirtschaft im Holzbau aussehen – das ist „kluges“ Bauen, war die Jury überzeugt.

Für alle BauherrInnen Alle angehenden BauherrInnen im öffentlichen sowie im betrieblichen Bau, im Wohnbau oder auch im Einfamilienhausbereich können sich viele Anregungen von den eingereichten und ausgezeichneten Projekten holen. Insgesamt wurden beim heurigen Vorarlberger Holzbaupreis 26 Objekte in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Es gibt ein breites Spektrum im Holzbau von Revitalisierungen, Sanierungen, gewerblichen Bauten, Parkhäusern, öffentlichen Bauten, Wohnanlagen bis zu Einfamilienhäusern. Sehr erfreulich ist, dass auch heuer wieder sehr viel Weißtannenholz bei den ausgezeichneten Projekten dabei ist. Die Weißtanne spielt als schattenertragende Baumart mit einem sehr guten Bodenaufschluss für eine klimafitte Waldbewirtschaftung eine wichtige Rolle. Ihre besondere Atmosphäre und Haptik ist bei BauherrInnen und PlanerInnen sehr beliebt.

Die Weißtanne ist eine wichtige Mischbaumart für unsere klimafitte Waldbewirtschaftung: Viele BauherrInnen und ArchitektInnen mögen ihre Holzhaptik und Atmosphäre (Anerkennung Vorarlberger Holzbaupreis 2023 Gewerbliche Bauten, Restaurant Peterhof, Furx, Zwischenwasser, Fotos Albrecht Imanuel Schnabel und Rene Dürr).

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Wald Zeitung Winter 2023/24

Traumberuf: FörsterIn! Der schönste und gesündeste Beruf der Welt

messen Holz, schauen auf die Gesundheit des zur ­Verfügung. Zum anderen hat sich die TechWaldes bzw. das Vorkommen von Borkenkäfern nik und Digitalisierung extrem hilfreich weiteroder stehen Menschen, die im Wald Erholung entwickelt. Wo früher beispielsweise händisch suchen, mit Auskünften zur Verfügung. Manchdas Holz gefährlich zu Tal gebracht werden mal sind die WaldaufseherInnen auch mit musste, gibt es heute moderne Forstmaschinen, einer Schulklasse oder einer Gruppe Erwachund wo gefährliche Wildbäche zur Feststellung sener unterwegs, um über den Wald und seine von Gefahrenstellen zu Fuß begangen werden Herausforderungen der Zukunft aufzuklären. mussten, fliegen heute Drohnen und erleichtern Oft beschäftigen sie auch die Themen Wild und die Arbeit. Jagd und wie es mit der Waldverjüngung steht. Die Ausbildung erfolgt Eine besonders große entweder ein Jahr lang „Ich absolviere derzeit eine Lehre im Hilfe sind sogenannte in Rotholz in Tirol beim Landesforstdienst. Mein Ziel ist es, geografische Informatisogenannten Waldaufeinmal Waldaufseher im Kleinwalsertal onssysteme, wo auf digiseherkurs oder in einer zu werden. Ich möchte dort die Wälder talen Endgeräten Luftzweijährigen Fachschule betreuen, damit Mensch und Tier einen bilder, Geländemodelle, in Traunkirchen in Oberschönen und gesunden Lebensraum Grundstücksgrenzen österreich. haben. Mir gefällt die Arbeit draußen, und viele, viele andere besonders die Kombination von Natur und Technik. Von den erfahrenen Waldaufseherkollegen kann ich viel lernen.“ Magnus Huber, Lehrling im 2. Lehrjahr

Lehrling Magnus beim Waldeinsatz mit einer Drohne

Welches Kind träumt nicht von Traumberufen wie Pilot, Prinzessin oder FörsterIn? Draußen im Wald, es riecht nach frischem Holz, vielleicht nach Harz oder beim Reiben von Tannennadeln nach Orangen, eben wie an Weihnachten. Und tatsächlich, es spielt sich bei allen Forstberufen vorwiegend draußen ab. Obs einmal stürmt oder schneit, Forstleute sind nicht aus Zucker. Aber sehr gefragt! Damit unser Vorarlberger Wald in guten Händen ist, braucht es viele Menschen, die auf ihn schauen. Diejenigen, die für die unzähligen WaldeigentümerInnen als Auskunfts- und Beratungsinstanz zur Verfügung stehen – das sind die WaldaufseherInnen. In jeder Gemeinde gibt es eine oder einen, manchmal sind mehrere Gemeinden zu einem Waldaufsichtsgebiet zusammengeschlossen. Sie planen waldbauliche Maßnahmen,

Info und Kontakt Studium der Forstwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien, www.boku.ac.at Försterausbildung Bruck an der Mur www.forstschule.at Forstwarteausbildung, Forstliche Ausbildungsstätte Traunkirchen www.fasttraunkirchen.at Forstlehre beim Land Vorarlberg und Ausbildung zum/ zur WaldaufseherIn in Rotholz forstwesen@vorarlberg.at, www.vorarlberg.at/-/forstwesen-vc Lehre in Forstbetrieben: Lehrlingsund Fachausbildungsstelle der Landwirtschaftskammer Vorarlberg lfa@lk-vbg.at www.lehrlingsstelle.at/vorarlberg Lehre in Forstunternehmen: Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Vorarlberg lehre@wkv.at, www.wko.at/lehre/start

Angestellt sind WaldaufseherInnen im Übrigen beim Land Vorarlberg. Dort und in den Forstbetrieben im Land gibt es zudem ForstingenieurInnen, die entweder zu FörsterInnen oder ForstakademikerInnen ausgebildet sind. Während die fünfjährige Försterausbildung in Bruck an der Mur ganz zu vergleichen ist mit einer HTL in technischen Berufen, studiert man als ForstakademikerInnen an einer Universität Forstwissenschaft, in Österreich in der Regel an der Universität für Bodenkultur in Wien. Sie kümmern sich um die Leitung von Forstbetrieben, um strategische und forstpolitische Themen, um Fachgutachten in Bewilligungsverfahren, Forstförderungen, Forstwegeplanungen, Schutzwaldsanierungen, forstliche Raumplanungsangelegenheiten, Forschungsprojekte und vieles mehr. Wer wirklich lieber den ganzen Tag draußen im Wald, vielleicht noch mit Motorsäge oder Seilkran, arbeitet, der kann die Forstarbeiterausbildung anstreben. ForstarbeiterInnen und ForstunternehmerInnen sind mittlerweile leider Mangelberufe. Wir brauchen sie aber unbedingt, denn sie befördern das Holz, das sie im Wald geerntet haben, anschließend schonend zur nächstgelegenen Forststraße. Wer es als ForstarbeiterIn noch weiterbringen will, kann darüber hinaus noch die Ausbildung zum/zur ForstwirtschaftsmeisterIn absolvieren. Ganz speziell ist der Beruf des/der ForstgartenfacharbeiterIn, der im Landesforstgarten in Rankweil erlernt und ausgeübt werden kann. Die Menschen dort kümmern sich nämlich hauptsächlich um die Aussaat und den Nachwuchs von Forstpflanzen, vorwiegend um seltenere Mischbaumarten, die dort gekauft und in den Wald hinaus verpflanzt werden können. Zugegeben, das Bild des oder der FörsterIn, früher mit Hund an der Leine und Hut am Kopf, hat sich stark gewandelt. Die Herausforderungen des Vorarlberger Waldes sind vielfältig und spannend. Der Klimawandel erfordert es, dass die Forstleute und WaldeigentümerInnen den Wald klimafit machen. Dazu steht ihnen heute viel Wissen und Erfahrung aus der ­Wissenschaft und von erfahrenen FörsterInnen

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Daten abgefragt werden können und die A ­ rbeit im Wald erleichtern.

Du möchtest auch den Traumberuf FörsterIn oder ForstarbeiterIn erlernen? Dann sprich doch einfach den FörsterIn oder WaldaufseherIn deiner Gemeinde an oder melde dich bei uns. Auch unsere Forstbetriebe und Forstunter­nehmerInnen im Land sind sehr interessiert an Leuten mit einer Forstausbildung und bieten ihrerseits verschiedene ­Ausbildungsmöglichkeiten an. „Als Forstwirtin arbeitet man täglich für, in und mit der Natur; unsere Umwelt so aktiv mitgestalten und bewahren zu können, ist eine sehr erfüllende Tätigkeit. Das Studium der Forstwissenschaften bietet dafür eine abwechslungsreiche und breit gefächerte Ausbildung, die ich vor allem Frauen mit Interesse an Ökologie und Technik sehr empfehlen kann.“ Selina Türtscher, Forstwirtin

Drin Selina Türtscher, Leiterin der Forstregion Süd

Wenn du auf diesen Link klickst, siehst du in einem Drohnenflug von Lehrling Magnus einen Plenterwald, in dem ein kleiner Forstweg errichtet werden soll. Dieser dient der schonenden Bringung von Holz, das anschließend als wertvoller, nachwachsender und ­klimaneutraler Hier geht’s Rohstoff zur Verfüzum Film. gung steht.


Wald Zeitung Winter 2023/24

Der Wald in früheren Zeiten Aus den Aufzeichnungen des Kreishauptmanns Johann Nepomuk Ebner – Teil 3

14. April 1837, Hard Ich hatte heute eine lange Unterredung mit dem Holzhändler Steurer in Hard – der mich versicherte, daß es in den Waldungen doch noch nicht gar so arg aussehe, und die Holzpreise bedeutend nicht mehr steigen würden.

21. September 1837, Mäder

mit sich. Der ganze Bodensee ist mit Holz bedeckt – zum Nachtheile der Holzhändler, die bei so später Jahreszeit kein Holz mehr verlangen.

Vor Mittag bekam ich einen Besuch um den andern; unter denselben einen des Gemeindevorstehers von Mäder, der impertinente Opposition gegen das Dekret erhob, wodurch der Gemeinde jede eigenmächtige Holzfällung in den Auen verboten wurde. Ich trumpfte denselben tüchtig ab, und erklärte ihm – auf die Drohung: daß eine Revolution zu besorgen sei – daß ich diesfalls ohne Sorgen sei, und Militär genug im Lande sei, um jeden diesfälligen Versuch zu unterdrücken.

10. Dezember 1836

6. Oktober 1837

Um 7 1/2 Uhr aufgestanden und zum Felsenhäusel spazieren gegangen. Einen so argen Sturm auf dem Bodensee wie heute habe ich noch nie beobachtet. Die Wellen wurden bis mitten in die neue Straße hineingeschlagen. Das ganze Ufer des Sees vom Pulverturm bis zum Felsenhäuschen war mit Holz übersät, das häufig auch vier bis zehn Klafter breit den See bedeckte. Wütend warfen die Wogen das Holz an das Ufer, von wo es wieder zurückprellte und rollte – mit donnerähnlichem Getöse. Der Pegel unter dem Pavillon Gravenreutsruhe war weggerissen und bis an den Anfang der neuen Straße getrieben worden, wo er auf dem Trockenen lag. Es waren heute alle Berge mit Schnee bedeckt, und auch in der Stadt schneite es.

Von Fabriken wollen die Montafoner nichts wissen. Sie verhinderten heuer die Errichtung einer Fabrik in Schruns – durch die Verweigerung jeder Holzabgabe dazu.

Holzrückung war Winterarbeit, Foto: Vorarlberger Landesbibliothek, Sammlung Oliver Benvenuti

Der aus Imst stammende Johann Nepomuk Ebner war von 1822 bis Ende 1849 Kreishauptmann von Vorarlberg. Während all dieser Jahre führte er Tagebuchaufzeichnungen über Land und Leute sowie besondere Ereignisse. Unwetter, Hangrutsche und schwierige Zeitgenossen waren auch damals an der Tagesordnung. Da der Wald auch damals von enormer Bedeutung für die Bevölkerung war, wird er immer wieder in den Tagebuchaufzeichnungen erwähnt.

9. September 1836 Um 6 Uhr aufgestanden. Im Bureau gearbeitet, fünf verschiedene Parteien gehört, namentlich einen Montafoner, der über die Strenge klagte, womit der Stand Montafon jetzt seine Forstrechte verfolge und mit Prozessen die Parteien überfalle. Es wird darüber zweifelsohne eine wichtige weitere Verhandlung gepflogen werden müssen.

6. Dezember 1836 Es hatte während der Nacht stark geregnet und doch war es in der Früh, als ich zur Achbrücke spazieren ging, leidentlich trocken; so unangemessen warm ist dermalen die Witterung. Die Ach war während des Sommers nie so angeschwollen wie heute. Sie führte ungemein viel Holz, namentlich aber auch viel Bauholz, das zur Flößung bekanntlich gar nicht bestimmt war,

Marienberg mit Stadtwald Bregenz, Foto: Sammlung Historische Schrägluftaufnahmen, Vorarlberger Landesbibliothek

13. Dezember 1836, Bregenz Als ich meinen gewöhnlichen Morgenspaziergang machte und in die Gegend des Bierbrauers Gmeinder kam, hörte ich ein ungeheueres Rauschen vom Pfänder herab und die Leute davon sprechen, daß in der Nacht der Lärm ungeheuer gewesen sei. Ich vermutete gleich, daß die vor 5 Jahren stattgehabte Bergabsitzung sich wieder erneuert habe – und leider war diese Vermutung begründet. Ich verfügte mich selbst an Ort und Stelle und fand, daß – eben wie vor 5 Jahren – Wasser, Schlamm, Steine herunterpolterten und das Gut des Hagen schon mit Schutt zum Theil überschüttet, jenes des a vis gelegenen Feßler aber stark bedroht war. Nur in so weit sieht die Sache heuer besser als damals aus daß kein großes Holz mehr abstürzen kann, daß bereits tiefe Rinnsale für das Wasser gebildet sind und diese zum Theil mit Wehren versichert wurden, folglich bei einiger Aufmerksamkeit und weil der Bach nicht groß ist, bedeutendere Ausbrüche ohne zu große Schwierigkeit sich werden hintanhalten lassen.

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20. Oktober 1837 Vermöge eines Berichts des Landgerichts Feldkirch wurden aus dem Holz, welches die Gemeinde Sulz jüngst verkaufte, um den Seelsorger recht dotieren zu können, und welches auf 3.900 f angeschlagen war – 13.000 f erlöst! So enorm hoch stehen die Holzpreise jetzt allenthalben in Vorarlberg!

11. Juli 1843, Göfis Der lange Prozess wegen der Teilnahme am Gemeindeholze, welcher die Gemeinde so lange entzweite, ist endlich geschlichtet, und nun herrscht Ruhe. Früher war immer ein Hauptschreier dagegen, der den Pöbel dagegen stets aufhetzte. Um seinen nachteiligen Einfluss zu beseitigen, ließ ihn das Landgericht während der Verhandlung arretieren. Das war ein – wenn vielleicht nicht streng gesetzlich, doch sehr gutes erfolgreiches Mittel. Hätte man diesen Unruhstifter freigelassen, er hätte die so notwendige Pazifikation neuerdings hintertrieben.

2. August 1843, Mittelberg Das Thal Mittelberg gefiel mir heute wieder so gut wie vor 8 Jahren, als ich es zum ersten Mal sah. Die Gemeindevorsteher machten noch dem Gouverneur eine Vorstellung wegen der Wälderdevastierung – aber waren in ihren Ansichten nicht einstimmig. Man konnte sie daher nicht recht bescheiden.


Wald Zeitung Winter 2023/24

Zahlen, Daten, Fakten Auf 1300 m 8 Spechtarten von 1000 m Seehöhe musste die Ringdrossel – ein typischer „Bergbewohner“ – aufgrund des Klimawandels wandern.

50.000

Buchfinken-Paare ergeben die häufigste Brutvogelart in Vorarlberg.

brüten in Vorarlberg: Schwarzspecht, Grünspecht, Grauspecht, Buntspecht, Weißrückenspecht, Kleinspecht, Dreizehenspecht, Wendehals. Von ihren

≈ 160 Vogelarten

≤ 35 m3/ha Totholz in den Vorarlberger Wuchsgebieten. Das sind hochgerechnet auf die Vorarlberger Wald­fläche 3,4 Millionen Kubikmeter Totholz. Ein ganz ­schöner Haufen, der im Wald bleibt!

In

20 Prozent

der Vorarlberger Wälder kommt die Fichte zum Großteil natürlich im Reinbestand vor. Umgekehrt heißt das, dass wir einen Mischwaldanteil von 80 Prozent haben!

Wussten Sie, dass … … im Frühjahr die Allerweltspflanze Efeu Vögeln die einzig verfügbare Beerennahrung bietet? Und dass im Herbst, wenn kaum mehr etwas blüht, die Efeublüten eine wichtige Futterquelle für Insekten sind? Und dass laut NABU der rankende Efeu ausgewachsenen Bäumen nicht schadet? … der beliebteste Baum für Kleinvögel – wie Zilpzalp, Blaumeise oder Goldhähnchen – im Herbst die Traubenkirsche ist? Auf ihren Blättern lebt eine spezielle Blattlausart. Diese wird emsig von den Vögeln aufgenommen. … trotz des Klimawandels sich noch keine südlichen Vogelarten bei uns dauerhaft angesiedelt haben?

Waldverein Vorarlberg Im Waldverein Vorarlberg setzen sich WaldbesitzerInnen, Forstleute, JägerInnen oder einfach nur FreundInnen des Waldes für eine nachhaltige, klimafitte und naturnahe Waldwirtschaft ein. Sie sind herzlich eingeladen, in den sieben Ortsgruppen im Land einen fachlichen Austausch vielfach im geselligen Rahmen für eine positive Waldgesinnung zu führen.

Rehwild: Biologie und Jagdbewirtschaftung 20.03.2024, 20 Uhr Treffpunkt: Bäuerliches Bildungszentrum Hohenems, Rheinhofstraße 16, 6845 Hohenems, Kursbeitrag 19,– Euro, Anmeldung: Ländliches Fortbildungs­ institut (LFI) Vorarlberg; www.lfi.at/vbg; lfi@lk-vbg.at oder T +43 (0)5574 400-191

Höhlen profitieren weitere Vogelarten.

brüten in Vorarlberg.

Über 35 Kubikmeter Totholz liegen und stehen

Veranstaltungen

… die beliebteste Beerennahrung für Zugvögel im Herbst Hartriegel und Schwarzer Holunder sind? … der Uhubestand stetig wächst? Sein ­Verbreitungsschwerpunkt ist im Rheintal. … der Weißstorch gegenwärtig in seinem Bestand die stärkste Zunahme aller Vogel­ arten aufweist? Er brütete über 100 Jahre nicht mehr in Vorarlberg. Die erste Brut wurde 1984 verzeichnet. Nun brüten hier rund 80 Paare. Er baut seine Nester gerne in Bäumen, legt Nester jedoch erstaunlicherweise auch auf Hochspannungsmasten an. … einzelne Fichten im Siedlungsraum und in der Kulturlandschaft wichtige Brut- und Schlafplätze für Vögel wie Girlitz, Grünfink, Stiglitz sind? … die unbeliebteste Beerennahrung für Zugvögel Liguster und Gemeiner Schneeball bieten?

Frühlingsexkursion im Bregenzer Stadtwald unter dem Motto „Welche Vögel sind schon da?“ 24.03.2024, 9 bis 11 Uhr, Treffpunkt: öffentlicher Parkplatz vis a vis Vorarlberger Landesbibliothek, Anmeldung: Vorarlberger Waldverein; www.waldverein.at; info@waldverein.at

Waldspaziergang für Frauen: „Waldpflege – gewusst wie!“ 05.04.2024, 13.30 bis 16 Uhr, Bereich Walgau, Treffpunkt wird noch bekanntgegeben. Teilnahme kostenlos. Anmeldung: Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI) Vorarlberg; www.lfi.at/vbg; lfi@lk-vbg.at oder T +43 (0)5574 400-191

Baum- und Waldfotografie – Fotokurs mit Conrad Amber 27.04.2024, 9 bis 17 Uhr Gasthaus Adler, Fluh 11, 6900 Bregenz Kursbeitrag 65 ,– Euro; ohne Verpflegung, Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung: Vorarlberger Waldverein; www.waldverein.at; info@waldverein.at

Gastbaumarten im Waldwandel 17.05.2024, 14 bis 17 Uhr, Treffpunkt: Bäuerliches Bildungszentrum Hohenems, Rheinhofstraße 16, 6845 Hohenems, Kursbeitrag 19,– Euro, Anmeldung: Ländliches Fortbildungs­ institut (LFI) Vorarlberg; www.lfi.at/vbg; lfi@lk-vbg.at oder T +43 (0)5574 400-191

Buch-Tipp Baumartenbroschüre Landesforstdienst

In der 80-seitigen Broschüre „Unseren Wald entdecken“ sind die wichtigsten Baumarten Vorarlbergs übersichtlich geordnet beschrieben. Auf je einer Doppelseite mit farbigen Bildern findet man die Ansprüche der jeweiligen Baum­ art an den Standort, die Höhenverbreitung, Holzeigenschaften und Verwendung sowie Informationen zu Anbau und Pflege. Ergänzend findet man Tipps für die richtige Aufforstung. Die Broschüre ist im Landesforstgarten 6830 Rankweil, Sulzerweg 2, erhältlich.

info@waldverein.at; www.waldverein.at Mitgliedsbeitrag ab € 20,–/Jahr

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Wald Zeitung Winter 2023/24

Pferderückung Wie Holz bodenschonend aus dem Wald kommt

Früher musste das geerntete Holz mit Körperkraft oder mit Pferden aus dem Wald gezogen werden. Heute stehen dafür hochspezialisierte und leistungsfähige Maschinen zur Verfügung. Dennoch ist die Holzrückung mit Pferden eine auch heute noch in Vorarl­ berg ausgeübte Methode, um Holz an die Straße zu bringen. Bei geeignetem Gelände und leichteren Holzsortimenten hat diese Methode viele Vorteile. Wer einmal bei der Pferderückung zuschauen konnte, wird bemerkt haben, wie ruhig und

harmonisch diese Tätigkeit vonstattengeht. Pferdeführer und Pferd sind ein gut eingespieltes Gespann, wobei das Pferd mit kurzen Kommandos genau weiß, was von ihm erwartet wird. Besonders bei flacherem Gelände und leichter Schneelage herrschen ideale Bedingungen für die Pferderückung. Die Vorteile dieser Methode liegen darin, dass keine Schneisen für die Rückung gemacht werden müssen und die Kosten auch bei geringer Holzentnahme nicht überproportional steigen. Zudem wird der Boden bei dieser Methode geschont, da die Belastung durch schwere Maschinen wegfällt.

Die verwendeten Pferde sind meist Noriker – Kaltblüter, welche bei günstigem und gleitfähigem Gelände bis zu 1000 kg schwere Holzstämme ziehen können. Die Methode empfiehlt sich daher insbesondere bei Durchforstungen in leicht geneigtem oder ebenem Gelände. In Vorarlberg gibt es e ­ rfreulicherweise noch etliche Holzakkordanten, die Pferde­rückung durchführen. Damit dieses umweltfreundliche traditionelle Gewerbe nicht ausstirbt, wird die Holzrückung mit Pferden in Vorarlberg mit Fördermitteln unterstützt. Die zuständigen WaldaufseherInnen wissen Bescheid.

Mensch und Tier in harmonischer Kooperation

Pferderückung in der Durchforstung

Beachtliche Lasten können gezogen werden.

Buch-Tipp

Wegbereiter der Taschenführer der Baummikrohabitate Klimaneutralität von R. Bütler, T. Lachat, F. Krumm, D. Kraus, L. Larrieu

Mit der Nutzung des jährlich nachhaltig nachwachsenden Holzzuwachses kann „echte“ zusätzliche CO2-Vermeidungsleistung generiert werden. Derzeit wird in Vorarlberg der jährliche nachhaltige Holzzuwachs etwa zu einem Drittel nicht genutzt. Durch den Ersatz von CO2-intensiven Baustoffen und Energieträgern kann unsere Atmosphäre von enormen schädlichen CO2-Emissionen entlastet werden. Die WaldbesitzerInnen werden jetzt mit dem neuen „Klimacent“-Projektfonds „Wald und Holz“ unterstützt, dieses Klimaschutzpotenzial zu nutzen. Es ist eine Einladung zum Mitmachen an Firmen, Vereine, an uns alle! Wir alle sind eingeladen, mitzumachen und Verantwortung für die eigenen CO2-Emissionen zu übernehmen. Alle UnterstützerInnen oder ProjektumsetzerInnen leisten für ihre CO2-Emissionen einen Beitrag und verpflichten sich, diese zu reduzieren. Neben zahlreichen Gemeinden beteiligen sich auch immer mehr Firmen und Unternehmen an dem Modell. Schlussendlich sind wir alle eingeladen, mit einem freiwilligen CO2-Kostenbeitrag einen Schritt vorausgehen. Neben dem Klimacent-Fonds „Wald und Holz“ gibt es noch eine Reihe weiterer Fonds, die ausgewählt werden können. Die Klimaänderung nimmt für die gesamte Menschheit bedrohliche Ausmaße an. ­Klimaneutrales Handeln und Wirtschaften ist ein Gebot der Stunde. Alle, die mitmawir handeln chen, bekommen die AusWeitere Informationen zeichnung als „Wegbereiter unter Klimacent.at der Klimaneutralität“.

Beschreibung und Schwellenwerte für Feldaufnahmen Biodiversität ist in aller Munde. Um sie zu fördern, sind vielfältige ­Habitate, also Lebensräume, für Pflanzen, Tiere, Bakterien und Pilze von großer Bedeutung. Wenn beispielsweise ein dicker Ast vom Baum gerissen wurde, führt das mitunter zu einer Mulmhöhle. Darin kann eine Fledermaus oder ein Specht Unterschlupf finden. Wir sprechen von ­Bäumen mit Mikrohabitaten. Die WSL in der Schweiz hat einen tollen Taschenführer der Baummikrohabitate publiziert, den wir hier gerne vorstellen. In der Praxis lassen sich damit die wertvollen Habitate an Bäumen erkennen und die Biodiversität ganz leicht fördern. Der Taschenführer kann per E-Mail unter e-shop@wsl.ch bestellt werden.

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Der Vorarlberger Waldverein wünscht Ihnen Gesundheit und viel Zeit für wunderbare E ­ rlebnisse im Wald!

Unsere nachhaltige Holznutzung fördert die Artenvielfalt in unseren Wäldern und liefert uns eine sichere und klimapositive Ressource. Wir freuen uns beim Vorarlberger Waldverein sehr, wenn Sie unser nachhaltig n ­ achwachsendes Holz für Ihre Bauvorhaben und Ihre Energieversorgung verwenden!

Wald Zeitung Ausgabe 12 Winter 2023/24

info@waldverein.at www.waldverein.at


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