Vernissagerede für Thomas Schelling, Schönblick, am 21.4.2005
Sehr geehrte Damen und Herren! Thomas Schelling möchte Sie heute Abend mit seinen Gemälden und Skulpturen auf eine imaginäre Reise mitnehmen. Die ersten Bilder, die Sie gemeinsam mit den drei Wächtern aus Ton, im Vorraum empfangen haben, geben auf ihre sehr verschlüsselte Weise Ausdruck von seiner Gegenwart, dem Ist-Zustand, wie man das heute nennt. Seine Themen dort sind – ich zitiere einige Bildtitel – die „Träume und Visionen“, die „Neue Wirklichkeit“, die „HochZeit“… Im ersten Raum, dem kleineren, müssen wir uns ganz anderen menschlichen Seinszuständen aussetzen: dem Grauen, den „Abgründen“, der drohenden „End-Zeit“. Thomas Schelling verdankt – so sagt er es selbst – den direkten Zugang zu seiner Kreativität, die ihm früher nicht bewusst war, einem Bruch in seinem Leben, einer Krise. Er kennt den Abgrund und hat hier versucht, ihn malend noch einmal zu bannen. Sehr bedrängend der den Raum dominierende „Schamane“, eine Mensch-Tier-Gestalt mit durchdringendem Blick, ganz und gar „in Fahrt“, wie wir umgangssprachlich treffend sagen, ein „wildes Bild“, so hat Thomas Schelling es ausgedrückt, glühend/eruptiv in seiner sinnlich/übersinnlichen Ausstrahlung. Verschwimmen hier die Grenzen, so bildet ein anderes Gemälde im selben Raum mit seinem Titel „Rahmen-Bedingungen“ den Kontrapunkt: durch sie fühlt sich der Künstler gehalten, gesichert, aufgehoben in einem ihm wohl gesonnenen Hintergrund, aus dem heraus er schöpferisch tätig sein kann. So sieht er sich auch als Medium, als Vermittler. Mit dem Bild „Aus der Dämmerung“ – es ist nach einer längeren Arbeitspause entstanden – geht es in Richtung Aufbruch: zart, sensibel, bescheiden, geborgen, aber auch bewegt, nach oben wachsend. Und dann, nach der bedrängenden Auseinandersetzung mit Abgründen und Schutzsuche eine Reihe von Kraftbildern: die „Herzfrau“, das „Ahnenbild“, der „Feuertropfen“ – Jetzt sind wir schon im ersten Gang. Hier zieht noch ein Gemälde unsere Aufmerksamkeit auf sich: „Der Magier“, diese Tarot-Figur, ein Strichmännlein als Jongleur, fest verankert am Boden, wunderbar im Gleichgewicht, leicht und locker. Mit den Bildern im zweiten Raum greift Thomas Schelling noch einmal seine Themen auf: die Verletzlichkeit, die sich auch hinter Oberfläche und weißer Fassade zu verbergen sucht, das „Bröckeln der Fassade“, das zu einer „Neuen Perspektive“ führt, und wieder der Künstler