Stefan_Biondi

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Liebe Pfarrangehörige von Tisis, schon manchmal in meinem 50-jährigen Leben hat es mich durch schnelle Entscheidungen in Gegenden verschlagen, von denen ich mir kurz zuvor niemals vorstellen konnte, dass dieser Ort mein Lebensraum werden könnte. So scheint es auch mit meinem Pfarrerwerden in Feldkirch-Tisis zu sein. Der Bitte, mich im Pfarrbrief kurz vorzustellen, komme ich gerne nach: Ich bin als „Italowalser" und Gastwirtssohn in jenem Jahr im Kleinwalsertal geboren, da in Tisis der Grundstein zur „Kirche zur hl. Familie" gelegt wurde; weitere Eckdaten: Volksschule in Mittelberg; Gymnasium in Bregenz (Altmarianer): Theologiestudium in Innsbruck, Jerusalem und Rom: Praktikum in Frastanz; Priesterweihe und Primiz 1983; 7 Kaplansjahre in Dombirn-Oberdorf und Nenzing: 16 Jahre Pfarrer in Gaißau. In meiner Seelsorgsarbeit versuche Ich, mich an Grundaussagen der Bibel und an den gesunden Menschenverstand zu halten. Ich bin glücklich darüber, dass das Wort .katholisch" (griech.) .allumfassend" bedeutet, sodass in unserer Kirche jede/r das Recht hat. voll ernst genommen zu werden: in der christlichen Gemeinschaft darf niemand aufgrund seiner Rasse, Sprache oder Nationalität, wegen ihres/seines Geschlechts, einer Minderheitenzugehörigkeit oder wegen welch „kurvenreicher* Lebensgeschichte auch immer benachteiligt, diskriminiert oder an den Rand gedrängt werden. Das zeigt uns vor allem das Beispiel Jesu. Mein Respekt gilt den Schwesterkirchen des Ostens und der Reformation, sowie anderen Religionen, vor allem dem Judentum und dem Islam. Persönliches Interesse hege ich für „die schönen Künste" aller Art, für Geschichte und Heimatkunde, für mein „Mutterland“ Kleinwalsertal und


mein „Vaterland“ Italien. für das armenische Volk und den Orient, für den Bodensee, für schwimmen und Schi fahren usw. In meinen bisherigen 23 Berufsjahren bin ich immer skeptischer geworden jenen gegenüber, die beanspruchen, 100%ig „die Wahrheit“ zu verkünden. Mit Pilatus frage ich: „Was ist Wahrheit?“. Mit meiner neuen Pfarrgemeinde möchte ich ein Suchender sein, ein Spurenleser nach den Fußabdrücken des barmherzigen und heilenden Gottes in der Helligen Schrift, in den Ereignissen der Zeit und in der Lebensgeschichte eines/einer jeden einzelnen von uns. Über den Neubeginn mit den Menschen in Tisis stelle ich meinen Primizspruch: „Gott, der durch die Macht, die In uns wirkt, unendlich viel mehr tun kann als wir erbitten oder uns ausdenken können, er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus in allen Generationen für ewige Zeiten. Amen." (Eph 3,20f). Stefan Biondi


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