Kunst- und Kurlturpreis 2024

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Kunst und Kultur erhöhen die Lebensqualität

Donnerstag, 23. Mai 2024

Die Ausgezeichneten 2024: Daniela Egger wird mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Anerkennungspreise gehen an die Kunst im Rohnerhaus und den Jazzclub Lustenau. Lisi Hämmerle erhält den Sonderpreis der Jury.

Hauptpreis

Sonderpreis der Jury Lisi

Engagement für Kunst und Kunstvermittlung

Mit dem Preis werden hervorragende Leistungen im Bereich von Kunst und Kultur in Vorarlberg gewürdigt.

Es brauchte die Initiative, es brauchte Partner der Vorarlberger Nachrichten sowie Unterstützer und es brauchte fähige Jurorinnen und Juroren, um einen neuen Kunst- und Kulturpreis auszuloben und zu vergeben. Mit dem Engagement mehrerer Unternehmen und dem Einsatz von im Kunst- und Kulturbereich tätigen Experten ist dies im Vorjahr erstmals gelungen.

Umfangreiche Kriterien

Der Preis ist heuer wiederum dezidiert Künstlerinnen und Künstlern aller Gattungen sowie Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittlern gewidmet.

Die Jurorinnen und Juroren hatten neben der Fokussierung auf spezielle Leistungen der in Vorarlberg tätigen Personen oder Gruppierungen nicht nur die hohe Qualität der Werke, der Produktionen und Projekte, sondern auch bestimmte Faktoren zu berücksichtigen. Zu diesen zählen etwa die Nachhaltigkeit und die thematische Relevanz der Arbeiten und Projekte. Im Besonderen beachtet wurden Arbeiten und Projekte,

die einer prosperierenden Kulturszene dienen, mit denen Impulse gesetzt wurden, die sich um Zugänglichkeit bemühen, die Disziplinen miteinander verschränken oder den Generationendialog fördern.

Besetzung der Jury

Die Jury ist mit Expertinnen und Experten aus den verschiedenen kulturellen Bereichen besetzt, die auch umfassende Kenntnis über das künstlerische Schaffen in Vorarlberg bzw. der Region haben. In diesem Gremium waren Anika Reichwald (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin historisch-wissenschaftlicher Ausstellungen und Autorin), Brigitta Soraperra (Theaterwissenschaftlerin, Regisseurin, Dramaturgin und freischaffende Kulturarbeiterin)

Rudolf Sagmeister (Kunsthistoriker, Ausstellungskurator und Publizist), Peter Heiler (Musikpädagoge, Konzertkurator und Vorsitzender von Musikwettbewerben) sowie Christa Dietrich (Kulturjournalistin) tätig, die auch für die Projektleitung verantwortlich ist.

Dem wertschätzenden Umgang mit dem Kunstschaffen entsprechend, hat die Jury die Entscheidung erst nach eingehender Auseinandersetzung mit ihren Nominierten in mehreren Gesprächsrunden gefällt.

„Eine solche Preisvergabe sowie die Auseinandersetzung mit den Auszeichnungswürdigen richtet den Fokus auch auf die gesellschaftliche Rolle von Künstlerinnen und Künstlern und auf die Wichtigkeit individueller Kulturschaffender sowie auf die Frage nach Bedürfnissen für die Zukunft. Kunst schafft Räume für Begegnungen mit anderen Menschen, Perspektiven und Meinungen.“

Anika Reichwald, Jurorin

„Applaus ist schön, Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturinitiativen benötigen aber auch faire Rahmenbedingungen und eine ausreichende Finanzierung für ihre Arbeit. Nur so können sie kraftvolle Impulse für die Gesellschaft setzen. Kunst und Kultur sind kritische Wegbegleiterinnen – besonders in Zeiten von zunehmendem Rechtsruck, Menschenfeindlichkeit und Umweltzerstörung.“

Brigitta Soraperra, Jurorin

„In einer Zeit, in der sich Hass, Tod, Vernichtung und Vertreibung in einem großen Ausmaß zeigen und wir in Europa nicht geglaubt hätten, dass dies nach der Katastrophe des Ersten und des Zweiten Weltkriegs sowie der nachfolgenden Kriege so schnell und so nah an unseren Grenzen wieder geschehen könnte, ist es wichtig, die Kunst als verbindenden Wert hochzuhalten.“

Rudolf Sagmeister, Juror

„Kultur ist ein Lebensmittel. Mir geht es grundsätzlich um das Aufzeigen der Pluralität kultureller Meinungen und der unterschiedlichen Entstehungsgeschichten von Kultur, um die Notwendigkeit an der Kultur zu wachsen und sich zu entwickeln. Die Sichtbarmachung, die auch mit einer Preisvergabe einhergeht, ist wichtig für die Verankerung von Kunst und Kultur in Vorarlberg.“

Peter Heiler, Juror

„Die sinnstiftende Kraft von Kunst wird oft und gerne beschworen. Auch von der Politik, die Kunst und Kultur vom Gesetz her zu fördern hat. Damit dies nicht zur leeren Floskel verkommt, ist dort konkretes Agieren und Engagement notwendig. Wie Kunst wirkt und was sie bewirkt, machen die Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren Werken, Initiativen und Projekten deutlich.“

Christa Dietrich, Jurorin, Projektleiterin

KUNST- UND KULTURPREIS 2024 2
Eine der Jurysitzungen mit Peter Heiler, Anika Reichwald, Rudolf Sagmeister, Brigitta Soraperra und Christa Dietrich. Daniela Egger Anerkennungspreis Kunst im Rohnerhaus Anerkennungspreis Jazzclub Lustenau Hämmerle Impressum | Herausgeber, Medieninhaber und Hersteller: Russmedia GmbH, Gutenbergstraße 1, A-6858 Schwarzach | Redaktion: Christa Dietrich | Texte: Christa Dietrich plus
Statements der Jurymitglieder | Layout/Umsetzung: Bernadette Prassl | Titelbild:
Christa Dietrich | Fotos: Handout Kunden und wie angeschrieben
| Erscheinungstag: 23. Mai 2024
Fotos: Christa Dietrich, Rudolf Sagmeister, Roland Paulitsch, Sarah Mistura

Daniela Egger hat sich auch als Dramatikerin einen Namen gemacht.

Aus der Jurybegründung: In mehreren Funktionen, etwa als Obfrau von literatur.ist, als Projektmanagerin der Aktion Demenz und in weiteren Unternehmungen verbindet Daniela Egger Menschen. Sie zeigt deren Ressourcen auf, ermutigt sie, verweist aber auch auf Versäumnisse in der Gesellschaft. Als Schriftstellerin gelingt es ihr, solche Themen in Prosatexten und Theaterstücken vortrefflich zu verdichten.

Neben Wohnen und Arbeiten braucht

es den dritten Ort, um gesund zu sein

Daniela Egger, der Schriftstellerin und Kunstvermittlerin mit vielfältigen Tätigkeitsbereichen, wurde der Hauptpreis zuerkannt.

Es sind etliche Themen, die Daniela Egger in jenem Stück behandelt, das das Vorarlberger Landestheater zur Uraufführung brachte. „Zwei Frauen, ein Leben“ gab nicht nur einem auf Deutsch schreibenden Autor nicht-deutscher Muttersprache Raum, das Stück verdeutlichte, dass es weiterhin solche Brückenbauer bräuchte, wie es der türkischstämmige Lyriker und Hörfunkredakteur Kundeyt Şurdum (1937–2016) war. Durch die Sicht von Ayşe Şurdum, seiner Ehefrau, wurden weitere Aspekte deutlich, nämlich die bereichernden Erfahrungen, aber auch Schmerzerfahrungen, die das Unterwegssein mit sich bringt.

Zuvor hatte Daniela Egger bereits das Stück „Who Cares?“ für das Landestheater verfasst. Es thematisiert die Klimakrise bzw. Probleme, die junge Leute bewegen. „Toxic“ steht in der nächsten Spielzeit auf dem Programm. Es ist ein Stück über Britney Spears, das fokussiert,

wie die Pop-Industrie mit Frauen umgeht und wie eine Familie und das Umfeld eines Superstars in die Gier kippt.

„Die Insel in mir“, eine einschneidende, poetische, aber auch humorvolle Auseinandersetzung mit der Krankheit Demenz, wurde vom Anarttheater in Hard uraufgeführt. Der Kaiser Verlag hat das Stück ins Programm aufgenommen.

Relevanz

Allein diese Stücke, zu denen demnächst noch eines über die kultursensible Pflege hinzukommen wird, verweisen auf die gesellschaftspolitische Relevanz der schriftstellerischen Arbeiten von Daniela Egger. Unter dem Titel „Der Steward hätte die Tür nicht öffnen dürfen“ veröffentlichte sie eine Erzählung, die Einblicke in ihre Biografie gibt. Schon als Kind wollte sie schreiben, der Besuch der Modeschule Hetzendorf bot ihr die Möglichkeit, der Vorarlberger Enge zu entfliehen. Daraufhin absolvierte sie eine Ausbildung als Flugbegleiterin und nahm einen Job im Privatflugzeug eines arabischen Scheichs an. „Das geht auf Kosten des Privatlebens, aber ich habe viele Länder gesehen und an fremden Orten viel Zeit zum Schreiben gehabt.“ Der

ORF nahm ihr Hörspiel „Schröder“ an und ihre Mitwirkung am Projekt „Macht Schule Theater“ bot Vertiefung ins Metier.

Mit Kindern und Jugendlichen arbeitet sie nach wie vor. Neben Kurt Bracharz, Ulrich Gabriel und Wolfgang Mörth war Daniela Egger im Gründerteam der Literaturzeitschrift „miromente“, die seit dem Jahr 2005 Autorinnen und Autoren eine Plattform bietet. Ein Ort zum Arbeiten und einer zum Wohnen, das reiche nicht, erläutert sie. „Es braucht einen dritten Ort, um gesund zu sein.“ Ein solcher Ort ist das Literaturhaus Vorarlberg, in dessen Leitungsteam sie als Obfrau von literatur.ist arbeitet. Seit einigen Jahren im Umbau, wird die einstige Villa Franziska und Iwan Rosenthal in Hohenems ab 2025 für das Publikum geöffnet sein. Einige Projekte sind längst am Laufen. Das sind etwa Schulklassen in verschiedenen Ländern, die gemeinsam an einem literarischen Thema arbeiten, das sind ältere Menschen, die über ihre Erinnerungsorte erzählen.

„Das Literaturhaus wird auch ein Ort sein, an dem man erfahren kann, wie Literatur entsteht. Es wird keine niederschwellige Literatur sein, aber der Zugang ist niederschwellig.“

„In einem Stück war es mir wichtig zu zeigen, dass unser Gesundheitssystem von Frauen stabilisiert wird, die für Pflegedienste ein Land verlassen.“

Daniela Egger

Daniela Egger gestaltet auch Ausstellungen wie jene mit dem Titel „Glück gehabt?“ über die sozialen Projekte von Kaplan Bonetti. Im Herbst erscheint eine Publikation, die in Zusammenarbeit mit der Palliativstation in Hohenems entsteht. Autorinnen und Autoren zeichnen Lebensgeschichten von Patienten auf.

Sensibilisierungsarbeit

„Ich glaube, dass wir alle davon profitieren, wenn wir den Blick darauf richten, was Menschen brauchen, die älter sind, die überfordert sind“, sagt Daniela Egger, die vor zwölf Jahren das Projektmanagement der Aktion

Demenz übernahm. In der von Martin Hebenstreit gegründeten Einrichtung entwickelt sie verschiedene kulturelle Formate und schärft damit das Bewusstsein für ein Thema, von dem in Österreich Hunderttausende Menschen betroffen sind. Der Wert der Sensibilisierungsarbeit wird bereits in einem kurzen Gespräch mit Egger deutlich. Etwa, wenn sie von einem mobilen Malort nach Arno Stern erzählt, bei dem Menschen mit Demenz besucht werden damit sie malen können – und dass beispielsweise eine Frau, die nicht mehr spricht, begonnen hatte, mit dem Pinsel einen Liebesbrief zu schreiben.

Die Schriftstellerin greift in ihren Arbeiten Themen wie die Klimakrise auf (nebenan eine Szene aus „Who Cares?“, uraufgeführt am Landestheater) oder die Demenz (oben eine Szene aus „Die Insel in mir“, uraufgeführt vom Anarttheater) und entwickelt auch Projekte für die Aktion Demenz.

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Fotos: Christa Dietrich, Roland Breuss Philipp Steurer, Anja Köhler

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Kunstwerk für die Urkunden

Mit der Wahl für die Urkundengestaltung agiert Alexandra Wacker kraftvoll.

Vermittelnde Aspekte

In der Tatsache, dass in den Kriterien für den Preis neben der

Voraussetzungen für das Wachstum, vielschichtige Erzählungen, die Wahrnehmung der Natur, das Leben und Überleben, Selbstbewusstsein, aber auch die kritische Kommentierung von Entwicklungen sind Themen von Alexandra Wacker. Die in Bregenz aufgewachsene Malerin hat die Urkundengestaltung für die Preisträgerinnen und Preisträger entworfen.

Qualität der künstlerischen Leistung auch vermittelnde Aspekte berücksichtigt werden, sieht Alexandra Wacker auch Bezüge zur eigenen Arbeit. Die Künstlerin hat zahlreiche Ausstellungen in Kunsthäusern, Museen und Galerien vorzuweisen.

Es braucht die ehrenamtliche Arbeit zahlreicher Personen

Mit Bedingungen, unter denen Kultur stattfinden kann, hat sich die Jury ebenso befasst wie mit herausragenden Leistungen von Künstlerinnen und Künstlern.

Mit rund 60 Mitgliedern allein in Vorarlberg – darunter Vereine, Gruppierungen und Einzelpersonen – sowie durch die Vernetzung mit regionalen und internationalen Einrichtungen und Forderungen, vertritt, verbindet, unterstützt und berät die IG Kultur Vorarlberg die Kulturarbeiterinnen und -arbeiter sowie Künstlerinnen und Künstler. Es ist naheliegend, für diese Publikation mit IG-Geschäftsführerin Mirjam Steinbock ein Gespräch zu führen.

Im letzten Jahr hat das Land seine neue Kulturstrategie bzw. eine Überarbeitung des Papiers aus dem Jahr 2016 präsentiert. „Ich habe mir Konkreteres erwartet, vor allem in Bezug auf die unabhängige Szene“, kommentiert Mirjam Steinbock die Publikation. „Das Strategieupdate ist vielmehr ein Befund, entsprechende Maßnahmen müssen aber erst noch entwickelt werden.“ Der Kulturszene werde in der Publikation zwar große Wertschätzung entgegengebracht, was Steinbock jedoch vermisst, ist die Berück-

sichtigung der Charakteristik der freien Szene im Vergleich zu landeseigenen und landesnahen Einrichtungen. Was die freie Szene betrifft, so brauche es zugunsten einer zielgenauen Fördersystematik mehr Kenntnis der Arbeitsbedingungen im gemeinnützigen Sektor und Austausch mit den dort tätigen Personen.

Fair Pay-Thematik

Das Kapitel zur Fair Pay-Thematik, das heißt, zur Bezahlung angemessener Gagen und Gehälter, ist aus der Sicht der Expertin „sehr mager“ ausgefallen. Fazit: Welche konkreten strategischen Schritte das Land Vorarlberg in Zukunft setzen wird - wie beispielsweise Erhö-

hungen des Kulturbudgets für Kulturveranstalter, um sowohl Fair Pay als auch Teuerungen abzufedern, wurde nicht beleuchtet. Mit einem Fairness Codex habe der Bund schon im Jahr 2022 Fair Pay thematisiert und Land und Gemeinden ins Boot geholt – allerdings ohne Strategie. „Logisch, dass sich ohne rechtliche Bindung und höhere Budgets kaum etwas bewegt“, so Steinbock. „Stattdessen ruft man den Veranstaltern und Initiativen zu, dass sie eben fair bezahlen sollen.“ Steinbock macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass auch Bund, Länder und Gemeinden als Subventionsgeber die Pflicht hätten, ihren Anteil an inflationsbedingten Preissteigerungen zu übernehmen. Lustenau hat, wie sie bemerkt, dabei eine Vorreiterrolle eingenommen. „Die Marktgemeinde hat die Leistungen von sich aus um zehn Prozent erhöht. Das ist ein Verantwortung zeigendes Agieren, alles andere gefährdet sukzessive die Vielfalt des Kulturangebots.“

Der Anteil von Kunst- und Kultur im Gesamtbudget des Landes beträgt rund 2,5 Prozent. Zieht man, so Steinbock, die Summen für die großen Kulturunternehmen ab, so werde ersichtlich, dass sich die freie Szene im 0,…%-Bereich befinde. „Dank der zum Großteil

ehrenamtlichen Mitarbeit zahlreicher Personen wird gewährleistet, dass Teilhabe überhaupt erst möglich wird. Ich glaube, dass bei den Regierungsparteien große Angst herrscht, dass das Ehrenamt zusammenbricht.“ Ehrenamtliche Engagements brauchen eine solide Basis, die Strukturen und Planungsperspektive erfordern. „Gesprächsund Spielräume zu fördern und zu erhalten, erachte ich zudem als zutiefst demokratisch. Kulturvereine sind Einrichtungen, die das anbieten und damit zur Nachhaltigkeit beitragen.“ Eine chancengerechte Teilhabe müsse auch über Gratiseintritte oder niedrige Eintrittspreise ermöglicht werden.

Unternehmerengagement

Breitenförderung, Diversität und die Ermöglichung von Nischenprogrammen sind für Mirjam Steinbock zu berücksichtigende Themen. Was die Wirtschaft betrifft, so spreche man mittlerweile von einem Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmermarkt. Bei der Frage, wie attraktiv eine Region für Fachkräfte ist, die die Unternehmen brauchen, spiele Kunst- und Kultur eine wichtige Rolle. Gerade dass sich Unternehmen, wie das hier der Fall ist, für einen Kunst- und Kulturpreis engagieren und somit einen Beitrag leisten, schaffe Bewusstsein für diese Materie.

Einer der höchstdotierten Kunstpreise im Land

Das Preisgeld in der Gesamthöhe von 20.000 Euro markiert einen der höchstdotierten Kunstpreise im Land. Aufgeteilt wird die Summe in einen Hauptpreis zu 12.000 Euro und in zwei Anerkennungspreise zu je 4000 Euro. Der Preis wird heuer bereits zum zweiten Mal vergeben. Partner der Vorarlberger Nachrichten ist die Wiener Städtische Versicherung Vorarlberg. Unterstützer sind die Präg GmbH, die Rudi Lins GmbH & Co KG sowie das Seehotel am Kaiserstrand.

Preisgeld: 20.000 Euro

Hauptpreis: 12.000 Euro

Anerkennungspreise: je 4000 Euro

Vergabe: jährlich

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Fotos: Christa Dietrich, Sarah Mistura, Rudolf Sagmeister, Alexandra Wacker
Mirjam Steinbock ist Geschäftsführerin der IG-Kultur Vorarlberg.

Die Jazzclub-Crew heute mit Erich Palm, Ilse Weber, Helmut Gassner, Hanne Nägele, Martha Bösch, Lisa Palm, Walter Weber, Hanno Bösch, Margit Bösch, Mario Thurnher sowie in früheren Jahren mit Jupp Zeltinger als Gast.

Aus der Jurybegründung: In Clubatmosphäre Jazz auf höchstem Niveau zu erleben, das macht der Jazzclub Lustenau seit nahezu 50 Jahren möglich. Hier wurden Maßstäbe gesetzt, hier wird neben dem Musikerlebnis Information und Vernetzung angeboten. Nach Lustenau wurden und werden Musikerinnen und Musiker geholt, die Weltstars sind oder zu Weltstars wurden und hier wurden Standards für die lokale Szene entwickelt.

In besonderer Nähe zum Publikum

Die einzige Institution, die in der Tradition eines Jazzclubs in Vorarlberg Maßstäbe setzt, ist in Lustenau und absolut anerkennungswürdig.

Der Vorhang mit den Namen der Künstlerinnen und Künstler, die im Jazzclub Lustenau aufgetreten sind, ist bereits raumhoch. Bei der nächsten Aktualisierung der Liste wird die Schrift wohl noch kleiner werden, denn die letzte liegt schon eine Weile zurück. Dem-

nächst wird mit Camille Thurman und dem Darrell Green Quartet die Frühjahrssaison beendet. Stellt man die Frage nach der Zukunft des 1975 gegründeten Clubs, erfährt man jene Lockerheit, die hier die Atmosphäre bestimmt. „Es wird weitergehen“, heißt es. Ohne Spaß an der Arbeit hätte es nicht funktioniert, erklärt Vereinspräsidentin Martha Bösch. Ilse Weber, im Vorstand engagiert, erzählt vom ersten Besuch jener Konzerte, die damals noch im gerammelt vollen

„Uns ist der persönliche Kontakt wichtig. Es gibt mittlerweile auch hier viele sehr gut ausgebildete Musikerinnen und Musiker, aber Jazz ist kein Massenprodukt.“

Walter Weber

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Gasthof Linde stattfanden. Die Anziehungskraft war sofort da und sie blieb bis heute.

Superstars in Lustenau Wie man es überhaupt schaffte, einen Superstar nach dem anderen nach Lustenau zu holen, ist ein Faszinosum. Walter Weber und Helmut Gassner – beide selbst profilierte Musiker – setzen auf Understatement. „Lustenau lag auf der Reiseroute jener, die in Europa bei Festivals auftraten.“ Professionell wie die Jazzclubgründer agierten, kamen sie rasch mit Jupp Zeltinger sowie der Agentin Gabriele Kleinschmidt in Kontakt. Nicht nur Erinnerungen an großartige Konzerte werden im Gespräch wach, sondern auch an Hauspartys bei Kleinschmidt, bei denen die Musiker auch ihre Fähigkeiten am Herd bewiesen haben. „Art Blakey hat ge-

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kocht wie ein Weltmeister.“ Der Schlagzeuger war in den frühen 1980er-Jahren in Lustenau. Die Chronik weist Namen wie Chet Baker, Dexter Gordon, Art Farmer, Dee Dee Bridgewater, Betty Carter, Wolfgang Muthspiel, John Abercrombie, Michel Petrucciani, Karl Ratzer, Harri Stojka, Archie Shepp, Monty Alexander, Alvin Jones, Diana Krall, Jan Lundgren, Joachim Kühn etc. auf und natürlich Jupp Zeltinger sowie zahlreiche Vorarlberger, darunter Jeff Wohlgenannt, Toni Eberle, Peter Herbert, Harry Scheffknecht und Andi Schreiber.

„Das, was uns selbst taugt“, kam ins Programm, konkret hat man die Welt nach Lustenau geholt. Man hat aber auch die Vertreter der regionalen Musikszene, deren Niveau gestiegen war und deren Zahl sich durch die ver-

besserten Ausbildungsmöglichkeiten im Land erhöht hatte, sozusagen mit der Welt in Verbindung gebracht. „Jazz ist wieder im Aufwind“, stellt Walter Weber fest. Dass er dennoch „kein Massenprodukt“ ist, entspricht seinem Verständnis.

Auch in Lustenau dauerte die Party nach dem Konzert oft bis zum Morgengrauen. „Das Schönste daran ist aber die Begegnung, man kommt mit Leuten zusammen, die belesen sind, es entstehen Freundschaften über die Jahre.“ Auch jene zu Monty Alexander, der bekanntermaßen bei großen Festivals und etwa in der Carnegie Hall auftritt. In Lustenau sei ihm bewusst geworden wie sehr er die Nähe zum Publikum vermisst hatte, bekundete er dem Jazzclub. Nicht über seine Agentur, sondern persönlich per Telefon.

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Fotos: Jazzclub Lustenau/Lukas Hämmerle, Christa Dietrich
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„Ich sehe es auch als Friedenshaus“

Das Projekt Kunst im Rohnerhaus wird mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet.

Ein Bild strahlt in Regenbogenfarben. Es ist ein Werk von Jeannette Frei, das fast von der Decke bis zum Boden reicht. Es zeigt eine Umarmung, eine Abschiedsszene, eine bunte Landschaft. Bei Cäcilia Falk ist die Erde bedroht. Oder doch nicht? Der Wal am rechten Rand scheint quicklebendig zu sein. Mario Mathà führt mit ihren Arbeiten ins All bzw. zur Literatur, Gabriele Bösch konfrontiert mit dem Mikrokosmos. An die 30 Künstlerinnen waren in der letzten Ausstellung im Rohnerhaus in Lauterach mit ihren Werken vertreten. Die Qualität stimmt sowieso, was ins Auge sticht, ist eine Auswahl und eine Hängung, die auf Zugänglichkeit hin konzipiert ist.

Kunst im Rohnerhaus ist ein generationenübergreifendes Projekt. Alwin Rohner, ein von Kunst im besten Sinn besessener Unternehmer und Sammler, hat es auf den Weg gebracht, eine Familie offeriert es einem breiten Publikum.

Etwas bewegen

Weil Künstlerinnen lange zu wenig beachtet wurden, sollten einmal nur Werke von Frauen in einer Ausstellung vertreten sein, sollte deren Potenzial gezeigt werden. Demnächst will er

Stillleben präsentieren. „Die Natur ist unser Leben“, sagt Alwin Rohner und mit Kunst ließe sich etwas bewegen. In diesem Zusammenhang sieht er sein Museum auch als ein Friedenshaus.

Inklusive der grafischen Arbeiten umfasst die Sammlung rund 1100 Werke, die ältesten stammen aus dem 18. Jahrhundert. Rohner wurde auch auf jenen Giacomo Francesco Cipper aufmerksam, der in Italien Karriere machte, aber aus Vorarlberg stammt. Den Schwerpunkt der Sammlung bilden aber Arbeiten von Vorarlberger Künstlerinnen und Künstlern des 20. Jahrhunderts. Damit wurden beispielsweise Werke von Oswald Baer, Albert Bechtold, Edmund Kalb, Fritz Pfister, Rudolf Wacker, Norbert Grebmer, Leopold Fetz etc. nicht nur gesichert, sondern vor allem dem Publikum zugänglich gemacht.

Konsequent

Wesentlich ist, dass Alwin Rohner Kunst und Leben konsequent zusammenführt. Das Haus, das er im Jahr 1999 errichtet hat, bietet den Töchtern Viktoria Salzmann und Rabea Huber nicht nur Wohnort, die nächste Generation und auch bereits die übernächste hat die Museumsarbeit zu übernehmen, auch wenn Alwin Rohner die Besucher immer wieder selbst durch die Räume führt und dabei seine Leidenschaft für die Kunst erlebbar macht. Das passiert auf vier architekto-

„Kunst stellt Fragen. In einer Gesellschaft, in der viele vor allem den Wohlstand genießen wollen, wollte ich mit dem Museum etwas bewegen.“

Alwin Rohner

nisch perfekt auf die Funktion ausgerichteten Stockwerken.

Mittlerweile ist das Haus immer am ersten Sonntag des Monats bei freiem Eintritt geöffnet. Für Gruppierungen, Schulklassen etc. können Führungen zu frei wählbaren Terminen gebucht werden.

Zu den thematischen oder auch monografischen Ausstellungen, wurde und wird jeweils Informationsmaterial angeboten. Die Monografie zum Werk von Os-

„Der neue Präg. Weil Schönheit glücklich macht.“

Alwin Rohner hat unter anderem zahlreiche Werke von Vorarlberger Künstlerinnen und Künstlern gesichert und macht sie zugänglich.

wald Baer zählt zu den zentralen Publikationen des Museums.

Es ist in seiner Konzeption und der Trägerschaft eines der wenigen privaten Museen in Österreich. Widerspenstigkeit ist übrigens auch ein Begriff, der für die Kunst im Rohnerhaus gilt. Gut symbolisiert wurde sie beispielsweise einmal durch die Zusammenstellung von Arbeiten der aus Dornbirn stammenden Künstler Edmund Kalb (1990–1952) und Flatz (geb. 1952).

Aus der Jurybegründung: Im Rohnerhaus ist sowohl der Kunst als auch dem wertschätzenden Umgang damit zu begegnen. Die von Alwin Rohner gegründete und nun von seinen Töchtern getragene Einrichtung symbolisiert die Verbindung von Kunst und Leben. Präsentationen aus der Sammlung sowie thematisch konzipierte Ausstellungen konfrontieren mit dem Kunstschaffen in der Region in der Vergangenheit und Gegenwart.

wurde vor 25 Jahren als

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als Erlebnisort für alle errichtet.

Erleben Sie unser außergewöhnliches Ambiente und einen Ort mit den begehrtesten Schmuckstücken und edlen Zeitmessern. Wann nehmen Sie sich Zeit, um durch unsere neu gestalteten Räume zu flanieren und einen entspannten Drink an unserer Bar zu nehmen?

Wir laden Sie ein zum Genießen und Staunen –und zu Begegnungen mit Schätzen von zeitloser Schönheit und unvergänglichem Wert.

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Das Gebäude Kunst-, Lebensort sowie
Fotos: Anja Koehler/andereart.de, Sarah Mistura

„Als eines der führenden Versicherungsunternehmen in Vorarlberg steht die Wiener Städtische den Menschen in Versicherungsfragen seit vielen Jahrzehnten als verlässlicher Partner zur Seite. Daneben spielte aber auch die Förderung

Kunst für alle Menschen erlebbar machen

von Kunst und Kultur seit jeher eine große Rolle. Davon zeugen viele Initiativen und Projekte die österreichweit gefördert und unterstützt werden. Persönlich freue ich mich sehr darüber, dass wir als Wiener Städtische und Mitinitiator des im Vorjahr ins Leben gerufenen Kunst- und Kulturpreises, diesen auch heuer wieder unterstützen. Denn aus unserer Sicht ist es ein Gebot des Anstandes, den Menschen der Region, in der wir geschäftlich tätig sind, so oft es möglich ist etwas zurückzugeben. Und wie könnte das

schöner erfolgen als über den Weg der Kunst und Kultur, die unser aller Leben auf eine ganz besondere Art und Weise bereichern und ein großes Stück weit bunter, abwechslungsreicher und lebenswerter machen. Als Freund und Partner dieser wunderbaren Initiative freue ich mich auf viel spannende Werke unserer heimischen Künstlerinnen und Künstler und wünsche uns allen eine gute Zeit.“

Alexander Meier, Landesdirektor der Wiener Städtischen Versicherung Vorarlberg

„Es liegt in unserem Interesse, die Kunstszene zu fördern und dazu beizutragen, die Werke und Projekte sichtbarer zu machen. Dass hier Großartiges entsteht, ist vielen Menschen vielleicht gar nicht bewusst. Die Marke Porsche steht in einem Nahverhältnis zu Kunst und Design. Dies kommt auch bei Kooperationen mit Künstlerinnen und Künstlern zum Ausdruck.“

Rudi Lins, Geschäftsführer Rudi Lins GmbH & Co KG

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„Auch wenn Vorarlberg bereits eine gute Plattform für Kunst bietet, ist es wichtig, Künstlerinnen und Künstler regelmäßig ins Rampenlicht zu rücken. Im Seehotel am Kaiserstrand pflegen wir eine enge Verbindung zur Kunst und machen Werke einem breiteren Publikum zugänglich. Unser aktiver Einsatz für diesen Kunstpreis unterstreicht dieses Engagement.“

Axel Pfefferkorn, Hotelier, Seehotel am Kaiserstrand

Eine Konstante in der Kunstszene

Dem Gremium ist es ein Anliegen: Galeristin Lisi Hämmerle wurde mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet.

Es sind gut 200 Einzel- und Gruppenausstellungen, die Lisi Hämmerle organisiert und realisiert hat. Dazu kommen zahlreiche Messebeteiligungen im In- und Ausland sowie weitere Veranstaltungen mit vorwiegend junger Kunst. Seit rund 30 Jahren betreibt sie die Galerie in der Bregenzer Anton-SchneiderStraße. Es ist ein Ort der Begegnung mit Kunst, es ist ein Ort für Sammler und ein Ort der Vermittlungsarbeit. „Ich bin nicht einfach Dealer“, bemerkt die Galeristin, der die beratende und vernetzende Tätigkeit wichtig ist.

Hier waren Künstlerinnen und Künstler wie Brigitte Kowanz, Ruth Schnell, Franz Pichler, Wolfgang Bender, Gottfried Bechtold, Siegrun Appelt, Iris Andraschek, Flora Neuwirth, Ulli Knall, Christoph Lissy, Lorenz Helfer, Katherina Olschbauer, Billi

Organisiert hat sie auch zahlreiche Beteiligungen bei Messen wie hier mit Arbeiten von Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf.

Lisi Hämmerle hat insgesamt rund 200 Ausstellungen organisiert und realisiert.

Thanner, Claudia Larcher, Michaela Konrad, Johanna Kandl, Monika Helfer etc. vertreten. Die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen und würde eine Allonge bedingen, wenn man die Namen jener hinzuzählt, deren Werke sie auf Messen in Wien, Madrid, Paris, Basel etc. präsentierte. „Wichtige Leute kommen nicht oft nach Bregenz, ich musste zusehen, dass ich meine Künstlerinnen und Künstler auch in Wien oder im Ausland präsentieren konnte.“

Essenzielle Themen Lisi Hämmerle ist eine Konstante in der Kunst- und Galerienszene. Nach einer Tätigkeit im kaufmännischen Bereich hat sie in den 1980er-Jahren gemeinsam mit Edgar Leissing die Kupferdruckwerkstatt betrieben. Es folgte die Kleine Galerie in Bregenz Am Brand und für Lisi Hämmerle viel Durchsetzungsarbeit, um sich mit Kunst und damit den „essenziellen Themen des Lebens“ zu beschäftigen und schließlich nur das zeigen zu können – und weiterhin zu zeigen, was ihr zusagte.

Die Kunst des Gastgebens auf Vorarlberger Art.

KUNST- UND KULTURPREIS 2024 8
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